REPORTAGE | Firmenportrait
F I R M E N P O RT R A I T Teil 19:
Skechers von Claudius Lüder
◗ Die Skechers-Zentrale in Manhattan Beach (Kalifornien/USA).
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Möglicherweise auch deshalb hat sich der US-Hersteller rund 20 Jahre Zeit gelassen, bevor das Unternehmen mit dem GOrun einen typischen Laufschuh auf den Markt brachte. Das Warten hat sich gelohnt. Die Anfänge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1992 zurück, zu einem kleinen Strandhaus in Kalifornien bei Manhattan Beach: Robert Greenberg und sein Sohn Michael heben die Mar-
RUNNING | 4/2014
FOTOS: SKECHERS
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kechers kennt fast jeder. Die sportlichen Lifestyle-Freizeitschuhe, die mit ihrem Namen mittlerweile fast eine eigene Gattung umschreiben, hat man hierzulande bislang aber kaum mit ambitionierten Laufschuhen in Verbindung gebracht – ein Umdenken ist angesagt. Der Schritt vom sportlichen Freizeit- zum echten Laufschuh scheint optisch gesehen gar nicht so groß, technisch ist er jedoch eine Herausforderung. Denn während ein Freizeitschuh „nur“ bequem sein muss, erwartet der Sportler von seinem Trainingspartner ein paar Funktionen mehr. Zudem ist ein Laufschuh ganz anderen Belastungen ausgesetzt.
ke aus der Taufe. Beide haben bereits eine erfolgreiche Schuh-Vergangenheit hinter sich: der Vater als Gründer der Schuhmarke L.A. Gear, der Sohn als Distributor von Doc Martens. Die erste Produktlinie, welche die beiden entwickeln, sind Utility-Boots für Männer, die gleich zu einem Symbol der Grunge-Ära werden und dem jungen Unternehmen einen erfolgreichen Start bescheren. Auch die in den 90er-Jahren stetig wachsende Skatergemeinde entdeckt das Label für sich. Die Schuhe der Greenbergs sind in, sie sind anders – einfach hip. Zum Erfolg tragen groß angelegte Werbekampagnen in Magazinen und im Fernsehen bei. Skechers kooperiert hierbei mit zahlreichen Stars, wie Britney Spears, Christina Aguilera, Robert Downey jr., Matt Dillon oder auch Sportlern wie Karl Malone und Joey Montana. In den USA wird die Marke so schnell zu einem bekannten Namen und das Familienunternehmen wächst. Neben Vater und Sohn arbeiten Greenbergs vier weitere Söhne und die Tochter im Unternehmen in Schlüsselpositionen. Jason Greenberg etwa lanciert erfolgreich die TV-Kampagnen. Heute umfasst das Sortiment mehr als 3.000 Modelle aus den Bereichen Lifestyle und Performance für Erwachsene sowie Kinder. Skechers ist in den USA die Nummer zwei der Footwear Brands und wurde mehrfach für seine innovativen und hochwertigen Produktlinien ausgezeichnet. Zuletzt mit dem Titel Brand of the Year der amerikanischen Schuhfachzeitschrift Footwear News. Die kleine Firma ist zu einem global agierenden und seit 1999 börsennotierten Konzern gewachsen, der weltweit an 900 Standorten präsent ist. Neu ist seit 2010 die Performance Division, für die technologisch fortschrittliche Funktionsschuhe entwickelt und produziert werden. Neben einer Fitnesskollektion und einer Golfkollektion finden dort Läufer unter dem Label GOrun eine große Auswahl an Laufmodellen, die nahezu alle Bereiche abdecken – von Trail bis Sprint. „Unsere Hauptzielgruppe sind ambitionierte Läufer“, erläutert Anna Dutt von Skechers Deutschland. „Ihnen wol-
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Skechers kompakt Name: Gegründet: Stammsitz:
Skechers 1992 Manhattan Beach (USA) 5.600
Mitarbeiter: Erfolgreichster Laufschuh: GOrun 3 Jahresumsatz 2013: 1,86 Milliarden Dollar
len wir den passenden Schuh für jede Herausforderung bieten – vom Training bis zum Wettkampf.“ Man habe aber festgestellt, dass auch viele Hobbyläufer die Schuhe aufgrund des Komforts und der Technologien lieben würden. Charakteristisch für die Laufschuhe ist das sehr geringe Gewicht, die
◗ Michael Greenberg und Meb Keflezighi beim Houston Marathon 2014.
geschwungene Abrollsohle und ein flexibler Fersenbereich. „Ein guter Schuh ist einer, bei dem man vergisst, dass man ihn trägt“, sagt Anna Dutt zur Philosophie des GOrun. Je flexibler die Sohle bei der Abrollbewegung ist, desto harmonischer ist die Pronationsbewegung des Fußes. Deswegen hört man beim GOrun fast keine Abrollgeräusche, was ein Gefühl des lautlosen Laufens vermittelt.
In der Szene wurde der GOrun sehr positiv aufgenommen, was nicht nur am günstigen Preis von rund 80,– Euro aufwärts liegt. Tatsächlich ist die Wahrnehmung eine ganz andere, als man sie von den klassischen Modellen kennt. Das liegt vor allem an dem charakteristischen verstärkten Mittelfußbereich, der ein sehr direktes Laufgefühl vermittelt. Daneben ist das Gefälle zwischen Ferse und Vorfuß, also die Sprengung, mit vier Millimetern deutlich geringer, was unwillkürlich einen anderen, aktiveren Stil erfordert. Nach einer Eingewöhnungsphase empfindet nahezu jeder das Laufgefühl mit einem Skechers-Modell als äußerst leicht und unbeschwert. In der aktuellen GOrunKollektion ist der Ultra das Modell mit einer stärkeren Dämpfung. Im Gegensatz zum GOrun 3 ist sie hier um rund 65 Prozent höher, womit der Ultra eine gute Alternative für Sportler darstellt, die mehr Halt und Dämpfung brauchen und lange Distanzen laufen. Daneben umfasst das Angebot Wettkampfmodelle wie den GOmeb Speed 2, der in Zusammenarbeit mit dem Marathonläufer und Skechers Testimonial Meb Keflezighi entwickelt wurde. Für 2015 hat das Unternehmen bereits ein weiteres Modell angekündigt: den GOrun Strada. Dieser neutrale Trainingsschuh mit versteckter Stabilität wird ergänzt durch den neuen GOrun 4 und eine überarbeitete Version des GObionic Trail. Es wäre nicht verwunderlich, wenn es demnächst auch einen GOrun Beach in der Performance-Kollektion gäbe. Denn die heutige Firmenzentrale ist nur unweit entfernt von dem kleinen Strandhaus, in dem die Geschichte von Skechers 1992 ihren Anfang nahm.
In einer losen Serie stellen wir Ihnen die Kleinen und Großen aus der Sportartikelbranche vor. Sollten Sie ein besonderes Interesse an einem Unternehmen haben, über das Sie schon immer mehr erfahren wollten, so freuen wir uns über Ihren Vorschlag per E-Mail unter: redaktion@running-magazin.de
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