Damit der Alltag wieder gelingt

Page 1

Mensch & Medizin. Vorhofflimmern: Wann eine Katheter-­ Ablation sinnvoll erscheint

V

orhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens ungeordnet kontrahieren und nicht mehr zum normalen Herzschlag beitragen. Es tritt ein unregelmäßig empfundener Puls auf. Während das Vorhofflimmern bei manchen Patienten unbemerkt bleibt, klagen andere über vielfältige Symptome von Müdigkeit oder Herzrasen hin bis zu kurzen Ohnmachtsanfällen. Da sich während der Abwesenheit einer geordneten Vorhofkontraktion im Vorhof leicht Blutgerinnsel bilden können, ist die Krankheit mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden und entsprechende Symptome sollten ärztlich abgeklärt werden. Ablation versus medikamentöse Therapie Nach sorgfältiger Abwägung aller Faktoren entscheidet der Kardiologe, ob für den individuellen Fall eine Ablation oder medi­ kamentöse Therapie sinnvoll ist. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass der Erfolg einer Ablation beim Vorhofflimmern stark vom Zeitpunkt der Ablation abhängt. Wird diese zu einem frühen Zeitpunkt, d.h. nach wenigen sporadisch auftretenden Vorhofflimmerepisoden durchgeführt, so scheint der Erfolg hoch zu sein. Leidet ein Patient schon lange unter länger anhaltendem Vorhofflimmern, so sind die Erfolgsaussichten einer Ablation oft gering und eine medikamentöse Therapie kann dann sinnvoller sein. Elektrophysiologische Untersuchung und Ablation Bei einer elektrophysiologischen Untersuchung schiebt der behandelnde Kardiologe dünne Katheter von der Leiste bis ins Herz vor, um mithilfe an den Katheterspitzen befindlicher Elektroden ein EKG aus dem Inneren des Herzens aufnehmen zu können. Dadurch kann der Ursprungsort von Herzrhythmusstörungen häufig genau lokalisiert werden. In vielen Fällen ist es möglich, mithilfe eines speziellen Ablationskatheters das für die Rhythmusstörungen verantwortliche Gewebe zu veröden und den Patienten somit dauerhaft zu heilen. Beim Vorhofflimmern entsteht das fehlerhafte Signal häufig in den Lungenvenen, sodass es sinnvoll sein kann, diese m ­ ithilfe einer Ablation zu isolieren. Diese Behandlung wird auch als Pulmo­nalvenenisolation bezeichnet. Aufgrund des erhöhten Risikos der Bildung von Blutgerinnseln während Vorhofflimmerepisoden ist es manchmal nötig, dass Patienten eine Antikoagulationstherapie erhalten, um die Bildung von Blutgerinnseln und die daraus entstehende Gefahr von Schlaganfällen und Embolien zu vermindern. Ebenfalls wird nach erfolgter Ablation normalerweise für einen begrenzten Zeitraum eine Antikoagulationstherapie verordnet. In Völklingen 250 Abla­tionen pro Jahr Am HerzZentrum ist Oberarzt Antonio Calvo de No, Leiter der Elektrophysiologie und Rhythmologie, mit seinem Team für die Behandlung von Rhythmuspatienten zuständig. Mit über 600 elektrophysiologischen Untersuchungen pro Jahr, davon 250 Ablationen von Vorhofflimmern, ist das Team sehr erfahren. Die Völklinger Ärzte setzen hierzu unterschiedliche Methoden wie die Hochfrequenzablation oder die Kryoablation zusammen mit verschiedenen hochpräzisen Navigationssystemen ein. Weiterhin werden in der Rhythmusambulanz in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kardiologen sowohl Patienten mit erfolgter VHF-Ablation nachbetreut als auch Patienten medikamentös behandelt, bei denen eine Ablation wenig vielversprechend ist.

Erfahrene Spezialisten: Das Team der Elektrophysiologie mit Oberarzt Antonio Calvo de No (2.v.r.).

Notarztstandorte in Ludweiler und Brebach sichern schnelle Versorgung von Notfallpatienten

S

eit Anfang letzten Jahres betreiben die SHG-Kliniken Völklingen neben dem Notarztstandort Völklingen/Ludweiler auch einen Notarztstandort in Brebach. Damit ist die notfallmedizinische Grundversorgung in der Region Saarbrücken-Brebach/ Bliesgau gesichert. Der Schritt war notwendig geworden, da die Klinik Brebach-Halberg in absehbarer Zeit geschlossen wird und

10

Am Puls der Zeit.

auf den Sonnenberg umzieht. „Mit der ASB-Wache Saarbrücken-Brebach und dem Notarzt unter Leitung der SHG-Kliniken Völklingen vor Ort ist eine zeitnahe Versorgung der Notfallpatienten sichergestellt“, sagt der Ärztliche Leiter der Notarztstandorte Dr. Axel Tost. „Ein weiterer Vorteil ist, dass Patienten deren Gesundheitszustand es erlaubt und deren Wunsch eine Aufnahme im HerzZentrum Saar ist, direkt von zu Hause aus ins HerzZentrum Saar gebracht werden können“.

E i n K r a n k e n h a u s s t e l l t s i c h v o r.

Psychokardiologie hilft Herzpatienten bei der Angstbewältigung „Herzerkrankungen sind auch eine Belastung für die Seele“, sagt Chefärztin Dr. Claudia Birkenheier, die die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit Ambulanz leitet. Ob Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler, dauerhafte Herzschwäche, Herzinfarkt oder vor und nach einer Operation – die Angst, dass das Herz plötzlich auf Dauer versagt, ist bei vielen Betroffenen ein ständiger Begleiter.

J

eder kennt das Wort „Mir ist schwer ums Herz“ oder „Mir bricht das Herz“. Unsere alltägliche Sprache spiegelt wider, wie sehr körperliche Symptome und seelisches Empfinden zusammenhängen“, erklärt Dr. Birkenheier. Mit der Psychokardiologie, die ihre Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik nunmehr ebenfalls in Zusam-

Gemeinsam ein Herz und eine Seele: Dr. Claudia Birkenheier, Dr. Cem Özbek und Prof. Dr. Ralf Seipelt. menarbeit mit dem HerzZentrum anbietet, will die Chefärztin Menschen, die von Herzerkrankungen betroffen oder bedroht sind, Hilfe anbieten. Das Angebot der speziellen ärztlichen und psychologi-

schen Sprechstunde umfasst psychosomatische Diagnostik und Behandlung, Beratung im Umgang mit Herzangst und körperlichen Symptomen sowie Hilfe bei der Angstbewältigung durch Einüben von Achtsamkeit, Entspannungstechniken und

auf die Situation abgestimmtem körperlichem Training. „Die Schnittstelle zwischen Kardiologie und Psychosomatik hat viel Gutes zu bieten“ ist Birkenheier sicher. Hierzu arbeitet sie eng auch mit den beiden Chefärzten des HerzZentrums, dem Kardiologen Dr. Cem Özbek und dem Herz-Thorax-Chirurgen Professor Dr. Ralf Seipelt, zusammen. „Jeder kann aber auch schon selbst viel dafür tun, dass es möglichst gar nicht erst zu einer Erkrankung kommt“, gibt Birkenheier Tipps für den richtigen Einklang von Herz und Seele. Dazu gehören beispielsweise ein geregelter Tagesrhythmus, körperliche und geistige Aktivität, soziale Kontakte und – wenn möglich – das Meiden belastender Situationen. „Wer dann abends auch noch auf eine regelmäßige Einschlafzeit – ohne Bildschirme – achtet und nicht zu spät ins Bett geht, stärkt seine Gesundheit“, so die Chefärztin.

Damit der Alltag wieder gelingt

Vielfach ein Herz und eine Seele

Die Tageskliniken der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik bieten einen besonders angemessenen Raum für individuelle Psychotherapien

Wir suchen interessierte Gastfamilien

W

ir sind strukturiert mit einem besonderen Schwergewicht auf den psychotherapeutischen Aufgaben. Der Unterschied zu einer Klinik ist der, dass die Betten unserer Patienten zu Hause stehen“, beschreibt Chefärztin Dr. Claudia Birkenheier die Tageskliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Einrichtungen sind Brücken zwischen stationärem Aufenthalt und häuslichem Alltag beziehungsweise Beruf. Die Pa­ tienten besuchen sie an fünf Wochentagen jeweils von 8.30 Uhr bis 16 Uhr, um in stufenweiser Anpassung wieder fit gemacht zu werden für die Rückkehr in den Alltag. Die Tagesklinik ist der Übergang zur ambulanten Behandlung und hilft, stationäre Aufenthalte zu vermeiden. Rund ein Drittel der Patienten kommt ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt zur Behandlung. Die insgesamt 53 Behandlungsplätze bieten viel Raum für Individuelles inklusive Rückzugs­ möglichkeiten für besondere Tätigkeiten. In der therapeutischen Atmosphäre können auch Angehörige in den Gesundungsprozess mit eingebunden werden. Wichtig dabei ist das Aufarbeiten und Reflektieren der privaten oder beruflichen Situation. „Unsere Tageskliniken bieten einen geschützten Raum, der durch das therapeutische Milieu und die Gemeinschaft der Mitpatienten bereits eine deutliche Entlastung für den einzelnen Patienten bedeutet“, erklärt Chefärztin Dr. C ­ laudia Birkenheier. „Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das psychotherapeutische Angebot genutzt werden kann“. Zusammen mit jedem Patienten wird ein detaillierter Tages-

plan ausgearbeitet, der exakt auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Unter einer Reihe von 17 verschiedenen psychotherapeutischen Strukturen wird das passende Angebot ausgewählt. Der Therapieplan umfasst beispielsweise Psychotherapie wie Selbstsicherheitsoder Achtsamkeitstraining, Angstbewältigung, Motivationsgruppe bei Suchtproblemen oder Fitness und Bewegung. Auch Reittherapie und einen Literaturkreis gibt es, ebenso Musik. „Der Aufenthalt bei uns soll so nah wie möglich am Alltag dran sein“ sagt Chefärztin Dr. Birkenheier. Deshalb essen die Patienten auch nicht in der Tagesklinik selbst zu Mittag, sondern nutzen die allgemeine Cafeteria der SHG-Klinik. Wer mag darf allerdings auch in kleiner Runde selbst kochen und in der Tagesklinik essen – ein Teil des Hauswirtschaftstrainings. Kuchen für den gemeinsamen Ausklang zum Wochenende werden immer in der bestens ausgestatteten Küche gebacken. Parallel zur tagesklinischen Behandlung werden auch die Möglichkeiten der anderen Kliniken des Hauses, der Radio­logie, des HerzZentrums, der EEG-Diagnostik oder des Nierenzentrums genutzt.

In der Tagesklinik: Chefärztin Dr. Claudia Birkenheier, Oberärztin Sabine Feltes, Diplom-Psychologin Maren Seifried und Assistenzärztin Marika Kobalia (v.l.n.r.).

D

as Begleitete Wohnen in ­Familien ist eine Maßnahme der Eingliederungshilfe, die über das Landesamt für Soziales finanziert wird. Sie richtet sich an Menschen, deren akute Krankheitsphase abgeklungen ist, die aber zur Bewältigung des Alltags noch Unterstützung brauchen. Die Gastfamilien, die für Aufnahme, Unterbringung und Verpflegung ihrer Gäste ein Entgelt erhalten, bieten einen strukturierten Tagesablauf und schaffen Geborgenheit. Gastgeber können auch Einzelpersonen oder Paare sein. Kontakt: SHG-Kliniken Völklingen Zentrum für Psychiatrische Familienpflege Tel. 06898 – 12 24 58 Informationen zum Fachdienst auch im Internet unter www.shg-kliniken.de

Fort- und Weiterbildungen in der Kardiologie

F

achärzte können in der Kardiologischen Abteilung der SHG-Klinken Völklingen im Rahmen einer Fortbildung die Zusatzqualifikation „Spezielle Rhythmologie – Aktive Herzrhythmusimplantate“ nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DKG) erwerben. Die Abteilung ist von der DKG als Fortbildungsstätte anerkannt, ebenso der leitende Oberarzt Dr. Klaus-Dieter Heib als Fortbildungsleiter.

Dr. Klaus-Dieter Heib.

Aktive Herzrhythmus­ implantate sind Herzschrittmacher, Defibrillatoren, Resynchroni­sationsgeräte (CRT), Kontraktilitätsmodulatoren (CCM), Eventrekorder und andere mit dem Herzen verbundene oder zur Behandlung des Herzens eingesetzte implantierbare Geräte. Darüber hinaus umfassen die Ausbildungskompetenzen der Sektion Kardiologie/Spezielle Rhythmologie unter dem leitenden Oberarzt Dr. Klaus-Dieter Heib: - Weiterbildungsermächtigung Innere Medizin/ Kardiologie 36 Monate - Gemeinsam mit Chefarzt Dr. Cem Özbek komplette Weiterbildungsermächtigung Innere Medizin/Kardiologie - Ermächtigungsambulanz Herzschrittmacher und Defibrillatoren


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.