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Biodiversität in der saarländischen Landwirtschaft

Peter Hoffmann, Präsident des Bauernverband Saar e.V. Foto: Bauernverband Saar e.V.

So extensiv wie keine

Die saarländische Landwirtschaft ist die wohl extensivste im gesamten Bundesgebiet. Mit einem Drittel ist der Anteil von High-Nature-Value (HNV-)Grünland so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Auch der Dauergrünlandanteil von mehr als 50 Prozent an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche macht die saarländische Landwirtschaft besonders. Etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche liegen innerhalb der saarländischen Natura 2000-Gebiete und werden dort im Umweltsinne genutzt. Nutzung ist wichtig, denn eine Nutzungsaufgabe ist dem Verlust des Lebensraumes gleichzusetzen.

Miteinander statt übereinander reden

Getreu dem Motto des saarländischen Umweltministers Rheinhold Jost hat sich die saarländische Landwirtschaft zusammen mit dem saarländischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und den Umweltverbänden NABU und BUND in einen Diskussionsprozess über einen Leitfaden zur Erhaltung der Biodiversität in der saarländischen Landwirtschaft begeben. Ziel der Runde ist die Verbesserung von Bewirtschaftungsprozessen im Detail. Die Anpassungen sollen der Natur helfen, gleichzeitig jedoch für Praktiker gut umsetzbar sein. Zusätzlich soll eine Basis für Förderprogramme erarbeitet werden, die fachlich an den Naturschutz angepasst sind und gleichzeitig die Bedürfnisse der Bewirtschafter und ihrer Tiere berücksichtigen. unmöglich ist, nämlich „wertloses“ Gras zu hochwertigen, gesunden Lebensmitteln umwandeln. So hilft der Verzehr von Milch und Fleisch z.B. bei der Erhaltung der mageren Flachland-Mähwiesen im Saarland. Doch ob das immer so bleibt, ist ungewiss. Die Tierhaltung im Saarland ist seit Jahren rückläufig. Verantwortlich sind einerseits die erzielbaren Preise, andererseits immer neue, nicht wirtschaftlich umsetzbare Auflagen für die Produktion.

Keine Monokulturen im Saarland

Die saarländische Landwirtschaft ist sehr breit aufgestellt. Es gibt Betriebe jeder Ausrichtung, vom Milchviehbetrieb, Schweinehalter über die Schäferei, Pferdebetriebe, Mutterkuhhalter bis hin zum Ackerbauern. So unterschiedlich die Betriebe auch sind, haben sie alle eins gemeinsam: ihre Ackerflächen werden immer im Rahmen von Fruchtfolgen bewirtschaftet. Das bedeutet: „Monokulturen“, bei denen ausschließlich eine einzige Nutzpflanzenart über mehrere Jahre hintereinander angebaut wird, gibt es hier höchstens in Ausnahmefällen. Reinkulturen, also mit wenig Unkrautbesatz, sind dagegen die Regel. Das hält Pilzkrankheiten wie etwa Schimmel von dem für die menschliche Ernährung wichtigen Erntegut fern.

Saarländische Landwirtschaft produziert nur wenig.

Die saarländische Landwirtschaft kann den Bedarf der Saaarländerinnen und Saarländer nicht decken. Etwa 40 Prozent der hier verzehrten Eier werden auch im Saarland produziert. Beim Schweinefleisch liegt diese Quote etwa bei 2 Prozent. Bildlich gesprochen reicht die saarländische Produktion nur für ein sonniges Wochenende zum Schwenken. Eigentlich sollte die saarländische Landwirtschaft unter Schutz gestellt werden. red

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Mit der Initiative „Das Saarland blüht auf“ setzen wir, der Bauernverband, zusammen mit dem Umweltministerium und unseren Projektpartnern ein Zeichen für den Artenschutz und die Biodiversität. Auch wollen wir die Bürger für dieses wichtige Thema sensibilisieren und dazu motivieren, einen aktiven Beitrag zu leisten.

Um die Menschen mit hochwertigen und sicheren Nahrungsmitteln zu versorgen, brauchen wir eine leistungsfähige Landwirtschaft. Dabei hat die Entscheidung an der Ladentheke einen erheblichen Einfluss darauf, was produziert wird, und vor allem, wie es produziert wird. So befinden sich die Betriebe heute in einem großen Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie. Blüten in den Feldern selbst, die sogenannte Ackerbegleitflora, auch bekannt unter dem Namen Unkraut, ist selten geworden. Das hat Gründe. Getreide muss zur Ernte trocken sein. Unkrautbesatz birgt die Gefahr, dass das wertvolle Erntegut zu feucht im Lager landet und dann schimmelt. Das darf nicht passieren. Doch das gesellschaftliche Bewusstsein für den Umwelt- und Naturschutz steigt und so wollen wir unseren gesellschaftlichen Naturschutz-Auftrag annehmen. Die Pflege unserer saarländischen Kulturlandschaft liegt uns besonders am Herzen, denn sie ist charakteristisch für das Saarland: Streuobstwiesen, artenreiches Grünland und blühende Wiesen finden sich so nirgendwo in Deutschland.

Blühflächen schaffen wichtige Lebensräume

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wollen. Insbesondere Insekten und Kleinstlebewesen bilden die Grundlage eines komplexen Nahrungsnetzwerks. Durch den intensiven Flächenverbrauch, die räuberischen Aktivitäten von Fuchs, Krähe, Elster & Co. (Prädationsdruck) und den Rückgang von Insekten- und Spinnenarten in den vergangenen Jahrzehnten sind die Niederwild- und Singvogelbesätze des Offenlandes erheblich zurückgegangen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, brauchen wir in unserer Kulturlandschaft geeignete Lebensräume (Habitate). Diese fördern die Ansiedlung von Bienen, Schmetterlingen und anderen Insektenarten. Neben den Brutdeckungsmöglichkeiten erhöhen sie das Nahrungsangebot für insektenfressende Vogelarten (Goldammer, Feldlerche und Kiebitz) und andere Vogelarten, deren Nachkommen in den ersten Lebenswochen zwingend auf proteinreiche Insektennahrung angewiesen sind (Rebhuhn und Fasan). Artenreiche Blühflächen sind nicht nur überlebenswichtig für eine Vielzahl von Lebewesen, sie bieten auch den Menschen wertvolle Beobachtungsfelder, Entspannung und Freude.

Unsere Saatgut-Komposition: das „Saartgut“

Zunächst: Keine Blühfläche gleicht der anderen, wir müssen bei der Anlage von heimischen Blühflächen auf die spezifischen Bedingungen der saarländischen Kulturlandschaft eingehen. Neben den Witterungsbe-

. . Foto: URSAPHARM

dingungen zum Saatzeitpunkt, der Bodenbeschaffenheit und der Bewirtschaftung der Blühfläche ist das richtige Saatgut entscheidend. Unsere Erfahrung: Das Saatgut ist in hohem Maße am Erfolg einer Blühfläche beteiligt. Deshalb verwenden wir das sogenannte Regio-Saatgut, das einen hohen Anteil an einheimischen Wildpflanzensamen aufweist. Diese wachsen und gedeihen natürlicherweise im Südwesten Deutschlands und sind auf unsere heimischen Insekten und die Ansprüche der Lebensgemeinschaften „Pflanze-Tier“ besonders abgestimmt. Das Saatgut der Haseler Mühle erfüllt unsere hohen Ansprüche. Bei der Auswahl standen uns auch das Umweltministerium des Saarlandes, das Zentrum für Biodokumentation, die Delattinia sowie die großen Naturschutzverbände BUND und NABU zur Seite. Über die genaue Zusammensetzung der Mischung Nr. 22 Wildacker-Wildäsung und der Regio-Mischung Nr. 23 Blühende Landschaft informiert die Homepage https://saartenvielfalt.de.

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