Stilvoll

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„HOFFNUNG IST DIE STÄRKE DER MODESCHÖPFER“ Der Trierer Professor Dirk Wolfes spricht über die Kraft von Fashion, und Studierende der Hochschule Trier zeigen ihre Arbeit

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GEDANKEN IM EWIGEN EIS Der Luxemburger Patrick Peters berichtet von seinem Kite-Ski-Abenteuer in Grönland

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TIPPS GEGEN DEN WINTERBLUES VON STEFANIE STAHL Die Trierer Bestsellerautorin erklärt, warum Selbstreflexion eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist


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stilvoll dezember 2020

INHALT

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4 „KEINE REUE. LEBE DEIN LEBEN“

Gedanken im ewigen Eis: Der Luxemburger Patrick Peters berichtet von seinem Kite-SkiAbenteuer in Grönland

6 „HOFFNUNG IST DIE STÄRKE DER MODESCHÖPFER“

Starke Farben, Feminität und Statements liegen im Trend: Der Trierer Professor Dirk Wolfes erklärt, warum Fashion uns Kraft geben kann, und Studierende der Hochschule Trier zeigen ihre Mode

8 MIT WEITEM BLICK ZU SICH SELBST

Was hilft gegen negative Gefühle und den Winterblues? Die Trierer Psychologin und Erfolgsautorin Stefanie Stahl gibt Tipps und erklärt, warum sie Selbstreflexion für eine gesellschaftliche Notwendigkeit hält

10 SIE SIND DIE KRÖNUNG Judith Kinsky ist Hutdesignerin. Die Saarländerin wurde von einem Magazin ausgezeichnet und veranstaltet mit ihrem Mann auf Mallorca selbst einen Hut-Wettbewerb

12 SCHÄTZE LAGERN NICHT NUR IM TRESOR Diese interessanten Ausstellungen warten auf Sie

14 SO KOCHT DIE HEIMAT

Das kommt heraus, wenn eine regionale „Rezeptsucherin“ und ein an der Mosel geborener Foodfotograf zusammenarbeiten: Ein Kochbuch mit traditioneller Küche – Nachkochen erwünscht!

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15 WER DURST HAT, SAGT CHEERS!

Viele Winzerbetriebe bieten Online-Weinproben an. Volksfreund-Redakteurin Verona Kerl war bei Nicolas Weber vom Margarethenhof in Ayl an der Saar zu Gast – per Instagram.

16 KLEINE TIPPS UND TRENDS 18 RAUMTRENNER SIND MEHR ALS NUR RAUMTRENNER

Wer Rückzugsräume und kleine Oasen braucht, findet kreative Lösungen durch flexible „Wände“

19 DIE FORM IST WEIBLICH

Dieses Buch stellt mehr als 100 Designerinnen vor

20 SAUBERER DURCH DEN SCHLAMM

Geländewagen sind Dinosaurier und deshalb vom Aussterben bedroht? Eher nicht. Glaubt man Experten und Entwicklern, fahren sie künftig auch abseits des Asphalts elektrisch.

21 BEWEGEN: JA. BESITZEN: NEIN.

Handy statt Auto: Junge Städter brauchen keinen eigenen Wagen. Wie ist es auf dem Land? Eine Familie berichtet

22 ENTDECKEN, EINTAUCHEN, AUFSTEIGEN

Warum nicht über Buddhas an der Mosel staunen oder im Saarland in die Höhe steigen? Wenn es Corona gerade nicht zulässt, dann später!

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stilvoll

„KEINE REUE. LEBE DEIN LEBEN“ Gedanken im ewigen Eis: Der Luxemburger Patrick Peters berichtet von seinem Kite-Ski-Abenteuer in Grönland

EDITORIAL

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st dies die passende Zeit für ein regionales Lifestyle-Magazin? Darüber haben wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten Gedanken gemacht, als die erste Stilvoll-Ausgabe entstand. Wir haben Themen hin- und hergeschoben – den Blick in Restaurants etwa heben wir uns auf, weil es schöner ist, wenn Sie nach der Lektüre mit Appetit gleich einen Tisch reservieren können. Und wir haben die Eingangsfrage eindeutig mit Ja beantwortet und sind uns sicher: Gerade in anspruchsvollen Zeiten wollen Menschen abschalten und sich ebenfalls den schönen Seiten des Lebens widmen. Davon gibt es viele – und ein kleiner Auszug davon findet sich auf diesen 24 Seiten. Dirk Wolfes, Modedesign-Professor an der Hochschule Trier, spricht über Statements auf der Kleidung. Er ordnet ein, wie feminin und selbstbewusst Frauen bei der Wahl der Business-Kleidung auftreten, und wie Mode Kraft geben kann. Dazu zeigen wir Ihnen Entwürfe, die an der Hochschule entstanden sind: Unser Titelbild stammt aus Gloria Vera Hohmeisters Bachelor-Arbeit „time is a killer“. Sie wollen Tipps, die Hoffnung machen? Dann empfehle ich Ihnen das Interview mit Stefanie Stahl, Psychologin in Trier und erfolgreiche Buch-Autorin. Die Wut beiseite schieben, konstruktiv nach vorne schauen, das Gute im Blick behalten. Das klingt einleuchtend. Und Sie werden sehen: Hinter Stahls Aussagen steckt mehr als die Allgemeinplätze, die uns an vielen Ecken von vermeintlichen Experten begegnen und selten wirklich hilfreich sind. Erfahren Sie, wie humorvoll Konplott-Designerin Miranda Konstantinidou auf Fragen antwortet, wie eine Weinprobe ohne Kontakte möglich ist und wie der Luxemburger Patrick Peters in 30 Tagen den grönländischen Eisschild durchquert hat. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Stilvoll, unserem neuen regionalen LifestyleMagazin. Thomas Roth

Chefredakteur

Impressum Stilvoll Das regionale Lifestyle-Magazin Verlag: Volksfreund Druckerei Nikolaus Koch GmbH Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8 54294 Trier Geschäftsführer: Thomas Deicke, Thomas Marx Redaktion: Thomas Roth (verantwortlich) Verantwortlich für Anzeigen: Josef Jasper, Wolfgang Sturges (verantwortlich) Layout und Produktion: CROC Design Zustellung: TV-Logistik GmbH Druck: DHVS – Druckhaus und Verlagsservice GmbH Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8 54294 Trier Redaktion Service: 0651/7199-0 Fax: 0651/7199-990 E-Mail: stilvoll@volksfreund.de Anzeigen Service: 0651/7199-545 E-Mail: anzeigen@volksfreund.de Das Titelfoto dieser Stilvoll-Ausgabe stammt aus der Bachelor-Arbeit „time is a killer“ von Gloria Hohmeister, Masterstudentin der Hochschule Trier: Mode und Styling: Gloria Vera Hohmeister Fotografin (des Shootings): Laurin Keul Model: Karen Reichelt Pflichtmitteilung gem. § 9 Abs. 4 Landesmediengesetz Rheinland-Pfalz: Die Volksfreund-Druckerei Nikolaus Koch GmbH mit Sitz in Trier ist eine 100-prozentige Tochter der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH mit Sitz in Saarbrücken.

Patrick Peters. Foto: Chris Weyers

Der Extremsportler und Arzt Dr. Patrick Peters aus Luxemburg hat den 2400 Kilometer langen Grönländischen Eisschild in 30 Tagen mit einem Kite-Ski-Segeldrachen durchquert. Für den Trierischen Volksfreund schildert der 55-Jährige Erlebnisse und Empfindungen während seiner einzigartigen Tour. „Ich ziehe vorsichtig an den schnurgerade im Schnee ausgelegten Leinen. Langsam hebt sich der obere Rand des Lenkdrachens hoch. Der Wind spielt zuerst raschelnd mit dem Gewebe, dann füllt er es stetig auf. Der Zug an den Leinen intensiviert sich, und der Kite (Drachen) kann am Rand des Windfensters sicher in die sogenannte Powerzone geführt werden, um die Kraft zu entfalten. Der Zug wandelt sich in Geschwindigkeit um, zuerst langsam knirschend, dann immer schneller surrend. Der Tross aus Kite, Mensch auf Skiern und Pulka (Nasenschlitten) setzt sich unaufhaltsam in Bewegung, fliegt auf der schier unendlichen glitzernden Eisfläche dem Horizont entgegen. Keine Reue. Lebe dein Leben. Lebe im Hier und Jetzt. Das Aufstehen und das Packen waren wieder umständlich. Über Nacht hatte ein Sturm das Zelt und die Pulka vereist. Meine Finger waren schon kalt und klamm, bevor ich mit dem Frühstücken anfangen konnte. Allein die Routine erlaubt das Weiterkommen, und das ist das Wichtigste überhaupt. Jeden Tag das festgelegte Soll er-

Flow: eins mit der Natur und der Aktion. Foto: Patrick Peters

füllen, sich nicht vom Ziel abbringen lassen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Mein Schatten ist die erste Navigationshilfe bei gutem Wetter. Ich tanze mit ihm gen Norden, über glatten Firn, gewelltes Eis, aufgetürmte stromlinienförmige Rillen und Erhebungen aus hartem Schnee. Blicke auf das Satellitensystem GPS bestätigen den Kurs. Von Zeit zu Zeit muss eine kleine Anpassung der Ausrüstung erfolgen, ich muss die Gesichtsmaske oder Überhandschuhe an- und ausziehen. Nur vorwärts! Risiken gibt es viele, sie wurden alle bis ins Detail besprochen, analysiert und auf ein Minimum reduziert. Notpläne sind festgelegt. Jetzt, vor Ort aber, ist all dies nur noch zweitrangig. Ich fokussiere meine gesamte Energie auf diese Strecke, auf diese Herausforderung, auf das Erreichen des Zieles. Zweifel sind keine mehr vorhanden. Der erste Abschnitt des Tages, Kilometer und Zeitplan, ist geschafft. Der Kite wird gelandet, mit Schnee gesichert. Mann und Material werden überprüft. Man isst und trinkt und bringt sich in Form für den nächsten Teil. Material wird geprüft, verbessert, neu arrangiert. Während mein Körper bis an seine Grenzen und darüber hinaus belastet wird, fixiert sich meine aktive Konzentration auf Wolken, Unebenheiten, Nebel, Schnee, Richtung, Wind. Meine freien Gedanken aber wirbeln um Leben, Tod, Liebe, Hass, Macht. Zu Hause lasse ich mich in Bilder und Tuschezeichnungen meiner Lieb-

Überleben im Sturm. Foto: Patrick Peters

lingskünstler hineinfallen, wenn ich trainiere. Hier lasse ich mich von der Landschaft inspirieren, die von einer nicht gekannten brutalen Schönheit ist. Faszinierende, endlose, lichtdurchflutete Traumwelten, die sich jederzeit in sturmgepeitschte Infernos der Kälte verwandeln können, in denen Eis und Schnee peinigende Alptraumwelten schaffen. Extremer Hochleistungssport einer anderen, besonderen Art. Hochleistungssport im Einklang mit der eigenen inneren geistigen Linie. Die Beine werden irgendwann müde. Der Augenblick zu sagen: Machen wir Feierabend für heute. Einpacken des Kite, Aufrichten und Sichern des Zeltes, häusliches Einrichten, Überprüfen der Ausrüstung mit kleinen Reparaturen. Abendessen, Fotos, Tagebuch, Kommunikation, Schlafsack. Flow. Stunden, Tage, Monate, Jahre der Vorbereitung und des Leidens für Nano-Sekunden der absoluten Befreiung: Befreiung von allem, was sich im Alltag unaufhaltsam angesammelt hat. Alleine und der unerbittlichen, jedoch fairen Natur ausgesetzt, nichtsdestotrotz im Universum verankert und unangreifbar. Katharsis, die geistige Befreiung, erlebt in diesem extremen natürlichen Umfeld nur derjenige, der Nachhaltigkeit übt, der bereit ist, den inneren Dialog mit Ausdauer, Disziplin und Zielstrebigkeit zu verbinden. Ich will einen Weg aufzeigen für Menschen, die suchen, die sich entwickeln und weiterkommen wollen, die aber unter Engstirnigkeit, Unverständnis und Mobbing leiden. Es soll und muss keiner genau denselben Weg gehen, aber jeder kann sich seinen adäquaten Aspekt der Energie, der Kraft, der Inspiration, der Motivation herunterladen, um auf seinem Weg zu seinem Ziel erfolgreicher zu sein.“ Patrick Peters


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dezember 2020 Eisige Schönheit. Foto: Patrick Peters

Alien Invasion. Foto Selfie: Patrick Peters

Grönlandhund Puppies in Ilulissat. Foto: Chris Weyers

Hochleistungssport der besonderen Art: Kiteskiing auf der Grönländischen Eiskalotte. Rider: Patrick Peters Foto: Chris Weyers

ZUR PERSON: Dr. med. Dr. rer. med. Patrick Peters – Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin, Physikalische Therapie, Universitätsdiplom Gebirgs- und Expeditionsmedizin, Polarer Explorer, Kiteskier und Public Speaker. Mitglied im The Explorers Club (TEC) www.patrickpeters.lu www.drpatrickpeters.lu E-Mail: info.patrickpeters@dokter.lu Buch: Ice-Flow, ISBN 2-87964-114-4 Personal Coach: Gunnar Schäfer, Trier Projekt: Antarktis Kite Traversierung 2022/23. Zurzeit Aufbau der Zusammenarbeit mit Sponsoren, Partnern und wissenschaftlichen Institutionen. Anfragen willkommen. Einen Bericht mit Video und Fotostrecke über die Expedition von Patrick Peters finden Sie unter www.volksfreund.de. Im Suchfeld eingeben: Segeldrachen. ANZEIGE


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„HOFFNUNG IST DIE STÄRKE DER MODESCHÖPFER“ Starke Farben, Feminität und Statements liegen im Trend: Der Trierer Professor Dirk Wolfes erklärt, warum Fashion uns Kraft geben kann, und Studierende der Hochschule Trier zeigen ihre Mode Die Fragen stellte Birgit Markwitan

„Mode ist immer schon politisch gewesen und das wird so bleiben.“ Professor Dirk Wolfes. Foto: Maxi Virgili

Statements auf Kleidung gehören zum Alltag. Eines der berühmtesten Beispiele ist „We should all be Feminists“ auf einem Dior-T-Shirt der Designerin Maria Chiara Chiuri vor einigen Jahren. Wird dieser Trend mit zunehmender Polarisierung der Gesellschaft voranschreiten? Dirk Wolfes: Maria Chiara Chiuri ist die erste Chefdesignerin in der langen Tradition von Dior, einem der größten und einflussreichsten Haute Couture-Häuser der Welt. Was Dior unternimmt, wird immer global wahrgenommen. Chiuri nutzt bewusst diese außerordentliche Verantwortung als Head of Design, um die Leistung von Frauen in der Modewelt sichtbar machen. Sie hat zum Beispiel eine Dior-Kampagnenserie nur mit Fotografinnen gestartet und einen Weltkongress zu Mode und Kultur für Frauen organisiert. Die letzte Dior-Schau fand im Sommer in Lecce in Apulien statt, wo ihre familiären Wurzeln liegen. In ihre Kollektion hat sie viele Elemente aus dem traditionellen Handwerk aus dieser Region integriert und hat damit den Frauen, die das Handwerk beherrschen, ein Zeichen der Hoffnung gesetzt und sich bei ihnen bedankt. Chiuri hat also diesen Slogan nicht nur auf ein T-Shirt geschrieben, sondern sie lebt ihn und setzt ihn in ihrer Position und ihrem Unternehmen beharrlich um. Feminismus ist ihr ein Kernanliegen. Hat sie damit etwas ausgelöst? Dirk Wolfes: Ja. Wir thematisieren schon seit einiger Zeit, dass bis in die 2000er Jahre hinein meist Männer die Leitung großer Häuser für Frauenmode hatten. Mittlerweile gibt es mit Stella McCartney oder Phoebe Philo, damals für Celine, immer mehr Frauen in verantwortlichen Positionen, die Mode für Frauen machen. Gott sei Dank. Das männlich dominierte System bricht aus meiner Beobachtung immer mehr auf und verändert sich. Es könnte mehr sein, aber wir sehen mit Designerinnen wie Maria Chiuri, dass sich der Trend in den Firmen auch nachhaltig in den Führungspositionen durchsetzt.

Werden Statements modisch instrumentalisiert, weil sie sich gut verkaufen? Dirk Wolfes: Nicht immer steckt hinter einem Bold-StatementT-Shirt wie bei Dior eine Überzeugung. Es gibt wahrscheinlich auch Unternehmen, die sie produzieren, weil sie gerade modern sind. Ich kann nicht beurteilen, wie ernst gemeint jeder einzelne Slogan ist, aber feststeht, dass wir uns mit Kleidung und Trends ausdrücken und Stellung beziehen. Wir können Botschaften plakativ transportieren. Es gibt ja nicht nur Statement-Shirts. Im vorletzten US-Wahlkampf gab es zum Beispiel auch pinkfarbene Strickmützen als Zeichen gegen Donald Trump. Die Codes politischer Gruppierungen funktionieren nonverbal, wer informiert ist, weiß sofort, was gemeint ist. Das gab es immer schon. Katherine Hamnet hat schon sehr früh Nachhaltigkeits-Themen aufgegriffen. Rei Kawakubos Thema bei Comme des Garçons (franz: so wie Jungen) war, wie der Name schon ausdrückt, Feminismus. Zu den Makrotrends, die sich als ständiges Thema über viele Jahrzehnte erstrecken, gehört die Ökologie. Das Thema kennen wir schon seit den 1970er Jahren und es wird immer breiter. Mode ist immer schon politisch gewesen und das wird so bleiben. Der Hosenanzug war einmal emanzipatorisches Zeichen. Das gilt lange nicht mehr. Viele, gerade jüngere Frauen kleiden sich sehr weiblich – auch Politikerinnen. Gibt es einen Dresscode selbstbewusster Frauen? Dirk Wolfes: Die Auffassung, was als formelle Kleidung im Business möglich und toleriert ist, hat sich sehr stark verändert und belegt teilweise ein sehr feminines Selbstbewusstsein. Als erstes Beispiel möchte ich Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, nennen. Auf Fotos steht sie, pinkfarben angezogen, in einem Meer von Männern in dunkelblauen, schwarzen oder anthrazitfarbenen Anzügen. Sie macht ihre Weiblichkeit sichtbar, indem sie sagt, ich bin da, ich trage feminine Farben. Es gibt natürlich andere Politikerinnen – Julia Klöckner oder Malu Dreyer zum Beispiel, die mit ihrer Farbigkeit und ihrer Kleidung feminin auftreten. Impulsgeberin dieser neuen Weiblichkeit ist Phoebe Philo in ihrer Zeit bei Celine gewesen. Ihr großer Beitrag in der Designentwicklung war, dass ihre Kleidung

sich nicht einfach in der Konstruktion von Männerkleidung ableitet und dennoch formal ist. Jil Sander hat vorher stark mit maskulinen Grundformen gearbeitet und sie dann feminisiert. Philos gestalterischer Weg hatte mehr Substanz, sie hat unseren Begriff, was wir adäquat finden, erweitert. Eine Frau in einer Führungsposition kann auch Rosa tragen, ohne dass wir ihre Autorität infrage stellen. Daraus ergeben sich die wahrnehmbareren Zeichen der jüngeren Generation und daraus ergibt sich das enorm wichtige Signal, dass Frauen umgekehrt auch Führungspositionen beanspruchen sollen. Es gibt sogar den Trend zu einem neuen Chic. Ist das die Weiterführung der Betonung des Weiblichen oder ist das der Beginn einer neuen Spießigkeit? Dirk Wolfes: Jein – es kann sowohl als auch sein. Es kommt darauf an, wer was in welchem Zusammenhang trägt. Es gibt tatsächlich den Trend der neuen Spießigkeit einer jungen Generation. Es ist ihre Reaktion auf die Informationsfülle, auf die Komplexität der Entwicklungen, auf Ängste und Sorgen – Stichwort Klimakrise. Dieser Eskapismus ist Ausdruck eines Wunsches nach Stabilität. Man möchte Werte und Ordnung aufrechterhalten, man möchte sich romantisch zurückziehen und nicht nur in Funktionskleidung herumlaufen, um gegen den nächsten Virenangriff und Kälteschauer gerüstet zu sein. Die Mode bietet Fluchtmöglichkeiten wie die Märchen- und Fantasy-Welten der Computerspiele. Diese Sehnsucht gilt natürlich nie für eine ganze Generation. Es gibt im modischen Angebot eine immense Vielfalt, es werden viele Bedürfnisse befriedigt, die alle einen Grund haben und manchmal sogar innerhalb eines Trends widersprüchlich sind. Manche Frauen tragen diesen „Chic“ eher selbstbewusst, die anderen flüchten damit vielleicht. Das ist bei jungen Männern übrigens auch so. Es gibt auch bei ihnen eine Art neuer Spießigkeit. Wo liegt der Reiz der früher als „hässlich“ geltenden Bucket Hats und Dad Sneakers? Eingeläutet hat diesen Trend Demna Gvasalia, damals bei Vetements. Dirk Wolfes: Demna Gvasalia und sein Bruder haben Vetements zusammen gegründet. Seit einigen Jahren arbeitet er aber ausschließlich für Balenciaga. Gvasalia ist

Svenja Woltmann ist Masterstudentin. Ihre Bachelorarbeit trägt den Titel „Fortgang“. This sounds like goodbye Foto: Laura Schleder (@laura_schleder) Photography Assistance: Luca Engel (@lucaserverin) Styling + Designer: Svenja Woltmann (@svenja_woltmann) Styling Assistance: Anne Marzi (@anne.marzi) Hair & Make-up Lena Klein: (paper_and_powder) Models: Miriam Sippl (@miriamguiliette) Agentur: Let it Go Managment, Berlin @letitgomgmt, Patrick Amelie Becker (@wbkruhackebeiltoni)

von Paris nach Zürich gezogen. Er beobachtet Menschen auf der Straße, in Cafés und Restaurants, schaut sich deren Verhalten und deren Kleidung an und entwickelt dann seine Kollektion. Er sagt, er arbeite wie ein Soziologe, der Studien macht und greift auf, was die Gesellschaft ihm präsentiert und überhöht es in seiner Stilistik. Seine Arbeit ist also eine Art Spiegel der Gesellschaft, in dem er sie, man könnte es böse formulieren, zum Teil persifliert. Es gibt diese Ästhetik der Vorstädte, der Gesellschaftsschichten, die nicht Teil des Establishments oder der Bürgerlichkeit sind, sondern als Randgruppe ihren eigenen Stil kultiviert haben. Gvasalia hinterfragt unsere von überhöhten Schönheitsidealen und Stereotypen dominierte Kultur. Menschen sind eben nicht perfekt – das bringt er auf den Laufsteg und steht damit in der Tradition von Maison Margiela, bei


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dezember 2020 Véronique Schweizer ist Masterstudentin im Fachbereich Modedesign. Seit 2017 designt sie unter dem Namen „VRNQ – handmade jewelry“ ihren eigenen Schmuck. Fotoshooting: Palais Trier Mode und Schmuck: Véronique Schweizer Foto: Michelle Geist Model: Greta Mayr Hair & Make up Artist: Jessica Hubert Bax

ren Longblazer, die sehr populär sind. Sie sind Blazer oder Kurzmantel, man kann sie zu Kleidern tragen, zu engen Hosen oder Leggings. Dieses Teil bewährt sich in sehr vielen Lebenssituationen.

dem er auch angefangen hat. Der ist wiederum Zögling von JeanPaul Gaultier und dessen Anliegen war es, Charakter auf die Bühne zu bringen. Demna Gvasalia führt das weiter und beschreibt die Subkulturen und Randgruppen. Hat Demna Gvasalia auf der Straße einen DHL-Paket-Fahrer gesehen und herausgekommen ist ein T-Shirt in Kooperation mit dem Unternehmen? Dirk Wolfes: Das war im Ursprung keine Kooperation. DHL fand die Idee aber dann so gut, dass sie daraus entstanden ist. Damals lebte Gvasalia noch in Paris und es war eine der ersten Kollektionen von Vetements, in die er einfach Kleidung aus dem Arbeitsleben intergiert hat. Vetements war damals noch eine Undergroundsache, eher für Insider. Dann haben ein paar Models das DHL-Shirt getragen und es wurde auf einmal zu einem Erkennungszeichen für den Up-coming-Superstar. Folgt Lidl diesen Spuren? Der Discounter hat Mode mit seinem Schriftzug herausgebracht. Dirk Wolfes: Das machen mehrere Firmen mittlerweile. Aldi hat aus seinem ursprünglich für Tüten entwickelten Motiv Kollektionsteile entwickelt und sehr erfolgreich verkauft. Dieser Trend entspringt den unglaublichen Erfolgen von Kooperationen. Wir haben seit einigen Saisons sehr erfolgreiche Projekte einzelner Unternehmern, die zusammen eine Drop-in-Kollektionen, Casual-Kollektionen oder sehr limitierte Sonderkollektionen auf den Markt bringen. Für viel Aufsehen sorgte die Zusammenarbeit von Louis Vuitton mit Supreme, dem Skater-Spezialisten. Sie war rasend erfolgreich. Die Luxus-Marke Louis Vuitton hat das gemacht, um ihr Portfolio im Bereich Sportswear zu erweitern, weil es ein wichtiger Markt ist. Das war eine sehr kluge Strategie.

Was macht die Kooperationen so erfolgreich? Dirk Wolfes: Die Limitierung. Es sind Dinge, die es in dieser Form von dieser Marke sonst nicht gibt. Der US-Rapper Kanye West betreibt das sehr erfolgreich mit Yeezy. Die Sneakers gab es zuerst bei uns gar nicht. Es kam nur ein ausgewählter Kreis an sie heran. Das hat sich aber vor zwei Jahren geändert. Produziert werden sie von Adidas und es ist eine der erfolgreichsten Kooperationen des Sportartikelherstellers. Spiegeln sich gesellschaftliche Ängste und Probleme in der Mode? Zum Beispiel in langen Röcken? Es gibt ja diese Theorie, dass sie in wirtschaftlich schlechten Zeiten länger werden. Dirk Wolfes: Wir haben den Trend zu sehr duftigen und weit geschnittenen langen Kleidern. Sie sind sehr modisch, aber auch praktisch. Darunter werden von vielen Frauen Funktionsteile wie Leggings und Bodys getragen, die wiederum bei den vielen Organza- und Häkeln-Kleidern das Gefühl der Sicherheit verleihen. Die Frauen kleiden sich sehr feminin, fühlen sich aber nicht entblößt und vor unangenehmen Blicken geschützt. Dieses Layering (engl.: Schichtung) ermöglicht beides. Was ich zum Beispiel als sehr starke Reaktion der Modeschaffenden auf Corona sehe, ist der Trend zu Farbe. Wir arbeiten mit Bold-Colours und mit massiven Farbbildern. Es gibt das Thema Tropen mit saftigen Grüntönen und Drucken – es ist eine Reaktion auf das Bedrohliche, es ist ein Statement der Hoffnung, da heil raus zu kommen. Mode als Zeichen der Hoffnung und Schutzpanzer zugleich? Dirk Wolfes: Die Funktionskleidung beschützt und das Feminine lässt sich darüber layern. Es werden unterschiedliche Pole zusammengebracht. Ähnlich funktionie-

Oversized-Jacken, die wieder da sind, gab es schon in den 1990ern ebenso wie Grunge. Was bedeutet dieser Rückgriff? Dirk Wolfes: Bei Grunge sehe ich vor allem die Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit. Es ist das Einbeziehen von Trecking, Camping und eben das Bewusstsein für Natur, das über die Kleidung dokumentiert und in die Städte hereingeholt wird. Es ist der große Trend, Dinge aufzuarbeiten und zu Recyceln. Den Grunge-Trend befeuert sehr der Gedanke, die Wertigkeit der Teile aus anderen Epochen zu betonen. Es steht für das Bewusstsein, dass wir mit der Natur haushalten müssen. Rein modisch gesehen ist der große Mehrwert der Grunge-Mode das Layern gewesen. Mode wird in Schichten getragen und bekommt eine Funktion, die sie ursprünglich nicht hatte. Altes und Neues wird kombiniert. Das gilt auch unter anderem für die Surfer-Szene, die ihren Stil in die Städte getragen und dort manifestiert hat. Kleidung, die aus einem anderen Lebenszusammenhang kommt, wird stilistisch umgeformt und zu einem Modetrend. Die Vielfalt mit ihren sehr unterschiedlichen Richtungen ist es, die uns Hoffnung gibt – Hoffnung ist die Stärke der Modeschöpfer.

Anne Marzi setzt ihr Studium nach ihrer Bachelorarbeit „Made in Pain“ an der Hochschule Trier fort. Mode: Anne Marzi Foto: Keyvan Varashk Model: Hannah Knoblauch Hair and Make up: Tina Follmann Assistenten: Julia Sumislawski und Janik Rockensüss

ZUR PERSON Dirk Wolfes ist seit 2008 Professor für kreativen Entwurf und Strick in der Fachrichtung Modedesign der Hochschule Trier. Er ist 1963 in Münster geboren und hat in Zürich an der Hochschule für Gestaltung und an der Trierer Hochschule studiert. Neben seiner Tätigkeit als Professor arbeitet er freiberuflich beratend und hält Vorträge zu Trendthemen der Mode. Er lebt in Düsseldorf. 100 JAHRE MODE IN TRIER Die nächste große Modenschau des Fachbereichs Modedesign der Hochschule Trier ist für das Jahr 2022 geplant. Das Warten darauf hat ausnahmsweise nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, sondern dann steht für die Hochschule und für die Stadt ein besonderes Jahr an – seit 1922 wird in Trier Mode unterrichtet. Damals in der Modeklasse der Werkkunstschule Trier, die 1971 in der Fachhochschule, heute Hochschule, und im Fach Modedesign aufging. Das Mode-Jahr 2022 wird mit vielen Veranstaltungen gefeiert.

Gloria Vera Hohmeister ist Masterstudentin der Hochschule: Das Foto zeigt einen Ausschnitt ihrer Bachelor-Arbeit „time is a killer“ und ist auch Titelfoto dieser Stilvoll-Ausgabe. Mode und Styling: Gloria Vera Hohmeister Fotografin (des Shootings): Laurin Keul Model: Karen Reichelt

NÄCHSTE AUSSTELLUNG Die nächste Ausstellung mit Arbeiten aus der Fachrichtung Modedesign ist am 8. Januar in der Tuchfabrik in Trier zu sehen – unter dem Titel „La Mode et la Morte“


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MIT WEITEM BLICK ZU SICH SELBST Was hilft gegen negative Gefühle und den Winterblues? Die Trierer Psychologin und Erfolgsautorin Stefanie Stahl gibt Tipps und erklärt, warum sie Selbstreflexion für eine gesellschaftliche Notwendigkeit hält. Die Fragen stellte Birgit Markwitan „Ich gehe viel wandern und spazieren, das hält mich bei guter Laune“, sagt Stefanie Stahl. Foto: Roswitha Kaster

kommen. Wer sich überlegt, wie oft er in seinem Leben schon eine kleine Winterdepression hatte und wie oft die empfundenen Ängste am Ende berechtigt waren, merkt, es tritt meistens nicht ein, wovor man Angst hatte.

Frau Stahl, auf ihrer Homepage heißt es „Diese Frau therapiert ganz Deutschland“. Ihr Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ steht seit Jahren auf Platz 1 der Bestsellerliste. Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres Buches? Stefanie Stahl: Es spricht alle Menschen an, weil jeder sein Päckchen zu tragen hat. Es gibt keine Lebensläufe, in denen alles klappt. Jeder hat seine Fragen und das Buch bietet gute Lösungsansätze. Das heißt, Leben, die ganz glatt verlaufen, sind unnormal. Stefanie Stahl: Von denen habe ich noch nie gehört. Es gibt diesen schönen kurzen, aber wahren Spruch: „Unter jedem Dach ein Ach“. Die Wintermonate sind für viele Menschen im wahrsten Sinne eine dunkle Zeit. Dazu kommt die Pandemie. Das kann selbst Frohnaturen auf die Seele drücken. Lässt sich psychischer Verstimmung zuvorkommen? Stefanie Stahl: Das hängt natürlich von der persönlichen Situation ab. Wenn man nur die Maßnahmen mitzutragen hat, aber ansonsten nicht existenziell von der Corona-Krise betroffen ist, empfehle ich, sich nicht zu sehr im Widerstand zu verlieren, sondern die Dinge jetzt anzunehmen, wie sie sind und zu denken: Es ist eben nicht zu ändern, jetzt mache ich das Beste daraus. Die Vorweihnachtszeit ist ja gerade besonders dazu geeignet, es sich zu Hause ganz, ganz gemütlich zu machen, sich einzukuscheln. Der Winter kann ja auch etwas sehr Geborgenes haben, man sollte das nutzen und es sich nett machen. Was die Dänen hygge nennen, Lichter anzünden, Tee kochen und warme Socken anziehen? Stefanie Stahl: Ja, es geht darum, sich Zeit zu nehmen, nachzudenken, zu schauen, ob es genug – wenigstens virtuellen – Kontakt zu den Menschen gibt, die man mag. Es geht darum, sich viele Genussmomente im Leben zu verschaffen. Denn je gestresster wir sind, desto gereizter sind wir und in diesem gereizteren Zustand sind wir auch die schlechteren Menschen, desto kleinlicher werden wir auch zu

unserer Umgebung. Das kennt jeder von uns. Gerade, wer immer nur von einer Pflicht zur anderen hetzt, sollte es sich gutgehen lassen, dann ist er ausgeglichener und besser zu seiner Umgebung. Die täglichen Nachrichten von Infektionszahlen, der politischen, wirtschaftliche Lage bereiten vielen Menschen Kummer. Würde vorübergehende Realitätsflucht helfen? Stefanie Stahl: Ich denke, es reicht, einmal am Tag die Nachrichten zu schauen oder einmal am Tag die Zeitung zu lesen, und sich nicht in ihnen zu verlieren. Es ist besser, sich darauf zu konzentrieren, was am Tag anliegt. Alle Ängste haben eines gemeinsam: Sie sind in die Zukunft gerichtet. Deswegen ist es ein sehr gutes Training, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Was lässt sich gegen schwere Gedanken und Gefühle tun? Stefanie Stahl: Ein Wundermittel gegen depressive Stimmungen ist Aktivität und Bewegung. Warum nicht die Wohnung aufräumen oder einen Spaziergang machen? Es ist sehr wichtig, sich Aufgaben zu stellen und den Tag zu strukturieren, sich nicht zu erlauben, durchzuhängen. Ältere Menschen sind stärker gefährdet, gerade jetzt in der Corona-Krise, weil sie oft weniger Kontakte haben und nicht mehr im Berufsleben gefordert werden. Es ist aber bekannt, je mehr wir „dem Gehirn sich selbst das Denken überlassen“, desto mehr neigt es zur negativen Seite. Die Evolution hat es eingerichtet, dass wir immer auf Gefahren und Probleme achten – das hilft uns zu überleben. Ist ein Mensch in eine berufliche Tagesstruktur eingebunden, ist er weniger gefährdet, sich in Grübeleien zu verlieren. Wenn das doch der Fall sein sollte, gebe ich immer den Tipp, die täglichen Sorgen aufzuschreiben und zu überlegen, was schlimmstenfalls passieren würde. So werden die Sorgen extern abgespeichert und das Gehirn kann sich wieder auf etwas anderes konzentrieren. Denn das ständige Wiederholen negativer Gedanken ist der Versuch des Gehirns, sie unter Kontrolle zu be-

Was tun, wenn Menschen während der Pandemie die berechtigte Furcht vor einer Erkrankung haben, vor finanziellen Folgen, vor Auflagen? Stefanie Stahl: Ich kann verstehen, dass einige Berufssparten echt verärgert waren und sind, und ich persönlich finde auch, man hätte die Auflagen etwas differenzierter gestalten können. Aber Wut ist meistens eine schlechte Entscheidungsgrundlage. Jetzt gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und über Lösungen nachzudenken. Ich schlage vor, konstruktiv an die Sache heranzugehen. Wenn wir uns nur auf das Negative fokussieren, verengt sich unser Blick. Aber es ist ganz wichtig, den Blick ganz bewusst immer wieder auf Weitwinkel zu stellen, sich bewusst zu machen, was an Positivem da ist. Es gibt gerade in Deutschland jede Menge, was gut ist. Es tut auch gut, sich seine Stärken und Ressourcen bewusst zu machen. Familientreffen waren und bleiben oft ein Stresstest. Wie lassen sich alte Strukturen und Emotionen entwirren und stoppen – unabhängig davon, was während der Pandemie an Feiern und Treffen überhaupt möglich ist? Stefanie Stahl: Das beste Rezept ist eine gute mentale Vorbereitung. Wer sich vor Treffen überlegt, wo die Trigger-Punkte sind, wo die wunden Punkte liegen, kann sich darauf einstellen und Verhaltensstrategien zurechtlegen, wenn Mama zum Beispiel wieder fragt, wann sie endlich Oma wird … es gibt ja viele Reizthemen in Familien. Meistens kommt der größte Krach, wenn man innerlich nicht darauf vorbereitet ist und sich der Illusion hingibt, dieses Mal wird alles toll. Dann kommen noch ein paar Gläser Wein dazu und das falsche Thema auf und bamm … geht’s los. Wer sich vorbereitet hat, rasselt da nicht einfach so blindlings rein. Es gibt Menschen, die nicht still leiden. Aggression ist wie eine Lawine … kann man lange angestauten Druck gesteuert ablassen? Stefanie Stahl: Ich predige immer, dass die Menschen sich selbst mehr reflektieren sollten. Deswegen schreibe ich ja auch alle meine Bücher. Viele Menschen setzen sich viel zu wenig mit ihren psychischen Vorgängen auseinander. Persönliche Selbstreflexion ist letztendlich eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das bedeutet, nicht erst in der Krise zu überlegen, was passiert ist, sondern beizeiten zu analysieren, was die eigenen Strickmuster sind, wo die wunden Punkte liegen und warum das so ist. Das bedeutet, sich zu fragen, wie bin ich psychisch aufgestellt oder geprägt? Wo

mache ich mir etwas vor, wo muss ich selbstständiger, mutiger und ehrlicher werden? Zuerst muss man vor der eigenen Türe kehren. So lange man in einer Opferrolle ist, kann man überhaupt nichts verändern, sondern ist natürlich geneigter, auch aggressiv zu werden. Eine Frage für alle, die die Selbstreflexion verpasst haben: Kommt eine aktuelle Sorge immer zu einer alten Sorge obendrauf? Lassen sich eingeübte Denkmuster, die nicht guttun, im Erwachsenenalter noch loswerden? Stefanie Stahl: Selbstverständlich. Wenn das nicht möglich wäre, könnte ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Dann bräuchten wir keine Psychologen, dann wären wir alle bis an unser Lebensende programmiert. Man kann sich jederzeit weiter entwickeln. Wenn eine Sorge auf die andere gekommen ist, dann ist der beste Zeitpunkt, sich zu fragen, was das alles mit den persönlichen Lebensentscheidungen zu tun hat. Darin liegt eine riesige Chance. Wir entwickeln uns ja nicht weiter, wenn es uns gut geht. Wir entwickeln uns nur weiter, wenn wir Krisen erleben. Also ist es nie zu spät, damit zu beginnen … Stefanie Stahl: Es kann in jedem Alter spannend und sehr gewinnbringend sein, Aha-Erlebnisse über sich selbst einzusammeln und die Dinge an die richtige Stelle zu rücken. Wer mit 70 oder 80 sein Leben reflektiert, kann zum Beispiel zu der Erkenntnis kommen, vielleicht bei ein paar Menschen um Entschuldigung zu bitten. Das kann sehr heilsam für Beziehungen sein. Es gibt Bücher, in denen Menschen am Ende ihres Lebens erzählen, was sie bereuen oder vermisst haben. Niemand möchte eine Liste unerledigter Dinge oder offener Wunden haben. Stefanie Stahl: Das setzt aber voraus, sich der Endlichkeit des Lebens bewusst zu sein und es nicht zu verdrängen. Das kann der Anfang sein, ungelöste Konflikte anzugehen und sie nicht auf morgen zu schieben. Was macht Stefanie Stahl, wenn sie droht, schlecht draufzukommen? Stefanie Stahl: Vor allem analysiere ich, was aus dem Ruder läuft und versuche, sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ich bin kein Typ, der alles besonders lange auflaufen lässt, sondern schaue möglichst rechtzeitig hin. Das kann vieles verhindern. Denn meine Erfahrung ist, wenn etwas aus dem Ruder läuft, haben die Menschen zu lange gewartet – seien es ungesunde Beziehungen, in denen sie viel zu lange festhängen oder andere Probleme. Die Früherkennung ist die Mutter aller Präventionsmaßnahmen, das gilt auch für psychologische Probleme. Es ist gut, möglichst früh zu schauen, was man verändern kann, und das, was

man nicht verändern kann, möglichst anzunehmen. Ich gehe außerdem viel wandern und spazieren, das hält mich bei guter Laune. Was, wenn jemand nicht alleine auf den Grund seiner Verstimmung kommt? Stefanie Stahl: Ein Gespräch mit Freunden kann helfen, einen guten Ratgeber zu lesen oder sich psychologische Hilfe zu suchen. Mit einem Gegenüber kann man viel leichter reflektieren. Aufgeschlossen für Selbstreflexion sind oft die erfolgreichen, modernen Menschen in unserer Gesellschaft. Die am lautesten gegen eine Therapie schreien, sind meistens diejenigen, die es am nötigsten hätten. Das ist eine deutliche Beobachtung von mir.

ZUR PERSON Stefanie Stahl ist 1963 in Hamburg geboren. Das Psychologiestudium führte sie nach Trier, wo sie ihre Praxis betreibt. Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin hält (Online-)Seminare und Vorträge. Bundesweit als Autorin bekannt wurde sie 2015 mit ihrem fünften Buch und Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ (Kailash Verlag, 14,99 Euro). Alle ihre vorher erschienenen Bücher waren bereits Longseller. Mittlerweile sind insgesamt zehn Bücher erschienen, zuletzt „So bin ich eben! im Job“ (Kailash Verlag, 17 Euro). Ihr Podcast heißt: „So bin ich eben! Stefanie Stahls Psychologie Podcast für alle ,Normalgestörten‘“. „Stahl, aber herzlich – der Psychotherapiepodcast“ soll im Januar starten. www.stefaniestahl.de


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stilvoll

SIE SIND DIE KRÖNUNG Judith Kinsky wurde von den Lesern eines Magazins mit dem EM Design Award in London in der Kategorie „Hats“ ausgezeichnet. Foto: Karl Maria Kinsky

Judith Kinsky ist Hutdesignerin. Die Saarländerin wurde von einem Magazin ausgezeichnet und veranstaltet mit ihrem Mann auf Mallorca selbst einen Hut-Wettbewerb.

Die Corona-Zeit hat schon einige Berichte über Hilfsaktionen oder aus der Not heraus geborene Preise hervorgebracht. Einen solchen hat auch Judith Kinsky aus dem Saarland in diesem Jahr erhalten. Die Hutmacherin, die bis zu Beginn der Corona-Krise zwischen Berlin, London, Wien und Mallorca pendelte, wurde mit dem EM Design Award in der Kategorie „Hats“ (Hüte) ausgezeichnet. Der Preis ist ins Leben gerufen worden, um Designer mit kleinen Manufakturen zu unterstützen. Bestimmt wurden die Preisträger von den Lesern des Racing Fashion Magazins, einem Magazin für Fans von Pferderennen. Sie konnten Designer vorschlagen, mussten ihren Vorschlag ausführlich begründen, und unter den fünf Nominierten mit den meisten Bewertungen wurde schließlich von den Lesern per Abstimmung die Siegerin gekürt. Judith Kinsky wurde 1973 als Judith Sturm im saarländischen Saarlouis geboren und absolvierte an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken die Meisterklasse bei Professor Bodo Baumgarten. 2010 zog sie nach Berlin, wo sie ihren späteren Ehemann Karl Maria Graf Kinsky kennenlernte. Die Künstlerin praktiziert weiter ihren persönlichen Malstil, den sogenannten informellen Realismus. Während sie als Malerin bis heute unter ihrem Geburtsnamen arbeitet, hat sie für ihre Tätigkeit als Hutdesignerin ihren aktuellen Familiennamen gewählt. 2013/2014 habe sie damit angefangen Hüte zu designen, erzählt Judith Margarethe Gräfin Kinsky. Dabei habe sie den damaligen Assistenten von Désirée Nick kennengelernt und entwarf schließlich einen Fascinator (festlichen Kopfschmuck) mit

Zuckerstangen für die Künstlerin, die diesen bei einer WeihnachtsCharity-Aktion trug. „Danach habe ich immer mehr Hüte für Désirée Nick gemacht“, erinnert sie sich an ihre Anfänge als Hutdesignerin. 2016 nahm sie schließlich das erste Mal an der London Hat Week teil, einer Sammlung unterschiedlicher Veranstaltungen darunter Ausstellungen, Workshops und Shows rund um das Thema Hüte. Nachdem sie mehrere Preise gewonnen hatte und wegen der Gesundheit ihres Ehemanns, einem österreichischen Kunsthändler, nach Mallorca gezogen war, rief sie mit ihm gemeinsam die Palma Hat Week ins Leben. 2019 fand diese das erste Mal statt. Dieses Jahr folgte die zweite Auflage. Die internationale Hutausstellung richte sich vor allem an Neulinge und „soll die aussterbende Hutmacherszene wieder beleben“, erklärt Judith Kinsky. „Ein paar der Leser, die für mich stimmten, waren im letzten Jahr Teilnehmer der Palma Hat Week“, schließt Judith Kinsky den Kreis ihrer Erzählung über ihre Arbeit als Hutdesignerin und ihre Auszeichnung. Übrigens verwies sie die frühere Hutdesignerin von Queen Elisabeth und Lady Diana auf den zweiten Platz. Esther Simon/Saarbrücker Zeitung/red

Shooting auf Mallorca: Judith Margarethe Gräfin Kinsky als Model bei der Palma Hat Week. Sie trägt die Hüte der Teilnehmerinnen (von oben nach unten) Olivia Rose Turner (Schottland UK), Wies Mauduit (Niederlande) und Amber van Thull (Niederlande). Fotos: Robert Pilsner

Informeller Realismus: Als bildende Künstlerin arbeitet Judith Kinsky unter ihrem Geburtsnamen Sturm. Diese Arbeiten stammen aus der Serie „On the Beach“ von 2017. Fotos: Gerd Harnischmacher

Hutkreationen von Judith Kinsky. Fotos: Karl Maria Kinsky

Diese neuere Arbeit von Judith Sturm heißt „Disneynym“. Foto: Gerd Harnischmacher

DIE PALMA HAT WEEK Im Oktober fand die zweite Palma Hat Week statt. Das Motto in diesem Jahr war „Fitfty Shades of White“. Hutmacherinnen aus zwölf Ländern haben ihre Entwürfe gezeigt und seien von den Besuchern bewundert worden, mailt Judith Kinsky oder besser Judith Margarethe Gräfin Kinsky samt Fotos aus Mallorca. Sie selbst zeigt bei den Shootings als Fotomodel die Kreationen der Teilnehmerinnen (Fotos oben rechts). Die ersten drei Plätze belegten demnach bei der Palma Hat Week Wies Mauduit (Niederlande), Kinga Erdely (Deutschland) und Olivia Rose Turner (Schottland, UK). (red)


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dezember 2020

„VIELEN HABE ICH VIEL ZU VERDANKEN“

Erfrischend, weise, humorvoll: Miranda Konstantinidou hat mit ihrem Konplott-Modeschmuck „die Welt umglitzert“. Lesen Sie, was die Designerin, deren gestalterische und unternehmerische Wurzeln in Trier liegen, auf wichtige Fragen des Lebens antwortet.

Ihren Konplott-Schmuck kennt (fast) jedes Kind: Miranda Konstantinidou ist eine internationale Unternehmerin mit „Trierer Wurzeln“. Fotos: © Konplott/Miranda Konstantinidou

1. Wo leben Sie am liebsten? Miranda Konstantinidou: Am liebsten in Cebu (Philippinen, Anmerkung der Redaktion) ... Mit Blick auf Arbeit und Privatleben habe ich dort meine beste Infrastruktur. 2. Was bedeutet Glück für Sie? Miranda Konstantinidou: Manchmal, wenn ich merke, dass ich in meiner Arbeit im Flow bin und niemand mich stören kann, weil es Nacht ist – oder einfach keiner da ist ... dann fühle ich mich glücklich. 3. Was wäre das größte Unglück? Miranda Konstantinidou: Für mich beruflich: Farbenblind werden. 4. Ihr größter Traum? Miranda Konstantinidou: 90-60-90 – hahaha. 5. Ihre größte Enttäuschung? Miranda Konstantinidou: Oje. Ich kann mich nicht an etwas Bestimmtes erinnern. Oder … nein, den Namen nenne ich jetzt nicht. 6. Was tröstet Sie? Miranda Konstantinidou: Mit meinen Tieren zu spielen. 7. Was ist Ihr größter Fehler? Miranda Konstantinidou: Ich glaube, ich habe eher mehrere mittelmäßig große Fehler ... Kann mich schlecht auf einen festlegen ... 8. Was ist Ihre beste Eigenschaft? Miranda Konstantinidou: Commitment. 9. Wen wollten Sie immer um Verzeihung bitten? Miranda Konstantinidou: Ich hasse die Vorstellung ungeklärter Verhältnisse mit Menschen, die mir wichtig sind. Also gehe ich erst gar nicht zerstritten schlafen. 10. Was verzeihen Sie nie? Miranda Konstantinidou: Vorsätzlichen Betrug. Siehe oben ... 11. Worauf sind Sie am meisten stolz? Miranda Konstantinidou: Dass ich nicht mehr rauche.

12. Was schätzen Sie an Ihrem/r besten Freund/in? Miranda Konstantinidou: Es ist der Mix aus tollen, manchmal auch irgendwie doofen Eigenschaften, Liebe, Verlässlichkeit und Geschichte, der eine Freundschaft ausmacht. Und welche unserer Facetten wir gegenseitig verstärken. Ich habe fünf beste Freunde/innen. Wir sind alle ganz unterschiedlich. Aber wir sind uns einander sehr wichtig. 13. Was ist Ihr größtes Talent? Miranda Konstantinidou: Empathie. 14. Was würden Sie gerne können? Miranda Konstantinidou: Singen. 15. Ihr Motto? Miranda Konstantinidou: „Der Weg ist das Ziel“ kommt meinem Lebensziel am nächsten. 16. Welches Lied steht ganz oben auf Ihrer persönlichen Hitliste? Miranda Konstantinidou: „Havana, ooh na-na“ von Pentatonix. 17. Welches Buch möchten Sie unbedingt lesen? ----18. Mit welchen drei Worten würden Sie sich charakterisieren? Miranda Konstantinidou: Hier kommt doch jetzt eigentlich „Zu ungeduldig ...! Zu perfektionistisch ...!“ und „Zu gut für die Welt ...!“ hin – hahaha. 19. Was soll man Ihnen nie nachsagen? Miranda Konstantinidou: Geiz. 20. Ihr Lieblingsmensch? Miranda Konstantinidou: Natürlich mein Kind. 21. Ihre Lieblingsfigur? Miranda Konstantinidou: Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“. 22. Wem haben Sie viel zu verdanken? Miranda Konstantinidou: Vielen habe ich viel zu verdanken. 23. Wie gehen Sie mit Niederlagen um? Miranda Konstantinidou: Ganz nach dem Klischee: Solange ich wieder aufstehe, war es einfach eine Erfahrung. 24. Warum sind Sie beruflich geworden, was Sie sind? Miranda Konstantinidou: Ich habe in der Schule schon Schmuck gemacht. Und es war immer schön für mich, wenn ich meine Freundinnen mit meinem Schmuck gesehen habe. Das macht mich auch heute noch froh! 25. Hätten Sie einen Wunsch frei, … Miranda Konstantinidou: wäre ich gerne Wonder Woman.

ZUR PERSON Miranda Konstantinidou wurde in Thessaloniki (Griechenland) geboren, wuchs in Deutschland auf, studierte in Bologna und Trier Modegrafik und Modedesign und lebt heute auf Cebu (Philippinen). Schon als Studentin gründete sie (in Trier) 1986 das Designerlabel Konplott. Mittlerweile beschäftigt sie etwa 900 Mitarbeiter. Seit 2000 betreibt sie ihre eigene Manufaktur auf Cebu. Auch heute noch werde jedes einzelne Schmuckstück von Miranda Konstantinidou selbst entworfen und von ihren Mitarbeiterinnen von Hand in limitierten Auflagen gefertigt, heißt es in einer Pressemitteilung. Mitte der neunziger Jahre öffnete sie ihren ersten Konplott-Mono-Brand-Store, von denen es nach KonplottAngaben mittlerweile 50 in verschiedenen Ländern gibt. 2012 zeigte Miranda Konstantinidou ihre gleichnamige Resort & Cruisewear im Rahmen der Fashion Week Berlin.


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stilvoll

SCHÄTZE LAGERN NICHT NUR IM TRESOR

Diese interessanten Ausstellungen warten auf Sie MEDICUS – DIE MACHT DER WISSENSCHAFT, SPEYER

50 JAHRE UNIVERSITÄT TRIER

Blick in die Ausstellung auf den originalgetreuen Nachbau des Baderwagens aus dem Film „Der Medicus“. Foto: Carolin Breckle/Historisches Museum der Pfalz Speyer

Die Anfänge der Universität Trier. Foto: Adolf Schuler

1970 wurde die Universität Trier neu gegründet – ein besonderes Ereignis für die Entwicklung der Stadt. Was wäre Trier ohne seine Studierenden? Eine Sonderausstellung im Trierer Stadtmuseum Simeonstift zum Jubiläum fragt, was die Universität zu einem besonderen Ort macht und wie ihr Verhältnis zur ihrer Vorgängerin ist. In der Stadt gab es nämlich von 1473 bis 1798 schon einmal eine Universität. Die Ausstellung gibt Einblicke in eine Institution, die sich – stark geisteswissenschaftlich ausgerichtet – einen Namen gemacht hat, sich den Herausforderungen der Zeit stellt und die sich in der Region verwurzelt und in der Welt zuhause sieht. Zum Wintersemester ging es 1970 los. Im Stadtmuseum 2020 auch: „Ein besonderer Ort – 50 Jahre Universität Trier in Schlaglichtern“, die bewegte Geschichte der Uni, ist wegen des Corona-Teillockdowns bis 18. April 2021 verlängert worden. www.museum-trier.de

Gabi Körner, Foucaultsches Pendel (Installation im Treppenhaus des H-Gebäudes, Campus II), 2006. Foto: © Universität Trier, Andreas Thull

SCHÄTZE IN VÖLKLINGEN Schatz ist nicht gleich Schatz. Was für den einen wichtig ist, bedeutet dem anderen nichts. Aber aus jedem einzelnen kann ein wichtiges Zeichen für alle werden. So ließe sich das Anliegen der Ausstellung „Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte in Völklingen umschreiben. Dort werden Ausstellungsstücke aus dem Saarland und seinen Nachbarländern gezeigt. Die Objekte aus der SaarLorLuxRegion stammen nicht nur aus unterschiedlichen Zeiten, sondern jeder Schatz sei eben zunächst einmal privat. „Herausragende Objekte der Archäologie, Technik und Kunst vom Saarkarbon bis heute“ – aber auch „überraschen-

Le Boulevard Faïencerie de Sarreguemines Dekoratives Keramikfresko aus feiner Fayence nach einem Plakat von Théophile Steinlen. Fabrikmarke „Sarreguemines – Paris“, um 1902, Musées de Sarreguemines Foto: Musées de Sarreguemines

de Funde verdeutlichen die kulturelle und humane Dimension dieser multinationalen Weltgegend“, heißt es im Pressetext dazu. Weil es speziell um die Emotionen und Geschichten hinter den Objekten geht, sind die Bewohner der Großregion gebeten worden, Fotos ihrer ganz persönlichen Schätze zu schicken beziehungsweise unter www.mon-tresor.org hochzuladen: „Zeigen Sie uns, was Ihnen wirklich wichtig ist!“ Die Eröffnung der Ausstellung am 8. November ist wegen des Corona-Teillockdowns ausgefallen, die Ausstellung ist aber fertig aufgebaut worden. „Mon Trésor geplant bis 27. Juni 2021. www.voelklinger-huette.org

Es ist die Welt der Bader und Quacksalber, in der der junge Rob Cole, der Held des Erfolgsromans „Der Medicus“, aufwächst. Sein Wunsch, kranke Menschen zu heilen und sein Verlangen nach Erkenntnis, führen in von Europa in den Orient, wo er durch Gelehrte auf das medizinische Wissen der Antike trifft. Bezugnehmend auf Noah Gordons Erfolgsroman, dessen Verfilmung 2013 Millio-

nen Menschen begeisterte, zeigt das Historische Museum der Pfalz Speyer eine kulturhistorische Schau zur Geschichte der Medizin. Sie nutzt diesen literarischen Zugang, um die komplexe Entwicklung des medizinischen Fortschritts von mehr als 5000 Jahren zu vermitteln. Historisches Museum der Pfalz in Speyer – bis 13. Juni 2021. www.museum.speyer.de

MAX KLINGER IN BONN Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt in der Ausstellung „Max Klinger und das Kunstwerk der Zukunft“ rund 200 Werke des Pioniers des deutschen Symbolismus (1857-1920), der zu den prominentesten und zugleich umstrittensten KünstlerMax Klinger im Atelier vor dem Beethoven, Leipzig 1900/01. Museum der bildenden Künste Leipzig persönlichkeiten Foto: Hans Franke & Co., Berlin der internationalen Kunstszene um 1900 gehörte. Sein Werk umfasst lichen Körpers. Damit trug Klinger Gemälde, Skulpturen und ein wesentlich zur Formulierung eireiches grafisches Œuvre. Ange- nes modernen Menschenbildes in regt von Richard Wagner streb- der Kunst bei. Im Mittelpunkt der te Klinger die Überwindung von Bonner Ausstellung steht die moBeethoven-Skulptur Gattungsgrenzen im Sinne eines numentale Gesamtkunstwerks an, in dem Ma- von 1902. Dieses Ausnahmewerk lerei, Plastik, Grafik, Architektur – gilt als Höhepunkt der spätromanmöglichst auch Musik – zu einer tischen Beethoven-Verehrung und harmonischen Einheit verschmel- bildet einen spektakulären Beitrag zen. In seinen Gemälden und zum Jubiläumsjahr BTHVN 2020. Skulpturen wandte er sich etwa Die Ausstellung entstand in Kovon der akademisch-idealisie- operation mit dem Museum der renden Figurenauffassung ab, hin Bildenden Künste Leipzig. Bis 31. zu einer damals schockierenden Januar 2021. Darstellung des nackten mensch- www.bundeskunsthalle.de

MAX KLINGER IN WITTLICH Max Klingers 100. Todestag feiert nicht nur die Bonner Kunsthalle, sondern auch die Städtische Galerie im Alten Rathaus in Wittlich unter dem Titel „Träume und Alpträume“ (der TV berichtete). Die Ausstellung widmet sich in Zyklen und Einzelbildern den starken und neuartigen Imaginationen Klingers. Bis 7. Februar. Telefon: 06571 1466-0 oder info@kulturamt.wittlich.de


dezember 2020

20 Jahre Goldschmiede Hofacker in Trier Im Oktober 2000 konnte die in Koblenz ansässige Goldschmiede Hofacker am Porta-Nigra-Platz ihr zweites Geschäft eröffnen. Außenfront und eine geschmackvolle Innenarchitektur bezeichnen den hohen Standard des Hauses. Die Firma ergänzte damit das Schmuck- und Uhrenangebot in Trier im oberen Preissegment. Der Kern von Hofacker ist die Herstellung von Schmuck, der vormals unter dem Namen Cadeaux bei Juwelieren im In- und Ausland vertreten wurde. Daneben werden hochklassige Markenuhren wie Rolex, Tudor, Montblanc und Nomos angeboten. Der Gründer Paul Otto Hofacker trat 1916 seine Lehre als Gold- und Silberschmied an. Nach längerem Auslandsaufenthalt kehrte er nach Deutschland zurück und gründete 1951 sein erstes Atelier in Koblenz. Durch seinen Ruf als kreativer Gold-und Silberschmied entwickelte sich das Unternehmen, das er 1968 an seinen Sohn und Goldschmiedemeister Evert Hofacker übergab, zu überregionaler Bedeutung. Dieser entwarf moderne Schmuckkollektionen, die große Zustimmung bei einem interessierten Publikum fanden, so auch in Trier, wo Hofacker in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. 1997 übernahm die Goldschmiedemeisterin und Designerin Birgit Hofacker die Geschäftsführung in Koblenz. 2015 trat Nils Hofacker in die vierte Generation des Familienunternehmens ein. Zielstrebig führt Roman Stolz in seiner Funktion als t Geschäftsleiter die Goldschmiede Hofacker zu zgroßem Erfolg und überregionaler Wahrnehemung.

nAus Anlass des Jubiläums haben die Gold-

schmiede von Hofacker einen Anhänger in Roségold 750 mit einem Brillanten von 0,20 ct, rekonstruierter Koralle, und einer handgefern tigten Kette kreiert. Das Schmuckstück ist eine Neuschöpfung als Teil der überregional sehr ngeschätzten BHS-Designfamilie. Die grafische Wirkung dieses Schmuck-Designs ist unübersehbar. In seiner Schlichtheit und Ausdruckskraft

bezieht es sich auf die revolutionären Formvorstellungen des Bauhaus, das 1919 gegründet wurde. So reduziert die typischen Formen und die Gestaltungslehre auch waren, umso ausdrucksvoller wirkten die charakteristischen Farben am Bauhaus. Schwarz, Weiß und Rot gehörten zu den verwendeten Tönen. Gemeinsam ist ihnen eine kraftvolle Ausstrahlung sowie ihr geradliniger Ausdruck. In dieser Farbenwelt bewegt sich auch die Goldschmiede Hofacker mit ihren Schmuckstücken BHS. Diese sind mit roter, rekonstruierter Koralle oder mit schwarzer oder

taupefarbener Keramik besetzt. Feine Edelsteinlinien oder ausdrucksvolle Diamantsolitäre unterbrechen die Farbflächen der Schmuckstücke. Sie nehmen jeweils die geometrische Grundform von Ring oder Anhänger auf und machen die klaren Nuancen noch ausdrucksvoller. So entsteht ein faszinierendes Zusammenspiel von Fläche, Farbe und Form in einer großartigen Tradition, die bis heute weitererzählt wird. Aufgrund der Coronakrise muss leider auf ein eigentlich geplantes repräsentatives Event im Geschäftshaus an der Porta Nigra verzichtet werden. Deshalb

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Advertorial

war eine Verlosung der wesentliche Akzent der Jubiläums-Aktivitäten. Der erste Preis: der beschriebene BHS-Anhänger im Wert von 2800 Euro. Als zweiter Preis wurde ein hochwertiger Montblanc-Kugelschreiber zur Verfügung gestellt. Je ein Christofle-Duftkerzenglas gab es als dritten bis achten Preis zu gewinnen. Des Weiteren unterstützt die Goldschmiede Hofacker den Trierer Theater-Kinderchor mit einer Spende von 2000 Euro. Weitere Infos: www.goldschmiede-hofacker.de ANZEIGE

20 JAHRE GOLDSCHMIEDEKUNST AN DER PORTA NIGRA

Das Geheimnis der Edelsteine

Die Symbiose farbiger Edelsteine strahlen Optimismus und Lebenfreude aus. Feine Rubine, tiefblaue Saphire, das leuchtende Grün der Tsavorite, unterschiedlich kombinert mit feurigen Diamanten erzeugen eindrucksvolle Bilder. Die Farbe hochkarätigen Goldes ist sensibel abgestimmt auf die Farben des Edelsteine. www.goldschmiede-hofacker.de

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stilvoll

SO KOCHT DIE HEIMAT

Das kommt heraus, wenn eine regionale „Rezeptsucherin“ und ein an der Mosel geborener Foodfotograf zusammenarbeiten: Ein Kochbuch mit traditioneller Küche – Nachkochen erwünscht!

Die Winzertochter und ehemalige Weinkönigin Susanne Nett ist seit mehr als zehn Jahren als „Rezeptsucherin“ für den SWR unterwegs. Foto: Oliver Götz

KROMMEBIERKUCHEN

von Karin, Simmern

Essen zuzubereiten, wird im Fernsehen gerne gesehen. So ist es auch mit Susanne Netts Sendung „Die Rezepsucherin“ im Südwestrundfunk (SWR). Die 1974 in Mainz geborene Winzertochter ist seit mehr als zehn Jahren als „Rezeptsucherin“ in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg unterwegs und bereitet mit den Menschen, die sie in den Ortschaften anspricht, die einheimischen Gerichte zu. Damit diese Traditionsrezepte nicht in Vergessenheit geraten, gibt es seit diesem Jahr das Buch zur Sendung. Die Hommage an die regionale Küche wird gemischt mit Eigenkreationen und Familienrezepten von Susanne Nett. Zwischen der Eifeler Kartoffelsuppe von Eva aus Hillesheim, dem Teerdich von Waltraud aus Schweich, den Schneebällchen von Edgar aus Edenkoben, dem Spundekäs von Annelie aus Sprendlingen, der Grünen Soße von Susanne Netts Oma werden zum Beispiel Spinatknödel mit Salbeibutter und Parmesan von der Moderatorin selbst „serviert“.

was ihn am Ende auf dem Teller erwartet. Diesen Part hat Oliver Götz übernommen. Der professionelle Foodfotograf betreibt sein Fotostudio in Föhren bei Trier. Der Trierische Volksfreund hat ihn und seine außergewöhnliche Arbeit vor einigen Monaten bereits ausführlich vorgestellt. Das Licht sei für den erfahrenen Handwerker die wichtigste Voraussetzung, um gute Fotos zu machen, sagte er damals. Entsprechend aufwendig ist sein Equipment mit den besten Lampen, die für ein gleichmäßiges warmes Licht sorgen. Vielleicht hat uns schon einmal ein Foto von Oliver Götz Appetit gemacht – angesichts vieler Aufträge für namhafte Firmen in vielen Jahren wäre das kein Wunder. Seit 2014 zählen neben Kunden aus der Industrie auch Verlage zu seinen Auftraggebern. Mittlerweile hat der 1964 an der Mosel geborene Fotograf an zehn Buchprojekten mitgearbeitet. Zwei Kostproben aus „Die Rezeptsucherin“, dem sehr gut gelungenen Gemeinschaftswerk von Oliver Götz und Susanne Nett, zeigen wir Ihnen hier. Wir wünschen viel Spaß beim Nachmachen! (mar)

Zubereitungszeit: 40 min; Garzeit: 60 min; für 1 Springform (Ø 26 cm); vegetarisch Zutaten 375 g vorwiegend festkochende Kartoffeln 3 Eier 250 g Zucker 100 g Mehl 1 1⁄2 TL Backpulver 1 Msp gemahlene Nelken 1 TL Zimt gemahlen etwas Abrieb einer Bio-Zitrone 125 g gemahlene Haselnüsse Für die Springform: 2 EL Butter 2 EL Semmelbrösel Für den Zuckerguss: 200 g Puderzucker 1 TL Zitronensaft oder mehr Die Kartoffeln kochen, schälen und etwas abgekühlt durch eine Kartoffelpresse geben. Die Eier trennen. Eigelb und Zucker ca. 10 Minuten lang weiß-schaumig aufschlagen. Mehl, Backpulver, Nelken und Zimt mischen, über die Eischaummasse sieben und alles verrühren. Etwas Zitronenabrieb mit unterrühren. Das Eiweiß in einer Schüssel sehr steif schlagen. Kartoffeln und Haselnüsse unterheben. Zusammen mit den anderen Zutaten zu einem geschmeidigen Teig vermengen. Die Springform ausfetten und mit Semmelbrösel beschichten. Die Kuchenmasse gleichmäßig einfüllen und glattstreichen. Bei 200° C Ober-/Unterhitze für ca. 45-60 Minuten auf der mittleren Schiene backen. Die Zutaten für den Zuckerguss gut miteinander verrühren. Den Kuchen abkühlen lassen und den Zuckerguss darüber verteilen. Tipp Wer keine Kartoffelpresse zur Hand hat, kann auch einen Kartoffelstampfer verwenden. Ein Pürierstab ist dagegen nicht zu empfehlen, da die Kartoffelmasse sonst wie Kleister wird. Der Krommebierkuchen hält sich wunderbar drei Tage im Kühlschrank. Die Kartoffeln machen ihn besonders saftig.

MUUHRE DÜRSCHENANNE

Kindheitserinnerung, Familientradition, Nostalgie und Leidenschaft für das Kochen – Susanne Nett widmet das Buch ihrer Großmutter und ihrer Familie, gezeigt werden Fotos aus ihrer Kindheit

von Walter, Adenau

Zubereitungszeit: 20 min; Garzeit: 20 min; für 4 Personen Zutaten 500 g festkochende Kartoffeln 1 kg Möhren 1 Stange Lauch 800 ml Gemüsebrühe 200 ml Möhrensaft 4 Mettwürste Salz Pfeffer

Susanne Nett, Oliver Götz: „Die Rezeptsucherin“ mit fast 70 Vorspeisen, Hauptgerichten, Desserts, Saucen und Snacks ist im Regionalia Verlag erschienen (176 Seiten, 24,90 Euro) – übrigens einem regionalen Verlag aus Daun.

Foodfotograf Oliver Götz bei der Arbeit für das Buch „Die Rezeptsucherin“, das er zusammen mit der SWRModeratorin Susanne Nett gemacht hat. Foto: Fotostudio Oliver Götz

und von ihrem Filmteam, das sie bei ihrer Rezeptsuche im Südwesten begleitet. Aber ein gutes Kochbuch braucht natürlich neben guten Rezepten genauso gute Fotos. Jeder möchte wissen,

500 g Bauchspeck 3 Haushaltszwiebeln Öl oder Butter zum Braten 4 TL frisch gehackte Petersilie Kartoffeln und Möhren schälen, waschen und in feine Würfel schneiden. Den Lauch in feine Röllchen schneiden und waschen. Einen Topf mit Gemüsebrühe aufsetzen und Kartoffeln, Lauch und Möhren hineingeben. Kurz vor dem Garpunkt noch den Möhrensaft und die daumendick geschnittenen Mettwürste hinzufügen. Die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Speck in Würfel und die Zwiebeln in Streifen schneiden. In einer Pfanne mit etwas neutralem Öl oder Butter (noch besser: Gänseschmalz) anbraten. Die Speck-Zwiebel-Mischung am Ende in die Suppe geben und gleichmäßig unterheben. Die Petersilie hacken und am Schluss darüber streuen.

Rezeptfotos:: Oliver Götz/„Die Rezeptsucherin“


Vor der Kamera im Margarethenhof in Ayl: Nicolas Weber führte durch eine unterhaltsame und lehrreiche Online-Weinprobe. Foto: Margarethenhof

WER DURST HAT, SAGT CHEERS!

Winzer vermissen ihre Kunden, Kunden vermissen ihre Winzer, denn wegen der Corona-Pandemie bleiben diese persönlichen Kontakte vorerst aus. Viele Betriebe bieten daher Online-Weinproben an. TV-Redakteurin Verona Kerl war bei Nicolas Weber vom Margarethenhof in Ayl an der Saar zu Gast – per Instagram.

So habe ich mir eine Online-Weinprobe nicht vorgestellt. Schlicht, aber charmant. Distanziert, aber unmittelbar. Amüsant, aber nicht übertrieben. Informativ, aber nicht ausschweifend. Zugegeben, ich war anfangs nicht besonders scharf darauf, dieses Format auszuprobieren. Ohne in einer Probierstube zu sitzen, oder mir den Weinkeller anzusehen, ohne in gemütlicher Runde mit Familie oder Freunden über die Tropfen zu diskutieren, die der Winzer persönlich einschenkt und kommentiert, konnte ich dem Ganzen nicht viel abgewinnen. Doch meine Kollegen überredeten mich. Zum Glück! Exakt 18,6 Kilometer sind es von Trier bis nach Ayl an der Saar. Dort, im Weingut Margarethenhof (Inhaber Jürgen Weber), steht Jungwinzer Nicolas Weber pünktlich um 20 Uhr an einem Freitagabend vor den Kameras. Mit 24 Jahren kennt er sich als „digital native“ (Person, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist) bestens aus mit Social Media. Er gehört zu den Pionieren, die bereits seit dem ersten Lockdown im Frühjahr regelmäßig Weinproben über Facebook und Instagram anbieten. Ich entscheide mich für die Plattform Instagram. Mein Laptop steht auf dem Tisch, ein Korb mit Brot, Wasser, zwei Gläser, daneben die sechs Flaschen Wein, die Nicolas Weber für diesen Abend ausgesucht hat, und ich beim Margarethenhof bestellt habe. Der junge Mann ist mir schnell sympathisch: „Wir machen das so, als ob ich bei Euch im Wohnzimmer sitzen würde. Bitte stellt mir im Chat Fragen, damit ich darauf eingehen kann und weiß, was Euch interessiert. Und bewertet die Weine nach einem 100-Punkte-Schema.“ Eine Liste mit Informationen

über die Weine hat er vorab allen Teilnehmern per Mail zugesandt. Die Nachfrage ist groß: 65 Pakete hat er verschickt – etwa 100 Menschen probieren mit. „Ach ja, und noch etwas“, sagt Nicolas: „Wenn ich zu viel rede, dann schreibt in den Chat ,Cheers‘. Dann weiß ich, ihr habt Durst.“ Der Junior, der Önologie und Weinbau an der Hochschule in Geisenheim studiert hat, schwenkt den ersten Schluck im Glas: ein 2019er Riesling Hochgewächs trocken aus der Lage Ayler Kupp. Er riecht und beschreibt: „Aprikose, Zitrusduft, Limette, ein bisschen Jasmintee, etwas Basilikum.“ Stimmt! Rieche ich auch. „Wichtig ist der Trinkfluss beim Riesling. Der Speichelfluss wird angeregt und so macht der Wein Lust auf den nächsten Schluck“, sagt Nicolas. Teilnehmer toby sieht das ähnlich: „Sehr harmonischer Tropfen“, urteilt er. Ich tippe 86 Punkte in den Chat, und liege damit ähnlich wie die anderen. Neugierig schnüffele ich an dem 2019er Auxerrois, eine Weißweinsorte, die an Weißburgunder erinnert. „Cremig“, schwärmt Nicolas. „Birne, Cantalupe-Melone und Mandel.“ Cord aus Hannover gibt sogleich 92 Punkte. Spaßvogel tobi schreibt: „Ich gebe dir 100 für die Performance.“ Dann taucht die Frage auf, zu welchem Essen der Wein passt. „Fisch und Gemüse“, meint Nicolas. „Und Nudeln mit Pilzen. Zu Meeresfrüchten, aber auch zu Schweinefleisch. Gebratene Gänseleber passt wunderbar.“ Nummer drei ist ein Rotling. Er duftet nach Himbeere, Erdbeere, Kirsche und Blutorange. „Rotling ist ein Verschnitt aus Elbling und Spätburgunder“, klärt Nicolas Weber auf. „Die Trauben aus den beiden Rebsorten müssen zusam-

men gepresst werden.“ Meinen Geschmack trifft der Rotling nicht. Die Resonanz der anderen ist gemischt. „Macht nichts“, sagt Nicolas, dem das Feedback und die Diskussion über die Weine wichtiger sind als kollektive Jubelarien. „Jetzt gehen wir in den Keller.“ Wie bitte, wohin?, frage ich mich. Nicolas grinst, dreht sich um und steigt die Kellertreppe hinab. Seine Assistenten Jan und Nico, die Kamera und Ton bedienen, folgen. Ob die Internetverbindung stabil bleibt? In dem alten Gewölbe reiht sich Stahltank an Stahltank. „Hier ist der Weißburgunder drin, den ihr jetzt im Glas habt“, sagt Nicolas und tippt auf einen Tank. Die Fassprobe. „Er ist jetzt am Ende der Gärung und ganz trocken. Wenn ihr ins Glas riecht, entdeckt ihr frische Birnenaromen.“ Cord fragt: „Ist da Alkohol drin? Ich spüre nix.“ Kein Wunder, denn der Wein muss erst noch reifen, bevor er überhaupt in den Handel kommen kann. Nicolas lotst seine Internetcommunity unterdessen in den Holzfasskeller. Drei Barrique-Fässer aus Frankreich von Romanée-Conti – das berühmteste Weingut in Burgund und eines der besten Weingüter der Erde – sind sein ganzer Stolz. Es geht zurück in den Verkostungsraum. Nummer fünf heißt R Pure, ein 2018er Riesling trocken mit einer eigenartig intensiven Farbe – ein sogenannter OrangeWein oder Natur-Wein, spontan vergoren, ohne Zusatz von Hefen. Er schmeckt nach bitterer Blutorange. Aber gar nicht schlecht, obwohl ich diese Art von Wein sonst gar nicht mag. „Wir haben diesen Wein in ein altes Holzfass gelegt und reifen lassen. Abgefüllt, unfiltriert und ohne Schwefel. So kommt ein Orange-Wein zustan-

Genießen und Arbeiten: Für Volksfreund-Redakteurin Verona Kerl entpuppte sich die Online-Weinprobe nach anfänglicher Skepsis als schöne Erfahrung – amüsant und informativ. Foto: privat

de“, erklärt Nicolas und fügt hinzu: „Mein Leitspruch heißt: Trinken ist Bildung.“ Ein Satz, der auf breite Zustimmung stößt. Cord schreibt: „Im nächsten Leben heirate ich eine Winzerin.“ Mir ist der Pure 88 Punkte wert. Als letzter Wein an diesem Abend läuft ein 1992er Ürziger Würzgarten Auslese in mein Glas. Den goldgelben Tropfen vom Weingut Schwaab-Kiebel aus Ürzig hat noch Nicolas’ Opa ausgebaut, Vater seiner Mutter Dorothee. Eine echte Spezialität. Weil Nicolas nicht mehr genug Flaschen von einem Jahrgang hatte, entkorken die Teilnehmer entweder einen 98er, 97er, 94er oder 92er. „Der 1997er Jahrgang steht im 3-Sterne-Restaurant Schloss Berg bei Christian Bau auf der Karte“, sagt Nicolas Weber stolz. Teilnehmer tasdevil kommentiert: „Ein Hoch auf den Opa!“, cord: „Jetzt ein Bier! Trinken bildet.“, sued: „Vielen Dank. Hat richtig Spaß gemacht.“ Finde ich auch. Cheers! Verona Kerl

Betriebe, die Online-Weinproben anbieten (Auswahl) Weingut Maximin Grünhaus, Mertesdorf, maximingruenhaus.de Weingut Martin Müllen, Traben-Trarbach, muellen.de Weingut Benedict Loosen Erben, Ürzig, benedict-loosen-erben.de Weingut Frieden-Berg, Nittel, frieden-berg.de/weingut.html Weingut Gessinger, Zeltingen-Rachtig, weingut-gessinger.de Weingut Kochan-Platz , Lieser, kochan-platz.de Weingut Arthur Melsheimer, Maring-Noviand/Siebenborn, arthur-melsheimer.de Bischöfliche Weingüter, Trier, bischoeflicheweingueter.de Weingut Nik Weis, St. Urbans-Hof, Leiwen, nikweis.com Schlossgut Liebig, Kobern-Gondorf und Klüsserath, schlossgut-liebieg.de/weine Weingut Hoffranzen, Mehring, weingut-hoffranzen.com Weingut Gehlen, Trier, weingut-gehlen.de


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stilvoll WAS MACHT TRESTA AUS TRESTER?

SCHÖN, SCHÖNER, INNEN Wer in diesem Buch blättert, kommt aus dem Staunen nicht heraus: „Best of Interior 2020“ zeigt die schönsten Wohnkonzepte und Gestaltungsideen des Jahres und bietet einen Überblick über das, was gerade beim Einrichten, an Wohnstilen, möglich ist. Die Bandbreite ist enorm. Es handelt sich um 40 Wettbewerbsbeiträge für den „Best of Interior“-Award, den der Münchner Callwey Verlag bereits zum sechsten Mal ausgelobt hat. Zusammen mit Partnern, unter anderem Schöner Wohnen und dem Bund deutscher Innenarchitekten, wurden herausragende Einrichtungskonzepte gesucht und 40 davon in diesem Jahrbuch vereint. Darunter ist auch ein Projekt aus der Moselregion. In Zeltingen(-Rachtig) haben Bettina und Markus Kratz (Inhaber der Düsseldorfer Agentur K Plus-Konzept) ein altes Winzerhaus gekauft, entkernt und zu vier Ferienapartments umgebaut – jedes individuell und liebevoll eingerichtet (siehe Foto). Alle 40 Beiträge aus „Best of Interior 2020“, darunter der erste Preis, der an das Wiener Büro Labvert gegangen ist, werden vom 11. bis 29. Januar 2021 in einer Ausstellung im Haus der Architektur in München gezeigt. (mar) Janina Temmen: Best of Interior 2020. Die 40 schönsten Wohnkonzepte. Callwey Verlag, München, 272 Seiten, 59,95 Euro.

Tresta ist der Name umweltfreundlicher Produkte auf der Basis eines neuen Materials aus Trester – dem Rückstand, der beim Weinkeltern anfällt. Katharina Hölz hat als Design-Studentin lange experimentiert bis es so weit war, und sie vor drei Jahren ihre Master-Arbeit und Produkte aus Tresta an der Hochschule in Trier vorstellen konnte. Die ungenutzte Biomasse kombinierte sie mit natürlichen Bindemitteln und es entstanden vier Materialien der Produktfamilie Tresta. Daraus hat die heute 28-Jährige einen Weinkühler und eine Leuchte designt, eine Verpackung für ein Kellnermesser, einen schalldämmenden Werkstoff für Wandkacheln entwickelt und eine Trester-Biokunststoff-Masse, eine mögliche Alternative für das Plastik des 3D-Drucks. Für ihre Tresta-Arbeiten hat Katharina Hölz den Designpreis Rheinland-Pfalz erhalten, eine „Besondere Anerkennung“ beim Lucky Strike Junior Designer Award und den Red Dot Designpreis 2018. Der Trierische Volksfreund hat darüber berichtet, und wir haben nachgefragt, wie sich die Vermarktung der Tresta-Produkte entwickelt hat. „In Sachen Wettbewerben, Berichterstattung oder Anfragen für Shows kann ich nicht klagen“, antwortete Katharina Hölz. In diesem Jahr ist Tresta mit dem Green Product Award ausgezeichnet worden. Aber die Coronakrise habe ihre Geschäftsentwicklung verlangsamt. Katharina Hölz arbeitet für eine Frankfurter Verpackungsagentur und leiste dort ihren „kleinen“ Beitrag, dass notwendige Verpackungen etwas umweltfreundlicher werden, sagt sie. Einfach dranbleiben! (mar) www.tresta-design.de

KARL LAGERFELD BLEIBT INTERESSANT

Lampe und Weinkühler aus Tresta, einem umweltfreundlichen Material aus Trester. Foto: Katharina Hölz/Tresta

Neues vom deutschen Kultdesigner: Die Eltern von Karl Lagerfeld (1933-2019) waren in der NSDAP. Das belegen neu entdeckte Dokumente, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ aus der Lagerfeld-Biografie von F.A.Z.-Redakteur Alfons Kaiser berichtet. Otto Lagerfeld, der Vater des 2019 gestorbenen Modeschöpfers und Gründer des Kondensmilch-Unternehmens Glücksklee, handelte demnach vor allem aus geschäftlichem Interesse. Die Mutter Elisabeth Lagerfeld aber sei in den 1930er Jahren eine überzeugte Nationalsozialistin gewesen. Ob der gebürtige Hamburger Karl Lagerfeld von den Überzeugungen seiner Mutter wusste, ist unklar. „Mit seinem eigenen Leben hat das natürlich wenig zu tun“, sagte Alfons Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. „Aber seine Karriere hätte womöglich anders verlaufen können, wäre das früher bekannt geworden. Vielleicht hätte ihn Chanel dann gar nicht genommen, denn als Deutscher hatte er es in Paris in den Anfangsjahren ohnehin nicht leicht.“ (dpa) „Karl Lagerfeld. Ein Deutscher in Paris“ von Alfons Kaiser, C.H. Beck, 383 Seiten, 26 Euro.

Verpackung und Vase gleichzeitig: Flores Gaudium, der intelligente Entwurf von Lisa Herrmann, Hochschule Trier, war beim Designpreis RheinlandPfalz erfolgreich. Fotos: Lisa Herrmann Dieses Foto aus dem Wettbewerbsbuch „Best of Interior 2020“ zeigt den Schlafbereich der Ferienwohnung „Lucy und Moritz von Breitenfeld“ in Zeltingen an der Mosel. Den Korkenhocker für ihr umgebautes Winzerhaus „Weingarten 1897“ fanden Bettina und Markus Kratz auf einer Designmesse. Foto: Bettina & Markus Kratz/KPLUS Konzept

KINO FÜR MODEFANS Martin Margiela ist ein belgischer Designer, dessen Mode und sein Label berühmt geworden sind. Avantgardistisch, dekonstruktivistisch – er ist ein Trendsetter (siehe auch Interview Seite 6), der sich vor einigen Jahren zurückgezogen hat. Der 1957 in Genk geborene Designer scheut die Öffentlichkeit, er bleibt im Gegensatz zu seiner Mode so gut wie unsichtbar – wie der britische Street-Art-Künstler Banksy. Das bleibt auch im Wesentlichen in dem Dokumentarfilm „Martin Margiela – Mythos Mode“ über ihn so, der im Oktober in die Kinos gekommen ist und von der Kritik gelobt wurde. Gedreht hat ihn Reiner Holzemer, der vor einigen Jahren mit „Dries“ bereits den belgischen Modemacher Dries van Noten porträtiert hat. Wer „Mythos Mode“ im Kino verpasst hat … schon mal nach Fernsehausstrahlungen auf 3sat oder Arte und auf die üblichen anderen Kanäle achten. Läuft schon! (mar)

FÜR DESIGNER AUS RLP Rheinland-Pfalz ist kreativ. Jedes Jahr zeigen das alleine die Preisträger des Designpreises. Keine Frage, dass regelmäßig auch Arbeiten der Hochschule Trier ausgezeichnet werden. Flores Gaudium (Fotos: Lisa Herrmann), eine zukunftsweisende Verpackung und Vase, von Lisa Herrmann ist nur ein Beispiel. Ihr Entwurf erhielt den Designpreis 2019 und wurde im Fach Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier von Professorin Anita Burgard betreut. Wird Flores Gaudium irgendwann tatsächlich in drei Größen vom Blumenhandel verwendet werden? Die transportable Vase besteht aus Ölpappe und „verhindert feuchte Hände und Wasserflecken durch Wickel von Alufolie und nassem Küchenpapier und unterbindet den Gebrauch von meterweise Cellophanfolien. Neben der Nachhaltigkeit ist auch die ästhetische Gestaltung des Produkts absolut attraktiv“, urteilte die Jury. Einen Überblick über das kreative Spektrum in Rheinland-Pfalz liefert bereits die noch im Aufbau befindliche Homepage designindex-rlp.de. Auf dieser Plattform können sich Kreative jederzeit eintragen, vorstellen und vernetzen. Der Begriff Design wird absichtlich sehr weit gefasst und der Übergang zum gestaltenden Handwerk ist fließend: Dienstleister aus vielen Bereichen wie Fotografie, Modedesign, Webdesign, Text oder Animationen sollen dort zu finden sein. Das Designforum RheinlandPfalz hat die Kreativ-Plattform für RLP aufgelegt und vergibt zusammen mit dem Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz jedes Jahr den Designpreis Rheinland-Pfalz (abwechselnd für Produkt- und Kommunikationsdesign). Das Forum versteht sich als Schnittstelle für Designschaffende, Unternehmen und Politik. Anbieten, ansehen, annehmen oder einfach an der Kreativität anderer erfreuen! (mar) www.descom.de designindex-rlp.de


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COMMUNITY FĂœR MORGEN Fashion Changers ist eine Community-Plattform, die sich fĂźr faire Mode engagiert –eine groĂ&#x;e Aufgabe. Deshalb wird, wer die Plattform fashionchangers.de besucht, auch aufgefordert die Arbeit zu unterstĂźtzen und Mitglied zu werden. Auf fashionchangers.de werden zum Beispiel „Fashion-Labels vorgestellt, die inklusiv und divers denken“, Initiativen und es gibt Nachrichten und Informationen. Hinter Fashion Changers stehen Jana BraumĂźller, Vreni Jäckle und Nina Lorenzen. Sie mĂśchten faire Mode medial sichtbarer machen, heiĂ&#x;t es in einem Text Ăźber die drei. „So kämpfen sie online und offline fĂźr eine gerechtere und inklusive Modeindustrie und bestärken andere, ihre Stimme wirksam einzusetzen. Die drei Modeaktivistinnen kreieren inspirierenden Content, treten als Speakerinnen auf und veranstalten eigene Events und Panel-Talks.“ Die drei leben in Berlin und haben auch ein Buch geschrieben: „Fashion Changers. Wie wir mit fairer Mode die Welt verändern kĂśnnen“ (Knesebeck Verlag, 256 Seiten, 28 Euro).

ANDERS KONSUMIEREN, ANDERS KLEIDEN? Der Titel des Buches „Unfair Fashion. Der hohe Preis der billigen Mode“ beschreibt sehr gut, um was es geht. Die Autorin Dana Thomas hat umfangreich recherchiert, wie es vom einfachen Kleidernähen in den vielen Ländern zur globalisierten, schnellen Kleiderindustrie mit vielen hässlichen Begleiterscheinungen gekommen ist. MĂśglicher Ideenklau der schnellen Modeproduzenten bei den Top-Designern ist gemessen an Umweltverschmutzung, Ausbeutung und Gefährdung von Arbeitern noch ein vergleichsweise „harmloser“ Effekt. Schlimm genug. Laut Dana Thomas‘ Angaben haben alle WeltbĂźrger 2018 zusammen 80 Milliarden KleidungsstĂźcke gekauft. Ein StĂźck wird im Durchschnitt sieben Mal getragen, bevor es auf den wachsenden KleidermĂźllberg kommt. Wir alle sind Teil dieses komplizierten Systems aus Abhängigkeiten und Eitelkeiten. Aber die Journalistin, die in Paris lebt und fĂźr renommierte Medien wie die „Vogue“ schreibt, stellt auch innovative, visionäre Projekte vor. Kleider selbst drucken, leihen, wieder wertschätzen? Lesestoff, fĂźr alle, die sich auch fĂźr die dunklen Seiten der Mode interessieren. (mar) Dana Thomas: Unfair Fashion. Der hohe Preis der billigen Mode. Riva Verlag, 336 Seiten, 16,99 Euro

ANZEIGEN Saarstr. 116 – 118 • 54290 Trier Tel.: +49 (0) 651 3 12 77 Fax: +49 (0) 651 30 92 46

VON DER SEELE SCHREIBEN Tagebuch schreiben ist nicht jedermanns beziehungsweise jederfraus Sache. Dennoch wird dem Schreiben eine positive Wirkung zugeschrieben. Warum nicht während einer schlimmen Krankheit, einer schwierigen Zeit, einer fordernden Beziehung die Gedanken festhalten und Trost in den Worten suchen? Die Regisseurin, Autorin und Dozentin Doris DĂśrrie regt in ihrem Buch „Leben. Schreiben. Atmen“ (Diogenes Verlag, 288 Seiten, 18 Euro) dazu an und erzählt aus ihrem Leben. Es lassen sich Ăźbrigens auch fantastisch schĂśne Momente festhalten! (mar)

Neuheit Garagen-Sektionaltore mit RC 2 Sicherheitsausstattung • Zuschuss von 10 bis 20 % von der KFW-Bank bei direkter Verbindung von der Garage zum Wohnhaus ZertiďŹ zierte Sicherheit

• von polizeilichen Beratungsstellen empfohlen

MOSELFAHRT VON DER COUCH AUS Er ist vor dem Verfall gerettet und es gibt ihn auf DVD: Das sind die wichtigsten Neuigkeiten zum Kultfilm „Moselfahrt aus Liebeskummer“ aus dem Jahr 1953. Wegen seiner einzigartigen historischen Aufnahmen ist er fĂźr Kenner der Region ein Muss. Zu sehen sind unter anderem der Kreuzgang im Trierer Dom, Bernkastel-Kues, die Wehlener Sonnenuhr und natĂźrlich die Mosel selbst – vor der Begradigung. Der Film ist mit finanzieller UnterstĂźtzung aus Bernkastel-Kues (Sponsoren, Stadt und Verbandsgemeinde) digitalisiert und wieder fit fĂźr die groĂ&#x;e Kinoleinwand gemacht worden. „Moselfahrt aus Liebeskummer“ ist deshalb wieder in einigen Kinos der Region gelaufen (der TV berichtete). Im städtischen Mosel-Kino in Bernkastel-Kues sahen ihn alleine 7000 Besucher und wenn die Corona-Krise nicht gekommen wäre, wären es nach Meinung von Leo Wächter, VG-BĂźrgermeister und GeschäftsfĂźhrer der Mosel-Kino GmbH, jetzt noch viel mehr. Die DVD dazu gibt es, wo es Filme und BĂźcher gibt, heiĂ&#x;t es bei Seitz-Film in MĂźnchen, die den Film damals produziert haben, und laut Leo Wächter auch auf telefonische Nachfrage im Mosel-Kino: 06531/2597 (16,99 Euro). Ach ja, eine Handlung hat der Film auch: Die Witwe Angela Schäfer (Elisabeth MĂźller) unternimmt zusammen mit ihrem kleinen Sohn Kaspar (Oliver Grimm) eine Reise entlang der Mosel, wo sie einst ihre Hochzeitsreise hinfĂźhrte. Dabei trifft sie den Kunsthistoriker Thomas Arend (Will Quadflieg) ‌ Der Film unter der Regie von Kurt Hoffmann geht auf die Novelle „Moselfahrt aus Liebeskummer“ von Rudolf G. Binding von 1932 zurĂźck. (mar)

...als Set zur Auf- und Umrßstung erhältlich.


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stilvoll

Den Raumteiler Softwall vom Studio molo kann man wie eine Ziehharmonika auseinanderziehen und wieder zusammenschieben. Eine einzelne Faltwand ist komprimiert gerade mal so dick wie ein Buch, aber bei voller Ausdehnung bringt sie es auf gut 4,5 Meter Länge. Foto: molo/design by Stephanie Forsythe + Todd MacAllen/dpa-tmn

RAUMTRENNER SIND MEHR ALS NUR RAUMTRENNER

Wer Rückzugsräume und kleine Oasen braucht, findet kreative Lösungen mit flexiblen Wänden Der Raumteiler namens Paravan von Arper trägt eine lärmabsorbierende Paneele. Foto: Marco Covi/Aper/dpa-tmn

Paravents schaffen neue Räume. Sie machen die Atmosphäre im Wohnzimmer gemütlicher, indem sie eine Fläche in kleinere Bereiche gliedern. Oder sie schaffen Orte, die bestimmten Dingen vorbehalten sind, etwa die Arbeitsecke im Schlafzimmer, die man vom Bett aus nicht sehen möchte, oder die Rückzugsinsel für ein Telefonat im offenen Wohnraum. Zusätzlich kann das Material für eine Verbesserung der Akustik sorgen, indem mit Stoff bespannte Paneele Geräusche dämpfen. Zusammengefasst: Gerade inden modernen offenen Grundrissen sind Raumteiler ein spannendes und praktisches Möbelstück. Die Designer setzen sich daher immer wieder neu mit dem Raumteiler auseinander, der sich originell und aus zig verschiedenen Materialien fertigen lässt. Dünn wie ein Buch oder lang wie ein VW Golf: Wahlweise Papier oder ein Textil ist es bei Stephanie Forsythe und Todd MacAllen vom Studio Molo Design geworden. Ihr Raumteiler Softwall ist ein ebenso ästhetisches wie zweckmäßiges Modell aus einer Wabenstruktur. Sie kann man wie eine Ziehharmonika auseinanderziehen und wieder zusammenschieben: Eine einzelne Faltwand ist komprimiert gerade mal so dick wie ein Buch, aber bei voller Ausdehnung bringt sie es auf gut 4,5 Meter Länge. „Man kann diese bewegliche Wand gekrümmt oder linear aufstellen“, erklärt MacAllen. „Darüber hinaus haben wir das System modular gedacht, es verfügt über magnetische Enden, um längere Trennwände und skulpturale Installationen zu ermöglichen.“ Softwall ist nicht nur leicht beweglich, sondern absorbiert auch Schall und eignet sich daher, um einen Raum im Raum zu schaffen oder temporär einfach mehr Privatsphäre. Ein überdimensionaler grobzinkiger Kamm: Klemens Grund hat im Rahmen des Projekts „Generation Köln trifft Werkraum Bregenzerwald“, das während der Möbelmesse IMM Cologne im Januar präsentiert wurde, ebenfalls einen flexiblen Raumteiler gezeigt. Feather Wall setzt sich aus dünnem, mit Weißtanne furniertem Sperrholz und Stahlteilen zusammen.„Ich wollte eine Grafik im Raum machen“, erläutert Grund. „Allerdings nicht, wie es nahe liegen würde, den Paravent

als eine Art Leinwand verstehen. Ich wollte, dass das Ding selbst zur Grafik wird, und das gelingt mir durch die spezielle Kontur der Sperrholzelemente.“ Damit erinnert das Objekt, das man flach zerlegen, gut verstauen und bei Bedarf im Handumdrehen aufstellen kann, an einen überdimensionalen grobzinkigen Kamm. Wahlweise Raumteiler, Büro-Nische oder Garderobe: Eher der klassischen Vorstellung eines Paravents entspricht Lola von Bodo Sperlein. Schönbuch produziert Varianten mit drei, vier oder fünf Elementen, die wahlweise ein- oder mehrfarbig sind, matt lackiert oder Hochglanz. Praktische Details sind Haken, Ablagen oder Spiegel, die sich an der Vorder- oder Rückseite befestigen lassen. Auch das Modell Paravan setzt auf solche zusätzliche Funktionen – an den Raumteiler lassen sich zum Beispiel Regale, Garderoben-Elemente, Whiteboards, Zeitschriftenhalter und Steckdosen hängen. Das spanische Studio Lievore Altherr hat für Arper rund um Paravan sogar eine umfangreiche Kollektion entworfen, die sich dank ihrer lärmabsorbierender Paneele besonders gut für Coworking Spaces oder Loungebereiche eignet. Aber welche Familie im offenen Grundriss hat nicht die gleichen Bedürfnisse? Mehr Kunst als Raumteiler: Einen vor allem dekorativen Charakter besitzt der Raumteiler Loto. Von weitem betrachtet sieht Francesco

Eher der klassischen Vorstellung eines Paravents entspricht Lola von Bodo Sperlein. Schönbuch produziert Varianten mit drei, vier oder fünf Elementen, die wahlweise einoder mehrfarbig sind. Foto: Daniel Breidt/Schönbuch/dpa-tmn

Einen dekorativen Charakter hat der Raumteiler Loto von Paola Lenti. Von weitem betrachtet sieht Francesco Rotas Entwurf aus, als würden sich lauter Blütenköpfe aneinanderreihen. Foto: Paola Lenti srl - ph. by Sergio Chimenti/dpa-tmn

Der Paravant Brick Screen von Eileen Gray, der von ClassiCon reeditiert wird, besteht aus einem Edelstahlgerüst und Paneelen mit Klavierlack. Foto: ClassiCon/dpa-tmn

Rotas Entwurf für das Unternehmen Paola Lenti aus, als würden sich lauter Blütenköpfe aneinanderreihen. Tatsächlich handelt es sich um abgerundete quadratische Stahlrahmen in Sockeln aus Marmor, die mit Seilen in den verschiedenen Farben umwickelt sind – so entsteht der blumenartige Effekt. So mancher Raumteiler hat sich bereits zum Klassiker gemausert – etwa Levante von Missoni Home. Das Modell, das es seit Jahren mit immer wieder anderen Stoffen gibt, beruht auf einem klassischen dreiteiligen Paravent, den Rosita Missoni vor Jahrzehnten auf einem Pariser Flohmarkt entdeckte. „Ich bin ein Fan von Raumteilern. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch sehr praktisch“, erklärt die Designerin. Das jüngste Exemplar trägt ein Muster, das von den Bildern der Malerin Sonia Delaunay inspiriert ist, hellgelb mit roten und blauen Kringeln. Der Raumteiler als das Bühnenbild im Hintergrund: Eine Reminiszenz an die Wiener Moderne ist der Paravent Josef von Wittmann. Auf seinen vier Elementen kommen Stoff und Leder uni und gestreift zum Einsatz. Das wohnliche Modell eignet sich, um Möbel davor zu inszenieren und eine wohnliche Atmosphäre zu erzeugen. Ein weiterer Klassiker entspricht dem Zeitgeist: Brick Screen von Eileen Gray, der von ClassiCon reeditiert wird und aus einem Edelstahlgerüst und Paneelen mit Klavierlack besteht. Das Besondere an diesem Raumteiler ist seine Geschichte: Gray, die als eine der wichtigsten Designerinnen des frühen 20. Jahrhunderts gilt, probierte ihre Entwürfe stets in ihrem eigenen Haus in der Nähe von Monte Carlo aus. Das in den 1920er Jahren errichtete Gebäude hatte bereits den heute als so modern geltenden offenen Grundriss. Und natürlich, war hier dieser Raumteiler auch schon praktisch – und zugleich ein skulpturales Objekt. Uta Abendroth (dpa)


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DIE FORM IST WEIBLICH

Dieses Buch stellt mehr als 100 Designerinnen vor

Es ist nichts Neues. Frauen bekommen für ihre Arbeit oft nicht die Anerkennung, die sie verdienen. Das ist auch der Grund für das Buch „Design von Frauen“. Die beiden Autorinnen Charlotte und Clementine Fiell hätten es besser gefunden, es nicht herausbringen zu müssen, wenn Designerinnen am Anfang des 21. Jahrhunderts den Stellenwert bekommen würden, der ihnen zusteht.

Charlotte Fiell, Clementine Fiell: Design von Frauen. DuMont Verlag, 256 Seiten, 200 farbige Abbildungen, 34 Euro.

Bis es von alleine läuft, helfen sie nach und stellen in ihrem Buch mehr als 100 der einflussreichsten Designerinnen der vergangenen 100 Jahre vor. Für Designinteressierte ist es sicher auch ein Treffen mit guten Bekannten – mit den Bauhaus-Frauen Anni Albers und Marianne Brandt oder den Mode-Ikonen Coco Chanel und Elsa Schiaparelli. Aber in den kompakten Porträts auf jeweils einer Doppelseite

Schneller Überblick, kompakte Information: Diese Doppelseite zeigt, wie schön jede der mehr als 100 Designerinnen in dem Buch präsentiert wird. Hier ist es Patricia Urquiola, die 1961 in Oviedo (Spanien) geboren wurde, und sich vor allem mit ihren Möbelentwürfen in der internationalen Designszene durchsetzen konnte.

werden auch viele unbekannte Designerinnen und ihr Einfluss vorgestellt. Es geht quer durch alle Disziplinen: Von Möbel-, Produkt- und Grafikdesign über die Mode- und Textilbranche, Schmuck, Architektur und sogar in die Autoindustrie. Wer hätte gewusst, dass Mimi Vandermolen, 1949 im niederländischen Geleen geboren, eine Vorreiterin des ergonomischen Autodesigns ist und sich bei Ford Gehör verschafft hat? Die Namen der Frauen sind entweder erst gar nicht bekannt geworden oder tauchen nicht auf, wenn nach großen Designerinnen gefragt ist. Fangen wir an, damit aufzuhören. Hier Fotos aus dem Buch „Design von Frauen“. (mar)

Die Finnin Aino Aalto (18941949) ist die Ehefrau von Avar Aalto. Aber noch Jahre nach ihrem Tod sei ihr Beitrag am Erfolg des in seiner Generation gefeierten finnischen Designerpaars kaum gewürdigt worden, heißt es in „Design von Frauen“. Hier zwei ihrer Entwürfe aus dem Buch. Aino Aalto: Beistelltisch und Hocker für Artek, 1932. Foto: Tuomas Uusheimo © Copyright exploitation rights with Artek

Aino Aalto: Böljeblick pitcher for Karhula Glasfabrik (later Iittala), 1932, © C & P Fiell Archive / Laurence King Publishing

Eileen Gray, geboren 1878 in Irland und gestorben 1976 in Paris, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts international bekannt. Ihr Sessel Bibendum für Galerie Jean Désert (später Aram Designs) entstand 1926. Bibendum chair by Eileen Gray, image supplied by Aram Designs. Aram Designs Limited holds the worldwide licence for Eileen Gray designs.

Die Designerin Nipa Doshi ist 1971 in Bombay (Mumbai) geboren und betreibt in London miit ihrem Mann Jonatthan Levien das Designbüro Doshi Levien. „Ihre Stärken als Designerin liegen in ihrer internationalen Ausrichtung und ihrem Gespür für die visuelle Kultur in Ost und West“, heißt es in „Design von Frauen“. Beispiel dafür aus dem Buch: Sideboard Kundan für Galerie Kreo von 2015. Courtesy of Doshi Levien

Louise Campbell, 1970 in Kopenhagen (Dänemark) geboren, „ist eine der wichtigsten nordeuropäischen Designerinnen und arbeitet für viele Hersteller“. Wir zeigen hier aus dem Buch ihren Prince chair für Hay, 2005. Designer: Louise Campbell. Manufacturer: Hay. Prince Chair for Hay 2005.


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stilvoll

Wilder Wüterich: Mit der Studie EQC 4x42 will Mercedes beweisen, dass elektrische Geländewagen keineswegs handzahm sein müssen. Foto: Daimler AG/dpa-tmn

Geländestärke aus der Steckdose: Jeep bietet Compass und Renegade (rechts) auch mit Plug-in-Hybrid und elektrischem 4x4 an. Foto: PH. Alberto Giorgio Alquati/Jeep/dpa-tmn

Elektrisches Ringen um den besten Vortrieb: Beim Audi E-Tron S gesellen sich zum E-Motor an der Vorderachse zwei weitere Motoren an der Hinterachse. Foto: Sagmeister Photography/Audi AG/dpa-tmn

SAUBERER DURCH DEN SCHLAMM

Geländewagen sind Dinosaurier und deshalb vom Aussterben bedroht? Eher nicht. Glaubt man Experten und Entwicklern, fahren sie künftig auch abseits des Asphalts elektrisch. Die Allrad Zukunft ist elektrisch.

Der Staub steht in der Luft wie dichter Nebel, im hohen Bogen fliegt der Kies aus der Grube und der Schlamm spritzt meterweit. Auf den ersten Blick ist alles wie immer, wenn Jürgen Eberle durch den Offroad-Park im schwäbischen Geisingen pflügt. Doch statt des üblichen Brüllens hochdrehender Motoren liegt gespenstische Stille über dem Abenteuerspielplatz für große Jungs. Nur das Prasseln der aufgewühlten Steine ist zu hören. Der Grund: Der dreckstarrende Dienstwagen des Mercedes-Ingenieurs ist ein E-Auto. Dass dieser EQC mit seinen Portalachsen und breiten Kotflügeln trotzdem aussieht wie aus einem Endzeitfilm entsprungen und hier im Gelände jeder G-Klasse die Schau stiehlt, hat einen einfachen Grund: „Wir wollten beweisen, dass der Spaß mit dem Elektroauto dort nicht aufhören muss, wo der Asphalt zu Ende ist“, sagt der Entwickler, bevor er den Wagen die nächste Senke hinunter stürzen und noch einmal tief im Schlamm wühlen lässt. Zwar denkt Mercedes nicht einmal im Traum daran, ein Auto wie diesen 4x4² getauften EQC in Serie zu bauen. Doch will Eberle den Prototypen auch als Wegbereiter für eine elektrische G-Klasse verstanden wissen, die Firmenchef Ola Källenius vor einiger Zeit angekündigt hat. Auch andere Geländegänger wollen unter Strom fahren. Jeep hat bereits einen reinen E-Geländewagen angekündigt. Bei Land Rover macht man keinen Hehl aus den Planungen für einen Batterie-Bruder von Defender & Co. General Motors will Ende 2021 sogar den legendären GMC Hummer reanimieren. Drei E-Motoren setzen ihn mit bis zu geschätzten 1000 PS un-

ter Strom. Seine Vierradlenkung lässt ihn zudem bei Bedarf wie eine Krabbe auch diagonal fahren. Am weitesten geht aktuell Alejandro Agag. Der Sportpromoter hat bereits die Formel E aus der Taufe gehoben und will den Gedanken mit der Serie Extreme E nun vom Rundkurs in die Wildnis übertragen. Dafür hat er als Einheitsauto für alle Teams eine Art Batterie-Buggy mit 400 kW/550 PS und riesigen Federwegen entwickeln lassen. Man muss aber gar nicht so weit ins Extrem gehen, schon jetzt ist die neue Technik für viele Hersteller erste Wahl, wenn es um bessere Traktion geht. Insbesondere bei den so beliebten SUVs in der Kompaktklasse. Denn wo Modelle wie der Opel Grandland X als Verbrenner mittlerweile nur noch mit Frontantrieb ausgeliefert werden, fahren sie als Plug-in-Hybride mit einem E-Motor an der Hinterachse doch auf allen vieren. Jeep hat sogar die konventionellen Allradvarianten bei Renegade und Compass komplett aus dem Programm gestrichen. Stattdessen haben die Ingenieure den Antrieb so konfiguriert, dass der Benziner selbst bei leerem Akku immer genügend Strom produziert, damit den E-Maschinen im Schlamm oder Schnee nie der Saft ausgeht. Der elektrische Allradantrieb dient nicht nur dem Durchkommen bei widrigen Bedingungen, sondern eröffnet auch den Fahrdynamikern ganz neue Möglichkeiten. Das beweist Audi im E-Tron S, bei dem zum Motor an der Vorderachse gleich zwei E-Maschinen im Heck montiert sind. Das Ergebnis ist nicht nur ein Sprung von 300 auf 320 kW Systemleistung ohne und 370 kW mit Boost, teilt Audi mit.

Sondern beide Motoren an der Hinterachse haben keine mechanische Verbindung und können einzeln angesteuert werden. Wo das sogenannte Torque-Vectoring sonst nur über das Abbremsen eines Rades gelingt, bringt der E-Tron S einfach mehr Kraft auf das äußere Rad und kommt so spürbar schneller ums Eck. Während die Elektronik vorne das Untersteuern einbremst, dreht sie das Heck so mit Nachdruck in die Kurve, erläutert der Hersteller aus Bayern. Hightech und grüne Energie, das mag für manche allerdings überhaupt nicht zu den dreckigen Abenteurern passen. „Doch streng genommen ist der Elektroantrieb gerade im Gelände ideal“, meint Dag Rogge, Chef einer Agentur,

Kraxelt wie die Krabbe: Ab Ende 2021 soll der elektrische GMC Hummer in einem speziellen Modus ähnlich einer Krabbe auch diagonal fahren können. Foto: GMC/dpa-tmn

Jetzt wird’s schmutzig: Für Geländewagen soll es mit dem Extreme E eine eigene Off-Rennserie nach dem Vorbild der Formel E geben. Foto: Cupra/dpa-tmn

die sowohl Offroad-Expeditionen ans Ende der Welt sowie PR- und Kundenevents für E-Autos veranstaltet. Das sofort verfügbare Drehmoment und die vergleichsweise einfache Verteilung der Kraft auf jedes einzelne Rad, im besten Fall noch ohne mechanische Systeme wie Differentialsperren, machten aus einem Stromer den perfekten Wühler, argumentiert Rogge. Doch in der Steppe von Namibia,

im bolivianischen Hochland oder im Dschungel von Thailand seien Steckdosen eher selten. Jedoch geht er davon aus, dass solche Probleme eher früher als später gelöst werden. „Wo unsere Diesel bislang oft die Wildtiere verscheucht haben, nähern wir uns künftig so leise, dass die Löwen einfach liegen bleiben.“ Thomas Geiger (dpa-tnm)


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dezember 2020

BEWEGEN: JA. BESITZEN: NEIN.

Handy statt Auto: Junge Städter brauchen keinen eigenen Wagen. Wie ist es auf dem Land? Eine Familie berichtet. Fängt das Leben wirklich erst mit dem eigenen Auto an? Nicht unbedingt, sagen junge Leute. Das eigene Auto ist nicht mehr ihr größter Wunschtraum. Das glauben zumindest viele Experten und belegen ihr Urteil mit Studien unter Heranwachsenden. Ergebnis: Das Auto, zumindest sein Besitz, ist als Statussymbol in die Garage gefahren. Tor zu. Das eigene Fahrzeug, jahrzehntelang die Eintrittskarte ins Leben, die sichtbare „Abnabelung“ vom Elternhaus, hat seine Funktion verloren. Es muss nicht mehr als Beleg herhalten, zu den Besitzenden und Bedeutenden zu gehören. Dabei wurde es von nichts Großem abgelöst, sondern von einem unscheinbaren Apparat, den man in die Hosentasche stecken kann – dem Smartphone oder Handy. Die Autoindustrie musste sich nicht um das Interesse an ihren Produkten sorgen. „Stolz wie Oskar“ fuhren Jungs und Mädels, wenn sie erst mal ihren „Führerschein gebaut“ hatten, mit dem ersten eigenen Auto hinaus ins Leben. Das Blech wurde gehegt, gepflegt, und vielfach auch noch ein bisschen aufgemotzt. An Zubehör mangelt es nicht: Schweller, Schürzen, Hutzen. Autofahrer-Herz, was willst du? Und ein bisschen Chiptuning für mehr Schmackes unter der Haube ist auch kein Problem. Alles möglich, aber Zeichen alten Denkens. Mobilität ist zwar enorm wichtig,

aber sie muss nicht mehr im eigenen Wagen passieren. Bewegen: ja. Besitzen: nein. Vor allem in Großstädten nimmt die Zahl derer, die ein Fahrzeug, ja oft sogar einen Führerschein haben, rapide ab. Sabrina Schleimer (27), geboren in Hermeskeil (Kreis Trier-Saarburg), arbeitet nach ihrem Studium in der Investitions- und Finanzbranche in der Börsenstadt Frankfurt am Main. Sie sagt: „Mein Smartphone hat für mich sowohl privat als auch beruflich eine äußerst hohe Bedeutung. Es ist definitiv wichtiger für mich als ein Auto, nicht als Statussymbol, sondern in Bezug auf seine Nützlichkeit.“ Dabei kommt sie aus einer „autoverrückten“ Familie. Vater Stefan ist Maschinenbau-Ingenieur, und regelmäßiger Besucher von Automobilmessen und Motorsport-Veranstaltungen. Bruder Fabian (25) ist ebenfalls mit dem „MotorGen“ aufgewachsen, nennt neben seinem Auto, mit dem er regelmäßig nach Luxemburg zur Arbeit fährt, auch einen historischen Traktor sein eigen. Er verbindet beides miteinander. „Das Auto ist kein Statussymbol für mich, aber ich habe einfach Freude am Umgang mit der Technik – vor allem bei historischen Fahrzeugen. Und bei uns auf dem Land bist du ohne eigenes Auto sowieso aufgeschmissen.“ Die Liebe der Deutschen zum Auto ist also nicht erloschen. Sie ist eine Frage des Alters und der Lebensumstände.

Foto: Istock/martin-dm

Das ergab der sogenannte „Trend-Tacho“ der bundesweiten Sachverständigen-Organisation KÜS mit Sitz in Losheim (Kreis Merzig-Wadern), der vom Institut BBE Automotive GmbH erstellt wird. Für 97 Prozent der Befragten sei der Besitz eines Autos demnach wichtig bis sehr wichtig. Allerdings würden auch viele Auto-Nutzer zumindest teilweise auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) umsteigen, wenn dieser nach Meinung der Befragten besser ausgebaut sei. Als Statussymbol ausgedient habe das Auto aber keineswegs, sagen Leute, die es eigentlich wissen müssten. Autoan-

bieter müssten ihre Herangehensweise an die junge Generation neu überdenken und ändern, sagt beispielsweise Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg Essen. „Facebook und virtuelle Welten prägen Werte von jungen Menschen – und weniger die Heldensagen von Ferrari, Porsche oder Lamborghini.“ Die Kosten für Automobilität seien zudem in den vergangenen Jahren überproportional stark gestiegen. Das sei „bei der preissensitiven Jugend ein starkes Argument“, erklärt Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. Er spricht von einem „sichtbaren Trend der Ent-

Emotionalisierung.“ Ähnlich nüchtern sieht es auch die junge Hermeskeilerin in „Mainhattan“, die zuvor während des Studiums in europäischen Metropolen gelebt hat. „In der Großstadt kann ich auf ein eigenes Auto komplett verzichten und öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Und falls ich mein Ziel mit den Öffis mal nicht erreiche oder etwas Großes zum Transportieren habe, kann ich auf meine Carsharing-Mitgliedschaft zurückgreifen.“ So nüchtern geht das also auch. Es muss ja in einer Familie nicht jeder gleich denken und fahren. Wäre ja auch schade drum. Jürgen C. Braun ANZEIGE

Der neue Charme der Mobilität Zum Thema (Auto)Mobilität und junge Leute gibt es unzählige aussagekräftiger Studien und Expertisen. Nicht nur die beiden promovierten Wissenschaftler und „Autopäpste“ Ferdinand Dudenhöffer und Stefan Bratzel äußern sich immer wieder, wenn sie dazu gefragt werden. Und das ist in der Regel immer öfter als weniger der Fall. In allen Arbeiten, egal von wem sie erstellt worden sind, steht am Ende die These: Die Wertewelt junger Leute hat sich verändert. Virtuelle Welten und soziale Medien prägen den Alltag Heranwachsender fast ausschließlich. Autofahren, und sich damit ein Stück Unabhängigkeit zu sichern, gilt zwar immer noch als „cool“. Indes: Der Besitzanspruch an die „Karre“ steht aber nicht mehr im Vordergrund. Vor allem in den Metropolen sinkt die Zahl derer, die ein Fahrzeug ihr Eigentum nennen. Doch das Auto habe deshalb noch lange nicht als Statussymbol ausgedient, sagt beispielsweise Dirk Bathen, Geschäftsführer des Trendbüros Hamburg. Mobilität sei weiter gefragt. Es sei weiterhin ein Statussymbol, mobil zu sein. Aber

junge Menschen drängten, vor allem dort, wo es andere Möglichkeiten gibt, nicht unbedingt danach, ein Auto zu besitzen. Das Auto spiele für eine immer größer werdende Gruppe von Berufseinsteigern oder Studierenden längst nicht mehr die Rolle wie noch vor gar nicht einmal langer Zeit: Sie seien nicht bereit, an der eigenen Wohnung, am Urlaub oder an Freizeit-Aktivitäten zu sparen und sich einzuschränken, nur um sich ein Auto leisten zu können. Das, so sagt Bratzel, Leiter des „Center auf Automotive Management“ in Bergisch-Gladbach sei übrigens kein rein deutsches Phänomen. Bereits in den 1990er Jahren habe man in den japanischen Großstädten sogenannte „Demotorisierungs-Tendenzen“ feststellen können. Eine neue Möglichkeit der Emotionalisierung bei Jugendlichen, glaubt Dudenhöffer bei EAutos entdecken zu können. „Das hat für Menschen um die 20, für die Verbrenner-Autos so etwa wie ,alte Welt‘ sind, eher den Charme eines I-Pads“. (jüb)

Foto: IStock/clu

DIE KRAMPFADER LÖSUNG Heilpraktiker Constantin Mock bietet eine Alternative zur Operation

Besenreiser ohne Chemie oder Laser veröden? Krampfadern ohne Stripping entfernen? Der Trierer Heilpraktiker und Venenspezialist Constantin Mock macht es möglich durch ein speziell entwickeltes eigenes Verfahren. Der Venenflüsterer, wie ihn seine Patienten nennen, hat sich vor 8 Jahren leidenschaftlich auf das Thema Gefäße spezialisiert. Im Zuge dessen praktiziert er eine schonende Behandlungsmethode als Alternative zur Operation und hat so bereits tausenden von Betroffenen helfen können. Patienten reisen aus der ganzen Welt an, um sich vom Experten Mock innerhalb weniger Minuten ihre Beine wieder verschönern zu lassen. Dabei betont Mock, „dass Krampfadern nicht nur ein rein kosmetisches Problem sind“. Bleiben die Adern längere Zeit unbeachtet, kann dies zu einem offenen Bein, einer Thrombose oder im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie führen, welche tödlich enden kann. Doch es muss nicht dazu kommen. Je früher man die Gefäße behandelt, desto besser sind die Ergebnisse mit sofortiger Minderung dieser Risiken. Konzentrierte Kochsalzlösung heißt das Zaubermittel, welches die Notwendigkeit von Operationen, Laserbehandlung, Wickeln und Stützstrümpfen in vielen Fällen überflüssig machen kann. Dabei bedient sich Constantin Mock einer Grundmethode, die bereits 1911 von einem deutschen Arzt entdeckt und von Mock mittels neuen Erkenntnissen und Materialien weiterentwickelt und sicherer gemacht wurde. Nachdem bereits jahrzehntelang Patienten erfolgreich mit dieser Methode behandelt wurden, ist offenkundig, dass sie effektiv ist. „Viele meiner Kunden wurden vorher bereits operiert oder anderweitig an den Besenreisern behandelt. Sie entscheiden sich inzwischen bewusst für die Alternative der Kochsalzbehandlung“ so Mock, unter anderem auch, weil kein Skalpell benötigt wird und damit Narben obsolet werden. Narben

Fernsehinterviews mit Fallberichten und praktischen Tips zum Vorbeugen

können Spätfolgen verursachen, wenn sie Störfelder bilden und körperliche Funktionen beeinträchtigen, wie man aus der Chinesischen Medizin und der Neuraltherapie weiß. Die Behandlung wird ambulant in Mocks Praxis durchgeführt. Die Betroffenen können danach sofort wieder in den Alltag. Die Nachbehandlung besteht lediglich aus Eincremen des behandelten Gebiets sowie einer Spezialmischung von Homöopatischen Heilmitteln. Dies kann den Heilungsprozess erheblich beschleunigen. Die erfolgreich behandelte Ader verschwindet optisch meist unmittelbar während des ersten Termins. Der Körper löst sie unter der Haut selbstständig innerhalb weniger Monate dann komplett über körpereigene Fresszellen auf. Die Patienten sind mit dem optischen und gefühlten Ergebnis meist schon lange vorher zufrieden. Das Bein kann sich bereits nach kurzer Zeit leichter anfühlen, wenn die Stauungen

aufgelöst werden. Häufig reicht eine einzige Behandlung aus, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Selbst große Krampfadern lassen sich Mocks Erfahrung nach mit Kochsalz behandeln. Im Termin berät Mock auch, wie man wirksam Krampfadern und Besenreisern vorbeugen kann und behandelt die möglichen Grundursachen. Private Krankenversicherungen und Zusatzversicherungen übernehmen oft Teile der Kosten.

Informationen unter: Telefon: 06 51/99 18 90 89 Thyrsusstraße 15 · 54292 Trier-Nord info@heilpraktikertrier.de www.heilpraktikertrier.de


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stilvoll

ENTDECKEN, EINTAUCHEN, AUFSTEIGEN ABTEIKIRCHE, THOLEY/SAARLAND Weltkunst in der Provinz: Nach zweijähriger Renovierungszeit sind vor einigen Monaten in der Benediktiner-Abtei St. Mauritius im saarländischen Tholey die drei zentralen Kirchenfenster im Chor der Öffentlichkeit vorgestellt worden – begleitet von großem Medieninteresse. Denn der Entwurf der Glasfenster ist ein Geschenk des weltberühmten Kölner Malers Gerhard Richter. Das älteste Kloster Deutschlands, das erstmals im Jahr 634 urkundlich erwähnt wurde, war deshalb schon vor dem Teil-Lockdown ein Ziel Kunstinteressierter und Richter-Fans – und wird es wieder. Zumal der 88-jährige Künstler den Entwurf als sein finales Werk bezeichnet hat. Die restlichen 34 Fenster in den Seitenschiffen hat die Künstlerin Mahbuba Maqsoodi entworfen. An Ostern 2021 sollen die letzten dieser Fenster eingesetzt sein, dann ist die Sanierung vollendet. ce/dpa/red www.abtei-tholey.de

Warum nicht über Buddhas an der Mosel staunen oder im Saarland in die Höhe steigen? Wenn es Corona gerade nicht zulässt, dann später! BUDDHAMUSEUM/ TRABEN-TRARBACH

MARIENSÄULE/TRIER Der Trierer Dom ist schön, die Liebfrauenkirche oder die Basilika ebenfalls – allen Lesern sei an dieser Stelle ein Besuch dort und in allen Kirchen in der Region empfohlen. Das gilt auch oder besonders für Einheimische, die dazu neigen, an den Schätzen ihrer Stadt eher achtlos vorbeizulaufen. Tausend Mal gesehen ... Aber wann waren Sie das letzte Mal zum Beispiel auf der Mariensäule und genießen von dort oben die herrliche Sicht auf Trier. Von unten auf die 1866 eingeweihte Statue zu blicken, ist den Trierern aber wohl mindestens genauso „heilig“. Wohnungen mit Blick auf sie, sind begehrt. Dass die aus Spendengeldern finanzierte „Säulen Marie“ einst eine Machtdemonstration der Katholiken gegenüber den Protestanten war, ist heute vollkommen Nebensache. red

Foto: Oliver Dietze/dpa

SAARPOLYGON/ENSDORF Ein X, ein Z, zwei Bleistifte, ein rechteckiger Torbogen, ein Dreieck, das auf der Spitze steht: Je nach Blickwinkel nimmt das Saarpolygon eine andere Form an. Es ist aus allen vier Himmelsrichtungen zu sehen, denn es thront hoch oben auf der Halde Duhamel bei Ensdorf nahe Saarlouis. Knapp 30 Meter ist diese begehbare Stahlkonstruktion hoch. 132 Stufen führen in beiden Türmen hinauf zu der rund 40 Meter überspannenden Querverbindung. Die 20 Meter breite Aussichtsplattform in 25 Metern Höhe bietet einen weiten Blick über das Land und das Saartal. Das im September 2016 eröffnete Saarpolygon der Berliner Architekten Pfeiffer & Sachse erinnert an den Steinkohlebergbau im Saarrevier, der im 2012 endgültig eingestellt wurde. Warum ein Polygon als Denkmal? Diese Vielecke bilden die Basis der Vermessung unter Tage. mehi KONTAKT Bei Fußenkreuz 66806 Ensdorf Tel.: 06831 7693710 www.bergbauerbesaar.de

KONTAKT Bruno Möhring Platz 1 56841 Traben-Trarbach Tel.: 06541 8165180 www.buddha-museum.de

Foto: Roland Morgen

EDELSTEINMUSEUM/ IDAR-OBERSTEIN Kristallklar. Purpurrot. Strahlend Blau. Tiefgrün. Mehr als 10 000 Diamanten, Rubine, Saphire, Smaragde, Granate und weitere Edelsteine aus der Region und der gesamten Welt gibt es im Deutschen Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein zu bestaunen. Die Stadt an der Nahe ist seit dem 14. Jahrhundert als Fundstätte natürlichen Vorkommens an Achaten, Jaspis und anderen Edelsteinen urkundlich erwähnt. Achat-Schleifereien verarbeiten seit dem 16. Jahrhundert die Steine – heute jedoch nur noch in kleinerem Umfang. Im Museum in einer Gründerzeitvilla sind die schönsten Exemplare der klassischen und neueren Edelsteine zu sehen. Gezeigt werden rohe und geschliffene Steine, Skulpturen und Gravuren sowie Schmuck, den Generationen Idar-Obersteiner Meister erschaffen haben. mehi KONTAKT Deutsches Edelsteinmuseum Hauptstraße 118 55743 Idar-Oberstein Tel.: 06781/900980 www.edelsteinmuseum.de

Fotos: Volker Hagelstein, BergbauErbeSaar

Schon das Gebäude beeindruckt: eine Weinkellerei, die der Berliner Bruno Möhring, einer der bedeutendsten Architekten des Jugendstils in Deutschland, 1906 für den Traben-Trarbacher Weingroßhändler Julius Kayser am Moselufer errichtet hat. Das Innere ist noch beeindruckender, ja einzigartig. Wo einst Wein reifte, befinden sich seit über elf Jahren mehr als 2000 historische BuddhaStatuen aus der privaten Sammlung des Mainzer Unternehmers Wolfgang Preuß. Auf 4000 Quadratmetern Fläche – inklusive Innenhof und Dachterrasse – sind Skulpturen, Bilder und Objekte der drei buddhistischen Hauptrichtungen Hinayana (Theravada), Mahayana und Vajrayana zu sehen. Sie stammen aus Ost- und Südostasien, aus Indien und der Himalaya-Region, gefertigt aus verschiedensten Materialien wie Holz, Stein, Metall, Marmor oder Keramik. Fünf von ihnen, die Gandhara-Buddhas aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus, gehören zu den ältesten Darstellungen Buddhas in menschlicher Form, erschaffen im heutigen Nordwesten Pakistans. mehi

Foto: Lichtblick-Fotodesign: Jürgen Cullmann

Fotos: Michael Neyses Bullay/ Winfried Simon


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