Design von Togada ltd Room 1023 | Kingston Hill | Kingston upon Thames KT2 7LB, UK.
Gedruckt und gebunden in GroĂ&#x;britannien von TCW Solutions Herausgeber SAFE YOU 2 Dezember 2016
Illustrator Umberto Pezzini Editoren Kiane Blackman Stephen Pelling Thomas Pilling
DEINE GESUNDHEIT, DEIN KÖRPER. PASS AUF, WAS DU NIMMST! FALLGESCHICHTEN, THEMEN & INHALTE
“The European Commission support for the production of this publication does not constitute an endorsement of the contents which reflects the views only of the authors, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein.”
Das SAFE YOU Projekt Team missbilligt und lehnt den Gebrauch von jeglichen leistungssteigernden und körperformenden Substanzen ausdrücklich ab. Ziel des SAFE YOU Projektes ist es, jungen Menschen dabei zu helfen, gute eigene Entscheidungen über den Gebrauch solcher Substanzen zu treffen; unabhängig davon, ob sie sich dann davon fernhalten wollen oder nicht. Wir betonen ausdrücklich: Die beste Möglichkeit die Gesundheitsschäden zu vermeiden, die durch den Gebrauch solcher Substanzen entstehen, ist es, sie nicht zu benutzen! Falls Du sie trotzdem nutzen willst, empfehlen wir Dir nachdrücklich, Dich vorher äußerst gründlich zu informieren und außerdem alles zu tun, um Dein Risiko dabei gering zu halten. Dazu musst Du Dir über die Risiken aber eben auch zuerst einmal im Klaren sein! Das SAFE YOU Programm wurde für Dich entwickelt, um Dir zu helfen, die für Dich beste Entscheidung zu treffen. Deine Gesundheit. Dein Körper. Pass auf, was du nimmst!
Inhaltsverzeichnis 03
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EINFÜHRUNG
NUTZERHANDBUCH
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FALLGESCHICHTEN
THEMEN UND WORKSHOPS
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Zypern
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Einführung
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Deutschland
72
Themen 1-8
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Griechenland
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Ablaufpläne für Workshops
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Italien
59
Großbritannien
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PROJEKTTEAM
SELBSTWIRKSAMKEITSSKALA
93 GLOSSAR
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EINFÜHRUNG Das SAFE YOU TOOL SAFE YOU (engl. Strengthening the Anti-doping Fight in Fitness and Exercise in Youth) ¬ist ein von ERASMUS+ gefördertes und von international führenden Wissenschaftlern durchgeführtes Forschungsprojekt. Ziel des Projekts war die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Lernangebots für Jugendliche und junge Erwachsene im Breiten- und Fitnesssport, mit dem auf die möglichen Gefahren beim Gebrauch von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen im Sport aufmerksam gemacht werden soll. Untersuchungen in fünf europäischen Ländern (Griechenland, Zypern, Deutschland, Italien und Großbritannien) zeigten, dass leistungssteigernde und körperformende Substanzen im Sport unter jungen Sporttreibenden im Alter zwischen 16 und 25 Jahren weit verbreitet sind. Aus der intensiven Zusammenarbeit mit jungen Menschen aus dieser Altersgruppe resultierten spannende Einblicke in die Lebenswelt junger Sporttreibender, die mit uns darüber gesprochen haben, wie sie mit solchen Substanzen
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umgehen oder sich von ihnen fernhalten. Zu erfahren war ebenfalls, wie leicht es für Jugendliche und junge Erwachsene heutzutage ist, an solche Substanzen heranzukommen und dass es ihnen nicht immer leichtfällt, das Richtige zu tun. Wenn man sich mit dem Gebrauch leistungssteigernder und körperformender Substanzen im Breitenund Fitnesssport beschäftigt, fällt dem Internet eine Schlüsselrolle zu. Zum einen bietet dieses die wahrscheinlich beste Möglichkeit die Jugendlichen und jungen Erwachsenen unserer Zielgruppe mit etwaigen Hilfestellungen zu erreichen. Zum anderen können Menschen, die sich dafür interessieren, dort aber auch unfassbar viele falsche und unvollständige Informationen über Substanzen im Sport nachlesen; und sie sich dort dann auch direkt besorgen. Solche Ambivalenz birgt Gefahren, aber wir wollen in unserem Projekt trotzdem auf das Medium Internet setzen. Unrealistisch wäre der Versuch gewesen, dort zu „zensieren“, die relevanten Stellen mit Warnhinweisen zu versehen, oder Vorschriften darüber zu erlassen, was zu tun und zu unterlassen ist. Denn wir haben in unserer Zusammenarbeit mit den jungen Sporttreibenden schnell gelernt: Entscheidend für sie ist, dass auch Ihre Sicht der Dinge ernst genommen wird. Sie wollen keinen moralischen Zeigefinger und nicht, dass ihnen erzählt wird, was sie wieder mal alles falsch machen. Für nützlich halten sie es, wenn “unvoreingenommene Information” zur Verfügung gestellt wird. Sie wollen Unterstützung, „um selbstverantwortlich entscheiden“ zu können. Dies haben wir uns als Handlungsmaxime zu Eigen gemacht. Aus diesem Grund wählt das SAFE YOU-Projekt einen betont vorurteilsfreien und praktischen Zugang zum Thema, der Jugendliche und junge Erwachsene dabei unterstützen soll, eigene, gut durchdachte Entscheidungen über den Gebrauch
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von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen im Sport zu treffen. Getreu dem Motto: Dein Körper, Deine Gesundheit. Pass auf was Du nimmst! Im Rahmen des SAFE YOU Projekts wurde das SAFE YOU TOOL entwickelt. Dabei handelt es sich um einer von Auswahl sorgfältig zusammengestellten Informations- und Lehrmaterialien und es ist in den vier Sprachen Deutsch, Englisch, Griechisch und Italienisch verfügbar. Dieses Heft ist in erster Linie für Personen geschrieben, die mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Sport zusammenarbeiten, die das SAFE YOU TOOL kennenlernen wollen und andere dann zu besseren Entscheidungen über den Gebrauch möglicherweise gefährlicher Substanzen führen wollen. Aber auch junge Sportlerinnen und Sportler selbst sollen die Chance haben, sich mit Hilfe dieses Hefts (und den dazu gehörenden Materialien im Internet) zu informieren. Im Heft finden sich die Fallgeschichten echter Personen, die mit Substanzen im Sport schon einmal in Berührung gekommen sind oder sie sogar regelmäßig nutzen. Die Erzählungen sollen vor allem zeigen, wie unterschiedlich Menschen mit diesem Thema umgehen. Der Umgang mit Substanzen im Sport wird von Individuen ganz unterschiedlich wahrgenommen und bewertet, und fürhrt sie deshalb auch zu ganz unterschiedlichen Haltungen und Erwartungen. Die Fallgeschichten liefern Hintergrundwissen und Diskussionsmaterial. Außerdem werden die acht im SAFE YOU TOOL behandelten Themen vorgestellt. Zu allen Themen wurden Workshops entwickelt, die mit Interessierten durchgeführt werden können. Jeder einzelne Workshop soll dazu beitragen, dass sich Teilnehmende schwierigen Situationen im wahren Leben dann
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besser gewachsen fühlen, weil sie sich im Workshop Kompetenzen zum verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit erwerben konnten. Teilnehmende sollen zu gut informierten, klugen, eigenen Entscheidungen befähigt werden; ungeachtet dessen, wie sie sich schließlich entscheiden wollen. Schließlich enthält das Heft die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala, mit der solche Fortschritte nachvollziehbar gemacht werden können. Sie liefert Aufschluss darüber, wie überzeugt Personen davon sind, auch neue oder schwierige Situationen erfolgreich selbst zu bewältigen; also kluge Entscheidungen auch unter ungünstigen situationalen Umständen zu treffen. Außerdem beinhaltet das SAFE YOU TOOL Lehrmaterialien, die zu den einzelnen Workshops eingesetzt werden können, die aber im Heft nicht abgedruckt sind. Zu finden sind diese auf der Internetseite von SAFE YOU (PowerPoint-Folien, Videos zu den Fallgeschichten, Übungsmaterial, Vorschläge zu Ablaufplänen, Lesetipps). Schließlich gibt es eine App fürs Handy (PAES Information App). In dieser App sind in erster Linie Informationen über Substanzen und Substanzgruppen hinterlegt, die von jungen Menschen im Breiten- und Fitnesssport offensichtlich häufig genutzt werden und deshalb Thema in den Workshops sind bzw. sein könnten. Zusätzlich findet sich in der App auch eine Sammlung mit häufig gestellten Fragen zum Thema (FAQ; Frequently Asked Questions). Alle Materialien des SAFE YOU TOOLs stehen als Internet-Downloads über die Internetseite des Projektes frei zur Verfügung: www.safeyou.eu
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Das Forschungsprojekt Der Gebrauch legaler Nahrungsergänzungsmittel ist unter Freizeitsportlern sehr weit verbreitet. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass aber selbst die Einnahme legaler Nahrungsergänzungsmittel zur Leistungssteigerung im Sport, nicht immer risikofrei ist. Gesundheitsrisiken gehen vor allem von verunreinigten Produkten und falscher Nutzung aus. Auch steht der Gebrauch von legalen Substanzen im Verdacht, Tür öffnende Funktion für die Einnahme von verbotenen Substanzen zu haben. Daneben ist auch der Missbrauch von (u. U. rezeptpflichtigen) Medikamenten im Sport nicht selten. Verboten ist dies in erster Linie deshalb, weil Medikamente in falscher Anwendung schwerwiegende gesundheitliche Schäden nach sich ziehen können. Der Gebrauch illegaler Substanzen, die in nahezu jeder Form und Dosierung eindeutig gesundheitsschädigend sind, verbietet sich sowieso von selbst. Trotzdem gibt es auch im Breiten- und Fitnesssport Menschen, die sich solcher Substanzen zur Leistungssteigerung oder aus anderen Gründen bedienen. Im ersten Untersuchungsschritt wurden im Rahmen des SAFE YOU Projekts zunächst umfangreiche Befragungsstudien und Gruppeninterviews durchgeführt. Im zweiten Schritt wurde zur Entwicklung von Präventionsmaßnahmen intensiv mit jungen Menschen aus den relevanten Zielgruppen zusammengearbeit (engl. co-creational workshops). Das SAFE YOU TOOL sollte vor allem den Erwartungen und Wünschen der Zielgruppe entsprechen und dieser nützlich erscheinen.
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Die Befragungsstudien
Gründe für die Einnahme von Substanzen
Gründe gegen die Einnahme von Substanzen
Insgesamt nahmen an den Befragungen in den fünf beteiligten Ländern fast 1000 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Breiten- und Fitnesssport teil. Mehr als die Hälfte der befragten Sportlerinnen und Sportler (60,5 %) gab an, in den vergangenen drei Monaten zumindest einmal eine legale Substanz zur Nahrungsergänzung verwendet zu haben. Auf rezeptpflichtige oder illegale Substanzen hatten im selben Zeitraum 5,9 % zurückgegriffen. Jüngere (16 bis 20-jährige) und ältere (21- bis 25-jährige) Studienteilnehmer unterschieden sich nicht, wenn es um den Gebrauch von illegalen Substanzen ging. Allerdings war die Nutzung legaler Substanzen unter den Jüngeren wesentlich weiter verbreitet als unter den Älteren.
Das hilft mir, mich nach dem Training schneller zu erholen.
Ich verspüre kein Bedürfnis danach.
Substanzen helfen mir, meine Ziele schneller zu erreichen.
Ich will sehen, was ich auf natürliche Weise erreichen kann.
Ich möchte sehen, was ich alles aus mir rausholen kann.
Ich mache mir Sorgen über mögliche gesundheitliche Nebenwirkungen.
Substanzen helfen mir, mein Leistungsziel oder mein gewünschtes körperliches Erscheinungsbild zu erreichen.
Ich bin dann nicht mehr zu 100% ich selbst.
Das hilft mir, mich nach einer Verletzung zu erholen.
Ich habe kein Vertrauen in die Qualität und Inhaltsstoffe.
Ich bin neugierig, ob es wirklich funktioniert.
Substanzen sind ein unfairer Wettbewerbsvorteil.
Substanzen wurden mir von jemandem empfohlen, dessen Meinung mir wichtig ist.
Leute, deren Meinung mir wichtig ist, wollen nicht, dass ich Substanzen nehme.
Substanzen sind ein normaler Bestandteil ernst zu nehmenden Trainings.
Nur wenige Leute, die ich kenne, nehmen Substanzen.
Ich möchte einen Wettbewerbsvorteil haben.
Ich mache mir Sorgen über die rechtlichen Konsequenzen.
Als Antwort auf die Frage, woher die befragten Sportlerinnen und Sportler denn Informationen beziehen und woher sie sich ihre Substanzen besorgen, verwiesen 25,6 % auf Freundinnen und Freunde, die diese Substanzen ebenfalls benutzen, und 23,5 % meinten, dass sie sich außerdem über die Werbung im Internet und über Online-Stores informiert fühlten. 27,1 % gaben an, sich ihre Substanzen im Internet gekauft zu haben; 31,3 % haben Substanzen auch schon einmal direkt von Freunden/-innen oder anderen Sportlern/innen angenommen. Für die Entwicklung von Strategien zur Prävention und zur Minderung von Risiken ist es wichtig, die subjektiven Beweggründe von Jugendlichen und
Ich nehme Substanzen, weil alle um Ich weiß nicht, was für Substanzen mich herum das auch machen. und wie ich sie einnehmen sollte.
Ich weiß nicht, wo ich Substanzen kaufen kann. Substanzen sind für mich zu teuer. Tabelle 1: Gründe für und gegen die Einnahme von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen
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jungen Erwachsenen im Breiten- und Fitnesssport zu verstehen, die aus deren Sicht für oder gegen die Nutzung von Substanzen sprechen. Anders als allgemeine Einstellungen und Überzeugungen haben diese direkten Einfluss auf späteres Verhalten1. In Tabelle 1 sind die zehn wichtigsten Gründe genannt, die aus der Sicht der Befragten für und gegen die Benutzung von Substanzen im Sport sprechen. Sie sind dort nach Wichtigkeit sortiert. Die Beweggründe für und gegen den Substanzkonsum, die von den Befragten je am häufigsten genannt wurden, erscheinen in der obersten Zeile der Tabelle. Für das SAFE YOU TOOL wäre es nicht gut gewesen, wenn wir uns auch in den Themen-Workshops nur auf die Gründe konzentriert hätten, die gegen den Gebrauch von Substanzen im Sport sprechen. Dies würde in erster Linie nur die bestärken, die ohnehin keine Substanzen zu sich zu nehmen wollen. Die Personen, aber die Substanzen konsumieren oder dies in Betracht ziehen, würde man so nicht erreichen. Folglich werden im SAFE YOU TOOL beide Seiten angesprochen: Es werden die Gründe thematisiert, die für einen Einsatz von Substanzen im Sport sprechen können, sowie Gründe, die gegen den Gebrauch leistungssteigernder Substanzen im Sport sprechen. In den Fallgeschichten des SAFE YOU TOOLs werden ausführlich die Gedankengänge nachgezeichnet, von denen junge Sporttreibende berichten, dass sie sie zur Entstehung der jeweiligen Beweggründe motiviert
haben. Dies nachvollziehbar zu machen soll helfen, die Kompetenz der Teilnehmenden zu verbessern, einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu entwickeln. Speziell geht es im SAFE YOU TOOL immer wieder darum, die Fähigkeiten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verbessern, sich wichtige gesundheitsbezogene Informationen selbst zu besorgen, diese zu verarbeiten und zu verstehen, so dass sie anschließend gut informierte, kluge, eigene Entscheidungen treffen können. Ein weiteres Resultat der durchgeführten Untersuchungen besteht darin, zu versuchen dem offensichtlich starken Einfluss von Rahmenbedingungen aus der direkten Umgebung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerecht zu werden. Im SAFE YOU TOOL führte dies dann zu den folgenden Prämissen: (1) die Beweggründe einer Person können direkt über die Vermittlung von Wissen beeinflusst werden; (2) weil Rahmenbedingungen im Umfeld der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht ohne weiteres veränderbar sind, müssen deren Fähigkeit gestärkt werden, mit schwierigen Situationen umzugehen. Der verantwortungsvolle Umgang mit der eigenen Gesundheit und die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden sollen dabei durch den Erwerb von Fertigkeiten zur Entscheidungsfindung unterstützt werden.
1. Westaby, J. D. (2005). Behavioral reasoning theory: Identifying new linkages underlying intentions and behavior. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 98(2), 97-120.
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Die Gruppeninterviews: An den Gruppeninterviews nahmen 88 im Breiten- und Fitnesssport aktive Jugendliche und junge Erwachsene aus allen fünf projektbeteiligten Ländern teil. Die Auswertung der Diskussionen, die im Rahmen der Gruppeninterviews geführt und aufgeschrieben wurden, ließen uns drei Gruppen von Sportlerinnen und Sportlern erkennen: 1.
Bodybuilder sowie Kraftsportlerinnen und Kraftsportler in Fitnessstudios, die bereits viel über leistungssteigernde Substanzen im Sport wissen, darüber hinaus aber noch mehr erfahren und besser informiert sein wollen;
2.
Sportlerinnen und Sportler, die in Sportvereinen aktiv sind und daher auch schon einigermaßen gut über die Anti-Doping Kampagnen des Leistungs- und Profisports erreicht werden;
3.
Im Fitnessstudio trainierende Sportlerinnen und Sportler, die in Bezug auf den Gebrauch von Substanzen im Sport oft völlig unerfahren sind und wenig darüber wissen.
Das SAFE YOU TOOL richtet sich hauptsächlich an die dritte hier genannte Gruppe, d.h. Jugendliche und junge Erwachsenen, die ohne viel Wissen über den Nutzen und die Gefahren des Substanzgebrauchs im Fitnessstudio trainieren. Leider ist es auch schon für diese Gruppe leicht an leistungssteigernde und körperformende Substanzen heranzukommen; bei nur schwer zu findenden zuverlässigen Gebrauchsinformationen.
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Ko-Konstruktion des Präventionsprogramms mit Angehörigen der Zielgruppe Für den Erfolg des SAFE YOU Projekts erschien es von Anfang an besonders wichtig, die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Breiten- und Fitnessport in die Entwicklung des Präventionsprogrammes miteinzubeziehen. Aus diesem Grund wurden Workshops mit insgesamt 66 Sporttreibenden aus den fünf beteiligten Ländern durchgeführt. Einhellige Meinung der Teilnehmenden war es, dass möglichst unvoreingenommene Informationen bereitzustellen wäre, die dann gut durchdachte eigene Entscheidungen ermöglichen kann. Mit Hilfe dieser Workshops wurden für das SAFE YOU TOOL schließlich fünf Leitsätze und dazu gehörende Lösungsansätze gebildet: Substanzen im Sport können gefährlich sein. Deshalb muss ausreichend und gutes Hintergrundwissen vorhanden sein; die mit dem Einsatz von Substanzen verbundenen Erwartungen müssen realistisch sein; und es muss Möglichkeit eröffnet werden, auf kompetente Beratung zurückgreifen zu können. Zuverlässige Information zum Thema zu finden ist nicht einfach. Zusätzlich zum Wissen über Substanzen ist es wichtig sich mit den Gedanken und Entscheidungsprozessen zu beschäftigen, die Menschen dazu führen, Substanzen zu nutzen oder nicht. Dabei gilt es einen kritischen und hinterfragenden Denkprozess anzuregen, der die Auswahl der richtigen Informationsquellen und der ausgewählten Substanzen leitet und
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vielleicht sogar Hinweise zur korrekten Anwendung gibt. Die Erfahrungen von Anderen sind wichtig. Für Jugendliche und junge Erwachsene sind Erfahrungsberichte Gleichaltriger wichtig, die erkennen lassen, dass und wie sehr sich Menschen im Umgang mit Substanzen im Sport unterscheiden. Dabei genügt es nicht nur das erwünschte Verhalten zu illustrieren.
Für das SAFE YOU TOOL wurden deshalb die folgenden Zielsetzungen erarbeitet: 1.
Jugendliche und junge Erwachsenen im Breiten- und Fitnesssport, die Interesse an leistungssteigernden und körperformenden Substanzen haben, sollten schnelle und direkte Unterstützung durch richtige und zuverlässige Informationen in einem einfachen und benutzerfreundlichen Format erfahren. Diese Art der schnellen und direkten Hilfe bietet das SAFE YOU TOOL in Form der „PAES Information App“, die ein einfaches und wirksames Warnsystem, häufig gestellte Fragen zu Substanzen (FAQ) und ein umfangreiches Glossar zur Verfügung stellt. Die App wurde eigens dazu entwickelt, Interessierte dabei zu unterstützen, sich auf dem unübersichtlichen Gebiet verschiedener Substanzen und Substanzgruppen im Sport leichter zu orientieren und sich selbst zumindest mit den nötigsten Informationen zu versorgen.
2.
Es soll ein digitales Lehr- und Lernangebot zu acht Themenkomplexen angeboten werden, das zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit beitragen soll. Die Lernaktivitäten sollen kritisches Denken angeregen, das Wissen erweitern und das Selbstvertrauen junger Sportlerinnen und Sportler fördern. Dies soll ihnen helfen, eigene Entscheidungen zu treffen, anstatt es ihnen vorzuschreiben, was zu tun ist und was nicht. Mit erhobenem Zeigefinger unnötige Ängste im Bezug zu Substanzen im Sport zu schüren, schadet mehr, als dass es nützt. Besonders wichtig erschien uns hierbei, dass das Angebot im Internet zugänglich ist, weil immer mehr
Substanzen werden oft zur Veränderung de. eigenen äußeren Erscheinung eingesetzt. Das Thema Substanzgebrauch darf nicht auf das Thema Leistungssteigerung hin verkürzt werden. Ursachen, Begleiterscheinungen und Konsequenzen müssen vor allem der Ebene des subjektiven Erlebens lokalisiert und adressiert werden. Es gibt Möglichkeiten, die gewünschten Ziele ohne Substanzen zu erreichen. Junge Sporttreibende sollten ein realistisches Bild darüber haben, was mit und was ohne Substanzen im Sport tatsächlich erreicht werden kann. Manche Ziele lassen sich auch wenn Substanzen eingesetzt werden nicht erreichen.
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Jugendliche und junge Erwachsene eben dort nach gesundheitsrelevanten Informationen suchen.
Darüber hinaus wurde an uns herangetragen, dass es Bedarf an struktureller Unterstützung „von oben“ gibt. Diese Anregung halten wir für richtig, allerdings liegt sie außerhalb der Möglichkeiten, die wir mit dem SAFE YOU TOOL erreichen können. Jedoch wollen wir die Chance nicht ungenutzt lassen, nachfolgende kurze politische Empfehlungen zur Regulierung des unbotmäßigen Gebrauchs von leistungssteigernden und körperverändernden Substanzen im Sport sowie zur Gestaltung effektiver Präventionsmaßnahmen zu geben. Konkret bestehen diese Empfehlungen in (1) einer von politischer Ebene gesteuerten Regulierung des Marktes für Nahrungsergänzungsmittel und der irreleitenden Werbeindustrie sowie (2) einer verbesserten Tranzparenz hinsichtlich der Inhaltsstoffe von Präparaten, sowie (3) der Bereitsstellung korrekter Informationen über den Gebrauch und damit verbundenen Gefahren und (4) einer effektiven Kontrolle des internationalen illegalen Substanzhandels. Außerdem sollten Bildungseinrichtungen (Schulen, Aus- und Weiterbildungskurse für Trainer und Lehrer, sportwissenschaftliche Studiengänge) dazu beitragen werden, Informationen über Substanzen im Sport zu verbreiten.
Vor allem Fitnessstudios müssten stärker in die Verantwortung genommen werden: Sei es um das Bewusstsein für diese wichtige Thematik unter den Sporttreibenden zu erhöhen, oder aber um eine bessere Informationsbereitstellung und -weitergabe zu gewährleisten. Wir raten schließlich dazu auf politischer Ebene nationale oder internationale Kampagnen zu diesem Thema zu initiieren. Insofern die Medien eine sicherlich wichtige Rolle bei der Popularität von Substanzen im Sport spielen, könnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens miteinbezogen werden. Die derzeit von der Werbeindustrie geschaffenen und über die Medien verbreiteten Mythen über den (oft nur vermeintlichen) Nutzen gezielter Nahrungsergänzung scaffen, entsprechend unrealistische Erwartungen auf Seiten der Konsumierenden.
Theoretischer Hintergrund Die gesammelten Erfahrungen der letzten Jahrzehnte im Bereich Gesundheitsförderung zeigen, dass Interventionen dann wirksam sind, wenn die individuellen Beweggründe hinter den Entscheidungen von Individuen verändert werden können. Der Erfolg solcher Interventionen hängt jedoch auch davon ab, wie gut soziale Rahmenbedingungen berücksichtigt sind und wie groß die generelle Bereitschaft der Adressatengruppe ist, sich mit dem Thema überhaupt auseinanderzusetzen. Community-basierte Interventionen setzen direkt im Handlungsumfeld der Zielgruppe an und zeichnen sich dadurch aus, (1) dass die Bedürfnisse
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derZielgruppe besonders beachtet werden, (2) dass sie sich verpflichten, eine für das gesellschaftliche Umfeld wie auch für die darin handelnden Einzelpersonen gleichermaßen akzeptable Lösung zu finden, und (3) dass sie sich auf die Faktoren konzentrieren, die für die richtigen Entscheidungen und Verhaltensweisen verantwortlich sind2. Das SAFE YOU TOOL verpflichtet sich einem solchen community-basierten Ansatz. Die Stärkung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil von Gesundheitsförderung. Abbildung 1 soll verdeutlich, wie dies mit Hilfe des SAFE YOU TOOLs erreicht werden soll. In der Begriffsfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird in diesem Zusammenhang von Gesundheitskompetenz gesprochen: Gesundheitskompetenz bezeichnet „die Gesamtheit aller kognitiven und sozialen Fertigkeiten, die Menschen dazu motivieren und befähigen, Informationen zur Förderung und Erhaltung ihrer Gesundheit zu beschaffen, zu verstehen und zu nutzen“. Der Gesundheitskompetenz zugrunde liegt die Fähigkeit einer Person im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken. Der Begriff Gesundheitskompetenz schließt Bezüge zur Umwelt sowie die politischenund sozialen Faktoren, die für individuelles Gesundheitsverhalten wichtig sind, ausdrücklich mit ein. In diesem Sinne geht der Ansatz über bloße Wissensvermittlung oder einfache gesundheitliche Aufklärung hinaus.
1.
Zielsetzung Gesundheitskompetenz • funktional (Vermittlung von nützlichem Wissen) • interaktiv (eigenständiger und aktiver Umgang mit Wissen) • kritisch (Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Druck von Außen)
2.
Intervention Selbstwirksamkeit • Fähigkeit einer Person schwierige Situationen selbstständig erfolgreich zu bewältigen (z.B. sich in bestimmter Art und Weise zu verhalten, kluge Entscheidungen zu treffen, etc.) • äußert sich in der Erwartung und Überzeugung kenntnisreich und bewusst, gute Entscheidungen treffen zu können
3.
Outcome gesteigertes Verantwortungsbewusstsein • Gefährliches Verhalten soll vermieden werden • Verführungen soll widerstanden werden • Mögliche Schäden sollen verhindert oder begrenzt werden • Verhalten soll sicher sein • Verhalten soll situativ abgewogen sein
Abbildung 1: Die Beziehung zwischen Gesundheitskompetenz, Selbstwirksamkeit und gesteigertem Verantwortungsbewusstsein.
Die Materialien im SAFE YOU TOOLs sollen die Gesundheitskompetenz fördern und Individuen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit befähigen.
2. Sweat, M., & O’Reilly, K. (2013) Ideological barriers to structural change. Toward the model of values-based interventions. In M. Sommer, & R.G. Parker (Eds.), Structural approaches in public health (pp 83 - 95). London: Routledge. Processes, 98(2), 97-120.
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Die Workshops des SAFE YOU TOOLs sollen drei Ebenen der Gesundheitskompetenz fördern3: Sie dienen der Förderung der funktionalen Gesundheitskompetenz und vermitteln dazu grundlegendes Wissen. Wichtig ist, dass Teilnehmende über korrekte und nützliche Informationen verfügen und Angebote zielführend für sich nutzen können. Sie dienen der Förderung der interaktiven Gesundheitskompetenz. Diese Ebene baut auf der funktionalen Gesundheitskompetenz auf und steht für ein aktives Sich-AuseinandersetzenKönnen mit bestehendem und neu erworbenem Wissen. Durch diese Kompetenz wird das Selbstvertrauen erhöht, das eigene Wissen in Entscheidungen einfließen zu lassen und in Handlungen umzusetzen. Schließlich dienen sie der Stärkung der kritischen Gesundheitskompetenz. Diese Ebene steht für einen kritischen Umgang mit dem eigenen Wissen und mit neuer Information. Sie soll die Widerstandsfähigkeit gegenüber schlechten äußeren Einflüssen verbessern.
3. Nutbeam, D. (2000). Health literacy as a public health goal: a challenge for contemporary health education and communication strategies into the 21st century. Health Promotion International, 15(3), 259-267.
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Das SAFE YOU TOOL Das SAFE YOU TOOL besteht aus einer Auswahl sorgfältig zusammengestellter und ausgewählter Informations- und Lehrmaterialien. Das SAFE YOU TOOL setzt sich zum Ziel, die Fähigkeiten und Fertigkeiten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Breiten- und Fitnesssport im Umgang mit leistungssteigernden und körperformenden Substanzen zu verbessern. Das TOOL stellt Anleitenden und Übenden hilfreiche, praktische Materialien zur Verfügung. Dieses Lehrmaterial bildet das Fundament für einen gemeinsamen und informativen Austausch mit jungen Sporttreibenden. Mit Hilfe des Lehrmaterials sollen wirksame Denk- und Lernprozesse angeregt werden, die die Grundlage für individuelle Entscheidungen darüber bilden, ob man sich Substanzen im Sport zunutzen machen möchte oder nicht. Das SAFE YOU TOOL wurde so entwickelt, dass es direkt an die Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Breiten- und Fitnesssport anknüpft. Junge Sportlerinnen und Sportler werden über die Projekt-Webseite auch zukünftig in die Weiterentwicklung von Materialien eingebunden bleiben, weil neue Befragungs- und Ko-Konstruktionsrunden folgen. Das SAFE YOU TOOL bietet allen Interessierten eine Auswahl von Informations- und Lehrmaterialien, die ihnen erleichtern sollen, sich dem Thema ‚Substanzen im Sport’ zu nähern und sich mit Anderen darüber auszutauschen:
Videos; Fallgeschichten; Ablaufpläne für Workshops, inklusive passendem audiovisuellem Materia; Weiterführende Informationsquellen im Internet; ‚PAES Information APP’ für mobile Endgeräte; Interaktive Befragung zum Erfahrungsaustausch und zur Zusammenstellung von Information; wissenschaftliche Beiträge; Beurteilungs- und Bewertungsinstrumente; Internetplattform für häufig gestellte Fragen (FAQ) und persönliche Erfahrungsberichte.
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NUTZERHANDBUCH Das Projekt SAFE YOU soll die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterstützen und Interessierten bei der Vermittlung von Informationen zur Problematik des Konsums leistungssteigernder und körperformender Substanzen helfen. Nutzen Sie dazu das SAFE YOU TOOL. Sie finden es auf der Homepage: www.safeyou.eu.
Ziele Das mit dem SAFE YOU TOOL verbundene Motto “Dein Körper. Deine Gesundheit. Pass auf, was Du nimmst!” entstand in den Ko-Konstruktionsworkshops, in der Zusammenarbeit mit jungen Sporttreibenden aus verschiedenen Ländern Europas. Dementsprechend soll dafür gesorgt werden, (1) dass für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Breiten- und Fitnesssport Zugang zu unvoreingenommener und korrekter Information geschaffen wird; (2) es soll ein Prozess angeregt werden, der zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit und zu besseren Entscheidungen darüber führt, ob Substanzen genutzt werden oder nicht. Das Projekt SAFE YOU will im stetigen Dialog mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen bleiben. Nur dadurch ist garantiert, dass wir im Projekt, gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzern, weiter lernen.
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Themen und Workshops Die im SAFE YOU TOOL behandelten Themen resultierten aus der Zusammenarbeit mit jungen Sportlerinnen und Sportlern, die in fünf europäischen Ländern entwickelt wurden. Dabei wird die Einnahme von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen im Sport als Zusammenspiel von persönlichen Eigenschaften, Gedanken, Verhaltensweisen und sozialen Rahmenbedingungen betrachtet. Dahinter liegt die Einsicht, dass die Entscheidung, auf Substanzen zurückzugreifen, von Umgebungsfaktoren beeinflusst wird. Jugendliche und junge Erwachsene im Breiten- und Fitnesssport sollen deshalb dazu befähigt werden, kritisch über spezifische Einflussfaktoren aus ihrer jeweiligen Umgebung nachzudenken und so lernen, gut mit diesen umzugehen. Für die Workshops sind Leitfragen, Lernziele und Lernaktivitäten vorgeschlagen. Außerdem sind Empfehlungen und Aufgaben für das weiterführende Selbststudium und Möglichkeiten zur Überprüfung von Lernfortschritten aufgezeigt. Das Durchführen der Workshops fördert einen verantwortungsbewussten Umgang mit der eigenen Gesundheit sowie die Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung schwierige Situationen mit den eigenen Fähigkeiten zu bewältigen. Am Ende der Workshops sollen Teilnehmende besser in der Lage sein, auf Grundlage angemessener und richtiger Informationen begründete Entscheidungen über den Gebrauch von Substanzen im Sport zu treffen. Ob sich die Selbstwirksamkeitserwartung der Teilnehmenden durch die Workshops wirklich verbessert hat, kann durch einen entsprechenden Fragebogen überprüft werden, der ebenfalls zur Verfügung gestellt wird. Da für jeden Workshop Leitfragen und Lernziele vorformuliert sind, können die Anwender schon vorab erkennen, welche Ziele sie mit der Durchführung
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des jeweiligen Workshops erreichen können. Zu manchen Themen sind mehrere Workshops vorbereitet. Für die einzelnen Workshops sind dann zusätzlich Zwischenlernziele vorgeschlagen. Jeder Workshop kann durch PowerPoint Präsentationen und Videos unterstützt werden, die im Internet zur Verfügung gestellt sind. Durchführende sollten versuchen und werden darin unterstützt, Voraussetzungen für eine interaktive Workshop-Atmosphäre zu schaffen, in der Ideen und Gedanken besprochen, Haltungen geprüft und hinterfragt werden können und ein offener Dialog über Substanzen im Sport möglich ist.
Fallgeschichten Die 16 SAFE YOU Fallgeschichten stellen die persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Breiten- und Fitnesssport aus allen fünf am Projekt beteiligten Ländern in den Vordergrund. Sie sollen ein umfassendes und wirklichkeitsnahes Bild über die Realität im Breitenund Fitnesssport entstehen lassen. In manchen Fallgeschichten werden sehr verantwortungsvolle Umgangsweisen und Haltungen zum Thema beschrieben. In anderen werden erschreckend verantwortungslose Umgangsweisen offenbart. Wir beziehen absichtlich keinen wertenden oder gar verurteilenden Standpunkt, auch nicht zu problematischen Verhaltensweisen. Wichtig hervorzuheben ist es, dass alle Fallstudien auf wahren Erzählungen echter Personen beruhen. Um den Nutzen der Fallstudien als Lehrmittel hervorzuheben, trägt jede Geschichte einen aussagekräftigen Titel. Diese Überschriften beruhen einzig auf unserer Interpretation der jeweiligen Geschichte. Obwohl diese Titel kurz und prägnant sind, sind die Fallgeschichten als solche komplex. Sie behandeln viele unterschiedliche Inhalte und geben reichlich Interpretationsspielraum. Wir würden es für völlig normal halten, dass verschiedene Leser die Geschichten ganz und gar unterschiedlich interpretieren. Eigentlich erhoffen wir
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uns sogar, dass genau dies dazu beiträgt Diskussionsstoff zu liefern. Acht der 16 Einzelfallberichte sind als Videos verfügbar. Auch diese sind im Internet frei verfügbar.
PAES Information APP Die PAES Information App (PAES steht für engl. ‚performance and appearance enhancing substances’) liefert Suchverzeichnis für Nahrungsergänzungsmittel, rezeptpflichtige und verbotene Substanzen im Sport. Diese App ist als eine sich weiterentwickelnde Datenbank geplant, die sich nach und nach mit Informationen füllt, sich also dem schnell ändernden Markt der Substanzen im Sport anpassen kann. Die App liefert grundlegende und zuverlässige Informationen über verschiedene im Sport eingesetzten Substanzgruppen, die hauptsächlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Breiten- und Fitnesssport eingenommen oder durch Werbung promotet werden. Sie kann zur schnellen Orientierung und zur Gewinnung eines ersten Überblicks genutzt werden. Interessierte, die darüberhinausgehende Informationen zu einzelnen Substanzen suchen, werden in der App auf die im SAFE YOU TOOL enthaltene Übersicht von Internetseiten und weiteren (wissenschaftlichen) Publikationen verwiesen. Die PAES Informations App enthält Warnhinweise zum Umgang mit den jeweiligen Substanzen. Mit der Farbe rot sind Substanzen klassifiziert (z. B. DNP), die so gefährlich sind, dass bereits die einmalige, schlecht dosierte Nutzung schlimme gesundheitliche Schäden nach sich ziehen würde. Aus Sicherheitsgründen, werden in der App auch die Substanzen mit rot markiert, deren genaue Wirkung noch unbekannt oder deren Zusammensetzung unklar ist. Die App soll Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Breitenund Fitnesssport dabei helfen, bewusste und auf korrekten Informationen beruhenden Entscheidungen darüber zu treffen, ob sie die betreffenden Substanzen nehmen wollen oder nicht.
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SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala Die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala wurde speziell dafür entwickelt, durch das SAFE YOU TOOL erzielte Lernfortschritte sichtbar zu machen. Selbstwirksamkeitserwartung ist wichtig, weil sie darauf schließen lässt, wie sicher sich Personen in Entscheidungssituationen und beim Erreichen ihrer Ziele fühlen. Wir empfehlen die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala stets zwei Mal einzusetzen, einmal vor und einmal nach der Arbeit mit dem SAFE YOU TOOL. So können zum einen erreichte Veränderungen in der Selbstwirksamkeitserwartung auf individueller Ebene bemessen werden. Zum anderen kann abgeschätzt werden, ob die Arbeit mit dem SAFE YOU TOOL wirksam war. Die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala kann sowohl dazu genutzt werden, die Effekte jedes einzelnen Workshops zu bemessen, aber auch dazu, den Gesamteffekt aller Workshops zu den acht Themenkomplexen zu beurteilen. Auch könnte die Skala dazu eingesetzt werden zu überprüfen, ob bei bestimmten Personengruppen überhaupt Bedarf zur Veränderung besteht. Die Skala kann darüberhinaus auch zur Selbsteinschätzung verwendet werden.
Praktische Hinweise für Trainer/innen und Lehrer/-innen „...Netzwerken und - gemeinschaften aktiv. Dies beeinflusst... wie sie Informationen aufnehmen und verstehen. Im Grunde sind es Lernende bereits gewohnt in ihrem täglichen Leben Wissen selbst mitzugestalten...“ 4
Es ist wichtig, dass Lernende Gelerntes anwenden, dass sie sich mit anderen vernetzen und zusammenarbeiten und
4. Dykes, G., Furdyk, M. Hassan, S., & Corriero, J. (2013). From learner voice to emerging leaders. Promethean Thinking Deeper Research Paper No.6. v1.
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selbst Verantwortung für relevante Probleme übernehmen. Sie sollen nicht mehr nur diejenigen sein, die Wissen aufnehmen, sondern sie sollen das Gelernte auch aktiv weitergeben. Während dies heutzutage für jede Art von Lernen zutrifft oder zumindest zutreffen sollte, gilt es in besonderem Maße für das SAFE YOU TOOL, das sich mit der besonders brisanten Thematik ‚Leistungssteigernde und körperverändernde Substanzen im Sport’ auseinandersetzt. Wo es möglich und sinnvoll
war, haben wir daher verschiedene Formen von Gruppenarbeiten eingebaut, beispielsweise gemeinsam durchzuführende Aufgaben, Mini-Präsentationen und Diskussionen. Wir haben die Hoffnung, dass Lehrende diesen Ansatz pädagogisch sinnvoll unterstützen: Dies kann durch eine gewissenhafte Vorbereitung, vorab gegebene Überblicke über die Lernziele, die gekonnte Moderation von Diskussionen oder das Aufdecken falscher Vorstellungen und Widersprüche im Diskurs geschehen. Personen mit wenig oder gar keiner pädagogischer Vorerfahrung werden mit zusätzlichen Materialien im SAFE YOU TOOL bestmöglich unterstützt. Die einzelnen Workshops des SAFE YOU TOOLS können sowohl in Gruppen durchgeführt werden als auch alleine, für selbsständiges Lernen. Auch wäre es möglich, dass sich Teilnehmende weitere Themenbereiche, nach einem gemeinsamen Workshop, eigenständig erarbeiten. Dennoch glauben wir, dass sich der wahre Nutzen und verschiedene Vorteile des SAFE YOU TOOLs erst in Diskussionen und im Arbeiten mit Anderen voll entfalten wird. Es bestehen keine Vorgaben über die Reihenfolge, in der Themenkomplexe und die mit ihnen verbundenen Workshops bearbeitet werden sollen. Jeder Workshop kann unabhängig von den anderen Workshops durchgeführt werden. Es gibt unzählige Möglichkeiten,
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Themen und Materialien zu kombinieren, so dass Anwender alleine entscheiden können, was, wann und wie sie die Dinge nutzen wollen. Beispielsweise können die Lernmaterialien in Kombination mit den Fallgeschichten genutzt werden. Das SAFE YOU TOOL bietet genügend Material für eine in sich geschlossene Reihe aufeinander aufbauender Workshops. Einzelne Einheiten könnten aber sicher auch bei Veranstaltungen zur Gesundheitsförderung im Allgemeinen oder im Rahmen von Dopingpräventionsmaßnahmen genutzt werden. Die Workshops des SAFE YOU TOOLs sind für das Selbststudium genauso geeignet, wie als Grundlage für Trainerfortbildungen oder für Sportveranstaltungen oder Trainingseinheiten, in denen die Inhalte von Gleichaltrigen an junge Sporttreibende weitergegeben werden.
Ein Blick in die Zukunft Das ERASMUS+ Programm unterstützt die Weiterentwicklung des SAFE YOU TOOLs auch in den Jahren 2017 und 2018. Wenn Interesse daran besteht, selbst Teil des Projektes zu werden – und sei es nur, dass Vorschläge und Hinweise drängen – laden wir ein, jederzeit mit uns in Kontakt zu treten! Alle dazu notwendigen Informationen finden sich im Web-Angebot des SAFE YOU-Projekts.
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FALLGESCHICHTEN
Alle nachfolgenden Fallgeschichten sind wahr. Jedoch haben wir die Namen der Sporttreibenden verändert, um deren Anonymität zu schützen.
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Christos’ Geschichte Es geht um Konkurrenzfähigkeit Christos ist 22 Jahre alt und Bodybuilder. Mit 12 fing er an Fußball zu spielen, er ging aber auch schon früh zusätzlich ins Fitnessstudio, um insgesamt besser zu werden. Christos merkte bald, dass er kein wahnsinnig guter Fußballspieler war, aber das Training im Fitnessstudio machte ihm Zypren richtig Spaß. Irgendwann hörte er auf, Fußball zu spielen und begann sich voll auf den Fitnesssport zu konzentrieren. In den letzten vier Jahren hat er dann vor allem Bodybuilding gemacht und begonnen an Wettkämpfen und Meisterschaften teilzunehmen. Christos plant sein Training selbst. Er hält sich nicht an das, was ihm normale Trainer im Fitnessstudio vielleicht raten würden. Sein Trainingsprogramm legt er mit Hilfe von Informationen und Tipps aus dem Internet oder aus Büchern selbst fest. Er diskutiert auch mit anderen Leuten aus der Fitnessszene und tauscht sich mit ihnen aus. Manchmal mit Trainern und mit Ärzten, vor allem aber mit sehr erfahrenen Bodybuildern. Denen vertraut er vollkommen. Sein Ziel ist es, einen kräftigeren und muskulöseren Körper zu haben. Und ein konkurrenzfähiges Niveau zu erreichen. Christos glaubt, dass die Ernährung von Leuten, die im Fitnessstudio trainieren, vor allem aus vielen Proteinen und Kohlenhydraten bestehen sollte. Weil normale
Mahlzeiten seiner Meinung nach dafür nicht ausreichen, sollten sie durch Zusatzpräparate ergänzt werden. Das trifft nicht unbedingt auf Vitamine und Mineralstoffe zu, davon ist genug bei den normalen Mahlzeiten dabei. Aber Proteine, Kohlenhydrate, Glutamin und Kasein sind zur Nahrungsergänzung wichtig, um richtig stark zu werden. Zusätzlich natürlich zum sowieso schon proteinreichen Essen, Rind, Huhn, Reis und so. Für WettkampfBodybuilder sind leistungssteigernde Substanzen, sowohl Nahrungsergänzungsmittel als auch Dopingsubstanzen ein Muss, damit man erfolgreich ist. Christos glaubt: „Training und Ernährung allein reichen nicht aus, um Dich auf Dein höchstes Leistungsniveau zu bringen.“ Christos zufolge sind für Sportler wie ihn vor allem Testosteron und Wachstumshormone wichtig. Er hat schon Testosteron, Wachstumshormone, Deca, Primoboland und andere Substanzen genommen. Er trainiert in Sechsmonatszyklen und nutzt die Substanzen in Dreimonatszyklen. Zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung nimmt er normalerweise drei Monate lang Anabolika, lässt die dann aber in den nächsten drei Monaten wieder weg. Andere leistungssteigernde Mittel und Nahrungsergänzungsmittel laufen nebenher. Christos weiß, dass Anabolika-Präparate unterschiedliche Effekte haben und unterschiedlich benutzt werden sollen, je
nachdem was trainiert wird: „Im Muskelaufbautraining zum Beispiel nehme ich das Wachstumshormon bevor ich schlafen gehe. Wenn dieser Trainingsabschnitt dann vorbei ist, nehme ich es morgens und nachmittags.“ Christos hat schon mehrere negative Nebenwirkungen von Dopingsubstanzen selbst erlebt, z. B. extremes Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwellungen, Müdigkeit, Aggressionsausbrüche und auch Schwankungen im sexuellen Verlangen. Einmal hat er Steroide überdosiert und sogar einen kleinen Schlaganfall erlitten. Solche Nebenwirkungen gebe es natürlich, aber er glaubt schon, dass die Substanzen eine Menge Vorteile bringen, z. B. weil die Muskeln einfach stärker werden und man beim Training besser durchhält. Deshalb nimmt er solche Substanzen auch nach wie vor – mit kleineren Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, wie er meint: „Während der Wettkampfphase nehme ich vielleicht bis zu 100 Pillen täglich. Aber ich lasse regelmäßig Bluttests machen, normalerweise einen Monat nach dem Ende eines Zyklus, um meine Gesundheit zu checken“. Abhängig von den Ergebnissen im Bluttest nimmt er dann eventuell noch zusätzliche Dinge, z. B. Arzneimittel für die Leber oder Blutdruckmedikamente, die seinem Körper helfen, sich zu erholen. „Diese vorbeugenden Substanzen sind abhängig von den Dopingsubstanzen, die ich nehme. Wenn ich zum Beispiel Aromasin während des Zyklus nehme, dann nehme ich Prolomet und Proviron während der Erholungsphase.“ Die Substanzgruppen, die Dosierungen und das Anwendungsmuster bestimmt Christos selbst, basierend auf seinen eigenen Erfahrungen und der Beratung mit einem Arzt. Christos glaubt, dass es leicht ist, an Dopingsubstanzen zu kommen und sie zu kaufen. Fitnessstudiobesucher könnten sich im Internet, in einigen Geschäften oder bei anderen Athleten und Trainern gut informieren. Er selbst hatte noch nie Schwierigkeiten die Substanz, die er brauchte, dann auch zu kriegen. Das Internet sei da schon extrem wichtig, betont er, und außerdem gibt es ja immer auch noch ein paar Leute, die ihm die Substanzen leicht besorgen können.
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Yannis’ Geschichte Es geht darum zu wissen, mit wem man es zu tun hat Yannis ist 21 Jahre alt und er verbringt gerne Zeit im Fitnessstudio. Er nutzt Dopingmittel und glaubt, dass es gute gesellschaftliche und moralische Gründe gibt, die den Gebrauch solcher Substanzen rechtfertigen: Andere Sportler machen es ja schließlich auch, es ist also akzeptiert. Und wenn man die Substanzen nimmt, dann helfen sie Dir ja auch wirklich Dein Training weiter durchzuziehen, sagt er. Yannis zufolge ist der Gebrauch von Dopingsubstanzen in Fitnessstudios deshalb so weit verbreitet, weil sich viele Sportler wünschen, so schnell und so einfach wie nur irgendwie möglich, besser auszusehen und stärker zu werden. Er selbst nimmt Dopingsubstanzen in Zyklen, also in bestimmten Zeitintervallen. Auch gebe es Zeiträume, in denen die Zahl derer, die Substanzen nehmen, größer wird. Zum Beispiel im Sommer. Genauso meint er, dass einige Fitnessstudiobesucher diese Substanzen sinnvoll nutzen, während andere sie völlig falsch verwenden. Yannis selbst nutzt Nahrungsergänzungsmittel das ganze Jahr durch. Er nimmt aber sehr unterschiedliche, abhängig von der Trainingssaison. Yannis geht es dabei vor allem darum, Muskelmasse aufzubauen und die Regeneration nach dem Training zu unterstützen. Dieses Jahr meinte einer seiner Trainer zum ersten Mal, dass er mal Steroide probieren soll: „Ich habe einen Zyklus mit Winstrol gemacht, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob mir die Dinger geholfen haben oder nicht.“ So wie Yannis das sieht, sind es nicht so viele Fitnessstudiobesucher, die Dopingmittel im Internet
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kaufen, weil man sich da Sorgen machen muss, ob diese Substanzen nicht irgendwie verunreinigt sein könnten. Yannis glaubt, dass sich Fitnessstudiobesucher über Dopingsubstanzen vor allem bei ihren Trainern erkundigen. Die meisten im Studio vertrauen ihren Trainern und lassen sich durch deren kräftige und muskulöse Körper beeinflussen und inspirieren. Yannis denkt außerdem, dass aus der großen Auswahl in diesen Läden für Sporternährung, vor allem die Nahrungsergänzungsmittel ausgesucht werden, die von den Trainern empfohlen werden. Er meint aber zu wissen, dass es ziemlich riskant sei, sich immer auf Trainer zu verlassen, weil „heutzutage nennen sich viele Personal Trainer oder so, obwohl die nur eine minimale Qualifikation mitbringen und oft sind das dann auch genau die, die Doping befürworten und dabei helfen“. Man sollte eben wissen, mit wem man es zu tun hat. Er ist sich auch bewusst, dass die Werbung eine Rolle spielt, in der bekannte Athleten, Trainer oder Coaches den Gebrauch von leistungssteigernden Zusatzprodukten promoten. Und das befördert dann auch die Mentalität, dass man solche Substanzen grundsätzlich braucht, um die Leistung im Training nochmal zu pushen und sich zu verbessern.
Kostas’ Geschichte Es geht darum, wie Attraktivität verführt
Kostas ist 22 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als Freizeitsportler. Er hat mehrere Jahre in unterschiedlichen Kraft- und Fitnessstudios trainiert und macht hin und wieder auch Kampfsport. Kostas glaubt, dass Fitnessstudiobesucher dann Dopingsubstanzen nutzen, wenn sie merken, dass das Training alleine nicht mehr ausreicht, um besser zu werden. Er meint auch, dass viele Sportler sich von den heutzutage weitverbreiteten Idealen
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über körperliche Attraktivität, der gesellschaftlichen Norm und dem moralischen Klima verführen lassen. Das fördert natürlich ganz allgemein den Gebrauch von Dopingsubstanzen: „Sportler werden stark durch soziale Medien und die darin vermittelten Idealbilder beeinflusst. Sie greifen zu Substanzen, wenn sie Probleme haben, diesen perfekten Body jetzt, so schnell wie möglich zu erreichen.”
“SPORTLER WERDEN STARK
DURCH SOZIALE MEDIEN UND DIE DARIN VERMITTELTEN IDEALBILDER BEEINFLUSST...” Kostas selbst hat in den letzten drei Jahren regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel genommen. Er hat mit Proteinshakes und Aminosäuren angefangen und ist dann schnell auf Tribulus und ZMA umgestiegen. Zurzeit kombiniert er ganz verschiedene Präparate, je nach Jahreszeit. Kostas glaubt zu wissen, dass Fitnessstudiobesucher Nahrungsergänzungsmittel eigentlich fast immer nutzen, während Dopingsubstanzen in Sechsmonatszyklen genommen werden. Ob man leistungssteigernde Substanzen nimmt, egal ob Nahrungsergänzungsmittel oder Doping, hängt vor allem von den Zielen der Sportler ab. Weil Steroide helfen die Muskelmasse aufzubauen würden sie vor allem im Winter und Frühjahr genutzt. Fatburner eher im Sommer. Und die Dosierungen seien in erster Linie vom Körpergewicht des Trainierenden abhängig. Nach Kostas’ Erfahrung besorgen sich Fitnessstudiobesucher die Information über leistungssteigernde Mittel am ehesten bei Freunden oder anderen Leuten, die auch im Studio trainieren. Oder sie gehen in Läden für Sporternährung, wo es hauptsächlich Nahrungsergänzungsmittel gibt. Die Dopingsubstanzen, sagt Kostas, würden vor allem über das Internet bezogen. Er meint auch, dass diese Substanzen sehr stark durch die Fitnessstudios beworben und promotet werden.
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Jermaines Geschichte Es geht darum, dass alle das so machen
Jermaine ist 18 Jahre alt und hat Deutschland gerade seinen Schulabschluss gemacht. Mit 10 Jahren begann er Fußball im Verein zu spielen. Als er dann älter wurde, bemerkte er, dass seine Teamkameraden immer mehr Muskeln bekamen und körperlich immer stärker wurden, während sein eigener Körper irgendwie unterentwickelt war. Um seinen Körper zu verändern und sich in Form zu bringen, beschloss Jermaine also, sich in einem Fitnessstudio anzumelden. Anfangs ging Jermaine nur ab und zu ins Studio, aber er wurde bald vom Umfeld dort mitgezogen. Seine Eltern schenkten ihm also zum 16. Geburtstag schon eine Dauermitgliedschaft. Dazu bekam er außerdem noch eine Packung Proteine, weil sie dachten, dass Eiweißshakes zu einem richtigen Training im Fitnessstudio einfach dazugehören. Jermaine begann also regelmäßig zweimal in der Woche ins Fitnessstudio zu gehen, und die erwünschten Effekte ließen nicht lange auf sich warten. Sein Körper wurde muskulöser und er wurde besser. Die Eiweißshakes wurden sofort zum festen Bestandteil seines Trainings. Als er 17 Jahre alt war, meinte einer seine Freunde, er soll mit dem Fußball aufhören und überredete ihn, in einem American Football-Team mitzumachen. Seitdem trainiert er dreimal pro Woche im Fitnessstudio und spielt zweimal in der Woche Football.
Jermaine trinkt nach jeder Trainingseinheit im Fitnessstudio einen exakt abgemessenen Eiweißshake. Neuerdings nimmt er zusätzlich Pre-Workout Supplemente, also vor den Trainingseinheiten, um beim Training dann wach und konzentriert zu bleiben. Während der Football Saison nimmt Jermaine Schmerzmittel. Besonders für die Schulter. Aber auch dann, wenn er nach einem Spiel zum Beispiel mal Kopfschmerzen hat. Während der Football-Spiele, so berichtet er, sorgen die Trainer dann üblicherweise für ausreichend Getränke mit Magnesium und Kalzium, die er und alle anderen Teammitglieder dann natürlich auch trinken. Darüber hinaus hat er bisher noch keine anderen leistungssteigernden Substanzen genommen. Nachdem Jermaine Nahrungsergänzungsmittel das erste Mal noch von seinen Eltern bekommen hatte, bestellt er sich seine Proteine mittlerweile selbst im Internet. Er informiert sich selbst über die Substanzen, die er nutzen will: „Ich habe die unterschiedlichsten Arten von Proteinen ausprobiert, bevor ich mich für das Produkt entschieden habe, das ich bis heute nehme.” Er testete verschiedene Hersteller und Marken, bis er die perfekte Zusammensetzung und seinen Lieblingsgeschmack fand. Aber ab und zu sind die, die von Spielern aus der amerikanischen Profi-Football Liga (NFL) promotet werden, schon besonders interessant. Jermaine weiß, was er will und was er tun muss, um sich seine Proteinpackungen aus dem Internet zu bestellen; oder aber, wenn er seinen Freund bittet, ihm die Nahrungsergänzungsmittel aus den USA mitzubringen. Die Händler im Internet haben häufig spezielle Angebote oder Sonderrabatte. Aber die interessieren Jermaine überhaupt nicht. Er bestellt ausschließlich die Produkte, die er kennt und will nicht herumexperimentieren.
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Ricos Geschichte
Es geht darum, mit Aussehen zu beeindrucken Rico ist 23 Jahre alt und Bankangestellter. Mit der Ausbildung hat er direkt nach der Schule angefangen und arbeitet jetzt Vollzeit bei der Bank. Er hatte lange kein großes Interesse an Sport, aber Rico war schon immer großer Kinofan. Und schon früh, erinnert er sich, wollte er so sein, wie einige seiner Lieblingsschauspieler. Die hatten einfach viel mehr Muskeln und einen viel größeren Bizeps als er selbst. Das hat ihn beeindruckt. Vor allem hat ihn das auch fürs Fitnessstudio motiviert. Er hat dann von Anfang an regelmäßig, dreimal in der Woche, trainiert. Über die Jahre hinweg veränderte sich seine Trainingsroutine dann natürlich. Mittlerweile trainiert er fast jeden Tag. Er ist stolz auf seinen durchtrainierten Körper und ernährt sich so, dass er dabei auch noch schlank bleibt. Damals, im Alter von 15 als Rico begann ins Fitnessstudio zu gehen, dauerte es nicht lang, bis die ersten positiven Effekte zu sehen waren, und genau deswegen trainierte er auch schnell länger und intensiver. Nach den ersten eineinhalb Jahren Training waren die Leistungssprünge aber trotzdem nicht mehr so deutlich, wie er es sich gewünscht hätte: „Ich hatte das Gefühl, dass ich noch mehr Muskelmasse aufbauen muss, um noch beeindruckender auszusehen und musste deswegen etwas verändern.“
“ICH HATTE DAS
GEFÜHL, DASS ICH NOCH MEHR MUSKELMASSE AUFBAUEN MUSS, UM NOCH BEEINDRUCKENDER AUSZUSEHEN ...“
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Klar kannte Rico schon ein paar andere Fitnessstudiomitglieder und er erkundigte sich nach deren Trainingsmethoden. Die häufigste Antwort war: „Du musst Nahrungsergänzungsmittel nutzen.“ Rico entschied sich, Pulver für die Proteinshakes erstmal im Fitnessstudio zu kaufen. Schnell interessierte er sich für sämtliche Arten von Nahrungsergänzungsmitteln und hat dann so ziemlich jedes Produkt getestet, das ihm dort angeboten wurde. Erstmal ging es nur um die rezeptfreien und legalen Supplemente, die er im Fitnessstudio gesehen hat. Später wurde er Stammkunde in einem Laden für Sporternährung gleich neben seiner Wohnung. Nach weiteren anderthalb Jahren, wiederholte sich das Spiel, und Rico hatte den Eindruck, dass er mit seiner Leistung schon wieder ganz schön stagnierte. Er fand sich selbst wieder viel zu dünn und nicht muskulös genug. Ihm fiel auf, wieviel stärker andere Fitnessstudiobesucher aussahen, die auch regelmäßig ins Studio kamen. Ein paar von denen hatten genauso perfekte Körper wie die Schauspieler in seinen Lieblingsfilmen. „Ich habe angefangen, die anderen Fitnessstudiobesucher zu fragen, wie sie sich in Form gebracht haben. Ich fragte auch den Inhaber des Geschäftes, in dem ich regelmäßig meine Nahrungsergänzungsmittel kaufte. Und im Grunde erzählten die mir alle dasselbe: Dahin wo ich wollte, würde ich es nicht mit normalem Training und mit ein paar Nahrungsergänzungsmitteln schaffen. Vor allem ein Typ, den ich eigentlich gar nicht besonders gut kannte, erzählte mir, was für Substanzen ich für den richtigen Muskelaufbau brauche. Er bot mir sogar an, die für mich zu besorgen.” Das war das erste Mal, dass Rico Anabolika nahm. Da war er 18 Jahre alt. In den ersten Wochen fühlte sich Rico großartig. Er war glücklich, weil er schnell Verbesserungen sehen konnte. Er ging zu seinem Stammladen und erzählte von seinen Erfahrungen mit den neuen Substanzen. Und da tat sich die Tür zu einer komplett neuen Welt für ihn auf: Ihm wurde alles angeboten, was er für die erste richtige „Kur“ benötigen würde. Er traf sich mit anderen Nutzern. Neben vielen anderen Dingen, hörte er vor allem, dass er Testosteron zusätzlich zu den Steroiden braucht. Rico hatte nie Zweifel. Seine Muskeln explodierten förmlich.
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Doch schon nach kurzer Zeit gab es auch die ersten Nebenwirkungen. Zuerst bekam er Akne und Magenprobleme. Als er seine Dosis noch einmal steigerte, bildeten sich zwei große Abszesse auf seinem Rücken. Vor lauter Schmerzen ging er zum Arzt und er musste sich deshalb schließlich sogar operieren lassen: „Die OP war ein Warnsignal. Aber trotz der negativen Erfahrungen habe ich die Steroide weiterbenutzt. Nicht in dem Maße wie vorher, aber schon so, dass mein Körper weiter in Form blieb.“ Rico hat noch nie im Internet recherchiert oder sich dort Substanzen besorgt. Die StandardNahrungsergänzungsmittel konnte er sich eh schon immer im Fitnessstudio kaufen und ausprobieren. Sein Laden-Spezialist für Sporternährung bot ihm außerdem irgendwann noch Rabattmöglichkeiten an, für Proteine, Kreatin und so, wenn er sich bereiterklären würde, ab und zu was Neues auszuprobieren. Von den vielen neuen, ansprechenden Produktverpackungen und griffigen Markennamen fühlte er sich zeitweise förmlich angezogen. Rico sagt, er hat nie nach Zusatzinformationen über die einzelnen Produkte gefragt – so lange sie ihm nur dabei halfen die Leistung zu verbessern und den Körper zu bekommen, mit dem er Eindruck machen konnte. Und auch dem Typen aus dem Fitnessstudio, der ihm seine erste Packung Steroide verkaufte, hat er blind vertraut, obwohl er ihn eigentlich gar nicht kannte. Der beeindruckende Körper war für Rico alles, was er wissen musste. Von Anfang an trainierte Rico regelmäßig, er kannte sich aus im Studio und war selbst bekannt. Das reichte. Später war dann das Geschäft für Sporternährung die Hauptanlaufstelle, eigentlich für alle Substanzen, wie er sagt, auch die Anabolika und das Testosteron. Er hat nie danach gefragt, wo die diese illegalen Substanzen eigentlich herhaben. Und Rico hat alles, was er so gebraucht hat, einfach gekauft und sich keine Gedanken um irgendwas gemacht. Seine Entscheidung Nahrungsergänzungsmittel und auch das andere Zeug zu kaufen, war nie von irgendwelchen besonderen Preisangeboten und Rabatten beeinflusst, sondern eher von der Größe der Verpackung. Wenn Rico sich Steroide besorgt, deckt er sich eben immer gleich für einen ganzen Zyklus ein. Inklusive der Substanzen, die für die Zeit nach dem Zyklus gedacht sind.
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Tims Geschichte
Es geht um einen achtsamen Umgang mit dem Körper Tim ist 21 Jahre alt. Bei seinem ersten Ju-Jutsu Wettkampf war er 7. Er hat auch ein paar andere Kampfsportarten ausprobiert, aber im Ju-Jutsu hat er es schließlich zu internationalen Wettkämpfen geschafft. Leider war er nicht so gut, um davon leben zu können. Aber wahrscheinlich hatte er die Leidenschaft für den Kampfsport sowieso schon früher verloren. Er entschied sich also für ein Sportstudium und entdeckte vor ungefähr 4 Jahren die Trend-Sportart CrossFit für sich. Zurzeit trainiert er drei bis vier Mal in der Woche und überlegt, ob er nicht doch mal bei ein paar regionalen CrossFit-
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Wettkämpfen mitmachen soll. Durch seinen Sport war Tim eigentlich schon immer in guter körperlicher Verfassung und er hat sich in seinem Körper schon immer wohlgefühlt. Seitdem er CrossFit macht, hat er einiges an Muskeln zugelegt und sein Körperfettanteil ist durch das Training nochmal deutlich weniger geworden. Momentan findet er seinen Körper perfekt. Obwohl, manchmal denkt er, dass ein bisschen weniger Muskelmasse sogar ganz gut wäre. Seine Erfahrungen im Sport haben Tim gelehrt, dass Leistung immer davon abhängt, wie man trainiert und wie viel eigene Willenskraft man mitbringt. Früher als Kampfsportler hat Tim auf den Wettkämpfen immer Energy-Drinks getrunken: „Durch die EnergyDrinks konnte ich mich besser auf meinen nächsten Kampf konzentrieren und habe mich besser vorbereitet gefühlt“. Im Training hat er einmal auch Kreatin probiert, aber er hat irgendwie keine Leistungsverbesserung bemerkt. Grundsätzlich sei er da wahrscheinlich eh durch seine frühere Sportart beeinflusst: „Im Kampfsport geht es um einen achtsamen Umgang mit dem Körper und Substanzen sind daher nicht erwünscht“. Trotzdem trinkt Tim heute Proteinshakes, um das intensive und anstrengende CrossFit-Training zu unterstützen. Seine Trainingskollegen im CrossFit-Studio nutzen vor den Trainingseinheiten auch regelmäßig Pre-Workout Supplemente. Für Tim kommt das aber nicht in Frage, weil er Respekt vor den Nebenwirkungen hat. Wegen des engen Kontakts zum Besitzer des Studios, kennt er sich ganz gut mit den Werbestrategien der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln aus. Bei den Massen an Probepackungen, die an das Studio gesendet werden, und den dreisten Versprechungen, die auf den Verpackungen aufgedruckt sind, ist Tim skeptisch. Das Protein-Supplement, das er selber nutzt, wird von einer Firma produziert, die gleich um die Ecke des CrossFitStudios liegt. Er sagt, dass die dort persönlich für die Qualität und Sauberkeit der Produkte garantieren und er vertraut ihnen deshalb. Aus seinem Sportstudium weiß er, wie der menschliche Körper funktioniert und er würde deshalb niemals Substanzen nutzen, ohne sich vorher mit einem Experten darüber beraten zu haben: „Die meisten Produkte, die mir regelmäßig begegnen, machen nicht den
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Eindruck, als seien da Experten am Werk.“ Tim würde Tim würde jede Art von Kampagne für einen sauberen Sport unterstützen. Seiner Meinung nach sollten dafür vor allem Fitnessstudios in den Blick genommen werden. Tim sagt: „Jeder Sportler sollte sich, unabhängig von seinem Leistungsniveau, vor allem der Probleme mit den illegalen Substanzen bewusst sein“, und fügt hinzu: „Ich würde einfach die Abschreckungsmaßnahmen für den Handel mit solchen Produkten verstärken.“
“JEDER SPORTLER SOLLTE
SICH, UNABHÄNGIG VON SEINEM LEISTUNGSNIVEAU, VOR ALLEM DER PROBLEME MIT DEN ILLEGALEN SUBSTANZEN BEWUSST SEIN.”
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Dimitros’ Geschichte
Es geht darum, schneller ans Ziel zu kommen Dimitrios ist 24 Jahre alt. In seiner Freizeit betreibt er Bodybuilding. Er glaubt, dass die Leute in seinem Fitnessstudio dopen, um ihr eigentliches Ziel, besser und attraktiver auszusehen, schneller zu erreichen. Manche tun es wahrscheinlich, so Dimitrios, weil sie sich mit anderen vergleichen, die einen besseren und Griechenland perfekteren Körper haben, andere unter Umständen nur für sich selbst. Ganz generell ist Dimitrios davon überzeugt, dass es viel einfacher und besser ist, Zusatzstoffe zu benutzen, seien es nun Protein-Shakes für die Eiweißzufuhr oder die harten Dopingmittel für das Muskelwachstum, als zu versuchen, das alles nur mit ganz normaler Ernährung hinzukriegen. Man muss dafür aber wissen, wie man welche Art von Substanz nutzt und welche Dosierung richtig ist. Zum Beispiel gibt es Dopingsubstanzen, die nimmt man regelmäßig, aber je nach Jahreszeit ist mal die eine, mal die andere Substanz dran: „Im Winter sind es eher die Muskel-Aufbaupräparate und im Sommer dann eher FatBurner.“ Dimitrios kann aber schon auch nachvollziehen, dass die mittlerweile weitverbreitete Nutzung von Substanzen im Sport Schwierigkeiten mit sich bringt: „Kann schon sein, dass die Leute im Fitnessstudio Dopingsubstanzen und Nahrungsergänzungsmittel nicht in den Dosierungen nutzen, wie es eigentlich vorgeschrieben ist.“ Dimitrios nimmt seit fünf Jahren regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel. Seit zwei Jahren benutzt er auch Steroide. Die nimmt er dann in kurzen Zyklen, damit er mehr Muskelmasse zulegen kann, wenn er meint, dass
er sich körperlich nicht so verbessert, wie er es sich gerade vorstellt; oder aber auch, wenn er sich im Training noch mehr pushen möchte. Laut Dimitrios, kommt man ziemlich leicht an Informationen darüber, wie man die ganzen Substanzen einsetzt. Wer beispielsweise im Fitnessstudio trainiert, kann sich die Infos von seinem Trainer oder von anderen Leuten, die auch im Studio trainieren, holen. Ein Problem damit, dass Sportler solche Mittel nutzen, hat er nicht: „Dopingmittel werden durch die besten und muskulösesten Bodybuilder beworben. Nahrungsergänzungsmittel durch die besten und erfolgreichsten Profi-Sportler oder durch Trainer, die Sportlern Supplemente ans Herz legen, damit sie besser werden.“ Und kaufen kann man sie sich ja schließlich auch ganz leicht, einfach im Internet.
Georges Geschichte Es geht darum, den Überblick zu haben
George ist 21 Jahre alt. Er macht gern Sport, besonders CrossFit. Eigentlich hat alles mit normalen Nahrungsergänzungsmitteln angefangen. Dann ist er aber irgendwie schnell bei Steroiden gelandet und macht das jetzt schon seit zwei Jahren. Die Steroide nutzt er im Winter in 10-Tages-Zyklen, während er die ganzen anderen Sachen, „Proteine, Aminosäuren, Tribulus und so“, immer, das ganze Jahr durch nimmt. Er glaubt, die Leute im Fitnessstudio nehmen solche Substanzen, um innerhalb kürzester Zeit kräftiger zu werden und einen muskulösen Körper zu bekommen: „Wir nehmen diese Mittel, weil wir dadurch zufriedener mit unserem Körper sind. Sie sind einfach Teil unserer Mentalität.“ Laut George nehmen eigentlich alle Fitnessstudiomitglieder, die er kennt, Dopingsubstanzen in Intervallzyklen. Allerdings gibt es Unterschiede, die
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dann von der spezifischen Substanz abhängig sind: „Zum Beispiel werden manche Dopingmittel direkt vor dem Training eingenommen. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle. Die Dopingsubstanzen werden vor allem im Sommer genutzt. Über das Jahr gesehen, insgesamt so für acht oder neun Monate. Bei den Nahrungsergänzungsmittel ist das anders. Die nehmen manche in einmonatigen Zyklen, aber eben trotzdem das ganze Jahr durch; da ist es egal, ob Sommer oder Winter.“ George ist davon überzeugt, dass Menschen vor allem durch Vorbilder beeinflusst sind, die sie im Fernsehen sehen und die dort ihre perfekt getunten Körper zur Schau stellen. Natürlich wollen auch Leute, die ins Fitnessstudio gehen, solche Körper haben; und die nutzen dafür dann eben auch Dopingsubstanzen. George weiß, dass viele Hersteller ihre Ware im Internet anbieten, wo dann nur auf die positiven Seiten der Substanzen aufmerksam gemacht wird: „Schließlich wollen die die ja verkaufen. Logisch, dass die negativen Nebenwirkungen da keine Rolle spielen.“ Manche Dopingmittel werden in Youtube-Videos beworben, die natürlich von besonders fitten und muskulösen Fitnesssportlern gepostet werden. Werbung findet man auch im Social Media-Bereich und auf den von Herstellern veranstalteten Events. Außerdem denkt George, dass Mund-zu-Mund-Propaganda eine von den Herstellern einkalkulierte, ja sogar die alles entscheidende, erfolgreiche Marketingstrategie ist. Georges’ Erfahrung nach, besorgt man sich die richtig guten Informationen zu Dopingsubstanzen eher von anderen Fitnessstudiomitgliedern und eher selten von Trainern. George findet es wichtig, dass man – so wie er – einen guten Überblick hat, und er betont nochmal, dass es wirklich sehr, sehr einfach ist, sich mit Dopingsubstanzen einzudecken. Von illegalen Substanzen weiß George, dass sie schnell zum Erfolg führen, was bei den legalen Nahrungsergänzungsmitteln einfach anders ist. Mit denen ist es viel, viel aufwändiger, einen kräftigen Körper aufzubauen. Die Entscheidung, ob man deshalb dann Dopingsubstanzen nutzt, ist deswegen nicht zuletzt eine Sache des Typs, das hängt von der eigenen Persönlichkeit ab.
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Giovannis Geschichte Es geht um das Verstehen
Giovanni ist 23 Jahre alt. Mit 12 hat er angefangen, Rugby zu spielen. Mit 17 war er in der italienischen RugbyNationalmannschaft. In dieser Zeit hatte er ziemlich große Probleme mit seinem Knie. Um trotzdem an den Sonntagen einigermaßen fit antreten zu können, hat er früher schon regelmäßig Schmerzmittel genommen, Italien z. B. Buscopan und Voltaren: „Im Rugby ist es schon mit 14 völlig normal Schmerzmittel und auch andere Supplemente zu nehmen. Immer dann, wenn’s eben richtig hart und aggressiv wird.” Der Rat, dass er das auch so machen sollte, kam damals von seinem Vereinsarzt. Dem hat er völlig vertraut. Giovanni erinnert sich, dass der Arzt einem anderen Mitspieler auch mal Wachstumshormone empfohlen hat. Er fand das unproblematisch, denn der Arzt kannte sich schließlich aus. Giovanni selbst musste sich irgendwann dann aber einer Knie-OP unterziehen. Sein großer Traum von einer Karriere als Profi-Rugbyspieler platzte früh. Giovanni hat seinen Eltern nie erzählt, dass er regelmäßig Schmerzmittel geschluckt hat. Er hat schon damals geahnt, dass die damit absolut nicht einverstanden gewesen wären. Und zurückblickend gesteht sich Giovanni selbst ein: „Zu der Zeit damals war mir gar nicht bewusst, welche Folgen diese Tabletten für den Körper haben können. Mein einziges Ziel war einfach meine beste Leistung zu bringen. Ich wollte jeden Sonntag wieder auf den Platz, alles andere war egal.” Giovanni kennt sich mit Nahrungsergänzungsmitteln deshalb gut aus, weil die im Rugby eben viel genutzt werden. Alle seine Teammitglieder und Freunde nutzen
die regelmäßig. Im Profi-Rugby werden viele Spieler von Nahrungsergänzungsmittelherstellern gesponsert und während großer Sportevents liegen dann überall bunte Verpackungen rum. Klar, will man dann auch mehr darüber wissen. Dass es Nebenwirkungen geben kann, wenn man diese Substanzen häufig nimmt, hat er immer gewusst und auch nie unterschätzt. Das war irgendwie anders als bei den Schmerzmitteln. Vielleicht, weil Nahrungsergänzungsmittel seiner Meinung nach wirklich wirksam und nützlich sind: „Wegen der vielen Körperkontakte im Spiel gibt es danach oft körperliche Probleme. Deshalb ist es umso wichtiger, kräftig gebaut zu sein. Wenn Du darauf achtest welche und wie viel Nahrungsergänzungsmittel Du nimmst, hilft das zusammen mit dem richtigen Krafttraining wirklich, sich einen muskulösen Körper anzutrainieren. Dann ist man einfach besser für das harte Spiel und auf die heftigen Kontakte vorbereitet.” Giovanni denkt, dass die 16- und 17-jährigen Rugbyspieler heute, im Vergleich zu früher, noch viel mehr als er damals mit legalen Nahrungsergänzungsmitteln in Berührung kommen. Manchmal spielen sicherlich auch illegale Substanzen
“MEIN EINZIGES ZIEL WAR
EINFACH MEINE BESTE LEISTUNG ZU BRINGEN. ICH WOLLTE JEDEN SONNTAG WIEDER AUF DEN PLATZ, ALLES ANDERE WAR EGAL.” eine Rolle. Weil aber auf die illegalen Substanzen in Anti-Doping Kampagnen ausreichend aufmerksam gemacht wird, sind seiner Meinung nach eher die oft falschen Fakten zu Nahrungsergänzungsmitteln ein Problem. „Obwohl, in den Fitnessstudios, also da wo keine Kontrollen stattfinden, wahrscheinlich sowohl die
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Giovannis Meinung nach ist Werbung für Nahrungsergänzungsmittel im Fitnesssport eigentlich gar nicht notwendig. Die Trainer und andere Leute im Fitnessstudio kriegen die so oder so verkauft. Er kennt sogar eine Firma, die das ausnutzt und ihre Produkte so ganz gezielt an die Leute bringt. Bedauerlicherweise, meint Giovanni, ist es heute eben so, dass Nahrungsergänzungsmittel, also die legalen Substanzen, eigentlich von jedem verkauft werden dürfen. Leute, die unter Umständen gar nicht dafür ausgebildet sind, empfehlen dann oft, eine Mahlzeit einfach durch einen Shake zu ersetzen. Giovanni hält die Trainer da für die Schlüsselfiguren: „Die raten Dir als Erste, diese oder jene Substanz zu nehmen, denn die profitieren ja sogar finanziell davon, wenn Du Dir die kaufst.“ Giovanni hat schon erlebt, dass Trainer Tipps zu den Dosierungen geben, offenkundig ohne jegliches Fachwissen im Hintergrund oder ohne sich jemals gründlich damit auseinandergesetzt zu haben. Und auch das findet er nicht richtig: „Bei Sportereignissen gibt’s jede Menge Werbung zu allen möglichen Mitteln: an Ständen, durch Flyer und durch kostenlose Probepackungen. Ich kann mich an ein Beach-Rugby Turnier erinnern, bei dem die Finalteilnehmer eine ganze Tüte mit Probepackungen von den Sponsoren geschenkt bekommen haben. Was ist das denn bitte für eine Werbekampagne?” Giovanni weiß, dass er für seinen Körper selbst verantwortlich ist. In dem Verein, in dem Giovanni jetzt in einer niedrigen Liga noch Rugby spielt, gibt es aber keinen Ernährungsberater mehr, nur noch einen Arzt, der sich aber vor allem um Verletzungen kümmert. Giovanni hat deshalb selbst Kontakt zu einem Ernährungsberater aufgenommen, der ihm sagt, welche Substanzen er wie und wann nehmen soll. Der Ernährungsberater hat einen speziell auf ihn zugeschnittenen Ernährungsplan mit bestimmten Substanzen für ihn ausgearbeitet. Dafür hat er zuerst eine Reihe klinischer Test mit ihm durchgeführt. Der Berater legt viel Wert darauf, dass Giovanni seine Werte auch weiter regelmäßig vom Arzt kontrollieren lässt. Seine Substanzen kauft Giovanni nur noch in der Apotheke.
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Luigis Geschichte
Es geht darum, sich zu überlegen, was man braucht Luigi ist 25 Jahre alt. Er studiert Sportwissenschaft, weil er Sport schon immer geliebt hat. Mit 15 glaubte er zuerst seine Leidenschaft für Kampfsport entdeckt zu haben und entschied sich, Karate anzufangen. Dabei hatte er ein klares Ziel vor Augen: Er wollte unbedingt an richtigen Wettkämpfen teilnehmen. Aber schon mit 16 wechselte er vom Karate zum American Football. Damals war Football in Italien noch gar nicht so populär. Heute spielt Luigi im Team seiner Heimatstadt um die italienische Meisterschaft. Luigi kam im Laufe seiner sportlichen Karriere sowohl direkt als auch über Umwege mit Substanzen in Kontakt. Seine erste Erfahrung machte er bereits wenige Monate nachdem er angefangen hatte, American Football zu spielen. Football ist ein ziemlich harter Sport mit sehr viel heftigem Körperkontakt. Eigentlich war Luigi als Jugendlicher immer eher schmächtig, weshalb ihm einer seiner Trainer dazu geraten hatte, an seiner Statur und seinem Körper zu arbeiten. Dazu, wurde ihm gesagt, soll er zusätzlich zum Krafttraining Proteine, z. B. in Form von Protein-Shakes, und Aminosäuren nehmen. Luigi erinnert sich: „Am Anfang ist es mir schwergefallen, da auf den Rat meiner Trainer zu vertrauen. Ich kam ja aus einem ganz anderen sportlichen Umfeld. Beim Karate geht es vor allem um die Verbesserung von mentalen und koordinativen Fähigkeiten und nicht um den Aufbau von Muskeln.” Nachdem er dann aber mit ein paar anderen Footballern gesprochen hatte, war klar, dass die und alle Anderen das genauso machen. Also hat auch er damit begonnen. Seine Teammitglieder haben ihm gezeigt, wie man die Proteine richtig nimmt und dosiert. Im Krafttraining schaffte es Luigi dann in kurzer Zeit sehr
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effektiv Muskelmasse aufzubauen. Die schnellen positiven Ergebnisse motivierten ihn, noch mehr an seinem Körper zu arbeiten; sowohl um seine Leistung, schon aber auch um sein Äußeres zu verbessern. Während dieser Zeit fing Luigi schon an, selbst mehr über Nahrungsergänzungsmittel zu recherchieren und kontaktierte schließlich einen Ernährungsberater. Er glaubte aber, dass sich der nicht genug mit American Football und mit den Anforderungen dieser Sportart auskannte. Also hat er sich doch wieder ganz auf sich selbst verlassen. „Da habe ich dann mal eine ganze Zeit lang ziemlich viel und durcheinander eingeworfen. Mein Stoffwechsel war damit wahrscheinlich total überfordert.” Als Luigi 19 war und sich sein Körper altersbedingt auch auf natürlichem Wege ganz gut weiterentwickelt hatte, hat er sich entschieden, wieder deutlich weniger Nahrungsergänzungsmitteln zu nehmen. Momentan trainiert Luigi nicht mehr bei den Profis. Er nimmt zwar vor den Spielen immer noch Kreatin und ein paar Vitamine, aber vor allem versucht er, sich möglichst ausgewogen zu ernähren. Eigentlich ziemlich genau so, wie es ihm der Ernährungsberater, dem er nicht geglaubt hat, damals empfohlen hat. Luigi glaubt, dass Menschen, um leistungsfähiger zu werden, schon immer auf Substanzen zurückgegriffen haben und dass deshalb zumindest die bewusste und gut durchdachte Nutzung solcher Substanzen auch gesellschaftlich akzeptiert ist. Er fühlt sich wohl mit seinen Protein-Shakes. In Wasser oder Milch aufgelöst, ersetzen die manchmal eine ganze Mahlzeit und er kann sie einfach immer und überall dabei haben. Schließlich sagt er noch, dass seiner Meinung nach eine länderübergreifende gesetzliche Kontrolle solcher Substanzen nicht der richtige Weg sei: „Es gibt zum Beispiel Substanzen, die in Italien illegal, in anderen Ländern wie z.B. Australien oder Südafrika aber legal sind.” Er fragt sich also, wie es möglich sein kann, dass er als Student an seiner Uni die schädlichen Nebenwirkungen von manchen Substanzen beigebracht bekommt, wo die doch in anderen Ländern anscheinend für völlig unproblematisch gehalten werden.
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Emanueles Geschichte
Es geht ums Umfeld Emanuele ist 22 Jahre alt und studiert Sportwissenschaften. Er hat zwei Jahre lang Gewichte gestemmt, aber nur so in der Freizeit, um ohne große Ambitionen bei Wettkämpfen mitzumachen. Bald merkte er, dass alle, die irgendwas mit Gewichten machen, in irgendeiner Form Proteine zur Nahrungsergänzung nutzen. Und ihm fiel auf, dass die Gespräche zwischen den Sportlern und Trainern in den Fitnessbuden häufig sogar nur darum gingen, welche leistungssteigernden Mittel eigentlich die besten sind und welche man nehmen sollte: „Mehr als einmal habe ich Typen gesehen, die sich im Umkleideraum Wachstumshormone oder Testosteron gespritzt haben. Ich habe mich wirklich gewundert, warum die das machen. Weil ich bin mir sicher, keiner von denen nimmt an Wettkämpfen teil.” Als er das gesehen hat, wurde Emanuele bewusst, dass viele Sportler solche Substanzen nur nehmen, um besser auszusehen. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass viele von denen bei weitem nicht genug über die Mittel wissen und wohl auch noch nie jemanden gefragt haben, der sich wirklich damit auskennt: “Wenn die Leute im Fitnessstudio rumfragen, glauben sie einfach jedem; besonders den Typen mit den mächtig beeindruckenden Körpern, die ihnen deswegen wahrscheinlich besonders vertrauenswürdig vorkommen. So nach dem Motto, die müssen schließlich wissen, was sie tun, denn die sind ja schon da, wo sie sein wollen. Aber wahrscheinlich weiß dort wirklich kaum jemand richtig Bescheid, also über die Wirkungen und die richtige Einnahme. Wir nennen das ‚Bro-Science‘. Es kann also schon sein, dass das richtig und gut ist, was Dir da erzählt wird, aber Dir werden auch viel zu schnell falsche Informationen
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weitergegeben. Da muss man also verdammt vorsichtig sein.”Emanuele selbst hat sich entschieden einfach nur Proteine zur Nahrungsergänzung zu nehmen. Er hofft dadurch einfacher und schneller den perfekten Körper zu bekommen, den er haben will. Beim ersten Mal recherchierte er im Internet, fand eine Packung Proteine für 40€ und bestellte sie. Jeden Tag nahm er das Zeug. Die Schachtel reichte gerade mal für einen Monat. Seither besorgt er sich immer wieder neue Produkte und Packungen. Einmal, da suchte Emanuele online nach noch mehr Infos und fand ein Sonderangebot, bei dem er für den Kauf von drei Packungen ein T-Shirt mit dem Logo der Marke umsonst dazu bekam. Er entschied sich trotzdem, nur eine Packung zu kaufen. Im Fitnessstudio beobachtete er dann eine ganz interessante Situation: „Da war zufällig ein Typ genau mit dem T-Shirt, das ich im Netz gesehen hatte. Viele Leute fragten ihn nach der Marke und dem Hersteller auf seinem T-Shirt.” Derzeit hat Emanuele einen festen Job und verfügt daher über ein regelmäßiges Einkommen. Er ist sich darüber bewusst, dass seine finanzielle Situation es ihm locker erlauben würde, größere Mengen und ganz unterschiedliche Substanzen zu kaufen. Wahrscheinlich könnte er sich mit dem Geld, das er jetzt hat, sogar Produkte kaufen, die einfach besser und von höherer Qualität sind: “Genug Geld übrig zu haben, ist leider eine große Verlockung, mehr Substanzen zu nutzen. Aber auch das blöde Gefühl, im Training nicht weiter zu kommen, ist sehr verführerisch.” Emanuele ist mittlerweile aber auch ein bisschen frustriert, weil er trotz des harten Trainings und der Proteine nicht richtig vorankommt. Auch, weil er sich ständig in einem Umfeld bewegt, das es ihm sehr leicht machen würde, denkt er darüber nach, zu anderen Mitteln zu greifen. Beispielsweise zu solchen, die die Anderen im Umkleideraum genommen haben, als er gerade erst neu im Fitnessstudio war.
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“MEHR ALS EINMAL
HABE ICH TYPEN GESEHEN, DIE SICH IM UMKLEIDERAUM WACHSTUMSHORMONE ODER TESTOSTERON GESPRITZT HABEN. ”
Jeremys Geschichte
Es geht darum, wer Du bist und was Du sein willst Großbritannien
Jeremy ist heute 35 Jahre alt, doch seine Erfahrungen mit leistungssteigernden und körperformenden Substanzen reichen weit bis in seine Jugend zurück. Als er 14 war, hat er angefangen mit Gewichten zu trainieren. Er wollte „so groß und muskulös, wie nur irgendwie möglich“ werden. Er hatte ein regelrechtes Verlangen nach Sport, besonders nach Kampfsport, vor allem nach Boxen, aber auch nach fernöstlicher Kampfkunst; und außerdem war er noch ein ziemlich guter Sprinter. Je älter er wurde, desto faszinierender fand er dann aber das Training im Kraftraum. Er fing an von selbst zu recherchieren und sich für Substanzen zu interessieren, von denen er glaubte, dass sie ihm nützlich sein könnten. Erste direkte Anlaufstelle war ein nahliegender Laden für Sporternährung, dessen Angebot sich vor allem an Bodybuilder richtete. Er freundete sich mit den Mitarbeitern dort an, lernte viel über Proteine und Kreatin und auch, wie er die Substanzen zu nutzen hatte. Er begann schnell Masse zuzunehmen, so dass er mit immer schwereren Gewichten trainieren konnte. Aber er versuchte seinen Körper im Gleichgewicht zu halten, damit er weiter auch als Sprinter erfolgreich blieb. Zu dieser Zeit ging es ihm schon noch vor allem darum, muskulöser zu werden. Im Nachhinein meint Jeremy aber, dass ihm das mit den Nahrungsergänzungsmitteln damals ganz gut gelungen ist. Die jeweiligen Vor- und Nachteile der Substanzen konnte er für seine beiden Sportarten ganz gut im Verhältnis zueinander setzen. Eine Zeit lang hat Jeremy mal Tribulus probiert. Faszinierend fand er, dass er sich irgendwie „männlicher“ fühlte und
auch, dass ihm die Substanz das Gefühl gab „präsenter“ zu sein. Natürlich war es gut, dass er sich mit Hilfe der von ihm ausgewählten Substanzen sportlich verbessern konnte. Hauptsächlich ging es ihm aber mehr und mehr um ein besseres und schönes Äußeres. Vielleicht auch weil ihn die Substanzen veränderten, konnte er bald als Türsteher in einem Club arbeiten und befand sich plötzlich mitten in dieser Szene der „gestriegelten Muskelmänner“. Jeremy genoss diese Zeit mit guter Bezahlung, langen Nächten und all den Möglichkeiten, die man mit einem beeindruckenden Körper dann so hat. Plötzlich stand ihm auch das Tor zu einer dunklen Welt voller illegaler Substanzen, die er für sein Training nutzen konnte, sperrangelweit offen. Von seinen Kollegen wurden ihm erst Pillen angeboten: „Die Steroidtabletten, die sie mir zuerst gegeben haben, haben mich aber überhaupt nicht beeindruckt. Ich habe nie was gemerkt und deshalb auch nicht weitergemacht. Anders Clenbuterol und Ephedrin. Die habe ich genommen, vor allem, um mein Gewicht zu kontrollieren.“ Schnell merkte er auch, dass die meisten seiner Kollegen eigentlich auf Steroidspritzen setzten: „Die verpassten sich die sogar während ihrer Schicht im Club.“ Spritzen verweigerte Jeremy aber komplett und das tut er bis heute. Die Zeiten als Türsteher sind mittlerweile vorbei, seine Begeisterung für das Training mit Gewichten und an Kraftgeräten ist aber nach wie vor ungebrochen. Er hat eine Menge Erfahrungen mit einer Menge Substanzen gemacht. Beispielsweise hat er auch mit Novatest herumexperimentiert, die Tabletten ließen ihn aber unfassbar aggressiv werden. Als ernüchternd bezeichnet er den Moment, in dem ihm klar wurde, wie unglaublich weit verbreitet der Gebrauch von Steroiden in seiner Sportart tatsächlich war. Jeremy kommt nach wie vor an Clenbuterol ran, das er sich bei einem Freund besorgt, und Wachstumshormone sind auch kein Problem, die kriegt er leicht über die alten Türsteherkollegen. Jeremy ist eigentlich ziemlich froh darüber, dass er die Substanzen aus zweiter Hand kaufen kann und sich nicht selber kümmern muss. Er macht sich mittlerweile schon auch Sorgen wegen der möglichen Nebenwirkungen von Steroiden. Er hat gelesen, dass vor allem Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten können. Insgesamt hat Jeremy die Erfahrung gemacht, dass man in Fitnessstudios an fast alle Arten von illegalen Substanzen rankommt und er ist sich sicher, dass in allen Sportarten, bei denen es um Kraft und Muskeln geht, auch Steroide im Spiel sind.
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Harrys Geschichte
Es geht um die Grenzen, an die ich meinen Körper bringen kann Harry ist 25 Jahre alt. Früher war er in einer Rudermannschaft und hat sich dort sehr engagiert, aber er hat auch sonst schon eine Menge Teamsportarten ausprobiert. Trotzdem war er auch schon immer im Fitnessstudio. Zirkeltraining und Gewichte, das ist so sein Ding. Harry sagt, dass er früher „nie an Doping gedacht hat, weil er mit seinen Teams regelmäßig an Wettbewerben teilgenommen hat“. Genau das sei für die meisten Mannschaftssportler aber ja auch irgendwie normal. Doch als er dann mit dem Mannschaftssport aufhörte und anfing, sich voll auf die Gewichte im Fitnessstudio zu konzentrieren, da hat er sich schon schnell überlegt, wie er da effektiv vorankommen kann. Also fing er vor einem Jahr an anabole Steroide zu nehmen. Er hält seitdem einen genau berechneten und durchdachten Plan ein, der ihm vorgibt, wie häufig und in welchen Dosierungen er die Substanzen nimmt. Dieser gewissenhafte Umgang mit Substanzen ist seiner Meinung nach eine Selbstverständlichkeit. Er ist keine unvorsichtige Person, kein verwirrter Geist, kein skrupelloser Anwender, sondern ein Sportler, der mit sich und der Welt im Reinen ist. Einer Welt in der es letztlich doch „sowieso alle irgendwann machen“. Im Fitnessstudio kommt es oft zu ziemlich bezeichnenden Situationen: „Wenn sie herausgefunden haben, dass Du Steroide nimmst und alle auf Dich einstürmen, Du weißt schon, plötzlich kennt sich jeder aus, und alle wollen etwas wissen oder sich austauschen.“ Und klar, natürlich kann man bei den Leuten im Fitnessstudio jederzeit Nachschub kriegen: „In diesen Untergrund-Fitnessstudios ist es der Besitzer oder dessen
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Bruder, der Dich versorgt. In kommerziellen Fitnessstudio sind es die Dealer. Und im Internet kriegst Du ja sowieso alles. Wenn Du es suchst, findest Du es auch. Es gibt sogar Kundenbewertungen für die Händler und Anbieter. Es ist schon schwer, nichts zu finden.“ Harry kennt sich mit Nebenwirkungen aus und spricht in aller Ausführlichkeit darüber, dass es beispielsweise „wichtig ist zu wissen, wie man von den Steroiden wieder runterkommt“. Das Aushalten von Nebenwirkungen ist für ihn ein Teil dessen, was sein muss. Es ist Teil seines Umgangs mit den Substanzen, so ist sein Körper und sein Dasein als Sportler eben. Moralischen Fragen weicht er lieber aus: „Wir alle wissen doch, dass die Jungs in Profimannschaften das Zeug genauso nehmen wie wir Freizeitsportler. Also warum nicht? Eher geraten mal die Trainer unter Beschuss und müssen das Ganze dann eben so managen, dass es ihre Sportler unbemerkt weiternehmen können.“ Harry verschwendet keine Zeit mit legalen Substanzen. Er protestiert sogar: „Proteine und andere Nahrungsergänzungsmittel gehen doch mit reinen Lügen hausieren.“ Für ihn ist nämlich vor allem offensichtlich, dass Hersteller für ihre Vermarktung der Produkte eh nur die größten und muskulösesten Bodybuilder als Models nutzen. Und die nehmen sowieso Steroide. Alle.
“WIR ALLE WISSEN DOCH, DASS DIE
JUNGS IN PROFIMANNSCHAFTEN DAS ZEUG GENAUSO NEHMEN WIE WIR FREIZEITSPORTLER. ALSO WARUM NICHT? EHER GERATEN MAL DIE TRAINER UNTER BESCHUSS UND MÜSSEN DAS GANZE DANN EBEN SO MANAGEN, DASS ES IHRE SPORTLER UNBEMERKT WEITERNEHMEN KÖNNEN.”
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Ritas Geschichte
Es geht darum, Respekt zu haben Rita ist 28 Jahre alt. Sie wuchs mit zwei Brüdern auf, die total auf Bodybuilding abgefahren sind. Als Rita so ungefähr 20 oder 21 war, wollte sie unbedingt einen Körper haben, mit dem sie am Strand alle Blicke auf sich zieht. Also machte sie es ihren Brüdern nach, meldete sich im Fitnessstudio an und begann mit dem Training. Manchmal mit Freunden, manchmal mit Kolleginnen, manchmal aber auch allein. Aber so komplett in die Szene eingestiegen ist Rita erst, als sie in so einer richtigen Muckibude gelandet ist, wo sie dann auch professionelle Bodybuilderinnen kennengelernt hat. Ab da hat sie das Training richtig ernst genommen. In so einem Studio ist Rita mit den „typischen Substanzen“ in Kontakt gekommen, die man beim Bodybuilding „eben so nimmt“. Sie schloss schnell Freundschaften und weil Rita ihre Trainingseinheiten offensichtlich so beherzt und regelmäßig durchzog, berieten sie die Anderen auch schnell bereitwillig, welche Mittel sie selbst so nehmen und wie sie die Wirkung ihres eigenen Krafttrainings steigern. Rita gewann den Eindruck, dass offenbar überhaupt nichts verkehrt daran war, Substanzen zu benutzen: „Ich sah die Körper der Anderen, die auf „juice“ oder „hot sauce“ waren, wie wir das nennen. Da waren ganz schön viele, die was nehmen, und die waren alle ziemlich okay. So hat alles angefangen.“ Sie fügt hinzu: „Mittlerweile habe ich selber wirklich ziemlich viel von dem Zeug ausprobiert, Du weißt schon, Test-e-cycle, D-Bol, Winstrol und das ganze Zeug. Aber gerade bin ich zwischen zwei Zyklen.“ Als Rita sich dann vorgenommen hat ordentlich Unterhautfett zu reduzieren, hat sie sich zuerst auch wieder ein wenig umgehört. Einige Leute empfahlen ihr DNP. Zuerst war Rita skeptisch und hat deswegen noch ein bisschen im Internet recherchiert: „Mal ehrlich, wer
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würde da nicht skeptisch werden? DNP wurde als eine ernstzunehmende Droge beschrieben, die Dich auf der Stelle töten kann. Aber ich hab live gesehen, wie gut es dem einen Typen ging, der sich gerade einen ganzen Zyklus eingeworfen hatte, und im Studio waren Leute, denen man die positive Wirkung auch sofort ansehen konnte. Da wollte ich mein Fett einfach nur noch schnell loswerden. Alle, die Du fragst und die ernsthaft trainieren, würden das genauso machen.“ Letztendlich entschied sich Rita DNP und T3 zu nehmen. Sie bestellte sich die Pillen über das Internet. Allerdings ist sie sich nicht so ganz sicher, ob die Dinger jetzt wirklich das Wahre sind. Ihrer Erinnerung nach, war das Ganze am Anfang noch gar nicht dramatisch. Es hat auch gar nicht viel bewirkt. Aber in der zweiten Woche ging es richtig los, das war hart. Sie musste sogar einen ihrer Brüder bitten, bei ihr zu bleiben: „Zuerst hat er mich ganz schön zusammengestaucht, weil ich das Zeug genommen hatte. Aber er war schon auch neugierig und hat mir dann geholfen.“ Sie erzählt weiter: „Ich habe extrem geschwitzt, und dann habe ich Muskelkrämpfe bekommen, Schlafstörungen in der Nacht und tagsüber war ich total antriebslos. Das war das Schlimmste, vor allem beim Training. Und dieses furchtbar aufgeblähte Gefühl, als ich Wasser getrunken habe.“ So wie Rita das sieht, ist es vor allem wichtig einzusehen, dass auch Substanzen nicht zaubern können: „Du musst vor allem Deinen Lebensstil unter Kontrolle haben. Du musst Dir darüber im Klaren sein, was solche Substanzen mit Dir machen.“ Weiter erzählt sie: „Du solltest DNP nur nehmen, wenn Du regelmäßig und wirklich ernsthaft trainierst. Es gibt keinen Grund es zu nehmen und sich den ganzen Ärger zu machen, wenn Du das Fett verbrennst und es später wieder drauf packst, weil deine Ernährung nicht passt. Du musst einfach viel über Gesundheit im Allgemeinen wissen. Es ist einfacher Dir das Fett absaugen zu lassen, wenn Du eigentlich gar nichts für dein Ziel investieren willst.“ Rita meint auch, dass das Problem oft nicht die Substanz an sich ist. Das größere Problem sind viel häufiger die Nutzer. Es sei nämlich wirklich wichtig, vorsichtig zu sein und Respekt vor den Substanzen zu haben. Rita
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glaubt, dass es einen hohen Bedarf an guter Beratung und fachlicher Anleitung gibt, um den Leuten zu helfen, die Substanzen nutzen wollen. Sie findet, sie hat wirklich Glück, dass es in ihrem Umfeld Personen gibt, die sie bisher immer auf ihrem Weg unterstützt und begleitet haben.
Jenas Geschichte
Es geht darum, die richtige Balance zu finden Jena ist 24 Jahre alt. Sie ist eine überaus motivierte und engagierte Sportlerin und Fitnessstudiobesucherin. Ihr macht das Training mit Gewichten so viel Spaß, dass sie vor kurzem sogar angefangen hat, an Wettkämpfen teilzunehmen; so eine Art Gewichtheben, aber ein bisschen anders, sagt sie. Noch ist für sie völlig offen, wie weit sie mit den Wettkämpfen wirklichen gehen wird oder ob sie das doch eher nur nebenher, als gelegentliches Hobby machen soll. Es geht ihr darum, die richtige Balance für sich zu finden. Sie ist stolz auf ihren athletischen Körper und ihre Kraft. Sie meint, dass der Sport ihr einen neuen Sinn gegeben und ihr Selbstvertrauen gestärkt hat. Aber sie möchte sich nicht mit anderen Frauen vergleichen, die sie aus ihrem Sport kennt: „Klar sind die Körper der richtigen Schwergewichte ziemlich beeindruckend. Aber irgendwie wirken die wie künstliche Gebilde und wenn Du dann noch diese tiefen und gebrochenen Stimmen hörst... nee, so will ich nicht sein.“ Auf jeden Fall möchte Jena an ihrem Sport dranbleiben und weiter viel trainieren. Aber nur so weit, dass sie dabei ihre weibliche Seite nicht verliert. Sie ist eigentlich eher klein, aber eben sehr kräftig. Wie viele andere junge Frauen, hat Jena deshalb auch mal mit Ephedrin angefangen. Sie wollte einfach nur Gewicht verlieren und hat sich die Substanz im Internet besorgt. Und zwar zu
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einer Zeit als sie mit ihrem eigenen Spiegelbild überhaupt nicht mehr zufrieden war. Sie erinnert sich noch gut an die schrecklichen Nebenwirkungen, als sie das Zeug zum ersten Mal genommen hat: „Mein Herz ist gerast. Ich habe am ganzen Körper gezittert. Ich war wie verrückt. Es war schlimm immer dann, wenn ich gerade nicht trainiert habe. Aber es war großartig im Studio, wenn ich an den Geräten war.“ Die Kombination aus Substanz und hartem Training fand sie deshalb „gefährlich gut“. Jena hat auch andere Fat-Burner ausprobiert und sich über Appetithemmer informiert. Zum Teil gab es die sogar umsonst und schon fertig zusammengemixt im RAINING IST Fitnessstudio; oder sie haben DER EINZIGE WEG unter ihren Freundinnen einfach die Runde gemacht. FÜR MICH, EINEN Angesprochen auf das Thema SCHLANKEN Steroide sagt sie, dass sie FITTEN KÖRPER ZU da schon ein paar Mal in Versuchung geraten ist. Die HABEN Dinger würden ihr regelmäßig angeboten. Sie hat zwar eine Dokumentation darüber im Fernsehen gesehen, sich aber trotzdem gedacht, warum eigentlich nicht? Aber die Geschichten über Nebenwirkungen, auch die Dinge, die sie selbst mitbekommen hat, waren ganz einfach zu heftig. Auf Steroide hat sie also doch lieber verzichtet: „Ich denke, dass das vielen Frauen einfach zu riskant ist. Weil es erhöht sich ja auch das Risiko für einen Herzinfarkt und für Schlaganfälle, wenn man die länger nimmt. Aber was ich überhaupt nicht mag, ist diese aufblähende Wirkung, der haarige Rücken, die ganzen Pickel und so was. Aber die traurige Wahrheit im Kraftsport ist nun mal eben, dass Du nicht gut sein kannst, wenn Du aussiehst, wie ein Engelchen.“ Jena versucht trotzdem ihr eigenes Gleichgewicht zwischen äußerem Erscheinungsbild und sportlicher Leistung zu finden. Denn schließlich meint sie auch noch: „Training ist der einzige Weg für mich, einen schlanken fitten Körper zu haben.“ Jeder muss seinen Körper kennen und muss für sich selbst entscheiden, was das Beste ist.
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Annies Geschichte
Es geht um das Echte und Unmittelbare Annie ist eine 20-jährige Luftakrobatin, die später gern als Performance-Künstlerin im Zirkus arbeiten möchte. Ihre Spezialität sind akrobatische Einlagen am Boden, aber auch größere Choreographien hoch über dem Boden, am Vertikaltuch oder am Trapez. Während ihrer Kindheit und Jugend hat sie sich noch für viele andere Sportarten interessiert. Sie ist eine ganz gute Schwimmerin, obwohl sie Schwimmen eigentlich gar nicht so mag. Auch im Reiten, Skifahren, Parkour und in vielen anderen Sportarten hat sie sich probiert. Gymnastik und Tanz hat sie nebenbei eigentlich jede Woche, 10 Jahre lang, gemacht. Bis sie schließlich den Zirkus für sich entdeckt hat: “Meine Leidenschaft für den Zirkus ist in so einer Art Freizeit-Klub entflammt. Dann habe ich angefangen mich dafür wirklich zu begeistern. Schon bald habe ich 12 Stunden die Woche trainiert. Eigentlich so alles, was man im Zirkus macht, aber ich bin mehr und mehr bei den luftakrobatischen Sachen hängen geblieben. Jetzt bin ich in einem Ausbildungsprogramm, mit Unterricht und Training von 9 bis 17 Uhr, mit einer Stunde fürs Mittagessen und mit Tanz- und Bewegungskursen. Oft bleiben wir länger für zusätzliche Trainingseinheiten.“ Annie sagt, dass die Stellen und Arbeitsplätze im Zirkus hart umkämpft sind, die Konkurrenz riesig ist. Beim Training “kämpfst Du aber wirklich nur mit Dir selbst, pushst dich pausenlos. Nur um Dir selbst zu zeigen, was Du kannst. Und selbst wenn Du denkst, dass Du eine Übung jetzt wirklich draufhast, gibt es immer wieder neue Dinge, an denen Du arbeiten kannst“. Ihr Traum ist es, zuerst mal in einem richtig großen Zirkus aufzutreten, um dann vielleicht irgendwann mal einen eigenen zu gründen. Für Annie ist beides, Kraft und Beweglichkeit, wichtig. Durch die Arbeit oben am Vertikaltuch und am Trapez, haben sich ihre Schultern ganz anders entwickelt als bei
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anderen Akrobaten. Sie braucht die Kraft in ihren Schultern, aber gleichzeitig auch die Beweglichkeit, um sich verbiegen und verdrehen zu können. Annie nimmt Nahrungsergänzungsmittel als Zusatz zu ihrer ganz normalen Ernährung. Denn sie ist Vegetarierin, mag aber das vegetarische Essen nicht so gern. Vor allem die eiweißreichen Sachen schmecken ihr oft nicht, Bohnen, Erbsen, Nüsse und so. Also, so sagt sie, ergänzt sie ihre Ernährung eben einfach ganz gezielt mit Proteinpulver. Annie ist überzeugt davon, dass es für das, was sie tut, völlig unnötig ist irgendwelche Substanzen fürs Training zu nehmen: „Wir sind ja nicht in irgendwelchen Wettkämpfen. Wir müssen ganz einfach beweglich sein und dafür hilft das Zeug nicht... für Bodybuilder und Läufer vielleicht. Das ist alles Kram zum Angeben, aber nichts für Luftakrobaten.” Annie denkt, dass im Zirkus leistungssteigernde Substanzen absolut unüblich sind. Da wird nicht einmal darüber gesprochen: „Man nutzt es überhaupt nicht. Wir trainieren einfach sehr hart, bis wir die ganzen Nummern können.“ Vielleicht auch deswegen, weil es eben nicht ausreicht nur technisch brillant zu sein: „Klar, kannst du die Tricks dann zeigen. Aber wenn du nicht gleichzeitig Künstlerin bist, erinnern sich die Menschen nicht an das, was du gemacht hast. Weil es nicht so echt und unmittelbar, eben nicht so natürlich war. Weil du das Publikum nicht berührt hast.“ Medikamente, Drogen, Substanzen können Annies Meinung nach echtes Talent und Anmutung nicht ersetzen.
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THEMEN& WORKSHOPS
Themen im SAFE YOU TOOL Das SAFE YOU TOOL widmet sich acht Themen, die in zwölf Workshops bearbeitet werden können. Alle behandeln den Gebrauch von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen im Sport. Übergeordnetes Ziel ist es, den verantwortungsbewussten Umgang von jungen Menschen mit solchen Substanzen zu fördern. Dabei gilt es bestehendes Wissen zu erweitern und neue Fertigkeiten zu entwickeln. Die Teilnehmenden sollen motiviert werden, sich intensiv selbst mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die Nutzer des Tools sollen einen Zugang zum übergeordneten Thema leistungssteigernde und körperformende Substanzen im Sport finden, Hintergründe verstehen und lernen, mit verfügbaren Information vernünftig umzugehen. Das SAFE YOU TOOL soll helfen, sowohl Wissen als auch Kompetenzen zu verbessern, getreu dem Motto “Deine Gesundheit, Dein Körper. Pass auf, was Du nimmst!”. Ziel aller Workshops ist es, Kompetenzen zum verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu schulen (die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht in diesem Zusammenhang von Gesundheitskompetenz, engl. health literacy), sowie Teilnehmende zu gut informierten, klugen und eigenen Entscheidungen zu befähigen. Dabei geht es nicht allein um Substanzen, sondern auch um die Auswirkungen, die deren Gebrauch auf das physische und psychische Wohlbefinden junger Menschen in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld hat. Vor diesem Hintergrund möchten wir
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die Entscheidungen für oder gegen die Nutzung von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen nicht als Alles-oder-Nichts-Entscheidungen ansehen. Das SAFE YOU TOOL ordnet die Entscheidung für oder gegen eine Substanz vielmehr in den jeweiligen persönlichen und sozialen Kontext ein. So mag der Gebrauch mancher Substanzen vielleicht eher zu vertreten sein, als der von anderen. Und vielleicht kann man den Gebrauch mancher Substanzen sogar vollständig akzeptieren, wenn dies verhindert, dass sonst andere, gesundheitsgefährdende Substanzen genommen werden. Für alle Themen-Workshops im SAFE YOU TOOL gibt es detailliert vorbereitete Leitfäden. Zudem können Workshop-Durchführende unterstützende Lehrmaterialen (z.B. PowerPoint-Folien, Lesematerial, Fallgeschichten in Schriftform und als Video), Beurteilungsleitfäden und Beurteilungsinstrumente nutzen. In jedem Workshop geht es darum, den Gebrauch von leistungssteigernden und körperverändernden Substanzen im Sport in Frage zu stellen, zumindest kritisch darüber nachzudenken. Dabei sollen Belehrungen durch „Frontalunterricht“ vermieden werden. Teilnehmende sollen zu einer offenen und konstruktiven Diskussion über die Themen eingeladen werden. Für die einzelnen Workshops ist immer eine Zeitdauer von 45 Minuten vorgesehen. Wer sich mehr interessiert, findet Aufgaben, die zu einer eigenständigen und weiterführenden Beschäftigung anregen. Zwar sind die Einheiten auf Vermittlung hin entwickelt worden, sie sind jedoch genauso gut für ein Lernen ohne Anleitende geeignet. Alle Themen-Workshops können unabhängig voneinander behandelt und auch in beliebiger Reihenfolge kombiniert werden. Das gesamte Material steht kostenlos auf der SAFE YOU Projekt-Webseite www.safeyou.eu zum Download zur Verfügung.
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Thema 1 Substanzen im Sport und Gesundheitsrisiken Dieses Thema konzentriert sich auf die Unterscheidung von verschiedenen Substanzgruppen im Sport, wie etwa Muskelaufbau-Präparate, Pre-Workout Supplemente, Stimulanzien, Appetithemmer, rezeptfreie Medikamente, Hormon-Booster oder Schmerzmittel. Das vermittelte Wissen soll jungen Menschen helfen, Unterschiede zwischen frei erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln, (u. U. rezeptpflichtigen) Medikamenten sowie illegalen Substanzen zu erkennen und zu verstehen. Zudem sollen die Teilnehmenden für Gesundheitsrisiken sensibilisiert werden, die mit zweckentfremdetem oder illegalem Gebrauch von Substanzen einhergehen. Die genauere Beschreibung der Wirkmöglichkeiten und Wirkgrenzen von Substanzen soll irrationale Vorstellungen entkräften. Die Behandlung dieses Themas soll einen verantwortungsvollen Umgang mit der Gesundheit fördern und das Kompetenzgefühl von Teilnehmenden stärken, selbstständig kluge und bewusste Entscheidungen über den Gebrauch von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen zu treffen. Dazu werden unvoreingenomme Informationen über eine Reihe von Substanzgruppen vermittelt, die im Ganzen allerdings durchaus zu der Haltung beitragen sollten, dass der Gebrauch dieser Substanzen keineswegs harmlos und unbedenklich ist.
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Thema 2
Thema 3
Warum sind Substanzen im Sport so weit verbreitet?
Gesundheit erhalten oder Leistung steigern
Unter diesem Thema werden in zwei Workshops die Gründe erklärt, weshalb leistungssteigernde und körperverändernde Substanzen im Sport weit verbreitet sind. Darüber hinaus wird die Popularität solcher Substanzen vor dem Hintergrund der Leistungsgesellschaft, in der wir leben, diskutiert. Beide Workshops laden zu Diskussionen darüber ein, ob bzw. wie durch Werbeindustrie und soziale Medien oft ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit erzeugt wird. Die Teilnehmenden sollen erkennen, dass die Hersteller zum Kauf von Substanzen verführen. Die Produkte verleiten förmlich dazu die „perfekte“ Figur zu bekommen oder die „optimale“ sportliche Leistungsfähigkeit zu erreichen. Im Alltag wird mehr oder weniger offensichtlich der Eindruck erweckt, dass der Gebrauch von Substanzen im Sport die beste, wenn nicht sogar einzige Lösung sei, um sein Leistungspotenzial voll auszuschöpfen. In den beiden Workshops wird veranschaulicht, dass solcherlei künstlich erzeugte Erwartungen falsch sind. Die Teilnehmenden werden dazu angehalten, kritisch Vorund Nachteile abzuwägen, die sie mit dem Gebrauch von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen verbinden. Sie sollen erkennen, dass sich eigene Ziele auch ohne solche Substanzen erreichen lassen und aktiv für sich nach anderen Wegen zur Zielerreichung suchen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang unter anderem ein realitätsnaher Umgang mit dem Begriff “Perfektion”, dass die eigenen Erwartungen dem eigenen Körper angepasst werden müssen, und dass man für sich selbst tatsächlich realistische Ziele setzt.
Dieses Thema soll mit zwei Workshops die Teilnehmenden auf einige Schattenseiten des Sports aufmerksam machen. Zum einen geht es um die beiden wichtigsten Motive, die Menschen berichten, wenn sie über ihren Gebrauch von leistungssteigernden und körperformenden Substanzen reden: Gesund bleiben und die Leistung steigern. Zum anderen wird der Unterschied zwischen einem gesunden Körper und dem vermeintlichen Ideal eines perfekten und sexuell attraktiven Körpers verdeutlicht. Grundsätzlich geht es um die Frage, warum Menschen überhaupt trainieren und ob ein gesunder Körper mit einem schönen Körper gleichzusetzen ist? Die Teilnehmenden sollen kritisch darüber nachdenken, ob ein gesunder und in diesem Sinne fitter Körper überhaupt zusätzliches „Boosting“ durch substanzbegleitetes Training bedarf. Die beiden Einheiten sollen verdeutlichen, dass sich die Haltung von Menschen gegenüber Substanzen verändern kann, wenn sie beginnen über ihre Gründe, weshalb sie etwas tun oder unterlassen, selbst nachzudenken. Dadurch, dass die Teilnehmenden lernen, ihre eigenen Ziele im Sport vielleicht kritisch in Frage zu stellen und den Stellenwert von Substanzen im Sport richtig einzuordnen, fördert dieses Thema die Selbstwirksamkeit kluge und bewusste Entscheidungen darüber zu treffen, ob man Substanzen einsetzen will oder nicht. Im Workshop soll, miteinander diskutierend, für einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit sensibilisiert werden. Ziel ist es, Beitrag zu einer skeptischen Haltung gegenüber Substanzen zu leisten, die der Gesundheit schaden können.
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Thema 4 Der Körper als Maschine Dieses Thema befasst sich mit dem Gedanken, dass wir unsere Körper, dank der rasanten medizinischen und technologischen Fortschritte in der heutigen Gesellschaft, bei Bedarf „tunen“ und verändern können. Der eigene Körper wird in diesem Sinne als Chance wahrgenommen, die es zu nutzen gilt. Während einerseits natürlich auch die Möglichkeiten eingeräumt werden, die ein solcher Fortschritt bietet, wird im Workshop andererseits aber auch in Frage gestellt, ob der Mensch unendlich veränderbar und ausbaufähig ist. Zwar erscheint die Veränderung des Körpers heutzutage manchmal einfach, aber sie hat ihre natürlichen Grenzen. So ist beispielsweise die Wirkung eines intensiven Trainings – mit oder ohne Substanzen – zu einem guten Teil genetisch vorbestimmt (z. B. durch den Körperbau oder individuell unterschiedliche körperliche Reaktionen auf Training und auf Substanzen). Der Workshop soll zu Diskussionen anregen und die Selbstwirksamkeitserwartung der Teilnehmenden verbessern, eigene, kluge Entscheidungen darüber zu treffen, ob man selbst auf leistungssteigernde und körperverändernde Substanzen zurückgreifen soll oder nicht, und ob dies im konkreten Fall sinnvoll ist oder nicht. Die Bedeutung des persönlichen Wertesystems und der eigenen Selbstkontrollfähigkeit rücken dadurch ins Zentrum der Betrachtungen. Durch die respektvolle Auseinandersetzung mit anderen Personen sollen die Teilnehmenden auch zu einem realistischen Urteil über sich selbst kommen.
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Ein grundlegendes Verständnis darüber, inwieweit der eigene Körper überhaupt verändert werden kann, soll zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit führen.
Thema 5 Körperbilder in Medien und Werbung Mit diesem Thema wird hinterfragt, ob die in den Medien und in der Werbung dargestellten Körperbilder realistisch sind oder eher ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit abgeben. Der perfekte Körper ist, ganz anders als durch Werbung versprochen, für viele auch dann nicht erreichbar, wenn sie Substanzen zur Körperveränderung (z. B. für mehr Muskelmasse durch Krafttraining) nutzen. Unterscheiden sich Sportler und Nicht-Sportler dabei in ihren Eindrücken und Ansichten? Ist die Kultur des Sports Ausdruck der Gesellschaft, in der wir leben? Teilnehmende werden eingeladen zu überlegen, ob ein anderer Umgang mit Körperbildern in der Werbung wünschenswert wäre und ob dies umsetzbar ist. Der Workshop soll die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden erhöhen, eigene rationale und kluge Entscheidungen darüber zu treffen, ob man Substanzen einsetzen will oder nicht. Teilnehmende sollen vor allem mehr Selbstsicherheit in der Beurteilung ihres eigenen Körpers bekommen. Wenn man die Gefahren von Substanzen im Sport kennt und sich darüber im Klaren ist, dass viele durch die Medien vermittelte Körperbilder völlig unrealistisch sind, dann wird man Entscheidungen für sich selbst wahrscheinlich besser treffen können. Die Teilnehmenden sollen sich also
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vor allem ihrer eigenen Ansichten, Gedanken und spontanen Reaktionen bewusst werden. Dazu überlegt man sich im Workshop beispielsweise, wie Körperbilder in verschiedenen Werbebereichen (z.B. Autos, Kosmetika, Nahrungsergänzungsmittel) realistischer dargestellt werden könnten.
Thema 6 Vor Nebenwirkung wird (nicht) gewarnt Dieser Workshop thematisiert die körperlichen und psychologischen Folgen, die der verbreitete Konsum von leistungssteigernden und körperverändernden Substanzen im Sport hat. Im Rahmen der darum entstehenden Diskussion sollen die Teilnehmenden vor allem erkennen, dass Nahrungsergänzungsmittel und illegale sowie rezeptpflichtige Substanzen unerwünschte Nebenwirkungen haben können, die manchmal sogar unvermeidbar sind. Im Fokus stehen nicht nur die Folgen, über die man sich im Klaren sein muss, wenn man mit dem Substanzkonsum beginnt, sondern auch was passiert, wenn man die Substanzen dann wieder absetzt. Nicht zuletzt soll Bewusstsein für die paradoxe Situation geschaffen werden, dass die Einordnung von Nahrungsergänzungsmitteln als Lebensmittel zu der falschen Vorstellung beiträgt, die Substanzen seien völlig ungefährlich – wo doch genau diese Einordnung als Lebensmittel bewirkt, dass die Zusammensetzung, die Kontrollen und die Werbung von Nahrungsergänzungsmittel weder reguliert noch überwacht werden. Die möglichen Nebenwirkungen von Substanzen werden in diesem Workshop unabhängig von der Art der Substanz thematisiert. Versucht wird, die naive Hoffnung aufzuweichen, dass man selbst von Nebenwirkungen
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verschont bleibt und es einen selbst schon nicht treffen wird. Dadurch wird ein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Gesundheit gefördert und die Fähigkeit weiterentwickelt, gute Entscheidungen über die eigene Gesundheit zu treffen.
Thema 7 Wie werde ich Experte/in? Bei diesem Thema wird in zwei Workshops verdeutlicht, dass es wichtig ist, Informationen über Substanzen im Sport nur aus vertrauensvollen und zuverlässigen Quellen zu beziehen. Die Teilnehmenden sollen in Gruppen Kriterien erarbeiten, die ihnen helfen können, Informationen aus dem Internet, von Freunden/-innen oder Gleichaltrigen korrekt zu beurteilen. Sie sollen unter anderem lernen, dass es gerade im Umgang mit leistungssteigernden und körperformenden Substanzen oft entscheidend ist, sich eine zweite oder dritte Meinung einzuholen, die sowohl die Vor- als auch die Nachteile des Substanzgebrauchs berücksichtigt. Übergeordnetes Ziel des Workshops ist es, dass die Teilnehmenden einen Handlungsplan für sich entwickeln, mit dem sie die Qualität und Verlässlichkeit von Informationsseiten im Internet prüfen können. Letztlich aber, das wird auch in diesem Workshop betont, muss immer jede Person für sich selbst entscheiden. Es geht darum zu erkennen, dass sich Menschen manchmal auch darin unterscheiden, wie sie zur Verfügung stehende Information für ihre Entscheidungen nutzen wollen. Die Einheit soll zu einer kritischen Bewertung von Information aus dem Internet anleiten und so einen verantwortungsvolleren Umgang mit der eigenen Gesundheit fördern. Teilnehmende lernen woran z. B. objektive wissenschaftliche Quellen erkannt werden können, und wie man Anlaufstellen für eine persönliche Beratung ausfindig macht.
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Thema 8 Natürlich Sport ohne Substanzen
Workshop-Thema Lehrende
Datum
Ort Mit diesem Thema soll in zwei Workshops das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass man im Sport und im Training Ziele auch ganz ohne Substanzen erreichen kann. In einem Workshop wird erarbeitet, dass gute Ergebnisse auch ohne den Gebrauch von Substanzen im Fitness- und Breitensport wahrscheinlich sind. Im anderen Workshop geht es um die Motivation „clean“ zu trainieren. Es wird verdeutlicht, wie man aus der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub Nutzen zieht. Beides soll dabei helfen zu erkennen, dass viele Dinge im Leben von unserem persönlichen Umgang mit selbstgesetzten Zielen abhängen. Zusätzlich zu einem besseren Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen des Trainings ohne Substanzen, geht es in diesen Workshops darum, realistische eigene Zielsetzungen zu fördern. Es werden Strategien aufgezeigt, mit denen man Versuchungen, Substanzen auszuprobieren, vielleicht widerstehen kann. Die Zusammenhänge, zwischen persönlichem Wertesystem und dem Gebrauch oder dem Verzicht auf leistungssteigernde und körperformende Substanzen, werden mit dem Ziel thematisiert, die jeweiligen Auswirkungen auf die eigene Gesundheit zu verdeutlichen. So wird zur Selbstwirksamkeitserwartung der Teilnehmenden beigetragen, kluge und weitsichtige Entscheidungen darüber zu treffen, ob sie zusätzliche Substanzen für ihr Training wirklich brauchen oder nicht.
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Thema
Altersgruppe der Teilnehmer/innen
Leitfragen
Zusammenstellung und Beschreibung der Teilnehmergruppe
Lernziele Wenn dieses Thema bearbeitet wurde, sollten Teilnehmende:
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Welchen Beitrag leistet die Einheit dazu, dass Teilnehmende anschließend besser zurechtkommen? (Selbstwirksamkeitserwartung)
Beurteilung der Erreichung von Lernzielen: 1 Wie kannst Du erkennen, ob Teilnehmenden Lernfortschritte gemacht haben?
ZEIT
LERNAKTIVITÄTEN
MATERIAL
TIPPS
Einleitung (Ansprechen & Mitnehmen)
2 Wie können Teilnehmende erkennen, welche Lernfortschritte sie gemacht haben? 3 Wie können Teilnehmende erkennen, auf welchem neuen Wissensstand sie jetzt sind und wie sie diesen noch weiter ausbauen können?
Lernaktivitäten (Veranschaulichen & Anregen) Aktivität 1:
Aktivität 2:
Benötigte Hilfsmittel:
Aktivität 3:
Gruppendiskussion (Verfestigen & Bewerten) Bewertung der Sitzung (Was lief gut? Was muss ich beim nächsten Mal anders oder besser machen?)
Hinweise für die weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema
Optionale weiterführende Lesehinweise:
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SAFE YOU: DEINE GESUNDHEIT, DEIN KÖRPER. PASS AUF, WAS DU NIMMST!
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05
SELBSTWIRKSAMKEITSSKALA
Überprüfung der Wirksamkeit des SAFE YOU TOOLs Das SAFE YOU TOOL wurde entwickelt, um sowohl Wissen als auch Kompetenzen über den Gebrauch von Substanzen im Sport zu vermitteln, getreu dem Motto “Dein Körper. Deine Gesundheit. Pass auf, was Du nimmst!”. Die Teilnehmenden sollen in den Workshops zu eigenständigen, bewussten und gut informierten Entscheidungen über den Gebrauch von Substanzen im Sport angeleitet werden. Dadurch wird die Selbstwirksamkeit erhöht, mit diesem Thema umzugehen. Selbstwirksamkeit meint die Überzeugung, aufgrund der eigenen Fertig- und Fähigkeiten, schwierige, unklare und herausfordernde Situationen, erfolgreich zu bewältigen. Das SAFE YOU TOOL stellt eine Skala zur Bewertung von Veränderungen in der Selbstwirksamkeit bereit. Diese Skala kann beispielsweise vor und nach den Workshops eingesetzt werden. Über die Internetseite des Projekts www.safeyou.eu kann die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala im PDFDruckformat heruntergeladen werden.
Anleitung zur Nutzung der SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala vor dem Workshop Beantworte bitte die nachfolgenden Fragen. Damit kannst du einzuschätzen, wie sicher Du darin bist, eigenständige, bewusste und gut informierte Entscheidungen über den Gebrauch von Substanzen im Sport zu treffen. Anleitung zur Nutzung der SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala nach dem Workshop: Ausgehend von dem, was du im Workshop gelernt hast: Wie sicher bist Du Dir, dass Du eigenständige, bewusste und gut informierte Entscheidungen über den Gebrauch von Substanzen im Sport treffen kannst? Ausfüllanleitung für die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala: Bitte lese jede einzelne Aussage sorgfältig durch. Wähle die Antwortoption, der Du am ehesten zustimmen kannst. Dabei gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Da Du selbst einschätzt, ob Du eigenständige, bewusste und gut informierte Entscheidungen über den Gebrauch von Substanzen im Sport treffen kannst, ist es wichtig, dass Du ehrlich bist. Nur, wenn Du ehrlich bist, erhältst Du ein für Dich aussagekräftiges Testergebnis.
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Thema
Legende Stimme überhaupt nicht zu A B
Stimme nicht zu
C
Weder noch
D
Stimme zu
E
Stimme voll und ganz zu
Thema
Aussage Ich bin zuversichtlich, eine eigenständige, bewusste und gut informierte Entscheidung über den Gebrauch von Substanzen im Sport zu treffen, ...
1
F1
…weil ich weiß, wie sich die Substanzen auf meine Gesundheit auswirken können.
1
F2
…weil ich weiß, dass diese Substanzen gesundheitsschädlich sein können.
1
F3
…weil ich weiß, dass Substanzen sich negativ auf meine Gesundheit und mein Wohlbefinden auswirken können, obwohl sie positive Effekte auf meine Leistung und mein Aussehen haben können.
2
2
2,4
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F4
F5
F6
…auch wenn ich mich von anderen dazu unter Druck gesetzt fühle, Substanzen zu nehmen. …auch wenn ich denke, dass die meisten Sportler/-innen in meinem Alter und meines Geschlechtes Substanzen verwenden. …auch wenn ich denke, dass Substanzen eine schnelle Lösung für einen “perfekten” Körper sind.
Ausage
Bewertungsskala A
3,4
F7
…weil ich weiß, dass ich auch ohne Substanzen einen gesunden und fitten Körper haben kann.
3
F8
…weil ich weiß, dass Substanzen nicht notwendig sind, um körperlich aktiv und fit zu sein.
3
F9
… weil ich den Unterschied zwischen Nahrungsergänzungsmitteln, rezeptpflichtigen Medikamenten und illegalen Substanzen kenne.
4
F10
…auch wenn ich das Gefühl habe, Substanzen zu brauchen, um mich nach einer intensiven Trainingseinheit schnell zu erholen.
4
F11
…auch wenn ich das Gefühl habe, dass mir Substanzen dabei helfen, meine sportlichen Leistungsgrenzen auszudehnen.
2,4
F12
…weil ich es zu schätzen weiß, dass ich mit meinem Körper meine Ziele erreichen kann, ohne dabei Substanzen zu nehmen.
5
F13
…weil ich weiß, dass Werbung die Vorteile von Substanzen übertrieben darstellt.
5
F14
… weil ich meinen Körper kenne und respektiere.
Bewertungsskala A
B
C
D
E
B
C
D
E
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Thema
Aussage
Bewertungsskala A
6
6
6
7
7
F15
…weil ich weiß, dass auch Nahrungsergänzungsmittel manchmal gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten.
F16
...weil ich weiß, dass auch Nahrungsergänzungsmittel gesundheitsschädlich sein können, wenn sie überdosiert oder in falscher Zusammensetzung genommen werden.
F17
…weil mir bewusst ist, wie sich Substanzen auf mein körperliches und seelisches Wohlbefinden auswirken.
F18
… weil ich weiß, wo man richtige und vertrauenswürdige Informationen über Substanzen findet.
F19
…weil ich Information über die Anwendung von Substanzen kritisch bewerten kann.
7
F20
…weil ich das Gefühl habe, dass ich ein komplettes Verständnis über den Gebrauch von Substanzen habe.
8
F21
…weil ich weiß, dass ich meine Ziele, die meine Leistung betreffen auch ohne Substanzen erreichen kann.
F22
…weil ich weiß, dass ich meine Ziele, die mein Körperbild betreffen auch ohne Substanzen erreichen kann.
8
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B
C
D
Thema
Aussage
Bewertungsskala
E
A 8
F23
…weil ich weiß, dass Substanzen nicht der einzige Weg sind, meine Trainingsziele zu erreichen.
3
F24
… selbst wenn ich schnelle Ergebnisse möchte.
B
C
D
E
Auswertungsanleitung Stimme überhaupt nicht
= -2
Stimme nicht zu
= -1
Weder noch
=
0
Stimme zu
= +1
Stimme voll und ganz zu
= +2
Für die Auswertung ist es wichtig, dass den Antworten die folgenden Zahlenwerte zuwiesen werden Die SAFE YOU Selbstwirksamkeitsskala kann auf verschiedene Arten ausgewertet werden. Für die allgemeine Selbstwirksamkeit (SWK) für den Umgang mit Substanzen im Sport werden die einzelnen Zahlenwerte der Antworten addiert und durch die Anzahl aller Fragen (F1-F24) geteilt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, gezielt acht Bereiche auszuwerten. Die nachfolgende Tabelle gibt an, welche Fragen zu welchem Bereich gehören und wie daraus die dazugehörige Selbstwirksamkeit berechnet wird.
Thema Bereich
Berechnung
1-8
Selbstwirksamkeit, zum Umgang mit Substanzen im Sport
= (Summe von F1 bis F24) / 24
1
= (F1+F2+F3) / 3 Selbstwirksamkeit, die sich aus Deinem Wissen über verschiedene Substanzen ergibt.
2
Selbstwirksamkeit, die sich aus Deiner Fähigkeit ergibt, Druck von außen zu erkennen und damit umzugehen.
= (F4+F5+F6) / 3
3
Selbstwirksamkeit, die sich aus Deiner Fähigkeit ergibt, zwischen unterschiedlichen Motiven für den Gebrauch von Substanzen zu unterscheiden.
= (F7+F8+F9) / 3
4
Selbstwirksamkeit, die sich aus Deinem persönlichen und kompletten Körperbild ergibt.
= (F6+F7+F10+F11+F12) / 5
5
Selbstwirksamkeit, die sich aus Deiner Fähigkeit ergibt, Werbung zu Substanzen kritisch zu beurteilen.
= (F12+F13+F14) / 3
6
Selbstwirksamkeit, die sich aus = (F15+F16+F17) / 3 Deinem Wissen über die Wirkung von verschiedenen Substanzen ergibt.
7
Selbstwirksamkeit, die sich aus Deiner Fähigkeit ergibt, richtige und zuverlässige Informationen über Substanzen zu suchen und zu finden.
= (F18+F19+F20) / 3
8
Selbstwirksamkeit die sich aus Deiner Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und Deiner umfassenden Sicht auf Training und Körper ergibt.
= (F21+F22+F23+F24) / 4
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Die SAFE YOU Projektgruppe Griechenland • Vassilis Barkoukis • Lambros Lazuras • George Pavlidis • Andreas Loukovitis • Garyfalia Daroglou
Euer Wissen, eure Meinungen, euer Verständnis über die Dinge und eure Lebensgeschichten waren für den Erfolg des Projektes entscheidend. Wir danken euch herzlich, dass ihr uns persönliche Information anvertraut habt. Erst durch eure Mitarbeit hat sich das SAFE YOU TOOL zu dem entwickelt, was es nun ist. Wir danken außerdem unseren Kollegen, die das SAFE YOU Projekt stets unterstützt und wertgeschätzt haben, indem sie uns ohne Gegenleistung zu erwarten ihre Zeit und Hilfe angeboten haben.
Zypern • Michael Michaelides
Deutschland
Italien
Großbritannien
• Ralf Brand • Milena Muzi • Franz Baumgarten • Tobias Nowack • Svenja Pallowski
• Arnaldo Zelli • Luca Mallia • Fabio Lucidi
• Andrea Petroczi • Andy Hudson • Julie Vargo • Neha Ainsworth
Vielen Dank.
Das SAFE YOU Projektteam bedankt sich bei allen, die zur Verwirklichung des Projekts beitragen haben! Das SAFE YOU Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung des ERASMUS+ Collaborative Partnership Programs der Europäischen Union ermöglicht. Wir sind den jungen Menschen zum Dank verpflichtet, die das Projekt in allen Phasen unterstützt und schließlich das SAFE YOU TOOL gemeinsam mit uns entwickelt haben.
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Glossar Aminosäuren
Organische Verbindungen, aus denen Proteine aufgebaut sind. Als Nahrungsergänzungsmittel im Sport vor allem zur Erholung und zum Muskelaufbau verwendet.
Androgene
Natürliche oder künstlich hergestellte Substanzen zur Entwicklung und Erhaltung männlicher Körpermerkmale. Wird sprachlich meist verwendet, um die Wirkung einer Substanz genauer zu beschreiben (z. B. androgene Steroide).
Anabolika
Natürliche oder künstlich hergestellte Substanzen, die körperaufbauende Prozesse fördern. Wird sprachlich meist verwendet, um die Wirkung einer Substanz genauer zu beschreiben (z. B. anabole Steroide).
Appetithemmer
(auch Appetitzügler, Anorektika) Substanzen, die das Gefühl von Hunger unterdrücken. Sind meist als rezeptpflichtige Medikamente erhältlich. Sie werden im Sport eingesetzt, um die Nahrungsaufnahme zu steuern und Gewicht zu reduzieren.
Aromasin
Boosting (Booster)
Bro-Science
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Handelsüblicher Name von Exemestan. Ein rezeptpflichtiges Medikament, das ohne medizinische Notwendigkeit im Sport eingesetzt wird, wenn der Anteil weiblicher Hormone im Körper reduziert werden soll. Vor allem dann, wenn gleichzeitig künstlich verstärkt Testosteron zugeführt wird. (engl. verstärkend, Antrieb gebend) Im Sport vor dem Training eingesetzte Mischung verschiedener frei erhältlicher Substanzen (z. B. Magnesium, Koffein). Dadurch soll eine erhöhte Energiebereitstellung im Training bewirkt werden. (engl. Kumpelwissenschaft) Art der Meinungsbildung im Bodybuilding, bei der die Aussagen anderer Trainierender bedeutsamer sind als wissenschaftliche Erkenntnisse.
Buscopan
Handelsüblicher Name von Butylscopolaminbromid. Ein rezeptpflichtiges Schmerzmittel, das zur Behandlung von Krämpfen, Bauchschmerzen, Nierenkoliken und Blasenkrämpfen eingesetzt wird.
Clenbuterol
Rezeptpflichtiges Medikament, das zu einer Erweiterung der Bronchien führt und zur Behandlung von Asthma eingesetzt wird. Ohne medizinische Notwendigkeit wird die Substanz im Sport vor allem zur Reduzierung des Körperfettes verwendet (z. B. in den Muskelaufbauphasen beim Bodybuilding).
CrossFit
Rechtlich geschützte Trainingsmethode aus dem Fitnesssport. Die typischen Bestandteile sind hochintensives Intervalltraining, verschiedene Gewichts- und Kraftdreikämpfe, Schnellkrafttraining, Gymnastik und Eigengewichtsübungen.
D-bol
Abkürzung für Dianabol. Handelsüblicher Name für das anabole Steroid Metandienon. Ist ein rezeptpflichtiges Medikament, dass im Sport ohne medizinische Notwendigkeit eingesetzt wird, um eine intensive Massezunahme in kurzen Zeitintervallen zu ermöglichen. Wird oral zugeführt und als „Einstiegssteroid“ bezeichnet.
Deca
(auch Deca Durabolin) Handelsüblicher Name für das anabole Steroid Nandrolon. Ein synthetisch hergestelltes und rezeptpflichtiges Medikament, das ohne medizinische Notwendigkeit zum Muskelaufbau eingenommen wird. Wegen der gleichzeitigen androgenen und anabolen Wirkung oft von weiblichen Bodybuilderinnen genutzt.
DNP
(Abkürzung für 2,4- Dinitrophenol oder 2,4- DNP) Ist ein gesetzlich verbotenes Pflanzengift, dass im Sport eingesetzt wird, um die Energieproduktion im Körper zu hemmen und den Abbau von Fett zu fördern.
Doping
Substanzen und Methoden im Sport, die gemäß den Regularien der Welt-Anti-Doping Agentur im Leistungssport verboten sind. Sie sind
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leistungssteigernd, gesundheitsgefährdend und richten sich gegen den fairen Geist des Sports. In einigen Länder wird Doping im Sport strafrechtlich verfolgt.
Dopingsubstanzen
Dosierung
Energy Drinks
Substanzen, die gemäß den Regularien der Welt-Anti-Doping Agentur im Leistungssport verboten sind. Sie sind leistungssteigernd, gesundheitsgefährdend und richten sich gegen den fairen Geist des Sports. Teilweise wird der Handel mit Dopingsubstanzen in einzelnen Ländern gesetzlich verfolgt. Beispiele für Dopingsubstanzen sind Anabolika und Stimulanzien. Menge einer Substanz, die dem Körper zugeführt wird. Bestimmte kritische Wirkmengen von Substanzen (z. B. Überdosierungen), die ohne medizinische Notwendigkeit im Sport eingenommen werden, können gesundheitsschädigend sein. (engl. Energiegetränke) Getränke, die z. B. Vitamine, Zucker, Mineralstoffe und Koffein enthalten. Werden im Sport eingesetzt, um beim Training oder bei Wettkämpfen die Aufmerksamkeit und Konzentration zu erhöhen bzw. eine verbesserte Energiebereitstellung zu bewirken.
Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.
Glutamin
(auch L-Glutamin) Aminosäure, die zur körpereigenen Bildung von Proteinen verwendet wird. Glutamin ist in Fleisch, Milchprodukten, Eiern und Getreide enthalten. Wird im Sport als Nahrungsergänzungsmittel zur Regeneration der Muskulatur eingesetzt.
Illegale Substanzen
Substanzen, deren Handel und Verkauf gesetzlich verboten ist. In Deutschland durch das Betäubungsmittelgesetz bestimmt. Beispiele sind Heroin, Haschisch, Amphetamine oder Kokain.
Ju-Jutsu
(jap. Sanfte Kunst) Art des Kampfsports, die auf waffenlosen Selbstverteidigungstechniken basiert
Kampfkunst
Zusammenfassung verschiedener traditioneller, meist fernöstlicher Kampfsportarten. Beispiele sind Ju-Jutsu oder Wushu.
Kasein
(auch Casein) Das Protein, das in Milch enthalten ist. Wird durch den Körper nur langsam aufgenommen und daher im Sport als Nahrungsergänzungsmittel in Phasen des Muskelaufbaus eingesetzt.
Kohlenhydrate
It is an a-amino acid which is used in the biosynthesis of proteins. Dietary sources of glutamine are meat (beef, pork, chicken, fish), eggs, milk and dairy products; wheat and some vegetables (e.g., spinach, cabbage, beans).
Ephedrin
Rezeptpflichtiges Medikament, dass den Stimulanzien zugeordnet wird. Im Sport ohne medizinische Notwendigkeit zur Antriebssteigerung und Gewichtsreduzierung verwendet.
Fatburner
(engl. Fettverbrenner) Verschiedene frei erhältliche und rezeptpflichtige Substanzen, die im Sport zur Reduzierung des Körpergewichts eingesetzt werden. Unterstützen entweder die Verbrennung von Kalorien oder Unterdrücken das Hungergefühl. Sie werden meist künstlich hergestellt und können z. B. Ephedrin oder DNP enthalten.
Kreatin
Körpereigene Substanz, die als Energielieferant für Körperzellen, besonders für Muskelzellen, dient. Kreatin ist vor allem in Fleisch, Eiern und Fisch enthalten. Als Nahrungsergänzungsmittel wird Kreatin oft zur Erhöhung der Kraftleistung und des Körperfettanteils eingesetzt. Als Nebenwirkung treten häufig starke Wassereinlagerungen auf.
Gesundheitskompetenz
Gesamtheit aller kognitiven und sozialen Fertigkeiten, die Menschen dazu motivieren und befähigen, Informationen zur Förderung und Erhaltung ihrer Gesundheit zu beschaffen, zu verstehen und zu nutzen (WHO). Sie ist als die Fähigkeit einer Person zu verstehen, im täglichen
Kur
Regelmäßige Einnahme von bestimmten Substanzen im Kraftsport und Bodybuilding nach einem vorher festgelegten Zeitplan.
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Luftartistik
Künstlerische Darbietungsform, in der eine Person an z. B. einem Vertikaltuch oder einem Trapez akrobatische Elemente ohne Sicherung durchführt (z. B. Klettern, Wickeln, Abfallen).
Mineralstoffe
Körperfremde, aber überlebenswichtige Stoffe, die über die Ernährung zugeführt werden müssen. Als Nahrungsergänzungsmittel im Sport unterstützen sie verschiedene Körperfunktionen (z. B. Sauerstofftransport, Knochenaufbau). Beispiele sind Kalzium, Zink, Magnesium und Eisen. Muscular growth.
Missbrauch
Muskelaufbauphase
Nahrungsergänzungsmittel
Der Gebrauch von Substanzen, vor allem von Medikamenten, in nicht empfohlenen und unzulässigen Dosierungen zur Erreichung eines gewünschten Zustands. (auch Aufbauphase, Massephase) Trainingsphase oder Zyklus im Kraftsport und Bodybuilding. Es werden gezielt Maßnahmen ergriffen, die in einer festgelegten Zeit zum Aufbau von Muskeln führen sollen. (engl. Supplement) Lebensmittel in Form konzentrierter Nährstoffe, die die normale Ernährung ergänzen und frei erhältlich sind. Beispiele sind Vitamine, Mineralstoffe, Protein, Kreatin oder Magnesium.
Nebenwirkungen
Körperliche Symptome, die durch die Nutzung einer Substanz neben der eigentlich beabsichtigen Wirkung auftreten. Meist sind unerwünschte Nebenwirkungen gemeint, z. B. gesundheitsschädigende Effekte. Sie können dauerhaft oder kurzzeitig in bestimmten Trainingsphasen auftreten. Beispiele sind Abszesse, Schlaganfälle, Muskelkrämpfe oder Schlafstörungen.
Novatest
Handelsüblicher Name eines rezeptpflichtigen Testosteron-Medikaments. Ohne medizinische Notwendigkeit im Sport genutzt, um die körpereigene Aufnahme von Testosteron zu steuern. Wird in Phasen des Muskelaufbaus verwendet.
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Parkour
Sportart, deren Ziel es ist, sich nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers im städtischen oder natürlichen Raum fortzubewegen und Hindernisse zu überwinden. Bestandteile des Parkour sind Kraft, Beweglichkeit, Körperkontrolle und Aufmerksamkeit.
Personal Trainer
Speziell ausgebildete Person, die das Fitnesstraining von Einzelnen oder (kleinen) Gruppen individuell betreut.
Präparat
Künstlich hergestellte Substanz.
Pre-Workout Supplemente
(engl. Nahrungsergänzungsmittel, die vor dem Training genommen werden) Zusammenfassende Bezeichnung für künstlich hergestellte Substanzen, um die Bereitstellung von Energie, Ausdauer und Kraft im Training sicherzustellen und zu erhöhen. Sie bestehen meist aus verschiedenen frei erhältlichen Substanzen (Kreatin, Koffein, Vitamine).
Primobolan
Handelsüblicher Name für das anabole Steroid Metenolon. Als rezeptpflichtiges Medikament im Sport ohne medizinische Notwendigkeit zum Muskelaufbau eingesetzt. Wird eine langanhaltende Wirkungen nachgesagt.
Proteine
(auch Eiweiß) Sie bilden neben Kohlenhydraten und Fetten eine der drei Hauptklassen menschlicher Ernährung. Bestehen aus Aminosäuren und sind Teil des Zellgewebes und somit auch der Muskulatur. Als Nahrungsergänzungsmittel meist in Form eines Pulvers erhältlich, das aus tierischen oder pflanzlichen Proteinen hergestellt wird. Protein Supplemente können eine langsame (z. B. Kasein) oder schnelle (z. B. Whey) Wirkung haben. Werden im Sport zum Muskelaufbau und zur Reduzierung des Körperfettanteils eingesetzt.
Protein-Shakes
Mischung bestimmter Proteine, die als Nahrungsergänzungsmittel zum einfachen Verzehr in Wasser oder Milch aufgelöst werden.
Proviron
Handelsüblicher Name des anabolen Steroids Mesterolon. Als rezeptpflichtiges Medikament im Sport in den Trainingsphasen eingesetzt, in denen Fett abgebaut werden soll.
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Rezeptpflichtige Medikamente
Schmerzmittel
Substanzen, die aufgrund ihrer Dosierung oder ihrer gesundheitsschädigenden Effekte nicht frei, sondern nur durch ärztliche Verschreibung (Rezept) erhältlich sind. Werden im Sport oftmals nicht für ihren medizinischen Zweck oder in ihrer empfohlenen Dosis eingesetzt. Beispiele für solche Substanzgruppen sind Schmerzmittel, Betablocker, Abführmittel oder Steroide.
Testosteron
Natürliches (männliches) Sexualhormon. Als Substanz im Sport zum Muskelaufbau eingesetzt.
Tribulus
Aus der Erd-Burzeldorn Pflanze gewonnene Substanz. Wird im Sport als Nahrungsergänzungsmittel zum Anheben des körpereigenen Testosteron Spiegel verwendet.
(auch Analgetikum) Substanzen, die das Schmerzempfinden unterdrücken, ohne dass das Bewusstsein und die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. In hohen Dosierungen sind sie rezeptpflichtig. Handelsübliche Beispiele sind Voltaren und Paracetamol.
Verunreinigung
Eine Substanz ist verunreinigt, wenn andere als die (z. B. auf der Verpackung) angegebenen Inhaltsstoffe enthalten sind.
Vitamine
Körpereigene Stoffe, die durch die Ernährung zusätzlich gedeckt werden müssen. Als Nahrungsergänzungsmittel im Sport unterstützen sie verschiedene Körperfunktionen (z. B. Energie- und Knochenstoffwechsel). Beispiele sind Vitamin B, Vitamin C und Vitamin D.
Selbstwirksamkeitserwartung
Überzeugung einer Person, neue oder schwierige Situationen aufgrund der eigenen Kompetenz erfolgreich selbst zu bewältigen.
Steroide
Gemeint sind anabole Steroide: Künstlich hergestellte Substanzen, die zur Gruppe der Anabolika gehören. Basiert auf der chemischen Zusammensetzung von Testosteron und wird zum Aufbau von Muskeln eingesetzt. Können dem Körper in Tablettenform zugeführt werden, oder als Flüssigkeit die gespritzt wird.
Wachstumshormon
Hormone, die das Wachstum, die Zellreproduktion und Zellregeneration anregen. Als rezeptpflichtiges Medikament im Sport ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen, um Muskeln aufzubauen, den Körperfettanteil zu reduzieren und die Regenerationszeit zu verkürzen.
Stimulanzien
Gruppe von Substanzen, die anregend auf den Körper wirkt. Können je nach Art der Substanz Nahrungsergänzungsmittel, rezeptpflichtige oder illegale Substanzen sein. Werden im Sport wegen ihrer aufputschenden Effekte eingenommen. Beispiele sind Koffein, Amphetamine oder Ephedrin.
Winstrol
Handelsüblicher Name des anabolen Steroids Stanozolol. Rezeptpflichtiges Medikament, dass im Sport ohne medizinische Notwendigkeit zum langsamen und kontinuierlichen Aufbau von Muskeln verwendet wird.
ZMA Supplement
(lat. Ergänzung) Im Sport anderes Wort für Nahrungsergänzungsmittel.
Handelsüblicher Name eines Nahrungsergänzungsmittels aus Zink, Magnesium und Vitaminen. Wird zu Regeneration eingesetzt..
T3
(Abkürzung für Trijodothyronin) Rezeptpflichtiges Schilddrüsenhormon, das zur Behandlung von Schilddrüsenunterfunktionen verwendet wird. Ohne medizinische Notwendigkeit im Sport zum Muskelaufbau und zur Fettreduzierung eingesetzt.
Zyklus
Trainingsphase im Bodybuilding und Kraftsport, in der in einer bestimmten Zeitspanne vorher festgelegte Ziele erreicht werden sollen. Besteht aus bestimmten Elementen des Krafttrainings, dem Gebrauch von Substanzen oder der Kombination aus beidem.
Test-e
(Abkürzung für Testosteron Enantat) Ist ein rezeptpflichtiges anaboles Steroid mit starker anaboler und androgener Wirkung in kurzen Zeitintervallen. Wird im Sport zum Muskelaufbau eingesetzt.
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