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Raurisertal

GEMEINSAM DIE WELT ERKUNDEN

GROSS ERSCHEINT DIE WELT, WENN MAN KLEIN IST: DA TUT ES GUT, SICH IM URLAUB SICHER UND GEBORGEN ZU FÜHLEN. WIE IM RAURISERTAL, WO SCHON AUF DIE KLEINSTEN GROSSE ABENTEUER WARTEN.

Das von grünen Almwiesen und dichten Wäldern gesäumte Raurisertal ist eines von 13 Tälern in der Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern. Es ist 30 Kilometer lang, und an seinem Ende erhebt sich der 3.106 Meter Hohe Sonnblick mit Europas höchstgelegenem, ganzjährig besetztem Wetterobservatorium. Fünf Seitentäler hat das Raurisertal: In jedem plätschert ein glasklarer Bach, und ein jedes birgt Überraschungen. Im Hüttwinkltal erinnert ein Goldwaschplatz an die Blütezeit des Goldabbaus. Unweit davon führen NationalparkRanger durch den Rauriser Urwald mit seinen riesigen Ameisenhaufen und schwarzen Tümpeln. Im Seidlwinkltal wandert man auf uralten Saumpfaden bis zur Großglockner Hochalpenstraße, im Krumltal nisten Bartgeier, Wildfrauen sollen einst im Forsterbachtal gelebt haben. An die Hänge des Gaisbachtals schmiegen sich idyllische Almweiden, auf denen Kühe und Pferde, weiter oben auch Schafe grasen. Auf den Hütten werden Köstlichkeiten wie Bauernkrapfen und Hollerblütensirup serviert. Beim Familienprogramm geht es mit der Hochalmbahn – Goldwaschen und Greifvogelvorführungen inklusive – zur Schatzsuche mit dem Maskottchen „Tilly“. Das Raurisertal vereint eine große Welt in sich: spannend und aufregend und doch wunderbar überschaubar.

TIPP

Jeder Tag ein Abenteuer

Greifvogelwarte, Goldwaschplätze, Barfußweg, Wasserspielplatz, Blumenlehrpfad oder Tauerngold-Rundwanderweg: Das Raurisertal bietet eine Fülle an Möglichkeiten für die ganze Familie.

GRÜNE GENUSSREISE

MIT DER BAHN HIN, MIT DEM E-BIKE ZURÜCK. UNSER AUTOR HAT AUF DEM TAUERNRADWEG KLIMAFREUNDLICH UND GENUSSVOLL EINE VIELZAHL VON SPEZIALITÄTEN ENTDECKT.

Georg Weindl

*) Alle eingezeichneten Orte befinden sich direkt am Tauernradweg und laden zu einem genussvollen Zwischenstopp.

Es klingt verführerisch. Und es ist verführerisch. Reisen mit allen Sinnen. Unterwegs sein, den Fahrtwind auf der Haut spüren, das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Grillen und das Rauschen der Gebirgsbäche hören. Den Duft frischen Heus und des Bergwalds riechen. Man ist für sich allein, zu zweit oder in einer kleinen Gruppe unterwegs, ganz individuell, muss keine Parkplätze suchen und findet versteckte Schönheiten, die Autofahrern verborgen bleiben. Man ist in Bewegung, absolviert auch mit dem E-Bike ein sportliches Programm, kann sich unbeschwert auf Brettljause oder Kaiserschmarrn freuen. Radfahren ist die vernünftigste und verführerischste Mobilität. Und auch die Anreise kann smart und ökologisch sein, ohne dass man das Auto vollpacken und Räder verstauen muss.

Das Auto bleibt einfach zuhause. Der Tauernradweg, dieser Klassiker unter den Fernradwegen, der von den Krimmler Wasserfällen bis in die Stadt Salzburg und weiter in Richtung Passau führt, braucht kein Auto. Und das Rad, das Gepäck? Alles organisiert. Das E-Bike vom Verleih wartet in Krimml im Hotel. Das Gepäck wurde schon zuhause in handliche Radtaschen verstaut, der Helm ist ebenfalls mit dabei. Um den Ausgangspunkt des Fernradweges zu erreichen, gibt es ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln.

Eine nachhaltige Radreise ist so naheliegend. Radreisen leben vom Naturerlebnis, und das verdient auch eine entsprechende Anreise. Also sitze ich kurz nach elf Uhr im Regionalexpress, der mich von Salzburg nach Zell am See chauffiert, wo ich in die Pinzgauer Lokalbahn wechsle. Nach dreieinhalb Stunden entspanntem Sitzen, Lesen, Beine-Ausstrecken und Berge-Bewundern komme ich in der Nationalparkgemeinde Krimml im äußersten Westen des Bundeslandes Salzburg an. Am nächsten Morgen übergibt mir der Seniorchef vom Hotel Post das Bike und hilft mir, die Satteltaschen zu fixieren. Der Tauernradweg begegnet einem gleich ganz dramatisch. Der offizielle Start ist ein paar Meter von den Krimmler Wasserfällen entfernt, wo das Wasser in gewaltigen Massen und mit Getöse in die Tiefe fällt, begleitet von einem Konzert aus tiefem Brummen bis trompetenartigem Rauschen. „Eigentlich braucht es keine Karte. Es geht im Prinzip an der Salzach entlang und ist gut beschildert“, macht mir der Gastgeber Mut.

Erst rolle ich entspannt bergab, inhaliere frische Bergluft. Immer an der Salzach entlang geht es gottlob doch nicht. Der Radweg schlängelt sich über grüne Wiesen, vorbei an Weiden mit Rindern und Schafen, durch bezaubernde kleine Dörfer mit fein herausgeputzten Bauernhöfen. Unterwegs locken bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Nationalparkwelten Mittersill, die eleganten Promenaden in Zell am See, die spektakuläre neue 3K-Konnection von Kaprun aufs Kitzsteinhorn und die monumentale Liechtensteinklamm bei St. Johann. Es gibt viele kleine Kostbarkeiten: stolze Kirchen, alte Wirtshäuser, idyllische Gebirgsbäche und verträumte Orte. Ein Highlight ist die neue Routenführung zwischen Taxenbach und Schwarzach.

Der ein Kilometer lange Anstieg von Lend hinauf zum Eingang in das Gasteinertal wird entsprechend belohnt. Denn es folgt nun über fünf Kilometer eine grandiose „Höhenstraße“ bis hin zu einem kleinen Stausee – mit unübertrefflichen Aussichten – und weiter bergab nach Schwarzach. Ein paar Höhenmeter sind es von hier auch zum Nachtquartier in St. Veit im Sonnhof, mit dem EBike aber problemlos bewältigbar. Das Hotel samt Haubenrestaurant von Vitus Winkler ist eine ideale Belohnung für hungrige Radler. Der Hausherr und seine Gattin sind selbst begeisterte EBiker, die die stimulierende Kombination aus Radfahren und guter Küche zu schätzen wissen.

Auf dem Weg nach Salzburg und entlang der Salzach gäbe es noch einige lohnenswerte Abstecher wie das Restaurant der Brüder Obauer in Werfen, Döllerers Genusswelten in Golling, dazwischen die Erlebnisburg Hohenwerfen und die Salzachklamm beim Pass Lueg. Eine Woche ließe sich da locker füllen mit guten und schönen Dingen, bevor man die Salinenstadt Hallein passiert und in die Salzburger Altstadt hineinrollt, links die Festung und der Mönchsberg, rechts der Kapuzinerberg. Und vor einem etliche verführerische Kaffeehäuser.

Der Tauernradweg

Der Tauernradweg zählt zu den schönsten Radwanderwegen Europas und wurde 2017 vom ADFC als VierSterne-Qualitätsroute ausgezeichnet. Man kann den Tauernradweg als 310 Kilometer langen Fernradweg von Krimml über Zell am See und die Stadt Salzburg bis nach Passau zurücklegen: Hierbei kann man zwischen den beiden fast gleich langen Teilstücken entlang von Salzach oder Saalach wählen. Fährt man den Tauernradweg hingegen als Rundtour, können diese Streckenverläufe miteinander kombiniert werden: So legt man die 270 Kilometer lange Tauernradwegrunde von Krimml über Zell am See, Werfen, Golling bis in die Stadt Salzburg und von hier aus über Lofer retour nach Zell am See zurück.

Die Route durchs Salzachtal

Die Route entlang der Salzach, die unser Autor gewählt hat, ist eine echte Genussstrecke von 157 Kilometern sowie 850 Höhenmetern bergauf und 1.490 Höhenmetern bergab ohne größere technische und konditionelle Ansprüche. Durch die parallel verlaufende Bahnlinie kann bei Schlechtwetter oder Müdigkeit auch auf die Schiene gewechselt werden. Empfehlenswert ist es, die Tour auf mindestens drei Tage zu planen. Vier Tage sind ideal, wenn man unterwegs Sehenswürdigkeiten wie die Erlebnisburg Hohenwerfen, das Keltenmuseum in Hallein oder das Schloss Hellbrunn entdecken oder an Genussadressen einkehren möchte.

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