2016 Pfingsten

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Pfingsten 2016

Barmherzigkeit

Eine offene T端r: Pforte der Barmherzigkeit

Fremde beherbergen

Gut informiert

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Inhalt

aktiv.

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Impressum Vorwort Impulsseite Pforte der Barmherzigkeit Unwissende lehren Zweifelnde beraten Hungrige speisen – Durstigen zu trinken geben 13 Fremde beherbergen 16 Nackte bekleiden 18 Kranke besuchen

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Tote begraben Buchbesprechung Kirchenmusik Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger Notfallhandy Kontakte zur Gemeinde / Pfarrbüros Regelmäßige Gottesdienste

Pfarrfest

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Wir feiern unser gemeinsames Fronleichnamsfest am 26. Mai.

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Impressum: St.Nikolaus Münster Nr. 9 • 6/2016 Herausgeber: Kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster Koordinierungskreis Öffentlichkeitsarbeit Herrenstraße 15, 48167 Münster redaktion@st-nikolaus-muenster.de www.st-nikolaus-muenster.de www.facebook.com/sanktnikolausmuenster Redaktion: Godehard Anuth, Mechthild Emmerich, Andreas Glahn, Friedhelm Hoppe, Inge Lewejohann, Karin Plas, Sebastian Reimann (verantwortlich), Heike Tytko Layout: Friedhelm Hoppe Fotos: Godehard Anuth (Titel, Seite 6) Auflage: 10.000 Exemplare Druck: Druckerei Stelljes, Münster

Das Fest wird als Sternprozession mit dem Ziel der gemeinsamen Eucharistiefeier um 10:30 Uhr auf dem Dorfplatz in Angelmodde gestaltet. Nach der gemeinsamen Eucharistiefeier um 10:30 Uhr auf dem Dorfplatz Angelmodde sind alle zum Fest rund um die St.-Agatha-Kirche eingeladen. Bei starkem Regen findet die zentrale Eucharistiefeier um 10:30 Uhr in der St.-Bernhard-Kirche statt. Alle Zeiten und die genaue Wegstrecke der Prozession finden Sie unter „orte.st-nikolaus-muenster.de“


Jörg Hagemann, Pfr.

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„Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit.“ Dieser Satz aus der Verkündigungsbulle, mit der Papst Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit angekündigt hat, spricht eine klare Sprache. Wo die Kirche, wo jeder einzelne Christ die Barmherzigkeit nicht lebt, laufen wir Gefahr, dass das Gebäude unseres Glaubens zusammenbricht, dass das Leben der Kirche kaputt geht. Die vierzehn Werke der Barmherzigkeit, wie sie die Kirche in diesem Jahr ganz besonders in den Mittelpunkt ihres Wirkens, ihrer Wirklichkeit im heiligen Jahr stellt, scheinen uns manchmal eher antiquiert und verstaubt. Wer die Ernsthaftigkeit dieser Worte aber ins hier und jetzt übersetzt, wird merken, dass kein friedvolles Leben in unserer Stadt, in unserem Land, ja in der ganzen Welt möglich ist, wenn wir nicht im Sinne dieser Barmherzigkeit leben. Die Hungrigen speisen; den Dürstenden zu trin-

ken geben; die Nackten bekleiden; die Fremden aufnehmen; die Kranken besuchen; die Gefangenen besuchen; die Toten begraben. Die Unwissenden lehren; den Zweifelnden recht raten; die Betrübten trösten; die Sünder zurechtweisen; die Lästigen geduldig ertragen; denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen; für die Lebenden und die Toten beten. Eigentlich alles – aus christlicher Sicht – ganz normal und auch selbstverständlich. Und doch bergen diese Werke einigen Sprengstoff, denn es hat Folgen für unser Leben und für unsere Zukunft, wenn wir Arme wirklich satt machen, wenn wir Fremde aufnehmen, nicht ausgewählt, sondern weil sie Heimat und Hilfe brauchen. Es hat Folgen, wenn wir Gefangene als Menschen wahrnehmen und ihnen nahe sein wollen. Ja, es hat Folgen, wenn wir verzeihen, selbst denen, die uns beleidigt haben. Möge uns Gottes Geist helfen, dass wir diesen Tragebalken unserer Kirche pflegen. So wünsche ich Ihnen, im Namen aller Seelsorgerinnen und Seelsorger unserer Pfarrei ein gesegnetes Pfingstfest und seinen barmherzigen GEIST!

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Liebe Schwestern und Brüder in Münsters Südosten, in St. Nikolaus!

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Willkommen

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Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Glaube Wie schrecklich wird es für euch Schriftgelehrte und Pharisäer sein! Ihr Scheinheiligen! Denn ihr gebt Gott sogar den zehnten Teil von Gewürzen wie Minze, Dill und Kümmel. Gleichzeitig beachtet ihr nicht, was im Gesetz viel wichtiger ist: die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und den Glauben. Dies solltet ihr aber tun, ohne das andere zu lassen. Ihr wollt andere führen und seid selbst blind.

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[Mt 23, 23]

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BasisBibel. Neues Testament und Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart. www.basisbibel.de Foto: VICUSCHKA / photocase.com


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Eine offene Tür und ein besonderes Jahr, das jeden Christen persönlich anfragt: Diese Grundgedanken hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn in den Mittelpunkt seiner Predigt bei der Eröffnung der Pforte der Barmherzigkeit gestellt. Die Pforte, eine etwa vier Meter hohe Holzkonstruktion, steht vor dem barrierefreien Eingang am Uhrenportal. Neben ihr gibt es drei weitere „Pforten der Barmherzigkeit“ im Bistum, nämlich an Gastkirche und Gasthaus in Recklinghausen, an der Marienbasilika in Kevelaer und am Forum St. Peter in Oldenburg. Papst Franziskus habe das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ für die ganze Kirche ausgerufen und es „mit dem Bild der Tür verbunden als Zeichen der offenen Arme des liebenden Vater Gottes“. Die offene Tür stehe für die Grundbotschaft des Evangeliums, dass Gott „gnädig und

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Pforte der Barmherzigkeit

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Die Pforte der Barmherzigkeit am St.-Paulus-Dom

barmherzig, langmütig und reich an Güte“ sei. „Dies gilt grundsätzlich und für immer, für jeden Menschen. Erbarmen hat keine Grenzen: Die Tür seines Herzens steht immer offen“, betonte der Bischof. Dabei denke er auch an die vielen offenen Herzen, die viele Menschen im Bistum in den vergangenen Monaten gegenüber Flüchtlingen gezeigt hätten. Dabei hätten sie sich auch nicht „durch abgrenzende Parolen in ihrem liebenden Engagement hindern“ lassen. Sein Dank gelte allen, die „die Türen ihrer Häuser und Herzen geöffnet haben und aus dem Wort „Willkommenskultur“ eine gelebte Wirklichkeit werden ließen“. Die sich aus der Flüchtlingssituation ergebenden organisatorischen und politischen Probleme sollten Christen „von Gott her“ anschauen, um Lösungen zu finden. Die Herausforderungen könnten aber „Christen und Christinnen nicht davon abhalten, Menschen, die dieser Not vor Ort entfliehen, mit offenen Armen zu begegnen“, mahnte der Bischof, „sonst können wir nicht ein ,Heiliges Jahr der Barmherzigkeit‘ feiern und durch das ,Tor der Barmherzigkeit‘ gehen.“ Genn erklärte weiter: „Barmherzigkeit ist Gottes Gegenwart in dieser Welt. Dieses Jahr stellt auch an uns persönlich eine Anfrage.“ Jesus sei vorgeworfen worden, sich mit Sündern abzugeben, verglich der Bischof mit Blick auf die Lesung. Unter dieser Bezeichnung müsse jeder auch sich selbst verstehen. „Es fällt uns nicht leicht, uns un-


Geistliche Werke der Barmherzigkeit: • Unwissende lehren • Zweifelnde beraten • Trauernde trösten • Sünder zurechtweisen • Beleidigern gern verzeihen • Lästige geduldig ertragen • für die Lebenden und Verstorbenen beten Leibliche Werke der Barmherzigkeit: • Hungrige speisen • Fremde beherbergen • Nackte bekleiden • Kranke besuchen • Gefangene besuchen • Tote begraben • Almosen geben

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Werke der Barmherzigkeit

die große Einladung bereit, das Verhältnis zum Bußsakrament neu zu bedenken und sich der Gnade zu öffnen, die dieses Sakrament vermittelt. Diese Einladung wende sich auch an Seelsorgerinnen und Seelsorger, damit sie „die konkrete Schönheit, hier und jetzt Vergebung zu erfahren“, weitergeben Bischof Dr. Felix Genn © Bistum Münster könnten. „Barmherzigkeit zu geben, ist manchmal leichter, als Barmherzigkeit zu empfangen“, sagte der Bischof abschließend. Er wünsche allen Christen, im „Jahr der Barmherzigkeit“ beides intensiv zu erfahren – denn beides sei möglich. Bei der symbolischen Eröffnung der „Pforte der Barmherzigkeit“ hatte der Bischof zuvor gebetet: „Das ist der Beginn eines Jahres, das zu einer Erfahrung der Gnade und der Versöhnung werden soll, der Beginn eines heiligen Jahres. Das ist das Tor zum Herrn: Durch dieses Tor treten wir ein, um Barmherzigkeit und Vergebung zu erlangen.“ (Pressestelle Bistum Münster)

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sere eigene Schuld einzugestehen“, sagte Genn. Das „Jahr der Barmherzigkeit“ lade jedoch ein, auch darauf zu schauen, unterstrich er. Er verband damit die Einladung, das Bußsakrament zu empfangen. Schon der Abschlusstext der Würzburger Synode, die vor 40 Jahren die Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils in die deutsche Kirche bringen wollte habe formuliert: „Der Glaube an die göttliche Vergebung (…) schenkt die Kraft, unserer Schuld und unserem Versagen ins Auge zu sehen und unser schuldig gewordenes Leben auf eine größere heilige Zukunft hin anzunehmen.“ So halte das „Jahr der Barmherzigkeit“

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Barmherzigkeit

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Barmherzigkeit ist ein Wort, das manchmal veraltet wirkt, aber dank des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahrs des Barmherzigkeit wieder sehr aktuell ist. Um das Jahr der Barmherzigkeit inhaltlich zu begleiten, haben wir diesen Pfarrbrief zum Thema „Barmherzigkeit“ herausgegeben. Verschiedene Autoren haben Texte dazu beigesteuert, die sich an den Werken der Barmherzigkeit orientieren. Sie geben Impulse, wie und wo sich diese Barmherzigkeit konkret im Umgang mit Menschen zeigen kann, wie und wo wir als Christen heute in der Gemeinde Barmherzigkeit leben können.

Unwissende lehren

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von Inge Lewejohann

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Hausaufgabenhilfe Seit vielen Jahren gibt es in unserer Pfarre das Projekt „Hausaufgabenhilfe“. Erfahrene Senioren bieten ihre Unterstützung an mit dem Ziel, Schülern und Schülerinnen beim Lernen zu helfen, sie zu fördern und zu motivieren. Das Team in Gremmendorf besteht zur Zeit aus etwa zehn Damen und Herren, die je nach eigenen Fähigkeiten und Sachkenntnissen ihre Hilfe anbieten in den Bereichen Sprachen, Rechtschreibung und Mathematik. Schon mit ganz regelmäßigen ein bis zwei Stunden Förderung in der Woche werden nicht nur

Wissenslücken bei den Kindern und Jugendlichen geschlossen, sondern ihnen oft auch eine neue Sicherheit vermittelt. Sie merken plötzlich, dass sie viel mehr können als sie dachten. „Unsere“ Schülerinnen und Schüler kommen zu den wöchentlichen Stunden in der Regel sogar gerne, und es entsteht im Laufe der Zeit ein vertrauensvolles und herzliches Verhältnis. So trägt nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch eine entspannte, lockere und freundliche Atmosphäre dazu bei, dass vielen Kindern geholfen werden kann. Und das Schönste daran ist, dass


Hausaufgabenbetreuung aus der Sicht einer Helferin: Zu Beginn meines Ruhestandes stellte ich mir die Frage: „Und nun?“ Mir war klar, ich möchte Zeit verschenken. In diesem Moment gründete sich die Hausaufgabenhilfe. Ich bringe mich in dieses Projekt ein

Unser Team könnte gut noch Verstärkung gebrauchen. Beraten und ggfls. vermitteln würde Sie Berthold Sanders, Jugendreferent, Tel. 02506 8101170 oder unter sanders-b@bistum-muenster.de.

Barmherzigkeit ist für mich . . . . . . eine sehr menschliche Fähigkeit und damit der entscheidende Unterschied unserer Schöpfung! Christian Gnegel

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der Einsatz auch für uns Ehrenamtliche einen Gewinn bedeutet und wir das gute Gefühl haben können, etwas sehr Sinnvolles zu tun.

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Lernen in entspannter Umgebung

. . . und aus der Sicht einer Schülerin: Ich gehe nun schon seit drei Jahren zur Hausaufgabenbetreuung, und es hilft mir sehr viel, denn ich habe es von einer schwachen Vier seit zwei Zeugnissen auf eine Zwei geschafft. Ricarda

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© Armin Staudt-Berlin / photocase.com

und betreue drei Realschul- bzw. Gymnasialschüler (6. bis 10. Klasse), die meist gerne, freiwillig und ungezwungen kommen. Solange meine Hilfe Erfolg verspricht, mache ich weiter!

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Zweifelnde beraten

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von Johannes Kaiser

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Etwa 400 Mal im Monat klingelt bei der ökumenischen Telefonseelsorge (TS) in Münster das Telefon. Menschen aus allen Altersstufen und aus allen sozialen Schichten (von leitenden Angestellten bis zu Nichtsesshaften) nutzen dieses Angebot, 24 Stunden am Tag – rund um die Uhr, kostenlos und völlig anonym. Das katholische Stadtdekanat Münster und der Evangelische Kirchenkreis Münster sind Träger dieser Einrichtung. Ihr Einzugsgebiet sind neben der Stadt Münster auch die Kreise Coesfeld, Warendorf und Teile des Kreises Borken. Bundesweit gibt es 107 solcher Stellen, die pro Jahr mehr als 2 Millionen Mal angewählt werden und dann tatsächlich über 800.000 Gespräche führen. Menschen, die hier anrufen, fühlen sich vielfach in einer speziellen Situation oder auch generell allein oder überfordert. Sie zweifeln oft daran, einer konflikthaften Situation in ihrer jeweiligen Lebenssituation gewachsen zu sein. Das können etwa Konflikte in der Partnerschaft, in der Familie, im Beruf oder im Bekanntenkreis sein.

Andere leiden an chronischen körperlichen oder psychischen Krankheiten, an den Folgen eines in der Kindheit erlittenen Missbrauchs, an Mobbing in Schule oder Beruf oder schlicht an dem Gefühl wertlos zu sein und deshalb nicht mehr leben zu wollen. In der TS Münster haben mehr als 80 ehrenamtliche, speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Menschen ein offenes Ohr. Auch die Ehrenamtlichen selbst kommen aus einem breiten Berufs- und Altersspektrum. Sie alle eint der Wunsch, diese zweifelnden, an sich selbst oder an ihrer Umgebung leidenden Menschen ernst zu nehmen, ihnen nahe zu sein, ihnen Raum für ein Gespräch zu geben. Wer redet, findet oft zu sich selbst. Gedanken sortieren sich und innere Ruhe kann sich einstellen. Diese ist nötig, um zu beginnen, eine Situation zu bewältigen. Die Ehrenamtlichen, die aus gutem Grund auch selbst anonym bleiben, sind keine ausgebildeten Experten. Sie können aber zuhören und die Anrufenden eine Wegstrecke lang

Barmherzigkeit heißt für mich . . . . . . Verfolgten und Bedrohten Schutz gewähren, mit Armen und Hungernden teilen, was ich habe und jedem eine Chance geben. Kurt Pölling


Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Oft, nicht immer, gelingt es, dem Anrufer „bei Anruf Zuwendung“ zu vermitteln, wie die Reportage über die TS in den Westfälischen Nachrichten vor kurzem überschrieben war. Und dann werden Zweifel mitunter etwas kleiner.

Telefonseelsorge

Vielen von uns ist der Bibeltext von den Vögeln des Himmels (Mt.26.6) bekannt. „Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in den Scheunen; unser himmlischer Vater nährt sie doch.“ Dies ist die Barmherzigkeit Gottes. Nicht wegen unserer Lebensleistung sind wir geliebt, sondern weil jeder Mensch in Gottes Augen kostbar, gewollt und gekannt ist. So dürfen wir das Leben des anderen und unser eigenes betrachten. Zu den Werken der Barmherzigkeit gehört es, Hungernde und Dürstende zu sättigen. Dabei geht es nicht nur um Hilfe für den Leib, sondern auch darum, den Menschen als Ganzes wahrzunehmen und zu signalisieren, dass durch die

von Maria Reuter

Hilfsbedürftigkeit die menschliche Würde keinen Schaden nimmt. In unserer Gemeinde gibt es zwei Sozialbüros,

Café, Beratung & Hilfe

jeden ersten und dritten Montag im Monat von 15:30 bis 17:30 Uhr im Haus der Begegnung, Nachtigallenweg 25

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Hungrige speisen – Durstigen zu trinken geben

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0800 1110111 oder 0800 1110222 www.telefonseelsorge-muenster.de

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begleiten. Das kann helfen, erste Lösungsansätze eines Problems zu finden. Oft informieren sie auch – dank einer umfangreichen Helferdatei – über professionelle Experten oder Institutionen für das jeweilige Anliegen. Viele der Beraterinnen und Berater sind engagierte Christinnen und Christen, die in den Anrufenden einen von Gott geliebten Menschen erkennen. Sie versuchen ein wenig das Wort Jesu mit Leben zu füllen, der gesagt hat: „Was ihr dem Geringsten meiner Schwestern und

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in Wolbeck und in Gremmendorf. Dorthin kommen Menschen, denen es an Nötigem zum Leben fehlt. Sie können alle acht Wochen einen Gutschein für Lebensmittel und die Kleiderkammer erhalten, aber auch Beratung und Hilfe in Beratung und Hilfe anderen Notfällen bekommen. Ganz wichtig dabei sind das Gejeden zweiten und vierten Dienstag im spräch, die gemeinsam ausgeMonat von 15:30 bis 17:00 Uhr drückte Freude z. B. über das Kind, im Pfarrheim St.Nikolaus, das die Mutter begleitet oder über die neue Wohnung, sowie BetrofHerrenstraße 17 fenheit bei Not. In Münster Südost geben in drei Ausgabestellen Wolbeck, AngelVielfältige Not begegnet uns. Wir dürfen, müsmodde-West und Angelmodde-Gremmendorf sen uns berühren lassen. Dom Helder CamaEhrenamtliche der Münster Tafel e.V. gespendera sagt: „Die Menschen belasten dich. Trag sie te Lebensmittel an Bedürftige aus. Leider ist die nicht auf deinen Schultern. Schließ sie in dein Menge der Lebensmittel geringer als die NachHerz.“ frage der Bedürftigen.

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Caritasbüro Wolbeck

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Barmherzigkeit heißt für mich . . . . . . allen Menschen mit gleicher Achtung zu begegnen und auch unbequeme Menschen geduldig zu ertragen. Martina Pahl


Fremde beherbergen Interview mit Flüchtlingen in Münster Südost, von Max Eickmann

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Das ist eine wirklich lange und beschwerliche Reise! Warum haben Sie diese auf sich genommen und sind geflohen? Wegen ISIS! Wir sind Jesiden und werden daher

Flüchtlingshilfe Sie möchten die Flüchtlingshilfe unterstützen? Alle Informationen hierzu finden Sie auf unserer Internetseite www.fluechtlingshilfe-muenster-suedost.de Sehr wirksam können Sie unsere Arbeit mit einer Geldspende unterstützen. Kath.Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster IBAN: DE 45 4016 0050 0503 9692 00 BIC: GENODEM1MSC – Volksbank Münster, Spendenzweck: Flüchtlingshilfe. Natürlich können Sie eine Spendenquittung erhalten, geben Sie hierzu auf der Überweisung Ihre Anschrift mit an.

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Wenn Sie mögen, können Sie uns etwas über Ihre Flucht erzählen? Wir sind über die Türkei und eine sehr anstrengende Weiterreise mit vielen Umwegen und Unsicherheiten zusammen mit anderen Flüchtlingen nach Deutschland gekommen. In Deutschland waren wir erst im Saarland und sind dann über Dortmund und Essen nach Münster gekommen. In Münster haben wir jetzt ein Zimmer gemeinsam im Angelsachsenweg. Alle anderen Stationen sind immer nur Übergangsstationen gewesen. Wir sind seit dem ersten Oktober in Deutschland und seit November in Münster.

Wie haben Sie sich fortbewegt? Die meiste Zeit und den größten Teil zu Fuß. Ab und an konnten wir im Auto mitfahren und manchmal auch mit dem Zug, aber die meiste Zeit sind wir gelaufen. Insgesamt hat unsere Flucht 45 Tage gedauert.

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Vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, dieses Interview zu führen. Zunächst einmal ein paar persönliche Fragen: Wie heißen Sie und woher kommen Sie? Wir heißen Afrah (17), Ahlal (36), Imad (21) und Abdullah (34) und kommen aus dem Nordirak. Wir sind alle Geschwister und auch gemeinschaftlich nach Deutschland geflohen. Unsere Mutter ist noch im Irak, da sie auf Grund von einer Herzkrankheit nicht laufen kann und daher nicht mit uns fliehen konnte. Die Frau von Abdullah konnte nicht mitkommen, weil sie schwanger war. Abdullahs Sohn wurde aber vor 10 Tagen geboren, wo wir alle sehr froh drüber sind.

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wurde erklärt, dass es eine deutsche Tradition ist. Im Irak begrüßen wir Neu-Zugezogene mit Schokolade, haben also eine ähnliche Tradition. Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden und haben bis jetzt nur positive Erlebnisse in Münster gemacht.

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Das freut mich! Wie verbringen Sie Ihre Zeit hier in Münster? Ich (Imad), mache mit beim Projekt Grenzgänger vom Deutschen Roten Kreuz. Das ist etwa wie der Bundesfreiwilligendienst. Bis Fühlen sich in Südost aufgenommen: Afrah, Ahlal, Abdullah und Imad (v.l.) jetzt habe ich dort einen Deutschkurs gemacht bis zum Level A2 und am 7. April treffen wir uns und besprechen wo ich besonders von ISIS verfolgt. Im Moment ist undann eingesetzt werde. Bis dahin habe ich also sere Heimatstadt nicht unter der Herrschaft des ein wenig Freizeit. Da ich gerne Fußball spiele, IS aber sie sind nur 15 Minuten weg. Die Pewürde ich mich freuen in einer Mannschaft mitschmerga halten unsere Stadt. Wir hoffen aber spielen zu können. Ich bin ein Torwart. natürlich dennoch dass auch unsere Familie Abdullah und Ahlal besuchen auch einen schnell zu uns in Sicherheit kommen kann. Wir Deutschkurs und meine jüngste Schwester Afkönnen den Kontakt über das Internet halten, rah geht auf das Hans-Böckler-Berufskolleg in über Skype und Whatsapp, aber wollen unsere Münster. Familie lieber wieder bei uns haben. Wenn wir mit unseren Kursen fertig sind, sind wir zu Hause und verbringen Zeit als Familie. Das kann ich sehr gut verstehen. Wie sind Sie Manchmal gucken wir auch Fernsehen. Da wir in Münster aufgenommen worden? Fühlen Sie nur deutsche Sender empfangen, können wir sich hier wohl? dabei weiter Deutsch lernen. Der LieblingssenJa, sehr wohl. Wir wurden, als wir hier angekomder ist N24. men sind, mit Salz und Brot begrüßt und uns


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Vielen Dank dass Sie diese Fragen beantwortet haben. Und auch noch einmal Willkommen hier bei uns in Münster Südost.

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Gibt es etwas, was Sie den Menschen in Münster Südost mitteilen möchten? Danke! Wir wollen uns auf jeden Fall bedanken. Wir sind gut aufgenommen worden und begrüßt und die Menschen hier helfen uns beim Deutschlernen. Sie sprechen gut mit uns und helfen uns. Wir wollen daher Danke für alles sagen!

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Wissen Sie schon, wie ist weiter geht? Nein noch nicht. Wir haben zwar schon viele Papiere bekommen, aber es gab noch keine Gerichtsverhandlung wie es dann weitergeht. Da müssen wir noch ein wenig drauf warten. Aber wir können in der Zeit weiter Deutsch lernen. Ob wir dann in Münster bleiben können wissen wir auch noch nicht.

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Nackte bekleiden

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von Markus Damwerth

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Vor einigen Jahren gab es eine Fernsehshow von Gemeinden in Münsters Südosten. Es kommen Harpe Kerkeling, die „Warm-ums-Herz-Show“. also Menschen, die auf den ersten Blick angezoIn dem Format begab sich der Showmaster zu gen sind, aber sich trotzdem Bekleidet-werden einem Überraschungsbesuch, um eine Person wünschen. mit einem Herzenswunsch zu beglücken, die Es geht nicht nur um das nicht mehr frieren müsihrerseits Freude geschenkt hat. Kurzum: einem sen, um Anziehen. Es geht um ein Sich-bekleiMenschen Wertschätzung zu zeigen, dafür zu den. Kleidung ist wichtig für uns, ganz gleich, sorgen, dass ihm „warm ums Herz“ wurde, dass ob jung oder alt, Frau oder Mann. (Okay, für die er sich wohlfühlt. Eigentlich vollkommen überFrauen vielleicht etwas wichtiger ;-)) Wir kleiden flüssig, denn die Menschen, um die es da ging, uns dem Anlass angemessen, bequem, wärhätten von ihrem Engagement sicherlich nicht mend, festlich, aufsehenerregend. abgelassen, wenn man nicht zu ihnen gekomWenn wir uns kleiden, dann erfüllen wir uns also men wäre. Es ging ihnen nicht um Verdienste. den Wunsch in einer ganz bestimmten Situation Trotzdem umschrieb dieses Showformat eine so zu wirken, wie wir es uns wünschen, wie wir Haltung, die ich interessant finde. Sich jemanuns wohlfühlen. dem zuwenden, obwohl es auf den ersten Blick nicht nötig erscheint, unverdient. Die Nackten bekleiden, eines der sieben Werke der Barmherzigkeit. Mir ist nicht bekannt, dass schon mal jemand nackt in der Kleiderkammer erschieKleiderannahme nen ist, also auf den ersten montags 15:00 bis 17:30 Uhr Blick dieses Bedürfnis erkennen ließ, bekleidet zu werKleiderausgabe den. mittwochs 15:00 bis 17:30 Uhr Trotzdem haben wir seit 20 Tel. 0251 1355560 Jahren eine ökumenisch getraAm Hohen Ufer 111a - Buslinie 8 gene Kleiderkammer unserer

Kleider.Kammer. Münster Südost


aktiv. menschlich.

derkammer mitzuarbeiten, war die sinngemäß meistgenannte Antwort: „Das gute Miteinander und die menschliche Zuwendung, die ich dort erfahre“ Die Kleidenden erfahren ein Wohlfühlen, nicht nur die Bekleideten. Zurück zur „Warm-ums-Herz-Show“: Das öffentlich rechtliche Fernsehen hat natürlich Ressourcen, um Wertschätzung spektakulär in Szene zu setzen, z.B. durch einen Heißluftballonkorso oder andere imposante Dinge. Unsere Gemeinden haben das nicht. Trotzdem dürfen wir uns in diesem Jahr freuen, dass durch Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, Firmen und Institutionen und die positive Begleitung aller politischen Gruppierungen und Akteure in unserem Stadtteil die Erweiterung der Kleiderkammer ermöglicht wurde. Barmherzigkeit als Haltung. Als Programm. Und noch mehr Grund zur Dankbarkeit haben wir gegenüber den ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern, die in der Kleiderkammer mitarbeiten! (Es dürfen gerne mehr werden.) Die größten Augenblicke der Barmherzigkeit aber werden in Situationen deutlich, wie sie mir eine Mitarbeiterin schilderte: Ein Mann hatte sich eingekleidet und dann die Kollegin in den Arm genommen mit dem in gebrochenem deutsch gesprochenen Satz: „Du, gute Frau!“ Eine echte „Warm-ums-Herz“eine Barmherzigkeitserfahrung … für beide! Auch für Sie?!

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Die Nackten bekleiden heißt, Menschen zu helfen, dass sie sich wohlfühlen. Jetzt könnte man sagen, eigentlich total überflüssig, Hauptsache praktisch angezogen. Bei dem einen oder der anderen in der Kleiderkammer ahnt man vielleicht auch schon, dass die Notlage nicht ganz ohne eigenes Verschulden entstanden ist. Aber wenn Jesus von Barmherzigkeit spricht, dann geht es immer um die Zuwendung als grundsätzliche Haltung und Programm, ohne dass es vorher um Fehler und Verdienste, um Herkunft, Ansehen der Person und ihre gesellschaftliche Stellung gegangen ist. Der barmherzige Samariter hatte keinen offensichtlichen Grund zu helfen, der andere war ein Fremder. Er folgte dem Impuls, dass der andere sich wieder wohl fühlen sollte. Trotzdem bin ich sicher, dass beiden, dem Samariter und dem Verletzten in der Begegnung warm ums Herz wurde. (Selig die barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden (Matthäus 5, 7) – oder wie die Lutherbibel etwas konkreter formuliert, …sie werden selbst Barmherzigkeit erlangen. Ursprung und Vorbild dieser Haltung der Barmherzigkeit ist Gott selbst. Er wendet sich uns zu, er hat seinen Bund mit uns geschlossen, ganz gleich, wo wir herkommen und was wir bisher getan haben und Jesus trägt uns auf, ebenso aneinander zu handeln. Die Barmherzigkeit des Samariters wirkte bestimmt an beiden. Ein Wohlfühlprogramm fürs Leben. Als wir zu Beginn einer Neuorientierungsphase der Kleiderkammer im Team gefragt haben, was die Frauen und Männer bewegt, in der Klei-

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Kranke besuchen

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Wenn wir erkranken, werden wir daran erinnert, dass Gesundheit ein nicht selbstverständliches Gut im Leben ist. Handelt es sich gar um eine schwere Erkrankung, so stellt uns die Sorge um die eigene Zukunft vor viele Fragen: „Wie wird mein Leben nach der Operation weitergehen?“ „Kann ich meinen Beruf weiterhin ausüben?“ Oder immer wieder: „Warum gerade ich?“ Manche dieser Fragen finden Antworten, manche aber bleiben offen oder treiben uns sogar in die Verzweiflung. In unserer Not vertrauen wir uns engen Verwandten oder Freunden an und müssen manchmal feststellen, dass manche von ihnen unsere Ängste, unser Ringen um die Annahme der Situation nicht aushalten können. Entweder ist es nur „billiger Trost“ auf ihren Lippen, im Sinne von: „Das wird schon wieder!“ und: „Es gibt Schlimmeres!“ oder sie sind auf einmal so beschäftigt, dass sie keine Zeit finden, mit uns zu sprechen. Und so kommt nicht selten neben dem körperlichen Schmerz noch das Gefühl der inneren Einsamkeit

und Verlassenheit hinzu, was oft noch schwerer zu ertragen ist. Wie gut tut es dann, wenn einer sich wirklich Zeit nimmt. Einer, der gar nicht viel spricht und keine klugen Weisheiten von sich gibt. Einer, der einfach nur präsent ist, und das auch dann, wenn wir vielleicht bitterlich losheulen müssen. In meiner Arbeit als Seelsorger kenne ich natürlich auch die andere Seite: Krankenbesuche, Gespräche, Gebet oder gemeinsames Schweigen. Ich denke da beispielsweise an die Frau mittleren Alters, die mit einer schweren Depression in unserer Klinik war. Ich kann die dunklen

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von Josef Rauschel, Pastoralreferent, Psychiatrieseelsorger


Wer sagt, es geht doch weiter: das Leben und die Welt. Der kennt nicht diese Schwere, die mich so oft befällt. Ja, Trost, das wäre einfach. Doch Nähe, die entsteht, bei dem Versuch zu trösten, wenn man den Weg gemeinsam geht.

Barmherzigkeit heißt für mich . . . . . . eine zweite Chance zu bekommen, eine zweite Chance zu geben. Veronika Boving

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noch auf einen Besuch oder Anruf von mir wartet. Und wenn schließlich die Werke der Barmherzigkeit hilfreich sind, um das „Himmelreich“ zu erreichen, dann sind solche Besuche, die uns schwerfallen, vielleicht besonders wertvoll.

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(Auszug aus einem Gedicht einer 52-jährigen Patientin)

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Momente ihres Lebens nicht wegnehmen, sie ihr auch nicht einfach ausreden oder relativieren. Aber wenn sie bei mir zum Gespräch ist, dann möchte ich ihr zeigen, dass ich dazu bereit bin, ein Stück mit ihr durch die Dunkelheit zu gehen. Auch die beginnende Demenz eines Patienten kann ich nicht heilen. Aber meine Bereitschaft, ein Stück mit ihm diesen schweren Weg zu gehen, kann vielleicht dazu beitragen, diesen Lebensübergang etwas leichter anzunehmen. Aber dann kommen mir auch andere Situationen in den Sinn, die für viele von uns bekannt sind. Wir erfahren von der Krankheit eines Freundes oder Bekannten, und irgendwie spüren wir unser Gewissen, das uns zum Besuch drängt. Wie sich dann eine Art Widerwille einstellt: „Was soll ich denn mit dem reden?“ „Jetzt haben wir uns schon lange nicht gesehen, da wäre ein Krankenbesuch doch eher unpassend, oder?“ „Der würde mich vermutlich auch nicht besuchen?“ „Da gibt es doch sicher Leute, die ihn eher besuchen sollten?“ Ich mag mir mit den Ausreden behelfen, aber tief im Innern weiß ich, dass ich dann nur wenig „barmherzig“ bin. Und so überlege ich, wer, außer meinem besten Freund,

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Tote begraben von Richard Schu-Schätter

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„Lasst die Toten ihre Toten begraben!“? Irgendwas passt da nicht! Wenn ich mir die sieben Werke der Barmherzigkeit genauer betrachte, dann fällt es auf: Die ersten sechs Werke (Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Gefangene besuchen) sind direkt – sogar in ihrer Reihenfolge – auf die Endzeitrede Jesu zurückzuführen (Mt 25,34-46). Tote zu bestatten, taucht in dieser Rede nicht auf. Ein anderes Jesuswort bei Matthäus greift aber die Frage nach dem Begraben der Toten auf und ist heute wie zur Zeit Jesu mehr als herausfordernd: „Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, dass ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Folge

du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Mt 8,21). Was denn nun? Formuliert Jesus da nicht eine eindeutige Forderung? Und wie kommt es, dass Tote zu begraben im Laufe der christlichen Tradition an die Werke der Barmherzigkeit drangehängt wurde? Der Kirchenvater Lactantius (gestorben 320 nach Christus) formuliert insgesamt neun Werke der Barmherzigkeit. Dass „Tote begraben“ dazu gehört, leitet er dabei aus dem Buch Tobit ab. Tobit, ein frommer Jude, der zur Zeit der Verbannung nach Ninive lebt, berichtet es selbst: „Ich gab den Hungernden mein Brot und den Nackten meine Kleider; wenn ich sah, dass jemand aus meinem Volk gestorben war und dass man seinen Leichnam hinter der Stadtmauer von Ninive geworfen hatte, begrub ich ihn. Ich begrub heimlich auch alle, die der König Sanherib hinrichten ließ […]. Wenn aber der König die Leichen suchen ließ, waren sie nicht mehr zu finden.“ (Tob 1,1718) Tobit bezahlt für seine Barmherzigkeit einen hohen Preis. Man will ihn hinrichten und er muss fliehen. Zu allen Zeiten, in vielen Kulturen ist es heilige Pflicht, Tote zu begraben. Es ist eine Frage der Pietät, eine Frage der Menschenwürde, dass Tote nicht an der Stadtmauer liegen gelassen und auch keine Schändung


Und auch bei vielen anderen Beerdigungen erlebe ich, dass nicht nur die engsten Angehörigen da sind, sondern auch Nachbarn, Freunde, Bekannte. Gemeinsam dürfen wir für die Toten beten, sie zu Grabe tragen und dabei das Leben nicht aus dem Blick verlieren. Als Christen dürfen wir im Jetzt und Hier ernst machen mit der Nachfolge. Wir müssen nicht warten, bis das ein oder wandere erledigt ist, sondern dürfen uns in allen Lebenslagen, auch in Zeiten der Trauer oder Not dem Leben zuwenden und die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes Leben: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Gefangene besuchen und Tote begraben, für sie beten und die um sie Trauernden trösten.

aktiv. menschlich.

Denn wenn wir als Christen unsere Toten begraben, dann nicht um des toten Körpers willen, sondern aus Respekt vor dem Leben. Wir beten für die Toten , weil wir hoffen und glauben, dass Gott sie nicht dem Tod überlässt. Und wir tragen Sorge für diejenigen, die um den Verstorbenen trauern, dass sie auch im Angesicht des Todes eines geliebten Menschen die Hoffnung und den Glauben auf den lebendigen Gott nicht verlieren. Unsere Friedhöfe sind eben nicht nur ein Ort der Toten. Sie sind immer auch ein Ort der Lebenden. Ein Ort, an dem Trauer ihren Raum hat und Menschen Trost und Kraft für das Leben erfahren können. Mehrmals habe ich erlebt, wie mir Menschen davon erzählten, wie heilsam es für sie war, nach der Wende endlich zum Grab ihres im Krieg ge-

fallenen Vaters oder Bruders reisen zu können. Wie heilsam, dass es Menschen gab, die diese Toten begraben haben. Und wie furchtbar, unwürdig, unerträglich ist es, wenn wir davon hören (oder über das Fernsehen sehen) wie tote Menschen in Kriegs- oder Krisengebieten un-begraben verwesen. Ähnliche Szenen werden sich auch in der Pestzeit im 14. Jahrhundert in unserer Region abgespielt haben. Und genau in diesem Moment treten Wolbecker Bürger in der Kirche zusammen und leisten sich gegenseitig einen Schwur: den Kranken nach Kräften zu helfen und, wenn einer sterben sollte, dessen Körper in geweihter Erde zu begraben. Dieses Versprechen wird bis heute eingehalten. Wird ein Mitglied der Bruderschaft in Wolbeck begraben, so ist eine Abordnung der Bruderschaft mit dabei, tragen auf Wunsch den Sarg und zeigen ihre Anteilnahme.

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mehr mit ihnen geschehen kann. Wenn Jesus auf diesem Hintergrund davon spricht, dass die Toten ihre Toten begraben sollen, dann provoziert er, damals wie heute. Aber selbstverständlich steht diese Provokation in einem Kontext: Es geht Jesus um eine viel wesentlichere Frage: Bist Du bereit, dich ohne Wenn und Aber dem Leben, dem Reich Gottes zuzuwenden? Der Jünger, der sich die Erlaubnis von Jesus holen will, sucht vielleicht nach einem guten Grund, nach einer Ausrede, eben noch nicht sofort ernst zu machen mit der Nachfolge. Gemeint sind vielleicht die lebenden Toten, die die toten Toten begraben sollen. Was Jesus verlangt ist, dass wir uns mit aller Kraft dem Leben zuwenden. Und ich glaube, dass genau das der Grund ist, warum Tote zu begraben ein christliches Werk der Barmherzigkeit ist.

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Gehe hin, stelle einen Wächter

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Dieser Roman ist quasi die Fortsetzung von Harper Lees weltberühmtem Buch „Wer die Nachtigall stört“, entstand aber schon weit vorher als erster Entwurf für die „Nachtigall“. Die Geschichte wurde jedoch nie veröffentlicht. Ihr Lektor lehnte das Manuskript ab, und seither galt es als verschollen. Es tauchte erst 2014 unter etwas undurchsichtigen Umständen wieder auf. In beiden Romanen geht es um die Beziehung zwischen dem Rechtsanwalt Atticus Finch und seiner Tochter Jean Louise, genannt Scout. „Wer die Nachtigall stört“ erzählt von der Kindheit und dem Heranwachsen Scouts unter der Obhut eines Vaters, der für sie mit seiner aufrechten Haltung und seinem Kampf für Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen, egal welcher Hautfarbe, zu einem idealisierten, ja verherrlichten Vorbild wird. „Gehe hin, stelle einen Wächter“ spielt 20 Jahre später. Die inzwischen erwachsene Tochter kehrt aus New York für mehrere Wochen in ihre Südstaaten-Heimat zurück und stellt schockiert fest, dass ihr Vater, der Held ihrer Kindertage, zu einem Rassisten geworden ist. Hat er vor 20 Jahren einen jungen schwarzen Landarbeiter, der zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigt wird, gegen den massiven

Das lesenswerte Buch

Widerstand seiner Mitmenschen verteidigt, so nimmt er nun das Mandat eines Schwarzen an, um zu verhindern, dass ihn ein schwarzer Anwalt frei bekommt und damit der Regierung in Washington, die Gleichberechtigung schaffen will, in die Hände spielt. „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass kein gesellschaftliches Arkadien dabei herauskommen wird, wenn du eine Gruppe rückständiger Menschen mit kulturell fortgeschrittenen Menschen zusammensteckst?“ – Worte aus dem Mund ihres Vaters, die der entsetzten Jean Louise klar machen, wie tief er von seinen Vorurteilen besessen und von einer Gleichstellung aller Menschen entfernt ist. „Gehe hin, stelle einen Wächter“ ist ein hoch emotionaler Roman, großartig geschrieben und unbedingt lesenswert. Er wird viele Leser dazu anregen, auch „Wer die Nachtigall stört“ (wieder) einmal zu lesen. Lee, Harper, Gehe hin, stelle einen Wächter; Roman: DVA, Hardcover, 313 S., ¤ 19,99

Buchtipp von Inge Lewejohann


Termine

Kirchenmusik in St. Nikolaus Münster Kinderchor Probe: fr. 16:45 bis 17:45 Uhr im Haus der Begegnung Leitung: MiJin Lee Jugendchor Probe: fr. 16:00 bis 16:45 Uhr in der St.-Ida-Kirche Leitung: MiJin Lee Choralschola St. Nikolaus Probe: sa. 14tg 9:00 bis 10:00 Uhr in der St.-Elisabeth-Kapelle (St.-Nikolaus-Kirche) Leitung: Thorsten Schwarte

Kirchenchor St. Ida Probe: mo. 17:45 bis 19:00 Uhr im Pfarrheim St. Ida Leitung: Thorsten Schwarte Kirchenchor St. Nikolaus Probe: mo. 20:00 bis 22:00 Uhr im Pfarrheim St. Nikolaus Leitung: Thorsten Schwarte Kontakt Chorleiter MiJin Lee erreichen Sie über unser Pfarrbüro, Tel. 02506 8101110, stnikolaus-ms@bistum-muenster.de Thorsten Schwarte, Tel.02506303653, schwarte-t@bistum-muenster.de

Wenn Sie Interesse am Gesang haben und gerne mitsingen möchten, kommen Sie einfach zu den Übungsstunden oder sprechen Sie einen Chorleiter an. Wenn Sie sich für unsere Konzerte und Aufführungen interessieren, finden Sie das aktuelle Kirchenmusikalische Angebot auf unserer Internetseite www.st-nikolausmuenster.de

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Jedes Wochenende liegt in unseren Kirchen das Publikandum aus, in dem Sie die Gottesdienste und Termine der Woche finden. Dieses stellen wir Ihnen auch auf unserer Internetseite www. st-nikolaus-muenster.de zur Verfügung. Dort können Sie sich auch für unseren Newsletter anmelden und erhalten wöchentlich alle wichtigen Informationen per E-Mail. Aktuelle Hinweise und Berichte aus dem Gemeindealltag präsentieren wir Ihnen zudem auf unserer Facebook-Seite www.facebook.com/sanktnikolausmuenster.

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Liebe Leserinnen und Leser, in den älteren Ausgaben unseres Pfarrbriefes haben Sie in dieser Rubrik eine Übersicht sämtlicher Termine und Veranstaltungen unserer Kirchengemeinde gefunden. Die Pflege dieser Übersicht war extrem personalintensiv, zudem standen viele Veranstaltungstermine bei Redaktionsschluss nicht abschließend fest. Daher haben wir im Redaktionsteam zusammen mit dem Seelsorgeteam und Pfarreirat entschieden, diese Rubrik einzustellen. Damit Sie weiterhin über das aktive Leben in unserer Pfarrei mit den vier Kirchorten informiert sind, möchten wir Sie auf unsere Informationsmedien hinweisen:

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Gruppen, Vereine, Verbände... bei uns ist viel los.

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Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger

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aktiv.

Stadtdechant Jörg Hagemann leitender Pfarrer Tel. 02506 8101111 hagemann-j@bistum-muenster.de Büchereien, Caritas, Liturgie, Kommunionhelfer-/Lektorendienst, Spiritualität, Verwaltung

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Pfarrer Hilarius Mbao Nawej Pastor (halbe Stelle) Tel. 0251 3848546 nawej@bistum-muenster.de Haus-/Krankenkommunion Pfarrer Robert Schmäing Pastor Tel. 02506 8101166 schmaeing-r@bistum-muenster.de Achatius-Haus und KvG-Stift (Seniorenwohnheime) Chöre, Menschen mit Behinderung, Seniorenpastoral, Seniorenmessdiener Pfarrer Thomas Schulz Subsidiar über das Büro erreichbar Pater Theo Vogelpoth Subsidiar Tel. 0151 26179551 vogelpoth-t@bistum-muenster.de Kolping

Pfarrer Klaus Wirth, Pastor Tel. 02506 8101144 wirth-k@bistum-muenster.de KvG-Stift (Seniorenwohnheim), Ökumene Alexandra Damhus Pastoralreferentin damhus-a@bistum-muenster.de 02506 8101163 Firmvorbereitung, Familienpastoral, Grundschulen Max Eickmann Mitarbeiter im pastoralen Dienst (halbe Stelle) eickmann-m@bistum-muenster.de 02506 8101170 Pfadfinder, Messdiener- und Jugendpastoral Ruth Kaspar Sozialpädagogin (Teilzeitstelle) Tel. 0251 1365829 kaspar-r@bistum-muenster.de Haus der Begegnung, Café Wigbold Sebastian Reimann Pastoralreferent (halbe Stelle) Tel. 02506 8101116 reimann-s@bistum-muenster.de Eine-Welt, Öffentlichkeitsarbeit, Pastoralplanentwicklung


Christina Stoll Pastoralreferentin (halbe Stelle) Tel. 02506 8101115 stoll-c@bistum-muenster.de Schulseelsorgerin am Schulzentrum Wolbeck Ralf Bisselik Diakon mit Zivilberuf Tel. 02506 8101110 bisselik-r@bistum-muenster.de Flüchtlingsarbeit

Dr. Kai Herberhold Diakon mit Zivilberuf Tel. 02506 8101110 herberhold@bistum-muenster.de Notfallseelsorge Notfallhandy: In dringenden seelsorglichen Notfällen können Sie zu jeder Zeit einen Seelsorger über das Notfallhandy, Tel. 0151 42648920 erreichen. Emeriti und Ruheständler Alfons Dinkelborg, Pfarrer em. Hubert Cluse, Diakon em. Unsere Emeriti und Ruheständler erreichen Sie über unser Pfarrbüro Tel. 02506 8101110.

aktiv.

Dorothea Schwering-Günnewig Pastoralreferentin (halbe Stelle) Tel. 02506 8101162 schweringguennewig@ bistum-muenster.de Frauenpastoral, KAB, kfd, Präventionsbeauftragte

Johannes Gröger Diakon mit Zivilberuf Tel. 02506 8101110 groeger@bistum-muenster.de Schulseelsorge und Mentorat

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Richard Schu-Schätter Pastoralreferent Tel. 02506 8101117 schu-schaetter-r@bistum-muenster.de Erstkommunionvorbereitung, Familienpastoral, Kindertagesstätten, Grundschulen

Markus Damwerth Diakon mit Zivilberuf Tel. 02506 8101110 damwerth-m@bistum-muenster.de Kleiderkammer, Fachberater Seelsorge der Feuerwehr Münster

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Berthold Sanders Jugendreferent Tel. 02506 8101170 sanders-b@bistum-muenster.de Offene Kinder- und Jugendarbeit, Ferienbetreuung, Ferienfreizeiten, Präventionsbeauftragter

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Kontakte zur Kirchengemeinde Pfarrbüro St. Nikolaus Münster Tel. 02506 8101110 stnikolaus-ms@bistum-muenster.de Fax 02506 8101112 Postanschrift: Herrenstraße 15, 48167 Münster Handynummer für seelsorgliche Notfälle: Tel. 0151 42648920

aktiv. menschlich.

Verwaltungsreferentin Melanie Buck Tel. 02506 8101114 buck-m@bistum-muenster.de

Ortsbüro St. Agatha, Tel. 02506 8101190

Öffnungszeiten des Pfarrbüros und der Ortsbüros

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www.st-nikolaus-muenster.de www.facebook.com/sanktnikolausmuenster

Unsere Mitarbeiterinnen in den Büros: Anne Schmitz, Annette Schmidt, Brigitte Schniedertüns, Beate Schneider-Berning, Heike Tytko

St. Agatha 15:00 – 18:00 _____________________________________________________________________________________________

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Ortsbüro St. Bernhard, Tel. 02506 8101140 Ortsbüro St. Ida, Tel. 02506 8101160

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag _____________________________________________________________________________________________ St. Nikolaus Münster

8:00 – 12:00

8:00 – 12:00

8:00 – 12:00

8:00 – 12:00

15:00 – 18:00 15:00 – 18:00 15:00 – 18:00 15:00 – 18:00 _____________________________________________________________________________________________

St. Bernhard 8:00 – 12:00 8:00 – 12:00 15:00 – 18:00 _____________________________________________________________________________________________ St. Ida

8:00 – 12:00

8:00 – 12:00

15:00 – 18:00

Bitte beachten Sie, besonders in den Ferienzeiten, die geänderten Öffnungszeiten im Publikandum und auf unserer Internetseite www.st-nikolaus-muenster.de.


Unsere regelmäßigen Gottesdienste Eucharistiefeiern

Gruppengottesdienste

Montag 8:15 St.-Ida-Kirche 8:15 St.-Nikolaus-Kirche

Seniorenmesse St. Bernhard: wird jeweils im Publikandum bekannt gegeben

Freitag 8:15 St.-Bernhard-Kirche 9:30 Achatius-Haus 19:00 St.-Ida-Kirche Samstag 17:00 St.-Bernhard-Kirche 18:30 St.-Ida-Kirche 18:30 St.-Nikolaus-Kirche Sonntag 8:30 St.-Bernhard-Kirche 8:30 St.-Nikolaus-Kirche 10:00 St.- Agatha-Kirche 10:00 St.-Ida-Kirche 10:00 KvG-Stift 11:30 St.-Nikolaus-Kirche 18:00 St.- Agatha-Kirche

kfd-Messe St. Nikolaus: an jedem 1. Montag im Monat um 8:15 in der St.-Nikolaus-Kirche

aktiv.

Donnerstag 17:00 St.-Bernhard-Kirche 19:00 St.-Ida-Kirche 19:00 St.-Nikolaus-Kirche

kfd-Gottesdienst St. Ida: an jedem 2. Dienstag im Monat im Wechsel um 8:30 / 19:00 in der St.-Ida-Kirche

Familiengottesdienste Die Termine für unsere vielfältigen Familiengottesdienste finden Sie auf unserer Internetseite www.familien.st-nikolaus-muenster.de und im wöchentlich erscheinenden Publikandum

Gebetszeiten Montag Laudes 8:00 St.-Ida-Kirche Dienstag Rosenkranz 18:30 St.-Ida-Kirche Donnerstag Komplet 22:00 St.-Agatha-Kirche

menschlich.

Mittwoch 8:15 St.-Bernhard-Kirche 9:30 Achatius-Haus 19:00 St.- Agatha-Kirche

kfd-Messe St. Bernhard: an jedem 1. Mittwoch im Monat um 8:15 in der St.-Bernhard-Kirche

katholisch.

Dienstag 19:00 St.-Ida-Kirche 19:00 St.-Nikolaus-Kirche

Seniorenmesse St. Ida: an jedem 1. Dienstag im Monat um 14:30 in der St.-Ida-Kirche

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