ZWISCHENRAUMSTADT - Improvisation im Zwischenraum der Gesellschaft

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ZWISCHENRAUMSTADT IMPROVISATION IM ZWISCHENRAUM DER GESELLSCHAFT

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ZWISCHENRAUMSTADT IMPROVISATION IM ZWISCHENRAUM DER GESELLSCHAFT

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Masterthesis Fachbereich Architektur Wintersemester 2012//2013 Sarah Schwartz Referenten: Prof. Lothar Eckhardt, HafenCity Universit채t Maurice Paulussen DipArch Architekt, Wonderstudio 6


INHALT EINLEITUNG VOM ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GESELLSCHAFT UND ARCHITEKTUR UND DER FRAGE, WELCHE ROLLE DABEI DIE UTOPIE SPIELT EIN ARCHITEKT ALS REGISSEUR DER GESELLSCHAFT: RENAAT BRAEM UND DAS IDEAL EINER SOZIALISTISCHEN STADT ARCHITEKTUR DES EMANZIPIERTEN MENSCHEN: ERNEST CALLENBACHS ROMAN ECOTOPIA

VON GEDANKEN UNSERER ZEIT UND DEM, WAS DIE ZUKUNFT BRINGT

VOM TRANSITRAUM IM NETZWERK UNSERER ZEIT PROJEKTION AUF „UNSERE“ STADT – HAMBURG IM FOKUS HAMBURG IN EINZELTEILEN. SCHADSTOFF UND LÄRMBELASTUNG DIE FAKTOREN HAMBURGS TRANSITORISCHEN KNOTENPUNKTE

VON ORTEN UND NICHT-ORTEN (im Sinne MarcAugés Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit )

VOM ORT DES TRANSITORISCHEN NICHT-ORTES UND DEM ÜBERSCHREITEN VON GRENZEN

VON DEN ANDEREN RÄUMEN DER HETEROTOPIE ODER DER FRAGE, WIE WIR WIRKLICH LEBEN WOLLEN, DIE URBANITÄT VON MORGEN VOM DAZWISCHEN, ZWISCHENRAUMSTADT, ZWISCHENRAUM VON NEURONEN, TRANSMITTERN UND MOLEKÜLEN ODER DEN SYNAPSEN ALS ZWISCHENRAUM ZWISCHEN UNSEREN NERVENZELLEN ZWISCHENRAUMSTADT - IMPROVISATION IM ZWISCHENRAUM DER GESELLSCHAFT

VOM ZUSAMMENHANG DER STRUKTUREN

VOM FORMEN UND REAGIEREN

VOM FLIESSEN DER RÄUME

VOM ZWISCHENRAUM DER GESELLSCHAFT

VOM ENDE UND DEM, WAS DANACH KOMMT

QUELLEN

ANMERKUNGEN

ABBILDUNGSVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS

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© Sarah Schwartz März 2013. Hamburg 8


EINLEITUNG

„FÜR UNS GEHÖRT ZUM KAMPF UM EINE NEUE ARCHITEKTUR UNWIDERLEGBAR AUCH DER KAMPF FÜR EINE BESSERE LEBENSFORM: WIR BRAUCHEN EINE NEUE ARCHITEKTUR, UM NEUE MENSCHEN ZU MACHEN, UM EINE NEUE ARCHITEKTUR ZU ERSCHAFFEN.“1 Kann Architektur die räumliche Verkörperung der Gesellschaft sein? Oder kann sie gar ein neues Gesellschaftsbild erschaffen? Die Welt verändern und ein Stück weit besser und schöner werden lassen. Davon träumen wir Architekten, sollten wir träumen. Die historischen Manifeste der Gesellschafts- und Stadtutopien des 20. Jahrhunderts zeigen uns, wie in der Vergangenheit über solche Fragen nachgedacht wurde. Was dachten Architekten wie Bruno Taut, De Stijl, Renaat Braem, Frank Lloyd Wright, Yona Friedman, Frei Otto, Constant oder Craig Hodgetts, als sie ihre Ideen der veränderten Welt wachsen ließen? Die utopischen Entwürfe des 20. Jahrhunderts erstarrten in der Realität der Diktaturen, wurden verfremdet oder - wie Craig Hodgetts‘ Entwürfe für eine ökologische Stadt Namens Ecotopia - gar nicht erst gebaut. Die Architektur macht sich heute nun kaum mehr Gedanken um eine progressive Veränderung der Gesellschaft. Die missglückten und missratenen Versuche der vergangenen Zeit rauben den Architekten jeglichen Mut zu neuen utopischen Gedanken und wir finden diesbezüglich nur noch eine große geistige Leere. Viele der einstigen „Regisseure der Gesellschaft“ wie Rem Kolhaas sagen heute zynisch: „Um jedes Utopia rankt sich eine Girlande aus Stacheldraht“2. Er hat sich nun auf das Bauen für Diktaturen und Banken verlegt. Doch sollte das unser aller Ziel sein? Was gibt es da für einen Zusammenhang zwischen der Gesellschaft und der Architektur und welche Rolle spielt dabei die Utopie? Können wir Thesen aufstellen, was eine Architektur heute braucht, um unsere Gesellschaft verändern zu können? Wir brauchen Ideen zur Veränderung der Gesellschaft durch neue architektonische Lebensräume.

Eine sofortige Gesamtveränderung der Gesellschaft wird nun nicht möglich sein. Der Mikrokosmos, die Heterotopie als Konzeption, als Spielraum für neue gesellschaftsstrukturelle Möglichkeiten soll betrachtet werden. Ein Systementwurf, wie es vielleicht sein könnte. In der Medizin ist die Heterotopie die Entstehung von Gewebe, welches sich an einem anderen Ort als den für ihn vorgesehenen entwickelt. Die Unterbrechung einer bestimmten Ordnung. Ein heterogener Ort ist der, der sich vor dem Hintergrund Stadt abhebt und für den Moment festsetzt. Räume und Gegenräume, Räume und andere Räume, „Orte jenseits aller Orte“.3 Der Transitraum der Stadt, der Transitraum im urbanen Netzwerk bietet den Platz für die Verortung der neuen heterotopen Gesellschaft. Der Zwischenraum muss neu betrachtet werden. Erst muss man Grenzen überschreiten, um überhaupt ein Inneres als mögliche Welt oder auch respektive Universum wahrnehmen zu können. An der Stelle des Überschreitens, „ein Überschreiten von Grenzen, welche ein anders werden möglich macht“4 Der Ort der Grenzen und Fugen. Der Ort, welcher in unserer heutigen Gesellschaft nicht als Lebensraum gesehen wird. Der Ort welcher als Un-Ort, als Nicht-Ort bezeichnet wird. Doch jeder Nicht-Ort kann damit als potentieller Ort verstanden werden, er bringt alle Möglichkeiten, ist aber nicht mehr statisch verankert. Ein offenes Konstrukt, welches sich aus einer unendlichen Vielzahl von möglichen Wirklichkeiten zusammensetzen kann, welche immer nur für einen kurzen Moment in Erscheinung treten. Denn Nicht-Orte verkörpern einen sich im Transit befindenden Zwischenraum, dessen Grenzen sich permanent verschieben. Die Neuordnung der Nicht-Orte; Un-Orte sollen analysiert werden und Überlegungen zur Umnutzung angestellt werden. Architektur entsteht im Zwischenraum der Stadt, im Zwischenraum der Gesellschaft. „MIT EIN BISSCHEN GUTEM WILLEN WIRD ES NICHT SO UNMÖGLICH SEIN, EIN IRDISCHES PARADIES ZU SCHAFFEN.“5 9


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Zukunftskapsel

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ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GESELLSCHAFT UND ARCHITEKTUR UND DER FRAGE, WELCHE ROLLE DABEI DIE UTOPIE VOM

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VOM ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GESELLSCHAFT UND ARCHITEKTUR UND DER FRAGE, WELCHE ROLLE DABEI DIE UTOPIE SPIELT Oft finden wir in der Kunst und der Literatur Werke, welche sich für eine Verbesserung politischer, ökologischer und vor allem sozialer Zustände einsetzen. Der lehrende Charakter von Kunst und Literatur gehört unweigerlich zu ihrer Geschichte, ebenso, dass mit künstlerischen Beiträgen und Texten ganz klar Partei ergriffen werden kann. Mit den Aufklärern des 18. Jahrhunderts kam auch die Vorstellung auf, dass die Kunst und die Literatur einen ganz klaren und direkten Einfluss auf die Gesellschaft haben sollte. Erst im Jahre 1947 formulierte Sartre jedoch zum ersten mal den Begriff der „Litérature engagée“. Sartre forderte von der Literatur, dass sie dem Menschen verdeutlichen sollte, dass es wichtig sei, die individuelle Freiheit als Aufgabe zur Veränderung gesellschaftlicher Zustände begreiflich zu machen. Immer wieder tauchten also auch Kunstwerke auf, welche dem Betrachter eine Art von Veränderungsgedanken implizieren sollten. Überträgt man nun diesen Gedanken auf die Architektur, so kann man auch im Hinblick auf die Städtebau- und Gesellschaftsutopien des 20. Jahrhunderts ganz klar eine „L‘architecture engagée“ feststellen. Denn durch die Veränderung räumlicher Verhältnisse bewirken wir auch unweigerlich eine Änderung der gesellschaftlichen Zustände. Oft sprechen die kritischen Stimmen bei Neuerungsgedanken unweigerlich von einer Utopie der Zukunft. Dabei vergessen sie jedoch, dass alle scheinbar utopischen Gedanken von heute ganz schnell zur Realität von morgen werden können. Natürlich müssen wir sehen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft und ihre technischen Errungenschaften und wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Zukunft entwickeln werden. Ein leicht utopischer Gedanke wird jedoch stets in der Architektur zu finden und vom Anspruch auf Veränderung nicht mehr zu trennen sein.

digt werden. Das neue „gute Leben“ sollte geometrisch, radial oder quadratisch, streng geordnet und geplant sein. Als grundlegender Gegensatz dazu wurden jedoch auch eine zweite, die anarchistischen, die herrschaftslosen Utopien beschrieben und entworfen. In individueller Autonomie sollten die Menschen in Harmonie und Übereinstimmung mit der Natur und miteinander leben. Jeder Einzelne sollte in offenen Räumen seine individuelle Freiheit erfahren. Das „Goldene Zeitalter“ sollte wiederkehren und die Architektur eine untergeordnete Rolle spielen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach einer Ökologiekrise, nach einer Frauenemanzipationsbewegung und nach einer Vielzahl an totalitären Regime zeichnete sich jedoch ganz klar eine Richtung ab, eine neue Richtung, die Menschen wollten wieder etwas schaffen, etwas Neues. Die Utopie erfuhr eine Renaissance. Leben im Gleichgewicht von Mensch und Natur, es sollte keine Herrschaft mehr geben, keine Tyrannei. Eigenes Handeln sollte initiiert werden und jeder Einzelne sollte Verantwortung für seinen Planeten und seine Umwelt übernehmen. Frühsozialisten und Sozialutopisten forderten eine harmonische Umwelt für glückliche und zufriedene Menschen, welche ihre individuellen Wünsche frei entfalten können. Nach Fourier (l‘architectur engagée S.63) führt der Ausgleich aller Gegensätze zu Harmonie und Ordnung. Internationalisten und Pazifisten wollten ein friedliches Zusammenleben, die Kommunisten eine vollständige wirtschaftliche und soziale Gleichheit und in der Demokratie sollte nun schließlich eine Gemeinschaftsbildung durch die Architektur von statten gehen.

„DIE ARCHITEKTURKONZEPTE REFLEKTIEREN DAS JEWEILIGE IDEAL DES MENSCHLICHEN ZUSAMMENLEBENS“6

Renaat Braem hatte schon immer eine Vorliebe für kollektive Wohnprojekte. Immer wollte er die Architektur in Einklang mit der Natur bringen, ein Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl herstellen und den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft fördern. Zudem wollte er der Zersiedlung des Landes zu Leibe rücken. Er glaubte nur noch an die totale Erneuerung oder den totalen Untergang. Mit seinem Entwurf der Brandstad schaffte er einen Zusammenschluss zwischen Architektur und

Die Vergangenheit zeigte jedoch zwei unterschiedliche Formen von Utopiegedanken. Nennen wir die eine archistische, also herrschaftsbezogene Utopie, bei welcher es hauptsächlich darum ging, geordnete Räume zu schaffen. Die äußere Natur und das individuelle Verhalten sollte gebän12

EIN ARCHITEKT ALS REGISSEUR DER GESELLSCHAFT: RENAAT BRAEM UND DAS IDEAL EINER SOZIALISTISCHEN STADT


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Renaat Braem, Bandstad, Grundriss einer Wohnzelle 1969

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Renaat Braem, Bandstad, Inneres einer Wohnzelle 1969

6 a und b

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Renaat Braem, Bandstad, Querschnitt der Megastruktur

Renaat Braem, Bandstad, Teile des Lageplans der Megastruktur

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Craig Hodgetts, Ecotopia, Blick auf die Bucht von San Francisco mit Solarkraftwerken, 1982

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Craig Hodgetts, Ecotopia, Bahnhรถfe einer Magnetbahn mit Solarspeichern, 1982


Infrastruktur, hier sollte ein Lebensumfeld entstehen, welches uneingeschränkt mit dem Transitraum korrespondieren konnte. Die Stadt des freien Menschen unter dem Motto „totale Freiheit durch totale Ordnung“. Durch seine Ansiedlung an der Verkehrstrasse sollte die Megastruktur unbegrenzt erweiterbar sein. Er entwarf autonome Zellen als Module, diese setzte er in eine gigantische Terrassenkonstruktion ein. Ein lebender Organismus mit hängenden Gärten in einer nicht-Grund-gebundenen Gesellschaft, in welcher alle Bewohner gleichgestellt waren. Sie sollten über wechselnde Wohneinheiten verfügen können, um so die absolute Freiheit in Hinblick auf Mobilität und Freizeitgestaltung zu erlangen. „WENN DIE MENSCHHEIT VON EINEM NEUEN LEBEN TRÄUMT, ERHEBT SICH EINE NEUE STADT UND DIE UTOPIE WIRD WIRKLICHKEIT. DIE ARCHITEKTEN VERÄNDERN NICHT DIE MENSCHHEIT, SIE GEBEN LEDIGLICH IHRER EIGENEN VORSTELLUNGSKRAFT NACH (...) ABER OHNE DIESE GIBT ES NUR NOCH DEN TOD.“7 ARCHITEKTUR DES EMANZIPIERTEN MENSCHEN: ERNEST CALLENBACHS ROMAN ECOTOPIA Callenbach sah den emanzipierten Menschen als Bestandteil eines übergreifenden System aus Biologie und von Naturmythen inspirierter Spiritualität. In Ecotopia gibt es keinen Individualverkehr mehr. Menschen werden ausschließlich in elektronischen Kleinbussen und Taxen oder batteriebetriebenen Straßenbahnen befördert. Bürowolkenkratzer werden zu Wohnraum und im 15. und 20. Stockwerk gibt es Fußgängerbrücken, Dachgärten und Wohngemeinschaften. Kleinfamilien werden aufgelöst und es entstehen Patchworkfamilien mit fünf bis zwanzig Personen. Für jedes neue Mitglied wird ein neuer Raum geschaffen, ein neues Modul integriert. Stirbt ein Mensch, so wird auch sein Raum wieder entfernt. Jeder Mensch ist gleichberechtigt und alle sind der Gemeinschaft unterlegen. Ecotopias größte Bedingung ist, nachhaltig und ressourcenschonend zu existieren. Hier gibt es den endlosen Kreislauf von biologisch abbaubaren und wieder verwertbaren Materialien. Die ökologischen Probleme der Welt stehen im Vordergrund und diese gilt es zu beseitigen, um Mensch und Natur wieder nachhaltig in Einklang zu bringen. Der kalifornische Architekt Craig Hodgetts fertigte später in den 80er Jahren Zeichnungen an, wie er sich dieses Ecotopia vorstellte. Sie sollten Teil eines Drehbuchs für eine Verfilmung von Ecotopia sein. Dieser Film kam jedoch nie zustande und auch

Ecotopia blieb eine utopische Wunschvorstellung einer besonderen Zeit. VON GEDANKEN UNSERER ZEIT UND DEM, WAS DIE ZUKUNFT BRINGT Frei Otto, Buckminster Fuller, und Yona Friedman sind nur drei der „Utopisten“ der jüngeren Zeit. Sie stehen für die anpassungsfähige Architektur und für eine freie und mobile Gesellschaft. Frei Otto selbst sagt, dass die Gesellschaft die Architektur bestimmen soll und nicht umgekehrt. Er glaubt an die metabolische Lebensdauer von Gebäuden, nichts sei für die Ewigkeit bestimmt. Er beschäftigte sich schon früh in seinem Leben mit dem Leichtbau und einer an der Natur orientierten Architektur für den mobilen, modernen Menschen. Architektur muss anpassungsfähig bleiben, damit der Mensch sich entfalten kann mit jeder Zelle seines Körpers. „NACH WEGEN (ZU) SUCHEN, DIE JEDEM EINZELNEN AUCH DEN MILLIARDEN MENSCHEN AUF DIESER ERDE BEI GLEICHEM RECHT EIN GRÖSST MÖGLICHSTES MASS AN FREIER ENTFALTUNG BELASSEN“8 Buckminster Fuller predigt, dass das Haus wie der Mensch stets unabhängig und selbstständig sein sollte, frei von Bodenbesitz. Und Yona Friedman schwärmt von einem, sich nach Belieben ergänzenden Skelett, welches sich über die Erde ausbreiten soll. Grade befinden wir uns wieder in einer Zeit, in welcher die Menschen merken, dass wir so nicht weiter leben können, die Zeit des beschlossenen Atomausstieges. Doch was wird die Zukunft wohl wirklich bringen? Unsere Metropolen werden auch in der Zukunft weiterhin Fluchtpunkte für Aufsteiger und Habenichtse unserer Gesellschaft sein. Die Prognosen des Statistischen Amtes sagen, dass bereits im Jahre 2050 doppelt so viel Wohnraum in den Städten notwendig sein wird wie heute. Durch immer weitere Urbanisierung wird sich unser Stadtbild radikal verändern. Die Stadt wird wachsen und dichter werden. Dennoch wird sie immer eine Bühne für soziale Hoffnungen und Enttäuschungen sein. Aber ebenso auch ein Experimentierfeld für Neuerungen und Chancen für unkonventionelle Lösungen in vielen Bereichen bieten. Wir müssen nur herausfinden, wo die Grenze für eine funktionale Stadt liegt, bevor wir im Chaos einer großen unendlichen Megastruktur keinen Ausgang mehr finden. Letztendlich bedeutet dies alles für die zukünftige Architektur, dass wir uns in neue und andere Rich15


tungen entwickeln müssen. Wir müssen diese „Moderne“ als ewig andauernde Gegenwart und nie endende Zukunft verlassen und sie endlich Vergangenheit werden lassen, eine neue Zukunft schaffen.

5. Klimawandel: 80% der von uns Menschen produzierten Schadstoffemissionen werden innerhalb unserer Städte verursacht. Auch hier müssen wir über eine Verbesserung nachdenken.

In Zukunft sollte der Mensch im Mittelpunkt der Planung stehen. Die auf uns zukommenden Umweltkatastrophen werden unsere Architektur bestimmen, wir werden gezwungen sein, der Natur ihre Flächen zurück zu geben, bevor sie uns diese gewaltsam entreißt. Menschen, Bauwerk und Natur müssen wieder näher zusammenrücken. Wir planen keine Idealstädte mehr, wie die Utopisten des vergangenen Jahrhunderts, es ist nun an uns, einen metabolischen Umgang mit der Architektur zu verbreiten. Was gebraucht wird, wird gebaut werden. Was nicht mehr nötig ist, sollte nicht weiter künstlich erhalten werden. Wir müssen aufhören, uns an der Alten Welt festzuhalten.

6. Bürgerbeteiligung: Die klassischen Planungsmechanismen werden in Zukunft nicht mehr existieren können. Sie gehen an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Die Bürger müssen an der Stadtenwicklung beteiligt werden, um auch ein Gefühl für ihre Stadt zu bekommen. 7. Information und Kommunikation: wir müssen herausfinden, wie wir das Internet sinnvoll nutzen können.

„UMRAUSCHT, UMBRÜLLT VON LÄRM, IM SCHLAF UND BEI DER ARBEIT, LEBEN WIR IN IHNEN, LEBEN UNTER EINER DUNSTGLOCKE AUS ABGASEN, PENDELN ÜBER VERSTOPFTE STRASSEN IN UNSERE STÄDTE HINEIN UND ABENDS WIEDER HERAUS. ES IST EIN GERINGER TROST ZU WISSEN, DASS MAN IN DEN ALTEN STÄDTEN BIS ZU DEN KNÖCHELN IM SCHMUTZ VERSANK, DASS DIE HÄUSER IN DEN ENGEN GASSEN AUCH KEIN IDEALER WOHNPLATZ WAREN.“9 Nach Bullingers und Röthleins Untersuchungen zur „Morgenstadt“ sind sieben Punkte im stetigen Urbanisierungskosmos zu beachten:

Alles in allem ist es nun an der Zeit, die Zukunft nicht als Gegebenheit hinzunehmen, sondern sie als eine fortlaufende Entwicklung zu erkennen. Wir brauchen eine gemeinsame Zielsetzung, gemeinsame Vorstellungen und Leitbilder, wie unsere Städte von morgen aussehen und funktionieren sollen und wie wir in ihnen leben und arbeiten. Alle Faktoren, welche in der Zukunft unsere Städte prägen, wie Technologien, Organisation und Ressourcen müssen aufs Neue erforscht werden. Aus diesen Ergebnissen können wir letztendlich langfristige Handlungsmaxime für die Umwandlung heutiger Städte in „Morgenstädte“ ableiten.

1. Ressourcenverbrauch: und vor allem die Ressource Platz, gerade der Flächenverbrauch wird in der Zukunft eines der größten Themen des städtischen Lebens sein.

„ETWAS SCHAFFEN, WO SICH DANN EINE OFFENE GESELLSCHAFT HINEINFINDEN ODER HINEINENTWICKELN KANN UND AUCH WIEDERFINDEN KÖNNTE.“10

2. Energiewende: der beschlossene Atomausstieg ist schon mal ein guter Anfang. Regenerative Energie wird auch in der Stadt von Morgen unabdinglich sein. Wir müssen beginnen, sparsamer damit umzugehen, die Energie sollte zukünftig dezentraler verteilt werden. 3. Mobilität: Wir müssen eine nachhaltige Mobilität schaffen. Elektrische Antriebe bringen mehr Lebensqualität, unsere Städte bleiben sauberer und ruhiger. 4. Demographie: Wir stellen jetzt schon fest, wie unsere Gesellschaft immer älter wird. Das Durchschnittsalter verlagert sich nach oben, es gibt weniger junge Menschen. Wir müssen über einen Wandel im Gesundheitsbereich nachdenken. 16

Was erwartet die neuen Stadtbewohner? Wie werden die neuen Megastädte die Bedürfnisse ihrer Bewohner befriedigen? Wird es genug Essen geben, Konsumgüter und frische Luft? Was sollen wir bloß mit dem vielen Müll anstellen? Und wie werden die Menschen sich in diesem neuen Umfeld bewegen?


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Frei Otto, Stadt unter einer Großhülle, Ideenskizze, 1966/67, koloriert 1980 10

Frei Otto Stadt der Zukunft, Skizze, 1964 11

Richard Buckminster Fuller, Überkuppelung von Midtown Manhatten, 1960 12

Frei Otto, Mining in the arctic, Entwurf für eine Stadt in der Arktis, Zeichnung 1953

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VOM TRANSITRAUM NETZWERK UNSERER ZEIT

IM

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VOM TRANSITRAUM IM NETZWERK UNSERER ZEIT Der Transitraum unserer Zeit gleicht einem offenen System, welches sich aus den unterschiedlichsten Netzwerken zusammensetzt. Die Zentren dieser Netzwerke verteilen sich uneingeschränkt über unseren gesamten Erdball. Jede Stelle im urbanen Miteinander wird durch eine Art Transitgeflecht miteinander verbunden. So erhält also jeder Ort seine ganz bestimmte Positionierung im urbanen Raumgeflecht. Der Transit, abgeleitet von den beiden lateinischen Wörtern ‚trans‘ für durch und ‚ire‘ für gehen, wird nun also zusammengesetzt mit unserem Raum, so ergibt der Transitraum so etwas wie einen Durchgangsraum, eine Zone, welche für den Weg bestimmt ist. Raum, welcher unseren Start- und unseren Zielpunkt miteinander verbindet. Eine Verbindung einzelner Punkte, Stationen. Ein Übergang vom Einen zum Anderen, ein Durchgang, immer eng verbunden mit einem Bewegungsablauf. Veränderung im Raum und im Sein. Befinden wir uns folglich also im Transitraum stets auch in einer Transformation? Die neuen Zentren unserer Städte orientieren sich nun nicht mehr an den alten Zentren, sondern an der Vernetzung im Netzwerk (Autotrassen, Straßen, Flughäfen). Der urbane Raum kann so als eine von einzelnen Zellen und Zonen dominierte Struktur gesehen werden. Diese existieren gleichwertig nebeneinander. Aber gibt uns der Transitraum auch die nötige Verbindung, um eine Beziehung herzustellen? Der Transitraum ist die gesellschaftliche Schnittstelle in der Stadt, er ist der Raum, in welchem Gesellschaft stattfindet, in welchem wir uns begegnen uns wahrnehmen. „NICHT DIE KÖRPER KONSTITUIEREN DEN ORT, SONDERN DER ORT GENERIERT SICH ZWISCHEN DEN KÖRPERN, IM DAZWISCHEN LIEGENDEN ZWISCHENRAUM, DER EIN FELD DARSTELLT, DAS SICH ALS DURCHGANG ERWEIST.“11 Das Wichtigste am Stadtraum ist also nicht die Form der Häuser, nicht der umbaute Raum selbst, sondern das Dazwischen, die Umkehrung des am wichtigsten Erscheinende, der Zwischenraum, die Leere, das was sich rhythmisch zwischen den Mauern ausbreitet ( so Endell schon 1908), das Lebendige. Erst durch die ‚Begrenzung der urbanen Mauern‘ können wir diesen Raum wahrnehmen. Das Unbegrenzte, das Unendliche im Raum-Zeit-Gefüge ist weder durch unseren Verstand noch durch unsere Sinne greifbar. In der Vergangenheit begegnete uns ein Netzwerk ausschließlich in der Biologie oder in artifizieller Form. Das Netzwerk aus Nervenzellen oder von einer Spinne gesponnen. Es wurde stets von der Natur oder dem Menschen kreiert. In unserer Zeit ist jedoch fast nur noch vom Netzwerk des Internets die Rede. Jederzeit ist jeder mit jedem vernetzt. Betrachtet man sich ein Netzwerk in seinen Einzelheiten, so findet man jedoch in jedem Netz stets flexible Verbindungen zu Verdichtungen, Knoten, welche eine besondere Beziehung aufweisen. Netzwerke begleiten uns in allen Bereichen unseres Lebens. Ebenso im sozialen Miteinander und im urbanen Raumgefüge. Der Transitraum ist also einer der wichtigsten Bestandteile unserer Kommunikation, unserer Beziehungen in unserem Wandeln auf dieser Welt. Netzwerke „sind fast immer dezentriert, manchmal zentriert, aber immer dynamisch.“12 Der Transitraum unserer Städte befindet sich im stetigen Wandel, im ständigen Prozess der Veränderung und zeichnet sich gerade durch seine Instabilität aus. Der Transitraum verkörpert letztendlich den ewigen Prozess der Transformation des menschlichen Daseins. Die erhöhte Geschwindigkeit unserer Zeit lässt die einzelnen Teile der Welt und ihre Bewohner näher zusammenwachsen. Der urbane Raum ist eine von verschiedenen Zellen und Zonen dominierte Struktur und der Transitraum ist eine dieser Zonen. Alles im Transitraum ist in Bewegung, wir befinden uns hier auf einer Reise; eine Reise zwischen aufbrechen und ankommen. In der Gegenwart einer schnellen, immer rasanter werdenden Reise, in welcher der Moment der Wahrnehmung immer kürzer wird; eine Aneinanderreihung von Augendblickseindrücken, immer partieller werdender Ansichten. 20


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Die Vernetzung der Welt

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Hamburgkarte aufgeteilt nach Funktion


Das Verkehrsnetz ist sogesehen ein virtuelles Raster von Zeiträumen über die Erdoberfläche gelegt, welches die Landschaft in Geschwindigkeit auflöst. Das urbane Raumgefüge wird fermentiert, gleichzeitig steht diese neue Losgelöstheit aber auch für die geistige Dynamik und Beweglichkeit des Menschen. Es setzt immer wieder Impulse frei, um an anderer Stelle wieder neue Impulse aufnehmen zu können. Befindet sich so im ständigen Wandel. Nach Michael de Certeau ist der Raum ein Geflecht von beweglichen Elementen. Stets von der Gesamtheit der Bewegung erfüllt, also auch ein Resultat von Aktivität, welche ihm wiederum eine Richtung geben und ein gemeinsames Miteinander voraussetzt. Nur eines ist gewiss, es wird kein langes Verweilen an einem Ort mehr geben, alles andere ist ungewiss in seiner Dauer. „DAS GEFLECHT DES GEGENWÄRTIGEN URBANEN RAUMGEFÜGES HAT SICH IM LAUFE DER ZEIT IN EIN FLEXIBLES ORDNUNGSGEFÜGE ENTWICKELT, IN DEM SICH IMMER WIEDER NEUE INSELN FÜR VERSCHIEDENE GEMEINSCHAFTEN TEMPORÄR FORMIEREN KÖNNEN.“13

PROJEKTION AUF „UNSERE“ STADT - HAMBURG IM FOKUS Um den Transitraum einer Stadt zu definieren, muss man zunächst einmal die Einzelteile betrachten, aus welchen sich die Stadt zusammensetzt. Der definierte Stadtraum beschreibt die Grenzen zwischen Stadt und dem zugehörigen Umland. Eine Schwellensituation also, welche uns dazu auffordert, den Übergang zu wagen. Wir finden den Transitraum als einen Zwischenraum von Urbanität bestimmender Elemente. Bebauung, Flächen, Wasser, Bäume

bestimmen den Stadtraum und der Transitraum verbindet diese Einzelteile zu einem großen urbanen Gesamtwerk. Der Transitraum hilft uns, die Grenzen zu überwinden, den Eintritt, den Übertritt zu wagen. Erst muss man Grenzen überschreiten, um überhaupt ein Inneres als mögliche Welt oder auch respektive Universum wahrnehmen zu können. An der Stelle des Überschreitens, „ein Überschreiten von Grenzen, welche ein anders werden möglich macht“.14 Im Stadtraum Hamburgs finden wir verschiedene Elemente, welche Hamburg zu dieser besonderen Stadt machen. Sie sind aufzuschlüsseln in den Bereich der Wohn- bzw. Gerwerbebauten und dem Industriezweig, wobei hier der Hafen im Stadtbild Hamburgs eine ganz wichtige Rolle spielt. Des weiteren der enorme Grünflächenanteil der Umwelthauptstadt und dem Wasser, als Element welches uns an unzähligen Stellen in der Stadt immer wieder begegnet. Letztendlich zusammengehalten wird das gesamte Stadtgefüge durch den Transitraum sprich Straßen, Wege, Schienenstrecken. An der ein oder anderen Stelle stellt man nun eine enorme Ballung verschiedener Transiträume fest. Hier treffen Autobahnen, Einfallstraßen, Hauptverteilerstraßen und ein dichtes Netz an Schienenverkehr aufeinander. Oft findet man diese Bereiche als Eingangssituation in die Stadt. Fast immer sind sie mit End- bzw. Anfangspunkten von Autobahnen verbunden. Der Verkehr, welcher in den unterschiedlichsten Arten auf die Stadt zurollt, bündelt sich nun, um das Innere der Stadt zu erreichen. Im Zentrum kommt alles zusammen, was aus allen Himmelsrichtungen herangetragen wird. Wie die Motten zum Licht fliegen, strömen die Menschen zum Herzpunkt.

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SCHADSTOFF UND LĂ„RMBELASTUNG DIE FAKTOREN

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Gesamt-Stickoxidemissionen Hamburgs der wichtigsten Quellgruppen in Prozent

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Windverteilung und Windrichtung Hamburgs

Gesamt-Feinstaubemission Hamburgs der wichtigsten Quellgruppen in Prozent

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Immissionen Stickstoffoxid im Hamburger HauptstraĂ&#x;ennetz

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Immissionen Feinstaub im Hamburger HauptstraĂ&#x;ennetz

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Hintergrundbelastung der Stickstoffoxide für die Stadt Hamburg

Selbstverständlich ist die Schadstoffbelastung rund um die Innenstadt Hamburgs am größten. Dort, wo die Verursacher die größte Dichte aufweisen. Betrachtet man diese in Prozentsätzen, so sieht man in den Grafiken 19 und 21, dass der größte Anteil bei Industrie, Schiffsverkehr und vor allem dem Straßenverkehr zu finden ist. Er ist der Hauptemitter der Stadt. Durch die Windverteilung werden die Schadstoffe Richtung Südwesten abgetragen, glücklicherweise weg von der Innenstadt. Meist sind aus diesem Grund in Städten die Industriegebiet in Windrichtung angesiedelt. Bei Überlagerung der Lärmkarten und der Schadstoffkarten des Straßenverkehrs kann man die Haupttransiträume der Stadt deutlich erkennen. Im Januar 2013 erschien nun also die erste Fortschreibung des Luftleitplanes für Hamburg. Und der Wille der Verbesserung ist deutlich erkennbar. So will die Behörde für Stadtentwicklung durch verschiedene Maßnahmen eine Verbesserung der 26

Lebensqualität hinsichtlich einer besseren Luft erreichen. Sie rechnen damit, dass das Verkehrsaufkommen innerhalb der Stadt weiter ansteigen wird und wollen dem mit intelligenten Logistikkonzepten entgegenwirken. Maßnahmen für die kommenden Jahre sollen unter anderem schadstoffarme oder gar -freie Antriebe, der Ausbau des Schnellbahnnetzes vor allem der U4 und der S4 und innovative Mobilitätsideen sein. Kleinere, bessere und leichtere Fahrzeuge sollen subventioniert werden, ein neues Carsharingsystem soll das Motto vertreten „nutzen statt besitzen“. „DIE UMSETZUNG DER ENERGIEWENDE ÜBER DEN ‚HAMBURGER DREIKLANG‘ (EFFIZIENZ, NETZ UND ERNEUERBARE ENERGIE) IST EIN BEITRAG ZUR MINIMIERUNG DES EINSATZES FOSSILER BRENNSTOFFE UND DAMIT VON LUFTSCHADSTOFFEMISSION.“15


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Überlagerung der Lärmkarten von Schinen- und Starßenlärm

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Überlagerung der Stickstoffoxid und Feinstaubbelastungskarten aus dem Straßenverkehr

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vertical garden, die gr端ne Fassade


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Reflektion von Schall

Der Straßen- und Schienenlärm ist nach wie vor das größte Sorgenkind des Lärmschutzes für unsere Städte; und der Verkehr auf unseren Straßen nimmt immer weiter zu. Das Netz der Straßen- und Schienenwege überzieht kleinmaschig Siedlungen und Landschaft. Doch auch hier gibt es schon einige Erkenntnisse und viele Versuche, welche das Problem in Zukunft lindern sollen, denn der Lärm in unserer Umgebung ist nicht zu unterschätzen. Studien zeigen, Lärm macht krank. Er ist die häufigste Ursache für Gehörschäden, Unwohlsein, Konzentrations- und Schlafstörungen. Lärm ist die häufigste Berufskrankheit und neben dem Rauchen das zweitgrößte Risiko für Herzerkrankungen. Eigenartigerweise sind wir uns dessen kaum bewusst, denn Lärm ist immer da, unsere Städte sind niemals vollkommen still. Schallwellen sind Longitudinalwellen und breiten sich dreidimensional symmetrisch vom Erreger nach allen Richtungen im Raum aus. Auf ihrem Weg treffen sie auf verschiedene Oberflächen, welche den Schall entweder reflektieren und somit seine Richtung ändern oder ihn absorbieren, also einfach verschlucken. Auch andere Umweltfaktoren sind dafür verantwortlich, was mit dem Schall in der Luft geschieht. Wind trägt ihn oder, je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit, ist die molekulare Reibung stärker oder geringer, der Schall wird verstärkt oder abgelenkt. Im Straßen- und Schienenverkehr wird eifrig an neuen Lösungen gebastelt, wie man die Ursache von Lärm und die Ausbreitung von Schall reduzieren kann. So werden ständig die Autoreifen verbessert, denn ab einer Geschwindigkeit von über 40 km/h ist nicht mehr der Motor der Fahrzeuge das Lauteste sondern die Reifengeräusche auf der Fahrbahn. Offenporiger Asphalt oder Beton, sogenannter Flüsterasphalt wird gerade erprobt und soll die Schallwellen, welche vom Reifen ausgehen, absorbieren. Auch die Bahn setzt auf Neuerungen in der Technik, denn auch hier ist es ganz wichtig, die Schall- und Erschütterungsemission zu verringern. Geschliffene Schienen, neue Schwellen und sogenannte Flüsterbremsen sollen die Lösung sein.

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Lärmbelastung der einzelnen Verkehrsmittel

All diese technischen Fortschritte sind wichtig und gut, doch auch die Architektur kann ihren Beitrag leisten. Gerade Architektur, welche sich im Transitraum befindet, muss ganz klar auf den Lärm und seine Wellen reagieren. Dies geschieht zum einen durch eine schallabsorbierende Fassade aber auch durch das Neigen und Anschrägen der Fassade. Der Schall wird gebrochen und ab- bzw. umgelenkt. Verschiedene Materialien ermöglichen es, dass die Architektur den Raum, welchen sie umgibt, um einiges leiser machen kann. Wie auf der Straße, so gibt es auch für die Gebäudehülle offenporigen Beton oder perforierte Bleche, welche den Schall zu einer Absorberschicht durchlassen. Neben diesen verschiedenen Baumaterialien können aber auch begrünte Wände ganz klar als Lärmverringerer dienen. Schon häufig finden wir entlang unserer Autobahnen grüne Lärmschutzwände, welche nicht nur aus optischen Gründen begrünt sind. Pflanzen mit üppigem Blattwerk brechen den Schall, zusätzlich können sie das schädliche Stickstoffdioxid von Autoabgasen und den aus winzigen Partikel bestehenden Feinstaub aus der Luft filtern. Damit können sie die Luftverschmutzung um bis zu 30% reduzieren. Die Fassade selbst wird dann zur Vegetationsfläche. Für dieses „vertical gardening“ finden wir in der Architektur der letzten Jahre bereits einige Beispiele, wie die Arbeiten des französischen Botaniker Patric Blanc. Er hat ein technisches Verfahren entwickelt und lässt nun Fassaden „wachsen“. Auf einen Untergrund von Filz und Acryl, welcher an die Wand geheftet wird, wird ein grobmaschiges Gitter gespannt. In der Wand liegen Bewässerungsrohre. Die Setzlinge werden in Schlitze im Filz eingesetzt. Patric Blanc stellte während seines Studiums in Thailand fest, dass Pflanzen an fast jedem erdenklichen Ort wachsen können und keine Erde brauchen, solange sie nur Wasser und Licht bekommen. So sollten wir also Architekturen schaffen, welche aktiv an der Verbesserung der Luft und vor allem an der Veringerung des Lärms in unserer Stadt beteiligt sind. 29


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Hamburgs transitorische Knotenpunke


HAMBURGS TRANSITORISCHE KNOTENPUNKTE Bei näherer Betrachtung des Verkehrsnetzes, bei Überlagerung der Lärmkarten des Fahrzeugs- und Schienenverkehrs Hamburgs und der Analyse der Schadstoffbelastung stellt man fest, dass der Hauptransitraum der Stadt in drei Bereiche einzugrenzen ist. Diese liegen in den Bereichen der Stadtein- und ausfahrten. Der erste Hauptransitbereich liegt in der Umgebung der Elbbrücken. A255 und A252 kommen aus Süden, A1 aus dem Osten. Zudem liegen in diesem Bereich die Hauptverkehrsstraßen B4, B5 und B75 sowie die Bahnstrecken aus Berlin und Hannover. Davon betroffene Stadtteile sind: Wilhelmsburg, Veddel, Kleiner Grasbrook, Rothenburgsort, Hammerbrook, HafenCity, Borgfeld und Hamm. Der zweite Bereich ist ein Bereich im Nord-Westen der Stadt. Die A7 aus Norden kommend sowie A23. B4 und B447 sind Hauptverkehrsstraßen aus dem Norden in die Stadt. Sowie Bahnstrecken Richtung Flensburg und Husum. Betroffene Stadtteile sind hier: Eidelstedt, Lurup, Barenfeld, Stellingen, Eimsbüttel und Altona Nord. Der dritte Bereich bringt ebenfalls den Verkehr aus dem Süden in die Stadt. A7 und B73 sowie die Bahnlinie aus Richtung Bremen. Betroffene Stadtteile sind hier: Waltershofen, Altenwerder, Moorburg, Hausbruch und Heimfeld. 31


VON ORTEN UND NICHT-ORTEN (im Sinne Marc Augés Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit )

Der Ort, so ist er in den Wörterbüchern unserer Sprache definiert, ist eine anthropologisches Gebilde. Er besitzt - wie der Mensch selbst - eine Identität, steht in Relation zu anderen Orten und hat eine Geschichte zu erzählen. Der Ort definiert eine Stelle irgendwo in unserem Gefüge, ein Territorium, an welchem verschiedene ökonomische, soziale, politische und religiöse Teilstücke nebeneinander existieren können. Jeder Ort besitzt verschiedene Merkmale, welche ihn als ‚Ort‘ definieren. Sei es ein identitätsbestimmender Hintergrund, wie der Heimatort eines Individuums oder der Bestimmungsort einer bestimmten Handlung eines solchen. Jeder Ort ist etwas Rationales, er besteht aus vielen Elemente, welche in irgend einer Weise in einer Beziehung zueinander stehen. Ebenso ist jeder Ort mit einem geschichtlichen Hintergrund behaftet, welcher oft durch eine Materialisierung zum Ausdruck kommt. Sei es eine Stadtmauer, ein Denkmal oder ein sakrales Gebäude. Würde dieser Ort plötzlich nicht mehr existieren, so würde dort eine Lücke entstehen, welche kaum zu füllen sei, da stets an diesen ehemaligen Ort erinnert würde. Orte sind also auch Erinnerungspunkte. Das Gegenstück zum Ort ist der Nicht-Ort. Der Nicht-Ort ist nach Marc Augé ein Ort, welcher selbst kein anthropologischer Ort ist. Er definiert Raum, welcher keine Identität besitzt, weder relational noch historisch. Gleichzeitig beschreibt der NichtOrt den Prozess kultureller Transformation. Er ist das Gegenteil einer Utopie. Er ist real existent, ohne jedoch die ihn umgebene Stadt mit einzubeziehen, er wird nicht in das urbane Raumgefüge integriert. Doch sind diese Nicht-Orte wirklich außerhalb jeglicher Beziehung zur Stadt? Wo sind die Grenzen zwischen den Nicht-Orten und der urbanen Realität? Jeder Nicht-Ort kann auch als potentieller Ort verstanden werden, er bringt alle Möglichkeiten, ist aber nicht mehr statisch verankert. Wir befinden uns in einer Kette von Entwicklungen. Ein offenes Konstrukt, welches sich aus einer unendlichen Vielzahl von möglichen Wirklichkeiten zusammensetzen kann, welche immer nur für einen kurzen Moment in Erscheinung treten. Der NichtOrt ist Unterbrechung und mögliche Veränderung in unserem urbanen Zusammenspiel. Denn NichtOrte verkörpern einen sich im Transit befindenden Zwischenraum, dessen Grenzen sich permanent verschieben. Der Nicht-Ort lebt von ständigem Wandel der Transformation seiner Selbst und der Wesen, welche ihn 32

durchschreiten. „IMMER IST MAN IN BEWEGUNG, ALLES BEWEGT SICH; NICHT NUR DER BEOBACHTER SONDERN AUCH DAS BEOBACHTETE.“16 Der Nicht-Ort beschreibt außerdem, einen Zustand solitärer Vertraglichkeit für den, welcher sich in ihm befindet. Das Individuum bewegt sich in ihm ohne sozialen Halt, es befindet sich in einer solitären Anonymität. Vorwiegend befinden wir uns am Nicht-Ort in einem verkehrsbestimmten Raumgefüge. Wir rasen in unseren überentwickelten Mobilen jeglicher Art vorbei, können uns nicht mehr an der Landschaft orientieren, da sie in einem riesigen Gewirr einzelner Momente verschwindet. Die Fortbewegung heute verkörpert eine gewisse Form der Einsamkeit. Nicht mehr verhaftet, sondern ohne Bezug zum Transitraum, welchen man durchquert. Durch die Dichte der Bilder befinden wir uns in einer ewig andauernden Gegenwart, in einer unversiegbaren Geschichte des Jetzt. Nicht-Orte sind häufig an Vertraglichkeiten gebunden, hier muss man sich an besondere Regeln und Gesetze halten. Der Besucher des Nicht-Ortes wird ständig dazu aufgefordert, seine Unschuld zu beweisen. Doch sollte ein solcher Ort nicht auch ohne eine Identifikationskontrolle existieren, kann der Benutzer des Ortes nicht auch so anonym wie der Ort selbst sein? Oder muss das Individuum seine Identität beweisen, um dem Ort selbst eine Identität zu geben? Nicht-Orte sind ein Provisorium, Übergangsräume, Nicht-Territorien oder wie der Franzose Marc Augé sie nennt: „lieux de disparation“, die Orte des Verschwindens. „DABEI GILT, FÜR DEN NICHT-ORT GENAU SO WIE FÜR DEN ORT, DASS ER NIEMALS IN EINER REINEN GESTALT EXISTIERT. IN DER WELT VON HEUTE ÜBERSCHNEIDEN UND DURCHDRINGEN ORTE UND RÄUME, ORTE UND NICHT-ORTE SICH GEGENSEITIG. ORTE UND NICHT-ORTE ENTSPRECHEN SOMIT ZWEI FLIEHENDEN POLEN, WIE BEISPIELSWEISE DIE REALITÄT DES TRANSITS DEN REALITÄTEN DER FESTEN WOHNUNG.“17 Mit den Orten und den Nicht-Orten befinden wir uns also in einem verworrenen Gefüge von Identitäten und Wirklichkeiten. Eines bleibt jedoch sicher, der Ort verschwindet niemals vollständig, der Nicht-Ort wird sich niemals vollständig herstellen.


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livingstation Bolonia

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Papierschnitt von Hansjรถrg Schneider

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VOM ORT DES TRANSITORISCHEN NICHT-ORTES UND DEM ÜBERSCHREITEN VON GRENZEN Dies sind also Orte, welche der Durchreise dienen, dabei findet eine permanente Abstraktion der Beziehung des Passagieres zu seiner Umgebung statt. Der Passagier befindet sich in ständiger Transformation verschiedenster Art, so beispielsweise der kulturellen Transformation. Niemals ist es am Ankunftsort eben genau so, wie am Ort des Beginns der Reise. Diese Stelle im urbanen Netzwerk stellt eine Irritation, eine Störung, einen Widerstand dar. Eine Unterbrechung der bisherigen Ordnung im urbanen Gefüge. Oft befindet sich dieser Nicht-Ort an einer paradoxen Stelle im urbanen Netzwerk und bildet hier einen Fremdkörper. Durch seine Anwesenheit und seine Fremdheit markiert er jedoch wieder einen bestimmten Punkt, macht diesen wieder wichtig und gibt damit dem Reisenden die Möglichkeit, einzutreten. Diese Stelle ist eine provisorische Schnittstelle zwischen Innen- und Aussenbereich, zwischen ‚da und fort‘, zwischen vorher und nachher, zwischen Ankunft und Abreise, zwischen Sein und Nicht-Sein. Sie ist ein sonderbarer Zwischenraum zwischen den Realitäten. Sie macht uns deutlich, dass wir uns im ständigen Werden und Wandel befinden. So wie sich der Transitraum der Stadt täglich neu zusammensetzt, so empfinden auch wir unsere Sichtweise auf ihn täglich neu. Der sich im Transit befindende Zwischenraum ist ein heterogener Ort, der sich eben genau deshalb vor dem Hintergrund eines räumlichen Kontinuums abhebt und sich immer wieder neu erfindet, änderbar ist, sich stetig neu aus unzähligen möglichen Realitäten zusammensetzt. Diese unsichtbare Linie zwischen einem scheinbaren Innen und Außen (Landesgrenzen, Straßen, Wege) trennt allerdings auch nur Vergleichbares. Wirkliche Grenzen finden wir nur in geografischen Schnitten, durch die Natur geschaffen, wie Land und Wasser, Berg und Tal oder Wiese und Wald. Am deutlichsten macht uns dies die Küstenlinie, welche uns ganz offensichtlich von einer anderen Materie trennt. Zur Überwindung dieser Grenzen wird stets ein Hilfsmittel benötigt und der Mensch muss sich heute bewusst entscheiden, eine solche Linie zu überwinden. Macht die Möglichkeit der ständigen Grenzüberschreitung den Mensch selbst zu einem ortlosen Ort? Sind wir alle nur noch gesetzlose Piraten im großen Meer der Gleichgültigkeit? Doch so wie uns diese scheinbaren Grenzen trennen, so führen sie uns auch immer wieder zusammen. An einer Grenze gibt es stets auch Berührungspunkte zwischen den zwei Teilen, welche 34

getrennt werden sollen. Hier finden stets Begegnungen statt, Konversationen zwischen dem Vertrauten und einem außerhalb der Emotion liegenden Raum. Brücken schlagen, sie vermitteln zwischen dem Hier und der Anderen Seite. Ein dritter Ort „steht in einer Wechselbeziehung zwischen zwei sonst unverbundenen Bereichen und bildet somit einen Ort im vorübergehenden Dazwischen.“18 Das Dazwischen, nach Robert Ezra Park, ist transitorisch, nicht geerdet, grenzenlos. Zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten, in verschiedenen Welten. Das Schwellenwesen im Schwellenzustand, welcher minimale Berührungspunkte aufweist, die aber wiederum den Wechsel zwischen diesen einzelnen Welten leichter macht und die Möglichkeit der Transformation gibt. „DAS LEBENDE LEBT AN DER GRENZE SEINER SELBST, AUF SEINER GRENZE.“19 Dieser Ort nimmt eine imaginäre Leerstelle ein. Ein Ort, der für einen kleinen Moment aus der gesellschaftlichen Ordnung herausfällt. Niemals drinnen und niemals vollkommen draußen. Stets im Dazwischen, auf der Grenze, welche sich zur Schwelle transformiert. Hier entsteht ein Ort, welcher etwas Vergangenes und gleichzeitig etwas Zukünftiges innehat. Hier finden wir niemals eine Gegenwart, denn was er in einem Moment gewinnt, das verliert er im nächsten Augenblick sofort wieder. Dieser Raum setzt sich aus einer Vielzahl von Kräften zusammen, welche gleichzeitig nebeneinander agieren. Einschnitte, Brüche und Verschiebungen bilden diese ständig sich ändernde Formation, die Kontinuität der urbanen Diskontinuität, ein vektorieller Wirbelwind aus Verdichtungen und Überlagerungen. So sollte unser Raumverständnis nicht auf dem Verhältnis zwischen Straßen und Bauvolumina, welches bis hier das Raumgefüge bestimmt haben, sondern auf dem Konzept eines leeren Raumes basieren. Ein Konzept, in welchem ein endlos leerer Raum existiert, in dem Bauvolumina gleichmäßig und in einem gebührenden Abstand angeordnet sein können. Ein Raumsystem der Offenheit. Nicht mehr die Bauvolumina selbst entscheiden über das Erscheinungsbild der Stadt, sondern der zwischen ihnen liegende Zwischenraum, der Transitraum. Wir können als Mensch niemals das gesamte Gefüge einer Stadt wahrnehmen, es gibt keine objektiv erfassbare Mensch-Umwelt-Interaktion, unsere


Wahrnehmung ist stets subjektiv und wird durch die unzähligen Einflüsse der uns umgebenden Materie und Individuen beeinflusst. Unser Verhalten und unsere Interaktionen sind nie vollkommen selbstbestimmt. Ändert sich unsere Umwelt, so ändert sich zwangsläufig auch unser Wesen und unser Dasein auf diesem Planeten.

So sollte das Raumgefüge als solches nicht mehr durch unveränderbare, unumstößliche Leitpläne bestimmt werden, sondern sich verändern können und zwar als Reaktion, auf die sich im steten Wandel befindenden kulturellen Handlungen der Menschen, welche sich in ihm bewegen.

„DAS FELD ENTSPRICHT SOMIT EINEM ORT VON KRÄFTEVERHÄLTNISSEN UND VON KÄMPFEN UND VERÄNDERUNGEN DIESER VERHÄLTNISSE UND IST FOLGLICH EIN ORT DES PERMANENTEN WANDELS.“20 Durch diese immer wieder neu entstehenden Konstellationen untersteht unser Transitraum schließlich auch keiner übergeordneten Struktur, eine Unterbrechung des Gefüges ist jederzeit möglich, ja sollte sogar erwünscht sein. Hier kommen wir auch wieder zurück zu unserem Nicht-Ort, dem Punkt im urbanen Netzwerk, welcher Regelmäßigkeiten aufbricht und neue Möglichkeiten aufzeigt. Der ortlose Ort, die transformative Durchgangsstelle. „SIE SIND DIE NULLPUNKTE DER ORTLOSEN ORTE, ÜBER DEM WEGE UND RÄUME SICH KREUZEN.“21 Diese Nicht-Orte sind nicht durch Messungen irgendeiner Art erfassbar sondern ausschließlich durch die Bewegung des Menschen erlebbar. Es gibt niemals einen klar definierbaren Rand. Die Stadt selbst ist also ein Prozess der Veränderung. Grenzen und Übergänge verändern sich stetig. Die Instabilität des urbanen Raumes ist jedoch nicht das Symptom unserer derzeitigen Krise, der Krise der Unzufriedenheit mit unserem Umfeld. Vielmehr müsste man diese Ungewissheit als Chance sehen, etwas Neues zu schaffen. Denn nur eine Veränderung als Störung des Bestehenden kann etwas Neues kreieren. Eine Unterbrechung des Vorhandenen. So müssen wir herausfinden, wo die im ersten Moment nicht sichtbaren Brüche sind, wo ist dieser differentielle Raum, welcher es möglich macht, grundsätzliche Andersartigkeit zu definieren? Wir befinden uns in einem Schwebezustand, und so ist die Definition des Ortes eng verbunden mit dem Menschen, welcher ihn benutzt. Die Person im Transitraum, oder hier eben der Bewohner, welcher sich, solange er handelt, auf der Durchreise und damit an einem Nicht-Ort befindet. „SICH ZUGANG ZU EINEM ÄUSSERST KOMPLEXEN, UNGEWISSEN, INSTABILEN UND SICH STÄNDIG IN DER VERÄNDERUNG BEFINDLICHEN URBANEN RAUMES ZU SCHAFFEN.“22 35


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VON DEN ANDEREN RÄUMEN DER HETEROTOPIE ODER DER FRAGE, WIE WIR WIRKLICH LEBEN WOLLEN, DIE URBANITÄT VON MORGEN

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VON DEN ANDEREN RÄUMEN DER HETEROTOPIE ODER DER FRAGE, WIE WIR WIRKLICH LEBEN WOLLEN, DIE URBANITÄT VON MORGEN

In der Medizin ist die Heterotopie ein funktionierendes Gewebe, welches sich an einer anderen Stelle, als den für ihn vorgesehenen Ort entwickelt hat. Die Unterbrechung einer bestimmten Ordnung. Projizieren wir diesen Sachbestand nun auf die Stadt, ihre Architektur und die Gesellschaft in ihr, so ist eine Heterotopie also ein heterogener Ort, der sich vor dem Hintergrund Stadt abhebt und für den Moment festsetzt. Räume und Gegenräume, Räume und andere Räume, „Orte jenseits aller Orte“.23 Die Welt versteht sich als ein Netz, welches Punkte verknüpft und ein Gewirr aus wegen durchkreuzt. Die interessanten Räume sind diese, welche in Verbindung mit anderen Platzierungen treten und dennoch allen anderen Platzierungen widersprechen. Sie haben sonderbare Eigenschaften und sind anders als alle Orte, welche sie reflektieren. Aufgrund ihrer Andersartigkeit werden sie im Gesamtbild sichtbar. Die Gegenplatzierung, das Widerlager in der Architektur. Ein autonomes System mit eigenen Regeln und Gesetzen innerhalb des allgemeinen, gesellschaftlichen Gefüges. Die Heterotopie ist die Keimzelle neuer sozio-kultureller und architektonischer Realisierungen. Betreten wir eine Heterotopie, so befinden wir uns stets an einer Schwelle zu einer neuen Andersartigkeit, welche in verschiedenen Formen von uns verlangt wird. Wir werden zum Eintritt gezwungen (Gefängnis) oder müssen uns Riten unterwerfen (Moschee//Synagoge//Kirche). Wir befinden uns in der zukunftsorientierten Utopie im architektonisch-gesellschaftlichen Sinne und dann vielleicht einer neuen Lebensform. Heterotopien schaffen jenen, welche sie nutzen, eine intensive Erfahrung von Diskontinuitäten. Die Stadt an sich ist als Raum zu betrachten, als ein Raum sozialer und gesellschaftlicher Prozesse. Jede Heterotopie kann in der Gesellschaft umgedacht und neu definiert werden. Sie bezeichnet konkurrierende Räume, die ohne Ort nicht existent sind, aber durch ihn auch nicht eindeutig definiert werden. Nach Michael Foucault gibt es sechs Prämissen, welche eine Heterotopie beschreiben, diese müssen jedoch nicht alle zugleich erfüllt sein: 1. Heterotopien sind universell und existieren in allen Kulturen unserer Gesellschaft. 38

2. Heterotopien unterliegen Umdeutungen innerhalb einer Gesellschaft. 3. An einem Ort sind mehrere in sich unvereinbare Platzierungen möglich. 4. Heterotopien sind häufig an Zeitsprünge gebunden (in Museen wird die Zeit gespeichert). 5. Heterotopien unterliegen oft einem System der Öffnung und Schließung und/oder der sich in ihr bewegende Mensch verfügt über eine Zugangsberechtigung oder eine Zugehörigkeit. 6. Heterotopien verfügen über eine Funktion gegenüber dem verbleibenden Raum. Wir befinden uns also an einem Schwellenmoment, der Differenz, welche zwischen Innen und Außen vermittelt, um das Andere sichtbar zu machen. Hier stellen wir uns die Frage nach Identität und Andersartigkeit. Denn nach Hegels gilt, nur wenn etwas anders ist, erfährt es eine Bestimmtheit. Um die Transformation zu begreifen, bei welcher wir uns immer an einer Schwellensituation befinden, sollten wir versuchen zunächst einmal die Urbanität zu begreifen; das was Stadt ist, was sie sein will und was wir in ihr sehen. Sprechen wir von Urbanität, so befinden wir uns im Zustand von vielschichtiger Verknüpfung. Es geht hier nicht mehr nur um die Dichte und die Durchmischung innerhalb des städtischen Gefüges sondern um Verdichtung, Verschachtelung und Verschränkung unterschiedlichster Dimensionen. „DAS URBANE IST VOLLER PERFORMATIVITÄT, SICH ÜBERKREUZENDER BEWEGUNG UND UNVORHERSEHBARER SITUATIONEN“24 Urbanität ist ein Labor für soziales Miteinander. Die Veränderung in einem urbanen Raumgefüge ist zu der Zeit, in welcher sie stattfindet unmöglich sichtbar. Erst am Ende eines Entwicklungsprozesses sehen wir, was sich getan hat. Wir befinden uns also im sozialen Geschehen, welches in stetigem Fluss ist. Wir müssen damit beginnen, die Stadt als Komplex zu betrachten, sie umfassender denken.


Dürfen nicht in eine Ungewissheit, Unsicherheit und Schutzlosigkeit geraten, denn diese drei Dinge nehmen den Menschen die Freiheit, Risiken einzugehen, welche ein kollektives Handeln erfordert. Das kollektive Handeln und die Mobilität, Dinge zu bewegen, steht an erster Stelle. Als zentrale Begriffe können hier gelten: Schwelle, Transformation, Landschaft, Natur, Kommunikation und Information. All diese Begriffe verpflichten sich einem Denken der Mobilität und des Wandels, ebenso einem übergreifenden Verständnis einer sich in Bewegung befindenden Öffentlichkeit.

Der private Raum steht im Kontext seiner Nutzung und wird auch so definiert. Jeder Punkt und jede Linie erzeugt eine neue Fläche um sich, diese Relation muss erkannt und auch in dieser Dimension gedacht und gelesen werden.

INFORMATION

NATUR KOMMUNIKATION

ZWISCHENRAUM // SCHWELLE MOBILITÄT MENSCH

ARCHITEKTUR

TRANSFORMATION

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Vernetzung der zu bauenden Heterotopie

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Wie wollen wir leben? Immer wieder drängt sich in der heutigen Zeit diese Frage auf. Ist es noch richtig, wie wir leben, zerstören wir unseren Planeten oder retten wir ihn? Ist es erstrebenswert in einer Architektur zu „hausen“, welche uns zu sagen glaubt, wer wir sind? Auf diese Fragen antworten wir stets mit „eigentlichen“ Selbstverständlichkeiten wie selbstbestimmt, autonom in allen Lebensbereichen. Doch oft vergessen wir dabei, dass wir uns selbst um unser Fühlen, Denken, Handeln und Wollen kümmern müssen. Wir müssen uns wieder die Frage stellen, wie es gehen kann, sich in einem Meer der Optionen als ein Jemand und nicht als Irgendjemand zu behaupten. Dafür brauchen wir ein erkennbares Selbstbild, eine innere Stimme, welche unsere Lebensziele zur Zeit unseres Lebens setzt. Wir befinden uns stets an der Stelle zwischen dem Sein und dem Scheinen-Zu-Sein. Wir dürfen nicht mehr in den Strudel der Selbsttäuschung geraten, sondern müssen in diesen digitalen Zeiten zwischen Einfluss, welcher uns weiterbringt, und der Manipulation unterscheiden lernen. Eine Selbstbestimmung, welche uns nicht bedroht sondern fördert, das zu sein, was wir wirklich sein wollen oder in unserem Inneren sind. Es wird Zeit, unsere Welt und uns zu entschleunigen. „UNSER ALLTAG SPIELT IN EINER BUNTEN, LAUTEN, BLINKENDEN WELT, IN DER VON ALLEN SEITEN EINDRÜCKE AUF UNS NIEDERPRASSELN: BILDER, NACHRICHTEN, MUSIK, E-MAILS, WERBUNG, KONZEPTPAPIERE. ALLES MUSS SCHNELL GEHEN: POLITIK, ARBEITEN, LEBEN: WIR SIND EIN VOLK IM DAUERSTRESS.“25 Die Globalisierung drängt uns immer wieder die Probleme anderer auf. Ob wir uns nun damit beschäftigen wollen oder nicht. Welches sind die Probleme unserer Zeit und in wie weit müssen wir diese gemeinsam lösen? Können wir diese lösen? Sollten wir weiter auf die Umkehr von allem warten? Auf die Wissenschaft, auf den Fortschritt der Vernunft? Wissen wir doch alle, dass die Erwärmung der Erde nicht mehr aufzuhalten ist. Wir befinden uns also auf dem Weg zurück, zurück zum Mythos und zur Vormoderne. Zurück zu den Kräften der Urzeit. Kommt der totale Zusammenbruch auf uns zu? Werden wir irgendwann an dem Punkt angekommen sein, von wo an es nur noch um das nackte Überleben geht? Oder können wir im Laufe der Zerstörung etwas Neues entwickeln, welches uns zu anderen Menschen werden lässt, unseren Lebensraum verändert, unsere Möglichkeiten, mit dem Planeten umzugehen erweitert und neu definiert? Wie sehen nun die Behausungen der Zukunft aus? Kann man diese wieder auf das Wesentliche reduzieren, auf das, was sie wirklich sein sollen? Ein „Zuhause“. Oder sind wir schon soweit im Strudel der Technik gefan40

gen, dass wir glauben, unsere Häuser müssen zu Robotern werden, welche uns alles abnehmen, was wir in dieser Welt noch selbst bestimmen können? Wir schreien nach Selbstbestimmtheit und gleichzeitig lassen wir uns von Maschinen beherrschen. Die Gesellschaft von heute fordert all dies, was dem Menschen grundsätzlich schwer fällt. Unbegrenzte Flexibilität, nicht endende Anpassungsfähigkeit, ständige Verfügbarkeit. Diese atemlose Hast, in welcher wir uns befinden, ist dabei das Wesen, welches den intellektuell denkenden Menschen zerstört. Wir geben das Menschsein auf und versuchen stets, so kompatibel wie möglich zu sein. Doch daran werden wir nicht wachsen. Denn das Gegenteil von Mut in unserer Gesellschaft ist nicht Furcht, sondern Anpassung. Entschleunigung gilt als esoterischer Blödsinn. Eins ist jedoch sicher: im derzeitigen Kommunikations-overkill ist die Einsamkeit ein Grundgefühl unserer Zeit. Sie existiert stets als heimlicher Schatten falscher Zugehörigkeit eines digitalen Netzwerkes. Die Paradoxität in unserem Denken wird immer größer. So fordert beispielsweise die Gesellschaft, vom Menschen sich stetig weiter zu bilden, niemals soll er aufhören Dinge zu lernen. Wir verkürzen unsere Schulzeit und spucken 17 jährige Menschen auf den Arbeitsmarkt, im Glauben, dass sie diesen sofort und vollständig erfassen können. „ALLES, WAS MENSCHEN FÜR IHRE ENTWICKLUNG BRAUCHEN; UM INTELLEKTUELLE RESSOURCEN ZU BILDEN - MUSSE, ZEIT FÜR FREUNDSCHAFT, LANGEWEILE - WIRD GEOPFERT.“26 Unser Denken, unser Handeln und unser Lebensraum widersprechen sich selbst. So bauen wir heute Luxusstadtteile in Hafengebieten, wo das Leben eigentlich kaum möglich ist. Die Bewohner müssen horrende Summen bezahlen, nur damit sie sehen, wie die umweltverschmutzenden Riesenkreuzer gefeiert werden. Jede Ankunft, jede Schiffstaufe wird vom Tourismusverband inszeniert wie ein Großevent. Vergessen ist die klebrige Feinstaubmasse auf den Fenstern der Gebäude. Anstatt sich Lösungen zu überlegen, wie der Hafen sauberer gehalten werden kann und diese Fläche sinnvoll als Lebensraum genutzt werden kann, wird stets nur darüber nachgedacht, wie man am meisten Geld in die Stadt bekommt und das größte Ansehen nach außen tragen kann. Ist es nun also an der Zeit zur Besinnung, zum Zurückdenken, zum Erkennen, was wirklich wichtig ist? Wie wollen wir also morgen leben? Wir brauchen ein nachhaltiges Stadtsystem, welches Flächen nutzen kann, welche wir momentan nicht als Lebensraum definieren


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Ăœberlagerung von Zwischenraum

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Zwischenraum


VOM DAZWISCHEN, ZWISCHENRAUMSTADT, ZWISCHENRAUM Zwischenraum, Lücke, Raum, Abstand, Spalt, Strecke, Distanz, Zeitraum, Periode, Phase. Sowohl im Raum als auch in der Zeit entstehen Zwischenräume. Der Zwischenraum ist immer ein freier Raum, besonders zwischen zwei Dingen. Ein Spielraum, eine Lücke in einem eigentlich zusammenhängenden Ganzen. Ein zeitlicher Abstand zwischen zwei Vorgängen. Es gibt sowohl sichtbare, als auch nicht-sichtbare Zwischenräume, doch eines ist bei allen Zwischenräumen gleich, sie können Bedeutungen verändern und Dinge ins Wirken und Wanken bringen. Die öffentlichen Räume einer Stadt, das Dazwischen, beschreibt das Wesen einer Stadt. Dadurch wird die Stadt einmalig, dadurch unterscheiden sich die Städte voneinander. Das Dazwischen ist besiedelt von den Menschen und deren Bewegungen. Das Dazwischen als negativer Abdruck des städtischen Bildes. In den Städten unserer Zeit gibt es viel leeren, offenen Raum, „Raumleere“ (nach Fritzmeyer) in Hülle und Fülle. Allerdings ist diese Leere nicht gefasst zu öffentlichen Plätzen, sie ist einfach nur Leere an sich. „DENN DIE TRADITIONELLE DIALEKTIK VON BAUMASSE UND DARAUS HERAUSGESCHNITTENE LEERE, DIE POSITIV ALS RAUMKÖRPER WAHRNEHMBAR IST, WIRD ZUGUNSTEN EINES LOCKER MIT BAUTEN DURCHSETZTEN RAUMKONTINUUMS AUSSER KRAFT GESETZT.“27 Die moderne Stadt verändert die ehemalige Stadt der geschlossenen Plätze in eine Stadt der offenen Straßenkreuzungen, Wege und Grünstreifen, an welchen die Gebäude isoliert voneinander als passive Objekte in den Hintergrund treten. Doch diese Zwischenräume sind vielseitig definierbar. Zwischenräume können zwischen zwei Zeitpunkten oder räumlichen Elementen liegen, die hervorstechende Charaktereigenschaft von Zwischenräumen bleibt jedoch in beiden Fällen, dass sie sowohl verbindendes als auch trennendes Element sind. So stellt sich doch die Frage: können wir Zwischenräume nur zwischenzeitlich besiedeln, oder ist eine „Belebung“ des Zwischenraums auch längerfristig möglich? Hier entwickeln sich neue Möglichkeitsräume, wir müssen nur beginnen, den Zwischenraum zu begehen, zu beleben und zu behausen. Denn zwischen diesen Bauten eröffnet sich uns eine ganze Menge an neuem Raum, der Raum dazwischen, das eigentliche Leere, muss gefüllt werden. Das Wesen des Wohnens steckt in den Verbindungen, im Transitraum. Also, warum diese Wege

nicht gleich bewohnen. Denn das moderne Wohnen und die mit diesem einhergehende soziale Fragestellung, wie wohnen? Bezieht sich im Gegensatz zum Wohnen aus architekturgeschichtlicher Sicht weniger auf die Frage nach dem Wandel der technischen und ästhetischen Möglichkeiten oder Grundrissorganisationen, als viel mehr auf die Handlung der jeweiligen Subjekte, auf die Art und Weise, wie diese innerhalb einer räumlich organisierten Lebensweise wohnen. Die Frage welche uns also beschäftigen sollte, ist wie wir zukünftig diesen Raum nutzen und miteinander in ihm leben können. Schauen wir uns die Großstädte unserer Welt an, so können wir einen neuen Trend der Unübersichtlichkeit feststellen. Die heutigen Lebensformen sind immer weniger linear und durch eine Vielzahl von Brüchen gezeichnet. Finden wir doch noch in den Vororten unserer Vergangenheit die Gemeinschaft des Ortes, hier sind alle Akteure miteinander vertraut und auf das Kollektiv bezogen. Die Menschen achten aufeinander. Können wir diese Gemeinschaft nicht auch auf die urbane Ebene erweitern? Schließlich leben wir alle in der selben Stadt, in unserer Stadt, für welche wir als Bewohner verantwortlich sind. Können wir uns nicht eine kollektive Identität verschaffen, eine Vernetzung, welche uns einen situativen Identifikationsbezug vermittelt? Wir sollten der zunehmenden Anonymisierung unserer Gesellschaft entgegenwirken. Hier kommt die Architektur ins Spiel. Sie sollte nicht mehr die Architektur als Anordnung von Volumina im Raum sein, sondern als Architektur der Beziehungen funktionieren. Sie sollte es den Menschen möglich machen, mit anderen gleicher Art zusammen zu kommen und eine Gemeinschaft zu bilden. In der Architektur von morgen müssen wir Verbindungsräume schaffen. Räume, welche allen Bewohner einer Stadt zugänglich sind, um dort zusammenzukommen. Es muss eine freie Zirkulation der Menschen möglich sein. Die Stadt befindet sich in einem Zustand zerstreuter Momente von Konzentration und Dichte. Die Zukunft sollte neue Lebensformen entwickeln können. Eine grenzenlose Vielfalt neuer Formen von Urbanität, welche eben diesen Raum besetzen, der überflüssig zu sein scheint. In unserer nahen Zukunft wird die Stadt nicht mehr nur nach dem Maßstab Haus betrachtet, sondern eben auch ganz viel nach dem, was zwischen diesen Mauern der Gegenwart vor sich geht. Diese Bereiche der Stadt, an welchen sich Handlungen bündeln und die sich den herkömmlichen Lesearten entziehen. 43


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Nervenzellen und Synapsen


VON NEURONEN, TRANSMITTERN UND MOLEKÜLEN ODER DEN SYNAPSEN ALS ZWISCHENRAUM ZWISCHEN UNSEREN NERVEN-

ZELLEN

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VON NEURONEN, TRANSMITTERN UND MOLEKÜLEN ODER DEN SYNAPSEN ALS ZWISCHENRAUM ZWISCHEN UNSEREN NERVENZELLEN Mehrere Milliarden Nervenzellen ermöglichen dem Menschen täglich, immer wieder aufs neue zu handeln, zu denken, zu fühlen und zu sein. Sie sind es, die es möglich machen, dass der menschliche Körper Signale von den Sinnesorganen zum Gehirn und vom Gehirn zu Organen und Körperperipherien übertragen kann. Unzählige elektrische Impulse, welch den Menschen funktionieren lassen. Unsere Nervenzellen nutzen den Konzentrationsunterschied zwischen einem Innen und Außen und sind so fähig, Informationen auszutauschen. Von jeder Nervenzelle gehen sogenannte Nervenstränge aus, dies unterscheidet die Neuronen von anderen Zellen. Die Nervenstränge sind die Straßen und Wege für die elektrischen Impulse, welche von der Zelle ausgehen. Wir unterscheiden zwischen zwei Arten von Nervensträngen: Zum einen gibt es die Dendriten. Feinste plasmatischer Verästelungen nehmen die Informationen einer anderen Zelle auf und leiten diese an das Zellinnere weiter. Die zweite Art, der längste Verbindungsstrang der Zelle ist das Axon. Es ist dafür zuständig, die Aktion der Zelle selbst nach außen zu tragen und an die Dendriten einer anderen Zelle weiter zu geben. Durch die Verknüpfung untereinander bilden unsere Neuronen ein formbares, neurales Netzwerk. Das Werk dieser Vernetzung wird durch jeden Akt der Nutzung in seiner Wirkung etwas verändert. In der Biologie unterscheidet man unterschiedliche Arten von Nervenzellen. Die unipolare Nervenzelle (a) sie besitzt nur einen Fortsatz, von welchem an unterschiedlichen Stellen die Informationsaufnahme und -abgabe ausgehen. Man findet sie vor allem in der Netzhaut des Auges. Die Bipolare Nervenzelle (b) sie besitzen zwei Fortsätze, die eben die unterschiedlichen Funktionen „leiten“ und „empfangen“ ausüben und sind typische Nervenzellen der Sinnesorgane. Die multipolaren Nervenzellen (c) besitzen ein Axon und eine Vielzahl von Dendriten und sind der häufigste Typ des Nervensystems. Sie sind die motorischen Nervenzellen. Die pseudounipolaren Nervenzellen (d) besitzen wie die Bipolare Nervenzelle zwei Fortsätze, welche allerdings an einer Mündungsstelle ineinander übergehen. Sie übermitteln sensorischen Informationen ans Rückenmark. Egal mit welcher Art von Nervenzelle wir es letztendlich zu tun haben, die wirkliche Verbindung der Zellen untereinander geschieht am Ende immer über die Synapse. Eine Nervenzelle kann durch 46

eine Vielzahl von Synapsen mit anderen Nervenzellen in Verbindung treten. Sie ist die neuronale Verknüpfung und ist für die Verarbeitung von Informationen im neuronalen Netz unbedingt notwendig. Sie sitzt als Schnittstelle zwischen den einzelnen Zellen zwischen Axon und Dendriten. Um eine Information von einer Zelle zu einer anderen übertragen zu können ,muss eine Lücke überwunden werden, eine Schwelle überschritten, der synaptische Spalt. Dazu ist eine Übertragungssubstanz notwendig. Die Synapse sendet also biochemische Moleküle als Neurotransmitter aus, um die elektrischen Impulse durch alle unsere Nervenbahnen zu schicken. Was passiert nun, wenn wir diesen biologischen Vorgang unseres Körpers auf die Stadt und unseren Lebensraum übertragen? Sind wir, die wir in ihr wohnen, in unseren Vierteln und Stadtteilen in den Nervenzellen gefangen? Und bewegen wir uns über ein Netzwerk von Dendriten- und Axomenstraßen in ihr? Finden wir nun im Zwischenraum unserer Stadt die Synapsen, den Zwischenraum zwischen unseren Nervenzellen wieder? All dies könnte als Beschreibung dieser seltsamen Stelle im Zwischenraum der Stadt dienen. Gehen wir noch weiter, so stellen wir fest, so unterschiedlich wie die einzelnen Nervenzellen, so unterschiedlich ist auch unser jetziger Lebensraum, und ebenso wie sich die elektrischen Impulse über die Nervenstränge in unserem Körper verteilen, wandeln wir im Transitraum unserer Städte oder gar von Stadt zu Stadt. Oft wird der Zwischenraum, der Transitraum unserer Stadt als Nicht-Ort, Schwelle oder Lücke bezeichnet. Zeigen wir nun die Lücken dieses Netwerkes auf, so finden wir dort unsere Synapse in unserem direkten Lebensumfeld. Die Synapse verbindet also alles miteinander. Nun ist es also an der Zeit, ein Molekül zu erschaffen, welches in unserem sozial-kulturellen Miteinander, dem Leben im urbanen Netzwerk, dem neu zu definierenden des transitorischen Zwischenraumes als Neurotransmitter funktionieren kann. Diese Moleküle sollen als architektonischer Wohnraum, als Implantat in die Stadt, an diese synaptischen Stellen eingesetzt werden.

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Elekromikroskopische Aufnahme eines Neuronennetzwerkes

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Die unterschiedlichen Arten der Nervenzellen


(a)

(b)

(c)

(d)

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ZWISCHENRAUMSTADT

IMPROVISATION IM ZWISCHEMRAUM DER GESELLSCHAFT

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Z W I S C H E N R A U M S TA D T IMPROVISATION IM ZWISCHENRAUM DER GESELLESCHAFT

Tauchen wir also ein in die Knotenpunkte des Hamburger Transitraumes, finden wir einige Synapsen des urbanen Bewegungsflusses. BEREICH ALTONA-NORD // STELLINGEN: Zusammentreffen der Bahnlinie der S3, S31 zwischen Altona bis Stellingen, der S21 von Holstenstrasse bis Stellingen. Dem S-Bahnhof Diebsteich. Der Regio R60 und R70. Das Gleisbett der Deutschenbahn in Hamburg-Stellingen. Den Straßen Stresemannstraße und Kielerstraße (B4) und der Autobahn A7. Am interessantesten erscheint mir der Bereich des ehemaligen Rückhaltefbeckens unterhalb der S-Bahnlinien. BEREICH ST. GEORG HAMMERBROOK: Zusammentreffen der Bahnlinie aus Süden kommend. Die S-Bahnlinien S21 und S2. Sie Bahnline aus Berlin und der Regio R20. Teilung der S-Bahn strecken Ost und Süd. Die S-Bahnlinien S31 und S3. Der Güterverkehr Richtung Osten. Die Spaldingstraße, Nordkanalstraße als Verbindungsstraße zwischen Heidenkampsweg und Amsinkstraße als Haupteinfallsstraßen Hamburgs. Die interessante Stelle ist hier die S-Bahnbrücke der S-Bahn Richtung Süden. BEREICH ROTHENBURGSORT // ELBBRÜCKEN // HAMMERBROOK: Zusammentreffen der Bahnlinie aus Süden kommend. Die S-Bahnlinien S21 und S2. Sie Bahnline aus Berlin und der Regio R20. Der Güterverkehr Richtung Osten. Die Billhorner Brückenstrasse (B4/B75). Heidenkampsweg und Amsinkstraße als Haupteinfallsstraßen Hamburgs. Als sehr interessantes Gebiet wäre hier der Brandshof als Knotenpunkt und kulturell diskutierte Schnittstelle am Eingangstor der Stadt.

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Transitraum Hamburgs mir Entwurfsberiechen

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Knotenpunkt Brandshof

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Synapsen unserer Stadt

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Synapsen unserer Stadt


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Knotenpunkt Spaldingstraße

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Knotenpunkt Diebsteich

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Knotenpunkt Diebsteich


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Synapsen unserer Stadt

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VOM ZUSAMMENHANG DER STRUKTUREN Das Sechseck oder Hexagon ist ein Polygon und besteht, wie der Name schon sagt, aus sechs Ecken und sechs Seiten. Alle Winkel im Sechseck haben die gleiche Größe von 120°, alle sechs Seiten sind gleich lang. Werden die sich jeweils gegenüberliegenden Ecken miteinander verbunden, so erhält man sechs gleichseitige Dreiecke. Das Sechseck ist neben den Dreiecken und den Vierecken die einzige polygonale Struktur, welche sich unendlich erweitern lässt, da Winkel und Seiten in der gleichen Größe stets aneinander passen. Das Sechseck weist die größte Nähe zum Kreis auf und hat somit bei gleicher Menge an Baumaterial den größten Flächeninhalt. Das Verhältnis Umfang,

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Hexagonverbindung

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Bienenwaben der Wildbiene

Fläche ist nie besser. Am Beispiel der Bienenwaben, sehen wir, dass auch die Konstruktion des Sechseckes eine statisch sehr günstige Form ist. Die Stabilität der Wabenstruktur ist unübertroffen. Gerade im Leichtbau und im Flugzeugbau wird diese oft aufgrund des geringen Materialaufwandes verwendet.Jede Zellwand wird doppelt genutzt. Das Hexagon ist also Energie sparend und stabil. Die architektonische Struktur setzt sich aus drei unterschiedlichen Fassadenelemente zusammen. Das Glaselement, das schallabsorbierende Element und das bepflanzte Element eines urbanen Gartens.


perforierter Stahl

Bepflanzung

absorbtions Element

Hydrations und Tr채gervlies

Glaselement

Wandelement

Wandelement

Struktur

Struktur

Struktur

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Systemdarstellung des Fassadenaufbaus mit unterschiedlichen Elementen

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VOM FORMEN UND REAGIEREN

Wie sich die architektonische Struktur in die Transitstelle einbindet, ist vor allem vom äußeren Einfluss LÄRM abhängig. Aufgrund ihrer intelligenten Fassade, welche entweder den Schall absorbieren, umlenken oder brechen kann. Je nach Fassadenelement wird sich die Struktur dem Lärm auf eine andere Weise zu- oder abwenden. So sind die reflektierenden Glaselemente so anzuordnen, dass sie den Lärm nach oben in die Atmosphäre ablenken, dorthin, wo es kein Hindernis mehr gibt, an welchem der Schall reflektiert werden kann. Als weitere Möglichkeit können diese Elemente gegenüber eines Absorberelementes angeordnet werden. Das Glaselement reflektiert dann den Schall in die Richtung des Absorbers, welcher ihn schluckt. Des weiteren gibt es ein bepflanztes Fassadenelement. Die besondere Fähigkeiten von großblättrigen Pflanzen ist, den Schall zu brechen und den umherrschenden Lärm so zu absorbieren, sie sind die natürlichen Lärmschlucker unserer Umwelt. Gleichzeitig besitzen sie die besondere Fähigkeit das schädliche Stickstoffdioxid von Autoabgasen und den aus winzigen Partikel bestehenden Feinstaub aus der Luft zu filtern. Damit können sie die Luftverschmutzung um bis zu 30% reduzieren. Sie sind also als Absorbtionsfläche dem Lärm zuzuwenden. Das dritte Ellement ist ein schallabsorbierendes Fassadenelement. Es besteht aus einer perforierten Stahloberfläche, welche die Schallwellen nicht reflektiert. Hinter der Abdeckung liegt eine Membran, welche in der Lage ist, die Schallwellen zu absorbieren. Auch dieses Element ist so dem Lärm des Transits zuzuwenden. Als weiteres Gestalltungselement kann die Dynamik des Transits aufgenommen werden. Folgt man den, den Ort umgebenden, Wegen und ihren Richtungen so entstehen Kraftlinien, welche die Struktur in verschiedene Richtungen, leiten. Gleichzeitig kann die Geschwindigkeit der Verkehrsmittel die Form beeinflussen. Je schneller der Transit um so dynamischer die Fassade, welche sich diesem entgegenstellt. 60


Die glatte Oberfläche des Glaselements reflektiert den Schall, durch Schrägstellung wird er nach oben in die Atmosphäre oder in Richtung Absorberelement abgelenkt.

Die bepflanzte Oberfläche reduziert die Schadstoffkonzentration in der Luft um bis zu 30 %. Großblättrige Pflanzen brechen die Schallwellen und absorbieren den Lärm.

Die perforierte Oberfläche ist ein schallabsorbierendes Fassadenelement, die Perferation nimmt die Schallwellen auf und leitet sie in die absorbierende Membran.

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Systemdarstellung Schallabsorbtion und -reflexion

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Radiale Schallwellen ausgehend vom Erreger im Raum

Einflussbereich und -richtung wirken direkt auf die Form

Wege und Schienen bestimmen die äuĂ&#x;ere Dynamik

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Systemgrundriss Level 1 M 1:2500

Systemgrundriss Level 0 M 1:2500

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Systemgrundriss Level 2 M 1:2500

Systemschnitt maĂ&#x;stabslos

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Radiale Schallwellen ausgehend vom Erreger im Raum

Einflussbereich und -richtung wirken direkt auf die Form

Wege und Schienen bestimmen die äuĂ&#x;ere Dynamik

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Systemgrundriss Level 2 M 1:2500

Systemschnitt maĂ&#x;stabslos

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Systemgrundriss Level 1 M 1:2500

Systemgrundriss Level 0 M 1:2500

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Radiale Schallwellen ausgehend vom Erreger im Raum

Einflussbereich und -richtung wirken direkt auf die Form

Wege und Schienen bestimmen die äuĂ&#x;ere Dynamik

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Systemgrundriss Level 1 M 1:2500

Systemgrundriss Level 0 M 1:2500

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Systemgrundriss Level 2 M 1:2500

Systemschnitt maĂ&#x;stabslos

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VOM FLIESSEN DER RÄUME

Fließende Räume, nicht flüssig, nicht fest. Wie ist der Raum zu beschreiben, welcher sich hier vor uns öffnet, natürlich ist es ein Raum mit festen Außenwänden, gebaut aus statischem Material, Materie, welche physikalisch gesehen, keine Gemeinsamkeit mit Flüssigkeit aufweisen kann. Doch wir gewinnen beim Betreten den Eindruck, als würde alles fließen, als sei der Raum in einer ständigen Transformation seiner selbst. Raum wird mit Raum verwickelt, Landschaften werden zu Gebäuden, Straßen zu Fassaden, Innen wird Außen, Außen wird Innen, der Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum. Es scheint uns, als würden die Materialien die Energien leiten und eine bestimmte Verbindung zwischen den Körpern, zwischen Körper und Raum herstellen. Wir fühlen uns dem Raum verbunden, als seien wir Teil von ihm, als gäbe es Einklang mit ihm und den Bewegungen unseres Lebens. Das Leben passt nicht in ein Raster, lässt sich nicht hineinpressen, wieso wollen wir es also in gerasterten, gepressten Räumen verbringen? Die Faltung, die Überlagerung, Abstraktion und Verschmelzung von fließenden Räumen, bietet uns neue Möglichkeiten der sozialen Interaktion. Alles in ihnen, Wände, Decke, Boden scheinen stets in Bewegung zu sein, so wie der Mensch in der Digi80

talen Gesellschaft ebenfalls stets in Bewegung ist. Alles fließt hier zusammen, Arbeiten, Leben, Sein. So kann das Gebäude heute nicht mehr nur für einen Zweck gedacht werden. Es muss sich winden und wandeln können und eine stetige Transformation aufweisen. Denn die Komplexität und die Dynamik des heutigen Lebens ist kein platonisches, kein geistiges Gitter. So befinden wir uns in unserem Leben, in unserem Transitraum und in unseren Räumen in stetigem Wandel.


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FlieĂ&#x;ender Raum, Zaha Hadid, Entwurfsskizze fĂźr Pierresvives Montpellier

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Erfahren//Erleben//Entwickeln Experimental- und Forschungsbereich Workshop und Seminar Auditorium Projektraum

Helfen//Teilen//Handeln Reintegrations- und Resozialisierungsbereich Kommunikationsfl채che Gemeinschaftsfl채che Wohnwerkstattgemeinschaft Wohnprojekt

F체hlen//Erleben//Handeln Wohnstudio Maisonettestudio Studio Werkstatt Atelier

F체hlen//Sehen//Verbinden Gallerie Luftraum Nebenraum Ruheraum

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Grundriss Level 0, M 1:550 83


Grundriss Level 1, M 1:550 84


Grundriss Level 2, M 1:550

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VOM ZWISCHENRAUM DER GESELLSCHAFT Dort, an der Stelle, an welcher die neuen glänzenden Bauten des Luxusstadtteils der HafenCity nicht mehr hinreichen, dort unter der Brücke. Brücken bieten uns Schutz vor den natürlichen Gewalten. Heimatlose Menschen ziehen sich dort hin zurück. Ein umschlossener Raum, Geborgenheit im lauten, wilden, rasanten Transitraum unserer Städte. Umschlossen vom Verkehr, die Stelle, an welcher sich alles bündelt. Der Transitraum stellt sich hier in verschiedenen Ebenen dar. Der Mensch braucht eine sichere Höhle, um nicht verloren zu gehen, um sich selbst nicht zu verlieren. Menschen verlieren sich selbst, verlieren ihre Arbeit, ihr Zuhause, werden von Freunden und Familie verlassen. Menschen verlassen ihre vertraute Umgebung und versuchen in ihnen unbekannten Städten Arbeit, Wohnraum und Glück zu finden. Sie benötigen einen Ort, um sich wieder zu finden und mit Menschen in ähnlichen Situationen zusammen zu kommen. Ebenso die Menschen, welche in der

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Stadt ihre Zufriedenheit verloren haben und etwas Neues schaffen wollen, brauchen diesen Ort. Es soll nun also ein Ort des Zusammenkommens geschaffen werden. Ein Ort, an welchem jeder „sein“ kann. Hier soll geholfen und unterstützt, gemeinsam etwas geschaffen werden. Hier werden Menschen aufgefangen. Hier sollen Ideen in Wohnwerkstätten umgesetzt werden. Hier kann man sich weiterbilden oder Wissen auf Forschungs- und Experimentalflächen vermitteln, durch Workshops und Seminare. Jeder kann etwas und kann anderen etwas beibringen. Hier soll im Austausch auf Kommunikations- und Gemeinschaftsflächen Lösungen für Probleme gefunden werden. Wir müssen wieder näher zusammenrücken und dürfen uns nicht weiter hinter der virtuellen Welt des Home Office verstecken. Hier gibt es Wohnraum für Wohnprojekte, Wohnraum, welcher in unseren Städten so knapp geworden ist. Kreativ- und Wohnstudios für „Projektbezogenes Verweilen“, für kurze


Zeit oder eine kleine Ewigkeit. Wen findet man nun hier? Die „Randgruppen“ der Gesellschaft? Der Heimatlose, welcher verzweifelt einen Platz zum Schlafen sucht, der Arbeitslose, welcher sich nach einer Aufgabe sehnt, der junge Andere, der die Welt verändern möchte. Die Familie, welche nicht mehr nur „Vater, Mutter, Kind“ sein will. All jene, welche mit unserer heutigen Gesellschaft unzufrieden sind, und all jene, die den Mut haben, nach einer Veränderung zu schreien. Die „Randgruppen“ der Gesellschaft? Randgruppen gibt es nur dann, wenn ein Innen und Außen existiert. Eine soziale Randgruppe besteht nur unter der Annahme, dass das Innere homogen und gut funktioniert. Doch wo ist dieses Innere in unserer heutigen Gesellschaft? So ist vielleicht nicht die Randgruppe der negative Aspekt in unserer Gesellschaft, sondern die Gesellschaft selbst, wenn sie Menschen an den Rand

stellt. Wird man an den Rand getrieben, sobald man nicht im Strom mitschwimmt, sich auflehnt, seiner Unzufriedenheit kundtut? Doch genau diese scheinbar Randständigen sind es wohl auch, welche der Gesellschaft aus der Krise helfen und ihr eine Chance der Veränderung bieten. Sie stehen nicht am Rand, sie stehen inmitten aller, wollen sich nicht für schwarz oder weiß entscheiden und versuchen, alles zusammen zu halten, damit unser Planet und unsere Gesellschaft nicht vollständig auseinander driftet. Sie stehen im Zwischenraum. Im Zwischenraum der Stadt soll nun ein Ort entstehen, welcher den Menschen, welche in diesem Zwischenraum der Gesellschaft stehen, die Möglichkeit bietet, ihre Ideen umzusetzen und sich eine gemeinsame bessere Zukunft zu erträumen.

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L채ngsschnitt, M 1:550

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VOM ENDE UND DEM, WAS DANACH KOMMT

Der Transitraum ist nicht mehr nur ein Teil unserer heutigen Städte, nein, er dominiert diesen sogar. Es ist für uns als Benutzer der Stadt an der Zeit, diesen zu akzeptieren und ihm einen neuen, besonderen Wert zu geben. Um den Transitraum zu beschreiben, benutzen wir ein besonderes, ja fast poetisches Vokabular. Wir sprechen von Kurven, Wicklungen, malerisch geschwungenen Wegen, allerdings ausschließlich für den Verkehr bestimmt. Wenn wir diesen Raum so schön beschreiben können, warum benutzen wir dieses Vokabular nicht für einen Raum, in welchem sich Menschen bewegen und leben können? Warum können nicht die Menschen und die Fahrzeuge gleichwertig in diesem Raum existieren? Betrachten wir heute den Transitraum ausschließlich als Organisator der Stadt, so wird es schwierig, diesen in die Praktiken und Gewohnheiten der Stadtbewohner zu integrieren. Sehen wir ihn jedoch als „Lebensraum“, so können wir neues Potential aus ihm schöpfen. Nicht-Orte, unzählige „verlassene“ Bereiche in den Straßen, identitätslose Flächen, Reststücke, alles Orte, welche durchaus einem anderen, besseren oder überhaupt einem Nutzen dienen können. Ihnen muss nur eine neue Identität zu-

teil werden, transformiert werden, erobert werden, benutzt werden. Schienen, Hochtrassen, Brücken und Straßen sind die formenden Elemente der neuen implantierten Architektur, sie ist ähnlich einem Impfstoff, welcher das Virus enthält, welches er eigentlich bekämpfen soll. Sie soll das Gefüge der Stadt neu ordnen und neu definieren. Sie ist die Verwebung, die Vernetzung wichtiger Elemente, sie ist der Transmitterstoff, welcher eine Kommunikation der Bewohner unterschiedlichster Schichten ermöglicht. Menschen sollen wieder zusammenkommen, sollen miteinander wachsen, Dinge entwickeln, zusammen leben. Hier wird aus den in unserer heutigen Gesellschaft beschriebenen „Randgruppen“ eine Gemeinschaft kreativer, engagierter und zukunftsorientierter Menschen. Wie ein pflanzlicher Muskel kann sich dieser neue Lebensraum in einigen Jahren über die gesamte Stadt erstrecken. Ein zusammenhängendes, grünes Band, welches die Synapsen innerhalb unserer Städte verbindet und einer neuen Kommunikation und einer gemeinschaftsorientierten Gesellschaft einen Raum bieten kann. 93


ANMERKUNGEN 1 Renaat Braem, Herbeginnen van O, 1934; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail, S.240 2 Tobias Timm Zeit Online, Schlösser fürs Volk, 09.08.2012 3 Marc Augé, Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1994, S. 111 4 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe S. 35 5 Piet Mondrian, Neo-Plastizismus. Die Wohnung Die Straße - Die Stadt, 1926; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail, S. 174 6 Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.7 7 Renaat Braem 1979; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 249 8 Frei Otto, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 299 9 Hans-Jörg Bullinger & Brigitte Rötler, Morgenstadt. Wie wir morgen leben wollen: Lösungen für das urbane Leben der Zukunft, Carl Hanser Verlag, München 2012 S. 8 10 Frei Otto im Interview mit dem Architekturmuseum 2012; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Editi94

on Detail S. 303 11 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe S. 12 12 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe S. 12 13 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 KarlsruheS. 33 14 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 KarlsruheS. 35 15 Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe, Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 2012, S.89 16 Hans Blumberg, Schiffbruch mit Zuschauer, Surkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1997, S. 24 17 Marc Augé, Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1994, S. 111 18 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe S.70 19 Gilles Deleuze, Logik des Sinns, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1993, S. 136 20 Pierre Bourdieu & Loic J.D. Wacquant, Reflexive Anthropologie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2006, S. 13 21 Gilles Deleuze & felix Guattari, Was ist Philosophie?, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2000, S. 111 22 Petra Kempf, (K)ein Ort Nirgends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe S.120 23 Marc Augé, Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1994 S.111 24 Christopher Dell, Replaycity: Improvisation als urbane Praxis, Jovis Verlag, Berlin, 2011, S. 13 25 Susanne Gaschke, Wie wollen wir leben? Zeit Online, 25.04.2008 26 Susanne Gaschke, Wie wollen wir leben? Zeit Online, 25.04.2008 27 Fritz Neumeyer, Städtischer Raum...Ein architektonisches Phänomen, Der Architekt Ausgabe 2/12


ABBILDVERZEICHNIS 1 Titelblatt, eigene Darstellung 2 Zukunftskapsel, Fotografie: Max Wiotte 3 Renaat Braem, Bandstad, Grundriss einer Wohnzelle 1969, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.10 4 Renaat Braem, Bandstad, Inneres einer Wohnzelle 1969, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.10 5 Renaat Braem, Bandstad, Querschnitt der Megastruktur, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.10 6 a und b Renaat Braem, Bandstad,Teile des Lageplans der Megastruktur, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.11 7 Craig Hodgetts, Ecotopia, Blick auf die Bucht von San Francisco mit Solarkraftwerken, 1982, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S.5 8 Craig Hodgetts, Ecotopia, Bahnhöfe einer Magnetbahn mit Solarspeichern, 1982, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 249 9 Frei Otto, Stadt unter einer Großhülle, Ideenskizze, 1966/67, koloriert 1980; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusse-

ums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 297 10 Frei Otto Stadt der Zukunft, Skizze, 1964, Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 297 11 Richard Buckmister Fuller, Überkuppelung von Midtown Manhatten, 1960; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 297 12 Frei Otto, Mining in the arctic, Entwurf für eine Stadt in der Arktis, Zeichnung 1953; Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail S. 297 13 Die Vernetzung der Welt, http://www.drlima. net/2012/04/das-komplette-verkehrsnetz-der-weltvisualisiert/ 14 - 18 Hamburg Karte aufgeteilt nach Funktion, eigene Darstellung 19 Gesamt-Stickoxidemissionen Hamburgs der wichtigsten Quellgruppen in Prozent, Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe, Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 2012, S. 45 20 Windverteilung und Windrichtung Hamburgs, Dipl.-Ing. H. Lorentz, Dipl.-Ing. W. Schmidt Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH und co KG, Berechnung KFZ-bedingter Schadstoffemmission und Immission in Hamburg, Dezember 2010 S. 29 21 Gesamt-Feinstaubemission Hamburgs der wichtigsten Quellgruppen in Prozent, Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe, Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 2012, S. 45 22 Immissionen Stickstoffoxid im Hamburger Hauptstraßennetz, Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe, Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 95


2012, S. 32 23 Immissionen Feinstaub im Hamburger Hauptstraßennetz, Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe, Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 2012, S. 33 24 Hintergrundbelastung der Stikstoffoxide für die Stadt Hamburg, Dipl.-Ing. H. Lorentz, Dipl.-Ing. W. Schmidt Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH und co KG, Berechnung KFZ-bedingter Schadstoffemmission und Immission in Hamburg, Dezember 2010 S. 28 25 Überlagerung der Lärmkarten von Schinen- und Starßenlärm, eigene Darstellung 26 Überlagerung der Stickstoffoxid und Feinstaubbelastungskarten aus dem Straßenverkehr, eigene Darstellung 27 Reflexion von Schall, http://www.coop-himmelblau.at/architecture/projects/pavilion-21-mini-opera-space/ 28 Lärmbelastung der einzelnen Verkehrsmittel, Bayrisches Landesamt für Umwelt, Umweltwissen - Lärm, Straßen, Schienen 2008 29 vertical garden, die grüne Fassade, http://buildipedia.com/images/masterformat/Channels/Go_ Green/Vertical_Garden/Vertical_Garden_03.jpg 30 Hamburgs transitorische Knotenpunke, eigene Darstellung 31 livingstation Bolonia, http://www.flickriver.com/ photos/paolomargari/623280531/ 32 Papierschnitt von Hansjörg Schneiderschke, http://www.ingfinder.com/newsitem/254 33 Vernetzung der zu bauenden Heterotopie, eigene Darstellung 34 Überlagerung von Zwischenraum, eigene Darstellung 35 Zwischenraum, eigene Darstellung 36 Nervenzellen und Synapsen, http://resveratrolalzheimerdotorg.files.wordpress.com/2011/08/ gehirnzellen_resveratrol_alzheimer.jpg 37 Elekromikroskopische Aufnahme eines Neuronennetzwerkes, http://www.mpg.de/473517/pressemitteilung2003021 38 Die unterschiedlichen Arten der Nervenzellen, eigene Darstellung 39 Transitraum Hamburgs mir Entwurfsberiechen, eigene Darstellung 40 Knotenpunkt Brandshof, 3D-Modell, eigene Darstellung 41 Knotenpunkt Brandshof, Katasterplan LGV Hamburg 42 Synapsen unserer Stadt, eigene Darstellung 43 Synapsen unserer Stadt, eigene Darstellung 44 Knotenpunkt Spaldingstraße, 3D-Modell, eigene Darstellung 45 Knotenpunkt Spaldingstraße, Katasterplan LGV Hamburg 46 Knotenpunkt Diebsteich, 3D-Modell, eigene Darstellung 96

47 Knotenpunkt Diebsteich, Katasterplan LGV Hamburg 48 Synapsen unserer Stadt, eigene Darstellung 49 Hexagonverbindung, eigene Darstellung 50 Bienenwabe der Wildbiene, http://www.adpic. de/data/picture/detail/Bienenwaben_3_57582.jpg http://www.adpic.de/data/picture/detail/Bienenwaben_1_57584.jpg 51 Systemdarstellung des Fassadenaufbaus mit unterschiedlichen Elementen, eigene Darstellung 52 Systemdarstellung Schallabsorbtion und -reflexion, eigene Darstellung 53 Fließender Raum, Zaha Hadid, Entwurfsskizze für Pierresvives Montpellier, http://www.e-architect. co.uk/paris/pierre_vives_montpellier.htm Alle weiteren Abbildungen sind von mir angefertigte, projektbezogene Darstellungen.


LITERATURVERZEICHNIS Christine Pitzke Nächste Nähe weit entfernt, Jung und Jung Verlag, Salzburg 2007 Christopher Dell Replaycity: Improvisation als urbane Praxis, Jovis Verlag, Berlin, 2011 Florian Rötzler Urbanität in Netzen, Vom Take Over der Städte in: Mythos Metropole, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1995 Gerald Rauninger Charon, Eine Ästhetik der Grenzüberschreitung, Passagenverlag, Wien, 1999 Gilles Deleuze Logik des Sinns, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1993 Gilles Deleuze & Felix Guattari Was ist Philosophie?, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2000 Hans Bayruhuber Linder Biologie SII, Lehrbuch für die Oberstufe, Schroedel Verlag GmbH, 21. Auflage, Hannover 1998 Hans Blumberg Schiffbruch mit Zuschauer, Surkamp Verlag, frankfurt am Main, 1997 Hans-Jörg Bullinger & Brigitte Rötler Morgenstadt. Wie wir morgen leben wollen: Lösungen für das urbane Leben der Zukunft, Carl Hanser Verlag, München 2012 Jacques Derrida Die Schrift und die Differenz, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 1976 Jean François Lyotard, Perspektiven Metropolitaner Kultur, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2000 Marc Augé Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1994 Michael Foucault Die Heterotopie - Der utopische Körper, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 2000

te oder Perspektive einer anderen Ästhetik, eclam Verlag, Leipzig, 2002 Petra Kempf (K)ein Ort Niergends, - Der Transitraum im urbanen Netzwerk, KIT Sientific Publisching, 2010 Karlsruhe Pierre Bourdieu & Loic J.D. Wacquant Reflexive Anthropologie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main Winfried Nerdinger mit Markus Einsen und Hilde Strobel, L‘architecture engagée - Manifest zur Veränderung der Gesellschaft, Publikation zur Ausstellung des Architekturmusseums der Technischen Universität Münchenin der Pinakothek der Moderne 14.Juni bis 2. September 2012, Edition Detail GUTACHTEN Bayrisches Landesamt für Umwelt Umweltwissen - Lärm, Straßen, Schienen 2008 Dipl.-Ing. H. Lorentz, Dipl.-Ing. W. Schmidt Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH und co KG, Berechnung KFZ-bedingter Schadstoffemmission und Immission in Hamburg, Dezember 2010 Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Immissionsschutz und Betriebe Luftleitplan für Hamburg, 1. Fortschreibung, Behörde für Stadthausbrücke8, 20355 Hamburg, Dezembuer 2012 ARTIKEL Götz Werner im Interview mit dem Oldenburger Lokalteil, Die Utopie von heute ist die Realität der Zukunft, veröffentlicht am 13.05.2012 Andrea Hunninger Zeit Online, Der andere amerikanische Traum, 20.12.2012 Fritz Neumeyer Der Architekt Ausgabe 2/12 Städtischer Raum...Ein architektonisches Phänomen, Manuela Lenzen Zeit Online, Wir sind die Zwischenräume, 09.10.2003

Andere Räume in: Aisthesis, Wahrnehmung Heu97


Peter Bieri Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wie wollen wir leben? 09.09.2011

http://www.baulinks.de/webplugin/2011/0142.php4 http://www.verticalgardenpatrickblanc.com/

Peter Voßwinkel taz.de, Frei Otto: Architektur der Zukunft 1, 03.04.2010 taz.de, Frei Otto: Architektur der Zukunft 2, 19.04.2010 Susanne Gaschke Zeit Online, Wie wir leben wollen, 25.04.2008 Tobias Kniebe Süddeutsche Zeitung, Kriegerin für die neue Urzeit 19.12.2012 Tobias Timm Zeit Online, Schlösser fürs Volk, 09.08.2012 ESSEYS Peter Sloterdijk Foam City, ArchPlus 169/170, Mai 2004 http://www.uni-weimar.de/cms/uploads/media/sloterdijk_arch_169_170_FoamCity2.pdf Versuch über das Leben der Künstler, www. petersloterdijk.net Prof. Bernd Knies, Prof. Christopher Dell Nachbarschaft, Essey WEITERFÜHRENDE INTERNETQUELLEN Duden Online http://www.duden.de/rechtschreibung/Transit_ Durchreise_Transport http://www.duden.de/rechtschreibung/Transitraum http://www.duden.de/rechtschreibung/Zwischenraum Hamburger Stadtteile www.hamburg.de/stadtteile Nervenzellen http://www.planet-wissen.de/natur_technik/anatomie_mensch/nerven/nervenzellen.jsp Pflanzen http://www.gartentechnik.de/News/2006/11/01/ pflanzen_bieten_natuerlichen_schallschutz/ 98


DANKE dir und mir und uns... ...Prof. Lothar Eckhardt und Maurice Paulussen für Rat und Hilfe und Anregungen. Freunden und Familie für die Begleitung durch Höhen und Tiefen. 99


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