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MINDERHEITEN WERDEN ZU MEHRHEITEN, DAS IST EINFACH SO
from EPICULTURA 03
by s.motyl
die Stadtteile gehen auf die Barrikaden. Wenn die hören, dass ein Asylbewerberheim, auch nur in der Nähe einer Schule hinkommen soll, dann hört sich das immer an, als ob eine Forensische Anstalt in der Nähe eines Kindergarten errichten werden soll.
Das ist dann einfach dieses nicht angenommen werden und sich durchkämpfen müssen. Da hinten stört es niemanden. Da sagt niemand was. Da gibt es keine Lobby, die dagegen an stinkt. Deswegen sind es auch immer die benachteiligten Stadtteile, weil wenig Leute Anwälte haben. Das ist auch ganz klar in Schwachhausen, einem gehobenen Mittelklasse Stadtteil in Bremen der Fall. Da ist der halbe Stadtteil erst mal zum Anwalt gerannt, als sie den Zeitungsartikel über die Eröffnung gelesen haben. So was können sich Gröpelinger nicht leisten. Von daher wird ein solches Heim eher dahin gebaut aber einfach nur, weil die Menschen dort sich nicht durchsetzen können. Die Stadtteile die zu reich sind, da kriegt man das schlecht rein.
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Hast du dafür ein Beispiel?
Als für drei Monate dann eines in Schwachhausen errichtet wurde, hat Schwachhausen gesagt „Das halten wir doch durch, wir engagieren uns richtig.“ 60 Leute haben sich ehrenamtlich gemeldet, Kühlschränke und Spielzeug gespendet. Dann stand in der Zeitung: Schwachhausen gerät in Bewegung. Das war aber halt nur, weil sie gedacht haben Ach für drei Monate wirft das ja nochmal ein gutes Licht auf unseren Stadtteil, aber als die drei Monate vorbei waren und der Standort verlängert wurde, zack, sind erst mal alle Ehrenamtlichen wieder ausgetreten. Dann war aber auch Schluss mit Lustig. Jetzt akzeptieren sie es gerade noch so aber auch nur, weil sie immer hingehalten werden und wir natürlich auf Zeit spielen. „Ja wann wird das denn jetzt hier wieder dicht gemacht?“ Also Schwachhausen wird langsam unruhig und mit derer Engagement ist langsam auch vorbei. An so was liegt es jedenfalls, dass Asylbewerberheime an Randgebiete verlegt werden.
Was wäre Deiner Meinung nach sinnvoll?
Es würde viel mehr bringen, wenn die Leute sich einbringen dürften. Wenn sie arbeiten, gleich was machen und selbstständig sein dürften. Sie müssen eine Zeit lang in den Heimen wohnen. Früher mussten man vier Jahre in so einem Heim wohnen bis man ausziehen durfte. In Minizimmern. Vier Jahre. Da wirst du ja verrückt. Nicht zur Schule gehen. Keiner Arbeit nachgehen. Nix. Ich finde die Option sollte gegen sein, dass wenn du hier ankommst und eine Unterkunft hast, dich jemand betreut, du eingebunden werden kannst aber dann freiwillig, wenn du den Zeitpunkt siehst und gehen kannst. Du sitzt da: „Ja, was mache ich denn jetzt?“. Dann fängst du an zu dealen und irgendwelche Sachen zu machen, um A an Geld zu kommen, weil du von den Asylbewerberleistungen dein Leben nicht bestreiten kannst. Das geht einfach nicht. Das sind einfach so Sachen, die eher gemacht werden müssen. Für alle Kinder Schulplätze, das klappt noch so grade aber Kitaplätze wären noch viel wichtiger. So, die Kitas wollen die Kinder nicht aber es müsste, sagen wir mal 3-4 feste Kitaplätze innerhalb von 20 geben. Es müsste fast schon eine Asylquote geben, die sie dann einfach integrieren müssten. E
Natürlich müssten sie auch Arbeiten dürfen, dann könnten die Leute nicht mehr behaupten, dass sie faul sind und dem Staat auf Tasche liegen. Die meisten wollen was machen und dürfen nicht. Die denken sich auch ´Was ist das denn für ein komisches Land? Ich bin gesund. Ich bin jung. Ich komme hier her und ich darf nicht arbeiten? Und die geben mir Geld! Dabei haben natürlich manche das Gefühl, wir müssen zu viel davon haben. Das wirft natürlich ein falsches Bild auf den Staat und verzieht die Bewohner. Also sollten sie die Leute, die können, sich doch einfach einbringen lassen.
Sie dürfen nicht Arbeiten, weil...? Ja da musst du die Politik mal fragen. Da gibt es nur einen Grund und der wäre, dass das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist und man nicht weiß, ob sie bleiben. Sie sollen ja auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen hier her kommen, dass steckt wohl dahinter. Vielleicht wollen sie aber auch sehen, wie lange Flüchtlinge es aushalten eine Zeit lang gering zu Leben bevor sie wieder zurück in ihr Heimatland gehen. Das ist vielleicht auch einfach eine Testphase aber begründet wird das mit nichts.
Na, wie bescheidene Aussichten. Ich bedanke mich auf jeden Fall recht herzlich bei Dir und deinen Bewohnern, dass Ihr mich so freundlich empfangen habt und hoffe natürlich für uns alle, dass sich doch noch, besser spät als nie, etwas verändern wird. Und wenns vorerst nur in unseren Köpfen ist.
Audio Interview Moussa Dieng Nr. 07
L: Das Stärkere gewinnt.
R: Der Klügere kämpf erst gar nicht.
L:
Das letze Foto im Heim. Die Familie zieht bald in eine eigene Wohnung.
R:
Die Dame des Hauses bat uns sofort Kekse an uns schenkte uns ein Lächeln.
L:
Ein serbischer Junge sitzt alleine in seinem Zimmer. Die Tür ist weit geöffnetet. Seine Familie ist unterwegs.
R:
Das Trikot hat er von Werder Bremen gesponsort bekommen. Sport ist eine gute Ablenkung.
L: Erwünscht sind wir überall, eine Mutter mit ihren beiden Jungs.
R: Das Gleiche gilt auch bei den Nachbarn, obwohl wir gerade bei der Hausarbeit stören.
L: Noch nie hat sich jemand so über ein Foto gefreut. Die Kleine strahlt über beide Ohren. RockOn Püppi!
R: Papas ganzer Stolz.
L: Eine jugoslawische Mutter mit ihrer Tochter auf dem Arm.
R: Das kleine Mädchen ist noch etwas skeptisch.
L:
Ein kleine Junge, mit einem Faden-Vorhang zwischen den Fingern.
R:
Bei muslimischen Familien zieht man sich die Schuhe aus, bevor man den Teppich betritt.