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Day4Solutions | Arbeitsprozesse maßgeschneidert digitalisieren und Abläufe deutlich entwirren wollen Anna Literova und Reiner Taglang mit ihrer Software Entwicklungsplattform. bauMAGAZIN Chefredakteur Dan Windhorst hat mit den beiden Day4SolutionsGeschäftsführern gesprochen.
L DAY4SOLUTIONS
»Die Digitalisierung im Mittelstand soll ihren Schrecken verlieren«
Das 50. Großseminar des VDBUM in Willingen nutzten Marc Fischer (Consulting), die beiden Geschäftsführer Anna Literova und Reiner Taglang sowie Rainer Zech (Business Development; v. li. n. re.) von Day4Solutions, um über ihre Software-Entwicklungsplattform zu sprechen, die es Bauunternehmen möglich machen soll, alle Arbeitsprozesse digitalisieren und damit Abläufe zeit- und kostensparend optimieren zu können.
Ein simples Prinzip mit großer Wirkung: »Einfach denken und einfach machen«. Um die Prozessdigitalisierung für den Mittelstand der Baubranche zielgerichtet voranzutreiben, haben Anna Literova (35) und Reiner Taglang (37) diesem Grundsatz auch Taten folgen lassen. Mit ihrem 2019 gegründeten Startup bieten sie eine SoftwareEntwicklungsplattform, um Arbeitsprozesse maßgeschneidert zu digitalisieren und Abläufe deutlich zu entwirren. Im Rahmen des 50. VDBUMGroßseminars (siehe Seite 26) sprach bauMAGAZINChefredakteur Dan Windhorst mit den beiden Day4SolutionsGeschäftsführern, die aufzeigen, welchen Nutzen die Branche aus ihrem innovativen Erfindergeist ziehen kann.
Dan Windhorst
bauMAGAZIN-Interview mit ANNA LITEROVA,
Geschäftsführerin Day4Solutions, und REINER TAGLANG,
Geschäftsführer Day4Solutions bauMAGAZIN: Frau Literova, Herr Taglang, Ihr Start-up bietet eine Entwicklungsplattform an, mit der sich Business-Soft ware erstellen lässt – ganz nach dem Baukastenprinzip. Geben Sie unseren Lesern bitte einen Einblick, was genau sich hinter Day4Solutions verbirgt und wie die Entwicklung individueller Software im Regelfall von der Anfrage bis zur Fertigstellung abläuft. Reiner Taglang: Wir entwickeln individuell zugeschnittene Lösungen, sind dabei nah am Unternehmen und erschaffen digitale Plattformen – schnell und unkompliziert, um die tägliche Arbeit zu vereinfachen. Wir digitalisieren dabei die vorhandenen oder neuen Prozesse und schaffen Insellösungen wie beispielsweise »Excel« ab. Mit unserer innovativen Plattform sind wir deutlich schneller als in der herkömmlichen Programmierung. Möglich macht dies unsere innovative Low-Code-Technologie, da vorhandene Prozesse einfach, schnell und individuell digital umgesetzt werden. Anna Literova: Wir hören dabei unseren Kunden zu und dokumentieren die Prozesse. Innerhalb von rund zwei Wochen können wir meist den ersten Prototyp präsentieren und mögliche Ergänzungen besprechen. In regelmäßigen zweiwöchentlichen Jour-Fixe-Terminen präsentieren wir die Lösung dann mit Änderungswünschen und den umgesetzten Anforderungen. Enorm wichtig ist, dass wir die gesamte Belegschaft an diesem Prozess beteiligen und deren Meinungen berücksichtigen. Auf diese Weise schaffen wir eine hohe Akzeptanz der Mitarbeiter, die dann auch von »ihrer Software« sprechen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Kunde selbst unsere Plattform nutzt, um sich seine eigene Software zu bauen. Hierfür wäre eine Schulung durch unsere Experten oder im besten Fall ein gemeinsames Pilotprojekt notwendig. Durch diese innovative Herangehensweise und dem tiefen Wissen aus der aktiven Zeit in der Baubranche bieten wir klare Wettbewerbsvorteile. Es lässt sich mit unserer Plattform ein operatives System aufbauen, das in akzeptablen Kostenrelationen aufgebaut werden kann.
bauMAGAZIN: Gerade in der Baubranche finden sich zahllose mittelständische Unternehmen, die nicht zuletzt aufgrund der mit Covid-19 einhergehenden Homeoffice-Pflicht dazu gezwungen waren, digitaler zu werden. Seither hat ein gewaltiger Wandel stattgefunden: Die Branche muss und möchte die Digitalisierung vorantreiben, weshalb sich für Day4Solutions ein gewaltiger Markt bietet. Gibt es Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung einer entwickelten Software, die Sie innerhalb der Bauindustrie nennen können? Taglang: Ein klassisches Beispiel hier wäre die digitale Rechnungsprüfung, die wir für das Bauunternehmen Matthäus Schmid aus Baltringen (rund 350 Mitarbeiter) umgesetzt haben. Dort war die Situation, dass zum Anfang der Corona-Krise noch alle Rechnungen in Papierform geprüft und freigegeben wurden, und als das Unternehmen dann auf Homeoffice umstellen wollte, stellte dies ein Problem dar, das in kürzester Zeit gelöst werden musste. Es hat dann nur eineinhalb Monate bis zur funktionierenden Software gebraucht. Somit können die Mitarbeiter aus dem Homeoffice und generell orts- und zeitunabhängig arbeiten. Ein anderes Praxisbeispiel ist das Bauunternehmen Leonhard Weiss, das eine individuelle Vorgehensweise bei der
Zeiterfassung für Maschinisten und Freigabe durch den Polier hatte, die in Papierform erfolgte. Leonhard Weiss benötigte in dem Pilotprojekt eine digitale Lösung für Maschinisten und Poliere, bei der diese weder orts- noch zeitgebunden Zeiten erfassen und freigeben können. Literova: Wir entwickelten innerhalb kürzester Zeit eine individuelle Smartphone-App für Maschinisten und eine cloud-basierte Lösung für die Prüfung und Freigabe gebuchter Zeiten durch Poliere. Maschinisten können auf der Baustelle direkt über die Smartphone-App ihre Zeiten erfassen und an die Poliere zur Freigabe übermitteln. Dabei hat das Unternehmen sein gewohntes Vorgehen beibehalten und von den Vorteilen der digitalisierten Lösung profitiert.
bauMAGAZIN: Eine Frage, die insbesondere bei der SoftwareEntwicklung unumgänglich ist: Wie sieht es mit dem Support aus? Beteiligt sich Day4Solutions nach Fertigstellung einer Software an der Weiterentwicklung, finden Optimierungsprozesse statt? Literova: Wir bieten unseren Kunden durchgängigen Support durch unsere Spezialisten an, welche die Software mit dem Kunden zusammen aufgebaut haben. Sie kennen das Unternehmen und die Prozesse und können so schnell bei jeglichen Fragen weiterhelfen. Auch in verschiedenen Sprachen (beispielsweise Englisch, Russisch, Kroatisch, Serbisch) können wir bei Bedarf Unterstützung bieten. Während der Benutzung der Software fallen den Mitarbeitern oft weitere Ideen und Erweiterungswünsche ein, die wir mithilfe unserer Technologie schnell und unkompliziert umsetzen können. Die Weiterentwicklung der Software und Optimierung der Prozesse kann durch uns stattfinden, aber auch nach Wunsch durch den Kunden selbst. Unser Leitsatz ist dabei: »Die Software passt sich den Mitarbeitern und den Geschäftsprozessen an – nicht umgekehrt.«
bauMAGAZIN: Da es sich bei Day4Solutions um ein klas sisches Start-up handelt, ist es wichtig, die Menschen hinter den Kulissen kennenzulernen und zu hinterfragen, wie die Idee für Day4Solutions entstanden ist. Kurzum: Wer sind Sie und wie hat alles angefangen? Taglang: Nach meiner Bürokaufmann-Ausbildung wurde mir die Aufgabe übertragen, das ERP-System »Microsoft Navision« in das Unternehmen einzuführen. Das war meine erste Berührung mit der IT und die ersten Erfahrungen zum Thema digitale Unternehmensprozesse. Da die Standard-Software nicht zu den Unternehmensprozessen passte, wurde ich zum »Navision«-Entwickler ausgebildet, um das ERP-System an das Unternehmen anzupassen. Um tiefer in das Thema Digitalisierung von Geschäftsprozessen einzutauchen, habe ich mich entschlossen, ein Informatikstudium anzuhängen. In dieser Zeit machte ich mir Gedanken, wie man Systemanpassungen schneller und ohne lange Programmierprojekte vornehmen kann. Dabei bin ich auf das Thema BPMN (Business Prozess Management and Notation) aufmerksam ge worden, und es entstand die Idee, aus Prozessdokumentationen automatisch Soft ware zu generieren. Ich arbeitete an meiner Idee und entwickelte den ersten Prototyp unserer jetzigen Plattform, um die Idee zu validieren. Da habe ich die Anna kennengelernt und ihr den Prototyp gezeigt. Literova: Nachdem ich den Prototyp gesehen habe, konnte ich nicht glauben, wie einfach und ohne viel Aufwand eine benutzerfreundliche Software auf diese Art und Weise schnell erstellt werden kann. Nach meinem Informatikstudium und der Berufserfahrung als Software-Entwicklerin in einem mittelständischen Unternehmen wusste ich, wie wichtig das Thema Geschäftsprozesse und die dazu passende Software sind, und konnte den Mehrwert für den Mittelstand sofort erkennen. Wir haben uns intensiv über das Thema ausgetauscht und uns entschlossen, mit dieser Technologie die Firma zu gründen.
bauMAGAZIN: Wie bereits erwähnt, hat sich die CoronaKrise als »nützlicher Beschleuniger« der Digitalisierung er wiesen: Unternehmen möchten zunehmend papierlos werden, wollen einzelne Prozesse digital abwickeln und sich besser für die Zukunft wappnen. Wie beurteilen Sie die vergangenen Jahre und was hat sich aus Ihrer Sicht innerhalb der Branche getan? Literova: Am Anfang wurde die Digitalisierung in manchen Bereichen durch die Corona-Pandemie eher aufgezwungen, aber schlussendlich hat das aus unserer Erfahrung auch zu vielen Denkanstößen geführt. Die Unternehmen haben nicht nur gemerkt, dass es möglich ist, Prozesse zu digitalisieren, sondern auch erkannt, dass es zu Effizienzsteigerungen führt.
bauMAGAZIN: Nicht selten geht die Implementierung neuer Prozesse, Systeme und Software-Lösungen mit der Sorge ein her, dass »Systembrüche« entstehen, indem bislang genutzte Systeme wegfallen könnten – tatsächlich kann Day4Solutions jedoch bereits bestehende Systemkomponenten integrieren. Können Sie das im Detail noch einmal genauer erklären und damit mögliche Berührungsängste minimieren? Taglang: Durch die Einführung unserer Plattform müssen die Kunden auf ihre bestehende SoftwareLösungen nicht verzichten, da unsere Plattform die oberste Ebene der IT-Landschaft bildet. Bestehende Systeme können eingebunden werden und weitere individuelle Geschäftsprozesse grafisch per Drag & Drop in BPMN 2.0 modelliert werden, und Dank tiefer Branchenkenntnisse sieht sich das Team von Day4Solutions auch als Experte in der Bauwirtschaft.
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Reiner Taglang, Geschäftsführer Day4Solutions GmbH
UNTERNEHMEN
Day4Solutions in Ulm bietet eine SoftwareEntwicklungsplattform für Unternehmen, um BusinessSoftware individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse zu realisieren. Gegründet wurde das Startup im Jahr 2019 – neben den Geschäftsführern Anna Literova und Reiner Taglang sind derzeit zehn Mitarbeiter beschäftigt. Aufgrund von LowCodeTechnologie, der Vereinfachung der SoftwareErstellung, wird modelliert statt programmiert. Erklärtes Ziel ist es, die Ablaufprozesse mittel ständischer Unternehmen der Baubranche zu optimieren und Software zu bieten, die schnell, flexibel und individuell zugeschnitten ist.