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Editorial
Klimaoffensive im Gebäudesektor
IMELDA WEIDHAAS
Dem Gebäudesektor kommt für das Erreichen der Klimaziele eine wesentliche Rolle zu. Das hat Peter Hübner, Strabag-Vorstand und Präsident des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie, kürzlich in einem Interview mit der FAZ deutlich gemacht. 75 Prozent aller durch Gebäude verursachten Treibhausgasemissionen fallen im Gebäudebetrieb an. Hübner sieht deshalb in der energetischen Sanierung den Schlüssel für eine erfolgreiche Klimawende – bis 2034 müsse die heutige Sanierungsrate vervierfacht werden. »Energetisches Sanieren muss endlich ein Massenprodukt werden«, fordert Hübner – leicht erhältlich, leicht umsetzbar und kostengünstig.
Eine ganzheitliche Betrachtung müsse aber auch den Neubau, die Entwicklung klimafreundlicher Baustoffe und den emissionsarmen Transport der Baustoffe beinhalten – und einen pragmatischen Blick auf die Vor- und Nachteile der Bauprozesse. Das gilt etwa für die Frage, welche Bauweise besser geeignet ist für eine erfolgreiche Klimawende. Hier wird von der Politik derzeit der Holzbau klar favorisiert, was sich in entsprechenden staatlichen Fördermaßnahmen widerspiegelt. Auch hier fordert Peter Hübner eine differenziertere Betrachtungsweise. Denn massive Baustoffe wie Mauerwerk oder Beton wiesen in puncto Wärmespeicherfähigkeit, Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit viele Pluspunkte auf. Die Lösung wird also in einer technologieoffenen Herangehensweise liegen müssen, die auf klimafreundliche Innovationen aller in der Bauindustrie tätigen Unternehmen angewiesen ist.
Wir haben für die aktuelle Ausgabe ein längeres Gespräch mit Thomas Bader, dem Inhaber des Ziegelherstellers LeipfingerBader geführt (ab Seite 12 unter der Rubrik »Im Blickpunkt«). Das bayerische Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Mittelstand die Klima- und Energiewende voranbringen kann. Als Hersteller eines energieintensiven Produkts arbeitet man kontinuierlich an einer ressourcenschonenderen Arbeitsweise. Das beginnt beim Ziegel, der mit natürlichen Holz- oder Mineralstoffen gefüllt wird. Hinzu kommt eine eigene Recyclinganlage, die den Bauschutt sortenrein trennt und der Wiederverwertung zuführt. Ein neues, auf KI basierendes Logistikkonzept optimiert die Transportwege zur Baustelle. Zu guter Letzt hat man einen kaltgepressten Ziegel entwickelt, der nicht mehr im Ofen gebrannt werden muss. Zur Marktreife des Produkts brauche man aber die Unterstützung der Politik, ohne staatliche Förderung könnten Mittelständler derartige Innovationen nicht stemmen, so Bader. Und hier liege die Crux des Ganzen: Der Unternehmer beklagt schwer überwindbare bürokratische Hürden und eine generelle Innovationsfeindlichkeit der Behörden.
Dass die Bauindustrie in puncto klimafreundlicher Innovationen einiges zu bieten hat, lesen Sie in diesem Heft. Das Thema durchzieht viele Gewerke, von der Fassade über den Rohbau bis hin zum Dach. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen unser Top-Thema Werkzeuge – mit einem exklusiven, zwölfseitigen Praxisbericht. Ein junges Zimmereiunternehmen hat für uns fünf Akku-Bohrmaschinen namhafter Hersteller auf Herz und Nieren geprüft.
Peter Lang Redakteur