4 minute read
Dem Andenken einer Naturgewalt Zum Ableben von MD Werner Kunath – Gedanken eines Rastlosen
Dem Andenken einer Naturgewalt
Zum Ableben von MD Werner Kunath – Gedanken eines Rastlosen
Advertisement
Wie geht man mit einem schwer überschaubaren Erbe um? Woher holt man positive Erinnerungen und wie überwindet man die anderen? Warum lässt die Kunst so Viele straucheln und zweifeln, manche scheitern? Was bleibt am großen Ende?
Ein großer Musiker, ein Menschenfreund, ein Bonvivant, ein Starrsinniger mit einer Prise Wahn ist von uns gegangen. Wir bleiben zurück und blicken auf ein Leben voller Tatendrang, mahnen zur Dankbarkeit ob des vom Verblichenen Erreichten und beginnen, die Fragen zu stellen, die Ordnung schaffen wollen.
Werner Kunath lässt sich am besten erzählend beschreiben: meine erste Erinnerung ist die in gewohntem und klarem Befehlston organisierende Stimme. "Posaunen da hinten hin!" "Grüneberg, zu mir!" "Noch mal von vorn!". Aus für den knapp 13-jährigen Jungmusiker heillos scheinendem Chaos schuf Kunath damit sowohl Struktur als auch Klang. Aufbauen konnte er dabei auf eine in Jahrzehnten gemachte Erfahrung im Führen, Organisieren und Musikmachen, zunächst bei diversen Musikkorps der NVA, später als Musikinspizient der GST - manche Lästermäuler haben behauptet, er habe seinen Karriereweg in der DDR ob der mitunter feuchtfröhlichen Lebensfreude von oben nach unten gemacht… Historische Petitessen.
1966 als Kapellmeister von der Musikhochschule Weimar examiniert, als Leutnant zum Stabsmusikkorps der Landstreitkräfte Leipzig kommandiert, dort später zum Oberstleutnant befördert. Ein Lebensweg zur und in der Militärmusik. Es spricht für ihn, dass in der Fülle von Publikationen allein zur Geschichte der DDRMilitärmusik sein eigener Name fast nie auftaucht, an mangelnder Bedeutung in ihr und für sie liegt das jedenfalls nicht.
Ein Hauptanliegen aus den Erfahrungen vor dem Wendeherbst 1989 war für Kunath die historisch-kritische Aufarbeitung der sächsischen und mitteldeutsch-preußischen Militärmusik. Wer einmal im Arbeitszimmer des Meisters stand - und sich durch die Tabakschwaden hindurch gekämpft hatte - erblasste vor der Fülle an Material zu diesem Thema. Er konnte quasi aus dem Stegreif einen 45-minütigen Vortrag zu den Trompeterkorps der Königlich-Sächsischen Armee 1806-1914 halten. Oder zur besonderen Position der Kameradschaft der Hof- und Feldtrompeter… ein fundamentaler Kenner. Ein Wissensträger. Einer, der seinen immensen Forschungsschatz sowohl in der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Blasmusik (IGEB) in Graz als auch in der International Military Music Society oder in zahllosen Einzelvorträgen bei diversen Podien und Kongressen gern und freigiebig teilte. Der Umgang vor allem mit dem Erbe der DDR-(Blas)Musik, das ihm auch jenseits der Militärmusik so am Herzen lag, bleibt bei aktuell rascher werdendem Weggang der Zeitzeugen bislang ein Desiderat. Zurück zur persönlichen Begegnung. Die Tatsache, MD Werner Kunath bei einer Jugendmusikmaßnahme in den frühen 1990er Jahren erstmals begegnen zu können, war in seinem umtriebigen Schaffen nach der deutschen Wiedervereinigung begründet. 1990 gründete er zusammen mit anderen Gleichgesinnten (Herren) in der Leipziger Hauptpost den Sächsischen Blasmusikverband als eine Art Fusion der kurz zuvor entstandenen Verbände Leipzig, Ostsachsen und Erzgebirge. In diesen Monaten wurde im wahrsten Wortsinne Aufbauarbeit geleistet. Die unumstrittene Tatsache, dass es diesen Menschen gelang, aus einer staatstragenden und staatlich gestützten Rolle herauszufinden in ein freiheitlich-selbstorganisiertes Vereins- und Verbandswesen, verdient noch heute größte Bewunderung und Anerkennung. Für die Tatsache, der organisierten sächsischen Bläsermusik in einem demokratischen Freistaat auf die Beine geholfen zu haben und in diesen ersten Jahren wesentliche Impulse gegeben zu haben, gebührt MD Werner Kunath der Dank mindestens zweier nachfolgender Generationen.
Seine Demission als Landesmusikdirektor des Sächsischen Blasmusikverbandes erfolgte anlässlich des Gründungskonzerts des Landesjugendblasorchesters Sachsen, der heutigen Jungen Bläserphilharmonie Sachsen, im Jahr 1997. Auch für diese Idee und die damit verbundene Initiative gebührt Kunath der Dank der sächsischen Blasmusikszene.
Seit Bestehen des Verbandes schrieb Werner Kunath, aufbauend auf seinem umfangreichen Archiv und seinem immensen Forschungswissen "Aus der sächsischen Blasmusikgeschichte". Es ist dem Verfasser Anliegen und Verpflichtung zugleich, diese Texte zu sortieren, zu redigieren und als Werner-Kunath-Gedächtnisausgabe in dankbarer Anerkennung eines Lebenswerks dem SBMV und allen seinen Mitgliedern und PartnerInnen zugänglich zu machen.
MD Werner Kunath war ein streitbarer, mitunter auch schwieriger, manchmal schwierig zu ertragender Mensch. Ich bin selten mit ihm einer Meinung gewesen geschweige denn wirklich warm geworden. Zufällige Parkbegegnungen im heimatlichen Gohlis waren stets respektvoll aber distanziert. Der beabsichtigte und gewissermaßen abschließende Besuch im rauchgeschwängerten Arbeitszimmer kam leider nicht mehr zustande. Seine Achtung vor musikalischem Können und sein Wille zum Dienst an der Musik bleiben in persönlicher und achtungsvoller Erinnerung. Kunath gehörte einer anderen, unbedingteren und von anderen Sorgen belasteten Generation an. Dabei ist es kein Lob, sondern eine Feststellung, dass solche wie er heute weder existieren noch existieren könnten. Es ist aber auch kein Makel.
Mit MD Werner Kunath geht ein Nestor der deutschen Blasmusiklandschaft, dessen Lebenswerk der Anerkennung harrt. Er, der so oft und intensiv über die Geschichte der Bläsermusik geforscht und geschrieben hat, ist nun selbst ein Teil von ihr geworden. Als dieser wird er weiterleben. Hoffentlich.
MD Werner Kunath, Oberstleutnant a.D., LMD a.D. (1936-2021)
Norman Grüneberg
Tradition, Innovation und Leidenschaft!
Lechgold-Blasinstrumente vereinen in sich all jene Eigenschaften, die ein Blasinstrument zu einem wahrhaft guten Blasinstrument machen. Es ist die besondere Symbiose aus edlem Erscheinungsbild, kraftvollem Klang und hervorragender Bespielbarkeit, die die Instrumente der Marke Lechgold ausmacht. Lechgold-Blasinstrumente haben eine Seele. Sie repräsentieren die leidenschaftliche Begeisterung des Voralpenlandes für seine bodenständigen Traditionen und die Verbundenheit zur unverfälschten Natürlichkeit der Dinge.
exklusiv bei
www.lechgold.de
Lechgold FT15/6L F-Tuba | 2.703, - €
Stimmung: F, Messing-Ventile mit gravierten Ventildeckeln, Material: Goldmessing, Schallbecher: 400 mm, Minibal-Gelenke, inkl. Hartschalenkoffer