Schauspiel Stuttgart

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Spielzeit 2014 / 2015


Der Idiot Seite 77

Ingmar Bergman Seite 33

Breaking the Waves Hanoch Seite 80

Levin Seite 78


Peer Gynt

Dirk Laucke Seite 30

Seite 82

Der Zauberberg

Clemens Meyer

Lehrstücke Seite 79

Seite 29

Johann Wolfgang von Goethe

Seite 81

Seite 35

Pfisters Mühle Seite 31

Émile Zola Seite 32


Thomas Mann Seite 29

S – City of Youth II

Die Leiden des jungen Werther Seite 35

Seite 84

Tracy Letts Seite 36

Richard III. Seite 24


Hermann Hesse Seite 83

Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute

Das Paradies der Damen Seite 32

Friedrich Hölderlin

Seite 30

René Pollesch Seite 26

Seite 34

Staub Seiten 27






Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Warum sprechen wir auf der Bühne ? Die Welt ist mies, banal und jämmerlich – aber da drin­nen, innendrin in den Zusammenhängen, in der Mitte, da auf der Rückseite der Dinge oder ganz oben drauf, da, wo es schimmert, gibt es etwas, was du noch nie gesehen hast, nie so gesehen hast, was du nun untersuchen kannst, was etwas Neues bedeuten könnte – sauge es ein, das, was dir auffällt  – be­­schrei­­be das, was du siehst und was es vielleicht bedeuten könnte – und die Erde wird anders sein, ab jetzt. Los, zieh dir die Welt über den Kopf, bis das rosa Melonenwasser über dein Gesicht läuft, süß und klebrig. Etwa so würde ich das beschreiben, was ich mache, wenn ich schreibe. Ich vermute, dass die anderen, die schreiben, es auch so machen oder ähnlich. Etwas notieren, was über das Abbiegen der Straßenbahn hinausgeht, ohne eben dieses Abbiegen zu verachten oder zu unterschlagen, da es ein Teil dessen ist, das beschrieben werden muss, ein Teil Leben. Spiel und Ideologie sind zumindest zeichensystemisch Antipoden. Ideologie meint, dass jedem Zeichen­­ körper (Signifikant) genau eine Zeichenbedeutung (Signifikat) zugeordnet werden kann. Welche das ist, genau das entscheidet eben jede Ideologie, Politik, political correctness für sich selbst. Noch mehr: Genau diese Anordnung macht Ideologie aus, be­­deu­­ tet sie eigentlich. Das Spiel dagegen will alles, nur nicht diese Festlegung. Im-Spiel-Sein bedeutet: diese Fest­­legung nicht getroffen zu haben. Jeder Zeichen­ körper soll möglichst viele Bedeutungen haben. Sie sollen schimmern, changieren, wechseln, sich überlagern, im Spiel verschwinden, sich ver­wandeln, explodieren oder vielleicht auch am Ende eines Spiels sich überhaupt erst artikulieren oder nie ge­­­­­we­­­­ sen sein. Das ist also Spiel, null digital, null da, immer auf dem Weg, sich immerzu herstellend und verschwindend: hier, heute, jetzt, fließend. Ein drecki­ ger Fluss, sich mit sich fortschleppend, ein­­sammelnd, ausstoßend, mäandernd, stockend, trocknend, flutend, blutend. Natürlich bedeutet das Freiheit, die Freiheit des Karnevals, des Kindergeburtstages, die Freiheit von Silvester und die des Traumes. Die Dinge kommen in Bewegung, der König steht plötzlich nackt und blind auf der Heide, ein junges Mädchen, das nichts weiter will als ihren Bruder zu bestatten, bringt eine ganze Gesellschaft an den Rand ihrer Existenz.

Theater ist ein Experiment sozialer Phantasie, ein Labor dafür, wie es eben auch sein könnte – aber nicht sein darf, jenseits des Zustands der Welt, den wir täglich erleben, aber nicht abgekoppelt von ihr, immer durch eine mystische Osmose verbunden mit der Ist-Welt. Damit das gelingt, braucht es – so vielfältig ihre Bedeutungen auch sein mögen – Zeichenkörper. Neben dem Menschenkörper selbst, der ein Apparat von Zeichen ist, gibt es seine Gesten: den Tanz, die Musik und die Sprache. Im Theater steht Sprache für: die Story (Epik), die Auseinandersetzung (Dra­ matik) und die Welt der Bilder (Lyrik). Immer oder fast immer nehmen wir als Zuschauer die Rolle eines Prozessbeobachters ein, der, wenn es gut läuft da oben, jedem Angeklagten oder Ankläger nach seiner Rede recht geben muss. Dabei meine ich nicht nur Prozesse im eigentlichen Sinn; also die Orestie oder den Zerbrochnen Krug. Für mich ist jede Handlung, an der Wesen beteiligt sind, jede einzelne Handlung, jeder Schrei, jedes Nein, jedes Oh, selbst ein Prozess, den wir bewerten können oder müssen, wenn (und allerdings nur wenn …) uns nichts anderes bleibt, als uns zu engagieren, mitzufühlen, anzudocken … Die Sprache der Bühne aber darf nicht ideologisch sein, sonst verschwindet die Welt der Bühne (des Karnevals) selber im Moment des Sprechens. Denn so verflüchtigt sich das Reale im Begriff und verschwin­ det, verliert sich in der Identität mit dem Begrifflichen. Indem wir der Bühnenwelt Sinn, Wert, Realität ver­ leihen, setzt gleichzeitig „Analyse“ ein. Aber „Analyse“ bedeutet wörtlich eben nichts anderes als Auflösung. Und gegen diese Zerstörung durch Analyse hilft eben nur Verwischen, Übermalen, Unterlassen oder ein­facher gesagt: Verhinderung der Analyse durch Vieldeutigkeit. Denn das Glitzern einer Discokugel ist eben nicht einzufangen, zu dechiffrieren, zu analysie­ ren, außer man macht das Licht aus. Aber dann war’s das eben. Nun bleibt eigentlich nur eine Frage: Warum Sprache, warum reicht der Körper nicht aus? Meine Antwort ist so einfach und so falsch, wie Theater eben ist: Der Körper an sich lügt nicht, ist Gegenstand, ist a priori Ausdruck für Krankheit, Alter, Geschlecht, Training. Schichten und Schichten überlagern sich und darauf noch einmal Schichten von Mode, Schminke, künst­­ licher Sonne, Chemikalien, alles, um zu verstellen.

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Und doch bricht die Wahrheit durch, soll nicht durch­ brechen, wird zurückgehalten. Schön, das Wort von der Fassade, als das Körperäußere, das das Innere schützt, einzwängt, begrenzt und doch eben genau durchlässig macht, wider Willen. Der Körper eines Tänzers oder einer Tänzerin ist eben deswegen so be­­gehrt, weil er ein Versprechen auf das Unmögliche ist: die Perfektion, die Jugend, die Reinheit, die völlige Unterwerfung unter die Gesetze der Schönheit, ohne Kompromiss: Eben alles das, was der normale Körper nie erreichen wird, kann, konnte. Allein: Auch diese Körper können nicht lügen, auch sie sind Zeichen ihrer selbst und nichts anderes … Dagegen die Sprache: Sie lügt immerzu. Schon der Satz „Ich liebe dich“, gesprochen von einem nicht geliebten Menschen, kann in der Tat eine lebens­ gefährliche Bedrohung darstellen. Ein Stück, in den 90ern geschrieben, ist meistens schon heute wieder Lüge. Denn niemand liebt, lacht, leidet noch so wie damals. Außer eben, es ist wirklich gut gelogen. Woyzeck zum Beispiel – noch mal hundertfünfzig Jahre früher geschrieben – zeigt nicht nur die Liebe, den Hass, sondern auch die Zeitenwende, das NichtSchaffen der Hausaufgaben des neuen Menschen, der kommen soll, der kommt wie die Freimaurer unter der hohlen Erde. Woyzeck, der letzte analoge Humanoide, bevor ihn die Maschinen richten. Das ist heutig wie Kafkas Landvermesser, der von Afrikas Autobahnen genauso wusste wie von unseren Problemen mit den neuen Windmühlen. „Die Metapher ist geräumiger als die Parabel“, notiert Heiner Müller nachsinnend über Brecht. Sprache hat zu viel vor, ist Waffe, Pflaster, Zucker und Peitsche, Fanfare und Marmor. Sie will sein, aber sie ist nie nur dieses Sein. Sie ist sofort gefangen von Kontext, Verwandlung, Anspruch, Kritik, Entzauberung, Hohn, Parteilichkeit, Epigonie, Alter, Jugend, Erwartung, Moral, Missver­ ständnis, Kollaps. Sprache lügt, ist Werkzeug, Material und Produkt zu­­­ gleich. Für Theater zu schreiben, heißt die Lüge so­lange durchs Feuer zu schicken, bis die Spieler damit Wahrheit sagen können. Wahr-Sagen-Können, Wahr-Spielen. Sprache als ein Medium, um Welt aufhalten zu kön­ nen, nur ein paar Sekunden, nur solange der Sänger singt, meistens rutschen die Worte ab, an der Wirk­ lichkeit. Die Zange kann den Globus Leben nicht fassen: der dreht sich zu schnell oder eben gar nicht mehr, ist keine leuchtende Kugel mehr, sondern nur ein Blatt mit Streifen, platt auf den Boden geklebt. Sprechen auf der Bühne ist auch Sprechen, um eine andere Sprache sprechen zu lassen. Die Sprache, die nicht in der Bank gesprochen wird, die Sprache, die nicht in der Gala, dem Fitness-Studio, die nicht

im Spiegel und nicht beim Betreten der öffentlichen Verkehrsmittel gesprochen wird. Sprechen auf der Bühne ist ein Sprechen, das Sprache verteidigt, Sprache der Liebenden, der Sterbenden, der Siegen­ den, der Sterne, der Tiere, der Toten und der Geister, die Sprache der Sprachlosen. Sie kann es aber nur sein, wenn sie auf alle Sprachen horcht, die gespro­ chen werden, wenn sie alle Sprachen spricht, die gesprochen werden, in allen Räumen und in allen Körpern, wenn sie dazu noch wie der Regen und wie der Nebel spricht und wie die Papageien im Park, die aus dem Zoo abgehauen sind. Wenn sie von der Lüge weiß und diese beugt, bis hin zum Boden beugt, wo sie die Erde trifft, auf der die Körper liegen, in denen die Menschen hausen, aus denen sie her­ aus wollen wie aus alten Höhlen, deren Organe sich an einen anderen Ausgang quälend so sehr in die Welt wünschen … Da beginnt Sprache. Sonntagmorgens, richtig morgens, wenn die Sonne gerade anfängt, fährt er unter der Brücke durch, vielleicht ist es gerade noch so Sommer und da fährt er in der Kurve, der Sprühwagen, der sprüht; wie Sprühen eben geht und du stehst zufällig da und ja, du bist müde und das ist gut so. Aber alles ist auf einmal nass, auch dein T-Shirt und ziemlich alles. Und du schreist einfach so und du hörst plötzlich deine eigene Stimme und du denkst: Das warst ja du und: Dich habe ich lange nicht mehr gehört und: Du lebst ja noch. Und die Peitschenlampen über dir mit dem komischen, gelblichen Licht da drin, die eben noch der aufgehenden Sonne Konkurrenz gemacht haben, gehen genau in dem Moment aus, wo du überlegst: Soll ich jetzt das T-Shirt ausziehen oder eben einfach anlassen, bis ich zu Hause bin. Und genau in dem Augenblick gehen die Peitschen­ lampen aus, mit einem Geräusch, das dich an sehr, sehr alte Milch­flaschendeckel erinnert und das Zwielicht ist mit einem Mal, mit einem Mal weg und du siehst dich von außen und auf einmal, und nur für diesen Moment, ist alles klar und du weißt, dass du noch da bist … und dass es Zeit wird, wieder anzu­ fangen … das eben Geschriebene bedeutet gar nichts, nichts, außer, dass ich denke, so etwa sollte es sein, wenn Sprache dich trifft: von der Bühne zu dir. Es zahlt jeder, der wirklich schreibt. Aber man kann eben nicht sehr viel mehr als eine Sache gut. Und wenn, ist das auch wieder eine Last, die du nicht trägst. Aber „außer Boxen ist alles so langweilig“, sagte Mike Tyson. Und ich glaube, er wusste ziemlich gut, wovon er redet.

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Armin Petras

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Erscheinungsbild, flüchtig Meist besteht ein visuelles Erscheinungsbild aus festen grafischen Elementen, welche die Wiedererkennbarkeit einer Institution sicherstellen. Es soll repräsentieren, aber kann es auch wie das Theater eine Geschichte erzählen? Spector Bureau aus Leipzig hat für das Schauspiel Stuttgart ein „flüchtiges“ Erscheinungsbild entwickelt. Die meisten Elemente sind beweglich: So tritt an die Stelle des Faustkeils in der Spielzeit 2013/14 ein Coltanstein. Und die schwarzen Kleckse verwandeln sich im Herbst in vielfarbige, luzide „Lichtgesten“. Das Team des Spector Bureaus und Jan Hein, der Leitende Dramaturg des Schauspiel Stuttgart, bedienen sich hier eines V-Effekts: Erinnerte, fiktive und reale Telefongespräche: Ideen kreisen, Gedanken werden sprechend konkretisiert, Pläne verfestigen sich oder werden verworfen. Kritik, Beobachtung und Reflexion. Der neue Spielplan. Die Weiter­ entwicklung des Erscheinungsbilds. Lektüren. Sich Chaplin am Telefon vorstellen, sich aus­ malen, wie er diese Situation umgesetzt hätte: „Postmodern Times“ − kein Fließband, nur ein Smartphone: eben noch in der Tasche, jetzt bereits wieder in Gebrauch.

Erinnerter Anruf. Mit Herzenslust. Vor längerer Zeit. F: Das gibt mir zu denken. Diese Bertha. Diese Beobachtung von Bertha, also Wilhelm Raabes Frau. Bertha, schreibt Raabe am 2. August 1862 − gerade neu angekommen in Stuttgart − an seine Mutter, Bertha amüsiere sich: „Bertha amüsiert sich über das Leben auf den Dächern, das hierorts herrscht; es ist aber auch wirklich merk­wür­ dig, was die Leute auf Balkonen, Brüstungen, platten Dächern, ja sogar Schornsteinen treiben.“ Schöne Beobachtung, dachte ich. Wäre das kein Ziel? Wie könnte man denn diesem Bild der Stadt auf der Bühne nur annä­ hernd gerecht werden, entsprechen? Erinnerter Anruf, Februar. Kurz vor der Premiere von Das kalte Herz. Mitte der ersten Spielzeit. Zwischenstandmeldung aus dem Herzen der Dramaturgie. Per Telefon. Abends wahrscheinlich. F: Das Gedicht heißt, einen Moment − wirklich ein schöner Titel − von Arno Schmidt: Ich habe mich dem Leben nie entzogen. Ent­stan­den im September 1952. Das hatte er eigentlich vorgesehen als Wid­ mungsgedicht für seine Erzäh­lung Alexander oder Was ist Wahrheit und ließ es dann weg.

Ja, genau: „Ich habe mich dem Leben nie ent­ zogen; / nicht den rotgelben Notwendigkeiten der Liebe, / nicht senk­rechten Büchern, / nicht Kriegsgorillen noch der Magenratte Hunger, / nicht dem verle­­genen Lächeln des Untergebenen, / oder wohl­gespielter Würdigkeit. / Bin mit Cooper hudsonaufwärts ge­­fah­ren, / habe Jupiterorte gerechnet, Katzen gestreichelt, / geraucht und gesoffen;“ Und am Ende heißt es: „7. (Wortmontage für / Professor Max Bense, Stuttgart).“ Ich habe gestutzt.

A ruft D an. Dienstag 21:34 Uhr. Beide haben sich längere Zeit nicht mehr gesehen. Das Gespräch kreist um verschiedene Themen; so wird der Raum, in den sich jeder von ihnen in der Zwischenzeit arbeitend hineinbegeben hat, mehr und mehr plastisch.  — Aber was ist in Stuttgart genau eure Aufgabe? Eine CI soll doch − jetzt mal total pragmatisch gesprochen − vor allem die Wiedererkennbarkeit einer Institution sichern und ihr Selbstverständnis visuell vermitteln.  — Ja, aber auch im kommerziellen Bereich dienen Corporate Identities heute nicht nur dazu, ein Unternehmen und seine Produkte kenntlich zu machen. Auf der Ebene der visuellen Kommunikation werden Ideen und Bilder vermittelt, die weit über das konkrete Produkt hinausgehen.  — Müsste eine kulturelle Institution – gerade vor diesem Hintergrund – nicht viel kritischer mit einem Erscheinungsbild operieren, es nicht auf ein Instrument des Marketings reduzieren, sondern als eine Ebene der Kommunikation be­­greifen, auf der der An­­ spruch der ästhetischen Arbeit beglaubigt und fortgesetzt wird?  — Wir versuchen in Stuttgart genau das: Wir wollen das Erscheinungsbild als Kom­men­tar­ ebene etablieren. Für diese Herangehens­ weise waren einige spekulative Ansätze, die seit einigen Jahren im Design eine Rolle spielen, sehr anregend. Ansätze wie sie von Bruce Sterling und Julian Bleecker unter dem Begriff „Design Fiction“ aufgebracht wurden. Ursprünglich am Schnittpunkt von Wissen­ schaft, Literatur und Design entwickelt, lassen sich unter dem Begriff „Design Fiction“ heute unterschiedli­che gestalterische Arbeits­ weisen fassen, in denen mittels Design ein Möglichkeitsraum formuliert wird: Das heißt, ein Raum zwischen Wirklichkeit und Fiktion, zwischen Erzählung und visueller Wissens­ produktion.

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— Das heißt, ihr versteht das Erscheinungs­ bild weniger als visuelle Identität der Insti­tu­ tion, sondern mehr im Sinne eines speku­la­ tiven Akts: als eine mögliche Identität ?  — Absolut ! Woran wir arbeiten, sind Entwürfe, Möglichkeiten dessen, was das Theater sein könnte. Diese Arbeit geschieht im engen Austausch mit der Dramaturgie und dem Ensemble. „Design Fiction“ ist insofern auch eine Form, einem bestimmten Betriebs­ system  − der Wissenschaft, dem Theater − von außen zu­­­­­­zu­arbeiten. Unser Anspruch ist nicht, die Programmatik der Theaterleitung 1 : 1 umzusetzen. Viel mehr interpretieren wir sie, denken sie weiter, kommentieren und kritisieren, und bringen eigene Schwer­ punkte ein und schaffen so einen Reflexions­ raum.  — Im ersten Jahr hattet ihr ja viel mit dem Bild der Höhle operiert.  — Genau. Uns war wichtig, eine Idee von Theater zu formulieren, die so weit wie nur möglich in der Zeit zurückgreift. Theater als eine anthropologische Konstante; als eine Technik der Konfliktbearbeitung. Das Bild der steinzeitlichen Höhle ist für eine solche Idee ein großartiger Anker. Die Höhlen von Lascaux oder Chauvet stellten geschützte und gestaltete Innenräume dar, in denen, so ist zumindest die landläufige wissenschaftliche Annahme, die Konflikte einer gefahrvollen und oft unverständlichen Außenwelt in Gemein­ schaft nachgespielt und verarbeitet wurden. Aus dieser Assoziation ergab sich dann auch, dass der Faustkeil das zentrale visuelle Element der Eröffnungskampagne wurde.  — Und wie ist der Sprung vom Faustkeil zum Coltan zu verstehen?  — Für uns war von Anfang an klar, dass wir diesen Rückgriff in die Geschichte im folgen­ den Jahr durch etwas, was für die Gegenwart steht, kontrastieren müssten. Es geht uns ja nicht um Steinzeittheater, sondern um einen Begriff von Gegenwart. Nur eben einer Gegenwart, die eine maximale historische Tiefe hat. Zuerst war unsere Idee, den Faust­ keil durch ein Mobiltelefon zu ersetzen. Aber in den ersten Entwürfen sahen wir, dass wir bestimmte Verknüpfungsregeln brauchen, um trotz der wechselnden Elemente im Erscheinungsbild eine Kohärenz zu schaffen: Ein Stein lässt sich besser durch einen anderen Stein ersetzen. Wenn es erst einmal gelingt, die Kategorie „Stein“ als zentrales visuelles Element zu etablieren, dann kann man fortan von einem Stein zum nächsten springen:


Schauspiel Stuttgart vom Faustkeil über den Pflasterstein zum Meteor oder zum Kiesel. Was wir suchen sind Motivgruppen, die eine hohe Beweg­­lichkeit auf der Zeitachse ermöglichen. Also das Bild des mittelalterlichen Bergbaus, neben einem Bild, das den Goldrausch in Alaska Ende des 19. Jahrhunderts zeigt, und dann ein aktuelles Bild des Coltanabbaus im Kongo. Solche Bilder überlagern sich dann, und er­­zeu­gen eine Zeitlichkeit, die sehr viel mit dem Theater zu tun hat. „Maximal historisch, maximal modern“ war ja eine programmati­ sche Setzung, von der wir in der letzten Spiel­ zeit ausgegangen sind, und die nach wie vor für uns zentral ist. Auch das Coltan liegt ja seit Tausenden von Jahren in der Erde. Zum Gold des 21.  Jahrhunderts wird das Mineral erst durch den aktuellen Bedarf: Die Welt­ marktpreise steigen kontinuierlich, weil kein Smartphone und kein Computer ohne Coltan funktionieren würde. Coltan ist essenziell für unseren Alltag. Es gilt mittlerweile als umkämpfter Rohstoff, als „conflict mineral“. Trotzdem haben wir kein Bild vor Augen. Insofern verweist auch dieser Stein auf das Theater als einen Ort, an dem auf einzigartige Weise Relationen von Zeit produziert werden können. Nimm zum Beispiel Antigone. Ein zwei­tausend Jahre zurückliegender Konflikt spielt jetzt auf der Bühne, genau in diesem Augenblick. Theater legt nahe, Geschichte als ein Bergwerk zu verstehen, aus dessen dunk­ len Tiefen alles jederzeit wieder ans Tages­ licht gelangen kann. Zurück in eine flüchtige Gegenwart. In ein Heute, das produktiv mit diesen historischen Ablagerungen umgeht. Und mit produktiv meine ich, dass der histo­ rische Stoff nicht als etwas Vergangenes erscheint, sondern dass die alten Geschichten zum Rohstoff für etwas Neues werden.

Erinnertes Telefonat. F erzählte von Hermann Lenz. Dem Stuttgarter Autor. Dem schwäbischen Proust. Lenz notierte in seinen Altersnotizen am 18. 2. 1998, knapp drei Monate vor seinem Tod: „Ich meldete mich also mit erhobener Hand zu Wort und wollte einen Satz sagen, doch wurde ich durch meine Atemnot, die meine Herzkrankheit mir auferlegt, zum Stummsein ge­zwungen.“  − Das „unfreiwillige Gedächtnis“ ist das Prinzip, Vergangene Gegenwart der Titel seiner auto­biografischen Bücher. F empfahl mir, Leben auf Raten, die Autobiografie des Polen Jan Kott, zu lesen. Was ich inzwischen auch getan habe. Ein anderes Telefonat, auch im Winter. F erzählt von einer Passage bei Henri Michaux. „Ich schreibe, um durch mich hindurch zu streifen.“ Wir unterhalten uns, welche Form der Bewegung durch die neuen Medien ermög­licht wird; welche Landschaften durch­strei­fen wir, wenn wir telefonieren, chatten, wenn wir etwas auf Facebook posten.

Spielzeit 2014 / 2015 C ruft E an. Mittwoch 14:10 Uhr. C sitzt in der Cafeteria der Bibliothek, wo er sich ein Buch über dynamische Erscheinungsbilder angeschaut hat.   — Das Buch hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass im Grafikdesign drei, vier Jahre eine Ewigkeit sind. Veränderbarkeit, Kon­­textbezogenheit, Prozess­haftigkeit, Per­for­ma­tivität und Nichtlinearität sind sicher Begriffe, die einige Aspekte, die uns bei der Arbeit interessieren, gut beschreiben, die wesent­lichen Fragen lösen diese Begriffe jedoch nicht. Was ich gut fand, war die Beobachtung der Autorin, dass dynamische Erscheinungsbilder nicht nur wiedererkannt, sondern gelesen, gedeutet und verstanden werden wollen. Dass sie also selbst eine Lektüre an­­­bieten, zur Lektüre auffordern.  — Was für unsere Fragen wahrscheinlich viel hilfreicher wäre, sind linguistische Texte, denn wir müssen bei dem Erscheinungsbild letztlich syntaktische Probleme lösen  − also die Frage, wie einzelne Elemente mit­ einander verknüpft werden können, wie sich Ähnlichkeiten und Kontraste zwischen den Elementen nutzen lassen, um Reihen zu etablieren. Es geht letztlich um eine Bild­ grammatik.  — Wahrscheinlich sollte ich mich lieber mit Roman Jakobson und Max Bense beschäftigen als mit dynamischen Erscheinungs­bildern.  — Ja, Sprachwissenschaft oder Poesie. Sicher wäre es hilfreich, wenn wir uns noch einmal mit Ezra Pounds „dynamischen Images“ auseinandersetzen. Pound suchte in seinen Gedichten nach Bildern, die sich erst aus der Überlagerung verschiedener Bilder und Assoziationen ergaben, und in denen er unter­ schiedliche Impulse, Vorstellungen und Emotionen in Bewegung zu halten vermochte. Ähnlich wie ein Gedicht besteht ja auch unser Erscheinungsbild aus einer Reihe von Elementen, visuellen Elementen wohlgemerkt, die zueinander in Beziehung treten. Erinnerter Anruf. Johannes der Täufer in der Einöde von Geertgen tot Sint Jans. „Grübelt er? Zwar nimmt er, im oberen Bereich, Ellenbogen auf Knie, Kinn und Wange in die Hand geschmiegt, die rituelle Denkhaltung des Walther von der Vogelweide ein, aber hinter seinen Augen arbeitet kein Intellekt. Schläft, beobachtet, betet, trauert er? Befindet er sich im Zustand visionärer Verzückung? Die eigentümlich dösenden Augen lassen weder auf verstandes- noch gefühlsmäßige Aktivität schließen, statt dessen auf nichtrausch­ hafte Geistesabwesenheit, mystische Leere, auf den Genuß einer Absence eher noch als auf Trance.“ Wie kommt denn dieses Bild auf eure Gestenseiten? Ich habe dir Brigitte Kronauer vorgelesen, wie sie in Die Einöde und ihr Prophet, 1996 bei Klett-Cotta in Stuttgart erschienen, so schön geschrieben hat: „Ein potenziertes Einsiedlerdasein: Entfernung

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nicht nur von der Welt, auch von sich selbst. Es ist ein heiliges Schwelgen in Abständigkeit, die durch das ehrwürdige Subjekt sakro­sankt wird. Da es sich um die Idealversion meiner Lieblingsverfassung handelt, porträtiert Geertgen nicht nur Johannes und sich, er meint ein bißchen auch: mich.“

C ruft E an. Mittwoch 14:15 Uhr  — Ich habe für dich in der Bibliothek noch einen Aufsatz kopiert, der sehr gut in unser Coltanstein- / Mobiltelefon-Thema passt. Er handelt davon, dass auf den klassischen Melancholiedarstellungen die Figuren oft so aussehen, als würden sie telefonieren.  — Du meinst wegen der gegen den Kopf gestützten Hand? Meditationsgestus nennt sich das.  — Ja, manchmal ist die Hand direkt am Ohr; die Person voll auf Empfang. Es gibt in dem Aufsatz einen sehr guten Vergleich von Dürers Melencolia I und da Vincis Sinnender Greis und Wasserstudien; zwei Blätter, die ungefähr zur selben Zeit entstanden sind. Während sich Dürers Engel mit seinem im Unbestimmten verlorenen Blick der anstrengenden Arbeit der Geometrie und der Architektur entledigt zu haben scheint, vertieft sich Leonardos Greis offenbar in eine präzise Beobachtung. Das Telefon-Vexierspiel funk­tioniert bei beiden. „Alles fließt und jedes Bild ist eine wandelnde Gestalt“, kann man schon bei Leonardo lesen. Was Leonardo beschäftigt, sind weniger die ewigen Formen im Himmel der Ideen, als vielmehr eine Art vorwissenschaft­ licher Transformismus, in dem das Gesetz des Form­wandels in der Natur alle lebenden Wesen mit­einander kommunizieren lässt. Da sind wir dann fast schon bei der Telefonie.  — Oder im Bereich der Poesie, die wir ja gerade auf Erscheinungsbilder auszudehnen versuchen. Die Frage ist, wie schafft man eine Situation, in der alle Elemente miteinander in Austausch gelangen. Der Coltanstein mit dem Faustkeil. Ein Fotogramm mit dem Bild eines Ganzkörperscans. Wie beginnen visuelle Elemente miteinander zu sprechen?  — Dafür bietet der Telefon- / MelancholieAufsatz interessante Beobachtungen. Denn auch hier geht es darum, dass zwei Bilder miteinander sprechen: die gegen den Kopf gestützte Hand als traditionelles Attribut der Melancholie, als Ausdruck eines grübelnden Denkens. Die an den Kopf gestützte Hand als ein alltägliches Bild des Telefonierenden, der sich von der Welt abwendet. Was bedeutet es, wenn eine solche Bildformel durch eine alltägliche Geste  − die des Telefonierens  − überblendet wird ?   — Ja, einmal gezwinkert, und die Verkör­pe­rung barocker Antriebslosigkeit verwandelt sich in die uns nur zu gut vertraute spätkapitalisti­ sche Figuration eines nie nachlassenden Produk­tionstriebs. Wird zum Symbol einer Daueraktivität.

Schauspiel Stuttgart  — Aber trifft das nicht auch auf unsere Arbeit zu? Läuft die visuelle Identität, die wir vorschlagen, das dynamische Konzept der Aneignung, das ihr zugrunde liegt, nicht potentiell auf eine unendliche Repräsentation hinaus? Unser Erscheinungsbild ist eine permanente Performance  − das, was früher Stabilität garantiert hat, befindet sich bei uns im Dauerumbau.  — Vielleicht sollten wir nicht von einem dynamischen, sondern von einem flüchtigen Erscheinungsbild sprechen.  — So ich muss leider weiter machen, ich lege jetzt mal auf.

Erinnerter Anruf. Januar. Mittags. Zunächst für sich, später am Telefon. Außer Atem. F: Und endlich Träume von Räumen auf Deutsch, Roman von 1974. Georges Perec. Schnell abholen in der Buchhandlung. Oulipo. Queneau etc. Und auf Seite 59 dann: „Ich habe an die undeutliche Erinnerung gedacht, die ich von einem Text von Helmut Heißen­ büttel hatte, in dem der Erzähler einen türund fenster­­losen Raum entdeckt“. Das kann nicht sein. Perec und Heißenbüttel? Von Räumen wollten wir träumen. Ja. „Bussard absegelt Plan­quadrat.“ Du erinnerst dich? C ruft A an. Mittwoch, 15:24 Uhr. C erreicht A im Park, er ist bereits früher aus dem Büro aufgebrochen, da er die Kinder aus dem Kindergarten abholen wollte.  — Vielleicht können wir ja trotzdem kurz die Punkte für die Präsentation durchsprechen?  — Wir beginnen mit den Bildern des nächt­ lichen Stuttgart. Dadurch wird deutlich, wie stark Licht als ein Medium in den Raum hineingreift und ihn dabei verändert. Der Kontrast zwischen Tag und Nacht wirkt für mich sehr schlüssig  − gerade im Hinblick auf die vielen Bilder von Stuttgart am Tag, mit denen wir im letzten Spielzeitheft gearbeitet haben. In der Nacht treten gewisse Dinge deutlicher hervor: die leuchtenden Schriftzüge der Banken, die Schauplätze des Vergnügens, die Transitorte mit ihrem kalten Neonlicht. Das Licht ist ein Mittel der nächtlichen Inszenierung. Aber es ist auch ein wesent­liches Mittel der theatralen Inszenierung.  — An den Nachtbildern können wir auch gut herleiten, worin unser Ausgangsmaterial für die Lichtgesten besteht. Ich meine zum Beispiel die Langzeitbelichtungen von vorbei­ fahrenden Autos, die – sobald man die Farb­ werte am Computer invertiert – zu diesen fast immateriellen, farbigen Gesten werden. Da wird auch der Kontrast zu den schwarzen, körperlichen Gesten, mit denen wir in der vergangenen Spielzeit begonnen haben, für mich sehr deutlich.  — Neben diesen formalen Aspekten  − Tag / Nacht, körperliche Geste / Lichtgeste  − erscheint mir aber auch wichtig, dass wir auf einen inhaltlichen Aspekt deutlich eingehen.

Spielzeit 2014 / 2015 Ein Ausgangspunkt für unsere Arbeit war im vergangenen Jahr die Thematik der Spuren­ suche: Ich erinnere mich, es war am Tag nach der Spielzeitpressekonferenz, bei der auch das Erscheinungsbild das erste Mal öffentlich vorgestellt wurde, dass in den Nachrichten die ersten Berichte über Edward Snowden erschienen. Der Guardian und die Washington Post veröffentlichten damals als erste Snow­ dens Enthüllungen. Das Wort „Spur“, das ich bis dahin vor allem als Einschreibung einer körperlichen Bewegung verstanden hatte, ein ephemäres Bewegungszeichen, wenn du so willst, hatte plötzlich eine andere Bedeutung bekommen. Es ging jetzt nicht mehr vorder­ gründig um materielle Spuren, sondern um die Spuren im digitalen Raum, die wir mit jedem Click, jeder E-Mail, jedem Telefonat dort hinterlassen. In gewisser Weise waren Snowdens Enthüllungen der Überwachungsund Spionagepraktiken der Geheimdienste für uns der Einbruch der Zeit ins Spiel  − es war unmöglich für uns, das zu ignorieren. Wir konnten das Thema „Spur“ nicht weiter­ führen, ohne auf die digitalen Spuren ein­ zugehen. Spuren, die ja völlig abstrakt sind: verschlüsselte Datensätze auf Großrechnern. Das Licht, die Gesten des Lichtes, waren dann eine visuelle Übersetzung für das imma­ teriell Technoide dieser Spuren.  — Ja, aus dieser Beobachtung ergab sich dann ja auch das, was wir immer die „Ratio­na­ li­sierung der Flamme“ genannt haben. Wie hieß noch mal der Autor des Buches, aus dem du die Formulierung hattest?  — Du meinst Wolfgang Schivelbuschs Lichtblicke. Zur Geschichte der Helligkeit im 19.  Jahrhundert? Das künstliche Licht verhieß einer­ seits Freiheit, die Unabhängigkeit von der Nacht, was ja auch für das Theater essenziell war; andererseits machte dieses Licht uns von Anfang an zu Objekten der Beobachtung. Das elektrische Licht ist ein Medium der Kontrolle, ebenso wie das Internet immer ein Medium der Kontrolle sein wird.    — Die Fortschreibung unseres Erscheinungs­ bildes ist für mich auch eine wichtige ästhe­ tische Erfahrung: Die schwarzen Gesten, die diesen körperlichen Aspekt hatten, waren immer etwas sehr Vertrautes. Wenn sich Leute von ihnen abgestoßen fühlten, dann weil sie eine fast körperliche Angst verspürten, wenn sie die Kleckse und Krackel sahen. Die Licht­gesten dagegen haben überhaupt nichts Körperliches  − sie wirken körperlos, künstlich.  — Ich würde mehrere Folien dafür verwenden, um unser Bildmaterial vorzustellen: die Instrumente des Sehens, die Ganzkörperscans, die Mikroskopaufnahmen, die in winzige Bereiche führen. Aber andererseits auch die Fotogramme von Moholy-Nagy, die eine andere Seite des Lichtthemas zeigen: Sehen als eine sinnliche Erfahrung, das visuelle Erlebnis, das unendlich differenziert sein kann.

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Erinnerter Anruf. Er sagte, die Elefanten werden in der Regel kleiner gezeichnet als sie sind, aber ein Floh immer größer. Das muss irgendwo bei Jonathan Swift stehen. Erinnerter Anruf. Februar. Herzklopfen. Abends.  F: Und dann. Ich hab tatsächlich noch einmal in Fauser reingeschaut. Wir waren in Marbach. Bei Jan Bürger. Gegen das Estab­ lishment. Jörg Fauser: Trotzki, Goethe und das Glück, Der Schneemann, ja, und vor allem Die Tournee, der Theaterroman, ob sich das eignen könnte etc. und dann plötzlich Ede. Ede, tatsächlich zu Beginn von Rohstoff. Harry Gelb und Ede in Istanbul: „Ede war ein kräftiger Bursche aus Stuttgart, den seine Sucht allmählich von innen ausbrannte  − der Knochenbau war immer noch stabil, aber alles Gewebe, Fett, Muskeln reduzierten sich auf das Notwendigste. Zunächst beobachtete ich das fasziniert, dann gab ich auf.“ Was sagst du? Hasenherz. B ruft C an. Mittwoch, 22:04 Uhr. B erzählt C von einem Interview mit Edward Snowden, das in der aktuellen Ausgabe des Stern ver­öffent­ licht wurde. Sie liest eine Passage daraus vor.  — „Mit unseren stets empfangsbereiten Telefonen, mit unseren Computern und Kame­ ras erzeugen wir digitalen Smog. Tausende Spuren jeden Tag, die man nur verfolgen und aufzeichnen muss, um alle Menschen jederzeit überwachen zu können – und das mit nie gekannter Präzision. Diese Spuren erzählen einem Analysten wie mir alles über Sie: Wo Sie leben, wen Sie bei der nächsten Wahl wählen und auch wen Sie lieben.“  − Ach, und dann ist noch eine andere Passage, die sehr gut formuliert ist, hier: „Wenn ein Staat erlaubt, dass Unschuldige ausgespäht und beobachtet werden, dann verliert jeder von uns ein fundamentales Recht  − egal, wer man ist und egal, wo man ist: Das fundamentale Recht, dass man allein sein darf. Dass man allein gelassen werden kann.“  — Ja, die Möglichkeit einer Höhle  − wahr­ scheinlich sollten wir das Höhlenmotiv in diese Richtung weiterdenken. Dass der Einzelne, aber auch Gruppen von Menschen Höhlen brauchen, in denen sie unbeobachtet sind, mit sich allein. Und in gewisser Weise stellt ja auch das Theater eine solche Höhle dar. Es gibt keine Aufzeichnung, nur die Beob­­achtung im Moment, die für jeden etwas an­­deres bedeutet und etwas anderes in ihm auslöst. Setzt du noch ein Höhlenbild an das Ende der Präsentation?

Spector Bureau ist ein Verbund von Gestaltern, Autoren, Künstlern und Fotografen, der sich um den Leipziger Verlag Spector Books gebildet hat. Am grafischen Erscheinungsbild für die Intendanz von Armin Petras am Schauspiel Stuttgart arbeiten Markus Dreßen, Jakob Kirch, Katharina ­Köhler, Jan Wenzel und Arthur Zalewski.


Schauspiel Stuttgart

Schauspielhaus 24 Richard III. von William Shakespeare Regie Robert Borgmann Premiere 26. September 2014

27 Staub Ein Abend von Sebastian Hartmann Regie Sebastian Hartmann Premiere 5. Oktober 2014

Spielzeit 2014 / 2015

80 Breaking the Waves nach dem Film von Lars von Trier Regie David Bösch Premiere 9. Mai 2015

81 Lehrstücke She She Pop & Schauspiel Stuttgart Uraufführung 14. Mai 2015 Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

82 Peer Gynt von Henrik Ibsen Regie Christopher Rüping Premiere 20. Juni 2015

Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen

29 Der Zauberberg nach dem Roman von Thomas Mann Regie Christiane Pohle Premiere 24. Oktober 2014

31 Pfisters Mühle Ein Sommerferienheft nach dem Roman von Wilhelm Raabe Regie Armin Petras Premiere 15. November 2014

Kammertheater 26 Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist von René Pollesch Regie René Pollesch Uraufführung 4. Oktober 2014

34 Antigone von Sophokles / Friedrich Hölderlin Regie Laurent Chétouane Premiere 10. Januar 2015

Eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin

35 Die Leiden des jungen Werther

Nord 25 Die Stadt das Gedächtnis Eine Stückentwicklung von Jan Neumann Regie Jan Neumann Uraufführung 27. September 2014

28 Seymour von Anne Lepper Regie Henner Kallmeyer Premiere 10. Oktober 2014 Eine Koproduktion mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

33 Herbstsonate nach dem Film von Ingmar Bergman Regie Jan Bosse Premiere 20. Dezember 2014

Schauspiel Stuttgart

77 Der Idiot

nach dem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe Regie Simon Solberg Premiere 17. Januar 2015

nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij Regie Martin Laberenz Premiere 21. Februar 2015

36 August: Osage County. Eine Familie

30 Furcht und Ekel. ­ Das Privat­leben ­glücklicher Leute von Dirk Laucke Regie Jan Gehler Uraufführung 8. November 2014

32 Das Paradies der Damen

Spielzeit 2014 / 2015

85 Internationales 86 Gastspiele 88 Kooperationen 90 Repertoire 91 Extras 92 Mitmachen – Theaterpädagogik 93 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 94 Abonnements 95 Karten 96 Service und Kontakt

nach dem Roman von Émile Zola Regie Mareike Mikat Premiere 12. Dezember 2014

78 Mord von Hanoch Levin Regie Wojtek Klemm Deutschsprachige Erstaufführung 7. März 2015

83 Unterm Rad nach der Erzählung von Hermann Hesse Regie Frank Abt Premiere 11. Juli 2015

Stadtraum

von Tracy Letts Regie Stephan Kimmig Premiere 7. Februar 2015

79 Im Stein

84 S – City of Youth II

nach dem Roman von Clemens Meyer Regie Sebastian Hartmann Uraufführung 18. April 2015

Ein Projekt von Malte Jelden, Michael Graessner, Björn Bicker und Katrin Spira Sommer 2015

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Schauspielhaus

Premiere 26.  September 2014

Regie & Bühne ���������������� Robert Borgmann Kostüme �������������������������������� Adriana Braga Peretzki Musik ���������������������������������������� webermichelson Video ���������������������������������������� Lianne van de Laar Licht ������������������������������������������ Carsten Rüger Dramaturgie ���������������������� Jan Hein

Der Wahn der Welt, wie in den Stücken Shakespeares vorhan­ den, ist wohl nie vorher und nie nachher wieder erreicht worden. Shakespeares offener Blick in den Wahn und in die Abgründe der Welt, die Faszination des Bösen, all das offenbart sich in seinem Richard III. auf einzigartig irritierende Weise. Richards unbedingtes Ziel: die Erringung der Königskrone. Hässlich und verkrüppelt, viel gehasst und zur Liebe unfähig, geht er über Leichen – hemmungslos und blutrünstig. Zu seinen Opfern zählen seine Brüder George und Eduard IV., der regie­ rende König, sowie dessen Kinder. Getrieben vom skrupellosen Streben nach Macht ist Richard auch ein Spieler, einer der größten Verführer der Theaterliteratur – faszinierend, intelligent, unwiderstehlich: Ein Ungeheuer, das das Publikum bis heute zu einer beunruhigend intimen Begegnung mit einem Mörder, mit dem Bösen, mit dem Wahn der Welt zwingt. Das Theater wird zur Bühne der Politik, die Gewalt zum politischen Akteur.

krieg ist der herr aller dinge im schlafzimmer einer dame familienaufstellung tote behinderte und mörder gemalt von velázquez der erfand die dunkelheit wie shakespeare den modernen menschen srebrenica eine couch in wien und auch batman haben eine vergangenheit sagt hollywood ihr hungerleider, ihr aalhaut, ihr getrocknete rindszunge, ihr stierpimmel, ihr stockfisch! oh das ich genug atem hätt, zu sagen, was dir gleicht, MENSCH!

William Shakespeare (1564 – 1616), in Stantford-upon-Avon als Sohn eines Hand­ schuhmachers geboren, zieht in jungen Jahren vom Land nach London und wird dort Schauspieler und Bühnenschriftsteller. Auch als Lyriker erwirbt er sich über­ zeitlichen Ruhm. Er gilt bis heute als be­­ deutendster Dramatiker der Weltliteratur. Robert Borgmann, geboren 1980 in Erfurt, studiert Bildende Kunst in London sowie Philosophie und Germanistik an der Universität Köln. Nach Dramaturgie- und Regieassistenzen am Schauspiel Köln Studium der Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Seither arbeitet er als freier Regisseur u. a. am Deutschen Theater Berlin, der Schau­ bühne Berlin, Schauspiel Köln, Schauspiel­ haus Zürich, Centraltheater Leipzig, dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Wiener Burgtheater. Seine erste Inszenierung am Schauspiel Stuttgart, Onkel Wanja von Anton Tschechow, wird 2014 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

sincerely yours, sir john falstaff Robert Borgmann

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Uraufführung 27.  September 2014

Die Stadt das Gedächtnis

Richard III. von William Shakespeare

Nord

Eine Stückentwicklung von Jan Neumann

Regie ���������������������������������������� Jan Neumann Bühne & Kostüme �������� Dorothee Curio Musik ���������������������������������������� Thomas Osterhoff Dramaturgie ���������������������� Carmen Wolfram

„Diese Stadt hat die frühere Stadt längst und vollständig ver­ gessen.“ Dieser Satz aus Christoph Heins Novelle Drachenblut könnte als Motto über der neuen Arbeit von Jan Neumann stehen. Zusammen mit einem Satz von Einar Schleef: „Erinnern ist Arbeit.“ Jan Neumann und seine Schauspieler suchen in dieser Stückentwicklung nach vergessenen, verschütteten, verdrängten und unvergessenen Stuttgarter Geschichten. Hat diese Stadt die frühere wirklich längst und vollständig vergessen? Was ist von ihr geblieben? Was findet sich noch von ihr? Wer erinnert sich woran? Was ist mit der Dimension des menschlichen Gedächtnisses in unserer stetig älter werdenden Gesellschaft, die immer mehr mit Problemen wie Alzheimer oder Demenz konfrontiert wird? Vergessen und Erinnern als Fluch und Segen menschlicher Existenz. Jan Neumann geht in seiner Arbeit von Schlüsselbegriffen aus, um dann mit dem Ensemble über Improvisationen ein Stück zu entwickeln. Aus den auf Workshops und Proben gesammelten Bausteinen montiert er zuletzt ein Stück, das individuell auf den Spielort und die Mitspieler zugeschnitten ist und dennoch die Handschrift des Autors trägt.

Wenn Sie oben stehen am Rand des Kes­ sels und hinab sehen auf das Häusermeer, merken Sie, wie viele Sie jetzt sind. Sie hören das seltsam reiche Rauschen, das sich aus den Tätigkeiten Zigtausender zusammensetzt. Später laufen Sie auf Straßen, die andere angelegt haben, über Kanäle, die den Müll aus der Stadt spülen. Zwischen Gebäuden hindurch, die in der Geschichte aller etwas bedeuten, die in Ihrer Geschichte etwas bedeuten. Abends kehren Sie in die Wohnung zurück: Sie sind auch nur einer von einigen Dutzend, die sich genau da eine Heimat einzurichten versucht haben. Die Stadt ist ein Gedächtnis. Das meiste aber haben Sie vergessen.

Jan Neumann, geboren 1975, ist ursprüng­ lich Schauspieler. Nach seiner Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie ist er festes Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel München (1998 – 2001) und am Schauspiel Frankfurt (2001 – 2006), wo er in der Spielzeit 2004/2005 bei seinem ersten eigenen Stück Goldfischen auch zum ersten Mal Regie führt. Sein zweites Stück Liebesruh wird 2005 am Thalia ­Theater Hamburg uraufgeführt. Mittlerweile arbeitet er als Regisseur und Autor und entwickelt seine Stücke meist erst im Probenprozess, wie Fundament (2009) und Frey! (2011) am Schauspiel Stuttgart. Jan Neumann erhält 2011 den Förderpreis Komische Literatur Kassel. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er Haus­regisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar.

Jan Neumann

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Kammertheater

Uraufführung 4.  Oktober 2014

Schauspielhaus

Premiere 5.  Oktober 2014

Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist

Staub

von René Pollesch Regie ���������������������������������������� René Pollesch Bühne �������������������������������������� Janina Audick Kostüme �������������������������������� Svenja Gassen Dramaturgie ���������������������� Anna Haas „Du kennst doch sicher auch Leute, die einfach nicht wissen, was die Arbeit ist. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen nicht. Auf einer Modenschau zum Beispiel laufen neben den Models manchmal Leute mit, die keine Models sind. Und wenn sie dann auftreten, machen sie noch was dazu: versuchen komisch zu sein oder machen einen Zaubertrick. Wahrscheinlich aus Angst. Also nicht, dass sie die Arbeit nicht leisten könnten, nein, sie machen nur etwas völlig anderes. Oder womit hat es zum Beispiel zu tun, dass manche bei dem Stücktitel hören: ‚Du weißt ein­ fach nicht, was Arbeit ist ! ‘ So als ginge es um den Stoßseufzer von jemandem, der dauernd aktiv ist, und ungeheuer fleißig. Aber genau die sind es ja meist, die nicht wissen, was die Arbeit ist.“ (René Pollesch)

Nach der Fernseh-Talkshow-Frage an den prominenten Star: „Sagen Sie mal, nach ner Show, die gut gelaufen ist, was machen Sie da?“ muss ich immer abschalten.

In seinem neuen Stück geht der Autor und Regisseur René Pollesch den Unterschieden zwischen Arbeit und Beschäftigung, sichtbarer und versteckter, vermeintlicher und eigentlicher Arbeit nach. Mit ihm kehrt ein „alter Bekannter“ ans Schauspiel Stuttgart zurück, der dem Haus seit 15 Jahren durch zahlreiche Uraufführungen eng verbunden ist.

René Pollesch

René Pollesch, geboren 1962, studiert Angewandte Theaterwissenschaft in G ­ ießen. Es folgen erste Inszenierungen eigener Stücke auf der TAT-Probebühne und 1997 ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude. Ab Herbst 2000 ist er Hausautor am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, von 2001 bis 2007 künstlerischer Leiter des Praters der Volksbühne Berlin. Dort entstehen Produktionen wie die Trilogie: Stadt als Beute, Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheißhotels und Sex, die zum Theatertreffen 2002 eingeladen wird. Im selben Jahr wird er in der K ­ ritikerumfrage von Theater heute zum besten deutsch­ sprachigen Dramatiker gewählt. Pollesch erhält 2001 für w ­ ww-slums und 2006 für Cappuccetto Rosso den Mülheimer Drama­ tikerpreis. 2008 wird er mit Liebe ist kälter als das Kapital und 2009 mit Fantasma, 2012 mit Kill Your D ­ arlings! Streets of Berladelphia und 2014 mit Gasoline Bill erneut nominiert. 2012 erhält René Pollesch den Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis.

Ein Abend von Sebastian Hartmann

Regie & Bühne ���������������� Sebastian Hartmann Kostüme �������������������������������� Adriana Braga Peretzki Musik ���������������������������������������� Steve Binetti Licht & Video ���������������������� Voxi Bärenklau Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira

Gegen sieben Uhr an einem schönen, frischen und heiteren Herbstmorgen wundern sich drei irische Arbeiter über die Neuankömmlinge in ihrem Heimatort: zwei an der Börse reich gewordene Engländer suchen nach all dem Stress in der Stadt nun auf dem Land endlich Ruhe, Frieden – aber auch gedie­genen Wohlfühl-Luxus. Dafür haben sie sich ein Landhaus zugelegt, erbaut in goldenen, aber leider längst vergangenen Zeiten. Das Anwesen gleicht einer Ruine, doch um wie echte Schlossherren zu leben, haben die Engländer Frauen und Bedienstete im Schlepptau, die mit ihnen einen Traum leben sollen, der da heißt: Zurück zur Natur, zurück in die Vergangen­ heit, Wiederaufbau des Schlosses und Verankerung im Brauchtum auf kolonialherrische Art. Doch der Traum wird zum Alptraum. Weder die Imitation von folkloristischen Tänzen noch angelernte Pflanzenkenntnis können die Gräben zwischen den Welten schließen. Die Iren nehmen die Engländer aus, die Frauen laufen ihnen weg. Statt Ruhe finden sie Landlärm, statt heroischen Mythen Streit und Hass und statt glorreichen Nächten bloß Staub. Und während jeder seine eigene Wahrheit sucht, wird die Frage, wo sich „die wirkliche Welt“ befindet, dringlicher. Denn die Natur schlägt auf ungeahnte Weise zurück.

Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen

Heute haben viele den Impuls, zurück zur Natur zu wollen, zurück zur Schönheit, zur Sicherheit, zu Stabilität und Werten. Ausgeblendet wird, dass wir die Umstände, in denen wir leben, überhaupt nicht mehr in der Hand haben. Staub ist eine Komödie. Keine Komödie im eigentlichen Sinn, viel­ mehr eine „hinterhältige“ Komödie. Es geht an dem Abend darum, einen Zustand zu erzeugen – und damit eine bestimmte Möglichkeit zu nutzen, um dieses Themen­ feld zu erzählen. Ein Zustand, der in den Theaterraum hinein gestemmt wird. Sebastian Hartmann

Sebastian Hartmann, geboren 1968 in Leipzig, studiert Schauspiel und ist 1991 – 1993 Ensemblemitglied am Deutschen Nationaltheater Weimar, 1993/1994 am Berliner Carrousel-Theater. Ab Mitte der 90er Jahre sind erste Inszenierungen von ihm in der freien Theaterszene zu sehen; 1998 gründet er das „wehrtheater hartmann“. 1999 inszeniert er am Theater­ haus Jena, am Theater unterm Dach in Berlin und arbeitet erstmals an der Volks­ bühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Seither arbeitet er als freier Regisseur am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Theater Basel, Schauspiel Köln, Theater Magdeburg, Schauspiel Frankfurt, NO-Theater Tallinn sowie am National­ theater Oslo. Von 2008 – 2013 ist er Inten­ dant des Central­theaters Leipzig. Neben Staub ist in der Spielzeit 2014  /15 auch die Uraufführung von Clemens Meyers Im Stein in seiner Regie am Schauspiel Stuttgart zu sehen (s.  Seite  79).

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Nord

Premiere 10.  Oktober 2014

Seymour Regie ���������������������������������������� Henner Kallmeyer Bühne & Kostüme �������� Franziska Gebhardt Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira Eine Koproduktion mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Hans Castorps Lieblingslied war das vom Lindenbaum aus Franz Schuberts Winterreise. Was würde er heute hören, wenn er zwölf wäre und übergewichtig? Henner Kallmeyer

Anne Lepper hat eine schräge Parabel geschrieben, eine Art Zauberberg: Wie Thomas Manns Tuberkulose-Patienten wachsen sich diese fetten Kinder bei Anne Lepper zu proto­typischen Leidensgestalten modernen Seins aus. Malträtiert von obskuren Handlungsanweisungen und Heilsversprechen, schleppen sie sich hin auf einem Weg, von dem sie selber ahnen, dass er nie im Leben zum Ziel führen kann.

Anne Lepper studiert Philosophie, Literatur und Geschichte in Wuppertal, Köln und Bonn sowie Literarisches Schreiben an der Hochschule der Künste Bern. Mit ihrem Debütstück Sonst alles ist drinnen wird sie zum Münchner Förderpreis für deutsch­ sprachige Dramatik eingeladen. In der langen Nacht der neuen Dramatik, die 2009 erstmals an den Münchner Kammerspielen stattfindet, gewinnt sie den Publikums- und Förderpreis, im Frühjahr 2010 findet die Urauffüh­ rung an den Münchner Kammerspielen statt. Es folgen die Stücke Käthe Hermann, eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen 2012 und zu den Autoren­ theatertagen am Deutschen Theater Berlin, und Hund wohin gehen wir, eingeladen zum tt Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2011, bei dem sie den Werkauftrag des tt-Stücke­markts zugesprochen bekommt. In Folge dessen entsteht mit Seymour ihr vierter Text für die Bühne, der 2012 am Staats­ theater Hannover uraufgeführt wird. Im Frühjahr und Sommer 2012 pro­du­ ziert der WDR die auf den gleich­ namigen Theaterstücken basierenden Hörspiele Hund wohin gehen wir und Seymour. In der Kritikerumfrage des Fachmagazins Theater heute wird Anne Lepper zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres 2012 gewählt. 2013 erhält sie den Dramatikerpreis des Kultur­ kreises der deutschen Wirtschaft und ein Stipendium der Contemporary Arts Alliance Berlin.

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Premiere 24.  Oktober 2014

Der Zauberberg

von Anne Lepper

Fünf dicke Kinder, abgeschoben in ein Sanatorium in den Bergen. Dr. Bärfuss, der leitende Arzt, hat akribische Regeln auf­ gestellt für die „Kur“, mit deren Hilfe die Kleinen abspecken und vielleicht wieder zu richtigen Menschen werden sollen. Alle Hoffnungen richten sich auf die Ankunft des stets ab­­wesenden Doktors. Er soll den erzielten Kurerfolg bescheinigen und so endlich die Heimkehr aus dem alpinen Gefängnis ermöglichen. Wie ein Mantra wiederholen die Kleinen pflichtbewusst und verzweifelt die Lehrsätze des abwesenden Arztes: ermahnen und überwachen sich gegenseitig, aller Unsinnigkeit des Unterfangens zum Trotz. Als Vorbild dient der auf einem Diwan liegende Sebastian. Der ist dünn – aber auch tot.

Schauspielhaus

Henner Kallmeyer, 1974 in Lübeck geboren, arbeitet als Regieassistent am Schauspielhaus Bochum und am Staatstheater Hannover, bevor er 2002 dort sein Regiedebüt gibt. Seit 2002 ist er freischaffender Theaterregisseur. Er inszeniert am Staatsschauspiel Hannover, am Theater Bielefeld, am Deutschen Theater Göttingen, am Staatstheater Oldenburg, am Schau­ spielhaus Salzburg, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum. Die Produktion Seymour realisiert er am Schauspiel Stuttgart mit Studierenden des Abschlussjahrgangs Schauspiel der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

nach dem Roman von Thomas Mann

Regie ���������������������������������������� Christiane Pohle Bühne �������������������������������������� Natascha von Steiger Kostüme �������������������������������� Sarah Schittek Dramaturgie ���������������������� Stephan Wetzel

Hans Castorp reist aus Hamburg nach Davos, um seinen lungen­ kranken Vetter zu besuchen. Drei Wochen will er bleiben, im Sanatorium Berghof, hoch oben in den Schweizer Alpen. Doch schnell verliert er sich im Mikrokosmos dieser zeitentrückten Welt. Umgeben von Aufklärern, Hedonisten, Hypochondern und anderen durch die Krankheit vergeistigten Figuren erliegt Hans Castorp der morbiden Faszination des Orts. Sieben Jahre lang lebt er auf dem „Zauberberg“, bis der Donnerschlag des Ersten Weltkriegs die skurrile Gesellschaft in alle Winde zerstreut.

Ein junger, gesunder Mensch gerät in eine Gesellschaft von Kranken und beschließt dort, selbst krank zu werden. Er möchte teil­ haben an der geistigen Aura, die die Todes­ nähe den Kranken verleiht. Alle Berg­hofBewohner spielen dieses Spiel mit dem Tod, das regelmäßig einen von ihnen vom Spielfeld reißt. Und gestorben wird viel – manchmal diskret und manchmal unter unmenschlichen Schmerzen und Schreien. Mitten in die Niederschrift des Zauberbergs platzt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Thomas Mann ändert seine Pläne. Das maschinelle Sterben von Verdun rückt das hochphilosophische Spiel, das auf dem Zauberberg betrieben wird, in ein anderes Licht. Das 20. Jahrhundert wölbt sich rück­ wärts über den Roman.

Thomas Manns Romanfiguren – unter ihnen der Humanist Settembrini, der Jesuit Leo Naphta oder die aufreizend schöne Clawdia Chauchat – stehen archetypisch für die geistigen Tendenzen der Vorkriegszeit. Wie ein neuer Parzifal bewegt sich Hans Castorp durch die Ideenwelten, die den 1924 erschienenen Zauberberg zu einem der bedeutendsten Zeitromane des 20.  Jahrhunderts machen. Dass am Ende alle Ideen in die große Leere münden, ist die bittere Pointe des Buchs: das jede Indi­vidualität auflösende Stahlgewitter des Ersten Weltkriegs beendet das geistige Wettspiel; auch die Spuren Hans Castorps verlieren sich in den Materialschlachten der Westfront. Das Romanende und der Kriegsausbruch jähren sich 2014 zum hun­ dertsten Mal.

Christiane Pohle

Thomas Mann wird 1875 als Sohn einer Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Viele seiner Erzählungen und Romane spiegeln das Ende des bürgerlichen Zeitalters. 1933 verlässt er Deutschland und lebt zu­­nächst in der Schweiz, dann in den Ver­­einigten Staaten. Er stirbt am 12.  August 1955 in Kilchberg bei Zürich. Für seine großangelegte Familiensaga Buddenbrooks (1901) erhält er den Nobelpreis für Literatur. Auch mit dem Zauberberg (1924) erlangt er Weltruhm.

Christiane Pohle, aufgewachsen in Stuttgart, ist ausgebildete Schauspielerin und führt seit 1999 Regie, u. a. am Schau­ spielhaus Zürich, bei den Salzburger Fest­ spielen, an den Münchner Kammerspielen, an der Bayerischen Staatsoper München, am Burgtheater Wien, dem T ­ halia Theater Hamburg und den Theatern Freiburg, Basel, Graz und Bremen. Als Dozentin für Schauspiel und Regie arbeitet Christiane Pohle u. a. an der Otto F ­ alckenberg Schule in München und an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Christiane Pohle lebt in München.

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Nord

Uraufführung 8.  November 2014

Furcht und Ekel. Das Privat­leben glücklicher Leute Szenen aus Deutschland von Dirk Laucke

Regie ���������������������������������������� Jan Gehler Bühne �������������������������������������� Sami Bill Kostüme �������������������������������� Katja Strohschneider Dramaturgie ���������������������� Carmen Wolfram

Nicht nur der Titel des Stückes sucht die Analogie zu Bertolt Brechts Furcht und Elend des dritten Reiches oder Furcht und Hoffnung der BRD von Franz Xaver Kroetz. Dirk Laucke konzipiert seinen Theatertext, eine Auftragsarbeit des Schau­ spiel Stuttgart, ausdrücklich in der Tradition dieser historischen Werke. Dafür hat er ausführlich dokumentarisches Material recherchiert, gesammelt und gesichtet und zu eindringlichen Szenen verdichtet, die die geistige Verfasstheit von Menschen in Deutschland beleuchten. Entstanden ist: eine Studie über die erstaunliche Kontinuität rechten Denkens in deutschen Köpfen, die gleichzeitig eine Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Verwerfungen ermöglicht und dabei einen genauen Blick auf die Gegenwart richtet.

Die Geschichten liegen auf ­Beton, spielen hinter Gardinen, schwarz-rot-goldenen Jalousien. Es herrscht Furcht und Ekel vor dem Draußen, dem Fremden. Eine Suche nach der Angst, die alles zusammenhält. Ein Versuch. Eine Spielanordnung für die ­Gegenwart. Jan Gehler

Dirk Laucke, geboren 1982 in Schkeuditz (Sachsen), ist in Halle an der Saale auf­ gewachsen. Von 2002 bis 2004 studiert er zunächst Psychologie an der Universität Leipzig und von 2004 bis 2008 ist er Student des Studienganges Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. 2006 gewinnt er den Kleistförder­ preis für sein Stück alter ford escort dunkelblau, 2009 den Förderpreis zum Lessing­ preis des Frei­staates Sachsen und 2010 den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI.

Jan Gehler, geboren 1983 in Gera, studiert Szenische Künste an der Universität ­Hildesheim. Von 2009 bis 2011 ist er Regie­ assistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er in der Spielzeit 2011/2012 die Ur­aufführung von Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick inszeniert, die 2012 zum Theaterfestival Radikal jung nach München sowie zum Heidelberger Stückemarkt ein­ geladen wird. Außerdem erhält er für diese Arbeit eine Nominierung für den renom­ mierten Theaterpreis Der Faust. Weitere Arbeiten führen ihn ans Volkstheater München sowie ans Maxim Gorki Theater Berlin. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist Jan Gehler Haus­regisseur am Staatsschau­ spiel Dresden. Er arbeitet zum ersten Mal am Schauspiel Stuttgart.

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Schauspielhaus

Premiere 15.  November 2014

Pfisters Mühle Ein Sommerferienheft nach dem Roman von Wilhelm Raabe

Regie ���������������������������������������� Armin Petras Bühne & Musik ���������������� Martin Eder Kostüme �������������������������������� Dinah Ehm Licht ������������������������������������������ Norman Plathe Dramaturgie ���������������������� Bernd Isele

Pfisters Mühle gilt als der erste Umweltroman der deutschen Literatur. Wilhelm Raabe schrieb ihn 1884 in Braunschweig. Von dort reichen die Spuren des Romans bis nach Stuttgart, wo Wilhelm Raabe von 1862 bis 1870 lebte. Das Neckarufer zwischen Esslingen und Bad Cannstatt war in der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts zu einem der Hauptschauplätze industrieller Beschleunigung geworden: Eisenbahntrassen, Maschinenund Motorenfabriken schossen aus dem Boden und gaben dem Flussabschnitt, den die Romantiker wenige Jahre zuvor noch als „freundlichsten von ganz Schwaben“ gerühmt hatten, binnen weniger Jahrzehnte ein neues Gesicht.

Ein Mensch sucht zwischen Baukränen nach den Spuren seiner Vergangenheit. Was er findet, ist ihm fremd geworden. Der Fluss der Zeit ist über das Land seiner Kindheit hinweggegangen. Die, die schwimmen konnten, sind weg. Die, die nicht schwimmen konnten, liegen tot im Schlamm. „Wo bleiben alle die Bilder?“

Dieser Zeitsprung vom vorindustriellen Deutschland in die Moderne vollzieht sich in Wilhelm Raabes Roman auf der Mühle von Vater Pfister. Das einst „helle Mühlwasser“ des stadtbe­ kannten Ausflugslokals beginnt nach Schwefel und Verwesung zu riechen, Schwärme von Fischen treiben bauchaufwärts die schlammige Kloake hinab. Verursacher der Verseuchung ist eine Zuckerfabrik, die wenige Kilometer flussaufwärts ihren Betrieb aufgenommen hat. Als die Gäste aus- und die Mühlwerke stehen­ bleiben, zieht Vater Pfister in den Kampf. Doch alle Anstrengung bleibt vergebens: Aus den Mitstreitern werden Unternehmer und Aktionäre. Der Müller stirbt; den Fluss, die Mühle und „das alte romantische Land“ holt sich die neue Zeit.

Wilhelm Raabe, geboren 1831, zählt mit einem Gesamtwerk von über 70 Romanen und Erzählungen zu den wichtigsten Chronisten des (wie er selbst schreibt) „wüsten, fahrigen 19. Jahrhunderts“. Als Berufsschriftsteller ist Raabe zeitlebens auf eine breite Leserschaft angewiesen. Seine Texte sprühen vor Sprachwitz, bewegen sich eng am Alltag seiner Zeit­ genossen und an den drängenden Fragen seiner Zeit. Auch in Pfisters Mühle setzt Raabe auf ein aktuelles Thema: es ist die Geburtsstunde der industriellen Gewässer­ verschmutzung und der Hydrobiologie. Von 1862 bis 1870 lebt Wilhelm Raabe in Stuttgart. Die Zeit in der Hermannstraße 13 zählt er selbst zu seinen glücklichsten Jahren. Raabe stirbt 1910 in Braunschweig.

Armin Petras

Armin Petras, geboren 1964, studiert Schauspiel-Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Es folgen Stationen als Oberspielleiter am Theater Nordhausen, als Schauspiel­ direktor am Staatstheater Kassel und als Hausregisseur und Kurator der Spielstätte „schmidtstrasse 12“ am Schauspiel Frankfurt. Von 2006 bis 2013 ist er Intendant des Maxim Gorki Theaters Berlin, seit Herbst 2013 leitet er das Schauspiel Stuttgart. Im Februar 2014 inszeniert Armin Petras mit Das kalte Herz von Wilhelm Hauff einen Stoff über den Frühkapitalismus in der Region. Die Bühnenadaption des Romans Pfisters Mühle verlängert diese Frage­ stellung von der deutschen Romantik in die Gründerzeit. Auch seine Zusammen­ arbeit mit anderen Kunstsparten setzt Armin Petras mit dieser Arbeit fort: für Musik und Bühne zeichnet der Bildende Künstler Martin Eder verantwortlich.

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Nord

Premiere 12.  Dezember 2014

Das Paradies der Damen nach dem Roman von Émile Zola

Regie ���������������������������������������� Mareike Mikat Bühne �������������������������������������� Simone Manthey Kostüme �������������������������������� Katharina Müller Musik ���������������������������������������� Moritz Krämer Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira

Er hat den Dreh raus: Octave Mouret, stolzer Besitzer und Er­finder des Warenhauses „Paradies der Damen“, ist so etwas wie ein Alleinherrscher, ein Frauenheld, Charmeur und Magier am Puls der Zeit. Mit Hilfe dieses Konsumtempels verdreht er der Damenwelt den Kopf, umgarnt sie, der Rest ist Kaufrausch, der ab und zu glücklich – auf jeden Fall aber so süchtig macht, dass der persönliche Bankrott droht. Die kleinen Läden und Verkaufsstände um das schillernde Monstrum herum verlieren ihre Existenz, wer Arbeit sucht, kommt vom Land in die große, leuchtende Stadt. Auch die junge Verkäuferin Denise Baudu verbindet sich mit dem Einkaufsparadies – mehr als es zunächst scheint. Das Paris in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Schauplatz von Zolas Roman. In dieser Zeit des beginnenden Kapitalismus schreibt Zola unter dem Deckmantel eines unter­ haltsamen Romans inklusive großer Love-Story eine erstaun­lich hellsichtige Analyse. Er zeigt Konsummechanismen, Arbeits­ bedingungen im Warenhaus, den Wandel der Stadt durch das Wegbrechen des traditionellen Einzelhandels und legt damit Spuren, die deutlich in unsere Zeit hineinreichen. Regisseurin Mareike Mikat schlägt mit dem Blick in die Vergangenheit von Paris den Bogen zur Konsumwelt heute. Auch in Stuttgart.

Ist Shopping heute wirklich das Paradies ? Tausend Fragen zum Modeolymp, zum ultimativen Look, danach, was älter, jünger, reicher, edler wirkt, flirren durch die Köpfe junger Frauen. Kann man wirklich sterben für ein Kleid? Geht es ums Kaufen, An­ziehen oder ums Wegschmeißen? Kann es wirklich sein, dass eine Näherin in Bangladesch eine Botschaft in eine Primark-Bluse näht ? Wie hoch wird eigent­ lich der Umsatz von Primark in Stuttgart im ersten Jahr und wieso geht da einfach keiner ans Telefon ? Mareike Mikat

Émile Zola, geboren 1840 in Paris, arbeitet nach nicht bestandenem Abitur zunächst als Dockarbeiter, danach in einem Verlag und ab 1865 als Journalist. Bekannt und umstritten wird er u. a. durch seine Förde­ rung des Malers Édouard Manet, vor allem aber durch seine Schrift J’accuse, die der ­Dreyfus-Affäre 1898 eine entscheiden­ ­de Wendung gibt. Zola flieht, um einer Haftstrafe zu entgehen, für ein Jahr ins Exil nach England, kehrt danach, amnestiert und gefeiert, in seine Heimat zurück. Zola stirbt 1902 in Paris und gilt mit seinen Werken wie Nana (1808), Das Paradies der Damen (1838), Germinal (1885) oder Das Geld (1891) als einer der bedeutendsten Vertreter des europäischen Naturalismus.

Mareike Mikat, geboren 1978 in Frankfurt / Oder, studiert Regie an der Hochschule „Ernst Busch“ in Berlin und arbeitet seit 2001 als freie Regisseurin, u. a. am Staatstheater Braunschweig, am Münchner Volkstheater, am Theater Heidelberg, an der Volksbühne Berlin, am HAU Berlin, am Maxim Gorki Theater, am Centraltheater Leipzig (Haus­regisseurin von 2008 – 2010), am Theater Bielefeld, am Badischen Staatstheater und am Schauspiel Stuttgart.

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Schauspielhaus

Premiere 20.  Dezember 2014

Herbstsonate nach dem Film von ­Ingmar Bergman

Regie ���������������������������������������� Jan Bosse Bühne �������������������������������������� Moritz Müller Kostüme �������������������������������� Kathrin Plath Musik ���������������������������������������� Arno Kraehahn Video ���������������������������������������� Meika Dresenkamp Dramaturgie ���������������������� Gabriella Bußacker

„Alles geschah ja im Namen der Liebe …“ Sieben Jahre ist es her, dass sie sich das letzte Mal trafen – nun unterbricht die erfolgreiche Konzertpianistin Charlotte Andergast ihr inter­ nationales Tourneeleben, um ihre Tochter in ihrem Haus in der norwegischen Provinz zu besuchen. Eva ist dort mit Viktor, dem Pfarrer der ländlichen Gemeinde, verheiratet. Charlotte hat vor kurzem ihren langjährigen Freund durch eine Krankheit verloren. Dieser Schicksalsschlag scheint die Chance einer Erneuerung der Beziehung zwischen Mutter und Tochter zu bieten, die Erwartungen sind groß, man freut sich aufeinander. Dann brechen wechselseitige Vorwürfe, alte Verletzungen und ungestillte Sehnsüchte zwischen Mutter und Tochter auf. Gegen­seitige Ansprüche offenbaren ein Horrorszenario zweier ungeliebter Frauen, die sich in ihrer Unfähigkeit zur Liebe er­­ schreckend gleichen.

Eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin

Nach Szenen einer Ehe der nächste Bergman’sche Kampfschauplatz der fami­ liären Verstrickungen: Mutter und Tochter. Ein lebenslänglich tragikomisches Miss­ verständnis. Ein schweres Erbe im Namen der Liebe. Ein labyrinthisches Geflecht zwischen Erinnerung, Sehnsucht und Wahn. Hass- und Wunschvorstellungen. Wieder­ gänger. Gespenster. Ein „haunted house“. Ein Exorzismus. Jan Bosse

Ingmar Bergman wird 1918 als Sohn eines schwedischen Pastors geboren. Als Drehbuchautor, Film- und Theater­regisseur schafft er weltberühmte Werke. 1976 ver­ lässt er Schweden und lebt vorübergehend in München. So entsteht Herbst­sonate 1978 als deutsche Produktion, die in Norwe­gen gedreht wird. 1997 wird er in Cannes als „bester Filmregisseur aller Zeiten“ geehrt. Er stirbt 2007. Jan Bosse, geboren 1969 in Stuttgart, be­­­ginnt seine Theaterkarriere an den Münch­ ner Kammerspielen und dem ­Deut­schen Schauspielhaus in Hamburg. In den ver­ gangenen Jahren inszeniert er vor allem am Burgtheater in Wien, Thalia T ­ heater in Hamburg und dem Maxim Gorki Theater in Berlin. Nach der erfolg­reichen Adaption von Szenen einer Ehe für das Schauspiel Stuttgart setzt er nun seine Auseinander­ setzung mit dem Bergman-Kosmos fort.

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Kammertheater

Premiere 10.  Januar 2015

Regie & Bühne ���������������� Laurent Chétouane Kostüme �������������������������������� Sanna Dembowski Musik ���������������������������������������� Leo Schmidthals Dramaturgie ���������������������� Jan Hein

Die Söhne des Oedipus, Eteokles und Polyneikes, sind tot. Im Krieg um die Königsherrschaft in Theben haben sie sich gegenseitig umgebracht. Kreon, der neue König, lässt Eteokles, den Verteidiger der Stadt, ehrenvoll beerdigen, während er ein rechtmäßiges Begräbnis des Angreifers Polyneikes, den er als Staatsfeind betrachtet, bei Todesstrafe verbietet. Dessen Schwester Antigone setzt sich über dieses Verbot hinweg: sie versucht ihren Bruder gemäß der religiösen Vorschriften zu bestatten, damit sein Leichnam nicht von wilden Tieren zerfleischt wird, und wird dabei entdeckt. Kreon verhängt das Todesurteil über sie. Ismene, Antigones Schwester, und Haimon, Antigones Verlobter und Kreons Sohn, flehen um ihre Frei­­las­ sung – vergeblich. Die Totengötter rächen sich: Wie vom blinden Seher Teiresias prophezeit, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der französische Regisseur und Choreograph Laurent Chétouane beschäftigt sich in seinen Arbeiten intensiv mit dem Zusammenspiel von Text, Körper und Tanz und hat in diesem Grenzbereich einen ganz eigenen Stil entwickelt.

Sophokles, um 497 / 4 96 v. Chr. als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren, ist der zu Lebzeiten erfolgreichste Dichter der attischen Tragödie. Von den entstan­denen über 120 Dramen haben sich s ­ ieben vollständig erhalten. Antigone wird vermutlich 442 v. Chr. uraufgeführt und zählt – wie König Oedipus und Oedipus auf Kolonos – zur Thebanischen Trilogie.

Vielleicht kann es, wenn man heute Antigone inszeniert, nur darum gehen, nicht nur den Bruder zu begraben, sondern mit ihm gerade auch Antigone, d. h. aber nicht nur sie – man müsste auch sie zuerst finden, wo bist Du Antigoneeee? –, sondern die Tragödie selbst als dialek­ tisches Spiel. Diesen nicht mehr existieren­ den Konflikt, den das Theater soooo gerne noch am Leben hält zur Rechtfertigung einer Praxis von Figuren, die nirgendwo mehr existieren. Und aus diesem Staub, aus dieser verbotenen Tat könnte vielleicht der Text – Hölderlin ! – uns noch mal zeigen, wie sinnlos wir sind. Ja. DARUM.

Laurent Chétouane, geboren 1973 in Soyaux, Frankreich, absolviert nach einem Ingenieurstudium ein Studium der Theater­wissen­schaft an der Pariser Sorbonne und der Theaterregie an der Hochschule für Musik und Dar­stellende Kunst in Frankfurt am Main. Er unter­ richtet als Gastprofessor und Gast­ dozent in zahlreichen Studiengängen, u. a. in Berlin, Bochum, Frankfurt am Main, Gießen, Hamburg und Oslo. Seit Ende der 1990er Jahre arbeitet er als Theater­regisseur u. a. am Schau­ spielhaus Hamburg, den Münchner Kammer­spielen, am Schauspiel Köln, am Nationaltheater Oslo. Seit 2006 ent­stehen zudem erste Tanzstücke. Für Tanzstück  #1: Bildbeschreibung von Heiner Müller erhält Chétouane 2008 die Wild Card der RUHR .2010 und im selben Jahr den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für hervorragende junge Künstler. horizon(s) ist zur Tanz­ plattform 2012 in Dresden eingeladen. Sacré Sacre du Printemps wird bei der Ruhr­triennale 2012 uraufgeführt und tourt in Russland, Österreich, Frank­ reich, Schweiz und Belgien. Anlässlich des 50jährigen Jubiläums des ElyséeVertrages 2013 entwickelt Chétouane das Duo M!M . Sophokles’ Antigone ist Chétouanes erste Inszenierung am Schauspiel Stuttgart.

Laurent Chétouane

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Premiere 17.  Januar 2015

Die Leiden des jungen Werther

Antigone von Sophokles in der Übertragung von ­Friedrich Hölderlin

Schauspielhaus

nach dem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe

Regie ���������������������������������������� Simon Solberg Bühne & Kostüme �������� Christina Schmitt Maike Storf Musik ���������������������������������������� Sven Kaiser Dramaturgie ���������������������� Anna Haas

Goethes Leiden des jungen Werther erzählt die Geschichte einer verzweifelten Liebe – unbedingt, maßlos und gegen jede Ver­ nunft. Bis an die Grenzen des Wahnsinns verliebt sich der junge Rechtspraktikant Werther in Lotte, die bezaubernde Tochter des Amtmann S., die jedoch mit einem Anderen verlobt ist. In den Briefen, die Werther zwischen dem 4. Mai 1771 und dem 23. Dezember 1772 an seinen Freund Wilhelm schreibt, breitet sich ein Kaleidoskop der Seelenregungen eines stürmisch und hoffnungslos Liebenden aus. Werthers Liebesrausch entwickelt sich, wie er es selbst be­schreibt, zu einer „Krankheit zum Tode“. Er vergleicht diese Krank­heit mit einem bösartigen und tödlichen Fieber, dessen letzte Konsequenz der Freitod als stärkster Ausdruck seiner Gefühle ist. Er ist zerrissen zwischen seiner wachsenden Leiden­ schaft und den Normen der Gesellschaft, zwischen seinem Wünschen und Begehren und den Einschränkungen der sozialen Wirklichkeit. Mit Begeisterung liest Werther Homers Odyssee. Die Reise des antiken Helden spiegelt seinen eigenen Seelenzustand als Irrfahrt der Gefühle. Eine Irrfahrt aus der Goethezeit in die Antike und bis in die Zukunft unserer Welt, auf die Regisseur Simon Solberg den liebessüchtigen Helden schickt.

Goethes Leiden des jungen Werther ist nach dem nationalen Erfolg des Dramas Götz von Berlichingen (1773) sein zweiter großer, sogar internationaler Erfolg. Inspiriert von einer eigenen schmerzlichen Liebesgeschichte zu der bereits inoffiziell verlobten Charlotte Buff schreibt der 24-jährige Anwalt im Frühjahr 1774 in nur wenigen Wochen den Brief­roman, der wie der Götz von Berlichingen zu den Haupt­ werken des Sturm und Drang gehört. Das Motiv für den tragischen Ausgang dieser Liebe wiederum, die Selbst­tötung Werthers, liefert Goethe der Suizid seines Freundes Karl Wilhelm Jerusalem, der sich in eine verheiratete Frau verliebt hatte. Der Roman wird zum Bestseller, der eine Art Werther-Fieber auslöst: es kommt zu einer regelrechten Suizidwelle; aber man pro­duziert auch Fan-Artikel und Merchandising-Produkte wie z. B. eine Werther-Tasse und kleidet sich in Werther­ tracht – einen blauen Frack, eine gelbe Weste und ebensolche Hosen.

Eine Handvoll Überlebender in einer Zeit wie der unsrigen begeben sich auf eine Odyssee durch die Seelenlandschaft von Goethes Werther – auf der Suche nach Empathie, Sinn und den Fragmenten einer Sprache der Liebe (R. Barthes). Verrückt muss der sein, der gesund bleibt in dieser kranken Welt voller NSA-Zyklopen, PopSirenen und Fast-Food-Kirken – oder ist es normal, nur weil alle es tun? Irgendwo zwischen Wirtschaftswachstum, a-sozialen Netzwerken und Kindern on demand ging uns die Liebe zum Leben verloren. Ein Abend über den schmalen Grat zwischen Koma und Amok. Simon Solberg

Simon Solberg ist 1979 in Bonn geboren und studiert zunächst Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Essen. 2006 gibt er mit Odyssee reloaded am Schauspiel Frankfurt sein Regiedebüt. Von 2006 bis 2008 ist Solberg Hausregisseur am National­ theater Mannheim. 2008 gewinnt er den Kritikerpreis beim Festival Radikal jung, zu dem er noch zwei weitere Male eingeladen wird. Er inszeniert u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater Berlin, dem Maxim Gorki Theater Berlin, am Staats­ schauspiel Dresden, am Theater Basel, am Münchner Volkstheater und am Schau­ spiel Köln. Nach Goethes Urgötz zur Eröffnung der Intendanz von Armin Petras sind Die Leiden des jungen Werther seine zweite Arbeit für das Schauspiel Stuttgart.

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Schauspielhaus

Premiere 7.  Februar 2015

August: Osage County. Eine Familie von Tracy Letts Regie ���������������������������������������� Stephan Kimmig Bühne �������������������������������������� Oliver Helf Kostüme �������������������������������� Johanna Pfau Musik ���������������������������������������� Michael Verhovec Dramaturgie ���������������������� Bernd Isele

August, schwüle Sommerhitze, ein ehemals stattlicher Landsitz im Mittleren Westen: Beverly Weston, früher Schriftsteller und Hochschullehrer, jetzt Vollzeitalkoholiker, ist spurlos ver­ schwunden. Seine Frau Violet bleibt alleine zurück – mit ihrer Krebserkrankung, ihrer Tablettensucht und mit der Haushalts­ hilfe, die der alte Weston kurz vor seinem Verschwinden ins Haus geholt hat. Um der Mutter beizustehen, reist der Familien­ clan an. Doch Violet sorgt sich weniger um ihren abwesenden Ehemann als um ihre Rolle als Familienoberhaupt. So wird das Zusammentreffen zum Schlachtfeld familiärer Konflikte, auf dem sich Violet bösartig und brillant in Szene setzt.

Eine Familie kehrt zurück: an den Ort der Kindheit, ins Haus der Eltern. Aber was früher einmal Heimat war, ist jetzt ein ab­­­ weisendes Gemäuer: ein Familien-Sarko­ phag, durch den die Mutter wie ein wundes Tier geistert. Melancholische Fetzen von Country-Musik, dunkel verhängte Fenster und dahinter: ein Glutofen der Gefühle. Zeit für ein letztes Aufbäumen, für letzte Verhöre und Lebensbeichten – mit Blick in die traurigen Weiten der Prärie und unter den schweren, großen Augen einer kranken Mutter. Drei Generationen, eine letzte Schlacht und am Ende: Verwüstung und Einsamkeit.

Mit August: Osage County (auf deutsch: Eine Familie) hat Tracy Letts ein tragikomisches Familienepos geschrieben, das die Erzähltradition amerikanischer Dramatik mit dem beißenden Humor der schwarzen Komödie verbindet: ein Ensemblestück über eine Gesellschaft, die sich belügt, bekriegt, betäubt, um der eigenen Ohnmacht nicht ins Gesicht sehen zu müssen.

Tracy Letts, geboren 1965, wächst in ­Oklahoma auf. Nach jahrelangem Drogenund Alkoholmissbrauch gelingt es Letts ohne jede Ausbildung, sich als Schau­spieler und Dramatiker zu etablieren. Für sein in Chicago uraufgeführtes Stück August: Osage County erhält er den ­Pulitzer-Preis und den Tony Award. 2013 wird das Theater­ stück in Hollywood verfilmt.

Stephan Kimmig

Stephan Kimmig, geboren 1959 in Stutt­ gart, arbeitet von 1998 bis 2000 als fester ­Regisseur am Schauspiel Stuttgart, wo er auch in der Folge mehrfach inszeniert. ­Parallel dazu entstehen Arbeiten u. a. an den Münchner Kammerspielen, am Wiener Burgtheater, am Schauspiel Frankfurt, am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin, dem er seit 2009 als Hausregisseur verbunden ist. Seine Inszenierungen sind vielfach ausgezeich­ net, u. a. mit dem Nestroy-, dem Faust-Preis und mehreren ­E inladungen zum Berliner Theatertreffen.

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Robert Kuchenbuch


Christian SchneeweiĂ&#x;

Sandra Gerling


Andreas Leupold

Manolo Bertling


Johann J端rgens

Paul Grill


Hanna PlaĂ&#x;

Edgar Selge


Horst Kotterba

Nathalie Thiede


Michael Stiller

Florian Rummel


Holger Stockhaus

Katharina Knap


Sebastian Rรถhrle

Marietta Meguid


Manja Kuhl

Sebastian Wendelin


Susanne Bรถwe

Rahel Ohm


Manuel Harder

Astrid Meyerfeldt


Boris Burgstaller

Caroline Junghanns


Gabriele Hintermaier

Birgit Unterweger


Elmar Roloff

Maja Beckmann


Abak Safaei-Rad

Svenja Liesau


Franziska Walser

Matti Krause


Thomas Lawinky

Berit Jentzsch


Peter Kurth

Anja Schneider


Paul Schröder

Peter René Lüdicke


Kammertheater

Premiere 21.  Februar 2015

Der Idiot nach dem Roman von ­Fjodor Dostojewskij

Regie ���������������������������������������� Martin Laberenz Bühne �������������������������������������� Volker Hintermeier Kostüme �������������������������������� Aino Laberenz Musik ���������������������������������������� Friederike Bernhardt Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira

Er ist ein „wahrhaft guter Mensch“: offen, zuvorkommend, ohne Hintergedanken. Und gerade deshalb halten ihn alle nur für eins: Für einen Idioten. Fürst Myschkin befindet sich auf der Rückreise von seinem Schweizer Sanatoriumsaufenthalt nach Petersburg. Seine Epilepsie scheint geheilt – und guten Mutes begibt er sich in die Welt, die fortan auf ihn einprasselt. Myschkin geht auf die Menschen zu und irritiert sie mit seiner naiv-guten Art so sehr, dass er statt Offenheit und Anerken­ nung nur Spott und Ablehnung erntet. Die Reisebekanntschaft des Fürsten mit dem Kaufmann Rogoschin steht am Beginn tragischer Beziehungsgeflechte, in denen er sich fortan verfängt. Myschkin verehrt die wunderschöne Nastassja, die Rogoschin liebt, aber nicht haben kann. Die Begegnung mit der jungen Aglaja stürzt Myschkin tiefer in ein Liebeschaos, das seine Welt aus den Fugen stößt. Je mehr er sich für andere einzusetzen versucht, umso mehr entgleitet ihm die Welt. Umso mehr steuert er auf die Katastrophe zu. In seiner Güte, Unschuld und Demut ist Myschkin das Gravitationszentrum, das alles um ihn herum in Aufruhr bringt.

Ich denke, ein wesentlicher Aspekt dieses chaotischen Ringens um einen Weltentwurf ist die Gültigkeit einer Haltung, die dann aber so grundsätzlich widerlegt wird, dass man – gerade dem Chaos entronnen  – erneut im Chaos versinkt. Man kommt bei Null an, auf Seite 574. Die Freiheit der Figuren wendet sich gegen sie, gegen den eigenen Vorteil. Ich glaube, das hat Dostojewskij als „menschlich“ bezeichnet: Dieser irrationale, paradoxe Wesenzug, der den Menschen von einer Klaviertaste unterscheidet. Und vielleicht ist ja Myschkin die Verkör­perung dieses Prinzips, was eine wunder­bare Vorstellung wäre: der vollkommene und schöne Mensch stürzt die Welt, die ihm begegnet, ins Chaos. Und was übrig bleibt, ist ewiges Gelächter.

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij wird 1821 in Moskau als Sohn eines Arztes ge­­ boren. 1849 wird er wegen angeblich staats­­­ feindlicher Aktivitäten zum Tode verurteilt, anschließend begnadigt und zu Zwangs­ arbeit verpflichtet. Zu seinen berühmtes­ ten Romanen zählen neben Der Idiot Ver­brechen und Strafe, Böse Geister und Die Brüder Karamasow. Dostojewskij, der Zeit seines Lebens an Epilepsie leidet, stirbt 1881 in St. Petersburg. Martin Laberenz, geboren 1982 in Finn­land, assistiert nach einem abgebroche­ nen Literaturstudium am Schauspielhaus Bo­chum sowie drei Jahre lang am Hamburger Thalia Theater. Er inszeniert danach am Thalia Theater Hamburg, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Theater Dortmund. Als fester Regisseur arbeitet er zudem am Centraltheater Leipzig. Darüber hinaus inszeniert er u. a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Stuttgart, wo in seiner Regie weiterhin Die Reise frei nach dem Roman von Bernward Vesper zu sehen ist.

Wolfgang Michalek

Martin Laberenz

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Nord

Deutschsprachige Erstaufführung 7.  März 2015

Mord Regie ���������������������������������������� Wojtek Klemm Bühne �������������������������������������� Magdalena Gut Kostüme �������������������������������� Julia Kornacka Musik ���������������������������������������� Micha Kaplan Choreografie �������������������� Efrat Stempler Dramaturgie ���������������������� Verena Elisabet Eitel

Hanoch Levin, Dramatiker und Regis­ seur, stirbt 1999 im Alter von 55 Jahren. Er ist einer der wichtigsten Theater­ macher des noch jungen israelischen Theaters. Seine Stücke lösen starke Kontroversen innerhalb der israelischen Gesellschaft aus. Von den Kritikern hochgelobt stellt er stets das Selbstver­ ständnis seiner Nation in Frage. Trotz der Bezüge zur israelischen Ge­­sell­ schaft, wirft Levin mit seinen Stücken immer auch grundlegende politische und gesellschaftliche Fragen auf.

Mord? Oder Totschlag? Beihilfe? Unschuld? Was tun, wenn das Rechtssystem, das diese Fragen abwägen sollte, verhindert ist? Sei es durch Krieg, Ausnahmezustand oder einfach, weil die Menschen und die Situationen so kompliziert sind? Wie nun mal die Menschen sind. Zusammen lassen all diese Fragen ein Labyrinth entstehen, in dem sich sämtliche Figuren des Stückes verfangen. Es gibt kein Entrinnen. Sie tanzen auf einem riesigen Pulverfass ihren Tanz. Gewalt bricht dabei in Komik um. Das Grausame ist nicht auszuhalten. Oder doch  – wo wir es doch zu Genüge aus den Nachrichten kennen? Und irgendwo in diesem Labyrinth irrt noch die Gerechtigkeit. Sie ist schon lange verloren. Alle Beteilig­ ten rufen laut nach ihr, nur vermag niemand, sich ihr zu stellen … Eine makabre Tragi­ komödie über Mord und Totschlag. Genau die richtige Unterhaltung für hier und jetzt.

Wojtek Klemm, geboren 1972 in Warschau, studiert Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Es f­ olgen Arbeiten als freier Regisseur sowie Regieassistenzen bei Dimiter Gotscheff, Frank Castorf und Christoph Schlingensief. Seit 2005 arbeitet Klemm regelmäßig in Polen, seit 2009 auch in Israel / Tel Aviv. Das Teatr Norwida im niederschlesi­ schen Jelenia Góra wird unter seiner künst­lerischen Leitung (2007 – 2009) von der polnischen Tageszeitung Dziennik für die Spielzeit 2007/2008 zum Theaterort des Jahres und von der Wochenzeitung Wprost 2009 unter die zehn interes­­san­testen Theater Polens gewählt. Zuletzt entstehen Arbeiten u. a. am Deutschen Theater Göttingen, an der Volksbühne am Rosa-Luxem­ burg-Platz sowie am Luzerner Theater.

Wojtek Klemm

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Uraufführung 18.  April 2015

Im Stein

von Hanoch Levin

„Da gibt es kein Warum, das verstehst du doch.“ Der Mord von israelischen Grenzsoldaten an einem palästinensischen Jungen setzt eine Spirale der Rache und Gewalt frei. Der Vater kann nur noch die geschändete Leiche seines Sohnes betrauern. Ein Bote verkündet zwar Frieden, doch er kommt wenige Minuten zu spät. Ohnehin scheint dieser Frieden nur ein Übergang zum nächsten Krieg zu sein. Der Krieg ist kein Ausnahmezustand mehr in dieser Gesellschaft. Im Gegenteil: er ist eine perfide Form des Alltags. Hanoch Levin, einer der wichtigsten Theatermacher Israels, beschreibt in Mord einen Zeitraum von 10 Jahren, in denen der Vater vom Trauernden zum Täter und schließlich selbst zum Opfer wird. Das Opfer einer Gewalt, die ursprungslos geworden ist und der sich eben deshalb niemand entziehen kann. Dabei geht Levin über die konkreten politischen Dimensionen des palästinensisch-israelischen Konflikts hinaus. Es geht in diesem Stück um die Menschen auf beiden Seiten, die auf­ge­hört haben, nach dem Warum zu fragen. Levin stellt die grundsätz­ liche Frage nach einer zerstörerischen Gewalt, die sich so weit in die Tiefen einer Gesellschaft hineinfrisst, dass kein „normales Leben“ mehr möglich ist.

Schauspielhaus

nach dem Roman von Clemens Meyer

Regie & Bühne ���������������� Sebastian Hartmann Kostüme �������������������������������� Adriana Braga Peretzki Licht & Video �������������������� Voxi Bärenklau Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira

Im Stein erzählt die Geschichte einer flirrenden Großstadt, die die Nachtgestalten bevölkern – angesiedelt um eines der ältes­ ten Gewerbe der Welt. Eine Prostituierte bei der Arbeit, ein gealterter Jockey, der verzweifelt und getrieben seine seit Jahren untergetauchte Tochter sucht, Geschäftsmänner, die um ihr Glück und mit dem Kapital kämpfen. Zwischen Aufstieg und Fall, Erfolg und Niederlage wandeln und hetzen die Protagonisten durch die dunklen Straßen und scheitern hinter anonymen Fenstern – vereint durch die Lichter, die die Nacht zum eigent­­ lichen Zentrum ihres Daseins machen. Und die einen Kampf um Kapital, Sex, Macht und die eigenen Träume führen. Clemens Meyer hat mit Im Stein ein Epos über eine Stadt geschrieben – kraftvoll, schmutzig, illusionslos und zärtlich zugleich.

Ich war öfter an der Ostsee als am Mittel­ meer – Steine Brandung kollern – Kinder  – Köpfe – der Weg an den Strand ist leich­ter als der an den Schreibtisch – Tag und Nacht – das Meer die Mutter – Vater su­chend – Eisenhüttenstadt Großvater (Staatsbegräbnis) – Großmutter starb an der ersten Nierentransplantation in der russischen Zone – ich war bei einer Nutte first time und hörte Trompeten – rauchte KULTURREVOLUTION schrecklich das Meer verreckt – schrecklich wenn wir uns nicht mischen der Hund stirbt besser „im Wald“, glaub mir – endlich am Schreib­ tisch – endlich am Meer – Clemens das Ding mit dir, ich streng mich an, dein sebi ***

Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle / Saale, studiert von 1998 – 2003 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, wo er inzwischen auch lehrt. Sein Debütroman Als wir träumten erscheint 2006, es folgen Die Nacht, die Lichter. Stories (2008) und Gewalten. Ein Tagebuch (2010). Für sein Werk wird ­Clemens Meyer mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Preis der Leipziger Buchmesse. Im Stein ist sein neuester Roman, der 2013 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis steht und mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet wird.

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Sebastian Hartmann


Schauspielhaus

Premiere 9.  Mai 2015

Breaking the Waves nach dem Film von Lars von Trier

Schauspielhaus

Uraufführung 14.  Mai 2015

Lehrstücke

Regie ���������������������������������������� David Bösch

She She Pop & ­Schauspiel Stuttgart

She She Pop �������������������� Sebastian Bark Johanna Freiburg Fanni Halmburger Lisa Lucassen Mieke Matzke Ilia Papatheodorou Berit Stumpf

Labore und Präsentationen im Laufe der Spielzeit 2014 / 2015

Breaking the Waves erzählt die Geschichte einer Passion. Für ihre Liebe ist Bess bereit, alles zu opfern. In ihrer konservativen, streng religiösen Heimatstadt an der schottischen Küste gilt sie als labile Außenseiterin: stark im Glauben, aber schwach im Geist. Sie spricht mit Gott. Ihre größte Kraft ist ihr Glaube. Als sie sich in den Engländer Jan verliebt, der auf der Bohrinsel vor der Küste arbeitet, erlebt sie zum ersten Mal das Glück der Liebe und das Erwachen ihrer Sexualität. Doch nach den Flitterwochen muss Jan wieder auf die Bohrinsel und Bess betet verzweifelt, dass er schnellstmöglich zurückkehrt. Das tut er viel früher als erwartet – allerdings nach einem Unfall schwerverletzt, gelähmt und ohne Aussicht auf Genesung. Bess’ Liebe ist wie ihr Glaube bedingungslos und ohne Grenzen. Um Jan zu retten, scheut sie weder den gesellschaftlichen Abstieg noch den eigenen Tod. Inspiriert wurde Lars von Trier durch ein Kinderbuch: Goldherz, das Lieblingsmärchen seiner Kindheit, wie er selbst sagt. In dieser skandinavischen Sterntaler-Variante verschenkt ein armes Mädchen alles, was es besitzt, um anderen zu helfen. Breaking the Waves von 1996 bildet den ersten Teil seiner Golden Heart-Trilogie, die er 1998 mit Idioten und 2000 mit Dancer in the Dark fortsetzte.

Lars von Trier, geboren 1956 in Kopen­ hagen, gilt als einer der einflussreichs­ ten Regisseure seiner Generation. 1984 erregt sein erster Spielfilm, das Low-Budget-Projekt Element of Crime, großes Aufsehen. Er bildet zusammen mit den nachfolgenden Filmen ­Epidemic (1987) und Europa (1991) die Europa-Trilogie. Mit der mehrteiligen TV-Produktion Geister (1994) geht eine radikal neue Ästhetik einher: Von Trier verwendet hochempfindliches Film­ material, das ihm den Verzicht auf Kunstlicht erlaubt, und setzt eine flexi­ ble Handkamera ein. ­Idioten (1998), Lars von Triers Beitrag zu dem von ihm mitverfassten Regelwerk Dogma 95, ist neben Breaking the Waves (1996) und Dancer in the Dark (2000), für den er die Goldene Palme in Cannes erhält, Teil der Golden-Heart-Trilogie. Es folgen Dogville (2003), Manderlay (2005), Antichrist (2008), ­Melancholia (2010) und zuletzt Nymph ( ) maniac (2014).

Himmel oder Hölle. Wer sich für jemanden aufopfert, kommt in den Himmel. Die anderen in die Hölle. Das ist ja logisch. Und gerecht auch. Das hat Gott schon gut gemacht. Wenigstens das. Ich habe mich nie aufgeopfert. Also kommt David Bösch in die Hölle. Logisch und gerecht. Und die meisten, die das JETZT lesen, auch. Dann treffen wir uns da. „Wenigstens nicht alleine brennen“, könnte man zynisch anmerken und dadurch wieder ein Stück näher an die Hölle heranrücken … Die ­Tränen sind schon lang verdunstet dort. Die anderen treffen Bess. Im Himmel. Wie schön. Sie müssen allerdings etwas wissen, sie spricht nicht viel. Aber das tun ja die meisten nicht im Himmel. Wenn doch, dann flüstern sie eher. Im Himmel und auch davor, im Leben. Achten Sie mal darauf. Hören Sie gut zu. An der Super­ marktkasse, gegenüber in der Straßen­ bahn und neben Ihnen, im Bett. Da liegt sie vielleicht. Ihre Bess.

David Bösch, geboren 1978, zählt zu den gefragtesten Regisseuren seiner Generation. Von 2005 bis 2010 ist er Hausregisseur am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum und arbeitet am Schauspielhaus Zürich, am Hamburger Thalia Theater, am Deutschen Theater ­Berlin und regel­ mäßig am Wiener Burg­theater. Darüber hinaus inszeniert er Opern, etwa an der Oper Frankfurt, an der Bayerischen Staatsoper, am Theater Basel und an der Opéra de Lyon. In der vergangenen Spielzeit hat er am Schauspiel Stutt­ gart im Nord Sarah Kanes Zerbombt inszeniert.

David Bösch

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Das Schauspiel Stuttgart und das Performance-Kollektiv She She Pop gehen beieinander in die Lehre. Das utopische Format Lehrstück nach Brechts Theorie bietet das theoretische Werkzeug, um nach neuen Formen des Theaters zu suchen, nach Möglichkeiten kollektiven Produzierens und der Partizipa­ tion. Seine Lehrstücktheorie ist ein provokativer, radikaler Angriff auf das traditionelle Verständnis des Theaterbetriebs, von Kommunikation und Gesellschaft. Es geht um das Thema Arbeit – genaugenommen die Arbeit in einem Theaterapparat wie den Württembergischen Staats­ theatern und um die Arbeit in einer Freien Gruppe wie She She Pop. Was können wir voneinander lernen? Seit Januar 2014 treffen sich She She Pop und das Schauspiel Stuttgart regel­ mäßig, um in unterschiedlichen Formaten miteinander ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit verschiedenen Gruppen von Theaterarbeiter­Innen – SchauspielerInnen, TechnikerInnen, HandwerkerInnen, OrganisatorInnen etc. – suchen sie nach Geschichten, Tabus, Fragen, Arbeitsweisen und Spielregeln. So werden künstlerische Prozesse in Gang gesetzt, die sich in das ganze Haus öffnen und alle Mitarbeiter­Innen des Theaters und auch die ZuschauerInnen einladen, sich zu beteiligen. Im Laufe der Spielzeit zeigen wir immer wieder Zwischenergeb­ nisse, die im Mai 2015 in einer großen Show auf der Bühne des Schauspielhauses münden, an der sich auch die Zuschauer­ Innen aktiv beteiligen können. Die im Januar mit Schubladen begonnene Gastspielreihe wird im November fortgesetzt – mit Testament, dem Abend mit She She Pops Vätern und „Frühlingsopfer“, dem Abend mit ihren Müttern (s. S. 86).

Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

Was heißt es, das Verhältnis von Dar­stel­ler­­ Innen und ZuschauerInnen neu zu ­denken? Kann im und mit dem Theater überhaupt gelernt werden – ohne ein theaterpäda­ gogisches Setting aufzubauen? Was heißt es, Entscheidungen zu treffen, auf der Bühne oder auch in der Gesellschaft? Und wie wird Theater in diesem Sinne politisch? Mit diesen Fragen im Kopf werden wir neue Modelle des Theaterraums, Methoden und Formate des Theaters entwickeln, die das Theater als sozialen Raum be­­grei­ fen. Mit „wir“ ist der ganze Apparat ge­­meint: She She Pop, das Ensemble, die Mit­­­ arbeiter­Innen des Hauses, aber auch die ZuschauerInnen, ohne die Theater nicht möglich ist. Welche Form des Theaters der Zukunft brauchen wir und wie können wir sie mitgestalten?

She She Pop sind ein PerformanceKollektiv, das Ende der 90er Jahre von Absolventinnen des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft ge­­ gründet wird. 2011 sind sie mit Testament zum ­Berliner Theatertreffen eingeladen. Sie erarbeiten ihre Shows im Kollektiv. Es gibt keine RegisseurIn – aber auch keine AutorIn und keine SchauspielerInnen. Texte und Konzepte werden gemeinsam entwickelt. Die Bühne ist für She She Pop ein Ort, an dem Entscheidungen getroffen werden, an dem Gesprächsweisen und Gesellschaftssysteme ausprobiert, große Gesten und soziale Rituale einstudiert oder verworfen werden. Sie sehen ihre Auf­­ gabe in der Suche nach den gesellschaft­ lichen Grenzen der Kommunikation – und in deren gezielter und kunstvoller Über­ schreitung im Schutzraum des Theaters.

She She Pop

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Schauspielhaus

Premiere 20.  Juni 2015

Nord

Premiere 11.  Juli 2015

Peer Gynt

Unterm Rad

von Henrik Ibsen Regie ���������������������������������������� Christopher Rüping Bühne �������������������������������������� Jonathan Mertz Kostüme �������������������������������� Lene Schwind Musik ���������������������������������������� Christoph Hart „Peer, du lügst!“ So beginnt das nordische Epos des Träumers und Fantasten Peer Gynt. Die Lebensgier der Jugend und die Suche nach dem eigenen Ich ziehen den Antihelden in die Fremde. Gynt wird Beduinenhäuptling und Prophet, besucht die Küsten und Wüsten der Welt, macht Bekanntschaft mit Trollen und Tollhäuslern und lässt sich zum Kaiser der Narren krönen – nur den Weg zu sich selbst findet er nicht. Gynts Reise währt ein halbes Leben lang und endet dort, wo sie begonnen hat: vor dem Haus seiner Jugendliebe Solvejg. „Hin und zurück, ’s ist der gleiche Weg / Hinaus und hinein, ’s ist der gleiche Steg“. Peer Gynt betritt die Kammer, er ist alt geworden, während ­Solvejg auf ihn gewartet hat: auf einen, der scheitern musste, um am Ende Mensch zu werden. Mit Peer Gynt schrieb Henrik Ibsen im Jahr 1867 ein „dramatisches Gedicht“, das die Frage nach den Möglichkeiten menschlicher Selbsterkenntnis auf eine bis heute gültige Formel bringt. Was als fantastisches Märchen daherkommt, ist Zeitstück, b ­ eißende Satire und faustische Weltbetrachtung zugleich: eine Reise über drei Lebensalter, durch die Irrgärten der eigenen Identität und hinein in die Rätsel menschlicher Existenz.

Henrik Ibsen (1828 – 1906) gilt als be­­ deutendster norwegischer Dramatiker und als einer der meistgespielten Autoren der Weltliteratur. Dramen wie Nora oder Ein Puppenheim, Gespenster, Ein Volksfeind oder Hedda Gabler machen ihn zum Wegbereiter des Naturalismus. Die Erstfassung des Peer Gynt schreibt Henrik Ibsen 1867. Wie sein Hauptheld ist auch Ibsen in diesen Jahren heimatlos und lebt im selbst­ gewählten Exil auf Ischia und in Sorrent. Einige Jahre später arbeitet der Autor das von norwegischen Feenmärchen inspirierte Gedicht zu einer Bühnen­ fassung um, die im Jahr 1876 mitsamt der von Edvard Grieg (1843 – 1907) komponierten Bühnenmusik in Kristiania uraufgeführt wird. Im Jahr 1901 fertigt Christian Morgenstern eine deutsche Übersetzung an, die bis heute als litera­ rische Meisterleistung gilt.

Wenn die Figuren unserer Theater­in­sze­nie­ rungen Früchte wären oder Gemüse, dann wäre Christian aus Das Fest ein Pfirsich oder eine Avocado, jedenfalls irgendwas mit einem harten Kern. Er ist sich sicher, dass dieser Kern (das Trauma seiner Kind­ heit) sein Denken, Fühlen, Handeln, sein ganzes Sein bestimmt und sieht es als Lebensaufgabe an, diesen Kern sichtbar zu machen. Auch Peer Gynt ist auf der Suche nach seinem Kern. Aber je länger er sucht, desto sicherer wird er, dass es keinen Kern gibt. Er ist keine Avocado, kein Pfirsich, sondern eine Zwiebel: Schalen über Schalen, kein Kern. Und so beginnt er damit, sich selbst zu häuten, zu schälen, Schicht um Schicht abzulegen, bis er sich im Nichts auflöst. Und vielleicht die Freiheit findet, nach der Christian sich so sehnt.

nach der Erzählung von Hermann Hesse

Regie ���������������������������������������� Frank Abt Bühne �������������������������������������� Michael Köpke Kostüme �������������������������������� Annelies Vanlaere

„So, jetzt fängt in Stuttgart das Landexamen an, und wir wollen dem Giebenrath alles Gute wünschen“ – Hans Giebenrath, aus einer Kleinstadt im Schwarzwald, besteht das Landexamen in der Residenz­stadt als zweiter und wird in die Klosterschule Maulbronn aufgenommen. Hesses Unterm Rad beschreibt das Schicksal eines begabten Kindes, dem die Schule, der Ehrgeiz und das Prestige­bedürfnis seines Vaters sowie der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufdrängen, die kaum zu erfüllen ist. „Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad.“ Zerbricht und besiegt der Druck der Schule den natürlichen Menschen? Im Zentrum von Frank Abts Bühnenadaption von Hermann Hesses Erzählung über Hans Giebenraths Kampf und Scheitern stehen auch heute nicht weniger relevante Fragen: Wie will ich leben und was tue ich dafür? In unserer Zeit, in der man so verantwortlich ist für das eigene Glück, in der Leistung und Erfolg ein Spiegel des eigenen Ein­satzes und Engagements zu sein scheinen, bleiben die Spielregeln der Schule ein Leben lang gültig. Immer fleißig sein, sich anpassen an die gegebenen Anforderungen ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten – solange bis man eben doch „matt“ wird. In Japan, wo die Suizidrate unter Schülern die höchste in der Welt ist und ein hoher Abrichtungs- und Anpassungsdruck auf die Kinder wirkt, wird Hesses Roman millionenfach verkauft.

Schon bei der Pflichtlektüre zu Schulzeiten war mir der Hans Giebenrath sehr nah. Und das nicht nur, weil seine Heimat auch nahezu meine ist. Sein Ringen um die Erfüllung der Ansprüche, die von außen auf ihn einwirken, und die Entdeckung seiner eigenen Bedürfnisse, die dazu im Widerspruch stehen, schildert Hermann Hesse so eindrücklich im Kosmos Schule, dass ich mich, eben selbst Schüler, wie so viele andere intensiv in Hans Giebenrath wiedererkannte und mit ihm litt. Die Kon­ flikte von Hans Giebenrath, die wir alle im Laufe unserer Pubertät, jeder auf seine Weise und doch gleich, erlebt, bekämpft und erlitten haben, sie verlassen uns nicht. Denn das, was sich damals zum ersten Mal offenbarte, der unauflösliche Wider­ spruch zwischen mir und den anderen, dem Sollen und Wollen, dem Fühlen und Müssen, dem Wünschen und Handeln, er dauert ja an. Auch die Einschränkungen, die wir deshalb hinnehmen, auch der Schmerz darüber. Wir haben uns nur daran gewöhnt. Und tun noch immer nichts dagegen. Das Ende von Hans Giebenrath bleibt wie es war.

Christopher Rüping

Christopher Rüping, geboren 1985, beendet 2011 sein Regiestudium an der Theater­akademie Hamburg und der Zürcher Hochschule der Künste. Während des Studiums entstehen erste Inszenierungen, die zu renommierten Theaterfestivals eingeladen werden. Seit der Spielzeit 2011 / 2 012 a ­ rbeitet er als freier Regisseur, u. a. am Schau­ spiel Frankfurt, dem Thalia Theater Hamburg, dem Volkstheater München, dem Deutschen Theater Berlin, am Schauspiel Hannover und am Schau­ spielhaus Zürich. Peer Gynt ist nach der Inszenierung von Thomas Vinterbergs Film Das Fest seine zweite Regie­arbeit auf der Bühne des Schauspiel Stuttgart.

Hermann Hesse, geboren 1877 in Calw, stirbt 1962 in Montagnola bei Lugano. 1946 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Unterm Rad, das zu seinen wichtigsten Frühwerken gehört, entsteht 1903 und hat einen deutlich autobio­ grafischen Hintergrund. Ortskundige erkennen unschwer die Ähnlichkeit der Heimatstadt Hans Giebenraths mit Calw. Hesse hat in der Erzählung viel von dem verarbeitet, was er selbst am Evangelischen Seminar in Maulbronn erlebt hat. So glaubten seine Erzieher, den 14jährigen in einer „Heilanstalt für Schwachsinnige und Epileptische“ unterbringen zu müssen.

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Frank Abt, geboren 1976 im baden-würt­ tembergischen Laupheim, assistiert während seines Studiums der Theater­ wissenschaft in Berlin und Paris am Burgtheater Wien, am Schauspielhaus Bochum, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin und an den Sophiensælen Berlin. 2003 bis 2006 ist er als Regieassistent am Thalia Theater Hamburg engagiert, wo seine ersten eigenen Regiearbeiten ent­stehen. Er inszeniert u. a. am Münchner Volks­ theater, am Schauspielhaus Graz, am Schauspielhaus Bochum, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Deutschen Theater Berlin und am T ­ heater Bremen.

Frank Abt

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Stadtraum

Sommer 2015

S – City of Youth II Stadtprojekt Künstlerische Leitung ������������������������������������ Malte Jelden Michael Graessner Björn Bicker Katrin Spira

S – City of Youth hat in der Spielzeit 2013 / 2014 Theater in Film verwandelt und umgekehrt. Unter dem Titel Nord – ein Stadtteil dreht sich ist der Stuttgarter Norden in Bewegung gebracht worden. Schulklassen, Plätze, Biografien, Ideen und Glaubens­ bekenntnisse wurden zwischen Killesberg, Coop-Viertel und Nordbahnhof ausgetauscht, umgedreht und überprüft. 25 Jugendliche aus allen sozialen Räumen des Nordens haben sich mit künstlerischen Mitteln auf die Suche gemacht nach Veränderungspotenzialen in ihrer Umgebung. Entstanden sind dabei eine Vielzahl von Begegnungen und Veranstaltungen, und aus diesen wiederum ein Film: Nord hat sich gedreht ! In der zweiten Ausgabe von S – City of Youth werden wir die erfolg­ reich begonnene Arbeit fortsetzen. Wir werden den Austausch­ gedanken intensivieren und den drängenden Fragen weiter nachgehen: Wie können wir zusammen lernen? Wo treffen wir uns? Warum werden Menschen abgeschoben? Kann Kunst Konflikte lösen? Was ist Apartheid? Woran glauben wir? Und was passiert eigentlich mit dem kleinen Amphitheater dort unten im Norden? S – City of Youth entsteht auch in der zweiten Spielzeit dadurch, dass wir durch Teilhabe neue Räume für Begegnung er­schließen und damit eine Kunstform erproben, die sich untrennbar mit den Lebensrealitäten des Stadtteils verbindet.

In Kooperation mit dem Caritasverband für Stuttgart e. V. und der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft

Stellen Sie sich die Jugend als Unfall vor. Andauernd passiert irgendetwas. Man stürzt, man verliebt sich, man probiert etwas aus. Man tut Dinge zum ersten Mal. Und jedesmal geht irgendetwas schief. Ständig haben wir irgendwelche Prüfungen zu überstehen: Schule, Pass-, Fahrschein-, Führerscheinkontrollen, die erste Liebe, ältere Geschwister, jüngere Geschwister, Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, blöde Lehrer, nette Lehrer, der morgendliche Wecker, Mathematik, Englisch, Ge­­schich­­te, Freunde, die Probleme haben, Freunde, die keine Probleme haben, Mädchen, Jungs, zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, peinlich, arm, reich, mittel, strenge Eltern, geschie­ dene Eltern, faule Eltern, emsige Eltern, gar keine Eltern, und so geht das den ganzen Tag. Man lacht, obwohl man weinen möchte, man schreit, obwohl man still sein möchte, ständig geht alles schief. Unfall reiht sich an Unfall. Manchmal denke ich, es wäre das Beste, die ganze Jugend einfach zu verschlafen und aufzuwachen, wenn ich erwachsen bin, aber dann habe ich wahrscheinlich das wichtigste am Leben verpasst. Diese Jugend.

Malte Jelden (geboren 1971) ist Regisseur und Dramaturg, Björn Bicker (geboren 1972) Autor und Dramaturg, Michael Graessner (geboren 1969) Bühnenbildner. Gemeinsam realisieren sie ab der Spielzeit 2013 /2014 am Hamburger Schauspielhaus das Stadtprojekt New Hamburg und waren an den Münchner Kammerspielen in den vergangenen Jahren in unterschied­lichen Konstellationen künstlerisch verantwort­ lich für die Projekte Bunny Hill, Doing Identity, Illegal, Hauptschule der Freiheit, Munich Central, und Urban Prayers. S – City of Youth  II ist die Fortsetzung ihrer Arbeit am Schauspiel Stuttgart, die mit Nord –  Ein Stadtteil dreht sich 2013 begonnen hat.

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Internationales Union des Théâtres de l’Europe (U.T.E.)

Mitgliedstheater Nationaltheater Athen, Griechenland Jugoslovensko Dramsko Pozoriste, Belgrad, Serbien MC93, Bobigny, Frankreich Schauspielhaus Bochum, Deutschland Teatrul Bulandra, Bukarest, Rumänien Ungarisches Theater Cluj, Rumänien Schauspielhaus Graz, Österreich Nationaltheater Luxemburg Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa, Mailand, Italien Maly Drama Theater Moskau, Russland Teatro Garibaldi di Palermo alla Kalsa, Italien Nationaltheater Oslo, Norwegen Teatro Nacional Sao Joao do Porto, Portugal Nationaltheater Prag, Tschechien Comédie de Reims, Frankreich Teatro di Roma, Italien Sfumato Theaterlabor, Sofia, Bulgarien Maly Drama Theater, Sankt Petersburg, Russland Schauspiel Stuttgart, Deutschland Habima Nationaltheater, Tel Aviv, Israel Nationaltheater Thessaloniki, Griechenland

Das Schauspiel Stuttgart ist mit Beginn der Intendanz Armin Petras in die Union des Théâtres de l’Europe (U.T.E.) aufge­ nommen worden, einer Vereinigung von derzeit über 20 Theatern aus 16 Ländern, darunter: Nationaltheater Athen und Thessaloniki, Serbisches Nationaltheater Belgrad, Schauspielhaus Graz, Maly Theater Moskau, Nationaltheater Oslo, Nationaltheater Sao Jao Porto, Nationaltheater Prag, Teatro di Roma, Maly Drama Theater St. Petersburg, das Piccolo Teatro di Milano, deren langjähriger Intendant Giorgio Strehler die U.T.E. 1990 mit dem damaligen Kultur­minister Frankreichs Jack Lang ins Leben gerufen hat, sowie das Habima Nationaltheater Tel Aviv, dessen Intendant Ilan Ronen derzeit Präsident der U.T.E. ist. Für die nächsten Spielzeiten sind bereits diverse internationale Projekte und Austauschgastspiele in Planung.

TERROR isms

Assoziierte Miglieder

Das Schauspiel Stuttgart plant im Juni 2015 ein mehrtägiges Festival, bei dem die im Rahmen des internationalen Theater­ projekts TERROR isms entstandenen Inszenierungen aus Belgrad, Oslo, Reims, Tel Aviv und Stuttgart gezeigt werden. Flankiert werden die Aufführungen von Diskussionen, Vorträgen und künstlerischen Beiträgen zum Thema.

Ballhaus Naunynstraße, Berlin Viktor Bodò und die Szputnyik Shipping Company, Budapest, Ungarn Patrice Martinet für das Festival Paris Quartier d’Été Theaterakademie Ludwigsburg

Ehrenmitglieder

In Zusammenarbeit mit der Union des Théâtres de l’Europe

Tamás Ascher Patrice Chéreau Lev Dodin Krystian Lupa Robert Sturua Anatolij Vassiliev Andrzej Wajda

Björn Bicker & Michele Garofalo

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Gastspiele

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Gastspiele

16. / 17. / 18. November 2014

19. November 2014

Frühjahr 2015

Frühjahr 2015

Frühjahr 2015

17. / 18. / 19. Juli 2015

Kammertheater She She Pop

Schauspielhaus She She Pop

Schauspielhaus Schauspielhaus Bochum

Schauspielhaus Thalia Theater Hamburg

Schauspielhaus Deutsches Theater Berlin

Kammertheater Koproduktion

Testament

Das Mädchen aus der Streichholz­fabrik

Draußen vor der Tür

Endspiel

Karamasow

von Samuel Beckett Regie Jan Bosse Mit Wolfram Koch, Ulrich Matthes

nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij Regie Thorsten Lensing Mit Sebastian Blomberg, André Jung, Ursina Lardi, Horst Mendroch, Lars Rudolph, Ernst Stötzner, Devid Striesow u. a.

„Frühlingsopfer“ aufgeführt von She She Pop und ihren Müttern Konzept She She Pop Von und mit Cornelia und Sebastian Bark, Heike und Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Irene und Ilia Papatheodorou, Heidi und Berit Stumpf, Nina Tecklenburg Etwa die Häfte von She She Pop ist in Stuttgart aufgewachsen und verwurzelt. In ihrem neuen Stück bringen sie Strawinskys „Frühlingsopfer“ gemeinsam mit ihren Müttern auf die Bühne. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem weib­ lichen Opfer in der Familie und in der Gesell­ schaft. She She Pop überblenden die religiöse Sphäre, in der das rituelle Menschenopfer aus Le Sacre du Printemps angesiedelt ist, mit der ethischen Frage des p ­ ersönlichen Verzichts in Beziehungen zwischen Frauen und Männern sowie Müttern und Töchtern. In welchem Verhältnis stehen Selbstermächtigung, persön­ liche Freiheit und Verzicht in beiden Gene­ra­ tionen?

Eine Koproduktion von She She Pop mit dem HAU Hebbel am Ufer, FFT Düsseldorf, Tanz­haus NRW, Künstlerhaus Mousonturm, Kaserne Basel, brut Wien, Prager Theater­ festival deutscher Sprache, Archa Theater Prag, Kyoto Experiment und Théâtre de la Ville / Festival d’Automne à Paris Residenz gefördert durch Kyoto Art Center, Kyoto Experiment und Goethe Institut Gefördert durch den Regierenden Bürgermei­ster von Berlin – Senatskanzlei – Kultu­relle Angelegenheiten, den Haupt­ stadtkulturfonds Berlin Gastspiel gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

Verspätete Vorbereitungen zum Gene­ra­tionswechsel nach Lear Konzept She She Pop Von und mit Sebastian und Joachim Bark, Fanni und Peter H ­ almburger, Mieke und Manfred Matzke, Lisa Lucassen, Ilia und Theo Papatheodorou Mit Shakespeares König Lear nimmt sich She She Pop den Kanon vor: In der ersten Szene versucht der alte Lear mit großer Geste, sein Reich an seine drei Töchter zu vermachen und damit eine Absprache für seine Altersvorsorge zu treffen – ein Plan, der auf gewaltsame Weise scheitert. Das verwundert nicht. Denn von allen Tausch­ geschäften, in die wir jemals verwickelt werden, ist dasjenige zwischen den Generationen das komplizierteste und undurchsichtigste. Wert und Gegenwert (also Geld und Liebe) sind prinzipiell verschleiert, und niemand hat den Tauschbedingungen je offiziell zugestimmt. Das gilt für fast alle Verabredungen zwischen den Generationen: Sie sind faul. Sie haben nie stattgefunden. Es gibt sie nicht. Für Testament bitten She She Pop ihre eigenen Väter mit auf die Bühne. Das Theater wird zum Verhandlungsraum für einen utopischen Prozess: den Ausgleich zwischen den Gene­ rationen.

Eine Koproduktion von She She Pop mit dem Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg und dem FFT Düsseldorf

nach dem Film von Aki Kaurismäki Regie David Bösch Mit Maja Beckmann, Daniel Stock, Anne Knaak, Matthias R ­ edlhammer Es wird nicht viel gesprochen in diesem Film: Nur wenige Worte genügen dem finnischen Regisseur Aki Kaurismäki, um die traurige Geschichte von Iris, dem Mädchen aus der Streichholzfabrik, zu erzählen. Es ist eine stille Welt, in der Iris lebt. Menschliche Stimmen hören wir nur aus dem Fernsehen, wenn sie mit ihrer Mutter und dem Stiefvater die Nachrichten schaut. Tagsüber arbeitet sie in der Streichholzfabrik. Das Schönste, das Iris in ihrer Welt findet, ist ein Kleid mit roten Blumen, das sie sich kauft. Für eine Nacht erobert sie damit den wohlhabenden Aarne. Als auch er sie wegstößt, entfernt Iris alle Menschen aus ihrer Welt. David Bösch inszeniert dieses traurige und berührende Märchen mit Maja Beckmann als Iris.

von Wolfgang Borchert Regie Luk Perceval Mit Felix Knopp, Peter Maertens, Barbara Nüsse und D ­ arstellern aus den EisenhansTheaterprojekten: Nora F ­ iedler, Josefine Großkinsky, Nikolas Gerlach, Mila-Zoe Meier, Joana Orth, Paul Kai Schröder, Daniel Tietjen, Swatina Wutha Im Jahr 1946 schrieb der damals 26-jährige Wolfgang Borchert ein Stück über Kriegsheim­ kehrer. Er machte die Rückkehr seines Helden Beckmann als Albtraum erfahrbar. Wie im Fieber wandert dieser durch die Straßen eines verlorenen Gestern und bleibt doch im Dazwischen stecken: zwischen Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Realität. Gepeinigt vom immer gleichen Traum, in dem die Toten schreien und ein schauer­ liches Konzert auf einem Xylophon aus Menschenknochen gespielt wird, sucht er voll Verzweiflung nach einem Ort, wo all das aufhört. In Luk Percevals gefeierter Inszenie­ rung wird dieses Dazwischen zum absurden Zirkus, zum szenischen Konzert, in dem das bisherige Leben in Traumbildern an uns vor­beizieht. Beckmann singt, schreit, flüstert und dichtet sich die Verzweiflung von der Seele. Das Requiem eines Anfängers. Ein Konzert.

Schon zu Beginn verkündet Clov mit ton­loser Stimme dem blinden und bewegungs­un­fä­hi­gen Hamm: „ … Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende.“ Trotzdem machen beide weiter und spielen nach genau festgelegten Regeln ihr ritualisiertes Spiel. Konkrete Erinnerungen an Vergangenes mischen sich mit aktuellen Sticheleien der in Hass und Liebe verbundenen Figuren. Sie sind gefangen in einer mythischen Ordnung, aus der es für sie kein Entrinnen gibt. Wie also Endspiele spielen, wenn alles schon zu Ende ist? Beckett treibt mit Entsetzen Scherz und ist als genuiner Clown ernst zu nehmen, ohne dass die Unterscheidung von Ernst und Spaß noch alten Begriffen folgte. Jan Bosse zeigt mit Ulrich M ­ atthes als Hamm und Wolfram Koch als Clov Becketts ­iro­­­­­nischen Widerstand gegen die als hoffnungslos erschei­ nenden Verhältnisse.

Eine Produktion von Thorsten Lensing in Koproduktion mit Sophiensæle Berlin, Kampnagel Hamburg, Theater im Pumpen­ haus Münster, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Hellerau Europäisches Zentrum der Künste Dresden, TAK Theater Liechtenstein und Schauspiel Stuttgart.

Ausgezeichnet mit der „Goldenen Maske“ in der Kategorie „The Best Foreign ­Production Presented in Russia in 2013“

Gefördert durch den Regierenden Bürgermei­ster von Berlin – Senatskanzlei – ­Kulturelle Angelegenheiten, die Behörde für Kultur, Sport und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, die Konzeptions­ förderung des Fonds Darstellende Künste e. V. – aus Mitteln des Bundes

Gefördert aus Mitteln des Hauptstadt­ kulturfonds Berlin und der Stadt Münster

Gastspiel gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

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Die Brüder Karamasow, der letzte Roman von Fjodor Dostojewskij, ist ein Buch über drei Brüder und ihren Vater, über Kinder und Tiere, die Liebe und einen Mord. Und über den Gottesglauben in einer Welt, der Glaubens­ fragen gleichzeitig fremd und unheimlich nahe sind. Aljoscha, Iwan und Dmitrij, die Brüder, nehmen auf je eigene Weise diese Welt nicht hin. Und auch sie sind einander fremd und nahe zugleich. Sie sind „Karamasowsche Naturen“, die die „krassesten Gegensätze in sich vereinen und mit einem Blick beide Abgründe erfassen, den Abgrund über uns, den Abgrund höchster Ideale, und den Abgrund unter uns, den Ab­grund der gemeinsten stinkenden Verworfenheit“. Für diesen Abend steht nicht der Mord im Mittelpunkt. Die Kinder und Tiere spielen eine Hauptrolle, und der Glaube. Es ist ein Abend über die Komik und Unverfügbarkeit des Lebens.

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Kooperationen Akademie Schloss Solitude und Schauspiel Stuttgart Gemeinsame Veranstaltungen im Rahmen des Programms Afrika in Solitude Afrika in Solitude ist der Titel des Sonder­pro­ gramms der Akademie Schloss Solitude, das Künstler und Künstlerinnen aus der afrika­ nischen Theater- und Tanzszene von Juni bis November 2014 nach Stuttgart einlädt. Die fünf Stipendiaten Marwen Abouda (Tunesien), Désiré Davids (Südafrika), Papy Maurice Mbwiti (Kongo), Dorine Mokha (Kongo) und Hector Thami Manekehla (Südafrika) wohnen während dieser Zeit an der Akademie und arbeiten mit anderen Stipendiaten zusammen. Mit der Unterstützung des neuen Programms der Kulturstiftung des Bundes „TURN – Fonds für künstlerische Kooperationen zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern“ und gemeinsam mit den Festivalpartnern Theater der Welt in Mannheim, dem Osthang Project in Darmstadt und der Ruhr­triennale in Essen wurde ein Programm gestaltet, in dessen Rahmen die Teilnehmer Workshops, Seminare und Veranstaltungen besuchen und auch selbst auftreten. Das Schauspiel Stuttgart wird in dieser Zeit auch ein Partner für Austausch und Vernetzung in die hiesige Theaterszene sein. Bei einem Public Talk im Foyer des Schauspielhauses sprechen die Stipendiaten über ihre Arbeit, über ihre bisherigen Ein­ drücke und Erfahrungen mit Theater hier vor Ort. Als weitere Zusammenarbeit entsteht die Performance …  and if the next doesn’t arrive  … In einem gemeinsamen Probenprozess aller Stipendiaten, in den ihre unterschiedlichen künstlerischen Positionen – Tanz, Choreografie, Schauspiel, Dramatik, Szenografie und Musik – einfließen, entwickeln sie eine Arbeit, die zum Abschluss des Programms am 14.  November auf der Studiobühne im Nord erstmals aufge­ führt wird.

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Kooperationen

Schauspiel × LOTTE

Theater × Wirklichkeit

Wundertüte – Konfrontation, Improvisation, Partizipation

Gesprächsreihe der Robert Bosch Stiftung, der Stuttgarter Zeitung und des Schauspiel Stuttgart

„Wer den Raum der Kunst benutzen kann“, sagt Christoph Schlingensief, „wird so leicht kein Terrorist.“ Das Schauspiel Stuttgart zu Gast im Projektraum LOTTE: Unvorhersehbare Abende mit Gästen, einer Aufgabe, vielleicht Auseinandersetzungen und Dings. An der Schnittstelle zwischen Bildender Kunst und Theater fragen wir: Was passiert, wenn Schau­ spieler und Bildende Künstler Rollen tauschen? Wenn sich die Grenzen von Bühne und Zuschauerraum drehen? Angeregt durch die Beuysʼsche Soziale Plastik und Kippenbergers Yuppie du wollen wir wirken. Ein Abend, ein Dompteur und Gäste, ein Thema, eine Aufgabe und Dings. Ein Schauspieler und ein Überraschungsgast. Erst vor Ort wird aus der Wundertüte die Aufgabe gezogen, welche den Abend bestimmt. Der kleine Raum von LOTTE kann sich auch auf seine Umgebung ausdehnen, das Publikum macht mit. LOTTE – Land Of The Temporary Eternity ist eine unabhängige Initiative, ein Kulturraum, der sich wacker inmitten von S-21-Baustellenlärm und dem Verkehrschaos der Konrad-Adenauer/ Willy-Brandt-Straße aufrecht hält. LOTTE ist ein öffentlicher Ort, ein Begegnungs- und Kommunikationsraum. In dem ehemaligen Elektroladen (ca. 40qm) werden Experimente realisiert, unter anderem Konzerte, Tanz, Workshops, Lesungen, Per­formances. Das Schauspiel Stuttgart und der Projektraum LOTTE wollen sich in der nächsten Spielzeit treffen, gemeinsam „rum­spinnen“ und aufeinander prallen.

Theater geht es um Wirklichkeit. Theater beschreibt Wirklichkeit. Theater spiegelt Wirklichkeit. Theater deckt Wirklichkeit auf. Manchmal macht sich Theater über Wirklich­ keit lustig, manchmal verteidigt es diese oder prangert sie an. Und nicht zuletzt ist das Theater selbst ein Stück Wirklichkeit. Die Künstler, die im Theater arbeiten, befassen sich mit Geschichten aus der Vergangenheit und der Gegenwart, um sich mit Fragen unserer Gegenwart auseinanderzusetzen und den Themen der Zukunft auf die Spur zu kommen. Sie tun das mit den Mitteln des Theaters. Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer und Engagierte haben andere Mittel, Fragen zu formulieren und Menschen neue Blicke zu eröffnen. Die Robert Bosch Stiftung, die Stutt­ garter Zeitung und das Schauspiel Stuttgart wollen in ihrer gemeinsamen Reihe Theater ×  Wirklichkeit diese verschiedenen Sichtweisen zusammenbringen – und ins Gespräch mit dem Publikum führen. Drei- bis viermal pro Saison will die Reihe namhafte Persönlichkeiten im Schauspielhaus (zu Themen des Spielplans) zusammenführen. Dabei wird nicht der Vortrag, sondern der Dialog im Mittelpunkt stehen. Die Themen und Impulse des Schauspiel Stuttgart sollen im Dialog zu einer Debatte erweitert werden.

Ab Anfang 2015 im Schauspielhaus

IZKT der Universität Stuttgart und Schauspiel Stuttgart Nachhaltige Lebenswelten Das Internationale Zentrum für Kulturund Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart etabliert ein neues Schwerpunkt­ programm „Nachhaltige Lebenswelten – Wissenschaft für Nachhaltigkeit“. Kern dieses Programms ist die Gesprächsreihe „Nach­ haltige Lebenswelten“, die sich interdisziplinär, über Fächergrenzen und spezifische Branchen hinausgehend, den großen Herausforde­ rungen des 21. Jahrhunderts stellt. Ziel der Initiative ist es, den Wissenstransfer und den Dialog zwischen Universität und städtischer Öffentlichkeit zu stärken, vor allem aber einen Beitrag zur Umstellung unserer Lebens­ welt auf nachhaltige Strukturen zu leisten. Zwischen April und Juli 2015 findet die Ge­sprächs­­­reihe im Foyer des Schauspiel Stuttgart statt. Die Gespräche stehen in locke­ rer thematischer Anbindung an die Theater­ pro­duk­tionen des Spielplans. Was Theater künstlerisch zu ergründen sucht, befragt die Gesprächsreihe aus wissenschaft­ licher Sicht: in welcher Zukunft wollen wir leben?

Eine Gesprächsinitiative des IZKT der Universität Stuttgart und des Stuttgart Institute of Sustainability Stiftung e. V. (SIS) in Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart Ab April 2015 im Foyer Schauspielhaus

Ab 20. November 2014 im Projektraum LOTTE, Willy-Brandt-Straße 18, 70173 Stuttgart

Eine Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude. Gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes Public Talk mit den Stipendiaten am 20.  Oktober 2014 im Foyer Schauspielhaus Performance … and if the next doesn’t arrive … am 14. November 2014 im Nord

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Repertoire

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Extras

5 morgen

Die Räuber

Onkel Wanja

Art × Act

Polizei × Ruf

von Fritz Kater Regie Armin Petras

nach Friedrich Schiller Regie Antú Romero Nunes

Am Schwarzen Berg

Die Reise

von Anton Tschechow Regie Robert Borgmann Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2014

nach dem Roman von Anna Katharina Hahn Regie Christoph Mehler

frei nach dem Roman von Bernward Vesper Regie Martin Laberenz

Autostück . Belgrader Hund

Doppelgänger

von Anne Habermehl Regie Stefan Pucher

Musiktheater nach Motiven von E.T.A. Hoffmann Regie David Marton

Darstellende Kunst trifft Bildende Kunst Was kann das Theater aus der Begegnung mit der Bildenden Kunst lernen? Welche Impulse kann das Theater der Bildenden Kunst liefern? In welcher Hinsicht können sich die ästheti­ schen Diskurse beidseitig befruchten? In unserer Reihe Art × Act treffen wie in der ver­ gangenen Spielzeit unterschiedliche Künstler und Theoretiker verschiedener Kunstformen aufeinander und gehen diesen Fragen nach.

Einmal im Monat ermittelt das Team der Krimi-Impro-Serie im Nord – ein Kommissar, etliche Leichen, Verdächtige, Unschuldige, Mörder und ein Cliffhanger: z. B. Stuttgarter Kräne oder Tote brauchen keine Wohnung, Sterben kann man auch im Off, Tödliches Verlangen oder Jetzt ist Zahltag, Gewaltfieber in der Bermuda-Sauna. Von und mit Manolo Bertling, Paul Grill, Julian Marbach, Matti Krause, Manja Kuhl, Hanna Plaß und Katrin Spira.

Caligula von Albert Camus Regie Krzysztof Garbaczewski

Das Fest Jede Familie hat ein Geheimnis nach dem Film von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie Christopher Rüping

Effi Briest nach dem Roman von Theodor Fontane Regie Jorinde Dröse

Fahrerflucht  / Fluchtfahrer von Alfred Andersch / von Philipp Löhle Regie Dominic Friedel

Das kalte Herz

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

nach der Erzählung von Wilhelm Hauff Regie Armin Petras

nach dem Roman von Peter Høeg Regie Armin Petras

Reigen von Arthur Schnitzler Regie Bastian Kraft

Ronja Räubertochter nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren Regie Robert Neumann ab 8 Jahren

Sobald fünf Jahre vergehen von Federico García Lorca Regie Jo Fabian

Szenen einer Ehe nach dem Film von Ingmar Bergman Regie Jan Bosse

Urgötz von Johann Wolfgang von Goethe Regie Simon Solberg

Das Versprechen

Hirnbonbon

Zerbombt

nach der Erzählung von Friedrich Dürrenmatt Regie Armin Petras

Ein Dieter Roth-Projekt Regie Christiane Pohle

von Sarah Kane Regie David Bösch

Der Besuch der alten Dame

Iphigenie auf Tauris

von Friedrich Dürrenmatt In einer Bearbeitung von Armin Petras Regie Armin Petras

von Johann Wolfgang von Goethe Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek, Falko Herold, Edgar Selge und Franziska Walser

Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Regie Jan Bosse

Die Drei­groschenoper von Bertolt Brecht Musik von Kurt Weill Regie Sebastian Baumgarten

Die Marquise von O. / Drachenblut nach den Novellen von Heinrich von Kleist und Christoph Hein Regie Armin Petras

Leben des Galilei von Bertolt Brecht Musik von Hanns Eisler Regie Armin Petras

Liebe Kannibalen Godard von Thomas Jonigk nach dem Film Week-End von Jean-Luc Godard Regie Niklas Ritter

Mario und der ­Zauberer

Blind × Date von und mit Sebastian Röhrle und Gästen Einmal im Monat lädt das Ensemble des Schauspiel Stuttgart in außergewöhnlicher Bar-Atmosphäre zum Date mit dem Unvorher­ sehbaren ein. Zur neuen Spielzeit wird die Bar Super Popular Sanchez dem Blind × Date unweit des Schauspielhauses eine neue Heimat geben.

Haus × Musik Unsere Theatermusiker und Ensemble­ mitglieder laden zum Hauskonzert Für unser Publikum und alle anderen Nacht­ schwärmer werden die MusikerInnen und SchauspielerInnen jeweils im Anschluss an eine Abendvorstellung das Schauspielhaus zum Klingen bringen.

Hermann Lenz × Eugen Rapp Der Stuttgarter Autor und Büchner-Preisträger Hermann Lenz begann 1963 in dem 9-bän­di­ gen Romanzyklus Vergangene Gegenwart seiner Biografie nachzugehen und schuf mit dieser literarischen Selbsterkundung auf über 2800 Seiten eines der bedeutendsten Gattungs­ beispiele seiner Zeit. Sein Alter Ego Eugen Rapp diente dem zurückhaltenden Lenz dazu, die Ereignisse des 20. Jahrhunderts aus einer wohltuenden Entfernung und gleichzeitig detailliert bis in die kleinsten Alltagsgescheh­ nisse hinein zu beschreiben – „poetischer Geschichtsunterricht“, so der Lenz tief ver­bun­­ dene Peter Handke. Das Ensemble des Schau­ spiel Stuttgart liest regelmäßig in wechselnden Besetzungen über die gesamte Spielzeit hinweg den Stuttgarter Jahrhundert­roman und erinnert an einen großen, fast Vergessenen dieser Stadt.

Stern × Stunden Geschichten für Jung und Alt In den Stern × Stunden gehört das Foyer des Schauspielhauses unseren jüngsten Besuchern. An den vier Adventssonntagen lesen und spielen Mitglieder des Schauspielensembles Geschichten für Jung und Alt, für Vorfreudige und Stimmungsvolle.

Stuttgart × Blicke Unsere Reihe Stuttgart × Blicke bietet eine große Bandbreite von Formaten: Expertengespräche, Vorträge, Filme, Hörspiele, Archivbesuche, Lesungen etc. Gemeinsam mit Experten und Partnern vor Ort präsentieren wir auch in der kommenden Spielzeit jeweils das, was uns zu einer bestimmten Inszenierung am schlagendsten erscheint, was ihre Themen ver­ tieft und erweitert. Maximal historisch, maxi­ mal modern.

Zuschauer × Konferenz Mehrmals im Jahr wollen wir uns bei einer Zuschauer × Konferenz direkt mit unserem Publi­ kum austauschen. In Gesprächen, Workshops oder Vorträgen setzen wir uns vertiefend mit einzelnen Aspekten des Spielplans und mit Fragen zum Theater auseinander.

nach der Novelle von Thomas Mann Regie Tilmann Köhler

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Mitmachen Dialog und spielerisches Entdecken für Schulklassen, LehrerInnen und Zu­­schau­­er­­ Innen jeden Alters. Machen Sie mit !

Für Schulen Rund um den Theater­besuch: Workshops, Gespräche, ­Theaterführungen Für Schulklassen und andere Gruppen bieten wir kostenlose Workshops zur Vor- oder Nachbereitung des Theaterbesuchs an. In zwei bis vier Schulstunden werden Schüler­Innen dabei spielerisch an die Inszenierung heran­ geführt oder befassen sich im Anschluss noch einmal mit einzelnen Aspekten davon. Auch Einführungen und Nachgespräche mit den beteiligten KünstlerInnen oder Drama­turg­­Innen können Sie mit uns verab­ reden. Führungen durch das Theater und die Werkstätten geben einen Einblick in die Arbeit des Schauspiels.

Begleitmaterial für den Unterricht Materialmappen mit Hintergrundinforma­­ tionen, Texten und Spielvorschlägen zu vielen Aufführungen unterstützen die Vorbereitung Ihres Theaterbesuchs. Wir senden Ihnen die Materialien per Post oder E-Mail.

Lehrer-Infobrief Alle zwei Monate erhalten Sie unseren ­Lehrer-Infobrief mit Informationen zu den nächsten Premieren, Terminen und Ange­ boten für Schulen. Gerne nehmen wir Sie in unseren Verteiler auf.

Spielplanpräsentation, Fortbildungen und Lehrer­ treffen Für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten stellen wir am 6. Oktober 2014 um 16:30 Uhr mit dem Team des Schauspiel Stuttgart den neuen Spielplan und unsere Angebote für Schulen vor. Nutzen Sie diese Gelegenheit und melden Sie sich dazu an! Während der gesamten Spielzeit laden wir außerdem bei unseren Lehrertreffen zu Probenbesuchen und Gesprächen ein und bieten zu ausgewählten Themen Fortbildungen an. Die Termine hierzu erfahren Sie über den Lehrer-Infobrief. Wir freuen uns auf eine gute Zusammen­arbeit!

Für alle Theater × Samstag

Werther entdecken Von November 2014 bis Januar 2015 erarbeiten sich SchülerInnen in mehreren Workshops und Hintergrundgesprächen einen Zugang zur Inszenierung Die Leiden des jungen Werther. Werther steigert sich verzweifelt in eine unmögliche Liebe, aus der er nicht mehr her­ ausfindet. Das Projekt beschäftigt sich mit der Herangehensweise der Regie und erforscht außerdem, was die Jugendlichen selbst mit Goethes Text anfangen können. Kursstufen 1 und Klassen 9 und 10 aller Schul­ arten können sich bis zum 1. Oktober 2014 dafür bewerben.

IMPULS MusikTheaterTanz In dem Projekt IMPULS MusikTheaterTanz ­setzen sich Klassen ca. 40 Schulstunden lang praktisch mit einer Aufführung aus­ein­ ander und entwickeln eigene Szenen dazu. IMPULS MusikTheaterTanz richtet sich an Schulen mit besonderen pädagogischen und sozialen Aufgabenstellungen. In der Spielzeit 2014/2015 laufen Projekte zu folgenden ­Produktionen:  — Ronja Räubertochter (für Klasse 2 – 4) Oktober 2014 bis Januar 2015  — Peer Gynt (für Klasse 7 – 9) April bis Juni 2015 IMPULS MusikTheaterTanz wird vom Kultusministerium empfohlen und vom Förderverein der Staatstheater Stuttgart e.V. sowie von der Karl Schlecht Stiftung finanziell gefördert.

Partnerschulen Seit einem Jahr bereits verbindet uns mit dem Neuen Gymnasium Feuerbach eine Partner­ schaft. Wir lernen uns gegenseitig kennen und probieren verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus. Ab der Spielzeit 2014 / 2015 beginnen wir im Rahmen von TUSCH Stuttgart e.V. (Theater und Schule) eine weitere Partnerschaft mit der Grund- und Werkrealschule Ostheim. Mit beiden Partner­ schulen versuchen wir herauszufinden: Wie tickt das Theater, wie die Schule? Wo liegen Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede? Was können wir voneinander lernen? Außerdem begleiten wir ein Jahresprojekt an unserer Nachbarschule Königin-KatharinaStift und unterstützen eine regelmäßige Theatereinheit der dritten Klassen an der Ameisenbergschule Stuttgart.

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Jeden Monat laden wir in künstlerischen Workshops zum theatralen Ausprobieren ein. Die Themen und Termine entnehmen Sie bitte dem Monatsspielplan. Wir freuen uns, wenn Sie Ihren Samstag mit uns verbringen – einmal oder immer wieder.

Spiel × Klubs Theaterbegeisterte Jugendliche und Erwach­ sene haben bei uns die Möglichkeit selbst zu spielen: In einem unserer Klubs, die ganze Spielzeit lang, mit verschiedenen Theater­ formen und Themen. Im Oktober 2014 wird es für alle Interessierten ein erstes Treffen geben. Bei Interesse bitte melden unter: fsj.schauspiel@staatstheater-stuttgart.de

Ferien × Spiel Für Kinder von 8 – 12 Jahren bieten wir in den Herbstferien 2014 ein Projekt zur Auffüh­ rung Ronja Räubertochter an. In Kooperation mit dem Haus des Waldes verbinden wir dabei Naturerlebnis und Theaterspiel. Fragen und Anmeldungen bitte bis zum 13. Oktober 2014 an: hausdeswaldes@rpt.bwl.de oder Tel. 0711 – 97 672 – 0

Schauspiel Stuttgart

Mitarbeiterinnen und M­itarbeiter

Informationen zu allen Angeboten: Jule Koch, Theaterpädagogin Tel. 0711 – 2032 – 651 theaterpaedagogik.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de Isabell Höckel, FSJ Kultur Tel. 0711 – 2032 – 234 fsj.schauspiel@staatstheater-stuttgart.de

Video

Jule Koch Theaterpädagogin, N.N. Theater­ pädagogin, Silke Duregger Schul- und Gruppenreferentin, Isabell Höckel FSJ Kultur

Gäste

Intendanz

Anmeldungen, Karten, Termine und Informationen für Schulen und Gruppen: Silke Duregger, Schul- und Gruppenreferentin Tel. 0711 – 2032 – 526, Fax – 595, gruppen.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Ausstattungs­assistenz

Theaterpädagogik

Aktionäre

Kontakt

Natascha von Steiger

Olaf Altmann, Maria Anderski, Janina Audick, Maria-Alice Bahra, Dagmar Bald, Patrick Bannwart, Peter Baur, Karoline Bierner, Sami Bill, Robert Borgmann, Adriana Braga Peretzki, Janina Brinkmann, Ines Burisch, Laurent Chétouane, Dorothee Curio, Sanna Dembowski, Martin Eder, Dinah Ehm, Jo Fabian, Jana Findeklee, Christian Fried­länder, Krzysztof Garbaczewski, Svenja Gassen, Michael Graessner, Magdalena Gut, Sebastian Hartmann, Oliver Helf, Falko Herold, Volker Hintermeier, Anna Franziska Huber, Sara Kittelmann, Matthias Koch, Michael Köpke, Julia Kornacka, Aino Laberenz, Stéphane Laimé, Simone Manthey, Jonathan Mertz, Katharina Müller, Moritz Müller, Carsten Nicolai, Meentje Nielsen, Johanna Pfau, Kathrin Plath, Thilo Reuther, Annette Riedel, Károly Risz, Sarah Schittek, Christina Schmitt, Jochen Schmitt, Bernd Schneider, Susanne Schuboth, Bettina Schürmann, Lene Schwind, Maike Storf, Katja Stroh­schneider, Patricia Talacko, Joki Tewes, Susanne Uhl, Annelies Vanlaere, Natascha von Steiger

Ensemble

Wir wollen mit unserem Publikum im Gespräch bleiben. Daher veranstalten wir in dieser Spielzeit die zweite Zuschauer × ­Konferenz, auf der wir uns mit Ihren Erwartungen und Fragen zum Theater auseinandersetzen. Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung!

Sie möchten näher dran sein und haben Ideen, wie Sie das Schauspiel Stuttgart mit Ihrem Engagement unterstützen können? Willkommen in der Gruppe der Aktionäre ! aktionaere.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Bühne & Kostüme

Maja Beckmann, Manolo Bertling, Susanne Böwe, Boris Burgstaller, Sandra Gerling, Paul Grill, Manuel Harder (ab 1. 2. 2015), Gabriele Hinter­maier, Berit Jentzsch, Caroline Junghanns, Johann Jürgens, Katharina Knap, Horst Kotterba, Matti Krause, Robert Kuchen­ buch, Manja Kuhl, Peter Kurth, Thomas Lawinky, Andreas Leupold, Svenja Liesau, Peter René Lüdicke, Marietta Meguid, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang Michalek, Rahel Ohm, Hanna Plaß, Sebastian Röhrle, Elmar Roloff, Florian Rummel, Abak Safaei-Rad, Christian Schneeweiß, Anja Schneider, Paul Schröder, Edgar Selge, Michael Stiller, Holger Stockhaus, Nathalie Thiede, Birgit Unter­weger, Franziska Walser, Sebastian Wendelin

Thorbjörn Björnsson, Paul Brody, Jean-Pierre Cornu, Julischka Eichel, Marie Goyette, Fritzi Haberlandt, Corinna Harfouch, Pascal Houdus, Peter Jordan, Michael Klammer, Ronald Kukulies, Joachim Król, Cristin König, Hans Löw, Peter Moltzen, Stefan Schreiber, Aenne Schwarz, Maximilian Simonischek, Nurit Stark, Léa Trommen­schlager, Susanne Wolff

Zuschauer×Konferenz

Spielzeit 2014 / 2015

Armin Petras Intendant, Verena von Waldow Assistentin, Klaus Dörr Künstlerischer Direktor, Carolin Kaever Referentin

Dramaturgie Jan Hein Leitender Dramaturg, Anna Haas ­Dramaturgin, Dr. Bernd Isele Dramaturg, Katrin Spira Dramaturgin, Carmen Wolfram Dramaturgin, Gabriella Bußacker Gast­­­drama­ tur­gin, ­Stephan Wetzel Gast­­dra­ma­turg, Gaby Bay ­Referentin, Verena Elisabet Eitel Assistentin

Künstlerisches ­Betriebsbüro Lydia Herweh Leitung, Sebastian Clever ­ isponent, Katrin Hoffmann Assistentin D

Kommunikation Meike Giebeler Leiterin Öffent­lich­keitsarbeit und Marketing, Ingrid Trobitz Leiterin Presse und Internationales, Rebecca Rasem Online-Kommu­ nikation, Anna Busdiecker Grafikerin, Patrick Oltean Grafiker, Ilknur Taskin FSJ Kultur

Technische ­Direktion Luise Weidner

Regieassistenz Peter Britz, Franziska Benack, Silinee Damsa-Ard, Hannah Rex, Gast Markus Klemenz

Ausstattungs­leitung

Marlene Beer, Cinzia Fossati, Jana Gluchow, Laura Kempf, Julian Marbach, Miodrag Nerandzic, Miriam Siman, Stephanie Thurmair, Gast Gesa Koepe

Inspizienz Hans Beck, Thomas Hoffmann, Bernd Lindner, Roberto Rochow

Soufflage Jutta Blumenthal-Munz, Dorothea von Dechend, Frank Laske, Simone Weinmann, Hermann Wolter, Gast Dorothea Bartelmann

Statisterie Isabelle Grupp

Regie Frank Abt, Sebastian Baumgarten, Björn Bicker, David Bösch, Robert Borgmann, Jan Bosse, Laurent Chétouane, Jorinde Dröse, Jo Fabian, Dominic Friedel, Krzysztof Garbaczewski, Jan Gehler, Sebastian Hartmann, Malte Jelden, Stephan Kimmig, Wojtek Klemm, Tilmann Köhler, Bastian Kraft, Martin Laberenz, David Marton, Christoph Mehler, Mareike Mikat, Jan Neumann, Robert Neumann, Antú Romero Nunes, Armin Petras, Christiane Pohle, René Pollesch, Stefan Pucher, Niklas Ritter, Christopher Rüping, She She Pop, Simon Solberg

Choreografie Berit Jentzsch, Clébio Oliveira, Efrat ­Stempler

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Voxi Bärenklau, Peter Baur, Stefan Bischoff, Philip Bußmann, Meika Dresenkamp, Tobias Dusche, Robert Mleczko, Carsten Nicolai, Rebecca Riedel, Niklas Ritter, Mieke Ulfig, Lianne van de Laar

Musik & ­Bühnenmusik Friederike Bernhardt, Steve Binetti, Brodka / Mielczarek, Björn SC Deigner, Daniel Dorsch, DJ Koze, Martin Eder, Jo Fabian, Matthias Flake, Daniel Freitag, Philipp Haagen, Christoph Hart, Martin Heckmann, Johannes Hofmann, Joachim Hilse, Sven Kaiser, Micha Kaplan, Torsten Kindermann, Boris Kischkat, Stefan Koschitzki, Arno Kraehahn, Moritz Krämer, Thomas Kürstner, Rainer Kunert, Antje Langkafel, Sven Michelson, Thomas Osterhoff, Miles Perkin, Max Renne, Tilman Ritter, Heike Rügert, Philip Roscher, Leo Schmidthals, Stefan Schreiber, Lasse Schwanck, Michael Spors, Michael Verhovec, Sebastian Vogel, Jörg-Martin Wagner, Norbert Waidosch, Philipp Weber Volkstanzgruppe Frommern Schwäbischer Albverein e.V.


Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Die SchauspielAbonnements

Vor den Vorstellungen erhalten Sie eine exklusive Einführung durch den stückführen­ den Dramaturgen oder die Intendanz. Die Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit.

Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Karten

Vorverkauf Der Vorverkauf beginnt datumsgleich für alle Vorstellungen im Schauspielhaus jeweils zwei Monate, für alle Vorstellun­gen im K ­ ammertheater und Nord jeweils einen Monat im Voraus, für SchauspielcardInhaber­Innen einen Tag früher (außer für Premieren, ­Gastspiele, Sonder­veranstal­tun­gen). Fällt der erste Vorver­kaufs­tag auf einen Samstag oder Sonntag, beginnt der Karten­ vor­verkauf bereits am Freitag, bei einem Feier­ tag am Tag davor.

Das Junge Abo Mit einem Schauspiel-­ Abonnement …

Der Klassiker – das Wochentags-Abonne­ment

— erleben Sie bis zu acht Vorstellungen auf Ihrem persönlichen Platz im Schauspielhaus — erhalten Sie bis zu 40 Prozent Preisvorteil und weitere Ermäßigungen — bleiben Sie flexibel: Ihr Abonnement ist übertragbar – oder Sie geben einzelne Vorstellungen zurück und besuchen eine andere — genießen Sie kostenfreie Fahrt ins Theater und wieder nach Hause innerhalb des VVS-Bereichs — sind Sie immer auf dem neuesten Stand: Sie erhalten regelmäßig und kostenfrei den Monatsspielplan und das Spielzeitbuch

Unsere Abo-Klassiker beinhalten acht Vorstellungen auf Ihrem persönlichen Platz im Schauspielhaus an einem von Ihnen aus­gewählten Wochentag. Sie entscheiden, welchen Tag Sie zu Ihrem Theatertag erklären. Die Vorstellungstermine entnehmen Sie dem jeweiligen Monats­spielplan. Zusätzlich erhalten Sie zwei Ermäßigungsgutscheine, womit Sie Karten für weitere RepertoireVorstellungen zum reduzierten Preis erwer­ ben können.

Das Premieren-Abonnement 336,– | 288,– | 248,– | 192,– EUR 2 Ermäßigungsgutscheine Sie sehen acht Premieren im Schauspielhaus. Die Vorstellungs­termine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit. Für die Spielzeit 2014 / 2015 stehen leider keine Plätze für die Neueinzeichnung zur Verfügung.

Das Wahl-Abonnement Acht Inszenierungen Ihrer Wahl 15% Ermäßigung 232,– | 196,– | 164,– | 128,– EUR 2 Ermäßigungsgutscheine Sie erhalten acht übertragbare Schecks für Repertoire-Vorstellungen des Schauspiels Ihrer Wahl im Schauspielhaus. Die Wahl-Abonnement-Schecks sind gültig für die gesamte Spiel­­­­­zeit 2014 / 2015. Zusätzlich erhalten Sie zwei Ermäßigungs­ gutscheine, mit denen Sie Karten für weitere Repertoire-Vorstellungen zum reduzierten Preis erwerben können.

Montags-Abonnement 40 % Ermäßigung 164,– | 140,– | 116,– | 92,– EUR Sonntags- bis DonnerstagsAbonnement 25 % Ermäßigung 204,– | 176,– | 144,– | 112,– EUR Freitags- oder SamstagsAbonnement 25 % Ermäßigung 216,– | 188,– | 156,– | 128,– EUR Wochenend-Abonnement wechselnde Wochentage Freitag, Samstag oder Sonntag 30 % Ermäßigung 192,– | 164,– | 136,– | 104,– EUR Sonntag 18 Uhr-Abonnement 25 % Ermäßigung 204,– | 176,– | 144,– | 112,– EUR

Das Themen-Abonnement: „Störfall Idylle“ 136,– | 116,– | 96,– | 76,– EUR Sie sehen die vier Inszenierungen: — Richard III. von William Shakespeare, Regie Robert Borgmann — Der Zauberberg nach dem Roman von Thomas Mann, Regie Christiane Pohle — Herbstsonate nach dem Film von Ingmar Bergman, Regie Jan Bosse (Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin), — Pfisters Mühle Ein Sommerferienheft nach dem Roman von Wilhelm Raabe, Regie Armin Petras

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Das Abonnement für junge Menschen und Studierende von 14 bis 25 Jahren. Sechs Vor­ stellungen des Schauspiels für nur 36,– EUR: — Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist von René Pollesch, Regie René Pollesch — Pfisters Mühle Ein Sommerferienheft nach dem Roman von Wilhelm Raabe, Regie Armin Petras — Antigone von Sophokles, Regie Laurent Chétouane — Das Paradies der Damen nach dem Roman von Émile Zola, Regie Mareike Mikat — Die Leiden des jungen Werther nach dem Briefroman von Johann W. von Goethe, Regie Simon Solberg — Unterm Rad nach der Erzählung von Hermann Hesse, Regie Frank Abt Zusätzlich gibt es einen Hello! Look at me!-­ Beutel im Schauspiel S ­ tuttgart-Design. Die Vorstellungstermine für die Spielzeit erhalten Sie im Abonnementbüro.

Die Schauspielcard Die volle Flexibilität: immer für die Hälfte ins Schauspiel Für einmalig 75,– EUR erhalten Sie ein Jahr lang 50% Ermäßigung in allen Preis­gruppen und Spielstätten des Schauspiels. Bei der Schauspielcard+ für 110,– EUR können Sie bis zu zwei ermäßigte Karten pro Vorstellung erwerben. Die Schauspielcard und Schau­ spielcard+ sind personengebunden, bei der Schauspielcard+ kann eine Begleitperson frei gewählt werden. Von der Ermäßigung aus­ genommen sind Premieren, Gastspiele und Sonderver­an­stal­tungen sowie Plätze der Preisgruppe 5. Ihr Vorteil: Bereits einen Tag vor dem Vor­ver­kaufsbeginn können Schau­ spielcard-Besitzer an der Theater­kasse sowie über den tele­fo­ni­schen Service Karten für Repertoire-Vorstellungen erwerben. Für Ihre Planung erhalten Sie kostenfrei den Monats­ spielplan per Post.

Weitere Informationen und Bestellformular unter schauspiel-stuttgart.de

Preisgruppen

Kartenverkauf

Schauspielhaus

Tageskasse Königstraße 1B (Theaterpassage), 70173 Stuttgart, Mo – Fr, 10 – 19 Uhr; Sa 10 – 14 Uhr

Preisgruppen 1 – 5, Veranstaltungskategorien A – E | A | B | C | D | E | F | | | | | | 1 | 34,– | 36,– | 39,– | 42,– | 50,– | 60,– | | | | | | 2 | 29,– | 31,– | 34,– | 36,– | 41,– | 48,– | | | | | | 3 | 24,– | 26,– | 29,– | 31,– | 32,– | 36,– | | | | | | 4 | 19,– | 21,– | 24,– | 24,– | 24,– | 24,– | | | | | | 5 | 8,– | 8,– | 8,– | 8,– | 8,– | 8,–

Telefonischer Kartenverkauf Tel.: 0711 – 20 20 – 90, Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr

Schriftlicher K­artenverkauf Die Staatstheater Stuttgart, K­artenservice, Postfach 10 43 45, 70038 Stuttgart, Fax 0711 – 20 20 – 920

Abonnementbüro

Kammertheater

Tel.: 0711 – 20 32 – 220, Fax – 300, Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr

Eintrittspreise 20,– EUR und 25,– / 7,– EUR

Vorstellungs- / Abendkasse

Nord Eintrittspreise Sitzplan Schauspielhaus 18,– EURPreisgruppe und 23,– / 7,– EUR 1 Preisgruppe 2

Die Vorstellungs- bzw. Abend­kassen an den Spielstätten öffnen jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 Preisgruppe 5

24 23 22 21 20 19

24 23 22 21 20 19

18

18

17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Preisgruppe 1 2 Preisgruppe 2 1 Preisgruppe 3 ts rech Preisgruppe 4 Preisgruppe 5

Stand: 16. April 2013

Bühne Bühne

17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 links

Sitzplan Schauspielhaus

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Online-Kartenverkauf Neu! print@home – Buchen Sie Ihre Plätze online über schauspiel-stuttgart.de und ­drucken Sie sich die Karten bequem zu Hause aus. Personalisiert sind print@home-Karten natürlich auch im VVS zur Hin- und Rückfahrt gültig. Vor Beginn des Vorverkaufszeitraums werden Karten­bestel­lungen über das OnlineBestell­formular unter staatstheater-stuttgart.de angenommen (Bearbeitung im Rahmen des schriftlichen Kartenvorverkaufs).

Ermäßigungen Kinder bis 14 Jahre in Begleitung Erwach­ sener erhalten eine Ermäßigung in Höhe von 50% in bestimmten Preisgruppen. Schüler, Studierende, Personen im Frei­willigen Sozia­ len Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst (bis 30 Jahre) sowie arbeitslose Besucher erhalten Karten zum ermäßigten Preis (bei Vorlage des amt­lichen Ausweises). Schwer­ behinderte Menschen erhalten Ermäßigung in bestimmten Preisgruppen. Bei Premieren, Gastspielen und Sonder­veranstaltungen sowie im Online-Verkauf können Ermäßigun­ gen ausgeschlossen werden.

uni@staatstheater Studierende gehen in Vorstellungen von Oper Stuttgart, Stuttgarter Ballett und Schauspiel Stuttgart für 10,– EUR im Opernhaus und 7,– EUR im Schauspielhaus und in allen anderen Spielstätten. Mit uni@staatstheater profitiert man außerdem von Sonderaktionen wie Probenbesuchen, Parties und Sonder­ kontingenten. Anmeldung und weitere Informationen unter schauspiel-stuttgart.de

Reservierung von Rollstuhl­plätzen Tel. 0711 – 20 32 – 254 rollstuhlplaetze@staatstheater-stuttgart.de

Gruppen­bestellungen Die Staatstheater Stuttgart, Silke Duregger, Postfach 104345, 70038 Stuttgart, Tel.: 0711 – 20 32 – 526, Fax – 595 gruppen.schauspiel@staatstheater-stuttgart.de

Geschenkgutscheine Tele­fonisch oder schriftlich bestellen sowie unter staatstheater-stuttgart.de oder in der Theater­kasse direkt kaufen.


Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2014 / 2015

Service und Kontakt

Der Weg zu uns Haus- und Postadresse Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6 70173 Stuttgart

Spielstätten

Service

Schauspielhaus

Kontakt

Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Freie Fahrt ins Theater

Intendanz

Am Tag der Vorstellung gilt die Eintrittskarte als Fahrschein (2. Klasse) in den Verkehrs­ mitteln des VVS: drei Stunden vor Beginn der Ver­anstaltung zur Fahrt zum Veranstaltungs­ ort und nach Vorstellungs­ende zur Rückfahrt (auch in den Nacht­bussen).

Tel. 0711 – 20 32 – 444, Fax – 516 intendanz.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de direktion.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Schauspiel-Leporello

Tel. 0711 – 20 32 – 434, Fax – 540 dramaturgie.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Willy-Brandt-Straße 18, 70173 Stuttgart U Staatsgalerie

Künstlerisches Betriebsbüro

Super Popular Sanchez

Der monatliche Spielplan mit Überblick über das gesamte Programm, Hintergrundinfor­­ mationen zu Premieren, Repertoire, Extras und vieles mehr – jeden Monat pünktlich zum Vorverkaufsbeginn in Ihrem Briefkasten – natürlich kostenfrei. Einfach bestellen unter schauspiel-stuttgart.de/publikationen oder per E-Mail an publikationen@staatstheaterstuttgart.de. Unsere AbonnentInnen erhalten den Monatsspielplan automatisch zugesandt.

Schauspiel-Newsletter Regelmäßige Informationen über das Pro­ gramm und besondere Angebote per E-Mail – zu abonnieren unter schauspiel-stuttgart.de.

Telefonische Programmansage Karteninformation für alle Spielstätten des Schauspiels unter Tel.: 0711 – 197 04

schauspiel-stuttgart.de Spielplan­informationen stets auf dem neue­sten Stand, Fotos, Filme, Texte zu allen Stücken, Schau­spielern und Regieteams sowie aktuelle Nachrichten, OnlineKartenverkauf und print@home-Karten.

Gastronomie Der Gastronomiepartner der Staats­theater Stuttgart, die List und Scholz teatro GmbH, bietet Ihnen die kulinarische Versorgung rund um den Theaterbesuch. Tisch­ reservierungen unter Tel.: 0711 – 99 79 39 90 oder reservierung@listundscholz.de. Weitere Informa­tionen unter listundscholz.de/staatstheater

Führungen Lernen Sie einen der größten Theater­betriebe Europas aus einer neuen Perspek­tive kennen! Termine für öffentliche Führungen finden Sie im Monatsspielplan oder unter staatstheater-stuttgart.de. Buchung von Gruppenführungen unter fuehrungen@staatstheater-stuttgart.de, Tel.:  0711 – 20 32 – 644

Dramaturgie

Tel. 0711 – 20 32 – 380 / – 215, Fax – 477 kbb.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Kommunikation Tel. 0711 – 20 32 – 456, – 262, Fax – 516 presse.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de / oeffentlichkeitsarbeit.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Theaterpädagogik Tel. 0711 – 20 32 – 651 / – 526, Fax – 595 theaterpaedagogik.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de / gruppen.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de

Tageskasse Königstraße 1D (Theaterpassage), 70173 Stuttgart Mo – Fr 10 – 19 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

Online-Kartenverkauf und print@home-Karten unter schauspiel-stuttgart.de

Telefonischer Kartenverkauf Tel. 0711 – 20 20 90, Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa. 10 – 18 Uhr

Schriftlicher Kartenverkauf Die Staatstheater Stuttgart: Kartenservice, Postfach 104345, 70038 Stuttgart, Fax 0711 – 20 20 – 920

Abo-Service Tel. 0711 – 20 32 – 220, Fax – 300

Abonnementbüro Tel. 0711 – 20 32 – 220, Fax – 300

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Nord Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen), 70376 Stuttgart

Kammertheater Konrad-Adenauer-Straße 32 (Neue Staatsgalerie), 70173 Stuttgart

Projektraum LOTTE

Willy-Brandt-Straße 23, 70173 Stuttgart U Staatsgalerie

Anfahrt Schauspielhaus und Kammertheater S/U Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz, U Staatsgalerie, Bus 40, 42, 44, Parkhäuser Landesbibliothek, Schloß­garten, Staatsgalerie & Landtag

Nord Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen) Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln U12 bis Löwentor, oder U13 bis Löwentor bzw. Rosenstein­park, Bus 55, 56, N2 bis Löwentor. Anreise mit dem Auto siehe Anfahrtsskizze. Parkplätze im Parkhaus sind für unsere Besucher ab einer Stunde vor Vorstellungs­ beginn kostenlos. Von dort aus führt ein Weg durch den Gebäudekomplex zum Haupt­ eingang.






Das Paradies der Damen Seite 32

Friedrich Hรถlderlin

Staub Seite 27

Seite 34


Henrik Ibsen Seite 82

Du weiĂ&#x;t einfach nicht, was die Arbeit ist

Jan Neumann Seite 25

Antigone

Seite 34

Wilhelm Raabe

Seite 26

Seite 31

Lars von Trier Seite 80

Unterm Rad Seite 83


Im Stein

William Shakespeare Seite 24

Seite 79

Die Stadt das Ged채chtnis Seite 25

Sophokles Seite 34

Fjodor Dostojewskij Seite 77

August: Osage County. Eine Familie Seite 36

Mord Seite 78

Anne Lepper Seite 28


Seymour Seite 28

Herbstsonate Seite 33

Herausgeber Schauspiel Stuttgart

She She Pop Seite 81

Intendant Armin Petras Künstlerischer Direktor Klaus Dörr Redaktion Dramaturgie, Kommunikation, Künstlerisches Betriebsbüro Konzept und Gestaltung Spector Bureau: Markus Dreßen, Katharina Köhler, Jan Wenzel, Arthur Zalewski, spectorbureau.com Fotografie Arthur Zalewski Gesamtherstellung F&W Druck- und Mediencenter GmbH Redaktionsschluss Juli 2014



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