Schauspiel Stuttgart

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Urgรถtz Seite 18

Fluxus Seite 75

Onkel Wanja Seite 23

Theodor Fontane Seite 25


Unterm Rad

Hirnbonbon Seite 83

Seite 82

Thomas Vinterberg

Das Versprechen

Seite 77

Seite 24

Friedrich Schiller Seite 27

Zerbombt Seite 73

Fritz Kater Seite 21

Mario und der Zauberer Seite 80


Der zerbrochne Krug

Drachenblut Seite 79

Seite 29

Sarah Kane

Friedrich D端rrenmatt

Seite 73

Seiten 24, 28

Szenen einer Ehe Seite 20

Schorsch Kamerun

Sobald f端nf Jahre vergehen Seite 75

Seite 76

Kurt Weill Seite 81


Effi Briest

Das Fest

Seite 25

Christoph Hein

Seite 77

Seite 79

S – City of Youth Seite 85

Anne Habermehl Seite 22

Johann Wolfgang von Goethe Seiten 18, 69

Autostück. Belgrader Hund Seite 22


Heinrich von Kleist

5 morgen

Seiten 29, 79

Seite 21

Der Besuch der alten Dame

Anton Tschechow Seite 23

Caligula

Seite 28

Seite 74

Ingmar Bergman Seite 20

Thomas Jonigk Seite 30

Schulden. Die ersten 5.000 Jahre Seite 71


Schauspiel Stuttgart

Jean-Luc Godard

Spielzeit 2013 / 2014

Wozu brauchen wir das?

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Philipp Löhle

dass einer eine Blume malt oder einer anfängt zu tanzen. Es geht sehr schnell, dass jemand sein Unglück beschreibt oder jemand versucht, aus einem Schrei ein Lied zu machen.

Warum wechsle ich aus meinem Heimatort, diesem etwas aus den Fugen geratenen Fischerdorf an der Spree, in die größte Residenzstadt Baden-Württembergs? Wahrscheinlich, weil ich woanders Kunst machen möchte. Nein, ich würde das immer verneinen. Nein, ich mache keine Kunst. Ich bin Kulturarbeiter. Ich vermittle allerhöchstens zwischen Menschen und Texten und noch mal Menschen, da unten und da draußen.

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Aber wozu können wir das gebrauchen? Um dem Alltag zu entfliehen? Um gesehen zu werden? Um uns zu verständigen, über unsere Ängste, die Visionen? Um uns jeden Tag wieder neu klar zu machen, dass uns der Himmel auf den Kopf fallen kann?

Was ist Kunst? Was ist überhaupt Theater und wozu brauchen wir Kunst?

Das erste Theater der Welt fand sicher in einer Höhle statt. Männer hatten Drogen genommen und tanzten um ein Feuer herum, um sich Mut zu machen, Mut für die Jagd auf riesige Tiere oder den Nachbarstamm am darauffolgenden Tag. Ihre Schatten tanzten an der Wand der Höhle und jemand fing an, die Büffel oder Säbelzahntiger an die Wand zu malen. Vielleicht waren die Tiere aber gar keine Tiere, sondern ihre Götter, die nicht menschlich dargestellt werden durften. Vielleicht waren die ersten Theaterzuschauer ihre Frauen oder die gefesselten Gegner, die hinter dem Feuer im Zuschauerraum saßen. Vielleicht wurden sie nach dem Theaterstück zerrissen, gebraten und gegessen oder sie gingen am nächsten Morgen mit auf die Jagd und wurden so Teil der Gruppe. In jedem Fall aber ging es den Spielenden darum, sich selber ein Bild von Welt zu machen, etwas auszuprobieren, ein Labor sozialer Fantasie zu entwickeln. Und das ist es, so denke ich, was Kunst heute noch kann: die Regenerationsfähigkeit von Gesellschaften verbessern.

Jeder Mensch ist ein Künstler, sagte Beuys, und mein ewiger Lieblingskünstler Martin Kippenberger antwortet zehn Jahre später darauf in seiner ironischen, U-Bahneingänge auf der ganzen Welt installierenden Art, jeder Künstler ist ein Mensch – und verweist damit auf das Ende des in seinem Elfenbeinturm sitzenden Künstlerideals, der aus seinem Genius heraus für sich selbst und die anderen ewige Wahrheiten produziert.

Die Dreigroschenoper

Mein derzeitiger Lieblingskünstler Santiago Sierra bezahlt Drogenabhängige dafür, dass sie sich eine Linie auf den Rücken tätowieren lassen und so nebeneinander gestellt eine quasi Life-Mauerzaun-Performance des Ausgeschlossenseins aus dieser Gesellschaft darstellen. Kunst ist erst einmal nichts außer Reflexion über die Gesellschaft, über unser Leben, deren Abbild in konzentrierter Form.

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Wilhelm Hauff Seite 72

Aber wozu brauchen wir das? Zuerst einmal würde ich sagen, brauchen wir das gar nicht. Wir brauchen Essen, einen anderen Menschen, einen Ort zum Schlafen, ein paar Sachen zum Anziehen, eine Tätigkeit, eine soziale Struktur, vielleicht das Gefühl, in einer Gruppe zu sein, gewollt zu werden. Vielleicht jemanden, der einem die Hand hält, wenn man stirbt. Das ist schon einmal sehr viel mehr, als viele Menschen auf dieser Erde jemals bekommen. Dann aber geht es sehr schnell,

Woher, frage ich mich, soll die Regenerationsfähigkeit heutiger Gesellschaften kommen, wenn nicht aus Wissenschaft und Kunst? Eine Gesellschaftsformation, die jahrhundertelang, spätestens seit der Entwicklung der Dampfmaschine, damit beschäftigt ist, sich Welt und damit Ressourcen dieser Welt einzuverleiben, die damit relativ erfolgreich war und nun vor dem Problem steht, dass diese alte Welt /Natur nicht mehr vorhanden ist,

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014 ihrer Mischung aus Intuition, Analyse und Improvisation mindestens seelenverwandt.

sondern nur noch eine ausgelaugte Welt /Natur, also eine Kulturwelt. Wie leben wir mit zu Ende gehenden Ressourcen, wie leben wir mit Atommüll, mit Plastikmeeren, mit dem auftauenden Sibirien, mit verschwindenden Inseln, mit den unweigerlichen Flüchtlingsströmen dank des Klimawechsels, die auf die Festung Europa zukommen werden? Wie können staatliche Regierungen noch irgendeine Forderung an international agierende Konzerne und Banken im Sinne ihrer Bevölkerung durchsetzen, angesichts ihrer scheinbar uneingeschränkt weiter wachsenden Macht? Wie leben wir mit uns selbst in unserer überalterten Gesellschaft, in der es in 20 Jahren 4 Millionen Demenzkranke geben wird, in der jeder zweite Neugeborene die 100 überschreiten wird, in der es so etwas wie einen Generationenvertrag nicht mehr geben wird?

Und im Sinne der eingangs gestellten Frage, wozu Kunst, kann es nur eine einfache, aber umso klarere Antwort geben: um zu überleben. Denn noch nie hat die Menschheit so viel gewusst, und noch nie war sie so ratlos wie heute. Unsere Sinnessysteme wählen aus dem Spektrum der Umwelt sehr wenige Signale aus und zwar nur die, die zum Überleben nötig sind. Was ist aber, wenn die einstmals erlernten Auswahlkriterien heute zum Misserfolg führen. Offensichtlich brauchen wir dann neue Kenntnisse aus der kollektiven Erfahrung, gespeichert in Mythen, Tänzen, in Religionen und Verfassungen. Wir brauchen neue nicht-verbale Kommunikationen und Speicher. Wenn diese neuen Multiplikatoren genutzt würden und in gesellschaftlich relevante Kanäle einflössen, dann könnte dies eine neue Phase unserer Evolution bedeuten.

Keine Ahnung, wie das gehen soll. Aber wenn wir davon ausgehen, dass der von Darwin beschriebene Prozess der Entstehung der Arten relativ abgeschlossen ist, das heißt, dass die Natur nicht mehr den Menschen entwickelt, sondern der Mensch das, was er aus der Natur gemacht hat, die Kultur, dann sind die wichtigsten Entscheidungen des Menschen die zur Veränderung und Weiterentwicklung der Kultur.

Armin Petras, Intendant

Nur wie kann man sich ein Bild von Kultur machen, ohne einen kulturellen Artefakt herzustellen, also Kunst zu machen? Wir brauchen kulturelle Artefakte, weil wir eine Gesellschaft brauchen, die regenerationsfähig sein muss, weil sie mit den kommenden Aufständen, den kommenden Kriegen, den kommenden Katastrophen umgehen lernen muss, umgehen auf allen Gebieten. Wir müssen dazu unsere Weltbilder spielerisch überprüfen. Claude Lévi-Strauss spricht beim Denken der tribalen Völker vom wilden Denken, das ein bastelndes Denken sei, das sich immer neue Welten daherträumt und sie mit alten Mythen verwebt. Ganz ähnlich beschreibt es der Atomphysiker Werner Heisenberg in seiner Biographie, wenn er beschreibt, dass er die chronisch auftretenden Krisen seiner Forschung nur überwinden konnte, indem er die am sichersten scheinende seiner Theorien fallen ließ und so Platz für neues Denken fand. In diesem Sinne sind Mythologie und Wissenschaft dem Verfahren der theatralen Produktion mit

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Spielzeit 2013 / 2014

Stuttgart, Blicke 1. Die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseurinnen und Regisseure und viele Mitglieder des Teams, die jetzt in Stuttgart ihre Arbeit beginnen, kommen neu in diese Stadt. Wir alle kommen an und schauen uns um. Ein neuer Ort lädt dazu ein. Einen neuen, frischen Blick auf etwas werfen zu können, ist eine seltene Chance, die wir ergreifen wollen – aufmerksam, unverstellt, offen und neugierig.

Hölderlin und seine Elegie auf die Stadt, „Fürstin der Heimat ! Glückliches Stuttgart, nimm freundlich den Fremdling mir auf ! “, die hereinbrechende Französische Revolution, Hölderlins Fußreisen im Rhöngebirge, im Harz, auf den Knochenberg, nach Halle, Leipzig, Frankfurt, Fulda, Kassel und zurück nach Nürtingen und Stuttgart, bald darauf in die Schweiz, dann über Colmar, Isenheim, Belfort und Lyon nach Bordeaux, „doch sechs Monate später ist er, erschöpft, verstört, mit flackerndem Auge und wie ein Bettler gekleidet wieder in Stuttgart retour. Nimm freundlich den Fremdling mir auf.“ In einem Brief, so Sebald weiter, wies ihn vor einiger Zeit eine Bewohnerin der über sieben Hügel erbauten französischen Stadt Tulle auf die Zusammenhänge zwischen der ehemaligen Residenz- und späteren Industriestadt Stuttgart und eben Tulle hin, durch die Hölderlin auf seiner Wanderung nach Bordeaux gekommen ist und wo am 9. Juni 1944 von der SS-Division „Das Reich“ alle männlichen Bewohner der Stadt auf dem Areal einer Waffenfabrik zusammengetrieben, neunundneunzig von ihnen an Straßenlaternen und Balkongeländern aufgehängt und die übrigen in Zwangs- und Vernichtungslager deportiert wurden – drei Wochen nachdem Sebald das Licht der Welt erblickte, „und fast auf den Tag genau einhundert und ein Jahre nach Hölderlins Tod“.

2. Da ist zum Beispiel die Rede zur Eröffnung des Stuttgarter Literaturhauses, die der Schriftsteller W. G. Sebald, drei Wochen vor seinem Tod, am 17. November 2001 vor 800 Gästen in der Alten Reithalle gehalten hat: „Zerstreute Reminiszenzen. Gedanken zur Eröffnung eines Stuttgarter Hauses“. In seinem Elternhaus im Allgäuer Wertach, so beginnt Sebald, lag in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1949 der neue Quelle-Katalog auf dem Tisch, aus dem für seine Schwester und ihn neben Kamelhaarhausschuhen ein so genanntes Städtequartett bestellt wurde. Sebald stieß darin – die deutschen Städte waren ausnahmslos unversehrt dargestellt – auch auf die Spielkarte von Stuttgart, die den von Paul Bonatz vor dem Ersten Weltkrieg entworfenen Hauptbahnhof abbildete. Das war Sebalds erste Begegnung mit dieser Stadt. Ein Gedankensprung führt Sebald zu einer Ansichtskarte eines englischen Schulmädchens namens Betty, die ihm in den 1960er Jahren aus einem Brockhaus der Heilsarmee in Manchester in die Hände fiel – Betty verbrachte die Sommerferien 1939 in Stuttgart und schrieb am 10. August 1939, knapp drei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, über die freundlichen Stuttgarter, das Sonnenbaden, Sightseeing, eine deutsche Geburtstagsfeier und „a festival of the Hitler Youth“. Auch auf dieser Karte war – neben drei anderen „Hochbauten“ – der Stuttgarter Hauptbahnhof abgebildet. Erst im Mai 1976 sieht Sebald zum ersten Mal leibhaftig den Bonatz-Bahnhof; er besucht damals seinen Schulfreund, den Maler Jan Peter Tripp, in der Reinsburgstraße 53 A (wo zur selben Zeit auch der Buchhändler Wendelin Niedlich wohnte). Und Sebald fragt sich, was seinen Besuch in der Reinsburgstraße mit der Tatsache verbindet, dass dort nach dem Krieg ein Lager für Displaced Persons bestand, in dem am 29. März 1946 – wie Zeitungsartikel und der „Tätigkeitsbericht“ der Stadtverwaltung bezeugen – von 180 Stuttgarter Polizisten eine Razzia gegen Schwarzhandel durchgeführt wurde, bei der Schüsse fielen und einer der Lagerbewohner ums Leben kam. Er fragt sich auch, warum er jedes Mal an der Station „Feuersee“ in der S-Bahn denke, dass „es über uns noch brennt und dass wir seit der Schreckenszeit der letzten Kriegsjahre in einer Art Untergrund wohnen, obwohl wir doch alles so wunderbar wieder aufgebaut haben ringsherum“. Er fragt, warum er, von Möhringen kommend, beim Anblick der neuen Verwaltungsstadt des Daimlerkonzerns an die „Stuttgarter Sterne“ in den Krisengebieten der ganzen Welt denken muss. Und er fragt sich, „wie weit ist es von dem Punkt, auf dem wir uns heute befinden, bis zurück in das ausgehende 18. Jahrhundert, als die Hoffnung auf die Verbesserung des Menschengeschlechts, auf seine Belehrbarkeit, in schön geschwungenen Lettern noch an unseren philosophischen Himmel geschrieben stand“. Sebald spricht über das damalige Städtchen Stuttgart mit seinen etwa zwanzigtausend Einwohnern, über den Landessohn Friedrich

3. W. G. Sebald vernetzt in seiner Rede, ausgehend von seinen persönlichen Erlebnissen, anscheinend weit auseinander liegende Dinge, er verknüpft unterschiedliche Blicke verschiedener Zeiten auf die Stadt Stuttgart. Ich kannte Sebalds Rede, hatte sie aber vergessen. Ich las sie wieder, nachdem Florian Höllerer, der Leiter des Literaturhauses, sie mir in der wunderschönen, von ihm herausgegebenen Ausgabe nach unserem ersten Gespräch schenkte – las sie mit anderen Augen, da zu diesem Zeitpunkt klar war, dass ich in Stuttgart arbeiten werde. 4. In der kommenden Spielzeit gehen wir auf Spurensuche, in der Stadt und der Region. Maximal historisch, maximal modern. Nach verborgenen Spuren suchen, graben nach Verschüttetem, Zeitschichten freilegen, die übereinander liegen. 5. In seinem Gedicht „Vom Graben“ entwickelt der irische Dichter Seamus Heaney seine Poetik. Ein Geräusch unter dem Fenster – „als ob ein Spaten in kieseligen Boden dringt“ – erweckt die Erinnerung an den Vater, wie er vor zwanzig Jahren zwischen Kartoffelfurchen gegraben hat. Und weiter die Erinnerung an den Großvater, den Torfstecher. „Der kalte Duft von Kartoffelhumus, das Glucksen und Klatschen / Von sumpfigem Torf, ein Spatenblatt mit seinen kurzen Schlägen / Durch lebendige Wurzeln, das mag in meinem Kopf erwachen, / Doch um ein Mann zu werden, wie sie waren, hab ich keinen Spaten. / Zwischen Finger und Daumen / Halte ich die stämmige Feder. / Damit werde ich graben.“ 6. Das neue Erscheinungsbild des Schauspiel Stuttgart, das wir zusammen mit Spector Bureau aus Leipzig entwickelt haben, greift diese Gedanken auf. Aber bis in welche zeitlichen Resonanzräume wollen wir gehen? Welche Zeiträume für unsere Wahrnehmung der Gegenwart und Zukunft öffnen? Einen Faustkeil

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

sehen Sie, vielleicht fühlen Sie sich an Höhlenmalerei erinnert. Kulturelle Zeichen aus unterschiedlichsten Epochen werden collagiert mit zeichnerischen, gestischen Spuren. Eine unmittelbare Körperlichkeit kommt so zum Ausdruck, ein körperlicher Ausdruck, der auch das Wesen des Theaters ausmacht.

leugnung. In Liebe Kannibalen Godard nach dem Film Weekend gerät die gepflegte Fahrt ins Wochenende zum barbarischen Alptraum, zur Apokalypse der bürgerlichen Welt. Schulden. Die ersten 5.000 Jahre von David Graeber zeichnet die wechselvolle Geschichte aus Überschuldung und Empörung und bricht radikal mit der Scheinmoral des Börsenkapitalismus. Entlang der Gräuelbilder heutiger Kriege und mit der Wucht einer antiken Tragödie zeigt Sarah Kane in Zerbombt Stellvertreter einer um Gewalt kreisenden Gesellschaft. Aus Schmerz über den sinnlosen Tod seiner Geliebten wird Camus’ Caligula zum Gewalttäter – wie in einem Experiment prüft er die Duldungsbereitschaft seiner Untertanen, bevor sie sich erheben. Um die Manipulierbarkeit des Menschen, auch die politische, geht es in Thomas Manns Mario und der Zauberer – wie frei ist unser Wille? Und: Gibt es das überhaupt – Willensfreiheit?

7. Ezra Pound entwickelt in seinen „Cantos“, diesem einzigartigen Dialog mit der Geschichte, die Idee des periplus, den Blick auf die Küsten vom fahrenden Schiff aus, die Erfahrung verschiedener Zeiträume der Vergangenheit im Jetzt des fahrenden Schiffs. Unter den Trümmern der offiziellen Tradition sind alle Zeiten neben- und übereinander im Augenblick des jetzigen Erlebens da und können Bestandteile einer neuen Möglichkeit, einer neuen Gesellschaft, eines neuen Mythos werden. 8. Wohin hat uns unser Blick für die erste Spielzeit hier in Stuttgart geführt? Quer durch die Zeiten in die Stadt und die Region. Wir sind auf das Spätmittelalter des revolutionären schwäbischen Reichsritters in Goethes Urgötz gestoßen, diese, wie Goethe sagt, „Gestalt eines rohen, wohlmeinenden Selbsthelfers in anarchischer Zeit“, und fragen, was die Bauernkriege von heute sind. Wir beschäftigen uns mit Bernward Vesper, der auf der Spurensuche seiner eigenen Geschichte verbrannte, und seinem Roman Die Reise, diesen „Nachlass einer ganzen Generation“, der zeigt wie das revolutionäre Potential verpuffte als die Mobilisierung der Massen ausblieb. In der Erzählung Das kalte Herz des Stuttgarter Autors Wilhelm Hauff sehen wir die verzweifelte Suche nach Anerkennung, Reichtum und Glück und den Tod des Herzens, seine Ersetzung durch Geld. Weiter ins Zentrum der Romantik dringen wir mit dem spartenübergreifenden Musiktheaterabend Doppelgänger vor, der ausgehend von diesem romantischen Motiv auf die Suche nach dem Verdrängten und Unheimlichen unserer eigenen Zeit geht. Alfred Anderschs Hörspielklassiker Fahrerflucht am Zubringer Stuttgart Nord aus den 1960er Jahren wird konfrontiert mit der Weiterschreibung ins Heute durch den Baden-Badener Dramatiker Philipp Löhle – Schuld und Moral, in der Nachkriegsgesellschaft und heute. Hermann Hesses Erzählung Unterm Rad über das Schicksal des begabten Kindes Hans Giebenrath führt uns mentalitätsgeschichtlich in die Region um 1900 und stellt die bis heute akute Frage nach den Konsequenzen des forcierten Leistungsdrucks. Und Anna Katharina Hahns Am Schwarzen Berg ist eine Bestandsaufnahme deutscher Seele, mitten in Stuttgart, zwischen Mörike und Bahnhofsbaustelle.

10. Die Kunststadt Stuttgart wollen wir mit zwei Projekten sondieren: Die spartenübergreifende Fluxus-Konzertinstallation Denn sie wissen nicht was wir tun in Zusammenarbeit mit der Staatsgalerie befragt die historisch gewordene AvantgardeBewegung nach anwendbaren Strategien des Widerstands für heute. Das Projekt Hirnbonbon in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum und der Akademie für Darstellende Kunst BadenWürttemberg beschäftigt sich mit der Poesie des Zerfalls im Werk des Künstlers, Autors, Musikers, Performers und Filmemachers Dieter Roth, der zeitweise ein Atelier in Stuttgart hatte. 11. In die Stadt selbst öffnen wir uns mit dem Autostück. Belgrader Hund von Anne Habermehl – das Auto als kleinstmöglicher Zuschauerraum, Stuttgart als reales Bühnenbild für ein intimes Kammerspiel über Heimat und Heimatlosigkeit in dieser Stadt. Und mit dem Stadtprojekt S – City of Youth fragen wir nach der gesellschaftlichen Beteiligung der heranwachsenden Generation in Stuttgart. 12. Mit dem Performance-Kollektiv She She Pop gehen wir eine mehrjährige Beziehung ein, um auf der Suche nach neuen Formen des Theaters gemeinsam beieinander in die Lehre zu gehen. Den Auftakt bilden die Gastspiele Schubladen und 7 Schwestern, eine Lecture Performance und ein Workshop. 13. Einen Blick von außen werfen wir mit internationalen Projekten im Rahmen der „Union des Théâtres de l’Europe“ (U.T.E.), einer Vereinigung von derzeit 19 Theatern aus 16 Ländern, deren Mitglied das Schauspiel Stuttgart seit dieser Spielzeit ist. Die Uraufführung von Fritz Katers Stück 5 morgen, in dem fünf Menschen nach einem Katastrophenalarm unterschiedliche Strategien des Lebens und Überlebens entwickeln, ist im Rahmen der U.T.E. Teil des internationalen Projekts „TERRORisms“, in dem sich neben dem Schauspiel Stuttgart Theater aus Oslo, London, Reims, Tel Aviv und Belgrad aus unterschiedlichsten Perspektiven mit diesem Thema auseinandersetzen.

9. Das Thema „Neue Bürgerlichkeit“ in der Wirtschaftsmetropole Stuttgart bildet einen weiteren Strang durch den Spielplan. In Onkel Wanja zeigt Tschechow eine Gesellschaft im Umbruch und lenkt unseren Blick auf das Leben, die Liebe, den Tod, die Zeit, das Geld – und konfrontiert uns mit frühen ökologischen Überlegungen. Ingmar Bergmans Filmklassiker Szenen einer Ehe spiegelt im Psychogramm des Musterpaares Johan und Marianne Fragen des glücklichen Zusammenlebens in ihren Etappen des Zerfalls und ihrer Neuordnung. Arthur Schnitzler zeigt in seinem Reigen die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“ und fragt, wie sich Rollenspiel und Sexualität zueinander verhalten. In Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov erschüttert der älteste Sohn Christian die Grundfesten der Familie, in dem er ein Tabu bricht und ein streng gehütetes Geheimnis lüftet. Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht ist eine kritische Reflexion des kapitalistischen Weltgeschehens und seiner Profitgier, nicht nur zu Zeiten der Weimarer Republik. In der Spiegelung der beiden Novellen Die Marquise von O. und Drachenblut von Heinrich von Kleist und Christoph Hein erblicken wir zwei Frauen zwischen Selbstbehauptung und Selbstver-

14. „((Die Gegenwart, die jeder wahrnimmt, ist sie nicht wie eine Erzählung von etwas Vergangenem? Wie kann man das verstehen?? Das weiß ich selber nicht ! ! )) //: Das alte LabyrinthEmpfinden, ja, weiter, hier.“, schreibt Rolf Dieter Brinkmann in „Rom, Blicke“. 15. „Bussard absegelt Planquadrat“ – heißt eine Gedichtzeile des Stuttgarter Autors Helmut Heißenbüttel. Folgen Sie unserem Blick, begeben Sie sich mit uns auf Spurensuche. Jan Hein, Leitender Dramaturg

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Steinzeit und digitale Gegenwart Den Ausgangspunkt für das neue grafische Erscheinungsbild des Schauspiel Stuttgart bildet eine Thematik, die Armin Petras und sein Team als ein Grundmotiv ihrer Theaterarbeit in Stuttgart formuliert haben: Spurensuche. Damit war für uns vor allem eine Aufmerksamkeit für den Ort und das, was man an ihm vorfindet, beschrieben. Suchen heißt: für unterschiedliche Situationen offen zu sein und sich vertraut machen mit den Gegebenheiten eines Ortes – mit seiner Geschichte und seinen Konflikten –, um so die Zeichen, die man vorfindet, für die Gegenwart lesbar zu machen. Die Arbeit am neuen Erscheinungsbild begann mit Spaziergängen in Stuttgart. Mit Bücherstapeln in der Bibliothek: Baumeister, Penck, Bense, Rauschenberg, Bill, Soulage. Die Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Bernward Vespers Die Reise, die Konrad Wolf-Biografie Der Sonnensucher. In der Dropbox sammelten sich hunderte Fotos. Im Laufe der Recherche kristallisieren sich so nach und nach einzelne Motive heraus: Die Höhle. Die Geste – Spur eines Körpers. Das Nebeneinander der Zeiten.

Gebrauch ist, und die trotzdem bei vielen, da u. a. der Gestalter Celestino Piatti sie für die dtv-Reihe verwendete, mit den 1960er und 1970er Jahren assoziiert wird. Als Textschrift wird die „Stanley“ verwendet, eine zeitgenössische Interpretation der „Times New Roman“, die gerade erst veröffentlicht wurde. Aber nicht allein in der Verwendung der Schriften findet sich dieses Neben- und Übereinander der Zeiten als bestimmendes stilistische Prinzip. Auch im Gebrauch von Bildern und im Umgang mit zeichnerisch-gestischen Elementen prägt es die Syntax unseres Erscheinungsbildes. Nach Andrzej Wirth entsteht die Aussage im Theater „durch die gleichwertige Beteiligung von verbalen und kinetischen Elementen (Gestus)“. Dieser Satz erfasst sehr präzise die zentrale Bedeutung der Geste für das Theater. Auch haben für uns visuell auf körperliche Bewegungen zurückgehende gestisch-zeichnerische Elemente eine starke Beziehung zur Theaterarbeit von Armin Petras. Die Geste – die direkte visuelle Spur einer performativen Handlung. Während der Arbeit mit der „Geste“ haben wir verschiedene Texturen und Materialien untersucht, um die Ausdruckskraft der Geste, ihre Rauheit, Beiläufigkeit, Expressivität besser zu verstehen und damit präzise umgehen zu können. Was uns gestalterisch interessiert, ist die Geste als lebendiges Element innerhalb einer visuellen Identität zu etablieren – was bedeutet, dass wir uns mit der Geste immer wieder neu auseinandersetzen werden und sie immer wieder neu formulieren.

„Maximal historisch, maximal modern“ – diese paradoxe Forderung formulierte Armin Petras in einem unserer ersten Gespräche. Aber was kann „maximal historisch“ genau bedeuten? Wie weit kann man in der Zeit zurückgreifen? Viele unserer Überlegungen nahmen ihren Anfang beim Zuschauerraum des Schauspielhauses, der bei seiner Neugestaltung durch den Architekten Klaus Roth ein markantes Aussehen erhalten hat. Die unregelmäßigen, kristallin geformten Wände wirken wie ein zeitgenössisches Echo auf Hans Poelzigs expressionistische Innenraumgestaltung des Großen Schauspielhauses in Berlin von 1918. Das Theater als Höhle. Ein geschützter Raum tief im Berg. Die versteinerten Lebewesen der Urzeit, die in der Schwäbischen Alb gefunden wurden. Die ersten menschlichen Zeichnungen in den Höhlen von Lascaux und Chauvet. Archäologen vermuten, dass diese Wandbemalungen eingebunden waren in Tanzrituale. Das heißt, dass diese Höhlen die frühesten Spuren für das sind, was wir heute Theater nennen – ein gestalteter Innenraum, in dem die Konflikte einer gefahrvollen und oft unverständlich bleibenden Außenwelt in Gemeinschaft nachgespielt und verarbeitet werden. Das nächste Glied dieser Assoziationskette war für uns ein frühes Werkzeug zur Bearbeitung der menschlichen Umwelt: der Faustkeil, der zentrales visuelles Element unserer Eröffnungskampagne ist. Von der Faust zum Faustkeil.

In den 1920er Jahren formulierte die Schriftstellerin Gertrude Stein die Idee des „landscape play“. Ihre künstlerische Intention war, Bühnengeschehen als eine Art Landschaft zu denken, als räumliche Beziehung zwischen einzelnen Elementen. Das bedeutet für das Theater auch, die Figur auf der Bühne – oder das, was als ihre Identität erscheint –, nicht länger als einen festen Punkt zu begreifen, sondern als eine Konstellation, die sich je nach Betrachterperspektive unterschiedlich zusammensetzt. Man könnte sagen, auch ein Erscheinungsbild ist keine Geschichte, die man von links nach rechts, vom Anfang bis zum Ende liest, sondern – ähnlich wie eine Landschaft – etwas, was man immer als Ganzes im Blick hat. Unser Erscheinungsbild setzt auf das Prinzip der Kombination: zeichnerisch-gestische Elemente, die Schriftmarke und der Buchstabe „S“ bilden wechselnde Konstellationen, eine visuelle Landschaft.

Ein cut & paste der Epochen: Collage aus Steinzeit und digitaler Gegenwart – könnte es das sein, was mit „maximal modern“ gemeint ist? – „Die moderne Subjektivität zeigt sich nicht durch die Produktion der Dinge, sondern durch ihre Verwendung“, heißt es bei Boris Groys. Ein Nebeneinander der Zeiten leitete auch unsere Schriftwahl: Das „S“, das im neuen Erscheinungsbild als einzelner Buchstabe zum visuellen Zeichen für das Schauspiel Stuttgart wird, orientiert sich in seiner Form an einer Barock-Antiqua. Für die Wortmarke, die vor allem im Logo-Ensemble der drei Sparten der Staatstheater Stuttgart in Erscheinung tritt, wurde die zeitlos moderne „Berthold Akzidenz Grotesk“ gewählt. Eine Schrift, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts fast ununterbrochen in

Spector Bureau

Spector Bureau ist ein Verbund von Gestaltern, Autoren, Künstlern, Fotografen und Programmierern, der sich um den Leipziger Verlag Spector Books gebildet hat. Am grafischen Erscheinungsbild für die Intendanz von Armin Petras am Schauspiel Stuttgart arbeiteten Markus Dreßen, Jakob Kirch, Christoph Knoth, Katharina Köhler, Jan Wenzel und Arthur Zalewski.

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Schauspielhaus

72 Das kalte Herz

nach der Erzählung von Wilhelm Hauff Regie Armin Petras Premiere 22. Februar 2014

18 Urgötz

von Johann Wolfgang von Goethe Regie Simon Solberg Premiere 25. Oktober 2013

75 Denn sie wissen nicht was wir tun

20 Szenen einer Ehe

Eine Fluxus-Konzertinstallation Regie Schorsch Kamerun Uraufführung 28. März 2014

nach dem Film von Ingmar Bergman Regie Jan Bosse Premiere 26. Oktober 2013

In Kooperation mit der Staatsgalerie Stuttgart

77 Das Fest

23 Onkel Wanja

von Anton Tschechow Regie Robert Borgmann Premiere 27. Oktober 2013

nach dem Film von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie Christopher Rüping Premiere 16. April 2014

24 Das Versprechen

81 Die Dreigroschenoper

nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt Regie Armin Petras Stuttgarter Premiere 31. Oktober 2013

von Bertolt Brecht, Musik von Kurt Weill Regie Sebastian Baumgarten Premiere 12. Juni 2014

25 Effi Briest

nach dem Roman von Theodor Fontane Regie Jorinde Dröse Stuttgarter Premiere 7. November 2013

27 Die Räuber

Kammertheater 67 Doppelgänger

nach Friedrich Schiller Regie Antú Romero Nunes Stuttgarter Premiere 13. November 2013

Musiktheater nach Texten von E.T.A. Hoffmann Regie David Marton Uraufführung 11. Januar 2014

28 Der Besuch der alten Dame

69 Iphigenie auf Tauris

von Friedrich Dürrenmatt Regie Armin Petras Stuttgarter Premiere 22. November 2013

von Johann Wolfgang von Goethe Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek, Falko Herold, Edgar Selge und Franziska Walser Stuttgarter Premiere 23. Januar 2014

29 Der zerbrochne Krug

84 Lehrstücke

von Heinrich von Kleist Regie Jan Bosse Stuttgarter Premiere 30. November 2013

She She Pop und Schauspiel Stuttgart Ab Januar 2014

31 Reigen

Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

76 Sobald fünf Jahre vergehen

von Arthur Schnitzler Regie Bastian Kraft Premiere 14. Dezember 2013

von Federico García Lorca Regie Jo Fabian Premiere 29. März 2014

68 Ronja Räubertocher

79 Die Marquise von O./ Drachenblut

nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren Regie Robert Neumann Premiere 19. Januar 2014 Familienstück für alle ab 8 Jahren

nach den Novellen von Heinrich von Kleist und Christoph Hein Regie Armin Petras Premiere 10. Mai 2014

70 Leben des Galilei

von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler Regie Armin Petras Stuttgarter Premiere 31. Januar 2014

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Nord

80 Mario und der Zauberer nach der Novelle von Thomas Mann Regie Tilmann Köhler Premiere 24. Mai 2014

19 Die Reise

nach dem Roman von Bernward Vesper Regie Martin Laberenz Premiere 25. Oktober 2013

82 Unterm Rad

nach der Erzählung von Hermann Hesse Regie Frank Abt Premiere 13. Juni 2014

21 5 morgen

von Fritz Kater Regie Armin Petras Uraufführung 26. Oktober 2013

83 Hirnbonbon

Ein Dieter Roth-Projekt Regie Christiane Pohle Uraufführung 12. Juli 2014

In Zusammenarbeit mit der Union des Théâtres de l‘Europe (U.T.E.) im Rahmen des internationalen Projekts TERRORisms

26 Fräulein Smillas Gespür für Schnee nach dem Roman von Peter Høeg Regie Armin Petras Stuttgarter Premiere 9. November 2013

30 Liebe Kannibalen Godard

Eine Koproduktion mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg In Kooperation mit dem Kunstmuseum Stuttgart

Stadtraum 22 Autostück. Belgrader Hund

von Thomas Jonigk nach dem Film Week-end von Jean-Luc Godard Regie Niklas Ritter Premiere 4. Dezember 2013

von Anne Habermehl Regie Stefan Pucher, Co-Regie Tom Stromberg Uraufführung 26. Oktober 2013 Abfahrt am Schauspielhaus

32 Fahrerflucht / Fluchtfahrer

85 S – City of Youth

von Alfred Andersch / von Philipp Löhle Regie Dominic Friedel Uraufführung 18. Dezember 2013

Stadtprojekt Künstlerische Leitung Björn Bicker, Michael Graessner, Malte Jelden, Katrin Spira Sommer 2014

71 Schulden. Die ersten 5.000 Jahre

In Kooperation mit dem Caritasverband für Stuttgart e.V. und der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft

nach dem Sachbuch von David Graeber Regie Andreas Liebmann Uraufführung 7. Februar 2014

86 Extras

Eine Koproduktion mit dem Theater Freiburg und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

87 Internationales

73 Zerbombt

von Sarah Kane Regie David Bösch Premiere 28. Februar 2014

88 Mitmachen – Theaterpädagogik

74 Caligula

89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

von Albert Camus Regie Krzysztof Garbaczewski Premiere 15. März 2014

90 Abonnements

Mit freundlicher Unterstützung des Polnischen Instituts Düsseldorf

78 Am Schwarzen Berg

91 Karten

nach dem Roman von Anna Katharina Hahn Regie Christoph Mehler Uraufführung 25. April 2014

92 Service und Kontakt

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Schauspielhaus

Premiere 25. Oktober 2013

Urgötz von Johann Wolfgang von Goethe

Götz hat wie viele das Gefühl, der Willkür einer herrschenden Elite ausgesetzt zu sein und mitansehen zu müssen, dass der Großteil der Bevölkerung, der für das Wohlergehen dieser Elite gesorgt hat, am meisten unter ihr leidet. Im Gegensatz zu vielen ist er jemand, der bereit ist, im Kampf um soziale Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit, gerechte Löhne alles aufs Spiel zu setzen. Götz beharrt auf seinen Werten und radikalisiert sich dadurch – jedenfalls aus Sicht der machthabenden Fürsten. Dass gerade die Menschen, die für soziale Werte kämpfen, ständig Gefahr laufen, als naiv oder radikal abgetan zu werden, finde ich bei diesem Stück extrem aktuell.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) entwickelt während seines Studiums in Straßburg 1770/71 großes Interesse für den historischen Götz von Berlichingen. Im November und Dezember 1771 schrieb er stark beeinflusst von Shakespeares Dramaturgie mit dem Urgötz sein erstes dramatisches Sturm und Drang-Werk.

Simon Solberg

Simon Solberg, geboren 1979 in Bonn, studiert zunächst Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Essen. 2006 gibt er mit Odyssee reloaded am Schauspiel Frankfurt sein Regiedebüt. Von 2006 bis 2008 ist Solberg Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim. 2008 gewinnt er den Kritikerpreis beim Festival „Radikal jung“, zu dem er noch zwei weitere Male eingeladen wird. Er inszeniert u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater Berlin, dem Maxim Gorki Theater Berlin, am Staatsschauspiel Dresden und am Volkstheater München. 2012/2013 ist er Hausregisseur und Co-Schauspielleiter am Theater Basel.

Premiere 25. Oktober 2013

Die Reise

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Simon Solberg Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Maike Storf Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Sara Kittelmann Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Miles Perkin Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Anna Haas

Den Urgötz, „die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand“, hat der 22-jährige Goethe in nur sechs Wochen geschrieben. Die Urfassung ist eine aggressive Zeitund Gesellschaftskritik. Goethe zeichnet, wie er sagt, die „Gestalt eines rohen, wohlmeinenden Selbsthelfers in anarchischer Zeit“. Das Land ist eine „Mördergrube“ – Machtwille, Opportunismus, Eigennutz, Verrat und Betrug sind die Triebfedern der Gesellschaft. Goethes schwäbischer Reichsritter ist ein mittelalterlicher Robin Hood, ein aus der Zeit gefallener Revolutionär, der einer im innersten verkommenen Welt seinen eigenen Lebensentwurf entgegen setzt. „Vor Ihro Kaiserlichen Majestät hab ich Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsch lecken.“, lässt Goethes Götz dem Hauptmann der kaiserlichen Exekutionstruppen ausrichten. Weltberühmte Worte, die Goethe in der späteren Fassung durch Gedankenstriche ersetzt hat. Goethe greift auf eine spätmittelalterliche Rittergeschichte zurück, um ein Panorama seiner Zeit zu entwerfen. Regisseur Simon Solberg dreht die Zeitachse ein Stück weiter in die nahe Zukunft und fragt was die Bauernkriege von heute sind.

Nord

nach dem Roman von Bernward Vesper

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Martin Laberenz Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Volker Hintermeier Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Aino Laberenz Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Friederike Bernhardt Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Katrin Spira

„Interessant finde ich, was für ein kaputter Typ aus der sogenannten ‚heilen Welt‘ meiner Jugend herausgekommen ist“ schreibt Bernward Vesper. Der ehemalige Tübinger Student, langjährige Lebensgefährte Gudrun Ensslins und Sohn des NaziDichters Will Vesper schaut in diesem Romanfragment auf seine eigene „in den Brunnen gefallene Kindheit“. Psychedelischer Rausch und schonungslose, berichtende Genauigkeit mit Blick auf die enge Bindung an den Vater und die Indoktrination durch dessen Erziehung, wechseln sich auf dieser Reise ab. Sie endet als „one way trip“ in der Psychiatrie und schließlich im Selbstmord. Vesper verbrennt auf der Spurensuche seiner eigenen Lebensgeschichte. Nach seinem Tod 1971 dauerte es sechs Jahre, bis Vespers Text schließlich verlegt wurde. 1977 fiel das Erscheinungsdatum dann – als sei dieser Zusammenhang beabsichtigt gewesen – auf den Deutschen Herbst. Vesper wurde von der Kritik für sein „Meisterwerk“ gefeiert, das den „Nachlass einer ganzen Generation“ repräsentiere. Der Text legt das Ohr auch auf die Schienen der Geschichte der linken Bewegung – und zeigt, wie die Kraft und das revolutionäre Potenzial verpufften, als die Mobilisierung der Massen ausblieb.

Interessanter als eine zeitliche Verortung erscheint mir die erstaunliche Schizophrenie, mit der Vesper rechts und links nach Aufmerksamkeit, Verkaufszahlen und Reputation gegiert hat; dass er moralisch wenig Bedenken hatte, seine Haltung um 180 Grad zu drehen, wenn es sein Geschäft erfordert hat und die erforderliche Gelenkigkeit womöglich in die Verzweiflung geführt hat, in den Selbstmord. Und diese Schizophrenie ist ein interessanter Ansatzpunkt, Die Reise von Bernward Vesper an uns heran zu holen: einerseits Realität herzustellen, andererseits Realität zugunsten abstrakter Konzepte zu ignorieren; einerseits Verhältnisse kritisieren zu wollen, andererseits in den Verhältnissen bequem zu leben und überleben zu müssen; einerseits eine Utopie zu denken, andererseits diese Utopie nicht real werden lassen; und letzten Endes daran zu verzweifeln.

Bernward Vesper, geboren 1938 als Sohn des Nazi-Dichters Will Vesper, wächst auf einem Landgut nahe der Lüneburger Heide auf. Nach einer Buchhändlerlehre zieht es ihn in den schwäbischen Süden: Er studiert Anfang der 60er in Tübingen, lernt dort die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin kennen und verlobt sich mit ihr. Gemeinsam ziehen sie nach Berlin, wo ihr Sohn Felix geboren wird. Kaum ein Jahr nach dessen Geburt verlässt Ensslin die beiden und geht mit Andreas Baader in den Untergrund. Ein Jahr später beginnt Vesper Die Reise zu schreiben, doch der Text bleibt unvollendet. Vesper nimmt sich 1971 das Leben. Martin Laberenz, geboren 1982 in Finnland, assistiert nach einem abgebrochenen Literaturstudium am Schauspielhaus Bochum sowie drei Jahre lang am Hamburger Thalia Theater. Er inszeniert danach am Thalia Theater Hamburg, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Theater Dortmund. Als fester Regisseur am Centraltheater Leipzig war von ihm zuletzt u. a. Schuld und Sühne, Endspiel und Zerschossene Träume (Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen) zu sehen.

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Martin Laberenz

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Schauspielhaus

Premiere 26. Oktober 2013

Nord

Uraufführung 26. Oktober 2013

Szenen einer Ehe nach dem Film von Ingmar Bergman

5 morgen von Fritz Kater

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Jan Bosse Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Moritz Müller Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Kathrin Plath Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Rebecca Riedel Mieke Ulfig Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Arno Kraehahn Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Gabriella Bußacker

Johan und Marianne – beide im Beruf erfolgreich, seit zehn Jahren verheiratet, zwei Kinder – scheinen eine vorbildlich moderne Ehe zu führen. Als Johan der ahnungslosen und völlig überraschten Marianne von einer Affäre erzählt, gesteht er auch, dass er bereits seit vier Jahren über eine Trennung nachdenke. Dieser erste Riss bringt die bis dahin heile Konstruktion der Ehe zum Bröckeln und setzt einen schmerzhaften Erkenntnisprozess über unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche, Wahrnehmungen und Interpretationen des Zusammenlebens in Gang. Ingmar Bergman zeichnet die sich über Jahre verändernde Beziehung in ihren Etappen des Zerfalls, Zusammenbruchs und ihrer Neuordnung nach. 1973 fegte Bergmans TV-Mehrteiler Schwedens Straßen leer. Auch die Kinoversion wurde ein internationaler Erfolg. Der Titel wurde sprichwörtlich. 1981 hatte Bergmans Theaterinszenierung in München Premiere. Das Psychogramm des Musterpaares Johan und Marianne spiegelte Fragen über die Möglichkeiten des glücklichen Zusammenlebens einer ganzen Generation wider. In der kleinsten sozialen Zelle, der Zweierbeziehung, bildet sich der Zustand der Kultur einer Gesellschaft ab. Genau 40 Jahre später inszeniert Jan Bosse den Stoff seiner Elterngeneration als Kammerspiel auf großer Bühne.

Bergman nennt seinen Filmstoff „Szenen“ einer Ehe – so wie er in den 6 Teilen einer TV-Serie das theatral Modellhafte über ein miteinander kämpfendes Paar untersucht, beschreiten wir den Weg von der anderen Seite, quasi rückwärts in die Zeit: aus der Theatersituation des Heute heraus erspielen wir uns das Modell eines Paares am Anfang der Entwicklung moderner Partnerschaft in den 60er/ 70er Jahren – um am Beispiel dieser tragikomischen, dramatischen, berührenden Geschichte auch über die gesellschaftlichen Strukturen nachzudenken, die unsere Wurzeln sind. Über die Muster, aus denen wir noch immer nicht rauskommen. Über das Utopische und Katastrophische der nicht enden wollenden Ideologie „Liebe“ …

Ingmar Bergman, 1918 als Sohn eines schwedischen Pastors geboren, interessiert sich schon früh für das Theater und schreibt mit seinen Werken als Autor und Regisseur Filmgeschichte. Er war fünfmal verheiratet. In seinem letzten Film Sarabande erzählt Bergman mit denselben Schauspielern aus Szenen einer Ehe die Fortsetzung der Geschichte des Paares nach 32 Jahren weiter. Er stirbt 2007. Jan Bosse, 1969 in Stuttgart geboren, macht nach seinem Studium an der Universität in Erlangen und der Hochschule „Ernst-Busch“ in Berlin eine rasante Karriere: Dieter Dorn engagiert ihn 1998 für die Münchner Kammerspiele, 2000 holt ihn Tom Stromberg ans Schauspielhaus nach Hamburg. In den vergangenen Jahren inszenierte Bosse vor allem am Burgtheater in Wien, dem Thalia Theater in Hamburg und dem Maxim Gorki Theater in Berlin.

Jan Bosse

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Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Natascha von Steiger Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Patricia Talacko Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Rebecca Riedel Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Thomas Kürstner Sebastian Vogel Choreografische Mitarbeit � � � � � � � � � � � � � � � � � � Berit Jentzsch Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram

Das Stück spielt in einer Zeit, in der alles schwimmt und verschwimmt. Oder auch an „einem provisorischen set mit echten kameras in der die b-besetzung vor live testpublikum und producern einen run-through spielt“: 5 Menschen an 5 Morgen. In einer Stadt wird Katastrophenalarm ausgelöst. Eine Explosion? Atomare Verseuchung? Gefährliche Viren? „Gesellschaftsburnout“? Niemand weiß etwas Genaues. Scheinbar ist kein äußerer Feind für das Geschehen verantwortlich zu machen. Es ist der Zusammenbruch des Jetzt. Die negative Utopie der Implosion verwirklicht sich: Hier. Die Überraschung bleibt aus. Die Panik hält sich in Grenzen. Die Medien geben die üblichen Parolen aus und Verhaltensmaßregeln bekannt. In dieser Ausnahmesituation entwickeln fünf Menschen unterschiedliche Strategien und Techniken für Leben und Überleben. Paul, eigentlich IT-Experte, verbarrikadiert sich mit allen verfügbaren Mitteln in seinem Haus und lässt sogar die eigene Frau nicht mehr rein – aus Furcht vor Ansteckung. Das Leben und die Ehe von August und Julia, die ohnehin am Ende ist, gerät durch die Katastrophe in eine Art Teilchenbeschleuniger, als deren zusätzlicher Katalysator die Studentin Missy wirkt. Sie alle unternehmen mehr oder weniger mutige, lächerliche, absurde, traurige und am Ende auch untaugliche Versuche, ihr bisschen Leben zu retten. Dabei war das vor der Katastrophe schon verloren, leer, unbrauchbar geworden. Jetzt bekommt es für Manchen wieder – zumindest zeitweise – so etwas wie einen Sinn. Und mancher wagt sogar im Augenblick der Agonie einen Neuanfang.

Armin Petras wurde 1964 in Meschede/ Sauerland geboren. 1969 siedelt Armin Petras mit seinen Eltern in die DDR über. Von 1985 bis 1987 studiert er Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Er ist Mitbegründer der freien Theatergruppe Medea Ost und inszeniert 1987 Heiner Müllers Wolokolamsker Chaussee 1–3 am Theater Nordhausen. 1988 reist Armin Petras in die BRD aus. Er arbeitet als Regieassistent am Frankfurter Theater am Turm (TAT) und an den Münchner Kammerspielen. Nach der Wende inszeniert er u. a. am KleistTheater Frankfurt/Oder, am Theater Chemnitz, an den Freien Kammerspielen Magdeburg, am Schauspiel Leipzig,

In Zusammenarbeit mit der Union des Théâtres de l’Europe (U.T.E.) im Rahmen des internationalen Projekts TERRORisms

5 morgen ist der Versuch 5 individuelle Handlungen zu paragraphieren, 5 Tätigkeitsverläufe, die sich verändert haben, in der Sekunde des Bewusstwerdens des Krieges, beim aktiven Eintreten in ihn, immer auf Suche nach der Bestimmung jedes einzelnen. Fritz Kater

Für die Stücke des Dramatikers Fritz Kater ist Armin Petras der wichtigste Regisseur. Für sein Stück zeit zu lieben zeit zu sterben wurde Fritz Kater 2003 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet und in der Jahresumfrage der Zeitschrift Theater heute zum Dramatiker des Jahres gewählt. Diese Auszeichnung erhielt Fritz Kater erneut 2004 für WE ARE CAMERA/ jasonmaterial. Beide Inszenierungen von Armin Petras wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Weitere Stücke von Fritz Kater, die Armin Petras inszenierte, sind u. a.: Sterne über Mansfeld (UA 2004), 3 von 5 Millionen (UA 2005), Abalon, one nite in Bangkok (UA 2006), Tanzen! (UA 2006), HEAVEN

am Nationaltheater Mannheim, am Volkstheater Rostock, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, am Schauspiel Hannover, an den Münchner Kammerspielen und am Thalia Theater Hamburg. Armin Petras ist von 1996 bis 1999 Oberspielleiter am Theater Nordhausen sowie Hausregisseur in Leipzig und von 1999 bis 2002 Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. 2002 wechselt er als fester Regisseur ans Schauspiel Frankfurt, wo er von 2003 bis 2006 die Spielstätte in der Schmidtstraße leitet. Von 2006 – 2013 ist er Intendant am Maxim Gorki Theater Berlin. September 2013 wechselt er in dieser Funktion ans Schauspiel Stuttgart.

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(zu tristan) (UA 2007), we are blood (UA 2010) und demenz depression revolution (2013). 2005 wurde Armin Petras mit dem Lessing-Preis des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Seit 2013 ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Fritz Kater erhielt 2008 den Else-Lasker-SchülerDramatikerpreis für sein Gesamtwerk.


Stadtraum

Uraufführung 26. Oktober 2013

Autostück. Belgrader Hund

Schauspielhaus

Premiere 27. Oktober 2013

Onkel Wanja

von Anne Habermehl

von Anton Tschechow Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Stefan Pucher Co-Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � Tom Stromberg Soundtrack � � � � � � � � � � � � � � DJ Koze Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Jan Hein

Die Stadt als Bühne. Ein Auto fährt mit Ihnen auf der Rückbank durch das abendliche Stuttgart. Vorne zwei Schauspieler. Das Radio läuft. Musik. Nachrichten. Die Ampeln springen um. Ein winziges, intensives, intimes Kammerspiel entspinnt sich zwischen den beiden. Wenige Zentimeter vor Ihren Augen, Ohren und Nasen. Während draußen die abendliche Stadt vorüberzieht wie ein Film. Vielleicht beschlagen irgendwann die Scheiben. Der Wirklichkeit ausgesetzt verändert sich Ihre Wahrnehmung. Die Grenzen zwischen Realität und Spiel, zwischen Schauspielern, Statisten und Zuschauern verschwimmen. Eine Expedition zu den Rändern des Theaters. Und der eigentliche Held ist die Stadt selbst, durch die Sie fahren. Sie blickt zurück.

Ein Stück wie ein Roadmovie – zwischen Brinkmann und Lynch. Das Auto als kleinstmöglicher Zuschauerraum. Stuttgart als Bühnenbild für eine Uraufführung. Stefan Pucher

Anne Habermehl, geboren 1981 in Heilbronn, studiert von 2004 bis 2008 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihre Stücke werden u. a. am Thalia Theater Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel München und am Theater Chemnitz aufgeführt. 2008 Teilnehmerin des Dramatiker-Workshops des Theatertreffens Berlin und Preisträgerin des Werkauftrages. Ihr Stück Letztes Territorium ist 2008 zu den Autorentheatertagen am Thalia Theater Hamburg eingeladen sowie 2009 zum Festival „Radikal jung“ am Münchner Volkstheater. In der Spielzeit 2008/2009 Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus und 2009 Teilnehmerin des Workshops bei Simon Stephens des Obrador d’estiu im Sala Beckett, Barcelona. Die Uraufführungsinszenierung von Narbengelände in eigener Regie ist zu den Autorentheatertagen 2011 am Deutschen Theater Berlin eingeladen. 2013 ist ihr Stück Luft aus Stein in eigener Regie zu den Autorentheatertagen eingeladen. Anne Habermehl lebt in Berlin.

Stefan Pucher, 1965 in Gießen geboren, studiert Theaterwissenschaft und Amerikanistik in Frankfurt. Ab Mitte der 90er Jahre beschäftigt er sich intensiv in verschiedenen Performance-Projekten mit dem Zusammenspiel von Videokunst, Musiksamples und literarischen Stoffen und inszeniert kontinuierlich am Theater am Turm (TAT) in Frankfurt. 1999 inszeniert er am Theater Basel mit Tschechows Kirschgarten erstmals einen klassischen Theatertext. Es folgen Inszenierungen am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Volksbühne am Rosa-LuxemburgPlatz in Berlin, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspielhaus Zürich, wo er von 2000 bis 2004 Hausregisseur ist. 2005 wird Pucher in der Jahresumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ zum Regisseur des Jahres gewählt. Sechs mal werden seine Inszenierungen zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zurzeit inszeniert Stefan Pucher unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Thalia Theater Hamburg, am Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin.

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Regie, Bühne � � � � � � � � � � � Robert Borgmann Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Janina Brinkmann Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � webermichelson Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Jan Hein Die alte Ordnung greift nicht mehr, alles ist durcheinander, die Zukunft ungewiss. Wie soll man leben? Wie handeln? In seinen Szenen aus dem Landleben zeigt Tschechow uns eine Gesellschaft im Umbruch und Wandel, komisch und tief traurig zugleich. Die zwei verzweifelten Schüsse auf den Professor bringen auch keine Lösung. Zweimal trifft Wanja daneben. Was bleibt? Die einen reisen wieder ab, die anderen nehmen scheinbar wie gewohnt ihre liegengebliebene Arbeit wieder auf. Und alle blicken auf das Theater dieses langen Sommers zurück. Dieses pralle Theater der Wünsche und des Begehrens, es steht zuletzt erschreckend leer da. Alle gebotenen Möglichkeiten wurden in diesem unerfüllten Beziehungsreigen ausgeschlagen. Und Wanja musste erkennen, dass der Professor, der Mann seiner verstorbenen Schwester, sein Leben lang ein Parasit war, nichts Eigenständiges leistete und das Leben zweier Frauen zerstört hat. 25 Jahre hatte er ihn unter Verzicht auf sein eigenes Leben durch die in harter Arbeit erwirtschafteten Erträge des Gutes finanziell unterstützt. Und dann will der Professor das Gut, das ihm nicht einmal gehört, zu guter Letzt auch noch verkaufen, um sich in Finnland niederzulassen … Ohne zu bewerten, einfach feststellend, lenkt Tschechow unseren Blick auf das Leben, die Liebe, den Tod, die Zeit, das Geld – und konfrontiert uns mit frühen ökologischen Überlegungen.

Ein Nachdenken über das richtige Leben am Ende einer Epoche. Ein Versuch des Ausharrens im Alten. Lenin wird schon bald Was tun? schreiben. This is the end of the world as we know it. Wie soll der neue Mensch sein? Ist er veränderbar? Onkel Wanja schießt zweimal ins Nichts. Wie weit fliegt die Kugel? Ein Stück über Zeit und Licht. Über die Schönheit und die Flüchtigkeit des Augenblicks. Vielleicht darüber, dass die Welt nur eine vorübergehende Störung des ungehinderten Lichtflusses ist … Und dann ist da eine junge Frau, Sonja, die geblendet von der Sonne weitermachen will mit alldem – auf dass das Versprechen der Liebe sich einlösen möge.

Anton Tschechow, geboren 1860 in Taganrog am Asowschen Meer, arbeitet nach Abschluss des Medizinstudiums zeitweise als Arzt. Ab 1881 erste Veröffentlichungen in Zeitungen, 1884 erscheint der erste Erzählband, 1887 wird Iwanow am Moskauer Theater uraufgeführt. Es folgen die Uraufführungen Die Möwe 1896 in Petersburg und Onkel Wanja 1899 am Moskauer Künstlertheater. Heirat mit der Schauspielerin Olga Knipper. Am 3. Juni 1904 reist er mit seiner Frau zur Kur nach Badenweiler, wo er in der Nacht zum 2. Juli an seiner Tuberkuloseerkrankung stirbt.

Robert Borgmann

Robert Borgmann, geboren 1980 in Erfurt, studiert Bildende Kunst in London sowie Philosophie und Germanistik an der Universität Köln. Nach Dramaturgie- und Regieassistenzen am Schauspiel Köln, Studium der Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Seither arbeitet er als freier Regisseur u. a. am Deutschen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin, Schauspiel Köln, Staatstheater Mainz, Schauspielhaus Zürich, Centraltheater Leipzig und dem Maxim Gorki Theater Berlin.

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Schauspielhaus

Stuttgarter Premiere 31. Oktober 2013

Das Versprechen nach der Erzählung von Friedrich Dürrenmatt

Stuttgarter Premiere 7. November 2013

Effi Briest

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne, Kostüme � � � � � � Susanne Schuboth Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sir Henry Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Juliane Koepp

Ermittlung in einem grausamen Verbrechen: Im Wald wird ein kleines Mädchen ermordet aufgefunden. Beim Überbringen der schrecklichen Nachricht gibt der Kommissar den verzweifelten Eltern das Versprechen, den Mörder zu finden. Ein Hausierer, der das tote Kind entdeckt, wird der Tat verdächtigt. Er gesteht unter polizeilichem Druck im Verhör und erhängt sich danach. Der Fall scheint abgeschlossen. Doch der zweifelnde Kommissar recherchiert auf eigene Faust weiter. In der festen Überzeugung einem Wiederholungstäter auf der Spur zu sein, übernimmt er eine Tankstelle und lebt dort mit einer Frau und deren kleiner Tochter, die er als Köder für den wirklichen Mörder benutzt. Armin Petras’ Theaterfassung basiert auf dieser Erzählung. Er interessiert sich in seiner Bearbeitung für die Momente, in denen sich das scheinbar Gute ins Gegenteil verkehrt. Aus Moral wird Unmoral, aus Recht Unrecht. Wann hat der Kommissar die Seiten gewechselt?

Schauspielhaus

Übernahme der Uraufführungsinszenierung des Thalia Theaters Hamburg aus dem Jahr 2005

ein mann fährt in den wald schwarze vögel fliegen über ihm spiegeln sich in der scheibe des wagens es sieht aus als flögen sie über sein gesicht er fährt an eine tankstelle er sieht ein kleines mädchen wie sie schaukelt wie sie ihre beine in den himmel wirft

nach dem Roman von Theodor Fontane

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Jorinde Dröse Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Natascha von Steiger Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Bettina Schürmann Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Philipp Haagen Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Stefan Bischoff Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram

Ausgehend von einem realen Fall, der im preußischen Berlin für viel Skandal sorgte, beschreibt Fontane in dem 1895 entstandenen Roman das Schicksal seiner Heldin Effi Briest. Sie ist eine lebenslustige junge Adlige, die sich ein Leben „mit Hofball und Galaoper“ erträumt und dieses an der Seite ihres erfolgreichen Ehemannes auch bekommt. Aber sie verstößt in einer Welt der ehernen Prinzipien, genau festgelegter Konventionen und eines fetischisierten Ehrbegriffs gegen eine wichtige Spielregel: sie lässt sich in der pommerschen Kleinstadt, in der sie seit der Heirat lebt, aus Langeweile, Unerfahrenheit und Abenteuerlust auf ein Verhältnis mit einem dort stationierten Offizier ein. Kurze Zeit später wird ihr Ehemann nach Berlin ans Innenministerium berufen. Für die junge Frau bedeutet dies die Chance, sich aus ihrem bisherigen Leben und der verbotenen Beziehung zu befreien. Das Ehepaar arrangiert sich miteinander und wird Teil der mondänen Großstadt-Gesellschaft. Sechs Jahre später entdeckt der Gatte durch einen Zufall Briefe des Liebhabers seiner Frau und damit deren Ehebruch, der mit ihrer sofortigen Verstoßung aus Ehe, Familie und der besseren Gesellschaft geahndet wird. Auch ihr Ehemann leidet und kann dennoch „nicht aus seiner Haut“. Viele Opfer, dargebracht für nichts als tote Konvention. Fontane erschafft ein Sittengemälde einer untergegangenen Epoche mit Figuren von bestürzender Gegenwärtigkeit.

Übernahme aus dem Maxim Gorki Theater Berlin

„Alles, was uns Freude machen soll, ist an Zeit und Umstände gebunden, und was uns heute noch beglückt, ist morgen wertlos.“, denkt Innstetten am Ende. Was bringt den Menschen dazu, sehenden Auges ins Unglück zu laufen und es dann nicht mehr ändern zu können? „Mitunter ist mir’s doch, als ob die Kreatur besser wäre als der Mensch.“, sagt Vater Briest. Wenn die Figuren noch einmal die Möglichkeit haben, den Lauf ihres Lebens zu ändern, würden sie es tun?

Armin Petras

Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) studiert von 1941 bis 1945 Literatur und Philosophie in Bern und Zürich. 1945 erscheint seine erste Publikation Der Alte in der Berner Tageszeitung „Der Bund“. 1947 findet die Uraufführung seines ersten Theaterstücks Es steht geschrieben statt. 1950 schreibt Dürrenmatt in Fortsetzungen seinen ersten Kriminalroman Der Richter und sein Henker. 1958 erhält Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) von einem Produzenten den Auftrag, das Drehbuch für einen Fernsehfilm zu schreiben. Es entsteht das Skript, das dem Film Es geschah am helllichten Tag mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe in den Hauptrollen zugrunde liegt. Später schreibt Dürrenmatt auf der Grundlage seines eigenen Drehbuchs die Erzählung Das Versprechen, die er als „Requiem auf einen Kriminalroman“ bezeichnet, da sie sich über die klassischen Regeln des Genres hinweg setzt und einen Gegenentwurf zu dem bekannten Film behauptet.

Jorinde Dröse

Theodor Fontane (1819 – 1898) wird 1819 in Neuruppin in Brandenburg geboren. Er kommt als Apothekerlehrling nach Berlin und findet spät zum Schreiben von Romanen. Seine großen Werke entstehen allesamt erst in der Zeit von 1876 – 1898. In 22 Jahren verfasst er insgesamt 14 Romane und Erzählungen, darunter so wichtige wie Vor dem Sturm, Schach von Wuthenow, Irrungen, Wirrungen, Frau Jenny Treibel, Der Stechlin.

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Jorinde Dröse, geboren 1976 in Hanau, studiert Dramaturgie an der Theaterakademie sowie Regie am Institut für Theater, Musiktheater und Film an der Universität Hamburg. Währenddessen arbeitet sie als Regieassistentin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Theater Basel. Neben Arbeiten am Theater Bremen, am Schauspiel Frankfurt und am Münchner Volkstheater inszeniert Jorinde Dröse unter Intendant Ulrich Khuon regelmäßig am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. 2010 – 2013 ist sie Hausregisseurin am Maxim Gorki Theater.

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Nord

Stuttgarter Premiere 9. November 2013

Fräulein Smillas Gespür für Schnee nach dem Roman von Peter Høeg

Schauspielhaus

Stuttgarter Premiere 13. November 2013

Die Räuber nach Friedrich Schiller

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne, Kostüme � � � � � � Susanne Schuboth Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Juliane Koepp Eine Koproduktion des Thalia Theaters Hamburg mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

Der sechsjährige Inuitjunge Jesaja stürzt vom Dach eines Wohnhauses am Kopenhagener Hafen. Für die Behörden ist es ein Unfall, doch für die Freundin des Kindes, die arbeitslose Grönländerin, Naturwissenschaftlerin und Gletscherforscherin Smilla Q. Jaspersen, erzählen die Spuren im Schnee etwas anderes. Zudem wäre der Junge schon auf Grund seiner Höhenangst nie aufs Dach gestiegen, es sei denn, er fürchtete sich vor jemand. Smilla, deren Liebe zur Mathematik bislang größer war, als die zu ihren Mitmenschen, beginnt auf eigene Faust Nachforschungen über Jesajas Tod anzustellen: Sein Vater starb vor mehreren Jahren während einer Grönlandexpedition, bei der etwas geschehen sein muss, das die verantwortliche Forschungsgesellschaft seither zu vertuschen versucht. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Jesajas Tod und dem seines Vaters? Smilla wird in mörderische Umtriebe verblendeter Naturwissenschaftler verwickelt, bei der sie selbst in Lebensgefahr gerät: Steht die Forschung im Dienste der Menschheit oder ist der Mensch zum Experimentierfeld der Wissenschaft geworden? Auf der Jagd nach dem Mörder wird sie mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Suche wird zur Spurensuche.

Ich bleibe ganz still sitzen. Es ist immer interessant, Europäer der Stille zu überlassen. Für sie ist sie eine Leere.

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Antú Romero Nunes Bühne, Kostüme � � � � � � Matthias Koch Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Johannes Hofmann Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram Zwei ungleiche Brüder, Grafensöhne aus altadeligem Geschlecht. Karl, der ältere, hat sich als Student in Leipzig einem „Luderleben“ hingegeben. Nun will er reumütig zur Familie und seiner Verlobten Amalia zurückkehren. Franz, zweitgeborener Sohn und somit nicht in der direkten Erbfolge stehend, erhebt gegen die „unfaire“ Natur- und Gesellschaftsordnung Anspruch auf die zukünftige Herrschaft. Er intrigiert gegen Vater und Bruder. Der leichtgläubige Vater enterbt und verbannt Karl. Das wirft ihn aus der Bahn. Er lässt sich von seinen Kumpanen zum Hauptmann ihrer neu gegründeten Räuberbande wählen, um die ungerechte Welt aus dem Hinterhalt zu bekämpfen. Jede Generation hat Schillers Stück anders für sich interpretiert, hat seinen rebellischen Gestus, seine pathetische Sprache immer neu entdeckt, ihn sich auf dem Theater überraschend erschlossen. Für den Regisseur Antú Romero Nunes bedeutet die Auseinandersetzung mit Die Räuber auch heute die Chance, die Befindlichkeiten der jetzt jungen Generation auszuloten, ihre Möglichkeiten zu Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung, aber auch ihren Hang zu Selbstbespiegelung, Selbstverliebtheit und Vereinzelung.

Übernahme aus dem Maxim Gorki Theater Berlin

Es geht in dem Text weniger um Revolution, als vielmehr um Entgrenzung, um das Finden und Sprengen der eigenen Schranken. Und als letzte Beschränkung bleibt stets der Tod.

Peter Høeg

Antú Romero Nunes

Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, studiert Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. Mit dem Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee, der auch als Verfilmung sehr erfolgreich ist, wird er international berühmt. Sein Weltbestseller ist ein Wissenschaftskrimi und zugleich eine subtile Studie über Kolonialismus, kulturelle Identität und Heimat. Nach zahlreichen Reisen gründet Peter Høeg eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Er lebt heute in der Nähe von Kopenhagen.

Friedrich Schiller, geboren 1759 in Marbach am Neckar, schreibt mit Die Räuber sein erstes Drama, in dessen kraftvollem Pathos und wildem Gestus des Aufbegehrens, sich der Zorn einer damals jungen Generation über die engen Grenzen gesellschaftlicher Vorschriften und Konventionen im Deutschland des 18. Jahrhunderts explosiv Bahn bricht. Bereits die Urauf führung in Mannheim sorgt für einen handfesten Skandal und macht den damals 22-jährigen Autor über Nacht berühmt.

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Antú Romero Nunes, geboren 1983 in Tübingen, Studium der Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, das er 2009 mit seiner Diplominszenierung Der Geisterseher nach Friedrich Schiller am Maxim Gorki Theater Berlin erfolgreich beendet. Seitdem in szeniert Nunes am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspielhaus Zürich, am Burgtheater Wien. 2010 – 2013 ist er Hausregisseur am Maxim Gorki Theater Berlin. In der Kritikerumfrage von „Theater heute“ wird Nunes zum Nachwuchsregisseur des Jahres 2010 gewählt. 2011 erhält er den Kurt-HübnerRegiepreis. Seine Inszenierung Die Räuber nach Friedrich Schiller wird in Berlin / Brandenburg als beste Aufführung des Jahres 2013 mit dem Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost prämiert.

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Schauspielhaus

Stuttgarter Premiere 22. November 2013

Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt

Schauspielhaus

Stuttgarter Premiere 30. November 2013

Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Olaf Altmann Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Katja Strohschneider Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Thomas Kürstner Sebastian Vogel Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Niklas Ritter Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Ludwig Haugk

Diese Stadt ist stolz: auf ihre Geschichte, die Baudenkmäler und darauf, dass durch ein Aufbegehren der Bürger der Weg zur Demokratie frei wurde. Nur ökonomisch läuft der Laden nicht: Die Fabriken sind geschlossen, es fehlt an allem. In dieser Situation zwischen Euphorie und Enttäuschung feiert man den Besuch eines prominenten Gastes: Clara, die vor 30 Jahren die Stadt als 17-jährige verlassen hat, kehrt in ihre Heimat zurück. Inzwischen ist sie ein gefeierter Weltstar geworden. Den erwartungsvollen Bürgern stellt sie ein unglaubliches Geschenk in Aussicht: eine Milliarde, verteilt auf alle. Doch die Stiftung ist an eine Bedingung geknüpft. Für ihr Geld will Clara Gerechtigkeit. Der Kaufmann Alfred Ill, der sie damals geschwängert und dann verlassen hat, soll sterben. Die Bürger der Stadt werden auf eine harte Probe gestellt: Reicht ihr Widerstandsgeist, auf den sie so stolz sind, um einer Versuchung, wie dieser zu widerstehen? In seiner Bearbeitung wendet Armin Petras Friedrich Dürrenmatts dramatisches Experiment über die ökonomischen Grenzen des moralischen Diskurses auf die historische Situation nach der Wende von 1989 an. Eine Stadt im Konflikt der Werte: Die Verletzlichkeit des Lebens, die Ungesichertheit der politischen Kategorien und der Magnetismus des Geldes stehen gegeneinander. Einer wird verlieren.

Eine Koproduktion des Staatsschauspiel Dresden mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

wir haben uns verschuldet. / wir sind auch nur menschen. / unsere schulden bezahlen / müssen wir / jetzt. /

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Jan Bosse Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Stéphane Laimé Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Kathrin Plath Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Gabriella Bußacker In Huisum bei Utrecht ist ein Krug in die Brüche gegangen. Für Frau Marthe Rull scheint alles klar: Bei einem heimlichen nächtlichen Besuch in der Kammer ihrer Tochter Eve hat deren Bräutigam Ruprecht den wertvollen Krug zerbrochen. Gleich am nächsten Morgen erscheint sie mit den Beteiligten und dem Indiz vor Gericht, wo der Dorfrichter Adam kurzen Prozess machen soll. Doch: Woher stammen Adams Verletzungen? Wo ist seine Perücke, Zeichen seines Amtes? Wer war der unerkannte Rivale, den Ruprecht bei Eve überrascht hat? Warum schweigt sie? Und, was zum Teufel, hat Frau Brigitte wirklich gesehen? Der Schreiber Licht wartet auf seine große Chance, Gerichtsrat Walter, der auf seiner Inspektionsreise ausgerechnet in den Gerichtstag gerät, versucht den drohenden Zerfall des Prozesses aufzuhalten und der Richter ist auf der Jagd nach sich selbst. Kleist macht den Zuschauer in diesem Prozess in Echtzeit zum unmittelbaren Zeugen der Macht der Worte. Sein Motor ist die Komödie: im Befreiungsschlag durch groteske Überdrehung der profanen Verhältnisse der „hinfälligen“, fragilen Welt zu trotzen und sich in ihr zu behaupten.

Adaption einer Produktion des Schauspielhauses Zürich

Für mich ist Kleist der Meister des Paradoxen. Keiner beschreibt wie er das Dilemma des Lebens: permanenter Ausnahmezustand und grundsätzliche Überforderung. Wahrheit und Lüge. Verblendung und Erkenntnis. Vertrauen und Täuschung. Sprechen und Verstummen. Gerechtigkeit und Amoral. Gesellschaft und existenzielle Einsamkeit. Macht und Ohnmacht. Ideal und Wirklichkeit. Traum und Realität. Glaube und Aberglaube. Wissen und Trieb. Argumentation und Affekt. Zufall und Willen. Zivilisation und Barbarei.

Journalist in Der Besuch der alten Dame

Jan Bosse

Heinrich von Kleist gilt als literarischer Sonderling zwischen Romantik und Weimarer Klassik. Seine Novellen und Stücke sind gespeist von den Erfahrungen des Krieges und vom lebenslangen Konflikt mit der Obrigkeit; ihre Themen weisen weit über ihre Zeit hinaus. Geboren im Jahr 1777 beendet Kleist sein ruheloses Leben 1811: als seine damalige engste, unheilbar kranke Freundin ihn bittet, sie zu erschießen, geht er mit ihr in den Tod.

Friedrich Dürrenmatt geboren 1921 als Sohn eines Pfarrers, studiert Philosophie in Bern und Zürich und lebt als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel, wo er 1990 stirbt. Die Urauf führung von Der Besuch der alten Dame findet 1956 am Schauspielhaus in Zürich statt. Die Tragikomödie ist eines von Dürrenmatts berühmtesten und meistgespielten Stücken und wurde mehrfach verfilmt.

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Nord

Premiere 4. Dezember 2013

Schauspielhaus

Liebe Kannibalen Godard von Thomas Jonigk nach dem Film Week-end von Jean-Luc Godard

Reigen von Arthur Schnitzler

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Niklas Ritter Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Bernd Schneider Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Ines Burisch Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Tilman Ritter Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Verena Elisabet Eitel Katrin Spira

Es ist nur ein kleiner Schritt von der gepflegten Fahrt ins Wochenende zum barbarischen Alptraum. Corinne und Roland – ein gutaussehendes, betuchtes, wenn auch nicht mehr ganz frisch verliebtes Paar – starten mit ihrem Wagen eine Fahrt ins Blaue. Es geht von der Stadt aufs Land. Corinnes Vater liegt dort im Sterben – und sie können es gar nicht erwarten endlich an dessen Millionen zu kommen. Doch aus der beschwingten Landpartie wird ein makabrer Horrortrip: Endlose Autostaus, Wegelagerer, die vorgeben, Gott zu sein, Menschen am Rande der Zurechnungsfähigkeit, marodierende Philosophen, Scheintote und eine verkleidete Kannibalenbande. „Week-end“: das „Wochen-Ende“ hat begonnen! Und Corinne und Roland sind mitten drin in der Apokalypse der bürgerlichen Welt. Jean-Luc Godards Film Week-end, der in einer Bearbeitung von Thomas Jonigk auf die Stuttgarter Bühne kommt, kam 1967 in die französischen, ein Jahr später in die deutschen Kinos und gilt gleichzeitig als Antifilm wie als eines von Godards ambitioniertesten Werke. Die Radikalität Godards wird in der berühmten Einblendung zum Schluss des Films auf den Punkt gebracht. „Die Analyse. Ende der Geschichte. Ende des Kinos.“

Niklas Ritter, geboren 1972 in Berlin, Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, Regieassistenz am Südthüringischen Staatstheater in Meiningen, danach Arbeit als freier Regisseur und Videokünstler, viele Jahre auch an der Seite von Armin Petras (u. a. in Stuttgart für Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten). Am Maxim Gorki Theater inszeniert er Der Mann ohne Vergangenheit, Westwärts und Die Reise. Von 2011 – 2013 ist er Leitender Regisseur am Anhaltischen Theater in Dessau, wo er u. a. Hamlet, Peer Gynt, Wer hat Angst vor Virginia Woolf und Der Kirschgarten inszeniert. Darüber hinaus arbeitet er kontinuierlich am Hans Otto Theater in Potsdam und am Theater Bonn, wo er zuletzt bei Leben des Galilei und Die Räuber Regie führte.

Premiere 14. Dezember 2013

Ein Paar, wie es das vermutlich nur in Frankreich gibt. Oder vielleicht auch nur auf Schwarzweißpostern in irgendwelchen Badezimmern oder am Ende eines langen, studentischen Flurs: Er immer ne Zigarette im Mundwinkel, und sie immer schön. Ob sie in der Badewanne liegt, oder ob sie, unterwegs im Cabriolet durch die französische Provinz nach durchfahrener Nacht, gerade die Mutter ermordet hat. Ideale Voraussetzungen eigentlich für eine große Romanze. Wenn den beiden da nicht irgendwo die Liebe abhanden gekommen wäre. Überhaupt scheint das genau das Problem einer übersättigten, imperialistischen Luxusgesellschaft zu sein, die am Ende nur eine Lösung parat hat, nämlich die, sich gegenseitig aufzuessen. Eine Art „Apocalypse Now“ im bürgerlichen Frankreich der sechziger Jahre, entstanden im Angesicht eines Vietnamkrieges, der sehr weit weg und doch so nah ist. Eine wunderbare, skurrile Geschichte. Ein Abenteuer für die Bühne.

Jean-Luc Godard, geboren 1930 in Paris, beginnt eine Karriere als Filmkritiker in den 50er Jahren für das berühmte französische Magazin Cahiers du cinéma. 1960 wird er mit dem Film Außer Atem als Regisseur der Nouvelle Vague berühmt und gehört in den 1960er Jahren zu den einflussreichsten Regisseuren überhaupt. Godard prägte einen dem Hollywood-Kino entgegen gesetzten freien, collagenhaften, experimentellen Stil. Bis heute ist er filmisch aktiv, für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Niklas Ritter

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Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Bastian Kraft Bühne, Video � � � � � � � � � � � Peter Baur Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Dagmar Bald Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Björn Deigner Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram

Kein Sex ohne Theater. In zehn Dialogen, in deren Mittelpunkt jeweils ein Paar steht, schildert das Stück die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“, die Macht des Eros. Zur Gliederung greift Schnitzler auf die Form eines Liebesreigens zurück, in dem ein Tänzer an den nächsten „weitergereicht“ wird. Der Partnertausch wird zum formalen Prinzip. Es entfaltet sich ein gesellschaftlicher Kosmos, der quer durch alle Klassen, Schichten und Rollenkonstellationen reicht – von der Dirne zum Soldaten, vom Soldaten zum Stubenmädchen, vom Stubenmädchen zum jungen Herrn, von diesem zur Ehefrau usw. Alle Paare in eindeutiger Situation: der angewandten Liebe – vor und nach dem Beischlaf.

Arthur Schnitzler (1862 –1931) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Die Uraufführung seines Stückes Reigen 1920 am Kleinen Schauspielhaus in Berlin löst einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts aus und führt zum sogenannten „Reigen Prozess“, nach dem Schnitzler selbst ein Aufführungsverbot für sein Werk verhängt, das von seinem Sohn noch bis zum 1. Januar 1982 aufrechterhalten wird.

Ich frage mich: Wie funktioniert Begehren? Und wie verhalten sich Rollenspiel und Sexualität zueinander? Diese zehn Dialoge zeigen sehr präzise, wie theatral der Weg zum Geschlechtsakt fast immer verläuft, welch komplexe Kabinettstücke die Menschen sich gegenseitig vorführen, wenn sie miteinander ins Bett wollen. Geschlechtstrieb und Kultur prallen aufeinander, und irgendwo im Spannungsfeld zwischen Kreatürlichem und sozialer Rolle entsteht Erotik. Schauen wir zwei Schauspielern und zehn Figuren einen Abend lang dabei zu, wie sie sich in diesem Zwischenraum umkreisen.

Bastian Kraft, 1980 in Göppingen geboren, studiert Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Während des Studiums entstehen erste eigene Inszenierungen. 2007 wird er als Regieassistent am Burgtheater engagiert, wo er 2008 den Abend schöner lügen. Hochstapler bekennen und 2010 Oscar Wildes Dorian Gray inszeniert. Mit seiner Inszenierung von Franz Kafkas Amerika am Hamburger Thalia Theater gewinnt er beim Festival „Radikal jung!“ des Münchner Volkstheaters den Publikumspreis und den Kritikerpreis. Es folgen Arbeiten u. a. am Schauspiel Frankfurt, Münchner Volkstheater, am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Zürich und am Thalia Theater Hamburg.

Bastian Kraft

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Nord

Uraufführung 18. Dezember 2013

Fahrerflucht / Fluchtfahrer von Alfred Andersch / von Philipp Löhle

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Dominic Friedel Bühne, Kostüme � � � � � � Karoline Bierner Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Bernd Isele

Ein Unfall auf dem Autobahnzubringer Stuttgart Nord wird zur tragischen Begegnung dreier Menschen: das Unfallopfer, eine junge Frau, erliegt ihren Verletzungen, während der krebskranke Fahrer – gedeckt von einem Tankwart – das Weite sucht, um die letzten Monate seines Lebens in Freiheit verbringen zu können. Alfred Andersch schuf aus dieser Konstellation einen Klassiker moderner Hörspielliteratur. In drei verschränkten Lebensbeichten spiegelt er das Individuelle ins Politische. Die Figuren erzählen von sich, aber auch von der Befindlichkeit einer deutschen Nachkriegsgeneration: von der lähmenden Angst vor Autoritäten, vom trügerischen Glück des Profits, von politischer Schuld und der Hoffnung auf einen Neubeginn. Genau 55 Jahre nach der Erstausstrahlung des Hörspiels wird der Text an seinem Ursprungsort Stuttgart zum Ausgangspunkt einer besonderen Begegnung: der in Ravensburg geborene und in Baden-Baden aufgewachsene Theaterautor Philipp Löhle wird die Themen des Hörspiels um ein neues Theaterstück ergänzen: Schuld und Moral, gestern und heute, zwei Stücke, ein Abend.

Kaum zehn Jahre nachdem in dem Land scheinbar alles auf Null gesetzt wurde, sind drei Menschen schon wieder auf der Flucht; vor sich selbst, der Geschichte und den zu engen Verhältnissen. Ziele dieser jeweiligen Flucht sind die Einsamkeit einer kleinen Tankstelle, ein großes Fenster über den Dächern der Stadt und die Freiheit der Prärie in Kentucky. Am Ende liegt eine junge Frau tot im Straßengraben nördlich von Stuttgart – und Alfred Andersch fragt, was ist richtig und was ist falsch. Er fragt das enttäuscht vom nur scheinbaren Neubeginn und auch mit Wut, aber ganz ohne Zynismus.

Alfred Andersch, geboren 1914 in München, gilt als wichtiger Impulsgeber und Netzwerker der deutschen Nachkriegsliteratur. Die Flucht in die persönliche Freiheit ist sein Lebensthema: 1944 desertiert er in Italien aus der Hitler-Armee. Nach seiner Kriegsgefangenschaft beteiligt er sich als Autor, Herausgeber, Radiomacher und Mitglied der Literatenvereinigung Gruppe 47 mit großer politischer Leidenschaft am Aufbau eines demokratischen Staats. Nach mehreren Jahren als Leiter der legendären Stuttgarter Radio Essay-Redaktion erfolgt der zweite Rückzug: ab 1958 lebt Andersch im Tessin. Er stirbt im Jahr 1980. Philipp Löhle, geboren 1978, arbeitet als Regisseur und Theaterautor. Für seine Stücke wird er mehrfach ausgezeichnet u. a. mit dem Förderpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, mit dem Jurypreis des Heidelberger Stückemarkts und mit dem Publikumspreis der Mühlheimer Theatertage. Er war Hausautor am Maxim Gorki Theater Berlin, am Nationaltheater Mannheim und am Staatstheater Mainz, wo er auch selbst Regie führt.

Dominic Friedel

Dominic Friedel wird 1980 in Ansbach geboren. Von 2007 bis 2011 ist er als Regieassistent am Maxim Gorki Theater engagiert, wo er auch zahlreiche eigene Regiearbeiten realisiert. Er inszeniert in Bonn, Bern und – als Hausregisseur – am Nationaltheater Mannheim. Mit dem Autor Philipp Löhle verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit. Die von ihm inszenierte Uraufführung von Philipp Löhles Stück Die Überflüssigen wird 2011 zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen.

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Kammertheater

Uraufführung 11. Januar 2014

Doppelgänger Musiktheater nach Texten von E.T. A. Hoffmann

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � David Marton Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Christian Friedländer Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Anna Haas Annika Stadler

Der Regisseur David Marton hat in den letzten Jahren gemeinsam mit Sängern, Musikern und Schauspielern eine ganz eigene Form des Musiktheaters jenseits aller Gattungsgrenzen entwickelt. Das Thema seiner neuen Stuttgarter Arbeit folgt dem Phänomen des Doppelgängers, einem der zentralen Motive der deutschen Romantik, in seinen vielfältigen Abstufungen und Ausformungen, die von der „unheimlichen Ähnlichkeit“ zu einer anderen Person bis zu Ich-Spaltungen und Verdopplungen einer einzelnen Persönlichkeit reichen. Doppelgänger stehen sinnbildlich für die Angst vor innerer Spaltung, den Abgründen der eigenen Persönlichkeit. „Ich bin das, was ich scheine, und scheine das nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich Rätsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!“ (E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels) Zentrale Figuren, von deren Themen und Motiven Martons Untersuchung ausgeht, sind die Romantiker Robert Schumann und E.T.A. Hoffmann. In ihren Werken entdeckt David Marton auch Doppelgänger unserer Gegenwart und begibt sich auf die Suche nach dem Verdrängten und Unheimlichen unserer Zeit und ihren Erscheinungen. Er zeichnet das musikalische Psychogramm einer inneren Spaltung und entwirft ein Labyrinth der unauflösbaren seelischen Widersprüche, Spiegelungen, Gegenstimmen, Verschiebungen, Transformationen, Gleichzeitigkeiten – eine neue Partitur aus geschriebenen Werken, Klängen und Motiven der Romantik.

Am stärksten erscheint die DoppelgängerThematik im Schaffen von E.T. A. Hoffmann, dessen gesamtes Lebenswerk entlang dieser inneren Spaltung entstand. Seine tabulose Beschreibung des gespaltenen menschlichen Geistes gibt die Grundinspiration für dieses Projekt vor. Hoffmanns Welt hebt die sichere Trennung von Realität und Wahnsinn auf, die Wirklichkeit ist nur noch eine mögliche, aber keine endgültige Erscheinung mehr. Hoffmann entwirft ein genaues Abbild der menschlichen Angst vor dem eigenen Ich, dem Unbekannten, dem Unkontrollierbaren im eigenen Kopf.

David Marton, geboren 1975 in Budapest, studiert zunächst Klavier an der Franz Liszt Musikakademie Budapest und an der Universität der Künste Berlin und anschließend Dirigieren und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seine Theaterarbeit beginnt er als Pianist (Bühnenmusik, musikalische Leitung) bei Regisseuren wie Matthias Matschke, Árpád Schilling, Christoph Marthaler und Frank Castorf. Seit 2004 führt er Regie, u. a. in den Sophiensaelen Berlin, am Wiener Burgtheater, der Volksbühne Berlin, dem Königlichen Schauspielhaus in Kopenhagen, dem Thalia Theater Hamburg, der Schaubühne Berlin und an der Oper in Lyon. Für seine Inszenierungen von Lulu nach Alban Berg und Frank Wedekind am Staatstheater Hannover und Don Giovanni. Keine Pause in den Sophiensaelen wählt ihn die Zeitschrift Deutsche Bühne zum Opernregisseur des Jahres 2009.

David Marton

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Schauspielhaus

Premiere 19. Januar 2014

Ronja Räubertochter nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren

„Ronja, dein Kinderleben beginnt großartig“, sagt Ronjas Mutter Lovis. Ein Blitz hat in der Stunde von Ronjas Geburt die uralte Mattisburg entzwei geborsten und einen Höllenschlund zwischen beiden Burgteilen hinterlassen. Mattis, Ronjas Vater und Räuberhauptmann, ist verärgert, lässt sich aber im nächsten Moment von seiner kleinen Tochter verzaubern. Ronja wächst heran, beginnt alles zu erforschen – und merkt bald, dass es noch mehr auf der Welt gibt als die Mattisburg. Endlich darf sie hinaus in den Wald! Sie übt, furchtlos zu sein, und ist darin richtig gut. Als eines Tages Birk auf der anderen Seite des Höllenschlundes sitzt, kommt alles anders als sich Räuber Mattis das Leben seiner Tochter vorgestellt hat: Birk ist der Sohn des verfeindeten Räuberhauptmanns Borka. Dennoch werden die beiden Kinder Freunde. Mutig und stark setzen sie sich über den Bandenkrieg hinweg und halten fest zusammen. Das stellt die Eltern vor eine Zerreißprobe …

Zwei Kinder entdecken die neue Welt einer großen Freundschaft und stellen mit Neugier und Unbefangenheit die großen Fragen an das Leben und die scheinbar unüberwindbaren Vorurteile. Ronja Räubertochter zu erzählen, bedeutet für mich, denjenigen eine Stimme zu geben, die mit der Lust ausgestattet sind, ohne Bewertungen auf ihr Gegenüber zuzugehen und die Gesetzmäßigkeiten des Erlernten zu hinterfragen.

Astrid Lindgren wird 1907 in der Nähe von Vimmerby, im schwedischen Småland, geboren. Ronja Räubertochter erscheint 1981 als ihr letztes Buch. Neben Ronja hat sie viele andere bekannte Kinderbuchfiguren geschaffen, wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü oder die Brüder Löwenherz. Für ihr Werk wird sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis. Sie stirbt 2002 in Stockholm.

Stuttgarter Premiere 23. Januar 2014

Iphigenie auf Tauris

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Robert Neumann Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Natascha von Steiger Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Maria Anderski Choreografie� � � � � � � � � � � � Clébio Oliveira Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Matthias Flake Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Katrin Spira

Familienstück für alle ab 8 Jahren

Kammertheater

von Johann Wolfgang von Goethe Iphigenie auf Tauris geteilt durch zwei: Franziska Walser und Edgar Selge erkunden gemeinsam Goethes Version des antiken Mythos. Sie schlüpft in die Rolle der Iphigenie, er spielt den Anderen – mal Iphigenies Bruder Orest, mal dessen Freund Pylades, den König der Taurer, mal Thoas oder dessen Vertrauten Arkas. Die Annäherung an das Stück, an die Figuren und die Sprache, ist ein Prozess, der sich vor den Augen des Publikums vollzieht. Im Zentrum steht der Dialog, die radikale Auseinandersetzung, aus der Iphigenie ihr Gegenüber nicht entlässt. In der Konfrontation formuliert sie ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und Akzeptanz – ein Anspruch, der das männliche Selbstverständnis in Frage stellt und ein Umdenken einfordert. Die Inszenierung, die bei den Ruhrfestspielen 2011 ihre Premiere feierte, entstand unter – für das Stadttheater – ungewöhnlichen Produktionsbedingungen: als Arbeit im Kollektiv. Die Inszenierung von Iphigenie auf Tauris ist bewusst als Arbeit im Kollektiv entstanden – mit allen Chancen und produktiven Auseinandersetzungen, die diese Produktionsform mit sich bringt. Neben der Schauspielerin Franziska Walser und dem Schauspieler Edgar Selge haben die beiden Bühnenund Kostümbildner Peter Baur und Falko Herold, sowie die Dramaturgin Sibylle Dudek an der Entstehung des Abends mitgewirkt.

Robert Neumann

Robert Neumann, geboren 1978, beginnt seine Theaterkarriere als Regieassistent und Hospitant am LTT in Tübingen, u. a. bei Hasko Weber und absolviert danach ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Es folgen Engagements als Schauspieler am Deutschen Theater Berlin, Theater Magdeburg, Staatstheater Braunschweig und am Grips Theater Berlin. Seit 2010 arbeitet er zudem als Regisseur, zuletzt inszenierte er am Grips Theater Berlin Die besseren Wälder wofür er als bester Nachwuchsregisseur nominiert wurde („Theater heute“).

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) begann 1779 in kürzester Zeit, eine erste Fassung der Iphigenie zu schreiben, zwei Jahre später schrieb er eine Prosafassung des Stoffes, um schließlich während seiner Italienreise 1786/87 das heute bekannte Versdrama Iphigenie auf Tauris fertig zu stellen. Der Stoff stammt aus der griechischen Mythologiegeschichte und wurde mehrfach bearbeit.

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Ein Abend von � � � � � � � � � Peter Baur Sibylle Dudek Falko Herold Edgar Selge Franziska Walser Bühne, Kostüme, Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Peter Baur Falko Herold Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Sibylle Dudek Eine Koproduktion des Maxim Gorki Theaters Berlin mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen

Wir haben ohne Regisseur und gleichberechtigt gearbeitet – in einem Team von Fünf. Natürlich ist da die Entscheidungsfindung eine Herausforderung, gleichzeitig haben wir während des Probenprozesses gespürt, wie der Inhalt des Stücks mit der Probensituation korreliert: Iphigenie braucht die Auseinandersetzung mit den anderen. Sie gelangt im Dialog zu einem eigenen Standpunkt. Vorgefertigte Botschaften gibt es bei ihr nicht. Franziska Walser

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Die große männliche Gegenfigur zur Iphigenie fehlt im Stück. Die vier Männer, mit denen Iphigenie konfrontiert wird, haben kein Gespür und im Grunde auch kein Interesse für Iphigenies Problematik, weil sie die grundsätzliche Frage der Legitimation ihres Machtanspruchs gar nicht stellen. Aus diesem Selbstverständnis heraus gibt es immer nur ein Entweder-Oder – entweder du bist auf meiner Seite oder auf der meines Feindes. Iphigenie aber widersetzt sich dieser Logik radikal. Edgar Selge


Schauspielhaus

Stuttgarter Premiere 31. Januar 2014

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne, Video � � � � � � � � � � � Carsten Nicolai Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Karoline Bierner Musikalische Leitung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Thomas Kürstner Sebastian Vogel Videomitarbeit � � � � � � � � � Rebecca Riedel Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Ole Georg Graf Carmen Wolfram

Galileo Galilei war eine Ikone der empirischen Naturwissenschaft und gleichzeitig ein geschäftstüchtiger Wissenschaftspolitiker, der Gestirne nach seinen wohlhabenden Förderern benannte. Er hat das Teleskop zwar nicht erfunden, aber es als erster Mensch auf den Sternenhimmel gerichtet. Von dem Moment war es möglich, die Erde als bewegten Planeten zu sehen. Eine neue Perspektive, die im Widerspruch zur kirchlichen Doktrin – dem ptolemäischen Weltbild mit der Erde im Zentrum – stand. Die Inquisition setzte die neue – kopernikanische – Lehre auf den Index und Galilei wurde zum Schweigen verurteilt. Infolge der Thronbesteigung eines neuen Papstes, der selbst Wissenschaftler war, nahm Galilei seine Untersuchungen auf den verbotenen Feldern wieder auf. Nun griff man zu anderen Mitteln: Die Inquisition beorderte ihn nach Rom und zeigte ihm ihre Instrumente. Galilei widerrief seine Lehre von der Bewegung der Erde. Unter Hausarrest gestellt, als Gefangener, lebte er bis zu seinem Tod in einem Landhaus bei Florenz.

Eine Koproduktion des Staatsschauspiels Dresden mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

Das Weltall aber hat über Nacht seinen Mittelpunkt verloren, und am Morgen hatte es deren unzählige. So dass jetzt jeder als Mittelpunkt angesehen wird und keiner. Bertolt Brecht

Bertolt Brecht (1898 – 1956) wird in Augsburg geboren. 1917 erscheinen erste Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften. 1922 kommt Brecht zum ersten Mal nach Berlin, im gleichen Jahr wird Trommeln in der Nacht an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Ab 1924 entstehen u. a. die Werke Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Die Dreigroschen­ oper und Die heilige Johanna der Schlacht­ höfe. 1930 arbeitet er das erste Mal mit Hanns Eisler zusammen, der Die Maß­ nahme komponiert. Im Frühjahr 1933 flieht Brecht nach Dänemark. Hier schreibt er u. a. die erste Fassung von Leben des Galilei. Dreimal nahm Bertolt Brecht sich diesen Stoff neu vor – stets sind diese Bearbeitungen auch eine Reaktion auf die sich verändernde Funktion von Forschung und Wissenschaft in der Gesellschaft: 1938 im dänischen und schwedischen Exil, 1947 nach intensiver Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Charles Laughton in Kalifornien in einer englischsprachigen Version und 1955 in Berlin. Während der Proben zu Leben des Galilei am Berliner Ensemble stirbt Brecht 1956.

Uraufführung 7. Februar 2014

Schulden. Die ersten 5.000 Jahre

Leben des Galilei von Bertolt Brecht Musik von Hanns Eisler

Nord

nach dem Sachbuch von David Graeber

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Andreas Liebmann Bühne, Kostüme � � � � � � Mai Gogishvili Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Bernd Isele Tilman Neuffer

Von den vorantiken Gesellschaften über das Mittelalter bis hin zu den Bürgerprotesten der jüngeren Vergangenheit waren es Schuldenberge, die Menschen in die Unterdrückung und in die Revolte trieben. David Graeber, einer der Vordenker der Occupy-Bewegung, hat dieser wechselvollen Geschichte aus Überschuldung und Empörung ein Buch gewidmet, das radikal mit der Scheinmoral des Börsenkapitalismus bricht. In einem weiten historischen Bogen sondiert es die Wurzeln und Schauplätze unseres Finanzsystems: die Silberminen der Antike, die Goldkeller der Federal Reserve, die Schlachtfelder der Rohstoffkriege und die Irrgärten der internationalen Währungsbürokratie. An all diesen Orten kommen Zeugen zu Wort: Banker, Kriegsherrn, Pharaonen, Historiker, Bürgerrechtler, Opfer, Täter, Profiteure. Sie alle berichten vom System einer Schuldenwirtschaft, das angesichts schwindender Ressourcen und wachsender Ungleichheit weltweit vor seinem Kollaps steht.

In Koproduktion mit dem Theater Freiburg und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Graeber zerlegt auf 400 Seiten unhinterfragte Vorstellungen von Schuld und Schulden und zeigt, was Schulden bedeuten könnten: der Kitt des Zusammenlebens. Was Schulden geschichtlich aber auch bedeuten, und das hätte mich nicht überraschen müssen: Gewalt, Entmenschlichung, Sklaverei. Als ich Graebers Buch las, ergriff mich unmittelbar seine Verbindung von akribischer Recherche mit großspuriger Behauptung. Der großangelegte Wurf hat epische Aspekte. Deswegen muss er auf die Bühne.

David Graebers Buch Schulden erschien 2011 in New York und stieß auch in Deutschland auf große Resonanz. In Stuttgart wird das „Sachbuch des Jahres“ zum Ausgangspunkt einer besonderen Koproduktion: der Regisseur, Performer und Autor Andreas Liebmann bringt den Stoff in einer mit Schauspielstudenten und dem Theater Freiburg gemeinsam realisierten Projektarbeit auf die Bühne.

Andreas Liebmann

Andreas Liebmann, geboren in Zürich, arbeitet als Autor, Performer und Regisseur an Stadttheatern und in der freien Szene. Seine Arbeiten wurden u. a. am HAU Berlin, an der Gessnerallee Zürich, beim Südpol Luzern und am FFT Düsseldorf gezeigt. Seine Texte wurden am Schauspielhaus Zürich, am Burgtheater Wien und am Theater Freiburg aufgeführt. Schulden ist seine erste Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Stuttgart und den Stuttgarter Schauspielstudenten. David Graeber, geboren 1961, ist Professor für Anthropologie und ein Popstar der Kapitalismuskritik. Er ist bekennender Anarchist und Aktivist. Bis 2005 unterrichtete er in Yale, wo sein Vertrag trotz großer Solidaritätsaktionen nicht verlängert wurde; seither forscht und lehrt er an der University of London.

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Schauspielhaus

Premiere 22. Februar 2014

Nord

Premiere 28. Februar 2014

Das kalte Herz nach der Erzählung von Wilhelm Hauff

Zerbombt von Sarah Kane

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Olaf Altmann Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Katja Strohschneider Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Miles Perkin Choreografie� � � � � � � � � � � � Berit Jentzsch Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Jan Hein

„Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen“ – so beginnt die wechselvolle Geschichte von Peter Munk, genannt Kohlenmunkpeter. Seine Arbeit als Köhler scheint ihm schmutzig, anstrengend, schlecht bezahlt und wenig respektiert. Den Glasleuten, Flözern und Uhrenmachern geht es viel besser. Unzufrieden damit und verzweifelt über seinen Stand, träumt er von Geld und Ansehen. „So geht es nicht mehr weiter“, sagte Peter eines Tages schmerzlich betrübt zu sich; denn tags zuvor war Feiertag gewesen und alles Volk in der Schenke; „wenn ich nicht bald auf den grünen Zeig komme, so tu’ ich mir etwas zuleid; wär’ ich doch nur so angesehen und reich, wie der dicke Ezechiel, oder so berühmt, und könnte den Musikanten Taler statt Kreuzer zuwerfen, wie der Tanzbodenkönig! Wo nur der Bursche das Geld her hat?“ Peter sucht sein Glück zuerst beim Glasmännlein, dann wendet er sich an den dämonischen Holländer-Michel und geht mit ihm einen Pakt ein: Er tauscht sein Herz gegen einen kalten Stein und erhält im Gegenzug unendlich viel Geld. Doch an nichts kann er sich mehr erfreuen, seine Gefühle ersterben. Wilhelm Hauff erzählt über Armut und Elend, Reichtum und Ansehen, die verzweifelte Suche nach dem Glück und den Tod des Herzens, seine Erstarrung, seine Entwertung, seine Ersetzung durchs Geld.

Was machen Einsamkeit und Ausgrenzung aus einem Menschen? Was passiert, wenn er zu Geld kommt? Wieviel Heimat steckt in uns? Wieviel Wald und wieviel Autobahn?

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � David Bösch

Im Jahr 1995 gelang einer jungen britischen Autorin am Londoner Royal Court Theatre ein spektakuläres Debüt. Sarah Kane war damals 23 Jahre alt, ihr Stück Blasted, auf deutsch Zerbombt, war ein umstrittenes Großereignis und wurde schon Monate später auf Bühnen in halb Europa gespielt. Entlang der Gräuelbilder heutiger Kriege und mit der Wucht einer griechischen Tragödie kreist das Stück um die Begegnung dreier, vom Leben überforderter Menschen. Alle drei, der Journalist Ian, seine ehemalige Geliebte Cate und ein namenloser Soldat stehen am Rand ihrer Existenz – dort, wo das Leben endet und die Einsamkeit, die Selbstaufgabe und das Sterben beginnt. Sie füttern, erniedrigen, lieben, quälen und töten sich – und spiegeln in ihrer harten und präzisen Sprache das ins Extrem gesteigerte Seelenleben einer beschädigten Generation. Indem sie die scheinbar private Situation einer Zweierbeziehung an ihre äußersten Ränder treiben, werden sie zu Stellvertretern einer um Krieg und Gewalt kreisenden Gesellschaft.

Die Dunkelheit der Nacht. Manchmal, wenn alle, wirklich alle schlafen, verdunkelt sich die Welt noch einmal um 327,43 Prozent. Eines Nachts war Mrs. Kane wohl wieder mal schlaflos, oder wachte auf und wollte zum Kühlschrank. Da sah sie diese Dunkelheit. Und da sie schon mal wach war, begann sie zu schreiben. Und hat ihr schmales Werk vollendet. Als sie alles aufgeschrieben hatte, legte sie sich wieder schlafen. Ins Bett oder in den Kühlschrank war da auch schon egal. Eines dieser Werke ist Zerbombt. Ein well made play über drei Menschen. Selten genug im Theater. Und wenn es nicht ein verbotenes Wort wäre, könnte man es fast becketthaft nennen. Mit seinem grausigen Humor und seiner zarten Verzweiflung.

Armin Petras

Sarah Kane wird im Jahr 1971 in der Grafschaft Essex geboren. Bereits mit der Uraufführung ihres Erstlings im Jahr 1995 wurde sie in England zur Skandalautorin und europaweit zur Schmerzens-Ikone der neuen britischen Dramatik. Es folgen eigene Regiearbeiten und – in schneller Folge – vier weitere Theaterstücke. Noch bevor der letzte Text uraufgeführt wird, nimmt die unter depressiven Schüben leidende Autorin sich am 20. Februar 1999 das Leben.

Wilhelm Hauff wird 1802 in Stuttgart geboren, 1809 Tod des Vaters, Umzug nach Tübingen zu seinem Großvater. Mit fünfzehn besteht er das württembergische Landesexamen, kostenfreier Besuch der Evangelischen Seminarschule im ehemaligen Kloster Blaubeuren, Studium der Theologie und Philosophie am Evangelischen Stift in Tübingen. 1824 Abschluss des Studiums, Hauslehrer des württembergischen Kriegsministers Ernst Eugen Freiherr von Hügel in Stuttgart. 1825 und 1826 erscheinen seine drei Märchenalmanache. Das kalte Herz ist Teil der Sammlung Das Wirtshaus im Spessart. Er stirbt 1827 mit 25 Jahren an einem Nervenfieber.

David Bösch

David Bösch, geboren 1978, zählt zu den gefragtesten Regisseuren seiner Generation. Er war Hausregisseur am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum und arbeitete als Gast am Schauspielhaus Zürich, am Hamburger Thalia Theater, am Deutschen Theater Berlin und zuletzt regelmäßig am Wiener Burgtheater, wo er ab der neuen Spielzeit Hausregisseur ist. Darüber hinaus inszeniert er Opern, etwa an der Oper Frankfurt, an der Bayerischen Staatsoper, der Opéra de Lyon und am Theater Basel.

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Nord

Premiere 15. März 2014

von Albert Camus Regie, Bühne � � � � � � � � � � � Krzysztof Garbaczewski Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Svenja Gassen Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Robert Mleczko Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Julia Marcell Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Anna Haas Mit freundlicher Unterstützung des Polnischen Instituts Düsseldorf

Caligula ist die Tragödie der intimsten Erfahrung, die ein Mensch durchleben kann. Im Mittelpunkt steht die animalische Angst, die nicht nur aus der Ahnung eines drohenden Verlustes entsteht, sondern auch aus der kosmischen Erkenntnis, dass angesichts der Endlichkeit der Dinge alles sinnlos ist. Jede Beziehung, die wir haben, ist eine Illusion, eine Lüge, die wir durch das Schaffen von Kultur zu verbergen suchen. Caligula lebt in einer glücklichen inzestuösen Beziehung. Eines Tages blickt einer der Geschwister in den Spiegel und kann kein Spiegelbild mehr erkennen. Vielleicht ist das Denken die letzte Freude der Menschheit?

Albert Camus, geboren 1913 bei Annaba/ Algerien, stirbt 1960 bei einem Autounfall nahe Paris. Caligula, sein erstes Theaterstück, schreibt er 1938. Die Uraufführung findet 1945 im Théâtre Hébertot in Paris statt. Bereits 1942 erscheint sein Roman Der Fremde und der Essay Der Mythos von Sisyphos, die Camus’ literarischen Ruhm begründeten. Zu seinen Haupt werken gehören neben seinen Theaterstücken Die Pest (Roman, 1947), Der Mensch in der Revolte (Essays, 1951) und Der Fall (Roman, 1956). 1957 wird ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Krzysztof Garbaczewski, geboren 1983, studiert in Krakau bei Krystian Lupa Regie. Seine Arbeiten sind bei fast allen wichtigen polnischen Theaterfestivals vertreten. Mit Odyseja nach Homer gewinnt er 2010 beim internationalen Theaterfestival Boska Komedia in Krakau den ersten Preis als bester Regisseur, 2012 mit Iwona für das beste Bühnenbild. 2011 wird er mit dem Paszport Polityki ausgezeichnet. Seine jüngsten Arbeiten sind The Sexual Life of Savages am Nowy Teatr in Warschau, Balladyna am Polski Theater in Posen sowie Poczet Królów Polskich am Stary Theater in Krakau. Er arbeitet in New York und Seoul und inszeniert nun zum ersten Mal in Deutschland.

Krzysztof Garbaczewski

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Uraufführung 28. März 2014

Denn sie wissen nicht was wir tun

Caligula Camus ist 25 Jahre alt als er Caligula schreibt und bereits von der Sinnlosigkeit der Welt überzeugt. Aus Schmerz über den Tod seiner Geliebten wird Caligula zum Gewalttäter. Er erkennt sich selbst als Opfer des Zufalls in einer sinnlosen Welt und will diese Welt nun herausfordern. Seine Freiheit ist Willkür. Er ist ein romantischer Nihilist, der das Unmögliche will. Dafür ist er bereit über Leichen zu gehen und in letzter Konsequenz auch selbst in den Tod. Caligula ist kein brutaler Despot, sondern ein raffinierter, intellektueller Verbrecher, der seine Untertanen immer weitertreibt, wie in einem Experiment, um zu prüfen, was sie alles erdulden. Die Abgründe der menschlichen Existenz zeigen sich in diesem Stück als grausame Visionen von Mord und Tyrannei. Die deutsche Erstaufführung fand 1947 am Staatstheater Stuttgart statt. Der junge polnische Regisseur Krzysztof Garbaczewski beleuchtet den Stoff aus unserer Zeit: Auf der Suche nach dem Grund seiner Grausamkeit blickt er in die seelischen Abgründe des kompromisslosen Herrschers.

Schauspielhaus

Eine FluxusKonzertinstallation von und mit Schorsch Kamerun

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Schorsch Kamerun Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Katja Eichbaum Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Aino Laberenz Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Carl Oesterhelt

Das Archiv der Sammlung Sohm in der Stuttgarter Staatsgalerie ist eines der weltweit größten zum Thema Fluxus und intermediäre Kunst. Der Regisseur und Musiker Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) macht es zum Ausgangspunkt seiner ersten Theaterarbeit in Stuttgart und will hierzu die historisch gewordene Avantgarde nach heutig anwendbaren Strategien befragen. Unsere Zeit scheint aus vielen Rudern gleichzeitig zu laufen, die gewählte Mann- oder Frauenschaft wogt panisch in immer neue Krisenstürme, Politik taumelt im Windschatten aller Ökonomie. Dem erschöpften Einzelnen erscheint unser überkomplexes Anforderungswirrwarr als ungreifbare Collage. Wie sich zurecht finden? Verlernen wir im globalisierten Multinetzwerk das verständliche Kommunizieren oder können wir gerade jetzt ein frisches Begegnungssystem entwickeln? Welche kollektiven Zusammenschlüsse taugen als nachahmenswerte Verbindungen, die nicht nur purem Optimierungstrieb folgen? Lassen sich freiheitssuchende Experimentierfreudigkeiten wie Dada und Surrealisten, Punks und Lettristen oder die Fluxus-Gemeinschaften aktuell anwenden? Was kann ein Klavier, außer dass es klingt, fragten John Cage, Yoko Ono und Kollegen und suchten Anfang der 1960er Jahre in der Fluxus-Bewegung nach „der Überführung der Kunst in den Alltag und umgekehrt“: Als Grundlagenforschung wie geschaffen für verwirrte Zeiten. Bewaffnet mit den drängenden Fragen heutiger Begegnungsmodelle und einer beherzten Gruppe von Musikanten, Schauspielern, Experten und Oberlaien, will der Regisseur und Musiker Schorsch Kamerun das künstlerische und alltägliche „Wir“ zum Klingen bringen.

In Kooperation mit der Staatsgalerie Stuttgart

Heutige Jugendbewegungen gleichen Werbekampagnen, alternativer Gemeinschaftsgestus ist purer Reklamewerkstoff. Wie lässt sich noch relevant „Anderssein“, wenn der kleinste Spritzer gegenkultureller Anwandlung in Echtzeit im Privat-TV oder im Museum großgezogen wird. Vielleicht taugt ja die Wiederkehr der aktuellen Stadtplatzbesetzungen, gepaart mit den anarchischen Versuchen vergangener Kollektivstrategien zu einer Renaissance des solidarischen WIR. Schorsch Kamerun

Schorsch Kamerun, geboren 1963 in Timmendorfer Strand, ist Gründungsmitglied und Sänger der Hamburger Band Die Goldenen Zitronen. Zusammen mit Rocko Schamoni betreibt er den Hamburger „Golden Pudel Club“. Seit 2000 ist er als Theaterregisseur und -autor tätig. Er inszeniert unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, bei den Wiener Festwochen, der Ruhr triennale, den Ruhrfestspielen in Recklinghausen und an der Bayerischen Staatsoper. Für sein WDR-Hörspiel Ein Menschenbild, das in seiner Summe Null ergibt erhält er 2007 den Hörspielpreis der Kriegsblinden. Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste in München. Schorsch Kamerun ist mit verschiedenen Projekten in Europa, Amerika, Namibia, Japan und dem Libanon unterwegs.

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Das Archiv Sohm, seit 1981 in der Staatsgalerie Stuttgart beheimatet, ist keine „Kunst sammlung“, sondern eine um fassende Zeitdokumentation aus Korrespondenzen, Fotos, Büchern, Katalogen, Zeitschriften, Filmen, Videos, Aktionsrelikten und Objektkunst, die heute von Forschern in aller Welt geschätzt wird. Der in Markgröningen bei Stuttgart ansässige Zahnarzt Hanns Sohm (1921 – 1999) konservierte durch das Aufheben von authentischen, nirgendwo sonst bewahrten Dokumenten jene heute oftmals als „Neo-Dada“ bezeichnete Gegenkultur, die in den 1960er und 1970er-Jahren ihr weitestes Spektrum erlangte. Zeugnisse intermediärer Phänomene wie Beat-Szene, Happening, Fluxus, Wiener Aktionismus, Konkrete Poesie, die multimediale Produktion Dieter Roths, Zero, Undergroundliteratur und Künstlerbücher sind im Archiv ebenso einzusehen wie die über die Protestbewegungen Situationismus, Gruppe Spur und Subversive Aktion erfolgte Grenzüberschreitung der Kunst ins politische Handeln der 68er.


Kammertheater

Premiere 29. März 2014

Sobald fünf Jahre vergehen von Federico García Lorca

nach dem Film von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov

Lorcas Legende von der Zeit ist der Spiegel zweier Welten. Das Stück ist der traditionellen, in der Seele wohnenden Poesie ebenso verpflichtet wie der anbrechenden Moderne. Es erzählt von Liebe, Tod, Verlassenwerden, Sehnsucht, vom Willen, ins Weite zu schweben, von der Unmöglichkeit, den zweiten Flügel zu finden. Dazwischen bricht – mal drastisch, mal unbeholfen – harter Realismus und nüchterne Trivialität. Die Frage, ob man mit dem Herzen denken und mit dem Verstand fühlen kann, durchzieht den Text. Auch die spanischen Farben, mit denen Lorca zeichnet, erzählen von Hochzeit und Beerdigung. Diese Ambivalenz ist das Blut des Stücks.

Federico García Lorca, geboren 1898, ist Spaniens einflussreichster Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. In seiner Jugend eng befreundet mit Künstlern wie Dalí oder Buñuel, wird er durch Stücke wie Bluthochzeit oder Bernarda Albas Haus zu einem Wegbereiter modernen Theaters. Das selten gespielte Stück Sobald fünf Jahre vergehen veröffentlicht García Lorca im Herbst 1931. Genau fünf Jahre später wird er in Madrid von den Anhängern Francos erschossen.

Premiere 16. April 2014

Das Fest

Regie, Bühne, Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Jo Fabian

Fünf Jahre will der junge Held sich Zeit lassen, ehe er seine Verlobte zum Altar führt. Gebettet in warme Erinnerungen durchwartet er die Zeit, die Schneefälle, Winde und Dämmerungen. Seine Braut hingegen geht mit ihrem Vater auf eine Reise: Fünf Jahre lang schläft sie in den Kissen der Eisenbahn, auf den Ozeandampfern tanzt sie mit keinem Mann. Erst als sie zurückkommt, endet das Spiel der wechselseitigen Illusion: Sie flieht mit einem anderen; ihr Verlobter begibt sich auf die Spuren einer bisher verschmähten Frau und gelangt in ein von Traumgestalten bewohntes Land: In eine Region des Unbewussten und des totalen Spiel im Spiels, aus der es kein Entrinnen gibt. Legende von der Zeit lautet der Untertitel von García Lorcas Stück. In einem Bilderreigen zwischen Alltag und Poesie erzählt das surrealistische Traumspiel von Lorcas Lebensthemen: von einem jungen Mann im Irrgarten der Moderne, vom Begehren, das sich nicht erfüllen darf, und von der Liebes-, die zur Todessehnsucht wird.

Schauspielhaus

Jo Fabian

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Christopher Rüping Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Jonathan Mertz Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Lene Schwind Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Christoph Hart

Der erfolgreiche Geschäftsmann und Hotelier Helge Klingenfeldt feiert auf seinem Landsitz seinen 60. Geburtstag. Alle sind seiner Einladung gefolgt – auch seine drei Kinder Christian, Helene und Michael. Obwohl die Beerdigung seiner Tochter Linda, die sich völlig überraschend das Leben nahm, erst kurze Zeit zurückliegt, beginnt der Abend nach den Ritualen eines jeden Familienfestes. Der älteste Sohn Christian hält – wie es die Tradition verlangt – die erste Tischrede; er gibt ihr den merkwürdigen Titel „Papa nimmt sein Bad“. Christian nutzt die Gelegenheit, um ein streng gehütetes und unterdrücktes Familiengeheimnis zu lüften. Schmerzhaft kommt etwas ans Licht, was jeder wusste, niemand wahr haben wollte und alle voreinander verborgen hielten. Zunehmend gerät das Fest aus den Fugen. Die Grundfeste der Familie sind erschüttert, am Morgen ist nichts mehr so, wie es war. Jede Familie hat ein Geheimnis, lautet der Untertitel.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn jeder Mensch einen Brief mit sich herumschleppen müsste, in dem von Zauberhand all das notiert wird, was der Brief-Träger aus Rücksicht auf andere oder sich selbst nicht ausspricht. Sicherlich wären die meisten Träger ihr Leben lang damit beschäftigt, den immer länger werdenden Brief vor den Augen der Öffentlichkeit zu schützen, ihn ungelesen ins eigene Grab zu retten und selbst darüber hinaus zu versiegeln. Christian, der Sohn aus Das Fest, ist da anders. Er liest seinen Brief laut vor, stellt sich und seinen Schänder, den Vater, vor aller Augen bloß. Was bleibt: Die so Entblößten verbrennen sich an der zwischenmenschlichen Kälte, die sie selber geschaffen haben.

Thomas Vinterberg, geboren 1969, absolviert 1993 die Danske Filmskole und wird mit seinem Abschlussfilm für den Studenten-Oskar nominiert. Er ist Mitbegründer der Dogma-95-Bewegung. Sein Film Das Fest wird 1998 zum ersten Mal bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes präsentiert und gewinnt den Spezialpreis der Jury. Neben Lars von Triers Film Idioten ist es der erste Film, der strikt dem filmischen Keuschheitsgelübde „Dogma 95“ folgt. Christopher Rüping, geboren 1985, absolviert 2011 sein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg und der Zürcher Hochschule der Künste. Während des Studiums entstehen eigene Arbeiten, die zu verschiedenen renommierten Theaterfestivals eingeladen werden. Seit der Spielzeit 2011/2012 arbeitet er als freier Regisseur u. a. am Schauspiel Frankfurt, dem Thalia Theater Hamburg, dem Volkstheater München, dem Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Hannover und Züricher Schauspielhaus. 2012 wird er mit seiner Inszenierung Der große Gatsby zum Festival „Radikal jung!“ eingeladen.

Jo Fabian ist Regisseur, Autor, Choreograph und Bühnenbildner. 1960 in Ost-Berlin geboren, erarbeitet er seit 1987 mehr als 50 Inszenierungen und Projekte, darunter bildstarke licht- und videotechnische Gesamt arrangements, jeweils in großer Nähe zur Musik, zum Tanz und zur Bildenden Kunst. Für das Schauspiel Stuttgart wird sich Jo Fabian mit Lorca auf die Spuren des Surrealismus begeben.

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Christopher Rüping

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Nord

Uraufführung 25. April 2014

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Christoph Mehler Bühne, Kostüme � � � � � � Jochen Schmitt Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Daniel Freitag Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Katrin Spira

Es ist der Sommer 2010 in Stuttgart, als Peter zurück zu seinen Eltern zieht. Emil Bub beobachtet die Rückkehr des Sohnes, der für ihn fast wie ein eigenes Kind ist. Bub, Deutschlehrer und selbst kinderlos, lebt mit seiner Frau seit Jahren gegenüber von Peters Eltern am „Schwarzen Berg“. Er konnte Peter schon als Kind begeistern und entführte ihn immer wieder in die romantische Welt Eduard Mörikes. Doch der zurückgekehrte Peter ist nicht ansprechbar. Verlassen von Frau und Kindern, ist er verzweifelt, krank und verwahrlost. Es beginnt ein liebender und verzweifelter Kampf der beiden älteren Paare um ihren Peter. Am Schwarzen Berg ist eine düstere Bestandsaufnahme deutscher Seele, mitten in Stuttgart, zwischen Mörike und Stuttgart 21. Vor allem aber ist es eine große Geschichte über die Liebe – der Eltern, zwischen Partnern, zu Freunden. Und die Liebe eines Vaters zu seinen Kindern, der an dieser zu Grunde geht.

Premiere 10. Mai 2014

Die Marquise von O. / Drachenblut

Am Schwarzen Berg nach dem Roman von Anna Katharina Hahn

Kammertheater

Für mich als Nicht-Stuttgarter ist es spannend, einen so radikalen Blick auf und hinter die Kulissen dieser Stadt und ihrer Menschen zu bekommen, sie durch diesen Blick kennenzulernen. Anna Katharina Hahn schreibt schonungslos, verwendet äußerst präzise Sprachbilder. Sie seziert diese Menschen ohne sie jemals zu denunzieren oder sentimental zu werden. Mich interessieren diese Figuren in ihrer Suche nach Trost und Lebenssinn, ihrer Sehnsucht, mit ihren Ecken und Kanten, ihrer Lebensunsicherheit, in ihrem Kampf im Leben zu bestehen, klar zu kommen.

nach den Novellen von Heinrich von Kleist und Christoph Hein

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Armin Petras Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Annette Riedel Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Aino Laberenz Musik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Johannes Hofmann Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram

Zwei Novellen, zwei Frauen. Zwischen Selbstbehauptung und Selbstverleugnung. Kleists Marquise von O. berichtet von einem Skandal: In einer Zeitungsannonce erklärt die junge Witwe Julietta von O, dass sie ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei. Der unbekannte Vater wird gebeten, sich zu melden. Sie wolle ihn aus Rücksichten auf die Familie heiraten, auch wenn diese sie wegen des vermeintlichen Fehltritts verstoßen hat. In dem Bewusstsein ihrer völligen Unschuld zieht sich Julietta von der Gesellschaft und ihren Konventionen zurück, entwickelt eigene Werte und ein unangepasstes Selbstbewusstsein. Als der ihr bekannte Graf F…, der sie während der Besatzungszeit vor dem sexuellen Übergriff durch feindliche Soldaten bewahrte, sich zu seiner Vaterschaft bekennt, heiratet sie ihn. Aber seine Gewalttat, ihr angetan in einem Ohnmachtsanfall, verzeiht sie ihm erst sehr viel später. Christoph Hein erzählt dagegen die Geschichte der Ärztin Claudia, die scheinbar unverwundbar dahin lebt. Sie hat sich in ihrem Klinikjob und in ihrer Einzimmerwohnung eingerichtet. Ein angepasstes Leben, ausgerichtet auf Effizienz: Das Scheitern ihrer ersten Ehe ist für sie mehr ein Irrtum als eine emotionale Katastrophe. Auch die Beziehung zu ihrem jetzt verstorbenen „fremden Freund“ diente eher der Triebabfuhr, als einem inneren Bedürfnis. Einen dunklen Punkt gibt es aber auch in ihrer Vergangenheit.

Ihr Verstand, stark genug, in ihrer sonderbaren Lage nicht zu reißen, gab sich ganz unter der großen, heiligen und unerklärlichen Einrichtung der Welt gefangen. Heinrich von Kleist

Es geht mir gut … Mir geht es glänzend, … Ich bin ausgeglichen … Alles was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Ich wüsste nichts, was mir fehlt. Ich habe es geschafft. Mir geht es gut. Christoph Hein

Christoph Mehler

Anna Katharina Hahn, geboren 1970, lebt in Stuttgart. Ihr Roman Kürzere Tage ist ein Bestseller und mit dem Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim und dem Heimito von Doderer-Literarturpreis ausgezeichnet und wird 2010 am Schauspiel Stuttgart uraufgeführt. Mit Am Schwarzen Berg ist sie für den Preis der Leipziger Buchmesse 2012 nominiert, im selben Jahr erhält sie den Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis. Neben ihrer Prosa schreibt sie auch Auftragswerke für das Theater, zuletzt wurde am Theater Heilbronn ihr Stück Die Schatz­ sucher uraufgeführt.

Christoph Mehler, geboren 1974 in Berlin, Schauspielausbildung, dann Regieassistent am Deutschen Theater Berlin. Von 2006 – 2009 Künstlerischer Leiter der Box des Deutschen Theaters Berlins, wo er ca. 15 Inszenierungen realisiert. Er inszeniert am Schauspiel Dortmund, am Staatstheater Braunschweig, am Schauspielhaus Wien, am Schauspiel Leipzig und am Staatstheater Nürnberg sowie am Schauspiel Frankfurt, wo er zuletzt zwei Jahre als Hausregisseur arbeitete und dort u. a. bei Liliom, Des Teufels General und Kasimir und Karoline Regie führte.

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Heinrich von Kleist (1777 – 1811) steht als Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit jenseits der etablierten Lager und der Literaturepochen der Weimarer Klassik und der Romantik. Seine Novelle Die Marquise von O über „eine unerhörte Begebenheit“ veröffentlicht er 1808 noch vor der Drucklegung in seiner Literaturzeitung Phöbus.

Christoph Hein ist einer der wichtigsten deutschen Autoren der Gegenwart und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Uwe-Johnson-Preis und Stefan-Heym-Preis. Er wird am 8. April 1944 in Heinzendorf / Schlesien geboren. Der Durchbruch gelingt ihm 1982/83 mit seiner Novelle Drachenblut. Sie erscheint 1982 in der DDR unter dem Titel Der fremde Freund, der Titel der Ausgabe in der Bundesrepublik entstammt einer Metapher aus dem letzten Kapitel. Claudias Gefühllosigkeit anderen Menschen gegenüber wird in Anlehnung an die Siegfried-Sage wie eine „Schutzhülle“ aus Drachenblut beschrieben.

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Nord

Premiere 24. Mai 2014

Mario und der Zauberer nach der Novelle von Thomas Mann

Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm. Ärger, Gereiztheit, Überspannung lagen von Anfang an in der Luft, und zum Schluß kam dann der Choc mit diesem schrecklichen Cipolla, in dessen Person sich das eigentümlich Bösartige der Stimmung auf verhängnishafte und übrigens menschlich sehr eindrucksvolle Weise zu verkörpern und bedrohlich zusammenzudrängen schien. Daß bei dem Ende mit Schrecken (einem, wie uns nachträglich schien, vorgezeichneten und im Wesen der Dinge liegenden Ende) auch noch die Kinder anwensend sein mußten, war eine traurige und auf Mißverständnis beruhende Ungehörigkeit für sich, verschuldet durch die falschen Vorspiegelungen des merkwürdigen Mannes. Gottlob haben sie nicht verstanden, wo das Spektakel aufhörte und die Katastrophe begann, und man hat sie in dem glücklichen Wahn gelassen, daß alles Theater gewesen sei.

Thomas Mann, geboren 1875 in Lübeck, zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Seine Buddenbrooks, Der Zauber­ berg und viele weitere Romane und Erzählungen werden früh zu Ikonen. Mario und der Zauberer basiert auf einer realen Urlaubserfahrung des Jahres 1926, in dem Mussolini seine Macht in Italien endgültig zu festigen beginnt. 1933 zwingt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus Thomas Mann und seine Familie ins Exil, zunächst in die Schweiz, später in die USA. Am 12. August 1955 verstirbt Thomas Mann achtzigjährig im Zürcher Kantonsspital. Tilmann Köhler wird 1979 in Weimar geboren und studiert an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 2005 ist er Hausregisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar; parallel dazu realisiert er Inszenierungen am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden.

Thomas Mann

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Premiere 12. Juni 2014

Die Dreigroschenoper

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Tilmann Köhler

Ein Ferienaufenthalt in Norditalien, Mitte der zwanziger Jahre, in einer eigentümlichen Atmosphäre des Argwohns und der Nervosität. Mittendrin: der Zauberer Cipolla, der das Publikum seiner Schaubude durch Scharfzüngigkeit und Verführung Abend für Abend in seinen Bann zwingt. Manipulation, Tanz, Trance und Demütigung stehen am Ende seiner abgründigen Vorstellung. Das Publikum ist fasziniert von diesem makabren Menschenexperiment, bis der Kellner Mario dem Zauber des Hypnotiseurs mit zwei Schüssen ein Ende bereitet. Thomas Mann verfasste seine Novelle inmitten der neuralgischen Zeitenwende des Jahres 1930. Die Fragen, die der Text stellt, greifen ihrer Zeit allerdings weit voraus: aus einem Bericht über Ein tragisches Reiseerlebnis, so der Untertitel der Novelle, macht Thomas Mann eine Parabel auf die Manipulierbarkeit des Menschen allgemein. Wie frei ist unser Wille? Und: Gibt es das überhaupt – Willensfreiheit?

Schauspielhaus

von Bertolt Brecht Musik von Kurt Weill

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sebastian Baumgarten Musikalische Leitung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Max Renne Bühne � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Thilo Reuther Kostüme � � � � � � � � � � � � � � � � � Jana Findeklee Joki Tewes Video � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Philip Bussmann Dramaturgie � � � � � � � � � � � � Carmen Wolfram

Bertolt Brecht stellt in seiner Dreigroschenoper die dunkle, kriminelle Seite des großstädtisch-bürgerlichen Lebens ins Zentrum – Gier, Gewalt und Korruption. Geld ist Gott. Bettler, Huren, Räuber, Schwerverbrecher in einer hoffnungslos krisenhaften Gesellschaft. Der Herrscher dieser Welt ist Mackie Messer, der für seinen Profit über Leichen geht. Aber auch Bettlerkönig Peachum macht satte Gewinne mit der Armut und die Polizei macht bei all dem mit. Am Schluss aber bleibt die Erkenntnis: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Eine kritische Reflexion des kapitalistischen Weltgeschehens und Profitstrebens, nicht nur zu Zeiten der Weimarer Republik.

An Brecht zu arbeiten, bedeutet, sich wieder mit der DIALEKTIK als zentraler Denkweise der letzten 200 Jahre auseinanderzusetzen, die spätestens nach 89 in die Jahre gekommen zu sein scheint. Brechts Texte sind wie ein Ruf aus der „ideologische Antike“ (Alexander Kluge), mit der man sich meiner Meinung nach wieder zu beschäftigen hat, wenn nicht jegliche Gesellschaftsbetrachtung im Ästhetischen, Psychologisch-Realistischen verkommen soll. Theater kann nur politisch sein, wenn es den WIDERSPRUCH in jedem seiner Elemente nicht leugnet, sondern diesen zum existentiellen Kernpunkt macht.

Bertolt Brechts am 31. August 1928 am Berliner „Theater am Schiffbauerdamm“ uraufgeführte Dreigroschenoper wird zu einem der größten Theatererfolge der 20er Jahre und macht ihren jungen Autor und den Komponisten Kurt Weill über Nacht berühmt. Vor allem Balladen wie Das Lied der Seeräuber­Jenny oder Die Moritat von Mackie Messer stellen den sofortigen Erfolg des Stückes sicher, werden auf Anhieb zu Gassenhauern und gehören noch heute zu den mit der Dreigroschenoper assoziierten Melodien.

Sebastian Baumgarten

Sebastian Baumgarten, geboren 1969 in Berlin, ist als Regisseur im Musiktheater und im Schauspiel gleichermaßen zu Hause. Er war Oberspielleiter am Staatstheater Kassel und erhält 2002 für seine Inszenierung von Puccinis Tosca dort den Götz-Friedrich-Preis. 2006 wird er zum Opernregisseur des Jahres gewählt. Er inszeniert an der Deutschen Oper Berlin, an der Komischen Oper, am HAU Berlin, am Schauspiel Köln, am Düsseldorfer Schauspielhaus, an der Volksbühne Berlin und zuletzt am Schauspiel Stuttgart Das Spiel ist aus.

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Nord

Premiere 13. Juni 2014

Unterm Rad nach der Erzählung von Hermann Hesse

Nord

Uraufführung 12. Juli 2014

Hirnbonbon Ein Dieter Roth-Projekt

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Frank Abt

Regie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Christiane Pohle Koproduktion mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg In Kooperation mit dem Kunstmuseum Stuttgart

„So, jetzt fängt in Stuttgart das Landexamen an, und wir wollen dem Giebenrath alles Gute wünschen“ – Hans Giebenrath, aus einer Kleinstadt im Schwarzwald, besteht das Landexamen in der Residenzstadt als zweiter und wird in die Klosterschule Maulbronn aufgenommen. Hesses Unterm Rad beschreibt das Schicksal eines begabten Kindes, dem die Schule, der Ehrgeiz und das Prestigebedürfnis seines Vaters sowie der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufdrängen, die kaum zu erfüllen ist. „Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad“. Zerbricht und besiegt der Druck der Schule den natürlichen Menschen? Im Zentrum von Frank Abts Bühnenadaption von Hermann Hesses Erzählung über Hans Giebenraths Kampf und Scheitern stehen auch heute nicht weniger relevante Fragen: Wie will ich leben und was tue ich dafür? Was muss ich tun, damit das Gefühl, noch immer der Schülerjunge zu sein, einer, der nur ausführt, einer, der Opfer ist und nicht Täter, verschwindet? In unserer Zeit, in der man so verantwortlich ist für das eigene Glück und das Gelingen der eigenen Laufbahn, in der Leistung und Erfolg ein Spiegel des eigenen Einsatzes und Engagements zu sein scheinen, bleiben die Spielregeln der Schule ein Leben lang gültig. Immer fleißig sein, sich anpassen an die gegebenen Anforderungen ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, um nicht zu versagen – solange bis man eben doch „matt“ wird. In Japan, wo die Suizidrate unter Schülern die höchste in der Welt ist und der Abrichtungs- und Anpassungsdruck auf die Kinder vergleichbar, wird Hesses Roman millionenfach verkauft.

Hermann Hesse, 1877 in Calw geboren, stirbt 1962 in Montagnola bei Lugano. 1946 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Unterm Rad, das zu seinen wichtigsten Frühwerken gehört, entsteht 1903 und hat einen deutlich autobiografischen Hintergrund. Ortskundige erkennen unschwer die Ähnlichkeit der Heimatstadt Hans Giebenraths mit Calw. Hesse hat in der Erzählung viel von dem verarbeitet, was er selbst am Evangelischen Seminar in Maulbronn erlebt hat. So glaubten seine Erzieher, den 14jährigen in einer Heilanstalt für Schwachsinnige und Epileptische unterbringen zu müssen.

Schon bei der Pflichtlektüre zu Schulzeiten war mir der Hans Giebenrath sehr nah. Und das nicht nur, weil seine Heimat auch nahezu meine ist. Sein Ringen um die Erfüllung der Ansprüche, die von außen auf ihn einwirken, und die Entdeckung seiner eigenen Bedürfnisse, die dazu im Widerspruch stehen, schildert Hermann Hesse so eindrücklich im Kosmos Schule, dass ich mich, eben selbst Schüler, wie so viele andere intensiv in Hans Giebenrath wiedererkannte und mit ihm litt. Die Konflikte von Hans Giebenrath, die wir alle im Laufe unserer Pubertät, jeder auf seine Weise und doch gleich, erlebt, bekämpft und erlitten haben, sie verlassen uns nicht. Denn das, was sich damals zum ersten Mal offenbarte, der unauflösliche Widerspruch zwischen mir und den anderen, dem Sollen und Wollen, dem Fühlen und Müssen, dem Wünschen und Handeln, er dauert ja an. Auch die Einschränkungen, die wir deshalb hinnehmen, auch der Schmerz darüber. Wir haben uns nur daran gewöhnt. Und tun noch immer nichts dagegen. Das Ende von Hans Giebenrath bleibt wie es war.

Frank Abt, 1976 im baden-württembergischen Laupheim geboren, assistiert während seines Studiums der Theaterwissenschaft in Berlin und Paris am Burgtheater Wien, am Schauspielhaus Bochum, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin und an den Sophiensaelen Berlin. 2003 bis 2006 ist er als Regieassistent am Thalia Theater Hamburg engagiert, wo seine ersten eigenen Regiearbeiten entstehen. Er inszeniert u. a. am Münchner Volkstheater, am Schauspielhaus Graz, am Schauspielhaus Bochum, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Deutschen Theater Berlin und am Theater Bremen.

Frank Abt

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„Wundere sich der Leser nicht einfach, / wundere er sich doppelt und dreifach, / denn“ (Dieter Roth). Seine Literaturwürste, Schimmelbilder und Schokoladenobjekte sind weltbekannt. Dieter Roth war einer der vielseitigsten und vielschichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er lebte zwanzig Biografien und hinterließ ein enormes Werk, in dem Kunst und Person auf einmalige Weise zusammenfließen. Zeitweise hatte er ein Atelier in Stuttgart, das Kunstmuseum beherbergt eine der umfangreichsten Roth-Sammlungen. Da überrascht das Bekenntnis: „Meine Hauptarbeit ist Bücher schreiben gewesen. Die Objekte habe ich gemacht, damit ich Geld bekomme, denn vom Schreiben konnte ich nicht leben.“ Weitgehend unbemerkt schuf Roth ein vergleichsloses literarisches Oeuvre, dessen Spannweite von der konkreten Poesie über die Wahrnehmungstheorie, die Bastel-Novellen und die „Scheisse“-Lyrik bis zu den späten Kopietagebüchern reicht. Gemeinsam mit Studierenden der Akademie für Darstellende Kunst BadenWürttemberg soll der Kosmos des Künstlers, Autors, Musikers, Performers und Filmers Dieter Roth für das Theater entdeckt werden. „Du armer, verlassener Mensch und Arsch, lass Dich nicht von deinen Zeitgenossen erwischen, flieh Käfer, flieh! bei der Abreise, Stuttgart 24.09.76“ (Dieter Roth).

Christiane Pohle, geboren 1968, studiert Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, arbeitet zunächst als Schauspielerin bevor sie 1999 erfolgreich ins Regiefach wechselt: Für ihre Hamburger Inszenierung sitzen in Hamburg nach Anton Tschechows Drei Schwestern erhält sie den Gertrud-Eysoldt-Preis für junge Regisseure. Seither führt sie Regie u. a. an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, am Schauspielhaus Zürich, am Thalia Theater Hamburg, bei den Münchner Kammerspielen, der Bayerischen Staatsoper, den Salzburger Festspielen, am Wiener Burgtheater, am Theater Basel und am Schauspielhaus Graz. Für ihre Arbeiten in Wien wurde sie zweifach für den Nestroy in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert. Seit 2012 unterrichtet Christiane Pohle an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg Schauspiel und ist Studiengangsleiterin.

Schokoladenhasen, Zuckerbüsten, Abfallsammlungen, Sekundenzeichnungen, Musikmaschinen, Tagebücher, Bastelnovellen, Scheiße-Gedicht, Filme, Fotos, Zeitungsannoncen, Schnipsel, Kaffeeflecken, Hundegebell in Spanien, Urin in Marmeladengläsern … Unablässig sammeln, produzieren, erfinden, festhalten, ein Leben lang, und das alles dann sich selbst überlassen. Die Dinge dabei betrachten, wie sie vergehen, sich transformieren, verselbständigen, neue Verbindungen eingehen, sich auflösen. Beobachten, wie sie verrotten. Eine Poesie des Zerfalls. Des eigenen Zerfalls in der Zeit. Das angucken. Den eigenen Untergang so akribisch wie möglich dokumentieren. Christiane Pohle

Dieter Roth, geboren am 21. April 1930 in Hannover, vor allem bekannt als Künstler, aber ebenso produktiv als Autor, Musiker, Grafiker, Performer, Filmer, Drucker, Verleger. 1968 und (posthum) 2002 nimmt er an der documenta teil. Er lebt in der Schweiz, Deutschland, Österreich, den USA und Island. Veröffentlicht über 200 Bücher. Gestorben am 5. Juni 1998 in Basel.

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Kammertheater

Ab Januar 2014

Lehrstücke She She Pop und Schauspiel Stuttgart

Stadtraum

Sommer 2014

S – City of Youth Stadtprojekt

She She Pop � � � � � � � � � � � Sebastian Bark Johanna Freiburg Fanni Halmburger Lisa Lucassen Mieke Matzke Ilia Papatheodorou Berit Stumpf

Das Schauspiel Stuttgart und das Performance-Kollektiv She She Pop möchten beieinander in die Lehre gehen: Das utopische Format Lehrstück nach Brechts Theorie bietet das theoretische Werkzeug, um nach neuen Formen des Theaters zu suchen, nach Möglichkeiten kollektiven Produzierens und der Partizipation. Brecht entwirft den Gedanken eines Theaters als „einem neuartigem Institut ohne Zuschauer, deren Spieler zugleich Hörende und Sprechende sind“. Seine Lehrstücktheorie ist ein provokativer, radikaler Angriff auf das traditionelle Verständnis des Theaterbetriebs, von Kommunikation und Gesellschaft. Den Auftakt der über drei Jahre hinweg geplanten Zusammenarbeit bilden Gastspiele von Schubladen und 7 Schwestern, eine Lecture Performance und ein Workshop.

Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

Was heißt es, das Verhältnis von Darsteller und Zuschauer neu zu denken? Kann im und mit dem Theater überhaupt gelernt werden – ohne ein theaterpädagogisches Setting aufzubauen? Was heißt es, Entscheidungen zu treffen, auf der Bühne oder auch in der Gesellschaft? Und wie wird Theater in diesem Sinne politisch? Mit diesen Fragen im Kopf werden wir neue Modelle des Theaterraums, Methoden und Formate des Theaters entwickeln, die das Theater als sozialen Raum begreifen. Mit „wir“ ist der ganze Apparat gemeint: She She Pop, das Ensemble, die Mitarbeiter des Hauses, aber auch die Zuschauer, ohne die Theater nicht möglich ist. Welche Form des Theaters der Zukunft brauchen wir und wie können wir sie mitgestalten?

She She Pop ist ein Performance-Kollektiv, das Ende der 90er Jahre von Absolventinnen des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft gegründet wird. 2011 sind sie mit Testament zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Sie erarbeiten ihre Shows im Kollektiv. Es gibt keine Regisseurin – aber auch keine Autorin und keine Schauspielerin. Texte und Konzepte werden gemeinsam entwickelt. Die Bühne ist für She She Pop ein Ort, an dem Entscheidungen getroffen werden, an dem Gesprächsweisen und Gesellschaftssysteme ausprobiert, große Gesten und soziale Rituale einstudiert oder verworfen werden. Sie sehen ihre Aufgabe in der Suche nach den gesellschaftlichen Grenzen der Kommunikation – und in deren gezielter und kunstvoller Überschreitung im Schutzraum des Theaters.

She She Pop

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Künstlerische Leitung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Björn Bicker Michael Graessner Malte Jelden Katrin Spira

Wem gehört Stuttgart? Auch den Jugendlichen dieser Stadt? Im Kern des Stadtprojekts S – City of Youth geht es um die Verteilung von Geld, Bildung, Kultur und politischer Einflussnahme. Um Teilhabe. Und um Solidarität. Mit unserem Stadtprojekt machen wir die Spurensuche konkret sichtbar, wir öffnen uns in die Stadt hinein, stellen uns zur Verfügung. Die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 stehen exemplarisch sowohl für eine Krise der Repräsentation, als auch für eine Forderung nach neuer demokratischer Beteiligung. Stuttgart ist so zum Symbolort geworden für unzählige Debatten, die in ganz Deutschland geführt werden. Aber egal ob es dabei um einen Bahnhof und ein Stadtzentrum, um Windräder und Stromtrassen, um eine Asylbewerberunterkunft, einen Moscheebau oder um die Reform des Schulsystems geht: die Proteste kommen zumeist aus der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft, sprechen sich gegen und nicht für etwas aus, wollen bewahren und nicht verändern. S – City of Youth will in die Zukunft schauen, nach der gesellschaftlichen Beteiligung der heranwachsenden Generationen in einer sich ständig weiter verändernden multikulturell und multiethnischen Stadtgesellschaft fragen. Im Zentrum des Projekts sollen Stuttgarter Jugendliche stehen, die gemeinsam mit Experten aus Theater, Musik, Film, Bildender Kunst und Architektur ihre künstlerischen und politischen Utopien formulieren und verwirklichen. Mit der City of Youth gründen wir einen offenen, mobilen Versammlungsort für Stuttgarter Jugendliche – in einem Leerstand, als Zelt auf einer Brache, als Hüttendorf im Zentrum eines Viertels. In der Begegnung mit KünstlerInnen und AktivistInnen wird aus dem Versammlungsort ein Ausgangspunkt für künstlerische Expeditionen in den lokalen Kontext. Es entstehen neue Möglichkeiten: neue Räume, Gruppen, Firmen, Theaterstücke, Bands, TV-Programme, Ausstellungen, eine Demonstration, ein Bürgerbegehren, ein Verein.

In Kooperation mit dem Caritasverband für Stuttgart e. V. und der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft

Das Initial für die City of Youth könnte eine Begegnung zwischen jungen Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen der Stadt sein. Ein Schüleraustausch zwischen dem Rosensteinviertel und dem Killesberg zum Beispiel. Damit man mal wirklich etwas versteht von den Problemen und dem Leben der Anderen. Die Barrieren für so ein Experiment sind vermutlich weit höher als für einen Austausch zwischen Stuttgart und einer Stadt in China. Malte Jelden

Malte Jelden (geboren 1971) ist Regisseur und Dramaturg, Björn Bicker (geboren 1972) Autor und Dramaturg, Michael Graessner (geboren 1969) Bühnenbildner. Gemeinsam realisieren sie ab der Spielzeit 2013/2014 am Hamburger Schauspielhaus das Stadtprojekt NEW HAMBURG. An den Münchner Kammerspielen waren sie in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Konstellationen künstlerisch verantwortlich für die Projekte BUNNY HILL, DOING IDENTITY, ILLEGAL, HAUPT­ SCHULE DER FREIHEIT, MUNICH CENTRAL und URBAN PRAYERS.

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Extras Haus × Musik

Das neue Ensemble stellt sich vor. 29. September 2013 Lernen Sie das neue Ensemble kennen� Jede Schauspielerin, jeder Schauspieler, einzeln, ganz persönlich, nacheinander für jeweils 5  Minuten� Alle bringen Ihnen in Form einer kleinen Performance etwas ganz Besonderes mit� Vielleicht einen Wunsch, ein Lied, ein Geschenk, ein Gebet, einen Film, eine Angst, ein Bild, einen Gruß, ein Gedicht, ein Möbel­ stück, ein Manifest, eine Hoffnung, einen Tanz� Hello! Look at me! Diese Begrüßungsrevue ist ungeplant und unvorhersehbar – denn erlaubt ist, was gefällt�

Unter dem Titel Haus × Musik laden unsere Theatermusiker und Ensemblemitglieder allmonatlich zum Hauskonzert� Für unser Publikum und alle anderen Nachtschwärmer werden sie jeweils im Anschluss an eine Abendvorstellung das Schauspielhaus zum Klingen bringen� Der Eintritt ist frei�

Stuttgart × Blicke

Nord × Kap

Zuschauer × Konferenz Jeweils im Abstand einiger Monate setzen wir uns in einer Zuschauer × Konferenz mit Theater­ fragen auseinander� In der ersten Konferenz am 1� Februar 2014 ziehen wir zum Thema Die ersten 100 Tage gemeinsam mit dem Publi­ kum eine erste Zwischenbilanz�

Spielzeit 2013 / 2014

Internationales

Hello ! Look at me !

Gemeinsam mit Experten und Partnern vor Ort präsentieren wir unter dem Titel Stuttgart  × Blicke Vorträge, Filme, Gespräche und Lesungen zu ausgewählten Inszenierungen – an wechselnden Orten und jeweils rund um den Spielplan des Schauspiel Stuttgart�

Schauspiel Stuttgart

Konzert × Bühne Ab dem neuen Jahr öffnen wir das Schauspiel­ haus für Konzerte auf großer Bühne� Die Reihe startet im Januar mit dem Singer­ Songwriter PeterLicht� Ab Februar warten weitere Gäste aus Rock und Pop�

Einmal im Monat wird das Foyer des Nord zur Tanzfläche� Wechselnde DJs bitten – jeweils nach einer Abendvorstellung – am Plattenteller zur Nachtschicht�

Stern × Stunden An den vier Adventssonntagen gehört das Foyer des Schauspielhauses unseren jüngsten Besuchern� Mitglieder des Schauspiel­ ensembles lesen und spielen Geschichten für Jung und Alt�

Polizei × Ruf Dem Verbrechen auf der Spur Stuttgart im Zentrum des Verbrechens: Mord, Raub, Drogen und – die Wirtschaftskrimi­ nellen! Doch die Kommissare der Landeshaupt­ stadt sind bereits auf Spurensuche� Werden auch Sie Zeugen eines neuen, unglaublichen, verwirrenden, unkontrollierten und über­ raschenden Falls, der von Mitgliedern des Schauspielensembles mit den Waffen der Im­ provisation gelöst werden wird�

Blind × Date von und mit Sebastian Röhrle und Gästen Alles bleibt anders: Absacker ist jetzt Blind × Date. Macht sich grade hübsch� Und ist ab dem 14�  November wieder da� Lassen Sie Ihre „Num­ mer sicher“ zu Hause und finden Sie, wonach Sie nicht gesucht haben und was sie jetzt trotzdem nicht wieder hergeben wollen� Das Ensemble des Schauspiel Stuttgart macht in der Bar Erdgeschoss in der Theodor­Heuss­ Straße jeden zweiten Donnerstag im Monat, wozu es und Sie Lust haben�

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Union des Théâtres de l’Europe (U.T.E.) Das Schauspiel Stuttgart ist mit Beginn der Intendanz Armin Petras in die Union des Théâtres de l’Europe (U�T�E�) aufgenommen worden� Die U�T�E� vereinigt derzeit über 20 Theater aus 17 Ländern, darunter: National­ theater Athen und Thessaloniki, National­ theater Belgrad, Schauspielhaus Graz, Maly Theater Moskau, Nationaltheater Oslo, Nationaltheater Sao Jao Porto, Nationaltheater Prag, Teatro di Roma, Maly Drama Theater St� Petersburg, das Piccolo Teatro di Milano, deren langjähriger Intendant Giorgio Strehler die U�T�E� 1990 mit dem damaligen Kulturminister Frankreichs Jack Lang ins Leben gerufen hat, sowie das Habima Nationaltheater Tel Aviv, dessen Intendant Ilan Ronen derzeit Präsident der U�T�E� ist� Für die nächsten Spielzeiten sind bereits diverse internationale Projekte und Austausch­ gastspiele in Planung� So findet von 2013 bis 2015 ein Projekt zum Thema „Terrorismus“ statt, an dem die Theater aus Belgrad, Oslo, Stuttgart und Tel Aviv, sowie die palästinensische Shibur Hurr Company Haifa, das Young Vic Theatre London und die Comédie de Reims teil­ nehmen� An jedem dieser Theater entstehen eigens für das Projekt in Auftrag gegebene Stücke, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Thematik auseinander­ setzen� Die Uraufführungsinszenierungen werden an allen beteiligten Theatern als Gast­ spiele gezeigt� Zum Abschluss des Projekts – im Sommer 2015 – sollen alle Arbeiten im Rahmen eines Festivals und Abschluss­ Symposiums in Stuttgart präsentiert werden� Die Uraufführung 5 morgen von Fritz Kater in der Regie von Armin Petras am 26� Oktober 2013 im Nord ist der Beitrag des Schauspiel Stuttgart für dieses Projekt� Des weiteren finden – unter dem an Walter Benjamin und Paul Klee gemahnenden Titel Fallen Angel – im Zeitraum 2014 bis 2018 mehrere Kooperationen zum Thema „Erster Weltkrieg“ statt� Initiator des länderüber­ greifenden Großprojekts ist das Serbische Nationaltheater Belgrad; beteiligt sind Theater aus ganz Europa�

Mitgliedstheater — Nationaltheater Athen, Griechenland — Teatre Lliure, Barcelona, Spanien — Jugoslovensko Dramsko Pozoriste, Belgrad, Serbien — MC93, Bobigny, Frankreich — Schauspielhaus Bochum, Deutschland — Teatrul Bulandra, Bukarest, Rumänien — Ungarisches Theater Cluj, Rumänien — Schauspielhaus Graz, Österreich — Piccolo Teatro di Milano – Teatro d'Europa, Mailand, Italien — Maly Drama Theater Moskau, Russland — Teatro Garibaldi di Palermo alla Kalsa, Italien — Nationaltheater Oslo, Norwegen — Teatro Nacional Sao Joao do Porto, Portugal — Nationaltheater Prag, Tschechien — Teatro di Roma, Italien — Sfumato Theaterlabor, Sofia, Bulgarien — Maly Drama Theater, Sankt Petersburg, Russland — Schauspiel Stuttgart, Deutschland — Habima Nationaltheater Tel Aviv, Israel — Nationaltheater Thessaloniki, Griechenland

Assoziierte Mitglieder — Ballhaus Naunynstraße, Berlin — Viktor Bodò und die Szputnyik Shipping Company, Budapest, Ungarn — Patrice Martinet für das Festival Paris Quartier d’Été — Theaterakademie Ludwigsburg

Ehrenmitglieder Tamás Ascher Patrice Chéreau Lev Dodin Krystian Lupa Robert Sturua Anatolij Vassiliev Andrzej Wajda

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Mitmachen Für Schulen In Verbindung mit einem Vorstellungsbesuch sind die Angebote für Schulklassen kostenlos.

Theaterpraktische Workshops zur Vor- oder Nachbereitung Wir bieten für Schulklassen theaterpraktische Workshops an: zur Vor­ oder Nachbereitung des Theaterbesuchs� In der Vorbereitung nähern sich die SchülerInnen spielerisch den Themen und Spielweisen� In der Nachberei­ tung werden einzelne Aspekte der Auffüh­ rung vertieft� Die Workshops dauern zwei bis vier Schulstunden� Sie können im Theater oder in der Schule stattfinden�

Gespräche Wir organisieren für Sie und Ihre Klassen Einführungen und Gespräche vor oder nach den Vorstellungen mit den beteiligten DramaturgInnen und KünstlerInnen – je nach Möglichkeit im Theater oder in der Schule�

Theaterführungen Ein Blick hinter die Kulissen des Schauspiel­ hauses und in die Werkstätten: Welche Abteilungen und Berufe gibt es hier? Wo werden Bühnenbilder gebaut? Wie sind die Proben organisiert?

Lehrertreffen Wir möchten uns mit Ihnen austauschen: Bei den Lehrertreffen haben Sie die Gelegen­ heit, sich bereits vor der Premiere durch einen Probenbesuch ein Bild von den Inszenierungen zu machen und erhalten im Gespräch Hintergrundinformationen� So können Sie den Vorstellungsbesuch mit Ihren Klassen frühzeitig planen� Mehr dazu in unseren Infobriefen�

Infobriefe In regelmäßigen Lehrer­Infobriefen infor­ mieren wir Sie über Termine und Neuigkeiten am Schauspiel Stuttgart� Über Neuanmel­ dungen freuen wir uns per E-Mail mit dem Stichwort „Lehrer­Infobrief“ an gruppen�schauspiel@staatstheater­stuttgart�de�

Für alle Klinken Sie sich abseits des Zuschauerraums ins Theatergeschehen ein ! Dialog und spielerisches Entdecken – für Kinder, Jugendliche, Studierende, Erwachsene, LehrerInnen, SeniorInnen … Machen Sie mit !

Materialmappen

Die Klubs

Wir bieten Ihnen zu vielen unserer Inszenie­ rungen Materialmappen zum Download oder per Post� Darin finden Sie dramaturgische Hintergrundinformationen sowie stück­ bezogene theaterpädagogische Vorschläge für den Unterricht�

Für alle Theaterbegeisterten – vom Jugend­ lichen bis zum Rentner – bieten wir Spiel­ klubs an, die eine ganze Theatersaison lang zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse schließlich vor Publikum präsentieren� Wir freuen uns auf eure und Ihre Ideen zwi­ schen Musik, Theater, Installation, Perfor­ mance, Bewegung und Dokumentarischem … Alle sind eingeladen ! Mehr unter schauspiel­stuttgart�de/mitmachen

Spielplanvorstellung Am 9� Oktober 2013 um 16:30 Uhr stellt das neue Team im Foyer des Schauspielhauses den Spielplan und die theaterpädagogischen Angebote vor: für LehrerInnen aller Schul­ arten und in Zusammenarbeit mit der Reihe Kontakte des Kulturamts Stuttgart� Anmeldung per E-Mail an kulturinformation@stuttgart�de�

Partnerschulen Ab der Spielzeit 2013/2014 starten wir eine mehrjährige Partnerschaft mit dem Neuen Gymnasium Feuerbach� Mit kleineren und größeren gemeinsamen Projekten wollen wir neue Formen der Zusammenarbeit von Schule und Theater erkunden� Wir würden uns freuen, bald eine weitere Partnerschaft mit einer Haupt­ oder Werkrealschule einzugehen� Bei Interesse melden Sie sich bei uns�

Besondere Impulse Das Projekt Impuls MusikTheaterTanz richtet sich an Grund­ und Hauptschulen mit besonderen pädagogischen und sozialen Aufgabenstellungen in der Region Stuttgart� Hierbei nähern sich die Schulklassen an acht Vormittagen einem Stück aus unserem Spielplan� Im Schuljahr 2013 / 2014 laufen Projekte für die Klassenstufe 2 – 4 zu Ronja Räubertochter und für die Klassenstufe 7 – 8 zu Das kalte Herz. Eine gemeinsame Aus­ schreibung aller drei Sparten für die Spielzeit 2014 / 2015 erfolgt wieder im Juni 2014� Impuls MusikTheaterTanz wird vom Kultus­ ministerium empfohlen und vom Förderverein der Staatstheater Stuttgart e� V� sowie der Karl Schlecht Stiftung finanziell gefördert�

Der Theater × Samstag Einmal im Monat und immer neu: einzelne künstlerische Workshops und neue Formate zum Reinschnuppern und Ausprobieren� MitarbeiterInnen und Gäste des Schauspiel Stuttgart laden Sie zu kleinen Theater­ abenteuern ein, unverbraucht und unver­ bindlich� Das aktuelle Programm finden Sie jeweils im Monatsspielplan sowie unter schauspiel­stuttgart�de�

Die Aktionäre Wir suchen Theaterbegeisterte jeden Alters, die uns bei Theaterfesten und anderen Aktionen unterstützen� Garantiert ist ein enger Kontakt zum Schauspiel mit Probenbesuchen, Workshops und weiteren Extras� Bei Interesse einfach melden unter: aktionaere�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Zuschauer×Konferenz In unserer Reihe Zuschauer × Konferenz setzen wir uns mit Theaterfragen auseinander� In der ersten Konferenz am 1�  Februar 2014 ziehen wir zum Thema Die ersten 100 Tage gemeinsam mit Ihnen Zwischenbilanz�

S – City Of Youth Unser Stadtprojekt für Stuttgarter Jugendliche findet im Sommer 2014 statt� (S� 85)

Der Kontakt Karten und Informationen für Schulklassen und Gruppen: Silke Duregger, Schul- und Gruppenreferentin, Tel�: 0711 – 20 32 – 526, Fax – 595, gruppen�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de Theaterpädagogische Angebote: Jule Koch, Theaterpädagogin, Tel�: 0711 – 20 32 – 651, theaterpaedagogik�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

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Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ensemble Maja Beckmann Manolo Bertling Susanne Böwe Boris Burgstaller Sandra Gerling Paul Grill Gabriele Hintermaier Berit Jentzsch Caroline Junghanns Johann Jürgens Katharina Knap Horst Kotterba Matti Krause Robert Kuchenbuch Manja Kuhl Peter Kurth Thomas Lawinky Andreas Leupold Svenja Liesau Marietta Meguid Astrid Meyerfeldt Wolfgang Michalek Rahel Ohm Hanna Plaß Sebastian Röhrle Elmar Roloff Florian Rummel Abak Safaei­Rad Christian Schneeweiß Anja Schneider Paul Schröder Edgar Selge Michael Stiller Holger Stockhaus Nathalie Thiede Franziska Walser

Schauspiel Studio Marianne Helene Jordan Arlen Konietz Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Gäste Jean­Pierre Cornu Julischka Eichel Fritzi Haberlandt Peter Jordan Michael Klammer Joachim Król Jonas Friedrich Leonhardi Peter René Lüdicke Peter Moltzen Karina Plachetka

Thomas Schmauser Aenne Schwarz Sebastian Wendelin Susanne Wolff

Intendanz Armin Petras, Intendant Verena von Waldow, Assistentin Klaus Dörr, Künstlerischer Direktor Carolin Kaever, Referentin

Dramaturgie Jan Hein, Leitender Dramaturg Anna Haas, Dramaturgin Dr�  Bernd Isele, Dramaturg Katrin Spira, Dramaturgin Carmen Wolfram, Dramaturgin Gaby Bay, Referentin Verena Elisabet Eitel, Assistentin Gabriella Bußacker, Gastdramaturgin

Künstlerisches Betriebsbüro Lydia Herweh, Leitung Sebastian Clever, Disponent

Kommunikation Meike Giebeler, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing Ingrid Trobitz, Leiterin Presse und Internationales Rebecca Rasem, Online-Kommunikation Anna Busdiecker, Grafikerin Christine Sandkaulen, FSJ Kultur

Theaterpädagogik Jule Koch,Theaterpädagogin Silke Duregger, Schul- und Gruppenreferentin Katharina Fröhlich, FSJ Kultur

Technische Direktion Luise Weidner

Regieassistenz Peter Britz Franziska Benack Silinee Damsa­Ard Hannah Rex Gäste Matthias Jochmann Markus Klemenz

Ausstattungsleitung

Bühne & Kostüme

Natascha von Steiger

Olaf Altmann Maria Anderski Dagmar Bald Peter Baur Karoline Bierner Robert Borgmann Janina Brinkmann Ines Burisch Katja Eichbaum Jo Fabian Jana Findeklee Christian Friedländer Svenja Gassen Mai Gogishvili Michael Graessner Falko Herold Volker Hintermeier Sara Kittelmann Matthias Koch Aino Laberenz Stéphane Laimé Jonathan Mertz Moritz Müller Carsten Nicolai Kathrin Plath Thilo Reuther Annette Riedel Jochen Schmitt Bernd Schneider Susanne Schuboth Bettina Schürmann Lene Schwind Natascha von Steiger Maike Storf Katja Strohschneider Patricia Talacko Joki Tewes

Ausstattungsassistenz Marlene Beer Cinzia Fossati Anna Franziska Huber Laura Kempf Julian Marbach Miodrag Nerandzic Miriam Siman Stephanie Thurmair

Inspizienz Hans Beck Thomas Hoffmann Bernd Lindner Roberto Rochow

Soufflage Jutta Blumenthal­Munz Dorothea von Dechend Frank Laske Simone Weinmann Hermann Wolter

Statisterie Isabelle Grupp

Stimmbildung & Sprecherziehung Cornelia Schweitzer

Regie Frank Abt Sebastian Baumgarten Björn Bicker David Bösch Robert Borgmann Jan Bosse Jorinde Dröse Jo Fabian Dominic Friedel Krzysztof Garbaczewski Malte Jelden Schorsch Kamerun Tilmann Köhler Bastian Kraft Martin Laberenz Andreas Liebmann David Marton Christoph Mehler Robert Neumann Antú Romero Nunes Armin Petras Christiane Pohle Stefan Pucher Niklas Ritter Christopher Rüping She She Pop Simon Solberg

Choreografie Berit Jentzsch Clébio Oliveira

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Video Stefan Bischoff Philip Bußmann Robert Mleczko Carsten Nicolai Rebecca Riedel Niklas Ritter Mieke Ulfig

Musik & Bühnenmusik Friederike Bernhardt Björn Deigner Matthias Flake Daniel Freitag Philipp Haagen Christoph Hart Johannes Hofmann Arno Kraehahn Thomas Kürstner Julia Marcell Carl Oesterhelt Miles Perkin Max Renne Tilmann Ritter Sebastian Vogel webermichelson


Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Die SchauspielAbonnements

Das Themen-Abonnement: „Beziehungskisten“

Der Klassiker – das Wochentags-Abonnement

Im neuen Wahl­Abonnement entscheiden Sie selbst, auf welche Beziehung Sie sich ein­ lassen� Oder verfolgen Sie mit dem Themen­ Abonnement „Beziehungskisten“ auf Ihrem persönlichen Platz im Schauspielhaus, wie sich vier große Dramen auf der Bühne abspielen� In Hintergrundgesprächen, Probenbesuchen und Einführungen erfahren Sie mehr� Übrigens: Als AbonnentIn sparen Sie bis zu 40 %, und Ihre Fahrt mit dem VVS ins Theater und zurück ist kostenfrei� Für Ihre Planung erhalten Sie zusätzlich den Monatsspielplan per Post – natürlich ebenfalls kostenfrei�

Unsere Abo­Klassiker beinhalten acht Vorstellungen auf Ihrem persönlichen Platz im Schauspielhaus an einem von Ihnen ausgewählten Wochentag� Sie entscheiden, welchen Tag Sie zu Ihrem Theatertag erklären� Die Vorstellungstermine entnehmen Sie dem jeweiligen Monatsspielplan� Zusätzlich erhalten Sie zwei Ermäßigungsgutscheine, womit Sie Karten für weitere Repertoire­ Vorstellungen zum reduzierten Preis erhalten�

336,– | 288,– | 248,– | 192,– EUR 2 Ermäßigungsgutscheine Sie sehen acht Premieren im Schauspielhaus� Die Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit� Für die Spielzeit 2013 / 2014 stehen leider keine Plätze für die Neueinzeichnung zur Verfügung�

Neu ! Das Wahl-Abonnement Acht Inszenierungen Ihrer Wahl 15% Ermäßigung 232,– | 196,– | 164,– | 128,– EUR 2 Ermäßigungsgutscheine Sie erhalten acht übertragbare Schecks für Repertoire­Vorstellungen des Schauspiels Ihrer Wahl im Schauspielhaus� Die Wahl­Abonnement­Schecks sind gültig für die gesamte Spielzeit 2013 /2014� Zusätzlich erhalten Sie zwei Ermäßigungs­ gutscheine, mit denen Sie Karten für weitere Repertoire­Vorstellungen zum reduzierten Preis erhalten�

Spielzeit 2013 / 2014

Karten

Vorverkauf Der Vorverkauf beginnt datumsgleich für alle Vorstellungen im Schauspielhaus jeweils zwei Monate (neu!), für alle Vorstellungen im Kammertheater und Nord jeweils einen Monat im Voraus, für Schauspielcard­ InhaberInnen einen Tag früher (außer für Premieren, Gastspiele, Sonderveranstal­ tungen)� Fällt der erste Vorverkaufstag auf einen Samstag oder Sonntag, beginnt der Kartenvorverkauf bereits am Freitag, bei einem Feiertag am Tag davor�

136,– | 116,– | 96,– | 76,– EUR

Sind Sie wählerisch bei Beziehungen?

Das Premieren-Abonnement

Schauspiel Stuttgart

Montags-Abonnement 40 % Ermäßigung 164,– | 140,– | 116,– | 92,– EUR Sonntags- bis DonnerstagsAbonnement 25 % Ermäßigung 204,– | 176,– | 144,– | 112,– EUR Freitags- oder SamstagsAbonnement 25 % Ermäßigung 216,– | 188,– | 156,– | 128,– EUR Wochenend-Abonnement wechselnde Wochentage Freitag, Samstag oder Sonntag 30 % Ermäßigung 192,– | 164,– | 136,– | 104,– EUR Sonntag 18 Uhr-Abonnement 25 % Ermäßigung 204,– | 176,– | 144,– | 112,– EUR

Sie sehen vier zentrale Inszenierungen, die sich mit dem Thema „Beziehung“ ausein­ andersetzen: Szenen einer Ehe nach dem Film von Ingmar Bergman, Regie Jan Bosse; Effi Briest nach dem Roman von Theodor Fontane, Regie Jorinde Dröse; Reigen von Arthur Schnitzler, Regie Bastian Kraft; Das Fest nach dem Film von Thomas Vinterberg, Regie Christopher Rüping� Vor den Vorstellungen erhalten Sie eine exklusive Einführung durch den stückführen­ den Dramaturgen oder die Intendanz� Die Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit�

Preisgruppen Schauspielhaus

1

Das Junge Abo

3

Das Abonnement für junge Menschen von 14 bis 25 Jahren� Für nur 36,– EUR sechsmal in Vorstellungen des Schauspiels� Die Vorstellungstermine für die gesamte Spielzeit erhalten Sie im Abonnementbüro�

4 5

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A 34,– 29,– 24,– 19,– 8,–

B 36,– 31,– 26,– 21,– 8,–

C 39,– 34,– 29,– 24,– 8,–

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D 42,– 36,– 31,– 24,– 8,–

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E

Telefonischer Kartenverkauf

50,–

Tel�: 0711 – 20 20 – 90, Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr

41,– 32,– 24,– 8,–

Schriftlicher Kartenverkauf Die Staatstheater Stuttgart, Kartenservice, Postfach 10 43 45, 70038 Stuttgart, Fax 0711 – 2020 – 920

Abonnementbüro Tel�: 0711 – 2032 – 220, Fax – 300, Mo­Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr

Vorstellungs- / Abendkasse

Nord Eintrittspreise Sitzplan Schauspielhaus von 18,– Preisgruppe bis 23,– EUR 1 Preisgruppe 2

Die Vorstellungs­ bzw� Abendkassen an den Spielstätten öffnen jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn� Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 Preisgruppe 5

24 23 22 21 20 19

24 23 22 21 20 19

18

18

17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Preisgruppe 1 2 Preisgruppe 2 1 Preisgruppe 3 ts rech Preisgruppe 4 Preisgruppe 5

90

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Eintrittspreise von 10,– bis 25,–EUR

Die volle Flexibilität: immer für die Hälfte ins Schauspiel

Weitere Informationen und Bestellformular unter schauspiel-stuttgart.de

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Kammertheater

Die Schauspielcard Für einmalig 70,– EUR erhalten Sie ein Jahr lang 50% Ermäßigung in allen Preisgruppen und Spielstätten des Schauspiels� Bei der Schauspielcard+ für 100,– EUR können Sie bis zu zwei ermäßigte Karten pro Vorstellung erwerben� Die Schauspielcard und Schauspielcard+ sind personengebunden, bei der Schauspielcard+ kann eine Begleitperson frei gewählt werden� Von der Ermäßigung ausgenommen sind Premieren, Gastspiele und Sonderveranstal­ tungen sowie Plätze der Preisgruppe 5� Ihr Vorteil: Bereits einen Tag vor dem Vorver­ kaufsbeginn können Schauspielcard­Besitzer an der Theaterkasse sowie über den telefonischen Service Karten für Repertoire­ vorstellungen erwerben� Für Ihre Planung erhalten Sie kostenfrei den Monatsspielplan per Post�

Tageskasse Königstraße 1B (Theaterpassage), 70173 Stuttgart, Mo – Fr, 10 – 19 Uhr; Sa 10 – 14 Uhr

Preisgruppen 1 – 5, Veranstaltungskategorien A – E

2

Weitere Informationen zu den Abonnements erhalten Sie unter: Tel�: 0711 – 20 32 – 220 Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr schauspiel­stuttgart�de Postanschrift: Die Staatstheater Stuttgart: Abonnementbüro Postfach 104345, 70038 Stuttgart

Kartenverkauf

Stand: 16. April 2013

Bühne Bühne

17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 links

Sitzplan Schauspielhaus

91

Online-Kartenverkauf Online­Kartenverkauf jederzeit unter schauspiel­stuttgart�de� Vor Beginn des Vor­ verkaufszeitraums werden Kartenbestel­ lungen über das Online­Bestellformular unter staatstheater­stuttgart�de angenommen (Bearbeitung im Rahmen des schriftlichen Kartenvorverkaufs)�

Ermäßigungen Kinder bis 14 Jahre in Begleitung Erwach­ sener erhalten eine Ermäßigung in Höhe von 50% in bestimmten Preisgruppen� Schüler, Studierende, Personen im Freiwilligen Sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligen­ dienst (bis 30 Jahre) sowie arbeitslose Besucher erhalten Karten zum ermäßigten Preis (bei Vorlage des amtlichen Ausweises)� Schwerbehinderte Menschen erhalten Ermäßigung in bestimmten Preisgruppen� Bei Premieren, Gastspielen und Sonder­ veranstaltungen sowie im Online­Verkauf können Ermäßigungen ausgeschlossen werden�

uni@staatstheater Studierende gehen in Vorstellungen von Oper Stuttgart, Stuttgarter Ballett und Schauspiel Stuttgart für 10,– EUR im Opernhaus und 7,– EUR im Schauspielhaus und in allen anderen Spielstätten� Mit uni@staatstheater profitiert man außerdem von Sonderaktionen wie Probenbesuchen, Partys und Sonder­ kontingenten� Anmeldung und weitere Informationen unter schauspiel­stuttgart�de

Reservierung von Rollstuhlplätzen Tel� 0711 – 20 32 – 254 rollstuhlplaetze@staatstheater­stuttgart�de

Gruppenbestellungen Die Staatstheater Stuttgart, Silke Duregger, Postfach 104345, 70038 Stuttgart, Tel�: 0711 – 20 32 – 526, Fax – 595 gruppen�schauspiel@staatstheater­stuttgart�de

Geschenkgutscheine Geschenkgutscheine können Sie telefonisch oder schriftlich bestellen sowie unter staatstheater­stuttgart�de oder in der Theater­ kasse direkt kaufen�


Schauspiel Stuttgart

Spielzeit 2013 / 2014

Service und Kontakt

Die Reise Seite 19

Service

Kontakt

Der Weg zu uns

Freie Fahrt ins Theater

Intendanz

Haus- und Postadresse

Am Tag der Vorstellung gilt die Eintrittskarte als Fahrschein (2� Klasse) in den Verkehrs­ mitteln des VVS: drei Stunden vor Beginn der Veranstaltung zur Fahrt zum Veranstaltungs­ ort und nach Vorstellungsende zur Rückfahrt (auch in den Nachtbussen)�

Tel� 0711 – 20 32 – 444, Fax – 516 intendanz�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de direktion�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6 70173 Stuttgart

Schauspiel-Leporello

Tel� 0711 – 20 32 – 434 dramaturgie�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Der monatliche Spielplan mit Überblick über das gesamte Programm, Hintergrundinfor­ mationen zu Premieren, Repertoire, Extras und vieles mehr – jeden Monat pünktlich zum Vorverkaufsbeginn in Ihrem Briefkasten – natürlich kostenfrei� Einfach bestellen unter schauspiel­stuttgart�de/publikationen oder per E-Mail an publikationen@staatstheater­ stuttgart�de� Unsere AbonnentInnen erhalten den Monatsspielplan automatisch zugesandt�

Schauspiel-Newsletter Regelmäßige Informationen über das Pro­ gramm und besondere Angebote per E-Mail – zu abonnieren unter schauspiel­stuttgart�de�

Spielplaninformationen Spielplanansage unter Tel�: 0711 – 197 04

schauspiel-stuttgart.de Spielplaninformationen stets auf dem neuesten Stand, Fotos, Filme, Texte zu allen Stücken, Schauspielern und Regieteams sowie aktuelle Nachrichten und Online­ Kartenverkauf�

Gastronomie Der Gastronomiepartner der Staatstheater Stuttgart, die List und Scholz teatro GmbH, bietet Ihnen die kulinarische Versorgung rund um den Theaterbesuch� Tisch­ reservierungen unter Tel�: 0711 – 99 79 39 90 oder reservierung@listundscholz�de� Weitere Informationen unter listundscholz�de/staatstheater

Führungen Lernen Sie einen der größten Theaterbetriebe Europas aus einer neuen Perspektive kennen! Termine für öffentliche Führungen finden Sie im Monatsspielplan oder unter staatstheater­stuttgart�de� Buchung von Gruppenführungen unter fuehrungen@staatstheater­stuttgart�de, Tel�:  0711 – 20 32 – 644

Spielstätten Schauspielhaus

Dramaturgie

Künstlerisches Betriebsbüro Tel� 0711 – 20 32 – 380 / – 215, Fax – 477 kbb�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Nord Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen) 70376 Stuttgart

Kammertheater Konrad­Adenauer­Straße 32 (Neue Staatsgalerie), 70173 Stuttgart

Erdgeschoss

Kommunikation Tel� 0711 – 20 32 – 456 /– 262, Fax – 516 presse�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de / oeffentlichkeitsarbeit�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Theaterpädagogik Tel� 0711 – 20 32 – 651 / – 526, Fax – 595 theaterpaedagogik�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de / gruppen�schauspiel@ staatstheater­stuttgart�de

Tageskasse Königstraße 1B (Theaterpassage), 70173 Stuttgart Mo – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr

Online Kartenverkauf unter schauspiel­stuttgart�de

Telefonischer Kartenverkauf Tel� 0711 – 20 20 90, Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr

Schriftlicher Kartenverkauf Die Staatstheater Stuttgart: Kartenservice Postfach 104345, 70038 Stuttgart, Fax 0711 – 20 20 920

Abonnementbüro Tel� 0711 – 2032 – 220, Fax – 300 Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr Postanschrift: Die Staatstheater Stuttgart: Abonnementbüro Postfach 104345, 70038 Stuttgart

92

Peter Høeg

Theodor­Heuss­Straße 4, 70173 Stuttgart

Anfahrt

Schauspielhaus und Kammertheater

S/U Hauptbahnhof/Arnulf­Klett­Platz, U Staatsgalerie, Bus 40, 42, 44, Parkhäuser Landesbibliothek, Schloßgarten, Staatsgalerie & Landtag

Seite 26

Nord Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen) Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln Straßenbahn U12 bis Löwentor oder U13 bis Löwentor oder Rosensteinpark, Bus N5 bis Löwentor� Anreise mit dem Auto entsprechend der Anfahrtsskizze� Parkplätze im Parkhaus sind für unsere Besucher ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn kostenlos� Von dort aus führt ein Weg durch den Gebäudekomplex zum Haupteingang�

Die Marquise von O. Seite 79


Die R채uber

Bertolt Brecht Seiten 70, 81

Liebe Kannibalen Godard

Seite 27

Arthur Schnitzler Seite 31

Seite 30

Mogens Rukov Seite 77

Denn sie wissen nicht was wir tun Seite 75

Iphigenie auf Tauris Seite 69

Anna Katharina Hahn Seite 78


Thomas Mann

Am Schwarzen Berg

Seite 80

Seite 78

Alfred Andersch Seite 32

David Marton Seite 67

Reigen Seite 31

Stadtprojekt

Fr辰ulein Smillas Gesp端r f端r Schnee Seite 26

Seite 85

Lehrst端cke Seite 84


She She Pop Seite 84

Albert Camus

Bernward Vesper Seite 19

Das kalte Herz

Seite 74

Seite 72

Doppelgänger Seite 67

Federico García Lorca

Hermann Hesse Seite 82

David Graeber Seite 71

Weekend Seite 30

Seite 76

Ronja Räubertochter Seite 68


Dieter Roth Seite 83

Leben des Galilei Seite 70

Astrid Lindgren Seite 68

Herausgeber Schauspiel Stuttgart

Fahrerflucht / Fluchtfahrer Seite 32

Intendant Armin Petras Künstlerischer Direktor Klaus Dörr Redaktion Dramaturgie, Kommunikation, Künstlerisches Betriebsbüro Konzept und Gestaltung Spector Bureau: Markus Dreßen, Jakob Kirch, Katharina Köhler, Jan Wenzel, spectorbureau.com Fotografie Arthur Zalewski Gesamtherstellung Offsetdruckerei Karl Grammlich GmbH, Pliezhausen Redaktionsschluss September 2013



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