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WARUM denn nicht WARUM


frage Warum denn nicht warum? Mehrfach bin ich gefragt worden, was diese merkwürdige Frage soll. Was wollen wir damit? Was haben wir uns dabei gedacht? Warum denn nicht warum? Schon die Art und Weise, wie man diese Frage stellt, verändert das Denken, den Vorgang im Kopf. WARUM denn nicht warum? Oder: Warum denn nicht WARUM? Oder vielleicht auch: Warum denn NICHT warum? Oder gar: Warum denn nicht? Warum? Wir finden solche kleinen Kopf-Bewegungen, die Erfahrung der Freiheit des Denkens gerade heute lebenswichtig. Wir leben eingekastelt: beruflich, familiär, gesellschaftlich, politisch, ökonomisch. Deshalb wollen wir zusammen mit Ihnen, der Stadt Stuttgart und allen, die sich ihr zugehörig fühlen, lebendiges, freies Theater machen, das den Kopf öffnet. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen unseren immer noch eigenartigen Kontinent Europa spielerisch erobern. Wir wollen nach der Freiheit des Spiels suchen. Dazu möchte ich uns alle ermutigen, Fragen zu stellen, einander zuzuhören, Fragen zu beantworten und vereinfachende Antworten zu verweigern. Diese Zeitung soll die Eröffnung einer Partie mit Ihnen sein, die hoffentlich spannend, unvorhersehbar, streitbar oder zugeneigt verläuft. Es soll ein Spiel beginnen, das für uns das ganze Drama ist: der große Dialog zwischen Bühne und Publikum. Den Anfang macht unser Ensemble: STADT, EUROPA und DRAMA, drei Themenkomplexe, viele Fragen. Hiermit beginnt meine Intendanz am Schauspiel Stuttgart. Ich freue mich sehr auf die kommenden Jahre in der Landeshauptstadt und der Region, auf den Austausch mit Ihnen, das Spiel der Fragen und Antworten, und auf die Zusammenarbeit mit den wunderbaren alten und neuen Mitstreiter*innen der Staatstheater. Gemeinsam wollen wir für Sie Theater machen und Sie mit unserem facettenreichen Spielplan in den kommenden Spielzeiten bewegen, herausfordern und unterhalten. Wir sind neugierig auf Sie, seien Sie neugierig auf uns! Herzlich, Ihr Burkhard C. Kosminski Intendant des Schauspiel Stuttgart

zeichen


stadt Es ist die Stadt, in der wir leben. Die Stadt nährt uns, sie gibt uns

Möglichkeiten, sie schenkt uns Freiheit. Vor allem in der Stadt kommunizieren wir, auf der Arbeit, in der Gaststätte oder im Theater. Unserer Stadt (oder auch unserer Region) fühlen wir uns zugehörig, zu ihr entwickeln wir eine Beziehung. Auch wenn sich die Städte immer mehr angleichen, so bleibt trotzdem ein deutliches Gefühl dafür, dass unser Schicksal mit der Stadt, in der wir leben, verbunden ist. Das Leben ist globaler geworden, aber verwurzelt sind wir immer noch lokal, vor Ort, in unserer Stadt. Diese kleine große Stadt zwischen den Hügeln, Stuttgart ist nun also unsere Welt.


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probegrube Wildwuchs, Löcher und andere Komischheiten

Der Künstler Tobias Rehberger und der Architekturexperte Niklas Maak über das Stuttgarter Grubenprojekt im Gespräch mit dem Journalisten Peter Michalzik. Das Gespräch findet vormittags am 12. Juni 2018 in Berlin statt, lange vor Baubeginn der Probegrube. Rehberger sitzt in der strahlenden Sonne und freut sich auf eine Reise nach Südkorea. Maak hat das Café ausgesucht, vor dem ein Baugerüst steht. MICHALZIK: Die einfache Frage zuerst: Hat das „Ding“ inzwischen einen Namen? REHBERGER: Im Moment trägt es immer noch den Arbeitstitel Probegrube. Meine Arbeiten haben normalerweise immer etwas längere Titel – ich glaube also, da kommt noch was. MICHALZIK: Und was wird da zu sehen sein? Oder zu begehen? REHBERGER: Im Prinzip ist es eine gebaute Grube, sowohl ein Modell von Stadtraum als auch Bühne und Veranstaltungsort. Im Grunde eine Überschneidung von diesen beiden Dingen. Außen ist diese Grube mit einer Leinwand bespannt, auf die Bilder vom Innenleben der großen Baugrube am Hauptbahnhof gedruckt sind. Es ist also sozusagen eine umgestülpte Grube: Die Wände, das, was normalerweise innen ist, wird jetzt also außen zu sehen sein. Und die Welt außerhalb der Grube ist nun die Grube. Der ca. 4 Meter hohe Grubenrand wird zudem begehbar sein. Von dort aus kann man auch in die Grube, in dieses Modell von Stadtraum, heruntersteigen.

Komischheiten möglichst effektiv herstellen? So wurde die Idee geboren, etwas unabhängig von Notwendigkeiten zu planen – rein ästhetizistisch, ohne Zusammenhang – und dann die Funktion darüber zu legen. MICHALZIK (zu MAAK): Und welche Rolle hast du dabei gespielt? MAAK: Beratendes Mittagessen! Ich war natürlich interessiert daran, dass Tobias in Stuttgart, in der Stadt des traumatischen Lochs, einen Gegenort entwickeln will. Wenn man davon ausgeht, dass Theater immer ein Gegenort ist, dann ist es naheliegend, auf die Idee des Lochs zu kommen. Wenn man in die Höhe baut, entsteht irgendwo in der Landschaft ein Loch, da, wo das Material für den Beton herkommt, wo der Wald abgeholzt wird, wo der Sand herkommt … Und deswegen ist das Loch ein bisschen das Unterbewusste, das schlechte Gewissen der Stadt. MICHALZIK: Mal flapsig gesagt: Hat Stuttgart im Moment nicht genug Loch, als dass man noch eines machen müsste?

MICHALZIK: Was heißt in dem Zusammenhang „Stadtraum“? REHBERGER: Die Grube ist auch ein Modell des Stadtviertels, das auf der Stuttgart-21-Fläche gebaut werden soll, des Rosensteinquartiers. Wir haben relativ naiv angefangen und versucht, uns so ein Stadtviertel zu zimmern. Dann ist uns aufgefallen, dass dabei etwas relativ Langweiliges herauskommt. So haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, Störungen zu integrieren, Unkontrolliertheiten, Wildwuchs. Denn das ist das Interessanteste an einer Stadt. Also eben nicht das Geplante, sondern die Fehler und Komischheiten. Wie kann man

Probegrube New landscapes show up in the unlikeliest places von Tobias Rehberger Wem gehört die Stadt? Wem gehört das Rosensteinquartier, das durch Stuttgart 21 frei werdende Areal nördlich des Hauptbahnhofs, bisher Gleiswüste, der vielleicht letzte utopische Ort Stuttgarts? Das Thema Stadtentwicklung ist bestimmend für Stuttgart, allzu häufig muss dabei jedoch die Vision der Pragmatik weichen. Der Künstler Tobias Rehberger und sein Studio entwickeln für das Schauspiel Stuttgart eine Installation über das Potenzial der mit Stuttgart 21 zusammenhängenden Stadtentwicklung. Frühjahr 2019 – vor dem Schauspielhaus im Oberen Schlossgarten


Stadt

MAAK: Das ist ja gerade das Wunderbare. Stuttgart liegt in einem Kessel, der ist auch eine Art Loch. Nun buddelt Stuttgart in den Kessel noch ein Loch hinein. Das ist das Loch im Loch. Das ist eine einmalige Städtebau-Situation. Die Stadt gräbt die Gedärme ihrer Infrastruktur immer tiefer in die Erde hinein. Wenn man sich anschaut, wie die Löcher genutzt wurden, die der Städtebau hinterlässt, etwa in Steinbrüchen, dann ist es interessant zu sehen, dass unter anderem in der Antike Amphitheater in Löcher gebaut wurden. Da, wo die Stadt eine Leerstelle hinterließ, konnte die Gegenwelt einziehen. Das Loch, nicht nutzbar als Marktplatz, war ein Freiraum, in dem die Gegenstadt entstand. Das Museion, zu dem das Theater in der Antike gehörte, war so ein Gegenort zur Stadt, zur Agora. Die Agora war gebaut, war quadratisch, war organisiert. Das Museion war ein Tempelbezirk mit einer gewellten Topografie, ein Ort, der nicht begradigt war und der auch Löcher haben durfte, in denen man sitzen konnte: Hügel, Büsche, Täler mit verschiedenen Tempelchen, wo erzählt und gespielt wurde. Dieser Ort des Beobachtens und des Sehens war die Anti-Stadt. Diese Idee, dass Löcher eventuell eine Form von Urtheater sind, ist sehr schön. Also: Warum nicht das Loch, in dem alles stockt, als große städtische Freilichtbühne definieren?

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man langsamer fahren, wenn ein Loch in der Wand ist, kann man rausgucken. Löcher stören – andererseits fehlen der Stadt Löcher im übertragenen Sinn, Porositäten, in denen sich etwas einnisten kann. Auch ein Riff entsteht ja nicht, indem man einfach einen Betonblock ins Meer tut, sondern es muss Vorsprünge und Rücksprünge haben, kleine offene Stellen … und dann kann sich Leben einnisten und es entsteht ein Biotop. Der bis ins Letzte durchkontrollierten Stadt ein Loch in den Bug zu schießen, ist vielleicht ein wichtiger Akt des Protests gegen eine bestimmte Idee von Urbanismus, die nichts mehr zu tun hat mit den Idealen von Freiheit und Selbstverwirklichung, für die die Großstadt noch in den 70er-Jahren stand, sondern die als höchste Werte Komfort und Kontrolle etabliert hat. Es gibt zum Beispiel in diesem neuen geplanten Stadtviertel keinen unkontrollierten Bereich, keine Brachen, keine Sandkuhlen, keine dunklen Winkel – keine Freiräume. MICHALZIK: Im Rosensteinquartier?

REHBERGER: Ja. Wenn das komplett geplant ist, dann können die Zwischenräume nicht entstehen. Wie findet man da einen Mechanismus? Wie stellt man Ungeplantheit her? Das ist das Schwierige. Bis wir gemerkt haben: Du kannst immer alles ideologisch angehen, du kannst imMICHALZIK: Ist Stuttgart ein mer sagen: O. k., ich brauche Beispiel dafür, dass sich den Bauernhof in der Mitte durch das Bauen in die Höhe der Stadt. Oder: Ich brauche Tobias Rehberger: Probegrube (Rendering), 2018. die Unnutzbarkeit des Lochs das Hochhaus hier und da. gerade verändert, vielleicht sogar umdreht? Du musst eine Idee dahinter haben. Aber das ist das Uninteressante, die Idee vorher zu haben. Die Idee muss in die Lücken MAAK: In Stuttgart vertieft man den Kessel mit einem Loch, gefüllt werden, dort, wo es notwendig ist. Und dort, wo es nicht um die Bahn hineinzulegen, es dann zu überbauen und dar- notwendig ist, passiert eben etwas anderes. auf wieder in die Höhe zu bauen. Das klingt ja auf gewisse Weise schon hysterisch. Dass Tobias in dieser psychotischen MAAK: Es ist eine alte Form des Protests, ein Loch zu kreieren. Situation noch ein Loch schafft, das aber sich selber, wie der Das kann eine ganz kleine Geste sein. Wie 1968 einen PflasMagen eines Wals, nach außen stülpt und die Innenseite zum terstein rauszureißen, und schon ist da ein kleines Loch. Das Äußeren macht, so als ob der Druck unter dem Loch so groß ist der Urmoment der Durchlöcherung der Stadt. Ich nehme wäre, dass es sich nach oben katapultiert, finde ich eine groß- einen Stein raus aus der Stadt. Die andere Protestform ist: Ich artige Idee. Das Loch ist immer eine Unterbrechung von effi- nehme das, was in der Stadt vorhanden ist, und türme es auf. zienten Strukturen. Wenn ein Loch in der Straße ist, muss Stichwort: Barrikade. Ich schmeiße einen Bus um und tue


6 DIE ABWEICHUNGEN

Die neue Stadt

von Clemens J. Setz

Wie wollen wir leben?

Frau Jassem wird tot in ihrer Besenkammer gefunden. In ihrer Wohnung entdeckt man neun aquariumgroße Nachbildungen der Wohnungen, in denen Frau Jassem geputzt hat. Die Kuratorin des Kunstmuseums plant, die Modelle in einer Ausstellung zu zeigen. Dabei stellt sich heraus, dass Frau Jassem die Wohnungen detailgetreu nachgebaut und zugleich minimal verändert hat. Bei Familie Schab kriecht ein Spielzeugkrokodil durch den Flur. Und bei den Kaindls liegt ein zweites Kind im Bett. Die Abweichungen erzeugen Irritation und stürzen die Familien in existenzielle Krisen. Ist Frau Jassem eine Bühnen­ bildnerin der Gegenwart, die das Schlachtfeld der Familie in ihren Modellen nachgebildet hat? Oder eine irre Stalkerin und die Abweichungen sind reine Spekulation?

Wie organisieren wir Mobilität? Wie bauen wir Stuttgart? Wie wollen wir zusammenleben? Welcher Begriff von Leistung tut uns gut? Sind wir eine Stadt des Geistes und der Kreativität? Welche konkrete Utopie der Landeshauptstadt haben wir? Jeweils eine Stuttgarter Person des öffentlichen Lebens spricht mit einem Gast über ein Thema, das die Stadt bewegt. Jeder Gast ist Expert*in auf einem Gebiet: der Stadtentwicklung, der Wissenschaft, der Wirtschaft oder der Kunst.

Uraufführung: 18. Nov 18 – Kammertheater Regie: Elmar Goerden

Bretter und Jalousien drauf. Tobias’ Projekt ist auf eine gewisse Weise beides: sowohl Loch als auch Barrikade. Gleichzeitig ist es in sich selber auch noch eine Stadtinsel, eine Burg, eine Festung, eine Gegenstadt, eine Form, die alles zusammenbringt: Loch, Barrikade und Festung. MICHALZIK: Seit über 20 Jahren wird erklärt, es gebe keine utopischen Räume mehr, sondern nur noch dystopische. Alle entwerfen Dystopien. Wenn ich das richtig verstehe, ist das hier ein utopischer Ort? REHBERGER: Hm, weiß ich nicht. Im gewissen Sinne ist es das Gegenteil einer Utopie. MICHALZIK: Eine negative Utopie, aber trotzdem eine Utopie? MAAK: Die Foucaultianer würden jetzt „Heterotopie“ rufen. Aber sagen wir mal: Da wird wieder etwas möglich, was sonst in der Stadt nicht möglich ist, nämlich sich ohne Kaufabsichten zu bewegen. Normalerweise ist der städtische Raum strukturiert von Kauferwartungen. Du darfst dich in bestimmten Gegenden nur setzen, wenn du zumindest suggerierst, demnächst einen Kaffee zu bestellen oder Schuhe zu kaufen. Letztendlich waren Parks der letzte Ort, wo man sich aufhalten durfte, ohne dass eine unmittelbare Kaufabsicht da sein musste. MICHALZIK: Kirchen! MAAK: In der Kirche gibt es eine metaphysische Kauferwartung, eine Andachtserwartung, da wird nicht gehüpft und gegrillt. Kirchen sind extrem kontrollierte Räume, und damit unterscheiden sie sich nicht wesentlich von der aktuellen Stadt mit ihren als Verschönerungsanstrengungen getarnten Kontrollmaßnahmen. Mehr Blumenkübel, Verkehrsberuhigung, Einengung der Fahrspuren … Das alles wird als Steigerung der Lebensqualität verkauft, ist aber eine Form der Kontrolle des öffentlichen Raums. Man sieht das gerade dramatisch in New York, wo Mayor Bloomberg über Jahre gesagt hat: Wir müssen der Stadt Fahrradwege geben und Bänkchen und Fitnessgeräte, wo Leute trainieren können am Hudson River. Wie schön ist das! Und noch ein Bänkchen und noch ein Türmchen. Als die Leute demonstrieren und gegen Trump marschieren wollten, gab es aber plötzlich

Eine Reihe des Schauspiel Stuttgart in Kooperation mit SWR2, moderiert von Dietrich Brants. Die Veranstaltung wird für den SWR aufgezeichnet.

Termine entnehmen Sie dem Monatsheft der Staatstheater oder unserer Website.

keinen freien Platz mehr in der Stadt, wo das möglich wäre. Man rennt überall gegen Zäunchen und Tischlein und Fitnessgeräte. Was verkauft wird als Verschönerung der Stadt, als Steigerung der Lebensqualität, ist auch ein Umbau des Stadtbewohners vom aktiven, protestierenden Stadtbewohner, der mitgestaltet, zum depressiv kontemplativen Zuschauer. Wir wollen in der Stadt als Bürger aber anders aktiv sein, andere Erfahrungen machen als bloß der Aufforderung zu folgen, sich hinzusetzen und zu trainieren. MICHALZIK (ZU REHBERGER): Burkhard Kosminski ist zu Ihnen gekommen und hat gesagt: Wollen Sie nicht ein freies Projekt in den Schlossgarten setzen? REHBERGER: Er wollte, dass ich im ersten Jahr seiner Intendanz eine Installation für Stuttgart entwickle. Im Gespräch kamen wir auf das Rosensteinquartier. Bei den letzten Stücken Stadt, die es zu gestalten gibt, spielt für ihn eben auch Theater eine Rolle. Kann man für diese Areale der Stadt nicht eine Utopie entwickeln? Aber wie gesagt, ich empfinde es nicht als Utopie, weil das für mich ein Begriff ist, der automatisch Ideologie beinhaltet. MAAK: Es gibt eine erstaunliche Einfallslosigkeit bei der Ausformulierung von Utopien. Es heißt: „Die Utopie kommt zurück!“ Aber meist bekommt man am Ende nur eine geringfügig ökologisierte und mit Wärmedämmputz versehene Wohnstraßen-Hölle. Nur weil drei Autos weniger durchfahren, ist das aber noch keine Utopie. Utopie heißt heute bloß noch: Cappuccino trinken und Fahrrad fahren. Mehr ist in Deutschland nicht mehr zu erwarten. Ich glaube, die Stadt ist an einem Punkt wie Yoga auch: Die Leute versuchen, Erholung und Effizienzsteigerung in eins zu zwingen. Beim Yoga kann ich angeblich entspannen und gleichzeitig meinen Körper trainieren. Weil ich keine Zeit mehr habe, sechs Stunden auf dem Sofa zu liegen und dann noch laufen zu gehen. Also gehen die Leute zum Yoga und haben das Gefühl: Hier wird beides zusammengebracht. Die neue Stadt, die auch in Stuttgart entworfen wird, ist eine ähnlich deprimierende Zusammenzwingung von Erholung und Effizienzsteigerung. MICHALZIK: Was ist eigentlich daran so schlimm? MAAK: Wir sehen eine zunehmende Zahl von Leuten, die


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Stadt

Valentin Richter 1. Stuttgart ist die einzige Stadt Deutschlands mit vier „t“ im Namen. Und das aus gutem Grund, denn wenn man die „t“s weglassen würde, hieße die Stadt ja „sugar“. Eine Stuttgarter Spezialität hat jedoch nur ein „t“: die Käsespätzle. Meine Frage an die Stuttgarter: Welche Käse­ rezeptur ist denn die „richtige“, die „leckerste“? 2. Sind EU und europäische Identität voneinander trennbar? Wie geht man mit Menschen um, die sich „Patriotische Europäer“ nennen? 3. Was ist für Euch das größte Stuttgarter Drama: Dass Friedrich Schiller Die Räuber zwar in Stuttgart schrieb, sein Schauspiel aber in Mannheim uraufgeführt wurde? Oder ist es der Abstieg des VfB 2016 in die 2. Fußball-­ Bundesliga? Oder etwas ganz anderes?

glauben, dass sie an einem Burnout leiden – und eine zunehmende Zahl von Leuten, die, obwohl sie arbeiten, ihr Leben nicht mehr finanzieren können. Daran sehen wir, dass der Kapitalismus in eine Phase eingetreten ist, wo in der Stadt Gentrifizierung abgelöst wird durch eine viel weiter gehendere Vertreibung von fast allen Leuten mit normalen bis sehr guten Einkommen. Inzwischen betrifft Gentrifizierung nicht mehr nur die Arbeiterklasse. Auch das kulturprägende Bürgertum, das so stolz auf seine stadtgestaltende Kraft ist – Anwälte, Ärzte, Theatergänger –, kann sich die Innenstädte nicht mehr leisten. REHBERGER: Im Prinzip ist der Kontrollverlust, unser hergestellter Kontrollverlust, auch so ein Anti-Investoren-­ Bauen. Investoren brauchen Kontrolle. Die müssen sich ausrechnen können, was hinten rauskommt. Wenn man aber sagt: Das meiste, was hier entsteht, sind Knubbel und Lücken. Dann ist auch Kontrolle nicht mehr möglich. Und dann können natürlich alle möglichen Leute wieder in alle möglichen Zwischenräume vorstoßen, die sonst zugespachtelt sind. Es ist doch so: Am interessantesten wird es, wenn das, was stringent ausgedacht wurde, erstmal ausstirbt, wenn in irgendwelchen Waschbetonhäusern die Läden rausgehen und das dann Brachen werden. Was dann im zweiten Zug kommt, das, was eben nicht von vornherein ausgedacht war, das ist meist das Interessante. Wie kann man das herstellen, ohne dass man die 30, 40 oder 50 Jahre braucht, bis die erste Runde Läden draußen ist und das Gebäude 10 Jahre lang leer stand? MICHALZIK: Wie lange wird denn die Probegrube im Schlossgarten stehen? REHBERGER: Gute Frage. Ich denke mal ein paar Wochen. MICHALZIK: Und gibt es Möglichkeiten, dass sie sich in der Zeit verändert?

nina siewert 1. Wie kann Stuttgart die Auto­plage loswerden?

REHBERGER: Es ist ja ein begehbares Modell. Was da reingefüllt wird, ist offen. MAAK: Wie wird eigentlich der Zugang geregelt? Kann da jeder raufklettern? REHBERGER: Da kann jeder rauf und rein.

2. Können wir auf Europa stolz sein?

MICHALZIK: Es gibt keinen Eintritt?

3. Was können wir tun, damit sich aus einer hauptsächlich männer­ dominierten Weltliteratur eine vielfältigere und geschlechtergerechtere Dramatik entwickeln kann?

REHBERGER: Nein. Und es soll auch kein festes Programm geben. Meiner Ansicht nach ist es am schönsten, wenn das, was da an Schnipseln stattfindet – zum Beispiel fünf Minuten von einem Theaterstück –, dass das nicht angekündigt wird, sondern dass es plötzlich aufpoppt und zufällig stattfindet. Und wenn dann einer vorbeikommt, bleibt er für fünf Minuten stehen. Und danach ist wieder drei Stunden nichts los. Oder drei Tage.


8 MICHALZIK: Das zeigt, dass Theater von allen Kunstformen eigentlich die einzige ist, die wirklich unkontrollierbar ist. Man kann zwar mit vielen Proben so tun, als würde alles so ablaufen, wie man es haben will. Aber letztendlich findet Theater immer erst im Moment der Aufführung statt. REHBERGER: Naja, das kann man von der Bildenden Kunst auch sagen. Natürlich müssen die Künstler immer so tun, als hätten sie alles unter Kontrolle und dass es genauso geworden ist, wie man es geplant hat. Aber ob das bis ins Detail wirklich stimmt … die Hand zittert, der Kopf zittert und schon wird es ein bisschen anders. MAAK: Wir sollten über noch ein Loch reden – über das, das der Wandel der Arbeit in unsere Städte reißen wird. Gerade in Stuttgart wird immer noch um eine sehr konservative Idee des Verhältnisses von Arbeit und Leben herumgebaut. Gerade der Schwabe ist ja stolz auf seine Arbeitsamkeit. Wir erleben aber einen fundamentalen Zusammenbruch der Idee von Arbeit. Die klassischen Betätigungsfelder sind durch Automatisierung bedroht. Es kommen auf die Menschen und die Stadt enorme Umstürze zu. Was machen wir in der Stadt, wenn wir nicht mehr morgens in den Büroturm fahren? Wo fahren wir dann hin? Fahren wir überhaupt noch? Arbeiten wir von zu Hause? Oder arbeiten wir gar nicht mehr? Laufen diese Menschen dann freigesetzt durch die städtischen Räume? Und was machen die dann da? Darüber muss man sich Gedanken machen. Der Wegfall von Arbeit ist denkbarer geworden. Darauf muss eine Stadt reagieren. Bisher haben wir Städte um Arbeit herum gebaut. So empfinde ich dieses Projekt auch als ein Nachdenken darüber: Was passiert im öffentlichen Raum, wenn er mehr sein muss als eine von Kauf­ angeboten garnierte Durchgangsschleuse zur Arbeit? MICHALZIK: Das mit der Arbeit im Zentrum der Stadt ist ja eigentlich eine relativ neue Idee. Lange war die Stadt Versammlungsort, Verwaltungsort, Sitz des Fürsten. Die Arbeit kam erst später dazu. Stellt die Probegrube als Verbindung von Stuttgart 21, Rosensteinquartier als Flanier-Ort und Theater als Versammlungsraum auch die Wiedergewinnung einer alten Idee von Stadt dar? REHBERGER: Zumindest ist es ein Gerät, das Möglichkeiten eröffnet. Aber auch das würde ich nicht definieren wollen. Oder auch nicht meine Hoffnung da reinsetzen wollen. Wenn man schon Kontrolle verlieren will, dann muss man es auch wirklich tun.

Schlossgartencampus Das Theaterfestival im Schlossgarten für Student*innen Ab der Spielzeit 18/19 laden wir jährlich Studierende zu unserem neuen 3-tägigen Theaterfestival Schlossgartencampus ein. Neben Theateraufführungen erwartet euch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit exklusiven Workshops, Diskussionen und einer Open Stage. Freut euch auf Gespräche mit Mitarbeiter*innen des Theaters und die ein oder andere Party, die für angemessene Festival-Atmosphäre sorgen wird.

Thaddäus Troll Kein Heimatabend von Gernot Grünewald Der 1914 geborene Cannstatter Hans Bayer ist Kriegsberichter im Zweiten Weltkrieg. Das Kriegsende beschreibt er als zweite Geburt, die sich bald im humoristischen Pseudonym Thaddäus Troll manifestiert. Ende der 60er-Jahre gelingt diesem mit Deutschland deine Schwaben ein Überraschungserfolg. Seither haftet ihm das Label des Heimatdichters an. Der Mensch hinter dem Pseudonym tritt derweil als Theaterkritiker, SPD-Wahlkämpfer und durch sein Engagement für die Rechte von Schriftsteller*innen in Erscheinung. 1980 nimmt er sich das Leben, mutmaßlich hat ihn der Krieg nie ganz losgelassen. Der Regisseur Gernot Grünewald spürt der Zerrissenheit des prominenten schwäbischen Schriftstellers zwischen Heimatdichtung und Kriegsbericht mit dessen eigenen Texten nach. Uraufführung: 4. Mai 19 – Kammertheater Regie: Gernot Grünewald

Kriegsschiffe entwickelt. Wo ist die Kanone? Wo ist das Munitionsdepot? Die Probegrube ist der Versuch – zwar ohne Muster, aber mit einer Dimension mehr –, wie Objekte sich durch Objekte verunklaren lassen. Ein verunklarter Raum. MAAK: Theater ist ja auch, wenn es gut ist, verunklarter Raum. In der Euphorie, dass Formen, Biografien, Geschichten auseinanderfallen und neu zusammenfallen können. Das ist wie ein Kaleidoskop: Die Steinchen sortieren sich plötzlich ganz anders. Und es hat den gleichen euphorisierenden, befreienden, aufrührerischen Effekt. Das ist das Schöne am verunklarten Raum. Der Philosoph Hans Blumenberg hat das mal sehr schön gesagt, dass die Freiheit des ästhetischen Subjekts in dem Moment entsteht, wo nicht klar ist, was ein Ding ist. Vor dem Gegenstand, der mehrdeutig ist und der mehrere Interpretationen zulässt, erfährt das Subjekt seine ästhetische Freiheit und sich selbst als freies Subjekt. REHBERGER: Ja, in diesem Sinne ist die Probegrube auch ein bisschen so ein komischer Klops. Sie ist ja auch von ihrer Ersterscheinung her gar nicht gestaltet. Wir sind grob die Umrisse dieses Quartiers nachgefahren, und das ist dabei herausgekommen. MICHALZIK: Sie entspricht nicht mal genau der Form des Quartiers?

MICHALZIK: Viele Ihrer Innenräume sind verunklart, indem sie mit dazzle painting bemalt sind, diesem Schwarz-Weiß-­ REHBERGER: Nee. Geflecht, mit dem zum Beispiel Prototypen von neuen Automobilen vor Kopie geschützt werden. MAAK: Interessant ist auch die Idee des Modells. Der Architekt baut ein Modell, um Kontrolle auszuüben. Der baut die Stadt REHBERGER: Dazzle painting ist erfunden worden, um Objekte schon mal in klein, um zu sehen, wo was hin muss. Der Bühin sich zu verunklaren, damit man nicht mehr sieht, wo vorne nenbildner macht das auch. Der baut erstmal einen Proto­ und wo hinten ist. Ursprünglich wurde dieses Verfahren für typen in klein, um sich aus der Perspektive Gottes das Werk


„ Stuttgart sieht nachts mit den Lichtern am Hang aus wie Nizza – das einzige, was fehlt, ist das Meer.“ Niklas Maak


10 anzuschauen. Wenn man dann drin ist, wird das alles viel chaotischer. Was du machst, ist quasi ein Gegenmodell. MICHALZIK: Schon allein dadurch, dass es ein Modell in Lebensgröße ist. REHBERGER: Ja. Aber der Maßstab ist trotzdem ein verkleinerter. Wir haben das ganze Quartier auf 15 Meter Länge verkleinert. Das ist interessant an einem Modell, dass es auf der einen Seite für etwas anderes steht, also etwas repräsentiert, aber dann auch es selbst ist. Ein Modell hat eigentlich eine Zwitterfunktion. MICHALZIK: Letzte Frage: Wenn Sie an diesem riesigen Loch vorbeigehen, in Stuttgart, was geschieht dann mit Ihnen? REHBERGER: Ich finde, es hat was. Also, von mir aus können wir es so lassen. MAAK: Schön wäre, man würde sagen: Wir haben uns vertan, wir lassen es sein, das mit der Bahn im Loch ist ein Quatsch. Aber kein Politiker macht das. Man kann nicht sagen: Wir haben das probiert, es klappt aber nicht. Es macht eigentlich auch gar keinen Sinn. Bevor wir hier noch mehr Geld in einem Loch versenken, lassen wir es sein. Das ist nicht denkbar, weil dann jemand zurücktreten müsste. Stuttgart ist so eine schöne Stadt, sie sieht nachts mit den Lichtern am Hang aus wie Nizza – das Einzige, was fehlt, ist das Meer. Das Schönste wäre, wenn man sagen würde: Vergiss die Bahn, wir fluten das Loch. Wenn da ein See wäre – dann wäre Stuttgart die schönste Stadt Europas.

elke twiesselmann 1. Ich lebe schon seit 45 Jahren hier in Stuttgart. Bei den neuen Kolleg*innen interessiert mich: Empfinden sie diese Stadt als einen Ort des Aufbruchs oder des Zusammenbruchs? 2. Europa ist für mich selbstverständlich. 3. Sollte man Romane nicht viel eher lesen, anstatt sie auf die Bühne zu wuchten?

martin bruchmann TOBIAS REHBERGER zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Künstlern. Er wurde 1966 in Esslingen am Neckar geboren und studierte von 1987 bis 1992 bei Thomas Bayrle und Martin Kippenberger an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, der Städelschule in Frankfurt am Main. Seit 2001 lehrt er dort als Professor für Bildhauerei. Tobias Rehberger ist ein Grenzgänger zwischen Kunst, Design und Architektur. Seine Kunst will nicht nur im Museum stehen, sondern findet im öffentlichen Raum statt. Er schafft begehbare Environments, spielt mit der Erwartungshaltung an Bildende Kunst und interveniert im Stadtraum. 2009 gewann er bei der 53. Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für seine Installation mit dem Titel Was du liebst, bringt dich auch zum Weinen. Rehbergers Kunst ist nie nur zum Anschauen, sondern auch und gerade zum Erleben.

Niklas Maak, 1972 in Hamburg geboren, studierte in Hamburg und Paris Kunstgeschichte, Philosophie und Architektur und promovierte zur Entwurfstheorie bei Le Corbusier und Paul Valéry. Seit 2001 ist er leitender Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Kunst und Architektur. Daneben unterrichtete er als Gastprofessor für Architekturgeschichte an der Städelschule in Frankfurt am Main und in Harvard. Im Hanser Verlag veröffentlichte er u.a. die Bücher Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen (2014), Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner (2016) und Durch Manhattan (2017, mit Leanne Shapton). Für seine Essays wurde er u.a. mit dem George F. Kennan Award, dem Henri-Nannen-Preis und dem Architekturkritik-Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.

1. Unabhängig von der Arbeit und Familie – was macht eine Stadt attraktiv? Was sind Kriterien, sich für eine Stadt zu entscheiden? Was ist unabdingbar, was brauchen wir, um uns wohlzufühlen? 2. Europa in 12 Jahren: ein Schloss oder eine Ruine? 3. Wenn es ein Stück über Sie / Ihr Leben gäbe und Sie die Hauptrolle spielten, wie hieße es?


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Stadt

Marietta Meguid Gelassenheitsgebet: Stadt, Europa, Drama 1. Stadt, was ist dein Ziel? Offenheit oder Geschlossenheit? 2. Warum ist das so schwer, „leben und leben lassen“? 3. Liebes Drama, fühlst du dich von den Menschen, die dich schließlich ertragen müssen, verkannt?

Silke Bodenbender 1. Die Mieten und die Feinstaubwerte steigen in den Großstädten immer weiter. Da drängt sich für manchen langsam die Frage auf: Nicht doch lieber Land? Wie ist da die Situation in Stuttgart? Wie gut ist Stuttgart mit seinem Umland vernetzt? Wie sehr prägt das Umland die Stadt, wie sehr die Stadt das Umland? 2. Ich bin überzeugt von der „Vision Europa“ und ihrer Kultur und hoffe, dass Europa immer weiter zusammenwächst. Deshalb interessiert mich: Wie viel europäische Kultur steckt bereits heute in Stuttgart? Wo könnte sie zu finden sein? Und welche Möglichkeiten gibt es hier für Stuttgart in der Zukunft? 3. Für mich ist das Drama nicht nur ein Kernelement des Theaters, sondern es kann in einer dramatischen Situation auch politische Konflikte auf den Punkt bringen. Deshalb kurz gefragt: Wie viel Drama brauchen wir eigentlich, um uns endlich eines Besseren zu besinnen?

klaus rodewald 1. Ist die Stadt, in der ich bequem wohnen und arbeiten kann, nur zu meiner Versorgung da? Oder trage ich als Gestalt des urbanen Lebens nicht die Verantwortung, mein urbanes Umfeld zu gestalten? Wie viel Plan sind meine Familie und ich in der Stadtplanung? Wie viel Garten steckt in Stuttgart heute und morgen? 2. Braucht es mehr Europa oder mehr Europäer? Gelingt es uns, ein Europäisches Parlament so auszurüsten, dass es auch souverän Gesetze erlassen kann, oder wollen wir das auch in Zukunft der Gnade des EU-Rats überlassen? Brauchen wir nicht ein gemeinsames Außen- und Finanzministerium – was zur Folge hätte, dass nationale Interessen in den Hintergrund rücken würden?! 3. Ist das Drama eine verstaubte Veranstaltung im Kern eines Theaters? Oder ist das Theater mit seinen Dramen eines der letzten Refugien, in denen wir Geschichte auf Gegenwart treffen lassen; wo wir gemeinsam, inhaltlich und ästhetisch über Gegenwart und Zukunft diskutieren?!


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David Müller 1. Ich bin mit der Wiener Kaffeehauskultur aufgewachsen und diese Tradition ist mir bis heute vertraut. Aber vor allem besuche ich die Kaffeehäuser, um Texte für das Theater zu lernen – zu Hause kann ich das nämlich nicht. Werde ich in Stuttgart Kaffeehäuser finden, die mir gefallen und in denen ich mir meine Texte aneignen kann?

Gabriele Hintermaier 1. Wo heute die größte Baustelle Europas ist, war bis 2010 der Mittlere Schlossgarten, der schönste Teil des Schlossgartens mit uralten großen Bäumen, einem tollen Biergarten, einem Platz mit großen Schachfiguren – einfach ein Ort zum Verweilen mitten in der Stadt. Der Protest gegen Stuttgart 21 brachte eine ungeheure kreative Kraft zum Vorschein, mit Konzerten im Park, Treffen für Mütter mit Kinderwägen und jeder Menge Austausch zwischen Stuttgarter Bürgern. Nach Räumung des Parks wurde leider kein Ort wie dieser geschaffen, zumal es in Stuttgart ohnehin an Plätzen mit hoher Verweildauer mangelt. Wo sind in Stuttgarts öffentlichem Raum die Plätze, an denen es zu einem kreativen, internationalen Austausch kommen kann? 2. Oft habe ich den Eindruck, Europa existiert nur als Wirtschaftsfaktor, zusammengehalten von der gemeinsamen Währung. Dabei sind doch so viele kulturelle Schätze in den einzelnen Mitgliedstaaten vorhanden. Deswegen stellt sich mir die Frage: Wie kann dieser Reichtum erhalten bleiben? Oder ist es unweigerlich so, dass die unendlich vielen Bestimmungen des Europäischen Rates dazu führen, dass es in jeder europäischen Stadt das Gleiche zu kaufen gibt? Müssen Straßenlaternen von Finnland bis Griechenland gleich aussehen? Können wir dem nichts entgegensetzen? 3. Warum kommen immer mehr Romanbearbeitungen auf die Bühne? Ist das der Wunsch des Publikums? Sind Dramen wirklich aus der Zeit gefallen oder muss nur das Interesse an ihnen wieder geweckt werden?

2. Ich habe oft das Gefühl, die politischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Zusammenhänge Europas nicht begreifen zu können. Heißt das, dass ich mich zu wenig mit Europa beschäftige? Oder haben auch andere Menschen dieses Gefühl? 3. Wenn mein bisheriges Leben als Theaterstück niedergeschrieben würde, welcher Titel hätte dieser Text?

anne-marie lux 1. Ich habe gehört, in Stuttgart geht es immer bergauf und bergab. Gibt es vielleicht trotzdem eine schöne Laufstrecke, die nicht nur für Ausdauerprofis geeignet ist? 2. In Zukunft werden mich auch Freunde und Familie aus dem Ausland besuchen, die die schwäbische Lebensart noch nicht kennen. In welches schwäbische Restaurant gehe ich am besten mit ihnen essen? 3. Wo ist der entspannteste Ort, um dem Alltags- und Berufsdrama zu entfliehen?


europa Wie vertraut und wie fremd zugleich ist uns doch der Teil der Erde,

in dem wir leben, dem wir uns zugehörig fühlen und der – wie wir uns immer wieder gegenseitig versichern – unsere Kultur ausmacht. Warum sehen wir Europa nicht mehr als das große Friedensprojekt, das es so lange gewesen ist? Warum begreifen wir dieses unser Europa in erster Linie als „Euro-­Raum“? Wie ist es in unserer Erfahrung vor allem zu einem Kontinent der „Reisefreiheit“ geworden? Warum reden wir immer und immer wieder über die „Bedrohung der Außengrenzen“, wenn wir zurzeit

über Europa reden?


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Therese Dörr 1. Werden meine Kinder schwäbisch sprechen und werde ich sie dann noch verstehen? 2. Wie kann ich leidenschaftlich an Europa denken, blödsinnig, liebevoll … und nicht nur vernünftig? 3. Das Drama entsteht immer erst im 1. Wie könnten die innerstädtischen Augenblick mit den Menschen, die zuöffentlichen Plätze den Bedürfnissen schauen. Wie können wir das im Spiel spürbar machen? der Bürger entsprechend gestaltet werden, anstatt orientiert an den Interessen von Investoren und Lobbyisten?

michael stiller

2. Ist ein „Europa der Regionen“ anstelle eines „Europas der Nationen“ eine Utopie? Oder ist es wenigstens eine Möglichkeit? 3. Kann das Drama in seiner klassischen Form bewahrt oder muss es verändert werden?

jannik mühlenweg 1. In einer Stadt voller Werbeplakate, ohne viel Raum z. B. für Fahrradfahrer*innen und mit Bänken, die extra so gebaut sind, dass niemand auf ihnen schlafen kann, frage ich mich, wie wir uns den öffentlichen Raum „zurückerobern“. Wie könnte eine Stadt aussehen, die zum Begegnen, Verweilen und Mitgestalten einlädt? 2. Mit sozialwissenschaftlichen Begriffen wie „Ingroup“ und „Outgroup“ versucht man die Entstehung eines „Wir-Gefühls“ zu beschreiben. Als Europäer*in fühle und definiere ich meine Outgroup anders als als Deutsche*r, aber muss es immer „die Anderen“ geben, von denen „Wir“ uns abgrenzen? 3. Was 2000 Jahre alte Dramen noch aktuell sein lässt, sind ja die immer gleichen menschlichen Konflikte um Liebe, Macht und Tod. Sollen wir nach der Lösung dieser Konflikte suchen? Oder sollen wir den Konflikt an sich lieben lernen?


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Europa

Europa: Ein Blick von der Peripherie von Oliver Frljić EUROPA ENSEMBLE Visionen eines zukünftigen Theaters Das europäische Projekt wird seit einigen Jahren von vielen Seiten in Frage gestellt. Ein von einem neuen Nationalismus geprägter Rechtspopulismus sowie Isolations- und Austrittsbewegungen stehen ihm gegenüber. Im nostalgischen Rückgriff auf nationale Symbole und Mythen wird das Gefühl der Entwurzelung und des Verlustes in einer fragmentierten Welt kompensiert. Diese antimoderne Mythologisierung der Geschichte, die Abkehr von gesellschaftlichen Utopien nennt Zygmunt Bauman „Retrotopia: Visionen, die sich anders als ihre Vorläufer nicht mehr aus einer noch ausstehenden und deshalb inexistenten Zukunft speisen, sondern aus der verlorenen / geraubten /  verwaisten, jedenfalls untoten Vergangenheit.“ Wie kann man das in die Krise geratene europäische Projekt wieder mit Sinn und Inhalt füllen, wie ihm künstlerisch begegnen? Zusammen mit dem Nowy Teatr, Warschau, dem Zagreb Youth Theatre und dem Nationaltheater Athen als assoziiertem Partner gründet das Schauspiel Stuttgart ein Europa Ensemble. Aus dem Geist und Gedanken des Ensembletheaters heraus wird eine Gruppe von Schauspieler*innen und Regisseur*innen aus Kroatien, Bosnien, Polen, Griechenland und Deutschland über einen längeren Zeitraum zusammen europäisches Theater machen. Das Europa Ensemble wird aus sechs jungen Schauspieler*innen bestehen – je zwei von ihnen kommen aus Stuttgart, Warschau und Zagreb. Sie sind eingeladen, ihre eigene Vision von Europa zu entwerfen. Was setzen wir dem drohenden Scheitern des Projekts Europa entgegen? Wie können wir Europa neu denken? Was ist unsere Utopie? Um der Komplexität der drängenden Fragen gerecht zu werden, wird das Europa Ensemble neue Texte entwickeln, die eine vielfältige Gegenwart befragen und die sich nicht scheuen, anzuecken und Grenzen zu überschreiten. Die Gründung eines multinationalen Ensembles versucht das Chaos an Geist und Gefühl, das der oft zitierte europäische Gedanke von der „Vielfalt in Einheit“ bei zahlreichen Menschen auslöst, einzurahmen und einen Experimentierraum für die vielen unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen, für Konflikte und Widersprüche, Hoffnungen und Ängste zu schaffen. Das Europa Ensemble entsteht in der Überzeugung, dass im gesellschaftlichen Mikrokosmos dieses multinationalen Ensembles neue und positive Erzählungen von Europa gefunden werden, die in künstlerisch aufregende Theateraufführungen münden. Das Europa Ensemble startet mit einem Kick-off-Meeting im Nationaltheater Athen. Die Partnertheater erarbeiten dann in Stuttgart, Zagreb und Warschau Inszenierungen, die in den drei Städten gezeigt werden. Das Europa Ensemble zieht also von Stadt zu Stadt, kann unabhängig vom Repertoirebetrieb der jeweiligen Häuser intensiv an den eigenen Fragestellungen arbeiten und seine Arbeiten dennoch an großen Stadttheatern in drei Ländern zeigen. Begleitet werden die Aufführungen des Europa Ensembles in Stuttgart von einem groß angelegten Symposium. Künstlerischer Leiter: Oliver Frljić Erste Uraufführung in Stuttgart: 11. Apr 19 – Kammertheater Eine Zusammenarbeit zwischen dem Schauspiel Stuttgart, dem Nowy Teatr, Warschau und dem Zagreb Youth Theatre (Zagrebačko kazalište mladih) sowie dem Nationaltheater Athen als assoziiertem Partner. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.

Ich habe ein eher gespaltenes Verhältnis zu Europa. Da ich ursprünglich aus Bosnien stamme, wurde ich von den unterschiedlichen Kulturen beeinflusst, die in diesem Land bis zum Beginn der Jugoslawienkriege im Jahr 1991 in friedlicher Koexistenz gelebt haben. Meine prägenden Jahre verbrachte ich als Flüchtling – überwiegend in Kroatien, dann für kurze Zeit in Deutschland. Heute lebe ich in Kroatien, einem Land am Rande Europas, voller Komplexe bezüglich eben jenes Europas. Obwohl das Land geografisch in Europa liegt, hört man dort oft den Satz: „Wir werden nie wirklich zu Europa gehören.“ Nach dem Beitritt Kroatiens zur EU erlebten wir ein Wiederaufflammen des Nationalismus der 1990er-Jahre – diesmal verstärkt durch das Internet und die sozialen Netzwerke. Kroatien wurde zum Wegbereiter der derzeitigen Faszination Europas für den Nationalismus Polens und Ungarns. Was in Europa oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass Teile der Türkei und Russlands ebenfalls zu Europa gehören. Europa ist sehr wichtig für meine künstlerische Arbeit, doch versuche ich immer, einen narzisstischen Eurozentrismus, der die ganze Welt als Spiegel seiner selbst betrachtet, zu demontieren. Ich habe dieses Thema in meiner Arbeit „Unsere Gewalt und eure Gewalt“ (im Mai 2016 uraufgeführt im Rahmen der Wiener Festwochen) angesprochen, indem ich versucht habe, die europäische Kolonialgeschichte zu entstauben, damit man klarer erkennen kann, wie diese Geschichte noch immer in unser heutiges Europa hineinwirkt. Natürlich möchte Europa an das, was

es im Laufe dieser Geschichte getan hat – die vielen Leben, die in seinem Namen ausgelöscht wurden, die vielen Menschen, die unter Gewaltandrohung zum Christentum konvertieren mussten, die vielen Menschen, die im Namen der europäischen Aufklärung jeglicher Menschenrechte beraubt wurden, die vielen gestohlenen Güter, die unsere Wirtschaft stark gemacht haben –, lieber nicht erinnert werden. Heiner Müller hat gesagt, die deutsche Geschichte sei sein Feind und er wolle ihr in das Weiße im Auge sehen. Wenn es mir gestattet ist, mir einen Teil seiner Worte auszuleihen, dann kann ich dasselbe von der europäischen Geschichte sagen.

Wie ein Gast in seinem einstigen Zuhause Meine Freundin und meine Tochter leben in Kroatien. Vor Kurzem habe ich meinen letzten Freund in diesem Land verloren. Wenn ich dort hinreise, habe ich ein sehr komisches Gefühl. So als käme ich als Gast in das Haus, in dem ich einst gewohnt habe. Wenn ich durch die Straßen gehe, erlebe ich extrem unterschiedliche Reaktionen. Manche Leute kommen auf mich zu und bringen ihre Begeisterung und Unterstützung

Zuschauerkonferenz Uns ist es wichtig, mit unserem Publikum in Kontakt zu bleiben. Wir möchten wissen, wie Sie Theater erleben, was Sie bewegt und was Sie von Ihrem Theater und von uns erwarten. Deshalb laden wir Sie einmal pro Spielzeit zur Zuschauerkonferenz ein.


„ Das Kapital wird immer einen Weg finden, frei zu zirkulieren.“ Oliver Frljić


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Europa

EINMISCHEN – DIE JUGENDKONFERENZ Für Jugendliche und Studierende Ab 2019 bekommt ihr die Möglichkeit, euch einzumischen. Regelmäßig bieten wir einen Nachmittag lang Raum zum Austauschen, Streiten und Weiterdenken. Wie ihr euch in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beteiligen könnt, dürft ihr bei unseren offenen Konferenzen gemeinsam diskutieren, mit eigenen Ideen oder künstlerischen Beiträgen.

für meine Arbeit zum Ausdruck, während andere sofort anfangen, mich zu beschimpfen. Es kommt vor, dass ich innerhalb von 100 Metern auf beide Reaktionen treffe. Die neue Kulturministerin der Stadt Zagreb – Ana Lederer – hat in ihrem Antrittsinterview gesagt, sie werde kein Geld für Produktionen geben, an denen ich beteiligt bin. Sie hat also öffentlich erklärt, dass ihre Kulturpolitik Zensur bedeuten wird. Damit Sie verstehen, über wen ich hier spreche, füge ich hinzu, dass sie die engste Vertraute von Zlatko Hasanbegović ist, dem berüchtigten früheren Kultur­ minister Kroatiens, der offen seine Bewunderung für die Ustascha-Bewegung aus dem Zweiten Weltkrieg erklärt und sogar mit dem Emblem der Ustascha-­ Bewegung für ein Foto posiert hat. Anscheinend hat mir Kroatien also soeben die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dennoch werden Kroatien und seine jüngere Geschichte, vor allem der Krieg in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre, eine prägende Phase für meine menschliche und künstlerische Entwicklung bleiben. Diese Zeit hat mir geholfen zu verstehen, was ich in meiner Kunst machen möchte und was nicht.

Auf der Suche nach einer supranationalen Identität Ich bin ganz sicher, dass es die Vereinigten Staaten von Europa nie geben wird. Wir sehen in vielen Ländern der EU einen Prozess der Rückkehr zum Konzept der nationalstaatlichen Souveränität – etwas, von dem wir geglaubt haben, wir hätten es hinter uns gelassen. Die ethnozentrische Politik ist wieder da. Die EU als supranationale Union steckt in der schwersten Identitätskrise aller Zeiten. Wofür steht diese Union

noch, wenn immer mehr Regierungen ihrer Mitgliedsländer eine direkte Antithese zu dem, was Europa sein sollte, darstellen? Ausschließlich als europäischer Binnenmarkt interessiert mich die EU nicht. Das Kapital wird immer einen Weg finden, frei zu zirkulieren. Doch wenn wir unsere Grenzen vor denen verschließen, die direkt oder indirekt Opfer unserer eigenen Politik geworden sind, wofür sollen der Name Europa und die Europäische Union dann noch stehen? Ich unterstütze alle Ideen, die zu einer supranationalen Identität führen können. Jugoslawien, das wir so gründlich zerschlagen haben, dass man in Kroatien nicht einmal mehr positive Erinnerung daran hegen darf, war so eine Suche nach dieser supranationalen Identität. Natürlich in einem ganz anderen sozialen und politischen Kontext, aber dennoch. Ich habe wirklich das Gefühl einer Art sozialen Rückschlags, einer Situation, in der die Identität, die ich nicht aus freiem Willen gewählt habe oder die mir aufgezwungen wurde, als Legitimation dient. Deshalb empfinde ich ein so tiefes Misstrauen gegenüber dem Nationenkonzept. Die „imaginierte Gemeinschaft“, wie Benedict Anderson es nennt, basiert auf einer gewissen grundlegenden Täuschung: auf dem Gedanken, man habe etwas gemeinsam mit Millionen anderer Menschen, die man überhaupt nicht kennt. Selbst die Sprache, die wir sprechen, hat so viele idiomatische Unterschiede, dass man sie kaum als etwas bezeichnen kann, was all diese Menschen eint. Oder, wenn wir die Sache mal aus der entgegengesetzten Perspektive betrachten: Serben und Kroaten verstehen sich ausgezeichnet. Die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Sprache sind kleiner als die zwischen dem in Deutschland gesprochenen Deutsch und dem Schweizerdeutsch. Doch dieser Umstand hat die

ethnozentrische Politik in Serbien und Kroatien nicht davon abgehalten, die Sprache als Grundlage der nationalen Identität zu propagieren. Um aber auf den Gedanken der Vereinigten Staaten von Europa zurückzukommen: Ich bin für alle Ideen, die zu einer supranationalen Identität führen können, aber nicht, wenn diese Identität nur eine Maske ist, um darunter die ökonomischen Interessen gewisser Länder, Nationen oder gesellschaftlicher Klassen zu verbergen. Ich glaube, Europa ist ein Kontinent wie jeder andere. Wir sind weder die älteste Kultur noch die fortschrittlichste, wie wir so gerne glauben möchten. Die Entdeckung Amerikas war für die Native Americans nichts Neues. Sie wussten schon lange vor Kolumbus̕ Ankunft von der Existenz dieses Kontinents. Damit Europa zu seiner wahren Identität finden kann, muss es sich zuallererst von solch eurozentrischem Narzissmus befreien. Aus dem Englischen von Ulrike Becker

Oliver Frljić wurde 1976 in Bosnien geboren und flüchtete während der Jugoslawienkriege als Sechzehnjähriger nach Kroatien. Seine politisch brisanten Inszenierungen wurden vielfach ausgezeichnet und auf verschiedenen europäischen Theaterfestivals gezeigt. Von 2014 bis 2016 war er Intendant des Kroatischen Nationaltheaters in Rijeka. In Deutschland inszenierte Frljić am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatsschauspiel Dresden, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Residenztheater München.

Medea von Franz Grillparzer Der Grieche Jason landet mit den Argonauten in Kolchis. Er will das Goldene Vlies zurückholen, das der König der Kolcher einst durch einen heimtückischen Mord in seinen Besitz brachte. Die Königstochter Medea hilft Jason, das kostbare Widderfell zu entwenden. Jason und Medea segeln nach Griechenland, doch nirgendwo sind sie willkommen, zu groß ist die Furcht der Griechen vor der „Barbarin“ Medea. Kreon, König von Korinth, macht Jason ein verlockendes Angebot. Wenn dieser seine Tochter Kreusa heiratet, erhält er ein dauerhaftes Bleiberecht, Medea jedoch droht die Verbannung. Angesichts ihrer völligen Entrechtung entschließt sich Medea zu einer ungeheuren Tat: Sie tötet ihre eigenen Kinder. Premiere: 14. Dez 18 – Schauspielhaus Regie: Mateja Koležnik


18 ORESTIE nach Aischylos in einer Bearbeitung von Robert Icke Ein Fluch lastet auf dieser Familie, eine Ahnung, dass der Krieg, der draußen zu Ende gegangen ist, im Inneren weitertobt. Die Figuren aus Aischylos̕ Tragödientrilogie sind Getriebene und ihrem Schicksal ausgeliefert. In der Bearbeitung des Engländers Robert Icke werden die Protagonist*innen in einer Gerichtsverhandlung zu dem Geschehen befragt und müssen sich zu ihren Taten verhalten: Wer sind sie, woher kommen sie? Und warum sind sie so geworden, wie sie sind? Premiere: 17. Nov 18 – Schauspielhaus Regie: Robert Icke

zuschauer kritiken Schreibwütige Theaterbegeisterte gesucht! Stellen Sie sich vor: Sie sitzen mehrmals jährlich in einer Premiere und verfassen gleich danach eine Kritik über das Stück. Und diese Kritik wird dann auf unserer Website veröffentlicht. Wenn Sie das reizt, dann schreiben Sie ein paar Zeilen über Ihre ganz persönliche Motivation an carolina.gleichauf@staatstheater-stuttgart.de.

mitstreiter*innen gesucht! Ihr seid junge Theaterjunkies, Multi-­Blicker*innen und Netzwerker*innen? Dann streitet mit! Lernt das Theater durch exklusive Workshops, Gespräche mit Künstler­ *innen und Blicke hinter die Kulissen noch besser kennen. Teilt eure Theaterbegeisterung: unterstützt uns bei Einführungen für junges Publikum und gestaltet euer Theater mit. Wir brauchen euch und eure Ideen: Was hat das Schauspiel Stuttgart für junge Menschen zu bieten? Werdet Mitstreiter*innen und erzählt allen davon!

Katharina Hauter 1. Ich frage mich Folgendes: Wenn die Mieten in einer Stadt wie Stuttgart weiterhin so steigen, ziehen die Menschen dann irgendwann alle wieder aufs Land? Wird aus der Landflucht dann eine Stadtflucht? 2. Kann Europa irgendwann eins werden und doch kulturell so vielfältig bleiben? Bedeutet Gemeinschaft auch den Verlust der Individualität? 3. Wann entscheidet sich, ob ein Stück sich bewährt hat? Es werden so viele Uraufführungen gespielt und verschwinden dann wieder. Lohnt es sich nicht, moderne Dramen nachzuspielen? Sie hätten dann die Möglichkeit, „moderne Klassiker“ zu werden. Meiner Meinung nach findet das viel zu selten statt. Es wird so oft von Nachhaltigkeit gesprochen. Wieso nicht pfleglicher umgehen mit dem geistigen Gut?

Interesse? Dann meldet euch unter theaterpaedagogik. schauspiel@staatstheater-stuttgart.de.

DER GOLDENE TOPF / E. T. A. HOFFMANN / ACHIM FREYER Premiere: 18. Mai 19 INTERNATIONALER CHOR Jeden Dienstag um 17 Uhr trifft sich unser Internationaler Chor im Foyer des Schauspielhauses: Alteingesessene und Neu-Stuttgarter*innen, Menschen unterschiedlicher Herkunft. Eingeladen sind alle, die Lust am gemeinsamen Singen haben. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Kontakt: simone.jackel@staatstheater-stuttgart.de

itay tiran 1. Stuttgart: will she be kind to me??? 2. Europe: where does the name „Europe“ for the continent come from? 3. Drama: can one live without it?

Marco Massafra 1. An alle Künstler, Obdachlosen, Taxifahrer, Bildungsbürger, Migranten, Fußballfans, Aktivisten, Flüchtlinge, Wohlhabende, Senioren, Lehrer, Schüler, Kinder, Polizisten, Hasserfüllten und Hoffnungsvollen: Kann diese Grüppchenbildung bitte mal aufhören? 2. Ist es nicht wunderbar, mit dem Auto oder dem Zug über irgendeine Grenze zu fahren und sofort all die vielen Unterschiede wahrzunehmen: das andere Licht, die Farben, die anderen Gerüche und Geräusche, die fremden Sprachen und Dialekte, Gesten, Zeichen und Symbole? Ist das nicht erhaltens- und beschützenswert? Und verdient es nicht unsere besondere Zuwendung? 3. Warum verbinde ich mit dem Begriff „Drama“ spontan schmerzerfüllte Gesichter, herausgepresste Tränen und zelebriertes Selbstmitleid? Kann es bitte auch wild, klug und poetisch sein?


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Europa

Benjamin Pauquet

Sylvana Krappatsch

1. Als die deutsche Nationalmannschaft 2006 beim Sommermärchen im WM-Halbfinale ausschied, verpasste sie das Finale in Berlin und kam zum Spiel um Platz 3 nach Stuttgart. Die Fans im Stadion und auf den Straßen sangen: „Stuttgart ist viel schöner als Berlin.“ Was macht Stuttgart so schön?

1. Vor Jahren lernte ich einen Satz kennen, der mir die schwäbische Mentalität nahebringen sollte: „Des koschtet ao!“ Ja, um Himmels Willen, was koschtet denn der Stuttgart-21-Wahnsinn? Und wird sich denn mal jemand dafür verantworten?

2. Was tun Sie dafür, dass Orban, Le Pen, Weidel, Gauland, Wilders etc. nicht die Gesichter eines künftigen Europas werden? 3. Ist das eigentliche Drama des Theaters, dass es mit seinen politischen, moralischen, unterhaltenden, aufrüttelnden Absichten immer nur die erreicht, die freiwillig den Saal betreten? Müsste es nicht vielmehr die ansprechen, von denen es erzählt? Oder die, die es kritisiert?

2. Inwieweit glauben wir, dass das bestehende politische System dem Kampf gegen die wachsende Vitalität der europa­skeptischen bis europafeindlichen Kräfte gewachsen ist? Und wie vital leben wir selbst unsere demokratischen Überzeugungen? 3. Wo ist die Komödie zum Drama unserer Tage? Darf gelacht werden?

Sven Prietz 1. Die Menschen werden zunehmend älter. Mehr und mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt, in der das Leben immer teurer wird. Wohin wird der demographische Wandel geführt haben, wenn ich mal alt bin? 2. 28 Mitgliedsstaaten und über 500 Millionen Menschen. Ist Europa wirklich eine Wertegemeinschaft? 3. Seit ich im Theater bin, wird über das Drama diskutiert. Hat uns diese Diskussion einen Schritt weitergebracht?

DIE KUNST DES FRAGENS von Sylvana Krappatsch

Wie fähig sind wir, Fragen zu stellen? Wollen wir Antworten? Mit welchen Ängsten vor der Beantwortung unserer Fragen fragen wir? Im Arbeitsprozess am Theater: Wo ist der Streit, wirklich offener Diskurs mit offenem Ausgang, mit Fragen, weil notwendiges Interesse am anderen? Wenn da Fragen so oft ein Bedrohtheitsgefühl bei der befragten Person auslösen – mit welchem eingeschränkten Vermögen betrachten wir mit unserer Arbeit da die Gesellschaft? Sind wir fähig, uns zur Disposition zu stellen? Was wollen wir voneinander? Bestätigung?


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Boris Burgstaller

Josephine Köhler

1. Ich bin in Stuttgart geboren und lebe in einer Beziehung zu meiner Stadt. Ich ärgere mich oft über diese Stadt, bin dann aber doch immer wieder erstaunt über die schönen Seiten von Stuttgart. Dabei tauchen in mir verschiedene Fragen auf: Ist eine Stadt mehr als die Summe ihrer Einwohner? Führt Stuttgart ein Eigenleben? Hat diese Stadt ein Wesen?

1. Stuttgart ist die vierte Stadt, in welcher ich für längere Zeit leben werde. Von Dresden nach München, von München nach Nürnberg und nun nach Stuttgart. Welche drei Dinge sollte man als Erstes ansehen, besuchen oder erleben, um Stuttgart näher kennenzulernen oder um die Stadt ins Herz zu schließen? 2. Europa! IN VIELFALT GEEINT! Wie kommt es, dass dieser Gedanke derart angezweifelt wird, und was muss man tun, um wieder ein Bewusstsein dafür zu schaffen? Oder müssen wir komplett neu darüber nachdenken? 3. Ich vermisse im Theater oft den Mut zum Pathos. Sollten wir uns nicht im dramatischen Spiel, gerade wenn es um Emotionen geht, wieder trauen, mehr Pathos zuzulassen?

2. Wollen wir mit der Europäischen Union eine neue Supernation mit neuen Grenzen schaffen oder soll sie ein Weg sein zu einer Menschheits-Familie? Ist die europäische Idee also etwas Menschen Verbindendes oder grenzen wir damit alle anderen Menschen aus? 3. Was ist ein Klassiker? Immer wieder fragen mich Zuschauer: „Wann spielt ihr endlich mal wieder einen ‚richtigen Klassiker‘?“ Was ist das?

Robert RoŽić 1. Ich kann fragen, wen ich will: Freunde, Kollegen, Bekannte, Fremde – es scheint fast immer ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, für Stuttgart Worte des Anklangs und der Bewunderung zu finden. Im Gegenteil ist sogar oft die Rede von mieser Luft, spießigen Menschen und „toter Hose“. Das kann doch nicht sein! Stuttgart! Wo versteckt sich dein Charme? 2. Nicht wenige Schweizer, so habe ich den Eindruck, sehen beim Thema Schweiz/Europa folgendes Bild vor Augen: eine auf allen Seiten von hohen Klippen geschützte Festung, umgeben von einem tiefblauen, peitschenden Meer des (politischen) Schreckens. Europa scheint in der Schweiz fremd, ja geradezu bedrohlich. Die Furcht vor unverhältnismäßiger Vereinheitlichung und dem Verlust von Souveränität und Identität, wie sie auch andere Staaten Europas fest im Griff zu haben scheint – mit welchen Argumenten können wir diesen Ängsten begegnen? 3. Drama und Übertreibung scheinen in der Umgangssprache unzertrennlich. Das hat wohl auch mit der „alten Schule“ zu tun. Wenn ich mir bspw. Aufnahmen von älteren Inszenierungen anschaue, so wirken diese auf mich oft übertrieben in Gestik und Sprache. Allein schon bei Peymanns König Lear in Stuttgart wirkte das Spiel auf mich wie aus einer anderen Zeit. Die heutige „Norm“ hingegen ist da viel reduzierter, viel subtiler. Wie erleben Sie als Publikum diese Entwicklung?


drama Wir lieben das Drama. Wir lieben den dramatischen Moment, wir lieben

die dramatische Entwicklung, wir lieben auch die dramatische Erregung. Wir lieben Erregung, Aufregung, Regung überhaupt. Nun aber ist das Drama, Sie wissen es wahrscheinlich, in die Defensive geraten. Es scheint nicht mehr richtig zeitgemäß. Auch wir wollen nicht an alten Dingen festhalten, die ihre besten Tage hinter sich haben. Aber wir wollen auch das machen, was wir lieben. Und wir lieben nun mal das Drama. Deshalb werden wir uns auf eine Spurensuche begeben. Lassen Sie uns gemeinsam sehen, was dabei herauskommt. Hier zwei erste Versuche einer Antwort von Nis-Momme Stockmann und Wajdi Mouawad. Was ist das heute, das Drama?


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ode an den feind manifest von Wajdi Mouawad

Als er Offizier in der Armee war, erzählt Tolstoi, wie bei einem Marsch einer seiner Kollegen einen Mann schlug, der aus der Reihe getreten war. Er sagte zu ihm: „Schämen Sie sich nicht, einen der Ihren so zu behandeln? Haben Sie das Evangelium nicht gelesen?“ Worauf der andere antwortet: „Haben Sie das Militärreglement nicht gelesen?“ Diese Antwort wird sich das Spirituelle, wenn es das Zeitliche beherrschen will, immer zuziehen. Das ist der Grund, weshalb die, die die Menschen führen, mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nichts am Hut haben, und die meisten Moralisten, auf die in den letzten fünfzig Jahren in Europa gehört wurde, und besonders die Gens de Lettres in Frankreich, fordern die Menschen dazu auf, sich über das Evangelium lustig zu machen und das Militärreglement zu lesen. Julien Benda, La trahison des clercs (Der Verrat der Geistlichen), 1927 Mehr als der Brutalität und der Feigheit der Machtmenschen, mehr als ihrer Gewöhnlichkeit, mehr als ihres Verrats, mehr als ihres obszönen Verhältnisses zum Geld, mehr als der immer abgrundtieferen Kluft zwischen ihren Reden und Taten, mehr als ihrer Unfähigkeit, ihre Worte in gerechte Gesetze zu verwandeln, mehr als ihrer Besessenheit, ohne zu zittern ihren Ekel vor dem anderen zu äußern, vor dem Fremden, dem Ausländer, dem Flüchtling, dem Roma, dem Araber, und mehr als ihren Eifer, in der heutigen Zeit das Wort Islam auszuspucken, so wie sie gestern das Wort Algerier ausgespuckt haben, und davor das Wort Italiener, und davor das Wort Jude, und davor das

Wort Neger, und davor das Wort Frau, und davor das Wort Libertin, und davor das Wort Hexe, und davor das Wort Sklave, und davor das Wort Christ, und davor das Wort Wilder, und davor das Wort Barbar und davor das Wort Affe, und davor das Wort Vieh, mehr als unserer Entfremdung zu den Medien, gegen die heute nichts mehr hilft, außer die Flucht in ein Funkloch, um auf jeden Kontakt zur Welt zu verzichten, mehr als der Verblendung einer Welt auf Abwegen sollten wir uns unserer eigenen Taubheit bewusst werden: Sie müssen wir bekämpfen, wir, die mit Wörtern etwas anfangen können. Und uns Fragen stellen. Wie und wie sehr sind wir von einem Teil unserer Mitbürger abgekoppelt, deren Worte, Reden, deren


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drama

VÖGEL von Wajdi Mouawad in deutscher, hebräischer, arabischer und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Vögel ist zugleich Thriller und modernes Märchen. Mit der Wucht einer antiken Tragödie erzählt Mouawad von Gewalt, individuellen Schicksalen und familiären Konflikten vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts. Im Lesesaal einer New Yorker Universitätsbibliothek verliebt sich Eitan, ein junger Biogenetiker aus Berlin, in Wahida. Als Eitan seinen Eltern und seinem Großvater, einem Überlebenden der Shoah, seine neue Freundin vorstellt, kommt es zum Eklat. Wahida ist Araberin und für Eitans Vater nicht akzeptabel. Auf der Suche nach den Wurzeln seiner Familie reist Eitan mit Wahida nach Israel. Hier wird sich Wahida ihrer lange verleugneten arabischen Identität bewusst. Und Eitan erfährt von seiner Großmutter ein gut gehütetes Familiengeheimnis … Deutschsprachige Erstaufführung: 16. Nov 18 – Schauspielhaus Regie: Burkhard C. Kosminski

Unzufriedenheit, deren Wut, deren Ablehnung uns gegenüber wir nicht mehr hören? Bevor wir wollen, dass diejenigen unsere Theater besuchen, die nie kommen – wie gelingt es uns da zu verstehen, dass wir begreifen müssen, wie sehr wir es nicht mehr schaffen, die Abscheu zu verstehen, die wir bei einer großen Zahl von ihnen auslösen, weil wir die Strenge, das Fehlen von Gastfreundschaft und Gelassenheit im Miteinander, in unserer Art zu sein, nicht mehr bemerken? Wie können wir unsere Trommelfelle zum Platzen bringen?

Wie können wir aufwachen? Wie die Blickrichtung umdrehen? Warum bin ich überzeugt davon, dass, wenn ich jetzt den Satz hinschreibe „In diesen Zeiten der Dunkelheit und des identitären Rückzugs muss das Theater ein Hort des Lichts und der Aufklärung und bla bla bla und bla bla bla und

dar. Aber irgendetwas an diesen Niederlagen begreifen wir auch weiterhin nicht, und wir versteifen uns darauf, es nicht verstehen zu wollen. Dabei haben ja viele Leute für das stimmen müssen, was unsere Niederlage bedeutet. Wer sind diese Leute? Soll ich sie Feinde nennen? Brexit, Trump. Die extreme Rechte. Ein Bermudadreieck, in dem unsere Fähigkeit versinkt, zu hören, was das Vorhandensein dieses Feindes nicht müde wird uns zuzuschreien: „Wir gehören nicht derselben Welt an!“ Wir reagieren mit einer Art Gleichgültigkeit darauf. Aber wenn wir wirklich den Wunsch haben, in den Stücken, die wir schreiben, inszenieren, produzieren, die Brutalität der Welt zu zeigen und die Art, wie diese Welt die Schwächsten unter uns zermalmt, dann müssen wir auch bemerken, dass die, die wir Feinde nennen und die für Abschottung, Ablehnung und Nationalismus sind, die Kinder, Schwestern, Brüder, Eltern dieser Figuren sind, die wir angeblich verteidigen. Wie soll man sich unter diesen Umständen nicht vor der moralischen Empörung eines Teils der westlichen Intelligenz über diese stummen Feinde, die in den Wahlprognosen ebenso unsichtbar wie in den Radiosendern unhörbar sind, ekeln? Wie soll man da nicht wütend sein und Lust haben, zu schreien: „Seid still und gebt dem Feind das Wort!“ Aber haben wir das einmal gesagt, was machen wir dann? Welche Gesten können wir setzen? Was gegen oder für diesen Feind unternehmen? „Im Kampf zwischen dir und der Welt sekundiere der Welt.“ Diese Aufforderung habe ich als Jugendlicher in Kafkas Aphorismen gelesen, und heute springt sie mich heftiger denn je wieder an, so deutlich offenbart sie meine Ohnmacht und mein Unwissen. Welchen Text soll ich schreiben, ohne diesen Bruch noch weiter zu vertiefen? Wie soll ich schreiben und dabei an die denken, die diesen

bla bla bla und bla bla bla und bla bla bla sein“, dass ich dann einen Verrat begehe? Woher kommt Text nie lesen werden? das Gefühl, dass, wenn ich einen solchen Satz riskiere, ich selbst auch zum Kanonier des Militärreglements werde? Vielleicht weil das, was mich antreibt, auf dem basiert, was mich aufregt, und weil ich mich dazu verpflichte – als Gegenreaktion auf eine Erziehung, die darin bestanden hat, die anderen eines Bürgerkriegs zu bezichtigen, für den wir in Wirklichkeit alle verantwortlich waren –, mich über mein eigenes Verhalten und das meines Clans aufzuregen, bevor ich mich über das des „Feindes“ aufrege. Wenn ich hier mitteile, was mich an mir und meinem Volk so wütend macht – ihr, die ihr mit Wörtern etwas anfangen könnt –, dann ist das einfach ein Versuch, in den Wald hineinzurufen, was die Quelle meiner Intuitionen und Reflexe ist, eben das, was man mit Vision beschreibt. In Frankreich und weltweit wurden wir im makabren Gefolge der Anschläge, die uns unseres Herzbluts beraubten, zu Zeugen einer Reihe von Wahlen und Referenden. Egal ob die, deren Werte wir in keiner Weise teilen, nun gewonnen haben oder nicht, die Menge der Stimmen, die sie bekommen haben, zählt und stellt unserer Meinung nach eine Niederlage

Wie soll ich mich um die kümmern, die meinen, dass ich öffentliche Gelder verschwende? Dass ich als Ausländer einem Franzosen den Platz wegnehme? Welchen Satz soll ich da bauen? Welchen Text? Wie soll ich den Sprung schaffen? Wie soll ich bei ihm und mir die Lust auf den anderen schärfen? Auf den Fremden als Menschen oder die Fremde als Ort? Wie kommt man Schritt für Schritt in ihrer Sprache zurecht? Wie sein Territorium erforschen? Wie er werden? Wie, vor lauter Verbohrtheit und Selbstlosigkeit, wieder gefährlich

PREMIEREN-MATINEEN Sonntags um 11 Uhr laden wir mehrmals in der Spielzeit zur Matinee und stimmen auf die kommenden Premieren ein. Unser Ensemble zeigt kleinen Szenen, Musiker*innen geben erste Kostproben und Regisseur*innen, Dramaturg*innen und Bühnenbildner*innen erzählen von den Proben und geben Einblicke in ihre Arbeit. In der großen Eröffnungsmatinee stellen wir die ersten Premieren der neuen Spielzeit vor: Vögel (DSE), Orestie, Die Abweichungen (UA), Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel, Romeo und Julia sowie Jugend ohne Gott. 11. NOV 18 – SCHAUSPIELHAUS Weitere Termine entnehmen Sie dem Monatsheft der Staatstheater oder unserer Website.


24 werden? Und wie weiter offen sprechen, wenn wir unsere Taschen beim Eintreten in jedes öffentliche Gebäude öffnen müssen und wenn Sicherheitskontrollen Normalität geworden sind? Wie kann man nicht auf Nichts reduziert sein, bei all der Angst und all der Sicherheit? Auf solche Fragen gibt es keine Antworten, sondern in die Dunkelheit versenkte Sonden, Banner, Oriflammen, die man dem Feinde überlässt. Denen, die uns Feinde nennen, sagen wir dies: Hier ist ein Theater! Ein Theater, das alles tun wird, um sich der Welt zu öffnen, und dessen Team alles tun wird, um seine Kräfte in die Schlacht zu werfen. Kräfte namens Gastfreundschaft, Großzügigkeit, Aufmerksamkeit, Willkommen, Zuhören, Rede, Zerbrechlichkeit, Sensibilität, Emotionen, Erzählungen, Schönheit. Und, als Ariadnefaden im Mäander unserer Verzettelungen und gegen jede Form von Gewalt, werden wir versuchen zu sagen, dass der andere unser Leitwort sein wird. Ebenso sehr unser Ausguck wie unser Ziel, ebenso sehr für uns wie für den Feind. Dieser Text von Wajdi Mouawad entstand im März 2017 anlässlich seiner ersten Spielzeit als Intendant des Théâtre national de la Colline in Paris.

sebastian röhrle 1. Ist meine Wahrnehmung richtig, dass man in Stuttgart weniger Angst vor dem Fremden hat, weil es nicht allen, aber sehr vielen Menschen hier ganz gut geht? 2. Wäre es ein Gewinn, wenn ich mir über die kultu­ rellen Unterschiede in Europa mehr Gedanken machen würde, anstatt sie zu ignorieren, wie ich es momentan eher handhabe? 3. Empfinden Sie als Zuschauer den Konsens zwischen Ihnen und dem Geschehen auf der Bühne eher wie ein wohliges Kaminfeuer oder würden Sie gerne häufiger mit Brandblasen das Theater verlassen?

Aus dem Französischen von Uli Menke

Der frankokanadische Autor, Schauspieler und Regisseur Wajdi Mouawad, geboren 1968 im Libanon, emigrierte als Achtjähriger nach Frankreich und später nach Kanada, wo er ein Schauspielstudium absolvierte. Als Autor und Regisseur sorgte er mit einer Tetralogie über den libanesischen Bürgerkrieg international für Furore. In Vögel beschreibt er den israelisch-arabischen Konflikt aus der Perspektive einer jüdischen Familie, die auf drei Kontinenten lebt. Die Sprachenvielfalt der Aufführung ist den Identitätsbrüchen der Figuren nachempfunden. Seit 2016 ist Mouawad Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris, wo er Vögel 2017 uraufführte.

WOLKEN.HEIM. von Elfriede Jelinek Was zeichnet es aus, das Deutsche? Woraus speist sich ein Gefühl von Zugehörigkeit? In Wolken.Heim. beschwört ein Kollektiv aus Stimmen beständig eine Gemeinschaft: „Wir sind wir. Nur bei uns sind wir zuhaus.“ Längst überwunden geglaubte Gedanken und Ansichten setzen sich in ihr als Überzeitliches fest. Und hier, im Rückzug auf sich selbst, beginnt das Wir-Gefühl dieses Stimmen-Subjekts zu leuchten, verwurzelt sich in Begriffen wie Heimat, Boden und Nation. Sprache und Sprechende formen sich immer wieder zu einer Einheit, zu einem sich manisch wiederholenden Wir, das sich in Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Abschottung selbst bestätigt und seine Identität durch die Ausgrenzung des anderen erzeugt. Elfriede Jelineks Text ist eine Collage aus Zitaten von Hölderlin, Hegel, Heidegger, Fichte und Kleist bis hin zu Texten der RAF. PREMIERE: 25. Mai 19 – KAMMERTHEATER REGIE: FRIEDERIKE HELLER

Celina Rongen 1. Gibt es eine Stuttgarter Sage, die man kennen sollte oder die Sie gerne mal auf der Bühne sehen würden? 2. Unter „europäischem Theater“ verstehe ich z. B. mehr Gastspiele anderer europäischer Theater, Kooperationen, Inszenierungen in mehreren Sprachen und Übertitel bei Vorstellungen. Meine Frage an Sie wäre deshalb: Wollen Sie, dass das Theater „europäischer“ wird, und haben Sie vielleicht einen Tipp, welches Theater in Europa man unbedingt besuchen sollte? 3. Finden Sie, dass Stücke, die keine heutige Relevanz haben, noch gespielt werden sollten? Oder gibt es keine Stücke, die man nicht auch auf das „Heute“ beziehen kann?


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drama

Matthias Leja 1. „Ich bin ein Stuttgarter“ – um dies möglichst bald sagen zu können, bitte ich Sie um Ihre Mithilfe. Was sollte ich unbedingt tun, um ein „guter“ Stuttgarter zu werden? Was sollte ich auf keinen Fall tun, wenn ich ein „guter“ Stuttgarter sein möchte?

Christiane Roßbach 1. Ich bin jetzt schon ein wenig herumgekommen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft und stelle fest, dass jede Stadt ein ganz eigenes und unverwechselbares Theaterpublikum hat. Jetzt freue ich mich auf das Stuttgarter Publikum. Was bewegt die Menschen in dieser Stadt? Seit Stuttgart 21 weiß ich, dass ihr kämpferisch seid, und das gefällt mir. Aber was sonst macht die Stuttgarter aus?

2. Mit dem Begriff „Europa“ verbindet sich für mich unbedingt die Frage nach meiner gesellschaftlichen und kulturellen Identität. Ich weiß ganz genau, ich bin kein Amerikaner, kein Asiat, kein Afrikaner und ich fühle mich auch nicht als Australier. Aber: weiß ich, wer ich als Europäer bin? Was macht für Sie eine europäische Identität aus – und gibt es diese überhaupt? 3. Aristoteles verbindet mit der Tragödie den Begriff der Katharsis: Der Zuschauer reinigt sich innerlich durch das Mitfühlen und Mitleiden der Schicksale der dramatischen Personen auf der Bühne und kann dadurch wieder selbst ethisch handeln. Alles nur überholte Theorie? Was erhoffen Sie sich von einem Theaterbesuch?

Elmar Roloff

2. Um uns herum Hunger, Krieg, Verfolgung und Armut und wir leben in 1. Wie lange muss man in Stuttgart leEuropa wie auf einer Insel der Glück- ben und arbeiten, um Schwabe zu werden, und will/soll man das überhaupt? seligen. Wie lange noch? 3. Wie viel Drama kann die Welt noch 2. Wie war das denn nun wirklich mit Europa und dem Stier? vertragen? 3. Warum sagt Alkmene „Ach“?


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Schmunst VON Nis-Momme Stockmann

Guten Tag, liebe theatermagazinlesende Bevölkerungsschicht (ja: wir alle gehören einer Minorität an): Ich bin aufgerufen worden, hier etwas über den Zustand der Gegenwartsdramatik zu Papier zu bringen. Es ist ja immer ein bisschen putzig, einen Dramatiker danach zu fragen, denn der ist ja schon aus seiner panischen Angst vor dem Gang zum Jobcenter grundsätzlich befangen. Erlauben Sie mir daher, etwas genereller vom Theater – nein, erlauben Sie mir noch genereller, ja völlig größenwahnsinnig zu werden und von der „sogenannten Kunst“ und ihrem Zustand im Allgemeinen zu sprechen, was ich im Folgenden, mit Verbeugung, aufs Feierlichste tue: [Ein Trompeter setzt an zu einer würdeschweren Fanfare] Zunächst aber folgender kleiner dialektischer Umweg: [Die Fanfare stirbt ab] Da wir mit der „sogenannten Kunst“ in einen begrifflichen Amok geraten sind, herrscht – möchte man sich mit ihr auseinandersetzen – fast eine Notwendigkeit zur begriffskritischen Präambel. Und deswegen eröffne ich diesen Text auch alsgleich mit zwei, drei Postulaten, die zusammen ein kleines handliches Pamphlet ergeben und mit denen Sie in Bezug auf alle Fragen zur „sogenannten Kunst“ garantiert auf der sicheren Seite stehen. [Der Trompeter hustet verlegen] 1: Ein weitgefasster, aber gängiger Versuch einer Definition könnte so aussehen: Kunst ist das, was a: [im weitesten Sinne] funktionslos ist (nicht zu verwechseln mit intentionslos), b: keinen Direktiven unterworfen ist und also c: nichts und niemandem Rechenschaft schuldig ist. Nun ja, sagen da einige von Ihnen, kein Wunder, dass der Begriff so wischiwaschi verwendet wird. Stimmt – aaaaber: „Kunst“ wird oft gerade für das Wenige verwendet, das sie nach dieser Definition ausschließt: Für etwas, das a) vor allem symbolisch oder faktisch an einem Markt gehandelt werden können muss (in Form von symbolischem oder faktischem Kapital) und auf diesem Wege „sogenannte Relevanz“ generiert. Und für etwas, das b) fast nur noch als funktionsbezeichnender Begriff vorkommt, der das allgemein Anerkannte als außergewöhnlich, das Gefällige als herausfordernd behauptet. Und auf diesem Wege „sogenannte Relevanz“ generiert.

2: Vor unbestimmter Zeit war ich bei der Premiere eines Stücks, im Rahmen eines hier ungenannt bleibenden alljährlichen Freilichttheaterfestivals, bei dem meine Frau eine kleine Rolle spielte neben zwei prominenten Schauspielern – die ich, um sie zu schützen, hier Uwe O. und Heiner L. nenne –, was ja durchaus witzig zu sein versprach. Aber leider war es nicht witzig, sondern mit Abstand die beschissenste Kulturpeinlichkeit, die ich je mit meinen eigenen Augäpfeln gesehen habe. Wir, das Publikum, verstanden nix. Aber es war nicht etwa, weil wir dumm waren (wie wir in Momenten glaubten und deswegen am Ende umso lauter Beifall spendeten), sondern weil wir nix verstehen sollten von dem pseudoklugen und alibi-politischen Diskursgedröhn auf der Bühne – zu sehr um „sogenannte Relevanz“ bemüht, um wahrhaft lustig zu sein, zu ironisierend, um irgendeines seiner Themen ernsthaft zu verhandeln.

Das ist etwas, das aus einer Mechanik der Angst passiert. Einer Angst, von der niemand frei ist. Auch bzw. gerade ich nicht (seufz). [Der Trompeter legt die Trompete auf ein Beistelltischchen, um sich die Nase zu putzen] 3: Lange schon gibt es ein virales Missverständnis über die „sogenannten Aufgabe“ der „sogenannten Kunst“. Genauso wie die Verwendung des Begriffs „Kunst“ als Tarnkappe für Beliebigkeit, Ungenauigkeit und Kryptizismus auf der einen Seite des Spektrums steht, steht auf der anderen Seite die rückversichernde, die didaktische, die diskursreproduzierende Kunst, die offensiv bemüht ist, einen Konsens zu schaffen, den es schon längst gibt, und also auf andere Art einen ähnlichen Stillstand bewirkt.

[Fragende Blicke vom Trompeter] Da wurden gefühlt MILLIONEN (okay: vielleicht eine halbe) verpulvert für das dümmste, (im Totalversagen der gegenteiligen Bemühung) sexistischste und rassistischste Stück, das ich seit Langem auf einer deutschen Bühne gesehen habe. Ich nenne das den „Des Kaisers neue Kleider“-­ Effekt. Er soll das „Kunstwerk“ mit allerhand Geheische davor schützen, als das zu erscheinen, was es in Wahrheit ist: nackt. Ein wilder Slalom wird gefahren, der einen davor bewahren soll, auf etwas festgenagelt und also verstanden und beurteilt werden zu können. Alles, was sich auf diese, also ehrliche Weise exponiert, läuft Gefahr, vernichtet werden zu können. Hält man sich hingegen im Dickicht doppel- und trippeldeutiger Aussagen auf, ist es schwer, jemanden für seine potenziellen Vergehen an der „sogenannten Kunst“ am Schlafittchen zu kriegen. Denn vielleicht ist das Bühnengeschehen, das man dort mit seinen verwirrten Augäpfeln verfolgt, ja am Ende genial und man selbst nur strunzdumm. Sicher – ich spreche von einem einzelnen Theaterabend: Aber diese aufgeblasenen, komplex ausgestatteten, aussageschwangeren und zugleich leeren Produktionen sind nicht die Ausnahme. Sie sind sogar eher die Regel. Und natürlich: Auch aufgeblasene, komplex ausgestatete Produktionen können von wahrer Kunst beseelt sein. Genau wie billige Produktionen in diese Falle tappen. Die Frage ist nicht, was kostet das, sondern: Wofür treten die Leute an, die da unten das Kunstblut verspritzen? Was ist ihr Anliegen? Und bitte – verstehen Sie mich auch in diesem Punkt nicht falsch: Niemand ist im Einzelnen für Machwerke dieser Art verantwortlich zu machen. Das sitzt nicht etwa ein Theaterhitler und plant minutiös den Kunstinfarkt einer Produktion.

Kunst soll etwas „bewirken“, die Kraft haben, uns „zu verändern“, so ein gängiges Mantra. Da bin ich natürlich prinzipiell derselben Meinung. Wie könnte ich nicht! Nur: mit den Mustern, in denen das für gewöhnlich versucht wird, bin ich nicht einverstanden. Nehmen wir das Beispiel „Rassismus“. Ein Intendant, ein Lektor oder ein ähnlicher Funktionsträger wendet sich an Sie und möchte einen Text zum Thema „Rassismus“, mit dem man die Menschen „erreicht“. Sie fangen also an und schreiben ein Stück, in dem einige Rassisten eine Gruppe von lieben, fleißigen Fremdsprachlern mobben. Die Zuschauer gehen in das Stück, sind gerührt, erschüttert und zugleich auf arbiträre Art und Weise erleichtert. Sie sagen sich: „Oje – der Rassismus da draußen ist ja wirklich schlimm. Gott sei Dank sind wir hier nicht so rassistisch.“ Ende gut, alles gut? Nein! Das ist nicht nur keine Kunst. Es ist Befriedung der eigenen Widersprüchlichkeiten. Ablassartige Lossagung von der eigenen Involvierung und somit radikale Antikunst. Es verhindert so, dass man in Kontakt kommt mit dem eigenen, und damit dem einzig verfügbaren, konkreten Rassismus im Kontext des Kunstwerkes. Und also, dass eine Veränderung an dem Ort passiert, an dem sie tatsächlich passieren könnte: in mir. Das Runterbeten konsensfähiger Diskursmasse, das die, die es konsumieren, in ihrem bequemen Standpunkt bestärkt, und die, die es betrifft, noch nicht mal erreicht – ist Zeit-, Geld- und Geduldverschwendung und hilft uns keinen Meter, geschmeidig zu bleiben in einer hochkomplexen Gesellschaft voller Widersprüche, DIE SICH NICHT AUFLÖSEN LASSEN – UND

hey [HƐɪ] von Nis-Momme Stockmann „Das war das größte Publikum, das jemals bei einer Vereidigung dabei war“, hieß es nach der Amtseinführung Donald Trumps – ungeachtet dessen, dass alle Medien einheitlich berichteten, weit weniger Menschen hätten das Kapitol besucht als bei Obamas Amtsantritt 2009. Trumps Beraterin Kellyanne Conway bezeichnete die „Darstellung in den Medien“ daraufhin mit dem mittlerweile berühmt gewordenen Begriff „alternative Fakten“. Der Autor Nis-Momme Stockmann fragt in seinem neuen Stück nach den Grenzen der Verständigung. Erschweren das Erstarken politischer und religiöser Fundamentalismen und die Zunahme autoritärer Denkmuster die Kommunikation, weil die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet? Gibt es noch ein „Wir“, das miteinander spricht? Uraufführung: 16. Jan 19 – Kammertheater Regie: Pinar Karabulut Ein Werkauftrag für die Frankfurter Positionen 2019 – Festival für neue Werke. Eine Initiative der BHF BANK Stiftung.

SCHON GAR NICHT SO. Entschuldigen Sie diese Note Pathos, aber Kunst braucht das Transgressive. UND DAS HEISST NICHT, TRANSGRESSIVE SACHEN SAGEN ODER TUN, WIE ES EIN GÄNGIGES MISSVERSTÄNDNIS DER TRANSGRESSIVEN KUNST SAGT (denn das ist nicht etwa transgressiv, sondern einfach ungelenk und pubertär), SONDERN TRANSGRESSIV DENKEN, DAMIT DIE KUNST NICHT NUR MIT DER KOMPLE­ XITÄT DER WELT SCHRITT HALTEN KANN, SONDERN IHR VIELLEICHT SOGAR EINEN SCHRITT VORAUS IST. Wenn Kunst nichts und niemandem Rechenschaft schuldig ist. Dann auch bzw.: vor allen Dingen nicht dem Kanon. Am lautesten wird immer über die Dinge geklatscht, über die von vornherein schon Einigkeit bestand: Der Kapitalismus ist doof. Demenz ist erschütternd. Alkoholismus: furchtbar. Rassismus: ein Riesenproblem. Die „sogenannte Kunst“ wird in dieser Form zu einer besonders perfiden Form der Selbstbeschwichtigung.


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drama

100 songs / Roland Schimmelpfennig / Deutschsprachige Erstaufführung / 21. Jun 19 Steht dort ein Mensch mit einer anderen Ethnie auf der Bühne, dann wird er in dem ehrenhaften Anliegen, den Rassismus, dem er ausgesetzt ist, darzustellen, manchmal Opfer eines umgekehrten, eines positiven Rassismus: Es wird auf ihn verwiesen als jemand, der anders ist. Das ist natürlich auf der einen Seite hochgradig wahr und sicher immer ehrenhaft gemeint. Aber es bringt uns auf der anderen Seite dem selbstverständlichen Umgang unter den Ethnien nicht näher. Das ginge nur, wenn wir zum Beispiel ganz selbstverständlich Rollen wie den Hamlet, den Othello, die Judith ethnienblind besetzen würden (und andere Entscheidungen in der Welt ethnienblind betreiben würden). Dann würde sich vielleicht unser Blick aufweichen. Genauso wie ein Großteil der Bevölkerung kognitiv gleichmütig ist, was die Haarfarbe betrifft, wären wir vielleicht irgendwann gleichmütig, was die Ethnie betrifft. Sie wäre nicht mehr ganz so zeichenhaft, weil wir uns nicht immer so sehr um ihre Zeichenhaftigkeit bemühen würden. 4: Hier könnte man natürlich ewig weitermachen mit dem Diskreditieren der Kunst (die zynische Kunst, die selbstverliebte Kunst, der KunstMARKT! etc. ). Der Status quo ist ach so süßes Meckerfutter. Ich wäre aber ja auch nicht besser als die Meckerer, Postulierer und Sich-in-ihrer-Kritik-Genüger – wenn ich keine zukunftsfähigen Vorschläge hätte. Also bitte, hier: Ich schlage für eine neue Ära den Begriff „Schmunst“ vor. Das, was wir bisher Kunst nannten, soll fortan „Schmunst“ heißen, damit der Begriff „Kunst“ wieder etwas bezeichnen kann, das man mit dem Schönen, Kraftvollen, Reinen zusammenbringen kann. Das Gute bei „Schmunst“: Man weiß noch ungefähr, was damit gemeint ist, aber der Begriff hat diese leicht ekelhafte Note. Und die Angst davor, mit Werk und Wirken mit einem solchen Wort in Verbindung gebracht zu werden, ist wahrscheinlich stärker als die Sehnsucht nach der Belohnung durch ein saturiertes System, das einen zum Preis der eigenen Seele als eine Avantgarde abfeiert.

autorentreff Wer sind die Schriftsteller*innen, die für Stuttgart schreiben, und was treibt sie um? Der Autorentreff gibt einen exklusiven Einblick in ihre Schreibwerkstätten. Hier bekommen wir erste Lesungen aus entstehenden Texten, führen Gespräche, stellen Fragen und lernen die Menschen kennen, die unser Theater mit neuen Texten füttern und vom Hier und Jetzt erzählen.

In Japan gibt es ein ästhetisches Konzept, das Yūgen heißt. Der aus dem Chinesischen stammende Begriff bedeutet ursprünglich dunkel, tief und mysteriös. Es ist eine Bezeichnung dafür, das Angedeutete und Verborgene höher zu schätzen als das, was offen zu Tage tritt. Yūgen ist im Grunde eine Stimmung, durch die man offen für Transzendenz wird. Ich glaube, dass Yūgen uns helfen kann, die Kunst und ihre Aufgabe zu verstehen. Denn das Größte, was die Kunst erreichen kann, ist luzider Zweifel; an dem, was wir in unseren Grundfesten zu wissen glauben. Sie ist verwandt mit dem Traum, der uns magisch verändern kann, ohne dass wir genau sagen können, warum und wie eigentlich, außer dadurch, dass er uns offen für Veränderung macht. Das größte Geschenk, das uns die Kunst machen kann, ist: uns zu zeigen, dass es nicht so einfach ist, wie wir dachten. Das klingt erstmal wahnsinnig unprätentiös, ist aber rar geworden in einer Gesellschaft, in der jeder meint, der Diskurs des anderen sei nur dazu da, um den eigenen, der zweifellos unanfechtbar ist, zu befeuern. 6: Sie sagen: Was ist mit dem Journalismus, der uns informiert? Oder mit der Politik, die die Gesellschaft formt?

Und ich möchte hier gleich mal sagen: Der Kunst gehören alle Hoffnungen meiner Brust, alle Blumen meines Herzens.

Was ist mit der Universität, die einen etwas lehrt? Ist das etwa auch Kunst?

Die (wichtige) Dekonstruktion der vergangenen 40 Jahre hat ein Schlachtfeld hinterlassen, dem wir nur und ausschließlich mit den Konstruktionsbemühungen einer geschmeidigen Kunst begegnen können. Die sozial interessierte Kunst, die politisch motivierte Kunst, die Inklusionskunst, die konstruktive Kunst kann, muss und wird eine Renaissance erleben (wenn wir sie nicht als erzieherische Maßnahme missverstehen). Denn nur in ihr können wir das andernorts kriminalisierte oder kybernetisch geglättete Denken betreiben, das dieser Kontinent dringend nötig hat. Sie ist das, was diese, in den Vorgängen immer glatter und den Diskursen immer flacher und polemischer werdende Gesellschaft braucht, um zu zeigen, wie komplex die Wirkl ichkeit i n Wahrheit ist . St at t i hr hinterherzuarbeiten und sie zu beschreiben, könnten wir sie vielleicht sogar ... gestalten? 5: Was ist möglich zwischen den beiden oben genannten Tendenzen?

Schließlich verändert uns das alles auch. Schon richtig. Aber ein Kunstwerk kann einen auch informieren, Gesellschaft formen und einen etwas lehren, ohne dass es gleich Journalismus, Politik oder Seminar ist (auch wenn viele Künstler sich das wünschen). Ich denke der maßgebliche Unterschied ist, dass die oben genannten Institutionen ordnenden Prinzipien unterstehen. Das Alleinstellungsmerkmal, die zwingende Notwendigkeit der Kunst, ohne die man sie als unzeitgemäßes Phänomen aussortieren kann und sollte – ist hingegen: Unordnung zu schaffen. Kunst bringt uns ins Ungleichgewicht. „Spielen“ ist hier ein entlarvender Begriff. Ein Lenkrad zum Beispiel hat „Spiel“.

Amina Merai 1. Was müsste sich in Stuttgart verändern, damit die Exil-Stuttgarter in Berlin positiver über ihre Heimatstadt denken? 2. Ich sehe mich nicht als Euro­ päerin, für mich existiert „Europa“ als Konstrukt nicht wirklich. Die einzelnen Länder sind teils so ex­trem unterschiedlich in vielerlei Hinsicht – wie kann man ihnen da eine einheitliche Bezeichnung geben? 3. In den klassischen Dramen drücken Liebende ihre Gefühle sprachlich so unglaublich vielfältig aus. Heute, in einer Zeit der Vereinfachung der Sprache, frage ich mich, ob sich die Gefühle mit der Sprache vereinfacht haben. Wer würde seinen Geliebten heute noch über mehrere Zeilen hinweg auf Papier mit einem Sommertag vergleichen? Ein „Ich liebe dich“ oder „ild“ am Ende einer Whatsapp-­ Nachricht ist wohl inzwischen eher die gängige Wahl – oder?


28 Dann ist alles erlaubt. Und die Bühne gehört dem Zweifel. Und wenn Journalismus oder Politik oder die Schule diese Unordnung auch schafft, ja: dann ist das ein Akt der Kunst. [Der Trompeter hustet jetzt sehr laut] Nach dieser kurzen Präambel also das, was ich zu der Kunst zu sagen habe: [Würdeschwere Fanfare] Die Kunst ist nicht nur zu retten! Sie wird schön und strahlend auferstehen, aus den Trümmern der systemisch gestützten Bigotterie. Nieder mit der Schmunst! Unser Ziel beim Wiederaufbau darf nicht sein, blind die Strukturen unserer Arbeitsbedingungen zu erhalten. Diese müssen sich dem unterwerfen, wonach die Kunst mit aller Macht ausgreifen möchte – wonach sie ausgreifen muss, wenn sie mehr als schnöde Schmunst (sagen Sie das mal 10-mal schnell hintereinander) sein will – Theater ist genau wie Backen und Fliegenfischen zunächst einmal Handwerk. Ob dieses Handwerk beseelt sein darf von dem Geist der Kunst, das liegt in den Händen derer, die sie machen. Und das gilt nicht nur für die Künstler, jeder auf seinem Posten. Auch für die Funktionäre, die Techniker, die Financiers, die Verwaltung, die Politik. Und natürlich auch für das Publikum, das wagemutige Versuche zur genussvollen Verstörung begrüßt, ohne Angst in den Nebel der Ungewissheit eintritt, um seinen Blick auf etwas zu verlernen. Die Welt ist so wandelbar wie unser Denken über sie.

KAMMER LATENIGHT Mit einem neuen LateNight-Format machen wir die Nacht zum Tag. In regelmäßiger Unregelmäßigkeit treffen wir uns zu später Stunde im Foyer des Kammertheaters zu Show, Musik und Drinks. Hier treffen spielwütige Schauspieler*innen auf inszenierungslustige Regieassistent*innen, Musiker*innen von nebenan auf Schriftsteller*innen der Zukunft, Studierende auf Studierte und auf grandiose Alleskönner. Bei der LateNight gehen Expertise und Dilettantismus Hand in Hand, treffen naive Neugier und Begeisterung aufeinander.

„Wo kein Volk ist, muss auch nicht gewunken werden“ ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL von Theresia Walser Premiere: 23. Nov 18 Regie: Burkhard C. Kosminski

Und der Schlüssel dazu ist: Kunst. Danke für die Aufmerksamkeit. Und Verzeihung für die pathetische Note. Das mit der Fanfare ... ähm ... war vielleicht auch ein bisschen viel.

Dies ist eine gekürzte Version des Textes. Den vollständigen Text finden Sie unter www.schauspiel-stuttgart.de.

IMPRESSUM

Paula Skorupa 1. Wer ist Stuttgart? – Welche Diskurse, die diese Stadt umtreiben, können wir im Theater gemeinsam führen und dadurch den Menschen hier nahe- und in dieser Stadt ankommen? Wer ist Stuttgart und wie/wo/wann kann ich es treffen? 2. Wohin geht Europa und wie fangen wir es wieder ein? – Für mich ist „Europa“ etwas Abstraktes und man hat das Gefühl, der Politik läuft es davon. Ohne gemeinsames Kommunizieren, Auseinandersetzen und Ref lektieren gibt es weder Gesellschaft noch Theater. Wie kommen wir an einen Tisch? 3. Je abstrakter die Welt, desto abstrakter das Drama? – Warum wird in der Dramatik heute vermehrt ein abstrahierter, theoretischer Diskurs geführt, anstatt den Diskurs und das Drama anhand vielschichtiger, widersprüchlicher Figuren lebendig werden zu lassen? Haben Figuren ihren Reiz verloren?

Herausgeber: Schauspiel Stuttgart, Spielzeit 2018/19, Intendant Burkhard C. Kosminski Redaktion: Peter Michalzik, Öffentlichkeits­arbeit, Dramaturgie Bildnachweise: Burkhard C. Kosminski (S. 2); Ensemble (S. 7, 10-12, 14, 18-20, 24, 25, 27-29) © Maks Richter Renderings Probegrube © Tobias Rehberger (S. 5) Tobias Rehberger © Swatch (S. 10) Niklas Maak © Peter-Andreas Hassiepen (S. 10) Oliver Frljić © Jovica Drobnjak (S. 17)

Nis-Momme Stockmann, 1981 auf der Nordseeinsel Föhr geboren, studierte Sprache und Kultur Tibets in Hamburg und Szenisches Schreiben in Berlin. Er schreibt Dramen, Hörspiele, Lyrik und Prosa. Sein Werk ist vielfach ausgezeichnet, in mehrere Sprachen übersetzt und an wichtigen Theatern im Inund Ausland aufgeführt worden. Seine Dramen waren bereits zweimal bei den Mülheimer Theatertagen vertreten. 2016 erschien sein Debütroman Der Fuchs, der von der Kritik hochgelobt und für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde.

Wajdi Mouawad © Simon Gosselin (S. 24) Nis-Momme Stockmann © privat (S. 28) Gestaltung: Double Standards Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe Redaktionsschluss: 25. Jul 18 www.schauspiel-stuttgart.de

Peer Oscar Musinowski 1. Ich lebe gern in Stuttgart. Tolle, spezielle Aussichten. Tolle Restaurants. Tolle Spielplätze. Tolle Möglichkeiten. Kulturell und in puncto Lebensqualität. Eines aber fehlt. Liebe Damen und Herren, ich bin auf der Suche nach einem Mentaltrainer, Sportwissenschaftler oder Psychologen, der Schauspiel liebt und mit mir die Arbeit eines Schauspielers untersuchen will. Gibt es jemanden, der an diesem Austausch interessiert ist? 2. Viele Europäer haben die Chance auf umfassende Bildung. Sie leben in einer Welt des Fortschritts durch neue Entwicklungen und Technologien. Ihr Leben ist weitgehend finanziell abgesichert. Warum werden von uns so viele Ressourcen verbraucht? Warum leben wir auf Kosten kommender Generationen und Menschen aus Entwicklungsländern? Wie kann es sein, dass es so wenig präventive Investitionen gibt? Warum bauen wir nicht an einer Zukunft, die unsere Erde erhält? 3. Mein Drama ist eine Femme fatale, die ihren Körper in einem übergroßen Honigglas elegant eintauchen lässt und, kurz bevor der Kopf untertaucht, zu mir sagt: Wenn du mich liebst, rettest du mich. Nun bin ich Nichtschwimmer und werde eines zuckersüßen Todes sterben. Aber warte mal. Wenn du uns liebst, rettest du uns. Würdest du?


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drama

Anke Schubert

Reinhard Mahlberg

1. Bisher hat die Stadt allen gehört. Gehört sie heute wirklich nur noch wenigen, die allein entscheiden, wer hier leben und arbeiten darf?

1. Angesichts der Stuttgarter Wohnraumsituation frage ich mich: Was sind typisch schwäbische Eigenschaften? Bodenständigkeit, Verlässlichkeit, Gier, Geiz?

2. Für mich als Saarländerin ist Europa keine Frage, sondern die Lösung. Aber auch ich leide darunter, dass Brüssel uns dazu nötigt, unsere Eigenheiten aufzugeben. Ist es nicht eigentlich so, dass all die regionalen Unterschiede uns als Gemeinschaft bereichern? Ich verstehe es einfach nicht: Warum wird zum Beispiel den kleinen Obstbrennereien in Baden-­ Württemberg von Brüssel das Schnapsbrennen verboten? Sind die in Brüssel alle Abstinenzler? 3. Im Theater soll ich keine Empathie mehr für die Figuren empfinden. Warum?

2. Die Europa-Hymne – Beethovens Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ – hat keinen Text. Gibt es also eine europäische Identität, wenn man davon ausgeht, dass sich Identität über Sprache herstellt? 3. Warum scheint kaum noch jemand zu wissen, dass Komödie auch Drama ist?

Felix Strobel 1. Ich glaube, dass die Suche nach Seele und Ursprung des Theaters einer bestimmten Stadt ihren Anfang beim lokal verorteten, traditionellen Volkstheater nimmt. Hier laufen Humor, Lebensart und Weltsicht einer ganzen Region kulturell zusammen. Als junger Schauspieler in einer noch unbekannten Stadt würde ich gerne wissen: Welche schwäbischen „Koryphäen“, welche früheren und heutigen Volksschauspieler*innen sollte ich kennen, bevor ich in der schwäbischen Hauptstadt die Bretter betrete? 2. In Gesprächen über Europa mit meinen Freunden, Kollegen und Bekannten sind Begriffe wie „europäisch“ oder „europaweit“ selten mit einer Art von Einigkeitsgefühl oder gar dem Bewusstsein einer „europäischen Identität“ unterfüttert. Ich frage mich, was das Theater zu einem solchen „europäischen“ Lebensgefühl aktiv beitragen kann, ohne in vielen Besuchern die Angst zu erwecken, „kulturellen Einheitsbrei“, „performative All-Inclusive-Kunst“ oder nur noch in Englisch zu produzieren. 3. Es ist wichtig, dass die Bude voll ist. Bisweilen scheint es aber nach wie vor schwer, dieses Ziel durch das (Ur-)Aufführen neuer und unbekannter Theaterstücke zu erreichen, wenn deren Titel auf den ersten Blick nicht selten kompliziert oder gar angsteinflößend wirken (beispielsweise „illness of VATERUNSER#TANZraum“ oder „Ich will alle töten“). Was macht für Sie einen Dramentitel aus, der Sie zu einem Gang ins Staatstheater inspiriert?


„ Theater ist genau wie Backen und Fliegenfischen zunächst einmal ein Handwerk.“ Nis-Momme Stockmann


premieren 18 / 19 VÖGEL (dse)

von Wajdi Mouawad Inszenierung: Burkhard C. Kosminski 16. Nov 2018 – Schauspielhaus

ORESTIE

nach Aischylos in einer Bearbeitung von Robert Icke Inszenierung: Robert Icke 17. Nov 2018 – Schauspielhaus

DIE ABWEICHUNGEN (UA) von Clemens J. Setz Inszenierung: Elmar Goerden 18. Nov 2018 – Kammertheater

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

HEY [HƐɪ] (UA)

von Nis-Momme Stockmann Inszenierung: Pınar Karabulut 16. Jan 2019 – Kammertheater Ein Werkauftrag für die Frankfurter Positionen 2019 – Festival für neue Werke. Eine Initiative der BHF BANK Stiftung.

DIE SIEBEN TODSÜNDEN

von Kurt Weill und Bertolt Brecht Inszenierung: Anna-Sophie Mahler 02. Feb 2019 – Schauspielhaus Eine Koproduktion von Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett und Schauspiel Stuttgart

DIE WILDENTE

von Theresia Walser Inszenierung: Burkhard C. Kosminski 23. Nov 2018 – Schauspielhaus

von Henrik Ibsen Inszenierung: Elmar Goerden 16. Feb 2019 – Schauspielhaus

ROMEO UND JULIA

DER MENSCHENFEIND

von William Shakespeare Inszenierung: Oliver Frljić 24. Nov 2018 – Schauspielhaus

JUGEND OHNE GOTT

von Ödön von Horváth Inszenierung: Zino Wey 25. Nov 2018 – Kammertheater

DER GESTIEFELTE KATER

Familienstück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm Inszenierung: Susanne Lietzow 02. Dez 2018 – Schauspielhaus

Medea

von Franz Grillparzer Inszenierung: Mateja Koležnik 14. Dez 2018 – Schauspielhaus

von Molière Inszenierung: Bernadette Sonnenbichler 23. Feb 2019 – Schauspielhaus

BERNARDA ALBAS HAUS

von Federico García Lorca Inszenierung: Calixto Bieito 16. Mär 2019 – Schauspielhaus

DER GOLDENE TOPF

von E. T. A. Hoffmann Inszenierung: Achim Freyer 18. Mai 2019 – Schauspielhaus

WOLKEN.HEIM.

von Elfriede Jelinek Inszenierung: Friederike Heller 25. Mai 2019 – Kammertheater

100 SONGS (DSE)

von Roland Schimmelpfennig Inszenierung: Roland Schimmelpfennig 21. Jun 2019 – Kammertheater

DIE PHYSIKER

von Friedrich Dürrenmatt Inszenierung: Cilli Drexel 22. Jun 2019 – Schauspielhaus

Koproduktionen Rage

von Simon Stephens Inszenierung: Sophia Bodamer 06. Apr 2019 – Nord Eine Koproduktion mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

LAM GODS (DER GENTER ALTAR)

EIN PROJEKT DES EUROPA ENSEMBLES (UA)

von Milo Rau Inszenierung: Milo Rau 02. Mai 2019 – Schauspielhaus Eine Produktion des NTGent in Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart und der Stadsschouwburg Amsterdam Gefördert vom EU-Programm Creative Europe

MERLIN ODER DAS WÜSTE LAND

EINE BACHELORINSZENIERUNG

von Oliver Frljić Inszenierung: Oliver Frljić 11. Apr 2019 – Kammertheater Eine Zusammenarbeit zwischen dem Schauspiel Stuttgart, dem Nowy Teatr, Warschau und dem Zagreb Youth Theatre Gefördert durch die

DIE WEBER

von Gerhart Hauptmann Inszenierung: Georg Schmiedleitner 12. Jan 2019 – Schauspielhaus

von Tankred Dorst Inszenierung: Burkhard C. Kosminski 27. Apr 2019 – Schauspielhaus

THADDÄUS TROLL (UA)

Kein Heimatabend von Gernot Grünewald Inszenierung: Gernot Grünewald 04. Mai 2019 – Kammertheater

Juli 2019 – Nord der Akademie für Darstellende Kunst Baden-­Württemberg


jetzt aber mal

jetzt Spielplan, Karten & abos unter 0711 – 20 20 90 oder unter www.schauspiel-stuttgart.de


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