Als ob es ein Morgen gäbe - Schauspiel Stuttgart

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Als ob es ein morgen gäbe


premieren 19/20 Koproduktionen

Italienische Nacht

Weltwärts (UA)

von Ödön von Horváth Inszenierung: Calixto Bieito 21. Sep 2019 – Schauspielhaus

von Noah Haidle Inszenierung: Burkhard C. Kosminski 29. Feb 2020 – Schauspielhaus

Der satanarchäo­ lügenialkohöllische Wunschpunsch

Projekt 4 des Europa Ensembles

Eine Produktion von Schorsch Kamerun, Hannah Jacob, InterAKT Initiative e.V., Stuttgarter Philharmoniker, Theater Rampe, Staatsoper Stuttgart und Schauspiel Stuttgart, Akademie Schloss Solitude, Internationale Bauausstellung 2027 GmbH und Campus Gegenwart/HMDK Stuttgart.

Inszenierung: Selma Spahić 7. Mär 2020 – Kammertheater

Die Marquise von O.

Familienstück für alle ab 6 Jahren

von Michael Ende Inszenierung: Patricia Benecke 20. Okt 2019 – Schauspielhaus

Eine Koproduktion mit dem Nowy Teatr, Warschau, und dem Zagreb Youth Theatre (ZKM). Gefördert durch die

Last Park Standing (DSE)

RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL)

von Ebru Nihan Celkan Inszenierung: Nuran David Calis 31. Okt 2019 – Kammertheater

von Elfriede Jelinek Inszenierung: Jossi Wieler 28. Mär 2020 – schauspielhaus

SCHÄFCHEN IM TROCKENEN (UA)

Ich seh’ Monster (UA)

Schuld und Sühne

Die Lage (UA)

nach Anton Tschechow in einer Bearbeitung von Robert Icke Inszenierung: Robert Icke 17. Nov 2019 – Schauspielhaus

von Thomas Melle Inszenierung: Tina Lanik 24. Apr 2020 – Kammertheater

Die Empörten (UA)

von William Shakespeare Inszenierung: Bernadette Sonnenbichler 20. Jun 2020 – Schauspielhaus

Was ihr wollt

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

Die Wahrheiten (UA)

Eine Kooperation mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

Eine Koproduktion mit den Ruhrfest­spielen Recklinghausen, dem Zürcher Theater Spektakel und Pop-Kultur Berlin

Iwanow

von Georg Büchner Inszenierung: Zino Wey 24. Jan 2020 – Schauspielhaus

nach Heinrich von Kleist Inszenierung: Zita Gustav Wende 26. Okt 2019 – Nord

Eine Übernahme der Münchner Kammerspiele

nach Fjodor Dostojewski Inszenierung: Oliver Frljić 18. Apr 2020 – Schauspielhaus

Woyzeck

19. Sep 2019 – Baustelle Stuttgart 21

von und mit Nikko Weidemann Einrichtung: Tom Stromberg ab 07. Dez 2019 – Foyer Kammertheater

von Anke Stelling Inszenierung: Sabine Auf der Heyde 16. Nov 2019 – Kammertheater

von Theresia Walser Inszenierung: Burkhard C. Kosminski 19. Jan 2020 – Schauspielhaus

Motor City Super Stuttgart

SPecial

Echt Schmidt Eine Show-Reihe der ehrlichen Worte mit Entertainer Harald Schmidt ab 28. Sep 2019 – Schauspielhaus

Gespräche Mit Astronauten von Felicia Zeller 11. Apr 2020 – Nord Eine Koproduktion mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Gastspiele Münchner Kammerspiele:

UNHEIMLICHES TAL / UNCANNY VALLEY

von Rimini Protokoll (Stefan Kaegi) und Thomas Melle Inszenierung: Stefan Kaegi ab 18. Jun 2020 – Kammertheater In Koproduktion mit Berliner Festspiele – Immersion, donau festival (Krems), Feodor Elutine (Moscow), FOG Triennale Milano Performing Arts (Milano), Temporada Alta – Festival de Tador de Catalunya (Girona), SPRING Utrecht

Hamburger Kammerspiele:

Marias Testament

von Colm Tóibín mit Nicole Heesters Inszenierung: Elmar Goerden ab 22. Feb 2020 – Kammertheater

von Lutz Hübner & Sarah Nemitz Inszenierung: Sophia Bodamer 25. Jan 2020 – Kammertheater

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futur Unsere zweite gemeinsame Spielzeit liegt vor uns, liebe Freunde*innen des Schauspiels, Theaterliebhaber*innen, Damen und Herren, liebe Stuttgarter*innen! Die Zukunft hat eine Zukunft. Sie ist, und das ist das Beste an ihr, tatsächlich offen. Wir wollen ihr begegnen, als ob es ein Morgen gäbe. Es geht um die Zukunft der Zukunft. Futur III. Wir sind hier in Stuttgart so wunderbar aufgenommen worden, dafür danken wir Ihnen. Wir haben ein großartiges erstes Jahr hinter uns – und sind glücklich, hier zu sein. Jetzt wollen wir weitergehen. Uns nicht sagen lassen, dass das Morgen schon heute verbraucht ist. Lassen Sie uns gemeinsam spielen, sprechen, Räume öffnen! Den Anfang der Spielzeit macht Italienische Nacht, ein Stück von 1931: Der katalanische Regisseur Calixto Bieito wird hier mit seiner analytischen Schärfe die Konfliktlinien von heute und morgen nachzeichnen. Auch dem Briten Robert Icke ist an einem Europa mit Zukunft gelegen. Mit Tschechows Iwanow wird er seine hochaktuellen und höchst wachen Klassikerversionen fortsetzen. Bevor Theresia Walsers Die Empörten in Stuttgart zu sehen sein wird, erlebt es seine Uraufführung bei den Salzburger Festspielen. Diese und viele weitere Premieren, auf die ich mich freue, finden Sie auf der Seite links. Der belgische Collagen-Künstler Sammy Slabbinck hat für diese Zeitung sechs surreale Ansichten von Stuttgart geschaffen, die sich spielerisch mit der Stadt von morgen beschäftigen und unsere Schauspieler*innen Teil des Geschehens werden lassen. Teils mit beängstigenden Szenarien, teils mit einer Portion Witz und Heiterkeit. Die Zukunft der Stadt wird auch in dieser Spielzeit ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit sein. Wieder legen wir mit drei Begriffen Schneisen durch den Spielplan. Unsere gemeinsame Zukunft ist das große Thema von heute. Europa bleibt auf der Karte. Schließlich, die Stadt. Wo wir wohnen, da ist unser Platz auf der Welt. Und der ist bedroht. Darum geht es. Jeder soll seinen Platz haben. Auch bei uns im Theater: Willkommen zur neuen Spielzeit! Zukunft der Zukunft, Europa mit Zukunft, Zukunft der Stadt: Futur III. Herzlich, Ihr Burkhard C. Kosminski Intendant des Schauspiels Stuttgart

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SPUCKT DEN SHIT WIEDER AUS Die Schriftstellerin Eva Menasse über die Brutalität und Bedrohlichkeit unserer Welt

DIE EMPÖRTEN

Eine finstere Komödie von Theresia Walser Das Stück wurde am 18. August in Salzburg in der Regie von Burkhard C. Kosminski uraufgeführt. Der Text von Eva Menasse ist ein Auszug aus einem Beitrag für das Programmheft. Zwei Geschwister morgens in einem Rathaus. Die eine Bürgermeisterin der Stadt, der andere ein Lebenskünstler. Zwischen ihnen ein Sack mit der Leiche ihres Bruders. Bisher ging man einander aus dem Weg, nun braucht die Bürgermeisterin Hilfe, um die Bruderleiche heimlich verschwinden zu lassen – kurz vor den Wahlen fürchtet sie um ihre Stellung. Immerhin handelt es sich bei dem Toten um einen Selbstmörder, der andere verletzt und mit in den Tod gerissen hat. Premiere in Stuttgart: 19. Jan 20 – Schauspielhaus Inszenierung: Burkhard C. Kosminski

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Wer neben den Google-, Apple- und Facebook-­ Millionären, die nirgendwo richtig Steuern zahlen, am meisten vom schönen, bunten, uneindämmbaren Datenstrom profitiert, das sind die Extremisten. Das ist das versammelte Böse auf der Welt, ja, lasst uns ruhig mal so dramatisch werden. Das Böse hat mit dem Netz den größten Lautsprecher in die Hand bekommen, den es je gab. Das Netz ist eine riesige Kloake, und die totale Desinformation, die darin automatisch auch jede echte Information versenkt, ist derzeit seine alle Vorteile überstrahlende Wirkung. Und eben deshalb, weil wir mit dem Shit bereits geflutet sind, hört man überall Sätze wie „Die lügen doch alle“ und „Was kann man denn überhaupt noch glauben“.

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Das aber sind keine nebensächlichen Sätze, sondern die wichtigsten. Es sind nicht Sätze von dummen Menschen, die sich einfach zu wenig auskennen. Es sind die Beweise der tiefgreifenden Verunsicherung, die uns alle erfasst hat. Weil alle Sicherheiten aufgelöst scheinen, weil es keine gemeinsame Wahrheit mehr gibt, strömen die vergifteten und verwirrten Menschen denen zu, die am lautesten schreien und die einfachsten Lösungen anbieten: Grenzen zu! Ausländer raus! Für die Heimat und das Vaterland! Vielleicht geht es vielen weniger darum, was die

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Krakeeler sagen, als dass sie etwas Einfaches sagen. Etwas, das man noch versteht, anders als den unverdaulichen Rest. Ohne Digitalisierung wären die globale Wut, die Hysterie und die Verzweif lung nicht so überwältigend groß, die Menschen nicht so aufgehetzt und aggressiv, wären sie nicht schon so verdammt nah an der Überzeugung, dass sehr bald nur noch Gewalt helfen wird, gegen die Tabus brechenden Rechten, gegen die politisch überkorrekte Linke mit

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ihren dritten Klos, gegen die alten weißen Sexisten und gegen die militanten neuen Feministinnen, die ihnen die Schwänze abschneiden wollen, gegen die Klimasünder, gegen die Leugner des Klimawandels, gegen die hinterlistigen Chinesen, die die ganze Welt aufkaufen, und gegen die Trump wählenden Amerikaner und gegen das ganze verdammte Afrika, das sich zu uns auf den Weg macht. Gegen das vergiftete Essen und die vergiftete Luft und gegen die Ignoranten, die all die Bedrohungen nicht sehen, und gegen die Banker, die Miet-Haie und Heuschrecken, und gegen den Mob, der sie enteignen will, gegen die, die uns den Diesel­skandal angetan haben, und die, die immer noch Tiere essen. Und gegen die Flüchtlinge sowieso. Dort hat die Gewalt ja bereits eingesetzt, indem wir Ertrinkende einfach nicht mehr retten. Wann wird der Tag kommen, an dem wir auf ihre Boote schießen? Haben Sie etwa noch keine Wut? Heute sind die Diskretions- wie die Gleichgültigkeitsabstände vernichtet. Wir können uns nicht mehr entziehen, denn wir erfahren live, was am anderen

Ende der Welt geschieht. Dazu hat sich der Blick verdoppelt: Nicht nur wir sehen sie, sondern die, am anderen Ende der Welt, sehen auch uns. Das ist ein Umstand, der unumkehrbar ist. Man weiß jetzt auch anderswo, wie es bei uns ist: so schön, reich und sicher, dass es richtig scheint, sich hierher aufzumachen, auch wenn der Weg gefährlich ist. Das ist nur ein Aspekt: dass endlich Gerechtigkeit im Beobachten hergestellt ist. Auch wenn das zu enormen Umwälzungen führt. Die Digitalisierung hat die allumfassende Illusion von Gleichzeitigkeit und Nähe erzeugt. Diese Illusion bewirkt, dass uns alles ins Übergroße gesteigert erscheint, die Gefahren, die Ängste, die ganze Brutalität und Bedrohlichkeit der Welt, die heute, anders als früher, scheinbar nur einen Fingerdruck von uns entfernt ist. Sie hat uns alle, nicht nur die Politiker, die Fassung und die Haltung verlieren lassen. Von hier kommt die entfesselte Rhetorik, hier wird sie täglich geübt.

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Einmischen Open-Space-Format für junge Menschen

Du hast keinen Plan, was in der Welt abgeht, hättest aber gerne einen? Oder du denkst, dass außer dir niemand einen hat? Dann komm zu unserem Open-­SpaceFormat für junge Menschen und teil deine Erfahrungen aus Leben, Straße, Schule, Uni oder Job mit uns. In gemütlicher Atmosphäre sprechen wir über Dinge, die uns was angehen und unter den Nägeln brennen. LET’S TALK ABOUT SEX! – Körper, Identität und Queerness lautet das Thema der vierten Ausgabe von Einmischen am Sa – 30. Nov 19 von 16 bis 19 Uhr im Theater Rampe. In kurzen Workshops, offenen Gesprächsrunden und Input-Sessions setzen wir uns mit dem Thema auseinander. Kein Eintritt und keine Anmeldung erforderlich, komm einfach vorbei! In Kooperation mit JES – Junges Ensemble Stuttgart, Theater Rampe und Theaterhaus Stuttgart

UNCANNY VALLEY von RIMINI PROTOKOLL (Stefan Kaegi) und Thomas Melle

Ein Gastspiel der Münchner Kammerspiele Vorstellungen: 18. – 21. Jun 20 Kammertheater In Koproduktion mit Berliner Festspiele – Immersion, donau festival (Krems), Feodor Elutine (Moscow), FOG Triennale Milano Performing Arts (Milano), Temporada Alta – Festival de Tador de Catalunya (Girona), SPRING Utrecht

HAUSBESUCHE Nach der enormen Resonanz in der vergangenen Spielzeit setzt Burkhard C. Kosminski seine Hausbesuche fort: ein privater Blick hinter die Kulissen, verbunden mit anregenden Gesprächen über vergangene und künftige Inszenierungen im kleinen Kreis Ihrer geladenen Gäste. Die Hausbesuche finden unter besonderen Voraussetzungen statt. Neugierig? Für nähere Informationen schreiben Sie eine E-Mail an: gaby.bay@staatstheater-stuttgart.de.

Theaterfest So – 22. Sep 19, ab 11 Uhr

Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, lebt seit 2003 als freie Schriftstellerin in Berlin. Für ihren Roman Quasi­kristalle wurde sie mit dem Gerty-Spies-Literaturpreis, dem österreichischen Alpha-Literaturpreis sowie dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet. 2015 war sie Stipendiatin der Villa Massimo in Rom und erhielt für ihr bisheriges Werk den Jonathan-Swift-Preis für Satire und Humor. 2017 erschien ihr Erzählungsband Tiere für Fortgeschrittene. Im selben Jahr wurde sie mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet, 2019 erhielt sie den Ludwig-­ Börne-Preis.

in und um das Schauspielhaus und das Opernhaus, in den Foyers und auf dem Vorplatz Zahlreiche Aktionen für Kinder und Erwachsene zum Erleben und Mitmachen Führungen hinter die Kulissen mit Einblicken in die verschiedenen Gewerke Ab 14:30 Spielplanpräsentation 19/20 mit Burkhard C. Kosminski und unseren Schauspieler*innen


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Implosion der Imagination Kampf ums kommende von Georg Diez Die Zukunft wurde nicht 1989 abgeschafft, als der

Innovation, älter als der Humanismus, der das

von vergangener Größe und künftigem Glanz sieht:

real existierende Kommunismus in der Sowjetunion

Denken des Einzelnen und die Schönheit des Indi-

In der Vergangenheit, der Geschichte finden autori-

und darum herum implodierte und linke politische

vidualismus entdeckte, feierte und ins Zentrum des

täre und faschistische Regime die Quelle ihrer

Utopien für absehbare Zeit diskreditiert schienen.

Denkens der Aufklärung rückte. Der Kampf um

Imagination, hier finden sie die Mythen, die Ideolo-

Die Zukunft wurde nicht 1979 abgeschafft, als die

die Zukunft ist elementar für die Vorstellung eines

gie, das Narrativ, um in der Gegenwart zu herr-

britische Premierministerin Margaret Thatcher

würdevollen Lebens, die Zukunft bildet die Grund-

schen, über Feindbilder, Differenz, Ausgrenzung,

erklärte, es gebe keine Alternative zum Kapitalis-

lage für das Nachdenken über eine bessere Welt,

sie wählen den Umweg einer Zukunft, die sie aus

mus, diese Welt sei in ihrer Ordnung die einzig

eben weil sie nur möglich ist, wenn wir sie uns vor-

den Versatzstücken von gestern und vorvorgestern

mögliche und Widerstand zwecklos. Und die Zu-

stellen können, wenn wir sie imaginieren können.

konstruieren und die damit nichts Neues zulässt,

kunft wurde auch nicht abgeschafft, als 1789 erst

Der Verlust dieser Imagination, der Verlust der

sondern eine Verlängerung des Alten ist.

die Köpfe rollten und Marianne, so sah es später

Zukunft hat drastische Gründe, für den Einzelnen

der Künstler Delacroix, mit nacktem Busen die

wie für die Gesellschaft.

Donald Trumps Slogan „Make America Great Again“ ist exemplarisch für die reaktionären Ver-

Franzosen zur Sonne führen wollte oder wenig­

Die Zukunft als Kern, als Samen, als Hoffnung

suchungen unserer Zeit, es ist der aggressive Zugriff

stens zur Freiheit – und dann die Revolution kippte

gehört zum Menschen – die Veränderung von

auf ein Arsenal von Vorstellungen, die leicht abruf-

und die Macht der Reaktion die Forderungen von

Wirklichkeit, die Veränderbarkeit von Leben. Es

bar sind, weil sie an ein Gefühl von Kränkung

Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit in Grund und

ist menschlich, sich im Kontinuum der Zeit zu ver-

einerseits und Versprechen andererseits geknüpft

Boden stampfte.

orten, und Emanzipation, Freiheit, Demokratie,

sind. Das homogene Volk, die nationale Größe,

All das aber waren Schlüsselmomente im poli-

Gerechtigkeit, all diese Konzepte sind verbunden

eine Story, die es so nie gab – die reaktionäre Zu-

tischen Denken des Westens, denn die Zukunft

mit einer Vorstellung von Zukunft, die sich von der

kunftsvision, wie sie nicht nur Trump anbietet,

war immer mehr als eine Zeitangabe, sie war ein

Gegenwart dadurch unterscheidet, dass die Kon-

sondern Autokraten auf allen Kontinenten in die-

Programm.

flikte überwunden sind. Der wesentliche Punkt ist,

sen Zeiten eines koordinierten Angriffs auf Demo-

dass man erst mal wissen muss, wohin man will,

kratie und die Grundlagen von Menschenrechten

um aufzubrechen, aufzustehen, die Ketten hinter

und Menschenwürde. Die reaktionäre Zukunfts-

sich zu lassen, die nicht immer physische Ketten

vision operiert mit Zerstörung und Vernichtung,

sein müssen, sondern Ketten der Vorstellungskraft.

von Zeit, von Differenz, von Respekt, statt mit

Kompliziert wird dieser Kampf dadurch, dass

Kreation und Veränderung. Sie ist, das muss man

sowohl freiheitliche wie nicht freiheitliche Bewe-

leider sagen, ziemlich erfolgreich in diesen Zeiten

gungen mit diesem Konzept operieren, allerdings

der Angst und der Implosion der Imagination in-

auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Das revo-

nerhalb der westlichen Welt, deren konsumisti-

lutionäre Zukunftsverständnis sieht die Vergangen-

sche Sinnangebote an ihr ideelles und materielles

heit als einen Ort der Kränkung und Verletzung,

Ressourcen-Ende gekommen sind.

Der Kampf um die Zukunft, verstanden als Summe der individuellen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Optionen, ist älter als die Moderne, die eine emphatische Vorstellung vom Menschen und seinen Möglichkeiten prägte.

der überwunden werden muss, um zu einer anderen

Angst und Imagination gehen dabei ein Wech-

Er ist älter als das Maschinenzeitalter, wo aus

Zeit zu gelangen. Das reaktionäre Zukunftsbild ist

selspiel ein, sie sind wie die dunkle und die helle

Wissenschaft Wirklichkeit wurde und aus Ideen

eines, das die kommende Zeit als eine Verbindung

Seite unserer Gegenwart:

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Ohne Imagination gibt es keine Ver­änderung zum Positiven, aber Veränderungen schaffen Angst, weil sie mit den Farben des Negativen gemalt sind.

eine neue, an Science-Fiction geschulte Zukunfts-

Tatsächlich werden in Krisenzeiten Dinge mög-

erzählung ist, wahlweise in der Form von Utopie

lich, die vorher undenkbar schienen. Wenn also, wie

oder Dystopie, mal mit dem Anspruch, eine rea-

der Theoretiker Fredric Jameson sagte, das Ende

listische Option für eine emanzipatorische Vision

der Welt eher vorstellbar ist als das Ende des Kapi-

zu liefern, mal als Futter für Fluchtfantasien der

talismus, dann, so ergänzte er seinen berühmten

Superreichen.

Ausspruch, wird durch das mögliche Ende der Welt

Manche dieser Ängste sind rational, etwa vor

auch das Ende des Kapitalismus Thema. Die Frage

der drohenden Klimakatastrophe. Sie muss aber

bleibt, wie sich systemisches und individuelles

nicht kommen, wenn wir dagegen das Bild einer Zukunft setzen, die fair und gerecht für alle Menschen sein soll. Weniger rational sind da schon die Horrorszenarien von kulturellem und technologischem Wandel. Hier erzeugt ein Mangel an Vorstellungskraft eine Leere in der Gesellschaft, die mit Angst gefüllt wird. Das alles vor dem Hinter-

Künstliche Intelligenz, Machine ­Learning, Roboter, die Macht der ­Maschinen, die den Menschen über­flügeln und ersetzen, das sind ­Szenarien, die in UniversitätsSeminaren und Zeitungen mit großem Ernst diskutiert werden.

Verhalten verändern lassen – durch Bilder einer alternativen Welt und Wirklichkeit, nach vorne gerichtet, bestehend auch aus den Zutaten des Alten. Ohne oder gegen Technologie wird es kein Denken geben, das die Enge und die Zwänge der Gegenwart überwindet, hin zu einer Gesellschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – das ist einer der Widersprüche, die heutige Zukunfts-

grund eines Wirtschaftssystems, das zu immer krasseren Ausprägungen von Ungleichheit und

Die Antwort mancher Milliardäre, die das

bilder überwinden müssen. Eine Rückkehr gibt es

globaler Ungerechtigkeit führt. Der Egoismus,

ganze Schlamassel mit angerichtet haben, ist der

nicht, die Vergangenheit steht uns nicht offen. Aber

der die gesellschaftliche Folge dieser Entwicklung

Plan, den Mars zu kolonialisieren, eine Zukunft

auf dem Weg nach vorne sind manche, auch ältere

ist, paart sich mit lähmender Weltabgewandtheit.

für die Wenigen, die sich den Flug leisten können,

Vorstellungen von Nutzen, etwa die lokale Ebene,

Ergebnis ist eine Haltung, die die Möglichkeiten

während den Vielen die zerstörte Erde bleibt.

auf der alternative Modelle von Wirtschaften,

eigenen Handelns unterschätzt, die sich der Macht

Wo sollen die Vorstellungen entstehen, wie wir

Nachhaltigkeit und Demokratie unter Einbindung

des Schicksals ergibt und sich im Ressentiment

leben wollen, wie wir überleben können, gemein-

der Technologie möglich sind. Auch das Konzept

verliert. Das Ergebnis ist Zukunftsverlust.

sam auf einem Planeten, der zu klein ist für dieses

der Commons, des Allgemeinguts also, das sich auf

Das politische Problem dieser Zeit ist, dass ge-

Wirtschaftssystem, das auf dem Abbau von Res-

Daten und geistiges Eigentum genauso beziehen

genüber dem reaktionären Zukunftsversprechen

sourcen beruht, die endlich sind? Es ist das Ende,

kann wie früher auf Wasser oder Grund. Die Ab-

eine Lücke von Willen und Vorstellungskraft auf

die mögliche Zerstörung, die den Weg nach vorne

kehr vom spekulativen Markt hin zu einem ethisch

der Linken klafft. Die Jahre und Jahrzehnte im

weisen. Langsam erst und in den vergangenen

geformten wiederum wird gespiegelt und ermög-

„kapitalistischen Realismus“, wie es der Theore-

Monaten doch immer intensiver, vorangetrieben

licht von der Technologie, die die Peer-to-Peer

tiker Mark Fisher genannt hat, haben ihre Spuren

durch die Schüler, die die Zeit vor sich deutlicher

Economy ermöglicht, auch das ein Bild von Zukunft,

hinterlassen. Der doppelte Schlag gegen die Zu-

sehen als viele Erwachsene, angeschoben von der

das sich aus kleinen Bausteinen zusammensetzt

kunft, der mit den Jahren 1979 und 1989 verbun-

wichtigsten politischen Bewegung unserer Tage,

und keinen großen Plan erfordert.

den ist, dem radikalen Kapitalismus von Margaret

Fridays for Future, wachen viele auf und begreifen,

Wie also geht Zukunft im 21. Jahrhundert? Es

Thatcher und Ronald Reagan, der die soziale und

dass Wandel möglich ist und Überleben eine Chance

bleibt ein Experiment. Oder wie es Joi Ito gesagt

– wenn die Menschen verstehen, wie ein gutes und

hat vom MIT Media Lab: Wir brauchen keine

Flucht ethische Vorstellung des Marktes durch einen

umfassenden Egoismus ersetzte, und das Verschwinden einer linken Utopie mit dem Zusam-

menbruch auch des Ideengebäudes des Sozialismus und Kommunismus, all das hat zu einem Klima der Apathie und der Politiklosigkeit in vielen westlichen Gesellschaften geführt. Aus dieser Apathie wird eine ganze Generation gerade herausge-

Karten für die Zukunft, weil sie eh so rasch veralten. Was wir brauchen, das ist ein zuverlässiger Kompass, der uns die Richtung weist. Anders gesagt: Die Bestandteile des Bekannten helfen uns nicht weiter. Das Kommende muss radikal neu entstehen. Wir müssen als Gesellschaft, als Gemeinschaft das Ziel formulieren. Und loslaufen. Den Weg dann müssen wir gemeinsam finden. So entsteht Zukunft.

Fantasien

rissen durch die drohende Klimakatastrophe. Auf

gerechtes Leben gehen könnte. Wie also kann der

paradoxe Weise erfordert sie durch die mögliche

Mensch die Handlungsfähigkeit wiedererlangen,

Zerstörung der Welt die Kraft einer gemeinsamen

die er sich selbst genommen hat, jedenfalls in der

Anstrengung und ermöglicht Zukunft und einen

Form von neoliberalen Marktverfechtern, die ge-

gemeinsamen Weg dorthin.

zeigt haben, dass Kapitalismus und Demokratie

Die Technologie wird dabei in ihrer doppelten

nicht unbedingt zusammengehören, und für die

Gestalt deutlich, was die Vorstellung von Zukunft

das auch kein echtes oder ethisches Problem ist?

angeht: Im Zeichen des Klimawandels ist sie in

Eher umgekehrt ist Ethik für sie ein echtes Prob-

Form der Maschinen des Kohle- und Benzinzeit-

lem. Wie lässt sich aus alten oder neuen Worten wie

alters Motor der Vernichtung von Zukunft und

Gerechtigkeit oder Empathie eine Philosophie

der Zeit, die den Menschen noch bleibt. Die Tech-

entwickeln, die sich den Herausforderungen der

nologie liefert aber auch den Rohstoff dessen, was

kommenden Zeit stellt?

Georg Diez, Jahrgang 1969 ist Autor und Kolumnist der taz und Mitbegründer der School of Disobedience. Im Frühjahr erscheint sein Buch über Demokratie und Technologie, zusammen mit Emanuel Heisenberg.




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Wir sind keine Helden Calixto Bieito im Gespräch mit Ingoh Brux über seine Inszenierung von Ödön von Horváths Volksstück Italienische Nacht Italienische Nacht

aufkeimenden Faschismus und dem heutigen

das menschliche Verhalten im 20. Jahrhundert.

Rechtspopulismus?

Horváth richtet seine Kamera aus und fängt die Menschen und ihre Bedürfnisse ein. Und das Tolle

Volksstück von Ödön von Horváth

Ortsvorstand Ammetsberger will sich die „italienische Nacht“ des republikanischen Schutzverbandes von keiner Seite vermiesen lassen. Weder von den Faschisten, die zeitgleich ihren „deutschen Tag“ mit einem Aufmarsch in der Stadt begehen. Noch von dem jungen Genossen Martin, der vor der braunen Gefahr warnt und seinerseits zur Bewaffnung aufruft. In seinem 1931 uraufgeführten politischen Volksstück beschreibt Ödön von Horváth die Blindheit der demokratischen Kräfte vor dem aufziehenden Nationalsozialismus.

CB Ich bin kein Politikwissenschaftler und man

dabei ist: Er urteilt nicht, er ist nicht moralisch.

kann das Stück sicher nicht ohne den zeitgeschicht-

Er macht das Gegenteil von Brecht.

lichen Kontext der Weimarer Republik einfach ins Heute übertragen. Mir scheint die Gesellschaft

IB Was bedeutet Horváths Gattungsbezeichnung

heute nicht mehr ganz so gewaltbereit zu sein. Aber

„Volksstück“ für dich?

ich sehe durchaus Gemeinsamkeiten. Letztlich sind die Menschen immer noch dieselben. Der heutige

CB Stücke für jeden, für das ganze Volk, nicht

Rechts- und Linkspopulismus scheint mir dem von

bloß für eine elitäre Blase. Ich sehe mich als An-

damals sehr ähnlich. Die Linken im Stück haben

gehöriger einer Künstlergeneration, die nicht

mich sehr an das Barcelona der Achtzigerjahre

mehr im Elfenbeinturm sitzt. Ich bin einfach ein

erinnert, wo ich einige Linke kennengelernt habe.

Mensch, der Emotionen auf der Bühne ausdrückt,

Ingoh Brux Italienische Nacht von Ödön von

Manche Ideen oder Verhaltensweisen kehren im-

nichts weiter. Wir sind keine Helden.

Horváth war eine Stückempfehlung von dir. Was

mer wieder. Auch heute laufen in Spanien – rechts

ist deine Verbindung zu Horváth?

wie links – Leute herum, die genauso sprechen wie

Premiere: 21. Sep 2019 – Schauspielhaus Inszenierung: Calixto Bieito

Aus dem Englischen von Bastian Boß

Figuren in Horváths Stück und persönliche Vorteile Calixto Bieito Weder Horváth noch ich wissen,

vor das Gemeinwohl stellen.

wo unsere Heimat ist. Horváth wurde im damaligen Österreich-Ungarn geboren, lebte in vielen

IB In Horváths Stück begehrt die junge Generation

verschiedenen Ländern und schrieb auf Deutsch.

auf gegen die selbstgefälligen Alten.

Damit kann ich mich identifizieren. Ich arbeite und lebe ebenfalls mehrsprachig in verschiedenen

CB Genau. Die Jungen wollen Veränderung – wie

Ländern. Horváths Texte habe ich zuerst auf

heute. Man braucht nur an die feministische Bewe-

Französisch gelesen.

gung zu denken oder an die Klimabewegung, auch das Sexualverhalten verändert sich.

IB Warum wolltest du gerade Italienische Nacht inszenieren?

IB Spielt das Sexualleben der Figuren in Horváths Stücken für dich eine große Rolle?

CB Italienische Nacht ist für mich eines der Hauptwerke von Horváth, in dem er seine großen Themen

CB Ja. In der Weimarer Republik kam Sigmund

Sex und Populismus wunderbar kombiniert. Außer-

Freuds Lehre in der einfacheren Bevölkerung an.

dem beschreibt das Stück, woher wir kommen.

Die Frauen traten sexuell plötzlich sehr selbst­ bewusst auf. Es gab eine Explosion von Sex. Die

IB Das Stück wurde 1931 veröffentlicht. Siehst

Männerfiguren in Italienische Nacht sind beses-

du Gemeinsamkeiten zwischen dem im Stück

sen von Sex. Das Stück beschreibt wunderbar

Der katalanische Regisseur Calixto Bieito war von 1999 bis 2009 künstlerischer Leiter des Teatre Romea in Barcelona sowie 2010 bis 2012 beim FACYL in Salamanca. Er arbeitet regelmäßig an europäischen Opernhäusern wie der National Opera Lon­don, Opéra National de Paris, Nederlandse Opera Amsterdam, Staatsoper Stuttgart, Staatsoper München, Opernhaus Zürich und der Komischen Oper Berlin. Als Schauspielregisseur in­szenierte er u. a. für das Edinburgh International Festival, das Residenztheater München, das Nationaltheater Mannheim und das Bergen Festival in Norwegen. Seit 2017 ist er Künstlerischer Leiter des Teatro Arriaga in Bilbao. Bereits seit letzter Spielzeit ist Bernarda Albas Haus in seiner Regie am Schauspiel Stuttgart zu sehen.

populismus 10 – 11


„Von einer akuten Bedrohung der demokratischen Republik kann natürlich keineswegs gesprochen werden.“ aus Ödön von Horváths „Italienische Nacht“


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Niemand ist mutig genug, Stopp zu rufen von Robert Icke

Leave /

Ich schäme mich momentan dafür, Brite zu sein. Der Brexit ist

Seiten hat einen Anführer, der dieser Bezeichnung gerecht wird.

eine populistische Bewegung, vergleichbar mit all jenen, die wir

Trump hat mit dem Brexit eine vergiftete, falsche Nostalgie

in den vergangenen Jahren auf dem Kontinent haben empor­

gemein: die Sehnsucht nach nationalem Ruhm, nach Souveräni-

schie­ßen sehen. Die Zutaten sind zumeist dieselben: Grenz­

tät sowie das pseudo­revolutionäre Narrativ, die „Kontrolle

schließun­gen; Angst vor Immigration, die von Opportunisten an-

wieder­zu­erlangen“. Indem es seiner eigenen Zukunft schadet,

gestachelt wird; eine legitime, aber fehlgeleitete Wut sowie die

seinen Handel beeinträchtigt und sich selbst ärmer macht, ver-

Auf­lösung der Rhetorik in Zorn (rechts) und Empörung (links). Die

sucht Großbritannien, in eine Machtposition zurückzukehren.

Welt scheint sich zu spalten, wo sie sich vor siebzig Jahren vereinte.

Diese offensichtliche Lüge kann erst entlarvt werden, wenn sie implo­diert. So lange aber scheint sie unanfechtbar. Doch wenn

Je düsterer die Brexit-Vorhersage wird, desto wütender wird das Volk.

Lügen Geschichten sind, dann ist der Brexit keine Geschichte über Euro­pa oder die EU, sondern über Großbritannien selbst, über eine kleine Insel, die mit allen Mitteln versucht, ihre Fantasien wahr werden zu lassen, indem sie ihre Zukunft zerstört.

Was den Brexit so ungewöhnlich und zerstörerisch macht,

Theater wird stumpfsinnig, wenn es seinen Fokus auf die Ver-

ist der absolute Charakter dieser Spaltungen: In Großbritannien

gangenheit legt – und tödlich, wenn es die Vergangenheit ver­klärt.

hat sich eine scharfe Grenze gebildet zwischen denen, die in der

Die Kernidee des Theaters – ein kollektiver Akt der Empa­thie, in

EU blei­ben, und denen, die gehen wollen. Es gibt keine Mitte.

dem das Diffizile und Andere Seite an Seite betrachtet werden

Ein politi­sches System, senkrecht gespalten in links und rechts,

können – scheint der der winzigen, abgelegenen, angsterfüll­ten

ist erneut gespalten worden, diesmal waagerecht, in remain und

Insel, die der Brexit uns verspricht, diametral entgegengesetzt. Es ist noch nicht abzusehen, ob der Brexit unsere Möglich­

Alte Bünd­nisse und Parteitreue scheinen entweder zu zerbrö-

keiten, Ideen und Künstler über Grenzen hinweg auszutauschen,

ckeln oder ex­t remer zu werden. Hat ein linker Remainer jetzt

einschränken oder gar zerstören wird – ebenso wenig, ob er die

mehr mit einem linken Leaver oder mit einem rechten Remainer

europäischen Einflüsse hemmen wird, die das britische Theater

gemeinsam? Nie­mand scheint es zu wissen. Wirft der Brexit

seit nunmehr fünfzig Jahren inspiriert und bereichert haben.

Prinzipien über den Haufen? Offensichtlich.

Aber es scheint sicher, dass, wie auch immer der Brexit letztlich

remain

leave. Der zweiteilige Staatskörper wurde in vier Teile zerhackt.

Theresa May, die für remain geworben hatte, führt nun eine

ablaufen wird, auf die Förderung der Künste in Großbritannien

Pro­-Brexit-­Regierung, und Jeremy Corbyn, der leave präfe-

sehr schwierige Zeiten zukommen werden.

rierte, soll dafür zuständig sein, sich ihr entgegenzustellen. Teil-

Aber vorläufig fürchten die Politiker den Mob. Je düsterer die

weise wegen dieses totalen Mangels an Überzeugung gibt es

Brexit­-Vorhersage wird, desto wütender wird das Volk auf die

weder eine Regierung noch eine Opposition. Was es stattdessen

Politiker – und desto hündischer versprechen die Politiker, das

gibt, ist Kleinlichkeit und Dummheit, Starrsinn und Unehrlich-

Er­gebnis des Referendums zu beachten. Der Abgrund, über den das

keit. Beide Seiten behaupten, das Volk zu respektieren, obwohl

Land sich selbst manövriert hat, ist weniger schrecken­erregend als

sie in Wirk­lichkeit Angst vor ihm haben. Immerhin hat das Volk

die Angst, die die verschiedenen Lager voreinander haben. Und nie-

2016 zum Schlag gegen eine Gruppe verhasster und gleichgül-

mand, der mächtig genug ist, ist auch mutig genug, Stopp zu rufen.

tiger Politiker ausgeholt. Der Wille des Volkes muss erfüllt wer-

den. Aber was bedeutet dieser Wille genau? Der Stimmzettel des

Beitrag für „Theater der Zeit“, Heft 02/2019

Referen­dums bot lediglich leave oder remain. Keine der beiden

Aus dem Englischen von Erika Meibauer

IWANOW

nach Anton Tschechow Anstatt seiner unter Schwindsucht leidenden Frau beizustehen, verbringt der gescheiterte Intellektuelle Iwanow seine Abende auf dem Gut der Lebedews, die illustre Gelage veranstalten. Seine Frau Anna Petrowna reist ihm nach und erwischt ihn in flagranti mit der jungen Sascha. Aber auch nach einer direkten Konfrontation will Iwanow nicht von seiner egoistischen Lebensweise abrücken. Robert Ickes Bearbeitung bringt Tschechows Figuren in die Gegenwart, in der sie Gefangene einer Zwischenzeit bleiben. Premiere: 17. Nov 19 – Schauspielhaus Inszenierung und Bearbeitung: Robert Icke

12 – 13

Der Regisseur Robert Icke ist Associate Director am Londoner Almeida Theatre. Seine Orestie eröffnete im vergangenen Herbst die Spielzeit am Schauspiel Stuttgart. Für diese Arbeit wurde er mit dem Kurt-Hübner-­ Regiepreis 2019 ausgezeichnet. Im Januar hatte am Theater Basel seine Inszenierung von Arthur Millers Hexenjagd Premiere.



„Wenn Sie Heimat sagen, dann drückt sich diesem Nazi-Zahnschmelz ein regelrechtes Lächeln ins Gesicht.“ Aus Theresia Walsers „Die Empörten“


Zuschauer kritiker­*innen gesucht! Auf unserer Website finden sich im Bereich DIALOG die Zuschauerkritiken der letzten Spielzeit. Und in der neuen Saison vielleicht auch Ihre? Wenn auch Sie Lust haben, mehrmals jährlich in einer Premiere zu sitzen und gleich danach eine Kritik über das Stück zu verfassen, schreiben Sie ein paar Zeilen über Ihre ganz persönliche Motivation an: carolina.​gleichauf​@staatstheater-stuttgart.de

Dead or Alive-Slam Moderation: Thomas Geyer Beim vielleicht rasantesten Dichterwettstreit der Literaturgeschichte treffen tote Schriftsteller*innen von damals auf quicklebendige Autor*innen von heute. Wir öffnen die Theaterpforten für den Wettkampf zwischen Jetzt und Ewigkeit, Schulbank-Klassikern und zeitgenössischer Lyrik, zwischen Pudels Kern und „Yolo“. Die besten Slammer*­innen treffen auf die besten Toten, verkörpert von den besten Schauspieler*innen aus dem Ensemble. Wer am Ende als Sieger*in hervorgeht, liegt in der Hand des Publikums.

Vögel von Wajdi Mouawad

Neue Termine: 6., 7. Und 19. Dez 19, Schauspielhaus 15. Jan 20 (Gastspiel in Bilbao) mit Itay Tiran, Silke Bodenbender, Amina Merai, Martin Bruchmann, Evgenia Dodina, Dov Glickman, Maya Gorkin, Ali Jabor, Hagar Admoni-Schipper u. a. Inszenierung: Burkhard C. Kosminski

Motor City Super Stuttgart

Konzept, Regie, Text und Musik von Schorsch Kamerun Bühne und Kostüme: Katja Eichbaum

24. Okt 19 – Schauspielhaus Eine Kooperation mit der Sprechstation – Stuttgarter Poetry Slam

Schorsch Kamerun – Autor, Clubbetreiber, Hörspielmacher – ist Sänger der Hamburger Band „Die Goldenen Zitronen“ und Theater­ regisseur außergewöhnlicher Konzertinstallationen. Der Stadt Stuttgart seit 2014 künstlerisch verbunden, macht er nun gemein-

Schulbesuche

sam mit Stuttgarter Bürger*- und Künstler*innen jeder Couleur,

Burkhard C. Kosminski kommt in dieser Spielzeit in Ihre Schule.

von den Stuttgarter Philharmonikern sowie der jungen InterAKT

Im Rahmen seiner Offensive für breitere kulturelle Teilhabe stellt

Initiative e.V. die umstrittene Baustelle zur Bühne. Zusammen

er in Lehrerkonferenzen den Spielplan vor und sucht den Dialog

musikalisieren sie die riesige Umgrabung Stuttgart 21 als Rück-

über Möglichkeiten, Schüler*innen ans Theater heranzuführen.

kopplung der aktuellen gesellschaftlichen und raumgreifenden

Ensemblemitgliedern Robert Rožić und Josefin Feiler und begleitet

Umbrüche in einer durch­ökonomisierten Zeit. Es könnte ein Klang

Interessiert? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an: vermittlung.​schauspiel​@staatstheater-stuttgart.de oder setzen Sie sich telefonisch unter

entstehen, der mit dem Labeling „Motor City Stuttgart“ der nächsten Magnetregion „Detroit Techno City“ scharf Paroli bietet: der vorherrschende, dystopische Apparatensound als reale Chance auf eine gewinn­t rächtige Alleinstellung.

Tel. 0711-20 32-651 mit uns in Verbindung.

19. bis 22. Sep 2019, Baustelle Stuttgart 21 Eine Produktion von

Schlossgartencampus Das Theaterfestival für Studierende Im Frühling 2020 machen wir Schauspielhaus und Schlossgarten wieder zum Theater-Campus! An drei Festivaltagen erwarten euch Theater- und Hochschulveranstaltungen sowie ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Workshops, offener Bühne, Partys und weiteren Specials. Auch dieses Jahr haben Studierende und Hochschulen aus der Umgebung wieder die Chance, mit ihren eigenen Ideen und Vorstellungen das Programm mitzugestalten.

22. – 24. Mai 20

Schorsch Kamerun, Hannah Jacob, InterAKT Initiative e.V., Stuttgarter Philharmoniker, Theater Rampe, Staatsoper Stuttgart und Schauspiel Stuttgart, Akademie Schloss Solitude, Internationale Bauausstellung 2027 GmbH und CAMPUS GEGENWART/HMDK Stuttgart Gefördert von der Stadt Stuttgart im Rahmen des Fonds „Kultur im öffentlichen Raum“, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst durch den Innovationsfonds und die Internationale Bauausstellung 2027 GmbH.


Repertoire 100 SONGS (DSE)

Die Weber

Othello

von Roland Schimmelpfennig Inszenierung: Roland Schimmelpfennig

von Gerhart Hauptmann Inszenierung: Georg Schmiedleitner

von William Shakespeare Inszenierung: Burkhard C. Kosminski

BERNARDA ALBAS HAUS von Federico García Lorca Inszenierung: Calixto Bieito

Café Populaire (DE) von Nora Abdel-Maksoud Inszenierung: Anja Schoenwald

Das Imperium des Schönen (UA) von Nis-Momme Stockmann Inszenierung: Tina Lanik

DER GOLDENE TOPF Ein Märchen aus neuester Zeit auf dem Theater erzählt nach E. T. A. Hoffmann Inszenierung: Achim Freyer

DER MENSCHENFEIND von Molière Inszenierung: Bernadette Sonnenbichler

DIE PHYSIKER von Friedrich Dürrenmatt Inszenierung: Cilli Drexel

DIE WILDENTE von Henrik Ibsen Inszenierung: Elmar Goerden

Faust I von Johann Wolfgang von Goethe mit Texten aus Elfriede Jelineks FaustIn and out Inszenierung: Stephan Kimmig

Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel von Theresia Walser Inszenierung: Burkhard C. Kosminski

Imaginary Europe (UA) Projekt 1 des Europa Ensembles Inszenierung: Oliver Frljić

Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth Inszenierung: Zino Wey

Medea von Franz Grillparzer Inszenierung: Mateja Koležnik

Orestie nach Aischylos in einer Neubearbeitung von Robert Icke Inszenierung: Robert Icke

16 – 17

Romeo und Julia von William Shakespeare Inszenierung: Oliver Frljić

THADDÄUS TROLL (UA) Kein Heimatabend von Gernot Grünewald Inszenierung: Gernot Grünewald

Vögel (DSE) von Wajdi Mouawad Inszenierung: Burkhard C. Kosminski

Weill: Die sieben Todsünden / Peaches: Seven Heavenly Sins Ballett mit Gesang von Kurt Weill, Text von Bertolt Brecht / Live Testimonial by Peaches Inszenierung: Anna-Sophie Mahler, featuring Peaches Eine Koproduktion mit der Staatsoper Stuttgart und dem Stuttgarter Ballett

WOLKEN.HEIM. von Elfriede Jelinek Inszenierung: Friederike Heller



E U RO PA

MI T

Z U K U N F T

THEATER ALS HEIMATLABOR von Nuran David Calis Beim Schreiben stößt Aydin auf den Gedanken,

Last Park standing

dass es zwei verschiedene Wege gibt, eine Olive zu

Magen oder der Geist gesättigt werden?! Und was setzt was voraus?

essen. Der eine Weg ist: Man nimmt sie, wirft sie

Hier schlägt der Film für mich eine Brücke

sich direkt in den Mund und fertig. Den Kern

zu Ebru Nihan Celkans Theaterstück Last Park

Umut und Janina begegnen sich während der Aufstände in Istanbul 2013. Dort, wo alles mit der Verteidigung von Bäumen, mit einer friedlichen Demonstration und einem Fest begonnen hatte, verlieben sie sich ineinander. Als der politische Druck in der Türkei zunimmt und die sozialen Verhältnisse sich ändern, bittet Janina Umut, ihre Heimat zu verlassen und mit ihr in Berlin zu leben. Aber was wird dann aus ihrem Freund Ahmet, mit dem sie gemeinsam Proteste organisiert?

spuckt man einfach aus. Diese Variante führe sofort

Standing. Was ist das Grundbedürfnis der Figuren

zur Sättigung des Magens. „Ja“, antwortet seine

im Film Winterschlaf und in diesem Theaterstück?

Schwester, „das kann man so machen, aber das ist

Der Hunger nach Freiheit? Danach, sein Leben

ja nicht schön.“ – „Stimmt“, erwidert Aydin. „Die

so zu gestalten, wie man will? Was ist Selbstbe­

zweite Möglichkeit ist, dass man die Oliven zunächst

stimmung? Wie sich positionieren im Konflikt zwi-

hübsch anordnet, sie entkernt, sternförmig zusam-

schen dem persönlichen Glück und der Verbun-

Deutschsprachige Erstaufführung: 31. Okt 19 – Kammertheater Inszenierung: Nuran David Calis

menlegt und garniert. So hat zunächst auch das

denheit mit der Heimat, der Tradition, der

Auge etwas davon, bevor die Oliven in den Magen

Gemeinschaft? Wen mache ich haftbar für meine

wandern.“ Ja, stimmt Neclar ihm zu, diese Variante

Entscheidungen, wenn sie sich am Ende als falsch

sei viel schöner.

herausstellen? Wen mache ich haftbar für Ent-

von Ebru Nihan Celkan

Im türkischen Film Winterschlaf von Nuri Bilge

scheidungen, die ich treffe, weil jemand anderes

Ceylan aus dem Jahr 2014, der im selben Jahr die

will, dass ich sie treffe – ihm oder ihr zuliebe? Ist

Goldene Palme in Cannes gewann, gibt es eine Szene, die mich tief bewegte. Die Figur Aydin, ein älterer, sehr intellektuell wirkender Mann, sitzt Abend für Abend an seinem Tisch im Kamin­

Nun ist Hunger ein Grundbedürfnis und je länger man nichts zu essen bekommt, desto größer wird dieses Bedürfnis.

zimmer, um an einem autobiografischen Roman zu schreiben. Hinter ihm auf der Couch liegt lesend seine ungefähr gleichaltrige Schwester Necla, eine

es gut, egoistisch zu denken, das persönliche Glück zu suchen? Oder ist es besser, an alle zu denken? Bedeutet meine persönliche Freiheit vielleicht das Gefängnis für einen anderen?! Ganz klar ging an diesem Abend im Kinosaal

Was spielen ästhetische Gedanken für eine Rolle, wenn der Magen leer ist?!

ein Riss durch die Zuschauerreihen. Zu erkennen war eine Gesellschaft, der die Narrative abhan-

zu keinem großen Erfolg gelangte Schauspielerin,

Als ich den Film ein Jahr nach den großen

denkommen, der sie entgleiten. Zu erkennen war

die dem türkischen Stadttheaterbetrieb den Rücken

Unruhen in Istanbul sah, ging ein Raunen durch

die Orientierungslosigkeit der Künstler, mit dem

gekehrt hat und ihrem Bruder in die Provinz gefolgt

den Kinosaal. Einige schüttelten den Kopf, fanden

Erbe ihres Landes, mit dem einfachen Volk umzu-

ist. Keine namhaften Regisseure hätten ihr Talent

die Borniertheit der „Intellektuellen“ unmöglich,

gehen, dessen Sehnsucht sich in erster Linie darauf

erkannt, es waren immer die falschen Stücke ...

sich zu erheben über die Menschen, die hungern.

richtet, den Magen zufriedenzustellen. Diese

Auch Aydin beklagt sein Leben: Aus ihm hätte ein

Die anderen lachten über die Szene und die kluge

Sehnsucht deckt sich nicht mit dem Hunger nach

großer Schriftsteller werden können, ein Romancier

und versponnene Freiheit der beiden. Jeder im Saal

Freiheit im Geist. Mit der Sehnsucht, so zu leben,

von Weltrang, ein Yaşar Kemal, wenn er dieses Erbe

hatte das Problem erkannt, hatte den Film auf

so zu lieben, so zu denken und die Dinge so zu

hier in ­Kappadokien nicht hätte antreten müssen.

seine Weise verstanden. In was für einem Land

gestalten, wie die Künstler es wollen.

Ab und zu werfen sich die beiden gegenseitig vor,

wollen wir leben? In einem, das satt macht? Oder

Dieser Riss durchzieht auch die türkische Ein-

schuld an ihrem verpfuschten Leben zu sein.

in einem, das mir erlaubt, frei zu sein? Soll der

wanderungsgesellschaft in Deutschland. Somit hat

18 – 19


Echt Schmidt

Eine Show-Reihe der ehrlichen Worte mit Entertainer Harald Schmidt „In der Oper habe ich alles erreicht. Jetzt möchte ich im Schauspiel radikal an meine Grenzen gehen.“ Mit diesen Worten sorgte YouTube-Ikone Harald Schmidt für den Paukenschlag des Sommers im Schlossgarten. Der Hipster unter den Stadttheaterlegenden verabredete per Handschlag mit Schauspiel­ intendant Burkhard C. Kosminski mehrere Abende auf der legendä­ren Bühne zwischen Baugrube und Adenauer-Allee. Unter den Arbeitstiteln „Echt! Schmidt?“, „Echt? Schmidt!“, „!Echt Sch?midt“ und „@cht ??? sc#midt“ wird derzeit ein Konzept erarbeitet, das durchaus als Projekt enden könnte. Proben, feste Texte und andere Leute auf der Bühne wird es nicht geben. „Für sowas schmeißen wir im Staatstheater kein Geld raus“, lässt sich Schmidt zitieren. „Das ist beim Rückbau unserer Autoindustrie sinnvoller investiert.“ Nach ersten Plänen wird Schmidt auf der Bühne stehen und das Publikum unten sitzen. „Wir wollen alte Gewohnheiten bewusst dystopisch bearbeiten“,

verriet der Nürtinger anlässlich eines Pressefrühstücks bei Ützel Brützel in der Königstraße. „Stuttgart ist Europa und Europa ist Stuttgart. Auf unseren Bühnen wurde lange genug deutsch gesprochen. Jetzt ist es Zeit für Klartext.“ Was genau an den Abenden passiert? „Ich lass mich selbst überraschen“, so der ehemalige belgische Steuerflüchtling. „Des isch mei kindliche Neugier. Wenn i die nemme hab, hör’ i auf mitm Theater.“ Seien Sie dabei, wenn es soweit ist! Termine der Folgen 1-6 in der Spielzeit 2019/20, jeweils 21 Uhr im Schauspielhaus: Sa – 28. Sep 19: Echt Schmidt Do – 31. Okt 19: Echt? Schmidt? Do – 12. Dez 19: Echt! Schmidt? Do – 5. Mär 20: Echt? Schmidt! Mo – 11. Mai 20: !Echt Sch?midt Fr – 19. Jun 20: @cht ??? sc#midt


auch das Stück von Ebru Nihan Celkan viel mit

Gefängnis geworden, in dem sie vor ihren beiden

das Mitfühlen – egal, ob es einen anzieht oder ab-

unserer Gesellschaft zu tun. Wie reagiert eine

Töchtern, die fünf und acht Jahre alt sind, in der

stößt – muss wieder das Zentrum des Ganzen

Mehrheitsgesellschaft auf eine Minderheit?! Wer

Kölner Bahn angespuckt und in den Arsch getreten

werden. Die Welt, die einen umgibt, könnte dann

schreibt wem vor, was Freiheit ist? Was gut ist?

werde, weil sie ein Kopftuch trage. Das hier sei für

nicht mehr verleugnet werden, der Betrachter nicht

sie kein Leben mehr.

mehr getäuscht. Die komplexe Welt, in der wir uns

In Last Park Standing ist das Private total politisch und das Politische total privat. Es geht um die

Diesen Widerspruch, ihre Meinung, ihre Erfah-

befinden, würde nicht mehr vereinfacht. Kunst ist

Liebe zwischen zwei Frauen, von denen eine in

rung, die mich zutiefst traf, musste ich aushalten.

kompliziert und komplex – es gilt, dem Betrachter

Istanbul und die andere in Berlin lebt. Die Ber-

Aber in diesem Moment wurde mir auch klar: Hier

Anstrengung zuzumuten, um Erkenntnisse aus der

linerin will, dass ihre Geliebte alles hinter sich

geht es nicht um die freie Rede, die zu einem gemein-

Betrachtung zu bekommen. Und vielleicht schafft

lässt und zu ihr nach Deutschland kommt. Doch

samen Narrativ führen könnte, sondern um Macht.

der Betrachter es dadurch, in größeren Zusam-

die Istanbulerin kann nicht einfach ihren guten

Ayfer hat mit ihrer Entscheidung die AKP zu

menhängen zu denken und die Ursachen für das

Freund, einen homosexuellen Aktivisten, der an

wählen, Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Identität

der Speerspitze der Protest-Bewegung steht, alleine

und persönliche Freiheit zusammengedacht. Die

Dieser Ansatz löst sich von dem Gedanken,

zurücklassen. Ebenso wenig wie all die anderen,

türkische Minderheit, die sich hier als Opfer einer

Rasse, Leitkultur, Identität und Freiheit zusam-

die für die Freiheit kämpfen. Die beiden Liebenden

rassistischen Gesellschaft sieht, wählt einen

menzudenken. Niemand könnte mehr einem ande-

finden zu keinem gemeinsamen Narrativ. Im

Mann, der ihnen die Macht zurückgibt, der ihr die

ren vorschreiben, was Identität ist, was Heimat,

Stück – wie auch im Film Winterschlaf – finden die

Freiheit zurückgibt, die sie hier in Deutschland

was Freiheit, was Leitkultur ist. Keiner, der die

Figuren zu keiner schlüssigen Erzählung, wie sie

scheinbar nicht empfinden.

Macht hat, könnte einer Minderhei­t diese Dinge

Leid anderer zu erkennen.

miteinander umgehen sollen. Und von hier aus

Bevor wir die Narrative klären, die zu einer

schlagen beide Werke ein Bogen zu uns nach

gemeinsamen Identität, zu einer gemeinsamen

Die Institution Theater, als ein Gesellschafts-

Deutschland und nach Europa, über die türkische

Freiheit führen könnten, muss die Frage nach der

modell gedacht, könnte der Raum werden, der

Einwanderungsgesellschaft hinaus.

Macht geklärt werden. Wer bestimmt, was Identi-

zeigt, dass diese Begriffe in unserer Gesellschaft

tät ist? Was Freiheit ist? Was Heimat ist? Wie

komplexer und tiefgründiger sind, als wir an-

sind die Machtverhältnisse?! Solange wir das

nehmen. Das Theater könnte zu einer Gegen-Welt

nicht klären, steckt unsere ganze Gesellschaft in

werden. Das Theater könnte ein Heimatlabor sein,

einer Identitätskrise. Und diese breitet sich immer

das zur Identitätsfindung einer Gesellschaft bei-

weiter aus. Viele Länder der Europäischen Union

trägt. Ein Netzwerk. Eine Plattform.

Uns fehlt ein gemeinsames Narrativ: Wie wollen wir uns in einer Gesellschaft zueinander verhalten?

von oben verordnen. Oder umgekehrt.

sind von dieser Krise erfasst, aber auch andere

In einer Gesellschaft, die täglich immer weiter

Wie können wir den Fliehkräften innerhalb

Teile der Welt wie die USA, Brasilien etc., um nur

auseinanderfliegt, die sich spaltet, könnte das

einer Gesellschaft etwas entgegensetzen? Wie se-

einige wenige zu nennen. Sie alle setzen den Begriff

Theater die Bindekraft werden, wie sie jetzt ge-

hen die Bindekräfte aus? Könnten gemeinsame

der Freiheit unter nationalistische, religiöse,

braucht wird. Das Theater kann die Frage nach

Werte unsere Narrative werden? Freiheit?! Gleich-

identitäre Vorzeichen.

der Macht konsequenter stellen. Denn die Macht­ frage ist das eigentliche Hindernis und blockiert

heit?! Minderheitenschutz?! Beim Versuch, dieser Frage nachzugehen, erinnere ich mich an einen schmerzhaften Moment: Während der Proben für das Theaterstück Istanbul am Schauspiel Köln kam es zu einer Auseinander-

die Identitätsfindung, sie vernebelt den Begriff

Und was hat das mit dem Theater zu tun?! Theater ist ein öffentlicher Raum.

Heimat. Sie vernebelt den Begriff von Freiheit und behindert ein gemeinsames Narrativ.

setzung zwischen dem Schriftsteller Doğan Akhanlı und Ayfer Şentürk Demir, einer strenggläubigen

Wo sonst als hier kann man die Frage nach der

Muslimin, die den NSU-Bombenanschlag auf die

Macht so gut stellen?! Die Frage nach der Frei-

Keupstraße in Köln überlebt hatte. Sie, die hier in

heit?! Das Theater ist ein Raum, der sich immer

Deutschland selbst Opfer rassistischer Gewalt ge-

wieder einer Selbstbefragung stellt. Vielleicht

worden war, wählte in der Türkei einen rassisti-

könnte ein radikaler Umbau der Institution

schen Hetzer, der ohne Skrupel Doğan Akhanlı

identitäts­stiftend und freiheitsstiftend sein und

aufgrund seiner Forderung nach freier Meinungs-

zu einer gemeinsamen Erzählung führen.

äußerung verhaften ließ. Ayfer genießt hier in Deutschland alle Freiheiten einer offenen Gesell-

Können wir das Theater als einen Ort denken, an dem Solidarität sichtbar wird?

schaft, so dachte ich, und wählt für ihre Landsleute

Seit über 2.500 Jahren beleben wir einen

in der Türkei einen Mann, der das Land in ein

Raum, in dem es ums Mitfühlen geht. Wir bekla-

Gefängnis verwandelt?!

gen Kriege, Verluste, Vertreibung, Leid und Tod.

Auf die Frage von Doğan Akhanlı, warum sie

Wir erkennen durch Literatur das Eigene im

das getan habe, antwortete Ayfer, Erdogan sei ein

Fremden – durch Prosa, durch Lyrik, durch Dra-

guter Moslem. Sie fühle sich in einer Türkei unter

matik – , erst danach versuchen wir, ästhetische

seiner Regierung freier, denn dort könne sie ihr

Fragen zu klären. Das funktioniert nicht durch

Kopftuch überall tragen und ihren Glauben frei

Abgrenzung, nicht durch Machtkonzentration.

ausleben. Anders als hier, so sagte sie, und das sei

Theater ist ein Raum, in dem Empathie und Solida­

nun mal ihre Ansicht. Hier sei das Leben für sie ein

rität gelebt werden müssen. Das Nachempfinden,

Der Regisseur, Theater- und Drehbuchautor Nuran David Calis, 1976 als Sohn armenisch-jüdischer Einwanderer aus der Türkei in Bielefeld geboren, studierte Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. 2008 kam sein erster Spielfilm Meine Mutter, mein Bruder und ich in die Kinos, 2010 verfilmte er für das ZDF Frank Wedekinds Frühlings Erwachen und 2012 Georg Büchners Woyzeck. 2011 erschien sein erster Roman Der Mond ist unsere Sonne beim S. Fischer Verlag. Am Schauspiel Köln sorgte er mit seiner Keupstraßen-Trilogie Die Lücke (2014), Glaubenskämpfer (2016) und Istanbul (2017) für Furore. Gemeinsam mit Expert*innen und Schauspieler*innen widmete er sich dem NSU-Anschlag in Köln als verstörendem Kapitel der neueren deutschen Geschichte. Zuletzt inszenierte er dort das Projekt Herero_Nama (2019) über den Umgang Deutschlands mit seinem kolonialen Erbe und die Rückgabe geraubter Kulturgüter.

e t f ä r k h e i Fl 20 – 21


„Die Hyänen kommen in den Morgenstunden, bevor die Menschen zueinander finden können.“

aus Ebru Nihan Celkans „Last Park Standing“


E U RO PA

MI T

Z U K U N F T

die Letzte Hoffnung von Piotr Gruszczyński

europa ensemble

verehrt. Es ist die erste Regierung seit langem, die

Menschen und die Welt in kleinem Maßstab zu

die Kultur beeinflusst, sie selbst gestalten und ih-

verändern, und was in ihm gesät wird, wird wei-

ren politischen Zielen unterordnen will. Die zuvor

ter miteinander verknüpft.

herrschenden Administrationen glaubten nicht an

Internationale Projekte dienen der Schaffung

die Macht von Kunst und Kultur und waren deswe-

staatenübergreifender Kooperations- und Unter-

gen gleichgültig. Das neu erwachte Interesse der

stützungsstrukturen, vor allem aber dem Erfah­

politischen Machthaber ist jedoch leider einen-

rungsaustausch und der gemeinsamen Erfor-

gend und bedrohlich. Es wird zusätzlich durch

schung von Bedrohungen, die von Tag zu Tag

Propaganda in den öffentlichen Medien unter-

zunehmen. Oftmals erlaubt erst ein Blick von

stützt, die plumpe, seichte und geschmacklose Un-

außen – unbelastet vom täglichen Kampf –, ein

terhaltung anbieten. In ihren Augen sollte Kunst

politisches oder gesellschaftliches Problem zu be-

dazu dienen, das Leben angenehmer und schöner

nennen und in die richtige Perspektive zu rücken.

zu gestalten, allen zu geben, worauf sie warten,

In der Arbeit des Europa Ensembles spielt der

und keine neuen Bedürfnisse oder Möglichkeiten

Workshop-Aspekt eine enorme Rolle: Sechs junge

aufzuzeigen, geschweige denn Fragen oder Zweifel

Schauspieler*innen aus verschiedenen Ländern

zuzulassen. Die wachsende konservativ-populis­

mit unterschiedlichen politischen Systemen haben

tische Welle in Europa sollten wir einmal zum

die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Regie-

Viel wird von Europa gesprochen und seit Jahren

Anlass nehmen, mögliche schwarze Szenarien zu

und Schauspieltraditionen auseinanderzusetzen.

darüber geredet, die Europäische Gemeinschaft

entwerfen: Was wäre, wenn sich die EU zu einer

Dies stimmt mit meiner Überzeugung überein,

nicht nur als ein wirtschaftliches, sondern auch als

reaktionären, illiberalen Gemeinschaft entwickelte?

dass das Projekt Europa nur funktionieren kann,

kulturelles Projekt zu gestalten, um ein wahrhaft

Was passiert, wenn das Europäische Parlament

wenn länderspezifische Phänomene geschützt

gemeinsames Europa zu errichten. Wir dürfen

beginnt, die Werte, auf denen die Europäische

werden und dann in Austausch mit anderen Kul-

nicht aufhören, für die großen europäischen Ideen

Union beruht, auf den Kopf zu stellen, wie es das

turen treten. Dieser Prozess muss dann sorgfältig

zu kämpfen. Ich glaube jedoch, dass dies nur in

polnische Parlament aktuell tut, indem es die

beobachtet werden. Die Ergebnisse dieses künst-

kleinen Schritten geschehen kann, indem man

Grundlagen von Demokratie und Freiheit zer-

lerischen Austausches bereichern uns dann alle.

echte Gemeinschaften schafft, die künstlerische

stört? Eine Art Anti-Union, die sich nur für ihre

Kultur

Interessen vereint, aber die Grundwerte komplett

Qualitäten und soziale Ideen entwickeln. Das

Aufmerksamkeit rücken als Politiker. Politiker

Europa Ensemble, welches das Zagreb Youth

veranstalten ein großes Theater. Es ist aber leider

Theatre (ZKM), das Schauspiel Stuttgart und das

ein Schwachsinnstheater. Weil uns die Politik

Nowy Teatr, Warschau, gegründet haben, ist des-

täuscht, müssen wir selbst nach Denkschulen su-

wegen interessant, weil seine Handlungen und

chen. Da die Medien voll von falschen Informa-

deren Wirkungen real und erreichbar sind.

tionen sind, müssen wir nach Orten suchen, an

Was treibt uns um in Europa? Welche künstlerischen Antworten geben wir auf die Herausforderungen und Widersprüche unserer Gegenwart? In der Spielzeit 2018/2019 gründete das Schauspiel Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Nowy Teatr, Warschau, und dem Zagreb Youth Theatre (ZKM) sowie dem National­ theater Athen als assoziiertem Partner unter der künstlerischen Leitung des Regisseurs Oliver Frljić ein Europa Ensemble. Drei Inszenierungen in Stuttgart, Warschau und Zagreb entstanden. In der neuen Spielzeit treten weitere Regisseur*innen an, um das europäische Projekt mit eigenwilligen Inszenierungen zu befragen. Am Schauspiel Stuttgart wird die bosnische Regisseurin Selma Spahić den Startschuss zur zweiten Runde geben. Für 2020 planen wir eine Werkschau von Produktionen des Europa Ensembles, f lankiert von Podiumsdiskussionen, Zuschauergesprächen und Partys.

verleugnet, sie gar verhöhnt? Da die Politiker uns im Stich gelassen haben, sind die Künstlerinnen und Künstler die letzte Hoffnung. Sie sind es, die in letzter Zeit mehr ernste politische Fragen und Themen ins Zentrum der

Aus polnischer Sicht scheint die Situation beson-

denen wir zumindest der Wahrheit näher kommen

ders angespannt zu sein. Die rechte Regierung, die

können. Da die Kirche eine Institution der Macht

darauf zielt, jeden kritischen Diskurs zu beseitigen,

ist, die nichts mit Spiritualität zu tun hat, müssen

versucht gleichzeitig, ein eigenes Kulturprogramm

wir selbst nach Räumen der geistigen Entwicklung

aufzubauen, das sich auf die Geschichte konzen-

und Transformation suchen. Das Theater ist einer

triert, Patriotismus in einem nationalistischen

der Orte, an dem diese wichtigen Lücken geschlos-

Geist verbreitet und den Ruhm der Republik Polen

sen werden können. Es kann seine Macht behalten,

22 – 23

Kampf Piotr Gruszczyński, geboren 1965 in Rawicz, Polen, ist Chefdramaturg des Nowy Teatr, Warschau. Er studierte Theaterwissenschaften in Krakau, arbeitete für das Radio und als Festival-Kurator und veröffentlichte Essays und Interviews zum zeitgenössischen Theater in Polen. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Regisseur Krzysztof Warlikowski.


die neue kammer

Geht ins zweite Jahr und ist so frisch wie am ersten Tag: die neue Kammer. Immer wieder anders, immer wieder überraschend. Mit viel Freiraum für einen bunten Mix aus Sonderformaten und Experimenten.

Kammer Sounds Zeit für Musik: Wir laden Bands, Singer-Songwriter*innen oder DJs aus Stuttgart und der Umgebung ein, ihre Musik zu spielen und das Kammertheater zum Vibrieren zu bringen.

Kammer Blind Date von und mit Sebastian Röhrle, Max Braun und Gästen Analoges Dating mit Kultcharakter: Der Schauspieler Sebastian Röhrle und der Musiker Max Braun laden mit Ensemblemitgliedern und Überraschungsgästen zum Date mit dem Unvorhersehbaren ein. Auf jeden Fall einplanen!

Kammer LateNight Verrückt, opulent, laut: Die LateNight ist eine improvisierte Show, ein Try-out von und mit Schauspieler*innen und Assistent*innen des Schauspiels Stuttgart, die das Foyer des Kammertheaters zu wechselnden Themen mit skurrilen Figuren und Szenen sowie rasanten Musik-Performances fluten.

Kammer Lesung Vom intimen Lyrikabend bis zur szenischen Leseserie mit Live-DJ: Autor*innen präsentieren ihre Texte, Schauspieler*innen entdecken zeitgenössische Literatur.

Kammer Special Unsere Schauspieler*innen exklusiv und intim: Soloabende, szenische Lesungen oder musikalische Abende, entwickelt und dargeboten von Ensemblemitgliedern.




S TA D T

DE R

Z U K U N F T

ZORNIGE MENSCHEN Dramaturgin Carolin Losch im Gespräch mit der Autorin Anke Stelling CL: Es existiert die These, „Wohnen“ sei die soziale Frage unserer Zeit. Würden Sie dem zustimmen?

CL: In den Kritiken über Ihren Roman fällt oft das Wort „Zorn“. Finden Sie, es ist an der Zeit, wieder zornig zu sein?

As: Am Wohnen hängt sich eine Menge auf, ja. Versteckte Obdachlosigkeit, Gated Communites, Schrottimmobilien, Betongold, Marzahn, Prenzlauer Berg (oder Fasanenhof, Uhlandshöhe), Baukindergeld, Mietendeckel – jedes dieser Wörter ruft nicht nur Bilder der scheinbar dazugehörigen Menschen, sondern auch Ängste und Begehrlichkeiten auf.

AS: Zorn ist kein angenehmes Gefühl – aber ein vitales, oft auch ansteckendes. Für Revolutionen braucht es auf jeden Fall zornige Menschen. In der Literatur sind sie vermutlich nicht so stark vertreten, gibt’s mehr melancholische als cholerische Helden – zumal, wenn sie weiblich sind. Weshalb eine wie Resi den Kritiker*innen dann als besonders wütend auffällt ... Der Roman handelt aber auch von Resis Angst, sich zu irren, ihren Zorn vielleicht auf das Falsche zu richten, sich damit lächerlich zu machen oder bitter zu werden an eben diesem Zorn. Trotzdem beschließt sie, ihn sich jetzt mal zuzugestehen.

CL: Wir erleben gerade eine Verschärfung der Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten. War die angestrebte Chancengleichheit ein Trug­ gebilde der 70er- und 80er-Jahre? Hat es sie in je Deutschland gegeben und wie würden Sie die Situation heute beschreiben?

solidarität

AS: Chancengleichheit ist ein Ideal, also etwas, das eine Gesellschaft wollen, aktiv betreiben, mit politischen Mitteln befördern und auch über die Zeit hinweg verteidigen muss. In den letzten dreißig Jahren waren Neoliberalismus und Marktglaube die bestimmenden Ideen, und heute zeigt sich, dass diese Ideen die Schere nicht schließen – auch wenn ihre Verfechter das behauptet haben. Es wird höchste Zeit, sich davon wieder zu verabschieden – wenn einem an Chancengleichheit gelegen ist.

CL: Grundsätzlich stehen auf einmal wieder soziale Fragen auf der Agenda. Gibt es Anlass, optimistisch in die Zukunft zu blicken?

AS: Vielleicht ist das ja schon das Positive: dass die soziale Frage wieder auftaucht. Dass Margaret Thatchers‚ „There is no society“ sich doch nicht komplett durchgesetzt hat. Inseln zu bilden, sich in Familien, Baugruppen und andere Gemeinschaften zurückzuziehen, um sich geborgen zu fühlen, ist wichtig und richtig. Eine gerechte und solidarische Gesellschaft ersetzen diese Schäfchenställe aber nicht.

Schäfchen im Trockenen (UA) nach dem Roman von Anke Stelling

Sie sind in der vielbeschworenen Mitte der Gesellschaft angekommen: Mittvierziger, die einst mit hehren Idealen nach Berlin aufbrachen und nun in ihren durchgestylten Eigentumswohnungen sitzen und ihre Kinder mit dem SUV zu Schule fahren. Nur eine bleibt außen vor: Resi ist eine mäßig erfolgreiche Schriftstellerin und mit ihren vier Kindern Teil des neuen Kreativ-Prekariats. In einer Kammer ihrer Altbauwohnung, die sie demnächst verlassen muss, schreibt sie eine Wutrede an ihre älteste Tochter Bea, um sie vorzubereiten auf eine Welt, in der es sehr wohl wichtig ist, aus welchem Milieu man stammt. Denn spätestens beim Thema „Erben“ wird deutlich, dass die soziale Herkunft das Leben stärker dominiert, als wir es uns eingestehen. Uraufführung: 16. Nov 19 – Kammertheater Inszenierung: Sabine auf der Heyde

26 – 27

Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren und in Stuttgart aufgewachsen, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Die Prosa- und Drehbuchautorin wurde 2015 mit ihrem Roman Bodentiefe Fenster für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zudem wurde der Roman mit dem Melusine-Huss-Preis 2015 ausgezeichnet. Für ihren Roman Schäfchen im Trockenen, der 2019/20 am Schauspiel Stuttgart uraufgeführt wird, erhielt sie 2019 den Preis der Leipziger Buchmesse und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.


S TA D T

DE R

Z U K U N F T

dengler und ich in Neukölln von Wolfgang Schorlau

Die Lage (UA) von Thomas Melle

Die Wohnungsbesichtigung als Castingshow. Thomas Melle hat eine vielstimmige Sinfonie unterschiedlichster Stimmen komponiert: Maklerinnen und Journalisten, Durchschnittsverdiener und reiche Erbinnen, Wegsanierte und An-den-Rand-Gedrängte tummeln sich auf dem modernen Kriegsschauplatz Wohnungsmarkt. Gebrüll ertönt auf imaginären Barrikaden. „Die Miete ist die soziale Frage unserer Zeit“, heißt es im Stück, welches eines der drängendsten Probleme der Gegenwart umkreist. Uraufführung: 24. Apr 20 – Kammertheater Inszenierung: Tina Lanik

Neulich begleitete ich meinen Freund, den Stuttgarter Privat­ ermittler Georg Dengler, bei einem Rundgang durch Neukölln. Nur widerwillig hatte er den Auftrag eines schwäbischen Immobilienbarrakudas angenommen, der dort einige Häuser gekauft hatte und nun behauptete, er würde bedroht. Dengler musste den terrorisierenden Anrufen eines Angestellten der BW-Bank entgehen, der sein überzogenes Konto anmahnte, und so zog er widerstrebend die Tür seines Büros im Bohnenviertel hinter sich zu, und wir machten uns trotz der brütenden Junisonne auf den Weg. Wir trafen auf ein Quartier in Aufruhr. An den Mauern der Häuser klebten Plakate: Mieterhöhung, Modernisierung, Neuer Eigentümer WAS TUN? 1. Nichts unterschreiben 2. Mit Nachbar_innen reden 3. Mieterberatung aufsuchen Andere, offenbar hastig geklebte Plakate informierten über die nächstgelegene Mieterberatungsstellen, free councelling oder ücretsiz kiracı danışma.

In den Kneipen und Cafés lagen Broschüren und Unterschriftenlisten der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen – Spekulation bekämpfen“. An den Theken gab es kein heißeres Thema als Kündigungen, Mieterhöhungen, Modernisierungen, Spekulation. Wir trafen einen älteren Mann, dem man am Morgen, als er mit seinem Hund im Park eine Runde drehte, die Türschlösser ausgetauscht hatte. Im Briefkasten fand er die Begründung: Er habe die Nebenkostenrechnung nicht bezahlt. „Aber die haben mir noch gar keine Abrechnung geschickt“, sagte der Mann, während seine Augen nass wurden. Er sei doch in dieser Wohnung geboren worden. Wir begleiteten ihn zu seiner Wohnungstür, und Dengler schenkte ihm den Dietrich, nachdem er sie geöffnet hatte. Manchmal erteilt Dengler mir kleinere Aufträge. Ich fühle mich dann ein wenig wie Dr. Watson. „Finde mal raus“, sagte er zu mir und kratzte sich am Hinterkopf, „woher eigentlich alle die riesigen Immobilienkonzerne kommen, die aus dem Nichts heraus plötzlich Zehntausende Wohnungen besitzen. Die gab es doch vor ein paar Jahren noch nicht.“ Ich notierte mir die Aufgabe sorgfältig in mein Notizbuch. „Mir kommt das vor wie in Russland“, knurrte er. „In der Sowjetunion gab es nur Staatseigentum und plötzlich sehen wir Oligarchen. Vor ein paar Jahren gab es bei uns nur private Vermieter und kommunale Wohnungsgesellschaften. Jetzt haben wir Aktiengesellschaften mit riesigen Wohnungsbeständen. Wo kommen die her?“ Er sah sich um. „Wenn die Stuttgarter nicht aufpassen, haben sie in ein paar Monaten das gleiche Inferno wie hier.“


spekulanten

Eine ausladende Geste beschrieb die Kneipe, Neukölln, Berlin oder vielleicht das ganze Land. Ich machte mich an die Arbeit.

Die folgenden Zeilen sind ein Arbeitsbericht für Georg Dengler, eine Zwischenbilanz, wenn man so will, die dann irgendwann mündet in seinen 10. Fall.

1.

Es war die Politik, die große private Wohnungskonzerne erschuf, indem sie Wohnungen zu Schleuderpreisen verkaufte, die bisher öffentliches Eigentum der Bürger waren. In Stuttgart veräußerte die Landesregierung 21.500 Wohnungen, die der LBBW gehörten, für 1,4 Milliarden Euro an die Patrizia AG, im Übrigen eine der finstersten und rücksichtslosesten Wohnungskonzerne. Das entspricht einem Preis von etwa 65.000 Euro pro Wohnung. Selbst wer die Immobilienpreise nur oberflächlich kennt, weiß, dies ist wenig besser als geschenkt. Die Landesregierung ging sogar so weit, ein alternatives Angebot verschiedener Kommunen (darunter Stuttgart und Esslingen) auszuschlagen, das den Mietern deutlich besseren Schutz vor Mieterhöhungen und Kündigungen zusicherte. In Berlin gingen riesige Wohnungsbestände sogar für etwa 38.000 Euro pro Wohnung über die Ladentheke. Unter Federführung des damaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin verkaufte Berlin gleich die komplette Wohnungsbaugesellschaft GSG an eine der berüchtigtsten Heuschrecken. Dresden verkaufte seinen kompletten Wohnungsbestand. Andere Kommunen folgten. In Freiburg verhinderte eine Bürgerbewegung den Ausverkauf. Dies führte dann zur Abwahl des Oberbürgermeisters, der uneinsichtig dieses Projekt verteidigte. Heute ist er Geschäftsführer einer Industrie- und Handelskammer.

2.

Früher richteten sich die Mietpreise im Wesentlichen an den Löhnen und Gehältern der Mieter der jeweiligen Region aus. Heute verlieren Mietpreise und Einkom-

28 – 29

men diesen inneren Zusammenhang. Da die neu geschaffenen Konzerne die Wohnungen extrem billig vom Staat gekauft haben, verkaufen sie sie wieder und streichen die Differenz ein. Auch die Patrizia AG verkaufte zügig einen Teil der Wohnungen wieder, die das Land ihr freundlicherweise so billig verkauft hatte, und machte damit einen satten Gewinn. Dies führt dazu, dass Mieter in den Wohnungen dieser Unternehmen in den letzten Jahren oft fünf oder sechs Eigentümerwechsel erlebten. Wohnungen sind ein lukratives Spekulationsgeschäft geworden; sie werden gekauft und verkauft wie Aktien oder Derivate. Solange die Spekulanten noch eine Ertragslücke zwischen Bestandsmieten und Marktpreisen sehen, kaufen und verkaufen sie Wohnungen munter untereinander. Immer aber werden sie versuchen, die bestehenden Mieten ihren Markterwartungen anzupassen. Dazu gibt es nur einen Weg – Mieterwechsel.

3. Deshalb setzen die Wohnungskonzerne großf lächig Mieterwechsel um jeden Preis durch. Die Methoden sind oft abenteuerlich und brutal: Gas abstellen, Wasser abstellen, Heizungen ausfallen lassen und die Königsdisziplin der Mietervertreibung – Modernisierung. Denn die Kosten der Modernisierung, so die Gesetzeslage, muss der Mieter zahlen. Kann er das nicht, muss er raus. Die Mieter ganzer Stadtteile werden auf diese Art und Weise vertrieben. Modernisierung ist jedoch nur ein Vorwand zur Mieterhöhung. Ich kenne Fälle, in denen eine energetische Sanierung 10 Euro weniger Energiekosten, aber 90 Euro höhere Miete im Monat einbrachte. Die Folgen sind enorme Wanderungs­ bewegungen in den Städten. Menschen mit kleinen, mittleren und sogar gehobenen Einkommen können sich Wohnungen in der Stadt nicht mehr leisten und müssen nun oft große Entfernungen zum Arbeitsplatz im Kauf nehmen. Selbst wenn Mieter die erhöhten Kosten aufbringen können, sind sie niemals sicher vor dem nächsten Angriff. Gentrifizierung ist die beschönigende Bezeichnung für diesen Prozess.


4. Das Frustrierende dabei ist, dass alle politischen Parteien daran beteiligt waren oder sind. Der Verkauf in Baden-­ Württemberg wurde von einem sozialdemokratischen Finanzminister durchgeführt und von dem grün-roten Kabinett beschlossen. Die vorbereitenden Gesetze, insbesondere die Aufhebung der Wohnungsgemeinnützigkeit, wurden nach der Wende von CDU und FDP beschlossen. Die SPD stimmte nach kurzem Zögern im Bundesrat dann zu. In Berlin exekutierte Thilo Sarrazin als SPD-Finanzsenator die Wünsche der Immobilienhaie und trieb den Exzess auf dem Wohnungsmarkt voran wie kaum ein anderer Politiker. Heute treibt er der AfD auf anderen Wegen die Wähler zu. Selbst der damalige rot-­rote Senat in Berlin („Sparen, bis es quietscht“) verkaufte Tausende von Wohnungen. Politik wirkt in der Wohnungsfrage wie ein riesiger Staubsauger, der das Vermögen der Bürger von unten nach oben umverteilt. Die oft gleichzeitig vorgetragene Klage über den mangelnden gesellschaftlichen Zusammenhalt hinterlässt bei mir immer einen sehr bitteren Beigeschmack.

5. Heute steht das Recht auf bezahlbare Wohnung ganz oben auf der Prioritätenliste der meisten Bürger, insbesondere der Bewohner der großen und mittelgroßen Städte. Seit 2009 gibt es laute Proteste gegen Wohnungskonzerne und die sie stützende Politik. Die erste größere Demonstration fand 2011 in Berlin statt. Erst vor einigen Wochen hat die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ in kürzester Zeit die nötigen Unterschriften für eine Volksabstimmung zur Enteignung der großen Wohnungskonzerne gesammelt. Der Senat reagierte darauf immerhin mit einem Beschluss zur Deckelung der Mieten. Auch in Stuttgart gab es erste Wohnungsbesetzungen und Demonstrationen von Mietern. Georg Dengler und ich sind uns einig, dass gerade auf dem Feld der Wohnungspolitik heute entschieden wird, wohin die politische Reise in diesem Land in den nächsten Jahren gehen wird. Ich frage ihn, ob er eine politische Partei sehe, die die katastrophale Lage ändern könne oder wolle. Er schüttelt den Kopf. „Was also tun?“, frage ich ihn. Georg Dengler denkt eine Weile nach. „Die Wohnungen zurückholen“, sagt er dann. „Enteignen – so schnell es geht.“

Marias Testament mit Nicole Heesters

Eine Mutter erzählt die Tragödie ihres Lebens. Sie erzählt von der Entfremdung, vom grausamen Tod ihres Sohnes, und sie erzählt dies alles auf ganz und gar persönliche Weise, aus der Perspektive ihrer eigenen, individuellen Erfahrung. Termine: 22./24./25. Feb 20, jeweils 20 Uhr – Kammertheater Inszenierung: Elmar Goerden Ein Gastspiel der Hamburger Kammerspiele

Ich seh’ Monster (UA) Einrichtung: Tom Stromberg

Die Gitarre war der iPod meiner Generation. Ich seh’ Monster ist Konzert, Biografie und Theater. Jeder Titel dieses sehr persönlichen Soloabends ist Song und Story aus dem unglaublichen Leben des Berliner Musikers Nikko Weidemann. Auf der Bühne steht ein komplettes Set-up für eine Band, an diesem Abend werden jedoch alle Instrumente von ihm persönlich gespielt. Und er spielt – wie eine Art menschliche Jukebox – die Turbulenzen seines musikalischen Lebens. Eine Musikerbiografie, belegt mit der Musik von Chopin bis Supertramp und vielen eigenen Songs. Klar ist, dass man an diesem Abend nicht unter 50 Songs davonkommt, manche dauern 10 Sekunden, manche werden komplett gespielt. Der Sänger, Gitarrist und Komponist Nikko Weidemann arbeitete u. a. mit Rio Reiser, Nena, Einstürzende Neubauten, Yoko Ono, Nick Cave, Sean Lennon und Rufus Wainwright zusammen und veröffentlichte eigene Platten. 2018 erhielt er für die Filmkomposition zu der mehrteiligen Fernsehserie Babylon Berlin den Grimme-Preis. Ab 7. Dez 19 – KAMMERTHEATER

Wolfgang Schorlau lebt und arbeitet als freier Autor in Stuttgart. Neben den neun „Dengler“-Krimis Die blaue Liste, Das dunkle Schweigen, Fremde Wasser, Brennende Kälte, Das München-Komplott, Die letzte Flucht, Am zwölften Tag, Die schützende Hand und Der große Plan hat er die Romane Sommer am Bosporus und Rebellen veröffentlicht und den Band Stuttgart 21. Die Argumente herausgegeben. 2006 wurde er mit dem Deutschen Krimipreis, 2012 und 2014 mit dem Stuttgarter Krimipreis sowie 2019 mit dem Stuttgarter Ebner Stolz-Wirtschaftskrimipreis ausgezeichnet.

Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, dem Zürcher Theater Spektakel und Pop-Kultur Berlin

König war, wer Songs draufhatte.


Jetzt Planen und buchen! september

Oktober

so 20

DER SATANARCHÄOLÜGENIALKO­ HÖLLISCHE WUNSCHPUNSCH

Premiere

Schauspielhaus 17:00 (anschl. Premieren­feier)

Theaterlabyrinth

Treffpunkt schauspielhaus Foyer 18:00

Mo 21

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 71

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 82

di 22

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

Do 03

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 86

DER GOLDENE TOPF

Schauspielhaus 19:30 / Abo 76

Baustelle Stuttgart 21 19:30

Fr 04

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 19:30 / Abo 91

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

THEATERFEST

Schauspielhaus ab 11:00

sa 05

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 19:30 / Abo 69

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30 / Abo 81

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 96

so 06

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 18:00 / Abo 97

Do 24

POETRY SLAM

Schauspielhaus 19:30

MOTOR CITY SUPER STUTTGART

Baustelle Stuttgart 21 19:30

Mo 07

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

Schauspielhaus 19:30 / Abo 73

fr 25

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 20:00 / Abo 93

EINTAUCHEN-INFOABEND

Treffpunkt schauspielhaus Foyer 18:00

fr 11

DER GOLDENE TOPF

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 19:30

Sa 26

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 19:30 / Abo 94

ALLES ÜBER SALLY (Lesung aus Arno Geigers Roman)

Schauspielhaus Foyer 20:00

sa 12

Medea

Schauspielhaus 20:00 / Abo 95

Die Marquise von O.

Premiere

Nord 20:00

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 19:30 / Abo 92

so 13

Wiederaufnahme

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30 18:45 Einführung (Foyer)

so 27

Medea

Schauspielhaus 19:30 / Abo 96

VINTAGE-SALON

Schauspielhaus Foyer 11:00

di 15

Medea

Schauspielhaus 19:30 / Abo 78

DI 29

Die Marquise von O.

Nord 20:00

Premiere ECHT SCHMIDT

Schauspielhaus 21:00

Do 17

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 19:30 / Abo 87

do 31

LAST PARK STANDING (DSE)

Premiere

Kammertheater 20:00 (anschl. Premieren­feier)

So 29

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30

fr 18

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

Schauspielhaus 19:30 / Abo 303

Die Marquise von O.

Nord 20:00

Mo 30

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 19:30 / Abo 71

sa 19

STUTTGARTNACHT

Schauspielhaus 19:30

ECHT? SCHMIDT?

Schauspielhaus 21:00

Do 19

MOTOR CITY SUPER STUTTGART

Premiere

Baustelle Stuttgart 21 19:30

Fr 20

MOTOR CITY SUPER STUTTGART

Baustelle Stuttgart 21 19:30

Sa 21

ITALIENISCHE NACHT

Premiere

Schauspielhaus 19:30 / Abo 68 (anschl. Premierenfeier)

MOTOR CITY SUPER STUTTGART So 22

Do 26

Fr 27 Sa 28

DIE PHYSIKER

Mi 02

Medea

mi 23

Karten unter 0711 – 20 20 90

DIE WILDENTE


November fr 01

Mo 02

di 03

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 11:00

fr 20

THADDÄUS TROLL (UA)

Wiederaufnahme

Kammertheater 20:00 19:15 Einführung (Foyer)

DER GOLDENE TOPF

Schauspielhaus 19:00 / Abo 71

sa 21

Schneestöbern

Schauspielhaus Foyer 15:00

Der Wunschpunsch

Schauspielhaus 9:00 und 11:30

THADDÄUS TROLL (UA)

Kammertheater 20:00

WOLKEN.HEIM.

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 20:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 15:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 18:00

OTHELLO

Schauspielhaus 15:00 / Nachmittags Abo

LAST PARK STANDING (DSE)

Kammertheater 20:00 / Junges Abo

DIE WILDENTE

Schauspielhaus 19:30 / Abo 69

mi 04

WOLKEN.HEIM.

Schauspielhaus 20:00

Die Marquise von O.

Nord 20:00

Do 05

FREIRAUM STUTTGART

Kammertheater Foyer 19:00

Mo 23

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30

PREMIERENMATINEE

Schauspielhaus Foyer 11:00

fr 06

Wiederaufnahme

VÖGEL (DSE)

Schauspielhaus 19:00 / Abo 301

do 25

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 15:00

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 18:00 / Themen Abo 1 / Abo 97

Sa 07

VÖGEL (DSE)

Schauspielhaus 19:00

THADDÄUS TROLL (UA)

Kammertheater 20:00

Last Park Standing (DSE)

Kammertheater 20:00

ICH SEH’ MONSTER (UA)

Stuttgarter Premiere

Kammertheater Foyer 20:00 (anschl. Premieren­feier)

Do 26

IWANOW

Schauspielhaus 19:30 / Abo 87

Die Marquise von O.

Nord 20:00

Schneestöbern

Schauspielhaus Foyer 15:00

Fr 27

Zum letzten Mal

DIE WILDENTE

Schauspielhaus 19:30 / Abo 93 19:15 Einführung (Foyer)

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

OTHELLO

Schauspielhaus 18:00 / Abo 97

THADDÄUS TROLL (UA)

Kammertheater 20:00

DER GOLDENE TOPF

Spiel-Werkstatt

Nord Foyer 18:30 / Abo 73

ICH SEH’ MONSTER

Kammertheater 20:00

Sa 28

DIE PHYSIKER

Schauspielhaus 19:30 / Abo 95

di 05

Marquise von O.

Nord 20:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

So 29

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30

mi 06

Marquise von O.

Nord 20:00

THEATER TRIFFT WIRKLICHKEIT

Schauspielhaus 19:30

THADDÄUS TROLL (UA)

Kammertheater 20:00

Do 07

Marquise von O.

Zum letzten Mal

Nord 20:00

Wolken.Heim.

Kammertheater 20:00 19:15 Einführung (Foyer)

Di 31

DER MENSCHENFEIND

Wiederaufnahme

Schauspielhaus 20:00 (anschl. Silvesterparty!)

sa 09

Club-Nacht im Schauspielhaus

Schauspielhaus 22:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 09:00

mi 01

Der Wunschpunsch

Schauspielhaus 16:00

so 10

OTHELLO

Schauspielhaus 18:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 11:30

Mi 13

FORTBILDUNG FÜR PÄDAGOG*INNEN

Treffpunkt schauspielhaus Foyer 18:00

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 78

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

sa 02

so 03

mo 04

so 08

mo 09

Di 10

6. INTERKULTURELLES THEATERFESTIVAL

Kammertheater Foyer 18:30 Sektempfang + 19:00 Feierliche Eröffnung

GASTSPIEL

Kammertheater 20:00 (anschl. Eröffnungsparty)

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30 / Abo 82

fr 15

Voraufführung

Schauspielhaus 19:30

FORTBILDUNG FÜR PÄDAGOG*INNEN

Treffpunkt schauspielhaus Foyer 18:00 - 20:00

sa 16

2. Voraufführung

Schauspielhaus 19:30

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

Premiere

Kammertheater 20:00 (anschl. Premieren­feier)

ECHT! SCHMIDT?

Schauspielhaus 21:00

IWANOW

Premiere

Schauspielhaus 19:30 / Abo 68 (anschl. Premieren­feier)

IMAGINARY EUROPE (UA)

Wiederaufnahme

Kammertheater 20:00

Di 19

SCHÄFCHEN IM TROCKENEN (UA)

Kammertheater 20:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 09:00

mi 20

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

Schauspielhaus 19:30 / Abo 82

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 11:30

SCHÄFCHEN IM TROCKENEN (UA)

Kammertheater 20:00

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 Themen Abo / Abo 92

ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL

Schauspielhaus 19:30 / Abo 86

SCHÄFCHEN IM TROCKENEN (UA)

Kammertheater 20:00

Zum letzten Mal

Medea

Schauspielhaus 19:30 / Abo 305 / Abo 91 18:15 Einführung (Foyer)

KAMMER LATENIGHT

Kammertheater Foyer 21:00

OTHELLO

Schauspielhaus 19:30

„MADE IN GERMANY” OCCIDENT EXPRESS IWANOW IWANOW

SCHÄFCHEN IM TROCKENEN So 17

Do 21

fr 22

Sa 23 So 24

Mi 11

Do 12

Fr 13

anschl. Auf ein Glas mit Paula Skorupa & Peer Oscar Musinowski

IMAGINARY EUROPE (UA)

Kammertheater 20:00

IWANOW

Schauspielhaus 19:30 / Abo 94

IMAGINARY EUROPE (UA)

Kammertheater 20:00

Schneestöbern

Schauspielhaus Foyer 15:00

Adventsstunde

Schauspielhaus Foyer 17:00

DIE WILDENTE

Schauspielhaus 19:30

DER GOLDENE TOPF

Schauspielhaus 19:30 Junges Abo / Abo 69

Wiederaufnahme

Kammertheater Foyer 20:00

ICH SEH’ MONSTER (UA)

Kammertheater Foyer 20:00

Der goldene Topf

Schauspielhaus 11:00

CAFÉ POPULAIRE (DE)

sa 14

so 15

di 26

100 SONGS (DSE)

Wiederaufnahme

Kammertheater 20:00 19:15 Einführung (Foyer)

Mi 27

100 SONGS (DSE)

Kammertheater 20:00

DIE WILDENTE

Schauspielhaus 19:30 / Abo 73

do 28

100 SONGS (DSE)

Kammertheater 20:00 19:15 Einführung (Foyer)

ICH SEH’ MONSTER (UA)

Kammertheater Foyer 20:00

fr 29

CAFÉ POPULAIRE (DE)

Kammertheater Foyer 20:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:30

ITALIENISCHE NACHT

Schauspielhaus 19:30 / Abo 76

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 10:00

DER GOLDENE TOPF

Schauspielhaus 19:00 / Abo 81

KAMMER SPECIAL: BLIND DATE

Kammertheater Foyer 20:00

DER WUNSCHPUNSCH

Schauspielhaus 09:00

VÖGEL (DSE)

Schauspielhaus 19:00

Dezember so 01

mo 16

di 17

mi 18

Schneestöbern

Schauspielhaus Foyer 15:00

Adventsstunde

Schauspielhaus Foyer 17:00

IWANOW

Schauspielhaus 19:30 / Abo 96

do 19

So 22

Karten unter 0711 – 20 20 90

Schulvorstellungen buchen Sie bitte direkt unter Tel. 0711 – 2032 526 oder gruppen.schauspiel@staatstheater-stuttgart.de

IMPRESSUM Herausgeber: Schauspiel Stuttgart, Spielzeit 2019/20, Intendant Burkhard C. Kosminski Redaktion: Peter Michalzik, Kommunikation, Dramaturgie Bildnachweise: Burkhard C. Kosminski (S. 3) ©Maks Richter, Eva Menasse (S. 5) ©Jürgen Bauer, Georg Diez (S. 7) ©C. Bertelsmann, Calixto Bieito (S. 10) ©Monika Rittershaus, Robert Icke (S. 12) ©privat, Harald Schmidt (S. 19) ©Björn Klein, Nuran David Calis (S. 20) ©Costa Belibasaki, Piotr Gruszczyński (S. 22) ©Maurycy Stankiewicz, Anke Stelling (S. 26) ©Nane Diehl, Wolfgang S ­ chorlau (S. 29) ©Timo Kabel Szenenfotos: David Baltzer (S. 17, S. 30) Thomas Aurin (S. 9, S. 23, S. 24 & 25, S. 30) Björn Klein (S. 8 & 9, S. 13, S. 24 & 25, S. 30) Fotocollagen: Sammy Slabbinck Schauspieler*innen auf den COLLAGEN: Reinhard Mahlberg (S. 8 – 9), Marco Massafra (S. 9 & 23), Gabriele Hintermaier (S. 9), Boris Burgstaller (S. 13), Celina Rongen (S. 13), Katharina Hauter (S. 17), Matthias Leja (S. 17), Felix Strobel (S. 23), Josephine Köhler (S. 23), Anne-Marie Lux (S. 23 & 24 – 25), Nina Siewert (S. 24), Sylvana Krappatsch (S. 25), André Jung (S. 25), Christiane Roßbach (S. 25), Klaus Rodewald (S. 30), Sven Prietz (S. 30), Amina Merai (S. 30) Gestaltung: Double Standards Druck: Pressehaus Stuttgart Druck Redaktionsschluss: 26. Jul 19

www.schauspiel-stuttgart.de


machen sie den

abo-test Unser Saisonstart-Abo ist der perfekte Einstieg in die neue Spielzeit: 3 × Schauspielhaus (Preiskategorie 2 oder 3) für nur 66 Euro. Das bedeutet ca. 20 % Preisvorteil mit der freien Auswahl aus Neuinszenierungen und Stücken aus unserem Repertoire. Die Abogutscheine können für Vorstellungen bis zum Jahresende genutzt werden. Die Tickets sind übertragbar und gelten vor und nach der Vorstellung als Fahrschein im VVS. Inklusive: die Spielplan-Präsentation durch den Intendanten des Schauspiels Stuttgart, Burkhard C. Kosminski. Buchen unter 0711 – 20 32 220 oder www.schauspiel-stuttgart.de


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