BOROPA - Spielzeitmagazin 2012/2013

Page 1

BOROPA

SPIELZEITMAGAZIN 2012/2013



Liebes Publikum, noch keine zwei Jahre ist es her, dass die Kulturhauptstadt RUHR.2010 das Image des Ruhrgebiets maßgeblich verändert hat. Gerade die Kultur war es damals, die regional wie überregional zu einer Veränderung des Bildes vom Ruhrgebiet beigetragen hat. Und es war ein neuer Begriff von Kultur, der die Bürgerinnen und Bürger der 53 Städte und Gemeinden dieser Region zusammengeführt und gezeigt hat, was an Entwicklung im Miteinander dieser Städte möglich sein könnte. Das Ruhrgebiet, so schien es, atmete nicht mehr Staub, sondern Zukunft. Zwei Jahre danach stellt sich die Frage nach der Zukunft der Städte im Ruhrgebiet dringlicher denn je. Es sind nun vor allem die Substantive des Schreckens aus der Welt der Ökonomie, die den Alltag unserer Städte und die Diskussion über ihre Zukunft bestimmen: Finanzkrise, Schuldenbremse, Haushaltssicherungskonzept heißen die Schlagworte der Stunde. Dass diese Diskussion auch vor den Toren des Schauspielhauses nicht halt macht, wird jedem spätestens dann sinnbildlich klar, wenn er auf den zerschlissenen Stühlen des Großen Hauses Platz nimmt, die aus Kostengründen derzeit nicht renoviert werden können. Denn auch das Schauspielhaus hat im vergangenen Jahr schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen: Schließung des Melanchthonsaals, Einstellungsstopp, Erhöhung der Eintrittspreise. Und weitere Schritte werden folgen müssen, um die Existenz dieses wunderbaren Hauses für die Zukunft zu sichern. Doch die Krise der Städte und ihrer Kulturinstitutionen geht tiefer und die Gefahr ist groß, dass die Kunst beim Streit der Kommunen um freiwillige Aufgaben und Pflichtaufgaben vor der Krise verharrt wie das Kaninchen vor der Schlange oder sich selbst zur Disposition stellt. Denn die Städte im Ruhrgebiet kämpfen um ihr Überleben, und wenn man täglich die Frage stellen muss, was man sich eigentlich noch leisten kann, wird die Antwort irgendwann existenziell. Es ist ein Gesetz des Theaters, dass die Krise immer auch ein produktiver Vorgang ist. Jede Probenarbeit ist durchzogen von Momenten des Zweifels, des Irrtums und des Umwegs. Aber zugleich bieten diese Situationen auch immer wieder die Chance, die eigene Arbeit

zu überprüfen und nach neuen Lösungen Ausschau zu halten. Im übertragenen Sinne also: nach Zukunft zu fragen. Für uns heißt das konkret, in Zeiten der Krise der Städte verstärkt auch nach den Aufgaben und der Funktionsweise des Stadttheaters zu fragen. Und so wie wir dabei intern Modelle entwickeln, die zukunftsträchtig sind, sind wir auch auf neue Formen der Unterstützung von außen angewiesen. Denn vieles von dem, was bisher selbstverständlich war, etwa im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters oder des neuen Bochumer Tanztheaters, werden wir in Zukunft ohne Ihre Hilfe nicht mehr so erfolgreich gestalten können. Dabei zeigen Beispiele aus der letzten Spielzeit – wie die Stuhlpatenschaft für die Kammerspiele oder das bürgerschaftliche Engagement für unsere Kooperation mit der Tanzkompanie „Renegade“ und das Junge Schauspielhaus – wie stark eine Stadtgesellschaft und ihr Theater sein können, wenn sie gemeinsam agieren. Auch in der kommenden Spielzeit werden wir uns um einen Dialog mit der Stadt und mit Ihnen, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern, bemühen und auf eine offene und produktive Partnerschaft setzen. Ich denke, dass es in diesem Sinne ehrlich ist, auch die Probleme offen anzusprechen und so ein gemeinsames Verständnis für ein partnerschaftliches Miteinander zu entwickeln. In diesem Heft präsentieren wir Ihnen wieder einen abwechslungsreichen Spielplan, der auch in diesen Zeiten unverdrossen die Frage nach der Zukunft, nach dem Zusammenleben der Menschen in unserer Gesellschaft und nach der Notwendigkeit von Veränderung stellt. Denn nichts ist schlimmer, als sich in der Krise zurückzuziehen und auf dem Altbewährten zu verharren. Denn es geht nicht nur um den Erhalt eines der schönsten Theater des deutschsprachigen Raumes, sondern mit der Frage nach der Zukunft der Städte auch um die Frage nach unser aller Zukunft. Und was ist – Kulturhauptstadt hin oder her – eine Stadt ohne Kultur? Ich wünsche Ihnen und uns eine spannende Spielzeit –  bleiben Sie neugierig. Und mutig. Ihr Anselm Weber


und CadBury.   it WelCher Frag inhalt

8 Der Spielplan 2012/2013

Alle Premieren und Stücke der neuen Spielzeit

40 Vorher Nachher

Schon mal dein Leben in Frage gestellt?

16 Tsunami in Tunesien

Das Ensemble des Schauspielhauses Bochum

52 Der Diener zweier Herren

So lustig kann es sein, wenn sich jemand mitten in New York zu Tode stürzen will.

Der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi über sein Land nach der Revolution Kann man Goldoni zeichnen? Ein Inszenierungs-Comic

22 Wie viele Schritte im Voraus lässt sich eine Intrige planen?

56 Schönheit und Zukunft in der IKEA-Gesellschaft Was betrachtest du mit einem lachenden und einem weinenden Auge?

Mein land.

Roger Vontobel befragt Bodo Hombach

26 Renegade in Residence

Ein Gespräch über die Kunst in der Bundesrepublik mit Kaspar König, Danica Dakic ´, Sven Lindholm und Anselm Weber Polnischer Kultfilm mit

englischen Untertiteln. Video ab Minute 5:25 schauen.

62 Von Hunden und Geistern

Wer steckt eigentlich hinter Bochums neuem Tanztheater?

Wie ein brisanter Nachlass die Geschichte des Schauspielhauses neu erzählt

36 Bedingt sicher

64 13 Links auf groSSe Fragen

Nuran David Calis über die Perspektiven des jungen Europas

Regisseur Jan Klata erklärt die Welt in Videoclips

noCh ist Polen niCht verloren Welche Verrücktheit hat Methode?


70 Hello, I am Johnny Cash

88 Manchmal sitzt man wie in einem wilden Wunder

Einmal Johnny Cash sein. Eine Anleitung

72 Richtfest

Einblicke in das Notizbuch des Schauspielers, Autors und Regisseurs Jan Neumann

90 Löwenbändigung

Lutz Hübner über die Schicksalsfragen des Bauens

76 Krachkunstmusik

Das Junge Schauspielhaus und sein Projekt „Schulen in Bewegung“

100 … und ich dahinter

Andreas Grothgar macht sich Querfeldeingedanken zum „Liveticker VfL“ im Theater Unten Paul Koek und seine Veenfabriek sind Neuerfinder des Musiktheaters. Und seiner Instrumente

82 Ich verstehe Gott nicht

102 ihr besuch im Schauspielhaus

Alle Informationen zu Kartenkauf, Preisen und Abo-Vorteilen

114 Eine Freundschaft, die sich lohnt!

Der Freundeskreis Schauspielhaus Bochum

Die Regisseurin Christina Paulhofer kehrt nach Bochum zurück

118 Interview mit einem Gespenst

85 Videoking’s Secrets

Das Exklusiv-Interview mit dem Ruhrgespenst

Dirk Laucke hat ein neues Stück für Bochum geschrieben. ­Vorab ein Text zur Einstimmung

120 Impressum


vermischtes

foto: pressestelle ruhr-universität bochum

GNB: ­ GOOSENS NEUE BuCHER

Theorie und ­Praxis des Theaters

Die Theaterwissenschaft ist traditionellerweise eher ein theoretisch ausgerichtetes Fach, in dem Theatergeschichte, Ästhetik und Aufführungsanalyse vermittelt werden. Der neue Studiengang „Szenische Forschung“ an der Ruhr-Universität Bochum hingegen steht für eine Verknüpfung von Theorie und Praxis: Es werden nicht nur Theoretiker Wissen vermitteln, sondern auch Praktiker wie Regisseure, Kuratoren, Produktionsleiter und Techniker von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen erzählen. So wird auch das Schauspielhaus Bochum Partner des neuen Masterstudiengangs der Theaterwissenschaften und die Verbindung der beiden Institutionen damit noch enger als bisher. Schon jetzt zeigen Studierende in der Reihe „Podest“ regelmäßig Semesterabschlussergebnisse praktischer Versuche im Theater Unten.

Menschen, die gerne Bücher schreiben, lesen gerne Bücher. Meistens zumindest. Und sie haben gerne Bücher. Meistens sehr viele. Das ist bei Frank Goosen nicht anders. Auch wenn er viele tolle Bücher geschrieben hat, gibt es noch mehr Bücher auf der Welt, die er nicht geschrieben, aber gerne gelesen hat. Daraus wird er uns nun regelmäßig vorlesen. Er wird uns erzählen, warum er dieses Buch so mag und was daran besonders für ihn ist. Und wann und warum er es gelesen hat. Manchmal lädt er auch den oder die dazu ein, der oder die dieses Buch geschrieben hat. Dann können Menschen, die Bücher mögen, über Bücher sprechen, die sie lesen und schreiben. Und die, die keine Bücher geschrieben haben, bringen ihre Lieblingsgeschichten mit und lesen daraus vor. Es werden in jedem Falle Abende im Theater Unten mit spannenden Büchern und vor allem mit Frank Goosen.

Mehr ­Möglichkeiten im Online-Shop!

Schon seit vielen Spielzeiten können Sie Ihre Eintrittskarten komfortabel im Internet kaufen, ganz unabhängig von den Öffnungszeiten unserer Theaterkasse. Ab der neuen Spielzeit bieten wir Ihnen noch mehr Service in unserem Online-Shop: Neben den Karten für Ihren nächsten Besuch im Schauspielhaus Bochum erhalten Sie dort nun auch Programmhefte und Geschenkgutscheine. Außerdem ist es Wahl-Abonnenten endlich möglich, Ihre Wahl-AboGutscheine als Zahlungsmittel anzugeben und damit online einzulösen. Alle Informationen finden Sie ab Seite 102.

www.facebook.com/schauspielhausbochum www.facebook.com/jungesschauspielhaus www.twitter.com/theaterbochum

4

foto: philipp wente

Schauspielhaus 2.0

Mit mehr als 6000 Fans allein auf Facebook gehört das Schauspielhaus Bochum inzwischen zu den fünf aktivsten deutschsprachigen Theatern im sozialen Netz! Wer täglich auf dem Laufenden bleiben möchte, folgt uns bei Facebook und Twitter. Auch bei den verschiedenen Videoplattformen gibt es jetzt immer öfter Trailer zu unseren Stücken zu sehen. Per E-Mail geht’s natürlich auch, einfach unter www.schauspielhausbochum.de unseren Newsletter und/ oder Monatsspielpläne anfordern.


vermischtes

Impulse im Schauspielhaus

Seit mehr als zwanzig Jahren zeigt das ­Festival „  Impulse“ die wichtigsten freien Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum und hat sich dabei – wie die Szene selbst – immer wieder neu definiert. Denn „frei“ bedeutet nicht nur, dass die gezeigten Arbeiten außerhalb der Stadttheater produziert werden, sondern vor allem, dass sie ästhetische Alternativen entwickeln und immer wieder neue Ansätze und Herausforderungen suchen. Im Sommer 2013 findet unter der Leitung von Florian Malzacher das nächste Impulse-Festival statt, das Schauspielhaus ist wieder eine der Bochumer Spielstätten. www.festivalimpulse.de

Wie sieht der Ort aus, an dem wir leben? Und wie soll der Ort aussehen, an dem wir in Zukunft leben wollen? Fragen, die heute keine gesellschaftliche Gruppe, keine Fachdisziplin und keine Institution allein beantworten kann. Zur Gestaltung von Zukunft in einer sich demografisch, ökonomisch und sozial rasant wandelnden Stadtgesellschaft bedarf es eines Ortes, an dem Disziplinen zusammentreffen, Diskurse geführt und gemeinsam innovative Lösungen entwickelt und in die Praxis umgesetzt werden. Deshalb gründen in Bochum das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Mercator, die Stadt Bochum und das Schauspielhaus Bochum die Zukunftsakademie NRW. Zusammen mit anderen Partnern soll in der neuen Akademie aus unterschiedlichen Perspektiven über die Stadtgesellschaft von morgen diskutiert werden, immer auch vor dem Hintergrund der Frage, welche Rolle eigentlich die Künste in einer zukunftsfähigen Gesellschaft spielen. In enger Wechselwirkung mit den Bereichen „Kulturelle Bildung“ und „Interkultur“ sollen dabei aber nicht nur theoretische, sondern auch ganz praktische Projekte ins Leben gerufen werden. Derzeit befindet sich die Zukunftsakademie NRW in Gründung und inhaltlicher Vorbereitung, im Herbst 2012 wird sie ihre aktive Arbeit aufnehmen.

foto: diana küster

zukunfts­ akademie nrw

Tanzlabor

Neue Kurzchoreografien aus der Folkwang-Uni treffen auf satirischen Freestyle-Rap, ein BBoy sucht die strenge Form, ein junger Choreograf improvisiert. Wort trifft Bewegung, Fertiges Unfertiges, ernste Entwürfe treffen perfektionistischen Trash, Street-Art Hochkultur. Ungefähr so könnte man beschreiben, was im Theater Unten passiert, wenn wieder „Tanzlabor“ ist. Oder man sagt: Pottporus/Renegade und das Schauspielhaus haben ein Labor gegründet, zu dem sich bereits Künstler aus ganz Europa anmelden. Der Prozess wird zur Show und der Tanz zum Sprungbrett auf die Straße. Noch stärker als bisher sollen 2012/2013 Sparten übergriffen und Genregrenzen eingerissen werden, wird das Tanzlabor Möglichkeiten bieten in neuen Konstellationen Experimente zu wagen. Künstler aller Sparten, aus dem Elfenbeinturm oder von der Straße, vereinigt euch zum Nichtmehr-nur-Tanzlabor. Macht ihr schon längst? Zeigt es bei uns! Oder sucht den Austausch mit anderen offenen Geistern! E-Mail an tanzlabor@pottporus.de und wir arrangieren das.

5


foto: stefan stahlschmidt

vermischtes

OCCUPY SCHAUSPIELHAUS!

n.a.t.ü.r.lich!

Seit 2011 hat sich in Bochum ein kleines, aber feines neues Festival etabliert – das „Festival n.a.t.u.r.“. Natürliche Ästhetik trifft urbanen Raum, beim Guerilla-Gärtnern in der Stadt, bei der Kunstausstellung in der Rotunde, bei Veranstaltungen und Aktionen im ganzen Ehrenfeld, Workshops, Konzerten, Partys oder – wie 2012 – mit dem großen Picknick-Schnibbeldisko-Camping-Happening vor dem Schauspielhaus und einem Gemüseorchester in den Kammerspielen. Auch im Frühsommer 2013 sind wir wieder dabei, wenn die ganze Stadt sich in einen Garten verwandelt. Sie auch? www.natur-festival.de

Voll bis auf den letzten Platz war es am 15. Februar 2012 im Theater Unten, als die Bochumer Occupy-Initiative und das Schauspielhaus Bochum zum ersten Mal zur gemeinsamen Diskussion einluden. „In welcher Gesellschaft wollen wir leben? – Gespräche über die Chancen der Demokratie in Zeiten der Krise“ war das Thema, das kurzfristig bekannt gegeben worden war. Auch ohne Ankündigung im Spielplan: nahezu 100 Menschen diskutierten engagiert und sehr persönlich die Frage, wie wir anders leben können. Vielleicht war es der Nachhall eines Aufregers, der so viele neugierig gemacht hatte: eine Polizeikette vor dem Schauspielhaus hinderte im November 2011 Teilnehmer einer Demonstration der Bochumer Occupy-Initiative daran, Flugblätter an die Besucher des Schauspielhauses zu verteilen. Auf dieses Ereignis, das durch ein Missverständnis ausgelöst worden war, folgten intensive Gespräche zwischen der Bochumer Occupy-Initiative und dem Schauspielhaus. Gemeinsame Fragen und Themen wurden schnell deutlich und vor allem der Wunsch, mit den Menschen in Bochum ins Gespräch zu kommen. Dazu laden wir nun regelmäßig ins Theater Unten ein. Es geht um große Fragen, aber nicht um einfache Antworten. Nicht Thesen und Lösungen werden präsentiert, sondern ein Forum wird gebildet, auf dem Menschen darüber nachdenken, wie sie in Zukunft zusammen leben möchten.

Let’s talk about VfL

In der Fußballgeschichte schwelgen oder das letzte Spiel analysieren, den Legenden von damals näher kommen oder Aktive kennenlernen, beim Quiz Gewinne abstauben oder sehen, wie die Profis an der Torwand schwitzen: all das ist der „Liveticker VfL“. Schauspieler Andreas Grothgar lädt auch in der Saison 2012/2013 regelmäßig zum ungezwungenen, aber immer fachkundigen Gespräch über das aktuelle Vereinsgeschehen, Fußball in Bochum und Ballsport im Allgemeinen. Mehr zu den vergangenen Ausgaben durch die Augen des Gastgebers, gespickt mit einigen steilen Thesen und flach gespielten Fragen, lesen Sie übrigens auf Seite 100. Und nach den Sommerferien sehen wir uns wieder live im Theater Unten.

6


kolumne

Boropa-Kolumnist Sebastian 23 ist eine Koryphäe der Slam­ poetry-Szene und Mitveranstalter und Moderator der Bochu­ mer „Dead or Alive Slams“ im Schauspielhaus.

foto: christoph neumann

In meiner letzten Kolumne in diesem Heft lauschte ich dem Knarzen im Räderwerk der Zeit, das Altes malmt und Neues macht. Das war klangvoll, aber auch ein wenig hölzern formuliert. Wenn nicht sogar metallisch. Aber ergab das überhaupt einen Sinn? War das nicht am Ende gar eine irrational dahingehauchte Behauptung? Was ist dieser „Sinn“ überhaupt? Wenn man, so wie ich es handhabe, in den großen Fragen des Lebens stets nur die Plakatierung innerhalb des Bochumer Hauptbahnhofes zu Rate zieht, dann kommt man zu folgendem Schluss: Das Schauspielhaus behauptete lange auf seinem Plakat, dass die Wirklichkeit genau betrachtet keinen Sinn ergibt. Drei Meter weiter zitierten die Bochumer Symphoniker Nietzsche: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Nietzsche musste wissen, was er sagte, denn er war schließlich selbst irre und ein garstig schlechter Musiker. Was die obdachlosen Symphoniker uns damit sagen wollen, liegt jedoch auf der Hand: Wenn ihr uns kein eigenes Haus zum Musizieren gebt, dann ist euer Leben ein Irrtum. Ein Irrtum mit ein paar mehr Parkplätzen an der Viktoriastraße, zugegeben – aber ein Irrtum. Die zusammengefasste Botschaft der kulturellen Institutionen in Bochum ist klar: Im Moment ist die Wirklichkeit sinnlos und das Leben ein Irrtum. Das klingt auf den ersten Blick so, als stecke dahinter derselbe depressive Werbetexter, dessen Freundin soeben mit dem Steuerberater und den Zuchttauben durchgebrannt ist. Wenn ein Leser dieser Kolumne demnächst eine Punk-Band gründen möchte: „Die durchgebrannten Zuchttauben“ wäre ein guter Name. Was ich Frechdachs aber von den Plakaten gekürzt habe, ist die Tatsache, dass das Schauspielhaus sich ja darüber freut, dass die Wirklichkeit keinen Sinn ergibt. Hier wird dem Hegel mit zwei lachenden Augen widersprochen – Schopenhauer hätte seine Freude gehabt! Also, wenn die Wirklichkeit glücklicherweise keinen Sinn ergibt, was soll dann meine Kolumne mit so etwas? Wenn man Sinnvolles schreibt, rückt man damit ja nur in den Bereich des Surrealen! Von daher: Habba Bubbu, Habba Bubbu. Om nom nom. Und das Leben ist eigentlich auch kein Irrtum, denn die Symphoniker machen ja auch ohne eigenes Dach Musik. Wenn Sie sie bei einem ihrer Auftritte sehen, werfen Sie ihnen ruhig ein paar Cent oder einen zweistelligen Millionenbetrag in den Hut oder kaufen sie ihnen eine Bodo ab. Sonst können wir bald nur noch dem Knarzen im Räderwerk der Zeit lauschen. Sebastian 23

foto: christoph neumann

Habba Bubbu Schopenhauer

7


spielplan 2012/2013 schauspielhauS Bochum König Richard der Dritte

Der Diener zweier Herren

Regie: Roger Vontobel Premiere am 22. September 2012 im Schauspielhaus

Regie: David Bösch Premiere am 1. Dezember 2012 im Schauspielhaus

Die Ehe der Maria Braun

Richtfest

Eine Koproduktion mit der Veenfabriek Leiden, Niederlande

Regie: Anselm Weber Uraufführung am 8. Dezember 2012 in den Kammerspielen

von William Shakespeare

Arbeit am Mythos

Regie: Jan Klata Premiere am 9. März 2013 im Schauspielhaus

von William Shakespeare

nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder / Drehbuch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich Regie: Jan Neumann Premiere am 23. September 2012 in den Kammerspielen

Well, you’re my friend Mehr von Johnny Cash und Weggefährten

Leitung: Thomas Anzenhofer, Barbara Hauck, Torsten Kindermann Premiere am 27. September 2012 im Schauspielhaus

Der Prozess

von Jalila Baccar und Fadhel Jaibi nach Motiven von Franz Kafka Regie: Fadhel Jaibi Uraufführung am 13. Oktober 2012 in den Kammerspielen

von Carlo Goldoni

von Lutz Hübner

Ein Echokammerspiel über das Schauspielhaus Bochum Konzept: Hans-Peter Litscher Uraufführung im Januar 2013 im ganzen Haus

Renegade in Residence Ein neues Tanztheaterstück

Moby Dick

Musiktheater von Peter Verhelst, Paul Koek und der Veenfabriek nach dem Roman von Herman Melville Regie: Paul Koek Uraufführung am 23. Februar 2013 in den Kammerspielen

Hamlet

Liliom

von Franz Molnár für die deutsche Bühne bearbeitet von Alfred Polgar Regie: Christina Paulhofer Premiere am 6. April 2013 im Schauspielhaus

Choreografie und Regie: Julio César Iglesias Uraufführung am 18. Januar 2013 in den Kammerspielen

Kinder der Revolution

Eine gemeinsame Produktion von ­Schauspielhaus Bochum und Pottporus/Renegade, Herne

Regie: Nuran David Calis Uraufführung am 12. April 2013 in den Kammerspielen

Hedda Gabler

von Nuran David Calis

In Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste

von Henrik Ibsen

Kleiner König Kalle Wirsch

Kinder- und Familienstück von Tilde Michels Regie: Katja Lauken Premiere am 11. November 2012 im Schauspielhaus

Regie: Roger Vontobel Premiere am 2. Februar 2013 im Schauspielhaus

Jimi Bowatski hat kein Schamgefühl von Dirk Laucke

Regie: Christina Pfrötschner Uraufführung am 3. Februar 2013 im Theater Unten

Aus dem bürgerlichen Heldenleben Die Hose – Der Snob – 1913 Trilogie von Carl Sternheim in einer Bearbeitung von Reto Finger Regie: Anselm Weber Premiere am 8. Juni 2013 im Schauspielhaus


junges schauspielhauS Unser Lehrer ist ein Troll von Dennis Kelly

Regie: Martina van Boxen Premiere am 3. Oktober 2012 im Theater Unten

Fickende Fische

nach dem Film von Almut Getto Regie: Martina van Boxen Uraufführung am 5. Dezember 2012 im Theater Unten

schulen in bewegung

mit Schülerinnen und Schülern aus sechs Bochumer Schulen Regie: Martina van Boxen Premiere im Juni 2013 in den Kammerspielen

in planung Eine weitere ­Inszenierung von David Bösch

Premiere im Juni 2013 in den Kammerspielen

Eine ­Inszenierung von Monika Gies

Premiere im Theater Unten

weiter im spielplan schauspielhauS A Tribute to Johnny Cash Eine musikalische Spurensuche• Musikalische Leitung: Torsten Kindermann, Karsten Riedel•Regie: Arne Nobel Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill • Musikalische Leitung: Bo Wiget•Regie: Christoph Frick Die Räuber von Friedrich Schiller•Regie: Jan Klata Kleiner Mann – was nun? von Hans Fallada•Regie: David Bösch Peer Gynt von Henrik Ibsen•Regie: Roger Vontobel Volpone von Ben Jonson•Regie: Sebastian Nübling Vor Sonnenaufgang von Gerhart Hauptmann•Regie: Anselm Weber Was ihr wollt von William Shakespeare•Regie: Roger Vontobel Woyzeck von Georg Büchner•Regie: David Bösch

kammerspiele Bunbury von Oscar Wilde•Regie: Jan Neumann Carole King. Queen of the Beach Ein Abend mit Songs von King/Goffin von und mit Katharina Linder und Michael Sideris•Musikalische Leitung: Michael Sideris, Ingmar Kurenbach Das Leben ist kein Fahrrad von Biljana Srbljanovi´c•Regie: Anselm Weber Der verlorene Drache Renegade in Residence•Tanztheaterstück von Malou Airaudo•Choreografie und Regie: Malou Airaudo Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller•Regie: Roger Vontobel DrauSSen vor der Tür von Wolfgang Borchert•Regie: David Bösch Effi Briest von Theodor Fontane•Regie: Cilli Drexel Haus am See von Reto Finger•Regie: Anselm Weber Heimat ist auch keine Lösung Eine musikalische Expedition in die Fremde•Konzept und Reiseleitung: Thomas Anzenhofer•Musik: Gregor Hengesbach, Torsten Kindermann, Ingmar Kurenbach, Oliver Siegel, Jan-Sebastian Weichsel IRGENDWO Renegade in Residence•Tanztheaterstück von Malou Airaudo•Choreografie und Regie: Malou Airaudo Medea in einer Bearbeitung nach Euripides von Jalila Baccar und Fadhel Jaibi• Regie: Fadhel Jaibi Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing•Regie: Lisa Nielebock Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller•Regie: Agnese Cornelio Yerma von Federico García Lorca•Regie: Cilla Back

THEATER UNTEN Das Leben der Bohème nach dem Film von Aki Kaurismäki• Regie: Barbara Hauck Der Messias von Patrick Barlow•Einrichtung: Sascha Kölzow Fred und Anabel Eine Liebesgeschichte für Kinder ab 3 Jahren nach dem ­Bilderbuch von Lena Hesse•Regie: Martina van Boxen Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand Ein Konzert nach dem Roman von Jakob Hein•Regie: David Bösch norway.today von Igor Bauersima•Regie: Martina van Boxen Orlando von Virginia Woolf•Regie: Carola Bühn Sweet Home Europa von Davide Carnevali•Regie: Jasna Miletic´


Schauspielhaus Bochum

23.9.2012

Die Ehe der Braun Maria Drehbuch von

22.9.2012

KÖnig Richard der Dritte von William Shakespeare Schauspielhaus

Richard, Herzog von Gloucester, will König werden. Dafür ist der Bruder des regierenden Königs Edward IV. bereit, buchstäblich über Leichen zu gehen. Durch brutales Intrigenspiel räumt er seine beiden Brüder aus dem Weg. Er lässt den einen beim König verleumden und dann töten und treibt damit den anderen, den König selbst, aus Gram und Verzweiflung in den Tod. Nicht minder berechnend sucht er sich dazu die für sein Fortkommen taktisch passende Frau, die er aber bereitwillig auf dem Scheiterhaufen entsorgt, sobald sie sich als nicht mehr nützlich erweist. Dass er nebenbei die Nachfahren des toten Königs ebenso kalt stellt wie die eigenen Intrigenhelfer, scheint da eher folgerichtig als verwunderlich. Überraschend ist schon eher der Zeitpunkt der methodischen Skrupellosigkeit: Denn mit der Inthronisierung von Richards Bruder als König Edward IV. ist nach Jahren der kriegerischen Auseinandersetzungen um Thron- und Erbfolge erstmals wieder Ruhe in England eingekehrt. Erst vor dem Hintergrund des langen „Rosenkrieges“ zwischen den Häusern Lancaster und York wird begreiflich, warum Richard so ist, wie er ist. Der Regisseur Roger Vontobel nimmt deshalb für seine Erzählung von König Richard dem Dritten nicht nur das berühmte gleichnamige Drama von Shakespeare als Grundlage, sondern auch Teile aus dessen weniger bekanntem Dramenzyklus „Heinrich VI.“. Damit erzählt er einmal mehr in einem großen Bogen die ganze Geschichte und nicht nur deren dramatisches Ende. Regie: Roger Vontobel Bühne: Magda Willi Kostüme: Tina Kloempken Dramaturgie: Thomas Laue

→ Seite 22

Roger Vontobel ist Hausregisseur am Schauspielhaus Bo­ chum, wo er zuletzt Shakespeares „Was ihr wollt“ inszenierte. Der 35-Jährige gehört zu den prägenden Regisseuren seiner Generation und arbeitet außerdem am Deutschen Theater in Berlin, in Paris und am Staatsschauspiel Dresden, wo 2011 sein „Don Carlos“ herauskam, der zum Berliner Theatertreffen eingeladen und für den er mit dem FAUST-Theaterpreis ausge­ zeichnet wurde.

Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich nach einer Vorlage von Rainer Werner Fassbinder Kammerspiele Geschlossen wird die Ehe der Maria Braun im Bombenhagel 1943, schon am nächsten Tag muss ihr Mann wieder an die Front. Sie währt länger als vermutet, doch zusammen leben werden die beiden Eheleute nie. Hermann Braun kehrt nicht aus dem Krieg zurück, ein Freund überbringt die Todesnachricht. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. So nimmt Maria ihr Leben selbst in die Hand. Sie fordert ihren Anteil am Wirtschaftswunder, arbeitet dafür mit allen Mitteln, auch mit den Waffen der Frau. Als Hermann doch überraschend zurückkehrt und sie mit einem amerikanischen Soldaten im Bett erwischt, erschlägt sie ihren Liebhaber. Ins Gefängnis wandert dafür ihr Mann. Maria lernt den Fabrikanten Oswald kennen und macht sich für ihn unentbehrlich – in der Firma und privat. Ihr Leben wird zum Tauschgeschäft, auch in der Liebe. Bis Hermann aus der Haft entlassen wird, hat sie ihre Anpassung an die ökonomischen Spielregeln der Geschäfts-, aber auch der Gefühlswelt zur Perfektion gebracht – ihr Leben rettet das nicht. Rainer Werner Fassbinder gelingt es, die Geschichte der frühen Bundesrepublik und ihren Gründungsmythos in einer einzigen Frauenfigur auf den Punkt zu bringen: Maria Braun ist nicht nur „die Mata Hari des Wirtschaftswunders“, wie sie sagt, sie ist das Wirtschaftswunder selbst. Regie: Jan Neumann Bühne: Daniel Angermayr Kostüme: Nini von Selzam Dramaturgie: Sascha Kölzow

→ Seite 88

Jan Neumann ist Schauspieler, Autor und Regis­ seur. Nach Engagements am Bayerischen Staats­ schauspiel und am Schauspiel Frankfurt arbeitet er heute als Autor und Regisseur – oft gleichzeitig, etwa bei Stückentwicklungen wie „Hochstapeln“ im Theater Unten. Er inszeniert und entwickelt am Maxim Gorki Theater Berlin, am Staatsthe­ ater Stuttgart, am Nationaltheater Mannheim, am Staatsschauspiel Dresden und natürlich in Bochum.

10

27.9.2012

well, you’re my friend mehr von ­johnny cash und weggefährten Schauspielhaus

Von 1969 bis 1971 moderierte Johnny Cash im amerikanischen Fernsehen jeden Samstag die „Johnny Cash Show“. Getreu seines Mottos „Do the Right Thing“ versammelte er die spannendsten Künstler seiner Zeit vor der Kamera und überwand dabei spielend leicht alle sozialen, rassistischen und politischen Grenzen, die Amerika in diesen Jahren zerrissen. Es war immer wieder überraschend, wer vorbeischaute und zum unnachahmlichen Sound der Sendung beitrug: Louis Armstrong spielte Country Songs, Ray Charles machte „Ring of Fire“ zum ultimativen Blues, Bob Dylan, Neil Young und Anita Carter sangen ihre großen Songs, Dennis Hopper rezitierte Gedichte, Andy Kaufman verwandelte sich in Elvis und Cash selbst sang mit allen im Duett. Nach über 80 erfolgreichen „A Tribute to Johnny Cash“-Abenden im Schauspielhaus führt das Team um Thomas Anzenhofer und Torsten Kindermann nun die „Johnny Cash Show“ in die zweite Runde. Denn: Nach der Show ist vor der Show! Leitung: Thomas Anzenhofer, Barbara Hauck, Torsten Kindermann Bühne: Mara Henni Klimek Kostüme: Elisa Pelkmann, Annika Träger Dramaturgie: Sabine Reich → Seite 70


Spielzeit 2012/2013

13.10.2012 Uraufführung

1.12.2012

Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni

Der Prozess von Jalila Baccar und

Fadhel Jaibi nach Motiven von Franz Kafka KAMMERSPIELE „Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Tages verhaftet.“ Mit diesem berühmten Satz beginnt Franz Kafkas Roman „Der Prozess“. Was folgt, ist die Geschichte des Bankangestellten Josef K., der vergeblich herauszufinden versucht, wessen er eigentlich angeklagt ist und wie er sich verteidigen kann. Nicht einmal die Existenz des Gerichts, das sich auf dem Dachboden einer heruntergekommenen Mietskaserne eingerichtet zu haben scheint, ist greifbar. Während Josef K. trotz Verhaftung weiter ganz normal seiner täglichen Arbeit nachgeht, ziehen ihm Willkür, Terror durch Unberechenbarkeit und eine permanente diffuse Bedrohung langsam den Boden unter den Füßen weg. Der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi hat die Schizophrenie des Lebens in einem Polizeistaat, der von sich behauptet, ein Rechtsstaat zu sein, in Tunesien jahrzehntelang am eigenen Leib erfahren. Und er war ein wichtiger Vertreter der tunesischen Intellektuellen, als eben dieses System im Januar 2011 zusammenbrach. Gemeinsam mit der Autorin Jalila Baccar und den Schauspielern des Ensembles nimmt er nun Kafkas Roman zum Anlass, eine Parabel auf die Absurdität staatlicher Willkür zu entwickeln, die sowohl von Kafkas Labyrinth als auch von den Ereignissen inspiriert ist, die in den letzten beiden Jahren die Welt verändert haben. Regie: Fadhel Jaibi Bühne: Kaïs Rostom Kostüme: Gerhard Gollnhofer Dramaturgie: Thomas Laue

→ Seite 16

Fadhel Jaibi ist einer der wichtigsten Vertreter des Gegenwartstheaters im arabischen Raum. Seine Stücke entwickelt er aus intensiven Impro­ visationen mit den Schauspielern und immer in Zusammenarbeit mit der Autorin Jalila Baccar. Er hat in Tunis eine eigene Theaterkompanie, mit der er auf Festivals in der ganzen Welt eingela­ den wird.

Schauspielhaus

11.11.2012

Kleiner König Kalle Wirsch Kinder- und Familienstück von Tilde Michels ab 5 Jahren Schauspielhaus

Tief unter der Erde, in einem sonderbaren und geheimnisvollen Reich, regiert König Kalle Wirsch über die fünf Völker der Erdmännchen. Doch der kleine König der Wirsche, Wolde, Gilche, Trumpe und Murke hat einen Feind, der alles daran setzt, ihn von seinem Thron zu stürzen: Zoppo Trump. Um selber König zu werden, fordert er Kalle Wirsch zum Kampf heraus. Aber Zoppo ist ein feiger und listiger Kerl. Er will nicht wirklich gegen den König der Erdmännchen kämpfen. Stattdessen lässt er ihn von seinen Leuten an die Erdoberfläche verschleppen – denn wer nicht zu einem Kampf erscheint, verliert. So sagen es die alten Erdmännchengesetze. Zum Glück trifft Kalle Wirsch oben, bei den Menschen, auf Jenny und Max. Die unerschrockenen Kinder wollen Kalle helfen und begleiten den kleinen König zurück in sein Reich. Eine abenteuerliche Reise beginnt, in der schwierige Rätsel gelöst werden müssen und gefährliche Gegner zu überwinden sind. Tilde Michels fantastische Erzählung von frechen Schurken und wilden Helden wurde nicht zuletzt durch die Verfilmung der Augsburger Puppenkiste berühmt. Regie: Katja Lauken Bühne: Kathrine von Hellermann Dramaturgie: Olaf Kröck Katja Lauken begann ihre Karriere als Regisseu­ rin am Schauspielhaus Bochum. Dort zeigte sie 2002 mit „Die Präsidentinnen“ ihre erste Insze­ nierung. Fünf Jahre später erhielt sie den Künst­ lerinnenpreis NRW. Zuletzt war in Bochum ihre Inszenierung von „Jim Knopf und Lukas der Lo­ komotivführer“ zu sehen.

11

Wer glaubt, der flexible Mensch sei erst im 20. Jahrhundert geboren, der wird in Carlo Goldonis Komödie aus dem Jahr 1746 eines Besseren belehrt. Niemand bewegt sich so flexibel und wendig zwischen zwei Herren, zwischen Wahrheit und Lüge, Glück und Leid wie Truffaldino. Nichts ist so, wie es scheint, alles kommt anders und wenn die Rechnung nicht stimmt, dann geht sie doch auf. Die Gleichung des Stücks ist einfach: Zwei mal zwei Liebende machen ein Happy End mit drei glücklichen Paaren und wer zwei Herren bedient, kann essen für vier, auch wenn er doppelt Schläge bezieht. Zwei Väter, ein Sohn und eine Tochter: das ergibt eine glückliche Ehe, wenn nicht ein tot geglaubter Schwiegersohn in spe alle Pläne zunichte machen würde. Eine junge Frau mit zwei Gesichtern führt alle an der Nase herum und ist nicht, was sie ist, so dass der Erste in ihrem Herzen sie als Letzter erkennt. Doch immer dann, wenn keiner mehr Herr seines Schicksals ist, taucht Truffaldino auf. Als der Dritte im Bunde wird er die Verwirrung ebenso grandios steigern wie virtuos auflösen. Dieses Kunststück beherrschen nur die Truffaldinos dieser Welt: die Trickser und Spieler, die ewigen Verlierer, die am Ende gewinnen – auch wenn es anstrengend ist und bleibt, das Spiel zwischen den Herren dieser Welt. Regie: David Bösch Bühne: Thomas Rupert Dramaturgie: Sabine Reich

→ Seite 52

David Bösch ist Hausregisseur am Schauspiel­ haus Bochum. Hier inszenierte er z. B. Haupt­ manns „Die Ratten“ und Falladas „Kleiner Mann – was nun?“. Außerdem arbeitete er u. a. am Schauspiel Essen, Hamburger Thalia Theater, Schauspielhaus Zürich und Burgtheater Wien, wo er 2012 „Gespenster“ von Ibsen mit Kirsten Dene und Martin Schwab inszenierte. An der Bayeri­ schen Staatsoper inszenierte er 2009 seine erste Oper, im Sommer 2011 hat er auf Einladung des Goethe Instituts Goethes „Urfaust“ am Myeong­ dong Theater in Seoul/Korea in Szene gesetzt.


Schauspielhaus Bochum

8.12.2012 Uraufführung

Richtfest von Lutz Hübner Kammerspiele

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“, fragt eine schwedische Möbelkette, und suggeriert damit, dass Individualität und Nonkonformismus von der Stange zu haben ­seien. Was beim Möbelkauf noch durchgehen mag, wird schwieriger, wenn es um das Haus geht, in dem die Möbel stehen sollen. Hier ist in Zeiten, in denen Eigenheimbesitz zur Lebenseinstellung und Hausträume in Klinker zur Bundespräsidentenaffäre werden, Kreativität gefragt. Baugemeinschaften sind dabei der Trend für alle, die sich das Traumhaus alleine nicht leisten können, aber auch für die Utopisten unter den Häuslebauern, die Individualität und Lebensentwurf gerade in der Gemeinschaft suchen. Lutz Hübner hat ein Stück über eine solche Baugemeinschaft geschrieben, in der sich sechs Parteien zusammenfinden, um gemeinsam die Bauherrenschaft für ein Haus zu übernehmen. Dass die Beteiligten aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen kommen und ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Wohnen und vom Leben haben, macht die Sache nicht leichter. Dass sie sich untereinander bestenfalls flüchtig kannten, bevor sie sich zum gemeinsamen Bauen entschlossen, ist dabei fast das kleinere Problem. Denn wenn man zusammen ein Haus baut, lernt man sich kennen. Und wie. Anselm Weber, Regisseur und Bochumer Intendant, inszeniert die Uraufführung von Lutz Hübners neuestem Stück, das als Auftragswerk für das Bochumer Ensemble entsteht. Regie: Anselm Weber Bühne: Alex Harb Kostüme: Meentje Nielsen Video: impulskontrolle Dramaturgie: Sascha Kölzow

18.1.2013 Uraufführung

Januar 2013 Uraufführung

Arbeit am Mythos Ein Echokammerspiel über das Schauspielhaus von Hans-Peter Litscher im ganzen Haus

Ein überraschender Fund führt uns durch die Geschichte des Schauspielhauses Bochum, das wie kaum ein anderes Theater bevölkert ist von Legenden und großen Namen. Der Schweizer Künstler Hans-Peter Litscher, der seit vielen Jahren in seinen Arbeiten die Spuren der Kunst nachzeichnet, hat bei seinen Recherchen den Nachlass von Winfried W. gefunden. Winfried W. aus Witten arbeitete viele Jahrzehnte hinter den Kulissen des Schauspielhauses und bewahrte aus dieser Zeit zahlreiche Erinnerungsstücke auf. Dazu gehören Requisiten aus den Inszenierungen ebenso wie die Leine von Fassbinders jungem Boxerhund, mit dem er den Intendanten Zadek provozierte, indem er ihn „Zadek“ taufte und ihn im Theater herumscheuchte. All dies ist erstmalig in der Ausstellung „Arbeit am Mythos“ zu sehen, durch die Hans-Peter Litscher das Publikum führen wird und seltene Einblicke hinter die Kulissen dieses Theaters gewährt. Konzept: Hans-Peter Litscher

→ Seite 62

→ Seite 72

Lutz Hübner gehört zu den meistgespielten deut­ schen Gegenwartsautoren. Seine Stücke entste­ hen vorwiegend in enger Zusammenarbeit mit den Theatern. „Richtfest“ ist bereits die dritte Uraufführung von Lutz Hübner, die Anselm We­ ber inszeniert. Für Bochum entwickelte Hübner außerdem das Projekt „Spiel des Lebens“. Seine Stücke werden in zahlreiche Sprachen übersetzt, sein Drama „Frau Müller muss weg“ wird in der Regie von Sönke Wortmann verfilmt.

Hans-Peter Litscher, Spurensucher und Echo­ sammler, wurde 1955 in der Schweiz geboren und lebt als Ausstellungs- und Filmemacher, Regis­ seur und Autor seit 1975 in Paris. Seit 1983 ent­ wickelt er zahlreiche „Spurensuch-Projekte“, u. a. am Hamburger Schauspielhaus, für das Festival d’Avignon, bei den Wiener Festwochen, den Ber­ liner Festspielen, beim Festival „New Europe“ in New York und beim Theatertreffen der Bundesre­ publik in Moskau. Für Theater der Welt 2010 kura­ tierte er die Ausstellung „¡Barbara – Rabarbara!“.

12

renegade in residence Ein neues

Tanztheaterstück VON Julio César Iglesias Kammerspiele Seit Jahren ist die Street-Art-Kompanie Renegade im Ruhrgebiet stilbildend in Sachen Tanz unterwegs. Immer wieder gelingt es der Talentschmiede aus Herne, überraschend neue Tanzformen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Die Ursprünge des Tanzes, der von der Straße kommt, bringen sie mit anderen, klassischeren Formen des Tanzes zusammen. Das ist besonders seit den Arbeiten von ­Renegade am Schauspielhaus Bochum deutlich geworden: In zwei Produktionen mit der Choreografin Malou Airaudo hat die Kompanie eine ganz neue Tanzsprache entwickelt, die so aufsehenerregend war, dass gleich die erste Arbeit „Irgendwo“ als eine der zehn besten Tanzproduktionen deutschlandweit zur Tanzplattform 2012 nach Dresden eingeladen wurde. In der nun folgenden dritten Arbeit wird wieder ein gemischtes Tanzensemble aus Hip-Hoppern und Breakern auf der einen und klassischen und modernen Tänzern auf der anderen Seite gemeinsam auf der Bühne stehen. Choreografie und Regie: Julio César Iglesias → Seite 26 Eine gemeinsame Produktion von Schauspielhaus Bochum und Pottporus/Renegade, Herne Julio César Iglesias kommt aus Kuba, wo er eine Ausbildung in zeitgenössischem Tanz erhielt. Als Tänzer arbeitete er in internationalen Kom­ panien auf der ganzen Welt, zuletzt bei „Ultima Vez“ des bekannten belgischen Choreografen Wim Vandekeybus. Als Choreograf verwirklichte er zahlreiche eigene Arbeiten. Sowohl als Tän­ zer als auch als Choreograf hat er in den letz­ ten Jahren auch immer wieder mit Renegade zusammengearbeitet.


Spielzeit 2012/2013

2.2.2013

Hedda Gabler von Henrik Ibsen Schauspielhaus

Hedda ist ein gutes Leben gewohnt. Als Tochter des wohlhabenden Generals Gabler kennt sie keine finanziellen Sorgen. Sie nimmt alles mit, was das Leben ihr bietet – interessante und attraktive Männer inklusive. Vor allem Eilert Løvborg, zugleich talentierter Kunsthistoriker und aufregender Lebemann, hat es ihr angetan. Nach dem Tod ihres Vaters aber kehrt sie Løvborg den Rücken, der zunehmend in Suff und Rotlichtmilieu abdriftet, und entscheidet sich stattdessen für den ebenso talentierten, jedoch langweiligen Jørgen Tesman. Dieser hat immerhin beste Aussichten auf eine Professur und damit eine angemessene gesellschaftliche und finanzielle Position. Henrik Ibsens 1890 entstandenes Stück beginnt, als die frisch verheirateten Tesmans von ihrer Hochzeitsreise zurückkehren. Das Blatt hat sich gewendet: Løvborg – so hört man – ist inzwischen trocken, hat ein aufsehenerregendes Buch verfasst, das Manuskript für ein weiteres bereits in der Tasche und ist auf dem besten Wege, Tesman den Rang abzulaufen. Das nur auf Schulden und guter Hoffnung aufbauende neue Eheleben ödet Hedda schnell an. Und zu allem Überfluss schickt sich ihre alte Schulkameradin Thea Elvstedt an, die neue Frau an Løvborgs Seite zu werden. Hedda muss handeln. Wenn schon ihr eigenes Leben außer Kontrolle gerät, muss es doch wenigstens mö­glich sein, ein anderes zu beherrschen und – falls nötig – zu zerstören. Regie: Roger Vontobel Bühne: Claudia Rohner Kostüme: Dagmar Fabisch Dramaturgie: Thomas Laue

23.2.2013 Uraufführung

3.2.2013 Uraufführung

Jimi ­Bowatski hat kein Schamgef Uhl von Dirk Laucke Theater Unten

„Es ist nicht vorbei! Wann meine Zeit zu Ende ist, bestimme ich.“ Mit diesen Worten steht Jimi mit einem Schweinebolzenschussgerät und seinem besten Freund Markus plötzlich im Wohnzimmer des Chefs, um sich seinen Job zurückzuholen. Sieben Jahre hat er in der Fabrik Gussstücke gefeilt und nun ist er draußen. „Ich bin um die fünfzig und ich bitte nicht mehr“, sagt er zu Elena, der Frau des Chefs, die er mit einem jungen Mann vom Escortservice überrascht. Dass nichts so kommt wie geplant, ist bei diesem Abenteuer selbstverständlich. Der Chef ist weg und eigentlich gar kein richtiger Kapitalist, sondern ein Sozialdemokrat, dem jede Entlassung weh tut. Lúc vom Escortservice erklärt den versammelten Verfechtern der Arbeitersache mal gründlich, wo es langgeht, wenn der Sozialstaat der Wirklichkeit begegnet. Spätestens wenn Markus und Lúc gefesselt an der Heizung sitzen und Jimi Elena küsst, weiß keiner mehr, wie Jimis privater Klassenkampf enden soll. Dirk Laucke hat mit seinem neuen Stück eine Turbo-Komödie des Spät-Kapitalismus geschrieben, in der die Figuren um ihre Träume und ihr Leben kämpfen. Wer sie sind und was sie in ihrem Leben wollen, spüren sie erst in dem Moment, in dem sie zum Äußersten bereit sind. Regie: Christina Pfrötschner Bühne: Sophia Lindemann Kostüme: Anna Heinz Dramaturgie: Sabine Reich

Moby Dick

Musiktheater von Peter Verhelst, Paul Koek und der Veenfabriek nach Motiven von Herman Melville Kammerspiele Er ist das wohl berühmteste Tier der Weltliteratur. Er ist ein stilles, geheimnisvolles Wesen, zugleich ein vor Kraft strotzendes Ungeheuer, das Tod und Untergang bringt. Ein weißer Wal, so kühn und mächtig wie seine Geschichte. Sein Schöpfer Herman Melville kündigte „Moby Dick“ im Jahre 1851 als Abenteuerroman an, tatsächlich wurde das Werk als wissenschaftliche Abhandlung über Meeressäuger geführt. Denn die Geschichte von Kapitän Ahab, der mit der Mannschaft des Walfängers Pequod einen persönlichen Rachefeldzug gegen einen einzigen Wal über alle Weltmeere führt, wird eigentlich erst am Ende des damals rund tausendseitigen Romans erzählt. Bis zu Melvilles Tod verkaufte sich nicht einmal die erste Auflage von 3000 Exemplaren. Erst dreißig Jahre nach dem Tod des Autors wurde sein vielschichtiges Werk mit all seiner Symbolkraft und seinem philosophischen Tiefgang wiederentdeckt. Denn „Moby Dick“ ist mehr als ein Seefahrerabenteuer – es ist ein Weltentwurf. Ein Roman über die Hybris des Menschen, sich die Natur zu unterwerfen, über die Folgen ungezügelter Expansionswut, aber auch ein Zeugnis der neuen Welt, die damals wirklich noch neu war. Der flämische Autor Peter Verhelst schreibt eine Theaterfassung nach Motiven von Melvilles Roman, die Paul Koek mit niederländischen und deutschen Schauspielern und dem Schlagzeug-Improvisations-Ensemble „Track“ auf die Bühne bringt. Regie: Paul Koek Bühne: Theun Mosk Kostüme: Dorothee Curio Musik: Track / Veenfabriek Dramaturgie: Paul Slangen, Olaf Kröck

→ Seite 76

Eine Koproduktion mit der Veenfabriek Leiden, Niederlande

→ Seite 85

Christina Pfrötschner wurde 1985 in Duisburg geboren. Während ihrer Zeit als Regieassistentin am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bo­ chum arbeitete sie mit Regisseuren wie Anselm Weber, David Bösch, Roger Vontobel, Cilla Back und Heike M. Götze zusammen. Am Nestroy-The­ ater in Wien assistierte sie bei Hans Peter Hor­ ner. Mit „Jimi Bowatski hat kein Schamgefühl“ stellt sie ihre erste eigene Regiearbeit vor.

13

Paul Koek und die Veenfabriek: Der Schlagzeuger, Komponist und Regisseur Paul Koek gründete 2005 im niederländischen Leiden die Veenfabriek, ein Ensemble für Musiktheater. Nach Voltaires „Candide“ und Tschechows „Drei Schwestern“ wid­ met sich Paul Koek nun dem großen Werk von Melville. Peter Verhelst wurde im belgischen Brügge geboren und ist Dramatiker, Lyriker und Romanautor. Er wurde mit einem der renommiertesten Literaturpreise Belgiens ausgezeichnet, der „Gouden Uil“. Seine Stücke inszenierten Regisseure wie Johan Simons, Luc Perceval und Wim Vandekeybus. Zuletzt schrieb er für die Veenfabriek den Text zu „Medea“.


Schauspielhaus Bochum

12.4.2013 Uraufführung

Kinder der Revolution von Nuran David Calis und

6.4.2013

9.3.2013

Hamlet

von William Shakespeare Schauspielhaus Die Beschuldigung ist ungeheuerlich. Der alte König soll ermordet worden sein und der neue König, sein Bruder, sei der Mörder. Der Sohn des Toten, Prinz Hamlet, erhebt diese Anschuldigung und schwört Rache. Doch der Prinz von Dänemark ist gefangen in einer Welt aus Wahn und Wahrheit. Bedrängt von den Beschwichtigungen des Hofes, der Liebeswerbung Ophelias und den realpolitischen Rechtfertigungen des neuen Königs stellt sich der junge Mann schließlich die alles entscheidende Frage: „To be or not to be?“ William Shakespeares „Hamlet“ ist eines der größten Dramen der Geschichte. Es ist ein vielschichtiges Werk, das immer wieder neu erzählt und interpretiert werden muss – und das erste Stück, das der polnische Regisseur Jan Klata zum zweiten Mal inszeniert. Sein erster „Hamlet“ wurde in der ehemaligen Leninwerft in Danzig aufgeführt. Jenem Ort, an dem unter Lech Wał sa die Revolution gegen die kommunistischen Herrscher Polens begann, die schließlich zum politischen Umbruch führte. Jan Klata hat die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen Polens selbst miterlebt, weshalb er in seinen Stücken immer wieder zu verorten sucht, was mit einer Gesellschaft passiert, die sich dem Kapitalismus geöffnet hat. So sind Strömungen der Popkultur, des Films, der Musik und nicht zuletzt des Internets maßgebliche Aspekte seiner Inszenierungen. Regie: Jan Klata Bühne und Kostüme: Justyna Łagowska Choreografie: Mac´ko Prusak Dramaturgie: Olaf Kröck → Seite 64 Jan Klata zählt zu den renommiertesten Regis­ seuren Polens. Seine Produktionen werden welt­ weit zu Festivals geladen. In Polen arbeitet er hauptsächlich im Dramatischen Theater Walden­ burg, dem Teatr Polski in Breslau und am ­Stary Theater in Krakau. „Hamlet“ ist nach Kafkas „Amerika“ und Schillers „Die Räuber“ seine dritte Arbeit für das Schauspielhaus Bochum.

Liliom

Eine Vorstadtlegende in sieben Bildern und einem szenischen ­Prolog von Franz Molnár Für die deutsche Bühne bearbeitet von Alfred Polgar Schauspielhaus Liliom, das ist der Held vom Ringelspiel. Stolz steht er da, mit „sofortiger äußerster Raufbereitschaft, die sich in seinen Blicken und Gebärden äußert. Im Drehorgellärm und Geschrei hört man nicht, was er spricht, aber gelegentlich erschüttert ein kolossales Gelächter der Umstehenden die Luft.“ Liliom arbeitet auf dem Karussell von Frau Muskat. Er ist ein Hutschenschleuderer, ein Schiffschaukelbremser, ein Aufreißer und Angeber, ein „zerlumpter Niemand“, sagt er und ist stolz darauf. Nichts kann ihm geschehen, denkt er, bis plötzlich Julie vor ihm steht, das kleine Dienstmädchen. Und schon hat er seinen Job und sein Herz verloren. Als dann auch Julie ihre Arbeit verliert, sind sie beide gleich. Von nun an schlagen sich zwei Davongejagte durchs Leben. Liliom versucht ein guter Mensch zu werden, doch wie soll das gelingen, wenn immer alles schiefgeht? Er trinkt, er schlägt Julie. Ein Überfall misslingt, er stirbt, doch damit ist seine Geschichte nicht zu Ende: Liliom kommt ins Fegefeuer und muss Rechenschaft ablegen. Nach 16 Jahren kehrt er zurück auf die Erde, um zu zeigen, ob auch er ein guter Mensch sein kann. Regie: Christina Paulhofer Bühne: Alex Harb Kostüme: Lili Wanner Dramaturgie: Thomas Laue

→ Seite 82

Christina Paulhofer, geboren 1969 in Bukarest, ist keine Fremde in Bochum: das erste Mal führ­ te sie hier bei „Blick zurück im Zorn“ von John Osborne Regie. Arbeiten am Deutschen Schau­ spielhaus in Hamburg, an den Münchner Kam­ merspielen, am Wiener Burgtheater, am Schau­ spielhaus Zürich, am Schauspiel Hannover und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin folgten. Nach vielen Jahren in Paris lebt sie heu­ te in München.

14

Studierenden der Folkwang Universität der Künste Kammerspiele

Gut ein Jahr ist es her, dass die Proteste in den arabischen Ländern das Gleichgewicht der Welt neu definiert haben. Dabei waren es fast überall die Jungen, von denen sie ausgingen. Selten als planmäßige Bewegung, meist als spontaner Zusammenschluss vieler Unzufriedener zum Aufstand und nahezu immer verbunden mit kreativen Vernetzungsstrategien, die aus vielen leisen Einzelnen eine laute Menge mit Durchschlagskraft werden ließ. Auch in Europa bricht sich der Unmut einer jungen Generation immer wieder Bahn: Sei es in den Plünderungen der Londoner Riots oder als Antiglobalisierungsprotest in Madrid und anderen Städten. Steht also auch Europa vor einem Aufstand der Jungen, wenn auch unter anderen Vorzeichen? Der Autor und Regisseur Nuran ­David Calis fragt gemeinsam mit einer Klasse von Schauspielstudierenden, was Jugend in Deutschland und Europa heute bedeutet und wie sich die Generation der 20- bis 25-Jährigen mit dem Rest der Welt vernetzt. Gemeinsam nehmen sie Kontakt in alle Welt auf, suchen nach Ideen, Verbindendem, Konfliktstoff und dem Drama ihrer Generation, dem sie dann in den Kammerspielen ihr Gesicht und ihre Stimme leihen. Regie: Nuran David Calis Bühne: Irina Schicketanz Kostüme: Amelie von Bülow Musik: Vivan Bhatti Video: Karnik Gregorian Dramaturgie: Thomas Laue, Sascha Kölzow In Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste → Seite 36 Nuran David Calis ist Regisseur, Autor und Filme­ macher. In Bochum wurde er durch das Kultur­ hauptstadtprojekt „Next Generation“ bekannt, außerdem inszenierte er seine Goldoni-Bearbei­ tung „Zoff in Chioggia“. Daneben arbeitet er an den Theatern in Dresden, Berlin und Stuttgart und bereitet derzeit mit einer „Woyzeck“-Verfil­ mung seinen dritten Spielfilm vor.


Spielzeit 2012/2013

3.10.2012

8.6.2013

Aus dem ­bürgerlichen Heldenleben die hose – der snob – 1913

Trilogie von Carl Sternheim in einer Bearbeitung von Reto Finger Schauspielhaus Alles beginnt mit dem Verlust einer Hose. Sie bringt das Leben der Beamtenfamilie Maske in Aufregung. Sohn Christian, ein Produkt der Aufregungen um das verlorene Beinkleid, gelingt Jahre später der wirtschaftliche Aufstieg zum Großaktionär und Boss einer Bergwerksgesellschaft. Berechnend und egoistisch räumt er alles ab, was sich ihm in den Weg stellt, und macht auch vor der eigenen Familie nicht halt. So unterstellt er seiner Mutter, ein uneheliches Kind eines französischen Adligen zu sein, um in noch höhere Kreise aufzusteigen. Schließlich, als alter Mann, will er das Unternehmen seiner Tochter übergeben. Doch als diese die Kriegsgeschäfte nicht in seinem Sinne betreibt, mischt sich der kränkelnde Alte erneut ein. Sein Triumph über die eigenen Kinder ist nur von kurzer Dauer und hat tödliche Konsequenzen. Carl Sternheims Trilogie „Die Hose – Der Snob – 1913“ ist eine scharfe Satire auf bürgerliche Familienkonstellationen und rücksichtsloses Gewinnstreben. Intendant Anselm Weber inszeniert den Zyklus für das Schauspielhaus in einer neuen Bearbeitung von Reto Finger. Regie: Anselm Weber Bühne: Raimund Bauer Kostüme: Meentje Nielsen

→ Seite 56

Anselm Weber, geboren 1963 in München, starte­ te als Regieassistent an den Münchner Kammer­ spielen. Es folgten Inszenierungen u. a. am Wiener Burgtheater, Schauspielhaus Hamburg, Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Hannover und Schau­ spiel Frankfurt, ebenso am Aalto-Musiktheater Es­ sen und an der Oper Frankfurt. Bevor er 2010 die Intendanz am Schauspielhaus Bochum übernahm, war er fünf Jahre Intendant am Schauspiel Essen.

junges schauspielhauS

Unser Lehrer ist ein Troll von Dennis Kelly ab 8 Jahren Theater Unten

Was ist nur mit den Erwachsenen los? Es ist zum Verzweifeln. An der Schule von Holly und Sean, den schrecklichen Zwillingen, gibt es einen neuen Direktor. Nicht, dass sie dessen Vorgängerin besonders gemocht hätten. Wenn man ehrlich ist, haben die beiden sie sogar in einen Nervenzusammenbruch und damit aus der Schule getrieben. Aber muss der neue Schulleiter gleich ein Troll sein? Und warum greift kein Erwachsener ein, wenn dieser Troll alle Kinder ab sofort in einer Goldmine auf dem Schulhof schuften lässt? Das kann doch nicht erlaubt sein! Und schon gar nicht, dass er jedem bei der kleinsten Ungezogenheit gleich den Kopf abbeißt. Aber keiner traut sich ihm zu widersprechen, erst recht nicht die Lehrer. Holly und Sean müssen etwas unternehmen. Zuerst suchen sie Hilfe bei den Eltern, beim Schulamt, ja sogar beim Premierminister höchstpersönlich. Aber kein Erwachsener hört ihnen zu. So versuchen sie auf eigene Faust, sich aus der Troll-Herrschaft zu befreien. Gut, dass es so mutige schreckliche Zwillinge gibt! Dennis Kelly, einer der erfolgreichsten britischen Autoren der Gegenwart, hat ein genauso humorvolles wie ernst gemeintes Stück für alle ab 8 Jahren geschrieben. Darin geht es um Autorität und Gold, um Widerstand und Rosenkohl in Erdnussbutter, um mutige Zwillinge und feige Erwachsene, um einen Troll – und ziemlich zur Sache. Regie: Martina van Boxen Bühne: Michael Habelitz Kostüme: Cathleen Kaschperk Dramaturgie: Sascha Kölzow Martina van Boxen ist Schauspielerin, Regisseu­ rin und seit 2005 Leiterin des Jungen Schauspiel­ hauses Bochum. Zuvor war sie zwölf Jahre lang künstlerische Leiterin der Theaterwerkstatt Han­ nover. Sie inszeniert regelmäßig für, aber auch mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und waren und sind auf Festivals im In- und Aus­ land vertreten.

15

junges

5.12.2012 schauspielhauS Uraufführung

Fickende Fische nach dem Film

von Almut Getto ab 14 Jahren Theater Unten Jan ist ein Einzelgänger. Fische sind seine Leidenschaft und der Großvater sein bester Freund. Die Eltern packen den Jungen regelrecht in Watte. Denn der 16-Jährige ist durch eine verunreinigte Bluttransfusion HIV-positiv. Dann verliebt sich Jan in die selbstbewusste Nina. Auch wenn die beiden viel Zeit miteinander verbringen, traut er sich nicht, ihr von seiner Krankheit zu erzählen. Als Nina eines Tages heimlich bei Jan übernachtet, wollen sie ihren ersten Sex miteinander erleben. Doch Jan schreckt im letzten Moment zurück, aus Angst Nina anzustecken. Rüde weist er sie ab. Enttäuscht und verletzt verschwindet das Mädchen. Eines Abends treffen sie sich wieder. Jan verteidigt Nina mit Fäusten gegen einen dreisten Konkurrenten. Als sie sich bei ihm bedankt, hat er endlich den Mut, ihr von der Infektion zu erzählen. Jetzt ist sie es, die entsetzt zurückweicht. Wenig später hört sie von einem Todesfall in Jans Familie. Im Glauben, Jan wäre an der Krankheit gestorben, fährt sie zum Friedhof und macht dort eine überraschende Entdeckung. Mit Feingefühl, Witz und Schonungslosigkeit erzählt Almut Getto ihre Geschichte von der Entdeckung der Liebe, den Komplikationen der Sexualität und einer Krankheit, die nicht nur den Patienten, sondern auch sein Umfeld infiziert. Regie: Martina van Boxen Bühne: Michael Habelitz Kostüme: Cathleen Kaschperk Dramaturgie: Olaf Kröck → junges schauspielhaus ab seite 90


Tsunami in Tunesien Der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi war an den Umbr端chen in seiner Heimat aktiv beteiligt. Ein Jahr danach zieht er Bilanz.



fadhel jaibi

A

Als der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi im Oktober 2010 in Bochum seine Version des antiken „Medea“-Stoffes auf die Bühne der Kammerspiele brachte, war die Welt noch eine andere. Im Bewusstsein der meisten Europäer war Tunesien vor allem ein sicheres Urlaubsland, das sich durch seine politische Stabilität wohltuend von anderen Staaten der Region unterschied. Das Angebot an Sicherheit verhinderte nicht nur bei den Urlaubsreisenden ein Hinterfragen der behaupteten Rechtsstaatlichkeit des Regimes des tunesischen Präsidenten Ben Ali. Wenige Monate nach der „Medea“-Premiere ging von dem kleinen Land in Nordafrika der Arabische Frühling aus, der die Welt verändern sollte. Mit Ben Ali wurde im Januar 2011 der erste der arabischen Potentaten aus seinem Land gejagt. Und das Ende seines Regimes, so schien es, öffnete die Tür für Freiheit und Demokratie für den gesamten arabischen Raum. Fadhel Jaibi, dessen Arbeiten als Regisseur und Filmemacher seit Jahrzehnten Anerkennung in der ganzen Welt finden, hatte in seiner tunesischen Heimat unter der Präsidentschaft Ben Alis mit Zensur und Repression zu kämpfen. Geschützt wurden er und seine Frau, die Schauspielerin und Autorin Jalila Baccar, letztendlich durch ihren Ruf

und ihre internationale Bekanntheit. Während der Revolution in Tunis wurden beide zu Aushängeschildern der tunesischen Künstler- und Intellektuellenszene. Eine Woche nach dem Sturz des Präsidenten kam Fadhel Jaibi mit seiner tunesischen Kompanie für ein Gastspiel mit seiner Produktion „Amnesia“ nach Paris. Das Stück handelt von einem Herrscher, der am Flughafen daran gehindert wird, sein Land zu verlassen, und stattdessen in die Psychiatrie geschickt wird, wo er seinem Volk Rede und Antwort stehen muss. „Amnesia“ konnte Jaibi in Tunesien nur unter enormen Schwierigkeiten durch die Zensur bringen, in Paris wirkte es auf einmal wie eine unglaubliche Vorhersage und Analyse der jüngsten Ereignisse. In einem Gespräch am Rande des Gastspiels erzählte Fadhel Jaibi sehr persönlich von seiner Freude über die Tage des Umsturzes in Tunis, aber auch von seinen Sorgen um die Zukunft seines Heimatlandes: „Es wird einen Moment geben, in dem der Glücksrausch der Revolution seinen Höhepunkt überschritten hat“, prophezeite er damals, „dann wird die große Frage sein, ob die Tunesier die Slogans von Freiheit und Demokratie verteidigen können, die sie während der Demonstrationen gerufen haben. Es ist eine große, schwere Arbeit, die auf die Menschen in Tunesien zukommt.“ Ein Jahr nach der tunesischen Revolution ist Fadhel Jaibi wieder in Bochum, um seine neue Arbeit am Schauspielhaus vorzubereiten. Gemeinsam mit dem Ensemble wird er im Sommer und Herbst Kafkas „Prozess“ bearbeiten – jenen Roman, in dem es so eindrücklich um das schleichend Lebenszerstörende staatlicher Willkür und alltäglicher Rechtsbeugung geht.

„Es kann keinen liberalen islamischen Staat geben.“ Fadhel Jaibi

In Tunesien haben derweil die ersten freien Wahlen stattgefunden. Gewählt wurden nicht die Parteien, die Freiheit und ein westlich geprägtes Demokratieverständnis propagierten, sondern die islamistisch geprägte Ennahda-Partei, die nun den Auftrag hat, für Tunesien eine neue Verfassung zu entwickeln, auf deren Grundlage das zukünftige politische und rechtliche System Tunesiens aufgebaut werden soll. Für Fadhel Jaibi alles andere als ein Grund zur Entspannung, wie er im Gespräch berichtet. Im Gegenteil.

18

text und interview: Thomas laue Fotos: wassim Ghozlani

Thomas Laue: In welcher Situation befindet sich Tunesien nach den ersten Wahlen? Fadhel Jaibi: Jalila Baccar und ich haben jetzt fast ein Jahr darüber diskutiert, wie man das beschreiben soll, was in Tunesien seit einem Jahr passiert. Es war ein Jahr der Verwunderung und des Staunens. Alles ist wie ein großer Tsunami. Das ist das richtige Bild. Wie 2011 in Japan, verändert der Tsunami in Tunesien das Land: politisch, menschlich, wirtschaftlich und soziologisch. Was bedeutet dieser Tsunami genau? Ein Tsunami kommt, meteorologisch gesehen, aus der Tiefe und bleibt lange Zeit unbemerkt. Du stellst dir zwar vor, was passieren kann, du spürst, dass sich das Wetter verändert und der Himmel dunkel wird. Du siehst, das etwas von ganz fern herankommt. Aber wenn es dann da ist, begreifst du es trotzdem nicht. Du begreifst es nicht und du siehst es nicht. Wenn es dich dann mitreißt wie eine Lawine und alles zerstört, ist das wie die Apokalypse. Und das Ganze passiert in deinem Kopf: All deine Gewohnheiten und die Dinge, auf die du dich stützt, werden weggerissen. Auch das ist die Revolution: Eine riesige Drehung, wie sie die Erde um die Sonne macht. Das, was oben war, ist jetzt unten. Unser letztes Interview fand in Paris statt. Da war die Revolution eine Woche alt. Du hast damals gesagt, im Moment herrsche eine große Freude, aber es werde eine Zeit kommen, in der entscheidend sein wird, was nach den Umarmungen kommt. Was ist seitdem geschehen? Im Moment fühlt es sich an, wie nach einem Traum oder als ob du richtig gesoffen hast und mit einem Kater aufwachst. Oder eben wie wenn man von der Lawine eines Tsunamis mitgerissen wurde, dann wach wird und vor sich eine riesige Katastrophe sieht. Du weißt nicht, wo du anfangen sollst und was übrig geblieben ist. Was ist wichtig? Was ist wichtiger? Ich erinnere mich an zwei Bilder nach dem Tsunami in Japan. Das eine zeigte einen Mann, ungefähr so alt wie ich. Er hielt eine Tüte in der Hand, und in dieser Tüte war das einzige, was er geschützt hatte: das Geschichtsbuch seiner Familie. Ich habe mich sehr mit diesem Mann identifiziert, denn mein ganzes Leben über habe ich die Geschichte, die Erinnerungen, die Wurzeln eines Baumes verteidigt, der sich Tunis nennt. Es ist außergewöhnlich: Dieser Mann hat


Tsunami in Tunesien

Der tunesische Fotograf Wassim Ghozlani nennt seine Bilderreihe „Liberté au bout de la nuit: Freiheit am Ende der Nacht“. Im Stil des „Light Painting“ fotografierte er im Oktober 2011 mit Hilfe einer Taschenlampe und langen Belichtungszeiten Jugendliche nach der Revolution in Tunesien.

19


fadhel jaibi

20


Tsunami in Tunesien nichts anderes geschützt als diese Tüte mit den Geschichten und den Fotos seiner Familie. Das zweite Bild zeigte die Frau des Mannes, die ihn suchte. Und er wiederum suchte sie, ungefähr so, als hätte der Tsunami sie nach Essen gerissen und ihn nach Düsseldorf. Die Frau hatte einen Blumentopf in der Hand und nur diese Blume geschützt und gerettet. Das war das Einzige: Sie hatte Angst um ihre Blume. Das ist Realität, keine Fiktion. Wie lebt es sich derzeit in Tunis? Tunesien ist wie eine Trümmerlandschaft. Die Politik, die Wirtschaft, die Sicherheit, die Freiheit, die demokratische Entwicklung befinden sich in einer absoluten Konfusion. Die Ennahda-Partei, die die Wahlen gewonnen hat, weiß nicht, wohin sie das Land führen soll. Sie geben vor, die tunesische Seele schützen zu wollen. Sie sagen, dass sie die Tunesier ins Paradies bringen wollen, aber sie wissen nicht einmal, wie sie sie in der Realität, im Hier und Jetzt unterbringen können. Was bedeutet das für das tägliche Leben? Es gibt keine Sicherheit. Die Menschen gehen morgens aus dem Haus und wissen nicht, ob sie abends wieder heimkommen. Man kann überfallen werden, geschlagen. Die Salafisten, radikale Isamisten, machen, was sie wollen. Wenn sie einen Zug anhalten wollen, halten sie ihn an. Sie gehen in den Justizpalast und verbrennen ganze Archive. Sie okkupieren Universitäten, zünden Polizeireviere an, errichten Straßensperren und protestieren gegen die lebendigen Dinge, zum Beispiel gegen die Kultur. Sie bearbeiten die Leute in den Moscheen und lassen sie wie aufgehetzte Hunde auf die Straße. Nachdem sich der erste Tsunami beruhigt hat, droht nun der nächste uns zu überrollen. Was ist dieser zweite Tsunami? Damit meine ich die neue Partei. Die gemäßigten Islamisten, die Ennahda. Auch diese Partei hat in ihrer Mitte Salafisten unter sich. Sie verteilen sich überall und besetzen wichtige Positionen. Sie tragen einen Anzug, sind aber Salafisten. Ist das dein persönlicher Eindruck oder ist das ein Gefühl, das allgegenwärtig ist in Tunesien? Nein, das ist mehr als nur mein Gefühl. Das ist im Bewusstsein der Künstler, der Kulturschaffenden, aber auch ganz normaler Leute. So wie bei meinen Familienmitgliedern, die liberale Moslems sind, aber merken, dass sie bereits schief angeschaut werden, wenn sie mit einer Jeans bekleidet durch die Straßen laufen.

Bedeutet das, dass die tunesische Revolution und damit das Ideal vom Arabischen Frühling gescheitert ist? Nein, die zivile Gesellschaft und die Oppositionellen, die Anwälte, die Intellektuellen, die Gewerkschaftler, die Künstler sind dabei, miteinander zu diskutieren und zu streiten. Dieses andere Tunesien ist nach wie vor sehr gebildet, sehr fortschrittlich und sehr stark. Aber die Metaphorik vom Tsunami ist nicht zufällig. Die Menschen auf den beiden Bildern, die ich beschrieben habe, haben zwei ganz wichtige Sachen geschützt. Der Tsunami tötet, reißt mit sich und zerstört, aber gleichzeitig reinigt er. Es ist wichtig, dass die Islamisten jetzt diese mächtige Position bekommen. Das wird zeigen, dass sie zu überhaupt nichts taugen und nichts anderes versuchen als Gehirnwäsche. Sie haben nicht die Fähigkeiten und die Möglichkeiten wirtschaftlichmaterielle, soziale oder auch Bildungsprobleme zu lösen. Der große Feind der Islamisten sind dabei die Medien, die Intellektuellen und die Künstler. Ob sie den Islamisten etwas entgegenzusetzen haben, wird entscheidend für die Zukunft sein. Denn sie werden zeigen müssen, dass das Gedankengut der Islamisten zu nichts führt. Bei den Wahlen haben sie freundlich getan, aber wir haben jetzt ihre Eckzähne und ihre böse Seite gesehen. Sie verkaufen Ideologien, bieten aber überhaupt keine politischen Lösungen an. Im Westen und in Europa gab es nach der Wahl Stimmen, die gesagt haben, dass wir uns damit abfinden müssen, dass der Weg des Arabischen Frühlings einer ist, der über den Weg des gemäßigten Islams eine neue, von den Werten des Westens unabhängige, freiheitliche Gesellschaftsform findet. Glaubst du, dass so etwas möglich ist? Nein, das funktioniert nicht. Die, die das behauptet haben, lügen entweder oder sie träumen. Es kann keinen liberalen islamischen Staat geben. Dieses Modell sieht man in den ganzen Golfstaaten, die uns anlügen, euch Europäer und uns im arabischen Raum. Auch der konservative Liberalismus der Türkei ist eine Lüge. Es ist ein Albtraum, wenn das das Zukunftsmodell sein soll. Wie wird Tunesien in zwei oder fünf Jahren aussehen? Das ist schwierig zu beantworten. Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass das neue Tunesien von der nächsten Generation gebaut wird. Also von den jetzt Zwanzigjährigen, von der Generation Facebook. Das ist zwar eine Horrorvorstellung, aber so wird es wohl sein.

21

Warum ist das eine Horrorvorstellung? Weil Medien wie Facebook auch ein Mülleimer sind. Weil so viel gelogen wird und so viel Falsches darin ist. Und weil dort Leute den Ton angeben, die nicht verreisen und die Welt sehen können. Sie benutzen Fotos, die bearbeitet werden, weil die Grenzen für sie geschlossen sind. Deswegen ist Facebook so stark geworden. Deswegen wird die Welt auch immer mehr eine virtuelle Welt. Was war dein schönstes Erlebnis im letzten Jahr? Was war für dich das wichtigste? Als wir unser Stück „Amnesia“ in den Wochen nach der Revolution gezeigt haben, waren diese Vorstellungen etwas Unglaubliches. Und natürlich der 14. Januar, der Tag, als die Tunesier auf die Avenue Bourguiba gegangen sind. Da habe ich gesehen, dass die Revolution wirklich stattgefunden hat. Dass der Tsunami gekommen ist und Ben Ali und seine Gefährten wirklich mitgerissen hat. Was ist dein Wunsch für Tunesien? Ich wünsche mir, dass Tunesien aus der Falle herauskommt, in der es sich befindet. Dass es ein Land wird, wie die fortschrittlichen, zivilisierten Länder. Was rätst du Europa im Umgang mit Tunesien? Die Europäer sollten lernen zuzuhören und nicht die materiellen und wirtschaftlichen Aspekte vor die menschlichen Aspekte zu stellen. Aber das ist wohl eine Utopie. Ich glaube, der Westen wird immer nur an sich und seine Vorteile denken. Aber es gibt Leute im Westen, die auch an die Menschen denken. Das ist vermutlich das Starke am Westen: dass es gleichzeitig die gibt, die Waffen verkaufen, und die, die Poesie und Träume in die Welt bringen. Aus dem Arabischen von Dunja Dogmani

Fadhel Jaibis „Medea“Bearbei­tung ist auch in der kommenden Spielzeit weiter im Repertoire des Schauspielhauses ­Bochum zu sehen. Sein neues Pro­ jekt, eine mit dem Ensem­ ble erarbeitete Version von Kafkas „Prozess“, hat am 13. Oktober 2012 in den Kammerspielen Premiere.


Foto: WAZ medienGruppe


Wie viele Schritte im Voraus lasst sich eine Intrige planen, Herr Hombach?

Der Bochumer Hausregisseur Roger Vontobel befragt Polit-Urgestein Bodo Hombach. Ein E-Mail-Interview

23


bodo hombach

Wie funktioniert Politik? Können Sie uns drei Begriffe nennen, die Politik im Wesentlichen ausmachen? Den Bogen spannen. Das Ziel anvisieren. Dann muss man den Pfeil sich selbst überlassen.

Wenn Sie vergleichen würden: Ist Politik eher Schach oder Poker? Gute Politik ist Schach. Schlechte ist Poker. Die schlechteste ist Monopoly. Die beste ist Patience.

Was ist in der Politik das Gegenteil von Was überwiegt in der Politik: Planung Wahrheit? oder Zufall? Sinn oder Sinnlichkeit? Logik Politik geht es um Wirklichkeit, und da oder Berechnung? Und ist das Gegenteil der woran ist das erkennbar? Wahrheit auch nicht Bodo Hombach, geboren 1952 in Vor etwa fünfzehn ganz falsch. Mülheim an der Ruhr, führte zwölf Jahren habe ich einen Jahre lang die Geschäfte der SPD von Peter Sloterdijk Weiß ich immer, Nordrhein-Westfalen und saß von angefragten Aufsatz wenn ich lüge? 1990 bis 1999 im Landtag. 1998 war über Politik mit den Gott sei Dank nicht. er Wahlkampfmanager der SPD und Worten eingeleitet: Berater Gerhard Schröders. Nach „Denken folgt Wie viele Schritte im dessen Wahlsieg folgte er ihm als auf Schwierigkeiten ­Voraus lässt sich eine Chef des Bundeskanzleramts nach und geht dem Intrige planen? Berlin, musste diese Position aber Handeln voraus“. Wenn ich es wüsste, schon 1999 nach internen Querelen Das war mehr Appell ­würde ich mich hüten, verlassen und arbeitete in Brüssel als Interpretation. das zu verraten. bei der EU als Koordinator des In der Geschichte Balkan-Stabilitäts­paktes. 2002ist meist wirksamer, Woran merkt man, dass 2012 war Hombach Geschäftsführer was geschehen sein man Opfer oder Ziel einer der WAZ-Mediengruppe. Zurzeit könnte, als das, was Intrige wird? lehrt er politische Wissenschaft wirklich geschehen Man verhält sich plötzund Soziologie an der Universität ist. Es kommt also oft lich unter Wert. Bonn und ist ­Präsident der Bonner auf den „Riecher“ an ­Akademie für Forschung und ­Lehre und dann erst auf das Gibt es einen Moment, praktisch­er Politik. Großhirn. an dem man merkt, dass es sich nicht mehr lohnt, Gibt es drei Ratschläge für weiter zu kämpfen? erfolgreiches politisches Handeln? (Sowohl für eine Sache als auch für das persön1. Entscheide dich erst, wenn du dich auch liche Fortkommen) anders entscheiden könntest. Wenn sich eine erhoffte Zukunft als das 2. Warte geduldig auf den richtigen Molängst Vergangene entlarvt. ment. Und dann lass ihn geschehen. 3. Wenn du Erfolg hast, fängt die eigentliche Verändert Politik Menschen oder verändern Arbeit erst an. Menschen die Politik? Beides, besonders das eine. Wann geht es in der Politik um Inhalte und wann um Mehrheiten? Sind die Parlamente für die Herausforderungen Es geht – auch bei Inhalten – immer um der Gegenwart nicht viel zu schwerfällig? Mehrheiten, aber manchmal um MehrSie sind noch nicht schwerfällig genug. heiten der übernächsten Generation. Unsere größten Probleme sind nämlich Das macht die heutigen Minderheiten so flotte Dummheiten oder Blindheiten, interessant. die sich als Herausforderungen gebärden.

24


Wie viele Schritte im Voraus lÄsst sich eine Intrige planen?

Welche Verantwortung haben Medien in der Demokratie? Ohne sie wäre jeder Wähler ein politischer Autist und damit Spielball der Mächtigen.

Da fährt man besser mit der Bremse als mit dem Gaspedal. Was ist Ihrer Erfahrung nach für einen Politiker für sein Handeln wichtiger: Die Geschichte seines Landes oder seine persönliche Geschichte? Er muss beides miteinander verbinden, sonst haben beide nichts davon.

Nehmen die Medien Ihrer Meinung nach diese Verantwortung derzeit wahr? Ja. Aber man sollte von Zeit zu Zeit in den Spiegel schauen, um sich ein Bild zu machen. Das Wichtige steht im Kleingedruckten. Fettgedrucktes erhöht nur den Cholesterinwert und verengt die Gefäße.

Warum folgt nach revolutionären Umbrüchen auf den Sturz eines totalitären Systems nicht automatisch eine freiheitliche Ordnung, sondern oft wieder ein totalitäres System? Ein guter Revolutionär ist ein schlechter Politiker, und die meisten Leute halten sich schon für frei, wenn sie nicht mehr an der Leine zerren.

Hat ein Bundeskanzler überhaupt Macht? Ja. Wenn er es selber glaubt. Warum sagt Schröder „Die Macht ist immer woanders“? Wir haben alle mal klein angefangen.

Sind in einer Demokratie Situationen vorstellbar, in denen zuviel Freiheit gefährlich sein kann? Nein. Gefährlich sind nur zufriedene Sklaven, die das nicht begreifen.

Hat Deutschland international zu viel Macht oder zu wenig? „Ein falsches Wort, und man hat Macht über einen Menschen.“ (Max Frisch) Das gilt auch unter den Völkern. Im globalen Dorf muss man das Recht des Stärkeren durch die Stärke des Rechts ersetzen. Alles andere ist gestrig und kontraproduktiv.

Wann heiligt der Zweck die Mittel? Nie, denn nur die Mittel heiligen den Zweck. Welche Rolle darf Gewalt im politischen Handeln spielen? Gewalt ist nur durch Recht legitimiert. Das Gewaltmonopol des demokratischen Staates ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Zivilisation.

Warum ist Frau Merkel so erfolgreich? Sie hat eine erstaunliche Fähigkeit, Irrtum als Teil der Erkenntnis zu sehen. Das hilft ihr, Prinzipien so hoch zu hängen, dass sie bequem darunter durchschlüpfen kann. „Was geht mich mein Mist von gestern an!“ (Konrad Adenauer). Im Übrigen: Wie erfolgreich ist eigentlich eine Politik auf einem Schuldenberg von 2 Billionen Euro?

Welche Rolle spielt das Geld? „Geld hat noch keinen reich gemacht.“ (Seneca)

Roger Vontobel ist Hausregisseur am Schauspielhaus Bochum. Immer wieder erzählt er in seinen Inszenierungen in großen Bögen eindrücklich von politischen Zusammenhängen und den Verstrickungen von Politik und Menschlichkeit. Mit  „König Richard dem Dritten“ hat er sich Shakespeares wohl fieseste Politgestalt vorgenommen – nicht ohne auch dessen persönlichen Weg zur Macht genauer zu beleuchten. Mit dem so entstandenen Politthriller aus mehreren ShakespeareTexten eröffnet er am 22. September 2012 die Spielzeit.

25


Renegade in Seit zwei Jahren gibt es in Bochum ein neues Tanztheater. Mit der Kompanie Renegade erobern dabei Tänzer und Theatermacher mit ungewÜhnlichen Biografien das Schauspielhaus.


n residence


Dodzi Dougban kommt aus Recklinghausen und wäre fast Fußballprofi geworden. Seine Gehörlosigkeit hat ihn daran gehindert, jedoch nie am Tanzen. Schon als Kind lernte er, die Rhythmen der togoischen Folklore-Tänze zu spüren, die seine Familie auch in Deutschland pflegt. Seit 2010 tanzt er bei Pottporus und war im selben Jahr der erste gehörlose Tänzer beim Ruhrpottbattle in Herne. Er entwickelt eigene Choreografien, die er u. a. beim Tanzlabor im Schauspielhaus gezeigt hat, unterrichtet an der Pottporus Dance School und arbeitet an gemeinsamen Tanztheaterprojekten mit hörgeschädigten und hörenden Teilnehmern.


Elena Friso kommt aus Padua, Italien, wo sie Ballett sowie modernen und zeitgenössischen Tanz studierte. 2006 wechselte sie an die Folkwang Universität der Künste in Essen. Dort traf Elena auf Malou Airaudo, die sie, nachdem sie 2008 frisch diplomiert zunächst nach Italien zurückgekehrt war, für die Renegade-Produktion „Schwarze Katze“ sofort wieder nach Deutschland holte – ein wichtiger künstlerischer Impuls. Bei Renegade, auch in „Irgendwo“ und „Der verlorene Drache“ am Schauspielhaus Bochum, sucht sie besonders nach den Momenten, in denen aus hochkarätigem Tanztheater und der schieren Kraft der Straße etwas Drittes, Neues entsteht.


Peter Sowinski wurde in Chojnice/Konitz in Polen geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Als er 1999 Zekai Fenerci kennen lernte, gab es Pottporus und Renegade noch nicht, aber das Haus der Jugend in Wanne-Eickel war noch nicht geschlossen. Dort begann er zu tanzen und ist heute einer der besten Breakdancer Europas. 2003 war er Mitbegründer der Reckless Crew, die zuletzt 2011 beim Battle of the Year Deutscher Meister wurde. 2007 sprang er spontan in „Extended Teenage Era“ ein, seitdem ist er regelmäßig in Renegade-Produktionen zu sehen, u. a. in „Irgendwo“ im Schauspielhaus Bochum. Er schätzt das (Tanz-)Theater als Bereicherung, bleibt aber im Herzen B-Boy, womit er sich inzwischen auch sein Studium der Sportwissenschaft in Bochum finanziert.


Kama Frankl kommt aus Recklinghausen und tanzt seit sie neun ist. Mit 15 begann sie sich für die Verbindung von Tanz und Theater zu interessieren und eigene Projekte umzusetzen. Dass dazu auch die Kunst der Straße gehören muss, ging ihr auf, als sie 2003 die Renegade-Produktion  „Rumble“ sah. Sie nahm Kontakt zu Zekai Fenerci auf, der sie einige Jahre später zu Pottporus holte, um mit ihr die Nachwuchsförderung auszubauen. Seit 2009 leitet sie neben ihrem Studium der Theaterwissenschaft und Szenischen Forschung an der Ruhr-Universität Bochum das Junge Pottporus und die Pottporus Dance School, wo sie auch unterrichtet und Choreografien entwickelt, ebenso für Produktionen des Schauspielhauses und des Jungen Schauspielhauses Bochum.


Zekai Fenerci wurde 1972 an der Schwarzmeerküste in der Türkei geboren und wäre dort auch aufgewachsen, wenn nicht sein Vater ein Jahr später als Bergarbeiter ins Ruhrgebiet gegangen wäre. Deshalb hat er in Gelsenkirchen laufen und später in Herne auf der Straße tanzen gelernt. Auch sonst hat er alles ausprobiert, was mit Hip-Hop zu tun hat: Breakdance, Graffiti, Rappen und Plattenauflegen. Eine Ausbildung hat er auch: als Rangierarbeiter bei der DB, wo er heute Vollzeit als Logistiker arbeitet. Aber eigentlich ist er Gründer, Chef und Hauptenergiequelle von Pottporus und Renegade.


renegade in residence

Die Freiheit, einfach zu machen Die Herner Street-Art-Kompanie Renegade hat ein Zuhause am Bochumer Schauspielhaus: Unter dem Titel „Renegade in Residence“ entstehen hier jedes Jahr gemeinsame Projekte, Flaggschiff der Zusammenarbeit ist eine Tanzproduktion, bei der sich Hip-Hop und Breakdance mit klassischem und modernem Tanz verbinden. Diese Mischung ist so einzigartig, dass gleich die erste gemeinsame Arbeit „Irgendwo“ als eine der zehn besten Tanzproduktionen des Jahres zur Tanzplattform 2012 nach Dresden eingeladen wurde. Gleichzeitig geht die Arbeit von Renegade auch außerhalb Bochums weiter. Unter dem Namen „Pottporus“ macht die Herner Truppe Basisarbeit, bildet Nachwuchs aus und veranstaltet einmal im Jahr das internationale Pottporus-Festival. Kopf und Inspirator des Ganzen ist Zekai Fenerci, der Pottporus/Renegade leitet und ins Leben gerufen hat. Und das alles, während er hauptberuflich als Logistiker für die Deutsche Bahn arbeitet. interview: Thomas Laue fotos: thomas hessmann

Thomas Laue: 2003 hat sich fast aus dem Nichts Renegade gegründet und seitdem eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Es begann damals mit einer Tanzadaption von „Romeo und Julia“, „Rumble“, in der das erste Mal Street-Art-Tänzer aus dem Ruhrgebiet als Renegade zusammen auf der Bühne standen. Wie kam es dazu? Zekai Fenerci: Ich hatte schon immer viel mit Hip-Hop zu tun. Als ich vor gut zehn Jahren gebeten wurde, mir ein Video von einer Tanzkompanie für ein Gastspiel in den Herner Flottmann-Hallen anzuschauen, war mir sofort klar: Das können auch die Leute von hier! Warum muss man Gruppen aus Frankreich oder Belgien oder von irgendwo herholen, um urbane Kultur auf die Bühne zu bringen? Es ist ja alles da, direkt vor der Haustür. Ich habe dann gesagt, ich weiß nicht wie viel Geld die dafür haben wollen, aber wir können es doch auch einfach selber machen. So hat es im Jahr 2000 angefangen. Mir war klar, ich muss etwas erfinden, das den Leuten von hier die Möglichkeit gibt, ihr Ding zu machen und zu zeigen, was sie können. Was ist denn das „Ding“ von Pottporus und Renegade? Das ist wie ein Virus. Es ist einfach da. Im Grunde ist es die Lust, etwas zusammen zu

machen. Leute, die etwas können, suchen sich andere Interessierte mit anderen Fähigkeiten. Entscheidend ist, dass jeder dem anderen gegenüber Respekt mitbringt und ihn ernst nimmt. Dadurch sind alle wirklich ein Teil von dem, was sie gemeinsam erschaffen haben. Wie erklärst du jemandem, der euch nicht kennt, eure künstlerische Vision? Was für eine Kunst wird da eigentlich gemacht? Wir schreiben keine Kunstgeschichte. Renegade ist auch nicht dazu da, ideologisch einen neuen Tanzstil zu definieren. Wir nehmen Elemente des Hip-Hop, die bereits existieren, die wir aber gewissermaßen frisieren. Wie so ein „Pimp-my-Car“, oder „Pimp-my-Döner“. Es gibt diesen Spruch „Geh zum Friseur, lass dich kurz frisieren, siehste frischer aus.“ Und genau das machen wir: Wir erfrischen die Sachen, so dass sie zeitgemäß werden. Dabei arbeiten und agieren wir so schnell, wie sich auch die Umwelt, die Gegend um uns herum und die Strukturen verändern. Eure Ausgangsbasis ist eine spezielle Form von Tanz: Tanz, der von der Straße kommt. Was bedeutet das eigentlich? In Deutschland gibt es ja in dem Sinne den Straßentanz nicht. Hier kommt diese Kultur, dieser Straßentanz oder der Hip-Hop, hauptsächlich aus Jugendeinrichtungen, also aus

33

Orten, die freigegeben worden sind, an denen die Jugend sich aufhalten darf. Alles schön geregelt und wehe, die Jugendlichen lungern auf der Straße rum, dann sind sie nicht kontrollierbar. Dadurch gibt es in Deutschland in Wirklichkeit keine Gruppierungen, die sich von der Straße her entwickelt haben, wie in den südamerikanischen oder orientalischen Ländern, wo Menschen wirklich auf der Straße sitzen, ihren Tee trinken und quatschen und Musik hören. Aber das Gute ist, dass HipHop sich das Recht nimmt zu sagen: Okay, du zwingst mich, an einem geschlossenen Ort zu leben, künstlerisch zu arbeiten oder zu tanzen, aber ich nehme mir trotzdem die Freiheit, meinen Tanz selbst zu definieren und ihm meinen eigenen Namen zu geben. Gerade im Tanz ist soviel festgeschrieben, es ist genau definiert, welchen Tanzstil du lernen sollst. Im Hip-Hop und Breakdance ist das anders: Du kreierst einen Schritt und gibst ihm einen Namen, denn du bist derjenige, der den Schritt entwickelt hat. Diese Freiheit ist sehr kostbar. Die Aufgabe von Renegade ist es, auf der Bühne genau diese Freiheit zu präsentieren. Den Leuten zu sagen, egal wie strukturiert dein Leben schon ist – diese Freiheit, die gibt’s noch, nutze sie! Wie entsteht und lebt so etwas wie Renegade, das diese Form von Freiheit und Tanz bündelt, ausgerechnet in Herne?


bochums neues tanztheater Ich bin ja in dieser Hinsicht ein Fanatiker. Wenn ich eine Vision im Kopf habe, interessieren mich Argumente dafür oder dagegen eigentlich nicht. Mir geht es um diese Freiheit und dass sie künstlerisch umgesetzt wird. Jeder hat eine Vorstellung, wie das Leben aussehen kann, was er machen würde, mit den ganzen Träumen, die da sind. Wir sprühen doch alle vor Energie und Visionen im Kopf. Ich versuche, anderen für die Zeit, in der sie mit uns zusammen sind, die Freiheit zu geben, sich entwickeln und tanzen zu können.

dieser Erde da ist. Es ist wie eine Kette und ich bin ein Bindeglied. Oder so wie ein Rad sich in einer Maschine dreht – alles hat seine Bedeutung. Ich weiß, ich habe etwas zu erfüllen, und ich agiere, laufe, bleibe nicht stehen und gehe auch nicht zurück. Meine Aufgabe ist es, dieses Rad nach vorne zu schieben, zu sagen: Leute, ihr seid für irgendetwas da. Also müsst ihr was tun. Nicht stehen bleiben und sagen, es ist jetzt so. Denn dann würde alles andere auch stehen bleiben. Das ist meine Inspiration. Ich kann einfach nicht stillhalten.

Es ist im system eigentlich nicht vorgesehen, dass wir uns begegnen

Nun hast du eine Kette gespannt zwischen Renegade aus Herne und dem Schauspielhaus in Bochum. Was erst einmal eine relativ große Entfernung ist: Auf der einen Seite die freie Gruppe mit Leuten, die ihren Tanz vom Straßentanz her kultiviert haben, sich professionalisieren, aber nie eine Ausbildung im klassischen Sinne gehabt haben. Auf der anderen Seite nun das große Theater im Ruhrgebiet. Wie geht das zusammen? Wir dürfen nicht vergessen, wie sehr sich die Kultur in den letzten Jahren verändert hat. Vor 15 bis 20 Jahren wäre es noch nicht möglich

Wie würdest du deinen Beruf bezeichnen? Ich denke, ich bin ein sehr bekloppter, verrückter Visionär, der die Einflüsse der Gesellschaft nutzt. Ich gucke mir die Menschen gut an, ich gucke mir alles an, was in meinem Umfeld und Alltag passiert. Und ich weiß, dass jeder von uns für irgendetwas auf

gewesen, aber jetzt ist das, was wir machen, die Zukunft. Auch weil die großen Institutionen sich öffnen und auch öffnen müssen. Das hat mit dem Wandel der Gesellschaft zu tun, mit dem demografischen Wandel, und der Erkenntnis, dass wir in NRW nun einmal multikulturell sind, was viele vor einigen Jahren noch nicht ernst genommen haben. Jetzt leben wir in einer Zeit, in der der Druck so groß ist, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Die Häuser können sich nicht mehr dagegen sperren, sie müssen sich öffnen, auch weil die Menge des künstlerischen Potenzials, das darin liegt, einfach zu groß geworden ist. Und in unserer Kooperation kommen drei Dinge zusammen: Erst einmal das Schauspielhaus, das so Hochkulturschiff ist, wie wir freie Szene oder Subkultur sind, und das eine Produktionsstruktur hat, die sich öffnet. Dann wir, mit unserem sehr speziellen Bereich urbaner Kultur. Und in den bisherigen Arbeiten noch die elitäre Tanzschiene um die ehemalige Pina-Bausch-Tänzerin Malou Airaudo, die die ersten gemeinsamen Produktionen choreografiert hat. Das sind drei Elemente, von denen im System eigentlich nicht vorgesehen ist, dass sie sich treffen.

Ein herzliches Dankeschön an unsere Tanzpartner! Mit „Renegade in Residence“ ist das Tanztheater ins Schauspielhaus Bochum zurückgekehrt. Die Kooperation zwischen Schauspielhaus und der freien Tanzkompanie Renegade ist eine Verbindung, mit der die lange Tradition des Tanzes im Schauspielhaus wieder auflebt – in neuer, zeitgenössischer Form und mit ungewöhnlicher Qualität, die gleich der ersten gemeinsamen Bochumer Arbeit eine Einladung als eine der zehn besten Tanztheaterproduktionen zur Tanzplattform Deutschland 2012 nach Dresden eingebracht hat.

das Schauspielhaus gesendet wurde: Bochumer lassen auch in finanziell schwierigen Zeiten ihr Theater nicht allein, sondern sind Partner. Tanzpartner in diesem Fall. Wir freuen uns und bedanken uns sehr! Für die vergangene Spielzeit danken wir besonders folgenden Unternehmen und Privatpersonen, die uns als Sponsoren unterstützt haben: GLS Gemeinschaftsbank Hasenkamp GmbH LIFE-Jugendhilfe GmbH Ludwig Mauer KG Bochum Niggemeyer Bildproduktion GmbH & Co. KG

Diese junge Erfolgsgeschichte ist nur möglich geworden, weil Bochumer Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen sich in besonderem Maße für ihr Theater in ihrer Stadt engagiert haben. Sie haben sich bereit erklärt, Patenschaften für die Tänzerinnen und Tänzer des neuen Tanzensembles zu übernehmen und dabei Proben- und Vorstellungshonorare für ein Jahr übernommen. Nur durch ihre finanzielle Unterstützung und Förderung konnte in Zeiten knapper Kassen und Einsparungen dieses außergewöhnliche Projekt überhaupt entstehen. Renegade in Residence ist so zu einem Erfolg in doppelter Hinsicht geworden. Durch seinen großen künstlerischen Ertrag und durch das deutliche Zeichen, das mitten aus der Gesellschaft an

Außerdem gilt unser Dank auch all den weiteren Spendern, die uns mit größeren und kleineren Spenden unterstützt haben. Wollen auch Sie exklusiver Tanzpartner des Bochumer Tanztheaters sein? Gerne informieren wir Sie über mögliche Partnerschaften. Alle Informationen erhalten Sie im Schauspielhaus Bochum bei Brigitte Käding, Tel.: 0234 / 33 33 55 33, E-Mail: bkaeding@bochum.de

34


renegade in residence Was passiert, wenn diese drei Elemente aufeinander treffen? Es entsteht eine Ästhetik, die einzigartig ist. Wenn man sie zerpflückt, könnte man sagen, das geht in die moderne, das geht in die zeitgenössische, in die urbane Richtung, in die Hochkultur, in das Theater. Es ist eine Küche mit sehr vielen Schalen und darin sind kleine schöne Rezepte oder Gewürze und wir sind der Koch. Es ist ein Mix, der immer wieder neu entsteht. Diese Kunstform weiterzuentwickeln, das ist die Aufgabe, die wir haben.

Wir müssen es schaffen, diese urbane Mischung aus ganz vielen Kunstformen zu etablieren Wird sich dadurch auch der Hip-Hop verändern? Nein. Die Freiheit des Hip-Hop kann man nicht verändern. Hip-Hop hat keine feste Struktur. Die Struktur erfindet sich immer wieder neu, sobald du anfängst zu arbeiten. Wenn wir uns entscheiden, etwas Neues zu Anzeige_Boropa_baumimraum.pdf

1

04.03.12

machen, zum Beispiel Ballett, Jazz-Musik dazu zu nehmen, noch einen Hip-Hop-Beat, und das zusammenzumixen, hat das auch viel mit Hip-Hop-Kultur zu tun. Es geht immer ums Mixen. In diesem Sinne wird sich die Struktur des Hip-Hop immer weiterentwickeln, ohne dass wir einen Einfluss darauf haben. Aber das, was wir hier gemeinsam mit dem Schauspielhaus Bochum geschaffen haben, müssen wir definieren, weil es uns gehört. Wie ein Breaker einem Move einen Namen gibt, ist es jetzt unserer Aufgabe zu sagen, was für diesen Move, den wir hier entwickelt haben, der Name ist. Mir wäre wichtig, dass wir es mit Renegade in den nächsten zehn Jahren schaffen, diese urbane Mischung ganz vieler Kunstformen fest zu etablieren. Vielleicht eine Art Ensemble, eine Art Kollektiv oder feste Künstlermannschaft zu gründen, die in einem festen Haus, sei es hier in Bochum oder in einem eigenen Haus, einfach regelmäßig arbeiten kann. Welche Spur würdest du gerne hinterlassen? Es geht mir persönlich nicht um meinen Namen, sondern einfach darum, dass dieser Kollektivgedanke, dieser Freiheitsgedanke, dass diese Plattform weiter existiert. Auch 17:43

wenn sie in 30 Jahren vielleicht ein ganz anderes Format hat. Kann auch sein, dass es irgendwann einmal total kitschig wird. Irgendwann werde ich keinen Einfluss mehr darauf haben. Aber es sollte schon so sein, dass die Leute wissen, guck mal, da waren ein paar Idioten, die haben da eine Megaenergie reingesteckt, guck mal, was die geleistet haben, jetzt profitieren wir davon. Das wäre doch super.

Unter dem Label „Renegade in Residence“ feiert im Januar 2013 ein neues Tanztheaterstück mit Breakern und modernen Tänzern in den Kam­ merspielen Premiere, diesmal in der Choreogra­ fie des Kubaners Julio César Iglesias. Außerdem findet mehrmals im Jahr das „Tanzlabor“ statt, bei dem die Tänzer von Renegade im Theater Un­ ten neue Moves zeigen und zum Experimentie­ ren auf Künstler anderer Sparten treffen. Auch die Kooperation des Jungen Pottporus mit dem Jungen Schauspielhaus von Martina van Boxen wird mit der „Bochumer Glückssuche“ fortge­ führt. Und im Herbst 2012 ist wieder das inzwi­ schen legendäre Pottporus-Festival zu Gast im Schauspielhaus.



BEDINGT SICHER Europas Kinder der Revolution

text: nuran david calis Illustration: dennis schuster

37


Nuran David Calis

Nuran David Calis gehört zur dritten Generation in Deutschland lebender Einwanderer. In Bochum hat er sich bereits in „Next Generation – Das Stück“ und „Zoff in Chioggia“ mit der Frage nach der Zukunftsperspektive seiner und der nächsten Generation beschäftigt. Als Regisseur, Autor und Filmemacher sucht er immer wieder nach den Rissen in der Gesellschaft und fragt danach, wie sie zu kitten sind oder wie zumindest Kreativität daraus zu schöpfen ist. Als Kind armenischtürkischer Eltern ist er in einem sozialen Brennpunkt am Rande von Bielefeld aufgewachsen. Dass seine Gesellschaftsanalyse düster ausfällt, ist wenig verwunderlich. Umso mehr überrascht sein Lösungsvorschlag: Mehr Europa. Ein Pamphlet.

Die Frage, der wir uns stellen müssen: Ist unser Bedürfnis nach Sicherheit gewachsen, ist die Welt tatsächlich unsicherer geworden oder hat sich lediglich unsere Wahrnehmung von Unsicherheit verändert? Klar ist: Das Leben in seinen Leitplanken und Zugangsschwellen wird osmotischer denn je. Wir leben in zutiefst unsicheren Zeiten, um uns herum fliegt die Welt auseinander. Diese Entwicklungen werden auch uns im scheinbar friedlichen Europa beeinflussen. Auch hier werden Jugendliche auf die Straße gehen, wenn es in Zukunft keinen Ort mehr gibt, an dem sich gesellschaftliches Leben abspielen kann, an dem

Ideen und Visionen entwickelt werden und an dem Utopien entstehen können.

Der Griff nach dem Molotowcocktail Die Menschen treibt es auf die Straße, überall auf der Welt. Und die Dynamiken nehmen ihren Lauf: die Straße, der Asphalt, entwickelt seine eigenen Gesetze und Mittel sich Gehör zu verschaffen. Und wenn wir Pech haben, wird irgendwann das Buch gegen den Molotowcocktail ausgetauscht. Dabei ist unser Bedürfnis nach Sicherheit doch nur recht und billig, schließlich geht es um den Schutz von Men-

38

schenleben. Aber was ist mit dem Leben der Unterprivilegierten? Dem der heranwachsenden Jugendlichen in den Banlieues der westlichen Welt zum Beispiel? Paris, London, Madrid, Katernberg, Baumheide? Natürlich: Durch den fundamentalen Wandel der Welt ist alles immer untrennbar mit allem verbunden und zugleich diffuser geworden. Auch das, wovon wir uns bedroht fühlen. Und oft ist es nicht einmal konkret wahrnehmbar. Radioaktive Strahlung, Ozonloch oder Treibhausgase kann man weder fühlen noch sehen noch schmecken. Moderne Technikgefahren entziehen sich der Wahrnehmbarkeit durch die menschlichen Sinne. Gleichzeitig ist die Bereitschaft, Risiken und Bedrohungen zu akzeptieren, sehr unterschiedlich – je nachdem, ob sie naturgegeben sind, freiwillig eingegangen oder aufgezwungen werden. Für ein Erdbeben lässt sich niemand verantwortlich machen, für einen fehlerhaft betriebenen Atomreaktor aber schon. Die Erfahrung zeigt: Alles, was zu einer direkten von Menschen gemachten Bedrohung führt, ruft irgendwann eine Gegenreaktion und eine Gegengewalt hervor. Das muss uns klar sein. Deshalb wird auch die tief sitzende soziale Ungerechtigkeit der Welt irgendwann genauso zu einer Gegenreaktion der heranwachsenden Jugend führen, wie ein fehlerhaft betriebener Atomreaktor die Welt verändert. Auch das muss uns klar sein.

Das Kleinste hängt mit dem GröSSten zusammen Bei den Eliten der Welt wird das Verlangen nach Sicherheit immer weiter wachsen. Aber das Verlangen nach einer Beseitigung der tief sitzenden Ungerechtigkeit, der sich eine heranwachsende europäische Jugend ausgeliefert sieht, wächst bei diesen Eliten nicht automatisch

im gleichen Maße mit. Bei den betroffenen Jugendlichen ist es genau umgekehrt. Und immer gilt: Das Kleinste hängt mit dem Größten zusammen und umgekehrt – das Größte ergibt sich aus dem Kleinsten. Wenn ein Jugendzentrum in Essen-Katernberg, Bielefeld-Baumheide, Paris Clichy-sous-Bois oder London-Tottenham geschlossen wird, oder die dortige Bibliothek oder das Schwimmbad oder die Schule, dann braucht sich eine Gesellschaft nicht zu wundern, wenn die Jugendlichen aus diesem Viertel dort Autoreifen anzünden. Oder ihre Briefkästen. Oder ihre Häuser. Oft hört man dann den Ruf, diese Jugendlichen einfach abzuschieben und aus Europa zu verbannen. Doch egal ob Moslem, Christ oder Jude – diese Jugendlichen der zweiten und dritten Einwanderergeneration sind in Europa geboren. Sie alle verfügen über deutsche, französische, englische Pässe. Und sie haben es nicht von Beginn ihres Lebens an darauf abgesehen, in ihrem Viertel Autoreifen anzuzünden. Dieses Feuer ist der Schlusspunkt von einem Traum, den sie vielleicht einmal vom Leben hatten, den aber die Gesellschaft – also wir – in einen Alptraum verwandelt hat. Verbunden mit der Erkenntnis: Eher wirst du von einem Blitz getroffen, als dass du es heraus schaffst aus diesen Peripherien. In einer hochkomplexen Welt wie der unseren gibt es keine Entwicklung mehr, die vollkommen isoliert abläuft. Auf einmal hängt alles miteinander zusammen. Und BUMM, irgendwann kracht auch alles gemeinsam zusammen. Alles und Jedes wird angezündet, und Gräben, die sich auftun, reißen immer tiefere Narben in das Gesicht der Zukunft: Gräben zwischen den Jungen und Alten, zwischen den Habenden und den Nicht-Habenden. Zwischen denen, die Fragen stellen, und denen, die Antworten geben könnten, klafft eine Lücke.


DIE EUROPÄISCHE IDENTITÄT MUSS VORANGETRIEBEN WERDEN 2]VTbXRWcb STa ATab_TZcXeT SPbb X] 6da^_P TX]T VP]iT 8T]TaPcX ^] PdbTX]P]STaidpXTVT] Sa^Wc ^Qf^W[ P[[T P] ST]bT[QT] Aa^Q [T\T] ]PVT] ZP]] Tb ]da TX]T =(bd]V VTQT] >TWa 6da^_P 6b VXQc ZTX]T] P]STaT] HTV 5XT TX]iXVT =(bd]V VTVT] SPb 2dbTX] P]STaQaTRWT] STa 8TbT[[bRWPUc Xbc SXT 5daRWQaTRWd]V STa ]PcX^]P[ bcPPc[XRWT] DcadZcdaT] idVd]bcT] ]TdTa DcadZcdaT] SXT bXRW Pdb ST\ Tda^_ XbRWT] 8a-]Sd]Vb \hcW^b WTaPdb ]Td STo]XTaT] \-bbT] 8TaTRWcXVZTXc \dbb e^a 7aTXWTXc bcTWT] 6b VX[c ST] <Pa aT] Pdb ST\ 5aTRZ id iXTWT] X] ST] XW] SXT [cTaT 8T]TaPcX^] VTUPWaT] WPc 5XT 8a-]STae cTa d]S \-ccTa STa Tda^_ XbRWT] :]cTVaPcX^] fPaT] X] XWaT] :STT] ]XRWc \dcXV VT]dV HXa SXT <X] STa SXTbTa :STT \-bbT] Tb id 6]ST QaX]VT] HXa SXT <X]STa \-bbT] \dcXVTa bTX] HXa SXT <X]STa bX]S SXT <X]STa TX]Ta CTe^[dcX ^] SXT XaVT]SfP]] e^] d]bTaT] 6[cTa] QTV^]]T] fdaST d]S SXT fXa YTcic id 6]ST QaX]VT] \-b bT] 5XT Tda^_ XbRWT :56?E:EÏE \dbb e^aP]VTcaXTQT] fTaST] @W]T HT]] d]S 2QTa @?6 ?2 E:@? F?56C @?6 8C@@G6

MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN

PREMIEREN SPIELZEIT 12.13 STREET SCENE Oper von Kurt Weill ab 22.09.2012, Großes Haus DIE COMEDIAN HARMONISTS (WA) Musikalisches Schauspiel von Franz Wittenbrink / Gottfried Greiffenhagen ab 29.09.2012, Kleines Haus DIE HEXEN VON EASTWICK (WA) Musical von Dana P. Rowe / John Dempsey ab 07.10.2012, Großes Haus SPRUNG IN DIE LEERE (UA) Oper von Felix Leuschner ab Herbst 2012, Foyer Großes Haus DER ERSTE GANG! DAS BALLETT IM REVIER STELLT SICH VOR ab 14.10.2012, Großes Haus LE NOZZE DI FIGARO Oper von Wolfgang Amadeus Mozart ab 17.11.2012, Großes Haus HANS & GRETCHEN Kinderoper von Gerard Beljon / Sophie Kassies / Jean Debefve ab 24.11.2012, Kleines Haus

Nuran David Calis fragt gemeinsam mit einer Klasse von Schauspielstudierenden der Folkwang Universität der Künste, was Jungsein in Deutschland und Europa heute bedeutet und wie sich die Generation der 20-25-Jährigen mit dem Rest der Welt vernetzt. Antworten oder noch mehr Fragen gibt es ab 12. April 2013 in den Kammerspielen.

DER MESSIAS (WA) Weihnachtskomödie von Patrick Barlow ab 08.12.2012, Kleines Haus DON CARLO Oper von Giuseppe Verdi ab 22.12.2012, Großes Haus MUSIKTHEATER IM REVIER GMBH KENNEDYPLATZ 45881 GELSENKIRCHEN WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209. 40 97-200

EINE GESCHICHTE VON ASCHENPUTTEL Ballett von Bridget Breiner ab 19.01.2013, Kleines Haus LADY MACBETHˇ VON MZENSK Oper von Dmitri Schostakowitsch ab 09.02.2013, Großes Haus ANATEVKA (WA) Musical von Jerry Bock / Joseph Stein ab 23.02.2013, Großes Haus SPRING AWAKENING Rockmusical von Duncan Sheik / Steven Sater ab 15.03.2013, Kleines Haus IL BARBIERE DI SIVIGLIA Oper von Gioacchino Rossini ab 24.03.2013, Großes Haus DER KAISER VON ATLANTIS Oper von Viktor Ullmann ab 07.04.2013, Kleines Haus KONZERTANT DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauß (Sohn) ab 20.04.2013, Großes Haus SPIEGLEIN, SPIEGLEIN ... Kinderballett von Sebastian Schwab ab 12.05.2013, Kleines Haus DER ROSENKAVALIER Oper von Richard Strauss ab 02.06.2013, Großes Haus DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN Choreografie von Jirí ˇ Bubenícek ˇ ab 23.06.2013, Großes Haus MOVE! VARIATIONEN ÜBER DICH Ein Tanzprojekt ab 29.06.2013, Kleines Haus


Vorher Nachher Das Ensemble unmittelbar vor oder nach dem Auftritt Fotos: Diana k체ster

Thomas Anzenhofer*

Dietmar B채r*

40


Friederike Becht

Maja Beckmann

Manfred Bรถll*

Ismail Deniz*

41


Vorher nachher

Therese Dรถrr

Matthias Eberle

Bettina Engelhardt

Andreas Grothgar*

42


das ensemble

J端rgen Hartmann

Paul Herwig*

Barbara Hirt*

Martin Horn

43


Vorher nachher

Dieter Hufschmidt*

Raiko K端ster

Florian Lange

Katharina Linder

44


das ensemble

Marco Massafra

Nicola Mastroberardino

Ronny Miersch

Veronika Nickl

45


Vorher nachher

Kristina-Maria Peters

Tim Porath*

Bernd Rademacher

Felix Rech

46


das ensemble

Matthias Redlhammer

Roland Riebeling

Nadja RobinĂŠ

Dimitrij Schaad

47


Vorher nachher

Henrik Schubert

Michael Sch端tz

Jana Schulz*

Lena Schwarz*

48


das ensemble

Krunoslav Ĺ ebrek

Xenia Snagowski

Daniel Stock

Werner Strenger

49


Vorher nachher

Henriette Thimig*

Jutta Wachowiak*

Klaus Weiss

Ute Zehlen*

50


*gäste Katharina Bach Roland Bayer Reinout Bussemaker Dagny Dewath Anna Döing Dunja Dogmani Christoph Finger Lukas Graser Jonas Gruber Ragna Guderian Christoph Gummert Michael Habelitz Zenzi Huber Holger Kunkel Max Landgrebe Manuel Loos Werner Lustig Mandana Mansouri Oliver Möller Karin Moog Verena Schulze Thomas Schweiberer Michael Sideris Stephan Ullrich Joep van der Geest Judith van der Werff Johanna Wieking

Anke Zillich

Tänzer von Renegade: Alessio Attanasio Roberto Di Camillo Adnan Dushaku Elena Friso Martin Klukas Jeong Lee Christian Loclair Patrick Seebacher Peter Sowinski Szu-Wei Wu Christian Zacharas Rymon Zacharei und weitere

sowie Studierende der Folkwang Universität der Künste

51


52





SCHÖNHEIT UND ZUKUNFT IN DER IKEA-GESELLSCHAFT

Rundgang durch das Museum Ludwig

56


Ein Gespräch über die Kunst in der Bundesrepublik mit Kaspar König, Direktor des Kölner Museum Ludwig, den Künstlern Danica Dakic´ und Sven Lindholm sowie Schauspielhaus-Intendant Anselm Weber

Im Büro des Museumsdirektors v.l.n.r.: Sven Lindholm, Kaspar König, Anselm Weber, Danica Dakic ´

57


ein gespräch im museum ludwig unserer Gesellschaften wirkt sich auf sehr vielen Ebenen aus. Ich denke, dass Inhalte eher kompliziert zu benennen sind. Man ist in der Kunst und im Theater immer nur so gut definiert, wie die Gesellschaft sich definiert. Dies eindeutig zu bestimmen, fällt momentan relativ schwer. Reich: Frau Dakic´, Sie unterrichten „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“ an der Bauhaus-Universität in Weimar. Was geschieht mit der Kunst im öffentlichen Raum und wie sehen die neuen Strategien aus? Dakic´: Ich gebe ein Beispiel: Wir haben eine ehemalige Parteischule der SED in Erfurt gefunden. Gerade im Osten bin ich sehr daran interessiert, diesen Teil der Geschichte sichtbar zu machen und eben nicht nur die Klassiker in Weimar. Das ganze Haus ist eigentlich ein Denkmal der Ost-Moderne. Wir können dort einen Raum befragen und daraus lernen. Das Thema meines nächsten Seminars beschäftigt sich in Bezug auf dieses Gebäude mit dem Thema „Disciplined and undisciplined body“.

Kaspar König und Anselm Weber

Weber: Ich würde gerne eine Frage stellen, die mich wirklich bewegt: Woher kommt unser Bedürfnis, die Kunsträume zu verlassen? Als ich Intendant am Schauspiel Essen war, haben auch wir zahlreiche Stadt-Interventionen initiiert und immer wieder die Bühnen verlassen. Aber warum haben wir das Bedürfnis, die Bühnen, die wir haben, zu verlassen? Ich meine das sehr ernst, denn dieser Vorgang ist ja eine tiefgreifende Entscheidung für unsere Institutionen. Dakic´: Meine künstlerische Arbeit wird von Orten inspiriert. Das ist meine Arbeitsweise.

Gesprächsleitung: Olaf Kröck und Sabine Reich Fotos: Diana Küster

Kröck: Herr König, Sie haben uns eben durch die Ausstellung „Vor dem Gesetz“ im Museum Ludwig geführt, in der Sie Kunst der Nachkriegszeit und der Gegenwart zeigen. Schon seit den 1960er-Jahren sind Sie als Kurator und Ausstellungsmacher aktiv. Damals war die Kunst, wie Sie es ausgedrückt haben, sehr engagiert und wollte Wege in die Zukunft weisen. Wie würden Sie die Kunst heute beschreiben und was hat sich verändert in den vergangenen Jahrzehnten? König: Der Kunstbetrieb ist sehr viel größer geworden und hat sich in Richtung Lebensstil erweitert. Kunst ist umgeben von großer Akzeptanz und einer in gewisser Weise liberalen Toleranz. Dazu kommt das Phänomen der Globalisierung, das gerade in der bildenden Kunst unmittelbar eine Auswirkung hatte. Aber letztlich ist man immer konfrontiert mit dem Phänomen einer unglaublichen Quantität. Kröck: Gibt es auch im Theater Tendenzen, die sich auf die globalen Entwicklungen zurückführen lassen, oder ist das Theater durch seine Bindung an die Sprache und die Literatur von diesen internationalen Entwicklungen abgeschnitten? Weber: Diese Tendenzen haben sich in der bildenden Kunst sicherlich viel früher gezeigt als im Theater. Doch in Bochum reagieren wir auf diese zeitgenössische Bewegung mit einer deutlichen Internationalisierung. Wir arbeiten mit Regisseuren aus ganz Europa und setzen uns mit ihren künstlerischen Perspektiven auseinander. Doch ein so komplexer Vorgang wie die Globalisierung und der Wandel

58

König: Wenn ich höre, dass Sie von einer SED-Parteikader-Schule als einem Denkmal der Ost-Moderne sprechen, finde ich das nicht lustig. Eine SED-Parteikader-Schule empfinde ich als extrem toxisch belastetes Gelände. Dakic´: Das ist ja auch nicht lustig. Das ist ein Ort, der eine Geschichte hat, und es ist für mich ein Ort, der das Potenzial hat, Kunstwerke entstehen zu lassen. Um auf Ihre Frage zu antworten, was die Arbeit im öffentlichen Raum so spannend macht: Man hat eine Berechtigung zu tun, was man sonst nicht tun darf. Man kann irgendwo kratzen und dann öffnen sich Abgründe. Ich würde jedoch nie sagen, dass die Leute ein Bedürfnis haben, die Museen zu verlassen. Es gibt Kunst, die im Museum funktioniert, und solche, die dort nicht funktioniert. Es gibt aber das Bedürfnis, sich mit anderen Räumen oder Zusammenhängen zu beschäftigen. Ich selber bin ein Terrain-Arbeiter. (lacht) Ich bin von Orten oder Menschen inspiriert und daraus entwickeln sich Sachen. Das ist es. Lindholm: Es gibt Orte, bei denen man eine besondere Art der Aufladung zu erfahren meint, eine Aufladung, die häufig „auratisch“ genannt wird. Darunter ist zumeist nichts Anderes zu verstehen, als dass ein starkes historisches Bewusstsein von einem Ort existiert. So scheinen wir in dem Moment, wo wir diese ehemalige SED-Kaderschule betreten, von bestimmten Dingen zu wissen, die nicht unbedingt sichtbar sind. Um Besucher und Publikum mit solchen Aufladungen und auch mit ihrem eigenen Vorverständnis von Orten zu konfrontieren, werden die Kunsträume von Künstlern häufig verlassen. Die Theaterbühne und die Ausstellungsfläche des Museums


SCHÖNHEIT UND ZUKUNFT IN DER IKEA-GESELLSCHAFT sind von ihrer Idee her notwendigerweise unaufgeladen. Schließlich soll die Bühne nach der einen Aufführung frei sein, leer sein für die nächste Inszenierung. Es ist selten erwünscht, dass das Publikum die Atmosphäre der zuvor auf der Bühne gespielten Stücke während der aktuellen Inszenierung erfährt. Das gilt auch für die museale Ausstellungsfläche, die meistens neutral konzipiert ist, so dass der Raum hinter den Exponaten zurücktritt. Natürlich haben Theatergebäude und Museen eine Geschichte und sind insofern historisch aufgeladen. Aber das Charakteristische an Bühne und Ausstellungsfläche ist traditionellerweise, dass alle, die sich dort aufhalten, die Spuren der Vergangenheit verdrängen. Diejenigen, die den Kunstraum verlassen, haben häufig kein Interesse an „spurlosem“ Raum. Sie suchen vielmehr einen, der belastet ist. Und das nicht verhehlt. Weber: Sie sagen, dass der Theaterraum aus dem Gesichtspunkt des Publikums ähnlich wie in einem Museum ein leerer Raum ist. Das sehe ich anders. Der Raum in einem Theater, der geistige Raum, wird über weite Strecken mit einer sehr komplexen Erwartung gefüllt. Das hat etwas mit einem bestimmten Bildungsbegriff eines ganz bestimmten Pub­likums

zu tun, der sich an einen gewissen Kulturbegriff anschließt. Das ist die Kulturidee des 19. Jahrhunderts: Kultur bildet, und je besser die Kultur, um so besser der Mensch. Deswegen würde ich Ihnen deutlich widersprechen, dass dieser Raum leer ist. Er ist geradezu bis unter die Decke angefüllt mit hohen Erwartungen.

tion. Ich werde täglich konfrontiert mit der Frage: „Ist das jetzt Kunst?“ – meistens von Menschen, die betonen, dass sie schon seit Jahrzehnten ins Schauspielhaus Bochum gehen. Die Bewahrer des Mythos verlangen von mir eine Beschreibung von dem, was Kunst ist, und vor allem von dem, was sie nicht ist.

König: Ein Museum kann man nicht mit einem Theater vergleichen. Das Museum ist dahingehend ein konservativer Ort, als dass es ein bewahrender Ort ist. Jede Generation holt Werke aus dem Depot, die sie nach ihren eigenen Bedingungen untersuchen muss.

König: Die Frage ist schon mal falsch. Ob etwas Kunst ist, ist sekundär. Entscheidend ist doch nur: Ist es interessant? Mache ich eine Erfahrung, die ich sonst nicht machen würde? Komme ich auf eine Verdichtung? Hilft es mir, Widersprüche besser zu begreifen? Letztendlich scheitert es im Zweifelsfall an der Vorbedingung, dass es doch nichts anderes ist als Kunst. Denn wenn ich von vorneherein frage, ob das denn Kunst ist – weil meine beschränkten Vorstellungen, von dem, was Kunst ist, bereits eine Limitierung bedeuten – dann ist es ein unproduktiver Ansatz. Dann geht es ohnehin nur noch um eine Bestätigung meiner Vorurteile oder meiner Gewohnheiten und meiner Konventionen oder was immer. Das Theater, der Kindergarten, das Museum, letztlich auch die Psychiatrie sind bestimmte öffentliche Orte, die einen besonderen Schutz brauchen, damit dort Ideen weiter getragen und sehr ­fragile Ver-

Ob etwas Kunst ist, ist sekundär. Entscheidend ist doch nur: Ist es interessant? Weber: Da würde ich Ihnen widersprechen. Auch wir funktionieren wie ein Museum. Wir holen sozusagen unten aus dem Magazin die Klassiker hoch und setzen sie auf die Bühne. Zumindest im Bewusstsein der Öffentlichkeit haben auch wir eine bewahrende Funk-

Was macht die Kunst? Prinz, die Kunst geht nach Brot. Das muss sie nicht, das soll sie nicht …

n Ma c h e t! u g ’s Sie S n ie Werde d. Mitglie

Aus Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing

glsbank

.de

Geld ist Freiraum für künstlerische Entfaltung — wenn wir es gemeinsam dazu machen.

das macht Sinn


ein gespräch im museum ludwig

Sven Lindholm und Kaspar König

hältnisse bewahrt werden. Gleichzeitig gibt es immer wieder ein Ausbrechen aus den Institutionen. Diese Bewegungen können auch dazu führen, dass man die Batterie in diesen Institutionen wieder neu auflädt. Weber: Geht es denn um so einen altmodischen Begriff wie „Werte“? Haben wir eine Wertigkeitsdiskussion? König: Auf einer ganz grundsätzlichen ökonomischen Basis sicherlich. Was bringe ich ein, was kommt raus? Wenn ich jetzt Theater, Museen oder öffentliche Orte habe, dann sollen sie bitte so genutzt werden, dass da viel Hirnschmalz reinfließt und Erfahrungen getestet werden. Und dass sie voll ausgenutzt werden. Es geht am Ende um die res publica, für die das Theater in Deutschland weit vor der Demokratie eine wichtige Funktion hatte. Weber: Wie würden Sie eine res publica definieren, die darüber diskutiert, Ihr Museum zuzusperren, weil das Geld fehlt? König: Da muss man immer die Frage stellen: Wo liegen die Prioritäten? Wir müssen argumentativ durch die eigene Arbeit und durch eine Haltung deutlich machen, dass wir nicht irgendwem gehören. Das ist immer eine Frage der Autonomie. Autonomie gibt es nicht, ohne autark zu sein. Wir sind Luxusphänomene und müssen das durch List und Tücke transportieren. Aber den Beglaubigungsvorgang in der res publica und seine Wertigkeit zu erklären, ist ein sehr schwieriger Vorgang. Ihr habt es als Theater ein

bisschen leichter als das Museum, weil das Theater noch den Mythos besitzt. Lindholm: Als Künstler ist man ständig damit konfrontiert, sich und sein Tun zu rechtfertigen. Manchmal meint man, dass es zur Hauptaufgabe gehört. Auf die Frage, welche Wertigkeit Kunst hat, fällt es natürlich dennoch schwer, umfassend zu antworten. Ich glaube, künstlerisches Arbeiten hat dort eine Wertigkeit, wo Aufmerksamkeiten für Details geschaffen werden, die übersehen oder verdrängt werden. Kunst kann sichtbar machen, einen Fokus setzen. Weber: Wie ein Vergrößerungsglas?

Wir beschäftigen uns mit Dingen, die Zukunft ermöglichen Lindholm: Ja, sie vergrößert, sie verkleinert auch, zeigt überraschende Seiten der uns umgebenden Welt. Sie macht deutlich, dass wir immer nur Perspektiven auf die Welt einnehmen, und sie auch anders sein könnte. Sie kann Prozesse oder Momente sichtbar machen. Im Herstellen von Aufmerksamkeit hat künstlerisches Arbeiten eine Wertigkeit. Und Aufmerksamkeit ist es, was wir tatsächlich brauchen. Die brauchen wir nicht nur innerhalb der Kunst, sondern jeder von uns ist gut beraten, sich von der Kunst anregen zu lassen und Aufmerksamkeit zu bündeln, Dinge zu sehen, die dabei sind zu verschwinden.

60

Reich: Wenn wir wie in Ihrer Ausstellung auf die Geschichte der Bundesrepublik zurückgehen, gab es im Selbstverständnis der damals jungen Demokratie eine sehr hohe Wertigkeit von Bildung, Kunst und Kultur. Die Forderung „Bildung, Kultur und Wohlstand für alle“ galt als Leitbild der Bundesrepublik. Auf diesen drei Säulen ruhte die demokratische, zivile Nachkriegsgesellschaft. Doch diese Säulen brechen nach und nach weg. Was bedeutet dieser Paradigmenwechsel nicht nur für Kulturinstitutionen, sondern auch für das Selbstverständnis der Bundesrepublik? König: Eine solche Diskussion in einem Heft für das Schauspielhaus Bochum wäre doch unsinnig. Wir beschäftigen uns mit Dingen, die Zukunft ermöglichen. Es geht um Schönheit, es geht um bestimmte Stofflichkeiten, ohne die Zukunft gar nicht denkbar ist. Das hat mit Gedächtnis zu tun. Aber dieses Gedächtnis ist nicht linear, es ist sehr widersprüchlich. Es hat mit Moden zu tun, es hat mit vielen, vielen ephemeren Momenten zu tun, mit Ängsten und mit Projektionen. Ich würde diese defensive Argumentation gar nicht machen. Lindholm: Ich habe das Gefühl, dass es durchaus sehr sinnvoll ist, sich zu positionieren. Diese Krise hat auch die Möglichkeit zu sagen, für was man steht. Sie fordert auf: Legitimiert Euch. König: Das ist ein echter Schlamassel! Man hat im Ruhrgebiet diesen unglaublichen Strukturwandel mit einer riesigen Contenance befriedet: Stahl weg, Kohle weg, die ganze Montanindustrie, die in allen Ländern


SCHÖNHEIT UND ZUKUNFT IN DER IKEA-GESELLSCHAFT

Danica Dakic´

anzutreffen war. Überall die gleiche Krise, England, Schottland, USA, wo ganze Stahlwerke verlassen liegengelassen wurden. Sie können heute noch daran vorbeifahren. Im Ruhrgebiet wurde das alles fein säuberlich weggemacht. Man hat es begrünt und die Kinder sind an die Uni gegangen. Es gibt eine perfekte IKEA-Gesellschaft. Man ist allen potenziellen Konflikten aus dem Weg gegangen. Das alles wurde aus dem unglaublichen Reichtum heraus geschafft. Aber es war auch ein Durchwursteln, das plötzlich nicht mehr möglich ist, weil es heute an allen Ecken und Enden fehlt. Wenn die kulturellen Institutionen dann versuchen sich windschnittig dem anzupassen, um zu überleben, ist es aussichtslos. Ich fand die ganze Kulturhauptstadtgeschichte ziemlich deprimierend, weil man alles so lieb proletarisch verharmlost hat. „Wir sind nette Typen am Büdchen“ und so, „du kannst dich auf die verlassen“, „wir sind kernig und haben ein gutes Herz“. Es wurde ein Image wie in den späten 1950er Jahren beschworen. Richtiger Kitsch... Weber: Der Befriedungsvorgang, von dem Sie sprechen, funktioniert jetzt nicht mehr, weil die ökonomische Grundlage fehlt. Wir reden schlicht über Geld. Und darum, so die Logik, nehmen wir weg, was Luxus ist: Schwimmbäder, Bibliotheken, Museen, Theater. Stück für Stück werden Dinge weggenommen. Und da sind wir plötzlich in einer Verfahrensweise, dass diese Gesellschaft sich zwar nicht auflöst, so pessimistisch bin ich nicht, aber sie verändert sich gewaltig. Und was diese Veränderung mit uns als Theater macht, kann

ich noch nicht absehen. Ich frage mich, was passiert mit den Städten, die uns nachfolgen und bei denen die ökonomische Transformation nicht mehr zur Befriedung reicht? Wir müssen im Augenblick um unsere Legitimation kämpfen. Das sind Überlebenskämpfe, die wir hier ausfechten. König: Gut ist aber bei all dem, dass wir eine Idealkonkurrenz untereinander haben. Wir sind nicht nur Kollegen, wir luchsen uns gegenseitig unser Publikum ab. Wir ringen darum, wahrgenommen zu werden. Man kümmert sich ja um Strategien, die in die Zukunft gehen: Wo kann man sich unentbehrlich machen? Wie schafft man Relevanz? Auch das ist ein Verteilungskampf. Aber du musst erst mal Dinge machen, die unverständlich sind, und plötzlich fällt der Groschen, weil man merkt, dass man davon wirklich profitieren kann. Es geht also letztlich um eine grundsätzliche Wertigkeit. Und diese Wertediskussion wird doch traditionell auf der Bühne des Theaters geführt. Wir müssen eben die eigenen Mittel einsetzen, um die gesellschaftlichen Fragen konkret zu reflektieren. Danica Dakić wurde 1962 in Sarajevo geboren. Die Künstlerin arbeitet vorrangig mit Mitteln der Videokunst und Installation. Ihre Arbeiten wurden weltweit gezeigt, u. a. auf der 11. Biennale in Venedig und der Documenta 12 in Kassel. Sie ist Professorin an der Bauhaus-Universität in Weimar für „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“. Danica Dakić lebt in Düsseldorf und ist Gründungsmitglied der Zukunftsakademie NRW.

61

Kaspar König, geboren 1943 in Mettingen/Westfalen, ist seit 2000 Direktor des Museum Ludwig in Köln. 1985 wurde er auf den neu gegründeten Lehrstuhl „Kunst und Öffentlichkeit“ an der Kunstakademie Düsseldorf berufen, ab 1989 war er Rektor der Städelschule in Frankfurt. Als Ausstellungsmacher initiierte er zahlreiche Großausstellungen wie „Westkunst“ 1981 in den Kölner Messehallen und „In-Between Architecture“ zur EXPO 2000 in Hannover. Kaspar König war Mitinitiator und Kurator der „Skulptur Projekte Münster“ und wurde mehrfach ausgezeichnet, so durch das New Yorker Solomon R. Guggenheim Museum für sein Lebenswerk. Im November 2012 endet sein Vertrag in Köln, der über die Pensionsgrenze hinaus verlängert wurde. Sven Lindholm, geboren 1968 in Hamburg, ist Teil von Hofmann&Lindholm. Das Kölner Theaterduo veröffentlicht Theaterarbeiten, Videoinstallationen und Hörstücke an freien Theatern, Schauspielhäusern und im Radio. In ihren multidisziplinären Projekten arbeiten Hofmann&Lindholm an der Schnittstelle zwischen szenischer, bildender und akustischer Kunst. Sven Lindholm ist Junior­professor im Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und leitet den neuen Masterstudiengang „Szenische Forschung“. Anselm Weber, geboren 1963 in München, ist Schauspiel- und Opernregisseur und Intendant des Schauspielhauses Bochum. In der Spielzeit 2012/2013 setzt er Lutz Hübners neues Stück „  Richtfest“ für die Kammerspiele in Szene und inszeniert im Schauspielhaus Carls Sternheims Trilogie „Aus dem bürgerlichen Heldenleben“.


hans-peter litscher – Arbeit am Mythos

62


63


jan klata

13 LINKS auf groSSe fragen fragen: Olaf Kröck antworten: jan klata

Hamlet stellt die Frage aller Fragen: Sein oder nicht sein? Wer weiß, vielleicht würde der junge Prinz von Dänemark heute Antworten auf den Sinn des Lebens im Internet suchen. Der ­polnische Regisseur Jan ­Klata verbringt bei der Vorbereitung auf seine Produktionen viel Zeit vor dem ­Rechner. Die Fragen dieses Interviews beantwortet er vor allem mit Filmen aus dem weltweiten Netz. Scannen Sie die Codes mit Ihrem Telefon oder sehen Sie sich unter www.hamletklatabochum.de seine Video-Antworten an.

Die Sopranos. Ricky Gervais. Shakespeare wäre Autor einer Fernsehserie. Welcher?

Wer wäre ein guter König?

chauspielunterricht für den S britischen Comedy-Star Ricky Gervais von Sir Ian McKellen. Eine Antwort auf die Frage, wie man einen großen Zauberer spielt.

Erfülle ihre Träume. Wie soll man seine Feinde bestrafen?

egendär verstörendes L Musikvideo von Aphex Twin und Chris Cunningham zu „Window Licker”, das im TV nur nachts gezeigt werden darf.

64


13 LINKS auf groSSe fragen

Ein Mischmasch. Was ist die Zukunft: Polen oder China?

ensationelles Mashup-Video. S Schauen und staunen.

Ja. Das war sie schon immer. Ist die Zeit aus den Fugen?

usikvideo-Legende der M ­Talking Heads. Einst das Neuste vom Neuen. Wie doch die Zeit vergeht.

Ich traf das Gespenst des Kommunismus. Es war unglaublich grau. Die Jungfrau Maria. Schon mal einem Geist begegnet?

Die wichtigste Frau der Welt?

arockmusik von Heinrich B Biber, Passacaglia aus den „Rosenkranz-Mythen”

65


jan klata

Woran kannst du glauben? usikvideo von 1999 für den M Electro-Track „Rabbit in Your Headlights“. Wurde 2006 in die Liste der 100 besten Videos aller Zeiten aufgenommen.

Wir sind unsere Eltern. Werden sie nach und nach. Also ja. Bananen. Sind unsere Eltern an allem schuld?

Die beste Waffe gegen Blödheit?

Ein Klassiker von Monty Python: „Selbstverteidigung gegen Früchte”

Oh ja, meinem geistigen Auge. Punk’s dead! Glaubst du, was du siehst?

Wie schwer ist es heute, ein Punk zu sein?

66


13 LINKS auf groSSe fragen

Wir. Das Volk. Die Zukunft ist überschätzt. Aboslut. 24 Stunden lang. Sieben Tage die Woche. Was ist faul im Staate Dänemark?

Die Zukunft des Theaters?

Ist Bereitsein alles?

pike Jonze lässt Christopher S Walken für dieses Fatboy-SlimVideo fliegen. Denn wie heißt es in Hamlet: „Readiness is Everything!“

mit Cioran. Womit hältst du dich bei Laune?

Wikipedia: Emil Cioran, ­r umänischer Philosoph

67


jan klata

Besser Wonderbra und Cadbury.   Mit welcher Frage? Prada oder Puma?

Schon mal dein Leben in Frage gestellt?

o lustig kann es sein, wenn S sich jemand mitten in New York zu Tode stürzen will.

Mein Land. Was betrachtest du mit einem lachenden und einem weinenden Auge?

olnischer Kultfilm mit P ­englischen Untertiteln. Video ab Minute 5:25 schauen.

Noch ist Polen nicht verloren. Welche Verrücktheit hat Methode?

Jan Klata inszeniert William Shakespeares „Hamlet“ für das Schauspielhaus. Die Premiere ist am 9. März 2013.

68



hello, i am

johnny

cash text: sabine Reich zeichnung: lenia hauser

Wie sieht die Welt aus durch Johnny Cashs Augen? Wie fühlt es sich an, der große Mann in Schwarz zu sein? Es war eine widersprüchliche Welt, die er sah. Sie lag zwischen Las Vegas und San Quentin, zwischen Indianerhöhlen und Hollywood, zwischen schwarz und weiß. Johnny Cash, das ist der Junge von den Baumwollfeldern, der mit den religiösen Liedern seiner Mutter groß wurde und dessen erster Song von einem erzählt, der tötete, nur um einen Mann sterben zu sehen. Zwölf Jahre nach dem „Folsom Prison Blues“, der ihn berühmt machte, gab er ein Konzert in genau jenem Gefängnis. „Live at Folsom“ brachte ihn nach Jahren der Krise und Tablettenabhängigkeit wieder zurück ins Geschäft. „Ich habe es schon immer als eine gewisse Ironie empfunden, dass ausgerechnet ein Gefäng-

niskonzert, bei dem sich zwischen den Häftlingen und mir eine Beziehung entwickelte wie unter verbündeten Rebellen, Außenseitern und Schurken, meinen Marktwert so weit nach oben steigen ließ, dass die Leute bei ABC mich für angesehen genug hielten, um mir eine wöchentliche, landesweit ausgestrahlte Fernsehshow anzuvertrauen“, erinnerte sich Cash. Sein erster Gast 1969 war Bob Dylan, und in den zwei Jahren, in denen die Show ausgestrahlt wurde, traf Cash die wichtigsten Künstler Amerikas. Ray Charles, Joni Mitchell, Dennis Hopper, Louis Armstrong, Kris Kristofferson, Stevie Wonder und viele andere kamen und sangen Duette mit ihm. Neo-Folkies, Hippies und die Beat Generation trafen auf schwarze Bürgerrechtler und konservative Nashville-Traditionalisten. Dass sie alle auf einer Bühne standen, lag daran, dass Cash es war, der sie einlud. ­Johnny

70

Cash hat Amerika gesehen und er zeigte es den Amerikanern genauso, wie er es sah. Deshalb wurde er eine amerikanische Ikone, die bis heute Musiker prägt und beeinflusst. Der Rolling Stone schrieb über ihn: „Johnny Cash war schon Punk, als seine renitenten Enkel noch nicht einmal geboren waren.“ Doch ob wir nun Enkel sind oder Punk: Ride this train and walk the line! Nehmen Sie sich eine Schere und schneiden Sie diese Maske aus. Verbinden Sie die Maske mit einem Gummiband und ziehen sich das Band über Ihren Kopf. Dann erheben Sie sich und sagen langsam den Satz, mit dem Johnny Cash jedes seiner Konzerte eröffnete:  „Hello, I am Johnny Cash.“ Thomas Anzenhofer, Torsten Kindermann und Barbara Hauck greifen mit „Well, you’re my friend“ die Idee der „Johnny Cash Show“ auf. Die Premiere ist am 27. September 2012 im Schauspielhaus.


1  Anhand der Markierung ausschneiden  2   Löcher ausstechen, Gummiband durchziehen  3   Maske aufsetzen und sagen: „Hello, I am Johnny Cash.“


Richt


tfest Der Autor Lutz Hübner hat sich mit seiner Co-Autorin Sarah Nemitz für sein neues Stück über eine Baugemeinschaft auf Recherche begeben. Er hat sich erklären lassen, warum es besser ist, mit Menschen, die man kaum kennt, zusammen ein großes Haus zu bauen und dann untereinander aufzuteilen, als allein oder mit den Liebsten ins Reihenendhaus zu ziehen. Und er hat festgestellt, wie sehr die Frage nach dem Wie des Wohnens nicht nur unser Sein, sondern auch unser Bewusstsein bestimmt. Eine Phänomenologie des Wohnens aus den Notizen seiner Recherche.

sehr Komplexes zusteuerten, etwas, das bei allen Vorteilen ein großes, sehr großes Potenzial zu Krächen in sich barg. (Nach neuesten Forschungen fällt die Erfindung des Angriffskrieges in die Zeit der ersten Siedlungen.) Denn Zusammenwohnen bedeutet, eine Vielzahl divergierender Vorstellungen immer wieder zusammenzuführen. Es ist ein instabiles soziales Geflecht, das bei der geringsten Erschütterung reißen kann. (Wer einmal in einer WG ohne funktionierenden Putzplan gewohnt hat, weiß, was ich meine). Zusammenwohnen bedeutet, es allen Recht machen zu wollen und es niemandem Recht machen zu können. Insofern ist die zivilisatorische Leistung dieser ersten Pioniere nicht zu unterschätzen. Das liegt natürlich zuallererst an den immensen Annehmlichkeiten, die Siedlungen mit sich bringen (Schutz vor Überfällen; Nachbarn, bei denen man sich ein Ei leihen kann), aber auch daran, dass die Entstehung von komplexen Wohnanlagen dem Menschen abverlangte, Konflikte zu lösen, auszuhalten oder zumindest nicht sofort mit der Keule zu klären.

text: lutz hübner foto: Michel Becker

1. Die erste Wohnung Es bedarf einer gewissen geistigen Anstrengung, sich zu vergegenwärtigen, dass auch das Wohnen irgendwann einmal erfunden wurde. Viele andere Erfindungen, die den Beginn der Zivilisation markieren, können Zufallsentdeckungen oder das Werk genial verschrobener Einzelgänger gewesen sein: der geschmolzene Klumpen Eisen in der erkaltenden Glut eines Lagerfeuers, die Astronomie als Gebrauchshokuspokus eines Schamanen, bevor sie zur Bestimmbarkeit von Anbauzyklen der ersten Nutzpflanzen Verwendung findet. Aber das Wohnen kann man sich nur als einen gemeinsamen Beschluss denken. Eine Gruppe nomadischer Jäger mit rudimentären Kenntnissen des Ackerbaus fällt die historische Entscheidung, ihre Lebensverhältnisse grundlegend zu ändern. Wie könnte es gewesen sein im fruchtbaren Halbmond während der neolithischen Revolution? Stand da eine Gruppe Menschen ratlos zusammen auf einer Hochebene und dann sagt es einer: Sollen wir mal ein Haus bauen? Ein was? Naja, Mauern hoch, Stroh obendrauf und dann stellen wir da unseren ganzen Krempel rein. Kann man ja mal probieren.

2. Die Schönheit der Utopie Jede Baugemeinschaft (also eine Gruppe erwachsener Menschen, die beschließt, zusammen ein Haus zu bauen) wiederholt die oben beschriebene Entwicklung. (Die Ontogenese wiederholt die Phylogenese). Es beginnt immer mit der Frage: Wie wollen wir leben? Oder genauer gesagt: Wie wollen wir zusammenleben? Der Rest sind Details und diese Grundfrage ist immer auch die Frage nach der eigenen Utopie. Welche Erwartungen haben wir an unsere Mitmenschen, an die Gesellschaft, wie viel Privatsphäre braucht man, wie stark will ich Anteil nehmen am Leben der anderen? Es gibt die These, dass Baugemeinschaften eine Schrumpfform gesellschaftlicher Utopien der Achtundsechziger sind. Wenn schon

So war es höchstwahrscheinlich nicht, denn die ersten aus Stein errichteten Gebäude waren für die Toten und für rituelle Handlungen bestimmt. Erst später kam die Idee auf, dass es da drin auch für Lebende vielleicht gemütlicher ist als draußen im Dauerregen. Es brauchte seine Zeit, es war nicht ­zwingend, wie es ja auch Zivilisationen gab, die das Rad nicht erfunden haben und die trotzdem klar kamen. Vielleicht, weil dieser Horde dämmerte, dass sie da auf etwas

73


lutz hübner nicht die ganze Gesellschaft verändert werden kann, dann leben wir das zumindest in unserem Haus, wo jeder für jeden da ist und alle immer solidarisch sind – es ist ­quasi die Legoland-Version des sozialistischen Paradieses. Aber die kleine Version ist nicht unbedingt die einfachere, denn der Mensch ist aus krummem Holze geschnitzt (Kant), bestimmt vom Eigennutz, und das bedeutet, dass man immer nur Näherungswerte an die Utopie erreichen kann. Wenn überhaupt. Zehn Utopien in einen Kompromiss gegossen, ergeben keine große Utopie, sondern immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner. (Die Utopie ist etymologisch der NichtOrt, kann also nie Realität werden.) Oder anders gesagt: „A Camel is a horse designed by a Comitee.” (Churchill)

3. Das Dilemma der Gemeinschaftsbildung Notizen aus der Recherche: Das Casting einer Baugemeinschaft. Eine Wohneinheit ist noch zu vergeben, mehrere Interessenten stellen sich vor. Es geht darum, jemanden zu finden, der „zur Gruppe passt“. Einer aus der Baugemeinschaft lehnt zwei Bewerber ab mit der Begründung, sie hätten ihn „nicht inspiriert“. Er genießt es offensichtlich, in einer Position zu sein, Urteile über andere Menschen fällen zu können. Es fallen einige ironische Bemerkungen über sein Kriterium der Inspiration, freundlich, aber mit leichtem Spott. Noch funktioniert die Gemeinschaft, aber die kleinen Schwächen werden registriert. Man hält still, denn man segelt gemeinsam auf einem Floß über den Ozean, man ist aufeinander angewiesen, finanziell und emotional. Wenn einer ausschert oder über Bord geht, hat die ganze Gruppe ein Problem. (Ein Schuft, wer dabei an Europa denkt.) Denn es wird anders kommen, als man denkt. Irgendwann vielleicht, in einem großen Streit, beim Richtfest, bei der Einweihungsparty, wird ihm jemand sein arrogantes Verhalten beim Casting um die Ohren hauen, irgendwann wird der eine oder andere feststellen, dass er den oder die noch nie leiden konnte und sich immer nur dazu gezwungen hat, ihn sympathisch zu finden.

4. Wohnen als Waffe Theorie des Wohnens. Wie sehr das Wohnen an die Kernfragen der conditio humana rührt, zeigt, dass jede Revolution auch immer eine neue Form des Wohnens propagiert hat:

– Fouriers Phalansterium, der erste Entwurf eines sozialistisch organisierten Wohnkomplexes in der Nachfolge der französischen Revolution. (Man muss sich das Phalansterium etwa vorstellen wie Touristenhotels in Antalya. Kleine Buchten für 1500 Menschen mit riesigen Gemeinschaftsräumen.) – Die sowjetischen Ideen der 1920er Jahre, in denen Wohnsilos konzipiert wurden, in denen die Familien keine privaten Kinderzimmer haben sollten, da die Kinder gemeinsam in Kinderkrippen unter staatlicher Leitung aufwachsen sollten. – Die Kommune 1 der Studentenrevolution, in der das Private politisch ist. Nutzrecht des Eigentums aller, basisdemokratische Entscheidungen, Überwindung bürgerlicher Beziehungsmuster. Es ist immer die Kombination von großem gesellschaftlichen Entwurf auf der einen und Veränderung der kleinsten sozialen Einheiten auf der anderen Seite. Der neue Mensch entsteht über die Änderung der Produktions- und der Wohnverhältnisse. Man kann den Menschen über seine Wohnbedingungen ändern. Das zumindest will die Theorie. Aber davon bleibt zum Schluss immer etwas übrig, das niemand auf der Rechnung hatte: Le Corbusiers Wohnmaschinen führen zu Gettos aus Beton. Die Kommune 1 führt über die ausgehängten Klotüren der Siebziger (Aufhebung der Privatsphäre vs. Geruchssinn) zu einer gemütlichen und komplett unpolitischen Wohnalternative für nette Studenten und eben zu Baugemeinschaften. Diese haben meist einen linksliberalen Ansatz (think global, act local), werden aber in ihrer Kiezumgebung als Vorboten der Gentrifizierung wahrgenommen und als solche manchmal bekämpft. (Erst kommen die Studenten, dann die Galerien, dann die Baugemeinschaften und dann die Immobilienhaie. Dann gehen die Studenten wieder, weil alles zu teuer geworden ist.) Polemisch formuliert sind die sozialen Auswirkungen auf das Stadtviertel oft nicht anders als die einer Gated Community – eine sozial und ökonomisch homogene Gruppe bestimmt das Klima im Viertel und expandiert auf Kosten der alteingesessenen Bevölkerung. Gentrifizierung ist Klassenkampf von oben. Die Utopie endet in genau der Bürgerlichkeit, die man ­überwinden wollte. (Ein Spaziergang durch den Berliner Bezirk Prenzlauer Berg belegt dies eindrücklich.)

74

5. Das Drama des Zusammenlebens Die meisten Baugemeinschaften planen friedlich ihr Projekt, haben höchstens mal eine Diskussion über den Standort der Buddelkiste und leben – mit allen Abstrichen – so, wie sie es sich ungefähr vorgestellt haben. Warum also daraus ein Theaterstück machen? Weil die Planung eines gemeinsamen Lebens einer Gruppe Menschen, die nicht miteinander verwandt sind und unterschiedlichste Biografien haben, automatisch eine ganze Palette moralischer Fragestellungen aufwirft. Wie weit bin ich bereit, meine moralischen Ansprüche auch in die Tat umzusetzen? Kann ich von meinen Bedürfnissen abstrahieren? Eine Baugemeinschaft ist ein Druckraum, in dem Fragen verhandelt werden, die gesamtgesellschaftlich virulent sind. Es ist ein Mikrokosmos, der Sprengkraft hat, weil die Entscheidungen mit Fortschreiten des Projekts immer unumkehrbarer werden. Man kann nicht einfach aufstehen und gehen, wenn man die Schnauze voll hat, man ist aneinandergekettet. Eine familienähnliche Grundsituation mit dem Unterschied, dass einem der biografische Vorlauf fehlt. Man lernt sich erst durch das Projekt wirklich kennen und kann nur vermuten, wie das Alltagsleben mit den anderen funktionieren wird. Was bedeutet es in der Praxis, sich jeden Tag im Flur zu begegnen? Welche Schrullen sind dem Stress der Bauphase geschuldet, welche werden höchstwahrscheinlich schlimmer werden?

6. Immer schön ­individuell bleiben Recherche: Es gibt meistens eine Partei, die sich aus der Gruppe ausklinkt und einen eigenen Weg geht, die die gemeinsamen Grillabende meidet und eine feindselige Haltung zu allen sozialen Interaktionen entwickelt. Bemühungen der Gruppe, diese Partei zu integrieren, verstärken oft noch die Tendenz zum Rückzug. Welches Recht hat man, die Haltung dieser Partei zu kommentieren? Die Kinder werden z. B. autoritär erzogen, schulisches Versagen wird mit Hausarrest bestraft, der Umgang mit den anderen Kindern im Haus verboten oder auf ein Minimum beschränkt. Ist das Privatsache oder etwas, wo die Hausgemeinschaft eingreifen muss? Zusammen zu wohnen bedeutet immer wieder neu die Frage zu beantworten: Wo beginnt Verantwortung für den anderen? Wo endet die Toleranz?


7. Bullerbü und die Realität Die Entscheidung, zusammen zu wohnen, hat neben allen pragmatischen und politischen Aspekten immer auch eine irrationale Wurzel. Irgendein Bild aus der Kindheit oder Jugend. Bullerbü, es ist immer jemand da, alle kennen sich und helfen einander. Oder die amerikanische Serie „Friends“: nie allein sein, nette Leute, die an einem sonnigen Tag zum Frühstück rüberkommen und alle Probleme in der Wohnküche lösen. Irgendeine seelische Feuchtecke hat jeder, eine verdrängte Sentimentalität, die aber mitent­ scheidet, wenn es darum geht, das Zusammenleben zu planen. Der eine sehnt sich nach dem philosophischen Kamingespräch, der andere nach dem Lagerfeuer mit Gitarrenmusik, glückliche Kinderhorden treffen auf weihnachtliche Hausmusik, gemeinsames Kochen trifft auf gemeinsames Saufen. Aber an irgendeinem Abend kann es Wirklichkeit werden. Jetzt ist man zusammen und der ganze Stress hat sich gelohnt, so habe ich mir das vorgestellt. Draußen prasselt der Regen und drinnen ist es gemütlich. So kompliziert ist das alles doch eigentlich nicht. Und dass der Klugscheißer aus dem 2. Stock den Abend wieder mal „inspirierend“ findet, kann man ihm heute Abend verzeihen. Aber nur heute Abend.

Lutz Hübner hat bereits mehrere Stücke für den Regisseur Anselm Weber geschrieben. Immer entstehen die Texte dabei auf der Basis einer intensiven Recherche des Autors in enger Zusammenarbeit mit dem Regieteam. Hübners neuestes Stück „Richtfest“ über Wohl und Weh einer Baugemeinschaft inszeniert der Bochumer Intendant als Uraufführung im Dezember 2012 in den Kammerspielen.

Anzeige VBW Bauen und Wohnen

AUCH FÜR FREUNDE DES SCHAUSPIELHAUSES! DIE VBW HAT FÜR JEDEN DAS PASSENDE ZUHAUSE!

www.vbw-bochum.de VBW BAUEN UND WOHNEN GMBH, Wirmerstraße 28, 44803 Bochum, 0234 310-310


text: olaf kröck illustrationen: lenia hauser

Krachkunstmusik Eine kleine Enzyklopädie

Paul Koek und sein Musiktheater-Ensemble, die Veenfabriek, sind Forscher. Für jedes ihrer Projekte entwickeln sie neue Instrumente, neue Wege der Klangproduktion oder neue Geräuschkompositionen. Ihr Musiktheater folgt dem Gedanken, dass alles im Raum Klang ist, und folglich nicht nur der zugrunde liegende Text, sondern alle Töne und Klänge einer Produktion gestaltet werden können. Musik ist in ihren Inszenierungen darum nie Beiwerk – sie ist der Kern, von dem die Interpretation eines Stoffes ausgeht. Dabei bezieht sich die Veenfabriek immer wieder auf ältere Konzepte und Visionen des Musiktheaters. Besonders die Ideen der experimentellen Musik des letzten Jahrhunderts sind Ausgangspunkt für ihr Theater. So bauen die Niederländer bisweilen verschollene Instrumente von alten Plänen und Beschreibungen nach oder entwickeln gänzlich neue Klanggeräte. Aber auch herkömmliche Instrumente finden Verwendung. Die hierzulande oft übliche Unterscheidung zwischen E- und U-

76

Musik wird in ihrem Theater nicht gemacht. Das Experimentelle soll zugänglich sein und das Populäre experimentell. Für Paul Koeks Adaption von Herman Melvilles „Moby Dick“ (Uraufführung am 23. Februar 2013) wird das SchlagwerkImpro­visations-Ensemble „Track“ der Veenfabriek im Vordergrund stehen, das bereits beim Spielzeitseröffnungsfest 2010/2011 für Furore gesorgt hat. Insgesamt spielen fünf Musiker live auf der Bühne der Kammerspiele: auf elektronischen und akustischen, auf selbstgebauten oder auch auf in Spielzeugabteilungen von Kaufhäusern gekauften Instrumenten. Erweitert wird das Ensemble durch zwei niederländische und drei Bochumer Schauspieler. Die folgenden Beispiele von Instrumenten zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem Instrumentarium vergangener Produktionen des aus Leiden stammenden Musiktheaters. Ob sie in Bochum auch zum Einsatz kommen werden, wird sich zeigen.


Krachkunstmusik

Intonarumori Der italienische Maler und Futurist Luigi Russolo entwickelte diesen „  Geräuscherzeuger“ aus Holzkisten und Klangtrichtern aus Metall. Über eine Kurbelwelle werden die Töne auf schwingenden Seiten erzeugt und über einen Hebel in ihrer Höhe verändert. Die Originalinstrumente sind heute verschollen. In seinem Manifest von 1913 „L’arte dei rumori“ („Die Kunst des Krachs“) zeichnete Russolo die Evolution der Geräusche von der Stille bis zur Musik nach. Er beschreibt darin eine Vision von Musik, in der kein Unterschied mehr zwischen natürlichen, künstlerischen und industriellen Klängen auszumachen ist.

77


paul koek und die Veenfabriek

synthesizer Auf diesem Tasteninstrument werden mit Hilfe von Klangsynthesen elektronisch Töne erzeugt. Die ersten Instrumente waren Teil experimenteller, elektronischer Musik. ­Heute gehören sie zum ­Standardinstrumentarium der Popmusik.

78


Krachkunstmusik

Die Loman-Sirene

die Sopran-Sirene

Über eine Klaviatur mit einer Oktave, die ursprünglich aus einem Harmonium stammt, können zwölf Sirenen angesteuert werden. Das Instrument wurde vom Niederländer Abraham D. Loman Jr. entwickelt, 1931 patentiert und für die Veenfabriek nachgebaut. Durch diese Erfindung konnte die Sirene zu einem orchesterfähigen Instrument werden.

Wie in einem Chor gibt es im Sirenenorchester Bass-, Tenor-, Alt- und Sopran-Stimmen. Durch verschiedene Bohrungen in den Drehscheiben der Sirene lässt sich ihre Klangfarbe beeinflussen.

79


paul koek und die Veenfabriek

Elektronische Instrumente Ob Keyboards, Drum-Computer, E-Gitarren oder batteriebetriebene Spielzeuginstrumente: die Multiinstrumentalisten der Veenfabriek verwenden in ihren Musiktheater-Produktionen eine Vielzahl elek­ tronischer Instrumente. So beziehen sich ihre Kompositionen immer wieder auf die Ideen der „Musique concrète“ der späten 1940er Jahre. Hier wurden Geräusche der Natur und der Technik elektronisch aufgezeichnet, bearbeitet, verfremdet und zu Klangmontagen oder Geräuschkulissen neu zusammengesetzt.

80


Krachkunstmusik

Geräuschgesteuerte Lichtinstallation Zu sehen ist eine komplexe Glühbirnen-Installation. Zwischen Grammophonplatten werden Lampenkabel auf- und abgewickelt. Ein Midi-Keyboard steuert die Apparatur. So können die Längen der Kabel bestimmt werden, also wie hoch oder wie tief die Glühbirne von der Decke hängt, und die Helligkeit, mit der die Lampe leuchten soll. Klang wird so in eine große, poetische Lichtmaschine transformiert.

81


Ich verstehe Gott nicht

82


Im Theater sind die Bösen oft interessanter als die Guten. Im Leben manchmal auch. Und bisweilen sind sie sogar liebenswerter, findet die Regisseurin Christina Paulhofer. Auch wenn Gott das eigentlich verbietet. Oder etwa nicht? Eine Befragung von „Liliom“, mit dem Christina Paulhofer nach Bochum ans Schauspielhaus zurückkehrt. Und von allem, was zum Guten im Bösen dazugehört.

text: Christina Paulhofer fotos: christian rolfes

Eine Befragung von Liliom, der Sünde, des Kampfes, des Narzissmus, des Selbsthasses … Mein Gott! Muss man denn wirklich ALLES in Frage stellen, um einigermaßen ruhig morgens sein Gesicht im Spiegel zu waschen, ohne die bohrende Ungewissheit: Wer ist dieser Mensch, dem ich morgens das Gesicht wasche? Also mir geht es leider so. Es ist sehr anstrengend. Jeder Wertekanon kommt immer rosa leuchtend fröhlich auf mich zu. Ich begrüße ihn voller Liebe, ja ich warte sehnsuchtsvoll auf ihn. Eine Aufräuminstanz meiner ChaosSeele. Doch kaum ist er da, drehe und wende ich ihn, wie einen ollen Gebrauchsgegenstand. Er kann dann auch nur verlieren, denn ich erwarte einiges. EINIGES. Ich würde eigentlich gerne an Gott glauben. Das wäre auch so schön. Um einfach nur jeden Tag zu bitten, mir die Lasten von den Schultern zu nehmen. Und somit erleichtert, vertrauensvoll sein zu können. Das soll man als Christ doch dürfen. Aber immer, wenn es kurz davor ist, kommt das DENKEN dazwischen: Über Stücke, Texte, Menschen, Leben, Sterben, … über mich. Und

über meinen Hang, Verbrecher zu lieben. Und das darf man, glaube ich, nicht als Christ. 1998, ich war noch Studentin in Paris, habe ich in Bochum „Roberto Zucco“ inszeniert. Zucco, eine Erdichtung von Bernard-Marie Koltès über einen Massenmörder, der unter dem Namen Succo tatsächlich existiert hat. Die Plakate des Gesuchten hingen monatelang in der Pariser Metro, er hatte gestohlen und gemordet. Koltès war fasziniert. Ja, Succo war schön, und Koltès schwul.

„Ich hasse mich selbst.“ Mike Tyson, 45 Jahre alt, im SPIEGEL 1/2012

Seit dem ersten Lesen kriegte ich dieses Stück nicht mehr aus dem Kopf und hatte ein seltsames Gefühl von Verliebtheit. Ob in Succo oder in Koltès, wusste ich nicht so genau. Was heißt das? Dass ich selber kriminelle Energie habe und sie durch diese Figuren auslebe? Dass ich das Böse faszinierend finde und mit wohliger Gänsehaut vor „Aktenzeichen XY“ sitze? Dass mich die Mythologie

83

des schönen Bösewichts aus Filmen verfolgt wie Alain Delon in „Der eiskalte Engel“? Und überhaupt, sündige ich innerlich, wenn ich Mörder verstehe? Könnte ich auch morden? Ein anderer Bösewicht, der mich immer fasziniert hat, ist der Boxer Mike Tyson. Ich habe damals vor Wonne gejuchzt, als er diesem anderen Typen – wer war das noch mal? – mitten im Kampf das Ohr abgebissen hat. Dieser brutale Regelverstoß, der mit so einer emotionalen Wucht daherkam und so selbstzerstörerisch war, dass es Tyson seine Karriere gekostet hat, hat mich begeistert. Er hat gehandelt wie ein eingesperrtes Tier. Mit der Wut einer Kreatur, die nach Regeln leben muss, die für sie nicht gemacht sind. Regeln sind für freie Menschen, die sich selbst respektieren. Für Außenseiter, die sich selbst hassen, sind sie unverständlich, ja eine weitere Qual des Gegängeltwerdens, für sie, die ewig Gegängelten. Tyson sagt rückblickend über sein Leben außerhalb des Rings: „Ich war ein RuhmJunkie ohne ein Fitzelchen Selbstwertgefühl. Ich war ein Niemand. Geld war mir egal, nur Ruhm konnte meine innere Leere füllen. Ich dachte, Geld sei etwas für die Schwachen. Für die Idioten, die nicht mit Armut umge-


christina paulhofer

hen können.“ Und: „Ich hasse mich. Wenn ich in den Spiegel gucke, sehe ich ein Schwein.“ Kann man jemanden hassen, verurteilen, bestrafen, wenn er sich selbst hasst? Ist das nicht Strafe genug? Ist Selbsthass eine Sünde? Liliom trinkt, spielt, will keiner Arbeit nachgehen, schlägt seine schwangere Frau, überfällt einen Geldtransport und tötet sich schließlich selbst. Als ihm sein Job als Kirmes-Ausrufer gekündigt wird – das Einzige, wofür er sich einigermaßen befähigt hält – sagt er: „Schon gut, bitte, schon gut. Ich bin ein zerlumpter Niemand. Ich hab mir eingebildet, mich könnt man gar nicht hinauswerfen, weil ich ein zerlumpter Niemand bin.“ Er schämt sich für sich selbst. Er schlägt jede andere Arbeit aus. Vor Gottes Gericht wird ihm im zweiten Teil des Stückes gesagt, man werde ihm den Stolz schon austreiben. Ist Stolz gleich Sichfür-sich-selbst-Schämen? Ist Sich-für-sichselbst-Schämen eine Sünde? In Lukas 9,25 heißt es: „Und welchen Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne, und verlöre sich selbst oder beschädigte sich selbst?“ Er hat natürlich gar keinen

Nutzen. Was ist aber, wenn er nicht anders kann? Bestraft Gott, in welcher Form er auch immer existiert, Verlorene und Beschädigte, die sich das selbst angetan haben? Wenn das so ist, habe ich Angst vor ihm. Und was ist mit dem uns ewig im Kommunionsunterricht vorgepredigten Satz „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu“?

Bestraft Gott Verlorene und Beschädigte? Wenn das so ist, habe ich Angst vor ihm. Menschen wie Liliom behandeln alle Menschen so wie sich selbst – schlecht. Sie kennen es nicht anders. Selbst die Schläge, die er seiner Frau antut, sind eigentlich gegen ihn selbst gerichtet. Im Sterben sagt er: „Ich hab dich geschlagen … nicht aus Zorn, nein, nur

84

weil ich nicht zusehen kann, wenn eine weint … du hast geheult … meinetwegen …“ Und was ist mit Selbstmord, der finalen Konsequenz des Selbsthasses? Ich glaube, der ist in der katholischen Kirche verfemt, weil Judas sich erhängt hat, nachdem er Jesus verraten hat. Aber wenn Judas das nicht getan hätte, wäre Jesus nicht ans Kreuz genagelt worden, und die Prophezeiung hätte sich nicht erfüllt. Und wir hätten niemanden, der uns das Leid abnimmt, wenn wir ihn schön darum bitten. Ich denke und denke und verstehe Gott keinen Deut mehr. Dafür habe ich die Menschen immer lieber. Vor allem die Bösen.

Christina Paulhofer zeigte Ende der 1990er Jahre direkt nach ihrem Studium in Paris ihre ersten aufsehenerregenden Arbeiten am Schauspielhaus Bochum. In den Jahren danach wurde sie zu einer der gefragtesten Regisseurinnen ihrer Generation. Bis sie dem Theater aus Angst vor seiner zerstörerischen Kraft den Rücken kehrte. Nun kehrt sie mit „Liliom“ im April 2013 nach Bochum und ins Theaterleben zurück. Die Angst ist weg. Aber Respekt ist geblieben.


text: Dirk Laucke

Eigentlich ist dieser Text von Dirk Laucke viel länger, weil das Leben, die Arbeit und die Liebe noch viel komplizierter sind, als sich das in wenigen Zeilen ausdrücken lässt. Dem Typen, der im „Videoking“ seine Liebe fand und verlor, sind noch viele sehr sonderbare Dinge passiert, bis er die Videothek verließ und so dann auch seine Arbeit verlor. Das hat er gemeinsam mit seinem besten Freund Jimi Bowatski, der keine Arbeit und kein Schamgefühl hat. Als Jimi seine Arbeit verliert, schnappt er sich ein Bolzenschussgerät und seinen Freund, der mal im Videoking gearbeitet hat, und rast ins Wohnzimmer vom Chef, um sich seinen Job zurückzuholen. Auch Jimis Geschichte ist viel

85

komplizierter und lässt sich nicht in zwei Sätzen erzählen, aber was Jimi mit Markus, dem Typen aus dem Videoking, im Wohnzimmer von seinem Chef erlebt, erfährt man in Dirk Lauckes Stück „Jimi Bowatski hat kein Schamgefühl“. In diesem Text hier erfahren wir, warum Markus seinen Job verloren hat. Die Lage in beiden Geschichten ist komplex. Jimis Geschichte hat etwas mit Globalisierung, Kapital, Sachzwängen und Sozialdemokraten zu tun, Markus’ Geschichte mit unterbelichteten Pornos, Bugs Bunny, Siegelringen und Rita. Doch eines haben beide Freunde gemeinsam: Sie haben keine Arbeit mehr und sie verstehen absolut nicht, warum das so ist.


I

dirk laucke

mich quasi selber bei ihr aus. Sie knallte das Geld auf den Tresen und haute ab – Dass wir im Videoking zusammen gekommen sind, hab ich schon erzählt? (…) Ich hab fünfeinhalb Jahre beim Videoking gearbeitet und kann sagen, Irgendwann schlich sich besagter Chefkollege also hinterrücks die Filme da haben mir alles gegeben und alles genommen. Dabei wars an mich heran, ließ eine leer getrunkene Caprisonne-Verpackung auf den ersten Blick eine verdammt geile Zeit beim Videoking und der fallen und unter seinem Fuß explodieren, hiernach äußernd, er hätverdammt beste Job, den ich – angefangen als Über-die-Runden-Kom- te – die explodierende Caprisonnen-Verpackung sollte die Wortwahl mer – jemals hatte. Nicht wegen der 7,50 die Stunde, das kann ich wohl unterstreichen – den Knaller. Ich muss dazu sagen, ich war zu dir sagen, ganz klares Nee. Sondern wegen der allgemeinen Aufwer- dem Zeitpunkt nicht ganz aufnahmefähig, weil, jetzt kommts, Rita tung meiner menschlichen Existenz, die mir die Arbeit da verschaffte. schwanger geworden war und wir unser kleines Glück erstmal fassen, Platt gesagt. Dauernd kamen zum Beispiel irgendwelche Leute rein, verarbeiten und alles unaufhaltsam Kommende auch perspektivisch sei’s um nur mal zu gucken, Schwätzchen zu halten, Filmberatung gut zu organisieren versuchten: Namen, Nahrung, Stillkissen, Kinhier und Seele-beklempnern-Lassen da. Das war ein anderes Gefühl derwagen, Wickelkommode, Kita, der Siegelring meiner Großeltern für einen Job, eben nicht wie ein normaler Job, nine to five, nicht Hertha + Karl (R.I.P.) als selbst-ironisch-modernes Zeichen der komübern Tellerrand linsen, Dienst ist Dienst, Schnaps Schnaps und so menden Heirat und so weiter und so fort und ich in einer Melange aus weiter. Da gings um keine 7,50 die Stunde. Die Zeit, die wir im Video- Ängstlichkeit und Freude der allabendlich nahenden Ladenschließzeit king reingesteckt und letztendlich auch wieder rausgekriegt haben, entgegenfieberte, um meine und ihre Bugs-Bunny-tätowierte Hand, ist unbezahlbar. Jeder aus dem Viertel, der sich irgendwann mal Siegelring auf Siegelring, auf ihren Bauch zu legen und den darin einen Film in die Optik ziehen wollte, kam zu uns, nicht weil schlummernden Enfanten unserer Liebe zärtlich zu streicheln, wir die Filme hatten – und das waren um die zwotausend weshalb mir das kollegiale Ringen um den Titel Mitarbeiter Stücker – sondern weil wir die Filme hatten, wir hatdes Monats zugegebenermaßen inzwischen am Arsch ten die, also wir jetzt, wir, darum gings. Um echten, vorbei ging. Der Knaller läge, meinte Nennen-wirmenschlichen, unmittelbaren – face to face, vis ihn-Heinz, auf dieser mit Permanent-Marker und á vis – Kontakt. Beim Videoking hab ich zum den Worten Videoking’s Secrets beschrifteten Beispiel meine Frau kennen gelernt, will kleinen selbstgebrannten DVD. – Schön und sagen Ex, Ex-Frau, Rita. Rita, deren Nagut, ein selbstgedrehter Porno, sagte ich. men ich zu dem Zeitpunkt noch nicht – Schön und gut, meinte Wir-nennenauswendig kannte (…) jedenfalls ihn-immernoch-Heinz, schön und Rita. Rita kam rein, stellte sich gut, wenn ich die Hintergründe ab an den Tresen. Sie hob die über den Film in Erfahrung Hand, krümmte die Finger bringen würde, das wären bis auf den Zeigefinger zur nämlich alles Damen aus Faust und durchbohrte mit unserem Viertel und mir würdiesem waffenmäßigen Glied in de doch wohl klar sein, dass dieeiner Bewegung die magnetisierte ser Umstand die Exklusivität dieses Luft des Videokings, die jede rasende, Filmes ins Unermessliche steigern dürfwildsaumäßige, zwei Katanas schwingente – natürlich nur in unserem Viertel, aude Anime-Märchen-Rächer-Braut in den ßerhalb unseres Viertels war der Film das, was Schatten stellen würde, und zeigte Richtung ich sagte, eine schrammelige Aufnahme zweier ­Regalstapel: Den Lynch, sagte sie, und mein Blick Personen, die wie hormonbehandelte Wildkaninklebte an ihrem Handgelenk mit der Bugs-Bunny-Tächen um die Wette rammelten, dazu die beschissene towierung. Ich weiß nicht mehr, welcher Film es war, Blue DV-Qualität, von Licht wollen wir gar nicht reden. Ob ich Velvet, Inland Empire, oder irgendwas dazwischen, und ich mir denn mal Gedanken darüber gemacht hätte, wie lukrativ muss sagen, ich war in dem Moment eingeschüchtert von Ritas diese exklusive Authentizität denn, selbst wenn man eben NichtPräsenz. Wenn ich eingeschüchtert bin, fahr ich in der Regel das Eingefleischte-Home-made-Porno-Konsumenten mit dem Produkt gegenteilige Programm von dem, was ich eigentlich will. Soll heißen, vertraut mache, für den Videoking wäre. Ehrlich gesagt, benutzte er statt das Wiehern aus dem Mund des Kollegen, nennen wir ihn Heinz, nicht das Wort Authentizität, sondern truthness, aber darauf kommts wie ein Mann zu ertragen und ihr, der Dame vor dem Tresen, zu sagen: auch nicht an, sondern darauf, dass ich einen genaueren Blick auf das Ja klar, schönste aller bisher in diesem Laden erschienenen Kundin- schrammelige, unterbelichtete Video warf und feststellen musste, dass nen, nehmen Sie, darfs noch was sein, ein Getränk, was zu knabbern, man die Gesichter ja gar nicht sah. Ich sagte zu meinem Chefkollegen: einen gratis Vertrag über alle Rechte an meiner Person?, sagte ich Man sieht ja die Gesichter gar nicht. Ich für meinen Teil konnte zwar, natürlich: Den wollte ich mir heute selber in die Optik ziehen. Dar- aufgrund der Goldkette mit dem Anhänger VK sowie der prägnanten auf sie: Sollen wir uns den nicht zusammen angucken? Und ich, wie Wampe des rammelnden Männchens erahnen, dass es sich auf dem schon gesagt, nur darauf konzentriert, ihren Namen zu suchen und Video um niemand anderen als meinen Chefkollegen himself handeldie animalische Geräuschleistung eines schadenfreudigen Kollegen- te. Allein das weibliche Exemplar, und das war mir ja zuvor als besonchefs vorausahnend, versuchte superkühl-distanziert, aber dennoch dere Exklusivität verkauft worden, war selbst mir als Eingeweihtem kulant rüber zu kommen, und sagte: Nee. Und gab ihr den Film mit, unkenntlich. (…) Genau genommen sagte er auf meine Man-siehtden ich mir an diesem Abend zum wahrscheinlich vierzehnten Mal in die-Gesichter-ja-gar-nicht-Bemerkung nur: Tja (…) Naja. Irgendwie die Optik ziehen wollte. Ich hab ihn ihr gegeben, verstehste. Ich lade ließ mich die Kategorie jenseits des erlaubten Geschmacks nicht los,

FSK

18

86


weshalb ich am nächsten Tag anfing, mir die Streifen in die Optik zu ziehen, ein Streifen Videoking‘s Secrets nach dem anderen. Ich meine, mir wurde richtiggehenstens schlecht vor Ärschen, Händen, Muschis und Titten und Schwänzen in dieser schlechten Amateuroptik, bis das Konterfei von Bugs Bunny im Eifer der masturbierenden Hand vor meinen Augen hoch und runter hopste. Aussetzer. Wir-nennen-ihnHeinz stand hinter mir und sortierte einen Stapel Magnetschildnummerierungen und pfiff eine hübsche Melodie ganz prächtig vor sich hin. In meiner Optik das Standbild mit der Bugs-Bunny-tätowierten Hand und dem blitzenden Siegelring vor Kollegenchefs Wampe, hinter mir der Abfall der Geschichte. Wie ich schon gesagt hab, im Videoking hab ich meine Liebe gefunden und der Videoking hat sie mir wieder genommen. Ich habe mich zu diesem Vorfall nicht geäußert, sondern bin weiter meiner Arbeit nachgegangen. Ich schlidderte wortlos durch eine Gegenwart, deren Sinn man mir genommen hatte, einer durchgeplanten Ruine von Zukunft entgegen. Die folgenden Tage und Wochen malten sich allesamt so aus wie eine dieser tristen Szenen, in denen ein Typ gerade alles verloren hat und sinnlos und mit ergrautem Gesicht, den ersten grauen Haaren, in grauen Klamotten durch den Grauschleier seiner eh schon mächtig grauen Stadt latscht, an irgendwelchen Brücken steht und sein Gesicht in Tränen, seine angekratzte Psyche in Bars oder auf irgendwelchen Parkbänken in massivst Alkohol wäscht, und weder ein Buch zur Hand noch sich einen Film in die Optik ziehen, geschweige denn sich mit irgendwem unterhalten kann. Es fehlte nur der passende Soundtrack zu meiner Misere. Ich wachte auf neben Rita, neben ihrem Bauch und legte die Hand nicht mehr auf diesen. Achja, wir waren noch ein ganzes Stück weit zusammen. (…) Der Videoking hat dicht gemacht, weil sich doch jeder seine Filme aus dem Internet zieht. Ich glaube Wir-nennen-ihn-schieß-mich-tot hat inzwischen seinen nächsten Job in den Sand gesetzt.

Eine Welt voller Reiseideen

Reisen maßgeschneidert Wir recherchieren für Sie ständig die besten Plätze, interessantesten Reiseziele und die schönsten Hotels und Schiffe – immer mit dem Blick fürs „Schöne“. Bei uns werden Reiseideen geliefert und Reisen maß geschneidert, nach Ihrem Stil und Ihren Anforderungen. Boutique, Flair-, Design- oder Grandhotel – immer das Beste fürs Budget. Unser Firmendienst entlastet Sie bei der Planung Ihrer Geschäftsreisen und verschafft Ihnen die nötigen Zeitvorteile. Wir nehmen uns die Zeit, Sie ausführlich und kompetent zu beraten. Testen Sie uns – es lohnt sich bestimmt ! Wir freuen uns auf Ihren Anruf oder auf Ihren Besuch!

Dirk Laucke, geboren 1982, wuchs in Halle an der Saale auf. Er studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. In Bochum war von ihm bereits „alter ford escort dunkelblau“ zu sehen, sein neues Stück „Jimi Bowatski hat kein Schamgefühl“ in der Regie von Christina Pfrötschner feiert am 3. Februar 2013 Premiere im Theater Unten.

87

Massenbergstraße 7 | 44787 Bochum Tel. +49 (0) 234 96180 60 info@Lcc-bochum.de www.Lcc-bochum.de


Manchmal sitzt man wie in einem wilden Wunder Aus dem Notizbuch des Theatermachers J.N. Texte: Jan Neumann

Theater ist live. Menschen aus Fleisch und Blut, die sich da oben hinstellen und anderen Menschen aus Fleisch und Blut mit ihrem Fleisch und Blut da unten etwas erzählen. Kein Buch und auch kein Dolby Surround Home Entertainment System bietet mir das: Ich sitze in einem Kollektiv, und ein anderes Kollektiv tanzt, spricht, schreit und gestikuliert vor meinen Augen.

Einmal saß ich im Theater und habe zwanzig Minuten lang nur gedacht, was ist das denn für eine langweilige Soße, ist das langweilig, oh Gott, ich schlafe gleich ein, schnarche ich schon?

Aber dann bemerke ich plötzlich, dass ich wach bin, dass mein Mund seit einiger Zeit trotzdem einfach offen steht, dass mir ein bisschen Spucke aus den Mundwinkeln läuft, ich vergessen habe, zu schlucken, den Mund zuzuhalten, überhaupt alles vergessen habe, und nur noch oben bin, dass das das Woanders ist, nach dem ich mich immer gesehnt habe. Was war geschehen? Ich habe die konstruierte Realität der Geschichte als eigentliche Realität anerkannt, habe mich berühren lassen, obwohl ich wusste, dass alles nur gespielt ist. Ich saß da und hatte vergessen, dass ich bin. Das ist in etwa das Gegenteil von jener Möglichkeit, meinen Namen, mich, Sinn und Unsinn, hinauszurufen, es ist das Vergessen meines Namens, der mit einem Mal nicht mehr wichtig ist. Als Schüler bin ich drei-, viermal die Woche ins Theater gelaufen und saß am liebsten in der ersten Reihe Mitte, mit der Nase auf der Rampe, dem Spuckeregen der Sprechenden da oben ausgesetzt. Auch das ist Theater: sich bespucken lassen, spüren, dass jemand arbeitet, um mit allen Sinnen und Möglichkeiten etwas von der Welt zu erzählen, sie im Spielen zu ergründen versuchen, mit mir und für mich, der auch nur ergründen will, was nicht zu ergründen ist, die Welt sehen und sie gleichzeitig vergessen. Und, wie gesagt, man kann auch einfach aufstehen und etwas rufen, oder einfach zurückspucken, wo kann man das schon?

Ich könnte, und das ist doch auch ein Grund ins Theater zu gehen, ich könnte aufspringen und HALT schreien, oder MEIN NAME IST JAN NEUMANN, und alle würden innehalten, vermutlich irritiert, ebenso vermutlich wenig erfreut. Möglicherweise würde man mich aber auch ignorieren, so tun, als hätte der Zwischenruf nicht stattgefunden, als gäbe es mich nicht. Aber ich könnte wieder rufen und wieder, und man käme nicht umhin, mich wahrzunehmen, sich zu empören, mich zu maßregeln, sich zu mir zu verhalten. Ich könnte, wenn der Saal dunkel wird, rufen, was auch immer mir in den Sinn kommt, was Sinn macht oder Unsinn ist. Die Hemmschwelle, dies zu tun, ist selbstverständlich hoch. Aber die Möglichkeit besteht. Das Theater birgt das Potenzial zum Dialog, der in feinster Form sowieso permanent stattfindet. Das weiß jeder, der einmal auf einer Bühne stand und dieses atmende, ausdünstende, hüstelnde, reagierende Tier namens Publikum erlebt hat.

88


Schauspieler müssen eben nicht lügen. Sie müssen denken, Text denken und Gedanken denken, und dabei das Denken sichtbar machen, spürbar und hörbar bis in die allerletzte Reihe. Und die ist mitunter recht weit. Und natürlich: Spielen. Im Spiel enthüllt sich alles. Spielen wie ein Kind, das Spiel ernst nehmen. Wie wenn man spielt und es Abend wird, und die Eltern schicken dich ins Bett, du willst aber nicht aufhören. Die andere Welt ist stark geworden, und will dich nicht loslassen. Und du willst bleiben. Aber ich muss wissen, was ich da überhaupt erzähle: Ich kenne den Weg so gut, dass ich nicht mehr auf ihn achten muss, so gut, dass ich die Nase nicht in der Karte haben muss, sondern im Wind, und die Augen in der Welt und nicht auf dem Papier. Wie geht das? Als verwirrtem jungen Schauspieler wurde mir einmal gesagt: Im Zweifel einfach da stehen, zuhören und dann reagieren. Oder: Text wie Wasser, und nicht an die Möbel stoßen. Dass allein das schon schwer sein kann, weiß jeder, der es auch nur einmal probiert hat.

AMA heißt: ALLES MIT ALLEM, und ist eine der letzten Proben, in der man erstmals alles mit allem zusammenfügt, im Original, Kostüme, Schauspieler, Schauspielkunst, der Stücktext, Bühne, Licht, Maske, Requisiten und Ton, und alles auch noch in der richtigen Reihenfolge des Ablaufs des Theaterabends. Meistens ist zur ersten AMA aber gefühlt nichts da, außer der Intendant des Hauses, der, stets ungeduldig wartend und erwartend, wirklich alles zu sehen, dieses Nichts besieht, das in der Regel aus all dem besteht, was einmal nicht mehr zu sehen sein soll am Premierentag: technische Fehler, Texthänger, das Gegenteil von Schauspielkunst, nicht fertige Requisiten, Unentschiedenheiten des Regisseurs, Fehler der Dramaturgie... AMAs sind übrigens selten komisch, vor allem bei Komödien nicht, was sie bei Regisseuren nicht besonders beliebt macht, wer sieht schon gern, was alles nicht stimmt. Und genau dafür sind AMAs da: Dass man sieht, was alles noch nicht da ist – dann kann man das in den verbleibenden Proben noch ändern und gut ist.

Jan Neumann ist ausgebildeter Schauspieler, arbeitet aber inzwischen vor allem als Autor und Regisseur, gerne auch gleichzeitig, unter anderem in Bochum. In der Spielzeit 2012/2013 eröffnet er die Kammerspiele mit einer Inszenierung der „Ehe der Maria Braun“ nach dem gleichnamigen Film von Rainer Werner Fassbinder. Premiere ist am 23. September 2012.

Ich glaube ja, dass die Welt immer schon am Untergehen ist. Seit es sie gibt, geht sie unter. Die Frage nach der Rettung der Welt ist also die Frage nach der Gestaltung ihres Unterganges. Als Schauspieler rettet man die Welt jeden Abend ein bisschen, man zerstört sie auch ein bisschen. Man lenkt ab. Man lenkt hin. Aber das Spiel auf der Bühne kann zumindest die Utopie heraufbeschwören, dass es ein Richtig und ein Falsch, dass es Gut und Böse gibt, und: dass man sich entscheiden kann. Zum Beispiel dazu, die Welt zu retten.

Ich finde, jeder Abend, der einen packt oder interessiert, der einen bewegt oder gut unterhält, beweist, dass zumindest das Theater nicht gerettet werden muss. Der große alte Schauspieler Will Quadflieg hat einmal – er war zu Besuch an unserer Schauspielschule – von den Kriegsjahren erzählt, wo er durch die Lazarette gezogen war, den Rucksack voll Reclamhefte, und den verletzten Kriegern FAUST vortrug, und Shakespeare, und Ibsen, und wie die alle diese Worte brauchten, diese Geschichten und Verse, um weiter zu leben, um weiter zu hoffen. Ich glaube nicht, dass das Theater gerettet werden muss, sondern dass wir das Theater brauchen, um gerettet zu werden. Faszinierend fand ich schon immer, dass man immer wieder hingeht, ins Theater, und man weiß, in der Regel sind auch alle, die sich da so einen Theaterabend ausgedacht haben, die das Stück ausgewählt und besetzt und gespielt und inszeniert und ausgestattet und beleuchtet haben, halbwegs talentiert und haben sich auch recht mächtig reingekniet, dass es gut wird. Trotzdem passiert es, dass nach acht Wochen Proben der große Knall ausbleibt, die Saat nicht oder nicht ganz aufgeht, und vor allem, dass nicht alle gleichermaßen begeistert und berührt sind. Aber manchmal eben auch nicht. Manchmal knallt es. Manchmal glitzert’s. Manchmal sitzt man wie in einem wilden Wunder.

89


Reemda, 14 Jahre, Erich-K채stner-Gesamtschule, Kost체mgruppe

junges schauspielhauS

90


schulen in bewegung

Löwen bändigung Mehr als 80 Schüler kommen jedes Jahr zusammen, wenn das Junge Schau­spielhaus unter der Leitung der Regisseurin Martina van Boxen und ihres Teams mit dem Projekt „Schulen in Bewegung“ ein neues Stück auf die Bühne der Kammer­spiele bringt. Das Besondere: Die Schüler, die gemeinsam spielen und tanzen und auch für Bühne, Kostüme, Musik, Video und die dazugehörige Website verantwortlich sind, kommen nicht nur aus sechs verschiedenen Schulen, sondern auch aus sechs unter­ schiedlichen Schulformen. Die Journalistin Sarah Heppekausen hat die Gruppen bei den Proben für „Schulen in Bewegung 2012“ besucht. rem Selbstvertrauen, Team- und Disziplinfähigkeit, die ihre Schüler als nachhaltigen Gewinn aus dem Projekt mit in den Schulalltag gebracht haben. Aber noch sind Aaron, Ayman, Vicky, Murat und die anderen beim Prolog. „Was ist das überhaupt?“, will Nachwuchsschauspielerin Rondek wissen. „Das ist das, was kommt, bevor das Stück richtig losgeht“, erklärt die Theaterpädagogin kurz. In diesem Fall eine Gruppenszene vor dem ersten Akt, alle sollen durcheinander sprechen. Sätze wie „Das war einfach eine Ausnahmesituation“ oder „Warum glaubst du, dass du anfangen kannst?“. Anja Schöne muss wieder unterbrechen: „Nein. ‚Fick deine Mutter’ passt hier nicht.“ Eine Regie ohne Humor und Durchsetzungskraft wäre vermutlich aufgeschmissen. Sie fühle sich manchmal wie eine Löwenbändigerin, hat Martina van Boxen vor ein paar Tagen gesagt. Martina van Boxen leitet seit 2005 das Junge Schauspielhaus Bochum und auch das SIB-Projekt. Fünf Jahre lang hieß das noch HIB, denn zu Beginn waren ausschließlich Hauptschulen beteiligt. „Wir wollten diesen Schülern eine Chance geben“, erklärt van Boxen ihre Motivation. Denn es war allzu offensichtlich: in die Jugendclubs des Jungen Schauspielhauses kamen nur Gymnasiasten. Durch HIB hat sich das geändert, die Gruppen sind vielfältiger geworden. „Aber HIB war auch eine Form der Gettoisierung“, meint van Boxen. Deshalb sind seit 2010 alle Schulformen vertreten, von der Förderschule bis zum Gymnasium. Es bewerben sich keine Klassenverbände, sondern nur einzelne Schüler aus den Stufen 8 bis 11. Schließlich geht es um Durchmischung, um die Förderung eines funktionierenden Gesellschaftssystems im Gruppenformat.

text: Sarah Heppekausen Fotos: christian rolfes

„Wir fangen damit an, dass alle ihre Kaugummis ausspucken.“ 20 Mädchen und Jungen stehen im Pulk in der Mitte des Raumes. Drei von ihnen trotten zum Mülleimer. Dann ist der Chor bereit: „Wir wollen jemand werden“. Sie sagen das laut und überzeugend, als hätten sie lange darauf gewartet, endlich ihre Stimme erheben zu können. Dabei herrscht seit einer Stunde eine Art Dauergemurmel. „Und Handys haben hier jetzt auch nichts zu suchen!“ Wieder eine Unterbrechung. Sergej versteckt seins schnell unterm Pulli, grinsend. Dann alle: „Angst. Mehr Angst. Am meisten Angst.“ Es sind Sätze aus der ersten Szene, die Anja Schöne ihre Schauspielergruppe sagen lässt, um chorisches Sprechen zu üben. Sätze aus Janne Tellers Jugendroman „Nichts“, den die Regisseurin und Theaterpädagogin für die aktuelle Produktion von „Schulen in Bewegung“ zur eigenen Theaterfassung umgeschrieben hat. Es ist Anfang Februar, eine der ersten Proben. Die Rollen sind verteilt, aber noch längst nicht kennt jeder den „echten“ Namen des anderen. Etwa 80 Schülerinnen und Schüler von sechs verschiedenen Bochumer Schulen kommen bei SIB – wie das Schulprojekt des Jungen Schauspielhauses kurz genannt wird – zusammen, um gemeinsam und wie die Profis eine Theaterinszenierung auf die Bühnenbeine zu stellen, vom Kostüm bis zur Dokumentation auf der eigenen Website. Also wird zum Aufwärmen nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit den Vornamen gespielt. Manchem fällt da nicht der eigene, sondern nur der seines Gegenübers ein. Vor Aufregung vielleicht, oder aus mangelnder Aufmerksamkeit. Die Lehrer, die schon im vergangenen Jahr bei SIB waren, berichten von gesteigerter Konzentrationsfähigkeit, von größe-

Wählen können die Jugendlichen zwischen den Bereichen Schauspiel, Tanz, Musik, Bühne, Kostüme, Film und Website. Pascal zeichnet gerne. Deshalb hat sich der Elftklässler

91


junges schauspielhauS des Klaus-Steilmann-Berufskollegs für die Gruppe Bühnenbild entschieden. Shilan ist bei den Schauspielern. „Ich liebe Tanzen und Singen, aber ich habe Bühnenangst“, erzählt die hübsche 16-Jährige mit den wilden braunen Locken, der solche Schüchternheit kaum zuzutrauen ist. „So geht das nicht, hat meine Mama gesagt. Schauspielen tut dir bestimmt gut.“ Es gehe nicht darum, aus den Schülern Profi-Darsteller zu machen. Martina van Boxen erhofft sich für die Teilnehmer einen Schritt für ihre Entwicklung.

wuchskostümbildnerin eine ganz andere, eine pragmatische Sorge um. „Und was ist, wenn die sich weigern, das anzuziehen, was wir rausgesucht haben?“ Bei SIB werden Inhalte diskutiert und Theaterberufe erklärt, künstlerische Kompetenzen geschult und Teamarbeit geprobt, schulische Schranken durchbrochen und eine abendfüllende Inszenierung entwickelt, die ihren festen Platz im Spielplan bekommt. „Es hat eine große soziale Komponente, aber es geht ganz klar um ein künstlerisches Produkt“, sagt Regisseurin Martina van Boxen. Die Schüler sind freiwillig dabei. Ihre Lehrer bleiben Beobachter. Geprobt wird einmal die Woche am Nachmittag, einmal im Monat ganztags und eine Woche durchgehend in den Osterferien. Wer dreimal unentschuldigt fehlt, fliegt raus. So ist die Regel. Die Schulen müssen die Projektproben im Lehrplan berücksichtigen und auch bereit sein, eine Klassenarbeit nachschreiben zu lassen. Das ist Voraussetzung für eine Teilnahme.

Fünf der Gruppen arbeiten in den Räumen des ehemaligen Stadtarchivs in der Kronenstraße. „Wir proben“ leuchtet unten am Eingang ein Schild. Warnend, aber auch verheißungsvoll. Die dritte Etage des besprayten Betonbaus steht dem Jungen Schauspielhaus zur Verfügung. Das Treppenhaus dorthin hat den unangenehmen Charme eines ausrangierten Gebäudes. Oben liegt braun-blauer Teppich auf dem Boden. Aber dem trüben Muff der Vergangenheit tritt diese junge künstlerische Zukunft unbeeindruckt entgegen. Sie okkupieren den Raum allein durch ihre Anwesenheit. Kichernd, schreiend, bollernd, ungebremst Ideen versprühend. Im Zimmer linker Hand haben sie einige davon an der Wand fixiert. Bunte Gestalten, aus Zeitschriftenschnipseln zusammengeklebt oder mit Buntstiften selbst gemalt. Es sind erste Entwürfe der jungen Kostümbildnerinnen, die Dramenfiguren aus ihren Augen. Eigenschaften und Requisiten haben sie gleich daneben notiert. Der fromme Kai: konservativ gekleidet, „Schlappschwanz“. Jan-Johann: braunhaarig, dünn, Taschenlampe, Schlachtermesser.

Die Luft in der Aula des Klaus-Steilmann-Berufskollegs ist verbraucht. Seit Stunden trainieren dort die elf Tänzerinnen und Tänzer mit Duke Wilburn. Wie die meisten der künstlerischen Gruppenleiter kennt auch der Choreograf und Tanzpädagoge die Arbeit mit dem Nachwuchs aus den Jugendclubs. „Ich will mit ihnen zunächst ein Bewegungsvokabular aufbauen. Einige haben noch gar keine Erfahrung mit Tanz.“ Es ist Basisarbeit, die alle SIB-Gruppenleiter leisten. Aber eine mit maximaler Wirkung. Die Choreografie für die erste Szene auf dem Schulhof steht. Ein lässiger, dynamischer Hip-Hop-Battle zu Michael Jacksons „They Don’t Care About Us“. „Haben wir Besen“, fragt eine der Tänzerinnen. „Wir könnten die andere Gruppe doch so wegfegen.“ An Einfällen und Enthusiasmus mangelt es in keiner Gruppe. Was hat Shilan noch gesagt? Spaß hat Bedeutung.

Janne Tellers Geschichte über „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ ist gnadenlos, ihre Jugendlichen grausam. Pierre Anthon sitzt in einem Baum und wirft mit reifen Pflaumen, getrieben von der fürchterlichen Gewissheit, dass nichts eine Bedeutung hat. Es ist die nihilistische Einsicht des Existenzialisten. Sich und seinen Mitschülern stellt er die unerbittliche Frage nach dem Sinn des Lebens. Die bauen zum Gegenbeweis einen Berg der Bedeutung. Der türmt sich aus persönlichen Opfergaben, aus Lieblingsschuhen, einem Hamster, einem Gebetsteppich. Sofie verliert ihre Unschuld, Jan-Johann seinen Zeigefinger. Fanatismus, Gewaltsog und Gruppendynamik, philosophische Weltsicht und psychologische Mechanismen sind die Themen dieses umstrittenen Romans. In Tellers Heimat Dänemark wurde er zunächst abgelehnt, dann vom Kulturministerium mit dem Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Martina van Boxen ärgert es, „wie wenig Kindern zugemutet wird“. Sie hält das Buch und seine Sinnfragen für bemerkenswert, die Konfrontation mit diesen Themen für notwendig.

„Schulen in Bewegung“ wird in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Premiere ist im Juni 2013 in den Kammerspielen. Regisseurin Martina van Boxen inszeniert zudem „Unser Lehrer ist ein Troll“, ein Stück von Dennis Kelly für Kinder ab 8 Jahren, sowie die Uraufführung „Fickende Fische“ nach dem preisgekrönten Jugendfilm von Almut Getto.

Und was hat für dich Bedeutung? Shilan antwortet spontan: „Spaß haben. So lange ich Spaß habe, ist alles gut.“ Nach der Lektüre des Stücks hat sich die Realschülerin ihre Gedanken gemacht. „Ich will nicht mehr zur Schule, das hat doch keine Bedeutung. Nach der Zehnten gehe ich ab.“ Ihrer Mutter gefalle das allerdings nicht. Im Nebenraum treibt eine Nach-

92


Jeffrey, 14 Jahre, Cruismann Fรถrderschule, Tanzgruppe

schulen in bewegung

93


Pascal, 18 Jahre, Klaus-Steilmann Berufskolleg, B端hnenbildgruppe

junges schauspielhauS

94


Leonie, 15 Jahre, Gymnasium Schiller-Schule, Schauspielgruppe

schulen in bewegung

95


Louisa, 16 Jahre, Hans-Bรถckler Realschule, Musikgruppe

junges schauspielhauS

96


Ali, 16 Jahre, Hauptschule Fahrendeller StraĂ&#x;e, Videogruppe

schulen in bewegung

97


junges schauspielhauS

Theater und Angebote für Kinder, Jugendliche und Pädagogen Jugendclubs und Regiewerkstatt

In unseren Jugendclubs entwickeln wir mit Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren über mehrere Wochen Produktionen zu Themen, die ganz nah dran sind am Leben junger Menschen. Gegenwart und Zukunft, Visionen und Utopien, Liebe und Leid? Mit Hilfe von Theaterpädagogen können die Jugendlichen ihre Fragen und Interessen künstlerischkreativ reflektieren. Sie schreiben Texte und beschäftigen sich mit verschiedenen Formen des Theaters vom Schauspiel über Tanz bis hin zur Musik. Alles ist möglich! Außerdem können sich Jugendliche, die lieber auf der anderen Seite der Bühne stehen, in unserer Regiewerkstatt mit einem eigenen Konzept ausprobieren. Am Ende der gemeinsamen Entdeckungsreise stehen jeweils öffentliche Vorstellungen im Theater Unten des Schauspielhauses Bochum.

Workshops für Kinder und Jugendliche

Jungen Menschen ab 12 Jahren, die erste Theaterluft schnuppern wollen, bieten wir Workshops in den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Medien und Literatur an. Und Theaterbegeisterte ab 9 Jahren können in den Herbst-, Weihnachts- und Osterferien an unseren spannenden Ferienworkshops teilnehmen.

Fortbildungen und Newsletter für Pädagogen

Für Pädagogen bieten wir auch in der neuen Spielzeit wieder Fortbildungen in den Bereichen Theater, Theaterpädagogik, Gewaltprävention und vielen weiteren The-

men an. Details erfahren Sie ab Sommer 2012 in unseren Publikationen und über den Newsletter: In regelmäßigen Rundmails informieren wir Sie über die aktuellen Projekte des Jungen Schauspielhauses, über theaterpädagogische Veranstaltungen, laufende Inszenierungen und unser Fortbildungsangebot. Falls wir Ihre E-Mail-Adresse noch nicht in unseren Verteiler aufgenommen haben sollten, melden Sie sich gerne bei uns: jungesschauspielhaus@bochum.de

Theaterstammtisch und Theaterscouts

Das Theater ist für alle da! Unter diesem Motto laden wir Jugendliche, Pädagogen und andere Theaterfans ein, sich beim Theaterstammtisch gemeinsam mit anderen über die Bretter, die die Welt bedeuten, auszutauschen – wir diskutieren über aktuelle Inszenierungen und Projekte, laden Gäste ein und gehen natürlich gemeinsam ins Theater. Unsere Theaterscouts sind Pädagogen und Schüler, die Lust haben über Inszenierungen und Projekte des Schauspielhauses innerhalb ihrer Schule oder Einrichtung zu informieren. Für die Scouts kostet der Eintritt ins Schauspielhaus bei allen Repertoire-Vorstellungen mit einem Mitgliedsausweis an der Abendkasse nur eine Bearbeitungsgebühr von 2,00 €! Der Theaterstammtisch und die Theaterscouts treffen sich, außer in den Schulferien, am 1. Dienstag im Monat. Anmeldung und weitere Infos: Tobias Diekmann Tel.: 0234 / 33 33 55 28 E-Mail: tdiekmann@bochum.de

Das detaillierte Programm für die Jugend­clubs, Workshops und weiteren Angebote veröffentlichen wir im Sommer 2012. Aktuelle Ankündigungen finden Sie auch unter www.schauspielhaus­ bochum.de/jungesschauspielhaus und auf der Facebook-Seite des Jungen Schauspielhauses: www.facebook.com/jungesschauspielhaus. Anklicken und weitersagen! Kontakt: Junges Schauspielhaus Bochum / Königsallee 15 / 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 54 28 / Fax: 0234 / 33 33 54 24 / E-Mail: jungesschauspielhaus@bochum.de

98

Columbus

Schulen entdecken Theater Wir laden Schulklassen, Kurse und Arbeitsgemeinschaften aus Bochum und der Region herzlich ein, sich auf eine besondere Entdeckungsreise in die Welt des Theaters zu begeben! Unser Schul-Kooperationsprojekt Columbus weckt die Neugier auf Theater, aktuelle Themen und Literatur und ist zugleich ein Service für Lehrer, um den Theaterbesuch mit ihren Schülern im Schauspielhaus Bochum so einfach wie möglich planen zu können. Columbus auf einen Blick: • für Schulklassen ab dem 8. Jahrgang • Teilnahme über 1 oder 2 Jahre • 2 Vorstellungsbesuche pro Spielzeit • Führung durch das Schauspielhaus Bochum • Hintergrundmaterialien für Lehrer • Kartensicherheit auch bei gefragten Vorstellungen • nur 6,00 € pro Theaterbesuch Wir bieten die Columbus-Vorstellungen abends, aber auch an vielen Vormittagen an. Die Kosten für die zweijährige Teilnahme betragen inklusive aller vier Vorstellungen sowie der Vor- und Nachbereitungsangebote pro Person 24,00 €, für die einjährige Teilnahme mit zwei Vorstellungen 12,00 €. Damit zahlt jeder Schüler nur 6,00 € pro Theaterbesuch. Zum Vergleich: Eine reguläre Schülerkarte im Gruppenverband kostet 8,00 € – preisgünstiger als mit Columbus können Schulklassen nicht ins Theater gehen! Anmeldung und weitere Infos: Tobias Diekmann Junges Schauspielhaus Tel.: 0234 / 33 33 55 28 E-Mail: tdiekmann@bochum.de In Kooperation mit der Bezirksregierung Arnsberg und der Schulaufsicht Bochum


Programm

THEATER IN UND MIT DER STADT Das Junge Schauspielhaus ist auch der Ort für ein Theater, das sich in die Stadt vernetzt und Geschichten erzählt, die wir sonst nicht hören. Dazu gehören seit Jahren Projekte, die zum Beispiel mit Patienten und Mitarbeitern der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum oder mit Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Bochum entwickelt wurden. Auch in der Spielzeit 2012/2013 setzen wir die erfolgreiche Theaterarbeit in der Stadt und mit der Stadt fort. So ist ein weiteres Projekt mit der Psychiatrie geplant, eine „Bochumer Glückssuche“ in Zusammenarbeit mit Junges Pottporus, aber auch mit einem neuen Kooperationspartner: der Ev. Stiftung Overdyck, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.

ANGEKOMMEN

Ein Projekt mit unbegleiteten minder­ jährigen Flüchtlingen

Immer wieder kommen minderjährige Flüchtlinge ohne jegliche Begleitung aus der ganzen Welt zu uns, ins reiche Deutschland. Von Schleppern eingeschleust, ohne Kenntnis der Sprache, zum Teil schwer traumatisiert, alle mit Träumen von einer besseren Zukunft. Mit welchen Hoffnungen und Ängsten haben sie sich auf den Weg gemacht? Was erwarteten sie vor ihrer Ankunft hier? Von unserem Land, unserer Stadt, von den Menschen, die hier leben? Und wie fühlen sie sich jetzt? Mittels Theater, Tanz und Musik wollen wir diesen Jugendlichen die Chance geben, ihre Geschichten zu erzählen und sich künstlerisch ausdrücken. In Kooperation mit der Ev. Stiftung Overdyck und mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins des Jungen Schauspielhauses

Bochumer Glückssuche Tanz- und Theater­ projekt mit Junges Pottporus

Wo wohnt das Glück? Wird es mich finden, wenn es mich sucht? Bin ich ihm schon begegnet? Oder haben wir uns knapp verpasst? Dreißig Jugendliche im Alter von 14 bis 24 Jahren gehen auf Glückssuche in Bochum und suchen individuelle Geschichten des Glücks. Sie befragen Einkaufsbummler und Verkäufer, Büdchenbetreiber und Autobauer, Tagträumer und Nachtschwärmer. Aus den Geschichten entwickeln sie schließlich ihr Stück. Die Regisseurin Martina van Boxen und Kama Frankl, Leiterin der Jugendsparte der Tanzkompanie Pottporus aus Herne, entwickeln dieses Tanz- und Theaterprojekt für den Stadtraum. Eine Reise durch die Stadt voller Glück. In Zusammenarbeit mit Junges Pottporus

KINDERTHEATER DES MONATS

MÄRCHEN­ LESUNGEN

Sechs wunderbare Inszenierungen aus ganz Deutschland, die Kinder unterschiedlichen Alters mitnehmen auf eine Weltentdeckungsreise und sich schweren Themen mit verblüffender Leichtigkeit stellen. Musikalisch, komisch, romantisch.

Schauspieler des Ensembles lesen an den vier Adventssonntagen im Theater Unten aus ihren ganz persönlichen Lieblingsmärchen und -geschichten und entführen Groß und Klein an fremde und verwunschene Orte.

für kinder ab 5

Gefördert vom NRW KULTURsekretariat

im advent

Infos und Termine zu Reihen „Kindertheater des Monats“ und „Märchenlesungen“ entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.

99

Unter­ stützung Förderverein des ­Jungen Schauspielhauses Kinder und Jugendliche brauchen eine Lobby! Ziel des Vereins ist es, das Bürgerinteresse am Kinder- und Jugendtheater zu fördern. Jeder, der die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen am Schauspielhaus Bochum ideell oder auch materiell unterstützen möchte, ist in diesem Verein willkommen. Sei es als aktives Mitglied oder als Fördermitglied. Natürlich sind auch Spenden gern gesehen. Ab einer Spende von 50,00 € können wir Ihnen eine Spendenbescheinigung ausstellen. Kontakt: Ulricke Hasselbring Tel.: 0234 / 58 11 48 E-Mail: ulricke.hasselbring@rub.de

Patenkarten spenden oder nutzen

Um finanziell benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen Theaterbesuch oder die Teilnahme an einem Workshop oder Jugendclub zu ermöglichen, hat das Junge Schauspielhaus in Kooperation mit dem Freundeskreis Bochumer Schauspielhaus e.V. ein PatenkartenSystem eingeführt. Dafür suchen wir Bürgerinnen und Bürger, die eine Summe in beliebiger Höhe spenden. Von diesem Geld können Eintrittskarten für Kinder und Jugendliche finanziert werden, deren Eltern die finanziellen Mittel für einen Besuch im Schauspielhaus oder einen Workshop nicht aufbringen können. Ab einer Spende von 50,00 € können wir Ihnen eine Spendenbescheinigung ausstellen. Kontakt für Spender: Hans Joachim Salmen Tel.: 0234 / 47 35 93 E-Mail: hajosalmen@aol.com Kontakt für Patenkarten: Sie benötigen Patenkarten? Melden Sie sich bitte im Jungen Schauspielhaus unter Tel. 0234 / 33 33 54 28. Wir ­helfen Ihnen schnell und unbürokratisch!


Querfeldeingedanken zur Liveticker-Reihe im Theater Unten, gespickt mit steilen Thesen und flach gespielten Fragen. text: andreas grothgar

„Ach ja, du hast ja deinen komischen Fußballabend heute.“ Diesen Satz gab mir eine Dramaturgin des Bochumer Schauspielhauses mit auf den Weg zu meinem ersten Liveticker, Gast war Frank Goosen. Dramaturgen sind die Think Tanks unserer Theater, sie machen sich Gedanken WAS das Theater WIE und WARUM und WANN macht. Denk mal! Daher lohnt es sich, den Satz zu beleuchten: DU hast DEINEN Fußballabend... Der Liveticker entstand in gemeinsamer Überlegung von Schauspielhaus und VfL, man wollte eine alte Verbindung von Fußball und Kultur aus den Zeiten von Zadek aufnehmen, damals gab es sogar ein übergreifendes Abo mit Ermäßigung hier wie dort, von dem allerdings eher die Theaterfans Gebrauch machten. Später schlief diese Verbindung wieder ein. Jetzt fragte mich Anselm Weber, ob ich Lust hätte, an der Wiederherstellung dieser Beziehung mitzuwirken, wahrscheinlich weil ich ein mit dem VfL durchaus sympathisierender Fußballkranker bin (krank von außen betrachtet). Wir einigten uns auf eine Gesprächsrunde oder Gespräche oder so, also erstmal mit heißer Nadel gestrickt, die Verabredung eher locker. Erster Gast war wie gesagt Frank Goosen, Bochumer sowieso, Autor, Kabarettist und im Aufsichtsrat beim VfL. Perfekt. Wenn Frank der Gast ist, muss man nicht viel machen, er ist präsent, kennt sich aus, Fußball, Kultur, VfL, und hat gefühlte 354 eigene Bühnenprogramme im Kopf, aus denen er sich jederzeit bedienen kann. Das ist sehr unterhaltsam. Aus dem Publikum kam dann allerdings die Frage: „Was soll das denn hier im Theater? Sie reden ja nur über Fußball!“ Also standen für mich am Ende des ersten Abends Fragen über Fragen, nicht zuletzt: Was mache ich hier überhaupt? Wer bin ich hier? Johannes B. Kerner? Und was will ich? Die einzige Antwort war: Auf

keinen Fall Johannes B. Kerner oder so was sein, kein Moderator. Aber was dann? Bin ich Ich, wenn ich auf dem Theater ein Gespräch führe, Fragen stelle, oder nur ein Teil von mir? Ist das auch eine Art Rolle? Ist ein Gespräch an sich möglicherweise Theater? Wo fängt Theater an, wo hört es auf? Wann spiele ich, wann nicht? Wie sollen diese Gespräche aussehen?

Für mich sollte sich das Gespräch überall hinbewegen können, kann auch ich befragt werden, wird es ein „ganz normales, höchst öffentliches“ Gespräch, an dem sich auch das Publikum beteiligen kann. Das geschah dann auch in den Veranstaltungen, allerdings sehr zahm und brav. Die Situation schien immer wieder wie gemeißelt: Moderator, Gast – Frage, Antwort – Publikum darf mittun. Klatschen zum Beispiel oder lachen (komischer Fußballabend!), was wir eben so kennen. Mein Ideal besteht im Rauslösen aus diesen Strukturen, unvorbereitet in die Abende reinzugehen gehört dazu, einfach um nicht auf irgendwelchen Karteikarten zu kleben und Fragen abzulesen, sondern zuzuhören und ein Gespräch zu suchen. Dabei ist mir natürlich klar, um wen es sich bei meinen Gästen handelt und was sie so in etwa machen. Dementsprechend war Hermann Gerland im Verbund mit Anselm Weber ein „schwieriger“ Gast, weil erstens wahrscheinlich jeder im Publikum mehr über ihn wusste als ich, und weil zweitens natürlich zwei mediale Persönlichkeiten dasaßen, die sehr kontrolliert plauderten, amüsant freilich. Das „wahre“ Gespräch wurde vorher und hinterher in der Kantine geführt, da werden aus Anekdoten Abgründe und der

100

Foto: VFL BOCUM 1848

… UND ICH DAHINTER

Ich-will-nicht-Moderator-sein-Moderator sitzt daneben und denkt: Siehste? So! Ja, das wäre MEIN Abend, ein Gespräch zwischen zwei oder drei Menschen und 70 oder 80 anderen über Fußball, Bochum, Theater, die Welt, Gott, Kinder oder was auch immer. Ist das dann Theater? Muss im Theater Theater sein? Ist Fußball im Theater Theater oder Fußball? Wird etwas auf einer Bühne zu Theater? Wenn einer was macht und zwei gucken zu, kann das schon Theater sein? Wer einmal zugesehen hat, wie die Technik eines Theaters ein Bühnenbild auf- oder umbaut, weiß, was für ein intensives Theatererlebnis das sein kann. Menschen, die auf einer Bühne etwas „wirklich“ tun, und ich kann gebannt zuschauen und mich dabei in die Welten meines Kopfes hineinkatapultieren. Das ist Theater. Dann kann ein Gespräch das auch leisten. Oder? Ein Gespräch, das wirklich geführt wird. Dabei geht jeder Theaterabend das Risiko ein zu scheitern, ein kleiner Ritt ins Ungewisse: es muss stimmen, damit so ein Abend gelingt, auch das Publikum trägt daran mit, kann Feuer entfachen oder löschen. Da ist so eine Unterhaltung zwischen zwei Fremden vor einigen anderen doch noch mal spezieller. Nicht einstudiert, offen für jede lieb- oder unliebsame Überraschung: Was ist, wenn’s so gar nicht funkt im Gespräch? Eben. Dann kann der „komische Fußballabend“ ziemlich unkomisch sein. Was meint die Kollegin Dramaturgin, wenn sie „komisch“ sagt: Seltsam, weil Fußball keine Kultur ist oder hat? Oder weil es sowieso komisch ist, sich mit Fußball zu befassen? Erst recht, sich darüber noch zu unterhalten? Noch dazu im Theater Unten? Ich meine, dass in Bochum Theater und Fußball auf unvergleichliche Weise einander spiegeln: zwei Aushängeschilder einer bankrotten Stadt, die um Existenz ringen und sich dabei am eigenen Mythos messen lassen müssen, der ihnen beharrlich an jeder Ecke ein Beinchen stellt, wo nichts güldener ist als ein ausgiebiges Zurückschweifen der Gedanken in die Vergangenheit: Gerland, Zadek, Lameck, Peymann, Neuruhrer, Voss, alles besser als das heute. Leben in der Vergangenheit, das habe ich bei all meinen verstorbenen Familienangehörigen erlebt, ist die letzte Kurve vor dem Tod. Das Theater ringt mit diesem Zustand, es hält die Vergangenheit in Bewegung, verklärt sie aber nicht, sondern zerrt sie ins


Licht des Lebens. Ein Gespräch tut das auch. Ein Gespräch auf dem Theater allemal. Im zweiten Ticker waren der Journalist Christoph Biermann und der damalige Manager des VfL, Thomas Ernst, zu Gast. Sehr angenehm, beide eloquent, leicht, humorvoll, ja, fast komisch. Im Nachhinein der tragischste Abend, denn Thomas Ernst wusste da schon, dass es seine letzte Spielzeit beim VfL sein würde, man hatte ihm bereits den Stuhl vor die Tür gesetzt, er brachte die Saison nur noch zu Ende. Man nennt das wohl professionell, wie er sich verhielt, tadellos, kein Wort über die Demission. „Das wird man sehen“, sagte er auf die Frage nach der nächsten Saison, dem VfL und ihm. Ich gehe davon aus, dass wir es hier mit einem Bajazzo zu tun hatten, der gute Miene machte und sich nicht ins Herz blicken ließ, ein Schauspieler. C

M

Y

DIE GANZE WELT IST BÜHNE, UND ALLE FRAUEN UND MÄNNER BLOSSE SPIELER. SIE TRETEN AUF UND GEHEN WIEDER AB.

CM

MY

CY

CMY

Der vierte Ticker war dann echt live, der VfL-Keeper Andreas Luthe war zu Gast, wir konnten über die Spiele, Spieler, ihn und überhaupt sprechen und das klitzekleine Wunder geschah: eine echte Unterhaltung fand statt, fast zwei Stunden lang, es war herzerfrischend für mich. In einer kurzen Pause fragte er: „Wie läuft’s denn?“ Ich hätte ihn küssen können... es war für mich ein toller Abend. Mit ihm. Beim abschließenden Quiz scheiterte er, weil er nicht wusste, wie viele Gegentore er diese Saison bekommen hatte! Im nächsten Heimspiel hab ich Andreas mit anderen Augen gesehen, ich erinnerte mich an seine Körpersprache, seine Hände, seine Augen, als ich ihm beim Spiel zusah. Ich war ihm begegnet. Und jetzt: STAND ER IM K

TOR …

Andreas Grothgar lädt weiterhin zum  „Liveticker VfL“ ins Theater Unten. Aktuelle Termine und Gäste werden im Monatsspielplan bekannt gegeben.


IHR BESUCH IM SCHAUSPIELHAUS BOCHUM

SO KOMME ICH ZUM SCHAUSPIELHAUS Richtung Essen Richtung Essen

A40

Bochum Zentrum 35

A

A40

A

Bochum Zentrum 35

Richtung Dortmund Richtung Dortmund BochumRuhrstadion 36 ingg ionrrin addion SStta

ernne errStStr.r. HHer

tr.

r.

BOCHUM

rS

pe ro

op

er

Nordring

St

D Doorrss tteenneer r SSttrr. .

Bochum Ruhrstadion 36

tr

st

C

as

Ca

tgring Orisn st

g

rin

st Wge rin

st We

O

BOCHUM INNENSTADT Innenstadt

. essttrr. AAlllleee

ring ng SSüddri

W Witt itten ener er St Strr. .

. sstrtr. ität tss veersrsit UUnni iv

iast.r. orastr Vikt tori Vik

SS

S1 m chu B Bo nfeld hrree EEh S1

HBF HBF

-S-tSrt.r. an an n fm -Hofoffm U35 sksa krar-H OO

. StSrtr. gegrer n n i i tttt HHaa 308/318 308/318 Schauspielhaus Schauspielhaus

U

U U

U

U35 Oskar-Hoffmann-Str. Oskar-Hoffmann-Str.

llee

Königsa llee K nigsa

Mit Bus und Bahn

Mit dem Auto

Barrierefreiheit

Zur Haltestelle „Schauspielhaus“ ­gelangen Sie mit den Buslinien SB 37, CE 31, 353, 354 und 365, den Nachtexpresslinien NE 4 und NE 5 sowie den U-Bahnlinien 308 und 318. Alle Linien fahren über den Bochumer Hauptbahnhof. Planung über www.vrr.de

Das Bochumer Schauspielhaus befindet sich in der südlichen Bochumer Innenstadt und ist von den Autobahnen A40 und A43 in wenigen Minuten zu erreichen. Eine detaillierte Anfahrtsbeschreibung finden Sie unter www.schauspielhausbochum.de

Im Schauspielhaus stehen Ihnen zwei Rollstuhlplätze zur Verfügung (3. Reihe, links außen). Wir bitten um rechtzeitige Reservierung. Um barrierefrei zu Ihren Plätzen zu gelangen, nutzen Sie bitte die Rampe am Haupteingang. Behindertengerechte WC-Anlagen befinden sich im Erdgeschoss links. Leider sind die weiteren Spielstätten bislang noch nicht barrierefrei erreichbar.

Die Zieladresse für Ihr Navigationsgerät: Königsallee 15, 44789 Bochum Parken: Parkhaus am Schauspielhaus zum Pauschalpreis von 3,00 € (P9, Hubertusstraße, Zufahrt über Königsallee).

102


HIER ­INFORMIERE ICH MICH Spielzeitmagazin und Monatsspielpläne Unser Spielzeitmagazin „Boropa“ wird jährlich im Frühjahr zur Präsentation des kommenden Spielplans veröffentlicht und informiert Sie ausführlich über die geplanten Premieren und Projekte der Saison, die mitwirkenden Künstler, unsere Abonnements und alle weiteren Themen rund um Ihren Theaterbesuch. Die Monatsspielpläne erscheinen die gesamte Spielzeit über zu Beginn des Vormonats. Neben den Vorstellungsterminen des jeweiligen Monats bieten sie Ihnen Beschreibungen der einzelnen Stücke und Veranstaltungen und halten Sie über unsere aktuellen Angebote und Aktionen auf dem Laufenden. Kostenlose Auslage  „Boropa“ und die Monatsspielpläne liegen an der Theaterkasse, in unseren Spielstätten und an vielen weiteren Orten in Bochum und Umgebung für Sie aus und stehen im Internet zum Download unter www.schauspielhausbochum.de bereit. Fotografie: Renate Ritzenhoff

Versand-Service Abonnenten erhalten unser Spielzeitmagazin und die Monatsspielpläne im Rahmen Ihres Abonnements natürlich automatisch und kostenlos per Post. Alle anderen Interessenten haben die Möglichkeit, sich in der Theaterkasse oder über das Anmeldeformular (siehe Seite 111) für unseren Versand-Service anzumelden, den wir gegen einen Unkostenbeitrag von 5,00 € pro Spielzeit anbieten.

Website

Auf www.schauspielhausbochum.de finden Sie alle Informationen zum Schauspielhaus Bochum, zum Spielplan, den Schauspielern, Regisseuren und Inszenierungen und natürlich zu aktuellen Änderungen. Hier können Sie online Karten für unsere Vorstellungen kaufen und sich z. B. für den Newsletter anmelden.

Bühne frei für unsere Kunden Hunderttausende sind Tag für Tag in unseren modernen Bussen und Bahnen unterwegs. Jeder hat dabei sein eigenes Ziel: Ob zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Schauspielhaus.

Facebook und Twitter

Werden Sie Fan auf Facebook: facebook.com/schauspielhausbochum Folgen Sie uns auf Twitter: twitter.com/theaterbochum

Steigen Sie ein! – Wir bringen Sie hin.

Theaterführungen Werfen Sie einen interessanten Blick hinter die Kulissen! Die Führungen finden regelmäßig sonntags statt, Termine entnehmen Sie bitte unserem Monatsspielplan.

Zu Gast in Bochum Informationen über die Stadt Bochum, Übernachtungsmöglichkeiten, Stadtführungen und viele weitere Angebote rund um Ihren Aufenthalt in Bochum erhalten Sie bei der Bochum Touristinfo: Huestr. 9 / 44787 Bochum Tel.: 01805 / 26 02 34 (14ct/Min. aus dem dt. Festnetz) E-Mail: info@bochum-tourismus.de www.bochum-tourismus.d

103

www.bogestra.de


IHR BESUCH IM SCHAUSPIELHAUS BOCHUM

hier bekomme ich die Karten Tel.: 0234 / 33 33 55 55 www.schauspielhausbochum.de Theaterkasse

Vorverkaufsbeginn

Oskar-Hoffmann-Straße 26 / Ecke Hans-Schalla-Platz 44789 Bochum MO DI-FR SA

Der freie Verkauf für Veranstaltungen des Schauspielhauses Bochum startet in der Regel zu Beginn des Vormonats. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte dem jeweiligen Monatsspielplan. WahlAbonnenten können zwei Tage vor dem regulären Vorverkaufsstart ihre Wahl-Abo-Gutscheine einlösen. Mitglieder des Freundeskreises Schauspielhaus Bochum e.V. haben exklusiv drei Tage vor Beginn des Vorverkaufs die Möglichkeit ihre Eintrittskarten zu erwerben.

10.00-14.00 Uhr 10.00-18.00 Uhr 10.00-13.00 Uhr

Tel: 0234 / 33 33 55 55 Fax: 0234 / 33 33 55 12 E-Mail: tickets@schauspielhausbochum.de

Kartenreservierung

Vom 9. Juli bis 19. August 2012 und an Feiertagen ist die Theaterkasse geschlossen.

Holen Sie Ihre reservierten Karten bitte innerhalb von 14 Tagen ab. Nicht abgeholte Karten gehen zurück in den freien Verkauf. Wir bitten um Verständnis, dass nur bezahlte Karten an der Abendkasse hinterlegt werden können.

Abendkasse Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir an der Abendkasse nur Karten für die jeweilige Abendvorstellung verkaufen.

Online-Verkauf

Sichern Sie sich auf www.schauspielhausbochum.de rund um die Uhr die Eintrittskarten für Ihren nächsten Theaterbesuch. Beim Kartenkauf über unseren Online-Shop zahlen Sie mit Ihrer Kreditkarte und drucken sich Ihre Eintrittskarten anschließend über das „Print-atHome“-System bequem zu Hause aus. Alternativ schicken wir Ihnen die Karten auch per Post nach Hause. Über das Internet gekaufte Karten können nicht zurückerstattet oder umgetauscht werden.

Schriftliche Bestellung Legen Sie bei schriftlichen Kartenbestellungen bitte einen Verrechnungsscheck oder einen Wahl-Abo-Gutschein bei. Für eine Zahlung mit Kreditkarte rufen wir Sie gerne zurück. Die Eintrittskarten senden wir Ihnen kostenfrei zu. Abonnenten werden bevorzugt berücksichtigt. Postanschrift: Theaterkasse Schauspielhaus Bochum / Königs­ allee 15 / 44789 Bochum

Bezahlung Bar, mit EC- und Kreditkarte an der Theater- und Abendkasse oder per Banküberweisung. Mit Kreditkarte oder Wahl-Abo-Gutschein über den Online-Spielplan unter www.schauspielhausbochum.de

NEU Gutscheine und programmhefte Jetzt auch im Online-Shop Zu unseren Uraufführungen veröffentlichen wir Programmhefte mit Stückabdruck, zu unseren weiteren Premieren klassische Programmhefte oder faltbare Programmhefte mit Stückplakat. Die Programmhefte sind zu allen Vorstellungen erhältlich und können nach den Premieren auch an der Theaterkasse erworben werden. Neu ist die Möglichkeit, die Programmhefte gegen eine geringe Versandgebühr komfortabel im Bereich „Artikel“ über unseren Online-Shop zu beziehen.

Verschenken Sie Theater! Gutscheine für einen oder mehrere Besuche in unserem Haus erhalten Sie das ganze Jahr über an unserer Theaterkasse. Ab sofort ist auch der Kauf über unseren OnlineShop möglich, der Gutschein wird Ihnen in diesem Fall per Post zugeschickt. Gutscheine sind ab Kaufdatum zwei Jahre lang gültig und gelten für alle Spielstätten des Schauspielhauses Bochum. http://tickets.schauspielhausbochum.de/eventim.webshop

104


karten und preise

das bezahle ich Kinder- und Familienstück „Kleiner König Kalle Wirsch“

Soweit im Monatsspielplan nicht anders angegeben, gelten folgende Preise:

Schauspielhaus und Kammerspiele Sonntagabend bis Donnerstagabend PG regulär ermäßigt 1 27,00 € 14,00 € 2 21,00 € 11,00 € 3 15,00 € 8,50 € 4 11,00 € 7,00 €

Freitagabend bis Sonntagnachmittag PG regulär ermäßigt 1 29,00 € 15,00 € 2 23,00 € 12,00 € 3 17,00 € 10,00 € 4 12,00 €   8,00 €

Nachmittage und Wochenende: PG regulär 1 12,00 € 2 11,00 € 3 10,00 € 4   9,00 €

ermäßigt 6,00 € 6,00 € 6,00 € 6,00 €

Vormittage (nur Schulklassen): PG regulär 1-4 9,00 €

ermäßigt 5,00 €

„Fickende Fische“, „norway.tOday“ und „unser lehrer ist ein troll“ PG regulär freie Platzwahl 10,00 €

Theater Unten PG regulär freie Platzwahl 12,00 €

ermäßigt 6,00 €

Kindervorstellungen & Jugendclubs

ermäßigt 8,00 €

PG regulär freie Platzwahl 9,00 €

ermäßigt 4,00 €

NEU überraschung für Wertschätzer!

Premierenzuschlag Auf alle Karten und Wahl-Abo-Gutscheine 5,00 €. Ermäßigung Für Schüler, Studierende, Auszubildende, FSJler und Bundesfreiwilligendienstleistende (alle bis zum 29. Lebensjahr), Schwerbehinderte (ab 80 %) und Inhaber eines Vergünstigungsausweises. Preisaktion: Volle Hütte Achten Sie auf das „Volle-Hütte“-Symbol in unserem Monatsspielplan und zahlen Sie bei der ausgesuchten Vorstellung auf jedem Platz nicht mehr als 10,00 € pro Karte! Servicegebühr Alle Preise enthalten 2,00 € Servicegebühr, bei ermäßigten Karten 1,00 € Servicegebühr.

105

Sie fühlen sich dem Schauspielhaus Bochum besonders verbunden und wollen uns über Ihren Besuch hinaus unterstützen? Dann werden Sie einer unserer Wertschätzer! Wie es funktioniert: Beim Kauf Ihrer Theaterkarten haben Sie die Möglichkeit, pro Karte einen zusätzlichen Betrag von 5,00 € (oder mehr) zu zahlen und damit Ihr kulturelles Engagement zu zeigen. Mit jeder Spende erhalten Sie einen von zehn möglichen Stempelpunkten auf ihrer Wertschätzer-Karte. Wenn Sie bis Spielzeitende zehn Punkte gesammelt haben, erwartet Sie eine Überraschung im Schauspielhaus Bochum! Spendenbescheinigungen können ab einem Betrag von 50,00 € ausgestellt werden. Infos zur Wertschätzer-Aktion erhalten Sie an der Theaterkasse.


IHR BESUCH IM SCHAUSPIELHAUS BOCHUM

HIER SITZE ICH im Schauspielhaus

SITZPLAN SCHAUSPIELHAUS BÜHNE bühne

01 ihe Re 02 h i e Re 03 ihe Re 04 ihe e R 5 e0 h i Re 6 e0 h i Re 115 07 e 5 h i 15 Re 08 157 ihe Re 187

Rei h

e0 1

Rei h

e0

Rei h

4

662

e0

Rei h

82

5

116

e0

Rei h

6

8

188

224

230

264

298

266

300

11

302

336

12

e Reih

192

228

262

10

152

190

226

260

e 09 Reih

e Reih

120

150

e0

e Reih

84

118

e0 7

Rei h

e Reih

2

3

e0

Rei h

2

e0

Rei h

372

13

406

e 14 Reih e Reih

338

442

410

444

15

446

478

480

512

16

e Reih

374

408

514 544

7 ihe 1

Re

576

8 ihe 1

Re

663 86 122 154 194 232 268 304 340 376 412 448 482 516 546 578

54 88 124 156 196 234 270 306 342 378 414 450 484 518 548 580 608

e 19 Reih 0 ihe 2

4

56 90 126 158 198 236 272 308 344 380 416 452 486 520 550 582 610 636

Re

6 28 58 92 128 160 200 238 274 310 346 382 418 454 488 522 552 584 612 638

Loge Loge

g Ran

2

01

30 60 94 130 162 202 240 276 312 348 384 420 456 490 524 554 586 614 640

SPERRSITZ 10 32 62 96 132 164 204 242 278 314 350 386 422 458 492 526 556 588 616 642

LOGE LINKS 4 34

g 02

8

Ran

6 36

8 38 64

g 03

Ran

10 40 66 92

g 04

Ran

118

g 05

Ran

12 42 68 94 120

14 44 70 96 122 142

g 06

Ran

16 46 72 98 124 144

12 34 64 98 134 166 206 244 280 316 352 388 424 460 494 528 558 590 618 644 3

14

16

36

38

66

68

100 136 168

74 100

24

26

25

23

21

19

17

15

40

42

46

48

50

52

51

49

47

45

43

41

44

70

72

76

78

80

81

79

77

75

73

71

69

74

114

113

103

101

137

135

104 140 172

106

108

142

144

174

176

110 146 178

112 148 180

149 182

147 184

111

109

107

105

39 67 99 133

145

143

141

139

186

183

181

179

177

185

209

207 243

175

212

214

216

218

222

221

219

217

215

213

246

220

211

248

250

252

254

259

257

255

253

249

247

282

258

251

245

256

284

286

290

296

297

295

293

318

294

291

285

292

287

283

288

289

320

322

326

330

332

334

333

331

329

325

323

328

327

321

324

357 391

354

356

358

360

362

390

392

394

396

398

364 400

366 402

368 404

370 405

369

367

365

363

361

359

403

399

397

395

393

401

433

431

429

427

467

465

463

461

426

428

430

432

434

436

438

440

441

439

437

435

462

464

466

468

470

472

474

476

475

473

471

469

504

508

510

509

507

505

503

499

497

506

501

495

531

529

527

565

563

561

496

498

500

502

530

532

534

536

538

540

543

541

539

537

535

560

542

533

562

564

566

568

570

572

574

575

573

571

569

567

600

602

604

606

592

594

596

598

620

622

624

626

628

630

632

634

633

631

648

650

652

654

656

658

660

661

659

3

2

1

1

4

5

22

50

52

76

78

102 128

148

37 65 97 131 173 205 241 281 319 355 389 425 459 493 525 559

1

3

5 35

LOGE RECHTS

5

609

611

27 55 87 121 163 195 231 271 309 345 379 415 449 483 515 549 579

24

26

54

56

58

60

62

80

82

84

86

88

28

30

32

29

27

25

23

63

61

59

57

55

53

90

91

89

87

85

83

31

104

106

108

110

112

114

116

115

113

111

130

132

134

136

138

140

139

137

135

133

150

152

154

156

158

160

161

159

157

155

19 51

81

109

107

105

131

129

127

153

151

149

17 49 79 103 125 147

15 47 77 101 123 145

13 45 75 99 121 143

73 97 119 141

159

161

189

191

193

343

413

445

447

Reih e

511

513

545

547 577

Reih e

477

479

481

Reih e

443

Reih e Reih e

Reih e

Reih e

Reih e

407

409

411

Reih e

Reih e

371

373

375

377

335

337

339

341

Reih e

299

301

303

305

307

261

263

265

267

269

223

225

227

229

Reih e

09

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

Log e Log e

4

43

117

119

1

11

83

85

607

4

21

53

635

637

2

3

581

583

585

587

551

553

555

557

517

519

521

523

485

487

489

491

451

453

455

457

417

419

421

423

381

383

385

387

347

349

351

353

311

313

315

317

273

275

277

279

233

235

237

239

197

199

201

203

165

167

169

171

123

125

127

129

89

91

93

95

57

59

61

63

29

31

33

639

RANG

20

7

613

646

126 146

170

22

9

210

2

48

138

20

11

208

5

18

102

18

13

9 41 71 95 117

7 39 69

33

35

37

g0 1

Ran

g0

65

67

Ran

1

3

5

Ran

2

g0

93

Ran

g0

Ran

3

4

g0

Ran

g0

6

5

PREISGRUPPEN Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 Rollstuhlplätze

106


sitzpläne

SITZPLAN KAMMERSPIELE in den Kammerspielen

SITZPLAN SCHAUSPIELHAUS BÜHNE BÜHNE bühne Rei h

e0 1

Rei h

e0

Rei h

3

e0

Rei h

2

e0

Rei h

4

662

e0

Rei h

82

5

116

e0

Rei h

6

150

e0

8

188

224

e Reih

228

262

10

e Reih

190

226

260

09

e Reih

118

e0 7

Rei h

264

298

300

11

e Reih

336

12

e Reih

372

13

e Reih

406

14

e Reih

408

442

444

15

478 512

16

e Reih

86

120 152

122 154

192

194

230

232

266

268

302

304

338

340

374

376

410

412

446

448

480

482

514

516

544

17

e Reih

663

84

546

576

8 ihe 1

578

Re

01 ihe Re 02 ihe Re 01 Re ihe 3 he i e0 0 e 2 1 R 1 eih Re 2 5 1 3 4 4 7 6 02 R 9 8 ihe 11 10 SPERRSITZ 13 12 04 15 14 17 19 16 18 20 6 3 ihe 27 02 he e i 8 5 R e 10Re 29 22 7 21 5 3 R 24 23 26 25 ih12 28 9 27 31 29 30 53 e0 e0 31 32 34 e 0 14 16 35 36 37 39 38 40 11 33 h 41 h 28 i i 3 3 5 13 5 3 18 15 R83e 30 R Re 20 17 6 35 22 54 19 24 7 21 43 26 23 32 eih 34 25 42 37 04 44 e0 47 5 45 46 49 56 e 48 h 51 5 9 39 e 53 50 i 5 8 55 52 54 59 41 57 ih 56 61 63 58 04 36 38 60 62 58 Re 61 43 Re 115 87 40 45 07 60Re 42 5 7 47 63 44 88 e 1 49 46 64 9 65 51 0 48 1 52 ih62e 5 8 50 h 66 67 65 i 68 69 70 71 90 72 73 67 77 75 74 ihe15 05 64 66 91 Re 76 119 78 81 80 83 85 82 84 86 69 79 92 R 08 3 68 R 1 15e7 9 71 2 70 1 73 9e4ih 72 75 95 87159 124 06 ihe 74 77 88 76 89 79 78 23 81 96 80 90 e0 97 92 Re 94 95 125 93 1 91 126 i1h8e7 96 97 99 98 6 98 100 100 102 104 106 108 110 109 107 105 101103 99101 161 Re 128 102 10 3 189 127 103 6 5 1 4 1 10 9 3 106 1 107 111 156 Re 0 132 112 114 116 12 108 165 115 113 19 118 120 122 110 112 114 113 111 109 ihe 131 117 223 e 07 158 134 124 126 128 130 132 134 135 133 131 1295 127 133 125 123 121 119 167 193 136 13 h 0 1 13 225 Rei 261 8 140 169 195 Re60 162 7 136 138 137 139 137 142 144 146 71 139 196 8 Reih ihe 148 149 147 145 143 141 164 227 140 142 144 3 1 197143 141 145 17 e0 263 147 e 09 198 16 146 148 150 152 154 156 158 160 161 159 157 7155 175153 151 149 6 16 08 199 229 5 ei9h9 8 2 17 6 1 0 17 R 2163 0 17 Re 0 202 162 164 20 1 179 2 231 165 7 ihe 234 203 166 168 1702 174 176 178 180 182 184 186 185 183 18 0e9ih 204 233 169 167 26 eR 01 205 177 175 1735 171 172 174 176 178 3 h 09 236 206 e i 9 7 20 179 10 180 182 184 186 188 187 185 183 23 26 208 21 Re 2 209 181 Re 303 189 0 212 237 0 335 271 191 ihe 38 240190 192 194 213 211 214 216 218 270 239 195 193 3 Riehe 1 196 198 200 220 242 305 221 219 217 215 1 241 201 19927 197 337 202 204 206 208222210 244 Re ihe 11 307 212 214 216 215 213 211 245209 243207 205 203 7 275 Re 272 2704 218 246 24 39 1 7 7 9 3 8 217 ihe 2 24 0 1 220 25 219 3 0 252 254 276 249 222 224 221 1 306 279 1 256 258 259 257 255 253 251 226 228 230 278 Reiheihe 311 225 223 34 227 281 229 371 232 234 236 238 308 1 280 Re 1 283 235 233 231 240 242 244 245 243 241 239 313 343 282 28 310246 2 285 237 73 249 247 15 7 5 3 4 3 28 4 248 28 251 9 3 6 3 28 250 252 12 342 317 255 253 7 254 256 258288 290 292 294 296 297 295 293 291 314 375 319 261 25934 257 407 Reihe 260 262 264 266 268 344 316 270 272 274 275 273 271 323269 321267 265 263 1 349 377 318 32 346 276 278 Reih13 277 409 0 32 35 379 327 325 e 12 281 279 324 326 328 378 353 e 12 348 350 280 282 284 2862 288 330 332 334 333 331 329 81 285 283 411 5 3 287 ih Reih 35 289 e 290 352 R380 292 294 296 298 300 302 304 303 301 299 297 83 13 357 295 293 291 3 4 e 354 35 9 3 382 35 4 305 4 6 358 385 Reih14 306 308 15 307 3 361 4 3 36 309 7 8 360 8 4 5 310 365 414 311 3 362 364 e 13 7 367 312 314 316 13 386 44 317 931541 313 389 Reih 318 320 322366324368326370 369 41R6eihe 388 328 330 332 331 329 327 393325 391323 321 319 41 447 390 39 e1 7 418 47333 2 394 421 49 7 395 4339 420 334 336 337 7335 Reih 5 450 423 338 340 342 396 398 400 402 404 405 403 401 399 39 422 51 4 9 4341 e 14 425 347 345 343 344 346 348 350 352 452 ihe 14 424 349 1 7 3 351 353 354 356 358 359 357 355 429 42 45 48 426 42 Re454 8 430 455 363 361 R 483 456 433 431 432 434 436 484 eihReeih 457 369 85 367 365 438 458 360 362 364 366 368 511 441 439 437 435 370 372 374 376440 378 380 382 384 385 383 381 379461377459375 373 371487 4 16e 15 486 460 15 513 462 46 48e8ihe 463 9 8 5 5 4 4 46 R 1 46 5391 389 387 6 468 470 490 386 388 390 91 5 469 467 518 4 4 7 393 471 472 473 474 492 1 5 475 395 3 476 5 392 394 396 398 ReihReih 49 399 397 401 520 494 403 7 5 9 400 405 407 402 409 1 410 404 4 406 49 408 6 e 5 e 5 49 6 498 17 16 522 ihe 1 497 521 500 502 1 499 549 Re 524 52 23 548 504 506 508 510 509 507 505 503 50 5 5 551 6 52 550 7 52 8 53 553 Reih 577 9 52 0 532 552 555 531 52 e 79 53 3 5 4 5 53 1 7 5 536 5 4 55 8 580 538 540 542 543 541 539 537 535 9 5 581 582

608

e 19 Reih 0 ihe 2

610 636

Re

584 612 638

Loge Loge

g Ran

2

01

34

6 36

Ran

8 38 64

3

g0 Ran

10 40 66 92

g 04

Ran

R

614 640

588 616 642

LOGE LINKS 4

g 02

6

586

118

05 ang

12 42 68 94 120

14 44 70 96 122 142

6

g0 Ran

16 46 72 98 124 144

558 590 618

644 3

560 592

74 100

568

598

570

572

574

600

602

604

606

575

573

624

626

628

630

632

634

633

631

648

650

652

654

656

658

660

661

659

3

2

1

1

4

20 50 76

5

569

567

565

563

22

24

52

54

78

80 104

128

130 150

106 132 152

561

55

583

585

587

LOGE RECHTS

5

Reih e

26

28

30

32

31

29

25

27

23

51

53

56

58

60

62

63

61

59

57

55

82

84

86

88

90

91

89

87

85

108

110

112

114

116

115

113

111

109

134

138

140

139

137

135

133

131

129

127

136

155

153

151

149

154

156

158

160

161

159

157

83 107

19

81 105

17 49 79 103 125 147

15 47 77 101 123 145

13

Log e

4

45 75 99 121 143

11 43 73 97 119 141

19

20

Log e

1

4

21

Reih e

607

635

637

2

3

609

611

639

RANG

102

148

571

613

622

126 146

596

566

620

2

48

594

564

646

5

18

562

9 41 71 95 117

7 39 69

33

35

37

g0 1

Ran

g0

65

67

Ran

1

3

5

Ran Ran

g0

Ran g0

6

3

Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4

g0

Ran

4

PREISGRUPPEN Preisgruppe 1

g0

93

2

5

PREISGRUPPEN Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 Rollstuhlplätze

107


IHR BESUCH IM SCHAUSPIELHAUS BOCHUM

mein abo-vorteil Tel.: 0234 / 33 33 55 -40 oder -49 Begleiten Sie uns mit einem Abonnement und zahlreichen Vorteilen durch die neue Spielzeit! Mit einem Fest- oder Wahl-Abo sehen Sie unsere neuen Inszenierungen, lernen die Schauspieler in ihren verschiedenen Rollen kennen und können mitreden im kulturellen Leben der Stadt. Dabei sparen Sie bis zu 35 % gegenüber den regulären Eintrittspreisen.

Premieren-Abo 1: Schauspielhaus König Richard der Dritte  WELL, YOU’RE MY FRIEND  Der Diener zweier Herren  Hedda GABLER  Hamlet  Liliom  Aus dem bürgerlichen Heldenleben

Unser Abo-Team berät Sie gern! Abo-Büro Oskar-Hoffmann-Straße 26 / Ecke Hans-Schalla-Platz 44789 Bochum MO DI-FR SA

Premieren-Abonnements Spüren Sie die besondere Atmosphäre und Spannung eines Premierenabends und gehören Sie zu den ersten Zuschauern, die unsere neuen Inszenierungen sehen. Unsere beiden Premieren-Abos bieten Ihnen jeweils sieben Höhepunkte der Theatersaison, der Premierenzuschlag von 5,00 € pro Abend ist bereits inklusive.

10.00-14.00 Uhr 10.00-18.00 Uhr 10.00-13.00 Uhr

Tel.: 0234 / 33 33 55 -40 oder -49 Fax: 0234 / 32 55 957 E-Mail: abo@schauspielhausbochum.de Vom 9. Juli bis 19. August 2012 ist das Abo-Büro MO-FR von 10.0016.00 Uhr geöffnet. An Feiertagen ist das Abo-Büro geschlossen.

Fest-Abonnements

Damit Sie Ihre Theaterbesuche ganz entspannt und ohne Vorverkaufsstress planen können, haben wir mit unseren FestAbos auch in dieser Spielzeit wieder attraktive Vorstellungspakete für Sie geschnürt. Ihre Vorteile als Fest-Abonnent: •  Sie sparen bis zu 35 % gegenüber dem Kauf einer Einzelkarte. •  Sie erleben die neue Saison im Schauspielhaus Bochum ohne lange Schlangen an der Theaterkasse, dafür aber mit Sitzplatzgarantie. •  Mit der Entscheidung für eines unserer acht Fest-Abos suchen Sie nur ein Mal Ihren Lieblingsplatz aus und wissen schon zu Beginn der Spielzeit, wann Sie welche Inszenierung sehen werden. •  Ihr Abo-Ausweis gilt als Eintrittskarte zu den jeweiligen Vorstellungen und ist auf andere Personen übertragbar. •  Sie haben die Möglichkeit, bis zu zwei Abo-Termine gegen andere Vorstellungstermine des Stücks in der laufenden Spielzeit zu tauschen und bleiben so weiterhin flexibel. •  Im Rahmen Ihres Abonnements senden wir Ihnen unser Spielzeitmagazin „Boropa“ sowie unsere Monatsspielpläne kostenlos per Post. •  Wenn Sie Lust auf mehr Theater haben, können Sie über Ihr Abonnement hinaus zwei weitere Eintrittskarten für unsere Produktionen zum vergünstigten Abo-Preis erwerben. •  Als Abonnent des Schauspielhauses erhalten Sie mit Ihrem AboAusweis in zahlreichen Theatern in ganz Deutschland Eintrittskarten zu ermäßigten Preisen.

22.9.2012 27.9.2012 1.12.2012 2.2.2013 9.3.2013 6.4.2013 8.6.2013

Premieren-Abo 2: Schauspielhaus und Kammerspiele König Richard der Dritte   22.9.2012 Der Prozess   13.10.2012 Der Diener zweier Herren   1.12.2012 RICHTFEST   8.12.2012 Moby Dick   23.2.2013 Liliom   6.4.2013 Aus dem bürgerlichen Heldenleben   8.6.2013 Preise Premieren-Abos: 7 Premieren PG regulär 1 210,00 € 2 168,00 € 3 133,00 € 4 112,00 €

Das Revier-Abo: theater und oper Ein Revier, zwei Häuser, sechs Inszenierungen: Mit dem städteübergreifenden Revier-Abo erleben Sie – immer donnerstags – drei Theatervorstellungen im Schauspielhaus Bochum und drei Opern im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen.

revier-Abo: bochum und gelsenkirchen GE: Le Nozze di Figaro  BO: Hedda Gabler  BO: Hamlet  GE: Il Barbiere di Siviglia  GE: Don Carlo  BO: AUS DEM BÜRGERLICHEN HELDENLEBEN

24.1.2013  28.2.2013  18.4.2013  2.5.2013  13.6.2013  18.7.2013

Preise Revier-Abo: 3 x Schauspielhaus und 3 x Musiktheater im Revier PG regulär 1 141,50 € 2 121,50 € 3 101,50 €

108


abonnements

Werktags-Abonnements

Sonntagnachmittags-Abonnements

Machen Sie den Mittwoch, Donnerstag oder Freitag zu Ihrem Theatertag und sehen Sie verteilt über die gesamte Spielzeit sechs ausgesuchte Inszenierungen im Schauspielhaus und in den Kammerspielen. Ihre Plätze sind Ihnen sicher – und das bei einer Vergünstigung von bis zu 30 %.

Der Vorstellungsbesuch am Abend ist Ihnen und Ihrer Familie zu spät? Dann sind unsere zwei Sonntagnachmittags-Abos das Richtige für Sie: An fünf ausgewählten Terminen sehen Sie jeweils um 17.00 Uhr eine Inszenierung im Schauspielhaus oder in den Kammerspielen und sparen dabei bis zu 35 % gegenüber den regulären Eintrittspreisen.

Mittwochs-Abo Die Ehe der Maria Braun  WELL, YOU’RE MY FRIEND  Der Diener zweier Herren  Liliom  Hamlet  Der Prozess

31.10.2012  23.1.2013  13.3.2013  24.4.2013  29.5.2013  26.6.2013

Donnerstags-Abo Der Prozess  Der Diener zweier Herren  Hedda Gabler  Richtfest  Hamlet  Aus dem bürgerlichen Heldenleben

25.10.2012  17.1.2013  28.2.2013  21.3.2013  18.4.2013  18.7.2013

Freitags-Abo König Richard der Dritte  Der Prozess  Vor Sonnenaufgang  Hamlet  Richtfest  Aus dem bürgerlichen Heldenleben

5.10.2012  16.11.2012  11.1.2013  15.3.2013  19.4.2013  12.7.2013

Sonntagnachmittags-Abo 1 WELL, YOU’RE MY FRIEND  Der Prozess  Der diener zweier herren  König Richard der Dritte  Richtfest

14.10.2012  2.12.2012  10.2.2013  14.4.2013  16.6.2013

Sonntagnachmittags-Abo 2 Die Ehe der Maria Braun  Der Diener zweier Herren  Hedda Gabler  Moby Dick  Aus dem bürgerlichen Heldenleben

14.10.2012  6.1.2013  10.3.2013  21.4.2013  23.6.2013

Preise Sonntagnachmittags-Abos: 5 Vorstellungen Schauspielhaus und Kammerspiele PG regulär ermäßigt 1 95,00 € 55,00 € 2 75,00 € 42,50 € 3 55,00 € 32,50 € 4 45,00 € 30,00 €

Preise Werktags-Abos: 6 Vorstellungen Schauspielhaus und Kammerspiele PG regulär ermäßigt 1 123,00 € 90,00 € 2 96,00 € 70,20 € 3 69,00 € 49,80 € 4 52,20 € 39,60 €

NEU  Ihr Abo-Bonus

Buchen Sie auf Wunsch weitere Vorteile zu Ihrem Fest-Abonnement dazu:

Abo-Bonus A:

Abo-Bonus B:

Programmheft- und Gardero­benservice Vor Ihrem Vorstellungsbesuch im Werktags- und Sonntags-Abo senden wir Ihnen die Programmhefte zu den Inszenierungen Ihres Abonnements per Post nach Hause! So können Sie sich vorab bereits ausführlich über das Stück und die Inszenierung informieren. Premieren-Abonnenten erhalten das druckfrische Programmheft am Premierenabend an unserem Infostand im Foyer. Darüber hinaus fallen für Sie an der Abendgarderobe keine weiteren Gebühren an. Preis: 20,00 €

Programmheft- und Garderobenservice plus Sektgutschein Lassen Sie Ihr Kleingeld zu Hause! Durch unseren Programmheftservice sind Sie bereits bestens informiert, Ihre Jacken und Mäntel sind an der Garderobe abgegeben – da ist noch eine Hand frei für ein Glas Sekt, das Sie an Ihrem Theaterabend mit einem Gutschein in unserer Gastronomie erhalten. Unser Tipp für Pausentrinker: Bestellen Sie Ihren Sekt schon vor der Vorstellung, so haben Sie mehr Zeit, Ihre kleine Theaterpause zu genießen. Preis: 40,00 €

109


Abonnements

Wahl-­Abonnements

Kombi-Wahl-Abo Theater und Konzert

Alle Individualisten, die sich ihren Spielplan selbst zusammenstellen möchten, können über das Gutscheinsystem unserer beliebten Wahl-Abonnements regelmäßig, flexibel und günstiger ins Schauspielhaus Bochum gehen. Ihre Vorteile als Wahl-Abonnent: •  Sie sparen bis zu 30 % gegenüber dem Kauf einer Einzelkarte. •  Sie können im Laufe der Spielzeit aus über 45 Produktionen auswählen und entscheiden selbst, wann Sie welche Inszenierung ­sehen und welchen Schauspieler Sie in seinen verschiedenen Rollen erleben möchten. •  Mit einem exklusiven Vorkaufsrecht können Sie Ihre Gutscheine bereits zwei Tage vor Beginn des regulären Vorverkaufs an der Theaterkasse einlösen und sich so auch bei schnell ausverkauften Vorstellungen Ihre Karten sichern. •  NEU: Ab der neuen Spielzeit können Sie Ihre Wahl-Abo-Gutscheine in unserem Online-Shop einlösen und sich Ihre Eintrittskarten mit dem komfortablen „Print-at-Home“-System direkt ausdrucken. •  Pro Vorstellung können Sie beliebig viele Ihrer Gutscheine einlösen und so auch Ihre Familie, Freunde und Kollegen zu einem gemeinsamen Theaterbesuch mitnehmen. •  Im Rahmen Ihres Abonnements senden wir Ihnen unser Spielzeitmagazin „Boropa“ sowie unsere Monatsspielpläne kostenlos per Post. •  Als Abonnent des Schauspielhauses erhalten Sie mit Ihrem AboAusweis in zahlreichen Theatern in ganz Deutschland Eintrittskarten zu ermäßigten Preisen.

Wahl-Abo mit Gutscheinsystem: 10, 16 und 20 ­Gutscheine erhältlich! Erwerben Sie 10, 16 oder 20 Wahl-Abo-Gutscheine bei freier Stückund Terminwahl. Je mehr Gutscheine Sie kaufen, desto günstiger kommen Sie ins Theater. Bei Premieren zahlen Sie zu Ihrem WahlAbo-Gutschein nur den allgemeinen Premierenzuschlag von 5,00 €. Die Gutscheine gelten für die gesamte Spielzeit 2012/2013. Preise Wahl-Abos: 10er regulär PG 1 195,00 € PG 2 150,00 € PG 3 110,00 € PG 4 80,00 €

16er 296,00 € 224,00 € 168,00 € 120,00 €

20er 350,00 € 260,00 € 200,00 € 140,00 €

ermäßigt PG 1 PG 2 PG 3 PG 4

16er 160,00 € 128,00 € 112,00 € 96,00 €

20er 200,00 € 160,00 € 140,00 € 120,00 €

10er 100,00 € 80,00 € 70,00 € 60,00 €

Beim kombinierten Theater- und Konzert-Abo sehen Sie sechs Vorstellungen des Schauspielhauses Bochum und hören vier Konzerte der Bochumer Symphoniker. Bei den Theatervorstellungen haben Sie freie Stückwahl, die Gutscheine für die Konzerte gelten für die Konzertreihen „Symphoniekonzert“ (DO und FR) und „Symphonie Spezial“. Preise Kombi-Wahl-Abo: 6 x Theater und 4 x Konzert PG regulär 1 213,00 € 2 162,00 € 3 126,00 € 4 96,00 €

ermäßigt 108,00 € 84,00 € 72,00 € 60,00 €

Neu Wahl-Abo-Gutscheine online einlösen! Sichern Sie sich rund um die Uhr Ihre Karten für Ihren nächsten Besuch im Schauspielhaus Bochum! Was mit dem Kauf von regulären Eintrittskarten schon lange möglich ist, funktioniert nun auch für Wahl-Abonnenten, die Ihre Gutscheine ab der neuen Spielzeit komfortabel in unserem Online-Shop einlösen können. Der „Karten“-Button auf www.schauspielhausbochum.de führt Sie zu der gewünschten Vorstellung, als Zahlungsmittel geben Sie die Barcode-Nummer auf Ihrem offenen Wahl-AboGutschein ein und anschließend können Sie sich Ihre Eintrittskarten über das „Print-at-Home“-System bequem zu Hause ausdrucken. Alle Fragen rund um den neuen Online-Service beantwortet Ihnen das Abo-Büro unter 0234 / 33 33 55 -40 oder -49.

In Planung Damit Sie nicht nur die Gutscheine Ihres Wahl-Abos im Internet einlösen, sondern gleich Ihr ganzes Wahl-Abo online kaufen können, planen wir für die neue Spielzeit eine Erweiterung der Funktionen unseres Online-Shops. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

Abo-Bedingungen

Vertrag: Mit der Bestellung eines Abonnements und der Zusendung der Abo-Unterlagen wird ein rechtsgültiger Vertrag zwischen Ihnen und dem Schauspielhaus Bochum geschlossen. Bitte teilen Sie uns Änderungen Ihrer Adresse oder Telefonnummer mit, damit der Monatsspielplan und andere Informationen Sie ohne Verzögerung erreichen. // Fristen: Ihr Abonnement verlängert sich automatisch um eine weitere Spielzeit, sofern der Vertrag nicht von einem der beiden Vertragspartner bis spätestens 15. Juni der laufenden Spielzeit schriftlich gekündigt wird. Ausgenommen sind ermäßigte Abonnements und Geschenk-Abonnements. // Hinweise: Das Schauspielhaus Bochum behält sich vor, bei Premieren und bei Vorstellungen mit großer Nachfrage pro Wahl-Abo nur zwei Gutscheine einzulösen. Wahl-Abo-Gutscheine sind nicht in die folgende Spielzeit übertragbar. Bei Verlust der Gutscheine kann gegen eine Gebühr von 3,00 € ein Ersatz im Abo-Büro ausgestellt werden. Im Rahmen der Fest-Abo-Bestellung wird das Schauspielhaus Bochum alles unternehmen, die durch den Abonnenten getroffene Platzwahl einzuhalten. Das Schauspielhaus Bochum hat aus künstlerischen und/oder organisatorischen Gründen allerdings das Recht, kurzfristig Platzänderungen oder Änderungen der Spielstätte vorzunehmen, Abonnement-Vorstellungen auf einen anderen Termin zu verlegen oder das vorgesehene Programm zu ändern. Bei Ausfall einer Vorstellung durch Streik oder höhere Gewalt hat der Abonnent keinen Anspruch auf eine Ersatzleistung. Dies gilt ebenso bei Versäumnis einer Vorstellung. Inhaber eines Fest-Abos haben die Möglichkeit, bis zu zwei Abo-Termine gegen andere Vorstellungstermine des Stücks in der laufenden Spielzeit zu tauschen. Dieser Umtausch-Service kann bis 2 Werktage vor der geplanten Abo-Vorstellung genutzt werden, die Umtauschgebühr beträgt bei den Werktags- und Sonntagnachmittags-Abos jeweils 1,00 €, bei einem Premieren-Abo entfällt sie. Bei Verlust des Abo-Ausweises kann gegen eine Gebühr von 3,00 € ein Ersatzausweis im Abo-Büro ausgestellt werden. // Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Schauspielhauses Bochum, Anstalt des öffentlichen Rechts. Sie sind einzusehen in der Theaterkasse und unter www.schauspielhausbochum.de. // Änderungen vorbehalten


abo-bestellformular Für die spielzeit 2012/2013 FEST-ABO

wahl-ABO

premieren-ABO

revier-Abo

Abo 1  Abo 2 7 Premieren PG regulär 1 210,00 € 168,00 € 2 133,00 € 3 4 112,00 €

10 Gutscheine PG regulär ermäßigt 1 195,00 € 100,00 € 2 150,00 €    80,00 € 3 110,00 €    70,00 € 4    80,00 €    60,00 €

3 x Theater & 3 x Oper PG regulär 1 141,50 € 2 121,50 € 101,50 € 3

16 Gutscheine PG 1 2 3 4

Werktags-Abo Mi  Do  Fr 6 Vorstellungen regulär PG 1 123,00 € 2 96,00 € 3 69,00 € 4 52,20 €

ermäßigt 90,00 € 70,20 € 49,80 € 39,60 €

Sonntagnachmittags-Abo Abo 1  Abo 2 5 Vorstellungen PG regulär 1 95,00 € 2 75,00 € 3 55,00 € 4 45,00 €

ermäßigt 55,00 € 42,50 € 32,50 € 30,00 €

Abo-Bonus für fest-abos

Abo-Bonus Beschreibung A Programmheft- und Garderobe B Programmheft- und Garderobe plus Sektgutschein

regulär ermäßigt 296,00 € 160,00 € 224,00 € 128,00 € 168,00 € 112,00 € 120,00 €    96,00 €

20 Gutscheine Preis 20,00 € 40,00 €

PG 1 2 3 4

regulär 350,00 € 260,00 € 200,00 € 140,00 €

ermäßigt 200,00 € 160,00 € 140,00 € 120,00 €

kombi-wahl-Abo 10 Gutscheine: PG 1 2 3 4

6 x Theater & 4 x Konzert regulär ermäßigt 213,00 € 108,00 € 162,00 € 84,00 € 126,00 € 72,00 € 96,00 € 60,00 €

bitte hier schneiden

Anmeldung zum Versand-Service: monatspielplan und spielzeitheft per post Ja, ich möchte mich für den Versand-Service anmelden und den Monatsspielplan und das jährliche Spielzeitmagazin des Schauspielhauses Bochum gegen einen Unkostenbeitrag von 5,00 € pro Saison per Post an folgende Adresse erhalten:

Kundennummer (falls vorhanden):  Name:  Vorname:  Straße:  PLZ, Ort:  Telefon:  E-Mail:


besteller/in des Abos

empfänger/IN des Abos (bei Geschenk)

Name:

Name:

Vorname:

Vorname:

Straße:

Straße:

PLZ, Ort:

PLZ, Ort:

Telefon:

EINZUGSERMÄCHTIGUNG E-Mail:  Kontoinhaber:  Datum, Unterschrift:  Kontonummer:  Ermäßigung bitte ankreuzen und Nachweis beilegen: chwerbehinderte (ab 80 %), S Inhaber eines Vergünstigungsausweises Schüler, Studierende, Auszubildende, FSJler und Bundesfreiwilligendienstleistende (alle bis zum 29. Lebensjahr) Ermäßigungen können nur nach Vorlage des Berechtigungsausweises gewährt werden.

BLZ:  Institut:  Datum, Unterschrift:  Ich ermächtige das Schauspielhaus Bochum zum Bankeinzug mittels Lastschrift. Die einmal erteilte Ermächtigung gilt bis auf Widerruf für alle Zahlungen an das Schauspielhaus Bochum. Bitte senden Sie das ausgefüllte Formular per Post an: Abo-Büro Schauspielhaus Bochum Königsallee 15 44789 Bochum

bitte hier schneiden

Wir bitten Sie, den Unkostenbeitrag für den Versand-Service zu Beginn der jeweiligen Spielzeit zu zahlen und uns über Adressänderungen rechtzeitig zu informieren. Eine Abmeldung vom Versand-Service zur nächsten Spielzeit ist bis zum 15. Juni eines jeden Jahres möglich. Den Betrag zahle ich:

an der Theaterkasse

per Überweisung (s.u.)

per Einzugsermächtigung (bitte ausfüllen):

Kontoinhaber:  Kontonummer:  BLZ:  Institut:  Datum, Unterschrift:  Ich ermächtige das Schauspielhaus Bochum zum Bankeinzug mittels Lastschrift. Die einmal erteilte Ermächtigung gilt bis auf Widerruf für alle Zahlungen an das Schauspielhaus Bochum. Wenn Sie den Betrag überweisen möchten, nutzen Sie bitte folgende Kontoverbindung: Kontoinhaber: Schauspielhaus Bochum Kontonummer: 330 14 21  BLZ: 430 500 01  Institut: Sparkasse Bochum Stichwort: Versand-Service + „Kundennummer“ (falls vorhanden)

Bitte senden Sie das ausgefüllte Formular per Post an: Theaterkasse Schauspielhaus Bochum Königsallee 15 44789 Bochum


ihr besuch im schauspielhaus bochum

essen und trinken

­Angebote für Unternehmen

Tanas Das Restaurant in den Kammerspielen

Ob kleines Unternehmen oder große Firma – das Schauspielhaus Bochum ist Ihr starker Partner für einen lebendigen Austausch zwischen Kultur und Wirtschaft! Nutzen Sie unsere maßgeschneiderten Angebote für Ihre Firmenveranstaltung in unverwechselbarer Atmosphäre, für unvergessliche Theatererlebnisse Ihrer Geschäftspartner oder für die besondere Präsentation Ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit.

Theater-Menü Beginnen Sie Ihren Theaterabend mit einem Besuch im Tanas: Neben einem À-la-carte-Angebot bietet Ihnen das Restaurant in den Kammerspielen auch ein Theater-Menü an, das Sie vor oder auch nach Ihrem Vorstellungsbesuch genießen können. Gutscheine für das DreiGänge-Menü (exklusive ­Getränke) sind zum Preis von 20,00 € an der Theaterkasse erhältlich und ab Kaufdatum zwei Jahre gültig. Vor der Einlösung bitten wir wenn möglich um rechtzeitige Reservierung. Das Tanas steht Ihnen samt Veranstaltungs- und Cateringservice auch für private Feierlichkeiten zur Verfügung. Anfragen richten Sie bitte an: reservierung@restaurant-tanas.de Öffnungszeiten MO-SA 18.00-1.00 Uhr SO 17.00-1.00 Uhr

Ihre Veranstaltung in unseren Theaterräumen Für feierliche Anlässe wie Jubiläen, VIP-Veranstaltungen, Betriebsfeste und Empfänge bieten Ihnen die Foyers im Schauspielhaus und das Restaurant „Tanas“ in den Kammerspielen einen unverwechselbaren Rahmen. Unsere erfahrenen Gastronomen realisieren ein nach Ihren Vorstellungen zusammengestelltes Menü oder Büffet oder machen Ihnen attraktive kulinarische Vorschläge.

Theaterer­lebnisse für ­Partner, Kunden und Mitarbeiter

Geschlossen, wenn sowohl im Schauspielhaus als auch in den Kammerspielen keine Vorstellung stattfindet.

Machen Sie Ihren Geschäftspartnern, Kunden oder Mitarbeitern Kultur zum Geschenk und besuchen Sie mit ihnen eine Vorstellung im Schauspielhaus oder in den Kammerspielen. Verbunden mit einem speziell arrangierten Sektempfang oder einem exklusiven Blick hinter die Kulissen wird Ihr gemeinsamer Theaterabend so zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Reservierungen Tel.: 0234 / 33 33 54 44 E-Mail: reservierung@restaurant-tanas.de

Foyers im schauspielhaus Im Schauspielhaus bieten wir Ihnen an drei Tresen vor Vorstellungsbeginn und in der Pause kleine Snacks sowie eine breit gefächerte Getränkeauswahl an.

Eve Bar Club und Cocktailbar

Öffnungszeiten FR & SA ab 22.00 Uhr

Eine attraktive Plattform Sie möchten die positive Wahrnehmung Ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit weiter stärken? Dann werden Sie unser Partner und profitieren Sie vom gesellschaftlichen und kulturellen Renommee des Schauspielhauses Bochum: Mit einer Anzeigenschaltung in unserem Spielzeitmagazin oder unseren Programmheften sprechen Sie ein interessantes und interessiertes Zielpublikum an. Auch die Sponsorentätigkeit für einzelne Produktionen oder die Förderung bestimmter Projekte erzeugt Aufmerksamkeit und dokumentiert zugleich Ihr kulturelles Engagement.

Sondertermine und Programminfos auf der Facebook-Seite der Eve Bar. Die Eve Bar kann auch für private Veranstaltungen genutzt werden, ebenso ist ein professioneller Cocktailservice für Außer-Haus-Veranstaltungen buchbar. Anfragen unter reservierung@restaurant-tanas.de

Kontakt

Sie haben Interesse an kreativen und flexiblen Angeboten für Ihr Unternehmen? Sprechen Sie uns gerne an: Brigitte Käding, Kaufmännische Direktorin (komm.) Schauspielhaus Bochum Königsallee 15 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 55 33 / Fax: 0234 / 33 33 55 26 E-Mail: bkaeding@bochum.de

113


freundeskreis schauspielhaus bochum e.V.

Ein guter Freund ist jemand, mit dem es Spaß macht, zusammen zu sein, und auf den ich mich verlassen kann, auch wenn der Wind mal von vorne bläst. Armin Rohde

Eine Freundschaft, die sich lohnt! Der Freundeskreis Schauspielhaus Bochum e.V. ist ein Gewinn für alle – sowohl für das Schauspielhaus Bochum und sein Publikum als auch für die Mitglieder selbst! Seit unserer Gründung 1994 verstehen wir uns als Motor für eine effiziente und nachhaltige Förderung der Theaterarbeit – sowohl ideell als auch finanziell.

Als Freundin oder Freund lernen Sie die Arbeit des Schauspielhauses durch verschiedene exklusive Veranstaltungen näher kennen. Darüber hinaus können Sie bei der Kartenreservierung Ihre Theaterkarten exklusiv drei Tage vor Beginn des regulären Vorverkaufs bestellen bzw. erwerben. Zeigen Sie Ihr kulturelles Engagement und werden Sie Mitglied!

Kontakt Freundeskreis Schauspielhaus Bochum e.V. c/o Hans Joachim Salmen (Vorsitzender) Heinrich-König-Str. 73 / 44795 Bochum Tel.: 0234 / 47 35 93 E-Mail: hajosalmen@aol.com

114

Jährliche Beiträge Einzelmitglieder: 45,00 € Studierende: 10,00 € Familien: 60,00 € Juristische Personen: 300,00 €


Kontakt Schauspielhaus Bochum Anstalt des öffentlichen Rechts Königsallee 15 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 - 0 (Zentrale) Theaterkasse Oskar-Hoffmann-Straße 26 / Ecke Hans-Schalla-Platz 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 55 55 Fax: 0234 / 33 33 55 12 E-Mail: tickets@schauspielhausbochum.de Abo-Büro Oskar-Hoffmann-Straße 26 / Ecke Hans-Schalla-Platz 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 55 -40 oder -49 Fax: 0234 / 32 55 957 E-Mail: abo@schauspielhausbochum.de Intendanz Anselm Weber Persönliche Mitarbeiterin: Tonia Tilch Tel.: 0234 / 33 33 55 20 Fax: 0234 / 33 33 55 19 E-Mail: ttilch@bochum.de Kaufmännische Direktion Brigitte Käding Sekretariat: Christiane Koscholleck Tel.: 0234 / 33 33 55 34 Fax: 0234 / 33 33 55 26 E-Mail: ckoscholleck@bochum.de Kommunikation Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Christine Hoenmanns Tel.: 0234 / 33 33 55 23 Fax: 0234 / 33 33 54 37 E-Mail: choenmanns@bochum.de Marketing: Janna Rohden / Sponsoring: Karin Bünten Tel.: 0234 / 33 33 54 35 Fax: 0234 / 33 33 54 37 E-Mail: jrohden@bochum.de / kbuenten@bochum.de Dramaturgie Chefdramaturg: Thomas Laue Assistenz: Justus von Verschuer Tel.: 0234 / 33 33 54 36  Fax: 0234 / 33 33 55 19 E-Mail: schauspielhaus@bochum.de

Frische Küche · Biofleisch Täglich frischer Fisch

Junges Schauspielhaus Leitung: Martina van Boxen Assistenz: Tobias Diekmann Tel.: 0234 / 33 33 -54 28 oder -55 28 Fax: 0234 / 33 33 54 24 E-Mail: jungesschauspielhaus@bochum.de

Pieperstraße 13 · Bochum

Nähe Schauspielhaus täglich ab 17 Uhr · Küche bis 24 Uhr Montag Ruhetag

115

Telefon: 0234-66611 www.aubergine-bochum.de


Mitarbeiter THEATERLEITUNG

Intendant Anselm Weber Kaufmännische Direktorin (komm.) und Verwaltungsleitung Brigitte Käding Persönliche Mitarbeiterin der Intendanz Tonia Tilch

KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO

Künstlerischer Betriebsdirektor Stephan Wasenauer Chefdisponentin und Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros Jutta van Asselt Disponentin Christina Lutz Sekretariat Daniela Koscholleck

DRAMATURGIE

Chefdramaturg Thomas Laue Dramaturgen Sascha Kölzow, Olaf Kröck, Sabine Reich, Paul Slangen (Gast) Assistenz Justus von Verschuer

KOMMUNIKATION

Leitung und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Christine Hoenmanns Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Janna Rohden Marketing und Sponsoring Karin Bünten Grafik Stefanie Weber Fotografen Thomas Aurin, Arno Declair, Birgit Hupfeld, Diana Küster

JUNGES SCHAUSPIELHAUS

MUSIK

Leitung Martina van Boxen Assistenz Tobias Diekmann

Jan-Philipp Alam, Roman Babik, Vivan Bhatti, Serge Corteyn, Radoslaw Piotr Fedyk, Boris Gurevich, Heiner Gulich, Holger Hahn, Gregor Hengesbach, Peter Holl, Nils Imhorst, Jürgen Jaeger, Andreas Jansen, Christoph Kammer, Volker Kamp, Torsten Kindermann, Jan Klare, Daniel Knop, Marcel Kolvenbach, David Kuckhermann, Lars Kuklinski, Ingmar Kurenbach, Manuel Loos, Guiseppe Mautone, Daniel Murena, Mickey NeherWarkocz, Sven Nowocyn, Keith O’Brien, Will-Jan Pielage (Sounddesign), Karsten Riedel, Nico Selbach (Sounddesign), Michael Sideris, Oliver Siegel, Philipp aus den Siepen, Thomas Spies, Track, Joel Mozes van de Pol, Florian Walter, Jan-Sebastian Weichsel, Kai Weiner, Bo Wiget, Lars Wittershagen

REGIE

Malou Airaudo, Cilla Back, David Bösch (Hausregisseur), Carola Bühn, Nuran David Calis, Agnese Cornelio, Cilli Drexel, Christoph Frick, Monika Gies, Heike M. Götze, Barbara Hauck, Julio César Iglesias, Fadhel Jaibi, Jan Klata, Paul Koek, Katja Lauken, Jasna Miletic´, Jan Neumann, Arne Nobel, Sebastian Nübling, Christina Paulhofer, Christina Pfrötschner, Martina van Boxen, Roger Vontobel (Hausregisseur), Anselm Weber

BÜHNEN- UND KOSTÜMBILDNER

Daniel Angermayr, Henriette Barniske, Cilla Back, Patrick Bannwart, Raimund Bauer, Ursula Bergmann, Julia Borchert, Dorothee Curio, Amit Epstein, Dagmar Fabisch, Johanna von Gehren, Gerhard Gollnhofer, Nadine Grellinger, Michael Habelitz, Alex Harb, Anna Heinz, Kathrine von Hellermann, Dominic Huber, Cathleen Kaschperk, Csörsz Khell, Mara Henni Klimek, Bartholomäus Kleppek, Tina Kloempken, Inge Gill Klossner, Yvan Labasse (Lichtdesign), Justyna Łagowska, Sophia Lindemann, Theun Mosk, Christina Mrosek, Meentje Nielsen, Elisa Pelkmann, Thimo Plath, Maria Roers, Claudia Rohner, Kaïs Rostom, Thomas Rupert, Julia Scheurer, Irina Schicketanz, Kathrin Schlecht, Viva Schudt, Julia Ströder, Dirk Thiele, Annika Träger, Amelie von Bülow, Nini von Selzam, Lili Wanner, Magda Willi

VIDEO

Bibi Abel, Karnik Gregorian, Michael Habelitz, Immanuel Heidrich, Stephan Komitsch (impulskontrolle), Peter Rachel, Ansgar Silies

REGIEASSISTENZ

Tobias Diekmann, Monika Gies, Selen Kara, Carla Niewöhner, Christina Pfrötschner; Adela Husic (Gast)

BÜHNEN- UND KOSTÜMBILDASSISTENZ

Mara Henni Klimek, Agnes Langenbucher, Sophia Lindemann, Lydia Merkel, Annika Träger; Justyna Kowalik (Gast)

SPRECHERZIEHUNG UND STIMMBILDUNG Prof. Peter-Georg Bärtsch

116

CHOREOGRAFIE

Malou Airaudo, Danny Costello, Julio César Iglesias, Klaus Figge (Kampfszenen), Mac´ko Prusak, Renegade

INSPIZIENZ

Christina Baston, Christiane Laux, Ulrike Schaper, Alexander Störzel

SOUFFLEUSEN

Sybille Hadulla-Kleinschmidt, Fee Sachse, Jutta Schneider, Isabell Weiland

STATISTERIE

Beatrix Feldmann

TECHNISCHE LEITUNG Technischer Direktor Hajo Krause Sekretariat Marion Treckmann Assistent des Technischen Direktors Christian Acht Produktions- und Werkstättenleiter Oliver Kroll Konstrukteur Michael Friebele

BÜHNENTECHNIK

Bühnentechnische Leitung Franz Schenkel Bühnenobermeister Michael Mikolajczak Bühnenmeister Andreas Dudzik, Uwe Marx Christian Petrat Bühnentechniker Michael Chudy, Michael Doering, Christian Drolshagen, Holger Dünnebacke, Andreas Fernau, Erwin Fiebrandt, Jan Flügge, Reinhard Frese, Dietmar Görtzen, Jörg Hommann, Detlef Kornath, Frank Koslowski, Abdelkader Lashab, Lucian Martin,


Manfred Mollenhauer, Maik Rohnke, Peter Schaffrinna, Olaf Schmeink, Jürgen Schnurbusch, Martin Sievering, Patrick Steinkamp, Ali Tugrul, Uwe Wagner, Thomas Wessling, Dirk Wils, Thomas Wrobel Dekorateure Thomas Arndt, Verena di Battista, Klaus Fabri, Andreas Korfmann, Frank Kuhlmeier, Hans-Georg Ludwiczak, Saskia Sawatzki, Nafiz Sayki, Christian Szyska, Julia Wagner

VERANSTALTUNGSTECHNIKER

Frank Engel, Michael Hopp, Sven Klauswald, Daniel Lüder, Moritz Macho, Marie-Claire Pauli Auszubildende Demian Meier, Christian Mertens, Sebastian Schwaiger

TON

Schuhmacher Ralf Oberste-Beulmann Putzmacherin Andrea Räckers Fundusverwalter Guido Hußmann

Leitung Christoph Bonk Tontechniker Andreas Eich, Karl Haase, Jürgen Jaeger, Andreas König, Frederic Mingo, Benjamin Ruddat

MASKE

Leitung Gudrun Schönbeck-Wach Theatermaler Markus Loer, Anja Mauruschat, Silke Kost Theatermalerin/Kascheurin Miriam Sasserath Maler Jörg Palmbergt

Leitung Georg Herzog Vertretung Leitung Ursula Schürer Maskenbildner Tanja Bade, Christian Bernecker, Katharina Bondzin, Parwin Fakir, Birte Greiwe, Monika Jankowski, Stefanie Lingener, Barbara Lork, Ursula Menßen, Jana Deba, Astrid Schenkel, Svenja Hartnack

SCHLOSSEREI

REQUISITE

MALERSAAL

THEATERKASSE / ABO-BÜRO, EINLASS / GARDEROBE

Leitung Oliver Blum Kasse Renate Dehnhardt, Eylem Durus, Heike Glöckner, Petra Krolikowski, Christel Müller, Ursula Steingaß, Tülin Ucur, Susanne Wuttke Abo-Büro Christina Brand, Ellen Heiermann Einlass/Garderobe Vorarbeiterinnen: Regina Koch, Birgit Uschkurat, Dragina Barzik, Ute Grutsch, Rita Held, Christiane Kunick, Heide Lobschat

HAUSDIENST

Manfred Bartnick, Oliver ­Bußmann, Udo Hermes, ­Johannes Raser, Helge Werthschütz

Udo Giehl, Bernhard Kampik, Torben Schmidt

Leitung Olaf Schug Schlosser Michael Bitzkowski, Jörg Borrmann, Michael Holle, Thomas Marx, Joachim Stroka

Leitung Kornelia Helisch Requisiteure Jessica Cosse, Andrea Figger, Astrid Freyer, Sonja Klisch, Wolfgang Vogt, Janneta Turska

KRAFTFAHRER

SCHREINEREI

FACHKRAFT FÜR ARBEITSSICHERHEIT

Carola Gurok, Cornelia Kiszka, Wolfgang Kroner, Cornelia Skusa Nachtpförtner Bernhardt Jeloneck, Wolfgang Welt

VERWALTUNG

Rosel Bönnemann

TRANSPORTARBEITER

Willy Doering, Jürgen Gönder, Christian Kückelheim

BELEUCHTUNG / VIDEO

Leitung Andreas Bartsch, Bernd Felder Assistent der Leitung der Beleuchtungsabteilung Jan Bregenzer Beleuchtungsoberinspektor Bernd Kühne Beleuchtungsmeister Denny Klein, Wolfgang Macher Beleuchtung Theater Unten Alexandr Gershman Beleuchter Timo Berghaus, Armin Bönnemann, Fiorenzo Bonazza, Hans Dzwigoll, Norbert Eggers, Christoph Jacob, Detlev Jon, Gerd Jordan, Kay Kämper, Waldemar Lehmann, Frank Lukaschewski, Ulrich Meist, Axel Middeke, Max Reinhardt, Marek Schoder, Thomas Sikora, Michael Stumpf, Paul Wallraff, Michael Zoll Video Matthias Fleskes,Christof Schnelle

Leitung Jürgen Brucks Schreiner Vitalij Grauberger, Andreas Rauth, Britta Sabanovic, Ursula Schemme, Oliver Sievers

Alexandra Kaiser

SCHNEIDEREI

Kostümdirektorin Britta Brodda Gewandmeisterei Damen Cornelia Fischer Gewandmeister Herren Dieter Zunke Damenschneiderei Anne Burkhardt, Anke Flüs, Claudia Hellwig, Anita Pyrkosch, Ellen Salewsky, Doris Schaefer, Petra Woytke Herrenschneiderei Hannah Brüggemann, Erich Ciecior, Monika Drost, Jörg Liebisch, Andrea Poglajen-Loetters, Christel Sareyka, Nicole Wippich, Robert Zydek Ankleiderinnen Oumlaid Strenger, Silvia Stemmer

117

Leitung Brigitte Käding Sekretariat Christiane Koscholleck Personalabteilung Leitung Elke Günthner Mitarbeiter Petra Halfmeier, Sabine Sallamon, Dirk Welschehold, Linda Wuttke Rechnungsabteilung Leitung Ute Hellwig Mitarbeiter Sabine Blome, Iris Buttgereit, Detlev Massmann Versicherungs- und Vertragsrecht/Sonderaufgaben Dominik Hübschen Urheberrechte/Werbung/ Gastspiele Ulrike Klimach EDV Michael Kowalczyk Gleichstellungsbeauftragte Beatrix Feldmann

PFORTE

KANTINE

PERSONALRAT

Vorsitzender Kay Kämper Sekretariat Ute Kruse Schwerbehindertenvertretung Wolfgang Kroner

GASTRONOMIE

Leitung Jochen Stein Verwaltung Gastronomie Julian Schmitz Restaurantleitung Tanas und Foyerleitung Sebastian Sareika Küche André Thom Eve Bar Lena van Dornick


Interview mit einem Gespenst exklusiv

Interview: Sascha Kölzow Fotos: Thomas Hessmann

Ein Gespenst geht um im Ruhrgebiet. Auf seinen nächtlichen Streifzügen hinterlässt es – zusammen mit seinem Affen oder dem Ruhrkäppchen – Botschaften an Rathäusern, Kulturinstitutionen und immer auch per Video im Internet. „Kunst braucht keine Genehmigung“, heißt es da, oder einfach „Tanzt!“. Interviews gibt das Ruhrgespenst nicht so gerne. Aber was der größten deutschen Tageszeitung mit vier Buchstaben nicht gelang, hat „Boropa“ geschafft. Dramaturg Sascha Kölzow traf das Gespenst zum Exklusiv-Interview. Einzige Bedingung: ein pittoresker Rahmen der Wertschätzung und etwas Obst. 118


Sascha Kölzow: Ruhrgespenst, du bist tatsächlich zu uns ins Schauspielhaus gekommen. Was verschafft uns die Ehre? Affe: Das Ruhrgespenst redet nicht, deswegen werde ich stellvertretend antworten. Die Antwort lautet: Obst schmeichelt. Ihr seid nicht so hohle Früchte wie andere. Danke für die Blumen! Für alle, die dich noch nicht kennen, was machst du so? Ruhrgespenst (das im Folgenden seine Antworten an den Affen telepathiert, aus dessen Mund sie kommen): Es geht um Aktionen, die aus dem Herzen kommen. Man muss einfach mal den Glücksbärchistrahl auspacken. Keep it real! Agieren statt reagieren! Das Wichtige ist, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt, dass man Spaß hat, aber nicht auf Kosten anderer, sondern auf seine eigenen Kosten. Ist es zu kurz gegriffen, wenn der WDR berichtet, das Ruhrgespenst protestiere gegen Kulturkürzungen? Affe: Definitiv. Wenn ich mich hier als Affe mal selbst einschalten darf. Natürlich geht es auch darum, zu zeigen, dass etwas nicht ganz richtig läuft. Andererseits zeigt das Ruhrgespenst auf die, die auf der anderen Seite stehen und sich beschweren, und sagt: Hör auf rumzuheulen, steh auf und mach einfach was. Kunst braucht keine Genehmigung. Du musst nicht warten. Müssen wir wirklich nur „den Arsch hochkriegen“? Auf Dauer kann man doch ohne Geld keine Kunst machen, oder? Ruhrgespenst: Man kann sicherlich in einem kapitalistischen und neoliberalen System nicht ohne Geld Kunst machen. Gerade so große Institutionen wie ihr sind ja darauf angewiesen. Man braucht eben viel Geld, wenn man dicke Projekte realisiert. Außerdem müssen die Großen ja auch Kunst archivieren und schützen, als Erbe. Und sie müssen sie zugänglich machen, auch dafür ist Geld nötig. Was ich über die Schließungspläne beim Bochumer Museum gelesen habe, hat mir fast das Herz gebrochen. Aber es gibt ja mittlerweile auch andere Formen – der Kunst und auch der Politik. Die lebt und zelebriert das Ruhrgespenst, wenn es durch das Ghostweb zieht und auf sich aufmerksam macht und bei einer Wahl mehr Stimmen bekommen würde als irgendein mieser Politiker. Weil die Leute das gut finden! Dafür braucht man kein Geld, dafür braucht man Leidenschaft. Ist das Quatsch oder ist das Kunst? Ruhrgespenst: Scheiß auf Kunst! Scheiß auf Kategorien! Es gibt zum Beispiel den Begriff

Bei uns sind es die rauchenden Schlote. Ruhrgespenst: Ja genau. Und ich steh auf die rauchenden Schlote. Sie verkörpern die Romantik, die ich brauche, wenn ich einschlafe. Da kann ich auf Tokio, New York und Paris gerne verzichten.

der freien Szene. Aber jeder, der von einer freien Szene spricht, spricht unausgesprochen von einer unfreien Szene. Aber der Kunst ist doch scheißegal, was wir tun und wie wir das nennen. Die Kunst ist einfach Kunst, und das Ruhrgespenst ist einfach Ruhrgespenst. Heißt das, die Unterscheidung zwischen so genannter freier Szene und den etablierten Tankern ist obsolet? Wir sitzen ja jetzt gerade in einem … Ruhrgespenst: Tempel! Das hier ist definitiv ein Tempel. Und einem Tempel begegnet man mit Wertschätzung! Es gibt aber auch Leute, die die Kultur, aber vor allem den Menschen, mit Füßen treten. Das Ruhrgespenst richtet mit viel Selbstironie den Fuß auch mal gegen sich selbst. Ich stehe dann aber sofort auf und sage: Egal, Ruhr York is where your heart is, alles ist gut, alles in Ordnung. Es ist bestimmt nicht so schwarz, wie ihr es malt. Es ist bunt.

Man muss einfach mal den Glücksbärchistrahl auspacken  „Ruhr York is where your heart is“? Ruhrgespenst: „I Heart Ruhr York“ ist zunächst mal ein Künstlerkollektiv, das ich sehr schätze. Außerdem bleibt das als Label so schön hängen und mir gefällt, was es aussagt: Es kommt aus dem Herzen und es tut gut hier. Es ist nicht schlecht hier. Heißt Ruhr York auch, dass die Kulturhauptstadt Recht hatte? Können oder wollen wir uns als Metropole mit New York messen? Ruhrgespenst: Interessanter ist doch, dass auch die Bilder, die wir heute von New York, Paris oder Tokio haben, nur Stigmata aus den Bildmedien sind. Das küssende Paar hat Paris zur Stadt der Liebe gemacht. So ein Image konnte Paris auch super gebrauchen, das war im 19. Jahrhundert die stinkendste Kloake, die es überhaupt auf der Welt gab. Alles Bullshit, nur Image, ich glaube nicht daran.

119

Was ist das Ruhrgebiet, über die Schlote hinaus? Ruhrgespenst: Verbrannte Erde. Und permanenter Wandel. Vor 150 Jahren waren hier noch überall Äcker! Dann auf einmal Industrie. Und das in so kurzer Zeit, das hat kein Ort auf der Welt so hingelegt, da kann man nur stolz drauf sein. Jetzt sagen viele, dass wir das genau so erhalten müssen. Es wird gejammert: Oh nein, jetzt sind wir eine postindustrielle Dienst­leistungshochburg! Man muss doch nicht immer alles schlecht reden. Das Ruhrgebiet ist totaler Wandel. Immer schon. Das finde ich geil. Geht ihr manchmal ins Theater? Affe: Ich manchmal. Aber mir ist dann ziemlich egal, was läuft. Ich geh des Theaters wegen ins Theater und lasse mich gern überraschen. Ich muss nicht schon den Titel oder den Autor kennen, ich will über den Tellerrand gucken. Das ist sowieso ein wichtiger Punkt: sich öfter auf etwas Neues einlassen. Selbst, wenn es die abgefuckteste Scheiße ist: zumindest zweimal hingucken! Guckt nicht nur das, was ihr sowieso schon kennt! Ruhrgespenst: Es gibt ja keine Kulturinflation. Nur viele schöne Sachen, die ich nur im Museum erleben kann oder in einem Schauspielhaus oder in einer Kulturkneipe oder irgendeinem Off-Space. Davon gibt es immer noch zu wenig! Off-Spaces? Ruhrgespenst: Von allem! Es kann nie zu viel Kultur geben! Es gibt zu viele Spielhöllen, Mann! Und 1-Euro-Shops. Davon gibt’s zu viele! Hast du eigentlich ein Schloss wie Hui Buh? Wo lebst du? Ruhrgespenst: Ich ziehe von Zollverein zur Zeche Carl und dann auch mal in den Landschaftspark Nord … mich findet man überall. Glück auf!

Das Ruhrgespenst wird (sofern man das bei einem Gespenst sicher sagen kann) voraussichtlich nicht am oder im Schauspielhaus arbeiten. Weil wir aber mögen, was es tut, empfehlen wir einen Blick auf: http://creative.arte.tv/de/space/ruhrgespenst


Impressum Herausgeber Schauspielhaus Bochum AöR Intendant Anselm Weber Kaufmännische Direktorin (kommissarisch) Brigitte Käding Redaktion Olaf Kröck, Thomas Laue und Janna Rohden (verantwortlich); Christine Hoenmanns, Sascha Kölzow, Sabine Reich, Martina van Boxen, Justus von Verschuer Autoren Sebastian 23, Nuran David Calis, Andreas Grothgar, Sarah Heppekausen, Lutz Hübner, Dirk Laucke, Jan Neumann, Christina Paulhofer, Roger Vontobel Fotos Michel Becker, Wassim Ghozlani, Thomas Hessmann, Diana Küster, Christoph Neumann, Christian Rolfes, Stefan Stahlschmidt, VFL Bochum 1848, WAZ Mediengruppe, Philipp Wente, Lukas Zabek Illustrationen Lenia Hauser, Dennis Schuster, Thomas Wellmann Redaktionsadresse Schauspielhaus Bochum, Kommunikation, Königsallee 15, 44789 Bochum; www.boropa.de Anzeigen Janna Rohden (jrohden@bochum.de, Tel.: 0234 / 33 33 54 35) Design Scheer Werbeagentur, www.scheer.tv Creative Director Stefan Scheer Art Director Michel Becker Kreative Koordination Nina Obendorfer Lithografie purpur / Wolfgang Herrig e.K. Druck Neef + Stumme Premium Printing GmbH & Co. KG Ausgabe 3 Auflage 30.000 Erscheinungstermin 10. Mai 2012 Redaktionsschluss 10. April 2012 Änderungen vorbehalten


Zukunft gemeinsam unternehmen.

Unsere Bühne ist die Stadt Unter dem Leitbild „Zukunft gemeinsam unternehmen“ steht der Einsatz des USB Umweltservice Bochum für das Wohl von Stadt und Region. Unsere hochwertigen Dienstleistungen rund um Stadtreinigung und Abfallentsorgung sind zuverlässig und kundenorientiert. Saubere Straßen und Plätze sind schließlich die Visitenkarte einer Stadt. Für gewerbliche und private Kunden bieten wir maßgeschneiderte Lösungen für Abfälle aller Art.

Im Einsatz für Bürger und Umwelt

Unsere Entsorgungsdienstleistungen richten wir mit geeigneten Behältersystemen speziell auf Ihr Unternehmen aus. Mit optimalen Systemen reduzieren Sie das Abfallvolumen und erzielen so eine maximale Wirtschaftlichkeit. Haben Sie Fragen zur Servicepalette des USB? Wir beraten Sie gern und finden gemeinsam saubere Lösungen für ein attraktives Bochum.

Umweltservice Bochum GmbH Hanielstraße 1, 44801 Bochum Tel.: 0234 / 3336 - 0 Fax: 0234 / 3336 - 109 www.usb-bochum.de


Gut fürs Klima, gut für mich: Ökostrom aus Wasserkraft für nur 1 € mehr im Monat.

Engagieren Sie sich aktiv für den Klima- und Umweltschutz! Für nur einen Euro zusätzlich pro Monat bekommen Sie sauberen Ökostrom aus Wasserkraft, den die Stadtwerke Bochum aus österreichischen Wasserkraftwerken beziehen. TÜV-zertifizierte Anlagen der Verbund-Austrian Hydro Power AG erzeugen dort den Ökostrom, den wir für Sie ins deutsche Stromnetz einspeisen.

Infos unter 0234 960 3737 www.stadtwerke-bochum.de

Wechseln Sie jetzt: Es genügt ein Anruf, und Sie schalten um auf klimafreundlichen Strom aus Wasserkraft. Übrigens: Wir versorgen in Bochum bereits alle städtischen Einrichtungen und die öffentliche Beleuchtung mit Ökostrom aus Wasserkraft! Schließen Sie sich jetzt an: per Telefon unter 0234 960-3737 oder auf unserer Internetseite www.stadtwerke-bochum.de.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.