4 minute read

Klimawandel und Stadtentwicklung

kommensmindernd, sondern auch als Karrierehindernis aus. Da während der letzten Jahre die Monatsentgelte sozialversicherungspichtig in Vollzeit Beschäftigter zwar gestiegen sind, sich die Entgeltlücke aber nicht verkleinert hat, können die nach Kreistyp dierenzierten Medianeinkommen für das Jahr 2017 (INKAR.de; entsprechen nicht den bislang referierten Durchschnittseinkommen) hinsichtlich der damit gemessenen Unterschiede weiterhin Gültigkeit beanspruchen: Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit betrug das monatliche Medianeinkommen 2017 auf Bundesebene 3.070,00 € (brutto), für Männer 3.229,00 € und für Frauen 2.712,00 €. In Westdeutschland lag es insgesamt bei 3.140,50 € (Männer 3.302,50€/Frauen 2.743,00€), in Ostdeutschland insgesamt bei 2.408,00 € (Männer 2.427,00€/Frauen 2.361,00€). Weiter lässt der viergliedrige siedlungsstrukturelle Kreistyp des BBSR Aussagen über die generelle Entwicklung in kreisfreien Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern (außer den kreisangehörigen Aachen, Hannover, Saarbrücken) zu. In Großstädten gibt es nicht nur mehr Dienstleistungsarbeitsplätze, sondern auch mehr Arbeitsplätze für hochqualizierte Arbeitskräfte. Entsprechend lag das Medianeinkommen dort mit 3.379,00€ höher als das bundesweite (Männer 3.602,00€/Frauen 3.071,00€). In den ostdeutschen Großstädten einschließlich Berlin betrug es 2.813,00 € (Männer 2.840,00€/Frauen 2.806,50€), in den westdeutschen Großstädten 3.445,00€ (Männer 3.639,00€/Frauen 3.108,00€). Gemessen am Medianeinkommen ist die Entgeltlücke in Großstädten also etwas geringer als in ländlicher geprägten Kreisen. Gabriele Sturm

In der Süddeutschen Zeitung erschien ein Artikel zu den Klimaveränderungen, die München in den nächsten Jahren bevorstehen. „Viel zu warm und viel zu sonnig: In München macht sich der Klimawandel bemerkbar - und er wird bald auch Einuss auf das Stadtbild haben“ schrieb die SZ am 2. Januar 2020. Die Durchschnittstemperatur in der bayerischen Hauptstadt lag in den vergangenen zwei Jahren bei 11,4 Grad Celsius, das langjährige Mittel ist lediglich 9,2 Grad: Dies sind klare Zeichen dafür, dass der Klimawandel längst auch München betrit. Jedoch ist das nicht alleine das Problem von München: Experten sind sich darin einig, dass sich Wetterextreme wie Hitzeperioden und Dürrephasen auch zunehmend in anderen deutschen Städten verschärfen. So verwandelte sich die Isar im Mai 2019 in München in einen reißenden Fluss, wobei die Flut bis auf einen Pegel von 3,57 Metern im Stadtgebiet anstieg, normal liegt der Pegel bei 80 Zentimeter, wie die SZ vermeldete. Größere Hitze, extreme Starkregenereignisse und gleichzeitig ein trockeneres Klima bedeuten, dass in deutschen Städten künftig wohl verstärkt mediterrane Bäume gepanzt werden müssen. Einige Baumarten werden wegen des zunehmend extremen Wetters wohl in nicht allzu ferner Zukunft aus dem Stadtbild verschwunden sein. Viele heimische Baumarten zeigten laut Waldschadensbericht Trockenschäden; Krankheiten und Schädlinge raten ganze Waldbestände dahin. Ein weiterer Beitrag zum Klima- und Temperaturmonitoring in einer Stadt ndet sich in der aktuellen Urban AuditBroschüre vom November 2019: Am Beispiel Mannheims berichtet der Autor Christopher Barron über den: Einsatz von Crowd Data für stadtklimatische Fragestellungen. Die zunehmende Verfügbarkeit hochwertiger Geofachdaten bei der Stadt Mannheim (u.a. Laserscannbeiegung, ächenscharfe Versiegelungsdaten, Grünvolumen) ist ausschlaggebend dafür, dass die Stadtklimaanalyse für Mannheim 2020 auf Grundlage eines mesoskaligen Modells berechnet wird und damit für die Stadtentwicklung neue Möglichkeiten des Reagierens auf den Klimawandel in einer Großstadt gegeben sind. Natürlich wird für die Folgeabschätzung der Beitrag der Statistik, z.B. für die Kombination der kleinräumigen Bevölkerungsdichte, der Wohnbebauung u.a. von großer Bedeutung sein. Die Urban-Audit-Broschüre enthält weitere interessante Beiträge und kann unter dem Link www.urbanaudit.de heruntergeladen werden. Der Klimawandel ist die aktuell größte globale Herausforderung für die Menschheit. Der CO2-Ausstoß stieg 2019 auf ein Rekordhoch und auch der Meeresspiegel,

wie ganz aktuelle Untersuchungen belegen, steigt stärker denn je. Extremwetterereignisse wie Stürme, Dürre und Waldbrände häufen sich. So wird der Anstieg des Meeresspiegels auch auf Städte wie Hamburg, Lübeck oder Kiel bedeutende Auswirkungen haben, die heute im vollen Umfang noch nicht absehbar sind. Drastisch ist das Vorgehen des indonesischen Ministerpräsidenten, der Jakarta, das alte Batavia, komplett verlegen will, weil die Hauptstadt Indonesiens durch Klimawandel und steigenden Meeresspiegel extrem bedroht ist, wie bereits die letzten Jahre mit drastischen Überschwemmungen gezeigt haben. „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht“ schrieb Friedrich Schiller in seinem Gedicht von der Glocke. Wie unbezähmbar das Feuer wüten kann, ließen die beiden extremen Brände in Brasiliens Amazonaswäldern und insbesondere in Australiens Eukalyptuspanzungen erkennen: viele Tote, eingeschlossen von riesigen Feuersbrünsten, mehr als eine Milliarde Tiere wie Käguruhs, Koalas und andere wurden vernichtet. Insbesondere in Australien scheinen die Schäden irreparabel, der wirtschaftliche Schaden und das menschliche Leid übersteigen mittlerweile jede Vorstellungskraft. Ist dies nur ein Vorgeschmack dessen, was auch – wenn auch in anderer Form – deutschen Städten bevorsteht? „I want you to panic“, so lautet die Botschaft der 17-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg. Wer das für übertrieben hält, wird durch das Buch „Die unbewohnbare Erde“ von David Wallace-Wells eines Besseren belehrt. In seinem Buch schildert der amerikanische Journalist, stellvertretender Chefredakteur des „New York Magazine“, anhand drastischer Beispiele die Folgen der Erderwärmung. „Egal, wie gut Sie informiert sind, Sie sind nicht beunruhigt genug“, warnt er die Leser. Auf der Grundlage ausführlicher Recherchen und zahlreicher Interviews mit Wissenschaftlern beschreibt er, was es tatsächlich bedeutet, wenn sich die Erde in den nächsten Jahrzehnten um 2, 3, 4 oder gar noch mehr Grad erwärmt. Daß die Klimaveränderungen auch Auswirkungen auf die Entwicklung deutscher Städte haben wird, wird nach der Lektüre oensichtlich. Erschienen ist das Buch im Verlag Ludwig Verlag/ Random House. Deutlich wird zum Beispiel, dass die Waldbrandgefahr unter den gegebenen Klimaveränderungen auch in deutschen Städten – durch das trockenere Klima – steigen wird. So arbeitet das Umweltbundesamt an Studien zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in der Stadtplanung und Stadtentwicklung (siehe www.umweltbundesamt.de/ für eine Vielzahl neuer Veröentlichungen). Von besonderer Bedeutung ist die Rolle der Statistikämter in den deutschen Großstädten, die aufgrund der vorhandenen Wetter- und Umweltdaten und anderer Daten zum Wohnen oder Bevölkerungsdichte einen entscheidenden Beitrag zum Monitoring der Klimaveränderung in der Stadt beitragen können. Vorschläge dazu nden sich unter anderem in der BBSR-Publikation Klimawandelgerechte Stadtentwicklung – Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen, Forschungen Heft 149, zum Download unter https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/ (klimagerechte_ stadtentwicklung.pdf).

Günther Bachmann

This article is from: