Stadtforschung und Statistik 1-2020

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Entdeckt Rezension

kommensmindernd, sondern auch als Karrierehindernis aus. Da während der letzten Jahre die Monatsentgelte sozialversicherungspflichtig in Vollzeit Beschäftigter zwar gestiegen sind, sich die Entgeltlücke aber nicht verkleinert hat, können die nach Kreistyp differenzierten Medianeinkommen für das Jahr 2017 (INKAR.de; entsprechen nicht den bislang referierten Durchschnittseinkommen) hinsichtlich der damit gemessenen Unterschiede weiterhin Gültigkeit beanspruchen: Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit betrug das monatliche Medianeinkom-

men 2017 auf Bundesebene 3.070,00 € (brutto), für Männer 3.229,00 € und für Frauen 2.712,00 €. In Westdeutschland lag es insgesamt bei 3.140,50 € (Männer 3.302,50 €/Frauen 2.743,00 €), in Ostdeutschland insgesamt bei 2.408,00 € (Männer 2.427,00 €/Frauen 2.361,00 €). Weiter lässt der viergliedrige siedlungsstrukturelle Kreistyp des BBSR Aussagen über die generelle Entwicklung in kreisfreien Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern (außer den kreisangehörigen Aachen, Hannover, Saarbrücken) zu. In Großstädten gibt es nicht nur mehr Dienstleistungsarbeitsplätze, sondern

auch mehr Arbeitsplätze für hochqualifizierte Arbeitskräfte. Entsprechend lag das Medianeinkommen dort mit 3.379,00 € höher als das bundesweite (Männer 3.602,00 €/Frauen 3.071,00 €). In den ostdeutschen Großstädten einschließlich Berlin betrug es 2.813,00 € (Männer 2.840,00 €/Frauen 2.806,50 €), in den westdeutschen Großstädten 3.445,00 € (Männer 3.639,00 €/Frauen 3.108,00 €). Gemessen am Medianeinkommen ist die Entgeltlücke in Großstädten also etwas geringer als in ländlicher geprägten Kreisen. Gabriele Sturm

Klimawandel und Stadtentwicklung

In der Süddeutschen Zeitung erschien ein Artikel zu den Klimaveränderungen, die München in den nächsten Jahren bevorstehen. „Viel zu warm und viel zu sonnig: In München macht sich der Klimawandel bemerkbar - und er wird bald auch Einfluss auf das Stadtbild haben“ schrieb die SZ am 2. Januar 2020. Die Durchschnittstemperatur in der bayerischen Hauptstadt lag in den vergangenen zwei Jahren bei 11,4 Grad Celsius, das langjährige Mittel ist lediglich 9,2 Grad: Dies sind klare Zeichen dafür, dass der Klimawandel längst auch München betrifft. Jedoch ist das nicht alleine das Problem von München: Experten sind sich darin einig, dass sich Wetterextreme wie Hitzeperioden und Dürrephasen auch zunehmend in anderen deutschen Städten verschärfen. So verwandelte sich die Isar im Mai 2019 in München in einen reißenden Fluss, wobei die Flut bis auf einen Pegel von

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3,57 Metern im Stadtgebiet anstieg, normal liegt der Pegel bei 80 Zentimeter, wie die SZ vermeldete. Größere Hitze, extreme Starkregenereignisse und gleichzeitig ein trockeneres Klima bedeuten, dass in deutschen Städten künftig wohl verstärkt mediterrane Bäume gepflanzt werden müssen. Einige Baumarten werden wegen des zunehmend extremen Wetters wohl in nicht allzu ferner Zukunft aus dem Stadtbild verschwunden sein. Viele heimische Baumarten zeigten laut Waldschadensbericht Trockenschäden; Krankheiten und Schädlinge rafften ganze Waldbestände dahin. Ein weiterer Beitrag zum Klima- und Temperaturmonitoring in einer Stadt findet sich in der aktuellen Urban AuditBroschüre vom November 2019: Am Beispiel Mannheims berichtet der Autor Christopher Barron über den: Einsatz von Crowd Data für stadtklimatische Fragestellungen. Die zunehmende Verfügbar-

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keit hochwertiger Geofachdaten bei der Stadt Mannheim (u. a. Laserscannbefliegung, flächenscharfe Versiegelungsdaten, Grünvolumen) ist ausschlaggebend dafür, dass die Stadtklimaanalyse für Mannheim 2020 auf Grundlage eines mesoskaligen Modells berechnet wird und damit für die Stadtentwicklung neue Möglichkeiten des Reagierens auf den Klimawandel in einer Großstadt gegeben sind. Natürlich wird für die Folgeabschätzung der Beitrag der Statistik, z. B. für die Kombination der kleinräumigen Bevölkerungsdichte, der Wohnbebauung u. a. von großer Bedeutung sein. Die Urban-Audit-Broschüre enthält weitere interessante Beiträge und kann unter dem Link www.urbanaudit.de heruntergeladen werden. Der Klimawandel ist die aktuell größte globale Herausforderung für die Menschheit. Der CO2-Ausstoß stieg 2019 auf ein Rekordhoch und auch der Meeresspiegel,


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