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SCHLOSS SCHRATTENTHAL
Volles Leben altes GemauerVolles Leben altes Gemauer
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Fotos: © www.josephgasteiger.com; Schloss Schrattenthal, privat
Mutter und Tochter managen das Schloss gemeinsam.
SCHLOSS SCHRATTENTHAL
Volles Leben in alten Gemäuern im Weinviertel
Familie Schubert hat sich den Erhalt der historischen Gebäude des Schlosses Schrattenthal zur Lebensaufgabe für mehrere Generationen gemacht. Der mittelalterliche Rundturm, die gotische Kirche, das Presshaus sowie das Maschinenhaus und der Schüttkasten aus der Barockzeit, die steinerne Brücke über den ehemaligen Wassergraben und last, but not least die altehrwürdigen Bäume im Park bilden das romantische Ensemble von Schloss Schrattenthal, das von der jungen Hausherrin Andrea Schubert sachte in die Zukunft geführt wird.
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Im Herzen des Weinviertels, da, wo sich riesengroße Felder über die hügelige Landschaft legen, findet man eine der kleinsten Städte Österreichs: Schrattenthal. Nur um die 300 Einwohner/innen leben hier, und dennoch ist die Ortschaft gut besucht, bildet doch das zauberhafte Schloss seit vielen Jahrhunderten einen Anziehungspunkt für Jung und Alt.
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt, stand hier ein hölzerner Turm am Rittsteig in Schrattenthal als Teil einer Kette von Befestigungsanlagen an der Grenze zu Böhmen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Anlage je nach Bedarf und Verwendung in diversen Stilen verändert oder erweitert. Wer heute durch das Schlosstor tritt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Unter einer Schatten spendenden Linde nehmen wir Platz und lauschen den Geschichten der Familie Schubert, die hier bereits in vierter Generation zu Hause ist.
Steile Stiegen führen hinauf auf das Niveau der historischen Befestigungsmauer, von wo aus man einen wunderschönen Blick in den Schlosshof und in den Rosengarten, den Burggarten, die Fassade des Barocktrakts sowie auf die Rückseite der gotischen Kirche und deren original gedecktes Dach hat. Idyllisch, harmonisch und eindrucksvoll, was von hier aus zu sehen ist. Die Urgroßeltern der heutigen Hausherrin kauften das Schloss im Jahr 1931, und in dritter Generation war es dann Karlheinz, Andrea Schuberts Vater, der die alten Gemäuer übernahm. „Wir haben hier 36 Jahre lang restauriert und hatten das Glück, dass bei mir Leidenschaft und Interesse für alte Gemäuer eine Symbiose eingegangen sind“, erzählt Karlheinz’ Ehefrau Brigitte Schubert lachend. Die geborene Mostviertlerin hatte Hochbau studiert, bevor die Begeisterung für Kunstgeschichte ihre Lebensaufgabe in Schrattenthal erleichterte. „Während andere spannende Krimis verschlingen, habe ich mich in die Techniken der Restaurierung eingelesen.“ Putzstrukturen, Steinbear
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Im Zuge der Renovierungsarbeiten kamen jede Menge Fresken zum Vorschein.
beitung oder das Freilegen von antiken Fresken waren nur einige der Themen, die sie im Laufe der Jahre gut brauchen konnte.
Zwei Männer, die jahrein, jahraus hier angestellt sind, und zusätzlich auch Dachdecker, Installateure sowie Elektriker sind hier zugange, um alles zu schaffen, was Schrattenthal so braucht. Denn neben den erhaltenden und in den Originalzustand zurückführenden Arbeiten am Schloss ist auch noch eine Landwirtschaft zu bewerkstelligen. Da, wo in alten Zeiten Fischteiche angelegt waren, sind es jetzt Felder mit Weizen, Sonnenblumen, Mais, Soja oder Zuckerrüben, die besät, gepflegt und abgeerntet werden wollen. Auch Lavendel wird hier seit Kurzem kultiviert. „Ab dem nächsten Jahr werden wir zur Blütezeit ein Lavendelfest ausrichten“, freut sich Andrea Schubert.
Sowohl die Vermarktung als auch das Marketing sind wichtige Aufgaben der jungen Unternehmerin, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Matthäus und neben den beiden kleinen Töchtern umsetzt. Wunderbar renovierte Wohnungen, eine schick möblierte Suite, darüber hinaus auch noch zahlreiche Hochzeiten, Geburtstags- oder Firmenfeiern, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Filmdrehs wollen gemanagt werden. All das wie auch die von Brigitte Schubert persönlich geführten Rundgänge tragen dazu bei, das altehrwürdige Schloss mit Leben zu erfüllen. Die dem heiligen Martin geweihte schlosseigene Kirche bildet das Herzstück der Anlage. Die originalen Steinquader am Boden, der hohe Kirchenraum, das Kreuzrippengewölbe und die wunderschönen Fenster bestechen durch ihre Klarheit. Oben auf der Empore thront eine Orgel. Diese stand zuletzt im Kloster der Serviten in Wien, bevor Brigitte Schubert durch Zufall in einer Zeitungsannonce auf sie aufmerksam wurde, sie schlussendlich erwarb und restaurieren ließ. Das prachtvolle Instrument stammt von Johann M. Kauffmann, ebenjenem österreichischen Orgelbauer, der auch die Riesenorgel im Stephansdom gebaut hat.
Die Geschichte hat Schloss Schrattenthal zugesetzt. Wechselnde Besitzer wie auch wechselnde Moden in Architektur, Gestaltung und Nutzung haben ihre Spuren hinterlassen. Manches, wie beispielsweise der Zeus-Zyklus als Türsturz in einem der großen Salons, war lange Zeit nicht sichtbar gewesen, anderes musste ergänzt werden. Als nämlich das Schloss, das am Ende des Zweiten Weltkrieges eineinhalb Jahre lang als russisches Lazarett verwendet wurde, wieder frei war, mussten die Schuberts vom Nullpunkt beginnen. „Es war glücklicherweise nicht devastiert, aber an vielen Stellen kaputt und leer“, erzählt Brigitte Schubert.
Erst ab den 1980er-Jahren legten sie und ihr Mann Hand an. Sie suchten und fanden alte Materialien, von Parkettböden bis zu Dachziegeln, von Mauerteilen bis zu Möbeln, um Schloss Schrattenthal mit Umsicht zu
Der älteste Bauteil des Schlosses ist der Rundturm, der bereits im 15. Jahrhundert für Gerichtsbarkeit und als Gefängnis diente.
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Details wurden liebevoll restauriert.
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restaurieren. Etliche Arbeiten waren auszuführen: In der Vorburg musste das bis zum Jahr 1918 als Pfarrhof verwendete Gebäude generalsaniert werden. Bei dem gegenüberliegenden heutigen Maschinenhaus, das landwirtschaftlichen Geräten als Unterstand dient, kamen während des Restaurierens gotische Schlitzfenster, aber auch Interventionen aus der Renaissancezeit und dem Barock zum Vorschein. „Wir haben uns damals sehr intensiv mit dem Bundesdenkmalamt ausgetauscht, um die richtigen Entscheidungen zu treffen“, erklärt Brigitte Schubert. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn es sind sämtliche Epochen erkennbar, und das unter Rücksichtnahme auf den Ensembleschutz.
Unweit von diesem Gebäude befindet sich auch der Schüttkasten, dessen großer Raum sich dank offenem, hohem Dachstuhl gut für Events aller Art eignet. Erst kürzlich organisierte einer der Mieter, der Bildhauer Michael Kos, ebendort unter dem Titel „Weltschmerz reloaded“ eine Ausstellung im Gedenken an den spätromantischen Schriftsteller Nikolaus Lenau, der Schloss Schrattenthal vor genau 200 Jahren mit seinem Besuch beehrt hatte. Das gemütliche Presshaus und der zweistöckige runde Turm vervollständigen den Burgvorhof. Letzterer war ursprünglich noch viel höher, doch dank seiner Aussichtsplattform und dem noch erkennbaren Verlies im Untergeschoß ist er einer der Attraktionen für die Besucherinnen und Besucher von Schrattenthal. Die einstmalige Zugbrücke, deren mittelalterlicher steinerner Belag freigelegt und nachgepflastert wurde, wird von zwei Heiligenfiguren beschützt. Es sind Johannes und Nepomuk, die da hoch über dem einstigen Wassergraben wachen. Im Schlosshof selbst springen die gotische Kirche und ein kleiner Pavillon ins Auge.
Die romantisch überwachsene, fast 950 Meter lange Befestigungsmauer, das historische Steintor, das den Blick hinaus in den Lavendelhain, den Kirschgarten und auf die Felder lenkt, aber auch die üppigen Blumen, die in Beeten und Töpfen zwischen Baumriesen sprießen, machen den Charme des Hofes aus. Die Handschrift der studierten Landschaftsarchitektin Andrea Schubert ist überall zu erkennen. Im Hof stehend entdecken wir auch noch den alten Wehrgang, der in schwindelnder Höhe vom Schloss in die Kirche führt.
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Die gotische Kirche ist dem hl. Martin geweiht und wird für Hochzeiten genützt. In alten Zeiten konnten in Gefahr geratene Schlossbewohner/innen diesen zur Flucht nutzen und aus einigen bis heute sichtbaren Löchern heißes Pech auf die Angreifer hinunterschütten.
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Wenn in den großen Salons des Schlosses, im Schüttkasten oder im Hof gefeiert wird, dann kommt all das aufwendige Restaurieren so richtig zur Geltung. Dann erst sieht man die ehrwürdigen Wappen der Besitzerfamilien Eitzinger, Strozzi oder Putz von Adlersthurm, dann erst entdeckt man die 15.000 m² altgedeckten Dachflächen, die sorgfältig gepflasterten Wege, die vorsichtig erhaltenen Befestigungsmauern und viele andere schöne Details, die Andrea Schubert gemeinsam mit ihrer ganzen Familie für kommende Generationen erhalten will. Text: Clarissa Mayer-Heinisch
INFOBOX
SCHLOSS SCHRATTENTHAL Schrattenthal 1 A-2073 Schrattenthal/NÖ
Bitte beachten Sie: Schloss Schrattenthal befindet sich in Privatbesitz und steht nur für vereinbarte Führungen und Veranstaltungen zur Verfügung.
Tel.: +43 699 10288072 info@schloss-schrattenthal.at
Universitätsplatz 8 • Alter Markt 10a 5020 Salzburg • +43 662 84 21 50 salzburg@uhrenkruzik.at • www.juwelier-kruzik.at
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