05|2022 127. Jahrgang
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Regional ist im Trend Landmetzgerei Schlüter setzt auf Tierwohl und Qualität Erholung im Handwerk setzt sich fort
Krisenhilfe: So entlasten Sie Ihr Team
Endlich Klarheit mit fremdem Personal
Konjunkturumfrage fällt positiv aus
Überforderung und Zukunftsängste ernst nehmen
Statusfeststellungsverfahren geändert
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Editorial
Wenn ich nach Feierabend über das Außengelände unseres Technologiezentrums in Lüneburg gehe, dann habe ich den Eindruck, eher auf dem Campus einer Universität zu sein als in einem Bildungszentrum des Handwerks. Junge Menschen sitzen entspannt auf den Stufen, trinken Kaffee, unterhalten sich oder blättern in ihren Unterlagen. Sitzbänke mit Grünpflanzen sorgen an sonnigen Tagen für schattige Plätzchen. Das ganze Areal ist weitläufig, offen und einladend. Hier ist sie bereits angekommen, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Damit das nicht nur für das Außengelände gilt, sondern auch für unsere Kurse und Seminare, investieren wir kontinuierlich in die Werkstätten unserer Technologiezentren. Denn wir wollen den qualitativ hochwertigen Fort- und Weiterbildungen, die hier stattfinden, auch den entsprechenden Rahmen geben: in einem modernen Bildungszentrum mit exzellent ausgestatteten Werkstätten. Als nächstes planen wir den Neubau von sechs Ausbildungswerkstätten für Kraftfahrzeugtechnik und einer für Fahrzeuglackierer. Wir wollen mit diesem Neubau sicherstellen, dass auch zukünftig die Handwerkerinnen und Handwerker in Lüneburg optimal unterrichtet werden können – gerade auch vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen und Veränderungen im Kfz-Handwerk wie Elektromobilität oder Wasserstofftechnik. Dieses Bauvorhaben ist wichtig für die Nachwuchssicherung im Handwerk. Gemeinsam mit den Betrieben bilden wir nämlich die Fachkräfte von morgen in der Praxis aus. Und wie dringend wir diese Fachkräfte brauchen, hören wir von allen Seiten. Auch in der Politik ist angekommen, dass die ehrgeizigen Ziele zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit nur mit ausreichend Fachkräften aus dem Handwerk umgesetzt werden können. Mit einer qualifizierten Ausbildung in unseren Bildungszentren und in den Betrieben leisten wir bereits heute einen maßgeblichen Beitrag zur Verwirklichung dieser Ziele. Aber auch die Politik muss die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Dazu zählt zum einen das Bekenntnis zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung. Dazu zählt aber auch die Förderung der handwerklichen Ausbildungszentren. Denn ohne diese Förderung wäre die Realisierung unserer Bauvorhaben mit einem Bauvolumen von über 20 Millionen Euro nicht möglich. Wir sind daher dankbar, dass wir kurz vor Ostern einen Förderbescheid über 11,2 Millionen Euro von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger entgegennehmen konnten. Wir haben uns sehr gefreut, dass die Ministerin selbst nach Lüneburg gekommen ist, um uns den Bescheid zu übergeben. So konnten wir zeigen, dass
Foto: Sascha Gramann
Liebe Leserinnen, liebe Leser! das Geld sinnvoll angelegt ist. Denn auch die bisherigen Baumaßnahmen wie zum Beispiel Neubauten oder die Modernisierung des Außengeländes sind von Bund und Land gefördert worden, ebenso wie verschiedene innovative Bildungsprojekte. Die Förderung dieses Bildungszentrums passt also gut in die Strategie für exzellente Bildung, für die sich die Ministerin einsetzt. Denn bei uns steht im Vordergrund, den jungen Menschen die bestmögliche Qualifikation mitzugeben, damit wir auch in Zukunft die Fachkräfte im Handwerk haben, die wir eigentlich heute schon brauchen. Dafür bedarf es noch zahlreicher Besuche der Ministerin in den handwerklichen Bildungszentren. Und es bedarf einer Bildungsmilliarde für die duale Ausbildung im Handwerk. Nur so können Ziele wie Nachhaltigkeit und Klimawende auch tatsächlich durch den handwerklichen Nachwuchs von der Theorie in die Umsetzung in Deutschland gelangen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr
Matthias Steffen, Stv. Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführer der Technologiezentren
Wir sind der Versicherungspartner fürs Handwerk.
Infos unter www.signal-iduna.de NDH 05/2022
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26 AUS DER HANDWERKSKAMMER 06 Erholung setzt sich fort Ergebnisse der Frühjahrsumfrage 09 Streit zwischen Kunde & Werkstatt? So hilft die Kfz-Schiedsstelle 10 Fleischer mit Verantwortung Alexander Samawatie über seinen Traumberuf 15 Kunden setzen auf Regionalität Interview mit Achim Klawun 16 Frühjahrsvollversammlung Erwartungen des Handwerks zur Wahl 18 Torten und Gebäck aus Familienhand Konditorei Kiene feiert 100-jähriges Jubiläum 20 Vorbereitung auf Führungsaufgaben Geprüfter Kaufmännischer Fachwirt (HwO)
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BETRIEB 22 Krisenhilfe für das Team Wie Sie Ihre Mitarbeiter entlasten können 24 „Kunden sind selbst schuld“ Handwerksmeister Klaus Wolf über Baumängel SCHWERPUNKT 26 Die Preise erhöhen? So kommunizieren Sie richtig Foto: Martina Jahn | Titelfoto: Privat
Chefredaktion: Jörg Wiebking (Chefredaktion, V.i.S.d.P.) Tel.: 0511 8550 2439 Fax: 0511 8550 2403 wiebking@schluetersche.de
5 Fotos: Privat | Thomas Aumann - stock.adobe.com
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Vorkasse verlangen? Diese Möglichkeiten gibt es Das kann Sie den Kunden kosten Sieben Small-Talk-Fehler Noch keine Website? Drei Gründe, jetzt loszulegen!
REGIONALES 34 „Früher haben wir nichts verdient“ Wie Stefan Korfhage unproduktive Stunden senkt BETRIEB 36 Endlich Klarheit bei Subunternehmern Änderung des Statusfeststellungsverfahrens 42 Azubis ansprechen Diese Fehler sollten Sie vermeiden! 46 Viel Neues unterm Blech Die achte Generation des Fiat Ducato PANORAMA 48 Meisterin der Maskottchen Wie Stefanie Ludwig Kostüme konstruiert IMPRESSUM 50 Pflichtangaben
Spezialgebiet: Maskottchen in Lebensgröße Stefanie Ludwig hat weit über 400 Schnittkonstruktionen von Hand angefertigt. Ihre Kunden sind Unternehmen, Vereine, aber auch Werbebotschafter oder Freizeitparks aus ganz Europa. | 48
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Produktivität neu gedacht: Mit dem Ford E-Transit alle Vorteile von Ford Pro nutzen. Das neue weltweite Vertriebs- und Serviceangebot „Ford Pro“ trägt dazu bei, Ausfall- und Standzeiten der Ford Nutzfahrzeuge möglichst gering zu halten. Das einzigartige Serviceangebot stützt sich auf fünf Säulen: Ford Pro Fahrzeuge, Financing, Charging, Software und Service. Der neue Ford E-Transit ist ein wichtiger Bestandteil von Ford Pro und vereint erstmals alle angebotenen Leistungen. Jeder Ford E-Transit ist beispielsweise in den kostenlosen Service „FORDLiive“ integriert und damit in das neue Produktivitäts-Angebot,
das die Betriebszeit optimiert und Ausfall- sowie Standzeiten um bis zu 60 Prozent reduzieren kann.1 Beim Thema Software bietet Ford für sein erstes vollelektrisches Nutzfahrzeug einen entsprechenden Telematik-Dienst an: Ford Telematics2 ist das leistungsstarke Tool, um Informationen wie Ladezustand, Standort, und Energieeffizienz u. v. m. in Echtzeit abzurufen.
kombinierten WLTP-Fahrzyklus erzielen kann.3 Mit Marktstart im Mai 2022 wird es den Ford E-Transit als Kastenwagen Einzelkabine-Lkw, Kastenwagen Doppelkabine-Lkw und als Fahrgestell Einzelkabine geben – geordert werden kann der Transporter aber bereits jetzt.
Das Herzstück des im Fahrbetrieb emissionsfreien Ford E-Transit bildet die Batterie mit einer Bruttokapazität von 77 kWh, die eine Reichweite von bis zu 317 Kilometern im
1) Geschätzte Reduzierung pro Jahr, basierend auf (1) Kunde, der unverzüglich auf Hinweise zum Fahrzeugzustand in FordPass Pro/Ford Telematics reagiert (um zur Vermeidung von Pannenhilfeanrufen beizutragen) und (2) voraussichtlicher Zeitersparnis durch Nutzung der Ford Transit Center für Wartungs- und Reparaturmaßnahmen (einschließlich ExpressServices). Die tatsächliche Reduzierung kann von individuellen Umständen (z. B. Fahrstil und Fahrzeugnutzung) abhängen. Weitere Informationen unter ford.de 2) Ford Telematics ist für Ford Fahrzeuge mit einem FordPass Connect Modem oder einem Plug-in-Modem von Dritten erhältlich. Exklusiv für berechtigte Fuhrpark-/Geschäftskunden. 3) Gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Es können bis zu 317 km Reichweite (beabsichtigter Zielwert nach WLTP kombiniert) bei voll aufgeladener Batterie erreicht werden – je nach vorhandener Serien- und Batterie-Konfiguration. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (Wetterbedingungen, Fahrverhalten, Fahrzeugzustand, Alter der Lithium-Ionen-Batterie) variieren.
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Erholung im Handwerk setzt sich fort Allerdings: Zunehmende Kosten und Lieferprobleme. VON FRANK AHLBORN
wei Jahre nach dem coronabedingten Einbruch setzt sich die konjunkturelle Erholung im Handwerk weiter fort. Der Geschäftsklimaindex, den die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade aus ihrer aktuellen Frühjahrsumfrage ermittelt hat, erreicht 117 Punkte und liegt damit sieben Punkte über dem Vorjahreswert. „Die Handwerksbetriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage besser als vor einem Jahr. Auch die Zukunftserwartungen bleiben angesichts der hohen Nachfrage nach Handwerksleistungen stabil“, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Trotz der zunehmenden Beschaffungsprobleme und Kostensteigerungen infolge des Krieges in der Ukraine zeige sich die Handwerkskonjunktur bislang robust. Mehr als jeder zweite Handwerksbetrieb, nämlich 54 Prozent, beurteilt die aktuelle Geschäftslage als gut. Weitere 31 Prozent der Befragten zeigen sich zufrieden. Eine Mehrheit von 53 Prozent erwartet, dass die Geschäftslage in den kommenden Monaten unverändert bleibt. 23 Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, 24 Prozent gehen von einer Eintrübung der Geschäftslage aus. Die Umsatzentwicklung im Handwerk war im ersten Quartal rückläufig. Ein Drittel (32 Prozent) der befragten Betriebe verzeichnete sinkende Umsatzzahlen. Nur 20 Prozent meldeten Umsatzzuwächse. Der Auftragsbestand nahm leicht zu, die Zahl der Beschäftigten blieb annähernd stabil. Der Fachkräftemangel hat sich hingegen verschärft: 38 Prozent der Betriebe melden offene Stellen. In der Vorjahresumfrage waren es noch 29 Prozent. Preissteigerungen bei Rohstoffen, Material, Vorprodukten und Energie treffen nahezu jeden Betrieb. 96 Prozent der Befragten geben höhere Einkaufspreise an. 67 Prozent sahen sich daher gezwungen, ihre Verkaufspreise anzuheben. „Die Nachfrage nach
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„Die Handwerksbetriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage besser als vor einem Jahr. Auch die Zukunftserwartungen bleiben angesichts der hohen Nachfrage nach Handwerksleistungen stabil.“
Handwerksleistungen wird weiter zunehmen. Die Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten sind aktuell jedoch eine enorme Herausforderung für unsere Betriebe“, sagt Sudmeyer und wirbt bei Kunden um Verständnis. Aufträge ließen sich immer schwerer kalkulieren, sie dürften am Ende nicht zu einem Minusgeschäft für die Betriebe werden.
Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer
Region Stade 56 % positiv 26 % befriedigend 18 % schlecht
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Blick auf die Handwerkskonjunktur in den Regionen BRAUNSCHWEIG 55 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal als gut, weitere 30 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 21 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 58 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 21 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 118 Punkten um acht Punkte über dem Vorjahreswert von 110 Punkten. LÜNEBURG 52 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal als gut, weitere 37 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 25 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage,
52 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 23 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 120 Punkten um sieben Punkte über dem Vorjahreswert von 113 Punkten. STADE 56 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal als gut, weitere 26 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 22 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 51 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 27 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 114 Punkten um sieben Punkte über dem Vorjahreswert von 107 Punkten.
Grafik: Bolhuis
Im Branchenvergleich ist der Geschäftsklimaindex im Ausbauhandwerk derzeit mit 129 Punkten am höchsten (plus drei Punkte gegenüber dem Vorjahr). Im Bauhauptgewerbe geht der Geschäftsklimaindex hingegen um acht Punkte auf 114 Punkte zurück, was vor allem an den schlechteren Erwartungen für die Zukunft liegt. In den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, die oftmals als Zulieferer für die Industrie tätig sind, werden 115 Punkte erreicht (plus fünf Punkte). In den Gesundheitshandwerken verbessert sich das Geschäftsklima um 25 Punkte und erreicht ebenfalls 115 Punkte. Eine deutliche Aufhellung um 36 auf 99 Punkte gibt es auch im Nahrungsmittelhandwerk. Eine Eintrübung des Geschäftsklimas verzeichnet hingegen das Kraftfahrzeughandwerk. Nach 100 Punkten im Vorjahr werden aktuell nur noch 91 Punkte gemessen. In Dienstleistungshandwerken wie den Friseur- oder Kosmetikbetrieben zieht der Geschäftsklimaindex am deutlichsten an: Nach 46 Punkten im Corona-geprägten Vorjahresquartal werden inzwischen 88 Punkte erreicht.
Region Lüneburg 52 % positiv 30 % befriedigend 18 % schlecht
Grafik zeigt: So beurteilen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage.
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Region Braunschweig 55 % positiv 30 % befriedigend 15 % schlecht
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
PRÄSENZTREFFEN
Zukunftsnetzwerk für Spezialisten Als Spezialist im eigenen Gewerk, als Einzelkämpfer oder kleiner Betrieb von den Möglichkeiten profitieren, die das Netzwerken bietet: Am 1. Juni beginnen wieder die Veranstaltungen für alle Mitglieder. Zeitgleich von 16 bis 18 Uhr finden die Treffen jeweils in Braunschweig, Lüneburg und Stade statt. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei für Netzwerk-Mitglieder. Das gesamte Veranstaltungsprogramm für das Zukunftsnetzwerk für Spezialisten ist online verfügbar. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Im Netzwerk sind zurzeit
150 Mitglieder. Neue Netzwerkende sind willkommen. Ansprechpartnerin bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade ist Ina Luckhardt. Ansprechpartner: Ina Luckhardt Tel. 04131 712-104 zukunftsnetzwerk@hwk-bls.de Web-Wegweiser: www.hwk-bls.de/zukunftsnetzwerk
DR. ANDREAS BIERICH INFORMIERT:
Zugang einer E-Mail: Arbeitgeber trägt die Beweislast
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nehmer eingegangen war. Die Frist war relevant aufgrund einer Darlehensvereinbarung im Zusammenhang mit einer Fortbildung; bei fristgerechtem Beschäftigungsangebot hätte der Arbeitnehmer das Darlehen in Raten zurückzahlen müssen. Laut Arbeitgeber schickte dieser die E-Mail am letzten Tag der maßgeblichen Frist und behielt anschließend monatlich 500 Euro vom Gehalt ein. Dagegen wehrte sich der Arbeitnehmer und erhob Zahlungsklage. Im Prozess verwies der Arbeitgeber auf sein Postausgangs- und eingangskonto, wonach die E-Mail verschickt wurde und es keine Meldung der Unzustellbarkeit gegeben habe. Anders der Arbeitnehmer, der die Mail erst drei Tage nach
Fristablauf erhalten haben wollte. Das LAG Köln hat den monatlichen Einbehalt der 500 Euro als ungerechtfertigt angesehen und der Zahlungsklage des Arbeitnehmers stattgegeben. Denn nach Auffassung des Gerichts trifft den Absender einer E-Mail gemäß § 130 Abs. 1 S. 1 BGB die volle Darlegungs- und Beweislast für den tatsächlichen Zugang beim Empfänger. Das bloße rechtzeitige Absenden einer E-Mail durch den Arbeitgeber stellt keinen Anscheinsbeweis für deren Zugang beim Empfänger dar. Um sicherzustellen, dass eine E-Mail den Adressaten erreicht hat, habe der Versender die technische Möglichkeit, eine Lesebestäti-
Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich
gung anzufordern. Fazit: Wenn es um die Einhaltung von wichtigen Fristen im Rechtsverkehr geht, ist es sinnvoll, eine Lesebestätigung beim Empfänger einer E-Mail anzufordern. Arbeitgeber sollten auch in Erwägung ziehen, fristgebundene Willenserklärungen wie eine Kündigung vorsorglich in Form eines Schreibens idealerweise durch die Einschaltung eines Boten zu übermitteln.
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E-Mails sind im Arbeitsalltag als einfaches und effizientes Kommunikationsmittel nicht mehr wegzudenken. Dies betrifft auch die Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Doch sollte der Arbeitgeber nie – insbesondere, wenn es um die Einhaltung konkreter Fristen geht – leichtfertig darauf vertrauen, dass die betreffende E-Mail auch zugegangen ist. Dies verdeutlicht eine aktuelle Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Köln (LAG Köln, Urteil v. 11.01.2022, Az: 4 Sa 315/21). Der Fall: Die Parteien stritten darüber, ob ein Beschäftigungsangebot des Arbeitgebers per E-Mail fristgerecht beim Arbeit-
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Foto: © Rido - stock.adobe.com
SACHKUNDIG, ZEITSPAREND UND KOSTENLOS
* Name von der Redaktion geändert.
Bei Streitigkeiten zwischen Kunde und Kfz-Werkstatt hilft die Kfz-Schiedsstelle.
Simone Körner* hat die Ursache für den ganzen Ärger gleich mitgebracht und holt eine Art kurzes, schwarzes Kabel mit zwei Anschlüssen aus ihrem Rucksack: eine Lambdasonde. Um sie geht es bei dem Schiedsverfahren, zu dem sie heute in den großen Saal der Handwerkskammer gekommen ist. Was war geschehen? Seit zwanzig Jahren ist Simone Körner Stammkundin in der Kfz-Werkstatt. Auch mit ihrem Opel Corsa, Baujahr 2011, war sie dort regelmäßig zur Inspektion. Beim letzten Mal aber gab es Streit, denn die Lambdasonde wurde ihrer Meinung nach in der Werkstatt nicht fachgerecht gelöst und zerstört. Deshalb will sie weder die neue Sonde noch den Folgeschaden zahlen, auch nicht anteilig. Die Werkstatt sieht das anders und ist nicht bereit, ihr bei der Rechnung noch weiter entgegenzukommen. Schließlich habe man schon die Zahl der Arbeitsstunden reduziert und die neue Sonde nicht komplett in Rechnung gestellt. Eine verfahrene Situation also. Und ein typischer Fall für die Kfz-Schiedsstelle Braunschweig. „Wenn Kunde und Werkstatt sich nicht einig werden, dann kommen wir ins Spiel“, sagt Götz-Rüdiger Kliesch, Vorsitzender der Kfz-Schiedsstelle. So auch bei Simone Körner. Sie hat die Kfz-Schiedsstelle angerufen und sitzt nun neben ihrem Kontrahenten aus der Werkstatt der fünfköpfigen Schiedskommission gegenüber. Die Vorteile eines Verfahrens vor der Kfz-Schiedsstelle sind für Kliesch offensichtlich: „Wir arbeiten sachkundig, zeitsparend und für beide Streitparteien kostenlos.“ Finanziert wird die Stelle unter anderem durch die Innungsbeiträge der Kfz-Betriebe. Daher können auch nur Streitigkeiten mit Betrieben geschlichtet
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werden, die Mitglied einer Innung sind. Wenn also im Vorfeld keine gütliche Einigung gelingt, dann kommt es in der Regel nach ein bis drei Monaten zum Verfahren mit Anhörung beider Parteien und zu einem Ergebnis. „Vor Gericht würde ein solches Verfahren in der ersten Instanz bis zu zwölf Monate dauern und gleich vorab den klagenden Kunden mit Gerichts- und meist auch Anwalts- und Sachverständigenkosten belasten. Die gütliche Streitbelegung durch uns ist deutlich schneller und einfacher, hat also sowohl für den Kunden als auch für die Werkstatt nur Vorteile“, erklärt Kliesch. Leider wüssten viel zu wenig Werkstattkunden von dieser Möglichkeit. Und auch die Kfz-Innungsbetriebe würden selten die Initiative ergreifen und auf die Schiedsstelle hinweisen. „Dabei könnten sie sich dadurch positiv von anderen Kfz-Betrieben abgrenzen“, so Kliesch. Seit einigen Jahren behandeln die Kfz-Schiedsstellen auch Streitigkeiten aus Kaufverträgen der Innungsbetriebe mit ihren Kunden über gebrauchte Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Damit es gerecht und unabhängig zugeht, sind in der Schiedskommission beide Seiten vertreten, die des Verbrauchers mit einem Vertreter des ADAC und die der Werkstätten mit einem selbstständigen Kfz-Meister. Zur Kommission gehören außerdem ein Kfz-Sachverständiger der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) und ein Vertreter des TÜVs, beide von Haus aus neutral. Den Vorsitz übernimmt ein zum Richteramt befähigter Jurist. Er leitet die Verfahren, hört die beiden Parteien sowie die Mitglieder der Kommission an und macht einen Vergleichsvorschlag. „In etwa zwei Dritteln der
Verfahren gelingt es uns, dass sich die Parteien einigen“, sagt Kliesch. „Kommt es zu keiner Einigung, erlässt die Kommission einen Schiedsspruch. Dem ‚Unterlegenen‘ steht gegen diesen der Rechtsweg zu den Gerichten offen, was aber selten erfolgt.“ Auch bei der Lambdasonde gab es eine Einigung. Nach ihrer Begutachtung war schnell klar: Sie war in einem Zustand, in dem es nahezu unvermeidbar war, dass sie beim Lösen kaputt ging. Die Werkstatt treffe hier keine Schuld. Anders sah es aus mit der Kommunikation mit Simone Körner. Sie hätte früher und besser darüber informiert werden müssen, welche Folgen sich für sie aus der zerstörten Sonde ergeben, vor allem mit Blick auf die Kosten. Ein nachträglicher Telefonanruf sei hier zu wenig gewesen. Die gütliche Einigung lief schließlich darauf hinaus, dass die langjährige Stammkundin beim nächsten Auftrag einen Rabatt erhält – und so hoffentlich dem Betrieb als Kundin erhalten bleibt. Denn das ist Kliesch wichtig: „Unser eigentliches Ziel ist es ja, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und dem Kfz-Betrieb wiederhergestellt wird. Wenn das gelingt, dann haben beide Seiten etwas davon.“ SJ W Kfz-Schiedsstelle: www.hwk-bls.de/schiedsstelle
Das Portal zum Magazin www.hwk-bls.de/magazin Bei Fragen & Anregungen melden Sie sich gern: Astrid Bauerfeld 0531 1201-124 bauerfeld@hwk-bls.de
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Fleischer mit Verantwortung Alexander Samawatie ist Fleischermeister, weil es sein Traumberuf ist. Der artgerechte Umgang mit den Schlachttieren gehört für ihn genauso zum Beruf wie die Zubereitung der hochwertigen Wurstwaren in seinem Fachgeschäft. Er setzt auf Regionalität, Tierwohl und Qualität. Den Stall mit den Schweinen von Landwirt Gero Krumme besucht er häufig. VON ASTRID BAUERFELD
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wischen grunzenden und schnüffelnden Schweinen stehend ist es schwer vorstellbar, das Fleisch dieser Tiere jemals auf dem Teller liegen zu haben. Dennoch wird täglich sehr viel davon gekauft und gegessen. „Die Wertschätzung des Lebensmittels Fleisch muss wieder steigen“, sagt Alexander Samawatie. Er ist Fleischermeister mit eigener Metzgerei im Vorharz und liebt Tiere. Aber auch das Steak auf dem Grill. Das muss jedoch kein Widerspruch sein: „Ich übernehme lieber selbst die Verantwortung für kurze Transportwege nach artgerechter Haltung und eine stressfreie Schlachtung, um
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ein Stück Fleisch auf meinem Teller genießen zu können“, erklärt er. Genau mit diesem Vorsatz hat der 38-Jährige vor fünf Jahren die Landmetzgerei Schlüter übernommen und seinen Gastronomiebetrieb in Braunschweig verkauft. Es ist ein ungewöhnlicher Werdegang, insbesondere im Lebensmittelhandwerk: Mit 29 Jahren entschied sich Alexander Samawatie dazu, einen familienfreundlicheren Traumjob zu finden als das Kochen. Nach Aufgabe seiner Selbstständigkeit in der Gastronomie, hat er sich im Handwerk umgesehen: „Ich habe in einigen Schlachtbetrieben Erfahrungen gesammelt und einige eigene Ideen ent-
„Ich übernehme lieber selbst die Verantwortung für artgerechte Aufzucht, kurze Transportwege und eine stressfreie Schlachtung, um ein Stück Fleisch auf meinem Teller auch genießen zu können.“ Alexander Samawatie, Meister im Fleischerhandwerk und Inhaber der Landmetzgerei Schlüter
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BEIM EINKAUF VON UNVERARBEITETEM FLEISCH IST DEN BEFRAGTEN (SEHR) WICHTIG, …
… wie das Tier gehalten wurde … wie lange das Tier transportiert wurde
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76%
… dass das Fleisch aus der Region stammt, in der sie w wohnen
83 % Quelle: Ernährungsreport 2021 – eine forsa-Studie im Auftrag des Bundesministeriums für
wickelt“, erklärt der Meister. Lebendtransporte, der Umgang mit gestressten Tieren und die Schlachtung selbst sollten artgerecht sein. So habe er sich entschieden, den Meister im Fleischerhandwerk zu absolvieren und im eigenen Betrieb nach seinen Vorstellungen zu arbeiten. „Die strukturellen Gegebenheiten der Landmetzgerei Schlüter passten optimal zu meinen Vorstellungen eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Produkt Fleisch“, sagt Samawatie. Er wird zum Betriebsinhaber, bezieht seine Tiere vom Bauern aus der Nachbarschaft, züchtet sogar selbst. In kurzer Zeit hat er sich ein Netzwerk exklusiver Kunden aus der Gastronomie und einen Catering-Service aufgebaut. Regionalität habe für Kunden
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stark an Bedeutung gewonnen. Sein Aushängeschild sei außerdem, dass die Qualität seiner Fleischwaren hochwertig ist: „Ein gutes Steak, ein leckerer Braten oder das Burger-Patti vom Harzer Rind sind angesagt.“ Das Bewusstsein der Kunden für Nachhaltigkeit, insbesondere der jüngeren Generation, komme auch im eigenen Betrieb an. „Der Fleischkonsum wird reduziert, dafür mehr auf Qualität geachtet,“ erklärt er. Insbesondere das Tierwohl stehe im Vordergrund. Landwirt Gero Krumme züchtet die Schweine, die Samawatie verkauft. Der große Stall liegt etwa 1000 Meter von der Schlachterei entfernt. „Meinen Tieren geht es gut,“ betont der Schweinezüchter. Er sei besonders zufrieden mit der freundschaft-
Foto: Bauerfeld/ privat
Ernährung und Landwirtschaft
Beste Qualität: Das Prüfen der Fleisch- und Wurstwaren gehört zum Alltag in der Metzgerei.
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Mit Produktionsleiter Robert Hansel (vorn) arbeitet Alexander Samawatie an bewährten Rezepturen.
ben die Zeit der Coronapandemie bisher nahezu unbeschadet überstanden. „Das Catering war wegen der vielen Beschränkungen zwar kaum möglich, jedoch haben sich die Kunden häufiger ein gutes Stück Fleisch aus dem Fachgeschäft nach Hause geholt“, erzählt er. So habe er keine größeren Verluste verzeichnen müssen. Optimistisch schaut er nun in die Zukunft und das neue Ausbildungsjahr:
„Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, junge Menschen anzusprechen.“ Für den Verkauf und für die Produktion habe er junge Erwachsene begeistern können, obwohl das Lebensmittelhandwerk in den vergangenen Jahren stark an Attraktivität einbüßen musste. „Nun wird mein Betrieb wachsen und ich bilde wieder aus“, sagt Samawatie. W
Landmetzgerei Schlüter im Web: www.landmetzgerei-schlüter.de
Foto: Bauerfeld/ privat
lichen Zusammenarbeit, die er zu Alexander Samawatie pflegt. „Bei ihm kann ich sicher sein, dass kein Tier leiden muss.“ Für Samawaties Kunden an der Wursttheke oder der Gastronomie sei dieser Aspekt immer wichtiger geworden. „Das Umdenken in der Gesellschaft kommt mir da zugute“, sagt der Fleischermeister. Mit 27 Angestellten hat Samawatie nach eigenen Anga-
Gern gekauft: Der Fleischsalat ist bei den Kunden der Landmetzgerei sehr beliebt.
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Achim Klawun zum Thema Regionalität:
ganz bewusst auf regionale Strukturen, kurze und nachverfolgbare Lieferketten, das Tierwohl und fachkundige Beratung. Das heißt nun nicht, dass jeder Fleischer auch Schweine züchten soll, aber er kann sich für einen Landwirt aus seiner Region entscheiden, von dem er das Fleisch bezieht. Die Kunden wollen ja auch zunehmend wissen, wo ihre Lebensmittel eigentlich herkommen.
Herr Klawun, mit der Corona-Pandemie und den Klimaschutzzielen ist das Bewusstsein für Regionalität gewachsen. Wie kann das Handwerk davon profitieren? » Achim Klawun: Handwerksbetriebe sind ja generell meist sehr regional aufgestellt. In der Corona-Pandemie trat aber besonders ein Bereich in den Vordergrund, der von diesem Trend zur Regionalität profitiert hat: das Lebensmittelhandwerk. Das belegt auch das „Öko-Barometer 2021“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, in dem Verbraucherinnen und Verbraucher zu ihrem Einkaufsverhalten befragt werden. Dabei wurden „bewusstes und gezieltes Einkaufen“ und „mehr frische und regionale Lebensmittel“ sehr häufig als entscheidende Faktoren genannt.
Woher kommt dieser Trend auf einmal? » Achim Klawun: Das hat viele Gründe. Zum einen hatten die Menschen in Zeiten des Lockdowns keine Gelegenheit, in Restaurants zu gehen, und haben so das Kochen wiederentdeckt. Zum anderen wächst angesichts der Klimaschutzziele der Anteil derjenigen, die sich Gedanken über Umwelt und Nachhaltigkeit machen und damit auch darüber, wo die Produkte, die sie essen, eigentlich herkommen. Und nicht zuletzt zeigt uns der Ukrainekrieg mit dem plötzlichen Mangel an Getreide, wie sich globale Abhängigkeiten auf unsere lokale Versorgung mit Lebensmitteln auswirken können. Das alles stärkt den Trend zur Regionalität und den ländlichen Raum und führt zu mehr Wertschätzung der handwerklichen Qualität vor Ort.
Welche Konsequenzen hat das konkret für eine Bäckerei oder Fleischerei? » Achim Klawun: Der Anteil von Kunden, die die Qualität vor den Preis stellen, steigt, das bestätigen die Verbände des Lebensmittelhandwerks. Betriebe, die davon profitieren wollen, setzen daher
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Foto: Sascha Gramann
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Das heißt, die Beratung im Geschäft gewinnt auch an Bedeutung?
„Handwerksbetriebe sind generell sehr regional aufgestellt.“ Achim Klawun, Betriebs- und Gründungsberater Kontakt: Telefon 0531 1201-260 klawun@hwk-bls.de
» Achim Klawun: Unbedingt. Wer Wert auf hochwertige Lebensmittel legt, der erwartet zumeist auch eine kompetente Beratung an der Ladentheke und möchte genau wissen, was er kauft, was da drin ist und woher die Produkte kommen. Das bedeutet, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer entsprechend geschult sein sollten, damit sie die Fragen der Kunden auch vernünftig beantworten können.
Regionalität funktioniert also nur im persönlichen Kontakt? » Achim Klawun: Nein, auch wer auf Regionalität setzt, kann natürlich seine Produkte online anbieten. Die Corona-Krise hat auch in diesem Bereich die Digitalisierung vorangebracht. Viele Betriebe haben in dieser Zeit ihr Online-Angebot ausgeweitet und bieten Lieferservices an. Wichtig ist daher auch ein aussagekräftiger Internetauftritt, in dem der Kunde die Informationen findet, die er sucht. Gute Chancen haben auch Modelle, wo die Kunden zu Hause bestellen und nur zum Abholen vorbeikommen oder Automaten, an denen am Samstagabend spontan noch Grillfleisch geholt werden kann. Wer ausführliche Beratung möchte, der wird aber sicherlich den Gang in den Laden bevorzugen. Das Ladengeschäft oder der Stand auf dem Markt sind daher gerade mit Blick auf Stammkundschaft und Kundenbindung unverändert sehr wichtig. W
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Foto: © twinsterphoto - stock.adobe.com
Frühjahrsvollversammlung Kammerpräsident stellt die Erwartungen des Handwerks zur Landtagswahl vor.
Anlässlich der Frühjahrsvollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade in Stade stellte Kammerpräsident Detlef Bade die Erwartungen des niedersächsischen Handwerks zur Landtagswahl vor. „Das Handwerk hat sich bei allen Turbulenzen als Stabilisator der heimischen Wirtschaft erwiesen. Die Stärkung des Handwerks muss daher ein zentrales Anliegen der zukünftigen niedersächsischen Landesregierung sein“, sagte Bade, der auch stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung der Handwerkskammern Niedersachsens ist. Trotz guter Konjunktur stehe das Handwerk bedingt durch den Krieg in der Ukraine und den Bedarf an Fachkräften vor großen Herausforderungen. „In Zeiten wie diesen brauchen die Betriebe Klarheit, Zuverlässigkeit und eine gewisse Beständigkeit der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, so Bade. Damit das Handwerk als Motor der Binnenwirtschaft auch in Zukunft stark bleibe, gebe es Forderungen und Wünsche vor allem in den Bereichen Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau sowie Steuern und Abgaben. „Das Handwerk steht unter Druck. Da sind auf der einen Seite die konjunkturellen Verwerfungen im Zeichen der Krise, auf der anderen Seite langfristige Probleme durch den Mangel an Arbeitskräften, die Anforderungen der Digitalisierung und des Klimaschutzes“, sagte Bade. Es seien nicht nur die Energiepreise, sondern auch die gestiegenen Material- und Rohstoffpreise und Lieferschwierigkeiten, die dem Handwerk zu schaffen machten. „Während die Probleme um den Einkauf von Vorleistungen aber vermutlich irgendwann ein
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„Das Handwerk steht unter Druck.“ Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer BraunschweigLüneburg-Stade
Ende finden, geht es beim Fachkräftemangel um ein demografisches Problem“, sagte Bade. Händeringend suchten die Betriebe nach Mitarbeitern, die den guten Auftragsbestand abarbeiten könnten. Gerade kleine Handwerksbetriebe hätten es schwer, sich im Wettbewerb als Arbeitgeber gegenüber der Industrie durchzusetzen. „Es muss daher gelingen, junge Menschen stärker und vor allem vorurteilsfrei über das Handwerk zu informieren“, erklärte Bade. Eine berufliche Orientierung an allen Schulformen, insbesondere an Gymnasien, sei notwendiger denn je. Außerdem gelte es, Existenzgründungen und die Innovationskraft des Handwerks zu fördern. „Wir wollen das Handwerk fit für die Zukunft machen“, erklärte Bade. Am 9. Oktober 2022 werden knapp 545.000 Mitarbeitende sowie Betriebsinhabende und Auszubildende der über 85.000 Betriebe des niedersächsischen Handwerks zur Wahl des neuen Landtages und damit der Landesregierung von Niedersachsen aufgerufen. Sie vertreten gemeinsam mit ihren Familienangehörigen ein großes Wählerpotenzial und werden durch ihr Votum einen erheblichen politischen Einfluss ausüben. Die vollständigen Erwartungen des Handwerks zur Landtagswahl 2022 hat der Niedersächsische Handwerkstag (NHT), also die gemeinsame Dachorganisation der niedersächsischen Handwerkskammern und Verbände in einem Positionspapier zusammengefasst. SJ W NHT Positionspapier: www.hwk-bls.de/nht-positionspapier
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Förderung der beruflichen Bildung Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger überreicht Bewilligungsbescheide für das Technologiezentrum der Handwerkskammer.
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das Handwerk im gesamten Kammerbezirk“, sagte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Der Neubau sei notwendig als
stätten unvermeidbar. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Kammer rund 70 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Technologiezentren und Werkstät-
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger überreicht Bewilligungsbescheide in Höhe von rund zwölf Millionen Euro an Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Ersatz für die bestehenden Werkstätten, deren Modernisierung laut Gutachten als nicht mehr zweckmäßig bewertet wurde. Wichtig seien die Investitionen aber vor allem auch mit Blick auf die Fachkräftesicherung. „Die ehrgeizigen Ziele zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit können nur mit ausreichend Fachkräften aus dem Handwerk umgesetzt werden. Mit einer qualifizierten Ausbildung hier vor Ort und in den Betrieben leisten wir einen maßgeblichen Beitrag zur Verwirklichung dieser Ziele“, sagte der Kammerpräsident. Um den zukünftigen Fachkräften die besten Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten, seien Investitionen in die Werk-
ten investiert. „Ohne die Unterstützung von Bund und Land wäre das nicht möglich gewesen“, so Bade. Das gelte auch für das neue Bauvorhaben: „Jeder investierte Cent davon kommt direkt den Handwerkerinnen und Handwerkern in unserem Bezirk zugute.“ Bundesministerin Stark-Watzinger informierte sich bei ihrem Besuch zudem über die Aktivitäten der Handwerkskammer zur Integration Geflüchteter, zu internationalen Bildungsaustauschen im Handwerk, zu Projekten zu Wasserstoff und Elektromobilität sowie zur Zusammenarbeit mit der Hochschule 21 Buxtehude. SJ W
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Foto: Jutsch
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade in Lüneburg zwei Bewilligungsbescheide in Höhe von rund zwölf Millionen Euro überreicht. Gefördert werden der Neubau von sechs Ausbildungswerkstätten für Kraftfahrzeugtechnik und einer Ausbildungswerkstatt für Fahrzeuglackierer im Technologiezentrum (TZH) der Handwerkskammer in Lüneburg. Hinzu kommt die Beschaffung digitaler Ausstattung für das Technologiezentrum in Braunschweig. Der Bund übernimmt für den Neubau damit gut die Hälfte des gesamten Investitionsvolumens von 21 Millionen Euro. Auch das Land Niedersachsen unterstützt das Bauvorhaben aus Mitteln des Kultusministeriums mit rund 3,7 Millionen Euro, sodass für die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade mit 5,9 Millionen ein Eigenanteil von circa 28 Prozent bleibt. Für die digitale Ausstattung in Braunschweig gibt das Bundesbildungsministerium (BMBF) sogar einen Zuschuss in Höhe von rund 90 Prozent. Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger: „Wir setzen uns mit voller Kraft für ein exzellentes und attraktives Duales Ausbildungssystem ein. Deshalb unterstützen wir mit unseren Förderinitiativen die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten dabei, die Ausbildungsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen zu sichern. Dazu gehört, ihre Gebäude und Ausstattung auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten und diese Bildungsstätten in ihrer Rolle als Vermittler von fachspezifischen digitalen Kompetenzen zu stärken. Unser Land ist durch eine qualitätsvolle Fachkräfteausbildung stark geworden. Das soll so bleiben.“ „Wir freuen uns über die Anerkennung und Unterstützung der dualen Ausbildung und unserer überbetrieblichen Bildungszentren seitens des Bundes und der Landesregierung. Davon profitiert
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Ehrungen und Urkunden Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden. Web: www.hwk-bls.de/ehrungen Mail: ehrungen@hwk-bls.de
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100 Jahre Torten und Gebäck aus Familienhand 45 Jahre Konditormeister: Dieter Kiene feiert mit seiner Familie Betriebsjubiläum.
Seit 100 Jahren gibt es in Seesen feine Torten und Gebäck aus Familienhand: Die Konditorei Kiene ist seit drei Generationen in der Jacobsonstraße ansässig und bedient mit Konditorei und Café die Einwohner Seesens. Konditormeister Dieter Kiene ist inzwischen seit 45 Jahren Konditor. Gelernt hat er in Goslar und ist nach zwei weiteren Arbeitsstationen in den väterlichen Betrieb eingestiegen. „Ich wollte schon immer beruflich mit Lebensmitteln arbeiten. Da hat sich die Konditorlehre angeboten,“ sagt Dieter Kiene. Im väterlichen Betrieb zu lernen sei für
ihn aber nicht infrage gekommen. Nach seiner Ausbildung besuchte der Konditor die Meisterschule und machte als jüngster Meister seines Jahrgangs mit 22 Jahren seinen Abschluss. Das Konditorenhandwerk liegt Dieter Kiene am Herzen. Er engagiert sich inzwischen ehrenamtlich als Obermeister in der Konditoren-Innung Braunschweig und ist auch Landesinnungsmeister. Die Konditorei Kiene befindet sich in zentraler Lage in einem historischen Gebäude. Bereits seit 1850 befand sich dort eine Bäckerei. Im Juni 1921 kaufte
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Herzlichen Glückwunsch Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg:
22 Jahre alt war Dieter Kiene, als er seinen Abschluss zum Konditormeister machte.
25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT Maler- und Lackierermeister Marko Kremeike, Nienhagen, 01.05.2022 Tischlermeister Dirk Oelmann, Braunschweig, 02.05.2022 Maler- und Lackierermeister Matthias Gümmer, Walsrode, 06.05.2022 Tischlermeister Heiko Meckelburg, Deutsch Evern, 12.05.2022 Dipl.-Ing. Richard Lühmann, Winsen/Aller, 20.05.2022 25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN Kraftfahrzeugmechanikermeister Rainer Wiebusch, Ebersdorf, 29.11.2021 Tischlermeister Dirk Oelmann, Braunschweig, 02.05.2022
Jutta und Dieter Kiene stehen stolz hinter dem Tresen mit der Auslage vieler Leckereien.
Maler- und Lackierermeister Matthias Gümmer, Walsrode, 06.05.2022 50-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN Tischlermeister René Budries, Salzgitter, 07.01.2022
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Haus weiterhin verkaufen. „Wir mussten keine Mitarbeitenden entlassen. Die Café-Mitarbeitenden haben sich im Laden abgewechselt, sodass jeder arbeiten konnte.“ Aber die steigenden Rohstoffpreise treffen ihn wie alle anderen Betriebe auch. „Wir mussten die Preise für unsere Waren leicht erhöhen.“ Für die nächsten Jahre bleibt der Handwerker optimistisch. Ob er für seinen Betrieb allerdings einen Nachfolger findet, steht noch in den Sternen. „Die Kinder haben andere berufliche Wege eingeschlagen. Wir werden sehen, was passiert.“ CB W Web-Wegweiser: www.konditorei-kiene.de
100-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN Hermann Bade Dächer GmbH & Co. KG, Bad Bevensen, 19.04.2022 25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM Maler- und Lackierermeister Uwe Kleinert, Bad Fallingbostel, 28.06.2021 Maler- und Lackierermeister Martin Hache, Buchholz/Aller, 28.06.2021 Maler- und Lackierermeister Matthias Gümmer, Walsrode, 06.08.2021
Foto: Bartel
es der Bäcker- und Konditormeister Carl Wilhelm Kiene aus Braunschweig und führte dort sein Geschäft. Auf ihn folgte sein Sohn Helmut und inzwischen führt der Enkel des Gründers, Dieter Kiene, die Konditorei. Zwölf Mitarbeitende beschäftigt der Konditormeister in seinem Betrieb. Für die Produktion des Kuchenund Tortenangebots hat er einen Gesellen und eine Auszubildende, die anderen arbeiten im Café. Seine Ehefrau Jutta hat in der Konditorei Kiene damals ihre Ausbildung zur Konditorin gemacht und arbeitet seitdem ebenfalls im Betrieb mit. „Der Laden läuft gut“, sagt Dieter Kiene. Als wegen der Corona-Pandemie viele Läden und auch das Café geschlossen waren, konnte er seine Torten außer
Zimmerermeister Jens Kugele, Cuxhaven, 31.05.2022
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Geprüfter Kaufmännischer Fachwirt (HwO) Beste Vorbereitung auf Führungsaufgaben.
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er sich im kaufmännischen Bereich weiterbilden möchte, stellt mit der Fortbildung zum geprüften kaufmännischen Fachwirt nach der Handwerksordnung (HwO) die richtigen Weichen für die Zukunft. In rund 500 Unterrichtseinheiten bereitet der Lehrgang auf betriebswirtschaftliche Führungsaufgaben vor. „Kaufmännische Fachwirte übernehmen oft als rechte Hand des Meisters die kaufmännische Leitung eines Unternehmens oder werden für die Leitung einer Filiale
eingesetzt“, erklärt Catharina Wenzel aus dem Bildungsmarketing. Dabei richte sich die Fortbildung vor allem an Absolventen einer kaufmännischen Ausbildung.
Eine Stufe mit dem Meistertitel Die Fortbildung steht im Deutschen Qualifikationsrahmen auf einer Stufe mit dem Meistertitel und dem akademischen Bachelorabschluss und schließt mit einer staatlich anerkannten Prüfung. „Wir starten im Dezember mit dem nächsten Lehrgang. Wem noch der Ausbil-
derschein fehlt, kann diesen direkt davor bei uns machen“, erklärt Catharina Wenzel. Der Lehrgang selbst wird als Blended Learning durchgeführt. Bei dieser Lernform findet der Großteil des Unterrichts zu festen Zeiten in digitaler Form statt und wird von einzelnen Präsenzphasen in Stade abgerundet. „Diese Unterrichtsform verbindet die Vorteile von Präsenz- und Online-Unterricht und bietet vor allem Flexibilität. Insgesamt sind drei Wochen, die als Bildungsurlaub anerkannt werden können, und einige Samstage in Präsenz geplant“, sagt Wenzel. JR W
Interessiert? Der nächste Lehrgang startet am 17. Dezember 2022 als Blended Learning. Weitere Infos und Online-Anmeldung unter www.hwk-bls.de/fachwirt
Kontakt Fragen zum Lehrgang beantwortet Catharina Wenzel Tel. 04141 6062-43 wenzel@hwk-bls.de Fragen zur Prüfungszulassung beantwortet Astrid Schröder Tel. 04131 712-123 astrid.schroeder@hwk-bls.de
Förderung Der Lehrgang ist über das Aufstiegs-BAföG förderfähig. www.hwk-bls.de/foerderung Foto: argum/Falk Heller
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Elif Aydin
Lena Gleich
Pedro J. Lamprea
Lehrgangsteilnehmerin
Lehrgangsteilnehmerin
„Nach meiner Ausbildung zur Automobilkauffrau und einer Weiterbildung zur zertifizierten Serviceassistentin war der Wunsch da, mich weiter fortzubilden. Zusammen mit meinem Arbeitgeber, dem Autohaus Cordes, habe ich mich für die Fortbildung zur geprüften Fachwirtin entschieden. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, nach Feierabend noch den Lehrgang zu absolvieren, konnte ich bereits jetzt bei vielen Themen einen anderen Blickwinkel gewinnen und viele Sachen in meiner täglichen Arbeit umsetzen.“
„Meine Ausbildung zur Bürokauffrau liegt schon etwas zurück, daher war der Wunsch groß, mich fachlich weiterzuqualifizieren. Die Weiterbildung mache ich zum einen für mich selbst, aber natürlich auch, um im Job voranzukommen. Dabei bietet mir der Unterricht in Blended Learning die Möglichkeit, die Weiterbildung parallel zu meinem eigentlichen Job und meiner Familie mit zwei Kindern zu absolvieren.“
Dozent bei der Handwerkskammer
Foto: Privat
„Seit knapp zwei Jahren unterrichte ich das Thema Marketing bei der Handwerkskammer. Das Besondere am kaufmännischen Fachwirt ist, dass er einen hohen Praxisbezug aufweist und speziell auf das Handwerk ausgerichtet ist. Wir setzen an dem bereits vorhandenen Wissen an und gehen inhaltlich sehr in die Tiefe. Gerade im Marketing hat sich nämlich in den letzten Jahren enorm viel getan.“ Foto: Privat
Foto: Autohaus Cordes GmbH & Co. KG
Michael Kalabund
Kim Kleidon
Prokurist Autohaus Cordes GmbH & Co. KG
Lehrgangsteilnehmer
„Weiterbildungen sind immer gut und neues Wissen schadet nie. Daher unterstützen wir unsere Mitarbeiterin Frau Aydin gerne bei ihrem Wunsch, sich weiter fortzubilden. Die Weiterbildung geht in die Tiefe und behandelt praxisorientiert Themen, die für unseren Betrieb relevant sind.“
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„Ich wollte mir für meine Selbstständigkeit noch mehr Wissen im kaufmännischen Bereich aneignen und bin froh, diesen Kurs belegt zu haben. Ich nehme viele Sachen mit, die ich direkt in meinem Betrieb anwenden kann. Rückblickend hätte ich den Kurs schon viel früher belegen sollen, da ich dann einiges anders gemacht hätte. Auch der digitale Unterricht ist unterm Strich eine gute Sache, da man viel Zeit für die Fahrtwege spart. Ich freue mich dennoch immer sehr auf unsere Präsenztermine.“
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Foto: Elnur - stock.adobe.com
Betrieb
Überforderte Mitarbeiter machen mehr Fehler.
Krisenhilfe für das Team Viele Mitarbeitende fühlen sich derzeit überfordert und haben Zukunftsängste. Was können Sie tun, um Ihre Mitarbeiter zu entlasten? MARTINA JAHN UND KATHARINA WOLF
wei Jahre Pandemie, Fachkräftemangel, Materialengpässe und jetzt der UkraineKrieg. Solche Krisen erzeugen Ängste und Sorgen – auch bei den Mitarbeitenden: Wie kommt mein Betrieb durch dieses Chaos? Wie sicher ist mein Arbeitsplatz? Diese Zukunftsängste wollen Jaqueline und Janis Gerschler in ihrem Dachdeckerbetrieb in Burgdorf bei Hannover vermeiden. „Als die Nachricht des Kriegsausbruchs kam, haben wir rasch gehandelt“, berichtet die Dachdeckermeisterin. Sie und ihr Mann sind die Aufträge bis zum Herbst durchgegangen und haben Material vorbestellt. „Damit nehmen wir unseren Mitarbeitern bei
steigenden Preisen und Lieferengpässen die Angst vor einem möglichen Jobverlust“, sagt Gerschler. Zugleich setzen die Chefs auf Transparenz und Kommunikation, auch das trägt zum Abbau von Ängsten bei: So seien zum Beispiel die Auftragsbücher für jeden Mitarbeiter einsehbar.
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Jaqueline Gerschler, Dachdeckermeisterin
Foto: Martina Jahn
In Krisenzeiten auf Warnsignale achten Wie wichtig Kommunikation nicht nur in Krisenzeiten ist, bestätigt Maren Ulbrich von der Unternehmeragentur Handwerksmensch: „Um überforderte Mitarbeiter zu entlasten, muss ich sie mit ihren Bedürfnissen wahrnehmen und mit
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Betrieb
ihnen sprechen.“ Sie empfiehlt, sich feste Zeiten für Gespräche mit Mitarbeitenden zu blockieren. Das müsse kein formelles Mitarbeitergespräch sein. Wichtig sei die Konzentration auf den Menschen, um wahrzunehmen, wie es ihm oder ihr gerade geht. Das sei auch im Sinne des Betriebs und der Kollegen, denn wenn Mitarbeitende überfordert sind, seien sie oft nicht mehr so leistungsfähig. Daher sollten Unternehmen auf diese Warnsignale achten – als mögliche Anzeichen für Überforderung: ɓ mehr Fehler als üblich, ɓ hoher Krankenstand und mehr Unfälle, ɓ mehr oder neue Konflikte im Team, ɓ verändertes Verhalten einzelner oder mehrerer.
„Unsere Mit arbeiter kön nen mit jedem Problem zu uns kommen und erhalten Unter stützung.“
Ursachen und Abhilfe Überforderung kann viele Ursachen haben. Auch die Auswirkungen von Pandemie und Krieg können die Auslöser sein, wenn sie im Betrieb zu veränderten Arbeitsabläufen, ungleicher Arbeitsverteilung oder Konflikten im Team führen. „Um die Ursache zu
Jaqueline Gerschler, Dachdeckermeisterin
ergründen, müssen Sie mit der Person sprechen“, sagt Ulbrich. Wenn die Probleme im Betrieb liegen, sei es an den Unternehmen, Abhilfe zu schaffen. „Wenn jemand mit seiner Arbeit überfordert ist, lassen sich vielleicht andere Aufgaben finden oder die Person wechselt zeitweise das Team, um sich intern fortzubilden“, meint die Expertin. Stimmen die Arbeitsabläufe nicht und setzen die Mitarbeiter unter Stress? Dann versuchen Sie, neue Lösungen zu finden. Oder ist es einfach zu viel Arbeit? Dann müssen Sie eventuell Aufträge umdisponieren.
Hilfe bei privaten Problemen anbieten Auch wenn die Probleme privater Natur sind, können Chefs oft helfen. Das Unternehmerpaar Gerschler hat beispielsweise schon bei privaten Umzügen geholfen oder bei Geldsorgen ausgeholfen. „Unsere Mitarbeiter können mit jedem Problem zu uns kommen und erhalten Unterstützung. Wir stehen immer hinter ihnen, wenn sie ehrlich sind. Denn Vertrauen ist nicht nur auf der Baustelle wichtig“, sagt Jaqueline Gerschler. W
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Betrieb
Baumängel entstehen durch Planungsfehler – und wenn Handwerker den Kunden die Fehler einfach durchgehen lassen.
„Kunden sind selbst schuld“ Auftraggeber, die sich überschätzen, und Handwerker, die jeden Mist mitmachen. Mehr braucht es nicht, um Baumängel zu erklären, sagt Handwerksmeister Klaus Wolf. JÖRG WIEBKING
auprojekte laufen nicht immer reibungslos ab. Auf rund 18,3 Milliarden Euro schätzt Bauinfo Consult in einer kürzlich veröffentlichten Studie die Fehlersumme im baugewerblichen Bereich für das Jahr 2020. Weiteres Ergebnis der Befragung: Hauptursache sind Kommunikationsprobleme und die würden vor allem durch Zeitmangel verursacht. Auf Platz zwei der Kommunikationskiller lägen unklare Verantwortlichkeiten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine handwerk.com-Umfrage: 11 Prozent geben dem Zeitdruck Schuld und jeweils knapp 30 Prozent nannten Pla-
nungsfehler, Kommunikationsprobleme und nachlässiges Arbeiten als Ursache von Mängeln.
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Planungsfehler ziehen alles andere nach sich
Klaus Wolf, Handwerksmeister
Ganz anders sieht das Elektromeister Klaus Wolf aus Waiblingen (Baden-Württemberg): Zeitdruck und Kommunikationsprobleme sind nach Wolfs Einschätzung die Folge von Planungsfehlern. „Der Zeitdruck ist eine direkte Folge und die Kommunikationsprobleme würde es nicht geben, wenn von vornherein klar wäre, wer was wann zu tun
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Betrieb
hat“, betont der Unternehmer. Damit nicht genug: „Nachlässiges Arbeiten“ sei ebenfalls zu 50 Prozent auf Zeitdruck zurückzuführen – den es nur wegen der Planungsfehler gebe. So gerechnet kämen wir in unserer Umfrage auf einen Anteil von 85 Prozent für Baumängel, die auf Planungsfehler zurückzuführen sind.
Ursache: Wenn Kunden selbst planen und mitarbeiten Planungsfehler machen nach Wolfs Einschätzung nicht nur Architekten. In der Praxis würden „die Planung und die Bauleitung zu einem großen Teil vom Kunden selbst ausgeführt“, berichtet der Chef eines Drei-Mann-Betriebs. Hinzu komme, dass Kunden bei den handwerklichen Arbeiten oft selbst mit anpacken. Jeder Kunde kenne mittlerweile „das wunderschöne Wort Eigenleistung“ und fasse mit an, „ohne es zu können“. Deswegen seien „die Planungsfehler und ein großer Teil vom Rest der schlampigen Arbeiten unmittelbar auf Unvermögen zurückzuführen und zu einem Großteil vom Kunden selbst verschuldet“, so Wolf.
Wer alles mitmacht, ist mit verantwortlich
„Die Menschen müssen wieder in allen Bereichen verstehen, was sie tun.“ Klaus Wolf, Handwerksmeister
Allerdings sieht der 61-Jährige auch das Handwerk in der Verantwortung für Baumängel. Oft würden Handwerker die Planungsfehler der Kunden oder Architekten widerspruchslos ausführen, wenn es in ihren Zeitplan passt. Wolf: „Wenn man ein Dachfenster schon vor dem Dach einbauen könnte, würden sie das auch machen, wenn sie gerade Zeit haben, und der Kunde beziehungsweise der Architekt würden es akzeptieren.“ Daran ändern lasse sich nur etwas, wenn „die Menschen in allen Bereichen wieder verstehen, was sie tun“, glaubt der Handwerksmeister. Das gehe nicht ohne „deutlich“ schärfere Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen, die „dafür sorgen, dass in allen Bereichen das Gelernte auch verstanden und nicht nur kurz vor der Prüfung auswendig gelernt wird“. W Teilen Sie die Meinung oder sehen Sie noch
a andere Ursachen? Schreiben Sie an redaktion@handwerk.com
Handwerker müssen Daten löschen In der Corona-Pandemie hatten Betriebe viele Dokumentationspflichten: Sie mussten zum Beispiel die 3G-Maßnahmen am Arbeitsplatz oder die Kontaktdaten von Besuchern festhalten. Viele dieser gesetzlichen Dokumentationspflichten sind jedoch in den letzten Wochen weggefallen. Deshalb weisen die Landesdatenschutzbeauftragten darauf hin, dass Betriebe die Corona-Daten jetzt löschen müssen. Hintergrund ist eine Regelung in der DatenschutzGrundverordnung: Gemäß Artikel 17 Abs. 1 DSGVO müssen personenbezogene Daten immer dann gelöscht werden,
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wenn der Zweck der Datenverarbeitung entfällt. In Niedersachsen fordert die Landesdatenschutzbeauftragte Barbara Thiel Betriebe zur Prüfung der personenbezogenen Daten auf, die zum Zwecke der Pandemiebekämpfung gespeichert werden mussten. Wer diese Daten noch nicht gelöscht hätte, sollte das nachholen, um keine „rechtswidrigen Datenfriedhöfe anzulegen“. Thiel behalte sich vor, in diesem Jahr unangekündigte Kontrollen in Unternehmen durchzuführen. Lediglich im Gesundheitsbereich seien einige Aufzeichnungen nach
Foto: deepagopi2011 - stock.adobe.com
Wer personenbezogene Daten aufgrund von Corona-Maßnahmen gespeichert hat, muss diese wieder löschen. Einige Länder kündigen bereits Kontrollen an.
wie vor nötig und rechtskonform – beispielsweise, wenn sie die einrichtungsbezogene Impfpflicht betreffen. Ähnlich will die Landesdatenschutzbehörde in Sachsen-Anhalt vorgehen. „Sobald bei uns Kapazitäten frei werden, werden wir kontrollieren, ob zweckgebundene
Daten gelöscht worden sind“, sagt Albert Cohaus, der in Sachsen-Anhalt die Aufgaben des Landesdatenschutzbeauftragten wahrnimmt. Weitere Informationen zur Corona-Daten-Löschung erhalten Sie auf den Internetseiten der Landesdatenschutzbehörden. (JA) W
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Foto: Thomas Aumann – stock.adobe.com
Schwerpunkt
Alles wird teurer: Nicht nur wegen steigender Rohstoffpreise sollten Handwerker regelmäßig ihre Preise anpassen.
So kommunizieren Sie Preiserhöhungen richtig Steigende Kosten müssen Handwerker anteilig an ihre Kunden weitergeben. Doch wie vermitteln sie es den Auftraggebenden? Fünf Tipps. MARTINA JAHN
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ie Nachfrage nach Handwerksleistun gen nimmt zu, die Rohstoffe werden teurer – nur zwei von vielen Grün den, weshalb Handwerker über Preis erhöhungen nachdenken sollten. Schon im Dezem ber 2021 kündigten in einer handwerk.comUmfrage 80 Prozent der Befragten an, dieses Jahr ihre Preise zu erhöhen. „Preiserhöhungen sollte es nicht nur dann geben, wenn die Rohstoffe teurer werden“, sagt Verkaufstrainer Oliver Schumacher aus Lingen. „Selbstständigkeit muss sich lohnen“, betont er. Unternehmer sollten deshalb am Ende jedes Monats genau schauen, ob sie ausreichend verdienen. Auch der Unternehmerlohn müsse stimmen und sollte in die Kalkulation mit einfließen.
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1. Das spricht für eine Preisanpassung
„Die meisten Preiserhöhungen bekommen Kunden gar nicht mit.“ Oliver Schumacher, Verkaufstrainer
In die Kalkulation spielen neben Unternehmerlohn, Rohstoffpreisen und der Positionierung des Betriebs laut Schumacher vor allem diese Punkte hinein: ɓ Investition in Weiterbildung: Auch wenn die Auftragsbücher voll sind, sollten Handwerks unternehmer laut Schumacher Geld für die Weiterbildung des Teams zurücklegen: „Schu len Sie Ihre Mitarbeiter nicht nur handwerklich, sondern auch in weicheren Themen wie im Umgang mit unzufriedenen Kunden.“ ɓ Investition in höhere Löhne: Ein attraktiver Arbeitgeber zeichnet sich nach Schumachers Erfahrung auch dadurch aus, dass er gute Gehälter zahlt: „Auch Löhne müssen steigen, wenn Sie Ihre Leute halten wollen.“
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Schwerpunkt
ɓ
Investition in Werbung: Trotz voller Auftrags bücher dürften Betriebe zudem das Budget für Werbung und Marketing nicht vergessen.
„Ziehen alle mit, verkauft sich keiner unter Wert“
2. So gelingt die Kommunikation Tischlermeister Stefan Ebbecke (Foto) aus Göttingen schaut sich sehr genau seine Zahlen an. Er will nicht draufzahlen und dreht entsprechend an der Preisschraube.
„Die meisten Preiserhöhungen bekommen Kunden gar nicht mit“, sagt Verkaufsexperte Schumacher. „Wenn Sie ein Angebot schreiben, sieht der Kunde ja die Summe – und ob Sie gerade vor zwei Wochen den Stundenlohn oder die Materialpreise angepasst haben, geht für ihn erstmal nicht daraus hervor.“ Generell rät Schumacher davon ab, eine Anzeige auf die Website zu setzen oder eine Rundmail mit dem Betreff „Wir erhöhen die Preise“ zu versenden. „Das kann Kunden, die Ihren Betrieb nicht kennen, abschrecken.“
Erhöhen Sie regelmäßig Ihre Preise? » Ebbecke: Ja, schon vor der Krise haben wir regelmäßig die Stundenverrechnungssätze erhöht. Dazu habe ich auf die allgemeinen Kosten geschaut, auf die BWA und andere Faktoren. Schließlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen und wollen nicht draufzahlen, nur, um Kunden etwas günstiger anbieten zu können. In diesem Jahr haben wir übrigens mit Blick auf den erheblichen Mehraufwand bei der Materialbeschaffung dreimal so viel erhöht wie in den Jahren zuvor.
3. Das ist der richtige Zeitpunkt
4. In Krisenzeiten lieber höher kalkulieren! Betriebe, die seit langer Zeit keine Preiserhöhungen vorgenommen haben, sollten laut Schumacher nicht zu lange zögern. Gerade in Krisenzeiten wie diesen mit Lieferengpässen und steigenden Materialpreisen könne kein Unternehmen gleichbleibende Verkaufs preise verkraften. „Endverbraucher wissen, dass die Preise in allen Bereichen steigen“, betont er. Wer jedes Jahr zum Januar die Preise anhebt und merkt, dass die Kosten nicht gedeckt werden können, dem rät Schumacher, nach einigen Monaten erneut die Preise anzupassen. Niemand sollte Angst vor Preiserhöhungen haben.
„Kalkulieren Sie bei den Grundkosten lieber gleich etwas höher, denn eine monatliche Preiserhöhung ist nicht wirtschaftlich und von den Kunden nicht nachzuvollziehen.“
Geben Sie Preissteigerungen der Lieferanten an Ihre Kunden weiter? » Ebbecke: Na klar! Und ich finde es richtig und wichtig, dass alle Betriebe das machen. Dann kommen wir davon weg, dass einige Betriebe noch immer nur über günstige Preise verkaufen wollen. Ich sehe das als Chance: Wenn alle mitziehen, verkauft sich keiner mehr unter Wert. Wir verbinden unsere Preise schon länger mit emotionalen Dingen: Unsere Küchen sollen die Begegnungsstätten des Hauses sein, die im Mittelpunkt der Familien stehen. Wichtig ist aus meiner Sicht, als Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Dann kann ich auch außerhalb von Krisenzeiten meine Preise ein Stück weit selbst über Kundenmehrwerte bestimmen.
Oliver Schumacher, Verkaufstrainer
5. Gestiegene Preise nicht rechtfertigen
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Wie sagen Sie es Kunden, wenn Sie die Kalkulation „über Nacht“ anpassen müssen?
Foto: a|w|sobott gmbh
„Handwerker sollten sich niemals für eine Preis erhöhung bei ihren Kunden rechtfertigen“, betont Verkaufsexperte Schumacher. Stattdessen sollten sie den Auftraggebenden die Sicherheit geben, dass der Handwerksbetrieb mit seiner Arbeit genau diesen Preis wert ist. Ihrem Team gegenüber sollten Chefs die Preisstruktur – vor allem bei den Stundensätzen – transparent machen. „Ist ein Mitbewerber günstiger, sollten Ihre Mitarbeiter die Differenz gut erklären können“, sagt Schumacher. Und das ganz klar und deutlich an Fakten orientiert (welchen Service bie ten wir, den Betrieb XY nicht hat …) – und nicht als Rechtfertigung. W
» Ebbecke: Materialverbräuche kalkulieren wir jetzt mit aktuellen Preisen oder wir kalkulieren gleich höher. Sollte das in Einzelfällen nicht reichen, rede ich mit den Kunden und lege im Notfall die Kalkulation offen. Wenn zwischen Betrieb und Kunde ein enges Vertrauensverhältnis besteht, ist das in der Regel kein Problem. (JA)
Foto: Privat
„Wenn Sie Preise erhöhen, müssen Sie sich immer wieder bewusst machen, dass Sie es nicht allen Kunden recht machen können“, sagt Schumacher. Den richtigen Zeitpunkt entscheide der Handwerker selbst. Gängige Zeitpunkte seien: ɓ zu Jahresbeginn ɓ zu einem festen Termin im Frühjahr ɓ saisonal nach Branche.
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Foto: mapoli-photo - stock.adobe.com
Schwerpunkt
Wer von Kunden eine Vorauszahlung verlangt, muss sich rechtlich absichern oder ein gutes Kommunikationsgeschick haben.
Vorkasse verlangen? Diese Möglichkeiten gibt es Rein rechtlich ist es schwer, von Kunden bei Vertragsabschluss eine Vorauszahlung einzufordern. Doch es gibt Ausnahmen, die Handwerker nutzen können. MARTINA JAHN
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n Zeiten von rasch steigenden Materialpreisen und Lieferengpässen fällt es Handwerksbetrieben manchmal schwer, über einen längeren Zeitraum hinweg in Vorleistung zu gehen und hohe Beträge auszulegen. „Die Corona-Krise hat vielen Betrieben in Sachen Liquidität zugesetzt“, weiß auch Bernd Hinrichs, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht aus Aurich. Warum nicht einfach Kunden bei Vertragsabschluss zur Kasse bitten und eine Vorauszahlung vereinbaren? „Das ist rechtlich schwer abzusichern“, betont der Rechtsanwalt. Denn nach § 641 BGB sind Handwerker generell vorleistungspflichtig und dürfen erst nach geleisteter Arbeit Abschlagszahlungen verlangen.
Vorauszahlung als AGB-Klausel im Vertrag unwirksam Hinrichs weist darauf hin, dass Vorauszahlungen als AGB-Klausel in einem Vertrag vor Gericht in
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„Wichtig ist, dass Sie mit dem Kunden reden und die Vorauszahlung individuell vereinbaren.“ Bernd Hinrichs, Fachanwalt für Bauund Architektenrecht
der Regel nicht standhalten. Schreibe ein Handwerker beispielsweise in die AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen) eines Vertrags „Der Auftraggeber zahlt bei Vertragsabschluss Summe X an den Betrieb Y“, sei diese Klausel unwirksam und der Kunde müsse in dem Fall keinen Cent vorab zahlen. „Der Rest des Vertrags bleibt aber dennoch bestehen und der Handwerker kann mit seinem Auftrag starten“, stellt Bernd Hinrichs klar.
Kommunikationsgeschick zahlt sich beim Thema Vorkasse aus Der sicherste Weg, Vorkasse zu realisieren, sei eine „Individuallösung“. „Wichtig ist, dass Sie mit dem Kunden reden und die Vorauszahlung individuell vereinbaren“, betont Hinrichs. Das sei im Einzelfall aber schwer nachzuweisen. Denn rechtlich seien Kunden nicht verpflichtet, eine Vorauszahlung an den Handwerker zu leisten. Es
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Schwerpunkt
komme also auf das Kommunikationsgeschick des Unternehmers an, ob der Kunde ein Einsehen hat oder nicht. Generell sei der Beratungsbedarf in Zeiten von steigenden Materialpreisen und Lieferengpässen gestiegen, weiß der Baurechtsanwalt aus seiner täglichen Praxis. „Die lange Corona-Krise macht einigen Betrieben finanziell zu schaffen. Es fällt ihnen zunehmend schwerer, für Aufträge mit großem Materialbedarf in Vorleistung zu gehen“, sagt Hinrichs. Einigen Kunden helfe es, wenn Handwerker die individuelle Situation erläutern. Schriftlich festhalten könnten Betrieb und Kunde dann, dass die Vorauszahlung für einen Einkauf von Material X am Tag Y verwendet wird und damit sichergestellt wird, dass die Preise dafür nicht weiter steigen und die Arbeiten beim Kunden zeitnah beginnen können.
„Lassen Sie sich den Text, wie Sie die Vorkasse regeln, von einem Anwalt rechtssicher formulieren.“ Bernd Hinrichs, Fachanwalt für Bauund Architektenrecht
Vorkasse gegen Bürgschaft – möglich, aber kompliziert Eine rechtlich sichere, aber nicht immer einfache Möglichkeit ist, Vorkasse gegen eine Bürgschaft zu vereinbaren. Das sei nach § 16 Abs. 2 Nr. 1 VOB/B nach Vertragsabschluss dann möglich, wenn der Betrieb dem Kunden mittels Bankbürgschaft eine Sicherheit stellt. „Das Problem hierbei ist, dass die Bank oft nicht so rasch mit einer Bürgschaft rausrückt, wie der Handwerksbetrieb sie braucht“, betont Rechtsanwalt Hinrichs. Entscheiden sich Betrieb und Kunde dennoch für diesen Weg, rät Hinrichs Handwerkern, sich professionelle Unterstützung zu holen. „Lassen Sie sich den Text, wie Sie die Vorkasse im Zusammenhang mit der Bankbürgschaft regeln, von einem Anwalt rechtssicher formulieren.“ Dann seien Sie rechtlich abgesichert, wenn doch etwas nicht so läuft wie geplant. W
Darf der Kunde die Rechnung kürzen? Ein Bauunternehmen beauftragt einen Handwerksbetrieb mit Fliesenarbeiten. Zusätzlich zur VOB/B vereinbaren die Vertragsparteien für eventuelle Stundenlohnarbeiten, dass der Handwerksbetrieb arbeitstäglich Stundenzettel mit folgenden Angaben einreichen muss: ɓ Datum ɓ genaue Bezeichnung des Ausführungsorts innerhalb der Baustelle ɓ Name der Arbeitskraft ɓ Art der Leistung und Beschreibung der Leistung ɓ geleistete Arbeitsstunden je Arbeitskraft. Der Handwerksbetrieb stellt sieben Abschlagsrechnungen. Zudem reicht er mehrere Stundenlohnzettel ein. Doch die enthalten weder eine Bezeichnung des Ausführungs-
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orts auf der Baustelle noch eine Beschreibung der Leistung. Zum Teil fehlen auch die Namen der Handwerker. Das Bauunternehmen zahlt fünf der Abschlagsrechnungen, insgesamt mehr als 100.000 Euro. Die sechste und siebte Abschlagsrechnung begleicht es nicht. Die Stundennachweise entsprächen „in keiner Weise den Anforderungen“, so die Begründung. Drei Monate später nimmt das Bauunternehmen die Fliesenarbeiten ab und der Handwerksbetrieb stellt die Schlussrechnung. Die kürzt das Bauunternehmen und setzt die Vergütung für die Stundenlohnarbeiten wegen mangelnder Prüfbarkeit auf 0 Euro. Daraufhin verklagt der Handwerksbetrieb das Bauunternehmen auf mehr als 60.000 Euro.
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Ein Betrieb muss beim Auftraggeber täglich Stundenzettel abgeben. Doch diese enthalten nicht alle Pflichtangaben. Was nun?
Ein Kunde kürzt den Werklohn bei Stundenlohnarbeiten, weil diverse Angaben auf den Stundenzetteln fehlen. Zu Recht, sagt ein Gericht.
Betrieb muss Zeitaufwand nachweisen Das Landgericht Frankfurt weist die Werklohnklage ab, es bestehe kein weiterer Vergütungsanspruch. Die vorgelegten Stundenlohnzettel seien unzureichend. Der Betrieb habe es versäumt, Stundenlohnzettel gemäß § 15 Abs. 3 S. 2 VOB/B
einzureichen, aus denen sich ergibt, „welcher Arbeiter an welchem Ausführungsort welche Arbeiten an welchen Tagen mit wievielen Stunden erbracht hat“. (AML) W Landgericht Frankfurt: Urteil vom 21. Juni 2021, Az. 3-15 O 3/20
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Schwerpunkt
Drei bis höchstens fünf Minuten: Länger sollten Sie nicht in einen Kundenplausch investieren.
Sieben Small-Talk-Fehler, die Sie den Kunden kosten Geplauder mit Kunden sollte leicht dahinfließen, nicht ruckeln und haken. Das ist kein Problem, wenn Sie ein paar Punkte beachten. BIRGIT LUTZER
s hört sich so einfach an: Bevor es ans Geschäft geht, wechselt man erst einmal ein paar nette Worte mit dem Kunden. Doch mancher Handwerker tut sich schwer mit dem Geplauder. Testen Sie, ob Ihnen die folgenden sieben Fehler bekannt vorkommen.
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Fehler #1: Sie verfehlen das Thema Der kleine Plausch soll für gute Stimmung auf beiden Seiten sorgen. Aus diesem Grund rät Vertriebscoach Martina Beckmann dringend davon ab, brisante The-
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„Small Talk muss echtem Interesse am anderen entspringen, damit er funktioniert.“ Martina Beckmann, Vertriebscoach
men anzuschneiden. „Tabu sind Krankheiten und Tod. Gerade aktuell, wo sich viele Menschen vorm Corona-Virus fürchten, sollten Sie sich ein Gespräch darüber verkneifen.“ Auch alle Bereiche, in denen heftige Meinungsverschiedenheiten drohten, sollten Sie laut Beckmann unbedingt umschiffen. „Klar dürfte das bei Politik und Religion sein. Doch auch Diskussionen über Fußball sollten Sie nur dann mit dem Gegenüber führen, wenn Sie ganz sicher sind, dass Sie beide für dieselbe Mannschaft sind“, sagt die Expertin.
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Schwerpunkt
nikation zwischen Mann und Frau gehe, sei höfliche und professionelle Distanz wichtig, betont Palumbo.
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Fehler #4: Sie übertreiben es mit Humor
Tipp: Besser sei es, über das Wetter oder die Anfahrt zu reden. Auch dabei gelte: Es sollte ein positiver Zugang sein. „Genörgel über Regen, Sturm und Staus kommt schlecht an.“
Fettnäpfchen lauern auch beim Versuch, Humor ins Spiel zu bringen. „Grundsätzlich ist das gemeinsame Lachen eine wunderbare Möglichkeit, eine erste positive Beziehung aufzubauen“, sagt Palumbo. Doch der Humor müsse wohldosiert sein und zur Situation passen. „Wenn der Kunde gerade verzweifelt über den Wasserrohrbruch in seinem Haus ist, kann ein schlecht platzierter Scherz über Taucheranzüge zu großem Ärger führen.“ Tipp: Setzen Sie Humor nur ein, wenn es zur Situation passt und wenn der Kunde offen für Scherze ist. Reagiert er ernst auf einen Versuch, lassen Sie es besser.
Fehler #5: Sie spulen einstudierte Sätze ab
„Wenn Sie nicht der geborene Small Talker sind, stellen Sie dem Kunden auftragsbezogene Fragen.“
Fehler #2: Sie kränken den Kunden Kunden-Kommunikationscoach Margherita Palumbo warnt davor, beim Vor-Ort-Termin in abfälliger Weise auf Einzelheiten Bezug zu nehmen. „Mancher Handwerker äußert sich missbilligend über das verwitterte Gartenhaus oder die Wand, die ja dringend mal gestrichen werden müsste – vielleicht auch in der Hoffnung, die Gedanken des Kunden in Richtung Auftrag zu lenken.“ Ein solcher Einstieg sei keine Basis für eine weitere positive Beziehung. Tipp: Sie rät dazu, die Aufmerksamkeit auf schöne Details zu richten und den Kunden etwa für seine geschmackvolle Einrichtung zu loben.
Um nicht bei jedem Gesprächspartner das sprichwörtliche „Rad neu erfinden“ zu müssen, legen sich Handwerker manchmal ein paar Standardsätze zurecht. Beckmann: „So jemand plappert drauflos und spult ohne wahre Aufmerksamkeit sein Programm ab.“ Der Kunde erkenne die unechte Show jedoch an der Körpersprache des Gegenübers. Tipp: Small Talk muss einem echten Interesse am anderen entspringen, damit er funktioniert, rät Beckmann. „Wenn Sie selbst nicht der geborene Small Talker sind, stellen Sie dem Kunden auftragsbezogene Fragen.“
Fehler #6: Sie ignorieren Signale Martina Beckmann, Vertriebscoach
Small Talk kommt nicht bei jedem Kunden gut an. Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Antworten des Gesprächspartners geben eine Rückmeldung darüber, wie er zu Ihrem Gesprächsangebot steht. Bleibe der Handwerker trotz einer verhaltenen Reaktion des anderen beim Plaudern, riskiere er Ärger, warnt Palumbo. Tipp: Bei einer einsilbigen Reaktion empfiehlt die Kommunikationsexpertin, dem Kunden nach dem ersten Small-Talk-Anlauf die Frage zu stellen: „Ist es Ihnen recht, wenn wir sofort über unser Projekt sprechen?“
Fehler #7: Sie quatschen sich fest Fehler #3: Sie machen plumpe Komplimente Ein Kompliment als „Aufwärmer“ kann laut Palumbo sinnvoll sein. Doch das Lob müsse unverfänglich sein. „Wenn Sie der neuen Kundin als Erstes Anerkennung für ihre gute Figur zollen, liegen Sie voll daneben. Ihre Gesprächspartnerin fühlt sich dumm angemacht.“ Tipp: Unverfängliche Themen sorgen dafür, dass sich neue Kunden in Ihrer Nähe wohlfühlen und Vertrauen fassen. Gerade wenn es um Kommu-
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Eine angemessene Zeitspanne für Small Talk betrage drei bis fünf Minuten, sagt Beckmann. Bleibe ein Handwerker zu lange im Plaudermodus, bestehe die Gefahr, sich „festzuquatschen“. Abgesehen davon, irritiere zu langer Small Talk die meisten Kunden. Tipp: Beckmann rät: „Achten Sie selbst darauf, nach ein paar Minuten zum Auftrag überzuleiten. Wenn Sie doch länger über private Dinge reden, sollten Sie den Kunden darauf hinweisen, dass diese Zeit nicht auf dem Stundenzettel erscheint. W
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Schwerpunkt
Noch keine Website? Drei Gründe, jetzt loszulegen! Tischlermeister Christian Brunke hatte nach der Gründung seines Betriebs keinen freien Kopf für eine Website. Jetzt profitiert er von einem professionellen Webauftritt.
Mit einer guten Website treffen Sie ins Schwarze.
KATHARINA WOLF
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Grund 1: Sie schaffen sich Ihre eigene Bühne für Ihre Expertise Sie sind spezialisiert auf den seniorengerechten Umbau von Bädern? Oder Sie haben besondere Werkstoffe im Angebot? Dann zeigen Sie das: Auf Ihrer eigenen Website können Sie sich als Experte auf Ihrem Gebiet positionieren. „Im Netz können Sie Ihr Leistungsportfolio detailliert vorstellen und genau die Inhalte und Antworten anbieten, die Ihre Zielgruppe interessieren“, sagt Leonetti. „Betrachten Sie Ihre Webseite als eigene Bühne, auf der Sie von Anfang an Ihren Service präsentieren und Ihr Unternehmensimage aufbauen.“ Das interessiere nicht nur Kunden, sondern auch mögliche Geschäftspartner.
Roksana Leonetti, Online-Marketingexpertin Foto: Tamara Bresler
ls sich Tischlermeister Christian Brunke aus Peine vor sechs Jahren selbstständig machte, standen viele Themen oben auf seiner Tagesordnung. Ein Webauftritt mit professionell gestalteter Internetseite gehörte vorerst nicht zu seinen Prioritäten. „Die Aufträge kamen über Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet Brunke. Seine Meinung änderte er, als ein Freund ihn darauf aufmerksam machte, dass er im Netz nicht zu finden sei, obwohl die meisten Kunden auch bei einer Empfehlung erwarteten, im Internet Informationen über einen Handwerksbetrieb zu finden. „Das Internet wird in Deutschland von 89 Prozent der User zur gezielten Suche nach Informationen über Dienstleistungen oder Waren genutzt“, bestätigt Roksana Leonetti von der Schlüterschen Marketing. „Allen kleinen Unternehmen, die uns fragen, ob es sich für sie lohnt, auch online aktiv zu werden, antworten wir: Auf jeden Fall!“ Sie nennt drei Gründe, warum sich eine eigene Website lohnt.
Grund 2: Sie halten und verbessern de Kontakt zu Ihren Kunden Über Ihre Website können Sie den Kontakt zu Ihren Kunden halten und verbessern, indem Sie sie über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden halten. „So können Ihre Besucher alle aktuellen Aktionen, Son-
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derangebote oder Promotions leicht finden“, sagt Leonetti. Außerdem bilde die Website die beste Basis für alle weiteren Onlinemarketing-Maßnahmen und Ihre Präsenzen auf anderen Kanälen. Auch potenzielle Neukunden finden hier wichtige Informationen, die aktuell sein sollten. So können Sie etwa „regelmäßig aktuelle Referenzbilder veröffentlichen“, nennt Leonetti ein Beispiel.
Grund 3: Sie präsentieren sich als interessanter Arbeitgeber Wer Fachkräfte oder Azubis sucht, sollte jede Möglichkeit nutzen, mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu kommen. Und egal, wo Sie trommeln – Social Media, Stellenanzeige in der Zeitung oder Werbung auf der Brötchentüte: Interessierte werden sich vor einer Bewerbung auf Ihrer Website informieren. „Potenziellen Kandidaten können Sie alle nötigen Informationen über die Stelle und Ihr Unternehmen auf der Website zur Verfügung stellen, am besten über eine eigens erstellte Landingpage“, rät Leonetti.
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Und der Effekt? „30 bis 35 Prozent mehr Aufträge“
„Betrachten Sie Ihre Website als eigene Bühne.“ Roksana Leonetti, Online-Marketingexpertiin
Auch Christian Brunke entschloss sich zu einem Webauftritt. Nach einem ersten privat organisierten Versuch, der nicht seinen Vorstellungen entsprach, entschied sich der Tischlermeister dafür, Profis zu beauftragen. „Wir haben nur die Inhalte und die Fotos geliefert“, berichtet der Tischlermeister. Mit dem Ergebnis ist der Chef eines Drei-MannBetriebs sehr zufrieden. Seit einem dreiviertel Jahr ist er online. „Über Google bin ich gut sichtbar, das war mir am wichtigsten.“ Den Effekt spürt er am Auftragsvolumen: 30 bis 35 Prozent Steigerung habe er zu verzeichnen. „Außerdem kann ich über viele Vorher-nachher-Bilder meine Leistungen gut zeigen“, sagt Brunke. Mittlerweile läuft der Betrieb so gut, dass er gern noch einen Mitarbeiter einstellen würde. Eine Jobseite, die zeitweise zugeschaltet werden kann, soll ihn nun bei der Suche unterstützen „Wir bleiben dran“, sagt Brunke. W
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Regionales
Handwerker als Lieferfahrer? Stefan Korfhage hat in seinem Betrieb auch so genug zu tun – doch bei einem neuen Projekt „muss man erstmal die Kosten niedrig halten“.
„Früher haben wir nichts verdient“ Stefan Korfhage weiß genau, wie teuer unproduktive Stunden sind – und wie er sie senkt. Mit einem neuen Projekt hilft er dabei nun Kollegen. JÖRG WIEBKING
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as ist los mit Stefan Korfhage? Laufen die Geschäfte so schlecht? Hat der Handwerker in seinem 22-Mann-Betrieb nicht genug zu tun? Korfhage lacht – seine Antwort auf diese Fragen lautet: „Nein!“ Warum also hat er jetzt einen Teile-Lieferservice für Handwerker gegründet und klemmt sich dafür sogar selbst hinters Steuer?
Lieferservice senkt unproduktive Zeiten Der Reihe nach: Korfhage führt seit 22 Jahren einen SHK-Betrieb in Oldenburg. Das Unternehmen brummt, gerade sei die Nachfrage nach alternativen Energien noch einmal gestiegen, berichtet der Unternehmer. Anfang April hat der 59-Jährige dennoch ein zweites Unternehmen ins Leben gerufen: die Hansdampf UG. Der Teileexpress beliefert Handwerker in und um Oldenburg mit kurzfristig benötigten Materialien. „Es geht darum, unproduktive Zeiten
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„Unproduktive Zeiten sind eine der großen Herausforderungen im Handwerk.“ Stefan Korfhage, Unternehmer
zu reduzieren, wenn Material fehlt“, sagt der Gründer und macht eine schnelle Rechnung auf: „Fahren ein Geselle oder der Meister los, um das Material zu besorgen, kostet das ein bis zwei Stunden Zeit – und noch mehr, wenn der Mitarbeiter dabei jemanden trifft und einen Kaffee trinkt. Diese Zeit kann der Betrieb niemandem in Rechnung stellen.“ Korfhages Alternative: Kurzfristig benötigtes Material bestellen die Handwerker bei ihren Großhändlern. Mit der Lieferung zur Baustelle beauftragen sie den Lieferservice – telefonisch, per Whatsapp oder auf der Website www.hans-dampf-ol.de. Hansdampf liefert innerhalb von 60 bis 90 Minuten. Kosten für den beauftragenden Handwerker: pauschal 39 Euro pro Tour. „Diese Zeit kann der Mitarbeiter auf der Baustelle für die Arbeitsvorbereitung oder für andere Aufgaben nutzen“, betont Korfhage. Multipliziere man die Zeitersparnis mit dem jeweiligen Stundenverrechnungssatz, rechne sich der Lieferservice sofort. Er selbst werde das
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Regionales
Angebot für seinen SHK-Betrieb nutzen. „Ich habe Bedarf, aber einen Fahrer nur für mein Unternehmen einzustellen, würde sich nicht rechnen.“
NAMEN UND NACHRICHTEN
Hier fährt der Chef noch selbst aus – erst einmal zumindest
Gründungsprämie wieder verfügbar
Den Lieferservice betreibt Korfhage mit zwei Freunden. In der Startphase teilen sich die drei die Touren, auch einige Freunde vom Stammtisch machen mit. Ist das nicht ein bisschen widersprüchlich, wenn der Geschäftsführer eines gut gehenden Handwerksbetriebs über Produktivität und Stundensätze spricht – und dann nebenbei als Lieferfahrer unterwegs ist? „Hansdampf ist ja eine Neugründung“ betont Korfhage. „Da muss man erst einmal mit anpacken und sehen, ob der Plan aufgeht – ob die erwartete Nachfrage da ist. So lange muss man die Kosten niedrig und den Personaleinsatz flexibel halten.“ Außerdem mache das ja auch einen Unternehmer aus: etwas Neues zu wagen.
„Ich hatte nicht gewusst, dass man so viel Geld verdienen kann“ Die Erfolgsaussichten seines Lieferdienstes hält Korfhage für gut: „Unproduktive Zeiten sind eine der großen Herausforderungen im Handwerk – auch wegen des Fachkräftemangels.“ Das weiß der Unternehmer aus eigener, schmerzhafter Erfahrung. 2015 sei sein SHK-Betrieb in eine „Schieflage“ geraten. „Wir haben wie die Blöden gearbeitet, kein Geld verdient und sind in die Miesen gerutscht“, erinnert er sich. Den Turnaround habe er mithilfe eines betriebswirtschaftlichen Beraters der Handwerkskammer und eines Unternehmensberaters geschafft: „Wir haben innerhalb von einem Jahr alles geändert: die Kalkulation, die Preise, die Kundenstruktur, das Forderungsmanagement und die Prozesse.“ Das habe sich gelohnt: „Ich hatte nicht gewusst, dass man mit so einer Firma so viel Geld verdienen kann“, freut sich der Chef heute. Dazu habe besonders der Abbau unproduktiver Stunden beigetragen, zum Beispiel bei den Materialbestellungen. Die habe bis 2015 jeder Monteur selbst erledigt. Heute planten die Teams einen halben Tag vorher, was sie am Folgetag benötigen. Die Bestellungen übernehme das Büro, der Großhandel liefere das Material zu den Baustellen. „Das spart bis zu 600 Monteurstunden im Jahr ein“, sagt Korfhage. Aber auch mit noch so guter Planung lasse sich nicht jeder Materialbedarf im Tagesgeschäft vorhersehen. Da kommt der Lieferservice ins Spiel. Korfhage: „Hansdampf ist einfach eine Möglichkeit, eine unplanbare unproduktive Aufgabe kostengünstig zu delegieren und sich auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren – auf die, mit der man das Geld verdient.“ W
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Die NBank bezuschusst Betriebe im Meisterhandwerk, die einen neuen, unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz in Vollzeit schaffen. Mit der Förderung soll die wirtschaftliche Basis von kleinen und mittleren Unternehmen nachhaltig gesichert oder ihre Position am Markt gestärkt werden. Die Förderhöhe beträgt maximal 10.000 Euro, teilt die NBank mit. Bewerber müssen ihre Betriebsstätte in Niedersachsen haben und innerhalb der letzten zwei Jahre im Haupterwerb gegründet oder übernommen haben. Auch tätige Beteiligungen seien förderfähig. (JA)
„Da muss man erst einmal mit anpacken und sehen, ob der Plan aufgeht.“ Stefan Korfhage, Unternehmer
Zur Antragstellung:
w svg.to/zuschuss
Holzbaupreis ausgelobt Für den Holzbaupreis Niedersachsen können sich Bauherren, Holzbaubetriebe, Architekten und Bauingenieure bewerben. Damit sollen Bauwerke und Gebäude ausgezeichnet werden, die überwiegend aus Holz und Holzwerkstoffen bestehen, sich durch eine hohe gestalterische und holzbautechnische Qualität profilieren sowie nachhaltige, ökologische und ressourcensparende Aspekte berücksichtigen. Ziel des Landeswettbewerbs ist es, die Verwendung des klimafreundlichen und nachhaltigen Baustoffs Holz zu stärken, den aktuellen Holzbau zu präsentieren sowie künftige Bauherren für das Bauen mit Holz zu begeistern. Voraussetzung: Das Bauwerk muss in Niedersachsen stehen und zwischen Januar 2020 und Juni 2022 fertiggestellt worden sein. Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2022. (JA) Bewerbungen unter:
w www.holzbaupreisniedersachsen.de
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Betrieb
Endlich Klarheit bei Subunternehmern Scheinselbstständig oder nicht? Seit 1. April 2022 können Sie diese Frage klären, bevor Ihre Kooperation mit einem Subunternehmer beginnt. Das vermeidet schmerzhafte Nachzahlungen. DENNY GILLE
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So erhalten Betriebe die Prognoseentscheidung Wie nutzen Handwerksunternehmen die neue Rege lung? Zunächst muss schriftlich genau festgehalten werden, wie die geplante Kooperation mit dem Sub unternehmer aussieht. Dazu eignet sich laut Michael Klatt eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Hauptunternehmen und dem Subunternehmer sehr gut. Sie definiert die Zusammenarbeit und grenzt sich inhaltlich gezielt von den typischen Merkma len einer abhängigen Beschäftigung ab. „Bei diesen Vereinbarungen gibt es allerdings eine sehr hohe Fehlerquote, weswegen an ihrer Erstellung dringend ein Anwalt beteiligt sein sollte“, sagt der Experte. Die Rahmenvereinbarung werde mit dem Antrag auf Statusfeststellung bei der Clearingstelle eingereicht. Die trifft dann eine sogenannte Pro gnoseentscheidung zum Erwerbsstatus. Damit ent scheidet sie, ob die geplanten Tätigkeiten – unter der Voraussetzung, dass sie wie in der Rahmenvereinba rung dargestellt durchgeführt werden – selbststän dige Tätigkeiten sind. „Bestätigt die Clearingstelle, dass es sich um selbstständige Tätigkeit handelt, besteht für den Hauptunternehmer keine Gefahr mehr, rückwirkend Sozialversicherungsbeiträge für den Subunternehmer zahlen zu müssen“, sagt Klatt. Im Fall eines negativen Bescheids der Clea ringstelle habe der antragstellende Handwerker laut Klatt noch die Möglichkeit, eine mündliche Anhö
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anz sauber mit Subunternehmern arbeiten, ohne Gefahr zu laufen, hohe Summen an Sozialversicherungsbeiträ gen nachzahlen zu müssen. Das war bisher auch den ehrlichsten Betrieben nicht zwei felsfrei möglich. Neue Änderungen des Statusfest stellungsverfahrens nach § 7a SGB IV aber sollen genau das bewirken. Sie sind am 1. April 2022 in Kraft getreten. Der Oldenburger Fachanwalt für Sozial recht Michael Klatt hat sich mit den Neuerungen beschäftigt. Sein Fazit fällt positiv aus: „Das Gesetz schafft Unternehmen eine Möglichkeit, Arbeitsspit zen mit Fremdpersonal abzufangen, ohne dabei das Risiko einzugehen, Sozialversicherungsbei träge wegen Scheinselbstständigkeit nachzahlen zu müssen.“ Die wichtigste Neuerung: Künftig können Unternehmen im Voraus feststellen lassen, ob eine angestrebte Kooperation mit Subunternehmern als sozialversicherungspflichtige Beschäftigung eingestuft wird oder nicht. Dazu bekommt die zuständige Clearingstelle der Deutschen Renten versicherung Bund (DRV) andere Kompetenzen. „Bisher durfte die Clearingstelle im Status feststellungsverfahren nur bestehende Arbeitsver hältnisse überprüfen – mit entsprechenden Nach zahlungen für das Hauptunternehmen, wenn eine abhängige Beschäftigung festgestellt wurde“, sagt Klatt. Seit April aber kann die Clearingstelle statt des Sozialversicherungsstatus den Erwerbsstatus feststellen und so vorausschauend klären, ob ein Subunternehmer in einem angestrebten Vertrags verhältnis die Kriterien der Selbstständigkeit erfüllt oder ob ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis vorliegen wird.
Arbeitsspitzen mit Fremd personal abfangen, ohne dabei ein Risiko einzugehen. Das ermöglichen Änderungen des Statusfeststellungsverfahrens nach § 7a SGB IV, die am 1. April 2022 in Kraft getreten sind.
„Bisher durfte die Clearingstelle nur bestehende Arbeitsverhältnisse überprüfen.“ Michael Klatt, Fachanwalt für Sozialrecht
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rung zu beantragen. „Ganz wichtig ist, dass jetzt zu einem frühen Zeitpunkt eine rechtliche Klärung erfolgen kann. So bekommen wir Rechtssicherheit ohne Gerichtsverfahren“, sagt der Fachanwalt für Sozialrecht.
Spart Arbeit: die Gruppenfeststellung Plant ein Handwerksbetrieb, dasselbe Projekt mit mehreren Subunternehmern zu stemmen, muss er künftig nicht zwingend einen Antrag für jeden einzelnen stellen. „Für gleiche Auftragsverhält nisse soll die Möglichkeit geschaffen werden, eine gutachterliche Stellungnahme zum Erwerbsstatus einzuholen, die Sicherheit für alle vereinbarten Tätigkeiten bietet, die ihrer Art und den Umstän den der Ausführung nach übereinstimmen“, sagt Michael Klatt. Wer beispielsweise mit verschiede nen Trockenbauern dieselbe Rahmenvereinbarung trifft, könne eine Gruppenfeststellung einreichen. „Dazu werden die Namen der Vertragspartner und
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„Sie haben durch die Gruppenfeststellung immerhin eine gutachterliche Einschätzung.“ Michael Klatt, Fachanwalt für Sozialrecht
die Vereinbarungen aufgelistet und man bekommt in nur einem Verfahren eine Prognoseentscheidung“, erklärt der Oldenburger Fachanwalt. Ein kleiner Haken: Anders als bei der Einzelfall entscheidung habe die Gruppenfeststellung keine Bindungswirkung. Ein theoretisches Risiko, dass ein späteres Statusfeststellungsverfahren eine abhängige Beschäftigung feststellt und doch Sozialversiche rungsbeiträge abgeführt werden müssen, besteht also. „Aber Sie haben durch die Gruppenfeststel lung immerhin eine gutachterliche Einschätzung und bekommen Feedback und Hinweise, wie das Vertragsverhältnis gestaltet sein müsste, um eine abhängige Beschäftigung zu vermeiden“, sagt Klatt.
Wie viel Geld kann die Regelung sparen? Wer bisher Kooperationen mit Subunternehmern per Antrag auf Statusfeststellung von der Clea ringstelle der DRV prüfen ließ, konnte Strafver fahren und hohe Bußgelder vermeiden. Da das
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Vertragsverhältnis jedoch bereits zum Zeitpunkt der Prüfung bestanden haben musste, wurde bei nega tiver Entscheidung – eine abhängige Beschäftigung liegt vor – in jedem Fall eine Nachzahlung der Sozi alversicherungsbeiträge fällig. „Mit jedem Monat eines ungeklärten Beschäftigungsverhältnisses kommen möglicherweise Sozialversicherungsbei träge in Höhe von einem guten Drittel des gezahlten Entgeltes hinzu“, sagt Klatt. Dauert die Prüfung ein paar Monate und war vielleicht mehr als ein Subun ternehmer beteiligt, erreiche das finanzielle Risiko leicht einen fünfstelligen Betrag. „Insbesondere bei langfristigen Kooperationen schaut die Rentenversicherung genauer hin, wie die Zusammenarbeit ausgesehen hat“, erklärt der Fachanwalt für Sozialrecht. „Hat jemand über Jahre fast nur einen Auftraggeber, ist so eine Statusfest stellung ein Muss, mindestens um existenzgefähr dende Strafverfahren und Bußgelder abzuwehren“, sagt Klatt.
Drei-Personen-Verhältnisse: sicher entleihen Auch die besonderen Fälle der Dreiecksverhältnisse zwischen dem arbeitskräfteleihenden Hauptunter nehmen und Leiharbeitern mit ihrem Vermittler oder der Agentur für Arbeit sollen künftig in einem einzigen Verfahren sozialversicherungsrechtlich geprüft werden können. „In der Praxis können hier Fallkonstellationen wie Scheinwerkverträge und illegale Arbeitnehmerüberlassung im Voraus vermieden werden“, sagt Michael Klatt. Wer als Hauptunternehmer Arbeitskräfte von Leiharbeitsfirmen entleiht oder von der Agentur für Arbeit vermittelt bekommt, habe ein Antragsrecht bei der Clearingstelle, um das Arbeitsverhältnis prü
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fen zu lassen. „Bisher hatte der Ausleiher hier immer das Risiko. In vielen Fällen konnte er gar nicht wis sen, ob ein Leiharbeiter eine wirksame Arbeitneh merüberlassung ausübt“, sagt der Fachanwalt für Sozialrecht. Dieses Risiko ließe sich künftig ver meiden, indem der Hauptunternehmer mit dem Verleiher eine Rahmenvereinbarung schließt und bei der Clearingstelle eine Überprüfung beantragt. Doch was, wenn Verleiher so eine Rahmenver einbarung ablehnen? „Dann müssen bei Ihnen alle Lampen angehen“, sagt Klatt. Im Schatten der weni gen Prüfungen durch die Hauptzollämter hätten sich über die Jahre Geschäftspraktiken entwickelt, die schlicht illegal seien – ein Risiko an einen bewusst nicht sauber arbeitenden Verleiher zu geraten, sei somit gegeben.
Die Neuerungen erlauben al len, die es wollen, rechtmäßig zu arbeiten, ohne Nachzahlun gen fürchten zu müssen.
Wie lange gilt das neue Recht? Insgesamt ist der Fachanwalt zufrieden mit der Gesetzesänderung. „Die Neuerungen erlauben allen, die es wollen, rechtmäßig zu arbeiten, ohne Nachzahlungen fürchten zu müssen“, sagt Klatt. Und zwar mindestens bis Juni 2027. Auf diesen Ter min sind die neuen Regeln zur Erprobung befristet. Danach könnten sie laut Bundesamt für Arbeit und Soziales gegebenenfalls dauerhaft erlassen werden. DENNY GILLE W
„Insbesondere bei langfristigen Kooperationen schaut die Rentenversicherung genauer hin, wie die Zusammenarbeit ausgesehen hat.“ Michael Klatt, Fachanwalt für Sozialrecht
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Grafik: Datawrapper/handwerk.com
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Eine gute Eigenkapitalquote von über 30 Prozent meldeten nur noch 22,1 Prozent.
Eigenkapitalquoten sinken Der Indikator für die Kreditwürdigkeit vieler Handwerksbetriebe hat in der Corona-Krise deutlich gelitten. Doch ein gutes Signal gibt es.
Die Corona-Krise drückt weiter auf die Eigenkapitalquoten im Handwerk. Das ergibt die aktuelle Frühjahrsumfrage der Creditreform, an der sich 1.300 Betriebe beteiligt haben. Aktuell sei der Anteil eigenkapitalschwacher Firmen so hoch wie seit 2014 nicht mehr, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung: ɓ Den Anteil der Betriebe mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ist demnach auf 34,3 Prozent gestiegen (Vorjahr: 32,4 Prozent). ɓ Eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent meldeten nur noch 22,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 23,6 Prozent). Die Eigenkapitalquote ist ein wichtiger Indikator für die Kreditwürdigkeit und finanzielle Stabilität eines Unternehmens. Eine niedrige Eigenkapitalquote führt zu höheren Kreditzinsen und erschwert die Kreditaufnahme insgesamt. Zugleich dient die Eigenkapitalausstattung als finanzieller Puffer für kurzfristige Probleme – und kann bei anhaltenden Krisen bedrohlich schrumpfen. Dennoch bewertet die Creditreform die Lage verhalten: „Angesichts der teilweise starken Einschränkungen infolge der Corona-Maßnahmen scheint die Eigenkapitaldecke im Handwerk insgesamt aber gehalten zu haben“, betont Hantzsch. Das habe sich bei den Insolvenzen im Handwerk 2021 gezeigt: Deren Zahl sei um 10,8 Prozent gesunken. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 2.890 Handwerksbetriebe in die Insolvenz gegangen (2020: 3.240). (JW) W
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Du bist ein Profi? Dann musst Du auch wie einer einkaufen. Nutze die Vorteile bei HORNBACH für gewerbliche Kunden. Infos an der ProfiTheke im Markt oder auf hornbach-profi.de
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Sind Säumniszuschläge zulässig? Der Fall: Ein Hauptzollamt verlangt von einem Unterneh men Säumniszuschläge für zu spät gezahlte Energiesteuern. An fünf Fälligkeitsterminen hatte das Unternehmen in 19 Fällen die monatlich fällige Steuer mit einer Verspätung von ein bis zwei Tagen gezahlt. Das liege zwar innerhalb der gesetzlichen Schonfrist, sei aber nicht pünktlich. Das Urteil: Nach Ansicht des Finanzgerichts (FG) Hamburg haben Säumnis zuschläge zwei Aufgaben: Sie sollen als Strafe auf säumige Steuerzahler einwirken und die Kosten des Verwaltungs
Foto: Wolfilser - stock.adobe.com
Wer ein paar Mal die Steuern zu spät überweist, ist nicht automatisch ein unpünktlicher Steuerzahler. Das ist entscheidend für die Säumniszuschläge.
aufwands decken. Ist das nicht der Fall, können die Zuschläge teilweise oder ganz erlassen werden:
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Bei der Entscheidung über Säumniszuschläge komme es nicht auf eine einzelne Steuerart an, wie in diesem Fall die Energie steuer. Vielmehr hätte das Hauptzollamt hier die anderen Steuerarten wie Körperschafts, Umsatz, Gewerbe und Lohnsteuer mit in Betracht ziehen müssen. Das sei hier nicht erfolgt, obwohl das Unter nehmen alle anderen Steu ern durchgängig pünktlich bezahlt hatte. Führe eine Säumnis zu einer ersten Mahnung, sei der Verwaltungsaufwand
nicht mehr geringfügig und könne einen Säumnis zuschlag begründen. Ob das in diesem Fall zutrifft, muss das Hauptzollamt nun noch einmal prüfen. Dass die Verspätungen in dem Fall geringfügig waren, sei hingegen für sich genommen nicht zwingend ein Argument gegen die Säumniszuschläge: Ein Steuerzahler, der die Schonfrist laufend ausnutzt, gelte nicht als pünktlicher Steuerzahler. (JW) W FG Hamburg:
a Urteil vom 4. August 2021, Az. 4 K 11/20
„Branchendialog Handwerk muss her“ Arbeitnehmer-Vizepräsidenten verabschieden eine Resolution und reagieren damit auf die Herausforderungen, die Digitalisierung, Klima- und demografischer Wandel mit sich bringen. „Wir brauchen einen Bran chendialog Handwerk“, titelt die Resolution, die die Arbeit nehmerVizepräsidenten der Handwerkskammern auf ihrer Tagung in Chemnitz verab schiedet haben. Digitalisierung, demografischer Wandel, Klima wandel sowie der beschleu nigte Ausbau erneuerbarer Energien würden neue Heraus forderungen für Betriebe und Arbeitnehmer mit sich bringen. Die Spitzenvertreter fordern die Bundesregierung sowie den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und den Zentralverband des Deutschen Handwerks
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(ZDH) in ihrer Resolution auf, den Transformationsprozess schnellstmöglich flankierend durch einen Branchendialog Handwerk zu begleiten. Joachim Noll, Vizeprä sident des Deutschen Hand werkskammertages (DHKT), erklärt: „Zentrale Heraus forderung ist und bleibt die Fachkräftegewinnung und bin dung.“ Dafür müssten sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. Mehr Mitbestim mung sowie eine Aus und Weiterbildungsinitiative seien ebenfalls wichtig. „Um die notwendigen Veränderungen
sinnvoll zu begleiten, sollte der Branchendialog Handwerk als Prozess über die ganze Legislaturperiode angesetzt werden“, so Noll. Es gelte, Lösungen zu entwickeln, mit denen die aktuell zu geringe Weiterbil dungsquote im Handwerk deutlich verbessert werde. Arbeitnehmer müssten sich auch in der aktuellen Hochkon junkturphase und trotz voller Auftragsbücher weiterquali fizieren können, um sich auf neue Anforderungen insbeson dere durch die zunehmende Digitalisierung vorzubereiten.
Außerdem soll die Stärkung des Ehrenamts im Branchendialog Handwerk thematisiert werden. In der Resolution steht: „Arbeit nehmervertreterinnen und vertreter erfüllen in den Organen der Handwerks kammern und Innungen wie auch im Prüfungswesen einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Es sind zehntau sende Ehrenamtliche, deren Engagement das Handwerk täglich stärkt. Hierfür gilt es wieder eine Anerken nungskultur zu entwickeln.“ (RED) W
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Betrieb
Interessierte gehen sofort auf Abstand, wenn Sie auf Ihrer Ausbildungsseite keine Fotos aus Ihrem Betrieb, sondern nur Stockbilder veröffentlichen.
Diese Fehler sollten Sie vermeiden! Gute Azubis zu finden, ist nicht leicht. Umso wichtiger ist eine gute Ansprache auf Ihrer Ausbildungsseite. KATHARINA WOLF
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ie Suche nach guten Auszubildenden läuft auf Hochtouren, auch über Ihre Ausbildungsseite im Netz. Auf dieser Seite stellen Sie die Weichen für eine Bewerbung – oder schrecken Kandidaten ab.
Bleumortier. „Die Frage ist aber, ob die Schüler, wenn sie erst einmal auf einer anderen Seite sind, zu Ihnen zurückkommen. Ihr Tipp: „Beschreiben Sie den Beruf und die Ausbildungsinhalte auf Ihrer Website. So können Sie Ihre Spezialisierung und den Ablauf der Ausbildung herausstellen und Bewerber bleiben auf Ihrer Website.“
Fehler 1: Sie verlinken bei der Jobbeschreibung auf externe Seiten Jugendliche, die sich für eine Ausbildung interessieren, suchen auch nach Informationen über den Beruf. „Viele Betriebe machen es sich einfach und leiten die Jugendlichen auf eine externe Seite wie Berufenet weiter“, sagt Ausbilderberaterin Sabine
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Sabine Bleumortier, Ausbilderberaterin
Fehler 2: Sie werben nicht für Ihren Betrieb Gute Bewerber können sich ihre Lehrstelle aussuchen. Warum sollte sich also jemand bei Ihnen bewerben? „Was Sie zu bieten haben, gehört unbe-
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Betrieb
dingt auf die Ausbildungsseite“, sagt Bleumortier. „Viele Betriebe meinen, es reiche, nur ein paar Standardinformationen zu geben.“ Wer sich wirklich für eine Ausbildung interessiert, will mehr wissen – und bewirbt sich im Zweifel bei einem anderen Betrieb. Ihr Tipp: „Beschreiben Sie die Besonderheiten und den Nutzen einer Ausbildung in Ihrem Unternehmen und machen Sie klar, welche Vorzüge Sie zu bieten haben.“
„Wir zeigen unseren Beruf!“
Ihre Website gibt Ihnen die Möglichkeit, potenziellen Azubis Eindrücke aus Ihrem Betrieb zu vermitteln. „Trotzdem nutzen Betriebe anstelle von eigenen Bildern mit Auszubildenden nichtssagende Stockfotos“, kritisiert Bleumortier. „Das mag vielleicht schneller gehen, bringt aber keinen realistischen Eindruck von Unternehmen und Ausbildung.“ Ihr Tipp: „Verwenden Sie eigene Fotos. Ein Fotoshooting mit Ihren Auszubildenden macht Spaß und vermittelt ihnen ein Gefühl der Wertschätzung. Und es führt zu echten Einblicken in Beruf und Ausbildungsbetrieb.“
Fehler 4: Das Bewerbungsverfahren ist umständlich Es ist so weit: Ihr potenzieller Azubi hat sich für Ihren Betrieb entschieden und klickt auf „Jetzt bewerben“. Doch statt auf einem Bewerbungsformular landet er auf Ihrer generellen Karriereseite und muss Ihre Stellenangebote mühsam durchsuchen. „So mancher Bewerber gibt hier auf, wenn der Beruf nicht leicht zu finden ist“, warnt Bleumortier. Ihr Tipp: „Machen Sie die Bewerbung leicht. Wenn man auf „Jetzt bewerben“ klickt, sollte man sich sofort auf diesen Ausbildungsplatz bewerben können. Achten Sie darauf, dass keine weiteren Klicks notwendig sind.“
Fehler 5: Sie schließen das Bewerbungsfenster Ein Schüler kommt auf Ihre Ausbildungsseite und liest: ,Derzeit sind keine offenen Lehrstellen zu besetzen.‘ Vielleicht haben Sie Ihre Azubis schon eingestellt oder Ihre Suche noch nicht gestartet? „Trotzdem ist das keine gute Idee und schreckt Bewerber ab, die nicht wiederkommen. Oder würden Sie nach zwei oder sechs Wochen erneut nachsehen, ob nun eine Bewerbung möglich ist?“, fragt die Ausbilderberaterin. Ihr Tipp: „Lassen Sie Bewerbungen auch zu, wenn Sie eigentlich schon alle Plätze besetzt haben. Vielleicht ist Ihr Traumkandidat dabei. Mindestens aber sollten Sie auf den Zeitpunkt des nächsten Bewerbungsstarts hinweisen.“ W
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„Lassen Sie Bewerbungen auch zu, wenn Sie eigentlich schon alle Plätze besetzt haben.“ Sabine Bleumortier, Ausbilderberaterin
Bei den Malerfüchsen in Magdeburg trudeln viele Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz ein. Ausbilder Rocco Dier erklärt, warum das so ist. Auf der Ausbildungsseite der Malerfüchse gibt‘s viel zu lernen: Wie werde ich Maler? Welche Schulabschlüsse brauche ich und welchen Karriereweg kann ich einschlagen? „Wir haben gemerkt: Je mehr Informationen wir den Jugendlichen geben, desto interessanter wird der Beruf“, sagt Rocco Dier, als Ausbilder verantwortlich für die zehn Azubis. Das erlebe er auch auf Messen und den SocialMedia-Kanälen. „Wir sagen nicht nur, dass es ein toller Beruf ist, sondern zeigen mit einem selbst gedrehten VR-Film den Alltag in der Ausbildung.“ Und da gibt es einiges zu zeigen: Die Malerfüchse haben eine eigene Azubi-Werkstatt mit vier Ausbildungsboxen, wo die jungen Leute üben und sich ausprobieren können. „Die ersten vier Wochen sind sie nur dort eingesetzt, um die Grundlagen zu lernen“, sagt Dier. Wie klebe ich richtig ab, wie tapeziere ich eine Wand, was ist, wenn da ein Fenster ist? „Auf der Baustelle haben oft die Kollegen nicht die nötige Zeit“, erklärt Dier. „In der Box können die Azubis Fehler machen und 30-mal dieselbe Ecke kleben – ich habe Geduld.“ Dier hat als „Azubi-Papa“ auch Zeit, wenn die Auszubildenden mit anderen Problemen zu kämpfen haben. Allerdings: „Wir haben strenge Regeln und fordern sie auch“, betont er. Die Strategie hat Erfolg: 16 Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz sind schon bei Dier eingetrudelt, auch Praktika sind gefragt. Sechs neue Azubis sollen im Sommer kommen: „Wir bilden aus, um von innen zu wachsen. Deshalb suchen wir Jungs und Mädchen, die zum Betrieb passen und Malerfuchs werden wollen.“ (KW)
Foto: Die Malerfüchse
Fehler 3: Sie verwenden Fotos von Bilderdienstleistern
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Betrieb
So stärken Sie Ihren Rücken Rückenprobleme verursachen oft Fehltage. Mit diesen Sportarten können Sie vorbeugen.
Foto: Shutter B - stock.adobe.com
Auch Karate sei eine Sportart, mit der sich eine gute, aufrechte Haltung trainieren lasse. Schwimmen kann sich positiv auf den Rücken auswirken – Voraussetzung ist allerdings der richtige Stil. „Wenn beim Brustschwimmen die Haare nicht nass werden, führt das zu weiteren Verspannungen im Nackenbereich“, warnt Hausdorf. Für das Rückentraining sei es deutlich besser, zu kraulen oder auf dem Rücken zu schwimmen. Auch im Büro können Handwerker den Rücken trainieren, zum Beispiel durch aktives Sitzen. Dafür müssen sie ihren Schreibtischstuhl immer mal wieder gegen einen Gymnastikball oder einen speziellen Schwinghocker eintauschen.
Hula-Hoop liegt derzeit im Trend und ist meist auch eine gute Sache für den Rücken.
Den einen Sport, der gut für jeden Rücken ist, gibt es nicht. Nach einem Acht-Stunden-Tag auf der Baustelle braucht der Körper etwas anderes als nach stundenlanger Schreibtischarbeit. Ein gesunder Rücken benötigt laut dem Orthopäden und Sportmediziner Dr. Marcus Hausdorf aus Schneverdingen grundsätzlich zwei Dinge: ausreichend Muskelkraft und die richtige Muskelspannung. Wichtig sei, beides in eine Balance zu bringen. Das gelinge im Arbeitsalltag allerdings selten: ɓ Wer beispielsweise viel am Rechner arbeitet, beugt sich oft unbewusst vor und verkrampft irgendwann im Nackenbereich. „Dadurch verkürzt sich die Muskulatur und das kann zu Schmerzen führen“, sagt der Orthopäde. ɓ Bei körperlicher Arbeit werden hingegen meist die Muskeln schon genug gefordert. Für Entspannung hingegen ist selten gesorgt.
Sportarten für Handwerker, die bei der Arbeit viel sitzen Denjenigen, die überwiegend im Büro arbeiten, empfiehlt der Orthopäde Rückensport, Gerätetraining oder auch Rudern. Denn damit können sie insbesondere die Muskeln in Armen und Schultern kräftigen, aber auch die untere Rückenmuskulatur trainieren. Zudem eigene sich Kampfsport für Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen. „Durch Boxen lassen sich sowohl Kraft und Beweglichkeit als auch Ausdauer trainieren“, sagt der Orthopäde.
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Sportarten für Handwerker, die stark körperlich arbeiten Bauhandwerker arbeiten meist den ganzen Tag körperlich und trainieren so täglich ihre Muskeln. Hausdorf empfiehlt daher, mit Sport für eine Entspannung der Muskulatur zu sorgen. Besonders gut geeignet seien Gymnastik, Pilates, Yoga, Tai Chi oder auch ein Besuch im Fitnessstudio.
Sportarten, die für (fast) alle geeignet sind
„Was der Rücken braucht, ergibt sich aus dem täglichen Belastungsprofil.“ Marcus Hausdorf, Orthopäde und Sportmediziner
Hula-Hoop-Reifen liegen derzeit im Trend. Mit dem Sportgerät lässt sich laut Hausdorf auch der Rücken trainieren. Benötigt wird dafür ein großer, schwerer Reifen, der um die Hüften gekreist wird. Positiv für den Rücken sei, dass durch das Kreisen die schräge Bauchmuskulatur, die untere schräge Rückenmuskulatur und die Beckenbodenmuskulatur trainiert werden. „Das sind Muskeln, die bei anderen Sportarten und im Alltag oft nur wenig trainiert werden“, sagt Hausdorf. Nur Menschen mit akuten Rückenproblem und Patienten mit schwerer Skoliose oder sehr ausgeprägtem Verschleiß der Lendenwirbelsäule rät der Orthopäde zur Vorsicht. Ein weiteres Sportgerät, mit dem jedermann etwas für den Rücken tun kann, sind Vibrationsplatten, die durch einen Motor in Schwingungen versetzt werden.
Sauna zur Entspannung Wer im Fitnessstudio trainiert, dem rät der Experte zum anschließenden Saunabesuch. „Durch die Wärme wird die Muskulatur besser durchblutet.“ Das wirke Verspannungen entgegen. ANNA-MAJA LEUPOLD W
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Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Die Gesundheitsseite der
Gesucht: Fitte Betriebe in Niedersachsen Die IKK classic startet mit dem Wettbewerb »Topfit im Handwerk« in die neue Runde. Bewerben können sich niedersächsische Handwerksbetriebe, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark machen. Unter www.topfit-im-handwerk.de finden Betriebe alle Informationen. Teilnahmeschluss ist der 31.12.2022.
Speaker für ein Gesundheitsevent im Betrieb
Gemeinsame Sportevents helfen bei der Teamentwicklung.
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esunde Mitarbeiter sind die Basis für erfolgreiche Unternehmen. Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wissen das. »Gerade im Handwerk machen Betriebe eine Menge, damit die Arbeit nicht auf Kosten der Gesundheit ihrer Beschäftigten geht«, weiß Andreas Schönhalz. »Als Partner des Handwerks unterstützt die IKK classic Betriebe dabei, damit ihr Engagement erfolgreich ist.« »Topfit im Handwerk« will besonders aktive Betriebe würdigen und belohnen. Seit 2015 veranstaltet die IKK classic den Wettbewerb zusammen mit dem Unternehmensverbände Handwerk Niedersachen e.V. (UHN).
Foto © chaiyon srichiangha / 123RF.com
Der erste Sieger kann sich über einen hochkarätigen Speaker freuen, mit dem er die nächste Betriebsversammlung, Teambildungsmaßnahme oder Firmenfeier zum Gesundheitsevent für seine Mitarbeiter macht.
Exklusive Teamentwicklungsmaßnahme Teamentwicklung wird beim zweiten Sieger eine große Rolle spielen. Eine gut funktionierende Mannschaft ist ein wichtiger Faktor für Erfolg und Gesundheit im Betrieb. Der Zweitplatzierte kann mit einem erfahrenen Trainer am optimalen Teamwork arbeiten und so das Miteinander stärken.
Individuelle Ergonomie-Beratung Viele Gesundheitsrisiken lassen sich durch ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze reduzieren. Der dritte Sieger kann exklusiv in seinem Betrieb ausgewählte Arbeitsplätze von einem Ergonomie-Experten analysieren lassen – handfeste Tipps für die Optimierung inklusive.
Teilnahme und weitere Infos Punkten können Handwerksbetriebe, die Betriebssportgemeinschaften fördern, Firmen-
Neue Prämien für Sieger Neu sind in diesem Jahr die Prämien für die Sieger des Wettbewerbs. »Wir wollen sie damit noch aktiver bei ihren präventiven Aktivitäten unterstützen«, erklärt der Landesgeschäftsführer der IKK classic in Niedersachsen. »Sie erhalten Premiumangebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung, die unsere Fachleute exklusiv für sie organisieren.« Zusätzlich wird die IKK classic ihr Engagement öffentlichkeitswirksam darstellen.
turniere ausrichten, mit Betriebsmannschaften an sportlichen Wettbewerben teilnehmen oder Mitgliedschaften in Fitnesscentern und Sportvereinen bezuschussen. Auch Betriebliches Gesundheitsmanagement, die Teilnahme am betrieblichen Präventionsmaßnahmen und Gesundheitstests am Arbeitsort sowie vieles mehr füllen das Punktekonto. Zur Teilnahme müssen die durchgeführten Maßnahmen nur im Online-Formular dokumentiert werden. Der Betrieb mit den meisten Punkten ist der Sieger. www.topfit-im-handwerk.de
Fotos: Dennis Gauert
BetriebPLUS
Der Ducato der achten Generation kommt unter anderem mit einer EPAS-Lenkung, die das Manövrieren wirkungsvoll vereinfacht.
Viel Neues unterm Blech In der achten Generation tischt der Fiat Ducato vor allem innen viele Neuerungen auf. Wir haben ihn für Sie getestet. DENNIS GAUERT
er Fiat Ducato der Generation acht zeigt außen – bis auf minimale Änderungen und LED-Licht – weiter das Design von 2014. Seine Plattform jedoch wurde mit modernen Details neu bestückt: Ein Drei-SpeichenLederlenkrad, eine EPAS-Lenkung sowie solide TomTom-Technik im hochauflösenden Zehn-Zoll-Touchscreen würzen Fiat Professionals Urgestein zu einem neuen Gericht heran.
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BETRIEBSKOSTEN FABRIKAT/MODELL:
FIAT DUCATO 180 MULTIJET POWER 180 L2H2
Laufleistung jährlich: Laufzeit/Monate:
20.000 km 36
48
Restwert von UPE €:
12.191,76
10.573,08
Listenpreis UPE netto €:
34.440,00
34.440,00
Kosten pro Monat €:
1.054,63
958,86
Kosten je km €: Kosten gesamt €:
0,6328
0,5753
37.966,67
46.025,07
Quelle: fuhrpark.de; Stand: November 2021
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17 KUBIKMETER Ladevolumen bietet das Frachtabteil des Ducato in seiner größten Version.
180 PS aus einem gereinigten, hocheffizienten Selbstzünder und eine Neun-Stufen-Automatik tun im Fiat Ducato ihr Übriges, damit der Transporter über sich hinauswächst. Technische Neuheiten und kraftvolle Dieselmotoren machen ihn in seiner neuesten Generation reifer. Nach 10,5 Sekunden ist der Sprint von 0 auf Tempo 100 absolviert. Bis Tempo 160 (abgeregelt) zieht der Ducato locker durch und legt die Gänge dabei nicht weniger charmant ein als ein Mercedes es zu tun vermag.
Multijet-3-Antrieb – sparsam und kräftig Der neue Multijet-3-Antrieb präsentiert sich laufruhig und kräftig, die Neun-Stufen-Automatik leitet angenehm durch die Gänge und hält den Ducato gut auf Zug. Trotz neuer Reinigungstechnik für die Abgasnorm Euro-6d Final schafft unser Testwagen unbeladen einen Testverbrauch von 8,6 Litern. Ein Top-Wert für einen Maxitransporter dieser Leistungsklasse. Selbst beladen im Gebirge dürften zehn Liter genug für den kräftigen Italiener sein. Zum geringeren Verbrauch trägt auch der reine Frontantrieb mit seinem hohen Wirkungsgrad bei.
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BetriebPLUS
Durch die EPAS-Lenkung und das kleinere Lenkrad liegt der Große besser in der Hand als zuvor und verfügt darüber hinaus nun auch über autonome Fahrfunktionen – zumindest so weit die Halbleiterkrise es zulässt: Wer den Ducato jetzt mit selbstlenkenden Systemen bestellt, erhält die Sensorik als Nachrüstteil zu einem späteren Zeitpunkt. Immerhin ein sanft kalibrierter Spurhalteassistent war bei uns an Bord und glättete manche Linie im Stadtverkehr. Einzig auf der Autobahn ist die Lenkung etwas zu leicht geraten. Hier sollte Fiat zugunsten der Fahrsicherheit nachkalibrieren.
Hoher Nutzwert, neues Innenraumkonzept Wir sind mit kurzem Radstand, Frontantrieb und H2 unterwegs und dürfen 1.375 Kilogramm aufladen. Bestellbar ist der Ducato mit Ladevolumina von 8 bis 17 Kubikmetern, dementsprechend ist hier eine breite Spanne bei der Nutzlast vorgesehen. Die breite seitliche Schiebetür ermöglicht das Beladen per Stapler, ebenso wie die vollständig umlegbaren, dreistufig arretierbaren hinteren Türen. Und im Innenraum geht es weiter: Neue Designelemente, ein digitales Cockpit, in dem Bordcomputer und Infotainment miteinander interagieren, sowie ein digitaler Innenspiegel besiegeln Fiats Schritt ins digitale Zeitalter. Und die Italiener können manches besser als die Konkurrenz: Abgesehen vom ästhetischen Tachodesign bietet der Ducato einen optimal kalibrierten digitalen Innenspiegel, der sich auch wie einer verhält, anstatt – wie in vielen Konkurrenzmodellen – die Augen zu irritieren. Mit intuitiver Menüführung und schickem Design sieht Fiats Tom-Tom-Lösung hochwertiger, moderner und reifer aus als bei anderen Transportern dieser Preisklasse. Die Auflösung ist ausgezeichnet, die Sprachsteuerung zuverlässig. Doch dann geschieht etwas, das uns an der neuen Solidität zweifeln lässt: Das DAB-Radio fällt aus. Solche Probleme regelt der Händler von nebenan freilich kostenfrei, dennoch bleiben Extrakilometer auf der Rechnung.
Die hinteren Türen lassen sich in drei Stellungen arretieren – ohne lästiges Bedienen von Scharnieren.
Mit großer seitlicher Schiebetür ist der Ducato leicht zu beladen. Drei Längen und vier Höhen ermöglichen viel Variabilität.
Unser Fazit
Alles Neue kommt von innen: Neben den Multijet-3-Motoren ist es vor allem der Innenraum, der Käufer künftig mehr zum Ducato hinzieht.
Mehr Transporter braucht es selten: Der starke Motor, das präzise Getriebe, die City-Lenkung, die standfesten Bremsen und das neue Infotainment verdienen sich (bis auf den DAB-Ausfall) ein ehrliches Lob. Auch die Geräuschisolierung geht in Ordnung. Dazu gibt es dreifach arretierbare Türen ohne Zwischengreifen, massig Platz, gute Nutzlast – und 300.000 Kilometer Mobilitätsgarantie. Doch das Fahrwerk hält nicht mit den deutschen Platzhirschen mit, auch die Verarbeitung im Innenraum sowie der Sitzkomfort sind etwas schwächer geraten. Das spiegelt sich bei Fiat aber zum Glück auch in der Preispolitik wider. W
Für den neuen Ducato als 180 Multijet 3 sprechen sein starker Motor und das flinke Getriebe. Im Allgemeinen ist der 3,5-Tonner vor allem nützlich und preiswert.
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Fotos: Martina Jahn
Panorama
Damenschneidermeisterin und Designerin Stefanie Ludwig hat mit ihren Spezialkostümen erfolgreich eine Marktnische besetzt.
Meisterin der Maskottchen Designen, Schneidern Polstern, Konstruieren – das sind nur einige Kompetenzen, die Stefanie Ludwig beherrscht. Ihr Spezialgebiet: Maskottchen-Kostüme in Lebensgröße. MARTINA JAHN
hre Kostüme sind über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Ihre Kunden sind Unternehmen, Vereine, Stiftungen, aber auch Werbebotschafter oder Freizeitparks aus ganz Europa. Die Modedesignerin und Damenschneidermeisterin Stefanie Ludwig baut Maskottchen-Kostüme in Lebensgröße – und das seit über 28 Jahren. Mit ihrer Spezialisierung ist sie fast allein auf weiter Flur: „Ich kenne sehr wenige, die Vergleichbares machen“, sagt die Unternehmerin mit Sitz in Hagen am Teutoburger Wald. Ihre Arbeitsweise hat sich die 52-Jährige über Jahre angeeignet und immer wieder überarbeitet. Entstanden sei die Idee aus einer Kundenanfrage.
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„Das Bauen liegt in meinen Genen“ Bei der Kostümfertigung verbindet sie nicht nur das Know-how aus Schneiderhandwerk und Modedesign. „Ich arbeite auch mit Techniken aus Raumausstattung und Polsterei“, sagt sie. Zudem nutzt die Handwerkerin Elemente des Formenbaus. Sie probiert gern Neues aus, greift auf Schaumstoffe aus der Orthopädietechnik und Kleber aus dem Schuhbereich zurück.
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Stefanie Ludwig, Modedesignerin und Damen schneidermeisterin
„Das Bauen liegt in meinen Genen“, sagt Ludwig. Schließlich sind ihre Eltern Bauingenieure und kommen aus dem Maurerhandwerk. Die fertigen Maskottchen sollen auch stehen können wie Bauwerke, das unterscheide sie von normalen Kostümen. Das Telefon klingelt – eine Anfrage. Die nimmt die Chefin an. „Ich liebe Kundengespräche“, schwärmt sie. Und die können manchmal länger dauern. Aus gutem Grund: „Die ausführliche Beratung ist wichtig, um die Wünsche des Kunden genau zu verstehen. Denn das ist die Grundlage für das Angebot“, sagt Ludwig. Kunden sollen ihre Wünsche äußern und könnten sich dann zurücklehnen. Die Skizzen für die Kostüme entstehen auf dem Schreibtisch der Meisterin. Darauf liegen Zettel, Bleistifte, Radiergummi und eine Auftragsmappe. „Einen Computer brauche ich selten, mein Smartphone ist die bewegliche Zentrale meiner Firma“, sagt sie.
Ein System von über 400 Schnittmustern Ludwig hat weit über 400 Schnittkonstruktionen von Hand angefertigt. Darin sind nicht nur die Formen der Figurenkörper abgelegt, sondern auch Muster für Füße, Hände, Augen, Hüte und vieles mehr.
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Panorama
An dieser Holzkonstruktion klemmen die Aufträge, die das vierköpfige Team der Meisterin gerade bearbeitet.
Aktuell verwendete Muster klemmen auf Hosenbügeln, die an einer Kleiderstange mitten im Atelier hängen. Gerade ist ein Gorilla als Maskottchen für einen neuen Eisladen in Arbeit. Als Vorlage dient ein Muster, das in anderer Farbe vor Jahren die Kostümwerkstatt verlassen hat. Das Schnittmuster überträgt Ludwig auf Schaumstoff. Mit einem Stift markiert sie die Linien und Details, misst aus, skizziert und probiert, bis alles zusammenpasst. Die Schaumstoffteile werden dann verklebt und trocken geföhnt. Stoffe für den Überzug und Füllmaterial lagern im Nebenraum des lichtdurchfluteten Ateliers. Das Firmengebäude aus Holz hat sie 2001 gemeinsam mit ihren Eltern entworfen und umgesetzt. Durch große Fenster nach Osten und Süden strahlt die Sonne herein, die großen Arbeitstische und Nähmaschinenplätze sind großzügig im Raum verteilt. „Ich brauche Licht und Raum zum Arbeiten“, sagt die Schneidermeisterin, die 1993 nur mit einer Nähmaschine in die Selbstständigkeit startete. „Für mich war schon immer klar, dass ich mal meinen eigenen Betrieb haben will“, sagt die Frau mit dem markant geflochtenen Zopf.
Zum fertigen Kostüm gehören Schuhe und Handschuhe.
„Handwerk ist Gabe und Berufung – dass ich sie habe, macht mich glücklich.“ Stefanie Ludwig, Modedesignerin und Damen schneidermeisterin
Das Schnittmuster des Gorillas ist nur eins von 400 Mustern, das Stefanie Ludwig von Hand gefertigt hat.
nie Ludwig. Jeden Tag habe sie „Bock auf ihren Job“, er fülle sie vollkommen aus. Für den körperlichen Ausgleich setzt sie sich gern aufs Mountainbike oder geht schwimmen.
Größter Wunsch: Weitergabe des Wissens Da Stefanie Ludwig ihr System der MaskottchenHerstellung selbst entwickelt hat, blickt sie jetzt schon in die Zukunft: „Ich möchte mein Wissen unbedingt weitergeben, am besten schon bald“, betont sie. Dafür habe sie Kontakt zur Handwerkskammer aufgenommen. „Mir schwebt vor, den Maskottchenbau als Zusatzausbildung für Raumausstatter oder Schneider mit zu etablieren.“ Dazu baue sie verschiedene Kooperationen auf. Schluss machen will die Handwerkerin noch nicht jetzt, aber sie arbeitet schon daran, ein bis zwei Nachfolger für ihr Atelier zu finden. „Ich weiß, dass eine Übergabe nicht von heute auf morgen passiert. Aber innerhalb dieses Jahrzehnts möchte ich den Prozess abschließen.“ W
Größte Herausforderung: in Ruhe arbeiten Ab und zu kommt die angestellte Schneiderin zu ihrem Platz und gleicht mit Ludwig Stoffe für ein Hasenkostüm ab. Zwischen den Arbeitstischen trocknen teils fertige Maskottchen auf BesenstielKonstruktionen. Versandfertige Kostüme stehen in riesigen Kartons bereit. An drei bis vier Kostümen arbeitet das vierköpfige Team parallel – etwa zwei Wochen dauert die gesamte Fertigung eines Maskottchens. Für Terminaufträge sind manchmal auch Überstunden nötig. Die legt Ludwig meist abends und an den Wochenenden ein, wenn im Atelier Ruhe einkehrt. „Handwerk ist eine Gabe und eine Berufung – dass ich sie habe, macht mich glücklich“, sagt Stefa-
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Die Meisterin braucht viel Licht und Raum zum Arbeiten. Das bietet ihr Atelier.
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Impressum
Panorama
Organ der Handwerkskammern 127. Jahrgang Herausgeber: Handwerkskammern Braunschweig-Lüneburg-Stade, Hannover, Hildesheim-Südniedersachsen, Magdeburg, Oldenburg, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Ostfriesland. Verlag: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe Postanschrift: 30130 Hannover
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Jörg Wiebking (Redaktionsleiter) Tel.0511 8550-2439 wiebking@schluetersche.de Denny Gille, Tel. 0511 8550-2624 gille@schluetersche.de Martina Jahn, Tel. 0511 8550-2415 Martina.jahn@schluetersche.de Anna-Maja Leupold, Tel. 0511 8550-2460 leupold@schluetersche.de
1. Was war Ihre wichtigste Entscheidung als Unternehmer? Dass ich 2012 einen Lehrgang zum Sugaring gemacht habe, anschließend habe ich dann mein Kleingewerbe angemeldet.
Content Management: Torsten Hamacher, Tel. 0511 8550-2456 hamacher@schluetersche.de Antje Todt, Tel. 0511 8550-2550 todt@schluetersche.de
2. Was bieten Sie Kunden, das Ihre Mitbewerber nicht haben? Ich biete Haarentfernung mit Zuckerpaste und dauerhafte Haarentfernung an, diese Leistungen bekommen Kunden im Umkreis von 30 Kilometern sonst nicht.
Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten) Braunschweig-Lüneburg-Stade: Astrid Bauerfeld Hannover: Peter Karst Hildesheim-Südniedersachsen: Ina-Maria Heidmann Magdeburg: Burghard Grupe Oldenburg: Heiko Henke Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: Sven Ruschhaupt Ostfriesland: Jörg Frerichs
3. Was war Ihre härteste Bewährungsprobe? Corona. Ich musste oft Termine stornieren, neue vergeben und wieder stornieren. Außerdem musste ich meine Kunden schützen und selbst gesund bleiben.
4. Wie halten Sie sich und Ihren Betrieb leistungsfähig? Durch Weiterbildung. Zuletzt habe ich eine Schulung für die dauerhafte Haarentfernung absolviert.
Verkauf: Tanja Ehlerding (Anzeigenleitung) Tel. 0511 8550-2647 ehlerding@schluetersche.de
W ZU GUTER LETZT
Kai Burkhardt (Key Account Manager Automotive) Tel. 0511 8550-2566, burkhardt@schluetersche.de
Ukrainischer Zahntechniker arbeitet jetzt in Wallenhorster Labor Passende Fachkräfte zu finden, ist für Handwerksbetriebe meist kein Kinderspiel. Zahn technikermeister Gerhard Kock (rechts im Bild) kam der Zufall zur Hilfe: Mitte März erhielt der Inhaber vom Dental Labor Kock die EMail eines Tierarztes, der einen ukrai nischen Zahntechniker und seine Familie bei sich aufge nommen hatte. „Der Veterinär hat mich ge fragt, ob ich einen Job für den Familienvater habe“, berichtet Kock. Daraufhin lud er den Zahntechniker in seine Nie derlassung in Wallenhorst ein. „Mich hat wirklich beeindruckt, dass sich jemand wenige Tage nach der Flucht aus der Ukraine einen Job sucht“, sagt
Druckunterlagen: anzeigendaten-ndh@schluetersche.de Tel. 0511 8550-2522 Fax 0511 8550-2401 Abonnement-Service: vertrieb@schluetersche.de Tel. 0511 8550-8822 Erscheinungsweise: monatlich Bezugspreis: Jahresabonnement: ¤ 46,00 inkl. Versand und MwSt. Studenten ¤ 28,00 Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten. Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. ISSN 0029-1617 Druck: Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel Genderneutrale Sprache Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.
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Kock. Er vereinbarte mit Wladi Lashkevych (links) zunächst ein zweiwöchiges Probe arbeiten, zum 1. April stellte er ihm dann einen Arbeitsvertrag aus – vorerst befristet auf zwei Jahre. „Meine Mitarbeiter ha ben alle Formalitäten mit den Behörden geklärt, insgesamt war die Einstellung wirklich unbürokratisch“, berichtet der
Unternehmer. Deutsch spricht der ukrainische Zahntechniker nicht. Die Verständigung im Arbeitsalltag klappt trotzdem. gut. „Einige Mitarbeiter spre chen Russisch, die übersetzen jetzt“, so Kock. Mit Lashkevych hat er nun einen neuen Mitarbeiter, der Prothesen mit Kunststofftech nik modelliert. (AML) Foto: Privat
Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 64 vom 1. 1. 2022
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* Quelle: GfK Studie zu Bekanntheit und Nutzung der Verzeichnismedien Oktober 2017; repräsentative Befragung von 15 Tsd. Personen ab 16 Jahren.
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