Norddeutsches Handwerk 07/2024

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www.hwk-bls.de

Gleiche Chancen

Wie Inklusion im Handwerk gelingen kann

Deutsche Meisterschaft im Handwerk

Die Besten können sich bei der Kammer anmelden

Noch aktiv auf der Suche nach Azubis?

Wie Sie jetzt noch passende Bewerber finden können

Mit Vielfalt Fachkräfte gewinnen

Maren Kogge will zum Umdenken anregen

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Menschen mit Behinderungen können im Handwerk nicht mithalten.“ Diese Meinung hören wir oft. Doch was, wenn gerade diese Menschen eine wertvolle Bereicherung für einen Betrieb sein können? Denn Inklusion bedeutet mehr als nur die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt. Inklusion bedeutet, jedem Menschen die gleichen Chancen zu bieten und es jedem zu ermöglichen, sein Potenzial voll auszuschöpfen. Besonders im Handwerk, wo persönliche Kontakte und Teamarbeit im Vordergrund stehen, bietet Inklusion auch Vorteile. Sie stärkt das Gemeinschaftsgefühl im Team, fördert Kreativität bei der Arbeitsweise und kann vor allem auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein. Voraussetzung für eine erfolgreiche Inklusion ist Offenheit gegenüber Menschen, die beeinträchtigt oder behindert sind. Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für das gesamte Team können helfen, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen und das Verständnis füreinander zu fördern. Dass das funktionieren kann, zeigen wir Ihnen in dieser Ausgabe. In unserer diesmaligen Titelstory stellen wir Ihnen zwei Best-Practice-Beispiele aus unserem Bezirk vor.

Ein Tischlereibetrieb und eine Bäckerei berichten von ihren Erfahrungen und den positiven Auswirkungen, die inklusives Arbeiten auf ihren Betrieb hatte. Diese Betriebe haben es geschafft, Inklusion erfolgreich zu leben und davon in vielerlei Hinsicht zu profitieren. Sie zeigen, dass Inklusion nicht nur machbar, sondern auch bereichernd ist. Vielleicht dienen diese Beispiele ja als Anregung für Sie, einmal darüber nachzudenken, ob Inklusion auch in Ihrem Betrieb gelingen kann. Die Hürden sind gar nicht so hoch, wie Sie vielleicht denken.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre

Claudia Meimbresse, Geschäftsbereichsleiterin Berufliche Bildung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

Für Ihr Handwerk lieber traditionelle oder digitale Lösungen? Wir bieten Ihnen beides!

Foto: Sascha
Gramann

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Chefredaktion:

Jörg Wiebking (Chefredaktion, V.i.S.d.P.)

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| Titelfoto: Astrid Bauerfeld Foto: Denny Gille

AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 ProjektstartIFHa

Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk

10 UnterschätztesFachkräftepotenzial

Gelungene Inklusion in Betrieben

12 AugenhöheohneSonderbehandlung

Junggeselle mit Autismus bleibt im Betrieb

16 InRumänien

Restaurierung von historischen Gebäuden

20 Innovationsprojekt

Modernisierung der Fort- und Weiterbildung in der Land- und Baumaschinentechnik

BETRIEB

24 VielfaltalsChance

Initiative „Buntes Handwerk“ regt zum Umdenken an

26 StellenanzeigenpassendzurZielgruppe

Es kommt auf die Ansprache an

29 DarumgehenAzubisinsHandwerk

Spaß, Sicherheit und guter Verdienst sind die wichtigsten Gründe

30 Vorstellungsgesprächeentstauben

Die Zeiten der Verhöre sind vorbei

36 Steuerfrei

Was Arbeitgeber zahlen können

38 Passwörter?Sobessernicht!

Hier geht es um Ihre Sicherheit

40 SprechenSieKI?

Mit diesen Tipps gelingen Ihnen gute Prompts

BETRIEB PLUS

46

Stern-TransportermitE

Mercedes-Benz hat seine LCV-Transporter weiterentwickelt

PANORAMA

48 3D-Planung

Der Hausbau ist eine Spezialität der Zimmerei Burdiek

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Effizienz von 3D-Planung bis Vorfertigung

Die Zimmerei Burdiek plant und baut Häuser in Holzrahmenbauweise. Dabei setzt sie voll auf digitale Prozesse vom Entwurf bis zur CNC-Fertigung. |48

Fotos: Astrid Bauerfeld

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Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk (IFHa) startet

Das Projekt wird mit rund 3,5 Millionen Euro vom Land Niedersachsen gefördert und soll internationale Fachkräfte, Zugewanderte und Geflüchtete ins Handwerk vermitteln.

Der Fachkräftebedarf im Handwerk ist gerade aufgrund der demografischen Entwicklungen besonders hoch, da in den nächsten Jahren deutlich mehr Handwerkerinnen und Handwerker in den Ruhestand gehen als neue Auszubildende nachrücken. Auch deshalb hat das Land seit der Flüchtlingswelle 2015 mit dem damaligen IHAFA-Projekt jungen Geflüchteten eine Perspektive im Handwerk geboten. Im Frühjahr dieses Jahres lief das Projekt aus. „Wir konnten über 1585 Geflüchtete im Zuge des IHAFA-Projekts in eine Ausbildung vermitteln. Ich bin sehr froh, dass das Projekt nun einen Nachfolger bekommen hat“, erklärt Malte Diercks, Projektkoordinator des neu initiierten IFHa-Projekts.

Angesichts des weiter großen Fachkräftebedarfs und der Wichtigkeit funktionierender Integrationsprozesse wird die niedersächsische Landesregierung Geflüchtete, Zugewanderte und Schülerinnen und

Schüler mit Migrationshintergrund bis Ende 2027 bei der beruflichen Integration in das Handwerk gezielt fördern. „Zudem werden wir im neuen Projekt auch Personen unterstützen, die im Zuge des Fachkräftezuwanderungsgesetzes nach Niedersachsen kommen, um im Handwerk tätig zu sein“, ergänzt Diercks.

Insgesamt fördert das Land das Projekt mit rund 3,5 Millionen Euro und stellt damit ein landesweites Beratungsangebot über die Handwerkskammern sicher. „Wir beraten und unterstützen Betriebe und Zugewanderte von der klassischen beruflichen Orientierung über die Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Beschäftigung bis zur Klärung rechtlicher Angelegenheiten mit den Behörden“, erläutert Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Insgesamt stehen Ratsuchenden im Kammerbezirk vier Beraterinnen und Berater

Kontakt zu den Beraterinnen und Beratern von IFHa

Sebastian Best

Tel. 04131 712-359 best@hwk-bls.de

Britta Fastenau

Tel. 04141 6062-44 fastenau@hwk-bls.de

Serge Lethen

Tel. 0531 1201-511 lethen@hwk-bls.de

zur Verfügung.

Für das Team des Integrationsprojekts beginnt mit dem Nachfolgeprojekt das nächste Kapitel einer Erfolgsgeschichte: „Letztlich kann man auch mit Blick auf die Demografie sagen: Integration wird einen großen Beitrag leisten, um das Handwerk insgesamt zu stärken und die Betriebsinhaber von Morgen zu gewinnen, die die kleinen regional verorteten Betriebe am Leben halten werden. Sicherheit und Wohlstand werden wir auch im Handwerk in Zukunft nur erhalten, wenn wir uns gegenseitig eine Chance geben – dies gilt auch mit Blick auf Menschen mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte“ so Projektkoordinator Diercks. W

Web-Wegweiser: www.hwk-bls.de/ifha

Andreas Stamer

Tel. 0531 1201-507 stamer@hwk-bls.de

Trauer um Dieter Geiler

Ehrenpräsident der Handwerkskammer ist verstorben.

Am 5. Juni 2024 ist der Ehrenpräsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Dieter Geiler im 89. Lebensjahr verstorben. „Mit ihm verliert nicht nur das Braunschweiger, sondern auch das niedersächsische und das europäische Handwerk eine große Persönlichkeit, die sich jahrzehntelang unermüdlich und mit großem Erfolg für das Handwerk eingesetzt hat“, sagte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.

Der Diplom-Ingenieur Dieter Geiler, der in Braunschweig einen Heizungs- und Lüftungsbauerbetrieb als Inhaber führte, war seit 1980 Vizepräsident der ehemaligen Handwerkskammer Braunschweig und wurde 1989 zum Präsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1999 inne. Mit Dieter Geiler fand die Orientierung der Handwerkskammer von reiner Verwaltung zum modernen Dienstleistungs- und Beratungszentrum statt. In der Zeit seiner Präsidentschaft verstärkte die Kammer auch ihre Interessenvertretung um eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Unter seiner Ägide wurde außerdem 1994 die große Meisterfeier in Braunschweig ins Leben gerufen, die bis heute Tradition ist. In seiner Funktion als Kammerpräsident war Geiler nicht nur der intensive Kontakt mit den Vertretern aus Politik und Verwaltung wichtig, sondern vor allem auch mit den Kreishandwerkerschaften und Innungen, um sie als wichtige Interessenvertreter der Region unmittelbar einzubinden.

Mit dem Amt des Kammerpräsidenten hat Dieter Geiler weitere Ehrenämter im niedersächsischen und deutschen Handwerk übernommen, in denen er auf allen Ebenen erfolgreich für das Handwerk wirken konnte. Von Beginn seiner Tätigkeit an hat er seine Funktion genutzt, um im Niedersächsischen Handwerkstag, den er selbst mit gegründet hat, Einfluss auf die Reform der

niedersächsischen handwerklichen Spitzenorganisationen zu nehmen, um so zu einer besseren Organisation und wirkungsvolleren Vertretung des Handwerks nach außen zu gelangen. Seit 1994 hatte er dort bis 1999 die Funktion als stellvertretender Vorsitzender inne. Im Jahr 1990 ist er für das niedersächsische Handwerk in das Präsidium des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und in den Handwerksrat gewählt worden. In diesem Gremium hatte er Gelegenheit, sich für die Belange Niedersachsens auf Bundesebene einzusetzen. Im Juni 1994 wurde Geiler zum Präsidenten der Vereinigung der Handwerkskammer Niedersachsens, heute Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN), gewählt. Im Mittelpunkt seiner Bemühungen im Rahmen dieses Amtes stand eine Verbesserung und

Intensivierung der Kontakte zur niedersächsischen Landesregierung. In diesem Rahmen entstand, was Geiler selbst als einen „Höhepunkt“ seiner Arbeit bezeichnete, nämlich die Entwicklung und Umsetzung des Ganzheitlichen Mittelstandskonzeptes.

In Geilers Ära fiel darüber hinaus die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989. Unter seiner Führung begann 1989 die Partnerschaft und die „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit der Handwerkskammer Magdeburg, die umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen von Braunschweiger Seite beinhaltete. Auch die Partnerschaft mit der Braunschweiger Partnerstadt Nîmes in Südfrankreich hat er in den Jahren seiner Präsidentschaft weiterentwickelt und gepflegt. 1997, anlässlich des 35-jährigen Jubiläums dieser Partnerschaft, erhielt er dafür die Ehrenmedaille des französischen Handwerks in Gold.

Dieter Geiler wurde im Mai 1990 mit dem Goldenen Handwerksabzeichen und im November 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Für seine Verdienste um das niedersächsische Handwerk erhielt Geiler 1999 aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski das Verdienstkreuz Erster Klasse des niedersächsischen Verdienstordens. Außerdem war er Träger des Ehrenrings des niedersächsischen Handwerks, der höchsten Auszeichnung, die das niedersächsische Handwerk zu vergeben hat.

„Wir verlieren mit Dieter Geiler einen Visionär des deutschen Handwerks, der die Geschicke der Handwerkskammer und des Handwerks in seiner Heimat und darüber hinaus maßgeblich und zukunftsweisend beeinflusst hat. Wir werden ihm mit größter Wertschätzung und Anerkennung gedenken. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen“, sprach Bade sein Beileid aus. SJ W Foto: Archiv

Dieter Geiler, Ehrenpräsident der Handwerkskammer.

GRÜNDERSTAR GESUCHT

20-jähriges Jubiläum des Gründerpreises

Das Stader Gründungsnetzwerk sucht zum 20. Mal den GRÜNDERSTAR im Landkreis Stade. Die Gründungsszene in der Region bekannt zu machen ist das Ziel. Egal was den unternehmerischen Gedanken geweckt hat – jede Geschäftsidee ist wertvoll für die Menschen, die hier leben: Freunde, Bekannte, Nachbarn oder als Betriebsinhaber selbst oder

DR. ANDREAS

BIERICH INFORMIERT:

Im Sommer mit kurzer Hose oder mit Top und sichtbaren Tatoos und Flip-Flops zur Arbeit? Beim äußeren Erscheinungsbild seiner Arbeitnehmer möchte der Arbeitgeber gerne ein Wort mitreden. Zwar ist jeder Arbeitnehmer im Rahmen seines grundgesetzlich geschützten Persönlichkeitsrechts zunächst frei in seiner Entscheidung in der Wahl seiner Bekleidung. Allerdings kann der Arbeitgeber im Rahmen seines Direktionsrechts Vorgaben zum Aussehen machen, was aber eine gute Begründung voraussetzt. Sind allerdings Hygiene- oder Sicherheitsvorschriften einzuhalten, darf der Arbeitgeber das Tragen bestimmter Arbeitskleidung vorschreiben. Widersetzt sich in diesen Fällen der Arbeitnehmer dieser Anweisung, muss er mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Kündigung rechnen, so

wer in den letzten zwei Kalenderjahren ein Unternehmen übernommen bzw. gegründet hat – egal ob im Haupt- oder Nebenerwerb. Die Bewerbungsfrist endet am 15.08.2024.

Web-Wegweiser: www.hwk-bls.de/gruenderstar2024

aktuell das Landesarbeitsgericht Düsseldorf (Urteil vom 21.05.2024, Az.: 3 SLa 224/24).

Der Fall: Ein Arbeitnehmer war seit neun Jahren in der Produktion eines Industriebetriebes beschäftigt. Dabei war er vor allem in der Montage tätig und arbeitete mit Kappsägen und Akkubohrern, wobei er bestimmte Tätigkeiten kniend ausführte. Der Arbeitgeber hatte unter anderem für den Montagebereich im Rahmen einer betrieblichen Kleiderordnung das Tragen einer roten Arbeitshose zwingend angeordnet, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen.

Nachdem der Arbeitnehmer und spätere Kläger über Jahre hinweg die rote Arbeitshose getragen hatte, erschien er Anfang Oktober 2023 zwei Tage hintereinander mit einer schwarzen Hose zur Arbeit. Daraufhin wurde der Arbeitnehmer am 03.11.2023 abgemahnt. Am 23.11.2023 erschien er erneut mit einer

schwarzen Hose zur Arbeit; trotz Ermahnung durch den Arbeitgeber ebenso am 24.11.2023. Daraufhin kündigte der Arbeitgeber wegen der andauernden Weigerung, die Kleiderordnung zu beachten, das Arbeitsverhältnis ordentlich und fristgerecht zum 29.02.2024.

Das LAG Düsseldorf wies die vom Arbeitnehmer erhobene Kündigungsschutzklage zurück und stellte fest, dass arbeitgeberseitig aufgrund dessen Weisungsrechts das Tragen einer roten Arbeitshose vorgeschrieben werden konnte. Das aktuelle ästhetische Empfinden des Arbeitnehmers und die daraus resultierende Ablehnung der Hosenfarbe rot sei kein gewichtiger Grund, die Kleiderordnung des Arbeitgebers zu ignorieren. Zudem habe der Kläger die rote Arbeitshose jahrelang

Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich

getragen. Und der beklagte Arbeitgeber könne vor allem den Aspekt der Arbeitssicherheit anführen, da der Einsatz der Signalfarbe rot in einem Produktionsbereich mit Gabelstaplerverkehr die Sicherheit der Beschäftigten wesentlich erhöht. Aufgrund der zwei Abmahnungen und der beharrlichen Weigerung des Klägers, der Weisung nachzukommen, entschied das LAG im Ergebnis trotz langer und zuvor beanstandungsfreier Beschäftigungsdauer zugunsten des Arbeitgebers, da dessen Interesse an der Beendigung des Arbeitsverhältnisses überwog.

Foto: Schmitz

Handwerkskammer

Deutsche Meisterschaft im Handwerk startet

Die Kammerbesten werden von der Handwerkskammer angeschrieben.

Jedes Jahr aufs Neue kämpfen junge Handwerkerinnen und Handwerker in 130 Gewerken in der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“ um den Sieg. Dabei haben die besten Nachwuchskräfte aus dem Handwerk die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Neben Urkunde und Anerkennung erhalten die Junghandwerkerinnen und -handwerker außerdem die Chance, sich ein Stipendium in Höhe von bis zu 8.700 Euro, verteilt auf drei Jahre, für ihre Weiterbildung zu sichern. Damit die Besten

aus dem Kammerbezirk die Möglichkeit haben, auf Landes- und Bundesebene an der Meisterschaft teilzunehmen, schreibt die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade alle Jahrgangsbesten eines Gewerks an und bittet sie, sich anzumelden. „Alle, die sich daraufhin bei uns melden, sind automatisch Kammersieger und können damit auf Landesebene teilnehmen“, sagt Claudia Teller, Abteilungsleiterin Nachwuchswerbung und Ausbildungsberatung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Sie freut sich über motivierte Nachwuchskräfte und weiß: „Mitmachen lohnt sich! Eine Siegerurkunde macht sich zudem gut im Lebenslauf.“ Die Siegerinnen und Sieger auf Kammerebene werden anhand der Ergebnisse der praktischen Prüfungsbereiche der Abschlussund Gesellenprü-

fung ermittelt. Auf Landes- und Bundesebene müssen sich die Teilnehmenden entweder bei praktischen Wettbewerben beweisen oder ihre Gesellenstücke und Prüfungsarbeiten bewerten lassen. Die Gewinner des Wettbewerbs auf Landesebene können sich bei der Handwerkskammer für ein Weiterbildungsstipendium der „Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB)“ bewerben. Mit diesem Stipendium können Lehrgänge finanziert werden, zum Beispiel zur Handwerksmeisterin oder zum Handwerksmeister, sowie Sprachkurse und Auslandsaufenthalte. In ausgewählten Gewerken haben die Bundessiegerinnen und -sieger sogar die Chance, an den EuroSkills – der Europameisterschaft der Berufe – teilzunehmen. Weitere Informationen und Onlineanmeldung unter www.hwk-bls.de/ deutsche-meisterschaft. SJ W

Das Portal zum Magazin www.hwk-bls.de/magazin

Bei Fragen & Anregungen melden Sie sich gern: Astrid Bauerfeld 0531 1201-124 bauerfeld@hwk-bls.de

Unterschätztes Fachkräftepot

Menschen mit Behinderungen oder beeinträchtigenden Krankheiten sind nicht falsch auf dem ersten Arbeitsmarkt. Im Gegenteil: Oft gibt es wenig Hindernisse, die gegen ein typisches Ausbildungs- oder Angestelltenverhältnis sprechen. Ein Tischlermeister aus Braunschweig und ein Bäckermeister aus Zeven berichten von gelungener Inklusion in ihren Betrieben.

VON ASTRID BAUERFELD

epotenzial

Augenhöhe ohne Sonderbehandlung

Junggeselle mit Autismus bleibt nach erfolgreicher Ausbildung im Betrieb beschäftigt.

Sind die Fähigkeiten zur Kommunikation und im sozialen Miteinander stark beeinträchtigt, wird laut Bundesministerium für Gesundheit von der Entwicklungsstörung Autismus gesprochen. Aber hindert eine derartige Diagnose das Erlernen eines Berufs? Die Tischlerei Stövesandt in Braunschweig beweist das Gegenteil: Corbinian Schulz hat erfolgreich seine Ausbildung absolviert und ist nun weiterhin als Geselle im Betrieb tätig. Dass der 22-Jährige an Autismus leidet, sei kein Einstellungshindernis gewesen. „Er hatte sich initiativ beworben mit einer ausgesprochen hohen Motivation und großem Interesse an unserem Handwerk“, erinnert sich Michael Franke, einer der Geschäftsführer der Tischlerei Stövesandt GmbH. Überzeugt habe er während eines Praktikums durch seine Begeisterung und eigener Zielsetzung, ein Tischler werden zu wollen. „Aufgrund seiner Erkrankung gab es einige wenige Herausforderungen, die wir aber gern angenommen haben“, erzählt Tischlermeister Franke. Durchlaufen habe er dieselbe Ausbildung wie jeder andere Lehrling im Betrieb. Eine Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild sei dennoch nötig gewesen: „Wir hatten keine Erfahrungen, wollten aber bestmöglich unterstützen“, erklärt Tischlermeister Franke. So habe sich der Betriebsinhaber beispielsweise für entsprechende Nachteilsausgleiche bei Prüfungsleistungen eingesetzt.

„Eine feste Position, vorgegebene Strukturen und die Bereitstellung eines Ausbilders sind entscheidend für ein funktionierendes Arbeitskonzept.“

Michael Franke, Geschäftsführer Tischlerei Stövesandt

„Hier ist eine Menge möglich“, versichert er. Im Betrieb sei eine feste Position, vorgegebene Strukturen und die Bereitstellung eines Ausbilders entscheidend für das Arbeitskonzept mit Corbinian Schulz gewesen. Michael Franke betont: „Durch die zusätzliche verlässliche Unterstützung konnte unser Azubi sein volles Potenzial zeigen und sich schnell integrieren.“ Während seines ersten Ausbildungsjahres habe er in der Berufsschule für Holztechnik nicht nur die technischen Aspekte des Tischlerhandwerks gelernt, sondern sei auch umfassend in die berufliche Welt eingeführt worden. Regelmäßige Gespräche haben sich außerdem laut Franke positiv auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Kontakte innerhalb des Unternehmens ausgewirkt. Seine Lernund Kommunikationsschwäche waren keine Einschränkung. Der familiäre Umgang in der Stövesandt GmbH kam Corbinian Schulz dabei entgegen: „Ich konnte mich schnell einleben und wohlfühlen“, erzählt der Junggeselle. Der offene Umgang mit seiner Beeinträchtigung ist ihm wichtig: „Ich kann am besten Teil des Teams sein, wenn ich nichts verstecken muss.“ Eine Sonderbehandlung habe er nicht bekommen. Die Montage auf den Baustellen mache ihm am meisten Spaß. „Ich bin ein typischer Tischler“, sagt er lächelnd.

Im Web: www.tischlereistoevesandt.de

Foto: Bauerfeld
Geschäftsführer Michael Franke (links) mit Corbinian Schulz in einer Besprechung.

Backmanufaktur integriert erfolgreich jungen Mann mit Behinderung

Von Anfang an klare eigene Ziele

In der typischen Backstube fühlt sich Julian Kruse wohl. Er liebt Croissants mit Schokofüllung, formt die Rohlinge exakt auf dem großen Blech, bevor er die Teigstücke in den Ofen schiebt. Seit neun Jahren arbeitet der 28-Jährige nun als Vollzeitkraft in der Backmanufaktur von Rainer Knorr in Zeven.

Julian Kruse lebt mit dem Down-Syndrom, fühlt sich aber kaum beeinträchtigt: „Nach einem Praktikum in der Bäckerei wollte ich nichts anderes mehr arbeiten“, erzählt er. Dabei schien nach der Schule sein Weg wie bei vielen Menschen mit einer Trisomie 21 vorgezeichnet. „Ich sollte in die Behindertenwerkstatt, das gefiel mir gar nicht“, erinnert sich der Backgehilfe. „Ich wollte auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten“, sagt er. Bäckermeister Knorr ist mit seiner Arbeit sehr zufrieden: „Julian ist sehr gründlich und ordentlich.“

„Wir sollten uns alle viel mehr akzeptieren, wie wir sind, und trotz persönlicher Einschränkungen Chancen geben.“
Rainer Knorr, Geschäftsführer Backmanufaktur in Zeven

Im Team ist er laut Betriebsinhaber beliebt und akzeptiert. Es gebe kaum eine Aufgabe, die er nicht bewältigen könne. „Julian hatte von Anfang an klare Ziele“, sagt Rainer Knorr. Das habe ihn schnell von seiner Person und seinen Fähigkeiten überzeugt. Er lebe selbstständig in einer Wohngemeinschaft mit einem Kumpel. Oft würden sich negative Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen gar nicht bestätigen. „Wir sollten uns alle viel mehr akzeptieren, wie wir sind, und trotz persönlicher Einschränkungen Chancen geben“, betont der Meister. „Davon können wir alle profitieren.“ Julian Kruse wolle er in seiner Backmanufaktur jedenfalls nicht mehr missen.

Im Web: www.backmanufaktur-latzel-1884.de

Julian Kruse (links) mit Bäckermeister Rainer Knorr.

Hilfestellungen für eine gelingende Inklusion

„Häufig

besteht das Vorurteil: Behinderung

gleich Leistungsminderung."

Caroline Rigo, Referatsleiterin ZDH

Eingliederungszuschuss:

Stellt ein Handwerksbetrieb einen behinderten und arbeitssuchend gemeldeten Menschen ein, zahlt die Agentur für Arbeit bis zu 50 Prozent des Arbeitsentgelts als Eingliederungszuschuss. Der Zeitraum beträgt mindestens zwölf Monate.

Fachpraktiker:

Die Fachpraktikerausbildung soll jungen Menschen mit einer Lernbehinderung eine Ausbildung ermöglichen. Wenn Art und Schwere der Behinderung eine Ausbil- dung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht zulassen, gibt es theoriegeminderte und im Umfang reduzierte Ausbildungsgänge. Eintritt in diese Form der Ausbildung erfolgt über die Agentur für Arbeit und ein psychologisches Gutachten.

Informationen im Web: www.bibb.de www.inklusion-gelingt.de

Kontakt: Claudia Meimbresse meimbresse@hwk-bls.de

Dominik Bogenschneider bogenschneider@hwk-bls.de

Nachteilsausgleich: Die Entscheidung über den konkreten Nachteilsausgleich trifft für jeden Einzelfall immer der Prüfungsausschuss – egal ob Gesellen-, Meister- oder Fortbildungsprüfung. Da es häufig um komplexe Erkrankungen/Beeinträchtigungen geht, wird die Handwerkskammer vorab involviert und die Mitarbeiter der Kammer und der Kreishandwerkerschaften beraten sich. Dann gibt es eine Empfehlung an den Ausschuss über Umfang und Umsetzung des Nachteilsaus- gleichs. Um überhaupt einen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen zu können, muss zwingend ein fachärztliches Attest vorliegen.

Caroline Rigo zum Thema Inklusion behinderter Beschäftigter

Was sind die häufigsten Vorurteile gegenüber der Beschäftigung Behinderter? Warum zahlen viele Betriebe lieber die Ausgleichabgabe, als einen Behinderten einzustellen?

» Caroline Rigo: Ausgehend davon, dass die weit überwiegende Zahl der Handwerksbetriebe mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von fünf Mitarbeitern nicht beschäftigungspflichtig ist, steht das Handwerk beim Thema Inklusion gut da. 2014 hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Initiative „Inklusion gelingt!“ ins Leben gerufen, um mehr Betriebe für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Denn oft sind es fehlende Informationen, die Betriebe davon abhalten, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Über die Plattform www.inklusion-gelingt. de können sich Betriebe einen ersten Informationsüberblick verschaffen und BestPractice-Beispiele aus anderen Betrieben sehen. Ein weiterer Hemmfaktor ist aber auch die Bürokratie bei Beantragung von Förderungen o.ä.. Positive Beispiele ermutigen immer Betriebe dazu und es entsteht zugleich ein neues Verständnis dafür, dass Behinderung nicht automatisch Leistungsminderung bedeutet.

Welche ersten Schritte empfehlen Sie Handwerksbetrieben, die noch keine Erfahrung mit der Einstellung von Menschen mit Behinderung haben, um Unsicherheiten abzubauen und den Einstieg in die Inklusion zu erleichtern?

» Caroline Rigo: Wichtig ist es, mögliche Hemmschwellen abzubauen, um Betriebe für das Thema Inklusion aufzuschließen. Dies gelingt zum Beispiel durch eine ganze Reihe von Best-Practice-Beispielen. In vielen Handwerkskammern gibt es zudem seit Jahren sog. Inklusionsberater, die die Betriebe bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung beraten und unter-

stützen. Die Inklusionsberater wurden im Zuge des BMAS-Projekts „Implementierung von Inklusionskompetenz in den Kammern“ geschaffen, die in vielen Kammern auch nach Auslaufen des Projekts erhalten geblieben sind bzw. die dazu geführt haben, dass das Thema Inklusion in den Kammern verankert wurde. Zudem wird das Thema Inklusion in jüngster Zeit verstärkt unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung gesehen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ist aufgrund der demografischen Entwicklung die Fachkräftesicherung zu einer beschäftigungspolitischen Herausforderung geworden. Das Erwerbspotenzial von Menschen mit Einschränkungen gewinnt daher im Rahmen einer nachhaltigen Personalpolitik an Bedeutung.

Welche Erfordernisse gibt es, um Werkstätten und Arbeitsplätze für Behinderte geeignet zu machen?

» Caroline Rigo: Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Jede Behinderung ist anders und jeder Mensch hat andere individuelle Bedürfnisse und/oder Beeinträchtigungen, die zu berücksichtigen sind. Die Erfordernisse sind bei einem Menschen, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, gänzlich andere als bei einer Person mit psychischen Beeinträchtigungen. Wichtig ist es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie der Arbeitsplatz angepasst werden kann, so dass ein inklusives und gewinnbringendes Miteinander für alle möglich ist. Letztendlich kommt es gerade in kleinen Betrieben darauf an, dass die „Chemie“ stimmt.

Caroline Rigo,

Bereich Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik/ Abteilung Soziale Sicherung

Kontakt: rigo@zdh.de Tel. 030 20619-189

Welche gesetzlichen Regelungen und Fördermöglichkeiten, auch finanzieller Art, gibt es derzeit, um Handwerksbetriebe zu unterstützen, die Behinderte, insbesondere auch behinderte Auszubildende einstellen möchten?

» Caroline Rigo: Es gibt eine ganze Bandbreite von Fördermöglichkeiten. Die Schwierigkeit für die Betriebe besteht eher darin, hier die für sie passende Förderung zu finden und zu beantragen. Aber genau dabei helfen die oben bereits erwähnten Inklusionsberater der Kammern. Die Inklusionsberater der Kammern helfen bei der teilweise sehr bürokratischen Beantragung von Fördermitteln, die von Lohnkostenzuschüssen bis hin zu Geldern für eine behinderungsgerechte Ausstattung des Arbeits- oder Ausbildungsplatzes reichen. Zudem beraten und begleiten sie die Betriebe bei der Suche nach entsprechenden Bewerbern und stehen auch während der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung den Betrieben weiter zur Seite.

In Rumänien: Restaurierung historischer Gebäude

Auslandspraktikum für Maurer- und Betonbauer sowie Zimmerer vom 19. Oktober bis 2. November.

Maurer- und Betonbauer sowie Zimmerer können sich für ein neues Auslandsprojekt der Handwerkskammer bewerben: Im Denkmalcamp Martinsdorf in Rumänien wird ein historisches Pfarrhaus saniert, wo Auszubildende, Junggesellen und Jungmeister vom 19. Oktober bis 2. November mitarbeiten und Erfahrungen sammeln können. Siebenbürgen

ist eine einzigartige Kulturlandschaft mit historischen Kirchenburgen. Zwei Wochen lang wird unter fachkundiger Leitung an der Giebelfassade des historischen Pfarrhauses mit einem historischen Kalkputz gearbeitet. Die Teilnehmenden lernen verschiedene Arbeitstechniken für die Restaurierung von historischen Gebäuden kennen und

tragen dazu bei, diese Kirchenburgen zu erhalten.

„Durch die verschiedenen Gewerke vor Ort bekommt man bei der täglichen Zusammenarbeit ein gewerkeübergreifendes Fachwissen. Das Denkmalcamp ist etwas Besonderes“, wirbt Tobias Prigge, Ausbildungsmeister der Handwerkskammer, für das Projekt. Die Handwerks-

Hier wird ein historisches Pfarrhaus saniert.

Für das neue Auslandsprojekt ist bald Bewerbungsschluss.

Außergewöhnliche Erfahrungen sammeln: In Siebenbürgen wartet eine einzigartige Kulturlandschaft.

kammer bietet interessierten Auszubildenden, Junggesellen und Jungmeistern die Möglichkeit, diese besonderen Eindrücke zu erleben. Gesucht werden junge Menschen, die bereit sind, in einem fremden Land, an einem unter Denkmalschutz stehendem Wehrkirchenkomplex unter Anleitung eines Restauratoren im Maurerhandwerk Erhaltungsarbeiten

durchzuführen, damit die Bausubstanz für folgende Generationen erhalten und sichtbar bleibt. Das Auslandspraktikum wird finanziell unterstützt durch Erasmus+, dem von der EU kofinanzierten Programm. Bewerbungsschluss ist am 30. Juli. CB W

Weitere Infos

BEWERBUNGSSCHLUSS ist am 30. Juli 2024.

KONTAKT

Susanne Jäger Tel. 04141 6062-92 bog-std@hwk-bls.de

Im Web: www.hwk-bls.de/denkmalcamp

Wilhelm Busch gehört zur Geschichte

Das 1924 von Otto Lierse gegründete Unternehmen hat sich durch die Erweiterung des Kundenkreises und die Nachfrage nach Heizungsanlagen stetig weiterentwickelt.

Ein großer Betrieb für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Wolfenbüttel feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen: Das Unternehmen Lierse + Blumenberg GmbH hat 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet zurzeit sieben Lehrlinge aus. Seine Aufträge generieren die beiden Geschäftsführer Frank Mund und Jan Klütz hauptsächlich in der Region von der öffentlichen Hand. „Die wirtschaftliche Lage ist gut. Seit der Grenzöffnung 1990 ist es mit unserer Firma stetig bergauf gegangen“, erzählt der staatlich geprüfte Techniker Frank Mund. Das war aber nicht von Anfang an so. Aus der Not heraus gründete Otto Lierse im Dezember 1924 ein Geschäft für Spenglerarbeiten und Warmwasserbereiter und hielt sich damit wirtschaftlich knapp über Wasser. In den 1930er Jahren wurden Zentralheizungen für alle Leute erschwinglich. Damit erweiterte sich der Kundenkreis und seitdem installiert das Unternehmen Heizungsanlagen. Die Tochter des Firmengründers sowie ihr

„Ich habe die Weichen frühzeitig gestellt, damit der Betrieb erfolgreich weitergeführt werden kann.“

Mann übernahmen den Betrieb von Otto Lierse und benannten ihn in Lierse + Blumenberg um. „In den 1940er Jahren war das Material knapp. Die Kessel wurden damals selbst gebaut“, erklärt Frank Mund. Der Aufschwung kam dann mit den neuen Bundesländern, die einen großen Bedarf an neuen Heizungsanlagen hatten. „Die Nähe zur Grenze war vorher Nachteil gewesen, aber dann wurde sie zum Vorteil. Benno Blumenberg als dritte Betriebsgeneration baute das Geschäft aus und bediente viele Kunden im Osten von Deutschland.“ 1995 stieg dann Frank Mund als technischer Mitarbeiter ein und übernahm 2004 den Betrieb, begleitet von Benno Blumenberg, der sich nach und nach aus der Geschäftsführung zurückzog.

Die Geschäftsräume befinden sich nach zwei Umzügen heute in der alten Konservenfabrik in Wolfenbüttel. Frank Mund freut sich über den geschichtsträchtigen Ort. „Die Konservenfabrik Busch & Barnewitz war die älteste und größte

Geschäftsführer Frank Mund neben einem historischen Warmwasserbereiter.

Herzlichen Glückwunsch

Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg:

25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Wolfgang Landrath Motorrad Markt Helmstedt e. K., Helmstedt, 16.09.2023

 Elektrotechnikermeister Andreas Rose, Walsrode, 28.06.2024

 Elektrotechnikermeister Volker Berg, Lüdersburg, 01.07.2024

 Singbeil Bau GmbH, Peine, 01.07.2024

 Zimmerermeister Stefan Gieschen, Tarmstedt, 01.07.2024

50-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Elektroinstallateurmeister Wolfgang Just, Goslar, 12.02.2024

 Heckmann Maschinenbau und Verfahrenstechnik GmbH, Dörverden-Hülsen, 01.03.2024

100-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Gustav Müller Messgeräte- und Apparatebau GmbH, Goslar, 15.05.2024

50-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 Elektroinstallateurmeister Wolfgang Just, Goslar, 12.02.2024

25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM

 Dachdeckermeister Stephan Maring, Braunschweig, 01.06.2024

 Gas- und Wasserinstallateurmeister Andreas Opalla, Braunschweig, 15.07.2022

50-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM

 Elektroinstallateurmeister Wolfgang Just, Goslar, 20.11.2023

 Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister Hans-Dieter Beinl, Stade, 24.01.2024

 Gas- und Wasserinstallateurmeister Jens Tiedemann, Hemmoor, 28.06.2024

 Vulkaniseurmeister Rudolf Külshammer, Celle, 04.07.2024

Konservenfabrik in Wolfenbüttel und wurde vom Onkel des Schriftstellers und Zeichners Wilhelm Busch geleitet“, erzählt der Handwerker. Wilhelm Busch habe nachweislich einige Zeit in Räumen der Fabrik gewohnt und gearbeitet. „Ich war schon als Kind ein großer Fan von Wilhelm Busch und finde es toll, dass ich heute da arbeiten darf, wo Wilhelm Busch früher gearbeitet hat.“

Für die Zukunft ist der Betrieb gut aufgestellt. Seit fünf Jahren verstärkt Jan Klütz als Meister den Betrieb, seit zwei Jahren ist er in der Geschäftsführung. „Ich habe die Weichen frühzeitig gestellt, damit der Betrieb erfolgreich weitergeführt werden kann“, sagt Frank Mund.

CB W

Web: www.lierse-blumenberg.de

25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Dirk Beeck, Celle, 01.07.2024

Ehrungen und Urkunden

Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden.

Web: www.hwk-bls.de/ehrungen Mail: ehrungen@hwk-bls.de

Foto: Bartel

Innovationsprojekt LBT Forward

Modernisierung der Fort- und Weiterbildung in der Land- und Baumaschinentechnik.

Digitalisierung, Automatisierung, künstliche Intelligenz und eine immer komplexere Technik: Das Land- und Baumaschinenmechatronikerhandwerk unterliegt großen Veränderungen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Innovationsprojekt LBT Forward mit der Fragestellung, wie die Fort- und Weiterbildung im Land- und Baumaschinenmechatronikerhandwerk zukunftsorientiert weiterentwickelt werden kann.

„Gemeinsam mit den Projektpartnern haben wir alle Bildungsstufen ab der Ausbildung beginnend auf den Prüfstand gestellt. Dabei wurde begleitend zur Neuordnung der Meisterprüfungsverordnung das Berufsbild des Servicetechnikers neu positioniert. Der Servicetechniker soll künftig Systemtechniker heißen, um den geänderten Anforderungen durch den technischen Fortschritt und der Digitalisierung Rechnung zu tragen. Der Abschluss Systemtechniker wird künftig die Anerkennung auf den Teil I der Meisterprüfung ermöglichen. Außerdem wurden zwei weitere neue Fortbildungen entwickelt: Die „Systematische Fehlersuche in der Land- und Baumaschi-

„Wir

haben alle Bildungsstufen auf den Prüfstand gestellt.“

Robert Leisenz, Projektleiter bei der Handwerkskammer für das Projekt LBT Forward.

nentechnik“ sowie der „Serviceleiter“, erklärt Robert Leisenz, Projektverantwortlicher bei der Handwerkskammer.

Das Projekt verfolgt zudem das Ziel, die Berufsbilder in der Land- und Baumaschinentechnik attraktiver zu machen und damit die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung zu fördern. „Mit dem Systemtechniker wurde eine attraktive Alternative zum Meister geschaffen. Denn für viele Gesellen ist der Meistertitel der nächste logische Schritt nach der Gesellenprüfung. Doch Meister sind heute zunehmend als Manager tätig, haben ihren Schwerpunkt oft im kaufmännischen Bereich. Mit dem neu entwickelten Systemtechniker bieten wir künftig eine vertiefende Weiterbildung im technischen Bereich an, die die Lücke zwischen Gesellen und Meister schließt“, erklärt Leisenz. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wurde auch ein begleitendes Lehrgangskonzept für Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger aus anderen fahrzeugtechnischen Gewerken erarbeitet. JR W

„Wir bilden die Teilnehmer zu Spezialisten für

Problemlösung aus“

Der neue Lehrgang „Systematische Fehlersuche in der Landund Baumaschinentechnik“ vermittelt eine wissenschaftlich fundierte Methodik zur effizienten Fehlersuche.

LBT Forward

Das am 1. September 2020 gestartete Verbundvorhaben LBT Forward ist ein Förderprojekt im Innovationswettbewerb „InnoVET“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der nationalen Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung finanziert und umsetzt. Ziele des Programms sind u. a., die Attraktivität, Qualität und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung zu steigern und neue Lernortkooperationen zu initiieren. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) setzt den Wettbewerb im Auftrag des BMBF um.

Das Projekt wird vom LandBauTechnik-Bundesverband e.V. in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und weiteren Verbund- und Kooperationspartnern durchgeführt.

Probleme sind da, um gelöst zu werden – doch nicht immer liegt die Lösung direkt auf der Hand. Gerade im Land- und Baumaschinenmechatronikerhandwerk, in dem Systeme und Maschinen immer komplexer und miteinander vernetzt werden, stehen Werkstatt- und Servicemitarbeitende vor großen Herausforderungen bei der Lokalisierung von Fehlerursachen. „Hier setzen wir mit dem neu entwickelten Lehrgang zur systematischen Fehlersuche an. Statt einfach loszulegen, frei nach dem Prinzip ‚trial and error‘, vermitteln wir eine wissenschaftlich fundierte Methodik, mit der die Lehrgangsteilnehmenden unabhängig von den betroffenen Bereichen ein Gesamtverständnis entwickeln und eine effiziente Fehlersuche durchführen können. Denn die Vorgehensweise ist immer die gleiche – egal, ob es sich um den Motor, die Hydraulik oder die Elektronik handelt“, erklärt Robert Leisenz und ergänzt: „Wir bilden die Teilnehmenden zu Spezialisten für Problemlösung aus.“

Entwickelt wurde das Lehrgangskonzept im Rahmen des Projekts LBT Forward auf Basis einer Betriebsumfrage. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Weiterbildung bestätigt auch Ralf Dreeke, Geschäftsführer von Wahlers Forsttechnik aus Uffenheim: „Ich halte das Thema für extrem wichtig, denn die Erfahrung zeigt, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen einem guten und einem nicht so guten Servicetechniker gerade in der jeweiligen Systematik der Fehlersuche und -eingrenzung liegt. Durch eine systema-

tische Fehlersuche lassen sich zudem unnötige Kosten vermeiden, die durch das sinnlose Austauschen teurer Komponenten und den damit verbundenen Zeitaufwand entstehen würden.“

Der praxisorientierte Lehrgang umfasst 40 Unterrichtseinheiten und stellt das Lernen im Arbeitsprozess in den Vordergrund. „Die Teilnehmenden arbeiten in kleinen Teams unter der Anleitung eines fachkundigen Coaches“, berichtet Leisenz. Interessierte können sich ab sofort für den nächsten Lehrgang im Technologiezentrum Lüneburg anmelden. JR W

Weitere Infos

NÄCHSTER LEHRGANG

4. - 8. November 2024 Technologiezentrum Lüneburg

KONTAKT

Johanna Hoyer

Tel. 04131 712-314 hoyer@hwk-bls.de

Onlineanmeldung und Infos: www.hwk-bls.de/fehlersuche

Die Entwicklung und Erprobung dieses Bildungsangebotes wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des InnoVET-Programms LBT Forward gefördert.

Aktiv auf Azubisuche

Noch sind längst nicht alle Ausbildungsplätze besetzt und viele junge Leute auf der Suche. Wie gelingt jetzt noch ein Match?

ANNA-MAJA LEUPOLD

Das neue Ausbildungsjahr startet am 1. August. Die Vrielmann GmbH ist darauf schon gut vorbereitet: „Ich freue mich, dass wir neun Auszubildende für unseren Betrieb gewinnen konnten“, sagt Geschäftsführer Heiko Ensink. Mit der Suche nach neuen Auszubildenden haben er und sein Team schon im vergangenen Jahr angefangen: „Betriebspraktika sind für uns bei der Rekrutierung besonders wichtig“, sagt Personalreferentin Andrea Schmees. Mehrere junge Leute hätten auch 2023 ein Betriebspraktikum im Elektrobetrieb absolviert. „Dadurch hatten wir zu Jahresanfang schon mehrere Kandidaten im Blick“, berichtet Schmees. „Im Frühjahr haben wir sie noch einmal zusammen mit ihren Eltern für einen Nachmittag zu einem Azubi­Insight zu uns eingeladen.“ Zu Ostern sei die Entscheidung gefallen, wer einen Ausbildungsvertrag erhält. „Inzwischen sind alle Verträge unterschrieben“, freut sich Schmees.

„Die jungen Leute lassen sich oft viel Zeit mit ihrer Entscheidung.“
Andrea Schmees, Personalreferentin

Mehr als 170.000 junge Leute suchen noch Doch nicht alle Betriebe haben bei der Suche nach Auszubildenden schon so viel Erfolg wie die Vrielmann GmbH in Nordhorn. Von den insgesamt 468.780 gemeldeten Ausbildungsstellen in ganz Deutschland sind laut Bundesagentur für Arbeit aktuell noch 253.600 unbesetzt. Gleichzeitig gebe es noch 171.560 Bewerber, die bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben. „Handwerksbetriebe haben deshalb durchaus Chancen, kurz vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr noch Azubis zu finden“, betont Goran Miladinovic, der bei der Handwerkskammer Osnabrück­Emsland­Grafschaft Bentheim den Fachbereich Berufsbildung leitet. Für die Suche hat er einige Last­Minute­Tipps.

Offen im Team kommunizieren

„Die eigenen Mitarbeiter sind bei der Mitarbeitersuche die besten Multiplikatoren“, sagt Miladinovic. Handwerksunternehmern empfiehlt er deshalb, die

Foto: Andre Sobott
Heiko Ensink freut sich, dass er zum Ausbildungsstart 2024 neun Azubis in seinem Team begrüßen kann.

unbesetzten Ausbildungsplätze im Team offen zu kommunizieren und um Unterstützung zu bitten: „Vielleicht kennt jemand aus Ihrem Team jemanden im Freundes­ und Bekanntenkreis oder in der Familie, der noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist“, sagt der Berufsbildungsexperte. Wer möchte, könne gern Anreize für Empfehlungen setzen: „Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden zum Beispiel eine kleine Prämie an, wenn sie erfolgreich jemanden vermitteln. “

Eine weitere Möglichkeit ist laut Miladinovic die Suche über Social Media, da viele junge Menschen Instagram oder Tiktok nutzen. „Diese Kanäle funktionieren aber nicht wie ein schwarzes Brett“, betont der Kammerfachmann. Die Suche per Social­MediaPost eigne sich vor allem für Betriebe, die regelmäßig Inhalte auf Instagram und Tiktok veröffentlichen. „Wenn Sie dort nur etwas posten, wenn Sie gerade etwas brauchen, wird das sicher nicht den gewünschten Erfolg bringen“, so Miladinovic. Für die Postings hat er noch einen Tipp: „Achten Sie darauf, dass Ihr Aufruf authentisch ist und zu Ihrem Betrieb passt.“ Miladinovic rät Handwerksunternehmern zudem, das Business­Netzwerk LinkedIn für die Azubisuche zu nutzen „Dort erreichen Sie zwar nicht die jungen Leute, aber deren Eltern“, betont er.

Der Berufsbildungsexperte empfiehlt Handwerksunternehmern, darüber hinaus Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) aufzunehmen: „Melden Sie dort unbedingt noch die offenen Ausbildungsstellen.“ Schließlich wisse die BA, welche Jugendlichen noch einen Ausbildungsplatz suchen. Außerdem gebe es im September regelmäßig Nachvermittlungsaktionen.

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Hier könnte

„Handwerksbetriebe haben durchaus Chancen, kurz vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr noch Azubis zu finden.“

Goran Miladinovic, Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim

Hilfe können Betriebe zudem bei ihrer Handwerkskammer bekommen: „Die Ausbildungsberater sind immer gute Ansprechpartner für Themen wie Azubimarketing, Recruiting oder Employer Branding“, sagt Miladinovic. Ein weiteres Angebot der Kammern seien die Lehrstellenbörsen: „Melden Sie hier ebenfalls die offenen Ausbildungsstellen“, empfiehlt der Berufsbildungsexperte Unternehmen.

Kurzfristige Betriebspraktika können eine weitere Option für die Last­Minute­Suche sein. „Gehen Sie proaktiv auf allgemein­ und berufsbildende Schulen zu“, so Miladinovic. Ein Selbstläufer sei das nach Ferienbeginn zwar nicht. Aber bestehende Kontakte zu Lehrern oder Schulsozialarbeitern könnten durchaus noch helfen, Praktikanten und gegebenenfalls Azubis zu finden.

In manchen Fällen könnte sich auch Geduld auszahlen: „Viele Jugendliche entscheiden sich nicht für das erstbeste Angebot, sondern wählen oft zwischen mehreren Verträgen aus“, sagt der Berufsbildungsexperte. Eine ähnliche Erfahrung bestätigt Andrea Schmees vom Elektrobetrieb Vrielmann: „Die jungen Berufseinsteiger sind bei der Ausbildungsplatzsuche entspannter, als wir es aus der Vergangenheit kennen. Sie lassen sich oft mehr Zeit mit ihrer Entscheidung beziehungsweise beginnen später mit der Suche.“ Die Personalreferentin kann das durchaus nachvollziehen: „Wegen des Fachkräftemangels haben angehende Azubis heute einfach Auswahlmöglichkeiten.“ Schmees weiß deshalb, dass sich der Elektrobetrieb auch im kommenden Jahr wieder etwas einfallen lassen muss, um neue Azubis zu gewinnen. W

für die nächste Ausgabe vom 21. August 2024 ist am 31. Juli 2024

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Malermeisterin Maren Kogge will Handwerkerinnen und Handwerker für Vielfalt sensibilisieren.

„Wir brauchen jeden“

Wenn mehr Betriebe offen für Vielfalt sind, lässt sich der Fachkräftemangel leichter besiegen. Meisterin Maren Kogge will mit der Initiative „Buntes Handwerk“ zum Umdenken anregen.

Sie ist Gründerin der Initiative „Buntes Handwerk“ und macht sich für Diversität im Handwerk stark: Malermeisterin Maren Kogge aus dem bayerischen Amerang. Wie Handwerkerinnen und Handwerker Diversität als Stärke für ihr Unternehmen nutzen können und was sie für mehr Toleranz im Handwerk tun können, verrät sie im Interview.

Was bedeutet für Sie „Buntes Handwerk“ und wie sind Sie auf die Idee für die Initiative gekommen?

» Maren Kogge: Die Idee für Buntes Handwerk kam aus der Überzeugung heraus, dass wir gerade aufgrund des Nachwuchs- und Fachkräftemangels jeden brauchen, der Interesse am Handwerk hat. Diese Idee habe ich mit Kollegen und Freunden aus verschiedenen Branchen im Handwerk mit Leben gefüllt. Unsere Vision

„Auf Baustellen habe ich schon mehrfach Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht.“

Maren Kogge, Malermeisterin

ist, dass die Türen der Betriebe allen offen stehen –unabhängig von Aussehen, Ethnizität, Herkunft, Namen oder Religion. In Diversität liegt aus unserer Sicht eine große Chance für das Handwerk. Und diese Chance können und sollten alle Handwerksbetriebe nutzen. Dazu kommt, dass ich auf Baustellen schon mehrfach Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht habe. Es war mir ein Anliegen, auf dieses Thema in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Den Titel „Miss Handwerk 2023“ konnte ich im vergangenen Jahr dafür nutzen, die Initiative Buntes Handwerk bekannter zu machen. Es freut mich, dass das Netzwerk immer weiter wächst.

Was wollen Sie mit „Buntes Handwerk“ konkret erreichen?

» Kogge: Als Erstes wollen wir mit Vorurteilen und Stereotypen im Handwerk aufräumen. Außerdem

MARTINA JAHN

braucht es Aufklärungsarbeit in Sachen Diversität:

Denn wenn wir die Chancen nicht erkennen, die uns Offenheit und Toleranz bieten, verlieren wir viele junge Menschen für das Handwerk.

Das Problem ist nämlich, dass viele Interessenten, die gern ins Handwerk kommen würden, nicht eingestellt werden. Warum? Weil sie beispielsweise einen Migrationshintergrund haben, homosexuell sind oder selbst Diskriminierung erfahren haben. Andere wollen sich einfach kein dickeres Fell zulegen und wandern ab. Doch wenn wir gar nicht erfahren, dass jemand Ängste oder Vorurteile hat, können wir auch nicht aufklären.

Wie haben Sie die Themen bislang praktisch angepackt?

» Kogge: Wir sind dabei, uns ein Partnernetzwerk aufzubauen. Konkret wollen wir die Ausbildungsberater der Handwerkskammern ansprechen und für das Thema Diversität sensibilisieren. Dann können sie in der Beratung besser auf Wünsche und Bedürfnisse der Bewerber und Betriebe eingehen. Interessenten sollten auf Anfrage Auskunft darüber erhalten, wo sie diskriminierungsfreie freundliche Betriebe finden und an wen sie sich wenden können.

Wir wollen in Zukunft Diversity-Schulungen anbieten – auch für Unternehmerinnen und Unternehmer. Konkret sind wir mit einigen Handwerkskammern schon in der Planung. Dafür qualifizieren wir uns selbst vorab als Diversity Manager oder holen Experten mit dazu. Unser Ziel ist es, dass die Menschen im Handwerk bleiben und noch mehr ins Handwerk kommen wollen. Aber zunächst müssen viel mehr Betriebe und ihre Mitarbeitenden mit der Problematik vertraut gemacht werden.

Und was können Betriebe aus Ihrer Sicht selbst schon umsetzen?

» Kogge: Sie können mit ihrem Team Diversitäts-Schulungen besuchen und innerhalb des Betriebs das Thema immer wieder aufgreifen. Oft ist die Einrichtung einer zweiten oder dritten Toilette das Problem, anderen Betrieben fehlt es an der Definition ihrer Unternehmenskultur. Und manchmal ist es einfach die ablehnende Haltung gegenüber anderen oder der Umgangston, der den Unterschied macht.

Als Einstieg in das Thema eignet sich ein Leitfaden für alle Mitarbeitenden, in dem klar und deutlich steht, dass in dem Betrieb kein Platz für Diskriminierung ist. Betriebe können es auch nach außen sichtbar machen, dass sie beispielsweise ein frauengeführter Betrieb sind und weibliche sowie Transgender-Mitarbeitende willkommen sind. Google Business hat einen Button dafür.

„Unsere Vision ist, dass die Türen der Betriebe allen offen stehen –unabhängig von Aussehen, Ethnizität, Herkunft, Namen oder Religion.“
Maren Kogge, Malermeisterin

Auch die Teilnahme am Girls‘ und Boys‘ Day im Handwerk, der dieses Jahr am 25. April stattgefunden hat, ist ein wichtiger Aspekt. Oder der Tag des Handwerks, dieses Jahr am 21. September: Offene Türen für interessierte junge Menschen sind einladend und machen Lust auf das Handwerk.

Wie können Interessenten das Team von Buntes Handwerk kontaktieren?

» Kogge: Wir haben einen Instagram-Kanal, über den läuft der Großteil der Kommunikation. Zudem stellen wir uns auf Veranstaltungen vor und bei den Handwerkskammern. Die meisten unserer mehr als 100 Mitglieder sind auch bei LinkedIn aktiv und berichten über unsere Aktivitäten.

Betriebe und Verbände, die uns unterstützen wollen, können auf Instagram die Hashtags #bunteshandwerk oder #bunteshandwerkstelltsichvor nutzen oder uns markieren. Dann teilen wir die Beiträge und vergrößern unser Netzwerk.

Sie waren 2023 zum ersten Mal mit einem Wagen beim CSD in Köln dabei. Welche Städte stehen dieses Jahr auf dem Programm und was erhoffen Sie sich davon?

» Kogge: 2023 hat sich das Handwerk zum ersten Mal auf einem Christopher Street Day (CSD) mit einem eigenen Wagen präsentiert. Die Termine für dieses Jahr haben wir auf unserer Instagram-Seite veröffentlicht. Köln, Berlin und Hamburg stehen im Juli und August noch auf dem Plan, dazu sind alle herzlich eingeladen.

Denn wir wollen dort zeigen, wie bunt und vielfältig das Handwerk ist. Es gibt nicht nur mehr als 130 Berufe im Handwerk, sondern auch Menschen und Köpfe, die es mit Leben füllen. Wir brauchen alle Hände und freuen uns, wenn wir bei Buntes Handwerk immer mehr werden. W

Foto: Michael Gottschalk
Buntes Handwerk auf dem Christopher Street Day (CSD): Dieses Jahr ist das Handwerk mit einem Wagen in vier Städten dabei.

Stellenanzeigen passend zur Zielgruppe

Bislang haben Sie bei Jobangeboten einfach den Stellentitel ausgetauscht? Das reicht nicht, wenn Sie gute Bewerber anziehen wollen. Denn es kommt auf die Ansprache an.

Eine Stellenanzeige? Die ist doch schnell geschrieben: Einfach die alte Vorlage rauskramen, kurz Jobtitel und Anforderungen anpassen – fertig! Wenn Birgit Lietzau so etwas sieht, ist ihr klar: Dieser Betrieb wird kaum gute Bewerber anziehen. „Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht“, sagt Lietzau, bei der Handwerkskammer Hannover zuständig für die Fachkräftebörse. „Heute müssen sich die Betriebe bei den Fachkräften und Azubis bewerben. Das ist leider noch nicht bei allen in der Praxis angekommen.“ Umso wichtiger sei, es sich Gedanken um die Stellenanzeige zu machen.

„Die Stellenanzeige ist oft der erste Kontakt zwischen Arbeitgeber und Bewerber. Hier ist der erste Eindruck entscheidend“, sagt auch Anika Jansen vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa). Denn dieser Kontakt entscheide, ob sich der Bewerber näher mit dem Betrieb befassen will. „Und der Aufwand, den Sie in eine gute Stellenanzeige stecken, zahlt sich am Ende durch bessere und passendere Bewerbungen aus.“

Deshalb ist es wichtig, die Stellenanzeige an die Zielgruppe anzupassen, betont Birgit Lietzau. Fotos, Wortwahl, Ansprache – all das sollten Sie in den Blick nehmen. „Es macht einen Unterschied, ob ich einen Meister einstellen will oder Azubis suche“, so Lietzau.

Tipp 1: Wer will was? Rücken Sie Ihre Besonderheit in den Fokus

Bevor Sie loslegen, machen Sie sich klar: Was ist das Besondere an unserem Betrieb? Was bieten wir unseren Mitarbeitenden, damit sie gern für den Betrieb arbeiten? „Vielen Handwerkern ist gar nicht bewusst, was sie alles für Ihr Team tun“, sagt

Lietzau. Jeder hat sein eigenes Werkzeug oder Sie bezahlen Fahrtzeiten? Regelmäßige Weiterbildung ist bei Ihnen üblich? Oder Sie bieten Ihren Azubis Unterstützung über die Arbeitszeit hinaus? Dann schreiben Sie das!

Wem nichts einfällt, kann am besten bei den eigenen Leuten nachfragen: Warum arbeitet Ihr eigentlich so gern hier? „Denen fällt schon was ein“, versichert Lietzau.

In der Stellenanzeige sollten Sie dann als Erstes Ihre Benefits nennen – und zwar die, die zur Zielgruppe passen. „Laut der Shell-Jugendstudie suchen junge Leute vor allem Sicherheit“, sagt Anika Jansen. Bei der Suche nach Azubis könnte also eine Übernahmegarantie ein wichtiges Argument sein. Frauen wiederum suchten oft nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, Männer legten tendenziell mehr Wert auf Jobsicherheit und Gehalt, so Jansen.

Punkten können Handwerksbetriebe auch beim sogenannten Job-Branding: „Für immer mehr Menschen ist es wichtig, eine sinnvolle Arbeit zu leisten“, sagt Jansen. Ein Dachdecker und ein Heizungsbauer als Klimaschützer, Friseure, die Kunden glücklich machen, Bäcker und Fleischer, die sich um regionale und gesunde Ernährung kümmern – solche Argumente können überzeugen.

Foto: Kiattisakstock.adobe.com

Wen wollen Sie einstellen? Sagen Sie das klar in Ihrer Stellenanzeige, um einen Volltreffer zu landen.

„Heute müssen sich die Betriebe bei den Fachkräften und Azubis bewerben. Das ist leider noch nicht bei allen in der Praxis angekommen.“
Birgit Lietzau, Handwerkskammer Hannover
KATHARINA WOLF

Tipp 2: Wählen Sie einen eindeutigen

Jobtitel

Natürlich kann es Aufmerksamkeit erreichen, wenn Sie schreiben: „Steinstapler gesucht“, aber eigentlich einen Maurermeister einstellen wollen. Eine gute Idee ist es nicht unbedingt. „Solange Sie nicht ausdrücklich nach Quereinsteigern suchen, sollten Sie als Jobtitel den Ausbildungsberuf nennen“, sagt Birgit Lietzau. „Fachkräfte können mit diesen Begriffen am meisten anfangen.“

Wichtig ist der Jobtitel auch für die Suche im Internet: „Wer im Netz sucht, nutzt Google“, sagt Anika Jansen. Aber da geben Fachkräfte „Maurer“ ein und nicht „Steinstapler“.

Sie sollten zudem eindeutig schreiben, wen Sie suchen: einen Meister, einen Gesellen, einen Helfer oder einen Auszubildenden, sagt Birgit Lietzau: „So bewerben sich dann auch die Richtigen.“

Tipp 3: Nennen Sie nur die entscheidenden Anforderungen

Natürlich suchen Sie eine Fachkraft, die möglichst viel kann. Aber sollten Sie auch all Ihre Wünsche in

Foto: Franz Fender

die Stellenanzeige schreiben? „Nein“, sagt Jansen. „Lange Anforderungslisten schrecken ab. Vor allem Frauen halten sich dann häufig zurück.“

Auch Birgit Lietzau plädiert für ein möglichst knappes Anforderungsprofil, gibt aber zu bedenken: „Es gibt viele Handwerksberufe, in denen für bestimmte Tätigkeiten festgelegte Qualifikationen erforderlich sind – zum Beispiel unterschiedliche Schaltberechtigungen bei Elektrofachkräften. Wenn Sie hier eine bestimmte Qualifikation voraussetzen, sollten Sie diese auch unbedingt aufnehmen.“

Auch wenn mit dem Job andere Besonderheiten verbunden sind, sollten Sie diese klar benennen, rät Lietzau: Kundendienst, Montagewochen oder Bereitschaftsdienste sollten schon in der Stellenanzeige genannt werden.

Tipp 4: Passen Sie die Gestaltung an die Zielgruppe an „Machen Sie den potenziellen Bewerbern Lust darauf, bei Ihnen zu arbeiten, und zeigen Sie, wie Ihr Betrieb tickt“, sagt Lietzau. Eine Stellenanzeige sei auch eine Möglichkeit, mit alten Vorurteilen

gegenüber dem Handwerk – schwere Arbeit, viel Schmutz, schlechte Bezahlung – aufzuräumen.

Dazu gehört eine ansprechende Gestaltung.

„Eine Stellenanzeige sollte so strukturiert sein, dass alle wichtigen Informationen schnell zu finden sind“, so Lietzau. Spielen können Sie mit der Ansprache und einem aussagekräftigen Foto. „Da sollten Sie wieder Ihre Zielgruppe im Blick haben: Azubis können Sie flapsiger ansprechen als Meister.“ Dasselbe gelte für die Fotos. „Testen Sie ruhig mal eine ungewöhnliche Ansprache oder ein überraschendes Bild – wenn es denn zum Betrieb passt.“

Tipp 5: Suchen Sie die passenden Kanäle zur Veröffentlichung

„Eine Stellenanzeige sollte auffindbar sein“, betont Anika Jansen. „Sie sollten sie also auf Ihrer eigenen Karriereseite so veröffentlichen, dass sie mobil lesbar ist und von Google gefunden wird.“ Wichtig dafür sei nicht nur der eindeutige Jobtitel, den Sie auch in den Metadaten im Content-ManagementSystem unterbringen sollten. Die Stellenanzeige sollte zudem eine eigene URL haben „PDFs findet Google nicht“, so Jansen.

Ansonsten gilt: Klappern Sie auf allen Kanälen, auf denen Ihre Zielgruppe ist, vom örtlichen Anzeigenblatt bis zu Social Media. „Mit Facebook und Instagram erreicht man heute die Jugendlichen schon nicht mehr, sondern eher die Gesellen und Meister“, sagt Birgit Lietzau.

Sie legt Handwerksbetrieben neben der kostenlosen Veröffentlichung bei der Agentur für Arbeit besonders die Fachkräfte- und Ausbildungsplatzbörsen der Handwerkskammern ans Herz. „Wir stehen den Betrieben kostenlos mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie Unterstützung brauchen.“

Soll ich ein Gehalt in der Stellenanzeige nennen?

Und was ist mit dem Geld? Laut Umfragen wünschen sich die Bewerber schon in der Anzeige eine konkrete Auskunft über ihren Verdienst. Anika Jansen ist da eher vorsichtig: „Das ist nur unter bestimmten Bedingungen eine gute Idee.“ Sicher könne man so Leute anlocken. „Aber man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass das Team sofort die genannte Summe mit dem eigenen Lohn vergleicht“, betont sie. Voraussetzung, das Gehalt zu nennen, sei eine klare und gut durchdachte Gehaltsstruktur im Betrieb.

Birgit Lietzau ist ebenfalls skeptisch, was das Nennen einer fixen Summe angeht. „Man legt sich damit sehr fest. Verhandlungsspielraum haben Sie dann nicht mehr.“ Außerdem: „Liegen Sie zu hoch, kommen die Leute nur wegen des Geldes – und bleiben, bis ein anderer mehr bietet.“

Besser sei es, eine grobe Orientierung zu geben, zum Beispiel, wenn der Betrieb nach oder über Tarif bezahlt. „Letztlich ist gerade im Handwerk das Gehalt nur ein Baustein von vielen“, so Lietzau. Wer nur Wert aufs Geld lege, arbeite eher in der Industrie. „Im Handwerk können Sie mit anderen Argumenten mehr punkten. W

Klare Botschaft, gute Struktur, leichte Auffindbarkeit: Erfüllen Ihre Stellenanzeigen diese Kriterien, wachsen die Chancen auf passgenaue Bewerber.

„Eine Stellenanzeige sollten Sie auf Ihrer eigenen Karriereseite so veröffentlichen, dass sie mobil lesbar ist und von Google gefunden wird.“

Darum gehen Azubis ins Handwerk

Eine Studie zeigt: Spaß, Sicherheit und guter Verdienst sind die wichtigsten Gründe, eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen. Und was spielt keine Rolle?

Grund 1: Spaß am Beruf

Das passt zur Generation Z: Spaß am Beruf ist jungen Menschen heute mit Abstand am wichtigsten, wenn sie sich für einen Ausbildungsberuf entscheiden.

Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk (fbh) nach einer Befragung von 435 Azubis aus 24 Handwerksberufen.

„Spaß am Beruf“ erhielt von den Befragten auf einer Skala von 0 (gar nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) eine glatte 9 – und zwar quer durch alle Berufsabschlüsse.

Tipp für das Marketing: Wie vermitteln Handwerksbetriebe die Freude am Beruf und den Spaß an der Arbeit? Das sei nicht ganz einfach, räumen die Autoren der Studie ein. Gute Gelegenheiten bieten jedoch Tage der offenen Tür, die Teilnahme am Zukunftstag und Schülerpraktika.

Grund 2: Sicherheit beim Thema Arbeitsplatz und Verdienst Neben dem Spaß sind den Azubis Sicherheit und Geld wichtig. Auf Platz zwei und drei rangierten bei der Studie die Gründe „keine Angst um meinen Arbeitsplatz haben“ (8,14) und „gutes Geld nach der Ausbildung verdienen“ (7,86). Außerdem wurden hoch bewertet:

ɓ „mit den Händen arbeiten“ (7,83),

ɓ „eigenverantwortlich arbeiten“ (7,65),

ɓ „sich im Betrieb untereinander kennen“ (7,49).

Tipp für das Marketing: Alle diese Aspekte könnten gut für das Ausbildungsmarketing genutzt werden, meinen die Studienautoren. Informationen über den Beruf nach der Ausbildung können dabei eine wichtige Rolle spielen: Wie viel verdiene ich? Wann bekomme ich ein Übernahmeangebot von meinem Ausbildungsbetrieb? Welche Aufgaben kann ich später als Geselle eigenverantwortlich übernehmen?

Grund 3: Der Betrieb hat auf meine Bewerbung schnell reagiert Die Wissenschaftler wollten von den Auszubildenden auch erfahren, warum sie sich für einen bestimmten Betrieb entschieden haben. Hier können Arbeitgeber leicht punkten, denn der

Freude am Beruf ist der mit Abstand wichtigste Grund, warum Jugendliche eine Ausbildung im Handwerk wählen.

Ball liegt bei ihnen: „Schnelle Reaktion auf die Bewerbung“ war für fast 52 Prozent der Befragten ein Grund, sich für einen Betrieb zu entscheiden. Weitere, eher weiche Faktoren waren:

ɓ „Ich hatte das Gefühl, dass das Team freundlich miteinander umging.“ (49 Prozent)

ɓ „Der Betrieb hatte wirkliches Interesse an mir.“ (48 Prozent)

ɓ „Die Chemie stimmte.“ (42 Prozent)

PROZENT der befragten Auszubildenden hatten sich für Ihren Ausbildungsbetrieb entschieden, weil er schnell auf ihre Bewerbung reagiert hat.

ɓ „Ich hatte Gutes über den Betrieb gehört.“ (38 Prozent)

Interessant: Lediglich 7,5 Prozent entschieden sich für einen Betrieb, weil ihnen Zusatzleistungen wie ein Tablet oder ein Zuschuss zum Führerschein angeboten wurden.

Tipp für das Marketing: Hier haben Sie leichtes Spiel. Lassen Sie Bewerbungen auf Ausbildungsplätze nicht lange herumliegen, auch wenn Sie nicht zum passenden Zeitpunkt kommen. Sorgen Sie für einen guten Empfang und ein angenehmes Klima gegenüber den Bewerbern. Ebenso wichtig sei die Qualität Ihrer Ausbildung, schreiben die Studienautoren. Denn: „Gutes über den Betrieb hört man nur, wenn es auch Gutes zu berichten gibt.“ (KW) W

Atmosphäre ist wichtig: Bei Vorstellungsgesprächen sollten Sie auf eine angenehme Gesprächssituation achten.

Entstauben Sie Ihre Vorstellungsgespräche!

Die Zeiten, in denen Vorstellungsgespräche Verhören glichen, sind vorbei. Attraktive Arbeitgeber wollen beim Bewerber Punkte holen. Diese fünf Tipps helfen Ihnen dabei.

KATHARINA WOLF

Gute Fachkräfte oder Azubis können sich heute aussuchen, in welchem Betrieb sie anfangen wollen. „Deshalb geht es im Vorstellungsgespräch nicht mehr vorrangig darum, dem Bewerber mal richtig auf den Zahn zu fühlen“, sagt Sarah Pierenkemper, Senior Referentin Fachkräftesicherung beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). „Es geht vielmehr darum, in einem offenen, wertschätzenden Gespräch herauszufinden, ob der Bewerber in den Betrieb passt, und ihn dann als Arbeitgeber zu überzeugen.“

Keine einfache Aufgabe. „Es gibt viele kleine Stellschrauben, an denen Sie drehen können“, sagt

„Es geht nicht mehr darum, dem Bewerber mal richtig auf den Zahn zu fühlen.“
Sarah Pierenkemper, Senior Referentin Fachkräftesicherung

Pierenkemper. „Eine gute Vorbereitung spielt dabei eine extrem wichtige Rolle.“

Tipp 1: Stellen Sie sich individuell auf jeden Bewerber ein Jeder Bewerber, der zu Ihnen kommt, bringt eine andere Geschichte mit. „Vor dem Gespräch sollten Sie die Grundlagen klären: Wen habe ich gleich vor mir?“, rät Pierenkemper. Checken Sie den Lebenslauf und das Anschreiben. Über welche Qualifikation und Erfahrungen verfügt der Bewerber? Warum interessiert er sich für Ihren Betrieb? Sie verzichten auf Anschreiben und Lebenslauf? Dann gehen Sie die Notizen durch, die Sie sich

über die Bewerberin beziehungsweise den Bewerber gemacht haben.

„So ergeben sich individuelle Fragen für das Gespräch“, sagt die Expertin. „Gleichzeitig merkt der Kandidat, dass Sie sich auf ihn vorbereitet haben. Das vermittelt ein Gefühl der Wertschätzung. Und bei der Wahl zwischen mehreren Angeboten kann dieses Gefühl ausschlaggebend sein.“

Tipp 2: Sorgen Sie für eine angenehme Gesprächssituation

Damit ein Bewerbungsgespräch offen und ungestört verläuft, muss die Atmosphäre stimmen. „Gerade hier kommt es auf vermeintliche Kleinigkeiten an, die aber die Stimmung stark beeinflussen können“, sagt Pierenkemper. Deshalb checken Sie vorab:

ɓ Wissen das Büro oder der Empfang Bescheid, dass ein Bewerber kommt, sodass er freundlich begrüßt wird?

ɓ Haben Sie ausreichend Zeit für das Gespräch eingeplant und sich im Anschluss Zeit freigehalten, falls es länger dauert?

ɓ Ist Ihr Telefon ausgeschaltet und wissen alle, dass Sie nicht gestört werden wollen?

ɓ Ist der Raum ruhig, aufgeräumt und gelüftet?

ɓ Stehen Getränke bereit?

ɓ Haben Sie alle Unterlagen und Notizen am Platz, die Sie für das Gespräch brauchen?

„Vermeiden Sie Situationen, in denen es hektisch oder unangenehm wird“, betont Pierenkemper. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die Sitzordnung:

„Ist ein zukünftiger Kollege oder jemand aus der Personalabteilung mit dabei, sollten Sie ein Gegenübersitzen vermeiden. Das wirkt schnell wie ein Verhör“, warnt die Expertin. Besser sei es, über Eck zu sitzen oder gleich in einer Runde.

Tipp 3: Welche Informationen braucht der Kandidat wirklich?

Es geht im Bewerbungsgespräch auch darum, für Ihr Unternehmen zu werben. Fragen Sie sich vorab: Welche Informationen braucht der Bewerber wirklich? „Sie müssen nicht mit der Gründungsgeschichte starten“, so Pierenkemper. Auch Informationen, die auf Ihrer Website zu finden sind, müssen Sie nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. „Gute Kandidaten haben sich vorbereitet und diese Dinge bereits gelesen“, sagt die Expertin. Besser ist es, den Werbeblock an den Bewerber anzupassen. Hier macht es sich bezahlt, wenn Sie sich vorab mit ihm beschäftigt haben. Themen könnten sein:

ɓ Wie setzen wir die Werte unseres Betriebs konkret um und wie wirkt sich das auf die Stelle des Bewerbers aus?

„Es geht vielmehr darum, in einem offenen, wertschätzenden Gespräch

herauszufinden, ob der Bewerber in den Betrieb passt, und ihn dann als Arbeitgeber zu überzeugen.“

ɓ Welche Rolle spielen die Benefits im Betrieb im Arbeitsalltag?

ɓ Welche Fähigkeiten hat der Kandidat noch nicht und welche Weiterbildung können Sie bieten?

ɓ Welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sie?

ɓ Wie verläuft das Onboarding für den Arbeitsplatz?

„Schildern Sie die Vorteile Ihres Betriebs, aber versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können“, rät Pierenkemper. „Falsche Versprechungen führen nur zu Frust und im schlimmsten Fall kündigt der neue Mitarbeiter gleich wieder.“

Deshalb sollten Sie mögliche negative Punkte nicht verschweigen: Wird bei Ihnen regelmäßig samstags gearbeitet? Ist das Team auf Montage auch mal über mehrere Tage unterwegs? „Auch in solchen Punkten müssen Betrieb und Bewerber zusammenpassen“, betont die Expertin.

Tipp 4: Wappnen Sie sich für Fragen des Bewerbers

Nicht nur Sie, auch der Bewerber wird im Gespräch Fragen stellen. „Freuen Sie sich über Fragen, denn ihre Qualität sagt viel über den Kandidaten und dessen Vorbereitung aus“, sagt Pierenkemper. So zeugen gute Fachfragen von fundierten Kenntnissen.

Oft würden Bewerber auch Fragen zu Gehalt, Arbeitszeiten oder Urlaub stellen. „Hier sollten Sie vorbereitet sein und konkrete Antworten geben können“, rät die Expertin. Falls Sie eine Frage nicht sofort beantworten können – etwa nach Details von Weiterbildungen –, sei das keine Katastrophe. „Notieren Sie sich die Frage und liefern Sie die Antwort nach.“

Tipp 5: Beenden Sie das Gespräch mit einem konkreten Ausblick

Das Gespräch ist gut gelaufen und fast beendet. Jetzt ist es wichtig, den Bewerber mit einem guten Gefühl und einem konkreten Ausblick auf den weiteren Ablauf nach Hause gehen zu lassen. „Bedanken Sie sich für das Gespräch und sagen Sie so konkret wie möglich, wie das Verfahren weiterlaufen wird“, betont Pierenkemper. „Gibt es noch ein weiteres Gespräch und wenn ja, wann? Bis wann fällen Sie eine Entscheidung?“

Auch wenn Sie am Ende absagen – der Umgang mit dem Bewerber hat einen großen Einfluss auf das Image des Betriebs, ist die Expertin überzeugt. „Wie Sie sich im Bewerbungsverfahren verhalten, spricht sich herum und prägt Ihr Bild als regionaler Arbeitgeber“, so Pierenkemper. Umso wichtiger sei es, dass sich beide Parteien mit einem guten Gefühl verabschieden. W

Foto: Julia Haack/KOFA

Zwischen Wahnsinn und Verzweiflung: Viele Betriebe sind Bürokratie-verdrossen.

Weniger Kontrolle, mehr Praxistauglichkeit

Unternehmer könnten mit ihren Erfahrungen den Bürokratieabbau entscheidend vorantreiben. Sie haben konkrete Vorschläge, wie es gelingen kann.

Wie kann der Bürokratieabbau in Deutschland aus UnternehmerPerspektive vorangetrieben werden? Dazu hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht. Antworten von Vertretern aus fast 850 Firmen wurden ausgewertet. Insgesamt haben sie mehr als 1.500 Vorschläge gemacht und Themen für die Reduzierung der bürokratischen Lasten benannt.

Betriebe fordern mehr Vertrauen

Das sind die Top drei der Vorschläge:

1 Weniger Kontrolle: Vier von zehn Betrieben fehlt das Vertrauen. Vom Gesetzgeber fordern sie mehr Freiheit bei der Erfüllung ihrer büro-

kratischen Pflichten. Wenn besonders kleine und mittlere Betriebe (KMU) mehr Spielraum hätten, könnten sie Schutzziele wie Klima-, Arbeits- und Datenschutz nicht nur effektiver umsetzen, sondern auch Bürokratie abbauen. Wichtig sei den Firmen zudem ein Informations- und Erfahrungsaustausch über bürokratische Vorgaben.

2 Vereinfachen und beschleunigen: Knapp ein Drittel der Befragten wünscht sich eine Vereinfachung von Vorschriften und Gesetzen. Aus ihrer Sicht sollte die Bearbeitung durch Behörden deutlich schneller werden. Vor allem die zahlreichen Sonderregelungen erhöhten die Komplexität von Gesetzen unnötig. Unternehmer fordern laut IfM einfachere und

MARTINA JAHN

verständlichere Formulierungen und Strukturen. In Themen wie der Neugestaltung des Steuerrechts, der Beschleunigung von Bauvorhaben, der Datenschutzgrundverordnung und des Lieferkettengesetzes sehen sie hohes Potenzial.

3 Expertise berücksichtigen: Dass mehr ihres Wissens in Gesetzgebungsverfahren einfließt, wünscht sich rund ein Viertel der Befragten. Viele Gesetze seien realitätsfremd und nicht praxistauglich. Es brauche einen Dialog mit der Politik, um Folgen neuer Vorgaben abzuschätzen. Die Mehrzahl der Unternehmer sei bereit, sich mit ihrer Expertise einzubringen.

„Die Luft zum Atmen fehlt“

Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kritisiert die Bürokratielast in Betrieben. Sie werde als Übergriffigkeit in die unternehmerische Tätigkeit und Freiheit empfunden. Im Moment liefen viele Betriebe zwar noch gut. Doch gebe es auch Zeiten, in denen es mal nicht so gut laufe. In

„Das Gefühl des ,betreuten Lebens‘ erzeugt keine Sicherheit, sondern Frust.“
Jörg Dittrich, ZDH-Präsident

Lahme Zahlungen

Öffentlichen Auftraggebern stellt die Baubranche ein schlechtes Zeugnis aus.

Betriebe müssen bei öffentlichen Auftraggebern länger auf ihr Geld warten als bei privaten oder gewerblichen Kunden. Das ergab eine Umfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), an der sich 600 Mitgliedsunternehmen beteiligten. Mehr als ein Viertel der Betriebe schätzt das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand demnach als schlecht oder sehr schlecht ein. Bei privaten Auftraggebern finden das nur rund fünf Prozent. Als Hauptgrund nennen die Firmen Personalmangel in den Behörden.

ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa kritisiert dieses Zahlungsverhalten scharf: „Manche Behörden lassen sich besonders lange Zeit, und unsere Betriebe haben dann meist das Nachsehen. Wir beklagen die

diesen Momenten würden keine bürokratischen Vorschriften helfen. „Im Gegenteil: Die Illusion der staatlichen Vollkasko-Kontrolle schnürt den Betrieben die Luft zum Atmen ab“, sagt ZDH-Präsident Jörg Dittrich. Er fordert ein „Umdenken mit drei Konsequenzen“:

ɓ Gesetze reduzieren: Das gelte auf nationaler und europäischer Ebene. Die „One in, one out“-Regel bei neuen Vorschriften reiche nicht mehr aus. Vielmehr sei eine „One in, two out“-Regel angebracht. Das bedeutet: Für jede neue Maßnahme müssten zwei andere gestrichen werden.

ɓ Qualität verbessern: Gesetze müssten an Bedarfen der Betriebe ausgerichtet sein. Praxis-Checks im Vorfeld von Gesetzgebungsverfahren könnten das sicherstellen.

ɓ Tempo reduzieren: Gesetzesänderungen sollten nur noch an zwei Stichtagen im Jahr in Kraft treten dürfen. Das erspare Unternehmen die ständige Beschäftigung mit Rechtsfragen. W

schlechte Zahlungsmoral am Bau, die zusammen mit der Vorleistungspflicht eine erhebliche Liquiditätsbelastung für die Bauunternehmen darstellt.“ Er forderte, dass die in Arbeit befindliche EU-Zahlungsverzugsrichtlinie den Schutz von Mittelstand und Handwerk vor unverhältnismäßig langen Zahlungsfristen ins Zentrum stellen müsse.

Diese Richtlinie sieht nach aktuellem Stand eine grundsätzliche Zahlungsfrist von 30 Tagen für gewerbliche Kunden und Behörden vor. Nur wenige Ausnahmen sind vorgesehen. Bis sie in Kraft tritt, könnte es aber noch dauern: Das gerade gewählte EU-Parlament wird sich erst nach seiner Konstitution damit befassen. (KW) W

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Mit dem Blick nach vorn

Karen Meier-Bunge arbeitet täglich an der Weiterentwicklung ihres Unternehmens. Dabei haben ihre Mitarbeitenden Priorität – und ihre eigene Einstellung zum Thema Führung.

MARTINA JAHN

Das war schon immer so!“ oder „Warum machen wir das jetzt anders?“ gibt es bei Meier-Bunge Landtechnik in Wagenfeld nicht. Die Inhaberin entwickelt den Familienbetrieb „jeden Tag ein Stück weiter“. „Wir arbeiten in einer innovativen Branche. Wenn wir Neuerungen einführen, wägen wir ab: Wie bringt es uns in unserer täglichen Arbeit weiter? Was übernehmen wir und was nicht?“, sagt Karen Meier-Bunge. Sie schaue mit allen in die gleiche Richtung –nach vorn. „Entweder ich habe eine Idee und gebe sie in das Team oder wir arbeiten gemeinsam an einem Vorschlag“, sagt sie. Die flexiblen Strukturen und kurze Entscheidungswege erleichtern die Arbeit: „Wir sind glücklicherweise keine Behörde.“

Führen mit Humor und auf Augenhöhe Der 31-Jährigen ist bewusst, dass die Schuhe ihres Vaters sehr groß sind. Dennoch hat Karen MeierBunge seit der Übernahme vor gut einem Jahr mutig den Führungsstil verändert. „Es gibt schon immer einen engen Zusammenhalt, darauf habe ich aufge-

„Hier darf und soll auch gelacht werden.“
Karen Meier-Bunge, Geschäftsführerin Meier-Bunge Landtechnik

baut“, sagt sie. An erster Stelle schaue sie, was das Beste für den Betrieb ist und nicht, „wer sein Ego am besten durchsetzen kann“. „Ich sage niemals, ‚Ich bin die Chefin und du musst das machen‘, dieser Stil liegt mir fern“, betont Meier-Bunge.

In ihrem Betrieb soll sich jeder wertgeschätzt fühlen und wissen, dass seine Stimme gehört wird. „Um das zu erreichen, gehe ich jeden Tag mit offenen Augen durch die Firma“, sagt sie. Gibt es Probleme, ist ihr wichtig, nachzufragen und Interesse zu zeigen. Gespräche mit Mitarbeitenden führe sie nicht nur hinter verschlossener Tür in ihrem Büro, sondern auch in der Werkstatt oder am Telefon. Mindestens einmal pro Woche sehe sie jeden Mitarbeiter persönlich.

Jeder von ihnen dürfe Kritik äußern. Die Unternehmerin legt Wert auf einen ehrlichen und loyalen Umgang sowie auf ein respektvolles Miteinander von Jungen und Älteren. Aber noch etwas mache ein modernes Unternehmen aus: „Hier darf und soll auch gelacht werden“, sagt die Chefin von 70 Mitarbeitenden – 15 im eigenen Familienbetrieb, die

anderen gehören einem Landtechnik-Unternehmen an, das die Familie vor sieben Jahren übernommen und weiterentwickelt hat. Führen mit Humor liegt der Unternehmerin am Herzen, das dürfe im Tagesgeschäft nie zu kurz kommen.

Mitarbeitende lange binden

Ihre Art zu führen zahle vor allem auf ein Ziel ein: „Ich möchte unsere Mitarbeitenden emotional und vor allem langfristig binden“, sagt Meier-Bunge. Sie weiß: Es kostet Zeit und Geld, bis jemand so weit ist, dass er Prozesse versteht, fachlich fit ist und ins Team passt. Genau daran arbeitet sie jeden Tag: „Mir hilft dabei ein ehrlicher Blick in den Spiegel. Dann frage ich mich: Was kann ich noch besser machen?“, erklärt sie.

Damit sich junge Menschen für ihren Betrieb interessieren, stelle sie die Stärken des Familienunternehmens in den Fokus: vom Engagement für Aus- und Weiterbildung bis zum Bürohund. „Wir kleineren Betriebe müssen uns nach außen besser präsentieren“, ist Meier-Bunge überzeugt. Sie nutzt dazu Social-Media-Kanäle und ergänzend die Website als Marketinginstrumente.

Das trage Früchte: Zwei bis vier junge Menschen bildet der Betrieb pro Jahr aus und versucht, sie danach zu halten. „Jeder hat die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen. Aber es muss innerhalb der Grenzen passieren, die die Unternehmensstrategie vorgibt“, sagt sie. Nur mit Mitarbeitern, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen oder sich weiterzuentwickeln, könnten auf lange Sicht auch anspruchsvolle Kundenwünsche erfüllt werden.

Pluspunkt: Die Außensicht auf den Betrieb Wovon die Unternehmerin besonders profitiert: „Ich bin nicht im Tagesgeschäft involviert.“ Ihre fünf Teams seien so aufgestellt, dass es klare Zuständigkeiten gibt. Anstatt täglich mitzumischen, könne sie sich auf die strategische Weiterentwicklung konzentrieren. Dafür tauscht sie sich mit Kollegen aus, besucht Messen und Verbandsveranstaltungen. Ein großes Netzwerk habe sie im Verband der jungen Unternehmer, für den sie sich ehrenamtlich engagiert.

„Es gibt viele neue Ideen, die ich von außen mitbringe“, sagt Meier-Bunge. Es sei spannend zu sehen, wie andere Unternehmen Themen angehen und Probleme lösen. Sie jedenfalls wolle sich nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern selbst bewerten, was für ihren Betrieb gut passt. „Ich will schneller sein als die anderen, sonst hänge ich hinterher“, beschreibt sie ihren Anspruch. Dabei habe sie keine Angst, nach vorne zu schauen, und nehme jede Herausforderung an. „Das habe ich von meinem Vater gelernt.“ W

„Jeder hat die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen. Aber es muss innerhalb der Grenzen passieren, die die Unternehmensstrategie vorgibt.“

Karen Meier-Bunge, Geschäftsführerin

Meier-Bunge Landtechnik

Nünemann folgt auf Möhle

Bauunternehmer

Andreas Nünemann (Foto) ist neuer Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Er folgt auf Reiner Möhle, der seit 2018 das Amt innehatte. Von der Vollversammlung außerdem gewählt wurden die neuen Vizepräsidenten: Kai Schaupmann aus Osnabrück auf Arbeitgeber- und Carsten Greiwe aus Hasbergen auf Arbeitnehmerseite.

Der 60-jährige Nünemann bringt jahrelange Erfahrungen als ehemaliger Kreishandwerksmeister für Meppen und Emsland Mitte-Süd mit in sein neues Amt. Diese wolle er in seiner Amtszeit als Kammerpräsident „zum Wohle des Handwerks nutzen“, sagte der Maurermeister. Nünemann stammt aus Haren (Ems), ist verheiratet und hat zwei Töchter. (JA)

Verdienstkreuz für Karl-Heinz Bley

Für sein langjähriges Engagement und seine herausragenden Verdienste um das Handwerk in Niedersachsen hat KarlHeinz Bley (Foto) das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens erhalten.

Bley ist in Garrel seit über 50 Jahren als selbstständiger Kfz-Mechanikermeister und -händler tätig und im Ehrenamt aktiv. Der Unternehmer war Präsident der Unternehmensverbände Handwerk Niedersachsen und des Niedersächsischen Handwerkstages. Seit Jahrzehnten setzt er sich für die Förderung des Handwerks, die Ausgestaltung des Landesvergaberechts sowie die Stärkung der dualen Ausbildung ein. Verliehen wurde Bley die Auszeichnung von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (JA)

Ob Sachbezüge, Mittagessenszuschuss oder betriebliche Altersvorsorge: Bei steuerfreien Gehaltsextras haben Betriebe verschiedene Möglichkeiten.

Was Arbeitgeber steuerfrei zahlen können

Sachleistungen können manchmal mehr motivieren als eine Gehaltserhöhung. Welche Möglichkeiten gibt es 2024, um Mitarbeitenden steuerfrei etwas Gutes zu tun?

ANNA-MAJA LEUPOLD

Von einer Gehaltserhöhung kommt bei den Mitarbeitenden leider meist wenig an – Grund dafür sind die Steuern und Sozialabgaben. Gehaltsextras können deshalb eine gute Alternative zu einer Lohnerhöhung sein. „Es gibt Benefits, die Betriebe eins zu eins an ihre Mitarbeitenden durchreichen können“, erläutert Steuerberaterin Anne Billewitz von der Kanzlei Billewitz Steuern und Recht in Trier. Sie verrät, welche steuer­ und sozialabgabenfreien Gehaltsextras möglich sind.

Sachbezüge: Warum mehr als nur Tankgutscheine drin sind Mitarbeiterwünsche erfüllen? Laut Billewitz geht das mithilfe von Sachbezügen – steuer­ und sozial­

„Es gibt Benefits, die Betriebe eins zu eins an ihre Mitarbeitenden durchreichen können.“

abgabenfrei seien Zahlungen von bis zu 50 Euro möglich. „Dieser Betrag kann einmal im Monat ausgeschüttet werden“, erläutert die Steuerberaterin. Eine rückwirkende Zahlung sei nicht möglich.

„Im Handwerk werden Sachbezüge oft als Tankgutscheine bezeichnet“, sagt Billewitz. Doch sie weist darauf hin, dass Sachbezüge deutlich mehr sind: „Es gibt inzwischen Lösungen mit Kontokarten, mit denen die Mitarbeiter in verschiedenen Geschäften bezahlen können.“

Ein Anbieter solcher Karten sei zum Beispiel Edenred, so die Steuerberaterin. „Für Chefs haben die Karten den Vorteil, dass sie nicht selbst individuelle Gutscheine kaufen müssen“, erläutert sie. Die Mitarbeiter hingegen könnten sich aussuchen,

wofür sie das Geld ausgeben möchten – zum Beispiel beim Einkauf in der Drogerie, im Supermarkt oder auch an der Tankstelle.

Billewitz sieht aber noch einen weiteren Vorteil von Kontokarten: „Mitarbeitende, die das Geld nicht sofort ausgeben wollen, können auch eine größere Summe ansparen.“ Ihrer Erfahrung nach ist es gerade bei Beschäftigten im Handwerk beliebt, die Sachbezüge für größere Anschaffungen zu sparen – zum Beispiel für einen neuen Fernseher oder ein Tablet.

Mittagessenszuschuss für die Mitarbeiter Bauhandwerker sind oft den ganzen Tag auf Baustellen unterwegs und kommen tagsüber nicht in den Betrieb. Andere sind sogar mehrere Tage am Stück auf Montage. „In solchen Fällen sind Essenszuschüsse als Gehaltsextra interessant“, sagt die Steuerberaterin. Steuerfrei sei pro Monat ein Zuschuss von 108,45 Euro möglich, im Jahr seien das also bis zu 1.300 Euro. Diese Summe setze sich aus 15 Mahlzeiten je 7,23 Euro zusammen.

Damit der Zuschuss mit der Gehaltsabrechnung überwiesen werden kann, braucht es laut Billewitz Belege für jede Mahlzeit: „Das lässt sich einfach per App lösen“, sagt die Steuerberaterin. Die Mitarbeitenden müssten nach dem Einkauf beim Bäcker, im Supermarkt oder im Restaurant nur den Bon fotografieren und hochladen. Anbieter wie zum Beispiel Belonio würden diese Angaben dann prüfen.

Um den Mittagessenszuschuss an die Mitarbeiter auszuschütten, benötigen Betriebe zwar nicht zwingend eine App. Doch dazu sagt Billewitz: „Ohne eine Anbieter­Lösung muss in der Lohnbuchhaltung jeder Beleg geprüft und der Zuschuss ermittelt werden.“

Betriebliche Altersvorsorge: Gehaltsextra, das bindet

Den Lebensstandard im Alter halten – allein mit der gesetzlichen Rente wird das den wenigsten Menschen gelingen. Altersvorsorge ist deshalb ein wichtiges Thema für alle Beschäftigten. Eine der Möglichkeiten ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV). „Steuerlich ist das sowohl für Mitarbeitende als auch für Handwerksbetriebe interessant“, sagt Billewitz.

Der Grund dafür sei, dass Mitarbeitende bei der bAV einen Teil ihres Bruttogehalts in eine Versicherung einzahlen. „Das Nettogehalt ändert sich dadurch kaum“, erläutert die Steuerberaterin. Doch für die Mitarbeitenden sieht sie noch einen weiteren Vorteil: „Arbeitgeber müssen die bAV mindestens mit 15 Prozent bezuschussen.“

„Hilfe in persönlichen Notsituationen? Bei Mitarbeitenden kommt das gut an.“
Anne Billewitz, Steuerberaterin

Auch für Handwerksbetriebe sieht Billewitz Vorteile: „Mitarbeitende, die eine bAV haben, wechseln nicht so gerne den Arbeitgeber.“ Außerdem sei die betriebliche Altersvorsorge eine gute Möglichkeit, den Mitarbeitenden steuer­ und sozialabgabenfrei etwas Gutes zu tun: „Die Höchstgrenze für den Arbeitgeberanteil liegt aktuell bei 302 Euro im Monat“, sagt die Steuerberaterin.

Persönliche Anlässe: Wann sind Sachzuwendungen möglich?

Sachzuwendungen von bis zu 60 Euro sind laut Billewitz bei persönlichen Anlässen möglich – und zwar steuer­ und sozialabgabenfrei. „Betriebe können sie zum Beispiel zum Geburtstag der Mitarbeitenden ausschütten“, erläutert die Steuerberaterin. Wichtig dabei sei, dass es sich um Gutscheine oder Gegenstände handele. „Eine Auszahlung von Bargeld ist nicht möglich“, betont Billewitz.

Sie weist darauf hin, dass Betriebe neben dem Geburtstag noch weitere Möglichkeiten haben, Sachzuwendungen an die Mitarbeiter zu übergeben: „Auch bestandene Prüfungen, die Geburt eines Kindes oder das Mitarbeiterjubiläum können als Anlass für eine zusätzliche Ausschüttung genutzt werden“, sagt die Steuerberaterin Gleiches gelte für Geburtstage der Ehefrau oder der Kinder. Doch auch wenn Betriebe Gestaltungsspielraum haben, gibt es durchaus Grenzen bei den Zuwendungen aus persönlichem Anlass: „Weihnachten ist aus steuerlicher Sicht kein privater Anlass“, betont sie.

Persönliche Notsituationen: Bis zu 600 Euro sind steuerfrei möglich Auch in Notsituationen können Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden unterstützen.„Steuerfrei sind Zahlungen bis zu 600 Euro möglich“, sagt Billewitz. Mögliche Anlässe könnten zum Beispiel der Tod von Angehörigen, die kaputte Waschmaschine oder auch ein Wasserrohrbruch sein.

Wenn Chefs ihren Mitarbeitern in Notsituationen helfen, zeige das Wertschätzung. „Bei Mitarbeitenden kommt das gut an“, sagt die Steuerberaterin und ergänzt, dass Betrieben keine Extrakosten entstehen: Schließlich fallen bei Zahlungen von bis zu 600 Euro keine Steuern und Sozialabgaben an.

Wichtig: Die steuerfreie Notstandsbeihilfe könne in Ausnahmefällen auch den jährlichen Höchstbetrag von 600 Euro übersteigen. Möglich sei das bei „besonders schweren Notfällen oder wenn sich der Arbeitnehmer in einer wirtschaftlich bedrohlichen Situation befindet“. Bei den gewährten Beihilfen könne es sich um eine Bar­ oder Sachzuwendung handeln, so Billewitz. W

Warnung: Dies ist weder ein sicheres Passwort noch ein guter Aufbewahrungsort.

Passwörter? So besser nicht!

Passwörter sind unsere Schlösser in der digitalen Welt. Trotzdem sind wir oft nachlässig. Kommt Ihnen das bekannt vor? Diese Fehler sollten Sie nicht begehen, denn es geht um Ihre Sicherheit!

Fehler 1: Sie nutzen schwache Passwörter

Jeder weiß, dass 12345 kein sicheres Passwort ist. Trotzdem führt es laut Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Liste der beliebtesten zehn Passwörter an. Es folgen: passwort, 123456, hallo. Sicherheit sieht anders aus!

„Ein starkes Passwort hat mindestens zehn Zeichen, ist kein Name oder ein Wort, das sich im Lexikon finden lässt, und besteht aus einer Kombination von großen und kleinen Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen“, sagt Marc Siebert, Beauftragter für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Rheinhessen. „Ihr Passwort ist ein Zahlenschloss: Mehr Zeichen und mehr unterschiedliche Kategorien machen es schwieriger, die richtige Kombination zu erraten.“

Hacker nutzen Software, um Passwörter zu knacken. Die Software spielt die gängigsten Passwörter durch und testet den Inhalt ganzer Wörterbücher in Sekunden. Hat das keinen Erfolg, muss die Software alle möglichen Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen ausprobieren. Die Zeit steigt dabei exponentiell mit der Komplexität des Passworts.

„Ihr Passwort ist ein Zahlenschloss: Mehr Zeichen und mehr unterschiedliche Kategorien machen es schwieriger, die richtige Kombination zu erraten.“

Marc

Siebert, Beauftragter für Innovation und Technologie

Tipp: „Um sich die komplexen Passwörter zu merken, ist ein Passwortsatz hilfreich“, sagt Siebert. „Sie suchen sich einen Satz und nehmen von jedem Wort den ersten Buchstaben.“ So wird dann aus: „Ich würde am liebsten sechs Wochen Urlaub im Harz machen!“ das Passwort „Iwal6WUiHm!“. Oder Sie nutzen den Satz als Passwort und ersetzen dabei das Zahlwort sechs durch die Ziffer 6.

Fehler 2: Sie speichern Ihr Passwort im Browser

Ständig muss man sich in der digitalen Welt irgendwo anmelden: ob Firmennetzwerk, OnlineShop, Facebook-Account oder Online-BankingPortal. Da ist es doch super bequem, die Anmeldedaten einfach im Browser zu speichern, der ja auch immer so nett danach fragt.

Eine ganz schlechte Idee, meint Marc Siebert. „Passwörter müssen geschützt werden, das heißt, man sollte sie weder auf einen Zettel schreiben, der am Monitor klebt oder auf dem Schreibtisch liegt, noch in eine Textdatei auf dem PC schreiben und auch nicht im Browser speichern.“

In der realen Welt könnte jemand einfach diese Zettel finden und Ihre Passwörter missbrauchen.

KATHARINA WOLF

Und auch in der digitalen Welt liegen Passwörter im Browser oder in Ihrem PC ungeschützt herum, falls jemand in Ihren Computer eindringt. Wenn derjenige nur durch das Aufrufen Ihrer OnlineBanking-Seite automatisch den vollen Zugriff auf Ihr Konto hat, können die Folgen dramatisch sein.

Fehler 3: Sie nutzen ein Passwort für mehrere Accounts

Auch hier macht uns die Bequemlichkeit zu leichten Opfern von Cyberkriminellen: Um sich nicht für jede Seite ein anderes Passwort auszudenken, nehmen wir einfach immer das gleiche. Die Gefahr: Gerät das Passwort einer einzelnen Anwendung in falsche Hände, hat ein Angreifer freie Bahn für alle weiteren Accounts mit dem gleichen Passwort. Er kann einfach automatisiert durchtesten, wo dieses Passwort ebenfalls verwendet wird. Die Konsequenz: „Jeder Account braucht ein eigenes Passwort“, betont Siebert.

„Jeder Account braucht ein eigenes Passwort.“
Marc

Jetzt fürchten Sie, den Überblick zu verlieren? Helfen kann ein Passwortmanager wie das Open-Source-Programm KeePass. Diese Programme funktionieren wie ein Tresor in Ihrem Computer, in dem Sie ein Notizbuch mit allen wichtigen Passwörtern speichern können. Das heißt, Sie brauchen nur noch ein starkes Passwort, um den Passwortmanager aufzurufen und die dort hinterlegten Passwörter für Ihre unterschiedlichen Accounts aufzurufen. Aber Achtung: Dieses Passwort sollten Sie nicht vergessen, sondern sich gut merken und analog sicher verwahren, zum Beispiel in Ihrem Tresor im Betrieb oder im Bankschließfach. W

wMehr Informationen zu den Themen Passwortmanager und Passwörter finden Sie auf den Seiten des BSI: www.bsi.bund.de/dok/12006568 www.bsi.bund.de/dok/6701116

Drei Gründe für regelmäßige Checks

Sie haben einen Instagram-Account? Dann sollten Sie von Zeit zu Zeit Ihr Profil auf Aktualität und Inhalt prüfen. Auf die folgenden Punkte sollten Sie dabei besonders achten.

Ob Sie ganz frisch bei Instagram aktiv sind oder schon einige Jahre Erfahrung haben –Ihr Profil ist das, was Ihre Follower als Erstes sehen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie es auf dem neuesten Stand halten und für Übersicht sorgen – zum Beispiel aus diesen drei Gründen:

1. Der erste Eindruck zählt Ein ansprechendes und einheitliches Design Ihres Instagram-Profils steigert die Aufmerksamkeit der Nutzer und damit auch das Interesse an Ihrem Content. Das Profilbild, die Biografie, Story-Highlights und das allgemeine Design Ihres Feeds sind die ersten Punkte, die Instagram-Nutzer beim Besuch Ihres Profils sehen. Wenn Sie auf den ersten Blick überzeugen können,

bleiben User auf dem Profil, kommen wieder oder reagieren auf Ihren Content.

2. Profil und Beschreibung ziehen Aufmerksamkeit Bleiben Sie in Erinnerung mit einem qualitativ hochwertigen Profilbild. Dafür bieten sich bei einem Firmen-Account das Firmenlogo oder ein Gruppenbild Ihres Teams an. Für Ihr privates Profil verwenden Sie am besten ein Porträt-Foto von sich. Die Biografie (Bio) unter dem Bild sollte kurz, prägnant und informativ sein: Was machen Sie? Was hebt Sie von Ihren Wettbewerbern ab? Geben Sie dort auch Ihren Standort an und verlinken Sie Ihre Webseite! Verwenden Sie zudem passende Emojis, um den Text in der Bio aufzulo-

ckern und visuell ansprechender zu gestalten.

3. Corporate Design für die Außenwirkung

Wenn Sie Story-Highlights erstellen, achten Sie dabei

Passen Profilbild, Biografie und Story-Highlights zu Ihrem Instagram-Account? Das ist das Aushängeschild für Ihre Follower.

auf ein einheitliches Design für die Cover. Geben Sie den Highlights präzise Namen. Ihr Feed sollte außerdem einheitlich gestaltet sein. Dafür können Sie Ihr Corporate Design nutzen: Platzieren Sie beispielsweise Ihr Firmenlogo im kleinen Format konsistent an einer Stelle in den verwendeten Fotos.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihre Fotos eine gute Qualität haben und nicht abgeschnitten sind. Texte und Bilder sollten eine klare Botschaft vermitteln. Hier gilt inhaltlich: Weniger ist mehr. Durch ein wiederkehrendes Design schaffen Sie zudem einen Wiedererkennungswert und steigern die Attraktivität Ihres Profils für potenzielle Follower. LOUISA WALTHER W

Sprechen Sie KI? Prompten wie Profis!

Die Ergebnisse von ChatGPT und Co sind nur so gut, wie die Befehle, die Sie eingeben. Mit diesen Tipps gelingen Ihnen gute Prompts und der Bot tut, was er soll.

Stellen Sie sich vor, Sie übergeben eine Aufgabe schriftlich an jemandem, der prompt und wortwörtlich ausführt, was Sie schreiben. Gleichzeitig hat er keine Ahnung, wer ihm schreibt, und kennt auch den größeren Zusammenhang nicht, in dem die Aufgabe möglicherweise steht.

Knifflig? Auf jeden Fall! Aber dieses Bild beschreibt ganz gut, warum es so wichtig ist, wie Sie die Aufforderungen an die KI formulieren. Im KI-Sprech heißen diese Aufforderungen Prompts; und die werden immer gebraucht, wenn Sie KI-gestützte Inhalte erstellen wollen – egal ob Text, Bild oder Musik. „Das Schwierige am Prompten ist, dass die KI die eigene Kreativität nicht ersetzt“, sagt Robert Falkenstein, Projektleiter Schaufenster Bayreuth Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk. Er plädiert dafür, es einfach auszuprobieren. „Es kann ja nichts Schlimmeres passieren, als dass Unsinn herauskommt“, so Falkenstein. Doch für einen guten ersten Einstig hat er fünf Tipps.

Tipp 1: Liefern Sie der KI klare Details „Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Aufgabe möglichst präzise übergeben“, sagt Falkenstein. Deshalb benötigt die KI eine einfache klare Sprache, ausreichend Details und Kontext. „Eine Sprache ohne Mehrdeutigkeiten verhindert Missverständnisse“, so der Projektleiter. „Und je mehr Kontext die KI bekommt, desto besser kann sie die Aufgabe erfüllen.“

Ebenfalls wichtig ist es, konkrete Anforderungen zu liefern. Orientierung bieten W-Fragen, die Sie in Ihrem Prompt beantworten:

ɓ Was genau brauchen Sie?

ɓ Wer ist der Adressat?

ɓ Welcher Inhalt soll vermittelt werden?

ɓ Wie soll das Ergebnis aussehen?

Für einen kurzen Text könnte der Prompt dann lauten: „Bitte schreibe mir eine Abwesenheitsnotiz für meinen E-Mail-Account. Ich bin vom 1. bis 14. Juli im Urlaub. Unser Betrieb ist dann geschlossen. Wir haben leider keine Vertretung. Adressaten sind meine Kunden, die ich duze. Deshalb darf der Ton freundlich und locker sein.“

Wichtig: „Werden Sie nicht zu präzise und schreiben überlange Prompts mit zu vielen Details. Die KI wird dann einige ignorieren“, warnt Falkenstein. „Stellen Sie sich vor, Sie würden einem Kumpel per Whatsapp schreiben. Der antwortet auch nur auf das Nötigste.“

Tipp 2: Fragen Sie die KI, wie es geht Sie wissen gar nicht, wie Sie loslegen sollen? „Dann fragen Sie doch einfach die KI“, sagt Falkenstein. „Ich möchte XY tun (zum Beispiel einen Brief oder eine Einladung schreiben). Wie gehe ich vor, damit Du mir das beste Ergebnis lieferst?“, nennt er einen möglichen Start-Prompt. Die KI wird dann mit einer Menge Rückfragen antworten, welche Informationen sie benötigt. Im nächsten Prompt können Sie dann die wichtigsten für Ihre Aufgabe beantworten. Hilfreich kann dieses Vorgehen auch sein, wenn Sie ein Bild erstellen wollen. „So können

Die KI denkt nicht selbst. Sie müssen in Ihren Prompts daher klare Anweisungen geben.

„Das Schwierige am Prompten ist, dass die KI die eigene Kreativität nicht ersetzt.“
Robert Falkenstein, Projektleiter
Foto: vefimov

Sie ChatGPT oder einen anderen Chatbot fragen, wie man am besten ein Bild von der KI Midjourney erstellen lässt.“

Tipp 3: Machen Sie aus der KI eine Persona Noch bessere Ergebnisse können Sie erzielen, wenn Sie der KI eine Rolle zuweisen, die sie bei der Lösung der Aufgabe übernehmen soll. „Du bist Social-MediaProfi und schreibst einen Post“ oder „Du bist Koch und lieferst mir ein Rezept“. „Mit diesem zusätzlichen Kontext ist die Aufgabe klarer, die die KI lösen soll“, sagt Falkenstein. Wenn Sie damit schon ein bisschen Übung haben, können Sie auch regelrechte Personas aufbauen. Das sind Zielgruppen-Modelle, denen bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden – beispielsweise die einer bestimmten Kundengruppe. Nimmt die KI die Rolle einer Persona ein, kann sie Aufgaben auf eine spezielle Weise angehen. Dadurch kann sie Sparringspartner werden, der zum Beispiel

„Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Aufgabe möglichst präzise übergeben.“
Robert Falkenstein, Projektleiter

als anspruchsvoller Kunde auftritt. „So können Sie beispielsweise Azubis ein Verkaufs- oder Kundengespräch üben lassen“, erklärt Falkenstein die Idee. So könnte Ihr Prompt lauten: „Schlüpf in eine Rolle: Du bist ein Kunde, der sein Badezimmer sanieren lassen will. Du bist 60 Jahre alt. Du hast eine Vorliebe für Naturstein. Du willst möglichst wenig bezahlen. Das Bad soll barrierefrei sein. Du sprichst im norddeutschen Dialekt.“ Die KI wird darauf etwas antworten und sich in der Rolle vorstellen.

Dann können Sie die Simulation eines Kundengesprächs so starten: „Ich würde gern mit Dir ein Kundengespräch üben. Du bist der Kunde, ich der Handwerker. Lass uns das Gespräch so üben, dass Du nur die Kundenrolle übernimmst und für eine neue Frage meine Antwort abwartest.“

Tipp 4: Prüfen Sie das Ergebnis

Eine KI antwortet meist sehr überzeugend, liegt aber nicht immer richtig. „Sie sollten die Ergebnisse

Stets zu Diensten: Die KI ist aber nur so gut, wie sie mit Informationen versorgt wird.

immer prüfen“, betont Falkenstein. Zum einen, weil inhaltliche Fehler auftreten: Eine Schwäche von KIs ist, dass sie hin und wieder vermeintliche Fakten halluzinieren, die schlicht falsch sind. Zum anderen kann es aber auch passieren, dass die KI Ihren Prompt nicht so ausführt, wie Sie sich das vorgestellt haben. „Auch das sollten Sie immer checken“, sagt der KI-Experte.

„Wie sollte der optimale Prompt für die eben gelöste Aufgabe lauten?“
Robert Falkenstein, Projektleiter

Tipp 5: Bitten Sie mit neuen Prompts um Korrektur

Eine KI ist kein Azubi, der schon mault, wenn er eine Aufgabe zweimal ausführen soll – ihre Geduld ist unerschöpflich. Deshalb bitten Sie um die Korrektur der Ergebnisse, wenn Sie nicht zufrieden sind. „Sie sollten in Ihrem neuen Prompt darauf hinweisen, was anders gemacht werden soll“, sagt Falkenstein. Das gelte auch für den Fall, dass nicht alle Anforderungen berücksichtigt wurden, die Sie gestellt haben. „Schreiben Sie einfach, dass noch ein Aspekt fehlt und der bei der nächsten Antwort mit aufgenommen werden soll.“

Sind Sie am Ende mit dem Ergebnis zufrieden, empfiehlt Fachmann Falkenstein noch eine letzten Frage: „,Wie sollte der optimale Prompt für die eben gelöste Aufgabe lauten?‘ Und den speichern Sie sich dann für die nächste Gelegenheit ab.“ W

Pluspunkt in der Beratung: Eine KI unterstützt beim Prompten

Von der Planung bis zum fertigen Schmuckstück: In der Goldschmiede Stichnoth in Hannover wird jedes Teil von Hand gefertigt – auf individuellen Kundenwunsch. Seit einiger Zeit hilft in der Beratung eine künstliche Intelligenz (KI). Sie erstellt Entwürfe, die die Goldschmiede den Kunden vorab zeigen.

Eigene Bilder als Vorlage: KI generiert Prompts „Wir speisen in die KI Stable Diffusion unsere eigenen Skizzen ein und sie erstellt daraus einen Prompt“, sagt Malte Stichnoth (Foto), der gemeinsam mit seinem Bruder Florian gerade den Betrieb von Vater und Onkel in dritter Generation übernimmt. Die von der KI erzeugte Bildbeschreibung (Prompt) ist so formuliert, dass sie einer Bilder-KI als Befehl zur Bilderstellung dienen kann. Dieser Prompt werde von ihm oder den Mitarbeitern so angepasst, bis der Entwurf

dem Kunden gezeigt werden kann. Daran können dann immer wieder Veränderungen vorgenommen werden, bis der Kunde mit dem Endergebnis zufrieden ist. „Die KI hilft in der Beratung und spart uns im gesamten Planungsprozess viel Zeit“, sagt Stichnoth. Früher wurde der Entwurf eines Schmuckstücks schon per CAD geplant, das dauerte etwa vier Stunden. Mithilfe der KI-Entwürfe fällt dieser Schritt weg. Zudem können Kunden von Beginn an mitbestimmen, wie das Ergebnis aussehen soll. Erst dann geht es in die CAD-Planung. Dort entsteht eine 3D-Konstruktion, die in den 3D-Drucker geht. Der Prototyp diene als Grundlage für den weiteren Fertigungsprozess.

Mittelstand-Digital-Zentrum treibt Innovationen voran

Bei der Suche nach praxisorientierten Lösungen sind die künftigen Inhaber des Handwerksbetriebs auf das Mittelstand-Digital-Zentrum Hannover gestoßen. Die Experten in Sachen Digitalisierung und KI haben das Team geschult und die Vorteile des Systems aufgezeigt. Das gesamte Team sei hochmotiviert.

„Dass die KI unsere Bilder in fertige Prompts umwandelt, hat uns am meisten geholfen und überzeugt“, betont Malte Stichnoth. Denn jedes Bild mithilfe eigener Prompts zu erstellen, sei nicht nur zeitaufwendig, sondern binde auch Kapazitäten.

Auch mit anderen KI-basierten Lösungen arbeitet der Betrieb bereits, beispielsweise mit der Bilder-KI Midjourney. Aber auch im Marketing setzt Stichnoth auf digitale Lösungen: „Für die Gestaltung unserer neuen Website haben wir uns Formulierungsvorschläge von einer KI machen lassen“, berichtet der 31-Jährige. Für die Erstellung von Social-Media-Beiträgen testen sie ebenfalls eine KI – beispielsweise zur Texterstellung. „Alle KI-Beiträge ändern wir aber ab und passen sie an unsere Bedürfnisse an“, sagt Stichnoth. Noch sei die Arbeit mit der KI nicht endgültig entwickelt. „Wir sind weiter dran an den neuesten Technologien“, sagt er. Stichnoth hoffe darauf, dass es irgendwann möglich ist, den KIEntwurf direkt auch als Vorlage für den 3D-Druck zu verwenden. (JA)

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Mit neuer Strategie weiter wachsen

Bestandsgeschäfte ausbauen und eine Neuausrichtung bis 2030: Die Signal Iduna Gruppe will ihren Kurs mit neuen und bewährten Mitteln fortsetzen.

Neue Wachstumsfelder und Partnerschaften in ihren Kernzielgruppen Handwerk, Handel, öffentlicher Dienst und Technologieunternehmen will sich die Signal Iduna Gruppe mit einer neuen Unternehmensstrategie erschließen. Mit „Monumentum 2030“ will die Versicherungsgruppe ihren Kurs der Erneuerung fortsetzen. „Dazu nutzen wir den Schwung und die Erfolge der bisherigen Veränderungen, um das Bestandsgeschäft weiter auszubauen und speziell in unseren Fokuszielgruppen Marktanteile zu gewinnen“, sagt Ulrich Leitermann,

Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe. Nicht alles werde erneuert: Bewährte Mechaniken und Arbeitsweisen aus dem vorherigen Strategieprogramm Vision 2023 sollen fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Im vergangenen Jahr sei die Signal Iduna Gruppe im vierten Jahr in Folge über dem Marktdurchschnitt gewachsen. Das Gesamtergebnis sei im Geschäftsjahr 2023 um 41,7 Prozent auf gut 823 Millionen Euro gestiegen. Das sei das Ergebnis einer kundenzentrierten, agilen und digitalen Aufstellung des

Setzt auf neue Wege und bewährte Mechaniken: Signal­Iduna­Vorstandschef Ulrich Leitermann.

Unternehmens, betonte Leitermann. Auch die gebuchten Bruttobeiträge seien 2023 um 2,8 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro gestiegen. Der Schadenaufwand erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 5,67 Mil-

liarden Euro. Als Grund für den Anstieg nennt Leitermann höhere Schadenkosten infolge der Inflation sowie insgesamt höhere Aufwendungen in der privaten Krankenversicherung. (JA) W

Schrittweise zu mehr Klimaschutz

Weniger Treibhausgase auszustoßen, wird auch für kleine Unternehmen immer wichtiger. Der neue Leitfaden „Klimamanagement in Unternehmen“ zeigt, wie es geht.

Klimaschutz wird auch für Handwerksbetriebe wichtiger. Zum einen, weil Deutschland bis 2045 klimaneutral wirtschaften

will – und das betrifft auch Handwerker. Zum anderen, weil Kunden, Auftraggeber, Banken und gesetzliche Regelungen mehr Augenmerk

Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Betriebs können Handwerker ihre Treibhausgasbilanz verbessern.

auf nachhaltiges Handeln verlangen.

Berichtspflichten könnten dabei auch auf kleine Betriebe zukommen, wenn sie als Zulieferer von Unternehmen arbeiten, die ihrerseits Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen, warnt der Bundesverband Der Mittelstand (BVMW).

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK hat der Verband daher einen Leitfaden für KMU entwickelt, der Schritt für Schritt durch den Aufbau eines ganzheitlichen betrieblichen Klimamanagements führt. Er zeigt auf, wie Betriebe

ɓ eine Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) erstellen,

ɓ Klimaschutzziele festlegen, ɓ Klimaschutzmaßnahmen umsetzen und ɓ ihre Erfolge kommunizieren können.

Er gibt darüber hinaus einen Überblick zu Methoden und Tools für die Bilanzierung von THG-Emissionen. Erklärt wird auch, wie Betriebe auf der Grundlage ihrer THG-Bilanz und ihrer Klimaschutzziele effiziente Klimaschutzmaßnahmen auswählen können. (KW) W

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Schlafen Sie gut!

Nachts stundenlang wach und tagsüber erschöpft? Schlafprobleme machen vielen Menschen das Leben schwer. Die gute Nachricht lautet: Sie lassen sich dauerhaft lösen.

Schon morgens wie zerschlagen aufwachen, abends trotz Müdigkeit nicht zur Ruhe kommen oder nachts stundenlang wach liegen –Schlafprobleme haben viele Facetten. Die gute Nachricht aber lautet: Es gibt Hilfe! Wer sich auf die Suche nach den Ursachen für seine Schlafprobleme macht, kann Lösungen finden, ist Clemens Heiser überzeugt. Der Mediziner und Mitbegründer des Instituts für Schlafmedizin hat gemeinsam mit seinem Kollegen J. Ulrich Sommer eine Schlafformel entwickelt, die Entlastung verspricht.

„Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig“, betont Clemens Heiser. Während die einen vor Stress nicht abschalten könnten, leiden andere unter nächtlichen Atemaussetzern, der sogenannten Schlafapnoe. „Gerade Männer, die gut ein­ und durchschlafen, aber trotzdem morgens nicht ausgeruht sind, sollten eine Schlafapnoe ärztlich abklären lassen – vor allem, wenn sich schon andere über lautes Schnarchen beschwert haben.“ Linderung versprechen Therapien oder Hilfsmittel, die das Schnarchen verringern und den Atemfluss aufrechterhalten.

Doch viele Betroffene kommen gar nicht erst in den Schlaf oder liegen nachts wach. „Diese sogenannte Insomnie hat zahlreiche Ursachen, von denen viele mit unserem modernen Lebensstil zu tun haben“, so Heiser. Der Mensch sei biologisch nichts anderes als ein tagaktives Tier, das schläft, wenn es dunkel ist. „Seit der Erfindung des elektri­

„Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig.“
Clemens Heiser, Mediziner

schen Lichts können wir selbst entscheiden, wann wir wach sind oder schlafen. Wir arbeiten damit gegen unsere innere Uhr“, erläutert der Mediziner. Diese innere Uhr ist ein komplexes System, das von unterschiedlichen Hormonen gesteuert wird, die wiederum lichtabhängig produziert werden. Kommt es aus dem Gleichgewicht, können Einschlafprobleme die Folge sein. Doch auch Reizüberflutung, ständige berufliche Erreichbarkeit und Stress bringen das zum Schlafen wichtige System der Hormonproduktion durcheinander, so Heiser.

Drei Bausteine für besseren Schlaf

„Weil die Ursachen für Schlafprobleme so vielfältig sind, gibt es auch keine Einheitslösung, die allen Betroffenen hilft“, sagt Heiser. Die von ihm und Sommer entwickelte Schlafformel setze daher auf unterschiedliche Bausteine, die individuell kombiniert werden können.

Bei aller Individualität, einen Grundsatz zum guten Schlafen gibt es schon: „Wichtig ist, dass dem Schlaf auch eine Bedeutung beigemessen wird“, sagt Heiser. Schlaf werde gebraucht, um im Gehirn aufzuräumen und dem Körper Erholung zu gönnen.

Baustein 1: Feste Schlafzeiten

So schön es sein kann, sich die Nacht mit Feiern, Ausgehen oder Seriengucken um die Ohren zu schlagen – förderlich für einen guten Schlaf ist es

Wer nachts stundenlang wach liegt, sollte besser kurz aufstehen, statt grübelnd im Bett zu liegen.
KATHARINA WOLF

nicht. „Ein regelmäßiger Schlaf­Wach­Rhythmus ist wichtig, damit sich Ihr Körper an konstante Schlafenszeiten gewöhnt“, sagt Heiser. Dazu sollten Sie Uhrzeiten festlegen, zu denen Sie normalerweise ins Bett gehen und wieder aufstehen – und diese auch einhalten! „Idealerweise auch am Wochenende“, so der Mediziner. Die Schlafdauer ist dabei individuell: „Die meisten Menschen brauchen sieben bis acht Stunden Schlaf“, sagt der Wissenschaftler. Einschlafprobleme können auch mit einer zu frühen Schlafenszeit zusammenhängen, die nicht zu Ihrem Biorhythmus passt. Heiser rät deshalb, nach einer halben Stunde Herumwälzen wieder aufzustehen und sich mit leichten Dingen zu beschäftigen –ein Buch zu lesen oder ruhige Musik zu hören. Auf keinen Fall sollten Sie jetzt anfangen, E­Mails zu checken oder schon mal für den nächsten Tag vorzukochen: „Der Alltag sollte eine halbe Stunde vor dem Einschlafen beendet sein“, betont der Schlafexperte.

Baustein 2: Routine und Lerneffekt

Eben weil Schlaf so wichtig ist, sollte er positiv wahrgenommen werden, ist Heiser überzeugt. Das ist allerdings nicht leicht, wenn er ein Problem darstellt. Betroffene müssen deshalb aktiv umlernen. Um das zu erreichen, sollte das Bett nur ein Schlafplatz sein – und kein Esstisch, Fernsehzimmer oder Arbeitsplatz. „Das Bett ist zum Schlafen da und für Sex“, sagt Heiser. Routinen können Ihren Körper auf den Schlaf vorbereiten. „Der Mensch liebt Routinen, das kann man sich zunutze machen“, sagt Heiser. Entwickeln Sie ein entspannendes Vor­Einschlafprogramm. „Was hilft, ist individuell verschieden“, betont der Schlafexperte. Wichtig sei, sich möglichst eine Stunde

Drei Fragen an ...

... Lena Barkhoff (Foto), die gemeinsam mit ihrem Vater Reinke die Tischlerei Barkhoff im ostfriesischen Norden führt. Hier schildert sie, wie sie ihre Einschlafschwierigkeiten gelöst hat.

Können Sie abends immer gut einschlafen?

»Lena Barkhoff: Ja, mittlerweile schon. Das ist aber noch nicht lange so. Früher habe ich unwahrscheinlich lange gebraucht, bis ich eingeschlafen bin. Aber da ich um fünf Uhr morgens aufstehe, bin ich abends

„Der Alltag sollte eine halbe Stunde vor dem Einschlafen beendet sein.“

vor dem Schlafengehen keinem blauen Licht aus Fernseher oder Computer auszusetzen, weil das die Produktion der Schlafhormone besonders wirksam aufhält. Stattdessen können ein Spaziergang oder Entspannungsübungen das Einschlafen vorbereiten.

Baustein 3: Bewegung und Ernährung „Wer sich regelmäßig bewegt, kann seine Schlafqualität verbessern, indem er Stress abbaut, die Stimmung hebt und den Körper auf natürliche Weise ermüdet“, sagt Heiser. Gehen, Laufen, Spazierengehen oder Schwimmen über den Tag verteilt fördere den besten Schlaf. „Intensive Trainingseinheiten sollten aber drei bis vier Stunden vor den Schlafengehen beendet werden, weil sie den Körper zu stark aktivieren“, sagt Heiser. Abends sei ein Spaziergang besser – der auch gleich einen guten Einstieg in eine Abendroutine bilden kann. Beim Ein­ und Durchschlafen hilft auch die richtige Ernährung. Schwere und fettige Mahlzeiten – dazu gehören auch Snacks wie Chips – belasten die Verdauung und stören die körperliche Erholung. Streichen sollten Sie auch das Feierabendbier oder das Glas Wein zum Abschalten: „Alkohol kann zwar dazu führen, dass Sie schneller einschlafen“, sagt Heiser. „Aber die anschließende Schlafqualität ist in der Regel deutlich schlechter.“ W

aMehr über die Schlafformel und die wissenschaftlichen Hintergründe erfahren Sie im Ratgeber „Schlaf. Das Elixier des Lebens“, den Clemens Heiser und J. Ulrich Sommer gemeinsam geschrieben haben. Er ist im Humboldt Verlag erschienen.

schon früh müde. Irgendwann war mir klar, dass ich das Arbeitspensum nur schaffe, wenn ich ausreichend Schlaf bekomme.

Was haben Sie unternommen, um besser zur Ruhe zu kommen?

»Barkhoff: Ich habe verschiedene Dinge verändert: Den Fernseher oder das Handy auf dem Sofa ersetzt jetzt ein Buch. Lesen hilft bei mir sehr gut, dabei komme ich komplett zur Ruhe. Der Fernseher dudelt einfach viel zu lange oder im Handy gibt es immer noch etwas, das wichtiger zu sein scheint als schlafen. Aber das ist es nicht. Das musste ich mir erst einmal eingestehen.

Eine feste Schlafenszeit hat mir bei der Umstellung geholfen: Meine Zeit ist jetzt 22 Uhr, das hat sich eingependelt.

Außerdem versuche ich jetzt, in der hellen Jahreszeit abends immer nochmal einen kleinen Spaziergang zu machen. Frische Luft kommt im Arbeitsalltag zu kurz, wenn ich viel in der Werkstatt bin. Und die Natur wirkt auf mich beruhigend.

Wie lange hat die Umstellung bei Ihnen gedauert?

»Barkhoff: Eigentlich kürzer, als ich dachte – nur drei Wochen. Ich musste schon sehr diszipliniert sein, dass ich nicht wieder in die gewohnte Routine zurückfalle. Aber dann ging es recht schnell, weil ich gemerkt habe, wie gut es mir tut, wenn ich eine Weile vor dem Schlafen einfach keine Medien mehr konsumiere. Und jetzt bin ich morgens wirklich ausgeschlafen und ausgeruht. (JA) Foto: Privat

Stern-Transporter mit E

Mercedes-Benz hat seine LCV-Transporter weiterentwickelt. Wir sind die batterieelektrischen e-Vito und e-Sprinter bereits gefahren.

SVEN EISENKRÄMER

Mercedes-Benz bietet mit den neuen Modellen mit batterieelektrischem Antrieb von Vito und Sprinter lokal emissionsfreie Lösungen für den gewerblichen Einsatz von leichten Nutzfahrzeugen. Wir sind beide Modelle bei der Vorstellung des gesamten neuen Van-Portfolios erstmals gefahren.

Optisch sind sowohl Sprinter als auch Vito – egal ob mit Verbrenner oder E-Maschine – ihrer Linie treu geblieben. Äußerlich ist die Weiterentwicklung der beiden Transporter von Mercedes-Benz Vans also eher diskret, auch wenn es ein neues Frontdesign samt moderner LED-Leuchten zu sehen gibt.

6 bis 14 Kubikmeter Laderaum

Der e-Vito ist in zwei Längenvarianten (5,14 Meter und 5,37 Meter) erhältlich und bietet eine Ladefläche von 6,0 bis 6,6 Kubikmetern. Der e-Sprinter mit verschiedenen Radständen und Aufbauhöhen bietet wie gewohnt eine größere Flexibilität und ein Ladevolumen von bis zu 14 Kubikmetern. Der Innenraum des e-Vito wirkt robust und praktisch gestaltet

KILOMETER pro Stunde ist die Standard-Höchstgeschwindigkeit im e-Vito.

und natürlich hält die Digitalisierung Einzug. Das aus den Mecedes-Benz Pkw bekannte MBUX-Multimediasystem, das als eines der besten Infotainmentsysteme auf dem Markt gilt, ist im e-Vito und auch im e-Sprinter zu finden – jeweils mit 10,25 Zoll großen Zentraldisplays. Das ist nicht unbedingt riesig, findet man in Transportern mittlerweile auch gerne 13-Zoll-Touchscreens. Beide LCVs, sowohl e-Vito als auch e-Sprinter, bleiben zudem bei grundsätzlich analogen Instrumenten mit einem kleinen Farbdisplay für die Fahrerinformation. Da setzen andere Hersteller bereits auf voll digitale Lösungen. Nostalgikern werden die analogen Zeiger mit Rundtacho und Powermeter gefallen, aber 2024 erwartet man sie eigentlich nicht mehr. Beide Modelle verfügen natürlich über zahlreiche Ablagemöglichkeiten und komfortable Sitze, die optional auch aufgewertet werden können

80 km/h Höchstgeschwindigkeit – schneller nur gegen Aufpreis

Der Mercedes-Benz e-Vito wird von einem 85 kW (116 PS) starken Elektromotor angetrieben, der ein

Der neue elektrische Vito von Mercedes-Benz kommt mit 60 kWh nutzbarer Batteriegröße und bis zu 318 Kilometer Zyklus-Reichweite.

maximales Drehmoment von 360 Nm liefert. In der Basis ist bei 80 km/h Schluss, optional können 100 oder 120 km/h Höchstgeschwindigkeit freigeschaltet werden. Die 60-kWh-Batterie (netto) soll eine Reichweite von bis zu 318 Kilometer laut WLTPZyklus ermöglichen. Bei unserer eher kurzen Testfahrt konnten wir die realistische Reichweite nicht belastbar ermitteln, doch dank der hervorragenden Smartphone-Konnektivität mit eigener App haben wir eine klare Aussage über den Durchschnittsverbrauch des Fahrzeugs von 23,2 kWh auf 100 Kilometern. Mit Zuladung ein vertretbarer Wert. Demnach dürfte die realistische Reichweite in Richtung 260 Kilometer gehen, freilich abhängig von den Fahrbedingungen und der Beladung.

80 kWh maximale Ladeleistung im e-Vito Der e-Vito lädt nun mit 11 kW an AC-Anschlüssen. Gleichstromladung ist standardmäßig mit 50 kW und optional mit 80 kW möglich. Für die regulären Anforderungen im lokalen/regionalen Güterverkehr mit Ladungen über Nacht an der Wallbox ist das wohl ausreichend, aber Langstreckentauglichkeit ergibt sich damit nicht. Als Tourer ist der e-Vito auch mit einer 90 kWh fassenden Batterie und maximal 110 kW Ladeleistung zu haben. Eine wirkliche Besserung ist erst mit der neuen für 2026 angekündigten Plattformstruktur zu erwarten.

Der e-Sprinter bietet eine leistungsstärkere

Option mit Batteriegrößen von 56 kWh, 81 kWh oder gar 113 kWh (nutzbar). Der Elektromotor wird mit 100 kW (136 PS) oder 150 kW (203 PS) Leistung angeboten. Den Elektro-Sprinter konnten wir noch kürzer fahren als den mittleren Transporter und haben ebenfalls keine belastbare Bewertung der Reichweite, die Mercedes-Benz mit bis zu 487 Kilometer bei der großen Batterie angibt. Etwa 400 Kilometer sollten mit der großen Batterie also realistisch machbar sein.

Sprinter lädt mit bis zu 115 kW

Der batterieelektrische Sprinter hat mit der großen Batterie eine optionale Schnellladefähigkeit von bis zu 115 kW (Standard sind auch hier 50 kW). An der Wallbox lädt auch er mit höchstens 11 kW. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h, kann gegen Aufpreis auf 80 beschränkt oder auf 100 beziehungsweise 120 km/h angehoben werden.

Der e-Vito beginnt bei knapp 41.550 Euro, die extralange Version bei 42.825 Euro. Der elektrische Sprinter startet bei knapp 40.000 Euro. Wer ihn in der größten Version und Ausstattung, lang mit Hochdach und 113 kWh großer Batterie will, muss mindestens 63.825 Euro einplanen – jeweils ohne Sonderwünsche, die schnell an die 10.000 Euro Aufpreis reichen können (alle Preise netto exkl. USt). W

Im neuen e-Sprinter ist gewohnt viel Platz. Mit ExtraGewicht ging es für uns auf die erste Probefahrt.

Das maximale Laderaumvolumen des e-Sprinter beträgt 14 Kubikmeter.

Der e-Vito ist zwar modernisiert, bleibt aber seinem bisherigen Design treu.

Der e-Vito kommt serienmäßig mit klassischer Heckklappe. Zweiflügelige Türen gibt es zum Aufpreis.

Effizienz von 3D-Planung bis Vorfertigung

Der Hausbau ist eine Spezialität der Zimmerei Burdiek. Dabei setzt sie voll auf digitale Prozesse vom Entwurf bis zur CNC-Fertigung.

Planen, konstruieren, realisieren: An Vielfalt mangelt es dem Zimmererhandwerk nicht. Markus Burdiek treibt das Leistungsspektrum seines Berufsstands auf die Spitze und errichtet am liebsten komplette Häuser. Die Burdiek-Häuser in Holzrahmenbauweise könnten komplett nach den Vorstellungen des Kunden konstruiert und auf Wunsch schlüsselfertig errichtet werden. Der Hausbau ist eine persönliche Leidenschaft des Unternehmers. „Am liebsten würde ich nur Häuser bauen“, dachte der gelernte Zimmerer schon im Bauingenieurs-Studium Ende der 90er-Jahre – und plante direkt sein erstes Haus. „Das hatte natürlich noch einen viel geringeren Vorfertigungsgrad.“ 2003 wurde er geschäftsführender Gesellschafter an der Seite seines Vaters und baute die Zimmerei Burdiek schrittweise für den Holzhausbau aus.

Eine der wichtigsten Grundlagen dafür wurde in den ersten 30 Jahren nach der Gründung bereits gelegt: Das Grundstück in Damme nördlich von Osnabrück liefert mit 20.000 Quadratmetern viel Raum für die Produktion. Genug, um die Erweite-

rungen der Produktions- und Bürokapazitäten der letzten Jahre zu beherbergen. Aktuell fertigt das Unternehmen hier mit 35 Mitarbeitenden zehn bis zwölf individuelle Holzhäuser jährlich. Daneben bietet der Betrieb klassisches Zimmererhandwerk an.

Digitale Fertigung

Von der Planung bis zum Zuschnitt setzen die Handwerker voll auf Digitalisierung. „Wir zeichnen unsere Häuser digital und können unseren Kunden nahezu fotorealistische Entwürfe zeigen“, sagt Burdiek. In der Konstruktionsphase werde das komplette Haus durchgeplant: Wände, Decken, Ausschnitte für Fenster und Türen; selbst die Positionen von Steckdosen und Heizungsleitungen könnten dabei bedacht werden. In der Fertigung geht es digital weiter. „Früher haben wir noch Maße mit dem Stift übertragen. Die Zeiten sind lang vorbei“, berichtet Burdiek. Erst im letzten Jahr hat der Betrieb in eine neue Abbundanlage investiert. Ausgestattet mit einem Sechs-Achs-Roboterarm zum Fräsen und Bohren und einem zusätzlichen Arm mit 800-Millimeter-

Fotos:
Denny
Gille
Die Zimmerei Burdiek plant und baut Häuser in Holzrahmenbauweise. Die Wandelemente werden am Firmensitz vorgefertigt.

Ob ein Holzbau im amerikanischen Bungalow-Stil entsteht oder von einem Haus aus Stein kaum zu unterscheiden ist, entscheidet der Kunde.

Sägeblatt, können die Handwerker ihr Konstruktionsvollholz (KVH) auf Knopfdruck komplett gemäß der digitalen Konstruktionsvorgaben bearbeiten. Danach wird das Holz von der Abbund- in die Montagehalle gefahren. Hier verarbeitet das Team es zu kompletten Wandmodulen weiter. Die Zimmerer realisieren das KVH-Holzständerwerk direkt inklusive Wärmedämmung. Die Einblasdämmung wird noch vor Ort eingeblasen und verdichtet. Die äußere Schicht zur Aufnahme der späteren Fassade bilden Holzweichfaserplatten. Auch Fenster baut das Unternehmen häufig schon in der Halle ein. Dann geht es auf einem Tieflader zur Baustelle. „Wir wollen so viele Arbeiten wie möglich bereits hier in der Halle abschließen. Das reduziert Fahrtkosten und Rüstzeiten auf der Baustelle, verbessert unsere Auslastung und macht uns wetterunabhängiger“, sagt Burdiek. Seit 2015 bildet der Holzhausbau den Geschäftsschwerpunkt der Zimmerer. „Wenig später hat das Thema mit der Fridays-for-Future-Bewegung noch zusätzlichen Aufwind bekommen“, verrät Burdiek. Der Unternehmer legt Wert darauf, dass seine Häuser Nachhaltigkeitsansprüchen in mehrfacher Hinsicht gerecht werden. Das beginnt beim Einkauf. „Wir kaufen unsere Materialien vom Holz bis zum Ziegel möglichst aus der Region ein und setzen auf kurze Transportwege“, sagt er. Für jedes Haus gebe es über die CO 2-Bank einen Nachweis darüber, wie viel Kohlendioxid es eingespart hat. Zusätzlich lässt der Unternehmer für jedes Haus 20 Bäume pflanzen, „mit Koordinaten der Bäume und der Garantie, dass die Bäume mindestens 99 Jahre stehen“. Auch Trends zum besonders naturnahen Bauen ohne Leim- und Metallverbindungen kann der Bauingenieur mit passenden Partnerschaften bedienen.

Zum Verkauf gehört viel Beratung. Die Zimmerer laden interessierte Kunden zum Unternehmenssitz ein, um ihnen die Vorzüge der Holzrahmenbauweise näherzubringen. „Früher hatten wir das für Neubau

In der Abbundanlage wird das Konstruktionsvollholz gemäß den Konstruktionsplänen zugeschnitten und gefräst. Imposant: Das 800-Millimeter-Sägeblatt im vor Eingriffen geschützten Bereich der Maschine.

und Sanierung gebündelt – inzwischen machen wir es aber getrennt, weil die Themen dann doch zu unterschiedlich sind“, sagt Burdiek. In den Vorträgen geht es nicht nur um die Technik rund um diese Holzhausbauart, sondern auch um Finanzierungsaspekte: „Nachhaltiges Bauen wird vom Staat gefördert – da ist es hilfreich zu wissen, mit welchen Zuschüssen und Darlehen man rechnen kann“, erzählt er.

Detaillierte Finanzplanung

„Wir

kaufen unsere Materialien vom Holz bis zum Ziegel möglichst aus der Region ein und setzen auf kurze Transportwege.“

Markus Burdiek, Unternehmer

Etwa mit der Hälfte der Interessenten, die zu einem Vortrag kommen, würden die Handwerker in die konkrete Auftragsplanung einsteigen. „Wir machen eine umfangreiche Bedarfsanalyse, auf deren Basis wir das Haus individuell konstruieren“, erklärt Burdiek. Dazu zähle auch eine detailliertere Finanzplanung. Da werde mit den Kunden alles ausgerechnet, inklusive Grundstückskosten und Baunebenkosten und möglicher Einsparpotenziale in der Dimensionierung des Hauses. „Dann rechnen wir gegen, was der Kunde zur Verfügung hat, und dann steht da entweder ein Plus oder ein Minus“, erklärt Burdiek.

Stehen alle Zeichen auf Grün, kann der Kunde schon ein paar Monate später in sein neues Haus einziehen. „Für mich ist die Bauzeit entscheidend, auch in Sachen Kundenzufriedenheit“, erklärt der Unternehmer. Um ein Haus fertigzustellen, brauche sein Team nie länger als ein halbes Jahr. „Unser Rekord lag bei dreieinhalb Monaten“, verrät der Bauingenieur stolz. Das liege auch an seinen zuverlässigen Kooperationspartnern im Handwerk, die beim schlüsselfertigen Bau engagiert mit der Zimmerei an einem Strang ziehen. Ob das fertige Traumhaus dann von außen wie eines aus Holz wirkt – so wie das Privathaus des Unternehmers im amerikanischen Bungalow-Stil – oder von einem Haus aus Stein optisch gar nicht zu unterscheiden ist, entscheidet der individuelle Geschmack des Kunden. „Die Holzrahmenbauweise lässt keine Wünsche offen“, sagt der Zimmerer. W

Impressum

Organ der Handwerkskammern

129. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

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ISSN 0029-1617

Druck:

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel

Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Nele Marike Eble

Firmenname Chokumi – Pralinen & Schokolade

Webseite www.chokumi.de

Ort Braunschweig Gewerk Konditorei

Mitarbeiterzahl 4

Funktion Inhaberin

1. Welche App nutzen Sie beruflich am meisten? Trello für die Organisation und das Abarbeiten von Aufgaben und EaseMyBusiness – eine Software, die speziell für Kleinbetriebe geschrieben wurde.

2. Was war Ihre größte digitale Herausforderung? Kanäle wie Instagram und LinkedIn neben dem Arbeitsalltag kontinuierlich zu bespielen. Das kostet viel Zeit und da bleibt viel Potenzial liegen, weil es Zeit kostet.

3. Wofür nutzen Sie Social Media? Um kleine Einblicke in unser Handwerk zu zeigen, neue Produkte vorzustellen und die Liebe zum Handwerk zu feiern.

4. Was wollen Sie als Nächstes digitalisieren? Die komplette Buchhaltung – das wird toll, dauert jedoch noch eine Weile.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Hommage an den Großvater

Walnuss-Opa-Flocki – so heißt das Sauerteigbrot, das Bäckermeister Kieran Schneider entwickelt hat. „Der Natursauerteig wird mit Waldstaudenroggenvollkornmehl angesetzt, später kommen geröstete Walnüsse und verschiedene Mehle hin-

zu“, berichtet der Inhaber der Bäckerei Kelber in Ilsenburg. Schneider hat das Brot nach seinem Opa benannt, der früher ebenfalls einen Betrieb hatte. „In der Backstube war ich damals oft“, sagt Schneider. Doch sein Wunsch, Bäcker zu werden,

kam erst, als der Opa die Bäckerei schon geschlossen hatte. Schneider eröffnete deshalb eine neue, dort gibt es das Sauerteigbrot jeden Donnerstag zu kaufen. „Ich backe dann bis zu 80 Laibe“, berichtet er. „Die Brote sind bei den Kunden so beliebt, dass abends nie eins übrig bleibt.“ (AML)

Foto:
Bäckerei
Kelber

Das gesamte Spektrum Das betrieblicher Mobilität: Mobilität: 25. und 26. September 2024 Halle 45 in Mainz

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