Norddeutsches Handwerk 08/2024

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World wide Handwerk

Mit Mut zum erfolgreichen Auslandsgeschäft

Verabschiedung und Abzeichen in Gold

Hauptgeschäftsführer und Präsident wurden geehrt

Mit Gebäudetyp E zum Ziel?

Ein Praktiker setzt wenig Hoffnung in neues Gesetz

Vier-Tage-Woche ist kein Selbstläufer

Erste Zwischenbilanz zeigt geteiltes Bild des Pilotprojekts

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Nach mehr als 34 Jahren bei der Handwerkskammer, davon zehn als Hauptgeschäftsführer, ist es für mich Zeit, mich von Ihnen zu verabschieden und mich in meinem Ruhestand neuen, spannenden Themen zuzuwenden. Am 31. August ist mein letzter Arbeitstag. Für Sie als Mitglied unserer Kammer beginnt damit ein neuer Abschnitt mit meinem Nachfolger Matthias Steffen. Wenn ich auf das zurückblicke, was war, was heute ist und was sein wird, dann empfinde ich Freude, Dankbarkeit und Zuversicht. Freude, dass ich lange Zeit das Handwerk in unserem Bezirk mitgestalten durfte und meinen Beitrag zu seinem Erfolg leisten konnte. Dankbarkeit für die vielen Erfahrungen, interessanten Gespräche und den Austausch mit zahlreichen Handwerkerinnen und Handwerkern aus den unterschiedlichsten Gewerken und Betrieben. Ich habe in dieser Zeit viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt. Gerne bin ich rausgefahren zu unseren Mitgliedern, um direkt vor Ort zu erfahren, wo der Schuh drückt. Das hat mir Sicherheit gegeben, als Verwaltungschef fernab vom Tagesgeschäft eines Handwerksbetriebs das hoffentlich Richtige zu tun. Und Zuversicht, dass trotz der aktuellen Lage, in der wir uns befinden, eine erfolgreiche Zukunft vor uns liegt. Dafür haben unser Vorstand und unsere Vollversammlung die

Geschäftsführung der Handwerkskammer unter der Leitung von Matthias Steffen für die nächsten Jahre gut aufgestellt.

Abschiede sind notwendig, um Platz für Neues zu schaffen. Und in diesem Sinne wünsche ich meinen Kollegen der Geschäftsführung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Handwerkskammer weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.

Danke für Ihr Vertrauen in all diesen Jahren – es war mir immer eine große Freude, mit Ihnen und für Sie, für das Handwerk zu arbeiten.

Ihr

Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

KMU im Fokus von Cyberkriminalität. Wie

gut ist Ihr Betrieb vorbereitet?

Foto: Sascha Gramann

» App Handwerk

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AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 Detlef Bade ausgezeichnet

ZDH-Präsident Jörg Dittrich ehrt den Handwerkskammerpräsidenten

7 Abschied unterm Ginkgobaum

Kammerhauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeier geht in den Ruhestand

10 Weltweit erfolgreich

Hatecke GmbH gewinnt Außenwirtschaftspreis

20 Virtuelle Lernwelten

„One World – Mixed Reality“ abgeschlossen

BETRIEB

22 Mit Gebäudetyp E zum Ziel?

Ein Praktiker setzt wenig Hoffnung in neues Gesetz, das das Bauen erleichtern soll

24 Selbstständig und schwanger

Was das für Unternehmerinnen bedeutet

26 Nachfolge

Wenn der Ex-Inhaber weiter mitarbeitet

28 Test: Vier-Tage-Woche

Kein Selbstläufer

30 Früher in Rente?! Maßnahmen, um Arbeitnehmer zu halten

32 Kommunikation mit KI

Wie kostenfreie Helfer unterstützen können

REGIONALES

34 Fachkräfte gewinnen

Gute Ausbildung ist die wichtigste Grundlage

BETRIEB

36 Echte Rechnung oder Fake? Fälschungen bei E-Rechnungen erkennen

42 Cyberversicherungen

Was sie können und wem sie nutzen

44 Auf das Herz hören ... ... und dem Gedankenchaos entkommen

BETRIEB PLUS

46 Der Ford Transit Custom im Test Neues Design, mehr Digitalisierung, Komfort und Individualität

PANORAMA

48 Lust auf Hörgeräte machen

Wie es diesem Betrieb gelingt

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Klangwerk macht

Lust auf Hörgeräte

Die Hörgeräteakustikermeister Stefan Reimann und Sebastian Heeger haben in wenigen Jahren eine erfolgreiche Marke etabliert und sind auf Expansionskurs. Das macht sie besonders. | 48

Fotos: Astrid Bauerfeld

ZDH-Präsident Jörg Dittrich (links) mit Kammerpräsident Detlef Bade.

Beim handwerkspolitischen Ginkgofest war die Stimmung der Gäste gut.

Detlef Bade erhält das Handwerkszeichen in Gold

ZDH-Präsident Jörg Dittrich ehrt den Präsidenten der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.

Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, ist anlässlich des Ginkgofests im Hof der Handwerkskammer in Braunschweig mit dem „Handwerkszeichen in Gold“ ausgezeichnet worden. Er erhielt damit die höchste Auszeichnung, die es im deutschen Handwerk gibt, für seinen langjährigen ehrenamtlichen Einsatz für diesen Wirtschaftszweig. Überreicht wurde die Auszeichnung von Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). In seiner Laudatio hob Dittrich das herausragende Engagement Bades hervor, der sich seit vielen Jahren dafür einsetzt, Unternehmerinnen und Unternehmer von wachsender Bürokratie und steigenden Sozialabgaben zu entlasten, die duale Ausbildung zu stärken, Fachkräftenachwuchs zu sichern und die ländliche Region zu stärken.

„Detlef Bade wird mit der höchsten Auszeichnung des Deutschen Handwerks geehrt, weil er sich seit über 30 Jahren ehrenamtlich für unsere weitverzweigte Handwerksfamilie engagiert und damit maßgeblich zu deren Zusammenhalt und Stärke beigetragen hat. Dabei hat er sich unermüdlich für die vielen kleinen und mittelständischen Betriebe eingesetzt, die unser Land am Laufen halten und die den Kern des Handwerks ausmachen. Mit seinem festen Willen, das Handwerk

voranzubringen und die Bedingungen für die Betriebe und ihre Beschäftigten und Auszubildenden zu verbessern, hat sich der Schornsteinfegermeister und heutige Kammerpräsident Detlef Bade stets voll eingebracht und angepackt. Besonders hat er sich für die berufliche Aus- und Weiterbildung engagiert und sich dafür stark gemacht, dass Bürokratie umfassend und für die Betriebe spürbar abgebaut wird“, sagte Dittrich.

„Ich sehe diese Ehrung aber auch als Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer BraunschweigLüneburg-Stade

Bade bedankte sich bei dem ZDH-Präsidenten für die Auszeichnung: „Das ‚Handwerkszeichen in Gold‘ ist eine tolle Bestätigung für meine Arbeit, bei der ich mich jeden Tag mit Freude für unser Handwerk stark machen kann. Ich sehe diese Ehrung aber auch als Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Bade, der seit 1995 als selbstständi-

ger Schornsteinfegermeister mit einem Betrieb in Braunschweig tätig ist, begann sein ehrenamtliches Engagement 1997 als Lehrlingswart und Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses der Braunschweiger Schornsteinfeger-Innung, deren stellvertretender Obermeister er seit 2002 ist. Seit 2004 ist er Mitglied des Vorstands und der Vollversammlung der Handwerkskammer, 2009 wurde er zum Vizepräsidenten gewählt. Seit 2014 ist er Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Darüber hinaus war Bade bis 2014 Mitglied diverser Meisterprüfungsausschüsse, zum Teil als Vorsitzender. Auch den Vorsitz des Berufsbildungsausschusses der Handwerkskammer übernahm er von 2009 bis 2014. Darüber hinaus ist er seit 2014 Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung des Heinz-Piest-Instituts für Handwerkstechnik und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft-, Sozialund Umweltfragen der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN). Seit 2019 ist er zudem stellvertretender Vorsitzender der LHN, seit 2021 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handwerksinstituts (DHI). Im Jahr 2022 wurde er außerdem als Mitglied in das Präsidium des Zentralverbands des Deutschen Handwerks gewählt. JU W

Fotos: Bauerfeld

Beste Glückwünsche gab es von den geladenen Gästen.

Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer verabschiedet sich.

Abschied unterm Ginkgobaum

Kammerhauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer geht in den Ruhestand.

Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, wurde anlässlich des Ginkgofestes im Hof der Handwerkskammer in Braunschweig offiziell verabschiedet. Rund 290 Gäste aus Politik, Handwerk, Wirtschaft, Verwaltung und Kirche feierten mit ihm den Ausstand. In seiner Abschiedsrede betonte Kammerpräsident Detlef Bade die Verdienste und Leistungen Sudmeyers, der am 1. September in den Ruhestand geht. „Vollversammlung und Vorstand, Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade sagen herzlichen Dank für zehn Jahre erfolgreicher Arbeit als Hauptgeschäftsführer. Die Kammer ist modern und leistungsstark. Der Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer hat daran einen wesentlichen Anteil“, sagte Bade.

Sudmeyer hat 1990 bei der damaligen Handwerkskammer Braunschweig als Betriebsberater angefangen. Drei Jahre später übernahm er die Leitung der Betriebsberatung und wurde 2007 Geschäftsführer für diesen Bereich. Nach der Fusion mit der Handwerkskammer Lüneburg-Stade wurde Sudmeyer 2012 zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braun-

schweig-Lüneburg-Stade gewählt. 2014 trat er die Nachfolge von Norbert Bünten als Hauptgeschäftsführer an.

Laut Bade ist für Sudmeyer die Handwerkskammer nicht nur Behörde, sondern vor allem auch Dienstleister gewesen. „Sein zentrales Ziel war, eine moderne und leistungsstarke Kammer zu formen, die einen hohen Nutzen für ihre Mitglieder erbringt. Die Handwerkskammer als zentrale Anlaufstelle für das Handwerk des Kammerbezirks, aber gleichzeitig auch verankert in den Regionen – das war ihm wichtig“, sagte er.

Der gute Kontakt zu den Kreishandwerkerschaften und Innungen und die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt habe ihm dabei immer besonders am Herzen gelegen. „Wir, das Ehrenamt, wer-

Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf dem Kammerhof.

den gemeinsam mit seinem Nachfolger Matthias Steffen diesen erfolgreichen Weg fortsetzen und dafür Sorge tragen, dass die Kammer auch zukünftig kontinuierlich weiterentwickelt wird – zum Wohl aller Mitgliedsbetriebe und zum Wohle des

INFORMIEREN, AUSTAUSCHEN UND NETZWERKEN Frühstück für Ausbilderinnen und Ausbilder

Das Frühstück bietet die ideale Plattform, um sich untereinander auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Beim nächsten Austausch geht es um „Nachwuchs anwerben und auswählen“. Neben verschiedenen Strategien zur Nachwuchsgewinnung gibt es auch Informationen zum Thema Auslandspraktika.

Termine

13.September, 9 - 11 Uhr im TZH Braunschweig

13.September, 9 - 11 Uhr im TZH Stade

Onlineanmeldung: www.hwk-bls.de/ fruehstueck

DR. ANDREAS BIERICH INFORMIERT:

Jeder Arbeitgeber hat, wie sich aus § 108 Abs. 1 der Gewerbeordnung (GewO) ergibt, die arbeitsrechtliche Verpflichtung, seinen Arbeitnehmern eine Entgeltabrechnung in Textform zu erteilen, die mindestens Angaben über den Abrechnungszeitraum und die Zusammensetzung des Arbeitsentgelts enthält. In der betrieblichen Praxis geht dem Arbeitnehmer die Abrechnung überwiegend in Papierform zu, obwohl auch eine digitale Form grundsätzlich zulässig ist. Doch in der immer digitaler werdenden Welt werden Dokumente wie Kontoauszüge, Bahntickets und Mobilfunkabrechnungen in der Regel digital statt postalisch zugestellt. Die Frage, ob allerdings auch Entgeltabrechnungen ohne die Zustimmung des einzelnen Arbeitnehmers digital in einem Mitarbeiterportal zur Verfügung gestellt werden

dürfen und dem Arbeitnehmer damit gemäß § 130 BGB zugehen, hat aktuell das Landesarbeitsgericht (LAG) Niedersachsen beschäftigt (Urteil vom 16.01.2024, Az. : 9 Sa 575/23; nicht rechtskräftig).

Der Fall: Ein Arbeitgeber hatte mit seinem Betriebsrat am 07.04.2021 eine Betriebsvereinbarung über die Einführung eines digitalen Mitarbeiterpostfachs geschlossen. Unter anderem sollten hierüber zukünftig allen Arbeitnehmern sämtliche Personaldokumente bereitgestellt werden, somit auch die monatlichen Entgeltabrechnungen. Eine Arbeitnehmerin, die ihre letzte Entgeltabrechnung in Papierform im Monat Februar 2022 postalisch erhalten hatte, widersprach der Erteilung der Abrechnung über das digitale Mitarbeiterpostfach und erhob letztlich Klage.

Das LAG Niedersachsen gab der Klägerin Recht und urteilte, das der Anspruch auf

FÜR NEUE AZUBIS UND DAS AUSBILDUNGSPERSONAL Online-Infoveranstaltung: Willkommen im Handwerk

Das Ausbildungsjahr hat begonnen, und für viele junge Menschen startet ein neues Kapitel. Um den Einstieg zu erleichtern, bietet die Handwerkskammer eine digitale Infoveranstaltung an. In 60 Minuten gibt es wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Ausbildung, von Pünktlichkeit bis zum respektvollen

Umgang. Zudem werden Rechte und Pflichten während der Ausbildung erläutert wie z. B.zum Berichtsheft.

Termin 12.September, 16 - 17 Uhr

Onlineanmeldung: www.hwk-bls.de/ ausbildungsstart

eine Entgeltabrechnung gegenüber den Arbeitnehmern nicht erfüllt wird, wenn der Arbeitgeber Abrechnungen in einem Onlineportal zum Download ohne individuelle Zustimmung der jeweiligen Arbeitnehmer zu dieser Übermittlungsart bereitgestellt hat. Zwar komme grundsätzlich der Zugang auf elektronischem Weg in Betracht, da damit die Textform gemäß § 126 b BGB gewahrt ist durch Speicherung der Abrechnung auf einem dauerhaften Datenträger.

Allerdings handelt es sich bei einem digitalen Mitarbeiterpostfach nur dann um eine geeignete Empfangsvorrichtung, wenn der Empfänger diese auch für den Empfang von Willenserklärung im Rechts- und Geschäftsverkehr bestimmt hat. Im zu entscheidenden Fall habe die Klägerin

Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich

nicht nur ausdrücklich oder konkludent ihr Einverständnis zum Zugang der Entgeltabrechnung im digitalen Mitarbeiterpostfach verweigert, sondern diesem Vorgehen nachweislich widersprochen. An dieser Rechtslage ändert, so das Gericht, auch die abgeschlossene Betriebsvereinbarung nichts. Denn Betriebsvereinbarungen hätten die Individualrechte der einzelnen Arbeitnehmer zu beachten - und der Erteilung der Entgeltabrechnung kommt ausschließlich individuelle Wirkung zu.

Foto: Schmitz

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden auch Sustainable Development Goals (SDGs) genannt.

KOSTENFREIER INITIALCHECK „NACHHALTIGKEIT 360°“

In nur drei Stunden die

17

Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen greifbar machen

Das Beratungsteam Nachhaltigkeit der Handwerkskammer bietet mit dem neuen Instrument eine schnelle und gleichzeitig umfassende Standortbestimmung in Sachen Nachhaltigkeit.

Immer häufiger müssen Handwerksbetriebe im Zusammenhang mit Kreditvergaben oder Kundenaufträgen angeben, wie sie zum Thema Nachhaltigkeit aufgestellt sind. Oft wird bei diesen Abfragen Bezug genommen auf die sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) – die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Um in Zukunft auf solche Anfragen gut vorbereitet zu sein, bietet die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade mit dem Initialcheck „Nachhaltigkeit 360°“ einen einfachen Nachhaltigkeitskompass, der aufzeigt, wo der eigene Betrieb in Bezug auf die SDGs steht. Die 17 globalen Nachhaltigkeits-Ziele werden in dem Check auf der betrieblichen Ebene greifbar

gemacht, und es wird die aktuelle Umsetzung im Unternehmen bewertet. Der Check dauert etwa drei Stunden und wird in der Handwerkskammer am Standort Lüneburg durchgeführt. Bei Interesse oder weiteren Fragen steht das Beratungsteam Nachhaltigkeit der Handwerkskammer zur Verfügung.

Beratungsstelle für Innovation und Technologie (BIT): Colette Bomnüter und Holger Fiegenbaum Tel. 04131 712-194

beratung-lg@hwk-bls.de

Web: www.hwk-bls.de/nachhaltigkeit

LISSABON Auslandspraktikum für Azubis

Auszubildende im 2. oder 3. Lehrjahr, die mindestens 18 Jahre alt sind und im Anlagenmechanikerhandwerk SHK, Maler-und Lackiererhandwerk oder im Kfz-Mechatronikerhandwerk tätig sind, können sich für ein vierwöchiges Auslandspraktikum in Lissabon bewerben. Das Praktikum findet vom 09.11. bis 7.12.2024 in portugiesischen Betrieben statt. Dabei bleibt auch noch Zeit, die portugiesische Hauptstadt und die Kultur des Landes kennenzulernen.

Es steht nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung. Eine Auswahl beginnt in der Reihenfolge des Bewerbungseingangs und setzt die Zustimmung des Ausbildungsbetriebes und der Berufsschule voraus. Englischkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Bewerbungsschluss ist der 30. September.

Weitere Infos und Anmeldung: www.hwk-bls.de/bog

Das Portal zum Magazin www.hwk-bls.de/magazin

Bei Fragen & Anregungen melden Sie sich gern: Astrid Bauerfeld 0531 1201-124 bauerfeld@hwk-bls.de

Der Stadtteil Alfama in Lissabon.

In Nische zum Marktführer

Die Hatecke GmbH in Drochtersen wächst in Rekordzeit: Wie ein mittelständischer Handwerksbetrieb mit richtigem Gespür des Inhabers, Ideen für eine Spezialisierung, großem Netzwerk, guter Personalentwicklung und ein bisschen Glück zu einem weltweit exportierenden Unternehmen wird.

VON ASTRID BAUERFELD

Lebensretter auf hoher See

Seit dem Untergang der Titanic gibt es glücklicherweise strenge Vorschriften für die Sicherheit aller Passagiere und Crewmitglieder auf hoher See. Im Ernstfall soll niemand ertrinken, erfrieren, abstürzen oder im Atlantik treiben. Die Rettungsboote fürs Überleben baut die Hatecke GmbH in Drochtersen. Die Vorstellung in ein Rettungsboot steigen zu müssen, um dem Notfall auf dem Kreuzfahrtschiff zu entkommen, ist dennoch beängstigend. Aber genau dieser Gedanke treibt die Beschäftigten des Bootsbaubetriebs jeden Tag an: „Wir retten Leben“, sagt Geschäftsführer Mandus Witt. Die Boote werden stets weiterentwickelt, Technik und Sicherheit seien auf dem neuesten Stand. „Wir sind mittlerweile Marktführer im Kreuzfahrtsegment.“, erklärt Witt. Am Betriebsstandort im Norden Deutschlands stehen die riesigen Tender- und Freifallrettungsboote auf ihrem Parkplatz, auf weltweite Auslieferung wartend. 500 Boote verlassen jährlich das Gelände an der Elbe. In großen Hallen werden sie vor Ort individuell gefertigt von Bootsbauern, Tischlern, Elektrikern, Schlossern und

„Mit Mut und dem richtigen Personal ist alles möglich.“
Mandus Witt, Geschäftsführer Hatecke GmbH, Drochtersen

Die Hatecke GmbH ist weltweiter Marktführer für Rettungsboote auf Kreuzfahrtschiffen Foto Hintergrund: © Artyomstock.adobe.com/ Portraitfoto rechts: Bauerfeld

Metallbauern. „In mehreren Gewerken beschäftigen wir zurzeit 14 Auszubildende“, sagt Witt. Mehr als 300 Beschäftigte zähle die Hatecke GmbH inzwischen. Dabei sei die Werft lange Zeit ein eher kleines familienbetriebenes Bootsbauunternehmen gewesen: „Den Holzbooten, Reparaturarbeiten, irgendwann auch den Segelyachten und kleineren Rettungsbooten gehörte lange Zeit unser Hauptaugenmerk“, erinnert sich Inhaber Peter Hatecke. Erst als er 2005 Alleineigentümer wurde und weitreichende strategische Entscheidungen im Unternehmen traf, stellte er die Weichen für die Zukunft: Der Betrieb steigt in den Kreuzfahrtmarkt ein, die Hatecke Service GmbH wird für alle After-Sales-Aktivitäten gegründet. „Das enorme Wachstum war nie ein gestecktes Ziel, ich hatte gute Kontakte, die richtige Intuition für die Nische, den Bedarf auf dem Markt erkannt und ein bisschen Glück“, fasst der 65-Jährige den jüngsten Unternehmenserfolg zusammen. Inzwischen sei der Übergang der Unternehmensgruppe in die fünfte Generation der Familie eingeleitet worden. Mit dem Leitbild “HATECKE

"Vom klassischen Bootsbau und Reparaturarbeiten haben wir uns zum weltweiten Marktführer entwickeln können."

Peter Hatecke, Inhaber Hatecke GmbH, Drochtersen

nextGeneration” gäbe es eine Transformation und Verteilung von Verantwortung für eine stabile Zukunftsfähigkeit. „Das bedeutet für uns einen Kultur- und Wertewandel hin zu mehr Eigenverantwortung und Mitgestaltung durch jeden Mitarbeitenden“, erklärt Mandus Witt. Konkret gibt es laut Witt ein mehrjähriges Maßnahmenprogramm, dass sowohl die Digitalisierung, die Steuerung von Risiken und die Optimierung von Prozessen als auch die Attraktivität als Arbeitgeber sicherstellt: „Personalentwicklung, Ausbildung, Motivation und Fachkräftesicherung sind neben Dekarbonisierung und Cybersecurity aktuell in unserem Fokus.“ Die Unternehmensgröße habe sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre verdreifacht. „Bei einem so enormen Wachstum in kürzester Zeit, muss jetzt vieles nachgeholt und angepasst werden“, erklärt er. Denn auch die Hatecke GmbH spüre den Fachkräftemangel, digitalen Fortschritt und Klimaentwicklungen. Wachse ein familiengeführter Handwerksbetrieb zum internationalen Marktführer heran, sei die größte Herausforderung, Geschäftspartner und Mitarbeitende nicht zu überfordern, weiß der 37-Jährige. Mit dem Außenwirtschaftspreis des Landes Niedersachsen in der Kategorie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) über-

zeugte die Hatecke GmbH nun mit ihrem Exportanteil von über 80 Prozent und einer herausragenden Strategie. Investiert wird laut Witt in mehrere Vertriebsniederlassungen im Ausland, vor allem aber in den Hauptstandort Drochtersen selbst: „Wir werden zum autarken Stromproduzenten mit einer eigenen Windkraftanlage.“ Das Motto „Stillstand ist Rückstand“ habe den Betrieb stets vorangebracht: „Mit Mut und dem richtigen Personal ist alles möglich“, betont Mandus Witt.

Mehr im Netz

Web: www.hatecke.de/ueber-uns

Instagram: @schreibwerkerin @insta.hatecke

Außenwirtschaftspreis des Landes Niedersachsen

Sieger: Hatecke GmbH

Mit der Verleihung des Außenwirtschaftspreises würdigte das Land Niedersachsen bereits zum 14. Mal unternehmerische Konzepte und Aktivitäten im Auslandsgeschäft. Die sechs nominierten Unternehmen – drei in der Kategorie „Kleine und mittelständische Unternehmen“ und drei in der Kategorie „Großunternehmen“ – erhielten jeweils eine Urkunde und einen Imagefilm. Die Jury des Preises unter Leitung von Staatssekretär Frank Doods bestand aus Vertretenden von Niedersachsen Metall, der NBank, der NORD/LB, der Unternehmerverbände Niedersachsen, des AGA Unternehmerverbandes, der DEUTSCHEN MESSE AG, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Industrie­ und Handelskammer Hannover sowie der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e. V. (LHN). Die Hatecke GmbH hat in der Kategorie KMU gewonnen.

Informationen

www.handwerk­lhn.de/post/ niedersächsischer­außenwirtschaftspreis­2024

der Handwerksbetriebe aus Niedersachen (ca. 5.000) sind im Ausland tätig

7% AUFTEILING NACH GEWERBEGRUPPEN:

Gewerblicher Bedarf 15,9 % Kfz 9,9 %

Personenbezogene Dienstleistungen 8,7 %

Ausbaugewerbe 4,6 %

Lebensmittel 3,3 %

Gesundheit 3,2 %

Bauhauptgewerbe 1,3 %

40%

der Exporteure haben weniger als 10 Mitarbeiter.

Kilian Böse zur Außenwirtschaft im Handwerk

Herr Böse, was sind die ersten Schritte, die ein Handwerksbetrieb unternehmen sollte, wenn er auf dem internationalen Markt Fuß fassen will?

» Kilian Böse: Der erste Schritt ist, sich über die Zielmärkte zu informieren. Betriebe sollten herausfinden, wo ihre Dienstleistungen und Produkte gefragt sind und welche besonderen Anforderungen und Gegebenheiten in diesen Märkten herrschen. Es ist auch wichtig, sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren wie etwa die Anforderungen an Arbeitsgenehmigungen und Zertifizierungen. Zusätzlich sollten Betriebe Netzwerke aufbauen und Informationsangebote wie Unternehmerreisen oder Internationale Messen nutzen, um potenzielle Partner und Auftraggeber zu finden.

Welche Herausforderungen begegnen Handwerksbetrieben oft bei Auslandsaufträgen und wie können diese überwunden werden?

» Kilian Böse: Eine der größten Herausforderungen ist die Bürokratie. Jedes Land hat eigene Vorschriften und Regularien, die beachtet werden müssen. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden, gerade, wenn Aufträge im Ausland durchgeführt werden. Ein weiterer Punkt sind die finanziellen Herausforderungen wie zum Beispiel die Sicherstellung der Bezahlung. Eine gute Planung und Vorbereitung sind hier unerlässlich.

Welche praktischen Tipps haben Sie für Handwerksbetriebe, die ihre Dienstleistungen auch im Ausland anbieten möchten?

» Kilian Böse: Wichtig ist, frühzeitig mit der Planung zu beginnen und sich gut vorzubereiten. Das umfasst vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Logistik und die Beschaffung von Materialien. Ein weiterer Aspekt ist die Schulung der Mitarbeiter –nicht nur fachlich, sondern gegebenenfalls

auch in Bezug auf die sprachlichen und kulturellen Unterschiede. Ein lokaler Partner oder die deutschen Auslandshandelskammern können hier hilfreich sein. Zudem sollten Betriebe darauf achten, Verträge klar und detailliert zu gestalten, um Missverständnisse zu vermeiden und rechtliche Sicherheit zu haben.

Was hat denn ein Betrieb davon, im Ausland tätig zu werden?

» Kilian Böse: Durch die Erschließung ausländischer Märkte kann ein Handwerksbetrieb seine Kundenbasis vergrößern und neue Umsatzquellen erschließen. Er wird unabhängiger von der Binnenkonjunktur, kann Arbeitsplätze erhalten oder sogar neue schaffen und sichert seinen Unternehmenserfolg. Die Auseinandersetzung mit neuen Märkten und unterschiedlichen Kundenanforderungen kann außerdem die Innovationsfähigkeit des Betriebs fördern und zu neuen Produkten und Dienstleistungen führen. Und nicht zuletzt kann die internationale Tätigkeit das Image des Betriebs stärken und ihn als innovativen und global agierenden Anbieter positionieren. Dies kann wiederum die Attraktivität des Betriebs für Fachkräfte erhöhen und neue Kooperationen und Partnerschaften fördern.

Welche Unterstützung bietet die Handwerkskammer Handwerksbetrieben an, die in die Außenwirtschaft einsteigen möchten?

» Kilian Böse: Die Außenwirtschaftsberatung der Handwerkskammer hilft und berät Unternehmen, die international Geschäfte machen wollen. Das geht von Auslandsadressen für Export- oder Importgeschäfte über Informationen zu Besonderheiten bei Auslandsaktivitäten bis hin zu Tipps zur Finanzierung und Kreditsicherung bei Auslandsgeschäften sowie zur Kalkulation. Außerdem laden wir ein zu Informationsveranstaltungen und Unternehmerreisen in die EU-Mitgliedstaaten. Und natürlich bieten wir auch ganz allgemeine Informationen dazu, was man bei einem Auftrag im Ausland beachten muss.

Kilian Böse

Kontakt

Telefon 04131 712-174 boese@hwk-bls.de

Foto: Fotostudio Sascha Gramann

Im Notfall kommt der Klavierdoktor

Burkhard Ebers, ein erfahrener und selbstständiger Klavierbauer aus Adenbüttel, fährt mit seiner markanten Ape zu Einsätzen, um Klaviere zu bauen, stimmen, reparieren und restaurieren.

Wenn Burkhard Ebers zu einem Notfall gerufen wird, schnappt er sein Arztköfferchen, schwingt sich in seine Ape und fährt los. „Dann klemmt eine Taste, müssen Töne gestimmt werden oder der Konzertflügel lässt sich kurz vor Veranstaltungsbeginn nicht aufschließen“, erzählt Ebers lächelnd. Der Klavierbauer mit seiner Werkstatt in Adenbüttel kennt alle 20.000 verbauten Teile eines Klaviers. Dabei gleiche kein Instrument dem anderen. „Jedes Stück ist einzigartig, hat seine eigene Geschichte“, sagt der 61-Jährige. Das mache den Beruf auch so abwechslungsreich und besonders. Nach seiner Lehre bei Gotrian-Steinweg in Braunschweig habe er schnell gewusst, dass ihm die Selbstständigkeit in diesem einzig-

„Keine künstliche Intelligenz könnte dies jemals über-

nehmen“

Burkhard Ebers, „Klavierdoktor“

artigen Handwerk liegen werde. Seither habe er sich über Jahrzehnte einen Namen gemacht. Seine Kundendatei zähle mehr als 3500 Adressen. „Manche von ihnen lassen mich gar nicht zu ihrem Instrument, wenn ich nicht in meiner Ape vorfahre“, erzählt der Handwerker. Dabei sei das Anschaffen des italienischen Dreirad-Gefährts der Firma Piaggio einst ein Spaß unter Freunden gewesen. Genau wie der Name „Klavierdoktor“ sei die Ape aber schnell zu seinem Markenzeichen geworden. Burkhard Ebers bietet seinen Kunden einiges an: „Ich baue, stimme, repariere und restauriere.“ Musikern komme es dabei oft auf die Ursprünglichkeit des Instruments an. Deshalb habe er sich die Schellack-Technik angeeignet.

Fotos: Bauerfeld
Burkhard Ebers poliert ein Klavier mit Schellack.

Diese Oberflächenbehandlung beherrschen laut Ebers nur wenige. „Wer keine Polyesterpolitur möchte, sondern das Originale seines Instruments bewahren möchte, sollte laut Ebers auf den natürlichen Schellack zurückgreifen: „Er ist eine harzige Substanz, die aus den Ausscheidungen der Lack-

schildlaus gewonnen wird.“ Mit einigem Aufwand und viel Hingabe werde er auf der Holzoberfläche Schicht für Schicht aufgetragen. Für Ebers steckt in jedem Instrument eine Seele. Für das Bauen und Stimmen brauche es Gehör, Gefühl, Musikalität und viel Leidenschaft. „Keine künstliche Intelligenz könnte dies jemals übernehmen“, betont er. AB W

„Mit Recht erscheint uns das Klavier, wenn´s schön poliert als Zimmerzier. Doch wahre Freude es erst bringt, wenn´s außerdem noch schön gestimmt.“

Burkhard Ebers

Tradition und Fortschritt: Immer wieder angepasst

Vom traditionellen Handwerk zu digitalen Lösungen.

Im Jahr 2024 feiert die Daenicke Stahl-Metallbau GmbH aus Isenbüttel ihr 100-jähriges Jubiläum mit einer bewegten Geschichte, in der sich immer wieder den äußerlichen Gegebenheiten angepasst wurde. Gegründet im Jahr 1924 von Heinrich Daenicke hat das Unternehmen eine Entwicklung durchlaufen, die sowohl von technischen Fortschritten als auch von familiären Traditionen geprägt ist. Heute führen die Brüder Friedrich und Eckart Daenicke den Metallbaubetrieb in der dritten Generation. „Wir haben den Wandel aktiv gestaltet vom traditionellen Handwerk hin zu digitalen Lösungen“, sagt Friedrich Daenicke. „Aber wenn es der Auftrag erfordert, können wir auch noch schmieden.“ „Die Leidenschaft für Handwerkskunst und das Streben nach Perfektion treiben uns an“, ergänzt Eckart Daenicke. In den Anfangsjahren war Metallbau Daenicke eine kleine Schmiede, die sich auf landwirtschaftliche Geräte und Reparaturen spezialisierte. Mit Fleiß und handwerklichem Geschick baute Heinrich Daenicke seinen Betrieb auf und

„Die Leidenschaft für Handwerkskunst und das Streben nach Perfektion treiben uns an.“

Eckart Daenicke, Geschäftsführer Daenicke StahlMetallbau GmbH

legte damit den Grundstein für den heutigen Erfolg. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sein handwerkliches Können, seine Vielseitigkeit und sein Einfallsreichtum gefragt. Er erkannte, dass die Mobilität den Menschen sehr wichtig war, und baute daher den Vertrieb von Zweirädern auf. Weil die Technik in der Landwirtschaft sich wandelte und zunehmend Traktoren eingesetzt wurden, setzte der Daenicke-Betrieb auch auf den Verkauf und Service von Traktoren und landwirtschaftlichen Geräten. Sein Sohn, ebenfalls ein Heinrich, durchlief die Ausbildung beim Vater und stieg 1957 als Schmiedemeister in den Betrieb ein.

In den 1980er-Jahren gewannen die Bauschlosserei, der Stahl- und Metallbau an Bedeutung. Heinrich Daenicke spezialisierte sich in den Folgejahren darauf und trennte sich von den Traktoren und Zweirädern. Sein Sohn Friedrich absolvierte 1983 seine Meisterprüfung im Schmiede- und Schlosserhandwerk, übernahm dann Anfang der 90er Jahre die Geschäftsführung

und begann mit dem Neubau im Gewerbegebiet. Eckart Daenicke, der jüngere Bruder, lernte ebenso im väterlichen Betrieb das Metallbauhandwerk. Heute bietet das Unternehmen Metallbauarbeiten im gehobenen Wohnungsbau an. „Die Kunden möchten gut beraten werden und das bieten wir ihnen“, sagt Eckart Daenicke.

Auch die Zukunft des Betriebs ist gesichert: Mit Luca Daenicke steht die vierte Generation bereits in den Startlöchern. „Mit fünf Jahren wollte ich schon Metallbauer werden und in unserem Betrieb arbeiten. Mein Vater hat gesagt,

Ehrungen und Urkunden

dass ich erst mit dem Meistertitel hier anfangen darf“, erzählt Luca Daenicke. Also habe er nach der Schule seine Ausbildung in einem anderen Betrieb absolviert und danach die Meisterschule besucht. „Insgesamt war das eine sehr gute Entscheidung“, sagt der Jungmeister. Nun arbeitet er in der Werkstatt mit, um alle Abläufe kennenzulernen. „Die ersten eigenen Projekte betreue ich auch schon. Das macht mir viel Spaß“, sagt Luca Daenicke. CB W

Web: www.daenicke-stahl-metallbau.de

Herzlichen Glückwunsch

Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg:

25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Firma Intemann Akustik- und Trockenbau e. K., Wilstedt, 19.05.2024

 Elektrotechnikermeister Volker Niemann, Wistedt, 01.07.2024

40-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Friseurmeister Ulrich Schicke, Braunschweig, 01.03.2022

 Maler- und Lackierermeister Achim Aschenbrenner, Lüneburg, 29.03.2024

25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 Elektrotechnikermeister Volker Niemann, Wistedt, 01.07.2024

40-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 Friseurmeister Ulrich Schicke, Braunschweig, 01.03.2022

 Maler- und Lackierermeister Achim Aschenbrenner, Lüneburg, 29.03.2024

25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM

Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden.

Web: www.hwk-bls.de/ehrungen Mail: ehrungen@hwk-bls.de

 Maler- und Lackierermeisterin Anja Neumann-Malewicz, Helmstedt, 12.07.2024

 Installateur- und Heizungsbauermeister Mark Ellendt, Langwedel, 23.07.2023

 Landmaschinenmechanikermeister Frank Ribock, Gusborn, 21.07.2024

Foto: Bartel
Eckart, Friedrich und Luca Daenicke (v.l.) mit Andenken aus 100 Jahren Firmengeschichte.

Virtuelle Lernwelten

Im Rahmen des Projekts „One World – Mixed Reality“ wurde der Einsatz neuer Unterrichtsmaterialien und -methoden in der beruflichen Bildung erprobt.

Angelehnt an ein Computerspiel navigiert man durch einen virtuellen Raum. Ein paar Klicks später gelangt man in eine dreidimensionale Werkstatt. Hier kann man verschiedene Lernvideos anschauen, Arbeitsblätter abrufen oder Hausaufgaben abgeben. Entstanden ist diese virtuelle Lernwelt im Rahmen des internationalen Kooperationsprojekts „One World – Mixed Reality“. Gemeinsam mit den Projektpartnern aus Finnland, Portugal, Estland und den Niederlanden wurde in den letzten dreieinhalb Jahren

erprobt, wie sich neue Unterrichtsmaterialien und -methoden in der beruflichen Bildung einsetzen lassen. „Wir haben im Projekt verschiedene digitale Lerneinheiten erstellt und diese mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Partnerländern getestet. Auf Basis des Feedbacks wurde das Material aufbereitet und weiterentwickelt. Im Ergebnis sind mehrere Lernvideos und 3D-Modelle zur Mechatronik für Land- und Baumaschinen, Schwerlastfahrzeuge und PKWs entstanden“, berichtet Ricarda Heil, die als Medienpädagogin

„Digitale Lernwelten entsprechen dem Zeitgeist und bieten viele Vorteile im Unterricht. “

Ricarda Heil, Leiterin des Projekts „One World – Mixed Reality“ bei der Handwerkskammer

das Projekt bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade geleitet hat.

Die erstellten Inhalte stehen auf einer virtuellen Plattform bereit und können von Bildungseinrichtungen und Auszubildenden weltweit genutzt werden. „Um junge Menschen dafür zu begeistern, haben wir die Inhalte auf einer speziellen Plattform veröffentlicht, die einen Gaming-Charakter besitzt und damit voll im Trend liegt“, erklärt Ricarda Heil. Überzeugt von den Vorteilen, die digitale Lernwelten bieten, freut sich die Medienpädagogin darauf, die Technologie und Methodik auf andere Gewerke innerhalb der Handwerkskammer auszuweiten:

„Digitale Lernwelten entsprechen dem Zeitgeist und bieten viele Vorteile im Unterricht. Beispielsweise können Auszubildende Inhalte beliebig oft wiederholen,

was ihnen mehr Flexibilität beim Lernen bietet. Durch das Projekt haben wir die erforderliche Technik und das Knowhow, um nun zusammen mit unseren

Um junge Erwachsene anzusprechen, wurden Inhalte auf einer speziellen Plattform veröffentlicht, die einen Gaming-Charakter besitzt und damit voll im Trend liegt.

Ausbildungsmeisterinnen und -meistern für weitere Gewerke digitale Unterrichtsmaterialien zu erstellen“, erklärt Ricarda Heil. JR W

One World – Mixed Reality

Das von Erasmus+ geförderte Projekt „One World – Mixed Reality“ wurde im Mai 2024 erfolgreich abgeschlossen. Während des Projektzeitraums wurden der Umgang mit AR-Brillen und 360° Kameras erlernt, neue Unterrichtsmaterialien erstellt und der professionelle Einsatz im Unterricht erprobt.

Mehr Infos zum Projekt www.hwk-bls.de/owmr

Projektinhalte erkunden und ausprobieren www.hwk-bls.de/owmr-inhalte

Können Neubaupläne künftig schneller in die Realität umgesetzt werden? Der Gebäudetyp E soll es durch weniger Regularien ermöglichen.

Mit Gebäudetyp E zum Ziel?

Den Wohnungsbau günstiger und unbürokratischer machen soll das Gebäudetyp-E-Gesetz – indem Regeln wegfallen dürfen. Doch die Sache hat einen großen Haken.

Steigende Baupreise in Kombination mit höheren Zinsen für Kredite. Das ist Gift für die Auftragsentwicklung am Bau. „Der Neubausektor ist weitgehend tot“, beobachtet Ulrich Schonlau, Kreishandwerksmeister in Northeim und Chef des Bauunternehmens Schonlau. Sein 38 Mitarbeiter starker Betrieb ist mit gut einem Drittel der Belegschaft auf Wohnobjekte ausgerichtet. Er fängt die Entwicklung am Bau zurzeit mit anderen Leistungen ab. „Aktuell machen wir vor allem Sanierungen“, berichtet Schonlau.

Die Auftragssituation, die das Bauunternehmen in seiner Region erlebt, steht exemplarisch für den gesamten Wohnungsbausektor in Deutschland. Von einer „Wohnungsbaukrise“ spricht der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Ein Vorstoß, den Wohnungsbau günstiger zu machen und so zu beleben, kommt aktuell in Form eines Gesetzentwurfs vom Bundesjustizministerium. Der Plan: einfacher bauen, indem auf Komfort-Standards verzichtet werden darf. Das sieht der Entwurf des sogenannten Gebäudetyp-E-Gesetzes – „E“ für einfach – vor. Doch es gibt einen großen Haken: Es soll nur für Verträge zwischen „fachkundigen Unternehmern“ gelten.

„Der Neubausektor ist weitgehend tot.“
Ulrich Schonlau, Bauunternehmer

Freiwillige DIN-Normen

Derzeit müssen beim Bauen viele DIN-Normen eingehalten werden, die für Gebäudesicherheit und Wohngesundheit keine Relevanz haben. Zwar gilt: „Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig“, wie das Deutsche Institut für Normung schreibt. Die Praxis sieht aber anders aus. Die Rechtsprechung in Deutschland geht davon aus, dass die DIN-Normen die sogenannten anerkannten Regeln der Technik abbilden. Also einen Baustandard der gängigen Praxis darstellen. Nur wer nach diesen Regeln baut, liefert ein mangelfreies Werk ab. Wer das nicht tut, zieht im Rechtsstreit den Kürzeren. Wollen sich Auftraggeber und Auftragnehmer nach geltendem Recht auf einen Bau einigen, der von diesem Standard abweicht, müssen Auftragnehmer umfangreiche Aufklärungspflichten erfüllen. „Für den Auftragnehmer birgt das selbst bei größter Sorgfalt ein enormes juristisches Risiko“, sagt Carsten Woll, Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Vergaberecht beim Baugewerbe-Verband Niedersachsen (BVN).

Gute Idee mit geringer Anwendbarkeit Das neue Gesetz soll über Änderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch einen rechtssicheren Weg schaffen,

Foto: Pink-Chocolate
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

damit Vertragspartner von Normen, die nur dem Komfort, aber nicht der Sicherheit dienen, abweichen können und das Werk dennoch als mangelfrei gilt. „Die Grundidee, über einen Gebäudetyp E eine Möglichkeit zu schaffen, rechtssicher günstigere Gebäude zu realisieren und so den Wohnungsbau zu beleben, ist natürlich absolut begrüßenswert“, sagt Carsten Woll. Der Rechtsanwalt fürchtet allerdings, dass das Gesetz in der Praxis kaum eine positive Wirkung entfalten wird.

Gründe dafür gibt es mehrere. Der wichtigste: Das Gesetz beschränkt sich mit der nicht näher definierten Gruppe der „fachkundigen Unternehmer“ ausschließlich auf gewerbliche Vertragspartner, die über ausreichende Kenntnisse beim Bauen verfügen. „Die bilden im Bau mit Abstand die kleinste Gruppe von Auftraggebern. Weder private Auftraggeber noch die öffentliche Hand können den Gebäudetyp E nutzen, um günstiger bauen zu lassen“, sagt Woll. So setzt auch Bauunternehmer Ulrich Schonlau keine große Hoffnung in das Gesetzesvorhaben. „Es sind ja nicht nur Einfamilienhäuser ausgenommen. Auch wenn ich ein Mehrfamilienhaus für eine Woh-

„Die Grundidee ist natürlich absolut begrüßenswert.“

nungseigentümergemeinschaft bauen will, greift der Gebäudetyp E nicht“, sagt er. Woll bestätigt das: „Auch wenn mehrere Eigentümer einen Bauträger beauftragen, bleiben sie die Auftraggeber und sind damit von den geplanten Erleichterungen ausgeschlossen.“

Andere Umsetzung notwendig

Damit ein Gebäudetyp E spürbare Auswirkung auf den Wohnungsbau hat, ist nach Meinung des BVN-Rechtsexperten eine andere gesetzliche Implementierung notwendig. „Aus unserer Sicht sollten die erlaubten Abweichungen von den DIN-Normen als Kriterienkatalog Gebäudetyp E in die Musterbauordnung des Bundes aufgenommen werden“, sagt Woll. So könnten sie von den Ländern in den Landesbauordnungen übernommen werden. „Zusätzlich ist im Werkvertragsrecht festzulegen, dass bei einer Bauausführung nach dem Kriterienkatalog Gebäudetyp E kein Mangel vorliegt. Gewerbliche oder private Auftraggeber könnten dann schlicht ankreuzen, auf welchen Komfort sie zugunsten geringerer Kosten verzichten“, erklärt der Rechtsanwalt. W

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Schwangerschaft in der Werkstatt oder auf der Baustelle arbeiten? Das ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Selbstständig und schwanger

Im Gegensatz zu Arbeitnehmerinnen haben Selbstständige noch immer keinen Anspruch auf Mutterschutz. Vier Unternehmerinnen berichten, was das bedeutet.

Mit einer Petition hat Tischlermeisterin

Johanna Röh 2022 eine Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige in Gang gebracht. Inzwischen beschäftigt sich auch die Politik mit dem Thema –zuletzt der Bundesrat. Die Länderkammer forderte im April 2024 von der Bundesregierung, dass Selbstständige während der Schwangerschaft und nach der Entbindung die gleichen Mutterschutzleistungen erhalten sollen wie Arbeitnehmerinnen.

Ob diese Form der Absicherung kommt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass sich die Bundesregierung mit der Forderung der Länder beschäftigen muss.

„Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte“

„Ich wünsche meinen jüngeren Kolleginnen, dass sich etwas an der Rechtslage ändert“, sagt Tischlermeiste-

„Meine Mitarbeiter haben mir sehr geholfen.“

Irmela Wrede, Tischlermeisterin

Foto: Privat

rin Irmela Wrede. Die Inhaberin der Tischlerei Ebenholz aus Mönchevahlberg weiß aus Erfahrung, dass es finanziell nicht einfach ist, als Handwerkerin einen Betrieb zu führen und zwei Kinder zu bekommen. Schon während der ersten Schwangerschaft sei sie selbstständig gewesen und habe bis zur Geburt gearbeitet – wegen der fehlenden finanziellen Absicherung. Doch wie hat sie das als Tischlerin geschafft? „Ich hatte zum Glück Mitarbeiter, die mir in dieser Zeit sehr geholfen haben“, sagt die Unternehmerin. Trotzdem sei sie bis zum Schluss mit auf Baustellen unterwegs gewesen. „Ich habe nur die Arbeiten ausgeführt, die ich mir noch zugetraut habe“, erinnert sich die Handwerkerin. Außerdem habe sie darauf geachtet, nicht schwer zu heben und auch nicht mit schädlichen Stoffen zu arbeiten. Nach der Geburt des ersten Sohnes blieb die junge Mutter rund zwei Wochen zu Hause, dann

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Trotz
MARTINA JAHN, ANNA-MAJA LEUPOLD

kehrte sie in den Betrieb zurück: „Als Selbstständige verdient man nur Geld, wenn man arbeitet“, erläutert Wrede. Sie wünscht sich, dass selbstständigen Frauen diese Erfahrung künftig erspart bleibt: „Ich habe mich damals wie eine Tagelöhnerin gefühlt, die nicht abgesichert ist. Das war kein schönes Gefühl“, sagt Wrede.

Trotz der Herausforderungen bekam sie zwei Jahre später noch einen Sohn. „Wegen der fehlenden finanziellen Absicherung auf Kinder oder die Selbstständigkeit zu verzichten, kam für mich nie in Frage“, betont die Tischlermeisterin. „Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte.“

„Acht Wochen zu Hause bleiben kann ich mir nicht leisten“

Auch Malermeisterin Tamina Beckerat hat sich trotz Selbstständigkeit bewusst für Kinder entschieden. „Ich bin in der 32. Woche schwanger“, berichtet die Unternehmerin, die einen Betrieb im niedersächsischen Bilshausen führt. Die fehlende finanzielle Absicherung für schwangere Selbstständige bekommt sie deshalb gerade zu spüren. Bei der Geburt ihres ersten Kindes sei sie noch angestellt gewesen.

Anders als schwangere Arbeitnehmerinnen arbeitet Beckerat nach wie vor auf der Baustelle: „Mir ist bewusst, dass ich damit Risiken eingehe“, sagt die Malermeisterin. Sie versuche daher, nur Arbeiten zu erledigen, die sie sich körperlich wirklich zutraue. Alles andere müssten ihre Mitarbeiterinnen übernehmen.

„Wenn ich mein Team nicht hätte, müsste ich die risikoreicheren Tätigkeiten auch machen“, sagt Beckerat. Doch nicht nur deshalb ist sie dankbar: „Meine Mitarbeiterinnen unterstützen mich wirklich gut und machen auch mal Überstunden, um mir durch die Schwangerschaft zu helfen“, sagt die Unternehmerin.

Bis zur Geburt sind es nur noch wenige Wochen. Beckerat organisiert deshalb schon ihre Abwesenheit im Betrieb: „Meine Mitarbeiter werden insgesamt vier Wochen von einem befreundeten Unternehmen betreut“, berichtet sie. In dieser Zeit werde sie nicht erreichbar sein.

Eigentlich würde die Unternehmerin lieber acht Wochen zu Hause bleiben. „Aber das kann ich mir ohne eine Unterstützung wie den Mutterschutz nicht leisten“, betont Beckerat. „Es sollte auf jeden Fall eine Absicherung für schwangere Selbstständige geben“, fordert sie deshalb.

„Es ist höchste Zeit für eine Veränderung“ Ihre drei Kinder sind zwar mittlerweile erwachsen, dennoch macht sich Tatjana Lanvermann für den Mutterschutz für selbstständige Unterneh-

„Ich drücke für alle nachkommenden selbständigen werdenden Müttern die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.“
Carola Grote-Sticka, Raumausstattermeisterin

merinnen stark. „Das ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit – es geht dabei um den Schutz der Mutter sowie des ungeborenen Lebens“, sagt die Unternehmerin und Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH). Ihre Kinder seien damals auch mit im Betrieb aufgewachsen, den ihr Mann von seinen Eltern übernommen hat.

Erst kürzlich hat Lanvermann eine Veranstaltung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin besucht, auf der sich die Initiatorinnen, betroffene Unternehmen, Selbstständige und Vertreter der Politik zum Austausch getroffen haben. „Die anwesenden Politikerinnen dürften aus den Praxisbeispielen wertvolle Impulse erhalten haben, die hoffentlich dazu beitragen, dass sich in Sachen Mutterschutz endlich etwas tut“, sagt sie.

Der Mutterschutz betreffe alle und sollte von der ganzen Gemeinschaft getragen werden. Aus diesem Grund habe der UFH-Bundesverband die „Gemeinsame Erklärung für den Mutterschutz für Selbstständige“ unterzeichnet. Denn es fehle nach wie vor an finanzieller Unterstützung und Arbeitgeberleistungen sowie Mutterschaftsgeld während der Schwangerschaft und nach der Geburt.

„Ich fand das damals mega ungerecht“ Raumausstattermeisterin Carola Grote-Sticka findet die aktuelle Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige gut: „Wunderbar, dass sich da etwas bewegt“, freut sich die Unternehmerin, die einen Betrieb in Salzgitter führt.

Sie hat zwei Kinder, die inzwischen 16 und 14 sind. Doch an die Zeit rund um die Geburt erinnert sich Grote-Sticka noch gut: „Ich fand es damals schon mega ungerecht, dass wir selbstständigen Frauen trotz Krankenversicherung kein Anrecht auf den Mutterschutz vor und nach der Geburt haben.“

Bei Arbeitnehmerinnen gebe es darüber überhaupt keine Diskussion Die Unternehmerin fragt sich, warum das bei selbstständigen Frauen so ist und fordert, dass diese Ungerechtigkeit dringend geändert werden müsse.

Kommentare wie „man könnte ja eine Schwangerschaft planen und geldlich vorsorgen“ ärgern Grote-Sticka. Schließlich fallen Betriebsgründung und Familienplanung zeitlich meist zusammen. Für sie sei nicht klar, warum selbstständige Frauen nach der Gründung mit den Kindern warten sollten, während sich Arbeitnehmerinnen keine strategischen Gedanken über eine Schwangerschaft machen müssten. Die Raumausstattermeisterin sagt: „Ich drücke für alle nachkommenden selbstständigen werdenden Müttern die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.“ W

Wenn alles gut abgestimmt ist, spricht nichts gegen eine Beschäftigung von langjährigen Chefs als Mitarbeiter.

Nachfolge: Wenn der Ex-Inhaber weiter mitarbeitet

Wer den ehemaligen Betriebsinhaber beschäftigt, sollte im Vorfeld gut kommunizieren – mit der Person selbst und dem Team. Vier Tipps, die zum Erfolg führen.

SONJA STEINER

Dass ehemalige Inhaber in Handwerksbetrieben als Angestellte weiterarbeiten, kommt oft vor. Die Gründe sind vielfältig: Oft dauert es bei Betriebsübergabe noch Jahre, bis der Ex­Inhaber das Renteneintrittsalter erlangt hat. Manche möchten weiterarbeiten, weil ihnen der Betrieb viel bedeutet oder sie noch nicht loslassen können. „Auch der Verdienst spielt dabei eine Rolle“, weiß Jan­Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator bei der Handwerkskammer Hannover. Er hat vier Tipps, die beim Übergang helfen.

1. Befristen Sie den Arbeitsvertrag zeitlich In vielen Fällen bleibt der langjährige Betriebsinha­

„Beachten Sie mit Fingerspitzengefühl auch die Belange der Mitarbeitenden.“
Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator

ber auch nach der Übernahme weiter mit an Bord:. „Es gibt bei dieser Konstellation einige Besonderheiten zu beachten“, berichtet Hobelsberger. „Ganz vorne steht der Klassiker Kommunikation: Es ist sehr wichtig, dass miteinander darüber gesprochen wird, wie die neue Zusammenarbeit geregelt werden soll.“

Dazu gehöre eine klare Stellenbeschreibung des neuen Arbeitsplatzes für den Vorgänger, die mit ihm gemeinsam vorher abgestimmt wird. „Dabei ist es wichtig, auch die zeitliche Befristung ins Auge zu fassen und mit in den Arbeitsvertrag aufzunehmen“, betont der Nachfolgemoderator. Sonst könne es dazu kommen, dass das Ganze ausfranst.

2. Definieren Sie klare Rollen im Familienbetrieb

Häufig findet die Weiterbeschäftigung in Familienbetrieben statt. „Wir gehen von etwa einem Drittel aller Betriebe aus, die innerhalb der Familie übernommen werden“, berichtet er. Wenn Sohn oder Tochter den Betrieb übernehmen, sei eine räumliche Trennung sinnvoll, um so die neue Rollenverteilung zusätzlich deutlich zu machen. „Ich kenne einen Fall, wo der ehemalige Inhaber seinen Betrieb an seinen Sohn übergeben hat und daraufhin mit seinem Büro in den Keller zog. Das ist jetzt ein drastisches Beispiel. Aber es macht klar, wie wichtig es ist, Neuem Platz zu schaffen. Das gilt besonders in Familienkonstellationen, wo oft Leben und Arbeiten in einem Haus stattfinden“, sagt Hobelsberger.

3. Planen Sie zwei bis drei Jahre Zeit für die Übernahme ein

In Familienbetrieben arbeitet derjenige, der übernehmen wird, oft schon über Jahre vorher mit. Anders sei das bei externen Übernahmen: Dort sei die Übergabezeit meist deutlich länger. „Aus unserer Beratung wissen wir, dass es etwa zwei bis drei Jahre Zeit der Einarbeitung brauchen kann, um eine gelungene Übernahme sicherzustellen –dieser Zeitfaktor sollte nicht unterschätzt werden“, erklärt Hobelsberger.

In dieser Phase sei es sinnvoll, wenn der künftige Inhaber sich die Übernahme als Etappenziel setzt und „nicht allzu sehr mit seinen oder ihren Ideen vorprescht, sondern sich die Zeit nimmt, auf die eigene neue Rolle hinzuarbeiten und sie einzuüben“. Dabei gehe es auch um eine klare und wertschätzende Kommunikation mit allen Beteiligten.

4. Nutzen Sie die Expertise des vorherigen Inhabers

Gerade wenn der neue Chef oder die neue Chefin hochmotiviert ihre neuen Ideen umsetzen möchten, sollte der vorige Inhaber seine Expertise einbringen können. „Holen Sie alle ins Boot und beachten Sie mit Fingerspitzengefühl auch die Belange der Mitarbeitenden. Sie haben oft eigene gute Ideen zur Verbesserung, die jetzt verwirklicht werden könnten“, rät der Nachfolgemoderator.

Falls die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Betriebsinhaber bei allen Bemühungen nicht klappen sollte, könne im Notfall eine Mediation zur Klärung beitragen. „Wenn alle Beteiligten von vorneherein eine klare Kommunikation pflegen, muss es dazu aber gar nicht kommen“, ist Hobelsberger überzeugt. W

„Aus unserer Beratung wissen wir,

dass es etwa zwei bis drei Jahre Zeit der Einarbeitung brauchen kann, um eine gelungene Übernahme sicherzustellen.“

Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator

Hilfe durch Netzwerk und offene Kommunikation

Drei Fragen an Orthopädieschuhmachermeisterin Johanna Czech, die Anfang August den Betrieb Nimtz Gesunde Schuhe in Barsinghausen übernommen hat.

Der vorige Inhaber arbeitet weiter in Ihrem Betrieb mit – wie haben Sie sich auf diese Zusammenarbeit vorbereitet?

»Johanna Czech: Das Wichtigste war, Klarheit für mich selbst in meiner neuen Rolle zu finden und mit meinem Vorgänger alle offenen Fragen zu besprechen. Das war anfangs nicht immer einfach. Doch je öfter wir miteinander gesprochen haben, desto geringer war die Hemmschwelle, die relevanten Themen einvernehmlich zu klären. Mir war es dabei wichtig, sensibel dafür zu sein, dass seine neue Rolle auch Abschied bedeutet mit den entsprechenden möglichen schmerzhaften Prozessen.

Welche Schritte haben Sie vor der Übernahme unternommen?

» Czech: Ich bin knapp zwei Jahre vorher in den Betrieb gekommen, den ich schon über meinen Mann kannte. Er arbeitet hier seit 17 Jahren. Ich habe mir dann Berater gesucht und erst einmal beobachtet, wie es im Betrieb läuft. Ich hatte die Komplexität, die so eine Betriebsübernahme mit sich bringt, anfangs nicht so richtig im Blick – das macht man normalerweise nur einmal im Leben. Daher hatte ich keine Vorerfahrung und mein Weg entstand sozusagen beim Gehen.

Worauf sollten neue Chefs aus Ihrer Sicht bei der Anstellung des ehemaligen Inhabers besonders achten?

»Czech: In der Vorbereitung das eigene Netzwerk nutzen, um die eigene Rolle durch den Austausch und die Möglichkeit des Perspektivwechsels besser zu definieren. Dazu gehören die Beratungsangebote der Handwerkskammer, aber auch Freunde und Bekannte. Entscheidend ist die offene Kommunikation mit dem Ex-Inhaber – auch, um Vorurteile auf beiden Seiten zu identifizieren und auszuräumen. MARTINA JAHN

Foto: Niclas Flenter
Vier

Tage arbeiten, drei Tage frei: Was geht bei diesem Arbeitszeitmodell und was geht nicht?

Kein Selbstläufer

Aktuell testen 45 Unternehmen die Vier-Tage-Woche im Rahmen einer Studie. Ein erster Bericht zeigt, was gut läuft und welche Herausforderungen es gibt.

ANNA-MAJA LEUPOLD

Seit Anfang Februar läuft in Deutschland eine Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche. 45 Unternehmen verschiedener Größe und Branchen testen seither das Arbeitszeitmodell – darunter sind auch vier Betriebe aus dem Handwerk. Jetzt haben die Initiatoren des Projekts rund um die Agentur Interprenör einen ersten Zwischenbericht vorgelegt. Der zeigt, dass die Umstellung kein Selbstläufer ist und dass das Arbeitszeitmodell für Unternehmen verschiedene Herausforderungen birgt. Die Studienteilnehmer spüren laut dem Bericht aber auch erste Vorteile durch die Umstellung.

Eckdaten des Pilotprojekts

Bei dem Pilotprojekt geht es um die Einführung und Umsetzung einer Vier-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt und gleichbleibender Produktivität (wir berichteten). Laut Zwischenbericht verkürzten die deutschen Unternehmen die Arbeitszeit allerdings konservativer als beim klassischen 100-80-100-Modell – das steht für 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.

Die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen (48 Prozent) entschied sich, die Arbeitszeit um maximal 10 Prozent zu reduzieren. Weitere 38 Prozent verkürzten sie um genau 20 Prozent. Die übrigen 15 Prozent wählten einen Mittelweg.

Bei der Mehrheit der Unternehmen wurde die Arbeitszeit auf 90 Prozent reduziert.

Welche Herausforderungen gibt es?

Die Einführung der Vier-Tage-Arbeitswoche stellt für Unternehmen ein „umfangreiches Change-Projekt dar und ist keineswegs ein Selbstläufer“, schreiben die Autoren des Berichts. Sie weisen darauf hin, dass die Teilnehmer des Pilotprojekts verschiedene Herausforderungen zu meistern hatten.

Dazu zählt zum Beispiel die Planung der Arbeitsanpassung: Die Betriebe hätten oft unterschätzt, dass es für eine „erfolgreiche Vier-TageWoche“ notwendig sei, Arbeitsweisen und Prozesse umzustellen. Zum Teil hätten die Teilnehmer deshalb mehr Zeit benötigt, um auf das neue Arbeitszeitmodell umzustellen. Zu sehen sei das an den tatsächlichen Startzeitpunkten: 52 Prozent der Projektteilnehmer stellten im Februar 2024 um. Andere starteten erst im März (18 Prozent), April (5 Prozent), Mai (7 Prozent) oder Juni (5 Prozent) mit der Vier-Tage-Woche.

Die Anpassungen während der täglichen Arbeitszeit vorzunehmen, habe sich ebenfalls als Herausforderung für die Projektteilnehmer erwiesen. Schließlich sollten sie zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen:

1 die gewohnte Produktivität im Unternehmen aufrechterhalten und

2 Zeit investieren, um die Arbeitsprozesse für die Vier-Tage-Woche zu optimieren.

Welche Effekte hat das Arbeitszeitmodell?

Trotz der Herausforderungen berichteten die Teilnehmer des Pilotprojekts auch von positiven Effekten der Umstellung. Der Zwischenbericht enthält drei Beispiele:

ɓ Recruiting: Teilnehmende berichteten von erhöhten Bewerberzahlen bei gleichbleibender Qualität der Bewerbungen.

ɓ Partizipation von Mitarbeitenden: Einige Unternehmer machten die Erfahrung, dass die Mitarbeitenden Anpassungen im Arbeitsalltag vorschlagen, um die Arbeit effizienter zu gestalten.

ɓ Kreativität und Innovation: Die vermehrte freie Zeit führte bei manchen Teilnehmern dazu, Themen kreativer zu durchdenken und damit Arbeitsweisen zu verbessern.

Ende des Pilotprojekts?

Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche in Deutschland ist noch nicht ganz abgeschlossen: Das liegt vor allem daran, dass nicht alle Unternehmen im Februar 2024 mit dem sechsmonatigen Test angefangen haben und somit noch keine vollständigen Daten vorliegen. Einen ausführlichen Bericht der Ergebnisse soll es nun im vierten Quartal 2024 geben. W

„Mein Team will das nicht“

„Ich finde das Konzept sehr interessant“, sagt Handwerksunternehmer Hermann Strathmann (Foto). Er könnte sich für seinen Betrieb die Einführung der Vier-Tage-Woche bei 40 Wochenstunden vorstellen.

Der Inhaber der Erich Uhe GmbH in Hemmingen hat das Arbeitszeitmodell deshalb seinem Team vorgestellt. Doch die Reaktionen der 35 Mitarbeiter waren völlig anders, als er erwartet hätte: „Die meisten waren strikt gegen die Einführung der Vier-Tage-Woche“, berichtet Strathmann. Immerhin drei Mitarbeitende hätten sich bereit erklärt, das Modell zumindest zu testen.

Der Versuch lief genau eine Woche: Dann seien die Mitarbeiter zu ihm gekommen und hätten gesagt: „Chef, das ist nichts für uns.“ Die Mitarbeiter bemängelten, dass sie ihre Familien an den vier Arbeitstagen kaum noch sähen und dass nach der Arbeit keine Zeit mehr für Hobbys bleibe.

Strathmann ist trotzdem froh, dass er die Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb thematisiert hat. „Die tollste Erkenntnis ist für mich, dass das Arbeitszeitmodell nicht für den ganzen Betrieb gelten muss. Es funktioniert auch, wenn sich einzelne Mitarbeiter dafür entscheiden“, berichtet er.

Trotz des Votums seines Teams hat Strathmann die Vier-Tage-Woche für seinen Betrieb nicht abgehakt. Er kann sich vorstellen, das Modell bei Neueinstellungen anzubieten: „Wenn ich neue Fachkräfte nur mit der Vier-Tage-Woche für meinen Betrieb gewinnen kann, dann werde ich das möglich machen.“ (AML)

Größter Pluspunkt: Mitarbeiterbindung

Was erwarten Betriebe von einer Vier-Tage-Woche? Welche positiven Effekte hat sie und was sind die größten Bedenken? In kleineren Betrieben überwiegt vor allem ein Vorteil.

In kleineren Betrieben ist die Vier-Tage-Woche häufiger gelebte Praxis als in großen. Das ergibt eine Umfrage* des ifo Instituts unter knapp 630 Personalleitern deutschlandweit.

In Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten kommt das Arbeitszeitmodell schon bei 14 Prozent zum Einsatz, unter allen Befragten sind es 11 Prozent. Etwa die Hälfte der Betriebe, die die VierTage-Woche anbieten, würde dafür Stunden und Gehälter reduzieren. 39 Prozent teilten eine Vollzeitstelle auf vier Tage auf und ungefähr ein Zehntel der Unternehmen reduziere die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt.

Vorteile ...

Auf die Frage, welche positiven Effekte Betriebe erwarten, gaben 35 Prozent eine höhere Mitarbeiterbindung an. 32 Prozent erwarteten eine höhere Motivation der Mitarbeitenden. Weniger Fehltage und mehr Bewerber erhofften sich je 26 Prozent der Teilnehmenden.

... und Bedenken

Die Befragten hatten auch Bedenken: Knapp zwei Drittel vermuteten, dass sie mit höherem Personalaufwand einhergeht. 52 Prozent erwarteten mehr Organisationsaufwand, 40 Prozent einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsver-

lust und 37 Prozent befürchteten einen sinkenden Output.

Für knapp ein Drittel spricht laut der Umfrage die Problematik des Arbeits- und Fachkräftemangels gegen eine Einführung, für 42 Prozent spiele das Modell für den Fachkräftemangel keine Rolle. Dagegen würden 16 Prozent der Unternehmen aufgrund der Problematik eher dieses Arbeitszeitmodell einführen.

Würde die Vier-TageWoche Einfluss auf den Fachkräftemangel haben? Zwei Drittel der Befragten befürchteten, dem Fachkräftemangel nach Einführung des Modells noch mehr ausgeliefert zu

sein. Für 23 Prozent würden hingegen positive Aspekte wie die Attraktivität für Bewerber überwiegen. Insgesamt rechnen kleine Betriebe weniger oft mit Auswirkungen der Vier-Tage-Woche auf den Fachkräftemangel als größere.

*Die Teilnehmenden an der Umfrage im Auftrag der Randstad Personaldienstleistung teilen sich in folgende Branchen auf: Verarbeitendes Gewerbe (42 Prozent), Handel (23 Prozent) und Dienstleistungssektor (35 Prozent). Insgesamt waren 44 Prozent der befragten Personalleiter in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden tätig. (JA) W

in Rente gehen: Jeder Dritte über 50 fasst das ins Auge.

Individuelle Angebote

Fast ein Drittel der Beschäftigten über 50 will laut einer Studie nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten. Zwei Maßnahmen sollen helfen, sie im Job zu halten.

Die geburtenstarke BabyboomerGeneration geht langsam in Rente. Das reißt eine Fachkräftelücke, die die nachrückenden jüngeren Beschäftigten nicht schließen können. Das gilt schon für die Idealsituation, dass die ältere Generation bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter durcharbeitet. Laut einer aktuellen Befragung der Techniker Krankenkasse (TK) entspricht diese Idealsituation jedoch eher nicht der Realität.

Fachkräftemangel: Ein Viertel geht in fünf Jahren

Laut der Befragung unter 1.000 Erwerbstätigen ab 50 Jahren planten 31,3 Prozent, vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter aus dem Job auszuscheiden. Folgerichtig betitelt die Krankenkasse ihren TKGesundheitsreport 2024 mit „Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?“ Der Report wurde am 2. Juli 2024 veröffentlicht.

„Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken“, sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Ältere

„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken.“
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse

Beschäftigte sind eine wertvolle Ressource für die Unternehmen. Sie verfügen über großes Erfahrungswissen, sind gut vernetzt und haben sich in der Regel über Jahre an ihrem Arbeitsplatz bewährt.“ Das sehe auch eine Mehrheit der Betriebe so, von denen in einer weiteren Erhebung 300 befragt worden seien. Eine Erkenntnis daraus: Bei 46 Prozent der Unternehmen gehe in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel der Belegschaft in den Ruhestand.

Ältere länger halten: Zwei Maßnahmen Wie können Betriebe ältere Beschäftigte länger im Job halten? Der TK-Report nennt insbesondere zwei Maßnahmen aus der Befragung der Beschäftigten. Mit ihnen ließen sich Teile der über 50-Jährigen dazu bewegen, ihr Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aufzuschieben:

1 Ein höheres Gehalt. Das gaben 66,5 Prozent der betroffenen Befragten an.

2 Maßnahmen zur flexibleren Arbeitszeitgestaltung wie die „Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse“ (73,7 Prozent) sowie die „Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten“ (70,3 Prozent).

Frühzeitig

Zwischen den Wünschen der Beschäftigten und den Angeboten der Arbeitgeber klaffe eine Lücke. So würden nur 57 Prozent der für den Report befragten Arbeitgeber bereits flexiblere Arbeitszeiten anbieten. Und Angebote, den Übergang in den Ruhestand individuell zu gestalten, böte weniger als die Hälfte der Arbeitgeber an. Bei der Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln, sowie bei den gesundheitsfördernden Maßnahmen würden Wunsch und Angebot zwischen Arbeitnehmern und -gebern hingegen übereinstimmen.

Als weiteren Faktor für eine lange Beschäftigung nennt die TK den Zusammenhang zwischen positiver Unternehmenskultur und dem Wunsch der Beschäftigten, später in den Ruhestand zu gehen. Denn wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeite auch länger.

Wer gesund ist, arbeitet länger

Die TK legt in ihrem Report auch einen Zusammenhang zwischen Krankheitsausfällen und der

BESSER

Wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeitet auch länger.

Arbeitsbereitschaft nach dem regulären Renteneintritt nahe. Zur Ermittlung wurden Versichertendaten in einem Beobachtungszeitraum nach 2012 untersucht. Ergebnis: Von den Beschäftigten, die im Jahr 2012 keinen Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, hätten gut 14 Prozent nach ihrem regulären Renteneintritt weitergearbeitet. Von den Beschäftigten, die mindestens 43 Tage krankgeschrieben waren, seien es nur gut 7 Prozent gewesen. Im Schnitt würden 11,6 Prozent über die Renteneintrittsgrenze hinaus arbeiten, schreibt die TK.

Schlussfolgerung der Krankenkasse: Man müsse mit der Gesundheitsförderung bereits frühzeitig und über alle Altersgruppen hinweg beginnen. Je früher man gesunde Arbeitsbedingungen schaffe, desto länger blieben die Beschäftigten motiviert und leistungsfähig. Zudem reduziere das kostenintensive Fehlzeiten durch Krankmeldungen. 2023 hätten in der TK versicherte Berufstätige unter 50 Jahren im Schnitt 16 Tage pro Kopf krankheitsbedingt gefehlt, bei den Beschäftigten über 50 Jahren seien es knapp 26 Tage gewesen. W

Erfolgreich im Handwerk mit aktuellen Infos, konkreten Tipps, cleveren Tricks zu Recht und Steuern, Führung und Recruiting, Digitalisierung und Strategie.

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So hilft KI bei der Kommunikation

KI schön und gut – aber Sie fremdeln noch? Das muss nicht sein, denn kostenfreie Helfer können Ihnen einiges an Arbeit abnehmen.
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Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant. Neue Tools und Anwendungsmöglichkeiten erscheinen jeden Tag. Aber mal ehrlich: Was haben Sie davon schon ausprobiert?

„Während einige Handwerksbetriebe bereits viele Aufgaben mit Hilfe von KI lösen, haben die meisten große Berührungsängste“, sagt Handwerker-Coachin Andrea Eigel. Sie rät, KI mit einfachen Aufgaben in der Kommunikation Ihres Betriebes zu testen. Doch welche Angebote gibt es überhaupt und wie lassen sie sich möglichst kostenlos nutzen?

Die drei Großen: ChatGPT, Bing Copilot und Google Gemini

Der bekannteste intelligente Chatbot ist sicherlich ChatGPT. Zum Ausprobieren brauchen Sie einen Account, über den Sie sich auf der Homepage des Entwicklers Open AI anmelden. Anders als zum

Die Qualität der Anweisungen bestimmt die Güte der Ergebnisse.

Start der Technik ist es kein Problem mehr, sich zu registrieren. „Um zu starten, reicht die kostenlose Version völlig aus“, sagt Eigel. Erst wenn anspruchsvollere Aufgaben ins Spiel kommen, lohne sich der Umstieg auf die Bezahlvariante.

Die Technik von Open AI steckt auch hinter dem KI-Angebot der Microsoftsuchmaschine Bing –Copilot. Öffnen Sie Bing im Microsoftbrowser Edge, dann werden Sie direkt aufgefordert, den Copilot zu nutzen, ganz ohne Anmeldung. „Anders als die kostenlose Version von ChatGPT greift der Copilot nicht nur auf Trainingsdaten, sondern auf die Ergebnisse der Suchmaschine Bing zurück“, erklärt Eigel den Unterschied. Copilot bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, einfache Bilder zu erstellen. Und natürlich ist auch Google auf dem KI-Chatbot-Markt unterwegs. Google Gemini heißt die Anwendung, für die Sie sich mit einem GoogleKonto anmelden müssen.

Vorsicht im Umgang mit Daten und Fakten!

Auch wenn sie noch so überzeugend klingen, die intelligenten Chatbots ersetzen Ihre eigene Recherche nicht! Wenn Sie Wissensfragen stellen, kann die Antwort der KI völliger Unsinn sein. „Sie sollten immer prüfen, was die KI Ihnen liefert, wenn es um Fakten geht“, betont Eigel. Ebenso wichtig: „Geben Sie keine sensiblen Daten oder Geschäftsgeheimnisse ein, denn mit den eingegebenen Daten wird die KI weiter trainiert.“ Ihre Daten werden also von den Anbietern der KI-Bots genutzt. Chats könnten zudem gehackt werden, sodass die Daten möglicherweise frei im Netz verfügbar sind und missbraucht werden.

Prompts beeinflussen das Ergebnis

Wie gut die Ergebnisse sind, die die KI Ihnen liefert, ist in hohem Maße von der Qualität Ihrer Anweisungen, der Prompts, abhängig. „Man muss

„Sie sollten immer prüfen, was die KI Ihnen liefert, wenn es um Fakten geht.“

so präzise wie möglich sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“, sagt die Handwerksberaterin. Vermeiden Sie deshalb vage Formulierungen und achten Sie darauf, dass Ihre Anweisungen deutlich und eindeutig sind.

Wichtig ist auch, dem KI-Bot eine Rolle zuzuweisen. „Die KI-Assistenten verfügen über viel Wissen. Sie brauchen aber eine klare Anweisung, welche Perspektive sie einnehmen sollen“, erklärt Eigel. Soll die künstliche Intelligenz beispielsweise aus Chef- oder Kundensicht Texte formulieren? Sind die Adressaten Freunde oder Geschäftspartner – diese Dinge müssen Sie bei der Eingabe berücksichtigen.

Die Ergebnisse der verschiedenen Bots können dabei durchaus unterschiedlich ausfallen. „Manchmal kann es hilfreich sein, verschiedene KI-Assistenten auszuprobieren, um das beste Ergebnis zu bekommen“, sagt die Beraterin. W

Hier tummeln sich Generation X und Z

Instagram und Youtube haben bei der Generation Z die Nase vorn, die Älteren nutzen Facebook und LinkedIn. Vor allem die Nutzungsdauer von Social Media ist einer Studie zufolge enorm.

In welchen sozialen Netzwerken tummelt sich Ihre Zielgruppe? Antworten darauf gibt der aktuelle YougovReport „Beyond the feed: Social Media Report 2024“. Darin wurde die Social-MediaNutzung in Deutschland untersucht. Im Fokus stehen vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1997–2006), die Generation X (Jahrgänge 1965–1980) und die Millennials (Jahrgänge 1981–1996).

Generation Z vor allem auf Instagram unterwegs Das meistgenutzte Netzwerk der Generation Z ist Yougov zufolge Instagram (66 Prozent). Auf Platz 2 ist Youtube mit 55 Prozent, gefolgt von Snapchat (36 Prozent Nut-

zung) und Tiktok mit 33 Prozent. Weniger als ein Fünftel in dieser Altersgruppe nutzen Pinterest, X oder LinkedIn.

Von den Befragten der Generation Z verbringen 12 Prozent mehr als 20 Stunden pro Woche auf Youtube, 9 Prozent sind über 20 Stunden auf Tiktok unterwegs und 7 Prozent dieser Altersgruppe verbringen mehr als 20 Stunden pro Woche auf Instagram. Im Vergleich dazu: Jeder dritte Deutsche nutzt soziale Netzwerke etwa drei Stunden am Tag – das entspricht einem Durchschnitt von 6 bis 20 Stunden in der Woche.

Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung dominiert nach wie vor Facebook die Welt der

sozialen Netzwerke: Fast jeder Zweite (48 Prozent) hat von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 Facebook genutzt. 56 Prozent der Nutzer gehören der Generation X an, nur jeder Vierte der Generation Z nutzt dieses Netzwerk noch.

LinkedIn – das Netzwerk mit dem Schwerpunkt auf Business-Kontakten – wird vorwiegend von Millennials genutzt (13 Prozent). Insgesamt nutzen es laut der Yougov-Studie 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. MARTINA JAHN W

Wenn die Ansprache stimmt, kommen vielleicht mehr Jugendliche über Social-Media-Kanäle ins Handwerk.

Im „Azubi-Workspace“ können Lehrlinge bei Roter Kältetechnik üben. Azubi Benedict betreibt Fehlersuche, begleitet von Ausbilder Sören Schrot.(v. l.)

Fachkräfte gewinnen

Gut die Hälfte der Ausbildungsplätze ist besetzt, bis Jahresende können Interessierte noch starten. Laut einer Umfrage bleiben nach der Gesellenprüfung die meisten Azubis länger als drei Jahre in ihrem Betrieb.

Auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres gibt es noch genügend freie Lehrstellen. Bis Mitte Juni hatte jeder zweite Ausbildungsbetrieb in Niedersachsen alle Plätze besetzen können. Das ergibt die Ausbildungsumfrage der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) unter knapp 1.370 Betrieben. Weitere 15 Prozent rechneten damit, noch geeignete Bewerber für die offenen Stellen zu finden.

„Es ist auch jetzt noch nicht zu spät für dieses Ausbildungsjahr“, betont der LHN-Vorsitzende Eckhard Stein. Bis zum Jahresende könnten junge Menschen sich über die Nachvermittlungsangebote der Handwerkskammern über freie Stellen informieren und ihre Karriere im Handwerk starten.

Gute Ausbildung ist die wichtigste Grundlage Bei Roter Kältetechnik haben in diesem Jahr vier neue Auszubildende begonnen. Damit beschäftigt der Betrieb in Garbsen jetzt zehn Azubis von insgesamt 34 Mitarbeitenden. „Wichtig ist uns die Bereitschaft, wirklich etwas lernen zu wollen“, sagt Geschäftsführer Timm Kröger. Auf Berufsmessen beispielsweise zeige der Betrieb mit einem selbst entwickelten Stand, was Kälteanlagenbauer in der Ausbildung lernen. Kröger setzt neben einer guten Ausbildung auf einen familiären Umgang, denn das spreche sich herum: Ein Azubi habe sich im vergangenen Jahr beworben, weil er von einem Bekannten von der guten Atmosphäre in dem Betrieb gehört hatte.

Fotos:
Martina Jahn
MARTINA JAHN

Laut Kröger sollten bei seinen Bewerbern die Noten in Deutsch und Mathe passen – und natürlich sollten sie Interesse für Chemie und Physik mitbringen. Im Umgang mit Kältemitteln sei das eine wichtige Voraussetzung.

Von den befragten Betrieben ist die Abschlussnote für 80 Prozent weniger wichtig, nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer finden sie sehr wichtig. Vielmehr zählen für Ausbildungsbetriebe die Lernbereitschaft (90 Prozent) und die Teamfähigkeit (80 Prozent).

Bleibeperspektiven sind hoch Nach der Ausbildung bleiben der LHN-Umfrage zufolge drei Viertel der jungen Gesellinnen und Gesellen länger als drei Jahre in ihrem Ausbildungsbetrieb. Davon sei jeder Dritte sogar nach sechs Jahren noch dort. Ein Viertel verlasse den Betrieb innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Ausbildung.

Auf die Frage, ob Betriebe in der Vergangenheit Auszubildende übernommen haben, antworteten 88 Prozent mit Ja. Wie auch Unternehmer Timm Kröger: Er bietet allen ausgelernten Azubis die Möglichkeit zu bleiben. „Die meisten nehmen das an“, sagt er.

„Besonders am Herzen liegt uns das Thema Wertschätzung. Jeder ist hier wichtig, das betonen wir immer wieder.“ Kröger unterstützt die Azubis zudem, ein Auslandspraktikum zu machen. Gern genutzt werde auch das Betriebssportangebot. Und nicht zuletzt können im „Azubi-Workspace“ Prüfungsaufgaben oder praktische Inhalte aus der Berufsschule wiederholt werden – begleitet von Gesellen oder dem Ausbildungsleiter Sören Schrot.

Ausbildung mit Zukunftschancen Und wohin gehen junge Handwerker, die nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben? Diese Frage konnten 80 Prozent der Betriebe beantworten:

Die meisten (36 Prozent) arbeiten danach in einem anderen Handwerksbetrieb. Etwa jeder Zehnte beginnt ein Studium oder steigt Vollzeit in die Meisterausbildung ein. Weitere 30 Prozent gehen in die Industrie, fünf Prozent in den öffentlichen Dienst. Die übrigen machen etwa eine weitere Ausbildung, gehen ins Ausland oder in Elternzeit, ergab die LHN-Umfrage.

Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Karriereaussichten mit einer Ausbildung im Handwerk groß sind. Erfreulich ist laut Eckhard Stein, dass über elf Prozent der ehemaligen Auszubildenden nach einem Studium wieder in ihren Ausbildungsbetrieb zurückkehren. Auch bei Roter Kältetechnik war das kürzlich der Fall. Das zeige ihm, dass er in der Ausbildung gute Grundlagen gelegt hat, berichtet Timm Kröger stolz. W

„Eine familiäre Atmosphäre ist uns wichtig.“

Timm Kröger, Geschäftsführer, Roter Kältetechnik

Glückstour nach Hannover

Radeln für den guten

Zweck: Schornsteinfeger, Politiker, Prominente und betroffenen Familien sammelten wieder Spenden für krebsund schwerstkranke Kinder. Nach mehr als 600 Kilometern auf dem Fahrrad und sechs Etappen von Rheinland-Pfalz über Nordrhein-Westfalen bis nach Niedersachsen erreichte der Tross aus etwa 50 Personen ihr Ziel in Hannover. Dort fand in diesem Jahr der Bundesverbandstag der Schornsteinfeger statt.

Initiator der Glückstour ist die Hilfsorganisation „Glückstour – Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern e.V.“. Insgesamt übergaben die Tour-Fahrer 315.000 Euro. Damit werden über 70 Institutionen unterstützt, die sich entlang der diesjährigen Radstrecke befinden. Auch Familien mit krebskranken Kindern erhalten finanzielle Hilfe. (JA)

Ländliche Räume stärken

Das Gleichgewicht zwischen ländlichen Räumen und Ballungszentren in Niedersachsen soll besser werden. Dafür müsse auch das Potenzial von Handwerk und Landwirtschaft gestärkt werden. Das fordert für die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in einem gemeinsamen Empfehlungspapier. Die beiden Kammern fordern darin unter anderem:

ɓ den Ausbau der Infrastruktur zur Stärkung der ländlichen Räume

ɓ die Nutzung und Erschließung der Nachhaltigkeitspotenziale von Handwerk und Landwirtschaft zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.

ɓ die Förderung betrieblicher Innovations- und Digitalisierungspotenziale der Betriebe zur Bewältigung des strukturellen Wandels und

ɓ die Unterstützung einer ganzheitlichen Bildungspolitik zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften in den Betrieben. (JA)

Foto: Bundesverband der Schornsteinfeger

XML-Datei: Echte Rechnung oder Fake?

Alle E-Rechnungen enthalten einen Datensatz: Wie sieht der aus, wie können die Daten lesbar gemacht werden und wie lassen sich Fake-Rechnungen erkennen?

ANNA-MAJA LEUPOLD

Der Schreck ist meist groß, wenn Rechnungsempfänger zum ersten Mal eine elektronische Rechnung (E-Rechnung) im XML-Format sehen. Das Problem: Solche Rechnungen aus einem kryptischen Datensatz haben optisch keine Gemeinsamkeit mit einer klassischen Rechnung auf Papier.

Trotzdem müssen sich Betriebe mit Rechnungen im XML-Format auseinandersetzen, da die E-Rechnung ab 2025 stufenweise Pflicht wird. Für Handwerksbetriebe bedeutet das: Sie müssen ab 1. Januar 2025 zumindest in der Lage sein, elektronische Rechnungen nach der Norm EN 16931 von anderen Unternehmen zu empfangen – und zwar egal, in welchem Format sie eingehen.

XRechnung oder ZUGPFeRD-Rechnung: Was ist der Unterschied?

Mit der XRechnung und der ZUGFeRD-Rechnung gibt es zwei etablierte Formate, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. „Einen strukturierten Datensatz enthalten beide Formate, allerdings sehen sie ganz unterschiedlich aus“, sagt Jens Büscher, Gründer und Geschäftsführer des Softwareunternehmens Amagno.

Das liege daran, dass die ZUGPFeRD-Rechnungen aus der PDF-Welt kommen. Das bedeutet: Bei diesen Rechnungen ist der Datensatz in eine PDF-Datei integriert. „Die Optik fördert das Vertrauen in das Format, weil diese Rechnungen auch ohne spezielle Software für die Empfänger lesbar sind“, meint Büscher. Rechtlich relevant sei aber

trotzdem der Datensatz, der in der Datei enthalten ist.

XRechnungen hingegen sehen ganz anders aus: „Hier gibt es nur einen Datensatz in Form einer XML-Datei“, erläutert der Geschäftsführer. Die einzelnen Rechnungsbestandteile seien zwischen sogenannten Tags zu finden. Das sieht zum Beispiel für die zu versteuernde Summe und die daraus resultierenden Steuern wie folgt aus:

<..>

<cbc:TaxableAmount currencyID="EUR">52905.00</ cbc:TaxableAmount>

<cbc:TaxAmount currencyID="EUR">10051.95</ cbc:TaxAmount>

<..>

Die XRechnung besteht aus zahlreichen solcher Tags.

Auch E-Rechnungen müssen Betriebe auf Echtheit prüfen. Viewer helfen dabei, XMLDateien lesbar zu machen.

Fake-E-Rechnungen: Woran sind die zu erkennen?

Im E-Mail-Postfach von Betrieben landen von Zeit zu Zeit falsche Rechnungen. So manch einer sorgt sich deshalb schon jetzt, dass Fakes auch bei der

„Viele müssen sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden.“

Jens Büscher, Amagno

Foto: Andrey Popovstock.adobe.com

elektronischen Rechnung ein Thema werden könnten. Hier sieht Büscher wenig Neues auf Betriebe zukommen: „Schon jetzt müssen alle eingehenden Rechnungen geprüft werden. Durch die Einführung der E-Rechnung ändert sich an dieser Pflicht nichts.“

Doch wie lässt sich herausfinden, ob es sich bei einer eingehenden E-Rechnung um eine echte Rechnung oder einen Fake handelt? Büscher empfiehlt Handwerkern wie bei anderen E-Mails auch Absender, Anhang und Layout zu überprüfen, bevor sie die Mail öffnen. Zudem sollten sie Antworten auf folgende Fragen suchen:

ɓ Ist der Absender plausibel?

ɓ Gibt es einen Auftrag?

ɓ Stimmen die beauftragten Artikel?

Sofern die Antwort in allen Fällen „Ja“ lautet, könne die eigentliche Rechnungsprüfung beginnen. Schließlich müssten Betriebe bei jeder eingehenden Rechnung kontrollieren, ob diese alle vom Umsatz-

steuergesetz (UStG) vorgeschriebenen Pflichtangaben enthält. Gemäß § 14 UStG gehören dazu zum Beispiel:

ɓ der vollständige Name und die vollständige Anschrift des Rechnungsausstellers und des Leistungsempfängers,

ɓ das Ausstellungsdatum der Rechnung,

ɓ die Steuernummer oder Umsatzsteueridentifikationsnummer,

ɓ eine fortlaufende Rechnungsnummer,

ɓ die Menge der gelieferten Gegenstände oder der Umfang und die Art der Leistung,

ɓ der Zeitpunkt der Lieferung beziehungsweise der Zeitpunkt der Leistung,

ɓ der Steuersatz.

So funktioniert die Prüfung

Bei einer E-Rechnung im ZUGPfeRD-Format geht die Prüfung relativ einfach, da Betriebe eine PDF-Datei erhalten, die wie eine normale Papierrech-

Jens Büscher, Amagno

nung geprüft werden könne. Anders sieht es bei XRechnungen aus: „Eine E-Rechnung im XML-Format erschwert die Rechnungsprüfung, da sie aus einem kryptischen Datensatz besteht“, sagt Büscher. Um eine Rechnung im XML-Format prüfen zu können, müssten Betriebe die Rechnung daher mit Hilfsmitteln überprüfbar machen. „Es gibt inzwischen kostenfreie Tools, um E-Rechnungen im XML-Format auszulesen und zu visualisieren“, berichtet Büscher. Mit sogenannten XRechnungs-Viewern könnten die Rechnungsinhalte optisch dargestellt und lesbar gemacht werden. Diese Viewer könnten bei verschiedenen Anbietern als App heruntergeladen werden.

Allerdings sieht das Ergebnis anders aus als eine klassische Papierrechnung mit Firmenlogo. Jedoch seien die Rechnungsinformationen auch genauso aufbereitet – in normaler Schreibweise. Die Anzeige der Rechnung im Viewer sei übersichtlich genug, dass die einzelnen Punkte der Rechnung für Mitarbeitende leicht zu erkennen sind. „Das weitere Verfahren ist daher wie bei jeder anderen Rechnungsprüfung auch“, sagt der Digitalisierungsexperte.

Welche Vorteile hat die E-Rechnung für Betriebe?

Büscher, der sich mit seinem Unternehmen auf Softwarelösungen für digitale Prozesse und Dokumente spezialisiert hat, spricht aktuell häufig mit Unternehmern über die E-Rechnung. „Viele müssen

sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden“, weiß er.

Seiner Erfahrung nach gilt das nicht nur für kleine Handwerksbetriebe, sondern auch für größere mittelständische Betriebe.

„Die Vorteile der E-Rechnung rücken da meist in den Hintergrund“, sagt Büscher. Doch er ist überzeugt, dass diese durchaus viele Vorzüge mit sich bringt und nennt einige Beispiele:

ɓ Rechnungen müssen nicht mehr zur Post gebracht werden, da E-Rechnungen unmittelbar verschickt werden können.

ɓ Es wird kein Papier und kein Porto benötigt, sodass Betriebe Kosten sparen.

ɓ Die Rechnungen sind schneller beim Kunden. Für Betriebe bedeutet das, dass sie ihr Geld möglicherweise deutlich früher erhalten als bei einer Rechnung, die per Post verschickt wird.

ɓ Betriebe können ihrem Steuerberater die E-Rechnungen unmittelbar zur Verfügung stellen, sodass das Steuerbüro diese schneller weiterverarbeiten kann W

Ist das alles so richtig? Die neuen Pflichten müssen in den Betrieben gut vorbereitet werden. Zudem ist die neue Technik oft mit Ängsten verbunden. Schließlich geht es ums Geld!

„Eine E­Rechnung im XML­Format erschwert die Rechnungsprüfung, da sie aus einem kryptischen Datensatz besteht.“

Jens Büscher, Amagno

Mit einem einfachen Bewerbungsprozess zu neuem Personal

Zu umständlich, zu langsam, nicht mobil möglich: Laut einer Befragung des Unternehmens Softgarden1 haben schon mehr als die Hälfte aller Jobsuchenden den Bewerbungsprozess aus diesen Gründen abgebrochen. Dabei sollte ihnen in Zeiten, in denen Fachkräfte und Auszubildende Mangelware sind, die Bewerbung so einfach wie möglich gemacht werden.

Ideal: ein kurzer, digitaler Bewerbungsprozess, in dem Interessierte mit wenigen Klicks Informationen über sich liefern und schnell Kontakt zum Betrieb aufnehmen können.

Abschied vom klassischen Anschreiben So ist es vor allem für jüngere Bewerber eine Last, ein ausführliches Anschreiben zu formulieren und verschiedene Unterlagen zusammenzustellen. Eine Studie hat gezeigt: Viele Kandidaten würden sich ohne die Notwendigkeit eines Anschreibens öfter auf ausgeschriebene Stellen bewerben, als sie es letztlich tun. Denn gerade junge Jobsuchende haben Probleme damit, sich einem zukünftigen Arbeitgeber prägnant und aussagekräftig vorzustellen. Hinzukommt, dass viele Bewerber ein Anschreiben aus Textbausteinen zusammensetzen oder im schlimmsten Fall nur die Adresse austauschen.

Kurz, knackig, online Große Chancen auf Bewerbungen haben Sie, wenn Sie Ihren zukünftigen Mitarbeitenden eine Onlinebewerbung ermöglichen – auf Ihrer Webseite oder Ihren Social-Media-Kanälen. Gerade Angehörige der Generationen Y und Z erledigen viele Angelegenheiten bevorzugt online. Was viele potenzielle Kandidaten abschreckt: ein langer Fragebogen. So gaben bei einer Umfrage des Unternehmens Softgarden 45 Prozent der Befragten an, sie würden maximal zehn Minuten mit der Dateneingabe in Bewerbungssysteme beschäftigt sein wollen.1

Digitalisieren Sie also Ihren Bewerbungsprozess und stellen Sie darin eine Auswahl an Fragen zusammen, die dem Bewerber das Beantworten möglichst leicht macht – im Idealfall als Multiple

Schnell muss es gehen, unkompliziert soll es sein: Damit Jobsuchende nicht aus dem Bewerbungsprozess aussteigen, sollte dieser möglichst kurz sein.

Choice. Gleichzeitig sollten Ihnen die Fragen einen guten ersten Eindruck von den Kandidaten ermöglichen.

Schnell reagieren

Haben Sie Bewerbungen erhalten, sollten Sie schnell darauf reagieren. Ein bis zwei Wochen sind dafür eine gute Zeit. Warten Sie länger, riskieren Sie, dass die Kandidaten die lange Antwortdauer als Desinteresse wahrnehmen und sich anderweitig orientieren. Zudem ist eine schnelle Reaktion auf die Bewerbung ein Zeichen dafür, dass Sie gut organisiert sind.

Die Lösung für einen digitalen Bewerbungsprozess Einen einfachen, schnellen und digitalen Bewerbungsprozess bietet Ihnen die Lösung der Schlüterschen zusammen mit „handwerk.com“. Diese Lösung ermöglicht Interessenten eine unkomplizierte Bewerbung. Jobsuchende stellen ihre Qualifizierung und Motivation über einen kurzen Fragebogen dar. Über die individuell auf Ihren Betrieb zugeschnittenen Fragen geben sie die wichtigsten Eckpunkte zu ihrer Person und ihren Fähigkeiten an – das spart sowohl den Bewerbenden als auch Ihnen Zeit. Anschließend landen die Antworten samt Kontaktdaten in Ihrem E-Mail-Postfach.

Sparen Sie sich Zeit und machen Sie für Ihre Bewerber den Ablauf so einfach und unkompliziert wie möglich!

Für weitere Informationen QR-Code scannen.

1) https://go.softgarden.com/de/study/bewerbungsreport-recruitingprozesse/

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

(Diebische) ELSTER: Der Fiskus warnt

Mehrere Behörden warnen aktuell vor gefälschten E-Mails und SMS im Namen des Online-Finanzamts ELSTER und anderer Finanzämter. Wie Sie die Masche erkennen.

Diese Elster gehört nicht zum Finanzamt – sie tut aber so: Cyberkriminelle üben sich im Betrug im Namen der Steuerverwaltung.

Eine E-Mail im Namen von ELSTER, dem Finanzamt oder dem Bundeszentralamt für Steuern? Das kann einen schon mal nervös werden lassen – und dazu verleiten, die Warnzeichen eines Cyberbetrugs zu übersehen. Mit teuren Folgen. Vor einer Betrugsmasche im Namen der Steuerverwaltung warnen aktuell das OnlineFinanzamt ELSTER sowie mehrere Landesämter für Steuern, etwa in Bayern und Rheinland-Pfalz. Als Absender würden beispielsweise ELSTER, das Finanzamt oder das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) vorgetäuscht.

Diese Formulierung sind typisch

In den gefälschten Mails würden Empfänger meist aufgefordert, eine angehängte Datei zu öffnen. Bei der soll es sich vorgeblich um einen Steuerbescheid oder eine Rechnung handeln, wird die Masche auf dem ELSTER-Portal beschrieben. Absenderadresse und Inhalt der E-Mail würden ständig verändert. Was ist immer gleich?

In allen Fällen werde versucht, per E-Mail an Anmeldedaten, Konto- und/oder Kreditkarteninformationen zu gelangen.

Häufig werde eine Dringlichkeit mit Formulierungen wie „umgehend“, „zeitnah“, „so bald wie möglich“ erzeugt, mahnt das Bayerische Landesamt für Steuern.

„Steuerforderungen oder Steuererstattungen werden

von

Ihrem

Finanz­

amt nicht per E­Mail, SMS oder telefonisch mitgeteilt.“

Landesamt für Steuern Rheinland-Pfalz

Deren Kollegen aus Rheinland-Pfalz nennen passend ein konkretes Beispiel für eine Betreffzeile so einer Betrugs-E-Mail: „Dringende Handlung erforderlich: Ihr ELSTER-Steuerrestbetrag“. Es folge beispielsweise die Aufforderung, einen Link zu einem angeblichen Formular zu öffnen, um eine Steuererstattung zu erhalten.

Keine Steuerdaten per E-Mail

Die Rheinland-Pfälzer stellen klar: „Steuerforderungen oder Steuererstattungen werden von Ihrem Finanzamt nicht per E-Mail, SMS oder telefonisch mitgeteilt. Sollten Sie von ELSTER per Mail eine Benachrichtigung über einen Posteingang in Ihrem Mein-ELSTER-Portal erhalten, so ist immer zunächst eine Anmeldung im ELSTER-Portal erforderlich.“

Ergänzend dazu wird auf dem ELSTER-Portal erklärt: „Die Steuerverwaltung wird in einer E-Mail niemals Informationen, wie die Steuernummer, Kontoverbindungen, Kreditkartennummern, PIN oder die Antwort auf Ihre Sicherheitsabfrage, anfordern.“ Die Steuerverwaltung sende grundsätzlich nur Benachrichtigungen, niemals die eigentlichen Steuerdaten oder Rechnungen in Form eines E-Mail-Anhangs.

Folgendes rät das ELSTER-Portal Betroffenen, die eine Betrugs-E-Mail erhalten haben:

ɓ Öffnen Sie keine Anhänge, von denen Sie nicht sicher wissen, dass sie aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.

ɓ Klicken Sie nicht auf einen Link in einer E-Mail, wenn Sie Zweifel haben, ob die E-Mail tatsächlich von der Finanzverwaltung stammt.

Betrug auch per SMS

Nicht nur per E-Mail, auch per SMS würden es die Betrüger laut BZSt versuchen. Das Amt gibt Tipps, wie man die Betrugs-SMS erkennt:

ɓ Steuerbescheide und Zahlungsaufforderungen stellt das BZSt nur per Brief zu, nie per SMS.

ɓ Für Zahlungen gilt: Sie sind ausnahmslos per Überweisung auf ein Inlands-Konto der Bundeskasse zu leisten.

ɓ Die gefälschten Schreiben sind oft in schlechtem Deutsch mit Rechtschreibfehlern verfasst.

ɓ Echte Bescheide tragen immer den Namen und die Telefonnummer des Bearbeiters. (DEG) W

Feiern, aber nicht für alle? Das kann trotzdem eine Betriebsveranstaltung sein, urteilte der Bundesfinanzhof.

Pauschalversteuerung erlaubt?

Ein Unternehmen lädt nur einen Teil der Belegschaft zur Weihnachtsfeier und versteuert die Kosten pauschal. Warum das Finanzamt vergeblich eine Nachzahlung forderte.

Der Fall: Ein Unternehmen veranstaltete zwei Weihnachtsfeiern: eine für den obersten Führungskreis und eine zweite, zu der nur Mitarbeitende eingeladen waren, die eine bestimmte Führungsposition erreicht hatten. Die Aufwendungen versteuerte das Unternehmen pauschal mit 25 Prozent. Das zuständige Finanzamt wollte dies nicht akzeptieren: Eine pauschale Ver-

steuerung sei nur zulässig, wenn die Betriebsfeier allen Betriebsangehörigen offen stehe. Deshalb sei eine Nachzahlung fällig.

Das Urteil: Der Bundesfinanzhof entschied im Sinne des Unternehmens. Mit der Teilnahme an den jeweiligen Weihnachtsfeiern habe das Unternehmen Arbeitslohn in Form von Sachbezügen gezahlt, was grundsätzlich eine pauschale Versteue-

rung erlaube. Dass nicht alle Mitarbeitenden eingeladen waren, sei dafür seit einer Gesetzesänderung 2015 nicht mehr ausschlaggebend, so die Richter. Betriebsveranstaltungen müssten lediglich Veranstaltungen auf betrieblicher Ebene mit gesellschaftlichem Charakter sein. Eine Weihnachtsfeier erfülle diese Voraussetzung.

Allerdings stellten die Richter am Bundesfinanzhof

auch klar: Die Nutzung des Freibetrags von 110 Euro pro Teilnehmer sei von der „Jedermann“-Offenheit abhängig.

Da das Unternehmen diesen aber nicht in Anspruch genommen hatte, sei die Versteuerung korrekt. (KW) W a

Bundesfinanzhof: Urteil vom 27. März 2024, Az. VI R 5/22

Gesund von Kopf bis Fuß!

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Cyberversicherungen: Was sie können, wem sie nutzen

Die Risiken von Cyberangriffen sind für Betriebe schwer kalkulierbar. Cyberversicherungen sollen ihnen Schutz im Ernstfall bieten. Was ist beim Abschluss zu beachten?

Starke Anstiege bei Angriffen aus dem Ausland und 200 Milliarden Euro Schäden jährlich. Das im Mai dieses Jahres erschienene Bundeslagebild Cybercrime 2023 macht deutlich, dass Cyberkriminalität in Deutschland eine ernsthafte wirtschaftliche

Bedrohung darstellt. „Auch leicht verwundbare kleine und mittelständische Unternehmen waren […] stark betroffen“, schreibt das herausgebende Bundeskriminalamt.

Das macht die Schattenseite der Digitalisierung im Handwerk sichtbar: Je digitaler ein Hand­

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Der Komfort des digitalen Lebens hat eine Schattenseite, auf der Viren und Trojaner lauern: Cyberkriminelle verursachen Milliardenschäden. Cyberversicherungen sollen die Risiken beherrschbar machen.

werksbetrieb aufgestellt ist, desto stärker kann ein Cyberangriff sich auf seine Betriebsabläufe auswirken. „Wer am Computer nur das Office­Paket nutzt, dem wird bei einer schweren Cyberattacke noch kein Produktionsausfall drohen“, sagt der unabhängige Versicherungsberater Michael Jander. Bei stark digitalisierten Handwerksunternehmen hingegen kann der Schaden immense Auswirkungen haben.

Cyberversicherungen können den finanziellen Schaden eines Cyberangriffs auf einen Handwerksbetrieb abfedern. Inzwischen gibt es zahlreiche Angebote kleiner und großer Versicherungsunternehmen. Der Markt ist vielfältig; ebenso sind es die individuellen Versicherungspolicen.

Cyberversicherungen: Was kann geschützt werden?

Häufig würden Versicherer ihre Policen nach dem Baustein­Prinzip aufbauen, sagt Jander. Unternehmen könnten sich daraus die Schutzbausteine für die Bereiche heraussuchen, die für sie das größte Schadensrisiko darstellen. „Dass die Versicherung für die Kosten der Spezialisten aufkommt, die die Systeme wieder zum Laufen bringen, gehört zum Kern einer Cyberversicherung“, sagt Jander. Darüber hinaus würden häufig folgende Leistungen angeboten:

1 Entschädigung für Ausfälle durch Betriebsunterbrechungen infolge eines Cyberangriffs,

2 Erstattung von finanziellen Schäden, die durch Erpressung entstehen,

3 Cyber­Haftpflicht für Schäden, die Dritten infolge des Vorfalls entstanden sind, 4 Übernahme der Kosten für Krisenmanagement und PR­Maßnahmen.

Hohe Anforderungen an die Betriebe Mindestens so umfangreich wie die Schutzoptionen sind leider auch die Voraussetzungen, die Betriebe erfüllen müssen, damit eine Versicherung nach einem Angriff bezahlt. „Regelmäßige Updates, eine funktionierende Firewall, eine mindestens wöchentliche vollständige externe Datensicherung, Zwei­Faktor­Authentifizierung und VierAugen­Prinzip bei größeren Überweisungen sind nur einige Punkte, die häufig verlangt werden“, sagt Jander.

Eine gute Orientierung, wie man sich versicherbar macht, gebe der IT­Grundschutz des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Anforderungen machen deutlich: Klein ist der Aufwand, der zur Erlangung so eines Grundschutzes betrieben werden muss, nicht.

Die hohen Ansprüche, die Versicherungen an Unternehmen stellen, machen deutlich, wie hoch

„Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe ist für seriöse Anbieter schlicht nicht versicherbar.“

Michael Jander, Versicherungsberater

sie das Risiko und die finanziellen Folgen eines Angriffs bewerten. „Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe ist für seriöse Anbieter schlicht nicht versicherbar“, fasst Michael Jander zusammen.

Risiken analysieren

Zugleich sei es nicht trivial, das eigene Risiko und die entsprechende Leistung einer Cyberversicherung zu beurteilen. „Das ist viel schwerer zu bewerten als eine Sachversicherung. Von Feuer, Wasser und Vandalismus hat man eine gewisse Vorstellung. Von den Einfallstoren für Cyberangriffe und den möglichen Folgen weiß man sehr viel weniger“, sagt Jander. Daher genüge es nicht, eine Versicherung abzuschließen und sich zurückzulehnen. „Betriebe sollten mit einer internen Risikoanalyse beginnen und sich dafür Aufgaben vornehmen, die sie auch bewältigen können“, erklärt der Versicherungsberater.

Fallstricke lauerten zudem in konkreten Fragen wie der sogenannten Haftzeit bei Betriebsunterbrechungen. Denn ist diese Zeit überschritten, enden die Zahlungen der Versicherung. Von einer Haftzeit, die nur einen Monat beträgt, rät der Versicherungsberater beispielsweise ab. So schnell seien die Auswirkungen eines Angriffs häufig nicht behoben. „Man darf den zeitlichen Rahmen zur Wiederherstellung der Systeme nicht unterschätzen“, sagt Jander.

Cyberversicherung: Praxisbeispiel

In einem konkreten Fall hat Jander einen produzierenden Handwerksbetrieb mit 50 Mitarbeitern bei der Wahl einer Cyberversicherung beraten. „Der Betrieb ist so weit digitalisiert wie viele Unternehmen in seiner Größenklasse: Einiges läuft in der Produktion schon automatisiert, anderes noch manuell.“ Die in Frage kommenden drei Versicherungen hätten Policen zu Kosten von 1.500 bis 3.000 Euro pro Jahr angeboten.

„Der teuerste Anbieter war in dem Fall der schlechteste“, sagt Versicherungsberater Jander. Der günstigste sei gut gewesen, der beste habe preislich genau in der Mitte der beiden anderen gelegen. Größte Aufgabe für den Handwerksbetrieb: „Die Versicherung verlangte ausdrücklich, dass der für die EDV zuständige Mitarbeiter jeden einzelnen Punkt einer Anforderungsliste überprüfen musste. Das waren neun Punkte, in der jeder Punkt, wenn er nicht erfüllt ist, ein K.o.­Kriterium für den Versicherer darstellt.“

Die maximale Versicherungssumme betrug eine halbe Million Euro. Sie umfasse unter anderem Haftung gegenüber Dritten, Eigenschäden und Betriebsunterbrechungen. W

„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in Einklang“, sagt Coachin Eva Knoche.

Hören Sie auf Ihr Herz!

Wenn sich der Kopf in wirren Gedanken verstrickt und den Kompass verliert, kann die Konzentration auf einen anderen Körperteil helfen: Atmen Sie in Ihr Herz.

KATHARINA WOLF

Sich ein Herz fassen, etwas aus vollem Herzen tun, beherzt sein: Zahlreiche Redewendungen drehen sich um unser lebenswichtiges Organ. Und das nicht ohne Grund: „Unser Herz ist viel mehr als nur eine Pumpe“, sagt Eva-Mareike Knoche, Coachin und Beraterin aus Hannover. „Herz und Gehirn kommunizieren ständig miteinander.“ Ein Beispiel: Geraten wir in eine gefährliche Situation, sorgen Signale aus dem

„Herzfokussierte Atmung kann bei Entscheidungen

weiterhelfen.“

Eva Knoche, Coachin

Gehirn dafür, dass der Puls steigt – und wieder sinkt, wenn die Gefahr vorüber ist. „Umgekehrt sendet auch das Herz Informationen ans Gehirn und beeinflusst darüber unsere Wahrnehmung“, so Knoche.

Häufig jedoch seien Gehirn und Herz nicht im Einklang: „Wenn wir uns gestresst fühlen, uns schwertun mit Entscheidungen oder uns nicht konzentrieren können, ist das ein Signal dafür, dass Kör-

per und Geist nicht gut zusammen funktionieren“, sagt die Beraterin.

Die gute Nachricht: Wir haben die Lösung selbst in der Hand. „Wir können bewusst positive Emotionen erzeugen, indem wir über unsere Atmung Herz und Gehirn besser aufeinander abstimmen“, erläutert Knoche. Zahlreiche wissenschaftliche Studien des HeartMath Instituts, das die Methode entwickelt hat, belegten dies. Der Effekt lasse sich sogar mit Hilfe von Messungen der Herzfrequenzvariabilität nachweisen. „Im Coaching und in Vorträgen zu diesem Thema nutze ich diese Messung gern, weil der Erfolg so gut sichtbar wird“, sagt die Coachin.

In drei Schritten zu mehr Einklang Und so geht’s:

1 Verschieben Sie Ihren Fokus vom Kopf auf Ihr Herz, zum Beispiel indem Sie Ihre Hand auf Ihr Herz legen.

2 Jetzt atmen Sie bewusst ruhig ein und aus, am besten jeweils bis fünf zählen.

3 Stellen Sie sich dabei vor, wie Ihr Atem durch Ihr Herz fließt.

„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in einen kohärenten Zustand, in dem sie miteinander im Einklang sind“, sagt Knoche. Man brauche allerdings wie bei allen Techniken ein bisschen Übung. „Das heißt nicht, dass man stundenlang in sein Herz atmen soll. Viel wichtiger ist es, regelmäßig kurze Atemübungen einzuplanen, die nur wenige Minuten dauern müssen“, betont die Beraterin. Sie können die Übung präventiv morgens und abends als Routine einbauen oder vor und nach Stresssituationen ausführen, zum Beispiel vor einem schwierigen Teammeeting oder nach einem Treffen mit komplizierten Kunden.

Manchmal stelle sich die Wirkung erst später ein und führe zu einem Aha-Erlebnis, berichtet Knoche: „Dann merke ich plötzlich: Die Situation, die mir Sorgen bereitet hat, habe ich überraschend gut gemeistert.“

Bewusst positive Emotionen erzeugen

In einem weiteren Schritt könne die Atmung ins Herz noch mehr Effekte erzielen: Sie könne positive Emotionen wachrufen, die Konzentration erhöhen oder in schwierigen Situation für mehr Klarheit sorgen, verspricht Knoche.

Starten Sie für diese Übung mit der herzfokussierten Atmung. Konzentrieren Sie sich auf ein schönes Erlebnis, mit dem Sie ein intensives positives Gefühl verbinden, und lassen Sie es mit der Atmung durch Ihr Herz fließen. „Indem wir uns angenehme Gefühle vergegenwärtigen und sie im

„Wir können bewusst positive Emotionen erzeugen, indem wir über unsere Atmung Herz und Gehirn besser aufeinander abstimmen.“
Eva Knoche, Coachin

Herzen wahrnehmen, senden wir gleichzeitig positive Signale in unser gesamtes Nervensystem. Das macht uns wacher, konzentrierter und insgesamt zuversichtlicher“, erläutert die Beraterin.

Per Atmung die Intuition anzapfen Oft tun wir uns mit Entscheidungen schwer, finden keine Antwort auf eine Frage oder kommen mit einem Problem nicht weiter. „Auch hier kann die Herzatmung helfen“, sagt Knoche. Die Idee ist, dem Kopf, der sich schon lange mit einem Thema abmüht und keine Lösung findet, eine Pause zu gönnen und einen anderen Weg zu finden.

„Konzentrieren Sie sich während der herzfokussierten Atmung beispielsweise auf eine Frage und beobachten Sie, welcher Impuls kommt, vielleicht eine Antwort, ein Satz, ein Wort“, beschreibt die Beraterin das Vorgehen. So könne neben den vielen Argumenten, die der Kopf schon geliefert hat, die Intuition eine Entscheidungshilfe sein. Ähnliches gelte für schwierige Fragen oder Probleme. „Oft entsteht durch die herzfokussierte Atmung ein Impuls oder ein neue Idee: So könnte ich vorgehen“, sagt Knoche.

Letztlich gehe es auch darum, den Fokus vom Negativen auf das Positive zu lenken, fasst die Trainerin zusammen. „Unser Gehirn ist sehr gut darin, negative Erfahrungen zu speichern“, sagt sie. „Die Konzentration auf das Herz hilft, sich Positives intensiv zu vergegenwärtigen und daraus neue Kraft zu schöpfen.“ W

„Unser Herz ist viel mehr als nur eine Pumpe“, sagt Eva-Mareike Knoche, Coachin und Beraterin aus Hannover.

Foto:
Eva Knoche

Die neue Generation des Ford Transit Custom macht optisch einen guten Eindruck. Auch das Fahrverhalten selbst mit mehreren Hundert Kilogramm Ladung überzeugt ebenfalls.

„Custom“ als Botschaft

Neues Design, mehr Digitalisierung, Komfort und Individualität für Kunden: der Ford Transit Custom im Test.

SVEN EISENKRÄMER

Er ist einer der beliebtesten mittleren Transporter im LCV-Segment, der Ford Transit Custom. Die neue Generation ist optisch und technisch modernisiert, hat (beziehungsweise bekommt erst noch) clevere Optionen. Ein Test mit dem 2,0-Liter-EcoBlue-Diesel. Die Transit-Familie wird seit 2022 von Ford modernisiert. Das gehört zur Geschäftsstrategie, noch mehr Marktanteile bei den Gewerbekunden zu gewinnen. Der Custom als mittlerer Transporter ist in Europa seit 2015 Marktführer im Ein-TonnenSegment (Zuladung), wurde mehrfach ausgezeichnet, wurde in Großbritannien zweimal hintereinander das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt. Beliebt ist er.

Dynamische Optik

Die jetzige Generation ist auf den ersten Blick rundherum erneuert. Das Design wirkt frisch und modern und hebt sich von seinen Vorgängern ab. Die neu gestaltete Frontpartie mit einem markanten Grill und eleganten, sportiven LED-Scheinwerfern sorgt für ein dynamisches Erscheinungsbild. Wir sind als

9,8

LITER Diesel auf 100 Kilometer war unser Durchschnittsverbrauch mit 800 Kilogramm Zuladung.

erstes verfügbares Modell einen Kastenwagen-Lkw mit dem 110 kW (150 PS) starken 2,0-Liter-Eco-BlueDiesel mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb gefahren.

Noch im Sommer werden der Plug-in-Hybrid und auch das rein elektrische Modell des neuen Transit Custom auf den Markt kommen. Verfügbar ist er in zwei Längen und neben dem Kastenwagen-Lkw mit Doppelkabine als Kombi-Pkw sowie als TourneoBus und als Nugget (Camper-Van), später folgt der innovative Multicab-Lkw mit einer L-förmigen Ladefläche und zwei Sitzen hinter dem Fahrersitz. Ford setzt auf verbesserte Ergonomie und Platzverhältnisse im Vergleich zum Vorgänger. Der Radstand ist gewachsen, die Fahrzeughöhe sinkt auf unter zwei Meter (praktisch für Parkhäuser), der Überhang vorne wurde reduziert. Dabei wächst aber der Komfort im Inneren: Der Fußraum ist vergrößert, Ein- und Ausstieg wurden vereinfacht und die Fahrerposition ähnelt stärker der in einem (hohen) Pkw. Beim Fußraum und beim Platz für Mitfahrende muss man bei der Schalter-Variante, wie

wir sie gefahren sind, aber Abstriche machen. Die Automatikgetriebe haben den Schalthebel hinter dem Lenkrad und damit keinen störenden Kasten mehr in Höhe des mittleren Sitzes. Der Beifahrer hat vor sich mehr Stauraum, der Airbag ist in den Dachhimmel gewandert. Das hat allerdings den Nachteil, dass es über dem Kopf keine Ablageflächen geben kann.

Telematikdienste für Flottenbetreiber

Der Custom ist im Innenraum auch deutlich digitaler geworden und passt sich allmählich den PkwGenerationen an. Dennoch ist das Cockpit funktional gestaltet und nicht verspielt. In der Mitte thront ein 13-Zoll-Touchscreen mit dem Sync-4-Betriebssystem. Kabellose Smartphone-Konnektivität und ein 5G-Modem inklusive. Das kann für umfangreiche Telematikdienste im Ford-Universum genutzt werden. Größere Flottenkunden können die Daten aus den Fahrzeugen auch im Rohformat bekommen.

Die Digitaloptionen und das moderne Cockpit sind schließlich auch restwertrelevante Ausstattungen. Noch nicht verfügbar – und damit auch nicht im Testfahrzeug –, aber interessant ist das Mobile Office Pack als Option. Das Lenkrad lässt sich damit nahezu waagerecht kippen und mit einer Platte zum Tisch umwandeln. Eine Vorrichtung für eine Smartphonehalterung links neben der Instrumententafel gehört ebenfalls zum Paket, das speziell auf Anforderung der Kunden entwickelt worden ist.

Unser Testfahrzeug hatte keine besonderen Ausbauten, aber Ford hat grundsätzlich branchenspezifische Transporterlösungen und Laderaumpakete ab Werk und über Drittanbieter als Option für den Transit Custom. Beispielsweise ein ausklappbares Regalsystem im Laderaum, Zurrleisten, ein 2,3-kW-Stromanschluss „Pro Power Onboard“ zum Betreiben von Elektrogeräten.

Belastungsprobe mit 800 Kilogramm

Das Fahrverhalten des neuen Transit Custom gleicht ebenfalls eher einem Pkw als einem Nutzfahrzeug. Die Lenkung ist leicht und präzise, was besonders in engen Stadtstraßen von Vorteil ist.

Während unserer Testfahrten ist der altbekannte Diesel gleichmäßig unaufgeregt bei der Arbeit, dabei aber nicht der leiseste. Die 150-PS-Variante hat genügend Reserven, um gut zu beschleunigen – auch mit 400 Kilogramm, die Ford in unser Testfahrzeug zugeladen hatte. Und auch mit noch mehr Gewicht – wir haben den Custom mit weiteren 400 Kilogramm belade – bleibt das Fahrzeug stabil und komfortabel. Dabei haben wir einen Durchschnittsverbrauch von 9,8 Liter auf 100 Kilometer erreicht.

Der Ford Transit Custom beginnt bei 41.050 Euro, unser Testwagen hatte einen Preis von 46.190 Euro (Preise netto, exkl. USt.). W

Mit 400 Kilogramm geladenem Zusatzgewicht ist der Diesel dennoch spritzig unterwegs.

Das Cockpit wirkt nicht ausufernd zwangsmodernisiert, das ist gut. Bei der Auflösung des Fahrerinformationsdisplays hat man gespart.

Der Transit Custom lässt sich individuell ausrüsten. Hier ein Modell mit Holz-Ladeboden, Zurrschienen und Pro-PowerOnboard-Einrichtung zum Betreiben von elektrischen Geräten.

Auch hinten überarbeitet: Der Transit Custom ist ein moderner, attraktiver Transporter.

Wie Klangwerk Lust auf Hörgeräte macht

Diese Hörgeräteakustikermeister haben in wenigen Jahren eine erfolgreiche Marke etabliert und sind auf Expansionskurs.

Magdeburg, Breiter Weg, der Dom ist nur einen Häuserblock entfernt. Stefan Reimann steht in der Sonne vor seinem Laden und telefoniert mit einem Knopf im Ohr. Kein ungewöhnliches Bild in Zeiten von In-Ear-Geräten wie Airpods und Co. Doch etwas ist anders. Reimann telefoniert über sein Hörgerät. „Ich kann telefonieren, Musik oder Podcasts hören –und das sogar in top Qualität beim Motorradfahren“, sagt er. Für den Hörgeräteakustikermeister gehört die Bluetooth-Funktion zu den bisher wichtigsten Komfort-Entwicklungen seiner Branche. Stefan Reimann und Sebastian Heeger haben vor vier Jahren das Unternehmen Klangwerk in Magdeburg gegründet. Der Geschäftsansatz der beiden Hörgeräteakustikermeister ist es, den Kunden in wohnlicher Atmosphäre mit neuester Technik und hohem Beratungsaufwand Lust auf die vielseitigen Helfer zu machen. Denn eines sei klar: „Anfangs hat niemand Bock auf ein Hörgerät“, sagt Sebastian Heeger. „Das wandelt sich erst, wenn die Kunden sie ausprobieren und die Möglichkeiten kennenlernen.“

„Man soll uns überall in der Stadt begegnen.“
Sebastian Heeger, Hörgeräteakustikermeister

Eine Marke, die auffällt

Das Lustmachen beginnt bei Klangwerk schon mit dem Markenauftritt. Als Logo mit hohem Wiedererkennungswert dient ein Konterfei der beiden Unternehmensgründer. Dem begegnet man überall in der Stadt: unter anderem auf Werbeplakaten und LED-Leinwänden, auf Firmenfahrrädern, zwei nostalgischen Ape-Kleintransportern und Pullovern, T-Shirts, Sportkleidung, die die Gründer unter Familie und Freunden verteilen und im eigenen WebShop anbieten. „Man soll uns überall in der Stadt begegnen“, erklärt Heeger den Marketingansatz. Das scheint zu gelingen. Seit seiner Gründung ist das Unternehmen auf elf Mitarbeitende und drei Filialen gewachsen. Eine vierte sei in Vorbereitung. Dabei wollen sie alle künftigen Kollegen selbst ausbilden. Fünf Lehrlinge hat das Unternehmen derzeit, der erste mache gerade seine Abschlussprüfung.

„Wir sind alle Exoten“ Mit der Lehre kennt sich der 44-jährige Reimann bestens aus – nicht nur als Dozent für den Ausbil-

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Denny
Gille
Exoten unter den Hörgeräteakustikern (v. l.): Stefan Reimann und Sebastian Heeger

Begeisterte Handwerker (v. l.): die Hörgeräteakustikermeister Stefan Reimann, Michèle Müntz, Sebastian Heeger

derschein bei der Handwerkskammer Magdeburg. „Ich bilde seit 2010 aktiv aus und wir hatten solange ich denken kann immer wenigstens drei Lehrlinge gleichzeitig“, erklärt er. Schief gewachsene Lebensläufe und ausgefallene Charaktere schrecken die beiden dabei nicht ab, solange sie mit Spaß am Handwerk und am Umgang mit den Kunden einhergehen. „Wir sind doch alle Exoten mit einer kleinen Macke“, sagt Reimann.

Reimann hat sein Berufsleben als Bäcker begonnen. „Ich habe dann gemerkt, dass ich gerne mehr Kundenkontakt wollte“, sagt er. Die Gesundheitsgewerke erschienen ihm vielversprechend. Die Begeisterung für Technik in Kombination mit Kundenberatung führte ihn zum Hörakustikerhandwerk. Bei Sebastian Heeger war es ähnlich. Anfangs leiteten die beiden als Filialleiter und Stellvertreter einen Standort eines Hörakustik-Familienunternehmens. Das wurde jedoch an einen größeren Filialisten verkauft und dann an einen noch größeren. „Mit jedem Verkauf wurden die Arbeitsbedingungen und die Stimmung schlechter“, erinnert sich Reimann. „Also sind wir in die Selbstständigkeit getürmt.“

Beratung in Wohnzimmeratmosphäre Im Geschäft am Breiten Weg kombinieren die Unternehmer Wohnzimmerflair mit modernster Technik. „Was wir uns leisten können, holen wir uns auch“, sagt Sebastian Heeger. Statt den Kunden für einen Abdruck Silikon ins Ohr zu spritzen, bietet Klangwerk beispielsweise einen digitalen Scan des Gehörgangs an. Das sei nicht nur angenehmer, es erhöhe auch die Effizienz: Statt einen Abdruck zur Verarbeitung in ein Labor oder zum Hersteller zu schicken, werden die nötigen Daten digital versendet. Geht es um die Entwicklung von Sonderanfertigungen, kann der Betrieb sie im eigenen 3D-Drucker ausprobieren, ehe sie von einem zertifizierten Labor für den Kunden umgesetzt werden.

„Wir sind doch alle Exoten mit einer kleinen Macke.“

Stefan Reimann, Hörgeräteakustikermeister

Der häufig langwierigste Teil der Kundenbetreuung liege in der Anpassung des Sounds vom Hörgerät auf den Kunden. „Das braucht mindestens drei Termine, bis es perfekt ist“, sagt Heeger. Klangwerk verlasse sich dabei nicht nur auf das subjektive Empfinden der Kunden, sondern misst auch nach: Per Sondenmikrofon würden die Schallverhältnisse im Ohr genau erfasst.

Versteckt im Ohr? Kein Problem Als weitere Besonderheit nennt das Duo seine Spezialisierung auf In-Ear-Hörgeräte. „Drei von vier Kunden wollen so ein kaum sichtbares innenliegendes Gerät“, sagt Heeger. „Und bei uns bekommen das auch drei von vier Kunden.“ Deutschlandweit liege der Marktanteil dieser Variante trotz scheinbar hoher Kundennachfrage dagegen nur bei 15 Prozent. Woran liegt es? „Unserer Erfahrung nach wird es Kunden oft ausgeredet, weil das Angebot dieser Geräte mehr Knowhow, Aufwand und Vorinvestition erfordert, als es bei Hinter-dem-Ohr-Geräten der Fall ist“, sagt Heeger. Zudem sei der Verkauf der In-Ear-Hörgeräte nicht skalierbar: Hinter-demOhr-Geräte könne man einfach zu tausenden auf Lager bestellen und mit wenig Anpassungsaufwand abverkaufen. „Jedes In-Ear-Hörgerät wird dagegen für den Kunden maßgefertigt“, sagt Heeger. Für die beiden ist klar, dass ihre starke Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen für eine hohe Kundentreue und Empfehlungsquote sorgt, die ihren Erfolg erst ermöglicht haben. Das Gleiche gelte für das Team. „Wir wollen uns alle freuen, wenn wir zur Arbeit gehen“, sagt Stefan Reimann, „und als zufriedener Mitarbeiter bin ich auch im Kundenkontakt besser“. Die Gründer erreichten diese Zufriedenheit, indem sie flache Hierarchien, Mitspracherecht und eine Umsatzbeteiligung in jeder Filiale etabliert haben. „Oder einfacher gesagt: indem es uns wichtig ist, dass es unserem Team gut geht“, resümiert Reimann. W

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Was darf’s denn sein? Die kundenorientierte Auswahl soll keine Wünsche offen lassen.
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Organ der Handwerkskammern

129. Jahrgang

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ISSN 0029-1617

Druck: Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel

Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Melanie Roithner

Firmenname Polsterei Stoffwechsel

Webseite www.polsterei-stoffwechsel.de

Ort Bad Harzburg

Gewerk Raumausstatterin

Funktion Inhaberin

1. Was ist Ihr wichtigster Marketing-Kanal? Sowohl die Website als auch mein Instagram-Kanal. Dort kann ich meine Projekte vorstellen und mit Kunden interagieren.

2. Wie erschließen Sie sich neue Zielgruppen? Über Instagram und über die Kontakte, die ich auf Kunsthandwerker-Märkten gewinne. Das ist eine tolle Art, das Interesse an meiner Arbeit zu wecken.

3. Welchen Stellenwert hat die Website für Ihren Betrieb? Sie ist das Aushängeschild meines Betriebs – gerade weil ich keinen eigenen Laden habe, wo Kunden vorbeikommen oder stöbern können.

4. Wie hat sich Marketing in den letzten Jahren verändert? Es ist jetzt digitaler. Aber nach wie vor schätze ich die persönlichen Kontakte.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Ein Stück Geschichte erhalten

Dieses zweiflüglige Tor aus dem 19. Jahrhundert hat der Restaurator im Metallbauerhandwerk Keno Claassen aufbereitet. Es gehört zur Anlage am Glockenturm der Kirche in Roggenstede. Über

100 Stunden Arbeit hat er in sein Prüfungsstück investiert. Dafür forschte er in Bibliotheken und Archiven. „Die Geschichte des Metallstücks macht es wertvoll. Sei es noch so unscheinbar“, sagt Claas-

sen, Inhaber der Schmiede Eysenwerk. Bei dem Tor wurde Puddeleisen verwendet. In einem mühsamen Verfahren wurde das Eisen immer wieder per Hand umgerührt. Die fehlenden Zierspitzen hat er im alten Sandgussverfahren in Bronze gegossen. (WF)

Foto: Martina Jahn
Foto: Keno Claassen

Das gesamte Spektrum Das betrieblicher Mobilität: Mobilität: 25. und 26. September 2024 Halle 45 in Mainz

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