Norddeutsches Handwerk 10/2024

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Mettwoch mit Erfolg

Fleischermeister wird zum Influencer im Social Web

Gelingende Integration und neuer Standort

Tischlerei Körner und Pauli mit Zukunftsvisionen

Bauordnung: Niedersachsen als Vorbild?

Was sagen Handwerker zu den neuen Regeln?

Neue Regeln für den Umgang mit Gefahrstoffen

Firmenchef Jens Nordmann sieht eine Verbesserung

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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Viele Handwerksbetriebe fragen sich, ob es sich wirklich lohnt, in den Sozialen Medien aktiv zu sein. Die Antwort ist: Ja. Gerade in einer Zeit, in der der erste Kontakt zu einem Betrieb oft über das Internet stattfindet, ist es von großem Vorteil, dort präsent zu sein, wo die Zielgruppen unterwegs sind und wo potenzielle Kunden nach Inspiration und Lösungen suchen. Facebook, Instagram, YouTube und Co. bieten auch dem Handwerk zahlreiche Möglichkeiten, sichtbar zu werden und neue Kunden zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur darum, Werbung zu schalten oder auf sich aufmerksam zu machen – es geht darum, das eigene Handwerk, die Menschen im Betrieb und die Geschichten dahinter sichtbar zu machen, authentisch und nahbar. Damit können Sie Vertrauen schaffen und eine persönliche Bindung zum Kunden aufbauen. Wie das in der Praxis gelingen kann, zeigt ein spannendes Beispiel in dieser Ausgabe. Der Spezi-Metzger aus dem Landkreis Helmstedt hat erfolgreich den Schritt in die Welt der Sozialen Medien gewagt und nutzt diese Kanäle mittlerweile als wichtigen Baustein der Kundenakquise und -bindung.

Mit seiner Aktivität in den Sozialen Medien hat er erfolgreich neue Kunden gewonnen – und das auf sympathische, kreative Art und Weise. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie, wie auch Ihr Betrieb von den Chancen der Sozialen Medien profitieren kann. Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade steht Ihnen dabei unterstützend zur Seite – sei es durch Beratung, Schulungen oder Hilfestellungen zur Umsetzung. Vielleicht sind die nächsten Schritte in die digitale Welt gar nicht so weit weg, wie Sie denken.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Udo Kaethner, Stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Betriebsberatung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

Foto: Sascha Gramann

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AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 GemeinsamfürmehrNachhaltigkeit

Zimmerei aus Geestland erhält Auszeichnung

8 „Händeweg!“

10

Kein Pardon für übergriffige Kollegen

Viral:DorfschlachtereiaufSocialMedia

Millionen Aufrufe in den sozialen Netzwerken hat Spezi-Metzger Alexander Richter

15 Social-Media-Marketing

Auch für Handwerksbetriebe nützlich

BETRIEB

22 NiedersachsenalsVorbild?

Niedersachsen hat die Bauordnung novelliert – dafür erhält das Land viel Lob

24 Gefahrstoffverordnung

Neuregelung steht in der Kritik

26 VonKundenzuStammkunden

Wie gelingt es, Kunden zu binden?

28 HörenSieschlecht?

Diese Faktoren deuten auf Hörverlust hin

30 KIentlastetdasTeam

Wie sich der Arbeitsalltag verändert hat

31 Podcast:„WerkenmitRecht“

Betriebsinhaber fragen, Juristinnen antworten

32 MehrZeit,umKundenzuberaten

Ein Möbelkonfigurator hilft, weniger Zeit in unverbindliche Anfragen zu stecken

REGIONALES

34 SozialarbeitundHandwerk

Wie das zusammenpasst

BETRIEB

36 E-Rechnung

Vorteile sehen und Fördermittel nutzen

38 Wiegutbinichabgesichert?

Wer im Alter ohne Finanzsorgen leben möchte, muss ausreichend vorsorgen

PANORAMA

48 MitderEnergiewendewachsen

Wachstum gehört ins Unternehmensprofil

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Diese Kollegen wachsen mit der Energiewende

Elektrotechnikermeister Erik Schmidt und Installateur- und Heizungsbauermeister Jens Krause fangen klein an, übernehmen zwei Betriebe und wachsen stetig. |48

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Martina Jahn
Fotos: Warntjen

Die Zimmerei von Soosten ist im Rahmen der Initiative „Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet worden.

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Zimmerei von Soosten aus Geestland erhält Auszeichnung

Die Zimmerei von Soosten ist im Rahmen der Initiative „Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet worden. Mit ihren Investitionen in eine Hackschnitzelanlage zur Verwertung von Restholzabfällen und in Elektrofahrzeuge und Wallbox und damit nachhaltige Technologien sowie einer überdurchschnittlichen Ausbildungsquote haben die Betriebsinhabenden Dirk und Hedwig von Soosten die Kriterien für das Kennzeichnungsverfahren erfüllt. „Uns ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter wichtig. Dies stärken wir durch Feedbackgespräche und bieten die Möglichkeit für eine ausgewogene WorkLife-Balance durch verkürzte Freitage, betriebliche Gesundheitsprogramme wie Hansefit und Firmenveranstaltungen. Zudem bieten wir unseren Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten sowie regelmäßige Seminare und Schulungen“, zählen die beiden auf. Außerdem werde stark auf Res-

„Das Engagement des Betriebs ist wirklich vorbildlich.“

Thomas Warntjen, Geschäftsbereichsleiter Betriebsberatung der Handwerkskammer

sourcen geachtet, Abfall reduziert und nachhaltig gearbeitet. Thomas Warntjen, Geschäftsbereichsleiter Betriebsberatung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, war in Geestland, um Dirk und Hedwig von Soosten ihre Urkunde zu überreichen. „Das Engagement des Betriebs ist wirklich vorbildlich“, betont Warntjen. Die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsens (LHN) hat die Initiative gegründet, um Betriebe auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten und deren Einsatz entsprechend zu würdigen. Wer sich bewerben möchte und Teil der Nachhaltigkeitsinitiative sein will, erhält alle Informationen auf der Internetseite der LHN.

AB W

Infos und Bewerbung: www.handwerk-lhn.de/ initiative-nachhaltigkeit

Erfolgsfaktor Innovation

Die Tour der LHN im Landkreis Stade führte zur Manfred Hölting GmbH in Burweg und zur Rancke Fahrzeug GmbH in Stade.

Wie innovativ Handwerksbetriebe arbeiten, davon überzeugten sich rund 20 niedersächsische Landtagsabgeordnete sowie Vertreterinnen und Vertreter des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stade, der N-Bank sowie der Handwerksorganisation in zwei Unternehmen im Landkreis Stade. Besucht wurden die Manfred Hölting GmbH in Burweg und die Rancke Fahrzeugbau GmbH in Stade im Rahmen der Innovationstour, die die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN) regelmäßig veranstaltet, um mit Handwerksbetrieben ins Gespräch zu kommen, die erfolgreich Innovationsprojekte umgesetzt haben. „Um sich von der

Innovationskraft des Handwerks zu überzeugen, ist es das Beste, sich vor Ort ein Bild zu machen“, erklärte Heidi Kluth, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade zum Start der Tour bei der Manfred Hölting GmbH. Geschäftsführer Dirk Holthusen führte die Gäste durch seinen Betrieb, der mit rund 70 Mitarbeitenden im Zimmerer-, Tischlerund Dachdeckerhandwerk tätig ist. Mit dem Einsatz innovativer Technologien werden in dem Unternehmen Dachstühle digital aufgemessen, in 3D konstruiert und in der werkeigenen computergesteuerten Abbund-Anlage vorgefertigt. Holzfertigbauteile wie Wände, Decken und ganze Dachelemente werden mithilfe einer Multifunktions-

brücke gefertigt, was einen hohen Vorfertigungsgrad ermöglicht. Auch Bauteile von Fenstern, Türen und Treppen werden im eigenen CNC-Bearbeitungszentrum exakt vorbereitet. Der Technologieeinsatz ermöglicht eine kurze Bauzeit auf der Baustelle, eine trockene Bauweise und eine einwandfreie Wärmedämmung. Nicht zuletzt reduziert die Technologie die körperliche Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter in der Vorfertigung wie auf der Baustelle. Mit Sanierung und Reparatur wird darüber hinaus ein generationenübergreifender Werterhalt gesichert, sodass und der Baustoff Holz sein Potenzial als CO2-Speicher voll ausspielen kann. Holthusen nutzte die Gelegenheit für einen Appell an die Politik: „Bauen Sie bitte die innovativen Förderlandschaften weiter aus!“ Das werde mittelfristig den Stand des deutschen Handwerks wettbewerbsfähig halten. „Es lohnt sich grundsätzlich, gute Standortbedingungen für Handwerksbetriebe zu schaffen und speziell ihre

Manfred Hölting GmbH in Burweg

Innovationsanstrengungen zu unterstützen. Das führen diese Best-Practice-Beispiele deutlich vor Augen“, bestätigte Dr. Tobias Roeder, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der LHN.

Auch Julian Roß, Geschäftsführer der Rancke Fahrzeugbau GmbH setzt auf Innovation. Seit über 110 Jahren bietet der Betrieb seine Expertise im Bereich Tiefladerbau, Spezialfahrzeugbau sowie Reparaturen an. Aktuell beschäftigt Rancke zehn Mitarbeitende. „Mit innovativen Konstruktionen werden bei bis zu 33 Tonnen Nutzlast besonders niedrige Ladehöhen von nur 200 mm erreicht.“

Verarbeitet werden u.a. spezielle Stähle, mit denen trotz geringer Masse eine hohe Tragfähigkeit erreicht wird. „Am besten soll das Fahrzeug nichts wiegen und möglichst viel transportieren“, erklärte Roß. Auch das Thema Nachhaltigkeit habe sein Betrieb im Fokus und biete Reparatur und Instandhaltung an. Alles, was an Rahmen, Fahrwerk, Kippanlagen oder Ladekranen zur Reparatur anstehe, werde fachgerecht instandgesetzt oder erneuert. SJ W

Foto: Jutsch
Rancke Fahrzeugbau GmbH in Stade

„Hände weg!“ – Kein Pardon für übergriffige Kollegen

„Sexuelle Belästigung“ – bei diesem Stichwort sollten bei jedem Arbeitgeber die „Alarmglocken“ angehen. Denn im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) ist sexuelle Belästigung eine Benachteiligung, die Sofortmaßnahmen des Arbeitgebers auslöst. Dieser hat gemäß § 12 Abs. 3 AGG gegenüber einem belästigten Arbeitnehmer die im Einzelfall angemessenen und verhältnismäßigen Maßnahmen zu ergreifen. Je nach Umfang und Intensität kann sogar eine außerordentliche, fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses gerechtfertigt sein. Und die Arbeitsgerichte kennen in derlei Fällen kein Pardon, wie zwei aktuelle Entscheidungen zeigen.

Der erste Fall

Ein in einem Unternehmen seit einem Jahr beschäftigter Außendienstmitarbeiter gab bei einer Betriebsfeier einer Kollegin einen Klaps auf den Po. Als diese seine Hand wegstieß, zog er sie an sich und sagte, sie solle das als Kompliment betrachten. Der Arbeitgeber, der den Arbeitnehmer zuvor bereits wegen unflätigen Verhaltens und Alkoholkonsums abgemahnt hatte, kündigte diesem fristlos gemäß § 626 BGB. Der Arbeitnehmer reichte Kündigungsschutzklage ein und bestritt das ihm vorgeworfene Verhalten.

Das Arbeitsgericht Siegburg (Urteil vom 24.07.2024, Az. : 3 Ca 387/24) erklärte die fristlose Kündigung für rechtens und wies die Klage

ab – auch wenn sich der Vorfall in lockerer Atmosphäre einer Betriebsfeier ereignet habe. Zur Überzeugung des Gerichts stand nach einer Beweisaufnahme durch Vernehmung der Kollegin fest, dass der Mann sie durch sein Verhalten auf der Betriebsfeier sexuell belästigt hatte. Seine sexuell bestimmte Motivation sei klar zu erkennen durch die Äußerung, sie solle den Klaps auf den Po als Kompliment auffassen.

Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich

Und der zweite Fall Mehrere Auszubildende eines Unternehmens nahmen an einem Seminar im Rahmen eines Bildungsurlaubes teil. Am Ende eines Seminartages besuchten einige Auszubildende gemeinsam ein Schwimmbad auf dem Seminargelände. Ein männlicher Auszubildender legte am späten Abend unerwartet von hinten seinen Arm um eine Kollegin und schlug dabei auf ihre Brust. Diese reagierte sofort, indem sie rief: „Fass mich nicht an“ und weglief. Der Auzubildende rief ihr hinterher: „Stell Dich nicht so an!“ Der Arbeitgeber kündigte das Ausbildungsverhältnis wegen sexueller Belästigung fristlos.

Zu Recht, so das Landesarbeitsgericht (LAG) Niedersachsen und wies die Kündigungsschutzklage des Auszubildenden ab (Urteil

vom 28.02.2024, Az. : 2 Sa 375/23). In dessen Verhalten liege eine sexuelle Belästigung und damit ein Verhalten, das einen wichtigen Grund zur Kündigung des Berufsausbildungsverhältnisses gemäß § 22 Abs. 2 Nr. 1 BBiG darstellt. Zwar handele es sich um ein außerdienstliches Verhalten des Auszubildenden. Doch auch außerhalb der Arbeitszeit sei der Arbeitnehmer verpflichtet, auf die berechtigten Interessen des Arbeitgebers Rücksicht zu nehmen. Und diese Interessen werden beeinträchtigt, wenn das außerdienstliche Verhalten negative Auswirkungen auf den Betrieb oder einen Bezug zum Arbeitsverhältnis wie im hier zu entscheidenden Fall hat. Einen angemessenen Weg, das Ausbildungsverhältnis fortzusetzen, gebe es, so das LAG, im zu entscheidenden Fall nicht. Aufgrund der Schwere der Pflichtverletzung hielt das Gericht im Ergebnis eine vorherige Abmahnung für entbehrlich und bestätigte die fristlose Kündigung.

Fotos: Schmitz (Portrait Biereich)
links)

RELIKTE AN KAMMER ÜBERGEBEN

Ehemalige Glaserinnung Braunschweig überlässt alte Schätze der Handwerkskammer

Uwe Horn, Obermeister der Glaser-Innung Niedersachsen, hat der Handwerkskammer in Braunschweig ein paar sehr alte Gegenstände aus dem Besitz

der ehemaligen Glaser-Innung-Braunschweig überreicht. Kammerpräsident Detlef Bade hat eine Innungslade, aus der während jeder Freisprechungsfeier die Gesellenbriefe an die neuen Glasergesellen übergeben wurden, entgegengenommen. Außerdem überreichte Uwe Horn eine Glaserfahne und einen silbernen Pokal. Uwe Horn erklärte zur Geschichte: „Nach genau 464 Jahren traditioneller Arbeit und Handwerkskunst wurde bereits 2011 die Fusion zur Glaserinnung Niedersachsen erfolgreich vollzogen. Aus den selbstständigen

Uwe Horn, Obermeister, überreicht Detlef Bade, Kammerpräsident, alte Schätze aus dem Besitz der Glaserinnung. GOLFTURNIER

Innungen Braunschweig, Hannover, Südniedersachsen und Lüneburg-Stade wurde die Glaser-Innung-Niedersachsen.“ Die Übergabe der wichtigen Symbole sei nicht nur ein symbolischer Abschied von einer Jahrhunderte währenden Geschichte, sondern markiere auch den Beginn einer neuen Ära für das Glaserhandwerk in Niedersachsen.

Die Handwerksunternehmen Malerbetrieb Peter Müller GmbH aus Salzgitter, die Glaserei Dörfert GmbH aus Salzgitter, Fliesen Kirschke GmbH aus Burgdorf, hg

druck + werbung GmbH sowie die Kreishandwerkerschaft Süd-Ost-Niedersachsen als Sponsoren und Organisatoren veranstalteten ein Golfturnier in Salzgitter.

Mit 84 Startern war der traditionelle Handwerkercup nach nur wenigen Tagen ausgebucht. Gespielt wurde in der Spielform Chapman Vierer. Am Turnier nahmen viele Handwerker aus dem Umland teil. Zimmerermeister Markus Ahrens aus Sehlde gewann mit seinem Partner die Nettoklasse B mit 51 Nettopunkten und einen Sonderpreis. Zimmerermeister Ahrens schlug den Ball an Loch 2, einem Par 3 Loch, mit dem ersten Schlag nur 1,99 Meter vom Loch entfernt und gewann damit den Preis „Nearest to the Pin“.

Bei Fragen & Anregungen melden Sie sich gern: Astrid Bauerfeld 0531 1201-124 bauerfeld@hwk-bls.de

Viral: Dorfschlachterei auf T

Millionen Aufrufe in den sozialen Netzwerken hat Spezi-Metzger Alexander Richter mit seinen Videos aus dem Betriebsalltag. Vertriebsweg Reel und Story sind für ihn durch seine Online-Präsenz mittlerweile fast ein Selbstläufer.

Tiktok und Instagram

Alexander Richter der Spezi-Metzger mit Wolfgang und Simon aus Regensburg

Mettwochs beim Spezi-Metzger

Reichweite, Follower und Likes für vollere Auftragsbücher? „Das funktioniert großartig“, sagt Fleischermeister Alexander Richter. Mit den Videos und Beiträgen seiner Social-Media-Kanäle TikTok und Instagram erreicht der 23-Jährige täglich Hunderttausende. Seine Strategie: Zeigen, was seinen Handwerksbetrieb auszeichnet, authentisch sein und Angebote machen. Wenn er morgens um sechs Uhr auf den „Tacho“ schaut, läuft die Kamera längst. Dann steht er meist mit Schwester Madita vor Ofen, Edelstahltisch oder Fleischmischer und präsentiert frische Waren zum Leberkäse-Dienstag, Mettwoch oder zum Bayrischen Donnerstag in einer Lautstärke, die den dudelnden Schlager im Hintergrund übertönt. Vor zwei Jahren kam seinem Vater Christoph und ihm die Idee, den Menschen zu zeigen, was die Dorfschlachterei im Elm auszeichnet: „Wir bieten richtig gute Qualität und Waren aus geheimen Familienrezepten“, sagt Alexander Richter. Direkt nach seiner Meisterprüfung startete er daher vor der Kamera durch: „Das Burger-Beef der Schnellrestaurants ist kein Maßstab, wir präsentieren wirklich leckere Waren aus Harzer Fleisch.“ An dieser Fleischpräsentation finden jeden Tag so viele Menschen Gefallen, dass von weither angereist und gekauft wird. Patrick aus Darmstadt verfolgt Alex seit Monaten auf TikTok: „Die 400 Kilometer waren mir egal, ich wollte unbedingt den Pizzafleischkäse von den Spezi-Metzgern probieren“, erzählt

„Das Burger-Beef der Schnellrestaurants ist kein Maßstab, wir präsentieren wirklich leckere Waren aus Harzer Fleisch.“

Alexander Richter, Fleischermeister

Dorfschlachterei

Spetzi Metzger

der 33-Jährige während eines Selfies mit Alex. Die beiden 19-jährigen Wolfgang und Simon aus Regensburg haben zum Mittagessen den Weg ins kleine Wolsdorf gefunden. Dazu gab es ein Foto mit dem Fleisch-Influencer. „So geht das täglich“, sagt Christoph Richter. Der 57-Jährige steht hinter der Kamera, wenn sein Sohn Alex den Fleischkäse anschneidet oder die Petersilie in die Wurstmasse rührt. Niemand habe damit gerechnet, dass die Social-Media-Präsenz so ein großer Erfolg wird. „Wir haben Anfragen aus Mexiko und Kanada“, verrät Meister Christoph. Einen Online-Shop gebe es aber aus gutem Grund nicht: „Schlechte Erfahrungen mit der Konkurrenz und den Kunden haben uns zum Direktkontakt umschwenken lassen.“ Per WhatsApp werden Angebot-PDF mit Fotos an den potenziellen Käufer verschickt. Der ordert dann mit Adressangaben und bezahlt per PayPal. „Ich bekomme täglich bis zu 140 Anfragen direkt aufs Handy und kann mir so gleich ein Bild von den Menschen machen“, erklärt der Fleischermeister. Verschickt werde die Ware dann im Kühlpaket. Abwechslungsreich darf das Angebot sein, genauso wie die Videos in den sozialen Netzwerken variieren sollten: „Es braucht immer mal wieder eine neue Idee für Produkt und Content“, sagt Alex. Es müsse schließlich das Interesse und die Spannung gehalten werden. „Das ist schon viel Arbeit und kostet eine Menge Zeit“, gibt er zu bedenken.

Vom Fleischermeister zum gefeierten Fleisch-Influencer

Oft gebe es mehrere hundert Kommentare oder Nachrichten auf einen Beitrag, die der Influencer nicht unbeantwortet lassen möchte. „Das mache ich dann abends oder am Wochenende“, erzählt er. Mittlerweile habe er eine mediale Präsenz, die fast überwältigend sei: Sat1, NDR, Regionalzeitungen, sogar beim Frühstücksfernsehen saß er bereits live dabei. „Hier im Betrieb vor der Kamera zu stehen, macht mir gar nichts aus – live im Fernsehen bin ich dann doch etwas nervös“, gesteht Alex Richter. „Ich bin eigentlich eher der schüchterne Typ“, betont er. Das Potenzial, im Handwerk bei TikTok oder Instagram richtig durchzustarten, hat laut Spezi-Metzger-Team jeder Betrieb: „Es gibt so viele originelle Typen im Handwerk, die jeden Tag Tolles erschaffen. Sie müssen es nur authentisch präsentieren.“ Wenn es ihm jetzt noch gelinge, über seine Social-Media-Kanale an Fachpersonal zu kommen, sei das Betriebsglück perfekt: „Ich versuche immer mal wieder zu platzieren, dass wir auf der Suche nach Personal sind. Bisher mit wenig Erfolg.“

Aber auch in diesem Punkt ist ans Aufgeben nicht zu denken, denn beim Spezi-Metzger heißt das Motto: „Wir schaffen das.“

Instagram & TikTok: @spezissteakschmiede

Web: www.spezimetzger.de

Schritte

in die erfolgreiche Social-Media-Welt

MÖGLICHST PRÄZISE ZIELSETZUNG DEFINIEREN.

Kundengewinnung? Neue Produkte promoten? Image aufbauen? Je klarer, desto besser.

EIN SOCIAL-MEDIA-TEAM ZUSAMMENSTELLEN.

Idealerweise sind der Betriebsinhaber selbst sowie mindestens zwei weitere Mitarbeiter beteiligt. So kann der Prozess beobachtend gesteuert werden und einer der beiden Mitarbeiter treibt ihn wahlweise voran. Vor allem jüngere Mitarbeiter sind social-Media-affin und haben Lust auf diese Aufgabe.

KAPAZITÄTEN FÜR SICH UND MITARBEITENDE SCHAFFEN. Festgelegte Tage zur Veröffentlichung der Posts helfen sowie regelmäßige Uhrzeiten für Kommentare.

EINEN CONTENT-PLAN ERSTELLEN.

Nach dem ersten Post ist vor dem zweiten: Ein Content-Plan legt bestenfalls konkret fest, wann auf welchem Kanal welche Inhalte gepostet werden. Einmal ins Rollen gekommen, wird das Posten von Inhalten nach und nach wesentlich leichter fallen.

IM INTERNET INFORMIEREN ODER SEMINARE BELEGEN.

Andere Unternehmen oder Wettbewerber bei deren Social-Media-Aktivitäten zu beobachten, kann hilfreich sein. Es muss nicht von Anfang an alles perfekt sein, aber ein gewisses Grundwissen ist wichtig und sinnvoll.

MIT DEN BUSINESS-LÖSUNGEN DER SOCIAL-MEDIA-KANÄLE VERTRAUT MACHEN. Der Facebook Business Manager bietet beispielsweise für Unternehmen sehr viel mehr Möglichkeiten wie Analysetools zur Erfolgsmessung als ein privater Kanal. Auch für Instagram, TikTok und LinkedIn gibt es Business-Lösungen.

KANÄLE AUFSETZEN.

Zum Start empfiehlt es sich, maximal ein bis zwei Kanäle wie z. B. Facebook und Instagram mit den gleichen Inhalten zu bespielen. Lieber erstmal langsam starten und dann Schritt für Schritt die Aktivitäten wachsen lassen.

Wiebke Berlin zum Social-MediaMarketing für Handwerksbetriebe

Frau Berlin, was haben Handwerksbetriebe von der Nutzung sozialer Medien?

» Wiebke Berlin: Die sozialen Medien bieten Handwerksbetrieben eine gute Chance, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und direkt mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Über Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok können sie ihre Arbeit präsentieren, ihr Fachwissen zeigen und Vertrauen aufbauen. Dabei geht es nicht nur um Werbung, sondern auch darum, sich als Experten im jeweiligen Fachgebiet zu positionieren. Mittlerweile bieten die sozialen Medien auch eine hervorragende Möglichkeit, gefunden zu werden, quasi als Ersatz für die Gelben Seiten.

Viele Betriebe wissen vielleicht nicht, wie sie in die sozialen Medien einsteigen können. Wie sollten Handwerker am besten anfangen?

» Wiebke Berlin: Am wichtigsten ist es, einfach loszulegen. Ich empfehle, einfach machen ohne falschen Perfektionismus. Man muss nicht von Anfang an ein perfekt abgestimmtes Profil haben. Betriebe können mit einfachen Posts beginnen – zum Beispiel, indem sie aktuelle Projekte zeigen, denn Authentizität kommt bei den Kunden gut an. Wichtig ist auch, sich zunächst für einen oder zwei Kanäle zu entscheiden, auf denen sich die Zielgruppe bewegt, und diese dann regelmäßig zu bespielen.

Welche Inhalte funktionieren Ihrer Erfahrung nach besonders gut für Handwerksbetriebe?

» Wiebke Berlin: Kunden lieben Einblicke hinter die Kulissen! Zeigen, wie ein Projekt entsteht, die Arbeitsschritte erklären oder nützliche Tipps geben, wären entsprechende Inhalte. Auch Vorher-Nachher-Bilder von Projekten kommen sehr gut an. Das schafft Vertrauen und zeigt anschaulich, was die Arbeit eines Betriebs ausmacht. Geschichten über Mitarbeitende, die Unternehmensphilosophie oder das Engagement in der Region sind ebenfalls sehr interessant für Follower.

Gibt es typische Fehler, die Handwerker beim Social-Media-Marketing vermeiden sollten?

» Wiebke Berlin: Einer der häufigsten Fehler ist es, zu schnell aufzugeben. Erfolge im Social-Media-Marketing stellen sich nicht von heute auf morgen ein. Es braucht etwas Geduld und Ausdauer. Ein weiterer Punkt ist, sich zu sehr auf Werbung zu fokussieren. Natürlich wollen Betriebe ihre Leistungen verkaufen, aber in den sozialen Medien geht es vor allem auch um den Austausch. Wenn nur Werbung gemacht wird, fühlen sich die Follower möglicherweise „zugespamt“. Ein Mix aus fachlichen Tipps, persönlichen Einblicken und Informationen zum Unternehmen ist daher empfehlenswert. Und ganz wichtig: auf Kommentare und Nachrichten der Follower eingehen – das zeigt, dass der Dialog ernstgenommen wird.

Welche Unterstützung bietet die Handwerkskammer Betrieben, die in den sozialen Medien aktiv werden möchten?

» Wiebke Berlin: Wir bieten unseren Mitgliedsbetrieben individuelle Beratung und Workshops an. Dazu gehören Workshops zu den verschiedenen Plattformen, Hilfestellung bei der Erstellung von Inhalten und strategische Beratung, wie man langfristig erfolgreich wird. Gemeinsam mit dem Handwerksunternehmen überlegen wir, welche Strategie die beste ist und wie der Einstieg in die Sozialen Medien gelingt.

„Am wichtigsten ist es, einfach loszulegen. Ich empfehle, einfach machen ohne falschen Perfektionismus. “

Wiebke Berlin, Innovations- und Technologieberatung/ E-Commerce

Wiebke Berlin

Beraterin für Innovation und Technologie (BIT) bei der Handwerkskammer

Kontakt: berlin@hwk-bls.de Telefon 0531 1201-254

„Die Integration funktioniert hervorragend“

Matthias Lütje,

Körner und Pauli GmbH

Erfolg mit Integration und neuem Standort

Technik, Klima, Zukunft: Die Körner und Pauli GmbH zieht innerhalb Braunschweigs um.

Ein Standortwechsel ist geplant und damit der Umzug in eine modernere, zukunftsstarke Betriebswelt, mit neuester Technik und klimafreundlich. Die Körner und Pauli GmbH bleibt zwar in Braunschweig, dennoch fühlt es sich für die Tischlerei-Inhaber Mario Körner und Matthias Lütje nach Aufbruch an: „Wir sind ein hochmodernes Unternehmen mit einem tollen Team, die Veränderung wird uns weiter stärken.“ 29 Mitarbeitende sind zurzeit im Betrieb beschäftigt, vier davon sind Auszubildende. Bereits zum fünften Mal ist ein Geflüchteter dabei. „Die Integration unter den Mitarbeitenden funktioniert hervorragend“, erzählt Matthias Lütje. Sollte Ali Albari seine Abschlussprüfung bestehen, bekomme auch er ein Übernahmeangebot. Ali kommt aus Syrien und ist zurzeit in Ausbildungs-

jahr drei, seine Leistungen seien gut. „Die Kommunikation und die Sprachbarriere sind anfangs problematisch“, räumt Mario Körner ein. Es müsse unbedingt Anpassungen im Prüfungswesen geben, damit hier kein Geflüchteter benachteiligt werde. „Uns ist es wichtig, alle motivierten jungen Menschen in unserem Handwerk willkommen zu heißen“, betonen beide Tischlermeister. Als Obermeister der Tischlerinnung Braunschweig und stellvertretender Kreishandwerksmeister setzt sich Matthias Lütje ein: „Wir haben glücklicherweise genügend Bewerber auf offene Stellen, dennoch muss die Integration gelingen und aktiv Weichen gestellt werden.“ In der Körner und Pauli GmbH

seien die Erfahrungen gut: „Wir hatten bisher immer Glück und werden auch weiterhin Interessierten eine Chance bei uns im Betrieb geben“, sagt Mario Körner. Spezialisiert hat sich der Handwerksbetrieb auf die Anfertigung und den Einbau individueller Wohn- und Büroelemente. „Bei uns liegt der Fokus auf eigens auf den Kunden zugeschnittene Maßarbeit mit dem tollen Baustoff Holz“, erzählen die Meister. Beide freuen sich auf die Perspektiven, die sich mit dem Standortwechsel im kommenden Jahr aufzeigen. AB W

Im Web: www.tischlerei-kp.de

Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk

Mit dem Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk (IFHa) werden Handwerksbetriebe und Geflüchtete, Zugewanderte oder Schüler mit Mitgrationshintergrund zusammengebracht. Ziel ist es, diese Personen in eine handwerkliche Ausbildung bzw. Beschäftigung zu vermitteln und zu begleiten.

Im Web: www.hwk-bls.de/ifha

Ali Albari aus Syrien (v.links) absolviert seine Tischlerausbildung bei Matthias Lütje und Mario Körner.
Foto: Bauerfeld

Elektrotechnik aus Leidenschaft

100 Jahre Elektrotechnik Hahn: eine Tradition in vierter Generation

Der Handorfer Traditionsbetrieb Elektrotechnik Hahn feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Anfänge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als Hermann Hahn in Hunden den Grundstein legte und seine Leidenschaft für alles rund um Elektrotechnik zum Beruf machte. 1953 wurde eine Zweigstelle in Handorf eröffnet, wo der Name „Hahn Elektrotechnik“ bald zum Inbegriff für hochwertige Elektroinstallation wurde. Im März 1963 wurde zusätzlich ein Ladengeschäft für Hausgeräte eröffnet. 1976 übernahm der Sohn Hermann Hahn jun. den Betrieb. Im Jahr 1993 folgte die nächste Generation: Volker Hahn führte fortan das Ladengeschäft für Hausgeräte und Radio–Fernsehtechnik mit Reparatur und Service. Uwe Hahn blieb bei der Elektroinstallation und führte den Betrieb mehr als 20 Jahre lang erfolgreich weiter. Seine Expertise als Elektromeister half dabei, das Leistungsspektrum des Unternehmens stetig zu erweitern. Von der

Hauselektrik in Einfamilienhäusern bis hin zur Installation komplexer Systeme in Gewerbeanlagen – immer stand die maßgeschneiderte Beratung im Mittelpunkt. Energieeffiziente Beleuchtungslösungen und moderne Sicherheitssysteme gehörten bald zum Standardrepertoire. 2016 folgte die nahtlose Übergabe des Betriebs von Uwe Hahn an seine Tochter Daniela Matern, die selbst seit 2002 Elektrotechnikermeisterin ist. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan Helge Matern leitet sie seit 2016 den Betrieb. Ihn steckte sie mit ihrer Leidenschaft an, sodass er ebenfalls die Meisterprüfung im Elektrotechnikerhandwerk ablegte. Daniela Matern selbst war bereits während ihrer Schulzeit vom Handwerk fasziniert. Sie begleitete ihren Vater auf Baustellen, um von ihm zu lernen. Ihren Weg verfolgte sie zielstrebig – nach Praktika und Ausbildung legte sie als einzige Frau ihres Jahrgangs ihre Meisterprüfung ab. „Mein Vorbild war neben meinem Vater die Meisterin in meinem

Ausbildungsbetrieb“, sagt die Handwerkerin. Heute führt sie mit derselben Leidenschaft und Kompetenz den Betrieb wie ihre Vorfahren. Mit seinem Team qualifizierter Mitarbeiter bietet Elektrotechnik Hahn ein breites Spektrum an Dienstleistungen an – von der kompletten Installation der Hauselektrik in modernen Wohnanlagen, landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zur Außenbeleuchtung für gewerbliche Projekte. „Unsere Kunden schätzen die persönliche Beratung und die maßgeschneiderten Lösungen“, betont das Ehepaar, das besonderen Wert auf ständige Weiterbildung legt, um den aktuellen Stand der Technik immer im Blick zu haben. CB W

Im Web: www.elektrotechnik-hahn.de

Das Team von Elektrotechnik Hahn: Mit Daniela und Jan Helge Matern und Uwe und Erika Hahn.

Herzlichen Glückwunsch

Ehrungen und Urkunden

Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden.

Web: www.hwk-bls.de/ehrungen Mail: ehrungen@hwk-bls.de Foto:

Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg:

25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Kohlmeyer GmbH Installation und Heizungsbau, Neuenkirchen, 01.01.2024

 Metallbauermeister Andreas Mühlenhaupt, Soltau, 11.02.2024

 Tischlermeister Holger Schmidt, Schneverdingen, 14.04.2024

 Karosserie- und Fahrzeugbauer- und Kraftfahrzeugtechnikermeister Michael Thau, Essel, 24.09.2024

 Haustechnik Wimmer Heizung, Sanitärund Dienstleistungs GmbH, Braunschweig, 30.09.2024

 Tankstation und KraftfahrzeugMeisterbetrieb Frank Kramer, Celle, 01.10.2024

 Friseurmeister Bernd Wiese, Munster, 01.10.2024

 Elektroinstallateurmeister Jan Warner, Bleckede, 21.10.2024

50-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Wesseloh Bau GmbH, Schneverdingen, 22.01.2024

75-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Autohaus Köster GmbH & Co. KG, Ilienworth, 01.10.2024

 Stöver Energietechnik GmbH & Co. KG, Schwarmstedt, 08.10.2024

 2-Rad Meier GmbH, Mechanikerbetrieb, Celle, 31.10.2024

100-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN

 Hoffmann’s Backhus e. Kfm., Faßberg, 01.09.2024

25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 Elektroinstallateurmeister Kelvin Haynes, Elektro-Haynes GmbH, Oyten, 09.08.2024

 Friseurmeisterin Silke Lambrü, Faßberg, 04.10.2024

50-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM

 Gas- und Wasserinstallateurmeister Werner Lewerenz, Braunschweig, 17.09.2024

 Gas- und Wasserinstallateurmeister Siegfried Meier, Braunschweig, 17.09.2024

 Gas- und Wasserinstallateurmeister Manfred Schulze, Wendeburg, 17.09.2024

 Schornsteinfegermeister Wilhelm Krickel, Cuxhaven, 18.10.2024

 Kraftfahrzeugmechanikermeister Wolfgang Kiehn, Lüneburg, 24.10.2024

60-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM

 Schornsteinfegermeister Jürgen Ueberschär, Dörverden, 20.10.2024

Durchstarten mit Förderung

Weiterbildungschancen im Handwerk optimal nutzen

Die Anforderungen an Handwerksbetriebe verändern sich heute schneller denn je: Neue Technologien, steigende Kundenansprüche und zunehmender Wettbewerb verlangen ständige Anpassung und Weiterentwicklung. „Nur wer sich kontinuierlich weiterbildet, kann den wachsenden Anforderungen gerecht werden und sich langfristig im Wettbewerb behaupten,“ weiß Thorsten Lange, Weiterbildungsberater bei der Handwerkskammer. Fortbildungen eröffnen nicht nur Mitar-

beitenden neue Karriere- und Entwicklungschancen, sondern stärken auch die Bindung ans Unternehmen. Handwerkerinnen und Handwerker profitieren dabei von zahlreichen Förderprogrammen, die gezielt dabei unterstützen, neue Qualifikationen zu erwerben und vorhandenes Wissen zu vertiefen. JR W

Mehr Infos: www.hwk-bls.de/foerderung

Weiterbildungsstipendium

ɓ Stipendium für junge Fachkräfte mit exzellentem Ausbildungsabschluss (bis zu 9.135 Euro über drei Jahre).

ɓ Gefördert werden fachliche (z. B. Fachwirt, Meister) und fachübergreifende Weiterbildungen (z. B. EDV- oder Intensiv-Sprachkurse) sowie unter bestimmten Voraussetzungen ein berufsbegleitendes Studium.

Aufstiegsstipendium

ɓ Förderung eines Hochschulstudiums für Berufserfahrene an staatlich anerkannten Hochschulen.

ɓ Pauschaler Zuschuss von 3.045 Euro pro Jahr (berufsbegleitendes Studium) oder 1.072 Euro monatlich (Vollzeitstudium zzgl. Kinderbetreuungspauschale).

Meisterprämie im Handwerk

ɓ 4.000 Euro Prämie für erfolgreich abgelegte Meisterprüfung (Ausstellung des Meisterprüfungszeugnisses im Zeitraum 01.07.202331.12.2026).

ɓ Arbeit oder Wohnsitz in Niedersachsen.

ɓ Keine Anrechnung auf Leistungen aus dem Aufstiegs-BAföG.

Am 20.11.2024 um 17:30 Uhr bietet die WeiterbildungsberatungderHandwerkskammer einen virtuellen Infoabend zu denverschiedenenFördermöglichkeitenan.

MeldenSiesichjetztan: www.hwk-bls.de/ va-foerderung

Individuelle Beratung

Die Weiterbildungsberatung der Handwerkskammer berät zu allen Fragen rund um das Thema Weiterbildung. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der individuellen Beratung zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten.

Handwerkskammer

KOMPASS – Kompakte Hilfe für Solo-Selbstständige

ɓ Förderung für Solo-Selbständige im Haupterwerb (ein Vollzeitäquivalent an Mitarbeitenden).

ɓ Gefördert werden Weiterbildungen, die die Bestandsfestigkeit des Geschäftsmodells erhöhen (z. B. betriebswirtschaftliche Kenntnisse, digitale Fähigkeiten, methodisches Wissen oder fachliche Kompetenzen).

Aufstiegs-BAföG

ɓ Förderung für Abschlüsse aller Fortbildungsstufen bis zum „Master-Niveau“ (z. B. Meister, Betriebswirt (HwO)).

ɓ Einkommens- und vermögensunabhängige Förderung von Lehrgangs- und Prüfungsgebühren, bestehend aus Zuschuss und zinsgünstigem Darlehen.

ɓ Bei Vollzeitmaßnahmen sind zusätzlich Unterhaltsbeiträge als Vollzuschuss möglich.

Qualifizierungsoffensive der Bundesagentur für Arbeit

ɓ Förderung der beruflichen Weiterbildung einzelner Beschäftigter im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses durch Zuschüsse zum Arbeitsentgelt sowie volle oder teilweise Übernahme der Weiterbildungskosten.

HOLGER

HOLZ-VAN HETTINGA

Braunschweig

Tel. 0531 1201-413

holz-van-hettinga@hwk-bls.de

THORSTEN

LANGE

Lüneburg

Tel. 04131 712-453

thorsten.lange@hwk-bls.de

ɓ Gefördert werden Weiterbildungen, die mehr als 120 Stunden umfassen und für die Förderung zugelassen sind. Portraitfotos: Fotostudio Sascha Gramann • Hintergrundbild: ©

ANKE

OTT

Stade

Tel. 04141 6062-40 ott@hwk-bls.de

„Das ist eine gute Entwicklung.“ Bauunternehmer Gerrit Terfehr lobt die neue Landesbauordnung in Niedersachsen und hofft, dass sie sich auch in der Praxis bewährt.

Niedersachsen als Vorbild?

Um das Bauen einfacher zu machen, hat Niedersachsen die Bauordnung novelliert – dafür erhält das Land viel Lob. Was sagen Handwerker dazu?

ANNA-MAJA LEUPOLD

Niedersachsen hat zum 1. Juli 2024 die Landesbauordnung novelliert. Seither wird das Bundesland oft als Positivbeispiel genannt, wenn es um einfachere Regeln für das Bauen geht. „Niedersachsen hat eine echte Blaupause für andere Länder vorgelegt“, sagt Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) zu den Neuerungen. Laut dem ZDB-Hauptgeschäftsführer sind Landesbauordnungen „das schärfste Schwert, um das Bauen zu vereinfachen“. Doch welche neuen Regeln gelten in Niedersachsen seit dem Sommer und wie bewertet das Bauhandwerk die novellierte Landesbauordnung?

Das sagt das Bauhandwerk „Das ist eine gute Entwicklung“, findet Gerrit Terfehr von der Günter Terfehr Bautechniker GmbH & Co. KG im niedersächsischen Rhede. Der Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass die neuen Regeln ein höheres Bauvolumen in Niedersachsen ermöglichen. Allerdings findet er, dass es für ein erstes Zwischenfazit noch zu früh ist: „Die neue Landesbauordnung ist erst seit wenigen Wochen in Kraft, sie muss jetzt von allen Beteiligten richtig umgesetzt werden.“

Ähnlich sieht es Michael Driesner vom Baugewerbe-Verband Niedersachsen (BVN): „Wir sind sehr zufrieden mit dem Beschluss.“ Für den Abteilungsleiter Technik stellt die Novelle einen Paradigmenwechsel dar: „Das Land hat die Bauordnung an einigen Stellen deutlich entbürokratisiert.“ Das ermögliche es den Betrieben, schneller und auch

„Niedersachsen hat eine echte Blaupause für andere Länder vorgelegt.“
Felix Pakleppa, Zentralverband Deutsches Baugewerbe

günstiger zu bauen. Der Umfang des vom Wirtschaftsministerium Niedersachsen veröffentlichten FAQ-Katalogs zeige aber auch zum Teil kritische Diskussionen über die Inhalte der Novelle.

Die wichtigsten Neuerungen

Positiv sieht Driesner vor allem diese fünf Neuerungen: 1 Parkplätze: Es entfällt die Nachweispflicht, wie viele Parkplätze pro Wohnung geschaffen werden müssen. „Es wird dem Markt überlassen, eine bedarfsgerechte Anzahl für das jeweilige Projekt einzuplanen“, erläutert der gelernte Maurer und Architekt. Bisher seien beim Wohnungsbau 1,5 Parkplätze pro Wohnung nachzuweisen und nur in Ausnahmen war eine Unterschreitung möglich. Das habe zum Teil hohe Kosten verursacht.

2 Bauen im Bestand: Die Errichtung von Gauben und Ausbauten im Dachgeschoss ist laut Driesner nun ohne Genehmigung möglich. Voraussetzung sei, dass die geplanten Maßnahmen nicht gegen das Bauplanungsrecht verstoßen. Zudem müssten Standsicherheit und Wärmeschutz im Bestand gewährleistet sein und die Maßnahme nur noch der Behörde angezeigt werden.

3 Ertüchtigung des Bestandsgebäudes: Ändert sich bei der baulichen Veränderung zum Beispiel durch Aufstockung die Gebäudeklasse, so müssen die bestehenden Bauteile nicht auf die höhere Anforderung ertüchtigt werden. So könne etwa die bestehende Holztreppe in unte-

ren Geschossen bleiben und in gleicher Qualität bis in das Dachgeschoss geführt werden.

4 Reduzierte Grenzabstände: Zwischen Wohngebäuden ist nun ein Grenzabstand von 0,4 H erlaubt (H steht für Höhe des Punktes über der Geländeoberfläche), allerdings muss der Abstand weiterhin mindestens drei Meter betragen. „Im Wohnungsbau sind dadurch nun ein paar Quadratmeter mehr Wohnfläche möglich“, erläutert der Architekt.

5 Änderung bei Fluchtwegen: Die novellierte Bauordnung gehe davon aus, dass in Mehrfamilienhäusern 30 Personen pro Geschoss von der Feuerwehr auch ohne zweiten Fluchtweg gerettet werden können. Bislang hätte bei Bauprojekten ab 10 Personen pro Geschoss geprüft werden müssen, ob ein zweiter Fluchtweg erforderlich ist. „Jetzt gibt es klare Regeln und Fluchtwege sind nicht mehr Auslegungssache“, erläutert der BVN-Mitarbeiter. Er weist zudem darauf hin, dass die Neuerung erhebliche Kostenvorteile birgt, da ein zweiter Fluchtweg in vielen Fällen nicht mehr nötig ist.

„Das Land hat die Bauordnung an einigen Stellen deutlich entbürokratisiert.“
Michael Driesner, Baugewerbe-Verband Niedersachsen

Zieht Sachsen-Anhalt nach?

Diese Neuerungen in Niedersachsen kennt auch der Baugewerbe-Verband Sachsen-Anhalt. Präsident Peter Nitschke sieht die novellierte Landesbauordnung im Nachbarbundesland als Positivbeispiel – insbesondere was Grenzabstände, Autostellplätze und die Möglichkeiten im Dachgeschossausbau angeht.

Das Land Sachsen-Anhalt stellt gerade seine Landesbauordnung auf den Prüfstand. Der Baugewerbe-Verband tauscht sich dazu mit dem zuständigen Infrastrukturministerium (MID) aus und hat bereits Verbesserungsvorschläge eingereicht. Wann einfachere Regeln für Bauhandwerker in SachsenAnhalt kommen, ist noch unklar. Laut MID ist der Gesetzgebungsprozess für 2025 avisiert. Klar ist indes, in welche Richtung die Änderungen gehen dürften: „Um den Wohnungsbau zu unterstützen und das Umbauen zu erleichtern, sollen die Hürden für Ausbauten von Dachgeschossen oder die Umnutzungen zu Wohnzwecken abgebaut werden“, teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Zudem solle auch der Gebäudetyp E künftig gesetzlich verankert werden. W

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Novellierung in der Kritik

Der Bund arbeitet an einer Neuregelung der Gefahrstoffverordnung.

Trotz massiver Kritik hat nun der Bundesrat das Wort.

ANNA-MAJA LEUPOLD

Seit Jahren arbeitet der Bund an einer Novelle der Gefahrstoffverordnung. Das Ziel dabei: Der Umgang mit krebserregenden Stoffen soll neu geregelt werden, um die Prävention arbeitsbedingter Krebserkrankungen zu verbessern. Inzwischen liegt die sechste Fassung vor. Die hat die Bundesregierung Ende August beschlossen. Doch im Vergleich zu früheren Entwürfen enthält diese Fassung Änderungen, die auf heftige Kritik stoßen. Trotzdem geht die Gefahrstoffverordnung jetzt in den Bundesrat.

Was steht zur Debatte?

Beim Bauen im Bestand plant die Bundesregierung, „besondere Mitwirkungs- und Informationspflichten für Veranlasser“ einzuführen. Für Bauherren oder Auftraggeber bedeutet das: Sie sollen künftig alle „vorliegenden Informationen zur Bau- und Nutzungsgeschichte über vorhandene oder vermutete Gefahrstoffe schriftlich oder elektronisch zur Verfügung stellen“. Und welcher Aufwand ist bei der Informationsbeschaffung zumutbar? Laut der aktuellen Fassung der Gefahrstoffverordnung soll es reichen, wenn sich Bauherren oder Auftraggeber der „zugänglichen Unterlagen“ bedienen. Damit festgestellt werden kann, ob Asbest im Gebäude verbaut ist, sollen sie künftig auch Angaben zum Baujahr machen müssen. Insbesondere Verbände

„Die Mitwirkungspflichten des Bauherrn sind zu niedrig gehängt.“
Larissa Omonsky, ZDB

aus dem Handwerk üben deutliche Kritik an diesen geplanten Mitwirkungs- und Informationspflichten für Veranlasser.

Warum gibt es Kritik?

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) kritisiert, dass die Erkenntnisse des nationalen Asbestdialogs mit dieser Regelung vom Tisch gewischt werden. Im Rahmen dieses Dialogs hatten Bundesarbeits- und Bundesumweltministerium 2017 gemeinsam mit 70 Institutionen, Verbänden und Unternehmen Lösungen gesucht, wie künftig mit Asbest umgegangen werden soll.

Doch was genau ist nun das Problem an den geplanten Regeln? „Die Mitwirkungspflichten des Bauherrn als Gebäudeverantwortlichem sind in der aktuellen Fassung des Entwurfs der Gefahrstoffverordnung zu niedrig gehängt“, erläutert Larissa Omonsky, Referentin für Sozial- und Arbeitsrecht beim ZDB. Die Erkundung durch den Eigentümer beziehungsweise den Bauherrn habe die Bundesregierung komplett aus dem Verordnungsentwurf gestrichen.

Musste man aufgrund eines Baubeginns vor dem 31. Oktober 1993 (Asbestverbot) davon ausgehen, dass Asbest vorhanden ist, konnte diese Vermutung durch eine technische Erkundung durch den Veranlasser widerlegt werden. Der Bauherr

Sanierung eines Altbaus: Ist hier noch Asbest verbaut oder nicht?

konnte und kann sich für die technische Erkundung kompetentes Fachwissen einkaufen. „Die Erkundung vor Beauftragung und Durchführung von Maßnahmen wurde im Rahmen des Asbestdialogs als zentrale Voraussetzung für Angebotserstellung, Arbeitsvorbereitung und Entsorgung identifiziert und in einer Leitlinie von staatlichen Arbeitsschutzinstitutionen als anlassbezogene stufenweise Erkundungspflicht des Veranlassers ausgestaltet“, kritisiert Omonsky.

Was sind die Befürchtungen?

Schon im Abschlussbericht zum Asbestdialog ist vermerkt, dass sich Arbeitgeber, Gewerkschaften, Arbeitsschutzbehörden und Berufsgenossenschaft für eine anlassbezogene Erkundung ausgesprochen haben. Der ZDB plädiert nach wie vor dafür, dass Eigentümer beziehungsweise Bauherren bei Baumaßnahmen per Verordnung zu einer solchen anlassbezogenen zweistufigen Erkundung vor Beginn der Baumaßnahmen und Beauftragung verpflichtet werden. ZDB-Juristin Larissa Omonsky nennt dafür vier Gründe:

1 Betriebe müssen laut der Juristin wissen, ob in einem Gebäude Asbest ist, bevor sie ein Angebot abgeben und mit den Arbeiten beginnen. Sie müssen entscheiden können, ob sie für die Tätigkeit qualifiziert sind. Sofern das Mineral dort verbaut ist, seien bestimmte Schutzmaßnahmen nötig und Bauschutt müsse anders entsorgt werden. „Nur so können Betriebe seriöse Angebote kalkulieren und wirksame Arbeitsschutzmaßnahmen ergreifen“, betont Omonsky.

„Betriebe haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Beschäftigten.“
Larissa Omonsky, ZDB

2 „Betriebe haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Beschäftigten“, sagt die ZDB-Mitarbeiterin. Wenn sie aufgrund der vorliegenden Informationen nicht sicher sind, ob auf einer Baustelle Asbest ist, müssten sie eine Beprobung machen. Sind mehrere Gewerke an einer Baustelle im Einsatz, müsse das jeder Betrieb einzeln machen. „Das ist nicht praktikabel und führt zu höheren Kosten“, betont die Juristin.

3 Wird Asbest erst im Laufe der Bauarbeiten entdeckt, kann das zu Folgeproblemen führen. Zum Beispiel könne die Baustelle von der Berufsgenossenschaft stillgelegt werden, weil die Baustelle kontaminiert ist und der Betrieb die Arbeiten mit Asbest nicht durchführen darf. Es erhöhe sich auch das Streitpotenzial zwischen ausführendem Baubetrieb und Bauherrn, wenn bereits erteilte Aufträge wegen der nachträglichen Asbestfunde durch Nachträge ergänzt werden müssen.

4 Von der aktuellen Fassung der Gefahrstoffverordnung seien private Eigenleistungen bislang überhaupt nicht erfasst. Dabei könnten aber ebenso schädliche Asbestfasern freigesetzt werden und die verteilten sich schlimmstenfalls unbemerkt im Gebäude.

Wie geht es weiter?

Nachdem die Bundesregierung grünes Licht für die novellierte Gefahrstoffverordnung gegeben hat, muss sich nun der Bundesrat mit dem Thema befassen. Die nächste Sitzung der Länderkammer findet noch im Oktober statt. Es bleibt daher spannend, ob es noch Änderungen geben wird. W

Pflichten für Bauherren: eine Verbesserung?

Die Zimmerei Nordmann bietet neben typischen Zimmererund Dachdeckerarbeiten auch Haus- und Asbestsanierungen an. Firmenchef Jens Nordmann (Foto) blickt gelassen auf die Novelle der Gefahrstoffverordnung. Für seinen Betrieb sieht er im Vergleich zum Status quo eher eine Verbesserung. Sein Unternehmen konzentriere sich bei der Asbestsanierung auf den Außenbereich, wo etwa Faserzement-

platten oder Schieferplatten verbaut sind.

„Wir wissen: Ist ein Gebäude älter als Baujahr 1993, wird Asbest verbaut worden sein. Wurde es zwischen 1993 und 1996 gebaut, müssen wir Proben nehmen, um festzustellen, ob Asbest verbaut wurde“, sagt Nordmann. Bisher habe der Bauherr den Handwerkern gar keine Informationen liefern müssen, ob sein Gebäude Asbest enthalten könnte. „Insofern ist die geplante Informationspflicht des Bauherrn über vorhandene oder vermutete Gefahrstoffe eine Verbesserung für uns“, sagt Nordmann: „Künftig kann ich ihm sagen, dass er Informationen beim Bauamt

beschaffen soll, wenn er selbst nicht über die nötigen Unterlagen verfügt.“

Dass der Bauherr nicht selbst Proben nimmt, sondern die Handwerker, ist in Nordmanns Augen nur folgerichtig. „Der Bauherr ist in der Regel Laie, das muss man sich bewusst machen. Wir Handwerker aber kennen doch die Stellen, an denen man Proben nehmen muss.“ Und am Ende bezahle die Rechnung nicht der Handwerksunternehmer, sondern der Bauherr.

Mehraufwand sieht er allenfalls durch die Dokumentationspflicht, wie häufig seine Mitarbeiter während der Arbeit Asbeststoffen ausgesetzt waren. (DEG)

Foto: Denny Gille

So machen Sie Kunden zu Stammkunden

Stammkunden sind treu, auch in schwierigen Zeiten. Doch wie gelingt es, Kunden an den Betrieb zu binden? Diese drei Tipps für die Zeit nach dem Auftrag helfen Ihnen dabei.

KATHARINA WOLF

Stammkundschaft ist Gold wert. Schließlich sind neue Kunden nur mit Aufwand zu gewinnen. Auch bleiben Stammkunden dem Betrieb treu, falls die Zeiten schwieriger werden – die Corona-Zeit lässt grüßen. Aber wie macht man aus Gelegenheitskunden Stammkunden? Nach dem Auftrag ist vor dem Auftrag, meint Verkaufstrainer und Kommunikationsberater Oliver Schumacher und hat drei einfache Tipps für die Zeit nach dem Projekt.

Tipp 1:

Teilen Sie Expertenwissen

Ihr Kunde ist glücklich mit dem neuen Bad, dem neuen Zaun oder der neuen Frisur. „Dann geben Sie ihm Expertenwissen, damit er es bleibt“, rät Schumacher. Wie pflege ich den Naturstein in der Dusche, wie oft muss ich den Holzzaun streichen oder wie style ich die Frisur auch mal anders? Vielleicht können Sie sogar ein (zuvor einkalkuliertes) Pflegemittel spendieren?

Treue Kunden sind in Krisenzeiten ein echter Gewinn.
Oliver Schumacher, Verkaufstrainer

Stammkunden-Effekt: Sie signalisieren, dass Ihnen Kundenzufriedenheit auch noch ein Anliegen ist, wenn das Projekt abgeschlossen ist. Und über ein kleines Geschenk freuen sich alle! „Das bleibt in Erinnerung und beim nächsten Mal wird der Kunde sich als Erstes an Ihren Betrieb wenden“, so der Verkaufsberater.

Tipp 2: Melden Sie sich, nachdem der Auftrag abgeschlossen ist

Der Auftrag ist fertig, es ist etwas Zeit verstrichen. Nicht immer waren Sie selbst beim Kunden, um das Ergebnis abzunehmen. Und selbst wenn – vielleicht sind in der Zwischenzeit Fragen aufgetaucht. „Melden Sie sich ein paar Tage nach Auftragsabschluss und erkundigen sich, ob alles zur Zufriedenheit erledigt wurde oder ob es Fragen gibt“, rät Schumacher.

Stammkunden-Effekt: Hier haben Sie gleich einen doppelten Effekt: Sollte der Kunde unzufrieden sein, nimmt ihm Ihr Anruf den Wind aus den Segeln. Sie können Probleme klären, bevor Ärger

„Bieten Sie nach Auftragsabschluss direkt einen Folgetermin an, zum Beispiel für Wartungsarbeiten.“

entsteht. Der Kunde fühlt sich ernst genommen –das wird er nicht vergessen.

Ist alles in Ordnung, führen Sie ihm das mit Ihrem Anruf nochmals vor Augen. „Fragen Sie dann gern nach einer Bewertung auf Google. Oder vielleicht steht der Kunde ja auch als Referenz zur Verfügung“, so Schumacher. Wer so zufrieden ist, kommt auch beim nächsten Mal zu Ihnen.

Tipp 3: Vereinbaren Sie direkt einen Folgetermin

Die Therme ist gewartet, der Zaun gestrichen, die Frisur sitzt. Klar ist aber: In spätestens sechs Wochen, einem Jahr oder auch noch später muss wieder Hand angelegt werden. „Dann bieten Sie direkt einen Folgetermin an oder bitten um die Erlaubnis, sich passend melden zu dürfen“, sagt Schumacher.

Stammkunden-Effekt: Der Kunde muss sich nicht mehr kümmern, dass der Folgeauftrag angeschoben wird. Erleichterung für ihn! Und Sie haben einen neuen Stammkunden gewonnen. W

Drei Fragen an ...

… die staatlich geprüfte Kosmetikerin Manuela Ostendorf (Foto). Hier schildert die Geschäftsführerin des „Care for You Kosmetikstudio Ostendorf“, was für sie zu einer optimalen Kundenbindung dazugehört.

Was ist für Sie beim Thema Kundenbindung besonders wichtig?

»Manuela Ostendorf: Bei uns werden der Service rund um den Kunden und die Qualität unseres Angebotes großgeschrieben. Ich habe den Anspruch, dem Kunden – bezogen auf Service und Qualität –die optimale Behandlung zu bieten, die sowohl auf die Hautbedürfnisse als auch auf die Wünsche und Ziele des Kunden abgestimmt ist.

Was tun Sie im Alltag konkret für die Kundenbindung?

»Ostendorf: Während der Behandlung schaffen wir eine Atmosphäre, in der sich unsere Kunden rundum wohlfühlen können. Ob entspannende Musik, ein lockeres Gespräch oder einfach nur stille Erholung – wir passen uns den individuellen Vorlieben an. Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden bei uns zur Ruhe kommen, während wir ihre Haut optimal pflegen und auf das nächste Level bringen. Die Kombination aus professionellen Behandlungen und einem hohen Entspannungsfaktor überzeugt unsere Kunden und lässt sie immer wieder zu uns zurückkehren.

Im Anschluss an die Behandlung erkundigen wir uns stets nach dem Wohlbefinden und ob alle Wünsche erfüllt wurden. Bei Neukunden oder bei Stammkunden mit einer neuen Anwendung melden wir uns nach fünf bis zehn Tagen über Messenger oder telefonisch, um nachzufragen, ob noch Fragen offen sind. Unser 24/7-Support über Messenger steht jederzeit zur Verfügung, auch wenn

die Antwort nicht immer sofort erfolgt. Die Kunden können sich darauf verlassen, dass wir uns zeitnah bei ihnen zurückmelden.

Außerdem geben wir Expertenwissen weiter – in Form von Tipps während der Behandlungen, im Newsletter oder im Blog auf unserer Homepage.

Wie gehen Sie vor, wenn jemand unzufrieden ist?

»Ostendorf: Unzufriedene Kunden gibt es immer mal. Unsere Behandlungen zielen nun einmal auf Hautpartien ab, die unvorhersehbar reagieren können. Kritik nehmen wir stets ernst und suchen das klärende Gespräch, um Missverständnisse auszuräumen und Lösungen zu finden. Solange der Kunde sich äußert, kann man reagieren und Lösungen finden. Aber natürlich können wir auch nicht zaubern! Da 95 Prozent unserer Kundschaft aus Stammkunden besteht, zeigt sich, dass unsere Kundenbindungsstrategie erfolgreich ist. (BG)

Foto: Privat

Spätestens wenn Sie im Gespräch mehrfach nachfragen, sollten Sie prüfen, ob Sie ein Hörgerät benötigen.

Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Brauchen Sie ein Hörgerät?

Höre ich schlecht? Verschiedene Faktoren deuten auf Hörverlust hin.

Ein Hörakustiker erklärt, wann es Zeit für ein Hörgerät ist.

THEO WURTH

Das 50-jährige Ohr hört schlechter als ein 20-jähriges. Dieser Einsicht lässt sich kaum entkommen, ebenso wenig aber gibt sie Grund zur Besorgnis. „Im Laufe unseres Lebens reduziert sich im Innenohr die Verarbeitung von höheren Frequenzen“, sagt Eberhard Schmidt, Hörakustiker und Präsident der Bundesinnung für Hörakustik: Das sei „ein ganz natürlicher altersbedingter Verschleißprozess“, der etwa im Alter von 50 Jahren auftritt. Ein Hörgerät werde allerdings erst bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit empfohlen. Das entspricht einem Hörverlust von 40 bis 60 Dezibel.

Daran erkennen Sie, ob Sie ein Hörgerät brauchen

1. Fernseher und andere Geräte werden lauter gestellt

Dies ist streng genommen ein irreführendes Anzeichen. Denn Schwerhörige hören in der Regel nicht einfach alles pauschal leiser, sodass sie die Lautstärke am TV-Gerät entsprechend pauschal erhöhen. Im Gegenteil: „Das Empfinden von Lautstärke definiert sich im Tieftonbereich“, erklärt Eberhard Schmidt. Tiefe Frequenzen hören Menschen auch im Alter meist noch gut. Vielmehr bekommen wir im Alter Probleme mit den sogenannten höheren

„Wenn ich schlecht höre, muss mein Körper mehr Energie aufbringen.“
Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung

der Hörakustiker

Foto: Bundesinnung der Hörakustiker (biha)

Frequenzen rund um 4.000 Hz: Dies entspricht beispielsweise sprachlichen Lauten wie k, p, s, t oder f. Wurde im Fernsehen Laus, Lauf oder Lauch gesagt?! Um das gesprochene Wort, zum Beispiel bestimmte Konsonanten, klar zu verstehen, wird die Lautstärke angehoben.

2. Häufigeres Nachfragen im Gespräch Wenn eine Person auffällig häufig nachfragt, weil sie etwas nicht genau verstanden hat, wird dies meistens vom persönlichen Umfeld der Person zuerst wahrgenommen. Manchmal sei auch zu beobachten, so Schmidt, dass Betroffene, „weil sie auf einem Ohr besser hören, sich ihrem Gegenüber annähern“. Nicht selten reagieren Personen, denen solch ein Verhalten attestiert wird, zunächst abweisend. Laut Schmidts Erfahrung unterstellen sie etwa, dass Familienmitglieder leise sprächen oder nuscheln würden. Gerade im häuslichen Bereich ist das Nachfragen ein durchaus klares Anzeichen, weil es hier meist deutlich ruhiger zugeht als in öffentlichen Räumen.

3. Hintergrundgeräusche erscheinen störender Menschen mit Hörverlust fällt es unter dem Eindruck störender Geräusche schwerer, Sprache zu folgen. Hintergrund-Sound erscheint ihnen im Verhältnis lauter und verlangt ihnen stärkere Konzentration ab.

Der Hörakustik-Experte erklärt: Bei Normalhörenden greift hier der sogenannte „Party-NoiseEffect“ (oder auch „Cocktail-Party-Effect“): Er besagt, dass man sich auch bei einem wilden Geräuschteppich trotzdem auf einen bestimmten Höreindruck, beispielsweise ein Gespräch, fokussieren kann. Bei Schwerhörigen gelingt dies nicht mehr ohne Weiteres.

4. Mehr Erschöpfung, weniger Energie Höranstrengung ist wissenschaftlich messbar. Es zeigt sich laut Schmidt: „Wenn ich schlecht höre, muss mein Körper mehr Energie aufbringen.“ Das Gehirn sei ständig dabei, „die Kompensationsmodelle zum Gegensteuern aufrechtzuerhalten“. Das Konzentrieren koste Kräfte, genauso ein erhöhtes Stresslevel.

5. Soziale Isolation

„Dies ist eine Auswirkung, wenn der Hörverlust bereits stark fortgeschritten ist“, sagt Schmidt. Betroffene meiden soziale Interaktionen, um sich der Anstrengung, aber auch unangenehmen und deprimierenden Situationen nicht länger auszusetzen.

„Das Gehirn fängt Defizite des Ohres auf.“

Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker

Lärmschwerhörigkeit im Handwerk: Berufskrankheit Nr. 1

Auch lärmintensive Berufe können einen Hörverlust begünstigen, im Handwerk zum Beispiel in der Schreinerei oder auf dem Bau. Nicht umsonst zählt Lärmschwerhörigkeit laut Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zu den häufigsten anerkannten Berufskrankheiten in Deutschland. Es vergeht jedoch eine gewisse Zeit, bis wir tatsächlich wahrnehmen und einsehen, dass der eigene Hörverlust voranschreitet.

Das Gehirn kompensiert

Außerdem schafft es unser Gehirn bis zu einem gewissen Punkt, Informationen zu vervollständigen. Das heißt, wenn wir etwas akustisch nicht eindeutig verstanden haben, lässt sich nicht selten durch den Kontext und unser Wissen herleiten, was gesagt wurde. Das ist einerseits sehr nützlich, sagt Schmidt, weil unser Gehirn Defizite des Ohres auffängt. Andererseits erschwerte es die Diagnose, weil es über eine zunehmende Schwerhörigkeit hinwegtäuschen kann. W

BGM – Ein wichtiger Baustein für den Unternehmenserfolg

Fünf Fragen zum Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an Markus Schrader, Regionaldirektor der IKK classic:

Was ist Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)?

Markus Schrader: Es umfasst alle Maßnahmen im Betrieb, die die Gesundheit am Arbeitsplatz fördern. Dabei wird in der Regel ein ganzheitliches Konzept verfolgt, das Arbeitsplatzergonomie, Arbeitssicherheit, Ernährung, Bewegung und Kommunikation verknüpft. Ziel ist es, ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende ihre Leistungsfähigkeit erhalten oder sogar steigern – bis zur Rente und darüber hinaus.

Wie profitieren Unternehmen konkret von BGM?

Schrader: Ein gut umgesetztes BGM senkt den Krankenstand, steigert die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden und erhöht die Produktivität. Das Unternehmen gewinnt an Attraktivität – sowohl für die Belegschaft als auch für potenzielle Bewerber. Studien belegen: Der durchschnittliche Return on Investment (ROI) von BGM liegt bei beeindruckenden 2,7.

Lohnt sich BGM auch für kleine und mittelständische Unternehmen?

Schrader: Unbedingt. Während Großunternehmen BGM längst fest verankert haben, zögern kleinere Betriebe oft aus Angst vor dem Aufwand. Dabei unterschätzen sie ihre Stärke: Flexibilität: Sie können Maßnahmen schneller umsetzen und Erfolge rasch sehen. BGM ist ein kontinuierlicher Prozess, kein ressourcenintensiver Aktionismus –und stärkt Unternehmen jeder Größe.

Wie läuft das BGM der IKK classic ab?

Schrader: Jeder Prozess wird individuell auf das Unternehmen zugeschnitten. Zuerst analysieren wir die gesundheitliche Situation, um Probleme zu erkennen und passende Lösungen mit dem Unternehmen zu entwickeln. Keine Maßnahmen „von der Stange“, sondern maßgeschneiderte Ansätze, die den Bedürfnissen des Betriebs gerecht werden. Der Aufwand lohnt: 94 von 100 Unternehmen, die wir begleitet haben, bewerten unser BGM mit „sehr gut“ oder „gut“.

Was raten Sie Unternehmern, die nach betrieblicher Gesundheitsförderung suchen?

Markus Schrader, Regionaldirektor IKK classic

Schrader: Holen Sie sich Profis ins Boot. Unsere Gesundheitsmanagerinnen und -manager entdecken oft, dass Unternehmen bereits Angebote zur Mitarbeitergesundheit haben, aber einzelne Maßnahmen reichen nicht. Auch wir bieten Schnupperangebote, wie Gesundheitstage, Workshops oder Seminare an. Doch der Schlüssel liegt im Aufbau eines durchdachten Gesundheitsmanagements. Das stärkt nicht nur die Gesundheit, sondern auch den unternehmerischen Erfolg – und wir unterstützen Sie dabei kostenlos. W

Weitere Informationen zum BGM der IKK classic unter: www.ikk-classic.de/bgm

Ripken überträgt Verantwortung an sein Team

KI

entlastet das Team

Zum Team der Holzofenbäckerei Ripken gehört seit einem Jahr eine KI zur Bestelloptimierung. Wie sich der Arbeitsalltag verändert hat.

BIRGIT GREUNER

Das sogenannte „Backzettelteam“ des Unternehmens sitzt gerade zusammen, um die kommende Aktionswoche rund um den Kürbisstuten zu planen. Drei Kollegen umfasst diese Runde. Und nur diese drei sind seit über einem Jahr zuständig für die Warenbestellung der Bäckerei Ripken in Augustfehn mit insgesamt 220 Mitarbeitenden.

„Das liegt am effektiven Einsatz unserer neuen Software namens FoodTracks“, erzählt Inhaber Jörg Ripken. Er führt den Traditionsbetrieb zusammen mit seiner Frau. „Mit dieser KI-basierten Lösung für das Bäckerhandwerk können wir die Bestellungen für unsere sechs Fachgeschäfte und aktuell über 30 Wochenmarktstände optimieren. Die Grundlage sind die Bestelldaten der vorangegangenen Jahre in unserem Warenwirtschaftssystem Optiback.“

Oberste Priorität: Das Team profitiert Das Team zu entlasten – das war das wichtigste Ziel für Bäcker- und Konditormeister Ripken

„Für mich geht es darum, Prozesse sichtbarer und sicherer zu machen und dabei auch Vorteile für mein Team herauszuholen.“

Jörg Ripken, Bäckerund Konditormeister

bei der Anschaffung der cloudbasierten Lösung zur Bestelloptimierung. Früher hätten die Kollegen hinter den Tresen die Bestellungen vornehmen müssen. „Das geschah anhand der Lieferscheine des vergangenen Jahres“, betont der Unternehmer.

Aber gerade in Zeiten mit Wechselsortimenten – wie zu Ostern oder Pfingsten – sei der abendliche Bestelldruck eine zusätzliche Belastung gewesen. Diese falle nun weg. Stattdessen könnten sich die Mitarbeitenden effektiver auf den Verkauf konzentrieren.

Künstliche Intelligenz und menschliches Wissen

Neben den Vorteilen für das Team schätzt der Chef an der neuen Software, dass er auch steuernd in die Vorgänge eingreifen kann. „Das Programm soll uns fundierte Bestellvorschläge machen. Aber wir möchten die Zügel nicht komplett aus der Hand geben.“ Das sei in FoodTracks über das Formulie-

Jörg
und holt sich dafür auch digitale Helfer in den Betrieb.

ren eigener Regeln möglich. So kann der Anwender spezielle Wünsche und Erfahrungen einbringen.

Man könne beispielsweise „Wenn-dann-Regeln“ zum Produktbestand definieren, den man auf dem Marktstand mittags oder in der Ladentheke abends anbieten möchte. Auch Wetterfaktoren für den Marktverkauf würden bei Bedarf einbezogen. Vor der Entscheidung für FoodTracks hätten sie eine ähnliche Optimierungssoftware getestet, die als Autopilot arbeitete. Das sei aber nicht ihr Weg.

Umsatz und Retoure kaum verändert

Bei monatlichen Kosten von 60 Euro pro Filiale und einmalig 1.990 Euro für die Anbindung an die Warenwirtschaft seien auch effektive Auswertungsmöglichkeiten vorhanden. Nach dem ersten

Die Mitarbeitenden können sich effektiver auf den Verkauf konzentrieren.

Jahr mit FoodTracks könne der Betrieb noch keine belastbaren Aussagen über programmbedingte Umsatzveränderungen treffen. Die Retoure habe sich nur unwesentlich verbessert. Ripken begründet: „Optiback haben wir seit 2020 im Einsatz. Zu unserem Start mit FoodTracks haben wir die sauber vorbereiteten Warenwirtschaftsdaten von zwei Jahren in das Programm eingelesen.“ Und das waren nun einmal besonders wechselhafte Zeiten –mit Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe.  Der Einsatz von KI im Handwerk werde oft noch skeptisch gesehen, schnell auch im Zusammenhang mit der Einsparung von Mitarbeitern. „Für mich geht es aber darum, Prozesse sichtbarer und sicherer zu machen und dabei auch Vorteile für mein Team herauszuholen“, sagt Ripken. W

Podcast erklärt Rechtsthemen

Betriebsinhaber fragen, Juristinnen antworten: So funktioniert der Podcast „Werken mit Recht“. Zwei Juristinnen mit Handwerksbezug greifen aktuelle Themen auf. Was interessiert Sie?

Von Cannabis-Legalisierung über die Bedeutung der Europawahl bis hin zur eAU und dem neuen Berufsvalidierungsgesetz: Rechtliche Themen, die Handwerksbetriebe umtreiben, greifen die Macherinnen des Podcasts „Werken mit Recht“ auf.

Ihr Ziel: Das Problembewusstsein für Themen schaffen, die im Berufsalltag großen Raum einnehmen, aber nicht immer leicht zu verstehen und umzusetzen sind. „Gewerkeübergreifend beschäftigen die Betriebsinhaber die gleichen Themen“, sagt Jennifer Smoch, Juristin und Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg. Diese Themen bilden die Grundlage für den Inhalt der etwa 20-minütigen Folgen, die jeden zweiten Donnerstag um 18 Uhr veröffentlicht werden. Aktuell

haben Smoch und ihre Kollegin Kim Cleve, ebenfalls Juristin, elf Folgen auf ihrem Kanal veröffentlicht. Den Podcast können Sie auf Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music oder YouTube hören.

Aktuelle Themen: Abmahnung und Kündigung Im August und September waren die Themen Abmahnung und fristlose Kündigung im Fokus. „Häufig scheuen sich die Betriebsinhaber davor, eine schriftliche Abmahnung zu schreiben, auch nachdem die Mitarbeitenden bereits mehrfach mündlich ermahnt worden sind. Oft fällt es ihnen auch schwer, das Fehlverhalten der Mitarbeitenden konkret genug zu beschreiben“, sagt Cleve, stellvertretende Geschäftsführerin bei den Kreishandwerkerschaften

Region Braunschweig-Gifhorn. „Bei fristlosen Kündigungen brauchen Arbeitgeber immer Beweise“, ergänzt Jennifer Smoch. Zudem würden immer die Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgewogen. „Betriebe sollten genau prüfen, ob ein triftiger Grund vorliegt, der eine fristlose Kündigung wirklich rechtfertigen könnte“, sagt sie.

Anhand von Fallbeispielen erläutern die Juristinnen, wie Betriebsinhaber bei Abmahnungen und fristlosen Kündigungen vorgehen können. Arbeitgeber sollten sich mit den rechtlichen Hintergründen auseinandersetzen. Denn: „Nicht immer halten Abmahnungen oder Kündigungen vor Gericht stand“, sagt Smoch. MARTINA JAHN W

Die Juristinnen Jennifer Smoch und Kim Cleve (v. l.) greifen für ihren Podcast Themen aus dem Betriebsalltag im Handwerk auf.

Simon Dürr empfiehlt Kunden die Nutzung des Möbelplaners bei kleineren Aufträgen: „So bekommen wir eine schnelle Idee, in welche Richtung es gehen soll, und die Kunden bekommen eine Preisvorstellung für ihr Wunschmöbel.“

Mehr Zeit, um Kunden zu beraten

Persönliche Beratung ist diesem Betrieb wichtig. Ein Möbelkonfigurator hilft ihm, weniger Zeit in unverbindliche Anfragen zu stecken.

Ein Kunststück effizienten Handwerks ist es, hohe Kundenzufriedenheit zu einem angemessenen Aufwand zu erreichen. Für viele Handwerksbetriebe liegt ein Schlüssel dafür in der Digitalisierung bestimmter Prozesse. Dazu zählen neben der großen Branchensoftware auch kleine Teillösungen, die Aufgaben vereinfachen und den Aufwand im Team reduzieren. Für die Zimmerei und Schreinerei Dürr GmbH ist der interaktive Möbelplaner auf ihrer Unternehmenswebsite so eine hilfreiche Teillösung, mit der sie die Kundenberatung bei kleineren Projekten vereinfacht und beschleunigt.

Seit einigen Jahren fertigt die Achtköpfige Schreinerei des Unternehmens aus Langenau in Baden-Württemberg Möbel mit großer Fertigungstiefe selbst. Das war nicht immer so. „Bis 2017 haben wir viel mit individuell konfigurierten Möbelfertigteilen gearbeitet“, erklärt Simon Dürr. Daraus ergab sich eine Partnerschaft zum Lieferanten von Möbelfertigteilen Horatec. Der hatte für

„Niemand möchte zwei Wochen auf das Angebot für ein Schuhschränkchen warten.“
Simon Dürr, Schreinermeister

Tischler und Schreiner einen Konfigurator aufgebaut, den die Handwerker ihren Endkunden auf ihrer Betriebswebsite zugänglich machen konnten. „Damals zählten wir zu den ersten zehn Geschäftskunden, die damit gearbeitet haben“, erinnert sich der Schreinermeister. Der Möbelplaner wurde seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und wird nun vom Plattenhersteller Egger verantwortet.

So funktioniert die Arbeit mit dem Konfigurator

Im Möbelplaner können sich Kunden in wenigen Schritten ein individuelles Möbelstück zusammenstellen. Zunächst wählen sie eine gewünschte Kategorie wie Bad, Flur, Schlaf- oder Wohnzimmer. Dann können sie ein Möbelstück wie Badunterschrank oder Hängeschrank auswählen und individuell anpassen. Dank hinterlegter Preise sehen sie direkt, was sie die Konfiguration kosten würde. Wie setzt der Betrieb den Möbelplaner ein? „Wenn wir Anfragen zu Einzelmöbeln haben,

DENNY GILLE

empfehle ich Kunden gerne, sich einmal durchzuklicken. So bekommen wir eine schnelle Idee, in welche Richtung es gehen soll, und die Kunden bekommen eine Preisvorstellung für ihr Wunschmöbel“, sagt Dürr.

Drei Vorteile für den Betrieb

Dem Betrieb biete das Tool auf drei Weisen Vorteile:

1 Die Schreinerei spart bei kleineren Anfragen einen Beratungsschritt. Mithilfe des Möbelplaners kann der Kunde seine Vorstellungen selbstständig konkretisieren.

2 Kleinere Anfragen können schneller bearbeitet werden. „Niemand möchte zwei Wochen auf das Angebot für ein Schuhschränkchen warten“, sagt Simon Dürr. Solch lange Wartezeiten seien ein sicherer Weg, potenzielle Kundschaft zu verlieren. „Das passiert uns durch den Möbelplaner nicht mehr“, sagt er.

3 Durch den transparenten Preis sieht der Kunde, ob die Kosten des Möbelstücks in sein Budget passen. Überdenkt er aufgrund des

Durch den transparenten Preis sieht der Kunde, ob die Kosten des Möbelstücks in sein Budget passen.

Preises frühzeitig sein Vorhaben, sind den Schreinern keine Kosten für Beratung und Angebot entstanden.

Die Beratung bleibt im Haus

Die Detailplanung nehmen die Schreiner dann wieder in die eigenen Händen und planen den Auftrag mit dem Kunden fertig. „Wir ziehen kein Möbelstück direkt aus dem Konfigurator in die Produktion“, sagt Simon Dürr. Lieber bespricht der 35-Jährige einen groben Entwurf aus dem Planer mit dem Kunden persönlich. „Dann kann man auch die möglichen Optionen erläutern: Welche Werkstoffe sind möglich, welche Beschläge? An welchen Stellen lohnt es sich, hochwertigere Komponenten einzusetzen?“, sagt Dürr.

So erhält sich das Unternehmen auch bei kleineren Aufträgen seine Kernkompetenz einer individuellen Beratung. Währenddessen hilft der Konfigurator dem Betrieb, mehr echte Kunden zu beraten und weniger Zeit für unverbindliche Interessenten aufzuwenden. W

Cybersicherheit: Ganzheitlich denken

Viele Unternehmen verzeichnen laut Bitkom eine Zunahme von Cyberattacken.

Acht von zehn Unternehmen berichten von Datendiebstahl, digitaler und analoger Spionage in den vergangenen zwölf Monaten. Das ist ein Ergebnis der neuen Bitkom-Studie zum Wirtschaftsschutz mit gut 1.000 befragten Betrieben quer durch alle Branchen. Der Digitalverband Bitkom resümiert einen Rekordschaden von insgesamt rund 267 Milliarden Euro.

Die Studie zeigt: Nur die Hälfte der befragten Unternehmen glaubt, den eigenen Betrieb sehr gut auf Cyberangriffe vorbereitet zu haben. „ITSicherheit muss überall Aufgabe der Unternehmensführung

sein“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Wichtig seien Maßnahmen wie regelmäßige Backups, um die Schäden möglichst gering zu halten. Empfohlen wird ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem auch Lieferketten einbezogen werden. Eine besondere Gefahr seien Cyberangriffe – häufig durch Ransomware, PhishingAttacken, Angriffe auf Passwörter und die Infizierung mit Schadsoftware. Zunehmend festzustellen seien auch Auswirkungen analoger Angriffe wie der Diebstahl von IT- Geräten, physischen Dokumenten oder Bauteilen. (BG) W

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Bringt eine Kombination aus Handwerk und Sozialarbeit mit in ihren Betrieb: Unternehmerin Julia Specht. Ihr Lebensgefährte Marcin Godek arbeitet im Betrieb als Meister und Betriebsleiter.

Wie Sozialarbeit zum Handwerk passt

Im Betrieb von Julia Specht gehört Sozialarbeit zum Alltag. Wie die Inhaberin das umsetzt und die Mitarbeiter davon profitieren.

BIRGIT GREUNER

Heute geht es nicht auf die Baustelle. Denn einmal im Monat trifft sich das vierköpfige Team um Julia Specht zu einer Workshoprunde. „Zuerst gibt’s Frühstück“, erzählt die 30-jährige Inhaberin von Julia Specht Sanitär- und Heizungstechnik in Wolfenbüttel. „Und dann arbeiten wir an Themen wie ‚Unser Auftritt beim Kunden: Was ist uns wichtig?‘ oder ‚Leitlinien für die Teamarbeit im Betrieb‘. Jeder kann sich einbringen und mitdiskutieren.“ Für einen Handwerksbetrieb sind das ungewöhnliche Arbeitsinhalte. Aber Specht bringt gute

„Eine gute Gesprächskultur im Betrieb ist das A und O.“

Specht,

Voraussetzungen mit: Sie ist Sozialarbeiterin mit Schwerpunkt „Betriebliche Sozialarbeit“. Zudem hat sie als Quereinsteigerin einen Installateur- und Heizungsbau-Meisterkurs absolviert. Seit April 2023 führt sie nun ihren eigenen Betrieb.

Sozialarbeit bereichert das Team Ein Baustellen-Imbiss oder ein Betriebsausflug: Die 30-Jährige zählt weitere Möglichkeiten auf, das Teamleben durch Sozialarbeit zu bereichern. Bei vielen Mitarbeitern komme das gut an. Das belegen auch die Ergebnisse ihrer praktischen

Foto: Martina Jahn

Bachelorarbeit: „Die habe ich über einen SHKBetrieb geschrieben, in dem ich sechs Jahre lang als Bürokraft mit Schwerpunkt Sozialarbeit tätig war.“

Specht kennt aber auch kritische Reaktionen auf ihren sozialen Ansatz: „Mit meiner Untersuchung habe ich zwar gezeigt: Soziale Arbeit passt sehr gut in Handwerksbetriebe.“ Aber das sei in der Branche noch zu wenig bekannt und die Skepsis sei oft recht groß.

So war es auch bei ihrem Lebenspartner Marcin Godek. Den Installateur- und Heizungsbaumeister hat Specht als Auszubildenden in ihrem Bachelorarbeitsbetrieb kennengelernt. „Ich fand das zunächst alles viel zu psychologisch“, gibt er zu. Aber Godek merkte schnell, dass Spechts Bemühungen viel Positives im Team bewirkten. „Einige fühlten sich dadurch überhaupt erst wahrgenommen“, betont der 39-Jährige.

Das A und O: eine gute Gesprächskultur Besonderen Fokus legt Specht auf Mitarbeitergespräche, in denen sie zu beruflichen, aber auch privaten Zielen motiviert. „Eine gute Gesprächskultur im Betrieb ist das A und O für eine konstruktive Zusammenarbeit. Ich setze eine zielgerichtete Gesprächsführung ein, in Kombination mit Methoden der sozialen Arbeit“, beschreibt Specht. Oft reichten auch Tipps zur Selbsthilfe.

Einem Mitarbeiter mit großer Angst vorm Zahnarzt ermöglichte sie so eine Zahnbehandlung, nach der er auch die Kunden wieder offen anlächeln konnte. Gerade bei den Auszubildenden sieht Specht ein großes Potenzial durch Sozialarbeit: „Die jungen Menschen wollen mehr gehört werden.“ Eine besondere Geschichte könne beispielsweise hinter dem Thema Fehlzeiten stehen. Gespräche auf Augenhöhe seien dann dringend angeraten, aber auch eine gute Zusammenarbeit mit der Berufsschule. Bei schlechteren Noten käme man mit regelmäßigen Lernzielgesprächen oft ein großes Stück voran.

Externe Sozialarbeiter sinnvoll

Aber nicht in jeder Betriebssituation sei Sozialarbeit ausreichend. „Schließlich sind wir keine Psychologen“, fügt Specht an. „Und dann gibt es ja auch noch die Zahlen, an die man denken muss“, stellt Godek fest, der als Betriebsleiter bei Specht arbeitet. Am besten treffe man sich in der Mitte, denn eine passende Dosis Sozialarbeit könne jeder Handwerksbetrieb gebrauchen. „Da ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig“, betont Specht.

Abschließend formuliert sie ihre Zukunftsvision: „Das wäre ein Netzwerk externer Sozialarbeiter, die die Betriebe bei Bedarf heranziehen könnten.“ Denn nur Außenstehenden sei es möglich, an eine Betriebssituation objektiv heranzugehen. W

„Die jungen Menschen wollen mehr gehört werden.“
Julia Specht, Unternehmerin

Für mehr Zusammenhalt

Gegen Extremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung, für eine freiheitlich­demokratische Grundordnung und eine offene Gesellschaft: Auf diese Grundlagen verständigten sich die Spitzenvertretungen der niedersächsischen Handwerkskammern bei ihrer Klausurtagung in Oldenburg unter der Leitung des Vorsitzenden der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN), Eckhard Stein (Foto). Die Vertreter von Arbeitnehmer­ und Arbeitgeberseite machten klar, dass sie die „Resolution für Vielfalt und Zusammenhalt im Handwerk“ des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) nachdrücklich mittragen. Die Mitglieder stellten einige Punkte heraus, die ihnen besonders wichtig sind:

ɓ Im Handwerk kommt es grundsätzlich nicht darauf an, woher jemand kommt. Es kommt darauf an, wohin man will.

ɓ Im Handwerk wird miteinander und gemeinsam als Team gearbeitet.

ɓ Handwerkliche Infrastruktur­ und Versorgungsleistungen können in Zukunft nur bei Zuwanderung gewährleistet werden.

ɓ Handwerk ist ein Integrationsmotor. (JA)

75 Jahre UHN

Die Unternehmensverbände Handwerk Niedersachsen (UHN) feierten im September ihr 75. Jubiläum. UHN-Präsident Mike Schneider (Foto) betonte, was das Handwerk stark macht: der Stolz auf das eigene Können und das Ehrenamt. Zudem bedankte sich Schneider bei den UHN-Mitgliedsverbänden für ihr Engagement und ihr Fachwissen, das zum Erhalt der UHN über Jahrzehnte beigetragen haben. Schneider selbst hat über 20 Jahre mit seinem Einsatz zur erfolgreichen Arbeit der UHN beigetragen. Dafür wurde er mit dem „Ehrenring des Niedersächsischen Handwerks“ geehrt – der höchsten Auszeichnung, die das niedersächsische Handwerk zu vergeben hat. (JA)

Fotos: Torsten Hamacher

Stress mit dem Papierkram? Die E-Rechnung zwingt Betriebe zur Digitalisierung. Das ist eine Chance, künftig Zeit zu sparen.

E-Rechnung: Vorteile sehen und Fördermittel nutzen

Ab 2025 müssen Unternehmen die E-Rechnung akzeptieren. Vorteil: Die Einführung spart Zeit und Geld. Staatlich geförderte Beratung kann den Umstieg erleichtern.

OLIVER ZÜCHNER

Viele Unternehmen scheuen die Einführung der elektronischen Rechnung, die am 1. Januar 2025 Pflicht wird. „Die Betriebe sehen den Aufwand, aber zu selten die Vorzüge“, sagt Gabriele Ritzer. Die Regensburger Unternehmensberaterin von „Digital on Top“ hat sich auf die Digitalisierung kleiner und mittelständischer Betriebe spezialisiert.

Digitale Rechnung spart Arbeit

Sie sieht die Vorteile der Umstellung: kein Scannen mehr, kein Ausdrucken von Belegen, keine Fehler

Gabriele Ritzer, Unternehmensberaterin

beim Abtippen, keine doppelte Arbeit – hier die Buchhaltung am PC, dort parallel dazu das Rechnungsein- und -ausgangsbuch. Zudem sparen die Betriebe die Kosten für Archivräume und die spätere Vernichtung der Belege.

Zur Erinnerung: Vom kommenden Jahr an muss jedes Unternehmen – Kleinunternehmer mit Umsatzsteuernummer eingeschlossen – elektronische Rechnungen anderer Unternehmen akzeptieren. „Man kann natürlich Geschäftspartner bitten, weiterhin Rechnungen als Text- oder einfache PDF-Datei zu versenden“, sagt Ritzer. Ende 2027

aber laufen alle Übergangsfristen aus. Dann ist die E-Rechnung im Geschäftsverkehr Pflicht bei allen Beträgen von mehr als 250 Euro netto. Einfache Rechnungen bleiben nur noch darunter oder in unbegrenzter Höhe an Privatkunden möglich.

„Die Einführung der E-Rechnung bietet Betrieben die Chance, den Rechnungseingang komplett digital zu gestalten“, sagt Ritzer. „Dann läuft alles automatisch: Belegfreigabe, Rechnungsausgang und Überwachung der Zahlungseingänge.“ Gute Software aktualisiere zugleich die Buchführung und lege die Unterlagen rechts- und revisionssicher ab.

Fördermittel nutzen

Gerade in größeren Betrieben sind Rechnungsstellung und Rechnungsverarbeitung Teil eingespielter Abläufe zwischen mehreren Personen und Abteilungen. Macht die Einführung der elektronischen Rechnung aber neue Software erforderlich, kann sich die Zusammenarbeit zwischen Meister, Buchhaltung und Steuerbüro erheblich verändern.

„Diese Veränderungen können sehr tief gehen, wenn ein Betrieb die Aufbewahrungs- und Löschfristen bislang eher locker handhabt“, sagt die Regensburger Unternehmensberaterin Gabriele Ritzer. „Die E-Rechnung wird dann zum Anstoß, die Ablage, Archivierung und Löschung von Dokumenten den rechtlichen Anforderungen anzupassen –und überhaupt einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung der Abläufe zu gehen.“

Attraktive Förderprogramme des Bundes Dafür unterstützt der Bund die Betriebe laut Gabriele Ritzer aktuell durch zwei Förderprogramme. Da ist zunächst das Programm „Förderung von Unternehmensberatungen für KMU“, das zu günstigen Konditionen den Zugriff auf qualifizierte Berater erlaubt. Sie unterstützen online und/oder vor Ort den Chef und die Mitarbeiter bei wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen. Die Beratungskosten von maximal 3.500 Euro trägt zu 50 Prozent das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Mehr Infos gibt es beim BAFA (Kurzlink: svg.to/erechbafa).

Noch umfangreicher fällt die Unterstützung durch das Bundesarbeitsministerium im Rahmen des sogenannten INQA-Coachings aus. Das Kürzel steht für „Neue Initiative Qualität der Arbeit“, mit der das Ministerium, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und weitere Partner die Unternehmen bei der Einführung einer nachhaltigen Unternehmenskultur begleiten. Dazu gehört ein Zuschuss von bis zu 80 Prozent für einen qualifizierten Berater, der dem Betrieb bis zu zwölf Tage beziehungsweise bis zu 96 Vollzeitstunden zur Verfügung steht. Mehr Infos bei INQA (Kurzlink svg.to/erechinqa). W

„Die Betriebe sehen den Aufwand, aber zu selten die Vorzüge.“

Gabriele Ritzer, Unternehmensberaterin

E-Rechnung erfolgreich einführen

Die E-Rechnung kommt. Ab kommendem Jahr muss jedes Unternehmen –Kleinunternehmer mit Umsatzsteuernummer eingeschlossen – elektronische Rechnungen anderer Unternehmen akzeptieren. Noch bis Ende 2027 kann man Geschäftspartner bitten, weiterhin Rechnungen als Text- oder einfache PDF-Datei zu versenden. Dann laufen sämtliche Übergangsfristen aus.

Die folgenden Fragen helfen einzuschätzen, wann und wie ein Betrieb die E-Rechnung einführen muss und welche Vorbereitungen empfehlenswert sind.

1 Ihre Rechnungen werden bis heute auf dem Postweg an Kunden und Geschäftspartner versendet? Das ist keine E-Rechnung, auch nicht die Text- oder einfache PDF-Datei. Sie haben Handlungsbedarf.

2 Kann Ihre eigene Rechnungs- oder Buchhaltungssoftware noch keine E-Rechnungen ausstellen und verarbeiten? Dann schafft eventuell ein Zusatzmodul (Add-on) Abhilfe, das auch von einem Drittanbieter stammen kann.

3 Ihr Betrieb arbeitet vor allem für Privatkunden? Für sie ist auch künftig keine E-Rechnung erforderlich.

4 Mit vorhandenen Geschäftskunden und Lieferanten können Sie klären, ob sie innerhalb der Übergangsfrist auf die E-Rechnung verzichten. Liegt der Jahresumsatz des Rechnungsstellers oberhalb von 800.000 Euro, muss er ab 2027 E-Rechnungen ausstellen. Liegt er darunter, gilt die Frist bis Ende 2027.

5 Wer mit öffentlichen Auftraggebern auf Bundes- und Landesebene ins Geschäft kommen möchte, muss bereits heute mit E-Rechnungen umgehen können. Bei Kommunen ist die Lage unterschiedlich.

6 Gerade größere Betriebe mit eigener Buchhaltung können überlegen, einen Berater ins Haus zu holen. Dann lässt sich die Einführung der E-Rechnung mit der Verbesserung der internen betrieblichen Abläufe verbinden. (OZ)

Wie gut bin ich als Chef abgesichert?

Altersvorsorge: Wer im Alter ohne Finanzsorgen leben möchte, muss ausreichend vorsorgen. So finden Sie heraus, ob Sie schon gut abgesichert sind oder ob Sie auf eine Rentenlücke zusteuern.

Eine Rentenversicherungspflicht, die alle Selbstständigen zur Altersvorsorge verpflichtet, gibt es bislang nicht. Deshalb müssen die meisten ihre Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen – das gilt auch für Handwerksunternehmer. „Wer mit seinem Betrieb in Anlage A der Handwerksordnung eingetragen ist, muss sich zumindest für 18 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichern“, sagt Thomas Bastian vom Bundesverband der Rentenberater. Doch um sorgenfrei den Ruhestand zu genießen, dürfte das allein kaum ausreichen.

So wie für alle Selbstständigen bleibt Altersvorsorge daher auch für Handwerksunternehmer in zulassungspflichtigen Gewerken ein wichtiges Thema. Rentenberater Thomas Bastian verrät, wie Unternehmer in fünf Schritten herausfinden, welche Altersvorsorgeansprüche sie bereits erworben haben, welche Summe sie im Ruhestand voraussichtlich benötigen und ob noch weitere Vorsorgemaßnahmen nötig sind.

Schritt 1: Einnahmen im Rentenalter ermitteln

Die Altersvorsorge basiert in Deutschland auf drei Säulen: der gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Altersvorsorge. „Wer herausfinden möchte, was er im Alter monatlich zur Verfügung hat, muss sich alle drei Säulen ansehen“, erläutert Thomas Bastian, der als Rentenberater bei der Kanzlei Bastian Maiza und Meding in Lübeck arbeitet.

Von der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten die meisten einmal im Jahr Post – die sogenannte Renteninformation. „Darauf steht, mit welcher Altersrente die Versicherten später rechnen kön-

nen“, sagt der Rentenberater. Wichtig sei es zudem, alle weiteren Versorgungsansprüche zu prüfen. Das könnten zum Beispiel die Absicherung im Versorgungswerk des Handwerks, ein Riester-Vertrag oder eine Rürup-Rente sein.

Bastian rät Unternehmern zudem: „Überlegen Sie unbedingt auch, ob Sie einst bei Ihrem früheren Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen haben.“ Wenn ein solcher Vertrag noch bestehe, Sie aber seit Jahren nicht mehr einzahlen, erhalten Sie möglicherweise keine jährliche Rentenauskunft von dem Anbieter und sollten von ihm eine Rentenauskunft anfordern.

Sie haben alle Unterlagen Ihrer Versicherungen und Vorsorgeprodukte zusammengetragen? Dann können Sie jetzt die Einnahmen ermitteln, die Ihnen im Rentenalter voraussichtlich zur Verfügung stehen. „Denken Sie aber daran, dass Sie die Einnahmen später eventuell versteuern müssen oder dass Sozialversicherungsbeiträge fällig werden“, betont Bastian. Welche Regeln in 20 oder 30 Jahren gelten, wisse heute zwar niemand. Doch dem Rentenberater zufolge lässt sich zumindest der Status quo ermitteln – helfen könnten dabei zum Beispiel Steuerberater oder auch unabhängige Rentenberater.

Unternehmern die Rentenlücke, kann im Alter selbst die Suppe knapp werden. Sind Sie ausreichend abgesichert?

„Wer mit seinem Betrieb in Anlage A der Handwerksordnung eingetragen ist, muss sich zumindest für 18 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichern.“

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Droht

Schritt 2:

Lebenshaltungskosten ermitteln

Als Nächstes müssen Sie Ihre Ausgaben im Alter ermitteln. Laut Rentenberater Bastian gelingt das am besten, wenn Sie zunächst herausfinden, wie viel Geld Sie aktuell für Ihren Lebensstandard benötigen: „Verlassen Sie sich hier nicht auf Ihr Bauchgefühl, sondern rechnen Sie nach.“

Sein Tipp: „Listen Sie Ihre gesamten Lebenshaltungskosten möglichst für ein ganzes Kalenderjahr auf.“ Durch den längeren Betrachtungszeitraum sei es möglich, saisonale Schwankungen zu berücksichtigen. Wichtig sei zudem, wirklich alle Ausgaben zu berücksichtigen – also zum Beispiel die Kosten für Lebensmittel, Miete, Nebenkosten, Kleidung, Auto, Urlaub, Telefon, Versicherungen und Hobbys.

Schritt 3: Inflation berücksichtigen

Jetzt kennen Sie die Summe, die Sie für Ihren heutigen Lebensstandard brauchen. Doch Preise für

„Verlassen Sie sich nicht auf Ihr Bauchgefühl, sondern rechnen Sie nach.“
Thomas Bastian, Rentenberater

Waren und Dienstleistungen ändern sich mit der Zeit. In der Regel kommt es zu einem allgemeinen Preisanstieg: der Inflation.

Das bedeutet: Eine Summe, von der Sie heute gut leben können, dürfte im Alter nicht ausreichen. Sie sollten die Inflation berücksichtigen. Rentenberater Bastian empfiehlt: „Nutzen Sie dafür am besten Inflationsrechner aus dem Internet.“ Allerdings sollten Sie nicht gleich dem erstbesten Ergebnis vertrauen: „Vergleichen Sie möglichst verschiedene Tools.“ Sollten die Ergebnisse zu stark voneinander abweichen, empfiehlt Bastian, selbst nachzurechnen – idealerweise mit unterschiedlichen Inflationsraten.

Doch nicht nur die Ausgaben dürften im Alter höher ausfallen, vermutlich wird es auch Rentensteigerungen geben. Rentenzahlungen, die Sie im Alter voraussichtlich erhalten, dürften demnach höher ausfallen als die Summe, die aktuell auf Ihrer jährlichen Renteninformation steht. Rentenberater Bastian sagt dazu: „Vergleicht man die Rentenanpassungen seit der Jahrtausendwende mit der Infla-

tionsrate, ergibt sich ein Plus von durchschnittlich 0,34 Prozent zugunsten der gesetzlichen Rentenanpassung.“ Das liege daran, dass die Renten in der gesetzlichen Rentenversicherung an die Lohnentwicklung gekoppelt sind. Steigen die Löhne, steigen auch die Renten.

Dem Rentenberater zufolge gibt es keine Garantie, dass die Rentensteigerungen auch künftig über der Inflationsrate liegen. Um die Berechnung zu vereinfachen, empfiehlt er: „Kalkulieren Sie beim Teil der gesetzlichen Rentenversicherung mit Summen, die auf Ihrer Renteninformation ausgewiesen sind, und lassen Sie die Inflation an dieser Stelle unberücksichtigt.“

Schritt 4:

Individuelle Rentenlücke ermitteln Um herauszufinden, ob Sie jetzt schon in ausreichendem Maße für das Alter vorsorgen, müssen Sie Ihre Renteneinnahmen und -ausgaben gegenüberstellen. Sind Ihre erwarteten Lebenshaltungskosten im Alter größer als Ihre Renteneinnahmen, spricht man von einer Rentenlücke.

Wenn Sie Ihren Lebensstandard nicht runterschrauben wollen, haben Sie zwei Möglichkeiten:

1 Sie prüfen, welches Vermögen Sie bereits aufgebaut haben, auf das Sie im Alter zugreifen können. Laut Bastian können das zum Beispiel Einnahmen aus dem Verkauf von Immobilien, Aktien oder Fondsanteilen sein. Aber auch Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung könnten helfen.

2 Sie überlegen, welche weiteren Maßnahmen Sie bis zum Renteneintritt noch ergreifen können, um die Lücke zu schließen.

Schritt 5:

Rentenlücke schließen

„Altersvorsorge ist etwas sehr Individuelles“, sagt Rentenberater Bastian. Schließlich seien die Risikofreudigkeit, die Lebensumstände und die Ansprüche jedes Einzelnen sehr unterschiedlich. Daher gebe es auch keinen Königsweg, um eine Rentenlücke zu schließen.

Eine Option könne sein, Rentenpunkte zu kaufen. „Das können alle Versicherten machen, die mindestens 50 Jahre alt sind und über eine größere Summe verfügen, die sie auf einen Schlag einzahlen können“, sagt Bastian. Dem Rentenberater zufolge können Sie mit einer solchen freiwilligen Einmalzahlung Ihre Rentenansprüche erhöhen. Auch wenn Sie planen, später mal vorzeitig in Rente zu gehen, kann die freiwillige Einzahlung Vorteile haben: „Möglicherweise können Sie dann abschlagsfrei in Rente gehen“, sagt Bastian. Er weist zudem darauf hin, dass sich die freiwillige Einzahlung auch steuerlich lohnen kann: „Das sollten Sie aber mit Ihrem Steuerberater genau prüfen“, rät er Unternehmern. Auch abseits der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es viele Möglichkeiten, etwas gegen die Rentenlücke zu tun. Das können zum Beispiel Vorsorgeprodukte wie die Rürup-Rente sein, aber auch Immobilien, private Altersvorsorgeprodukte oder Geldanlagen am Kapitalmarkt können eine Option sein. „Wichtig ist, dass die Altersvorsorge zu Ihren Bedürfnissen und Ihrem Risikoprofil passt“, sagt Bastian. W

Damit es auch im Alter finanziell keine bösen Überraschungen gibt, sollten Sie rechtzeitig die Fakten klären und gegebenenfalls in die richtige Vorsorge investieren.

„Wichtig ist, dass die Altersvorsorge zu Ihren Bedürfnissen und zu Ihrem Risikoprofil passt.“

Transporter ? Europas Nr. 1 !

Die neuen Motive der Imagekampagne

Unter

dem Motto

„Zeit zu machen“ setzt das Handwerk die Imagekampagne fort: Wer ist auf den neuen Plakatmotiven zu sehen und worum geht es?

Ab sofort sind die neuen Motive der Imagekampagne an mehr als 8.000 Standorten in ganz Deutschland zu finden. Anhand von authentischen Bildern zeigt sie, welchen Beitrag das Handwerk für Wirtschaft und Gesellschaft leistet. Sie soll aber auch verdeutlichen, welche Perspektiven und Ausbildungsmöglichkeiten das Handwerk für all jene bietet, die künftig mit anpacken wollen.

Luisa Lüttig ist eine der vier neuen Kampagnenbotschafter. „Was man mit den Händen macht, passiert vorher im Kopf“, ist auf dem

Gesicht der neuen Imagekampagne: Steinmetzin und Steinbildhauerin Luisa Lüttig

Plakatmotiv zu lesen, das die Steinmetzin und Steinbildhauerin in der Werkstatt zeigt. Denn bevor die 25-Jährige ein Werkstück bearbeitet, muss sie viel Kopfarbeit leisten. Beispielsweise muss sie Material

Foto: DHKT/handwerk.de

auswählen, Kosten kalkulieren, Kundenwünsche berücksichtigen und einen Entwurf des Werkstücks skizzieren. Der Steinmetzin und Steinbildhauerin ist wichtig, dass Handwerker „keine Dummerchen“ sind, die nichts anderes hinbekommen haben. „Ich hab meinen Meister, bin Bachelor Professional – ganz ohne Studienbank“, sagt sie. Eine weitere Kampagnenbotschafterin ist Katja-Lilu Melder. „Manche sagen, früher war alles besser. Wir machen lieber die Zukunft richtig gut“, meint die Metallbauerin und Bauwerksmecha-

nikerin. Mit ihrem Betrieb hat sie sich auf Abbrucharbeiten und Gefahrstoffsanierung spezialisiert. Melder findet, dass noch mehr alte Bausubstanz saniert werden muss. Denn so entstehe neuer Wohnraum und das Klima werde geschützt.

Weitere Gesichter der Imagekampagne sind der Metallbauer Maksim Kuzmitsch und die Stuckateurin in Ausbildung Zoë Weinberger. (AML) W w

Weitere Infos zur Imagekampagne: www.handwerk.de

Neue Regelung für Reifen im Winter

Für Winterreifen gelten seit 1. Oktober strengere Regeln. Wenn Sie kein Bußgeld riskieren wollen, sollten Sie prüfen, ob Ihre Reifen das richtige Symbol haben.

Seit dem 1. Oktober gilt eine neue Regelung für Winterund Ganzjahresreifen. Darauf weist die Innung des Fahrzeugtechniker-Handwerks Bremen hin. Die Autofahrer seien ab diesem Termin verpflichtet, ausschließlich Reifen mit einem speziellen Alpine-Symbol zu verwenden – einem Berg mit Schneeflocke, dem sogenannten 3PMSF-Symbol. Wer trotz der neuen Regelung noch M+S-Reifen nutze, riskiert eine Strafe. Der Bußgeldkatalog sehe für die falsche Bereifung 60 Euro

und einen Punkt in Flensburg vor. Die Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer werde mit 80 Euro geahndet und die Gefährdung mit 100 Euro. Bei einem Unfall erhöhe sich das Bußgeld auf 120 Euro und es gebe einen weiteren Punkt in Flensburg. Im Ausland würden die Regeln noch strenger sein.

Die Innung rät Fahrzeughaltern, die Reifen frühzeitig checken zu lassen. In Deutschland gilt grundsätzlich eine situative Winterreifenpflicht: Laut Innung bedeutet das für Autofahrer, dass sie bei Glatteis,

Schneematsch oder Schneeglätte mit Winterreifen fahren müssten, ansonsten drohten hohe Bußgelder. Ein weiterer Tipp der Innung: Wer auf

Reifen fährt, die vor 2018 gefertigt wurden, sollte wegen des Reifenalters ebenfalls über einen Austausch nachdenken. (BG) W

Seit 1. Oktober 2024 sind nur noch Winter- und Ganzjahresreifen mit Schneeflockensymbol erlaubt.

Power? Ranger!

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

Hohe Reparaturkosten in der Kritik

25 Prozent teurer als beim Verbrenner sollen Reparaturen an Elektroautos sein. Dennoch fallen sie in den Schadensbilanzen teils positiver auf. Aus folgenden Gründen.

Reparaturbedürftiges Elektroauto (Illustration): Die Versicherungswirtschaft kritisiert hohe Reparaturkosten bei den Stromern.

Ein Argument pro Elektroauto sind die geringeren Kosten im Unterhalt, etwa bei der Wartung. Deutlich anders sieht die Kostenverteilung zwischen Verbrennern und E-Mobilen offenbar bei Reparaturen nach Unfallschäden aus. Das hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer aktuellen Studie ermittelt.

„Unfallschäden an einem Elektroauto kosten deutlich mehr als bei einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Konkret seien die Reparaturkosten im Schnitt um ein Viertel höher als beim Verbrenner. Als Ursachen führt der GDV folgende Faktoren an: hohe Ausgaben für den Tausch von Antriebsbatterien, lange Standzeiten und schlechte Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten.

Stromer teils teurere Typklassen Positiv in der Kostenbilanz der Elektrofahrzeuge wirkt die Schadenshäufigkeit: Gemäß der GDV-Untersuchung werden in der Vollkaskoversicherung für Stromer bis zu 20 Prozent weniger Schäden gemeldet. Beide Faktoren –die geringere Zahl an Unfallschäden sowie die

„Unfallschäden an einem Elektroauto kosten deutlich mehr als bei einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor.“
Jörg Asmussen, GDV

höheren Kosten für Reparaturen – würden von den Kfz-Versicherern bei der Berechnung der individuellen Typklassen eines Modells berücksichtigt. Je kleiner die Typklasse, desto günstiger wirkt sich das auf den Versicherungsbeitrag aus.

In 38 Fällen hat der GDV die Typklassen der E-Mobile mit denen ihrer Verbrenner-Pendants verglichen. Daraus wurde ersichtlich, dass die Stromer bei der Haftpflicht überwiegend in eine niedrigere, also insgesamt günstigere Typklasse eingeordnet wurden: Von den 38 Vergleichspaaren waren in 20 Fällen die Stromer günstiger, in 4 Fällen gleich teuer und 14- mal wurden sie teurer eingestuft.

Nicht so positiv für die Elektrosparte fiel das Vergleichsergebnis bei den Vollkaskoversicherungen aus. Hier waren die Stromer nur in 12 Fällen günstiger, 11-mal gleich teuer und in 15 Fällen teurer das vergleichbare Verbrennermodell.   Während die Elektromodelle in der Haftpflichtversicherung also häufig günstiger waren als ihre konventionell angetriebenen Pendants, fiel ihre Kosteneinstufung in der Vollkaskoversicherung gegenüber den Verbrennern häufiger negativ aus.

Versicherer sehen Hersteller in der Pflicht Der GDV fürchtet, dass diese Entwicklung negative Folgen für die Mobilitätswende haben kann. Er fordert die Automobilhersteller dazu auf, bei der Eindämmung der Reparaturkosten zu helfen. „Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachter brauchen mehr Unterstützung beim Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos“, sagt Asmussen.

Schon beim Design der Fahrzeuge sollten Batterien vom Hersteller so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle geschützt werden. Auch brauche es nach einem Unfall aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie. Denn die aktuelle Unsicherheit führe zu hohen Kosten: „Nach Unfällen werden die Antriebsbatterien häufig komplett ausgetauscht. Zudem werden die Autos sehr lange in Quarantäne gelagert oder sogar in Löschcontainern im Wasser versenkt, was zum Totalschaden führt“, sagt Asmussen.

Große Klappe. Viel dahinter.

Neuer Elektriker aus China

Das Angebot an E-Transportern wächst und Maxus mischt hier kräftig mit. Der eDeliver 7 erweitert das Portfolio in der 3,5-Tonnen-Klasse.

MARTINA GÖRES

Seit vier Jahren ist Maxus auf dem deutschen

Markt vertreten; dabei setzt die Marke des chinesischen SAIC-Konzerns vorwiegend auf elektrische Nutzfahrzeuge. Jüngstes Modell ist der 4,99 (L1) und 5,36 Meter (L2) lange und jeweils 1,99 Meter hohe Elektro-Transporter eDeliver 7. Zur Einordnung: Darunter rangiert der 4,55 Meter lange eDeliver 3, darüber der 5,55 bis 5,94 Meter lange eDeliver 9, der in seinem Segment in den ersten fünf Monaten dieses Jahres in Deutschland immerhin 17 Prozent Marktanteil für sich generieren konnte.

Ladevolumen bis 6,7 Kubikmeter Nutzlast bis 1.125 Kilogramm Der eDeliver 7 wird ausschließlich als Kastenwagen mit dreisitziger Einzelkabine angeboten, eine Doppelkabine gibt es nicht. Weitere Varianten

KILOGRAMM

Nutzlast bietet der Maxus eDeliver 7 maximal.

sind nicht vorgesehen, für Innenausbauten sei man aber mit Partnern im Gespräch. Das Ladevolumen im eDeliver 7 reicht von 5,9 bis 6,7 Kubikmeter, die Ladelänge beträgt 2,55 und 2,91 Meter. Den Zugang zum Frachtraum mit glattem Boden ermöglichen zwei bis 180 Grad öffnende Flügeltüren mit soliden Bügeln am Heck sowie eine Schiebetür auf der Beifahrerseite. Bis zu 1.125 Kilogramm Nutzlast und 1.500 Kilogramm Anhängelast werden geboten. L1 und L2 können wahlweise mit 77- oder 88- kWh-Lithium-Eisenphosphat-Akku kombiniert werden, die elektrische Reichweiten von 318 bis 370 Kilometer versprechen. Im Stadtverkehr sollen die Lieferwagen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht sogar bis zu 542 Kilometer weit kommen (L2 mit 77 kWh). Geladen wird mit 11 kW am Wechselstrom und bis zu 90 kW am Gleichstrom. An der Schnellladesäule kann

Technische Daten: Maxus eDeliver 7

ɓ Segment: mittelgroßer Transporter

ɓ Karosserie: Kastenwagen

ɓ Längen | Höhen: 2 | 1

ɓ 77-kWh-Akku (brutto): 204 PS | 27,5–27,8 kWh | max. 318 km | AC/DC 11/90 kW | AC (5–100 %) mind. 8:00 h | DC (20–80 %) mind. 0:43 h | ab 45.990 Euro

ɓ 88-kWh-Akku (brutto): 204 PS | 26,9–28,2 kWh | max. 370 km | AC/DC 11/90 kW | AC (5–100 %) | mind. 9:00 h | DC (20–80 %) mind. 0:43h | ab 47.990 Euro

ɓ Ladevolumen: 5,9–6,7 m³

ɓ Zuladung: 980–1.125 kg

ɓ Anhängelast: 1.500 kg

Verbrauch, Emissionen und Reichweiten nach WLTP; Preise netto zzgl. USt.

Fotos:
Martina Göres
Den Maxus eDeliver 7 gibt es in zwei Längen als 4,99 und 5,36 Meter langen Kastenwagen.

der eDeliver 7 in einer knappen Dreiviertelstunde von 30 auf 80 Prozent aufgeladen werden. Aber er kann auch Strom abgeben und mit bis zu 5 kW mehrere akkubetriebene Werkzeuge mit Energie versorgen. Angetrieben wird der mittelgroße Transporter von einem 204 PS starken Elektromotor an der Vorderachse. Ende des Jahres folgt eine Allradversion mit zusätzlichem E-Motor an der Hinterachse, auch ein konventioneller Diesel ist fest eingeplant.

Staumöglichkeiten im funktionalen, solide verarbeiteten Innenraum gibt es ausreichend, darunter ein großes Fach unterhalb des mit klappbarer Schreibunterlage und Getränkehalter ausgestatteten Beifahrersitzes. Auf eine Ablagefläche im Dach hat Maxus verzichtet. Der Automatikwählhebel ist griffgünstig und platzsparend am Lenkstockhebel angebracht. Gut ablesbar sind die analogen Anzeigen auf dem Fahrerdisplay. Zentrales Bedienelement ist der 12,3 Zoll große, zentrale Touchscreen mit DAB-Radio und Bluetooth-Schnittstelle. Die Smartphone-Einbindung erfolgt mittels AppleCarPlay und Android Auto über Kabel. Leider ist es uns wie auch einigen anderen Kollegen während der Fahrpräsentation nicht gelungen, zum Navigieren ein Android-Smartphone anzuschließen. Die dreistufige Rekuperation wird über das Menü vorgenommen, drei Handgriffe sind dazu nötig. Gut also, dass die höchste Rekuperationsstufe werksseitig voreingestellt ist; bis zum Stand bremst der eDeliver 7 aber nicht. Auf einer ersten kurzen, nicht repräsentativen Testrunde bewegten wir den unbeladenen Elektro-Transporter in der L1-Variante mit 77-kWh-Batterie und kamen auf einen Stromverbrauch von rund 20 kWh. Am effizientesten ist man im Eco-Modus mit auf 90 km/h begrenztem Tempo unterwegs, die Modi Normal und Power erlauben auch schnellere Fahrten bis maximal 120 km/h. Genervt hat uns das aufdringlich laute Gepiepse des Spurhalteassistenten, der aber wie der Warnton bei Überschreiten der erlaubten Geschwindigkeit bis zum nächsten Motorstart abschaltbar ist.

Umfangreiche Ausstattung, Preise ab 45.990 Euro

Der eDeliver 7 punktet mit umfangreicher Ausstattung und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Lichtund Regensensor, höhenverstell- und beheizbares Lenkrad, beheizbare Außenspiegel, Sitzheizung, Parksensoren und Rückfahrkamera sind stets an Bord. Zu den serienmäßigen Fahrassistenten gehören unter anderem Totwinkel- und Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat mit Staufunktion, Fernlichtassistent und Verkehrszeichenerkennung. Die Preise beginnen bei 45.990 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.), die L2-Variante kostet 1.000 Euro mehr. Für die größere Batterie werden jeweils 2.000 Euro fällig. Auf der kurzen Optionsliste steht neben der

Zentraler 12,3-Zoll-Touchscreen-Monitor und gut ablesbare analoge Anzeigen im Fahrerdisplay

Der Kastenwagen wird ausschließlich mit dreisitziger Einzelkabine angeboten.

Die beiden 180 Grad weit öffnenden Flügeltüren am Heck sind mit soliden Bügeln ausgerüstet.

Serienmäßige Schiebetür auf der Beifahrerseite, optional ist eine zweite Schiebetür erhältlich.

zweiten Schiebetür auf der Fahrerseite für 800 Euro lediglich die 650 Euro teure Metalliclackierung in Silbergrau, Blau oder Schwarz.

KILOMETER weit fährt die 88-kWh-Variante in der Spitze.

Der Vertrieb der Maxus-Modelle in Deutschland obliegt größtenteils der spanischen Astara-Gruppe, die unter anderem auch als Importeur von Isuzu und KGM (vormals SsangYong) auftritt. Das Händlernetz von aktuell 69 Vertragspartnern mit 124 MaxusVertriebs- und -Servicestandorten soll mittelfristig auf 185 Standorte anwachsen. W

Eine gemütliche Ecke für wartende Kundschaft darf im Firmensitz nicht fehlen: Platz genommen haben die beiden Chefs, Elektrotechnikermeister Erik Schmidt (links) und Installateur- und Heizungsbauermeister Jens Krause.

Diese Kollegen wachsen mit der Energiewende

Für Energy Systems gehört Wachstum ins Unternehmensprofil. Auch mit Übernahmen kennen sich die beiden Chefs aus. Worauf achten sie beim Betriebskauf?

DENNY GILLE

Zwei Etagen, eine geräumige Ausstellungsfläche, smarte Bedienpanels in der Wand, dazu eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach und Lademöglichkeiten auf dem Parkplatz. Der Firmensitz von Erik Schmidt und Jens Krause in Schönebeck lässt kaum einen Wunsch offen. Zu ihrer Gründerzeit konnten die Unternehmer von ihrem heutigen Arbeitsumfeld nur träumen. Vor 23 Jahren starteten sie als Untermieter mit geliehenem Auto in die Selbstständigkeit, teilten sich denselben Schreibtisch. „Am Anfang wussten wir nur: Wir werden unsere Brötchen verdienen“, erinnert sich Jens Krause. Heute ist ihr Haustechnik-Unternehmen Energy Systems 55 Mitarbeiter stark. Ihrem Herzensthema von damals, der Energiewende und Energieautarkie, sind sie dabei treu geblieben.

Von der Gründung zum Wachstum

Zum Start 2001 konzentrierten sich Schmidt und Krause voll auf Einfamilienhäuser. Das Ziel: energetische Optimierung durch die Kombination von

„Der Betrieb darf nicht vom Wissen einer einzigen Person abhängen.“

Jens Krause, Installateur- und Heizungsbauermeister

Wärmepumpen und PV-Anlagen. „Damals konnten Kunden ihre Wärmepumpe einfach mit der hohen Einspeisevergütung abbezahlen“, erklärt Krause. Nebenbei erledigten die Sachsen-Anhalter klassische Elektro- und Sanitärarbeiten. Sie wuchsen langsam und stetig.

Gewerbliche Auftraggeber kamen hinzu, Energy Systems bediente Industriekunden und übernahm Aufträge in größeren Wohnungsbauprojekten. Diese Diversifizierung habe sich ausgezahlt, als die Unsicherheit um das Gebäudeenergiegesetz im letzten Jahr eine Kerbe in das Privatgeschäft geschlagen hat.

Technologischer Wandel Als frühe Verfechter der Wärmepumpe haben die Schönebecker die Entwicklung der effizienten Wärmetechnologie aus nächster Nähe erlebt. „Vor 20 Jahren war der Beratungsaufwand für Wärmepumpen noch sehr viel größer“, erinnert sich Krause. „Die meisten Kunden kannten den Begriff gar nicht.“ Das habe sich gewandelt. Ebenso wie die Technologie: Heute installiert Energy Systems

Fotos:
Denny
Gille

Photovoltaik und Wärmepumpen bilden einen Schwerpunkt im Unternehmen.

hauptsächlich Luft-Wasser-Wärmepumpen, die sich vergleichsweise unkompliziert realisieren ließen. Noch 2010 habe der Betrieb fast ausschließlich Sole-Wärmepumpen verbaut, die Erdbohrungen erfordern. Strenger werdende Auflagen hätten es der Technologie schwerer gemacht, während die Luft-Wasser-Wärmepumpe zu einer ernsthaften Alternative weiterentwickelt wurde.

Eine große Bedeutung käme inzwischen auch der Smart-Home-Technologie zu. „Früher wollte vielleicht jeder zehnte Neubaukunde ein SmartHome-System. Heute installieren wir es fast in jedem zweiten Haus“, berichtet Elektrotechnikermeister Erik Schmidt. Die Kunden würden vor allem die Fernsteuerung von Komfortfunktionen wie Licht und Wärme sowie Überwachungsfunktionen zu schätzen wissen. Im Vergleich zur früher etablierten KNX-Technik seien die neuen SmartHome-Systeme auch preislich für einen breiten Kundenkreis attraktiv geworden.

Herausforderung Firmenübernahme

Das starke Wachstum von Energy Systems ist auch auf zwei Firmenübernahmen zurückzuführen. 2020 übernahmen sie den Vier-Mann-Betrieb von Schmidts Vater. 2023 folgte ein weiteres SHKUnternehmen aus der Region, wodurch 20 neue Mitarbeiter hinzukamen.

Worauf achten die Unternehmer, um zu erkennen, dass ein Betrieb sich für eine Übernahme gut eignet? „Natürlich ist man nach der Übernahme immer am schlauesten, aber es gibt einige grundlegende Kriterien, die wir geprüft haben“, sagt Krause. Für die wirtschaftliche Betrachtung sei es nicht nur wichtig, den Umsatz zu kennen, sondern auch das Team des Altbetriebs: Mit welchen Aufträgen kennt sich das Team aus? Ist die Altersstruktur zukunftsfähig? Welche Qualifikationen haben die Mitarbeiter? Auf diese Dinge hat der Betrieb bei der Übernahme geachtet. „Wirklich entscheidend ist,

„Früher wollte

vielleicht

jeder

zehnte Neubaukunde ein SmartHome-System. Heute installieren wir es fast in jedem zweiten Haus.“

Erik Schmidt, Elektrotechnikermeister

dass das Unternehmen ohne den Chef funktioniert“, betont Krause. „Der Betrieb darf nicht vom Wissen einer einzigen Person abhängen.“ Der Kundenstamm des Altbetriebs habe für Schmidt und Krause dagegen kaum eine Rolle bei der Übernahme gespielt.

Analoges Team wird digital Zu den Herausforderungen bei der Integration des Altunternehmens in Energy Systems zählte die Einführung digitaler Prozesse. „Wir sind gut digitalisiert, weil wir da Lust drauf haben und den Nutzen erlebt haben“, erklärt Erik Schmidt. Die Teams würden mit Tablets ihre Zeiten erfassen und Baustellen dokumentieren. Der Rechnungsprozess laufe digital, ebenso das Bestellwesen mit automatisiertem Abgleich der Eingangsrechnungen mit der Bestellung. Im übernommenen Betrieb sei dagegen alles auf Papier passiert. „Da sind zwei Welten aufeinandergestoßen“, erinnert sich Schmidt. Aber die Prozesse zu überführen, sei kein allzu großer Aufwand gewesen. Dabei half, dass die meisten der übernommenen neuen Kollegen die nötige Veränderungs- und Lernbereitschaft mitbrachten.

Lebt es sich als Chef von 55 Mitarbeitern einfacher als mit 10? „Es ist kein Unterschied“, sagt Krause. Je mehr ein Betrieb wächst, desto mehr Verantwortung für einzelne Bereiche müsse man abgeben, damit das Unternehmen funktioniert. „Man muss an der Struktur arbeiten und Prozesse etablieren, die dafür sorgen, dass jeder Mitarbeiter immer sämtliche Informationen hat, die er für seine Arbeit benötigt“, erklärt der Unternehmer. Der größte Unterschied in Sachen Wachstum hätte für ihn der Sprung vom Kleinbetrieb mit drei bis vier Leuten zur nächstgrößeren Betriebsgröße ausgemacht. „In unserer Anfangszeit wusste jeder von uns über jeden Vorgang im Unternehmen Bescheid. Das hatte seinen Charme, war aber überhaupt nicht effizient“, erinnert sich Krause. „Diese Zeiten liegen hinter uns.“ W

Ein Badezimmerbereich im Showroom soll auf die weiteren Leistungen des Betriebs neben dem Schwerpunkt Energie aufmerksam machen.

Impressum

Organ der Handwerkskammern

129. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse:

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Redaktion:

Martina Jahn (verantwortliche Redakteurin) Tel. 0511 8550-2455

martina.jahn@schluetersche.de

Denny Gille, Tel. 0511 8550-2624 denny.gille@schluetersche.de

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Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.

ISSN 0029-1617

Druck:

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel

Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Andreas Fox

Firmenname Fox Bedachungen

Webseite fox-bedachungen.de

Ort Langenhagen Gewerk Dachdecker

Mitarbeiterzahl 28 Funktion Geschäftsführer

1. Was sind Ihre Pluspunkte als Arbeitgeber? Wir sind ein sehr familiäres Unternehmen. Das heißt für mich, dass ich ein offenes Ohr für meine Mitarbeitenden habe und sie mit Problemen zu mir kommen.

2. Wie rekrutieren Sie Nachwuchskräfte für Ihren Betrieb? Zusammen mit einem Dienstleister haben wir ein Recruiting-Video gedreht, das wir über SocialMedia als Werbung ausspielen.

3. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Locker, freundlich und strukturiert.

4. Was tun Sie, damit Ihre Mitarbeiter sich wohlfühlen? Wir veranstalten regelmäßig Teamevents und gehen zum Beispiel Kanu fahren. Ab und zu frühstücken wir auch gemeinsam oder grillen abends nach der Arbeit.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Das Leuchten des Alters

Fotograf Johannes Bichmann liebt es, ausgewählte gesellschaftliche Gruppen durch möglichst authentische Bilder sichtbarer zu machen. So fotografiert der 38-Jährige seit 2011 Bewohner von Seniorenheimen. „Aus jedem

dieser Menschen möchte ich im Shooting Facetten herauskitzeln, die ihre Gesichter leuchten lassen“, beschreibt der Unternehmer aus Bad Zwischenahn. „Ich ermutige meine Protagonisten zum Beispiel, an etwas Schönes zu

denken und dann zu lächeln oder sie sollen einfach eine lustige Fratze machen.“

Von seinen Kunden hört er regelmäßig, dass durch seine empathisch-humorvolle Art Aufnahmen entstünden, die den unverwechselbaren Charakter eines jeden widerspiegeln. (BG)

Foto: Lottas Pixelwerkstatt
Foto: Johannes Bichmann

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