Norddeutsches Handwerk 06/2024

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129.Jahrgang

www.hwk-hildesheim.de

Mehr Wertschätzung

Was Handwerk, Politik und Gesellschaft tun können

Starkes Handwerk?

Nur mit euch!

Urkunden für besonders treue Seelen im Handwerk

Schluss mit dem Suchen

Mehr Zeit für Kunden dank Digitalisierung von Prozessen

Droht dem Handwerk mehr Aufwand?

Das EU-Lieferkettengesetz unter der Lupe

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Liebe Leserin, lieber leser,

Auch in der aktuellen Ausgabe des Norddeutschen Handwerks widmen wir uns einem für uns alle besonders wichtigen und aktuellen Thema: Wertschätzung. In Zeiten, in denen der demografische Wandel und zahlreiche andere Herausforderungen unseren Alltag prägen, sollten wir dieses Thema in den Fokus nehmen – sowohl innerhalb unserer Betriebe als auch in der Gesellschaft und der Politik. Der demografische Wandel bringt für das Handwerk zahlreiche Herausforderungen mit sich. In einer Arbeitswelt, in der mehr Fachkräfte über den Ruhestand ausscheiden als nachrücken, ist es umso wichtiger, das Engagement und die Loyalität unserer Teams zu würdigen. Eine Kultur der Wertschätzung fördert nicht nur die Zufriedenheit und Motivation, sondern trägt auch maßgeblich zur Mitarbeiterbindung bei. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Belegschaften spüren, wie sehr wir ihre tägliche Arbeit schätzen und anerkennen (S. 6). Wertschätzung beginnt jedoch nicht erst in den Betrieben, sondern auch in unserer eigenen Organisation. Als Handwerkskammer setzen wir uns tagtäglich dafür ein, die Leistungen unserer Mitglieder zu fördern und zu unterstützen. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, den hohen Stellenwert handwerklicher Arbeit in den Fokus zu rücken. Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Auch deshalb engagieren wir uns an vielen Stellen, um dem Handwerk durch Wettbewerbe, Ehrungen und andere Maßnahmen eine angemessene Wertschätzung entgegenzubringen (S.9).

Doch Wertschätzung endet nicht bei uns selbst. Auch die politische Ebene ist gefordert, das Handwerk in seiner gesamten Vielfalt und Bedeutung zu würdigen. Es ist unsere Aufgabe, im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern klarzumachen,

dass das Handwerk nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern auch Innovation, Qualität und Tradition vereint. Eine angemessene politische Wertschätzung drückt sich nicht nur in Worten, sondern vor allem in Taten aus – seien es Förderprogramme, Bürokratieabbau oder eine handwerksfreundliche Gesetzgebung (S.10). Hier werden wir weiterhin unsere Stimme erheben und für die Interessen des Handwerks eintreten. Wertschätzung beginnt vor der eigenen Haustür. Ich möchte an dieser Stelle deshalb auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement danken. Ihr täglicher Einsatz und ihre Leidenschaft für das Handwerk sind der Motor, der unsere Organisation antreibt und stark macht. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe und hoffe, dass Sie wertvolle Anregungen und Impulse mitnehmen können.

Simon Kreipe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer

„Als Handwerkskammer setzen wir uns tagtäglich dafür ein, die Leistungen unserer Mitglieder zu fördern und zu

unterstützen.“

Editorial NDH 6/2024 3
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(Chefredaktion, V.i.S.d.P.)

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Abo- und Vertriebsservice

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AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 DerbesteLohn

Wie Betriebsinhaber durch Wertschätzung zum Betriebserfolg beitragen können

8 KleineSchritte,großeWirkung

Die Arbeitsatmosphäre im Betrieb verbessern? Wir zeigen, wie das einfach geht

10 MehrSuperheldengesucht

Die Wertschätzung des Handwerks durch die Politik wächst. Doch Ausruhen darf sich keiner

BETRIEB

14 Damitesnichtteuerwird

Mit diesen Tipps werden Bauträger-Pleiten nicht zum Problem für Ihren Betrieb

20 WasgegenFachkräftemangelhilft

Glasermeister Sven Sterz zeigt im ZDF, warum das Handwerk nicht chancenlos ist

22 SchlussmitdemSuchen

Mit digitalen Prozessen hat diese Tischlerei mehr Zeit für Kunden gewonnen

24 „60EuroproStundereichennicht!“

Wer seine Vollkosten nicht kennt, belügt sich selbst – Rechnung gefällig?

28 NachweispflichtfürHandwerker?

Das EU-Lieferkettengesetz und die Folgen

32 FehlerhaftesMaterialverbaut?

Was nun rechtlich gilt

REGIONALES

34 TüftelnfürdengutenGeschmack

Veganes vom Metzger? Fleischermeister Lars Bode entwickelt neue Produkte

BETRIEB

36 ÄrgerundAufwandmitdereAU?

„Haben wir nicht“, sagt Claudia Beil 40 Hilfe,einPraktikantkommt!

Wer so denkt, verpasst Chancen bei der Azubi-Gewinnung, weiß Bastian Westermann

PANORAMA

48 TrauringeimFokus

Die Goldschmiede Arthur Müller punktet mit feinen Details

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Feuer entfacht Leidenschaft

Steffen Thon ist Geschäftsführer der Lüneburger Goldschmiede Arthur Müller. Die Arbeiten der Handwerker können sich sehen lassen – genau wie ihre Meisterquote. |48

4 NDH 6/2024
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Gute Stimmung im Betrieb fördert die Motivation der Mitarbeiter und sorgt auch für eine Steigerung der Arbeitsleistung. Dies bestätigen auch wissenschaftliche Untersuchungen.

Wertschätzung ist der beste Lohn

Wie Betriebsinhaber durch eine gute Atmosphäre und ein wertschätzendes Umfeld zum Betriebserfolg beitragen können.

YANNIK HERBST

Wir kennen sie im Grunde alle, aus dem Schulunterricht, aus Vorträgen oder aus den Medien: Die Bevölkerungspyramide. Was auf den ersten Blick eher abstrakt zeigt, auf welche Altersgruppen sich die Bevölkerung in Deutschland verteilt, wird umso klarer, wenn man sich die zeitliche Entwicklung für die kommenden Jahrzehnte ansieht: Deutschland wird alt. Und das hat gerade mit Blick auf den Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Entwicklung enorme Auswirkungen. Aufgrund der gesunkenen Geburtenrate wird sich die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von ca. 51,3 Millionen auf 44,5 Millionen bis 2050 verringern. Selbst eine hohe Zuwanderungsrate wird diesen Trend nicht umkehren. Die Relevanz jedes einzelnen

6,8

MILLIONEN Erwerbsfähige weniger werden dem Deutschen Arbeitsmarkt aufgrund der demografischen Entwicklung bis 2050 zur Verfügung stehen.

Mitarbeiters wird für Unternehmen daher immer größer. Denn mit dem Weggang einer Fachkraft ist nicht automatisch ein Nachfolger bereit – in Zukunft wird es noch schwieriger, Arbeitsplätze erfolgreich zu besetzen. Der „Wert“ eines jeden Mitarbeiters, der zufrieden im eigenen Betrieb tätig ist, steigt also zwangsläufig. Wie können Unternehmer mit dieser Situation am besten umgehen und welche Rolle spielt das Thema Wertschätzung in der Bindung der eigenen Mitarbeiter?

Bestandsaufnahme

Grundsätzlich ist die Frage, welchen Einfluss Wertschätzung auf Mitarbeiter hat, gut untersucht und oftmals auch völlig klar zu beantworten: Betriebe, die ihren Mitarbeitern eine hohe Wertschätzung entge-

Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen 6 NDH 6/2024

Die Alterspyramide zeigt im Vergleich von 2019 zu 2016 sehr deutlich: Ein Land wird älter.

genbringen, haben oftmals ein gutes Betriebsklima, geringe Fluktuation und wenig Probleme, Auszubildende oder neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dies gilt dabei nahezu branchen- und gewerkeübergreifend. Insbesondere mit Blick auf die gute Lage für Arbeitnehmer auf dem aktuellen Arbeitsmarkt ist es wichtig, die Erwartungen und Bedürfnisse der Belegschaft wahr- und vor allem ernst zu nehmen. Dies ist für den Betriebserfolg entscheidend. Studien belegen, dass Unternehmen, die sich verstärkt mit den Themen Wertschätzung und Anerkennung auseinandersetzen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil haben.

Einen Vorteil hat das Handwerk aus seiner Natur heraus: Handwerkerinnen und Handwerker sind Teamplayer und wissen, dass viele Aufgaben und Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden können. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es hierbei um direkte Arbeitskollegen geht, oder um die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit auf der Baustelle. Doch kommt es dabei natürlich vor allem auf das Verhalten der Vorgesetzten an und inwieweit diese das Arbeitsklima und Mitarbeiterwertschätzung aktiv fördern.

Hier besteht Handlungsbedarf

Und hier zeigt sich oftmals, wo sich die erfolgreichen Betriebe von denen, die Probleme haben, unterscheiden. Dabei geht es nicht unbedingt nur darum, für „gute“ Stimmung zu sorgen. Wertschätzung bedeutet dabei, Mitarbeitern regelmäßig auch zu signalisieren, dass ihre Arbeit im Betrieb einen Wert besitzt. Dies können Betriebsinhaber aber auch über die Strukturierung des Arbeitsalltags machen.

Feedback der Mitarbeiter sollten Betriebsinhaber ernst nehmen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Belegschaft auch aktiv in Entscheidungen einzubeziehen.

„Wertschätzung zeigt sich im Handeln, wenn der Chef Beschäftigten mehr Verantwortung, Autonomie in Arbeitsabläufen und soziale Unterstützung zukommen lässt.“

Dr. Christine Busch, über die verschiedenen Möglichkeiten der Mitarbeiter-Wertschätzung.

„Wertschätzung zeigt sich im Handeln, wenn der Chef Beschäftigten mehr Verantwortung, Autonomie in Arbeitsabläufen und soziale Unterstützung zukommen lässt. Wertschätzung zeigt sich, wenn Vorschläge aufgegriffen werden und die individuelle Lebenssituation berücksichtigt wird, z. B. wenn ein Elternteil pflegebedürftig wird und Beschäftigte mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit benötigen“, erklärt die Hamburger Psychologie-Expertin Dr. Christine Busch in einem Interview mit der IKK classic. Darüber hinaus ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Wertschätzung zu verstehen. Denn Körper, Geist und Psyche sind eng miteinander verflochten und beeinflussen sich gegenseitig – auch dies wird in medizinischen Untersuchungen immer wieder festgestellt. Handwerkerinnen und Handwerker benötigen wie jeder Arbeitnehmer auch ehrliche Anerkennung. Kraft und Energie tanken, Spaß bei der Arbeit und ein gutes Team sind wichtige Faktoren für den Betriebserfolg. Betriebsinhaber können hier verschiedene Maßnahmen ergreifen, die nicht zwangsläufig mit Bonuszahlungen oder finanziellen Extras verbunden sein müssen. Wenn im Betrieb alle gut zusammenarbeiten und ein kollegiales und wertschätzendes Miteinander herrscht, ist auch das ein wichtiger Lohn für die Beschäftigten. Dennoch: bei gezielten Workshops zum Thema Führung sollten Betriebsinhaber sich nicht davor scheuen, Geld zu investieren. Denn ein funktionierender Betrieb mit zufriedenen Arbeitskräften zahlt solche Kosten immer zurück! W

Hinweis: Eine Checkliste mit einfachen Maßnahmen finden Sie auch auf der nächsten Seite (S.8).

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Foto: HWK
Foto: Statistisches Bundesamt

Kleine Schritte, große Wirkung

Oftmals heißt es bei Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsatmosphäre „Dafür ist gerade keine Zeit“. Wir zeigen Ihnen vier Tipps, die einfach umzusetzen sind.

Feedback

Vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern immer wieder, dass Sie das tägliche Engagement wahrnehmen und würdigen. Gerade bei großen Projekten kann eine gemeinsame Team-Aktivität dazu beitragen, dass Ihre Mitarbeiter sich für ihren Einsatz wertgeschätzt fühlen. Und wenn Projekte nicht so laufen, wie geplant: Sprechen Sie gemeinsam in einer respektvollen Art und Weise darüber, was zukünftig besser laufen kann. Tadeln Sie einzelne Mitarbeiter aber nicht vor Kunden oder Teamkollegen. Nehmen Sie sich Zeit für ein Einzelgespräch.

Einbindung in Entscheidungen

Sie können Ihre Mitarbeiter aktiv in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Damit zeigen Sie Ihrem Team, dass Ihnen die Meinungen und Ideen wichtig sind. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass ihr Einsatz wichtig ist und sie einen Beitrag leisten können, fühlen sie sich oftmals wertgeschätzt und anerkannt. Daher ist es sinnvoll, sich regelmäßig in gemeinsamen offenen Besprechungen auszutauschen.

„Ohne die vielen fleißigen und loyalen Mitarbeiter (...) wäre das Handwerk nicht da, wo es heute ist“
Simon

Kreipe, stellvertretender HWK-Hauptgeschäftsführer, zur Relevanz treuer Mitarbeiter für das Handwerk (siehe Artikel Seite 12).

Über den Tellerrand schauen

Einer Ihrer Mitarbeiter engagiert sich neben der Arbeit ehrenamtlich in Vereinen oder ist sogar als Prüfer in der Handwerksorganisation tätig?

Unterstützen Sie engagierte Mitarbeiter dabei, ihrem Ehrenamt nachgehen zu können. Stellen Sie ihn bei entsprechenden Anlässen frei oder ermöglichen Sie ihm etwas Flexibilität. Mitarbeiter danken dies oft mit Loyalität und einem stärkeren Arbeitseinsatz. Gerade das private Umfeld beeinflusst uns alle enorm. Auch Ihre Mitarbeiter können zeitweise durch besondere Herausforderungen im Privatleben etwas neben sich stehen. Zeigen Sie Verständnis und bieten Sie Ihren Mitarbeitern an, sie zu unterstützen.

Loyalität würdigen

Würdigen Sie besonders langjährige Mitarbeiter zu Ihren Jubiläen. Dies gilt auch für andere Stichtage, wie z.B. das Meisterjubiläum. Nutzen Sie dabei auch den kostenlosen Urkunden-Service der Handwerkskammer (S. 12) und zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Loyalität und Fachwissen Ihnen besonders wichtig sind. (YH) W

Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen 8 NDH 6/2024
WEERAPAT WATTANAPICHAYA
Wenn Betriebe Maßnahmen ergreifen, um den Mitarbeitern mehr Wertschätzung entgegenzubringen, kann der gesamte Betrieb davon profitieren
Foto:

Aus dem Handwerk. Für das Handwerk.

Die Wertschätzung gegenüber Handwerkerinnen und Handwerkern aus der eigenen Organisation heraus ist wichtig, um in der Gesellschaft eine neue Relevanz unseres Wirtschaftsbereichs zu verankern. Die Handwerksorganisation ist hier an vielen Stellen engagiert. Ein Überblick.

Vor der Ausbildung

Um handwerkliche Tätigkeiten herauszustellen und entsprechende Talente zu würdigen, beteiligt sich das Handwerk an verschiedenen Handwerks-Wettbewerben, wie z.B. den KiTa-Wettbewerb „Kleine Hände, große Zukunft“. Damit werden schon vor der Ausbildung wichtige Impulse der Berufsorientierung gegeben und motivieren Kinder und Schüler dazu, sich mit dem Handwerk auseinanderzusetzen. Aber auch der Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern schreibt die Handwerkskammer auf Messen und Schulbesuchen eine immer größer werdende Bedeutung zu.

Während der Ausbildung

Azubis haben die Möglichkeit, sich im Jugendbeirat der Imagekampagne von „Das Handwerk“ zu beteiligen und aktiv zu gestalten, wie in Zukunft für das Handwerk geworben werden soll. Besondere Leistungen innerhalb der Ausbildung werden ebenfalls besonders wertgeschätzt. So qualifizieren sich die talentiertesten und besten Auszubildenden für die Deutschen Meisterschaften im Handwerk und können dabei bis zum besten Absolventen ihres Gewerks gekürt werden. Und das nicht nur auf Kammer-, Landes- oder Bundesebene. Unsere Nachwuchstalente können sich sogar bei der Europameisterschaft (Euro Skills) und der Weltmeisterschaft (World Skills) der Berufe behaupten. Darüber hinaus gibt es auch innerhalb der Gewerke spezifische Berufswettbewerbe, die die Leistungen der Prüflinge hervorheben. Mit den anschließenden Stipendien werden darüber hinaus auch Weiterbildungen finanziell gefördert.

Der KiTa-Wettbewerb „Kleine Hände, große Zukunft“ ist nur ein Beispiel von vielen, mit denen die Handwerksorganisation die Wertschätzung handwerklicher Arbeit voran bringen möchte.

Nach der Ausbildung

Wer im Handwerk seine Weiterbildung zum Meister macht, wird am Ende fast überall in Deutschland mit einer besonderen Feier gewürdigt: Der Meisterfeier. Hunderte Meister werden dabei für ihre Leistungen im Zuge der Prüfungen geehrt. Gemeinsam mit der regionalen Handwerksorganisation bieten wir allen Handwerkerinnen und Handwerkern exklusive Netzwerk-Angebot und Veranstaltungen an, um sich über wichtige Themen informieren und austauschen zu können. Die Mitarbeit in den Gremien des Handwerks und Prüfungsausschüssen steht ebenfalls allen offen - die Selbstverwaltung des

Handwerks funktioniert nur dank und gemeinsam mit den vielen Handwerkern, die sich für ihren Wirtschaftsbereich einsetzen. Letztlich bleibt es also nicht nur die Aufgabe der Gesellschaft, sondern ist auch ein Auftrag für das Handwerk selbst, die Wertschätzung für das Handwerk zu steigern. Nicht selten ertappen sich Handwerkerinnen und Handwerker selbst dabei, wie sie abwertend oder kleinredend über ihren eigenen Berufszweig sprechen. Es braucht neben einem gesellschaftlichen Wandel auch ein stärkeres Selbstbewusstsein von innen heraus. Dann wird auch das Handwerk zu größerer Stärke finden. YANNIK HERBST W

NDH 6/2024 9 Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen
Foto: Aktion Modernes Handwerk

Über zwei Stunden Zeit nahmen sich Marie Kollenrott (Grüne) und Konstantin Kuhle (FDP), um mit Vertretern des Hadnwerks über die aktuellen Probleme und Herausforderungen zu diskutieren.

Wir brauchen mehr Superhelden!

Die politische Wertschätzung des Handwerks hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Ausruhen darf sich deshalb trotzdem niemand.

YANNIK HERBST

Echte Wertschätzung geht über den eigenen Wirkungskreis des Handwerks hinaus. Auch die Politik ist hier gefordert, ein Zeichen zu setzen. „Wenn wir uns beispielsweise die Energiewende ansehen, geht es gar nicht ohne das Handwerk“, erklärt Simon Kreipe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer bei der Handwerkskammer. Deutschland ist also gerade jetzt drauf angewiesen, dass Politik, Handwerksorganisationen, die Gesellschaft das Handwerk sichtbar machen und unterstützen. Für den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer kommt es dabei vor allem auf einen offenen Austausch auf Augenhöhe an. Auch deshalb veranstaltet die Handwerkskammer regelmäßige Austauschformate, in denen sich politische Vertreter direkt mit Handwerkerinnen

„Solche Termine sind für uns unglaublich wichtig.“

Marie Kollenrott, Landtagsabgeordnete der Grünen, über die Wichtigkeit des direkten Austauschs mit Handwerkerinnen und Handwerkern.

und Handwerkern über aktuelle Herausforderungen austauschen können. Nachdem im April Europaministerin Wiebke Osigus in die Diskussion ging, diskutierten Vertreter des Handwerks im Mai mit dem Bundestagsabgeordneten Konstantin Kuhle (FDP) und der Landtagsabgeordneten Marie Kollenrott (Grüne) über die aktuelle Lage im Südniedersächsischen Handwerk. „Solche Termine sind für uns unglaublich wichtig. Das ist anwendungsbezogene Politik. Wir denken uns in unserer Blase in Hannover nicht irgendwelche Dinge aus, sondern wollen direkt von Ihnen hören, wo der Schuh drückt“, betonte die Landtagsabgeordnete. In lockerer Atmosphäre diskutierten die Teilnehmer rund zwei Stunden über die wichtigsten Themen für das Handwerk: Bürokratie, Fachkräfte, Berufsorientierung – und eben

Handwerkskammer
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Hildesheim-Südniedersachsen
Foto: HWK

auch Wertschätzung. „Zentral ist für uns an dieser Stelle auch, den Handwerksbetrieben eine Plattform zu bieten, um aus ihrem praktischen Betriebsalltag zu berichten“, erklärt Simon Kreipe. Darüber hinaus mache die Handwerkskammer sich aber auch an vielen anderen Stellen für das Handwerk stark.

Gebraucht werden.

Gerade die Diskussionen und Klimaschutzmaßnahmen zeigen sehr deutlich auf, dass das Handwerk an vielen Stellen unersetzbar ist. Allerdings haben sich Gesellschaft und Politik viel zu lange darauf verlassen, dass eine erfolgreiche Transformation nur mit einem starken Handwerk gelingen kann. Auch deshalb ist es für Simon Kreipe unerlässlich, dass hier nun gegensteuert wird und das Handwerk auch politisch eine stärkere Wertschätzung bekommt. Im Zentrum handwerkspolitischer Debatten steht dabei zurzeit vor allem die Praktikumsprämie. Mit einer Prämie von 120€ pro Woche soll das Land Schülerinnen und Schüler fördern, die in den Ferien ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolvieren. Sachsen-Anhalt nutzt dieses Instrument bereits seit 2020 und beweist, dass diese Prämie ein Erfolgsmodell ist: Ein Drittel der Praktikanten entscheiden sich nach der Schule für eine handwerkliche Ausbildung. „Die Einführung einer Prämie wäre ein klares Zeichen der Wertschätzung, dass es diesem Land etwas wert ist, die Ausbildung im Handwerk voran zu bringen. Allein mit Blick auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, bleibt uns eigentlich gar keine Wahl“, betont Simon Kreipe.

PROZENT der Schüler, die in Sachsen-Anhalt ein handwerkliches Praktikum inklusive Prämie absolviert haben, entscheiden sich später für eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb.

Gehört werden.

Zur politischen Wertschätzung gehört es aber auch dazu, gehört zu werden und Gestaltungsmöglichkeiten bei wichtigen Entscheidungen eingeräumt zu bekommen. Dies geschieht oftmals in Form von Anhörung bei der Entwicklung von Gesetzen. Es ist allerdings wichtig, dass die Positionen des Handwerks dann auch wirklich Gehör finden. „Bei der Neufassung der Niedersächsischen Bauordnung sehen wir ein Paradebeispiel, wie Empfehlungen aus dem Handwerk aufgegriffen werden und umgesetzt werden sollen. Diesen Weg wünschen wir uns viel häufiger“, erklärt Simon Kreipe. Denn um im Wettbewerb bestehen zu können, brauchen Handwerksbetriebe ökonomische und regulatorische Ausgangsbedingungen, die man nachvollziehen kann und mit denen sie erfolgreich wirtschaften können. Es ist allerdings auch wichtig, dass politische Vertreter in ihrem öffentlichen Auftreten wertschätzend mit dem Wirtschaftsbereich Handwerk umgehen. Wenn Politiker die Regierungschefs in diesem Land als „Sie sind ein Klempner der Macht ohne Vorstellung für die Zukunft des Landes“ diskreditieren, diskreditieren sie dabei auch das Handwerk. Es braucht eine stärkere öffentlichkeitswirksame Wertschätzung des Handwerks von politischen Vertretern. Der Niedersächsische Umweltminister Meyer, der Handwerker als Superhelden bezeichnet, darf kein Einzelfall sein, sondern muss die Regel werden. W

Weitere Informationen: Die politischen Aktivitäten der Handwerkskammer finden Sie auch auf unserer Internetseite unter www.hwk-hildesheim. de/politik oder auf unserem LinkedIn-Kanal.

Wertschätzung: Kultusministerin Hamburg besuchte am Weltfrauentag Janina Thomann, Tischlergesellin bei der Tischlerei Schierding in Hoheneggelsen.

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Foto: HWK

Bildergalerie: Auf vielen verschiedenen Veranstaltungen werden Handwerkerinnen und Handwerker für Engagement, Loyalität und ihre Schaffenskraft von der Handwerksorganisation geehrt.

Starkes Handwerk?

Nur mit euch!

Handwerkskammer stellt für Meister-, Betriebs- und Mitarbeiter-Jubiläen inidivudelle und hochwertige Ehrenurkunden aus. // Ehrungen finden auch bei den Kreishandwerkerschaften statt.

„Wir möchten zeigen: Ein starkes Handwerk gibt es nur mit euch!“

Simon Kreipe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer

Handwerkerinnen und Handwerker, die auf eine besonders lange Betriebs- und Berufshistorie zurückblicken können, sind für das Handwerk von besonderem Wert. Denn sie stehen für ein hohes Maß an Erfahrungen und Fachwissen, welches sie nachfolgenden Handwerkergenerationen weitergeben können. Um diesen Menschen das verdiente Maß an Wertschätzung entgegenzubringen, bietet die Handwerkskammer zu festgelegten Jubiläen die Ausstellung einer hochwertigen Schmuck-Urkunde an. Diese können sowohl für Meister- und Mitarbeiter-Jubiläen, als auch für Jubiläen zum Betriebsbestehen ausgestellt werden. Die Übergabe kann dabei frei organisiert werden - im Betrieb oder im Zuge der regionalen Veranstaltungen der Kreishandwerkerschaften, bei denen jedes Jahr eine Vielzahl von Handwerkerinnen und Handwerker unterschiedlicher Generationen ausgezeichnet werden. „Ohne die vielen fleißigen und loyalen Mitarbeiter und die teilweise über viele Generationen bestehenden Handwerksbetriebe wäre das Handwerk nicht da, wo es heute ist“, erklärt Simon Kreipe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer bei der Hand-

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werkskammer. „Auch deshalb stellen wir diese Urkunden aus. Wir möchten zeigen: Ein starkes Handwerk gibt es nur mit euch!“ Wir möchten diesen Menschen noch einmal besonders für Ihr Engagement für den Wirtschaftsbereich Handwerk danken - mit unserer kleinen Bilder-Galerie.

YANNIK HERBST W

Die kostenfreie Bestellung einer Urkunde für Jubiläen können Betriebe und Angestellte völlig unkompliziert online erledigen: www.hwk-hildesheim.de/ehrenurkunde

Die Urkunden

Für folgende Jubiläen stellt die Handwerkskammer kostenlose Ehrenurkunden zur Übergabe bei Veranstaltungen oder in den Betrieben aus:

Meisterjubiläum

ɓ 25 Jahre

ɓ 40 Jahre

ɓ 50 Jahre

ɓ 60 Jahre und weiter in 5er-Schritten

Mitarbeiterjubiläum

ɓ 25 Jahre

ɓ 40 Jahre

ɓ 50 Jahre

ɓ 60 Jahre

Betriebsjubiläum

ɓ 25 Jahre

ɓ 50 Jahre

ɓ 75 Jahre

ɓ 100 Jahre und weiter in 25er-Schritten

Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen NDH 6/2024 13 Foto: HWK
HWK Foto: HWK Foto: HWK Foto: HWK Foto: HWK Foto: HWK/Gateau
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Damit es nicht teuer wird

Der Neubau steht unter Druck: Das belastet viele Bauträger finanziell. Zehn Tipps, damit eine Bauträger-Pleite nicht auch für Ihren Handwerksbetrieb zum Problem wird.

Wenn Bauträger Insolvenz anmelden müssen, wird es für Handwerksbetriebe oft teuer. „Da sind schnell sechsstellige Beträge offen“, sagt Tobias Hullermann, Fachanwalt für Bauund Architektenrecht aus Augsburg und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht im Deutschen Anwaltverein. Er hat zehn Tipps, mit denen Baubetriebe, die mit Bauträgern zusammenarbeiten, ihr finanzielles Risiko begrenzen können.

Tipp 1: Gucken Sie sich Ihren Auftraggeber genau an

Bevor Sie den Vertrag abschließen, sollten Sie sich laut Hullermann den Vertragspartner genau ansehen: Haben Sie es mit einem etablierten Bauunternehmen oder einer Projektgesellschaft zu tun? „Projektgesellschaften werden häufig nur für ein Projekt gegründet“, erläutert der Baurechtler. Das Problem daran sei, dass die Gesellschaften häufig wenig Erfahrung haben und über wenig Kapital verfügen.

Tipp 2: Prüfen Sie, wann die Kalkulation für das Projekt erstellt wurde Es kann durchaus sein, dass zwischen Kalkulation und Auftragsvergabe Monate oder sogar Jahre liegen. Deshalb empfiehlt Hullermann: „Versuchen Sie herauszufinden, wann das Projekt kalkuliert wurde, bevor Sie den Vertrag unterschreiben.“

Vorsicht sei immer dann geboten, wenn die Kalkulation noch vor dem Krieg in der Ukraine oder sogar vor der Corona-Pandemie gemacht wurde. „Das kann ein Indiz dafür sein, dass dem Bauträger das Geld im Laufe des Bauvorhabens ausgehen könnte“, sagt der Fachanwalt. Schließlich ist das Projekt dann noch mit alten Preisen kalkuliert,

infolge der Preissteigerung wird die Umsetzung aber deutlich teurer.

Tipp 3: Seien Sie misstrauisch, wenn der Auftraggeber von weiter weg kommt Bei Ihnen meldet sich ein Bauträger, der nicht aus Ihrem unmittelbaren Einzugsgebiet kommt und Ihren Betrieb mit Bauarbeiten beauftragen will? „Das sollte Sie stutzig machen“, sagt Hullermann. „Es kommt durchaus vor, dass klamme Bauträger versuchen, Aufträge an Baubetriebe aus anderen Städten oder Regionen zu vergeben“, erläutert der Jurist.

Tipp 4: Vereinbaren Sie, welche Leistungen Sie genau erbringen sollen Sie haben sich entschieden, den Auftrag anzunehmen? Dann hat Hullermann einen Tipp für den Vertrag: „Legen Sie unbedingt fest, welche Leistungen Sie erbringen sollen und wie diese Leistungen abzurechnen sind“, sagt der Fachanwalt. Er empfiehlt Handwerkern, auch zu vereinbaren, was gelten soll, falls noch Zusatzleistungen nötig werden: „So schaffen Sie Klarheit und vermeiden Konflikte.“

Tipp 5: Bieten Sie eine Sicherheit, wenn Sie im Gegenzug eine Vorauszahlung erhalten Beim Materialeinkauf gehen Handwerker oft in Vorleistung und das birgt immer ein finanzielles

Nicht nur auf der Baustelle gilt „safety first“! Wir haben zehn Tipps, wie Bauhandwerker ihr finanzielles Risiko begrenzen, wenn sie in Vorleistung gehen.

„Wenn Bauträger Insolvenz anmelden müssen,

wird es für Handwerksbetriebe oft teuer. Da sind schnell sechsstellige Beträge offen.“

Tobias Hullermann, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht

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Foto: Natnanstock.adobe.com ANNA-MAJA LEUPOLD

Risiko. „Rechtlich haben Handwerker aber keinen Anspruch auf eine Vorauszahlung“, erläutert Hullermann.

Doch der Baurechtler kennt eine Möglichkeit, wie Sie sich mehr Sicherheit verschaffen können. „Sagen Sie Ihrem Vertragspartner, dass Sie gerne eine Vorauszahlung hätten, und bieten Sie im Gegenzug eine Sicherheit an“, rät der Rechtsanwalt. Willigt Ihr Geschäftspartner ein, ist das zwar mit Aufwand für Sie verbunden. Schließlich müssen Sie eine Sicherheit zum Beispiel in Form einer Bankbürgschaft stellen. Doch laut Hullermann lohnt sich der Aufwand: „So haben Sie das Geld sicher und müssen nicht auf eigenes Risiko in Vorleistung gehen.“

Tipp 6: Vereinbaren Sie einen Zahlungsplan Bei Verträgen mit Bauträgern wird typischerweise die VOB/B vereinbart. Was für Abschlagszahlungen gilt, ist in § 16 VOB/B geregelt. „Das muss also nicht im Vertrag stehen“, sagt Hullermann. Handwerkern empfiehlt er zu prüfen, ob ein Zahlungsplan sinnvoll ist. Dem Baurechtler zufolge hilft das, Konflikte auf der Baustelle zu vermeiden: „Mit einem Rahmenzahlungsplan wissen beide Seiten genau, wann welche Leistung abgerechnet wird.“

Ein solcher Plan könne zum Beispiel wie folgt aussehen:

ɓ Nach Fertigstellung der Bodenplatte werden 10 Prozent der Gesamtsumme fällig.

ɓ Sobald das Erdgeschoss steht, muss der Bauträger 20 Prozent der Gesamtsumme zahlen.

ɓ Ist der erste Stock des Rohbaus fertig, werden noch einmal 20 Prozent der Gesamtsumme fällig.

Tipp 7: Konsequent Abschlagsrechnungen stellen

Ein Anspruch auf Abschlagszahlung bringt Ihnen nur etwas, wenn Sie diese auch konsequent einfordern. Deshalb rät Hullermann: „Stellen Sie regelmäßig Abschlagsrechnungen.“ So könnten Sie sicherstellen, dass Sie bei dem Bauprojekt nicht zu stark in Vorleistung gehen.

Tipp 8: Nur prüffähige Rechnungen verschicken

Damit Handwerker Anspruch auf Bezahlung haben, müssen sie an ihre Kunden Rechnungen verschicken, die prüffähig sind. „Handwerker sollten deshalb konsequent darauf achten, dass sie alle formalen

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Foto: Barbara Gandenheimer Tobias Hullermann, Fachanwalt für Bauund Architektenrecht

Vorgaben erfüllen, damit die Kunden die Rechnungen prüfen können“, sagt Hullermann. Wie genau die Rechnung aussehen muss, hängt dem Baurechtler zufolge vom Einzelfall ab: Wenn im Vertrag beispielsweise ein Leistungsverzeichnis vereinbart sei, müsse die Aufstellung nach Leistungsverzeichnis für die erbrachten und abgerechneten Leistungen auch Teil der Rechnung sein. Es könne aber auch sein, dass Handwerker ein Aufmaßprotokoll beilegen müssen, damit die Rechnung prüffähig ist.

Tipp 9: Zahlungseingang konsequent prüfen

Sobald Sie eine Rechnung verschickt haben, sollten Sie laut Hullermann im Kalender notieren, wann die Zahlung fällig wird. Nach Ablauf der Frist empfiehlt er Handwerkern, konsequent zu prüfen, ob die Zahlung eingegangen ist.

Doch was ist zu tun, wenn das Geld nicht auf dem Konto ist? „Es gibt kein Patentrezept für solche Fälle“, sagt der Baurechtler. Erfahrungsgemäß mache es aber meist Sinn, mit dem Auftraggeber zunächst zu reden. „Damit Sie sich rechtlich absichern, sollten Sie aber auch eine Zahlungserinnerung schicken“, rät Hullermann.

Tipp 10: Bei offenen Rechnungen nicht einfach die Arbeit einstellen

Auf Ihrem Konto ist trotz Zahlungserinnerung noch immer kein Geld eingegangen? Dann ver-

spüren Sie womöglich den Wunsch, die Arbeiten auf der Baustelle mit sofortiger Wirkung einzustellen. Trotzdem sollten Sie das nicht machen: „Mit einem Baustopp verhalten Sie sich treuwidrig. Damit machen Sie sich schadensersatzpflichtig, wenn der Auftraggeber nicht in Verzug ist“, warnt Hullermann. Er weist zudem darauf hin, dass bei VOB/B-Verträgen zwingend eine Nachfrist zu setzen ist, bevor die Arbeiten eingestellt werden dürfen.

Statt vorschnell zu handeln, empfiehlt Hullermann Handwerkern, sich juristisch beraten zu lassen: „Mit Ihrem Anwalt können Sie zum Beispiel überlegen, ob es in Ihrem Fall Sinn macht, die Bauhandwerkersicherung oder eine Handwerkersicherheitshypothek zu fordern.“ Hullermann weist allerdings darauf hin, dass insbesondere die Bauhandwerkersicherung ein „scharfes Schwert“ ist: „Wenn Handwerker eine Sicherheit nach § 650f BGB fordern, rutscht die Stimmung auf der Baustelle meist in den Keller.“ W

Kein Geld trotz sauberer Arbeit und Zahlungserinnerung? Statt vorschnell zu handeln, ist nun juristischer Rat oft der bessere Weg, rät Fachanwalt Tobias Hullermann.

Handwerker sollten konsequent darauf achten, dass sie alle formalen Vorgaben erfüllen, damit die Kunden die Rechnungen prüfen können“

Tobias Hullermann, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht

Betrieb 16 NDH 6/2024 Foto: fotoslazstock.adobe.com

Mit einem einfachen Bewerbungsprozess zu neuem Personal

Zu umständlich, zu langsam, nicht mobil möglich: Laut einer Befragung des Unternehmens Softgarden1 haben schon mehr als die Hälfte aller Jobsuchenden den Bewerbungsprozess aus diesen Gründen abgebrochen. Dabei sollte ihnen in Zeiten, in denen Fachkräfte und Auszubildende Mangelware sind, die Bewerbung so einfach wie möglich gemacht werden.

Ideal: ein kurzer, digitaler Bewerbungsprozess, in dem Interessierte mit wenigen Klicks Informationen über sich liefern und schnell Kontakt zum Betrieb aufnehmen können.

Abschied vom klassischen Anschreiben So ist es vor allem für jüngere Bewerber eine Last, ein ausführliches Anschreiben zu formulieren und verschiedene Unterlagen zusammenzustellen. Eine Studie hat gezeigt: Viele Kandidaten würden sich ohne die Notwendigkeit eines Anschreibens öfter auf ausgeschriebene Stellen bewerben, als sie es letztlich tun. Denn gerade junge Jobsuchende haben Probleme damit, sich einem zukünftigen Arbeitgeber prägnant und aussagekräftig vorzustellen. Hinzukommt, dass viele Bewerber ein Anschreiben aus Textbausteinen zusammensetzen oder im schlimmsten Fall nur die Adresse austauschen.

Kurz, knackig, online Große Chancen auf Bewerbungen haben Sie, wenn Sie Ihren zukünftigen Mitarbeitenden eine Onlinebewerbung ermöglichen – auf Ihrer Webseite oder Ihren Social-Media-Kanälen. Gerade Angehörige der Generationen Y und Z erledigen viele Angelegenheiten bevorzugt online. Was viele potenzielle Kandidaten abschreckt: ein langer Fragebogen. So gaben bei einer Umfrage des Unternehmens Softgarden 45 Prozent der Befragten an, sie würden maximal zehn Minuten mit der Dateneingabe in Bewerbungssysteme beschäftigt sein wollen.1

Digitalisieren Sie also Ihren Bewerbungsprozess und stellen Sie darin eine Auswahl an Fragen zusammen, die dem Bewerber das Beantworten möglichst leicht macht – im Idealfall als Multiple

Schnell muss es gehen, unkompliziert soll es sein: Damit Jobsuchende nicht aus dem Bewerbungsprozess aussteigen, sollte dieser möglichst kurz sein.

Choice. Gleichzeitig sollten Ihnen die Fragen einen guten ersten Eindruck von den Kandidaten ermöglichen.

Schnell reagieren

Haben Sie Bewerbungen erhalten, sollten Sie schnell darauf reagieren. Ein bis zwei Wochen sind dafür eine gute Zeit. Warten Sie länger, riskieren Sie, dass die Kandidaten die lange Antwortdauer als Desinteresse wahrnehmen und sich anderweitig orientieren. Zudem ist eine schnelle Reaktion auf die Bewerbung ein Zeichen dafür, dass Sie gut organisiert sind.

Die Lösung für einen digitalen Bewerbungsprozess Einen einfachen, schnellen und digitalen Bewerbungsprozess bietet Ihnen die Lösung der Schlüterschen zusammen mit „handwerk.com“. Diese Lösung ermöglicht Interessenten eine unkomplizierte Bewerbung. Jobsuchende stellen ihre Qualifizierung und Motivation über einen kurzen Fragebogen dar. Über die individuell auf Ihren Betrieb zugeschnittenen Fragen geben sie die wichtigsten Eckpunkte zu ihrer Person und ihren Fähigkeiten an – das spart sowohl den Bewerbenden als auch Ihnen Zeit. Anschließend landen die Antworten samt Kontaktdaten in Ihrem E-Mail-Postfach.

Sparen Sie sich Zeit und machen Sie für Ihre Bewerber den Ablauf so einfach und unkompliziert wie möglich!

Für weitere Informationen QR-Code scannen.

1) https://go.softgarden.com/de/study/bewerbungsreport-recruitingprozesse/

NDH 6/2024 17 Anzeige

Dürfen Arbeitgeber die Farbe der Arbeitskleidung vorschreiben? Darüber musste jetzt ein Gericht entscheiden.

Rote Arbeitskleidung verweigern?

Ein Mitarbeiter will die rote Arbeitsschutzhose, die sein Arbeitgeber vorschreibt, nicht tragen. Er erhält eine Kündigung – doch wer hat Recht?

Der Fall: Ein Arbeitnehmer arbeitet seit knapp zehn Jahren in einem Betrieb in der Produktion. Er arbeitet unter anderen an der Kappsäge und mit Akkubohrern. Zudem schneidet er Profile zu und arbeitet in der Montage viel auf Knien. Der Arbeitgeber stellt seinen Mitarbeitenden für alle betrieblichen Tätigkeiten Arbeitskleidung zur Verfügung.

Es gibt eine Kleiderordnung. In den Bereichen Montage, Produktion und Logistik sollen unter anderem rote Arbeitsschutzhosen getragen werden. Der Mitarbeiter erscheint jedoch grundsätzlich in einer schwarzen Arbeitshose und verweigert auch nach zwei Abmahnungen das Tragen der roten Arbeitsschutzhose des Betriebs. Daraufhin

erhält er die Kündigung und verklagt seinen Arbeitgeber. Das Urteil: Die Richter am Landesarbeitsgericht (LAG) Düsseldorf entscheiden zugunsten des Betriebs. Der Arbeitgeber sei berechtigt, die Farbe der Arbeitsschutzhose vorzuschreiben. Die Persönlichkeitsrechte des Arbeitnehmers seien nur in der Sozialsphäre betroffen.

Viel wichtiger sei hier die Arbeitssicherheit. Rot als Signalfarbe dürfe angeordnet werden, da in dem Arbeitsbereich auch Gabelstapler fuhren. Die Farbe Rot erhöhe die Sicherheit der Mitarbeitenden. Die Kündigung des Arbeitgebers sei folglich rechtens gewesen. (JA) W

aLAG Düsseldorf:

Urteil vom 21. Mai 2024, Az. 3 SLa 224/24

Kündigung für üble Äußerung?

Ein Betrieb kündigt einem Mitarbeiter nach einer Firmenfeier fristlos – wegen einer sexistischen Äußerung gegenüber einer Kollegin. Zu Recht?

Der Fall: Auf einer Firmenfeier eines Kleinbetriebs sammelt eine Mitarbeiterin unter den Kollegen Geld für ein Geschenk. Als einer der Kollegen nicht passend zahlen kann und die Mitarbeiterin nicht wechseln kann, sagt er im Beisein anderer Kollegen: „Wir können sie ja auf den Kopf stellen und die Geldkarte durch den Schlitz ziehen.“ Die Frau beschwert sich daraufhin beim Geschäftsführer und der Betrieb kündigt dem Mitarbeiter fristlos.

Das Urteil: Vor dem Arbeitsgericht (AG) Elmshorn hat der Mann keinen Erfolg. Das Gericht stellte klar, dass unerwünschte Bemerkungen sexuellen Inhalts eine sexuelle Belästigung darstellen können. Und das sei ein wichtiger Grund für eine außerordentliche Kündigung, wenn die Bemerkung eine Würdeverletzung der betreffenden Person bezweckt oder bewirkt.

Das Verhalten des Mitarbeiters stelle eine sexuelle Belästigung dar und sei

schwerst beleidigend. Mit der Äußerung werde die Kollegin „auf derbste Art und Weise zum Objekt sexueller Anspielung herabgewürdigt“, heißt es in der Pressemitteilung. Es handele sich in diesem Fall nicht um eine bloße „Anzüglichkeit“, sondern „um eine besonders krasse Form der Herabwürdigung“. Die Äußerung könne nur frauenfeindlich beziehungsweise sexistisch verstanden werden.

Die Gesamtumstände der Firmenfeier änderten nichts an der Bewertung. Selbst wenn dort Alkohol konsumiert wurde und eine gelöste Stimmung herrschte, mache dies die Äußerung nicht weniger schlimm. (AML) W

aAG Elmshorn:

Urteil vom 26. April 2023, Az. 3 Ca 1501 e/22

Mitarbeiterin mit sexueller Äußerung herabgewürdigt: Laut einem aktuellen Urteil kann das eine außerordentliche Kündigung aus wichtigem Grund rechtfertigen.

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Glasermeister Sven Sterz und Azubi Sören verstehen sich blendend.

Was hilft gegen den Fachkräftemangel?

„Gegen Industrielöhne kommst Du nicht an“, sagt Glasermeister Sven Sterz. In der ZDF-Sendung 37 Grad nennt er Gründe, warum das Handwerk trotzdem nicht chancenlos ist.

„Wir machen uns das so angenehm wie möglich“, sagt Glaser Sven Sterz zu seinem Azubi Sören auf dem Beifahrersitz. Der nickt zustimmend und man merkt gleich: Da passen zwei zusammen, der quirlige Glasermeister und sein eher ruhiger Auszubildender. Mit Sören habe er echtes Glück gehabt, sagt Sterz in einem Video aus der Sendung 37°, das jetzt neu auf Youtube zu finden ist. „Was hilft gegen den Fachkräftemangel?“, wollte die Redaktion der ZDF-Sendung von ihm wissen.

Auch Sterz zahlte Lehrgeld: Von drei Azubis blieb einer

Azubis zu gewinnen ist eine Sache, sie zu halten eine andere. Die erste Aufgabe ist Glaser Sterz aus Langen bei Bremerhaven furios gelungen: In einem Facebook-Video zerschlug er eine Glasscheibe, versprach Unterstützung und Prämien. Das Video ging viral, zahlreiche Medien berichteten. Auch das Norddeutsche Handwerk brachte einen aufmerksamkeitsstarken Artikel, wie im ZDF-Beitrag zu sehen ist. Sterz wurde von Bewerbern praktisch überrannt. Doch der Glasermeister musste Lehrgeld bezahlen: Von den drei Azubis, die er im Anschluss an die Facebook-Aktion einstellte, blieb nur einer.

Auch jetzt ist Sören der einzige Azubi, der bei Glaser Sterz lernt. Er ist zufrieden mit Chef und Arbeit – genauso wie der Chef mit ihm. Sterz sieht in dem jungen Mann sogar schon einen möglichen Nachfolger. Doch wie kann der Handwerksunternehmer ihn im Betrieb halten, wenn die Industrie mit viel höheren Löhnen lockt?

Sterz ist es wichtig, dass die jungen Leute etwas lernen und nicht nur „dabeisitzen, fegen, schleppen“. „Besonderheiten, Nettigkeiten,

HIER geht es direkt zum Beitrag des ZDF auf Youtube:

Aufmerksamkeiten“ sind für ihn ein weiterer Pluspunkt: „,Kann ich morgen frei haben‘, ,Können wir da ‘ne Sonderregelung finden‘ – das ist alles menschlicher. Ich denke, das macht das Handwerk aus.“ Die Offenheit für Quereinsteiger kommt dazu: Eine frühere Verkäuferin arbeitet auch im Betrieb.

Azubi Sören schätzt die Arbeit – aber auch die Vier-Tage-Woche Sören will auf jeden Fall noch ein paar Jahre bei Sterz bleiben, als Geselle. Die Übernahme ist ihm sicher. Doch dann? „Man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt“, sagt der junge Mann. Aber er schätzt seine Arbeit bei Sterz und weiß, dass er viel lernen darf. Zudem genießt er die VierTage-Woche, die die Glaserei eingeführt hat. Sie machen es sich eben so angenehm wie möglich in der Glaserei Sterz. (KW) W

Betrieb 20 NDH 6/2024 Foto: Screenshot handwerk.com/ZDF Mediathek
Foto: Screenshot handwerk.com/Youtube
Auch das Norddeutsche Handwerk berichtete auf der ersten Seite über die Aktion von Meister Sterz. Die Ausgabe ist im ZDF-Video zu sehen.

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Schluss mit dem Suchen

Weil eine Hildesheimer Tischlerei ihre Prozesse digitalisiert hat, haben die Handwerker jetzt mehr Zeit für ihre Kunden.

Verschwundene Stundenzettel, unleserliche Baustellendokumentationen oder Zettelchaos im Büro gibt es bei der Malek Fenster & Türen GmbH nicht mehr: „Wir haben mittlerweile ein komplett papierloses Büro“, berichtet Geschäftsführer Simon Malek, der den Betrieb zusammen mit seinem Vater Raimund führt.

Vor mehr als einem Jahr haben die Tischler ihre gesamte Auftragsabwicklung digitalisiert – vom Anlegen der Aufträge bis hin zur Schlussrechnung. „Wir mussten einfach die Notbremse ziehen, weil uns im Büro zunehmend der Überblick fehlte“, sagt Simon Malek. Wegen der gestiegenen Nachfrage häuften sich die Zettel im Büro und das 15­köpfige Team verbrachte zunehmend Zeit damit, Unterlagen zu suchen. Malek suchte deshalb nach einer Möglichkeit, um Ordnung zu schaffen. „Ich wollte ein Tool und nicht viele verschiedene Apps“, berichtet der 32­Jährige. Schließlich fand er eine SoftwareLösung von Hero, die seine Wünsche erfüllte. 2022 fing er an, die Prozesse in seinem Betrieb neu zu digitalisieren: „Wir haben mit der Arbeitszeiterfassung angefangen, um das Team an das Thema heranzuführen“, sagt der Tischler. Nach anfängli­

„Digitale Rechnungen sind viel schneller beim Kunden.“
Simon Malek, Betriebsinhaber

chen Vorbehalten erwies sich die Abschaffung der Stundenzettel schnell als Vorteil: „Es kommt nichts mehr weg und die Mitarbeitenden können selbst nachsehen, wann und wie viel sie gearbeitet haben“, sagt Malek.

Als Nächstes digitalisierte der Unternehmer die komplette Auftragsabwicklung. Dafür rüstete er alle Handwerker mit einem iPad aus: „Bei Kundenterminen dokumentieren sie damit alle Arbeiten und unser Büro kann auf die Daten jederzeit zugreifen“, berichtet der Unternehmer. Das brachte die gewünschte Entlastung: „Durch die Digitalisierung unserer Prozesse konnten wir die Suchzeiten deutlich reduzieren, sodass uns jetzt mehr Zeit für die Kunden und die handwerkliche Arbeit bleibt“, freut sich Malek.

Treiber für Digitalisierung im Handwerk Für Handwerksbetriebe ist der Wunsch nach effizienteren Geschäftsabläufen häufig ein Grund zu digitalisieren. Das zeigt ein aktueller Forschungsbericht des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk in Göttingen (IFH). Auch der Fachkräftemangel sei demnach ein Treiber der Digitalisierung. Schließlich könnten Betriebe

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Foto: Malek Fenster & Türen GmbH Tischler Simon Malek hat in seinem Betrieb die komplette Auftragsabwicklung digitalisiert.

dadurch Kapazitäten für handwerkliche Tätigkeiten schaffen und unbesetzte Stellen bedingt kompensieren, schreibt das IFH.

Der Forschungsbericht zeigt noch andere Gründe, warum Handwerksbetriebe digitalisieren. Dazu zählen:

ɓ die demografische Entwicklung,

ɓ Imagegründe,

ɓ die technologische Entwicklung des Umfelds,

ɓ die Anforderungen der Kundschaft,

ɓ der Wunsch nach mehr Work­Life­Balance und

ɓ staatliche Vorgaben.

Unternehmer Simon Malek ist mit seinem Betrieb inzwischen digital gut aufgestellt. Er weiß, dass er damit auch gut für gesetzliche Vorgaben gerüstet ist, die auf seinen Betrieb zukommen – zum Beispiel die Pflicht zur E­Rechnung. „Das ist ein schöner Randeffekt“, meint der Tischler. Viel mehr freut er sich aber über etwas anderes: „Digitale Rechnungen sind viel schneller beim Kunden und dadurch erhalten wir mitunter auch unser Geld schneller.“

„Es ist eine Herausforderung, sich neben dem Tagesgeschäft mit der Digitalisierung zu beschäftigen.“
Simon Malek, Betriebsinhaber

Kosten oft ein Hemmnis

Geld hat auch im Digitalisierungsprozess eine große Rolle gespielt, schließlich musste Malek in Tablets für die Mitarbeiter und in Software­Lizenzen investieren: „Das war teuer. Aber es hat mich zum Glück nicht von meinem Vorhaben abgehalten“, sagt der Tischler. Selbstverständlich ist das nicht: Laut dem IFH­Bericht sind die Kosten oft ein Hemmnis für Digitalisierungsmaßnahmen im Handwerk. Auch der Fachkräftemangel halte Betriebe davon ab, weil ihr Fokus wegen des Mangels an Beschäftigten auf dem Kerngeschäft liege. Zudem täten sich Betriebe mit Digitalisierungsmaßnahmen schwer, die bislang wenig Erfahrung damit haben.

Auch für Malek war die Umstellung nicht einfach: „Es ist eine Herausforderung, sich neben dem Tagesgeschäft mit der Digitalisierung zu beschäftigen.“ Bei ihm und seinem Team sei der Leidensdruck irgendwann so hoch gewesen, dass er etwas ändern wollte. Davon profitieren jetzt alle: „Wir sind jetzt viel effizienter und sparen auch noch Papier. Die Mühe und die Investition haben sich wirklich gelohnt.“ W

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Solo-Selbstständige: „60 Euro pro Stunde reichen

nicht!“

Wer seine Vollkosten und verkäuflichen Stunden nicht kennt, belügt sich selbst – und schuftet sich in die Armut, warnt Rainer Dreier. Rechnung gefällig?

Die letzten Jahre des Aufschwungs waren bestes Terrain für Gründungen in vielen

Handwerksbranchen: Denn Handwerker waren knapp und Aufträge lagen häufig auf der Straße. „Jetzt, wo die Nachfrage etwas nachlässt, merken viele Selbstständige, dass sie nicht genügend einnehmen, um kostendeckend zu arbeiten“, sagt Rainer Dreier, Gesellschafter des Beratungsunternehmens Fachhandwerk360. In den letzten Monaten seien verstärkt Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmer auf ihn zugekommen, um sich in Sachen Kalkulation besser aufzustellen. Fachhandwerk360 vermittelt Handwerksbetrieben mit der sogenannten Bierdeckel-Kalkulation, was Betriebe brauchen, um wirtschaftlich gut dazustehen.

Ein Problem hat Rainer Dreier bei vielen Gründern im Handwerk beobachtet: Sie würden den Backoffice-Bereich unterschätzen – alle Aufgaben samt der vielen kleinen Nebentätigkeiten jenseits der reinen Auftragsbearbeitung. „Früher haben sie ihre handwerklichen Stunden dem Chef verkauft. Heute sind sie selbst Chef und die zusätzlichen Aufgaben drücken ihre verfügbaren verkäuflichen Stunden enorm.“ So bliebe von einem gängigen Stundenverrechnungssatz von 60 Euro nicht allzu viel übrig.

Herr Dreier, wie gut lebt es sich von 60 Euro die Stunde?

» Rainer Dreier: Das kommt ganz darauf an, wie viele geleistete Arbeitsstunden eines Jahres man tatsächlich abrechnen kann. Leider sind das

weniger, als viele Handwerker beim Eintritt in die Selbstständigkeit glauben. Unsere Erfahrung ist gerade bei Kleinstbetrieben: In der Realität bekommen sie nur die Hälfte ihrer Stunden verkauft. Das weicht in der Regel deutlich von der Kalkulation ab, die sie im Businessplan ihrer Bank vorgestellt haben.

Wie kommt es, dass die verkäuflichen Stunden so gering sind?

» Rainer Dreier: Gehen wir mal von einem motivierten Solo-Selbstständigen aus, der für seine Firma 60 Stunden in der Woche schuftet. Auf das Jahr gerechnet leistet dieser rund 3.132 Stunden. Von diesen sind zunächst die sogenannten Ausfalltage wie Feiertage, Urlaub, Krankheit, Weiterbildung abzuziehen. Das sind jährlich schnell 50 Arbeitstage. Werden 30 Prozent der übrigen Zeit für Bürotätigkeiten benötigt, kommt man auf rund 1.764 Stunden, die der Solo-Selbstständige maximal abrechnen könnte. Aus vielen Beratungsaufträgen wissen wir jedoch, dass eine Verrechnungsquote von 100 Pro-

Erträge in Flammen: Trotz einer 60-Stunden-Woche bleibt bei vielen SoloUnternehmern kaum Geld zum Leben übrig.

„Jetzt, wo die Nachfrage etwas nachlässt, merken viele Selbstständige, dass sie nicht genügend einnehmen, um kostendeckend zu arbeiten.“

Rainer Dreier, Gesellschafter des Beratungsunternehmens Fachhandwerk360

Betrieb 24 NDH 6/2024
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zent nicht realistisch ist. Die sogenannten unproduktiven Zeiten – zum Beispiel das Aufräumen des Lagers, Fahrzeiten und Reklamationen – schlagen oft mit rund 20 Prozent zu Buche. Geht man also in unserem Beispiel von einer Verrechnungsquote von 80 Prozent aus, kann er nur 1.411 Stunden pro Jahr abrechnen.

Was bedeutet das für seinen Betrieb?

» Rainer Dreier: Zunächst heißt das, dass er bei einem Stundenverrechnungssatz von 60 Euro einen Lohnumsatz von rund 84.000 Euro erwirtschaften kann. Bei einem Materialumsatz von rund 50.000 Euro kann dieser Handwerker einen Umsatz von 134.000 Euro erzielen. Zieht man jetzt Materialeinkauf, Sachkosten, Abschreibungen und die Gewerbesteuer ab, bleiben ihm noch rund 60.000 Euro als Privatentnahme übrig.

Rainer Dreier, Gesellschafter des Beratungsunternehmens Fachhandwerk360

Das hört sich doch erstmal gar nicht so schlecht an, oder?

» Rainer Dreier: Auf den ersten Blick ja. Viele Solo-Selbstständige denken, dass dies mit einem Nettogehalt von 5.000 Euro gleichzusetzen ist. Sie vergessen aber, dass davon auch nur rund die Hälfte übrig bleibt: Die andere Hälfte wird für die Krankenversicherung, Altersvorsorge und die Einkommensteuer gebraucht! Unserem hart arbeitenden Chef verbleiben also unterm Strich nur rund 30.000 Euro im Jahr. Für eine 60-Stunden-Woche! Bei einer 40-Stunden-Woche würde er schon fast am Existenzminimum kratzen.

Was raten Sie Solo-Unternehmen?

» Rainer Dreier: Dasselbe, was ich allen Handwerksbetrieben rate: Ihr müsst eure Preisuntergrenze kennen, um vernünftig kalkulieren zu

NDH 6/2024 25 Foto: Privat

JETZT anmelden!: Online-Seminar „Bierdeckel-Kalkulation“: Erfahren Sie in unserem Online-Seminar am 18. Juni, 17:00–18:30 Uhr, wie Sie mit nur drei Zahlen profitabler werden, und tauschen Sie sich mit den Experten Rainer Dreier und Martin Herber aus. Kurzlink: svg.to/BDK können. Der Stundenverrechnungssatz ist eine trügerische Größe. Entscheidend ist der Vollkostensatz. Nur wenn ich meine gesamten Kosten kenne und weiß, wie viele Stunden ich im Jahr abrechnen kann, weiß ich auch, wohin mein Betrieb steuert. Dafür muss ich meine Schmerzgrenze kennen, um genau zu wissen: Ab wann verdiene ich Geld auf der Baustelle und wann zahle ich nur drauf? Unsere Erfahrung aus zahlreichen Praxisfällen: Kalkulieren ist ganz einfach, man muss nur seine Preisuntergrenze kennen! Und diese dann konsequent in der Vor- und Nachkalkulation anwenden, also bei jedem Angebot und bei jeder Schlussrechnung.

Was bedeutet diese Kalkulation für die Wahl der Aufträge?

» Rainer Dreier: Da der Solo-Selbstständige ja auf rund 1.411 abrechenbare Stunden begrenzt ist, macht es Sinn, möglichst nur die Aufträge anzunehmen, die ihm pro Stunde die höchste Wertschöpfung bringen. Aufträge, bei denen unterm Strich nichts übrig bleibt, sollte er ablehnen.

Was ist der einfachste Weg für Solo-Selbstständige, mehr Produktivität zu erreichen?

» Rainer Dreier: Mitarbeiter einstellen und wachsen! Jeder zusätzliche Facharbeiter bringt in etwa die gleichen abrechenbaren Stunden pro Jahr wie der Solo-Selbstständige selbst. Dadurch verteilen sich

seine Fixkosten auf deutlich mehr Stunden und so bleibt am Ende des Jahres in der Regel auch mehr übrig. Wer trotzdem ein Solo bleiben will, sollte mit spitzem Bleistift kalkulieren: Seine wertvollste Ressource, die begrenzten verkäuflichen Stunden, sollte er nur in die Aufträge stecken, die einen auskömmlichen Gewinn bringen. W

w„Der Stundenverrechnungssatz ist eine trügerische Größe. Entscheidend ist der Vollkostensatz“, sagt Rainer Dreier.

„Da der Solo-Selbstständige ja auf rund 1.411 abrechenbare Stunden begrenzt ist, macht es Sinn, möglichst nur die Aufträge anzunehmen,

die ihm pro Stunde die höchste Wertschöpfung bringen.“

Rainer Dreier, Gesellschafter des Beratungsunternehmens Fachhandwerk360

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Nachweispflichten für Handwerker?

Vom
zum

Zulieferteil aus handwerklicher Fertigung bis

Innenausbau im Konzerngebäude: Welche Bedeutung wird das EU-Lieferkettengesetz für Handwerker haben?

Das EU-Lieferkettengesetz – auch bekannt als Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) – ist weitgehend entschieden. Ende April dieses Jahres wurde die Richtlinie vom EU-Parlament beschlossen, Ende Mai passierte sie den Rat der Europäischen Union. Konkrete Gültigkeit wird die Richtlinie für die ersten Unternehmen zwei Jahre nach ihrem Inkrafttreten im Jahr 2027 haben. Die aktuelle Fassung der CSDDD gibt es unter dem Kurzlink svg.to/csddd.

Die Richtlinie soll Großunternehmen im EU-Raum verpflichten, entlang ihrer gesamten weltweiten Wertschöpfungskette menschenwürdig und umweltverträglich zu handeln. Kinderarbeit, Ausbeutung von Arbeitskräften und Umweltverschmutzung sollen von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung und den Transport bis zur Nutzung oder den Verkauf in Europa vermieden werden.

Gesetz für Große, das auch kleine Betriebe trifft KMU – und somit nahezu alle Handwerksbetriebe –werden in der Richtlinie nicht direkt in die Pflicht genommen. Dennoch fürchten Handwerksverbände große bürokratische Aufwände für Handwerker, die sich aus den Nachweispflichten der CSDDD ergeben können. Damit das nicht passiert, wäre der deutsche Gesetzgeber gefragt. Er muss die Richtlinie in deutsches Recht umsetzen, damit ihre Inhalte für deutsche Unternehmen gelten können.

Dabei müsse der deutsche Gesetzgeber darauf achten, zulasten von KMU keine „Bürokratisierungs-Falle“ aufzustellen, mahnt Cornelia Höltkemeier, Geschäftsführerin der Landesvereinigung Bauwirtschaft Niedersachsen (LV Bau). „Auf den

ersten Blick unterscheidet die Richtlinie klar zwischen KMU und Großunternehmen“, sagt sie. „Das Problem ist die Bugwelle, die die Vorgaben für die großen Unternehmen nach sich ziehen: Wenn man die Großen verpflichtet, besteht die Gefahr, dass diese ihre Nachweispflichten schlicht ‚durchreichen‘ an die Ausführenden, ohne selbst Verantwortung zu übernehmen.“

„Die Großunternehmen müssen darlegen, dass es von der Rohstoffgewinnung etwa in Asien oder Afrika über die Weiterverarbeitung und den Schiffstransport nach Europa keine Verstöße gegeben hat“, erklärt Höltkemeier. Zu befürchten sei, dass sie diesen Nachweis schlicht erbringen, indem sie Fragen an die ausführenden Handwerksbetriebe weiterreichen. Fragen wie: „Das Material vom Holz bis zu den Schrauben, die Sie im Projekt verwenden – sind die nach den Vorgaben des Lieferkettengesetzes bedenkenlos einsetzbar?“, formuliert Höltkemeier beispielhaft.

EU-Lieferkettengesetz: Keine Gültigkeit, wenn Großunternehmen Kunde ist? Und laut der LV-Bau-Geschäftsführerin fallen nicht nur von Großunternehmen gefertigte Produkte unter das EU-Lieferkettengesetz. „Das Gesetz

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

EU-Lieferkettengesetz: Müssen Handwerker bei Aufträgen für Großunternehmen bald Papierberge an neuen Nachweisen liefern?

„Der SHK-Betrieb könnte in die Situation geraten, für sämtliche verbauten Komponenten Auskunft darüber geben zu müssen, dass sie dem Lieferkettengesetz entsprechen.“
Betrieb 28 NDH 6/2024

betrifft die gesamte Beschaffung der betroffenen Unternehmen, inklusive der Infrastruktur, innerhalb derer es Produkte herstellt.“ Was also dürfte passieren, wenn ein deutscher Automobilkonzern einen Sanitärbetrieb beauftragt, Waschräume zu sanieren? „Der SHK-Betrieb könnte in die Situation geraten, für sämtliche verbauten Komponenten Auskunft darüber geben zu müssen, dass sie dem Lieferkettengesetz entsprechen“, fürchtet Höltkemeier.

Das bestätigte zunächst auch das EU-Parlament. Am 16. Mai hat eine Parlaments-Sprecherin die Aussage allerdings korrigiert. Die Übersetzung der englischsprachigen Aktualisierung: „Die Handwerker, die Bauarbeiten für das Gebäude eines Großunternehmens ausführen, würden nicht als Geschäftspartner gelten. Das Großunternehmen wäre lediglich ihr ‚Kunde‘, sodass die CSDDDVerpflichtungen des Unternehmens nicht für sie gelten würden.“ Somit sollte die Richtlinie Hand-

werker nicht treffen, die im Großunternehmen ein Bad sanieren oder Geschäftsräume modernisieren. Lediglich wenn Handwerker als Geschäftspartner in die Tätigkeitskette des Unternehmens eingebunden sind, würden die CSDDD-Verpflichtungen für sie gelten. Beispielsweise wenn sie Teile für dessen Produkte fertigen und somit einen Teil zur Haupttätigkeit des Großunternehmens beitragen. Darüber hinaus erläutert die Sprecherin: „Es handelt sich um eine recht komplexe Rechtsfrage, die in den einschlägigen nationalen Rechtsvorschriften genauer erläutert werden muss.“

Cornelia Höltkemeier allerdings überzeugt diese Aussage noch nicht vollkommen: „Die recht formale Differenzierung in der CSDDD, ob ein Betrieb in die Tätigkeit des Großunternehmens ‚eingebunden‘ ist oder nicht, wird in der Praxis nicht wirklich weiterhelfen. Eine eindeutige Klarstellung kann nur durch den deutschen Gesetzgeber, der jetzt am Zug ist, erfolgen.“

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Foto: Privat

Für verbesserte Arbeits- und Umweltschutzbedingungen weltweit nimmt die EU ihre Großunternehmen in die Pflicht. Das werden wohl auch Handwerksbetriebe zu spüren bekommen.

Vorbild Deutschland: Werden Nachweispflichten durchgereicht?

Ihre größte Sorge ist dabei, dass die Großunternehmen mehr Nachweisaufwand an ihre Auftragnehmer durchreichen, als im Sinn des CSDDD wäre. „So passiert es leider schon in der Anwendung des deutschen Lieferkettengesetzes“, sagt die LV-Bau-Chefin. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) trat im Januar 2023 in Kraft und gilt seit diesem Jahr auch für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden. Nach LkSG sollten die nachweispflichtigen Unternehmen eigentlich ernsthaft filtern, welche Fragen sie von ihren Geschäftspartnern zur Erfüllung des Gesetzes beantwortet haben müssen. „In der Praxis wird häufig leider nicht so sorgfältig differenziert“, sagt Höltkemeier.

Dabei stellt das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) in einem ausführlichen FAQ ausdrücklich klar, dass die Pflichten zwischen Großunternehmen und KMU im deutschen Gesetz klar getrennt sind. Es betont, dass nach dem LkSG verpflichtete Unternehmen ihre Pflichten nicht auf KMU abwälzen dürften. Wer das dennoch tue, dem drohen Kontrollen durch das Bundesamt.

KMU bei deutscher Umsetzung schützen In der Praxis passiere es dennoch, sagt die LV-Bau-Chefin. Würde sich dieses Verhalten auch in der Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes etablieren, wären die Folgen für KMU ungleich größer als nach dem LkSG, fürchtet Höltkemeier. Grund: Das europäische Lieferkettengesetz ist strenger als das aktuell noch geltende deutsche. „Im LkSG muss man in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz nur einen Schritt in der Wertschöpfungskette zurückgehen. Im EU-Gesetz betrifft es die gesamte Wertschöpfungskette.“ Bezogen auf eine Schraube zähle dann also nicht nur, ob sie unter menschenwürdigen Bedingungen produziert wurde, sondern unter anderem auch, ob ihr Rohstoff unter menschenwürdigen Bedingungen abgebaut wurde.

„Wir brauchen

einen wirkungsvollen Mechanismus, der verhindert, dass Großunternehmen den Nachweisdruck aus dem CSDDD einfach an kleine Unternehmen durchreichen können.“

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

Ab Inkrafttreten des CSDDD hat die Bundesregierung zwei Jahre Zeit, die EU-Richtlinie mit einem Gesetz in deutsches Recht zu übertragen. Cornelia Höltkemeier sieht es in der Zwischenzeit als größte Aufgabe der Verbände an, darauf hinzuwirken, dass der Fehler vom deutschen Lieferkettengesetz nicht wiederholt wird: „Wir brauchen einen wirkungsvollen Mechanismus, der verhindert, dass Großunternehmen den Nachweisdruck aus dem CSDDD einfach an kleine Unternehmen durchreichen können“, sagt sie.

EU-Lieferkettengesetz: Fakten und Zeitpunkte des Inkrafttretens

Im EU-Lieferkettengesetz CSDDD sollen Großunternehmen in drei Phasen zur Umsetzung verpflichtet werden:

1 Erstmals gelten die Regeln ab 2027, und zwar nur für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten und über 1,5 Milliarden Euro Umsatz.

2 Ab 2028 sollen sie auch für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten und einem Umsatz von über 900 Millionen Euro gelten.

3 Die letzte Stufe erreicht die Richtlinie 2029 Dann gilt sie auch für alle Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und über 450 Millionen Euro Umsatz.

Die Anreize für Großunternehmen, sich an das CSDDD zu halten, dürften groß sein, da empfindliche Sanktionen möglich sind. Laut EU-Parlament könnten etwa Geldstrafen bis zu fünf Prozent des weltweiten Nettoumsatzes des Unternehmens betragen. Zudem erhielten die Geschädigten ein Klagerecht in Europa, sodass die Unternehmen für Schäden haften, die durch die Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten entstehen, und „die Betroffenen vollständig entschädigen“ müssen.

Diese geplanten CSDDD-Regeln wurden abgewendet Eigentlich hatten auch Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden und 150 Millionen Euro Umsatz zur Umsetzung der CSDDD verpflichtet werden sollen. Und: Für Unternehmen in sogenannten Risikosektoren – darunter der für den Bausektor bedeutende Abbau von Bodenschätzen und die Holzwirtschaft – sollte sie ab 250 Beschäftigten und 40 Millionen Euro Nettoumsatz jährlich gelten. Diese harten Vorschriften wurden jedoch im Abstimmungsprozess aus der ursprünglichen Fassung der Richtlinie gestrichen. „Durch diese Nachbesserungen gibt es keine besonders strenge Behandlung von Unternehmen aus dem Bausektor. Für sie gelten nun dieselben Schwellenwerte wie für alle anderen Großunternehmen“, sagt Höltkemeier. W

Betrieb 30 NDH 6/2024

»Topfit im Handwerk«: Viebrockhaus AG gewinnt den 1. Preis

Preisübergabe: (v.l.n.r.) Thomas Bornemann (Kundenberater im Außendienst IKK classic), Wolfgang Werner (Personalvorstand Viebrockhaus AG), Christina Schött (Gesundheitsmanagerin Viebrockhaus AG), Markus Schrader (Regionaldirektor IKK classic)

Jedes Jahr zeichnen die IKK classic und die Unternehmensverbände Handwerk Niedersachsen e.V. (UHN) mit dem Wettbewerb »Topfit im Handwerk« gemeinsam Handwerksbetriebe in Niedersachsen aus, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden einsetzen.

Wir wollen damit die Handwerksbetriebe zwischen Nordsee und Harz noch mehr motivieren, sich für die Gesundheit ihrer Beschäftigten stark zu machen«, so IKK-Regionaldirektor Markus Schrader. »Die Viebrockhaus AG ist dabei mit ihrem Engagement mehr als vorbildlich, dafür wurde sie jetzt mit dem 1. Platz im Wettbewerb ausgezeichnet.«

Gemeinsam mit IKK-Kundenberater Thomas Bornemann gratulierte er dem gesamten Team und überreichte die Urkunde an Personalvorstand Wolfgang Werner und Christina Schött, Gesundheitsmanagerin der Viebrockhaus AG. Das 1954 gegründete Traditionsunternehmen, das in Massivbauweise gebaute Ein- und Mehrfamilienhäuser schlüsselfertig errichtet, hat schon lange die Gesundheit seiner über 1.100 Beschäftigten im Blick. Denn: »Motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte sind das Rückgrat unseres Unternehmens, darum ist es für uns wichtig, dass sie ge-

sund und fit bleiben. Um dies zu erreichen, muss man sich natürlich auch um entsprechende Maßnahmen kümmern«, so Wolfgang Werner.

Darum hat das Bauunternehmen bereits 2018 extra eine Abteilung für betriebliches Gesundheitsmanagement ins Leben gerufen. Mit Hilfe der IKK classic wurde für das betriebliche Gesundheitsmanagement eine Ist-Analyse im Betrieb durchgeführt, auf der verschiedene Maßnahmen aufbauten, die vor allem die Rückengesundheit der Beschäftigten in den Mittelpunkt stellten.

Zudem unterstützt das Unternehmen die Mitarbeitenden bei Facharztterminen, bietet interne und mobile Physiotherapie sowie ein gesundes Mittagessen im hauseigenen Restaurant. »Die Maßnahmen waren ein voller Erfolg, nicht zuletzt, weil sich die Mitarbeitenden noch mehr wertgeschätzt fühlen und sich auch ihre gesundheitliche Situation verbessert hat«, so Wolfgang Werner.

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Foto: © IKK classic
Die Gesundheitsseite der Anzeigen-Sonderveröffentlichung

Fehlerhaftes Material: Was gilt dann?

Gewährleistungsfälle sind für Handwerker mit Mehraufwand verbunden: Diese Regeln gelten für Ein- und Ausbaukosten, wenn Betriebe das Material vom Händler haben.

Nicht immer ist fehlerhaftes Material auf Anhieb zu erkennen. Manchmal stellt sich erst nach dem Einbau heraus, dass Fenster oder Fliesen wieder ausgebaut werden müssen. In einer neuen Broschüre weist der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) darauf hin, dass Betriebe von handwerksfreundlichen Haftungsregeln profitieren, wenn sie das Material von einem Händler bezogen haben. Schließlich hätten sie in solchen Fällen nicht nur Anspruch auf Materialersatz, Betriebe hätten zudem einen sogenannten Aufwendungsersatzanspruch hinsichtlich der Einund Ausbaukosten gegen den Händler. Voraussetzung dafür sei, dass das gekaufte Material mangelhaft ist. Zudem müsse es in eine andere Sache eingebaut, an eine andere Sache angebracht oder im Rahmen eines Vorfertigungsprozesses bearbeitet worden sein. Eingebautes Material könnten beispielsweise Bodenfliesen, Fenster oder Hauselektrik sein. Dachrinnen, Lampen, Lacke oder Farben seien Beispiele für angebrachte Materialien.

Ausschluss per AGB unzulässig

Der Aufwendungsersatzanspruch umfasst laut ZDH unter anderem:

Vor Beginn der Mängelbeseitigung sollten Handwerker mit dem Materialhändler eine Einigung über die zu erwartenden Kosten erzielen.

ɓ die Anfahrtskosten,

ɓ die Fehlersuche zur Verifizierung des Mangels,

ɓ den Ausbau der Sache,

ɓ die Abwicklung des Umtauschs,

ɓ die erneute Zurichtung und Parametrierung,

ɓ den Wiedereinbau sowie

ɓ gegebenenfalls neue Funktionsproben und die Änderung der Abwicklung.

Damit im Nachhinein kein Streit über die Kosten der Mängelbeseitigung entsteht, hat der ZDH einen Tipp für Betriebe. Vor Beginn der Mängelbeseitigung sollten sie mit dem Materialhändler eine Einigung über die zu erwartenden Kosten erzielen.

Dass Materialhändler Ansprüche per AGB ausschließen, sei in der Regel unzulässig, sofern nicht ein besonderer Grund besteht. Und was sollten Handwerker tun, wenn Händler ihnen eine haftungsbeschränkende AGB vorlegen? Der ZDH empfiehlt Betrieben, solche Fälle der Handwerkskammer oder der Innung zu melden, um die AGB prüfen zu lassen. (AML) W

Weitere Infos: svg.to/material

Betrieb 32 NDH 6/2024 Foto: yuriygolubstock.adobe.com
Selbst bei genauem Hinsehen zeigen sich Materialfehler oft nicht auf den ersten Blick.
w

Frische Farben für den Freizeitpark

Bei Wind und Kälte 1.500 Liter Farbe an eine 100 Meter lange Fassade zu bringen, ist herausfordernd. Doch dieser Auftrag war pünktlich zum Saisonstart im Heide Park Resort Soltau fertig.

Die Farben Orange und Rot strahlen von der Fassade des riesigen Gebäudes am Eingang des Freizeitparks in Niedersachsen. „Die Töne sind genau auf das Logo des Heide Parks abgestimmt“, berichtet Malermeister André Wasylciw. Der Park habe die Anforderung an die Farbgebung des Abenteuer-Hotels vorgegeben und die Maler tüftelten mit dem Lieferanten so lange, bis der Ton passte. „Für die 3.500 Quadratmeter Fassade haben wir insgesamt 1.500 Liter Farbe verbraucht“, berichtet der Inhaber des Malerbetriebs Eylers in Schneverdingen.

„Durch den Wind ist die Plane mehrfach gerissen“

In fünf Bauabschnitte wurde die Fassade unterteilt, etwa vier Mitarbeitende aus dem Team von 20 Beschäftigten seien vor Ort gewesen. Die größte Besonderheit an dem Projekt: „Wir haben die Abschnitte nach und nach eingehaust, weil es immer wieder geregnet hat. Durch den Wind ist die Plane mehrfach gerissen und wir haben alles gegeben, damit die Feuchtigkeit nicht eindringt“, berichtet Wasylciw. Nur durch den Schutz der Planen und die Beheizung mit Warmluft habe die Farbe dauerhaft gehalten und der Auftrag konnte pünktlich fertig werden.

Zudem sei der Putz an der Oberfläche des Gebäudes extrem rau gewesen, sodass die Maler das Objekt zweimal streichen mussten, um die gewünschte Farbgebung zu erzielen. Alltäglich sei dieser Auftrag aufgrund dieser Besonderheiten nicht gewesen. „Wir sind Abschnitt um Abschnitt

André Wasylciw war zufrieden mit seinem Team und dem Ergebnis seiner Arbeit. 1.500 Liter Farbe hat der Betrieb für den Auftrag benötigt.

In fünf Abschnitten haben sich die Handwerker vom Malerbetrieb Eylers aus Schneverdingen an der Fassade entlang gearbeitet.

besser geworden und haben dazugelernt“, sagt der 34-jährige Meister. Auch die Koordination mit den anderen Gewerken wie den Gerüstbauern habe reibungslos funktioniert.

Tolle Referenz für den Malerbetrieb mit Drohne dokumentiert

Seit 2021 führt der Betrieb immer mal wieder Aufträge für den Freizeitpark aus – von Anstricharbeiten innen und außen über Korrosionsschutz an Fahrgeschäften bis hin zu den Verwaltungsgebäuden und Imbissgeschäften. „Ein großer Vorteil ist, dass wir mit dem Auto in zehn Minuten dort sind“, berichtet der Unternehmer, der als Kind selbst oft dort war.

Großer Pluspunkt für den Handwerksbetrieb: Der Heide Park ist deutschlandweit bekannt und dieser Auftrag deshalb eine tolle Referenz. „Wir haben uns für die Dokumentation extra eine Drohne angeschafft und schöne Aufnahmen der Arbeiten gemacht“, sagt Wasylciw. Geplant sei, daraus ein Video für die Website und die SocialMedia-Kanäle zu machen.

Pünktlich seit der Saisoneröffnung strahlt die Fassade in frischen Farben. Für den Betrieb war der Auftrag aber noch aus einem anderen Grund ein Glücksgriff: „Wir arbeiten sonst viel in Neubauten und dieser Bereich schwächelt momentan. Deshalb hat uns der Heide Park auch wirtschaftlich gutgetan“, sagt der Malermeister. (JA) W

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Foto: Jakob Jahn Orange-rot leuchtet die Fassade des Abenteuer-Hotels im Heide Park Resort Soltau.
Foto: Privat Foto: Maria Haemmerling

Tüfteln

für den guten Geschmack

Immer mehr Menschen wollen sich vegan ernähren. Für diese Zielgruppe entwickelt und produziert Fleischermeister Lars Bode neue Produkte. Einen Großteil davon liefert er an Mensen und Betriebsrestaurants.

JAHN

Viel Schlaf braucht Fleischermeister

Lars Bode nicht. Ein Glück – denn sonst würde er das Arbeitspensum in seinem Betrieb sicher nicht schaffen. „Ich komme mit ein paar Stunden nachts aus und lege mich meist am Nachmittag nochmal hin“, sagt der Unternehmer aus dem südniedersächsischen Bockenem.

Bode ist zwar nicht mehr in allen Bereichen des 60­Mann­Betriebs operativ dabei. Dennoch hat er in der Gesamtorganisation, im Einkauf, in der Logistik und in der Akquise von Geschäftskunden die Fäden in der Hand.

Vegane Produkte machen 20 Prozent des Umsatzes aus

Eine Aufgabe liegt Lars Bode besonders am Herzen: die Entwicklung und Vermarktung von veganen Produkten. Bei Kunden stehen Curry­ und Bratwürste, aber auch vegane Schnitzel und eine vegane Frikadelle,

„Bei einer Verkostung wurden die veganen Alternativen 100 Mal mehr nachgefragt als die tierischen Angebote.“

Lars Bode,

Fleischermeister

die Veganoulette, hoch im Kurs. „Nach den coronabedingten Schließungen von Restaurants und Mensen ist die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln enorm gestiegen“, sagt Bode, der den Betrieb neben seinem Elternhaus 2002 von seinem Vorgänger gekauft hat. Diese Nachfrage habe er zum Anlass genommen, selbst in die Entwicklung einzusteigen. Als Basiszutat verwendet er Erbsen. „Ich wollte eine Grundlage, die nicht genverändert ist und die in Europa angebaut wird“, begründet der Unternehmer. Zudem eigne sich der Geschmack der Erbse gut als Fleischersatz. Im Vergleich dazu sei Soja beispielsweise sehr dominant.

Es begann mit einem guten Kontakt zur Göttinger Uni-Mensa Als Testesser für die veganen Produkte konnte Lars Bode vor allem Studierende gewinnen. Das hat mit seinem Kontakt zur Uni­Mensa in Göttingen zu tun – die erste Mensa, die die Fleischerei Bode

34 NDH 6/2024
Foto: Martin Jahn Setzt auf regionale Produkte und reagiert auf aktuelle Kundennachfragen: Fleischermeister Lars Bode. MARTINA

seit 2018 mit Fleischereiprodukten beliefert. „Wir setzen schon lange auf artgerechte Tierhaltung und Schlachtung und bekommen die Tiere von Bauern aus der Region“, sagt der Unternehmer. Das Konzept kam bei den Entscheidern des Studentenwerks gut an – und der Geschmack hat die Testesser überzeugt. Für seine vegane Bratwurst habe Bode sogar schon Fanpost erhalten: Es sei die erste, die nach echter Bratwurst schmecke, berichtet er stolz.

Schnell kamen mehr Studentenwerke als Großkunden hinzu – in Niedersachsen und anderen Teilen Norddeutschlands. Heute essen mehr als 20.000 Studenten an über 14 Standorten Schnitzel oder Würstchen aus der Fleischerei Bode. Und natürlich auch die veganen Varianten. „Bei einer Verkostung wurden die veganen Alternativen 100 Mal mehr nachgefragt als die tierischen Angebote“, erinnert sich Bode.

Aus Gesprächen mit den Studierenden und anderen Kunden weiß er, dass viele Menschen aus Überzeugung auf Fleisch verzichten. „Die meisten mögen den Geschmack, wollen aber die Folgen des Fleischkonsums nicht tragen.“ Ein Ansporn für ihn, viele Monate an Geschmack und Konsistenz der Produkte zu tüfteln.

Auch in zahlreichen Unternehmenskantinen Norddeutschlands stehen Bodes Fleischereiartikel auf dem Speiseplan. Und zwar überall, wo der Betriebsrestaurant­Anbieter Essenszeit die Mitarbeitenden verköstigt. „Regionalität, Frische und Geschmack sind unsere Pluspunkte“, berichtet der Fleischermeister. Wenn der Anbieter wächst, wächst der Handwerksbetrieb mit.

Vermarktung steigert das Wachstum Mittlerweile hat sich Lars Bode auch die Kühltheken im regionalen Einzelhandel erschlossen. Die abgepackten veganen Würstchen seien dort der Renner. Im Frühjahr landete der Unternehmer einen besonderen Coup in Sachen Vermarktung: Pünktlich am Ausstrahlungstag einer Fernsehsendung über seinen Betrieb hat Bode einen Online­Shop gelauncht. „Das Timing hätte besser nicht sein können“, freut sich der 49­Jährige. Verpackung und Versand erfolgen in den eigenen Räumen.

In 20 Jahren sind aus zehn Mitarbeitern in der Fleischerei 60 geworden. Wie schafft Bode es, an gutes Personal zu kommen und das auch zu halten? „Ganz einfach: Wer gut behandelt und bezahlt wird, kommt gern zur Arbeit.“

Auf dem Erfolg ausruhen will der Meister sich nicht. Er denkt vor allem daran, wie er seinen Betrieb zukunftsfähig macht. Beispielsweise will er in eine PV­Anlage investieren, um die enormen Stromkosten etwas zu drosseln. Sein Langzeitziel: der Einstieg seiner noch jungen Tochter. W

„Regionalität, Frische und Geschmack sind unsere Pluspunkte.“
Lars Bode, Fleischermeister

Tischler Nord: Neuer Landesinnungsmeister

Andree Zoppke (Foto rechts) wurde auf der diesjährigen Landestagung des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen einstimmig zum neuen Landesinnungsmeister von Tischler Nord gewählt. Er tritt die Nachfolge von Matthias Winter an, der nach zehn Jahren aus dem Amt ausscheidet. Tischlermeister Zoppke ist seit 2015 Obermeister der Tischler-Innung Celle und seit Langem ehrenamtlich im Landesverband des Tischlerhandwerks aktiv. Parallel ist er auf Landes- und Bundesebene im Berufsbildungsausschuss tätig. Zoppke ist seit 2003 Miteigentümer der Tischlerei Götze und Zoppke OHG in Celle, Ortsteil Altenhagen. (DEG)

Schlag gegen „fliegende Dachdecker“

Mit hunderten Zoll- und Polizeibeamten sind Zoll und Staatsanwaltschaft Osnabrück in mehreren Bundesländern gegen ein mutmaßlich illegales Firmennetzwerk vorgegangen. Zwei Jahre dauerten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück und des Hauptzollamts Osnabrück gegen die Verantwortlichen von Firmen, die in der Dachdeckerbranche operieren. Am 27. Mai erfolgte der Zugriff, als mehr als 100 Durchsuchungsbeschlüsse im Raum Osnabrück, Hamburg, Berlin und Leer vollstreckt wurden. 590 Zollbeamte hätten, unterstützt von mehreren hundert Polizeibeamten und Spezialkräften, Objekte wie Geschäftsräume und Wohnungen durchsucht. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Darunter: Computer und Mobiltelefone, die von IT-Forensikern des Zolls ausgewertet werden sollen. Auch sieben Schusswaffen seien beschlagnahmt worden. Auf Vermögensabschöpfung spezialisierte Beamte des Zolls hätten bereits umfangreiche Vermögenswerte sichern können. Die Ermittlungen sollen nun weitergeführt werden. (DEG)

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Foto: Tischler
Nord

Wie ein Betrieb keine Mehraufwände mit der eAU hat

Viele Betriebe klagen über Probleme mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Doch dieser Betrieb hat keine Probleme. Woran liegt das?

ANNA-MAJA LEUPOLD

Mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hatte ich bislang noch kein Problem“, sagt Claudia Beil. Die Betriebswirtin kümmert sich beim bayerischen Malerbetrieb Beil um die Lohnabrechnung. Dazu gehört mittlerweile seit mehr als einem Jahr auch der eAU-Abruf bei der Krankenkasse, wenn jemand aus dem Team krankheitsbedingt ausfällt. „Das klappt mit unserem Lohnabrechnungsprogramm reibungslos“, sagt die Unternehmerfrau. Das war Anlass genug, genauer nachzufragen – schließlich klagen viele Handwerksbetriebe über gestiegene Aufwände beziehungsweise über Probleme beim Abruf der digitalen Krankschreibung.

Von der Krankmeldung bis zum eAU-Abruf: Wie sieht der Prozess bei Ihnen aus?

» Claudia Beil: Wenn unsere Mitarbeitenden krank sind, rufen sie morgens meist an oder schreiben eine Whatsapp-Nachricht. Die meisten gehen dann noch am gleichen Tag zum Arzt und informieren uns anschließend über die Dauer der Krankschreibung. Wie, ist ganz unterschiedlich: Manche rufen an und teilen uns mit, bis wann sie voraussichtlich ausfallen. Andere schicken ein Foto von ihrem gelben Schein und schwärzen die Diagnose.

In unser Lohnbuchhaltungsprogramm trage ich dann ein, an welchen Tagen der Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfällt. Anschließend fragt mich das Programm automatisch, ob ein Attest vorliegt. Wenn ich „ja“ anklicke, startet das Pro-

gramm automatisch den Abruf der eAU, sobald ich die Lohnabrechnung am Monatsende mache. Das funktioniert wunderbar.

Funktioniert es auch, wenn sich jemand an dem Tag krankmeldet, an dem Sie die Lohnabrechnung machen?

» Claudia Beil: Ja. Wir haben mit unseren Mitarbeitenden vereinbart, dass sie jeden Monat zwei Lohnzahlungen von uns erhalten. Drei Kalendertage vor dem Monatswechsel erhalten sie 80 Prozent ihres Lohnes. Am dritten Kalendertag des neuen Monats bekommen sie dann die restlichen 20 Prozent.

Diese Aufteilung hat für uns folgenden Vorteil: Uns bleibt eine Korrekturabrechnung erspart, wenn der Mitarbeiter in der Zeit zwischen Lohnabrechnung und Monatsende noch krank ausfällt, Minusstunden macht oder kurzfristig Urlaub beantragt. Denn das können wir bei der zweiten Lohnabrechnung problemlos berücksichtigen und gegebenenfalls auch noch die eAU bei der Krankenkasse abrufen.

Lohnprogramm ruft eAU bei der Lohnabrechnung ab: Claudia Beil hat damit bislang gute Erfahrungen gemacht.

„Mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hatte ich bislang noch kein Problem. Das klappt mit unserem Lohnabrechnungsprogramm reibungslos.“
Betrieb 36 NDH 6/2024 Fotos: Esther Bauer | mpix-fotostock.adobe.com

Wie viel Zeit kostet Sie die Lohnabrechnung pro Monat?

» Claudia Beil: Bei jeder Lohnabrechnung habe ich pro Mitarbeiter einen Aufwand von etwa zehn Minuten. Derzeit beschäftigen wir sechs Mitarbeitende. Das bedeutet unterm Strich: Pro Monat bin ich zwei Stunden mit der Lohnabrechnung beschäftigt und wenn es schlecht läuft, dann sind es nicht mehr als drei Stunden.

Der Aufwand hält sich dank unseres Abrechnungsprogramms Quick-Lohn zum Glück in Grenzen. Voraussetzung ist allerdings, dass alles gut vor-

bereitet ist. Ich brauche für die Lohnabrechnung einen Überblick über die Arbeitstage, Überstunden und Minusstunden, Urlaubstage und Krankheitstage.

Wie schaffen Sie das, haben Sie die Arbeitszeiterfassung digitalisiert?

» Claudia Beil: Nein, noch nicht. Bislang haben wir noch Stundenzettel im Einsatz, die unsere Mitarbeitenden bei mir im Büro abgeben. Künftig wollen wir aber die Arbeitszeiterfassung digitalisieren. Daher prüfen wir gerade, ob wir ein Tablet für jeden bei uns im Team anschaffen. W

Betrieb NDH 6/2024 37
Claudia Beil, Unternehmerfrau

Neuerung bei Digitaler Rentenübersicht

Welche Altersvorsorgeansprüche habe ich? Die Digitale Rentenübersicht soll diese Frage beantworten. Noch sind die Daten dort nicht vollständig, aber das könnte sich bald ändern.

Per Verordnung hat die Bundesregierung Neuerungen bei der Digitalen Rentenübersicht beschlossen. Damit werden Vorsorgeeinrichtungen, die die

Altersvorsorgeansprüche ihrer Versicherten noch nicht an die Digitale Rentenübersicht melden, zur Übermittlung verpflichtet. Konkret heißt das:

Digitale Rentenübersicht: Ab 2025 sollen sich Nutzer auf dem Portal noch umfassender über ihre bisher erlangten Altersvorsorgeansprüche informieren können.

Foto: Leupold/erstellt mit KI Midjourney

Bis zum 31. Dezember 2024 müssen die fehlenden Daten hinterlegt sein.

Das Online-Portal gibt es bereits seit dem 30. Juni 2023; es richtet sich an alle Bürger, also auch an Selbstständige. Es soll Nutzern dabei helfen, sich einen Überblick über ihre Altersvorsorgeansprüche zu verschaffen – egal ob die Ansprüche aus gesetzlicher, privater oder betrieblicher Vorsorge stammen.

Laut Deutscher Rentenversicherung Bund (DRV) seien zum Start der Digitalen Rentenübersicht zunächst nur Daten von der Deutschen Ren-

tenversicherung, der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) sowie der Union Investment hinterlegt gewesen. Doch seitdem sei die Zahl der teilnehmenden Vorsorgeeinrichtungen gestiegen. Aktuell zähle das Portal mehr als 280 teilnehmende Einrichtungen und es kämen regelmäßig weitere hinzu. (AML) W

wEine aktuelle Liste mit Anbietern von Altersvorsorgeprodukten, die schon jetzt bei der Digitalen Rentenübersicht mitmachen, finden Sie unter rentenuebersicht.de.

Zu späte Pauschalversteuerung?

Weil ein Betrieb die Kosten für die Betriebsfeier erst Monate später pauschal versteuerte, forderte die Rentenversicherung eine Nachzahlung. Zu Recht?

Der Fall: Ein Unternehmen feierte mit seinen Mitarbeitern im September 2015 ein Betriebsjubiläum. Ende März des folgenden Jahres versteuerte der Betrieb die Kosten der Feier pauschal als geldwerten Vorteil. Während das Finanzamt dieses Vorgehen akzeptierte, forderte die Rentenversicherung nach einer Betriebsprüfung eine Nachzahlung.

Das Urteil: Das Bundessozialgericht (BSG) entschied im Sinne der Rentenversicherung. Aufwendungen von mehr als 110 Euro je Beschäf-

tigtem für eine betriebliche Feier seien als geldwerter Vorteil in der Sozialversicherung beitragspflichtig, wenn sie erst erheblich später pauschal ver-

steuert werden, so die Richter. Ärgerlich für den Arbeitgeber: Er hätte der Beitragspflicht entgehen können – aber nur, wenn dies „mit der Entgeltab-

Ein geldwerter Vorteil kann in der Sozialversicherung beitragspflichtig sein.

Foto: Elnurstock.adobe.com

rechnung für den jeweiligen Abrechnungszeitraum“ erfolgt wäre, erläuterten die Richter. Dies wäre im konkreten Fall die Entgeltabrechnung für September 2015 gewesen. Dass im Steuerrecht bei der Pauschalbesteuerung anders verfahren werden könne, ändere an der sozialversicherungsrechtlichen Beurteilung nichts, erklärten die Richter. Der Betrieb muss nun 60.000 Euro nachzahlen. (KW) W

aBSG: Urteil vom 23. April 2024, Az. B 12 BA 3/22 R

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Kein Schmerzensgeld ohne Schaden

Wenn Arbeitgeber personenbezogene Daten unverschlüsselt verschicken, verletzen sie damit den Datenschutz. Auf Schmerzensgeld haben die Geschädigten aber nicht immer Anspruch.

Der Fall: Ein Mitarbeiter verlangte von seinem Arbeitgeber Auskunft über die über ihn gespeicherten Daten. Der Arbeitgeber schickte diese als PDF­Anhang einer unverschlüsselten E­Mail. Der Mitarbeiter sah darin einen Verstoß gegen die Datenschutz­Grundverordnung (DSGVO) und verklagte seinen Arbeitgeber auf Zahlung von 10.000 Euro Entschädigung.

Das Urteil: Das Arbeitsgericht (AG) Suhl entschied im Sinne des Arbeitgebers. Zwar habe dieser einen Verstoß gegen die DSGVO begangen, indem er personenbezo­

gene Daten unverschlüsselt verschickte. Doch der Mitarbeiter habe nicht überzeugend dargelegt, welcher Schaden ihm durch diesen Verstoß entstanden sei. Ein Gefühl des Kontrollverlusts sei nicht genug, um eine Entschädigung zu erhalten, so die Richter des Arbeitsgerichts Suhl.

Damit folgten sie der Argumentation des Europäischen Gerichtshofs. Dieser hatte 2023 klargestellt, dass der bloße Verstoß gegen die Bestimmungen der DSGVO nicht ausreiche, um einen Schadenersatzanspruch zu begründen.

10.000 Euro Schmerzensgeld forderte ein Arbeitnehmer wegen eines Verstoßes gegen die DSGVO.

Glück für den Arbeitgeber. Denn hätte der Mitarbeiter seinen Schaden dem Gericht überzeugend dargelegt, hätte es für ihn teuer werden können. Für Betriebe bedeutet dies, dass personenbezogene

Daten per E­Mail grundsätzlich nur verschlüsselt versendet werden sollten. (KW) W

aAG Suhl: Urteil vom 20. Dezember 2023, Az. 6 Ca 704/23

Umsätze bei alten Kassen schätzen?

In die Jahre gekommene Registrierkassen lassen sich manipulieren. Der Bundesfinanzhof entschied jetzt, ob allein deshalb eine Umsatzschätzung rechtens ist.

Der Fall: Ein Restaurantbetreiber verwendete jahrelang eine elektronische Registrierkasse sehr einfacher Bauart aus den 80er­Jahren. Einen Großteil seiner Umsätze erzielte er über Barzahlungen. Bei einer

Prüfung beanstandete das Finanzamt seine Aufzeichnungen. Es schätzte die Umsätze des Restaurantbetreibers auf das Vierfache. Dieser klagte. Das Urteil: Der Bundesfinanzhof (BFH) entschied im

Umsätze mit Bargeld müssen manipulationssicher registriert werden. Sonst droht eine Schätzung durch das Finanzamt.

Sinne des Restaurantbesitzers. Die Kasse sei zwar manipulierbar gewesen, was einen formellen Mangel darstelle. Diese Tatsache allein reiche aber nicht aus, um eine Vollschätzung zu rechtfertigen. Diese sei nur zulässig, wenn die festgestellten Mängel gravierend seien. Eine tatsächliche Manipulation der Kasse habe aber das Finanzgericht nicht feststellen können. Zudem sei das Wissen um die Manipulierbarkeit alter Kassen erst im Laufe der Zeit gewachsen. Daher sei den Steuerpflichtigen Vertrauensschutz zu gewähren, wenn

ɓ das Kassensystem zur Zeit seiner Nutzung verbreitet und allgemein akzeptiert war und ɓ eine Manipulation unwahrscheinlich ist.

Der BFH verwies den Fall zurück an das Niedersächsische Finanzgericht. Es muss nun die festgestellten Mängel neu erwägen und entscheiden, welche Voraussetzungen beispielsweise für eine Teilschätzung vorliegen. (KW) W

aBFH: Urteil vom 28. November 2023, Az. X R 3/22

Betrieb NDH 6/2024 39 Foto: Artostock.adobe.com
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So werden Praktika zum Erfolg

Hilfe, ein Praktikant kommt! Wer so denkt, versäumt eine große Chance in der Azubi-Gewinnung. Ein Selbstläufer sind Praktika allerdings nicht. Unsere Tipps helfen Ihnen weiter.

Praktikanten stehen im Weg, machen Arbeit und eine gute Aufgabe für sie ist nur schwer zu finden. „Das mag manchmal so sein“, sagt Ausbilderberaterin

Sabine Bleumortier. „Doch Praktika sind ein sehr guter erster Schritt, um gute Azubis zu finden. Wann bietet sich sonst die Möglichkeit, einen potenziellen Bewerber ein bis zwei Wochen kennenzulernen und zu sehen, ob er in den Betrieb und zum Beruf passt?“

Um das herauszufinden, sind allerdings auch ein bisschen Mühe und Vorbereitung gefragt. „Am wichtigsten ist, dass sich die jungen Leute wertgeschätzt und ernst genommen fühlen“, sagt Bleumortier. Die Generation Z sei daran gewöhnt, dass auf ihre Wünsche zumindest eingegangen werde. Gerade jetzt, wo die Ferien vor der Tür stehen, bietet es sich an, Praktikumsplätze anzubieten und so potenzielle Azubis zu gewinnen. Hier kommen ihre fünf Tipps für gelungene Praktika.

Tipp 1: Versorgen Sie Ihren Praktikanten vorab mit den wichtigsten Informationen Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit und das erste Praktikum in einem Betrieb? Es war eine aufregende Sache! „Es hilft, wenn die Schnupperschüler wissen, was sie erwartet“, sagt Sabine Bleumortier. Deshalb empfiehlt sie, den Praktikanten vorab per Whatsapp oder Brief das Wichtigste mitzuteilen:

ɓ Wo sollen sie wann am ersten Praktikumstag sein?

ɓ Bei wem sollen sie sich melden?

ɓ Wer ist ihr Betreuer?

ɓ Wie sollen sie gekleidet sein?

ɓ Sollen sie sich etwas zu essen für den Tag mitbringen?

ɓ Wie lange werden sie am ersten Tag im Betrieb sein?

ɓ Welche Aufgaben erwarten sie?

ɓ Werden Fotos gemacht und auf Ihrer Website oder auf Ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht? Dann brauchen Sie eine Einverständniserklärung, bei Minderjährigen von den Eltern!

Tipp 2: Sorgen Sie im Betrieb für eine gute Betreuung und ein kleines Projekt Am ersten Tag sollte sich Ihr Praktikant im Betrieb willkommen fühlen. „Wichtig ist daher, dass Sie eine gute Betreuung ermöglichen“, sagt die Ausbilderberaterin. Bereiten Sie ihr Team vor, damit Praktikanten nicht als Belastung empfunden werden. „Es ist für alle die Möglichkeit, den eigenen Beruf in gutem Licht zu zeigen und für Nachwuchskräfte zu sorgen“, betont sie.

Trotzdem sollte die Betreuung niemanden überfordern. „Vielleicht gibt es Auszubildende, die sich gern um einen Praktikanten kümmern?“, so Bleumortier. „Oder kann der Geselle, der ihn betreut, von anderen Aufgaben entlastet werden?“

Besonders wertvoll wird ein Praktikum, wenn die Schüler etwas Eigenes anfertigen können. „Wenn es die Möglichkeit gibt, sie ein Projekt in Angriff nehmen zu lassen, sollten Sie diese unbedingt nutzen“, sagt die Beraterin. Ein Schlüsselanhänger aus

Besonders wertvoll wird ein Praktikum, wenn die Schüler etwas Eigenes anfertigen können – nur vom Zuschauen lernen sie wenig.

„Ihr Praktikant war gut, kann aber noch keine Ausbildung beginnen? Dann halten Sie den Kontakt.“
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Foto: M.Dörr & M.Frommherzstock.adobe.com

Holz, ein selbst gebauter Handyhalter aus Metall oder kreatives Basteln mit Materialresten könnten mögliche Ideen sein. „Durch Zuschauen und Aufräumen lernen die jungen Leute den Beruf nicht kennen“, betont Bleumortier.

Und: Nutzen Sie das (gelungene) Projekt, um Anerkennung zu zeigen: Posten Sie ein Foto auf Social Media und loben Sie Ihren Praktikanten für die gute Arbeit.

Tipp 3: Nutzen Sie die Zeit im Betrieb für Hintergründe über Beruf und Ausbildung Ein bis zwei Wochen bleiben Praktikanten in der Regel im Betrieb. In dieser Zeit können Sie Wer- Foto: Elisabeth Pfahler-Scharf

Sabine Bleumortier, Ausbilderberaterin

bung für Ihren Beruf und das Handwerk machen. „Besonders schön ist natürlich, wenn sich auch der Chef mal um den Praktikanten kümmert“, sagt Bleumortier. Vielleicht hat er Fragen zum Betrieb oder Beruf?

Aber auch Sie können erklären: Was lernt man in der Ausbildung? Wo können die Fachkräfte Ihres Gewerks eingesetzt werden?

Und wie kommt man an einen Ausbildungsplatz im Betrieb? „Wenn sich ein Praktikant besonders gut macht, können Sie ihm auch direkt eine Ausbildung anbieten, ganz ohne Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgespräch“, sagt Bleumortier.

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Tipp 4: Geben Sie Ihren Praktikanten ein Erinnerungsstück und ein Zeugnis mit Nicht in jedem Gewerk können Praktikanten etwas Eigenes bauen oder entwickeln. „Dann sollten Sie sich überlegen, ob Sie ihnen ein anderes kleines Abschiedsgeschenk mitgeben können, um an den Betrieb zu erinnern“, rät die Ausbilderberaterin. Das kann ein Werbegeschenk sein wie ein Becher oder ein Zollstock, aber auch Kuchen aus der Bäckerei oder Eintrittskarten für die nächste Messe, auf der der Betrieb vertreten ist.

„Denken Sie auch daran, Ihrem Praktikanten ein kurzes Zeugnis zu schreiben“, sagt Bleumortier. „Denn auch, wenn die Ausbildung in Ihrem Beruf oder Betrieb nicht infrage kommt, ist eine Praktikumsbeurteilung bei einer anderen Bewerbung hilfreich.“

Tipp 5: Halten Sie Kontakt

Der Praktikant war pfiffig, aber noch nicht entschlossen, eine Ausbildung zu beginnen? „Dann halten Sie Kontakt“, sagt Bleumortier. „So können Sie ihn infor-

mieren, wenn bei Ihnen die Bewerbungsphase beginnt oder ihn zum Tag der offenen Tür einladen.“ Überbrücken Sie die Zeit zwischen Praktikum und schon verabredeter Ausbildung? Dann können Sie ihn auch zum Sommerfest oder zum Betriebsgrillen einladen. „Ein gutes Praktikum ist immer Werbung für Ihren Betrieb, auch wenn der Praktikant nicht als Azubi infrage kommt“, betont die Ausbilderberaterin. „Die Schüler tauschen sich untereinander, mit Eltern und Lehrern aus. Wenn Ihr Betrieb dabei gut dasteht, ist diese Mund-zu-Mund-Propaganda Gold wert.“ W

Praktischer Nebeneffekt: Schüler tauschen sich über die Praktikumsstellen aus. War das Praktikum gut, spricht sich das bei potenziellen Bewerbern herum.

„Ein

gutes Praktikum ist immer Werbung für Ihren Betrieb, auch wenn der Praktikant nicht als Azubi infrage kommt.“

Sabine Bleumortier, Ausbilderberaterin

„Wir picken uns die Rosinen raus“

Praktikanten gehören bei HW Hannover Dachbau zum Alltag. „Wir haben fast alle 14 Tage jemanden da“, sagt Bastian Westmann (Foto), Geschäftsführer und Zimmermeister. Kooperationen mit vier Schulen und Stände auf Berufsfindungsmessen sorgen für regelmäßige Bewerbungen. „Da ist vom Girls‘ Day über Praktikanten im Berufsvorbereitungsjahr bis hin zu Schulabsolventen alles dabei“, sagt Westmann. Zwei Wochen verbrin-

gen die Praktikanten in der Regel im Betrieb.

Westmann sieht Praktika als Chance, gute Auszubildende für den wachsenden Betrieb zu finden. „Wir merken schnell, wer Interesse am Beruf hat und die Arbeit schafft. Wir picken uns die Rosinen raus“, so der Zimmermeister. Die „Vorauslese“ ist ihm wichtig. „Einmal haben wir auf Praktika verzichtet und mehr Azubis direkt eingestellt. Da gab es deutlich mehr Probleme im Laufe der Ausbildung“, berichtet Westmann. Die jungen Leute werden möglichst nach ihren Interessen eingesetzt – der Betrieb bildet Dachdecker und Zim-

merer aus. „Wir wollen, dass sie den Berufsalltag kennenlernen, deshalb fahren sie mit auf die Baustellen und bekommen vernünftige Aufgaben.“

Dabei kann auch ein Traum platzen: „Ein Praktikant wollte unbedingt Dachdecker werden, doch dann stellte sich heraus, dass er an Höhenangst litt“, erinnert sich Westmann.

Wichtig ist dem Zimmermeister die Betreuung der jungen Leute. „Es gibt zwei Feedbackgespräche, eines nach einer Woche und eines am Ende“, so Westmann. „Ich will wissen, wie es ihnen geht und was ihnen gefallen hat – oder auch nicht.“ (KW)

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Foto: Phovoirstock.adobe.com Foto: HW Hannover Dachbau GmbH

Zahl der Ausbildungsverträge wächst

Im Handwerk hat Corona für eine Delle bei neuen Ausbildungsverträgen gesorgt. Doch die Zahl der Azubis steigt – in drei Bundesländern sogar besonders stark.

Das Handwerk konnte im vergangenen Jahr wieder mehr junge Menschen in eine Ausbildung bringen. Wie der Berufsbildungsbericht 2024 ermittelt, wurden insgesamt 134.785 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge registriert. Das waren 1.636 oder 1,2 Prozent mehr als 2022. Allerdings ist der Einbruch durch die Corona-Krise noch nicht wieder ausgeglichen: Verglichen mit 2019 entspricht die Zahl einem Minus von 8.090 Verträgen.

Die Entwicklung verteilt sich ungleich –regional und über die Berufe. So stieg die Zahl der neuen Ausbildungsverträge besonders stark in Mecklenburg-Vorpommern (+9,9 %), in Thüringen (+8,2 %) und in Hamburg (+8 %). In Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen ging die Zahl hingegen zurück. In Niedersachsen (+1,1 %) und Sachsen-Anhalt (+4,3 %) stieg sie leicht.

Mehr Auszubildende konnten unter anderen die E-Handwerker verzeichnen. Wie der Berufsverband ZVEH ermittelte, stieg ihre Zahl um 3,9 Prozent. Zu den Berufen mit den stärksten relativen Rückgängen zum Vorjahr zählten laut Berufsbildungsbericht Raumausstatter (–19,1 %), Maurer (–14 %) sowie Beton- und Stahlbetonbauer (–12,6 %).

Mehr Ausbildungsverträge konnte unter anderem das Elektrohandwerk verzeichnen.

Die Entwicklung verteilt sich ungleich –regional und über die Berufe.

Trotzdem sammeln sich einige Handwerksberufe unter den beliebtesten 25 Ausbildungsberufen des vergangenen Jahres: Kfz-Mechatroniker, Elektroniker und SHK-Anlagenmechaniker waren die beliebtesten Ausbildungsberufe für Männer. Klassisch blieb auch die Wahl der jungen Frauen: Friseurin, Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk oder Augenoptikerin.

Mit einem Anteil von fast einem Drittel an allen Neuabschlüssen ist das Handwerk erneut zweitgrößter Ausbildungsbereich. (KW) W

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großflächiger Stretcheinsatz

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Einheitlicher Auftritt: Bei Dammann Bedachungen erhalten alle Handwerker ab dem ersten Tag Arbeitskleidung – auch die Auszubildenden.

Mode, die Azubis begeistert

Zwei Azubis verraten, was sie bei der Arbeit auf dem Bau am liebsten tragen und ob sie andere Wünsche haben als ältere Kollegen.

ANNA-MAJA LEUPOLD

Arbeitshosen, Westen und Pullover sowie T-Shirts – diese Ausstattung haben David Seitz (17) und Marc Lütty (21) schon vorm ersten Arbeitstag bekommen. „Dadurch waren wir gleich als Teil des Teams zu erkennen und haben uns nicht wie Praktikanten gefühlt“, berichten die Azubis von Dammann Bedachungen in Neustadt am Rübenberge. Die beiden sind im ersten Lehrjahr: David will Zimmerer werden und Marc Dachdecker. Für Chefin Petra Dammann ist es wichtig, dass auch die Azubis Firmenkleidung tragen: „Einheitliche Arbeitskleidung, die mit dem Firmenlogo versehen ist, ist einfach die beste Werbung für den Betrieb“, sagt sie. Deshalb investiert Dammann in Arbeitskleidung für das 35-köpfige Team. Doch trotz einheitlicher Firmenkleidung mit Logo tragen nicht alle im Team die gleichen Outfits. „Unsere Mitarbeitenden haben Wahlmöglichkeiten. Zum Beispiel können sie bei Hosen und T-Shirts zwischen verschiedenen Modellen wählen“, berichtet Dammann, die den Handwerksbetrieb zusammen mit ihrem Mann führt.

Unterschiedliche Präferenzen

Marc trägt bei der Arbeit zum Beispiel gerne T-Shirts in einem hellen Grau. Doch wichtiger als Form und Farbe

„Dadurch waren wir gleich als Teil des Teams zu erkennen und haben uns nicht wie Praktikanten gefühlt.“

David Seitz und Marc Lütty, Azubis von Dammann Bedachungen in Neustadt am Rübenberge

ist für den Azubi etwas anderes: „Gerade im Sommer muss das T-Shirt aus einem atmungsaktiven Material sein“, sagt er. Das bestätigt auch sein Kollege David, der bei der Arbeit lieber Polo-Shirts trägt. „Das sieht einfach ordentlicher aus als ein T-Shirt“, findet der Azubi.

Unterschiedliche Vorlieben haben die beiden jungen Männer auch bei anderen Kleidungsstücken: Zum Beispiel trägt Marc an kälteren Tagen gerne Pullover. „Gerade im Winter ist es wichtig für die Gesundheit, dass die Kleidung gut wärmt“, ist der 21-Jährige überzeugt. David hingegen sagt: „Ich gehöre definitiv zum Team Strickjacke.“ Das hat vor allem praktische Gründe: „Wenn mir bei der Arbeit warm wird, muss ich nicht gleich den ganzen Pullover ausziehen, sondern kann den Reißverschluss etwas aufmachen“, berichtet er.

Und haben die beiden jungen Handwerker andere Vorlieben als die älteren Kollegen? „Eigentlich nicht, es gibt nur eine Ausnahme“, sagen David und Marc. „Bei uns im Team tragen die Älteren deutlich lieber Cordhosen.“ Die beiden Azubis hingegen bevorzugen moderne Arbeitshosen: „Die sind deutlich atmungsaktiver und angenehmer zu tragen“, erläutert Marc, der sich nur solche modernen Hosen ausgesucht hat. „Ich habe mir zumindest eine Cordhose

44 NDH 6/2024 Fotos: Privat | FotoKuhn

bestellt, weil ich eine Ausbildung zum Zimmerer mache. Da gehört das irgendwie dazu“, findet David. Allerdings trage er die traditionelle Zunfthose im Sommer nicht, weil das einfach viel zu warm sei.

Individualität trotz Firmenkleidung

Trotz der Arbeitskleidung, die alle Handwerker im Team gestellt bekommen, dürfen die Mitarbeitenden bei Dammann Bedachungen bei der Arbeit auch private Kleidung anziehen. „Ich will keinem etwas aufzwingen“, erläutert Petra Dammann. David trägt zum Beispiel gerne seine selbst gekaufte Strickjacke. Sein Kollege Marc hingegen ist auf der Baustelle häufig mit Cappy zu sehen.

Dem einheitlichen Erscheinungsbild schadet das nicht: „Mindestens ein Firmen-Kleidungsstück mit Logo tragen die Mitarbeitenden immer, sodass unser Team auf Baustellen immer gut zu erkennen ist“, berichtet die Chefin.

Trotzdem achtet sie darauf, welche privaten Kleidungsstücke die Handwerker bei der Arbeit tra-

Loben unter anderem die integrative Funktion der Berufskleidung: die Azubis David Seitz und Marc Lütty.

gen, um neue Trends aufzuspüren. „Eine Zeit lang waren mal Fleece-Jacken besonders beliebt, dann kamen Softshell-Jacken in Mode“, berichtet sie. Dammann versucht, auf solche Trends zu reagieren. Sie könnte sich zum Beispiel vorstellen, den Mitarbeitenden auch Cappies mit Firmenlogo anzubieten: „Bevor wir neue Modelle anschaffen, holen wir uns immer Feedback vom Team ein“, sagt Dammann.

Das sagen die Azubis

Durch den Austausch mit anderen Auszubildenden in der Berufsschule wissen die Auszubildenden David und Marc, wie gut sie es in ihrem Ausbildungsbetrieb getroffen haben: „Andere Azubis bekommen gar keine Firmenkleidung gestellt oder nur die Kosten erstattet, wenn sie die Belege einreichen“, berichten sie.

Und noch etwas wissen die beiden zu schätzen: Bei Arbeitshosen und Westen setzt Dammann Bedachungen auf Mietwäsche. „Für uns bedeutet das, dass wir sie nicht selbst waschen müssen“, sagen die Azubis. W

Stylish durch den Sommer 2024

Ob kühlende Hosen, selbst gestaltete Arbeitskleidung für das Team oder Outfits für Frauen: Hier sind fünf Neuheiten für den Sommer 2024.

Von Frauen für Frauen

Mit „Luna“ hat Helly Hansen eine reine Damenkollektion auf den Markt gebracht. Dem norwegischen Workwear-Hersteller zufolge wurden alle Kleidungsstücke von Frauen für Frauen entworfen und getestet. Teil der Reihe ist die Softshell-Jacke W Luna. Sie verfügt laut Unternehmen über eine DWR-Beschichtung, die für Schutz vor Wind und Regen sorgen soll. Außerdem sei sie mit verstellbaren Bündchen, vorgeformten Ellenbogen und einem hohen Kragen mit einer Fleece-Innenseite ausgestattet.

Team-Kleidung gestalten Die Arbeitskleidung für das Team selbst gestalten? Engelbert Strauss macht das mög-

lich – mit dem CI Configurator MyMotion. Das Tool finden Firmenkunden im Online-Shop des Berufsbekleidungsherstellers. Sie können dort Kleidung aus der e.s.motion-2020Kollektion für das Team nach eigenen Farbwünschen gestalten und direkt mit Logo bestellen. Laut Engelbert Strauss stehen neun Basis- und acht Kontrastfarben zur Verfügung. Insgesamt hätten Handwerksbetriebe aktuell 210 Kombinationsmöglichkeiten.

Kühlende Arbeitshosen Verschiedene Arbeitshosen für den Sommer hat Schöffel Pro im Sortiment. Kühlakku heißt zum Beispiel die kurze Arbeitshose. Dem Berufsbekleidungshersteller zufolge ist sie

ab Juni in Schwarz und in Dunkelblau verfügbar, außerdem sei sie sowohl für Damen als auch für Herren erhältlich. Für einen „extra Kühl-Effekt“ sorge die sogenannte CAFÉ®-ICE-CAFÉTechnologie. Dabei handele es sich um eine Beschichtung auf Kaffee-Basis, die nachweislich für eine Senkung der Hauttemperatur um ein bis zwei Grad sorgen soll, schreibt das Unternehmen.

T-Shirts für den Sommer Der Name Carhartt ist für robuste Arbeitskleidung bekannt. Für den Sommer 2024 hat der US-amerikanische Bekleidungshersteller eine neue T-Shirt-Kollektion mit vier verschiedenen Modellen für Männer herausgebracht.

Eines der Modelle ist ein Kurzarm-T-Shirt: Auf der Brust ist eine markante Grafik des Hersteller-Logos zu sehen. Laut Carhartt ist das Kleidungsstück, das den Namen „C Graphic T-Shirt“ trägt, aus 100 Prozent Baumwolle gefertigt. Dadurch sei es strapazierfähig und angenehm zu tragen.

Sportlicher Look

Für Handwerker hat Engel seit 2017 die Kollektion X-treme im Programm, seither wird die sportliche Linie kontinuierlich erweitert. Dem dänischen Berufsbekleidungshersteller zufolge eignen sich die Kleidungsstücke nicht nur für den Beruf, sie seien auch nach Feierabend gute Begleiter. (AML) W

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Elektrisierend transportiert

Die

E-Offensive von Opel geht weiter: Der neue Movano Electric setzt die Transporterwelt unter Strom. Wir haben das Modell getestet.

SVEN EISENKRÄMER

Der neue Opel Movano Electric ist bekanntermaßen eins von vier Derivaten des gleichen Transporters aus dem Portfolio von Stellantis Pro One. Zwar rankt der Opelblitz an Front und Heck, aber niemand macht einen Hehl daraus, dass es sich bei diesem Fahrzeug technisch und vom Aufbau um den elektrischen Fiat Ducato handelt. Warum auch, ist der Ducato doch mit Abstand das meistverkaufte LCV überhaupt. Warum testen wir also den Opel? Der Movano Electric (bis vor Kurzem hieß er noch Movano-e) ist für unsere Redaktion am schnellsten für einen ausführlichen Test verfügbar gewesen. First come, first served.

Der Transporter wirkt zeitgemäßer als die Vorgängerversion. LED-Scheinwerfer tragen zu einem frischen Auftritt bei. Das Fahrzeug ist in 18 verschiedenen Karosserievarianten erhältlich, wir haben den L3H2-Kastenwagen getestet. Richtig interessant wird es im Innenleben: Der E-Transporter hat eine 110 kWh fassende Batterie spendiert bekommen. Damit soll der elektrische Movano mit einer vollen Ladung bis zu 420 Kilometer weit kommen.

Maximal 139,2 kW Ladeleistung ...

... erreicht der Opel Movano Electric in unserem Test.

Voll geladen im doppelten Sinn

Wir haben ihn also voll geladen. Nicht nur die Batterie, sondern den Laderaum. 2.865 Kilogramm schwer ist der elektrische Movano leer, 3.500 Kilogramm beträgt das zulässige Gesamtgewicht. Ziemlich genau 550 Kilogramm haben wir hineingepackt und dabei auf verzurrte Gewichte gesetzt und nicht die 17 Kubikmeter Laderaumvolumen (genauso viel wie beim Verbrenner) ausgereizt. Übrigens: 5.500 Kilogramm Gesamtmasse im Gespann dürfen es laut Fahrzeugschein sein.

Nur 550 Kilogramm Zuladung reichen natürlich nicht für einen Test, also geht es für die 200 kW (270 PS) starke E-Maschine auch noch richtig an die Arbeit: Autobahn bergauf und wieder bergab, lange, leicht hügelige Überland-Phase, Serpentinen bergab und wieder bergauf – was macht das mit der Reichweite? Okay, die 420 Kilometer aus der WLTP sind in diesem Fahrprofil unrealistisch. Aber der Movano Electric hat uns doch überrascht: Bei dieser wirklich massiven Belastungsprobe oft mit durchgedrücktem Fahrpedal erreichten wir die Schnellladestation mit zehn Prozent Restladung nach 255 Kilometern.

46 NDH 6/2024 Foto: Sven Eisenkrämer
Der Opel Movano Electric ist der größte der leichten Transporterfamilie. Optisch klar zu erkennen ist die Basis des Fiat Ducato.

Und ja, mit gemäßigterem Fahrprofil und geringerer Beladung, nämlich für die Lieferung auf der letzten Meile oder im regionalen Pendelverkehr zwischen Baustellen, zum Beispiel bei Handwerkern, steigt die Reichweite erheblich. Im Schnitt kamen wir auf gut und gerne 350 Kilometer realistische Reichweite mit Einsparpotenzial bei der Fahrweise. Und für jene Anwendungsfälle ist die E-Version des LCV nun mal gemacht.

Maximale Ladeleistung nicht erreicht Und ist man mal auf der längeren Strecke unterwegs, gibt die Leistungselektronik eine Ladeleistung von bis zu 150 kW her. Die haben wir auch beim wiederholten Test an der 400-kW-Ladesäule nicht erreicht, maximal 139,2 kW waren bei den Ladungen von 10 bis 80 Prozent oder auch 5 bis 90 Prozent drin. Die Außentemperatur war bei den Ladungen allerdings auch nahe dem Gefrierpunkt. Etwa eine Stunde dauert der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent. Für dieses Segment und die große Batterie ein vergleichsweise guter Wert, aber natürlich noch immer weit weg von 800-Volt-Systemen bei Pkw.

Die Stellantis-Transporter sind mit diversen cleveren Optionen bestellbar. Neben dem großzügigen Fahrerbereich und viel Platz auch für zwei Beifahrer gibt es zahlreiche Ablagemöglichkeiten. Das neue Infotainmentsystem hebt den Transporter bei der Bedienung auf Pkw-Level, genau wie die kabellose Ladefunktion fürs Smartphone und der digitale Rückspiegel. Das sollte bei allen Transportern doch längst Standard sein! Auch bei den weiteren Sicherheits- und Assistenzsystemen nähert man sich an.

Die optionale Eat&Work-Bank, die als Arbeitstisch genutzt werden, kann erhöht die Praktikabilität im Arbeitsalltag.

Bei der ersten Testfahrt überzeugt der Movano Electric durch seine ruhige und gleichmäßige, dennoch attraktive Beschleunigung. Selbst beladen und bergauf liefert die E-Maschine genügend Kraft zum Überholen. Das Fahrwerk bietet eine gute Balance zwischen Fahrkomfort und Stabilität, auch bei voller Beladung. Die Lenkung ist für einen Transporter dieser Größe wirklich präzise.

Fazit

Der Opel Movano Electric ist durchdacht und leistungsstark. Mit seiner verhältnismäßig hohen Reichweite, der Schnellladefähigkeit und den umfangreichen Features kann er, wenn die Fahrprofile und Rahmenbedingungen stimmen, für Unternehmen eine nachhaltige und effiziente Alternative zum Dieseltransporter bieten. Der Movano Electric startet bei 55.800 Euro als L3H2 35+ (Preis netto exkl. USt.). W

Mehr als 600 Kilogramm dürfen in den E-Movano zugeladen werden.

Foto: Sven Eisenkrämer

Das Cockpit im Transporter ist voll digital und zeigt übersichtlich alle wichtigen Fahrerinformationen.

Foto: Sven Eisenkrämer

Die Eat&Work-Bank dient als Ablage für Arbeitsgerät oder Pausensnack.

Foto: Stellantis

Die Ladekurve zeigt: Maximal 139,2 kWh hat der Movano Electric am Schnelllader erreicht.

Foto: Sven Eisenkrämer

BetriebPLUS NDH 6/2024 47

„Ich liebe unser Handwerk!“ Steffen Thon leitet die Goldschmiede Arthur Müller in vierter Generation. Gerade wurden die Renovierungen für das neue Beratungskontor am Unternehmenssitz abgeschlossen. Nun kann der Betrieb all seine Leistungen unter einem Dach anbieten.

Feuer entfacht Leidenschaft

Bei der Goldschmiede Arthur Müller spürt man die Liebe zum Handwerk. Die Arbeiten der Handwerker können sich sehen lassen –genau wie ihre Meisterquote.

Echtes Handwerk beginnt bei der Goldschmiede Arthur Müller mit echtem Feuer. Statt mit Ring-Rohlingen zu arbeiten, fertigt das erfahrene Team seine Legierungen lieber selbst. Die wertvollen Grundstoffe wie Feingold, Silber und Palladium werden geschmolzen, gegossen, geformt und schließlich zu einzigartigen Stücken geschmiedet. Und die Kunden dürfen mitmachen. Dafür kommen sie von weit her: Aus ganz Deutschland und manchem Nachbarland reisen sie nach Lüneburg. „Feuer als Element ist der Knaller. Damit kriegt man jeden“, sagt Steffen Thon, Geschäftsführer des Unternehmens. Beim gemeinsamen Schmieden springe die Leidenschaft seines Teams für das Handwerk schnell auf die Kunden über.

Personalstärke verdoppelt

Den Großteil seines Umsatzes erwirtschaftet der achtköpfige Betrieb mit Trauringen. Aber auch andere Schmuckstücke vom Ohrring bis zur Halskette gehören zu seinen Spezialitäten. Zum Marketing gehört, dass die Schmuckstücke professionell in Szene gesetzt und fotografiert werden. Die Ergebnisse zeigen die Goldschmiede auf ihrer Website. „Für uns

„Für uns ist das Internet ein Traum! Dadurch werden wir weit über unsere Region hinaus gefunden.“
Steffen Thon, Geschäftsführer

ist das Internet ein Traum! Dadurch werden wir weit über unsere Region hinaus gefunden“, sagt Thon. Der Unternehmer hat den Goldschmiedebetrieb in vierter Generation 2004 vom Vater übernommen. „Nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter blieben mir nur zwei Optionen: Entweder ich übernehme oder der Betrieb wird geschlossen“, erinnert er sich. Sein Vater habe ihm dann komplett freie Hand gelassen. So konnte Thon das Unternehmen nach seinen Vorstellungen ausbauen und verändern. „Wir haben mit alten und neuen Mitarbeitern ein tolles Team aufgebaut und unsere Personalstärke verdoppelt“, berichtet der 47-Jährige.

Ein Betriebswirt, viele Meister Vier Meister beschäftigt der Ausbildungsbetrieb –obwohl er gemäß Handwerksrolle gar keinen bräuchte. Doch Steffen Thon ist die hohe Qualifikation ein persönliches Anliegen. „Ich bin ein großer Fan der Meisterqualifikation und ermutige jedes Team-Mitglied, sich den Titel zu erarbeiten“, sagt er. „Lustigerweise bin ich selbst kein Goldschmied, sondern Betriebswirt“, verrät der Unternehmer. Bei einer großen Juwelierkette machte Thon seine

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Foto: Denny Gille

Im Feuer geboren. Bei der Goldschmiede Arthur Müller beginnt der Gestaltungsprozess mit den blanken Rohstoffen.

kaufmännische Ausbildung, dann folgte ein BWLStudium. Den Weg schlug er aus zwei Gründen ein:

1 „Mein Vater hatte den Meister noch machen müssen, aber ich habe ihn als Unternehmer nicht einmal am Werktisch gesehen, weil es einfach zu viele andere Aufgaben gab.“

2 „Ich liebe unser Handwerk und finde unsere Arbeiten unglaublich schön. Ich hatte aber nie das Bedürfnis, sie durch meine Hände entstehen zu lassen.“

In der Theorie kennt der Unternehmer jede Technik. Die Praxis überlässt er seinen Meistern und Gesellen. Dafür kann er sich mehr Zeit für seine Kunden nehmen und manche Strategie umsetzen.

Alle Arbeiten aus eigener Fertigung

Zur Strategie des Betriebs gehört, jeden Arbeitsschritt des Handwerks im eigenen Haus anbieten zu können – vom Gießen des Edelmetalls bis zur persönlichen Gravur zum Beispiel in der Handschrift des künftigen Ehepaars. Besonders glücklich ist Steffen Thon daher, seit dem Frühjahr 2024 Georgina Bleibaum in seinem Team zu haben. „Mit ihrer Fortbildung zur Edelsteinfasserin komplettiert sie unser Angebot. So können wir wirklich alles aus einer Hand anbieten und müssen nichts rausgeben“, sagt Thon. Zum Lüneburger Traditionsbetrieb ist die 30-jährige Goldschmiedemeisterin gewechselt, weil das Unternehmen großen Wert auf handwerkliches Arbeiten legt. „Mein alter Arbeitgeber entwickelte sich immer mehr in Richtung CAD-Fertigung. Das ist zwar als Ergänzung spannend, hauptsächlich will ich aber mit meinen Händen arbeiten.“ Die halbjährige Weiterbildung zur Edelsteinfasserin habe sie absolviert, um ihr Handwerk ganzheitlich zu beherrschen. Ihre Motivation? Leidenschaft! „Kunden beraten, Kundenwünsche umsetzen, neue

„Ich liebe die Vielfalt unseres Handwerks.“

Georgina Bleibaum, Goldschmiedemeisterin

Sachen ausprobieren: Ich liebe die Vielfalt unseres Handwerks.“

Noch besser beraten

In der Kundenberatung räumen die Goldschmiede auch mit manchem Vorurteil auf. Etwa damit, dass Weißgold mit der Zeit seine Färbung verliert. „Billiges Weißgold ist mit Rhodium überzogen. Und das trägt sich mit der Zeit ab“, erläutert Steffen Thon. „Wir geben Palladium in die Schmelze. Diese Legierung sorgt dafür, dass Weißgold dauerhaft Weißgold bleibt.“ Das Legieren in der eigenen Werkstatt bietet noch andere Möglichkeiten: „Unsere Kunden können zum Beispiel den Trauring von Oma mit ins Feuer geben. Dann wird er in ihren neuen Ringen enthalten sein“, beschreibt Thon.

Seine Beratungsmöglichkeiten hat das Unternehmen gerade ausgebaut. Ein Beratungskontor, das es im Corona-Lockdown an einem anderen Standort eröffnet hat, ist nun ins Gebäude der Werkstatt gezogen. „Nun können wir unsere Kunden noch besser beraten und ihnen zeigen, mit wie viel Liebe ihre Arbeiten entstehen.“ W

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Foto: Denny Gille Frisch im Team: Goldschmiedemeisterin Georgina Bleibaum komplettiert das Leistungsspektrum des Unternehmens.
Björn Schönfeld
Foto: Foto: : Björn Schönfeld Beispiel aus der Arbeit der Goldschmiede. Trauringe sind das größte Standbein der Lüneburger.

Impressum

Organ der Handwerkskammern 129. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse:

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de, www.handwerk.com

Redaktion:

Irmke Frömling (Chefredaktion, V.i.S.d.P.) Tel. 0511 8550-2455 irmke.froemling@schluetersche.de

Jörg Wiebking (Redaktionsleiter) Tel. 0511 8550-2439 joerg.wiebking@schluetersche.de

Denny Gille, Tel. 0511 8550-2624 denny.gille@schluetersche.de

Martina Jahn, Tel. 0511 8550-2415 martina.jahn@schluetersche.de

Anna-Maja Leupold, Tel. 0511 8550-2460 anna-maja.leupold@schluetersche.de

Content Management:

Torsten Hamacher, Tel. 0511 8550-2456 torsten.hamacher@schluetersche.de

Antje Todt, Tel. 0511 8550-2550 antje.todt@schluetersche.de Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten)

Braunschweig-Lüneburg-Stade: Astrid Bauerfeld

Hannover: Peter Karst

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Magdeburg: Burghard Grupe

Oldenburg: Heiko Henke

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anna.dau@schluetersche.de

Kai Burkhardt (Key Account Manager Automotive) Tel. 0511 8550-2566, kai.burkhardt@schluetersche.de

Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2024

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Jahresabonnement: ¤ 46,00 inkl. Versand und MwSt. Studierende ¤ 28,00

Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.

ISSN 0029-1617

Druck: Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel

Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Tom Belz

Firmenname Belz Werbetechnik

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Ort Sande

Gewerk Schilder- und Lichtreklame

Mitarbeiterzahl 7

Funktion Inhaber

1. Was ist Ihr wichtigster Marketing-Kanal? Instagram: Wenige können sich unter dem Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk etwas vorstellen. Auf unserem Account sprechen die Bilder für sich.

2. Wie erschließen Sie sich neue Zielgruppen? Durch das Posten innovativer Produkte, Netzwerken in der regionalen Wirtschaft und mit den Unternehmerfrauen. Zudem empfehlen Kunden uns weiter.

3. Welchen Stellenwert hat die Website für Ihren Betrieb? Auf einer Skala von 1 bis 10 eine 5. Wir zeigen uns online und werden gefunden.

4. Wie hat sich Marketing in den letzten Jahren verändert? Das Marketing ist heute gezielter und persönlicher, es gibt viel mehr Kanäle als früher, um auf sich aufmerksam zu machen – online wie offline.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Dachsanierung statt Dachfensterreparatur

Eigentlich hatte sich die Kundin nur wegen eines undichten Dachfensters gemeldet. Doch für die Zimmermänner aus Spelle wurde es ein größerer Auftrag: „Vor Ort haben wir festgestellt, dass auch Dach und Schornstein der denkmalgeschützten Villa in keinem guten Zustand waren“, sagt René Achteresch, der den Betrieb mit Swen Nordhoff führt. Die Kundin habe sich deshalb für eine Dachsanierung entschieden. Innerhalb von knapp fünf Wochen doppelten die Zimmermänner den Dachstuhl auf, dämmten das Dach, montierten gusseiserne Dachfenster und deckten das Dach neu. Bei der Sanierung achteten sie auf Nachhaltigkeit: „Die Kupferdachrinnen haben wir zum Beispiel abgebaut, eingelagert und wiederverwendet.“ (AML)

50 NDH 6/2024 Panorama
Foto: Privat
Foto: Privat

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