Zu Besuch bei der Tischlerei Welling in Göttingen Mit Gebäudetyp E zum Ziel?
Vier-Tage-Woche ist kein Selbstläufer
Ein Praktiker setzt wenig Hoffnung in neues Gesetz
Erste Zwischenbilanz zeigt geteiltes Bild des Pilotprojekts
Liebe Leserin, lieber Leser,
Erst vor wenigen Tagen haben viele von Ihnen neue Gesichter in Ihrer Belegschaft begrüßen dürfen. Die Rede ist von Menschen, die sich dazu entschieden haben, ihren nächsten beruflichen Schritt im Handwerk zu gehen. Die duale Ausbildung ist ein Eckpfeiler unseres Bildungssystems und hat eine zentrale Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land.
Viele von Ihnen leisten dabei als Ausbildungsbetrieb einen ganz besonderen Beitrag. Ihr Engagement, Ihre Motivation und auch Ihr Wille sorgen dafür, dass das Handwerk auch in Zukunft erfolgreich bleibt. Dafür möchte ich Ihnen im Namen des gesamten Südniedersächsischen Handwerks danken und meine Anerkennung aussprechen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für uns alle und bieten dabei Menschen eine neue berufliche Perspektive. Das verdient Respekt!
Auch deshalb möchten wir die aktuelle Ausgabe unseres Mitgliedermagazins dem Thema Ausbildung widmen. Wir möchten Ihnen zeigen, wie ein Match zwischen Berufsinteressierten und Betrieb gelingen kann (S. 6-8) und auf welche Leistungen Ihrer Mitgliederorganisation Sie dabei setzen können (S. 9). Darüber hinaus möchten wir Ihnen den neuen Teamleiter der Berufsorientierung
vorstellen und Ihnen einen Einblick in die Pläne von Aron-David Zgoll geben (S. 12-13).
Dass die duale Ausbildung nicht allein durch die Ausbildungsbetriebe gestemmt werden kann, ist angesichts ihrer gesellschaftlichen Relevanz völlig klar. Auch deshalb machen wir uns als Interessenvertretung für eine Praktikumsprämie nach dem Vorbild aus Sachsen-Anhalt stark: Jeder Schüler, der ein freiwilliges Ferien-Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolviert, soll vom Land 120€ pro Woche erhalten. Eine gute Idee oder nur neue Bürokratie? Lesen Sie selbst (S. 10-11).
Ich wünsche Ihnen und allen Auszubildenden des neuen Jahrgangs alles Gute und nun erst einmal viel Spaß beim Lesen.
Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer
KMU im Fokus von Cyberkriminalität.
Wie gut ist Ihr Betrieb vorbereitet?
» App Handwerk
Auch als App Regionales und Management aus einer Hand!
Christoph Welling hat die aktuellen Herausforderungen in seinem Betrieb stets im Blick
8 A zubis als Zukunftsgarantie
Der Dachdeckerbetrieb Esch setzt auf die Ausbildung junger Talente
9 Ein Team für das Handwerk
Wie das Team Berufsorientierung unterstützt
10 Praktikumsprämie
Unkompliziert und notwendig
BETRIEB
22 Mit Gebäudetyp E zum Ziel?
Ein Praktiker setzt wenig Hoffnung in neues Gesetz, das das Bauen erleichtern soll
24 Selbstständig und schwanger
Was das für Unternehmerinnen bedeutet
26 Nachfolge
Wenn der Ex-Inhaber weiter mitarbeitet
28 Test: Vier-Tage-Woche
Kein Selbstläufer
30 Früher in Rente?!
Maßnahmen, um Arbeitnehmer zu halten
32 Kommunikation mit KI
Wie kostenfreie Helfer unterstützen können
REGIONALES
34 Fachkräfte gewinnen
Gute Ausbildung ist die wichtigste Grundlage
BETRIEB
36 Echte Rechnung oder Fake?
Fälschungen bei E-Rechnungen erkennen
42 Cyberversicherungen
Was sie können und wem sie nutzen
44 Auf das Herz hören ... ... und dem Gedankenchaos entkommen
BETRIEB PLUS
46 Der Ford Transit Custom im Test Neues Design, mehr Digitalisierung, Komfort und Individualität
PANORAMA
48 Lust auf Hörgeräte machen Wie es diesem Betrieb gelingt
IMPRESSUM
50 Pflichtangaben
Klangwerk macht Lust auf Hörgeräte
Die Hörgeräteakustikermeister Stefan Reimann und Sebastian Heeger haben in wenigen Jahren eine erfolgreiche Marke etabliert und sind auf Expansionskurs. Das macht sie besonders. | 48
Fotos: HWK
Geht mit der Zeit: In den kommenden Monaten will Christoph Welling in seinem Betrieb einige Prozesse digitalisieren, darunter auch die Unterlagen, die bei Montage-Arbeiten sonst ausgedruckt, mitgenommen und anschließend wieder im System eingetragen werden müssten.
„Ohne Ausbildung geht es gar nicht!“
Christoph Welling führt seinen Betrieb in dritter Generation. Die aktuellen Herausforderungen hat er dabei stets im Blick.
YANNIK HERBST
Die „Hans Welling GmbH Bau- und Möbeltischlerei“ aus Göttingen, ein traditionsreiches Familienunternehmen, das bereits seit 80 Jahren besteht, beeindruckt nicht nur durch seine langjährige Erfahrung, sondern auch durch sein modernes und zukunftsorientiertes Ausbildungskonzept. In dritter Generation führt Christoph Welling den Betrieb. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tischlerei nicht nur erfolgreich zu führen, sondern auch kontinuierlich zu modernisieren und sich für Ausbildungsinteressierte attraktiv zu präsentieren. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Christoph Welling und betont, wie wichtig es ihm ist, den Betrieb stetig weiterzuentwickeln. Dabei versetzt sich Welling stets in die Lage eines potentiellen Auszubildenden. „Was ist das für ein Betrieb, in den ich komme? Wie wird
„Das macht schon stolz, wenn uns Mitarbeiter viele Jahre die Treue halten“
Christoph Welling, über die lange Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter
dort mit mir umgegangen? Was kann ich erwarten?“ Diese Überlegungen fließen in die Arbeit des Betriebs ein – um zu wenig Bewerbungen kann sich Welling nicht beschweren. Für den Betriebsinhaber ist ein wesentlicher Aspekt dabei auch die umfassende Ausbildung, die der Betrieb abbilden kann. „Wir decken die komplette Inneneinrichtung und auch Dienstleistungsarbeiten ab. Diese Vielfalt ermöglicht es unseren Auszubildenden, sehr umfassende Einblicke in den Beruf zu erhalten“, betont Welling. Dies belegen auch einige Erfolge der Auszubildenden bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk (ehemals PLW).
Vor Beginn der Ausbildung legt Christoph Welling großen Wert darauf, dass die zukünftigen Azubis ein Praktikum im Betrieb absolvieren. Dies stellt sicher, dass die neuen Auszubildenden gut ins Team passen und bereits einen Einblick in die Arbeitsweise
im Betrieb.
In den Werkstätten der Tischlerei kommt neben konventionellen Maschinen auch ein automatisiertes Lagerungs-System zum Einsatz. Dies vereinfacht viele Prozesse.
der Tischlerei erhalten. „Darüber hinaus möchte ich, dass unsere Auszubildenden das erste Lehrjahr als Berufsfachjahr absolvieren. Hier haben wir bisher sehr gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Welling. Die Erfahrung gibt ihm Recht: Ausbildungsabbrüche hat Welling quasi gar nicht zu verzeichnen. Und auch nach der Ausbildung bleiben die meisten dem Betrieb treu. „Von unseren aktuell 18 Mitarbeitern haben eigentlich alle ihre Ausbildung bei uns gemacht. Das macht schon stolz, wenn uns Mitarbeiter viele Jahre die Treue halten“, erklärt Christoph Welling.
Immer am Zahn der Zeit
Welling achtet in den Betriebsabläufen darauf, immer einen Schritt weiter zu denken. Im Betrieb wird Wert auf eine moderne Arbeitsweise gelegt. „Vor einigen Jahren haben wir eine digitalisierte Materiallogistik inklusive Roboter-Einheit eingeführt. Bei uns muss niemand mehr Holzplatten durch die gegen schleppen“, betont Welling. Auch in der Arbeitsorganisation werden nun schrittweise digitale Prozesse eingeführt. Welling setzt hierbei auf die schrittweise und strukturierte Einführung: „Es bringt nichts, wenn wir an drei Stellen gleichzeitig anpacken – wir konzentrieren uns lieber auf ein Thema.“ Darüber hinaus werden alle Mitarbeiter mit Kleidung ausgestattet, vom T-Shirt bis zur Winterjacke, was den Zusammenhalt im Team stärkt und ein einheitliches Auftreten ermöglicht. Im beruflichen „Miteinander“ ist Welling stets daran interessiert, den aktuellen Erwartungen und Herausforderungen gerecht zu werden. „Weg von den alten Sitten. Bei uns fegt nicht mehr der Azubi die Werkstatt, sondern alle gemeinsam“, sagt er und betont, dass in der Tischlerei Teamarbeit großgeschrieben
MITARBEITER sind in der Tischlerei von Christoph Welling beschäftigt.
wird. Die Arbeitszeiten wurden modernisiert. So hat der Betrieb die Arbeitszeiten der Mitarbeiter reduziert und Gleitzeit eingeführt. Mit Blick auf die verschiedenen Generationen im Betrieb sieht Welling hier aber auch Herausforderungen: „Manchmal muss man gut zwischen älteren Kollegen und den neuen Azubis kommunizieren. Ein älterer Geselle vergleicht natürlich schon die Bedingungen zu seiner Lehrzeit mit den Bedingungen für heutige Auszubildende. Hier ist es wichtig, die Belegschaft bei Entscheidungen gut mitzunehmen.“
Im Hinblick auf die Ausbildung in seinem Betrieb legt Welling großen Wert darauf, dass kein Azubi durch die praktischen Prüfungen fällt. „Wir unterstützen auch, wenn es mal schwierig wird.“ Und wenn mal wenig zu tun ist? Welling ist auch darauf vorbereitet. „Wir haben Aufgabenhefte und entsprechende To-Do-Listen, die wir dann abarbeiten können. Hier stehe ich auch im engen Austausch mit meinen Gesellen.“ Die aktuellen Auszubildenden sind mit ihrem Arbeitgeber indes sehr zufrieden. Doch wieso ist das Tischlerhandwerk so beliebt? Für den Auszubildenden Kester Reimann gibt es hier nur eine Antwort: „Die Mischung aus praktischem Handwerk und fachlicher Arbeit ist in diesem Beruf einfach etwas Besonderes. Außerdem spielt für viele von uns der Werkstoff Holz einfach eine besondere Rolle“
Insgesamt zeigt sich, dass Betriebe, die Tradition und Moderne verbinden und dabei stets das Wohl der Mitarbeiter im Blick haben, auch in Zukunft erfolgreich sein können. Christoph Welling ist überzeugt, dass er sich auf einem guten Weg befindet – auch beim Thema Ausbildung: „Ich kann mir den Betrieb gar nicht ohne Ausbildung vorstellen.“ W
Foto: HWK
Foto: HWK
Christoph Welling (re) bildet seit vielen Jahren erfolgreich aus. Viele Azubis bleiben anschließend
Dachdeckerhandwerk pur: Geschäftsführer und Dachdeckermeister Robin Esch (links) gemeinsam mit seinem Team.
Azubis als Zukunftsgarantie
Der Dachdeckermeisterbetrieb Esch GmbH aus Diekholzen setzt auf die Ausbildung junger Talente. Die drei neuen Azubis sichern damit auch den Fortbestand des Handwerks.
Die Dachdeckermeisterbetrieb Esch GmbH besteht seit dem Jahr 2010 und wird mittlerweile nicht nur von Michael Esch, sondern auch von seinem Sohn Robin Esch geführt. Damit Robin Esch den Dachdeckerbetrieb in der Zukunft weiterführen kann, hat er vor einigen Jahren erfolgreich seinen Meister absolviert. Gedrängt hat ihn sein Vater zu dieser Entscheidung jedoch nie. „Er sollte völlig frei entscheiden, was er möchte. Ich freue mich natürlich, dass wir den Betrieb so für die Zukunft gut aufstellen konnten“, erklärt Michael Esch. Zum Fortbestand des Betriebs und auch des Dachdeckerhandwerks insgesamt dürfen Azubis natürlich nicht fehlen. Der Dachdeckerbetrieb steht in regem Kontakt mit den Beratern Susanne Bartels und Steven Krogmann von der Passgenauen Besetzung* der
Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen.
Gleich drei Azubis, die auch durch die Handwerkskammer vermittelt wurden, sind seit dem 1. August 2024 Teil des elfköpfigen Teams. Dabei werden die Auszubildenden Ahmed El-Assi (22), Renas Cobanoglu (17) und Jason Weigl (16) je nach Baustelle und sofern es die Sicherheit zulässt, direkt voll im Betriebsalltag eingesetzt. Für den Auszubildenden Ahmed El-Assi war von Anfang an klar, dass er Dachdecker werden möchte. „Dachdecker ist einfach ein cooler Beruf und sehr vielseitig“, sagt El-Assi.
Zukunftssicher aufgestellt
Der Betrieb arbeitet in drei Gruppen, jeder Azubi wird täglich einer Gruppe zugewiesen, die im zeitlichen Verlauf rotiert. Die Möglichkeit der Übernahme ist für die beiden
Betriebsinhaber immer möglich. „Für uns sind es goldene Zeiten“, sagt Michael Esch und begründet: „Es gibt immer weniger Konkurrenz, weil viele Betriebe oftmals keinen Nachfolger mehr finden. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage hoch.“
So stünden mit Blick auf die Energiewende viele Sanierungen an, und auch die tendenziell immer öfter eintretenden Sturmschäden werden auch in Zukunft für volle Auftragsbücher sorgen. Robin Esch legt im betrieblichen Alltag großen Wert auf einen fairen Umgang miteinander und auf eine gute Stimmung im Team. „Nur so kann man seine Mitarbeiter auch halten“, ergänzt Vater Michael.
Der Erfolg des Dachdeckerbetriebs Esch basiert nicht nur auf dem handwerklichen Können, sondern auch auf der
familiären Atmosphäre und dem respektvollen Umgang im Team. Dies zeigt sich auch in der Bereitschaft, jungen Menschen eine Chance zu geben und sie umfassend auszubilden. Michael und Robin Esch sind überzeugt, dass dies der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft ist.
Gemeinsam erfolgreich
Die enge Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer ist dabei ein wichtiger Baustein, um den Betrieb zukunftssicher zu machen. Robin Esch blickt daher optimistisch in die Zukunft und freut sich auf die kommenden Jahre voller spannender Projekte und Herausforderungeninklusive motivierter Azubis. „Ich habe meinen Schritt nie bereut und freue mich jetzt, jungen Menschen ein tolles Handwerk beizubringe.“.
KIMBERLY HOFFMANN W
Foto: HWK
Informieren über die Möglichkeiten im Handwerk, hier auf der IdeenExpo: Beraterin Bianca Swiridow und ihr Kollege Steven Krogmann.
Ein Team für das Handwerk
Das Team Berufsorientierung unterstützt dabei, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und Betriebe zu beraten. Doch wie?
Das Team Berufsorientierung der Handwerkskammer ist zentraler Ansprechpartner für Schüler, Eltern, Lehrer und Betriebe, wenn es um die handwerkliche Ausbildung geht. Dabei bietet das Team allen Zielgruppen ein entsprechendes Beratungsangebot und wirbt auch bei Veranstaltungen für den Wirtschaftsbereich Handwerk.
„Wir begeistern und beraten unsere verschiedenen Zielgruppen für das Handwerk, die duale Ausbildung und die Azubigewinnung“, erklärt Beraterin Susanne Bartels. In verschiedenen Formaten, ob in Schulen, auf Messen, online oder bei offenen Vorträgen, erklären und zeigen die Berater Interessierten den Weg der dualen Ausbildung mit den verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten auf. Durch die zwei geförderten Projekte Passgenaue Besetzung* und IFHa** können gezielt unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Für Susanne Bartels und ihre Kollegen ist es dabei wichtig, mit den Betrieben im Kammerbezirk aktiv zusammenzuarbeiten. „Neben den Beratungen und Vermittlungsangeboten, von denen die Betriebe profitieren können, können Betriebsinhaber auch uns aktiv bei unserer Arbeit unterstützen“, erklärt Bartels. Im Kern geht es hierbei vor allem um die lokalen Berufsinfo-Veranstaltungen und neue Kontakte zu Schulen. „Berufsorientierung lebt von einem großen und gut aufgebauten Netzwerk. Wir
sind daher immer dankbar für Hinweise auf lokale Besonderheiten“, erklärt Steven Krogmann, der ebenfalls als Berater tätig ist.
Darüber hinaus betreuen die Berater auch die Durchführung einiger Handwerks-Wettbewerbe, die sich explizit an Schulklassen oder Kita-Gruppen richten. Die beiden größten Wettbewerbe „Mach Was“ (Schulklassen) und „Kleine Hände, große Zukunft“ (Kita-Gruppen) stehen dabei besonders im Fokus. „Wir vermitteln den teilnehmenden Gruppen Kontakt zu örtlichen Handwerkern und stehen auch sonst für alle wichtigen Fragen zur Verfügung.“ Und auch hier können sich laut Teamleiter Zgoll die Betriebe aktiv einbringen: „Neben der Bereitschaft, teilnehmende Gruppen aktiv zu unterstützen, können Handwerkerinnen und Handwerker vor Ort in den umliegenden Schulen und Kitas auch aktiv für eine Teilnahme an den Wettbewerben werben. Hier reicht es, wenn unsere Kontaktdaten weitergegeben werden – wir kümmern uns dann um alles Weitere!“ YANNIK HERBST W
*) Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
**) Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung im Rahmen der Fachkräfteinitiative Niedersachsen
Ihre Ansprechpartner zum Thema Berufsorientierung:
Das Praktikum als Schlüssel in der Fachkräftegewinnung: Studien zeigen, dass die praktische Auseinandersetzung mit einem Beruf die besten Voraussetzungen für die spätere Berufsentscheidung.
Praktikumsprämie: unkompliziert und nötig!
Sinnvolles Instrument für die Azubi-Gewinnung oder nur noch mehr Bürokratie? Warum es auch in Niedersachsen eine Praktikumsprämie für das Handwerk nach dem Vorbild aus Sachsen-Anhalt braucht.
EIN KOMMENTAR VON YANNIK HERBST
Die Sorge ist groß: Mit jeder neuen Maßnahme, mit jedem neuen Instrument kommt mehr Papierkram auf die Betriebe zu. Es ist durchaus verständlich, dass sich diese Haltung bei vielen Handwerkerinnen und Handwerkern quasi in ihrer DNA verankert hat. Auch die im Handwerk diskutierte und bei der Politik eingeforderte Einführung einer Praktikumsprämie für Ferienpraktika sorgt bei einigen Chefs für Sorgen mit Blick auf weitere Formulare und Anträge. Diese Haltung ist
„Ein
Drittel der Praktikanten beginnt im gleichen Betrieb nach der Schule seine Ausbildung!“
durchaus verständlich, sind Fördermaßnahmen in der Vergangenheit doch häufig damit aufgefallen, dass sie hochgradig kompliziert zu beantragen waren.
Mit Blick auf die Praktikumsprämie nach dem Vorbild aus Sachsen-Anhalt kann ich Sie hingegen beruhigen: Bürokratie fällt für die Betriebe in diesem Fall überhaupt nicht an. Im Gegenteil: Wenn Schüler sich für die Prämie interessieren, können sie diese selbst und völlig unkompliziert online beantragen. Die einzige Aufgabe des Betriebs: eine Unterschrift
über die Bestätigung des angetretenen Praktikums. Klingt gut? Ist es auch!
Wirksame Kommunikation
Es ist wichtig, dass wir mit dem Instrument der Praktikumsprämie ein Angebot schaffen, dass in der Fläche, unabhängig vom Betrieb und werbewirksam in Schulen platziert werden kann. Dass Betriebsinhaber Ferienpraktikanten auch selbst unabhängig von einer Praktikumsprämie eine Vergütung zahlen würden, ist löblich. Mit Blick auf die flächendeckend deutliche Sichtbarkeit einer solchen Maßnahme braucht es aber andere Wege. Die Ansprache von Schülern, Eltern und Lehrern muss dabei unbedingt mitgedacht werden. Wir brauchen ein unkompliziertes und gut zu kommunizierendes Instrument, um Schülerinnen und Schüler in der Breite über die Schulen gezielt für ein Praktikum zu begeistern. Verlassen wir uns hingegen darauf, dass alle mitmachen bei der Idee der selbstgezahlten Prämie, kann das wiederum zu einem landesweiten Flickenteppich führen, der für die Kernzielgruppen Schüler, Eltern und Lehrer nicht zu durchblicken ist: Zahlt der Betrieb nun die Prämie? Ist die Prämie genauso hoch wie in einem anderen Betrieb? Viele Fragen wären ungeklärt. Die Höhe der Prämie wäre dann eventuell auch abhängig von der Betriebsgröße oder dem aktuellen wirtschaftlichen Erfolg. Ich bin überzeugt: Die Sichtbarmachung der Attraktivität der handwerklichen Ausbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf deshalb nicht allein auf den Betrieben lasten. Die Praktikumsprämie wäre in der Tat ein wirkungsvolles Instrument, um zeigen zu können, wie attraktiv das Handwerk ist.
Statistisch effektiv
Die Zahlen geben uns Recht: Ein Drittel der Praktikanten beginnt im gleichen Betrieb nach der Schule seine Ausbildung! Und auch gefühlt wären wir mit der Prämie ein ganzes Stück weiter. Ich war vor einigen Wochen im Politik-Unterricht einer zwölften Klasse und stellte dabei das Modell der Praktikumsprämie vor. Und siehe da: Bei einer kurzen Abstimmung in der Klasse würden 13 von 20 Schülerinnen und Schülern sich im Falle einer Prämie für ein Praktikum interessieren. Wenn wir dies nun ins Verhältnis mit den Zahlen aus Sachsen-Anhalt setzen, hätten wir dort quasi vier neue Azubis gewinnen können – in einer Klasse. Jetzt muss diese Quote nur noch bei der Landesregierung ankommen; wir bleiben dran! W
Weitere Informationen:
Alle Informationen über die politischen Aktivitäten der Handwerkskammer finden Sie online unter www.hwk-hildesheim.de/politik.
Eine Praktikumsprämie in Niedersachsen würde lediglich 0,000024% des Landeshaushaltes ausmachen.
Umsetzung der Prämie
120
EURO erhalten Schüler pro Woche vom Land Niedersachsen, wenn sie in den Ferien ein handwerkliches Praktikum absolvieren - zumindest wenn es nach dem Handwerk geht.
Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren mit einer Praktikumsprämie von 120 Euro pro Woche für freiwillige Schülerferienpraktika. Diese Prämie dient als Vorbild für Niedersachsen und soll das Schnuppern in der Praxis fördern.
Details:
ɓ Zielgruppe: Schüler ab 15 Jahren, die an Sekundarschulen, Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen, Förderschulen oder Gymnasien in Sachsen-Anhalt lernen und dort wohnen.
ɓ Prämienhöhe: 120 Euro pro Woche.
ɓ Praktikumsdauer: mindestens eine Woche, maximal vier Wochen pro Jahr.
ɓ Bedingungen: Praktikum bei einem Betrieb mit Ausbildungsberechtigung.
ɓ Antrag: Schüler beantragen die Prämie selbst für ein Ferienpraktikum (bei Minderjährigen auch von Erziehungsberechtigten).
Bisher haben etwa 2.500 Schüler die Prämie genutzt, ein Drittel davon begann anschließend eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb.
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Handwerk begeistert: Für Teamleiter Aron-David Zgoll ist die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben ein besonders wichtiger Faktor.
Gemeinsam begeistern
Im Gespräch mit Aron-David Zgoll, seit 1. Juli 2024 neuer Teamleiter Berufsorientierung bei der Handwerkskammer
YANNIK HERBST
Seit rund sechs Wochen ist Aron-David Zgoll neuer Teamleiter der Berufsorientierung und damit für die Nachwuchsgewinnung im Südniedersächsischen Handwerk zuständig. Wir haben mit ihm gesprochen: Über das Handwerk, die Chancen für die Karriere und die Möglichkeiten für Betriebsinhaber, sich selbst aktiv einzubringen.
Herr Zgoll, zunächst die Frage: Wie waren die ersten Wochen? Konnten Sie sich gut mit Ihren neuen Aufgaben vertraut machen und schon erste Eindrücke sammeln?
» Aron-David Zgoll: Das auf jeden Fall! Die ersten Tage waren natürlich geprägt davon, sich in die vielen verschiedenen Projekte und Aufgaben einzuarbeiten. Inzwischen habe ich einen guten Überblick und bin motiviert, das Handwerk mit den Kolleginnen und Kollegen nach vorn zu bringen!
Aktuell sind noch viele Lehrstellen im Handwerk unbesetzt. Was ist ihre Strategie, um mehr Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern?
„Die größte Begeisterung für das Handwerk erzeugt das Handwerk selbst.“
Aron-David Zgoll, über die Nutzung neuer Potentiale in der Berufsorientierung und die Einbindung von Handwerkern bei Schulbesuchen.
» Zgoll: Zunächst möchte ich festhalten: Die größte Begeisterung für das Handwerk erzeugt das Handwerk selbst. Wir können das bei vielen Formaten erleben. Wenn junge Menschen sich praktisch mit einem Beruf auseinandersetzen merken sie schnell, wie motivierend und sinnstiftend die Arbeit im Handwerk sein kann. Jeder einzelne Handwerker ist der beste Botschafter seines Gewerks – auch dieses Thema möchten wir verstärkt aufgreifen. Praktische Einblicke und ein modernes Auftreten bei unseren Formaten stehen für mich ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Neben dem neuen Integrationsprojekt IFHa* haben wir mit den Beratern der Passgenauen Besetzung** ein starkes Team, dass Berufsinteressierte und Betriebe gleichermaßen unterstützt.
Wie kann man sich das konkret vorstellen? Welche Maßnahmen planen Sie zurzeit?
» Zgoll: Mit Blick auf das neue Schuljahr möchten wir neben unseren praktischen Beratungsangeboten auch noch einmal die Kommunikation mit unserer Zielgruppe in den Blick nehmen. Dabei geht es vor
Seit dem 1. Juli in neuer Funktion: Aron-David Zgoll.Früh übt sich: Die Maßnahmen zur Berufsorientierung richten sich an alle Altersgruppen.
allem um die Frage, wie wir unsere Zielgruppe am besten erreichen und Sie auf unser Angebot aufmerksam machen können. Ich denke da zum Beispiel an digitale Lern-Apps, Info-Monitore in den Schulen oder auch an Werbevideos in bekannten Schnellrestaurants –eben immer dort, wo wir unsere Zielgruppe antreffen können. Außerdem müssen wir das Umfeld unserer Zielgruppe erreichen, also vor allem auch Eltern und Lehrer. Hier haben wir noch ungenutztes Potential, was es auszuschöpfen gilt.
In praktischer Hinsicht investieren wir aktuell in neues Equipment zur Berufsorientierung, dass wir sowohl bei Schulbesuchen als auch bei Berufsmessen einsetzen können. Wir stellen uns dabei immer die gleiche Frage: Was benötigen wir, um für Schüler interessant zu sein und auf unserem Stand informieren zu können und wie behalten wir die Besucher für Gespräche auf dem Stand.
Natürlich möchten wir uns auch geografisch breiter aufstellen und dabei noch stärker in den verschiedenen Schulen und Kommunen vor Ort präsent sein.
Sie erwähnten auch ihr Beratungsangebot für Betriebe. Wann sollten Betriebe sich bei Ihnen melden und was können Betriebsinhaber oder Ausbilder von Ihnen erwarten?
» Zgoll: Grundsätzlich gilt für uns, dass jeder Betrieb sich bei uns melden sollte. Denn gerade mit Blick auf die Besetzung offener Stellen sind die Erfolgsaussichten größer, je breiter die Stellen gestreut werden.
Darüber hinaus sind viele Betriebe aufgrund des hohen Arbeitsaufkommen so stark ausgelastet, dass sie manchmal Schwierigkeiten haben, Zeit für die Azubi-Suche aufzubringen. Hier sind wir die perfekte Unterstützung. Darüber hinaus nehmen wir Handwerkerinnen und Handwerker auch auf einzelne Schulbesuche mit. Der Betrieb kann also
„Wenn junge Menschen sich praktisch mit einem Beruf auseinandersetzen merken Sie schnell, wie motivierend und sinnstiftend die Arbeit im Handwerk sein kann. Jeder einzelne Handwerker ist der beste Botschafter seines Gewerks.“
Aron-David Zgoll, über die Einbindung von Handwerkern in der Berufsorientierung.
direkt mit der wichtigsten Zielgruppe in Kontakt treten und für eine Ausbildung werben.
Zur Person: Aron-David Zgoll Vor seiner Tätigkeit bei der Handwerkskammer ist Aron-David Zgoll vor allem im Projektmanagement tätig gewesen. Über verschiedene Stationen begann er im März 2022 als Kursmanager im Berufsbildungszentrum seine Arbeit für das Südniedersächsische Handwerk und beriet Meisterschüler und Fortbildungsteilnehmer zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten durch Land und Bund.
Im Zuge seiner neuen Aufgabe ist er zuständig für die Umsetzung des Berufsorientierungs-Konzepts, welches die Vollversammlung im vergangenen Jahr mit breiter Mehrheit beschlossen hat. Darüber hinaus ist Zgoll als Honorardozent in der Meisterschule Teil IV tätig. W
Sie sind Ausbilder oder Inhaber eines Ausbildungsbetriebs und suchen noch Azubis für das kommende Lehrjahr? Nutzen Sie die Möglichkeit unserer Lehrstellenbörse und stellen Sie ihr Lehrstellenangebot ganz einfach kostenfrei ein: www.hwk-hildesheim.de/lehrstellenboerse
Sie sind Betriebsinhaber und sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern mit abgeschlossener Ausbildung? Tragen Sie Stellenangebote kostenfrei auf unserer Fachkräftebörse ein oder schauen Sie sich eingetragene Stellengesuche an: www.hwk-hildesheim.de/fachkraefteboerse
*) Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung im Rahmen der Fachkräfteinitiative Niedersachsen
**) Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
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im Trend. Das kann auch Mashsee-Gründer Kolja Gigla bestätigen.
Alkoholfrei liegt im Trend
Die Überraschungszahl zum Internationalen Tag des Bieres: Das Alkoholfreie trendet! Dieser Brauer kann
das bestätigen – und ist selbst Fan geworden.
DENNY GILLE
Deutschland lebt gesünder. Die Zahl der Raucher sinkt kontinuierlich. Der Fleischkonsum ist seit Jahren rückläufig. Und auch vor dem Alkohol macht die Entwicklung nicht halt.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Produktion alkoholfreier Biere mehr als verdoppelt, meldet das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Internationalen Tags des Bieres am 2. August. Gut 550 Millionen Liter alkoholfreies Bier wurden demnach im letzten Jahr in Deutschland produziert. Per Definition gilt Bier mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Prozent in Deutschland als alkoholfrei.
Weniger beliebt: Biermischgetränke Die Biermischgetränke haben die alkoholfreien Biere inzwischen deutlich hinter sich gelassen. Seit 2021 wird stetig mehr alkoholfreies Bier als Biermischgetränke hergestellt. 2023 waren es fast 200 Millionen Liter mehr.
An der gesamten deutschen Bierproduktion haben die Alkoholfreien aktuell zwar erst einen Anteil von 7,5 Prozent, aber der Trend ist auf ihrer Seite: Denn während die Menge produzierten
„Ich habe mich lange gegen alkoholfreie Biere gesträubt.“
Kolja Gigla, Diplom-Braumeister
alkoholfreien Bieres wächst, geht die des alkoholhaltigen Brauerzeugnisses kontinuierlich zurück. Um 14 Prozent in den letzten zehn Jahren, meldet Destatis.
„Ich habe mich lange gesträubt“
Da verwundert es nicht, dass auch mehr handwerkliche Bierbrauer den Trend bedienen – und dabei selbst zum Fan des alkoholfreien Genusses werden. So wie Diplom-Braumeister Kolja Gigla, Gründer der Hannoverschen Mashsee Brauerei.
Zehn Jahre nach der Gründung seiner Craftbeer-Brauerei hat Gigla in diesem Jahr sein erstes alkoholfreies Bier auf den Markt gebracht. Die Sorte „Blaufrei“ ist nicht nur das Ergebnis eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses, sondern auch einer persönlichen Weiterentwicklung. „Ich habe mich lange gegen alkoholfreie Biere gesträubt“, sagt Gigla. Hauptgrund: An bekannten alkoholfreien Bieren vermisste der Brauer die Vollmundigkeit. Die sei schwer zu erreichen, weil sie vor allem auch durch den Alkohol entstehe.
Als aussichtslos wollte der Unternehmer die Entwicklung eines vollmundigen alkoholfreien Bieres aber nicht abtun. Kolja Gigla experimentierte –
Prost! Heute alkoholfrei. Biere mit stark reduziertem Alkoholgehalt liegen
und erlebte nach zwei Jahren Entwicklungszeit einen Durchbruch. „Ich war so begeistert und überzeugt vom Ergebnis, dass ich gar nicht anders konnte, als die Vermarktung zu wagen“, erzählt er. Je nach Herstellungsmethode sei ein alkoholfreies Bier oft entweder süß und pappig oder schmecke zu sehr nach nichts. „Der Clou an unserem Rezept ist, dass das Bier eine Vollmundigkeit bietet, ohne den sehr süßen Geschmackseindruck zu hinterlassen“, sagt Gigla.
„Eine unserer stärksten Sorten“ Inzwischen ist das alkoholfreie Craftbeer der zwei Mitarbeiter starken Brauerei seit gut vier Monaten auf dem Markt – und sein Erfinder mehr als zufrieden: „Blaufrei hat sich zu einer unserer stärksten Sorten entwickelt.“ Das hat für Gigla auch mit der Einstellung seiner Käufer zu tun. „Die Leute fangen an, ein gutes alkoholfreies Bier als etwas Eigenständiges zu sehen“, sagt der Unternehmer. Sie würden es nicht mehr als Ersatz empfinden für Momente, in denen man kein „richtiges“ Bier trinken darf. „Sie trinken es, weil sie Lust darauf haben.“ W
„Sie trinken es, weil sie Lust darauf haben.“
Kolja Gigla, Braumeister, über die Kundschaft alkoholfreier Biere
Alkoholfreies Craftbeer. Seit dem Vermarktungsstart hat sich Blaufrei zu einer der stärksten Sorten der Hannoveraner entwickelt.
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Erst das Geld, dann die Küche?
Lieferung und Montage erfolgen erst nach Bezahlung: Regelungen wie diese sind bei Möbeln üblich. Doch ein Kunde hat jetzt dagegen geklagt – mit Erfolg.
Der Fall: Ein Betrieb erhält den Auftrag, eine Küche zum Preis von knapp 27.000 Euro zu fertigen und zu liefern. Wie vereinbart leistet der Kunde eine Anzahlung von 13.500 Euro. Der Restbetrag muss laut Vertrag spätestens bei Lieferung gezahlt werden – in bar oder zuvor als Überweisung. Doch am Tag der Lieferung weigert sich der Kunde, vor dem Einbau zu zahlen. Die Monteure fahren deshalb samt Küche wieder ab. Der Kunde klagt und das Landgericht (LG) Lübeck entscheidet, dass der Betrieb die Küche Zug um Zug gegen Bezahlung montieren muss.
Der Chef ist einverstanden. Allerdings fordert er, dass der Kunde bei Lieferung fast den ganzen Restbetrag übergibt, lediglich 750 Euro soll er nach der Montage zahlen. Auch das akzeptiert der Kunde nicht und fordert vom Betrieb drei Termine für die Lieferung. Als der nicht reagiert, tritt der Kunde vom Vertrag zurück und zieht wieder vor Gericht.
Das Urteil: Das LG Lübeck entscheidet zugunsten des Kunden. Der Betrieb habe seine Pflicht zur Lieferung und Montage nicht erfüllt, daher müsse er die Anzahlung an den Kunden zurückzahlen. Die
Vollständige Bezahlung vor der Montage: Eine solche Klausel benachteiligt Kunden unangemessen, sagt das Landgericht Lübeck.
Richter werteten die Regelung, wonach der Restkaufpreis spätestens bei Anlieferung zu zahlen ist, als unzulässige Allgemeine Geschäftsbedingung (AGB). Schließlich verstoße die Regelung gegen § 320 BGB. Der Kunde verliere durch die Klausel „jedes Druckmittel“, falls der Einbau mangelhaft ist. Dem Betrieb half vor Gericht
Stipendien für Restauratoren
nicht, dass er dem Kunden angeboten hatte, zumindest 750 Euro zurückzubehalten. Diese Summe werde den Sicherungsinteressen des Kunden nicht gerecht, befanden die Richter. (AML) W
aLG Lübeck: Urteil vom 20. Februar 2024, Az. 10 O 91/23
Bis Ende September können sich Handwerker für ein Stipendienprogramm zum geprüften Restaurator bewerben.
Der fach- und sachgerechte Umgang mit denkmalgeschützten Bauten erfordert besondere Fertigkeiten und Kenntnisse. Doch angesichts der rasanten Veränderungen im modernen Baugeschehen würden sie oft weder in der
beruflichen Ausbildung noch in den Meisterlehrgängen vermittelt. Das teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit. Handwerker sollen die Chance erhalten, sich dieses besondere Arbeitsfeld in der Denkmalpflege zu erschließen.
Auch Treppenhäuser stehen oft unter Denkmalschutz.
Dazu hat die Stiftung das bundesweite Stipendienprogramm zur beruflichen Weiterbildung zur „Geprüften Restauratorin oder zum Geprüften Restaurator – Master Professional für Restaurierung im Handwerk“ ins Leben gerufen. Berufsbegleitend werden in dem Programm die Kompetenzen im Umgang mit historischen Materialien und Techniken sowie die Kenntnisse moderner denkmalgeeigneter Methoden vermittelt.
Die Stipendien sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert. Sie ermöglichen den Besuch
von Lehrgängen an anerkannten denkmalpflegerischen Bildungszentren in Deutschland. Ausgezahlt wird das Geld in zwei Teilbeträgen, jeweils nach Erbringung der Nachweise über die Teilnahme an Kursen und Prüfungen. Die Jury lege bei der Vergabe der Stipendien ein besonderes Augenmerk auf die Förderung des handwerklichen Nachwuchses. Bewerbungsschluss ist Ende September 2024. (JA) W
wZur Bewerbung: www.denkmalschutz.de
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Mehr als 500 Betriebe haben 2022 mit uns Mitarbeiter gefunden!
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Ein Podcast gegen Vorurteile
Als kleiner Handwerksbetrieb einen eigenen Podcast stemmen?
Sascha Mewes-Herzog und seine Frau Sarah posten wöchentlich eine neue Folge und haben dabei mehr als nur ein Ziel.
KATHARINA WOLF
Nein, es ist sicher keine typische Sonntagsbeschäftigung für einen Handwerker: Sascha Mewes-Herzog, Geschäftsführer des Zwölf-Mann-Stahlbaubetriebs Riemann-Metallbau in Velpke, sitzt auf dem heimischen Sofa. Vor sich hat er ein Mikrofon, in der Hand eine Tasse Kaffee, neben ihm sitzt seine Frau. Die Aufgabe der beiden für die nächsten 30 Minuten: eine neue Folge ihres Podcasts „Abenteuer Metall“ aufnehmen.
So funktioniert modernes Metall-Handwerk heute „Wir wollen erzählen, wie modernes Metall-Handwerk heute funktioniert“, sagt Mewes-Herzog. Das Ziel: aufräumen mit dem Mythos der schweren, schmutzigen und schlecht bezahlten Arbeit im Handwerk. Zudem wollen sie erklären, wie vielfältig Metallbau ist, und zeigen, wie neue Technologien auch in kleinen Betrieben zum Einsatz kommen. Entsprechend breit sind die Themen der mittlerweile 15 Folgen gestreut: Sarah Herzog als Moderatorin und Sascha Mewes-Herzog reden
„Wir fangen erst an.“
Sascha Mewes-Herzog, Geschäftsführer
über KI und eine mögliche Frauenquote genauso locker wie über die Frage, warum Metall eigentlich verzinkt oder pulverbeschichtet wird, was eine Ausbildung im Handwerk von der Industrie unterscheidet und welche Berufsperspektiven das Handwerk bietet.
„Ich investiere nicht mehr als eine halbe Stunde in der Woche“
„Unsere Zielgruppe sind alle, die sich für das Handwerk und Stahlbau interessieren. Aber es geht uns ganz klar auch um Mitarbeitergewinnung für unseren Betrieb“, sagt Mewes-Herzog. Ein authentisches Bild zeichnen, Karrierewege beschreiben und so eine Arbeitgebermarke aufbauen, das ist der Plan.
Aber ist der Aufwand mit einem wöchentlich erscheinenden Podcast für einen kleinen Betrieb nicht sehr groß? „Ich investiere nicht mehr als eine halbe Stunde in der Woche“, stellt der Handwerker klar. Also nicht viel mehr, als eine Folge dauert.
Möglich wird das durch die Arbeit seiner Frau: Moderatorin Sarah Herzog kümmert sich um The-
Fotos: Mewes-Herzog
Eine vergnügte halbe Stunde: Sascha Mewes-Herzog und seine Frau Sarah nehmen eine neue Folge ihres Podcasts „Abenteuer Metall“ auf.
men, skriptet die einzelnen Folgen, managt die Technik und versorgt Mewes-Herzog mit dem Fragenkatalog für die Folge. Außerdem kümmert sie sich um Schnitt, Veröffentlichung und Werbung. Als Marketing-Mentorin und Kommunikationstrainerin war es ihre Idee, dem Metallhandwerk und dem Betrieb ihres Mannes auf dieser Weise mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.
Neue Folgen? Von seltsamen Kunden bis zum Problem Denkmalschutz „Uns ist klar, dass wir ein Nischenpodcast sind mit derzeit ein paar hundert Hörern“, sagt MewesHerzog. „Aber wir fangen ja auch erst an.“ Bislang seien die Reaktionen positiv. „Selbst beim Bundesverband Metall ist man aufmerksam geworden – und hat uns ein großes Lob für die Folge zum Thema ,Verzinken, pulvern oder streichen?‘ geschickt“, sagt Herzog stolz.
„Uns ist klar, dass wir ein Nischenpodcast sind mit derzeit ein paar hundert Hörern.“
Sascha Mewes-Herzog, Geschäftsführer
Und hat der Handwerksunternehmer selbst auch eine Lieblingsfolge? Mewes-Herzog überlegt. „Vielleicht die über die Frauenquote“, sagt er dann. „Weil sie zeigt, dass so ein vermeintliches ;Grünen-Thema‘ auch im Handwerk relevant ist.“
Die kommenden Folgen sind schon vorbereitet und die Themenpalette bleibt breit: Selbstwirksamkeit im Handwerk, Funny Moments mit Kunden, der Bau der neuen Halle ihres Betriebs und – darauf freut sich Herzog besonders – Denkmalschutz geht vor Personenschutz. „Wir haben noch viele Themen“, sagen die beiden Handwerks-Podcaster/ Podcast-Hosts. Und Pläne: Im nächsten Schritt wollen Herzog und Mewes-Herzog eine Kamera laufen lassen, um auch einen Video-Podcast zu veröffentlichen.
Wer reinhören will, findet den Podcast „Abenteuer Metall“ unter anderem auf Spotify, Apple Podcasts, Podigee und Amazon Music. W
Kontaktloses Bezahlen beliebter
Laut einer Bitkom-Studie fordern drei von vier Verbrauchern eine elektronische Bezahlmöglichkeit in Geschäften. Können Kunden bei Ihnen elektronisch zahlen?
„Entsetzte Fußballfans – warum klappt es in Deutschland nicht mit der Kartenzahlung?“, schrieb jüngst der Spiegel anlässlich der EM 2024. Der Artikel zeigt: In unseren Nachbarländern ist man dem digitalen Neuland längst entwachsen. Deutschland hat Nachholbedarf.
Dabei ist kontaktloses Bezahlen auch hierzulande zumindest im Handel vielerorts Standard. Und laut einer aktuellen repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom haben beinahe 60 Prozent der Deutschen innerhalb eines Jahres mindestens einmal an der Kasse mit Smartphone oder Smartwatch gezahlt.
Nimmt man die altbekannte Kredit- oder Bankkarte hinzu, seien es 98 Prozent, die zumindest gelegentlich im Geschäft kontaktlos bezahlen würden. Gleichzeitig störe es drei Viertel der Befragten, wenn sie an einer Kasse nicht kontaktlos zahlen können. Kaum weniger würden es sogar befürworten, wenn alle Geschäfte gesetzlich verpflichtet wären, neben Bargeld auch mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit anzubieten. An dieser Stelle wird es auch für das Handwerk interessant, sich mit elektronischen Bezahlmöglichkeiten auseinanderzusetzen. So ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Den Kunden präsentiert man
sich als modernes Unternehmen, das schnelle, moderne Zahlungsmittel akzeptiert. Gleichzeitig bekommen Handwerker schneller ihr Geld, weil der Kunde zum Beispiel
eine digitale Rechnung noch vor Ort unterschreiben und begleichen kann, anstatt erst auf Post zu warten und dann eine Überweisung zu tätigen. (DEG) W
Eine Bitkom-Studie hat ermittelt: Viele Deutsche zahlen lieber kontaktlos.
Höchster Stand seit fast zehn Jahren
Die Zahl der Firmenpleiten ist erneut gestiegen. Welche Wirtschaftsbereiche waren im ersten Halbjahr 2024 besonders betroffen? Und wie geht es weiter?
11.000 Unternehmensinsolvenzen hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform im ersten Halbjahr 2024 registriert. Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Anstieg um fast 30 Prozent.
„Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Mehr als 11.000 Insolvenzen habe es zuletzt im ersten Halbjahr 2015 gegeben, so die Auskunftei.
Und welche Erklärung hat sie für den Anstieg? In der ersten Jahreshälfte 2024 hätten
die Firmen weiter mit den Auswirkungen der Rezession, anhaltenden Krisen und der kraftlosen Konjunktur zu kämpfen gehabt. „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick“, so Hantzsch.
Die Creditreform weist darauf hin, dass auch die Forderungsausfälle im ersten Halbjahr gestiegen sind. Verantwortlich hierfür sei das deutliche Plus bei Insolvenzen von mittleren und großen Unternehmen. Bei Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden hätten sich die Fallzahlen gegenüber
Unternehmensinsolvenzen in Deutschland: Laut Creditreform waren im ersten Halbjahr 2024 vor allem mittlere und größere Unternehmen betroffen.
dem Vorjahreswert zum Beispiel verdoppelt. Und wie geht es im zweiten Halbjahr weiter? „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen“, so die Creditreform. Die Auskunftei geht davon aus, dass
die hohen Zinsen eine echte Herausforderung für die Finanzierung bleiben. Daher dürften die Unternehmensinsolvenzen noch bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen, so die Prognose. (AML) W
Basiszinssatz sinkt: Was bedeutet das?
Die Bundesbank senkt den Basiszinssatz zum 1. Juli 2024 um 0,25 Prozentpunkte: Verzugszinsen werden für Betriebe und Kunden damit wieder günstiger.
3,37 Prozent – so hoch ist der Basiszinssatz ab 1. Juli 2024. Das hat die Bundesbank bekannt gegeben. Nach drei Anstiegen wird der Basiszinssatz damit erstmals wieder abgesenkt.
Doch warum ist der Basiszinssatz für Handwerksbetriebe wichtig? Verzugszinsen werden grundsätzlich mit Hilfe des Basiszinssatzes berechnet. Die Absenkung um 0,25 Prozent führt dazu, dass
Durch die Absenkung des Basiszinssatzes werden Verzugszinsen wieder etwas günstiger.
Verzugszinsen ab 1. Juli wieder günstiger werden – das gilt sowohl für Betriebe als auch für deren Kunden. Der Basiszinssatz wird zwei Mal im Jahr nach festen Regeln angepasst – jeweils zum 1. Januar und zum 1. Juli. Gemäß § 247 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) verändert sich der Basiszinssatz jeweils um die Prozentpunkte, um welche die sogenannte Bezugsgröße seit der letzten Veränderung des Basiszinssatzes gestiegen oder gefallen ist. Was ist die Bezugsgröße? Laut Bundesbank ist das der
Festzinssatz für die jüngste Hauptrefinanzierungsoperation der Europäischen Zentralbank – also der Zinssatz, zu dem sich Banken für eine Woche lang Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen können. Die EZB passt diesen Zinssatz alle sechs Wochen an. Am 25. Juni 2024 hat sie ihn um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und seither liegt der Festzinssatz bei 4,25 Prozent. Entsprechend hat die Bundesbank den Basiszinssatz nun ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte angepasst. (AML) W
Foto: Michael -
Können Neubaupläne künftig schneller in die Realität umgesetzt werden? Der Gebäudetyp E soll es durch weniger Regularien ermöglichen.
Mit Gebäudetyp E zum Ziel?
Den Wohnungsbau günstiger und unbürokratischer machen soll das Gebäudetyp-E-Gesetz – indem Regeln wegfallen dürfen. Doch die Sache hat einen großen Haken.
DENNY GILLE
Steigende Baupreise in Kombination mit höheren Zinsen für Kredite. Das ist Gift für die Auftragsentwicklung am Bau. „Der Neubausektor ist weitgehend tot“, beobachtet Ulrich Schonlau, Kreishandwerksmeister in Northeim und Chef des Bauunternehmens Schonlau. Sein 38 Mitarbeiter starker Betrieb ist mit gut einem Drittel der Belegschaft auf Wohnobjekte ausgerichtet. Er fängt die Entwicklung am Bau zurzeit mit anderen Leistungen ab. „Aktuell machen wir vor allem Sanierungen“, berichtet Schonlau.
Die Auftragssituation, die das Bauunternehmen in seiner Region erlebt, steht exemplarisch für den gesamten Wohnungsbausektor in Deutschland. Von einer „Wohnungsbaukrise“ spricht der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Ein Vorstoß, den Wohnungsbau günstiger zu machen und so zu beleben, kommt aktuell in Form eines Gesetzentwurfs vom Bundesjustizministerium. Der Plan: einfacher bauen, indem auf Komfort-Standards verzichtet werden darf. Das sieht der Entwurf des sogenannten Gebäudetyp-E-Gesetzes – „E“ für einfach – vor. Doch es gibt einen großen Haken: Es soll nur für Verträge zwischen „fachkundigen Unternehmern“ gelten.
„Der Neubausektor ist weitgehend tot.“
Ulrich Schonlau, Bauunternehmer
Freiwillige DIN-Normen
Derzeit müssen beim Bauen viele DIN-Normen eingehalten werden, die für Gebäudesicherheit und Wohngesundheit keine Relevanz haben. Zwar gilt: „Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig“, wie das Deutsche Institut für Normung schreibt. Die Praxis sieht aber anders aus. Die Rechtsprechung in Deutschland geht davon aus, dass die DIN-Normen die sogenannten anerkannten Regeln der Technik abbilden. Also einen Baustandard der gängigen Praxis darstellen. Nur wer nach diesen Regeln baut, liefert ein mangelfreies Werk ab. Wer das nicht tut, zieht im Rechtsstreit den Kürzeren. Wollen sich Auftraggeber und Auftragnehmer nach geltendem Recht auf einen Bau einigen, der von diesem Standard abweicht, müssen Auftragnehmer umfangreiche Aufklärungspflichten erfüllen. „Für den Auftragnehmer birgt das selbst bei größter Sorgfalt ein enormes juristisches Risiko“, sagt Carsten Woll, Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Vergaberecht beim Baugewerbe-Verband Niedersachsen (BVN).
Gute Idee mit geringer Anwendbarkeit Das neue Gesetz soll über Änderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch einen rechtssicheren Weg schaffen,
Foto: Pink-Chocolate
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
damit Vertragspartner von Normen, die nur dem Komfort, aber nicht der Sicherheit dienen, abweichen können und das Werk dennoch als mangelfrei gilt. „Die Grundidee, über einen Gebäudetyp E eine Möglichkeit zu schaffen, rechtssicher günstigere Gebäude zu realisieren und so den Wohnungsbau zu beleben, ist natürlich absolut begrüßenswert“, sagt Carsten Woll. Der Rechtsanwalt fürchtet allerdings, dass das Gesetz in der Praxis kaum eine positive Wirkung entfalten wird.
Gründe dafür gibt es mehrere. Der wichtigste: Das Gesetz beschränkt sich mit der nicht näher definierten Gruppe der „fachkundigen Unternehmer“ ausschließlich auf gewerbliche Vertragspartner, die über ausreichende Kenntnisse beim Bauen verfügen. „Die bilden im Bau mit Abstand die kleinste Gruppe von Auftraggebern. Weder private Auftraggeber noch die öffentliche Hand können den Gebäudetyp E nutzen, um günstiger bauen zu lassen“, sagt Woll. So setzt auch Bauunternehmer Ulrich Schonlau keine große Hoffnung in das Gesetzesvorhaben. „Es sind ja nicht nur Einfamilienhäuser ausgenommen. Auch wenn ich ein Mehrfamilienhaus für eine Woh-
„Die Grundidee ist natürlich absolut begrüßenswert.“
Carsten Woll, Rechtsanwalt
nungseigentümergemeinschaft bauen will, greift der Gebäudetyp E nicht“, sagt er. Woll bestätigt das: „Auch wenn mehrere Eigentümer einen Bauträger beauftragen, bleiben sie die Auftraggeber und sind damit von den geplanten Erleichterungen ausgeschlossen.“
Andere Umsetzung notwendig
Damit ein Gebäudetyp E spürbare Auswirkung auf den Wohnungsbau hat, ist nach Meinung des BVN-Rechtsexperten eine andere gesetzliche Implementierung notwendig. „Aus unserer Sicht sollten die erlaubten Abweichungen von den DIN-Normen als Kriterienkatalog Gebäudetyp E in die Musterbauordnung des Bundes aufgenommen werden“, sagt Woll. So könnten sie von den Ländern in den Landesbauordnungen übernommen werden. „Zusätzlich ist im Werkvertragsrecht festzulegen, dass bei einer Bauausführung nach dem Kriterienkatalog Gebäudetyp E kein Mangel vorliegt. Gewerbliche oder private Auftraggeber könnten dann schlicht ankreuzen, auf welchen Komfort sie zugunsten geringerer Kosten verzichten“, erklärt der Rechtsanwalt. W
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Schwangerschaft in der Werkstatt oder auf der Baustelle arbeiten? Das ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden.
Selbstständig und schwanger
Im Gegensatz zu Arbeitnehmerinnen haben Selbstständige noch immer keinen Anspruch auf Mutterschutz. Vier Unternehmerinnen berichten, was das bedeutet.
Mit einer Petition hat Tischlermeisterin
Johanna Röh 2022 eine Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige in Gang gebracht. Inzwischen beschäftigt sich auch die Politik mit dem Thema –zuletzt der Bundesrat. Die Länderkammer forderte im April 2024 von der Bundesregierung, dass Selbstständige während der Schwangerschaft und nach der Entbindung die gleichen Mutterschutzleistungen erhalten sollen wie Arbeitnehmerinnen.
Ob diese Form der Absicherung kommt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass sich die Bundesregierung mit der Forderung der Länder beschäftigen muss.
„Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte“
„Ich wünsche meinen jüngeren Kolleginnen, dass sich etwas an der Rechtslage ändert“, sagt Tischlermeiste-
„Meine Mitarbeiter haben mir sehr geholfen.“
Irmela Wrede, Tischlermeisterin
Foto: Privat
rin Irmela Wrede. Die Inhaberin der Tischlerei Ebenholz aus Mönchevahlberg weiß aus Erfahrung, dass es finanziell nicht einfach ist, als Handwerkerin einen Betrieb zu führen und zwei Kinder zu bekommen. Schon während der ersten Schwangerschaft sei sie selbstständig gewesen und habe bis zur Geburt gearbeitet – wegen der fehlenden finanziellen Absicherung. Doch wie hat sie das als Tischlerin geschafft? „Ich hatte zum Glück Mitarbeiter, die mir in dieser Zeit sehr geholfen haben“, sagt die Unternehmerin. Trotzdem sei sie bis zum Schluss mit auf Baustellen unterwegs gewesen. „Ich habe nur die Arbeiten ausgeführt, die ich mir noch zugetraut habe“, erinnert sich die Handwerkerin. Außerdem habe sie darauf geachtet, nicht schwer zu heben und auch nicht mit schädlichen Stoffen zu arbeiten. Nach der Geburt des ersten Sohnes blieb die junge Mutter rund zwei Wochen zu Hause, dann
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Trotz
MARTINA JAHN, ANNA-MAJA LEUPOLD
kehrte sie in den Betrieb zurück: „Als Selbstständige verdient man nur Geld, wenn man arbeitet“, erläutert Wrede. Sie wünscht sich, dass selbstständigen Frauen diese Erfahrung künftig erspart bleibt: „Ich habe mich damals wie eine Tagelöhnerin gefühlt, die nicht abgesichert ist. Das war kein schönes Gefühl“, sagt Wrede.
Trotz der Herausforderungen bekam sie zwei Jahre später noch einen Sohn. „Wegen der fehlenden finanziellen Absicherung auf Kinder oder die Selbstständigkeit zu verzichten, kam für mich nie in Frage“, betont die Tischlermeisterin. „Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte.“
„Acht Wochen zu Hause bleiben kann ich mir nicht leisten“
Auch Malermeisterin Tamina Beckerat hat sich trotz Selbstständigkeit bewusst für Kinder entschieden. „Ich bin in der 32. Woche schwanger“, berichtet die Unternehmerin, die einen Betrieb im niedersächsischen Bilshausen führt. Die fehlende finanzielle Absicherung für schwangere Selbstständige bekommt sie deshalb gerade zu spüren. Bei der Geburt ihres ersten Kindes sei sie noch angestellt gewesen.
Anders als schwangere Arbeitnehmerinnen arbeitet Beckerat nach wie vor auf der Baustelle: „Mir ist bewusst, dass ich damit Risiken eingehe“, sagt die Malermeisterin. Sie versuche daher, nur Arbeiten zu erledigen, die sie sich körperlich wirklich zutraue. Alles andere müssten ihre Mitarbeiterinnen übernehmen.
„Wenn ich mein Team nicht hätte, müsste ich die risikoreicheren Tätigkeiten auch machen“, sagt Beckerat. Doch nicht nur deshalb ist sie dankbar: „Meine Mitarbeiterinnen unterstützen mich wirklich gut und machen auch mal Überstunden, um mir durch die Schwangerschaft zu helfen“, sagt die Unternehmerin.
Bis zur Geburt sind es nur noch wenige Wochen. Beckerat organisiert deshalb schon ihre Abwesenheit im Betrieb: „Meine Mitarbeiter werden insgesamt vier Wochen von einem befreundeten Unternehmen betreut“, berichtet sie. In dieser Zeit werde sie nicht erreichbar sein.
Eigentlich würde die Unternehmerin lieber acht Wochen zu Hause bleiben. „Aber das kann ich mir ohne eine Unterstützung wie den Mutterschutz nicht leisten“, betont Beckerat. „Es sollte auf jeden Fall eine Absicherung für schwangere Selbstständige geben“, fordert sie deshalb.
„Es ist höchste Zeit für eine Veränderung“ Ihre drei Kinder sind zwar mittlerweile erwachsen, dennoch macht sich Tatjana Lanvermann für den Mutterschutz für selbstständige Unterneh-
„Ich drücke für alle nachkommenden selbständigen werdenden Müttern die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.“
Carola Grote-Sticka, Raumausstattermeisterin
merinnen stark. „Das ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit – es geht dabei um den Schutz der Mutter sowie des ungeborenen Lebens“, sagt die Unternehmerin und Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH). Ihre Kinder seien damals auch mit im Betrieb aufgewachsen, den ihr Mann von seinen Eltern übernommen hat.
Erst kürzlich hat Lanvermann eine Veranstaltung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin besucht, auf der sich die Initiatorinnen, betroffene Unternehmen, Selbstständige und Vertreter der Politik zum Austausch getroffen haben. „Die anwesenden Politikerinnen dürften aus den Praxisbeispielen wertvolle Impulse erhalten haben, die hoffentlich dazu beitragen, dass sich in Sachen Mutterschutz endlich etwas tut“, sagt sie.
Der Mutterschutz betreffe alle und sollte von der ganzen Gemeinschaft getragen werden. Aus diesem Grund habe der UFH-Bundesverband die „Gemeinsame Erklärung für den Mutterschutz für Selbstständige“ unterzeichnet. Denn es fehle nach wie vor an finanzieller Unterstützung und Arbeitgeberleistungen sowie Mutterschaftsgeld während der Schwangerschaft und nach der Geburt.
„Ich fand das damals mega ungerecht“ Raumausstattermeisterin Carola Grote-Sticka findet die aktuelle Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige gut: „Wunderbar, dass sich da etwas bewegt“, freut sich die Unternehmerin, die einen Betrieb in Salzgitter führt.
Sie hat zwei Kinder, die inzwischen 16 und 14 sind. Doch an die Zeit rund um die Geburt erinnert sich Grote-Sticka noch gut: „Ich fand es damals schon mega ungerecht, dass wir selbstständigen Frauen trotz Krankenversicherung kein Anrecht auf den Mutterschutz vor und nach der Geburt haben.“
Bei Arbeitnehmerinnen gebe es darüber überhaupt keine Diskussion Die Unternehmerin fragt sich, warum das bei selbstständigen Frauen so ist und fordert, dass diese Ungerechtigkeit dringend geändert werden müsse.
Kommentare wie „man könnte ja eine Schwangerschaft planen und geldlich vorsorgen“ ärgern Grote-Sticka. Schließlich fallen Betriebsgründung und Familienplanung zeitlich meist zusammen. Für sie sei nicht klar, warum selbstständige Frauen nach der Gründung mit den Kindern warten sollten, während sich Arbeitnehmerinnen keine strategischen Gedanken über eine Schwangerschaft machen müssten. Die Raumausstattermeisterin sagt: „Ich drücke für alle nachkommenden selbstständigen werdenden Müttern die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.“ W
Wenn alles gut abgestimmt ist, spricht nichts gegen eine Beschäftigung von langjährigen Chefs als Mitarbeiter.
Nachfolge: Wenn der Ex-Inhaber weiter mitarbeitet
Wer den ehemaligen Betriebsinhaber beschäftigt, sollte im Vorfeld gut kommunizieren – mit der Person selbst und dem Team. Vier Tipps, die zum Erfolg führen.
SONJA STEINER
Dass ehemalige Inhaber in Handwerksbetrieben als Angestellte weiterarbeiten, kommt oft vor. Die Gründe sind vielfältig: Oft dauert es bei Betriebsübergabe noch Jahre, bis der ExInhaber das Renteneintrittsalter erlangt hat. Manche möchten weiterarbeiten, weil ihnen der Betrieb viel bedeutet oder sie noch nicht loslassen können. „Auch der Verdienst spielt dabei eine Rolle“, weiß JanMichael Hobelsberger, Nachfolgemoderator bei der Handwerkskammer Hannover. Er hat vier Tipps, die beim Übergang helfen.
1. Befristen Sie den Arbeitsvertrag zeitlich In vielen Fällen bleibt der langjährige Betriebsinha
„Beachten Sie mit Fingerspitzengefühl auch die Belange der Mitarbeitenden.“
Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator
ber auch nach der Übernahme weiter mit an Bord:. „Es gibt bei dieser Konstellation einige Besonderheiten zu beachten“, berichtet Hobelsberger. „Ganz vorne steht der Klassiker Kommunikation: Es ist sehr wichtig, dass miteinander darüber gesprochen wird, wie die neue Zusammenarbeit geregelt werden soll.“
Dazu gehöre eine klare Stellenbeschreibung des neuen Arbeitsplatzes für den Vorgänger, die mit ihm gemeinsam vorher abgestimmt wird. „Dabei ist es wichtig, auch die zeitliche Befristung ins Auge zu fassen und mit in den Arbeitsvertrag aufzunehmen“, betont der Nachfolgemoderator. Sonst könne es dazu kommen, dass das Ganze ausfranst.
2. Definieren Sie klare Rollen im Familienbetrieb
Häufig findet die Weiterbeschäftigung in Familienbetrieben statt. „Wir gehen von etwa einem Drittel aller Betriebe aus, die innerhalb der Familie übernommen werden“, berichtet er. Wenn Sohn oder Tochter den Betrieb übernehmen, sei eine räumliche Trennung sinnvoll, um so die neue Rollenverteilung zusätzlich deutlich zu machen. „Ich kenne einen Fall, wo der ehemalige Inhaber seinen Betrieb an seinen Sohn übergeben hat und daraufhin mit seinem Büro in den Keller zog. Das ist jetzt ein drastisches Beispiel. Aber es macht klar, wie wichtig es ist, Neuem Platz zu schaffen. Das gilt besonders in Familienkonstellationen, wo oft Leben und Arbeiten in einem Haus stattfinden“, sagt Hobelsberger.
3. Planen Sie zwei bis drei Jahre Zeit für die Übernahme ein
In Familienbetrieben arbeitet derjenige, der übernehmen wird, oft schon über Jahre vorher mit. Anders sei das bei externen Übernahmen: Dort sei die Übergabezeit meist deutlich länger. „Aus unserer Beratung wissen wir, dass es etwa zwei bis drei Jahre Zeit der Einarbeitung brauchen kann, um eine gelungene Übernahme sicherzustellen –dieser Zeitfaktor sollte nicht unterschätzt werden“, erklärt Hobelsberger.
In dieser Phase sei es sinnvoll, wenn der künftige Inhaber sich die Übernahme als Etappenziel setzt und „nicht allzu sehr mit seinen oder ihren Ideen vorprescht, sondern sich die Zeit nimmt, auf die eigene neue Rolle hinzuarbeiten und sie einzuüben“. Dabei gehe es auch um eine klare und wertschätzende Kommunikation mit allen Beteiligten.
4. Nutzen Sie die Expertise des vorherigen Inhabers
Gerade wenn der neue Chef oder die neue Chefin hochmotiviert ihre neuen Ideen umsetzen möchten, sollte der vorige Inhaber seine Expertise einbringen können. „Holen Sie alle ins Boot und beachten Sie mit Fingerspitzengefühl auch die Belange der Mitarbeitenden. Sie haben oft eigene gute Ideen zur Verbesserung, die jetzt verwirklicht werden könnten“, rät der Nachfolgemoderator.
Falls die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Betriebsinhaber bei allen Bemühungen nicht klappen sollte, könne im Notfall eine Mediation zur Klärung beitragen. „Wenn alle Beteiligten von vorneherein eine klare Kommunikation pflegen, muss es dazu aber gar nicht kommen“, ist Hobelsberger überzeugt. W
„Aus unserer Beratung wissen wir,
dass es etwa zwei bis drei Jahre Zeit der Einarbeitung brauchen kann, um eine gelungene Übernahme sicherzustellen.“
Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator
Hilfe durch Netzwerk und offene Kommunikation
Drei Fragen an Orthopädieschuhmachermeisterin Johanna Czech, die Anfang August den Betrieb Nimtz Gesunde Schuhe in Barsinghausen übernommen hat.
Der vorige Inhaber arbeitet weiter in Ihrem Betrieb mit – wie haben Sie sich auf diese Zusammenarbeit vorbereitet?
»Johanna Czech: Das Wichtigste war, Klarheit für mich selbst in meiner neuen Rolle zu finden und mit meinem Vorgänger alle offenen Fragen zu besprechen. Das war anfangs nicht immer einfach. Doch je öfter wir miteinander gesprochen haben, desto geringer war die Hemmschwelle, die relevanten Themen einvernehmlich zu klären. Mir war es dabei wichtig, sensibel dafür zu sein, dass seine neue Rolle auch Abschied bedeutet mit den entsprechenden möglichen schmerzhaften Prozessen.
Welche Schritte haben Sie vor der Übernahme unternommen?
» Czech: Ich bin knapp zwei Jahre vorher in den Betrieb gekommen, den ich schon über meinen Mann kannte. Er arbeitet hier seit 17 Jahren. Ich habe mir dann Berater gesucht und erst einmal beobachtet, wie es im Betrieb läuft. Ich hatte die Komplexität, die so eine Betriebsübernahme mit sich bringt, anfangs nicht so richtig im Blick – das macht man normalerweise nur einmal im Leben. Daher hatte ich keine Vorerfahrung und mein Weg entstand sozusagen beim Gehen.
Worauf sollten neue Chefs aus Ihrer Sicht bei der Anstellung des ehemaligen Inhabers besonders achten?
»Czech: In der Vorbereitung das eigene Netzwerk nutzen, um die eigene Rolle durch den Austausch und die Möglichkeit des Perspektivwechsels besser zu definieren. Dazu gehören die Beratungsangebote der Handwerkskammer, aber auch Freunde und Bekannte. Entscheidend ist die offene Kommunikation mit dem Ex-Inhaber – auch, um Vorurteile auf beiden Seiten zu identifizieren und auszuräumen. MARTINA JAHN
Foto: Niclas Flenter
Vier
Tage arbeiten, drei Tage frei: Was geht bei diesem Arbeitszeitmodell und was geht nicht?
Kein Selbstläufer
Aktuell testen 45 Unternehmen die Vier-Tage-Woche im Rahmen einer Studie. Ein erster Bericht zeigt, was gut läuft und welche Herausforderungen es gibt.
ANNA-MAJA LEUPOLD
Seit Anfang Februar läuft in Deutschland eine Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche. 45 Unternehmen verschiedener Größe und Branchen testen seither das Arbeitszeitmodell – darunter sind auch vier Betriebe aus dem Handwerk. Jetzt haben die Initiatoren des Projekts rund um die Agentur Interprenör einen ersten Zwischenbericht vorgelegt. Der zeigt, dass die Umstellung kein Selbstläufer ist und dass das Arbeitszeitmodell für Unternehmen verschiedene Herausforderungen birgt. Die Studienteilnehmer spüren laut dem Bericht aber auch erste Vorteile durch die Umstellung.
Eckdaten des Pilotprojekts
Bei dem Pilotprojekt geht es um die Einführung und Umsetzung einer Vier-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt und gleichbleibender Produktivität (wir berichteten). Laut Zwischenbericht verkürzten die deutschen Unternehmen die Arbeitszeit allerdings konservativer als beim klassischen 100-80-100-Modell – das steht für 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.
Die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen (48 Prozent) entschied sich, die Arbeitszeit um maximal 10 Prozent zu reduzieren. Weitere 38 Prozent verkürzten sie um genau 20 Prozent. Die übrigen 15 Prozent wählten einen Mittelweg.
Bei der Mehrheit der Unternehmen wurde die Arbeitszeit auf 90 Prozent reduziert.
Welche Herausforderungen gibt es?
Die Einführung der Vier-Tage-Arbeitswoche stellt für Unternehmen ein „umfangreiches Change-Projekt dar und ist keineswegs ein Selbstläufer“, schreiben die Autoren des Berichts. Sie weisen darauf hin, dass die Teilnehmer des Pilotprojekts verschiedene Herausforderungen zu meistern hatten.
Dazu zählt zum Beispiel die Planung der Arbeitsanpassung: Die Betriebe hätten oft unterschätzt, dass es für eine „erfolgreiche Vier-TageWoche“ notwendig sei, Arbeitsweisen und Prozesse umzustellen. Zum Teil hätten die Teilnehmer deshalb mehr Zeit benötigt, um auf das neue Arbeitszeitmodell umzustellen. Zu sehen sei das an den tatsächlichen Startzeitpunkten: 52 Prozent der Projektteilnehmer stellten im Februar 2024 um. Andere starteten erst im März (18 Prozent), April (5 Prozent), Mai (7 Prozent) oder Juni (5 Prozent) mit der Vier-Tage-Woche.
Die Anpassungen während der täglichen Arbeitszeit vorzunehmen, habe sich ebenfalls als Herausforderung für die Projektteilnehmer erwiesen. Schließlich sollten sie zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen:
1 die gewohnte Produktivität im Unternehmen aufrechterhalten und
2 Zeit investieren, um die Arbeitsprozesse für die Vier-Tage-Woche zu optimieren.
Welche Effekte hat das Arbeitszeitmodell?
Trotz der Herausforderungen berichteten die Teilnehmer des Pilotprojekts auch von positiven Effekten der Umstellung. Der Zwischenbericht enthält drei Beispiele:
ɓ Recruiting: Teilnehmende berichteten von erhöhten Bewerberzahlen bei gleichbleibender Qualität der Bewerbungen.
ɓ Partizipation von Mitarbeitenden: Einige Unternehmer machten die Erfahrung, dass die Mitarbeitenden Anpassungen im Arbeitsalltag vorschlagen, um die Arbeit effizienter zu gestalten.
ɓ Kreativität und Innovation: Die vermehrte freie Zeit führte bei manchen Teilnehmern dazu, Themen kreativer zu durchdenken und damit Arbeitsweisen zu verbessern.
Ende des Pilotprojekts?
Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche in Deutschland ist noch nicht ganz abgeschlossen: Das liegt vor allem daran, dass nicht alle Unternehmen im Februar 2024 mit dem sechsmonatigen Test angefangen haben und somit noch keine vollständigen Daten vorliegen. Einen ausführlichen Bericht der Ergebnisse soll es nun im vierten Quartal 2024 geben. W
„Mein Team will das nicht“
„Ich finde das Konzept sehr interessant“, sagt Handwerksunternehmer Hermann Strathmann (Foto). Er könnte sich für seinen Betrieb die Einführung der Vier-Tage-Woche bei 40 Wochenstunden vorstellen.
Der Inhaber der Erich Uhe GmbH in Hemmingen hat das Arbeitszeitmodell deshalb seinem Team vorgestellt. Doch die Reaktionen der 35 Mitarbeiter waren völlig anders, als er erwartet hätte: „Die meisten waren strikt gegen die Einführung der Vier-Tage-Woche“, berichtet Strathmann. Immerhin drei Mitarbeitende hätten sich bereit erklärt, das Modell zumindest zu testen.
Der Versuch lief genau eine Woche: Dann seien die Mitarbeiter zu ihm gekommen und hätten gesagt: „Chef, das ist nichts für uns.“ Die Mitarbeiter bemängelten, dass sie ihre Familien an den vier Arbeitstagen kaum noch sähen und dass nach der Arbeit keine Zeit mehr für Hobbys bleibe.
Strathmann ist trotzdem froh, dass er die Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb thematisiert hat. „Die tollste Erkenntnis ist für mich, dass das Arbeitszeitmodell nicht für den ganzen Betrieb gelten muss. Es funktioniert auch, wenn sich einzelne Mitarbeiter dafür entscheiden“, berichtet er.
Trotz des Votums seines Teams hat Strathmann die Vier-Tage-Woche für seinen Betrieb nicht abgehakt. Er kann sich vorstellen, das Modell bei Neueinstellungen anzubieten: „Wenn ich neue Fachkräfte nur mit der Vier-Tage-Woche für meinen Betrieb gewinnen kann, dann werde ich das möglich machen.“ (AML)
Größter Pluspunkt: Mitarbeiterbindung
Was erwarten Betriebe von einer Vier-Tage-Woche? Welche positiven Effekte hat sie und was sind die größten Bedenken? In kleineren Betrieben überwiegt vor allem ein Vorteil.
In kleineren Betrieben ist die Vier-Tage-Woche häufiger gelebte Praxis als in großen. Das ergibt eine Umfrage* des ifo Instituts unter knapp 630 Personalleitern deutschlandweit.
In Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten kommt das Arbeitszeitmodell schon bei 14 Prozent zum Einsatz, unter allen Befragten sind es 11 Prozent. Etwa die Hälfte der Betriebe, die die VierTage-Woche anbieten, würde dafür Stunden und Gehälter reduzieren. 39 Prozent teilten eine Vollzeitstelle auf vier Tage auf und ungefähr ein Zehntel der Unternehmen reduziere die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt.
Vorteile ...
Auf die Frage, welche positiven Effekte Betriebe erwarten, gaben 35 Prozent eine höhere Mitarbeiterbindung an. 32 Prozent erwarteten eine höhere Motivation der Mitarbeitenden. Weniger Fehltage und mehr Bewerber erhofften sich je 26 Prozent der Teilnehmenden.
... und Bedenken
Die Befragten hatten auch Bedenken: Knapp zwei Drittel vermuteten, dass sie mit höherem Personalaufwand einhergeht. 52 Prozent erwarteten mehr Organisationsaufwand, 40 Prozent einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsver-
lust und 37 Prozent befürchteten einen sinkenden Output.
Für knapp ein Drittel spricht laut der Umfrage die Problematik des Arbeits- und Fachkräftemangels gegen eine Einführung, für 42 Prozent spiele das Modell für den Fachkräftemangel keine Rolle. Dagegen würden 16 Prozent der Unternehmen aufgrund der Problematik eher dieses Arbeitszeitmodell einführen.
Würde die Vier-TageWoche Einfluss auf den Fachkräftemangel haben? Zwei Drittel der Befragten befürchteten, dem Fachkräftemangel nach Einführung des Modells noch mehr ausgeliefert zu
sein. Für 23 Prozent würden hingegen positive Aspekte wie die Attraktivität für Bewerber überwiegen. Insgesamt rechnen kleine Betriebe weniger oft mit Auswirkungen der Vier-Tage-Woche auf den Fachkräftemangel als größere.
*Die Teilnehmenden an der Umfrage im Auftrag der Randstad Personaldienstleistung teilen sich in folgende Branchen auf: Verarbeitendes Gewerbe (42 Prozent), Handel (23 Prozent) und Dienstleistungssektor (35 Prozent). Insgesamt waren 44 Prozent der befragten Personalleiter in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden tätig. (JA) W
in Rente gehen: Jeder Dritte über 50 fasst das ins Auge.
Individuelle Angebote
Fast ein Drittel der Beschäftigten über 50 will laut einer Studie nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten. Zwei Maßnahmen sollen helfen, sie im Job zu halten.
DENNY GILLE
Die geburtenstarke BabyboomerGeneration geht langsam in Rente. Das reißt eine Fachkräftelücke, die die nachrückenden jüngeren Beschäftigten nicht schließen können. Das gilt schon für die Idealsituation, dass die ältere Generation bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter durcharbeitet. Laut einer aktuellen Befragung der Techniker Krankenkasse (TK) entspricht diese Idealsituation jedoch eher nicht der Realität.
Fachkräftemangel: Ein Viertel geht in fünf Jahren
Laut der Befragung unter 1.000 Erwerbstätigen ab 50 Jahren planten 31,3 Prozent, vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter aus dem Job auszuscheiden. Folgerichtig betitelt die Krankenkasse ihren TKGesundheitsreport 2024 mit „Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?“ Der Report wurde am 2. Juli 2024 veröffentlicht.
„Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken“, sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Ältere
„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken.“
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse
Beschäftigte sind eine wertvolle Ressource für die Unternehmen. Sie verfügen über großes Erfahrungswissen, sind gut vernetzt und haben sich in der Regel über Jahre an ihrem Arbeitsplatz bewährt.“ Das sehe auch eine Mehrheit der Betriebe so, von denen in einer weiteren Erhebung 300 befragt worden seien. Eine Erkenntnis daraus: Bei 46 Prozent der Unternehmen gehe in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel der Belegschaft in den Ruhestand.
Ältere länger halten: Zwei Maßnahmen Wie können Betriebe ältere Beschäftigte länger im Job halten? Der TK-Report nennt insbesondere zwei Maßnahmen aus der Befragung der Beschäftigten. Mit ihnen ließen sich Teile der über 50-Jährigen dazu bewegen, ihr Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aufzuschieben:
1 Ein höheres Gehalt. Das gaben 66,5 Prozent der betroffenen Befragten an.
2 Maßnahmen zur flexibleren Arbeitszeitgestaltung wie die „Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse“ (73,7 Prozent) sowie die „Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten“ (70,3 Prozent).
Frühzeitig
Zwischen den Wünschen der Beschäftigten und den Angeboten der Arbeitgeber klaffe eine Lücke. So würden nur 57 Prozent der für den Report befragten Arbeitgeber bereits flexiblere Arbeitszeiten anbieten. Und Angebote, den Übergang in den Ruhestand individuell zu gestalten, böte weniger als die Hälfte der Arbeitgeber an. Bei der Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln, sowie bei den gesundheitsfördernden Maßnahmen würden Wunsch und Angebot zwischen Arbeitnehmern und -gebern hingegen übereinstimmen.
Als weiteren Faktor für eine lange Beschäftigung nennt die TK den Zusammenhang zwischen positiver Unternehmenskultur und dem Wunsch der Beschäftigten, später in den Ruhestand zu gehen. Denn wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeite auch länger.
Wer gesund ist, arbeitet länger
Die TK legt in ihrem Report auch einen Zusammenhang zwischen Krankheitsausfällen und der
BESSER
Wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeitet auch länger.
Arbeitsbereitschaft nach dem regulären Renteneintritt nahe. Zur Ermittlung wurden Versichertendaten in einem Beobachtungszeitraum nach 2012 untersucht. Ergebnis: Von den Beschäftigten, die im Jahr 2012 keinen Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, hätten gut 14 Prozent nach ihrem regulären Renteneintritt weitergearbeitet. Von den Beschäftigten, die mindestens 43 Tage krankgeschrieben waren, seien es nur gut 7 Prozent gewesen. Im Schnitt würden 11,6 Prozent über die Renteneintrittsgrenze hinaus arbeiten, schreibt die TK.
Schlussfolgerung der Krankenkasse: Man müsse mit der Gesundheitsförderung bereits frühzeitig und über alle Altersgruppen hinweg beginnen. Je früher man gesunde Arbeitsbedingungen schaffe, desto länger blieben die Beschäftigten motiviert und leistungsfähig. Zudem reduziere das kostenintensive Fehlzeiten durch Krankmeldungen. 2023 hätten in der TK versicherte Berufstätige unter 50 Jahren im Schnitt 16 Tage pro Kopf krankheitsbedingt gefehlt, bei den Beschäftigten über 50 Jahren seien es knapp 26 Tage gewesen. W
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KATHARINA WOLF
Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant. Neue Tools und Anwendungsmöglichkeiten erscheinen jeden Tag. Aber mal ehrlich: Was haben Sie davon schon ausprobiert?
„Während einige Handwerksbetriebe bereits viele Aufgaben mit Hilfe von KI lösen, haben die meisten große Berührungsängste“, sagt Handwerker-Coachin Andrea Eigel. Sie rät, KI mit einfachen Aufgaben in der Kommunikation Ihres Betriebes zu testen. Doch welche Angebote gibt es überhaupt und wie lassen sie sich möglichst kostenlos nutzen?
Die drei Großen: ChatGPT, Bing Copilot und Google Gemini
Der bekannteste intelligente Chatbot ist sicherlich ChatGPT. Zum Ausprobieren brauchen Sie einen Account, über den Sie sich auf der Homepage des Entwicklers Open AI anmelden. Anders als zum
Die Qualität der Anweisungen bestimmt die Güte der Ergebnisse.
Start der Technik ist es kein Problem mehr, sich zu registrieren. „Um zu starten, reicht die kostenlose Version völlig aus“, sagt Eigel. Erst wenn anspruchsvollere Aufgaben ins Spiel kommen, lohne sich der Umstieg auf die Bezahlvariante.
Die Technik von Open AI steckt auch hinter dem KI-Angebot der Microsoftsuchmaschine Bing –Copilot. Öffnen Sie Bing im Microsoftbrowser Edge, dann werden Sie direkt aufgefordert, den Copilot zu nutzen, ganz ohne Anmeldung. „Anders als die kostenlose Version von ChatGPT greift der Copilot nicht nur auf Trainingsdaten, sondern auf die Ergebnisse der Suchmaschine Bing zurück“, erklärt Eigel den Unterschied. Copilot bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, einfache Bilder zu erstellen. Und natürlich ist auch Google auf dem KI-Chatbot-Markt unterwegs. Google Gemini heißt die Anwendung, für die Sie sich mit einem GoogleKonto anmelden müssen.
Vorsicht im Umgang mit Daten und Fakten!
Auch wenn sie noch so überzeugend klingen, die intelligenten Chatbots ersetzen Ihre eigene Recherche nicht! Wenn Sie Wissensfragen stellen, kann die Antwort der KI völliger Unsinn sein. „Sie sollten immer prüfen, was die KI Ihnen liefert, wenn es um Fakten geht“, betont Eigel. Ebenso wichtig: „Geben Sie keine sensiblen Daten oder Geschäftsgeheimnisse ein, denn mit den eingegebenen Daten wird die KI weiter trainiert.“ Ihre Daten werden also von den Anbietern der KI-Bots genutzt. Chats könnten zudem gehackt werden, sodass die Daten möglicherweise frei im Netz verfügbar sind und missbraucht werden.
Prompts beeinflussen das Ergebnis
Wie gut die Ergebnisse sind, die die KI Ihnen liefert, ist in hohem Maße von der Qualität Ihrer Anweisungen, der Prompts, abhängig. „Man muss
„Sie sollten immer prüfen, was die KI Ihnen liefert, wenn es um Fakten geht.“
Andrea Eigel, Coachin
so präzise wie möglich sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“, sagt die Handwerksberaterin. Vermeiden Sie deshalb vage Formulierungen und achten Sie darauf, dass Ihre Anweisungen deutlich und eindeutig sind.
Wichtig ist auch, dem KI-Bot eine Rolle zuzuweisen. „Die KI-Assistenten verfügen über viel Wissen. Sie brauchen aber eine klare Anweisung, welche Perspektive sie einnehmen sollen“, erklärt Eigel. Soll die künstliche Intelligenz beispielsweise aus Chef- oder Kundensicht Texte formulieren? Sind die Adressaten Freunde oder Geschäftspartner – diese Dinge müssen Sie bei der Eingabe berücksichtigen.
Die Ergebnisse der verschiedenen Bots können dabei durchaus unterschiedlich ausfallen. „Manchmal kann es hilfreich sein, verschiedene KI-Assistenten auszuprobieren, um das beste Ergebnis zu bekommen“, sagt die Beraterin. W
Hier tummeln sich Generation X und Z
Instagram und Youtube haben bei der Generation Z die Nase vorn, die Älteren nutzen Facebook und LinkedIn. Vor allem die Nutzungsdauer von Social Media ist einer Studie zufolge enorm.
In welchen sozialen Netzwerken tummelt sich Ihre Zielgruppe? Antworten darauf gibt der aktuelle YougovReport „Beyond the feed: Social Media Report 2024“. Darin wurde die Social-MediaNutzung in Deutschland untersucht. Im Fokus stehen vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1997–2006), die Generation X (Jahrgänge 1965–1980) und die Millennials (Jahrgänge 1981–1996).
Generation Z vor allem auf Instagram unterwegs Das meistgenutzte Netzwerk der Generation Z ist Yougov zufolge Instagram (66 Prozent). Auf Platz 2 ist Youtube mit 55 Prozent, gefolgt von Snapchat (36 Prozent Nut-
zung) und Tiktok mit 33 Prozent. Weniger als ein Fünftel in dieser Altersgruppe nutzen Pinterest, X oder LinkedIn.
Von den Befragten der Generation Z verbringen 12 Prozent mehr als 20 Stunden pro Woche auf Youtube, 9 Prozent sind über 20 Stunden auf Tiktok unterwegs und 7 Prozent dieser Altersgruppe verbringen mehr als 20 Stunden pro Woche auf Instagram. Im Vergleich dazu: Jeder dritte Deutsche nutzt soziale Netzwerke etwa drei Stunden am Tag – das entspricht einem Durchschnitt von 6 bis 20 Stunden in der Woche.
Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung dominiert nach wie vor Facebook die Welt der
sozialen Netzwerke: Fast jeder Zweite (48 Prozent) hat von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 Facebook genutzt. 56 Prozent der Nutzer gehören der Generation X an, nur jeder Vierte der Generation Z nutzt dieses Netzwerk noch.
LinkedIn – das Netzwerk mit dem Schwerpunkt auf Business-Kontakten – wird vorwiegend von Millennials genutzt (13 Prozent). Insgesamt nutzen es laut der Yougov-Studie 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. MARTINA JAHN W
Wenn die Ansprache stimmt, kommen vielleicht mehr Jugendliche über Social-Media-Kanäle ins Handwerk.
Im „Azubi-Workspace“ können Lehrlinge bei Roter Kältetechnik üben. Azubi Benedict betreibt Fehlersuche, begleitet von Ausbilder Sören Schrot.(v. l.)
Fachkräfte gewinnen
Gut die Hälfte der Ausbildungsplätze ist besetzt, bis Jahresende können Interessierte noch starten. Laut einer Umfrage bleiben nach der Gesellenprüfung die meisten Azubis länger als drei Jahre in ihrem Betrieb.
Auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres gibt es noch genügend freie Lehrstellen. Bis Mitte Juni hatte jeder zweite Ausbildungsbetrieb in Niedersachsen alle Plätze besetzen können. Das ergibt die Ausbildungsumfrage der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) unter knapp 1.370 Betrieben. Weitere 15 Prozent rechneten damit, noch geeignete Bewerber für die offenen Stellen zu finden.
„Es ist auch jetzt noch nicht zu spät für dieses Ausbildungsjahr“, betont der LHN-Vorsitzende Eckhard Stein. Bis zum Jahresende könnten junge Menschen sich über die Nachvermittlungsangebote der Handwerkskammern über freie Stellen informieren und ihre Karriere im Handwerk starten.
Timm Kröger, Geschäftsführer, Roter Kältetechnik
Gute Ausbildung ist die wichtigste Grundlage Bei Roter Kältetechnik haben in diesem Jahr vier neue Auszubildende begonnen. Damit beschäftigt der Betrieb in Garbsen jetzt zehn Azubis von insgesamt 34 Mitarbeitenden. „Wichtig ist uns die Bereitschaft, wirklich etwas lernen zu wollen“, sagt Geschäftsführer Timm Kröger. Auf Berufsmessen beispielsweise zeige der Betrieb mit einem selbst entwickelten Stand, was Kälteanlagenbauer in der Ausbildung lernen. Kröger setzt neben einer guten Ausbildung auf einen familiären Umgang, denn das spreche sich herum: Ein Azubi habe sich im vergangenen Jahr beworben, weil er von einem Bekannten von der guten Atmosphäre in dem Betrieb gehört hatte.
Fotos:
Martina Jahn
MARTINA JAHN
Laut Kröger sollten bei seinen Bewerbern die Noten in Deutsch und Mathe passen – und natürlich sollten sie Interesse für Chemie und Physik mitbringen. Im Umgang mit Kältemitteln sei das eine wichtige Voraussetzung.
Von den befragten Betrieben ist die Abschlussnote für 80 Prozent weniger wichtig, nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer finden sie sehr wichtig. Vielmehr zählen für Ausbildungsbetriebe die Lernbereitschaft (90 Prozent) und die Teamfähigkeit (80 Prozent).
Bleibeperspektiven sind hoch Nach der Ausbildung bleiben der LHN-Umfrage zufolge drei Viertel der jungen Gesellinnen und Gesellen länger als drei Jahre in ihrem Ausbildungsbetrieb. Davon sei jeder Dritte sogar nach sechs Jahren noch dort. Ein Viertel verlasse den Betrieb innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Ausbildung.
Auf die Frage, ob Betriebe in der Vergangenheit Auszubildende übernommen haben, antworteten 88 Prozent mit Ja. Wie auch Unternehmer Timm Kröger: Er bietet allen ausgelernten Azubis die Möglichkeit zu bleiben. „Die meisten nehmen das an“, sagt er.
„Besonders am Herzen liegt uns das Thema Wertschätzung. Jeder ist hier wichtig, das betonen wir immer wieder.“ Kröger unterstützt die Azubis zudem, ein Auslandspraktikum zu machen. Gern genutzt werde auch das Betriebssportangebot. Und nicht zuletzt können im „Azubi-Workspace“ Prüfungsaufgaben oder praktische Inhalte aus der Berufsschule wiederholt werden – begleitet von Gesellen oder dem Ausbildungsleiter Sören Schrot.
Ausbildung mit Zukunftschancen Und wohin gehen junge Handwerker, die nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben? Diese Frage konnten 80 Prozent der Betriebe beantworten:
Die meisten (36 Prozent) arbeiten danach in einem anderen Handwerksbetrieb. Etwa jeder Zehnte beginnt ein Studium oder steigt Vollzeit in die Meisterausbildung ein. Weitere 30 Prozent gehen in die Industrie, fünf Prozent in den öffentlichen Dienst. Die übrigen machen etwa eine weitere Ausbildung, gehen ins Ausland oder in Elternzeit, ergab die LHN-Umfrage.
Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Karriereaussichten mit einer Ausbildung im Handwerk groß sind. Erfreulich ist laut Eckhard Stein, dass über elf Prozent der ehemaligen Auszubildenden nach einem Studium wieder in ihren Ausbildungsbetrieb zurückkehren. Auch bei Roter Kältetechnik war das kürzlich der Fall. Das zeige ihm, dass er in der Ausbildung gute Grundlagen gelegt hat, berichtet Timm Kröger stolz. W
„Eine familiäre Atmosphäre ist uns wichtig.“
Timm Kröger, Geschäftsführer, Roter Kältetechnik
Glückstour nach Hannover
Radeln für den guten
Zweck: Schornsteinfeger, Politiker, Prominente und betroffenen Familien sammelten wieder Spenden für krebsund schwerstkranke Kinder. Nach mehr als 600 Kilometern auf dem Fahrrad und sechs Etappen von Rheinland-Pfalz über Nordrhein-Westfalen bis nach Niedersachsen erreichte der Tross aus etwa 50 Personen ihr Ziel in Hannover. Dort fand in diesem Jahr der Bundesverbandstag der Schornsteinfeger statt.
Initiator der Glückstour ist die Hilfsorganisation „Glückstour – Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern e.V.“. Insgesamt übergaben die Tour-Fahrer 315.000 Euro. Damit werden über 70 Institutionen unterstützt, die sich entlang der diesjährigen Radstrecke befinden. Auch Familien mit krebskranken Kindern erhalten finanzielle Hilfe. (JA)
Ländliche Räume stärken
Das Gleichgewicht zwischen ländlichen Räumen und Ballungszentren in Niedersachsen soll besser werden. Dafür müsse auch das Potenzial von Handwerk und Landwirtschaft gestärkt werden. Das fordert für die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in einem gemeinsamen Empfehlungspapier. Die beiden Kammern fordern darin unter anderem:
ɓ den Ausbau der Infrastruktur zur Stärkung der ländlichen Räume
ɓ die Nutzung und Erschließung der Nachhaltigkeitspotenziale von Handwerk und Landwirtschaft zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.
ɓ die Förderung betrieblicher Innovations- und Digitalisierungspotenziale der Betriebe zur Bewältigung des strukturellen Wandels und
ɓ die Unterstützung einer ganzheitlichen Bildungspolitik zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften in den Betrieben. (JA)
Foto: Bundesverband der Schornsteinfeger
XML-Datei: Echte Rechnung oder Fake?
Alle E-Rechnungen enthalten einen Datensatz: Wie sieht der aus, wie können die Daten lesbar gemacht werden und wie lassen sich Fake-Rechnungen erkennen?
ANNA-MAJA LEUPOLD
Der Schreck ist meist groß, wenn Rechnungsempfänger zum ersten Mal eine elektronische Rechnung (E-Rechnung) im XML-Format sehen. Das Problem: Solche Rechnungen aus einem kryptischen Datensatz haben optisch keine Gemeinsamkeit mit einer klassischen Rechnung auf Papier.
Trotzdem müssen sich Betriebe mit Rechnungen im XML-Format auseinandersetzen, da die E-Rechnung ab 2025 stufenweise Pflicht wird. Für Handwerksbetriebe bedeutet das: Sie müssen ab 1. Januar 2025 zumindest in der Lage sein, elektronische Rechnungen nach der Norm EN 16931 von anderen Unternehmen zu empfangen – und zwar egal, in welchem Format sie eingehen.
XRechnung oder ZUGPFeRD-Rechnung: Was ist der Unterschied?
Mit der XRechnung und der ZUGFeRD-Rechnung gibt es zwei etablierte Formate, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. „Einen strukturierten Datensatz enthalten beide Formate, allerdings sehen sie ganz unterschiedlich aus“, sagt Jens Büscher, Gründer und Geschäftsführer des Softwareunternehmens Amagno.
Das liege daran, dass die ZUGPFeRD-Rechnungen aus der PDF-Welt kommen. Das bedeutet: Bei diesen Rechnungen ist der Datensatz in eine PDF-Datei integriert. „Die Optik fördert das Vertrauen in das Format, weil diese Rechnungen auch ohne spezielle Software für die Empfänger lesbar sind“, meint Büscher. Rechtlich relevant sei aber
trotzdem der Datensatz, der in der Datei enthalten ist.
XRechnungen hingegen sehen ganz anders aus: „Hier gibt es nur einen Datensatz in Form einer XML-Datei“, erläutert der Geschäftsführer. Die einzelnen Rechnungsbestandteile seien zwischen sogenannten Tags zu finden. Das sieht zum Beispiel für die zu versteuernde Summe und die daraus resultierenden Steuern wie folgt aus:
Die XRechnung besteht aus zahlreichen solcher Tags.
Auch E-Rechnungen müssen Betriebe auf Echtheit prüfen. Viewer helfen dabei, XMLDateien lesbar zu machen.
Fake-E-Rechnungen: Woran sind die zu erkennen?
Im E-Mail-Postfach von Betrieben landen von Zeit zu Zeit falsche Rechnungen. So manch einer sorgt sich deshalb schon jetzt, dass Fakes auch bei der
„Viele müssen sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden.“
Jens Büscher, Amagno
Foto: Andrey Popovstock.adobe.com
elektronischen Rechnung ein Thema werden könnten. Hier sieht Büscher wenig Neues auf Betriebe zukommen: „Schon jetzt müssen alle eingehenden Rechnungen geprüft werden. Durch die Einführung der E-Rechnung ändert sich an dieser Pflicht nichts.“
Doch wie lässt sich herausfinden, ob es sich bei einer eingehenden E-Rechnung um eine echte Rechnung oder einen Fake handelt? Büscher empfiehlt Handwerkern wie bei anderen E-Mails auch Absender, Anhang und Layout zu überprüfen, bevor sie die Mail öffnen. Zudem sollten sie Antworten auf folgende Fragen suchen:
ɓ Ist der Absender plausibel?
ɓ Gibt es einen Auftrag?
ɓ Stimmen die beauftragten Artikel?
Sofern die Antwort in allen Fällen „Ja“ lautet, könne die eigentliche Rechnungsprüfung beginnen. Schließlich müssten Betriebe bei jeder eingehenden Rechnung kontrollieren, ob diese alle vom Umsatz-
steuergesetz (UStG) vorgeschriebenen Pflichtangaben enthält. Gemäß § 14 UStG gehören dazu zum Beispiel:
ɓ der vollständige Name und die vollständige Anschrift des Rechnungsausstellers und des Leistungsempfängers,
ɓ das Ausstellungsdatum der Rechnung,
ɓ die Steuernummer oder Umsatzsteueridentifikationsnummer,
ɓ eine fortlaufende Rechnungsnummer,
ɓ die Menge der gelieferten Gegenstände oder der Umfang und die Art der Leistung,
ɓ der Zeitpunkt der Lieferung beziehungsweise der Zeitpunkt der Leistung,
ɓ der Steuersatz.
So funktioniert die Prüfung
Bei einer E-Rechnung im ZUGPfeRD-Format geht die Prüfung relativ einfach, da Betriebe eine PDF-Datei erhalten, die wie eine normale Papierrech-
Jens Büscher, Amagno
nung geprüft werden könne. Anders sieht es bei XRechnungen aus: „Eine E-Rechnung im XML-Format erschwert die Rechnungsprüfung, da sie aus einem kryptischen Datensatz besteht“, sagt Büscher. Um eine Rechnung im XML-Format prüfen zu können, müssten Betriebe die Rechnung daher mit Hilfsmitteln überprüfbar machen. „Es gibt inzwischen kostenfreie Tools, um E-Rechnungen im XML-Format auszulesen und zu visualisieren“, berichtet Büscher. Mit sogenannten XRechnungs-Viewern könnten die Rechnungsinhalte optisch dargestellt und lesbar gemacht werden. Diese Viewer könnten bei verschiedenen Anbietern als App heruntergeladen werden.
Allerdings sieht das Ergebnis anders aus als eine klassische Papierrechnung mit Firmenlogo. Jedoch seien die Rechnungsinformationen auch genauso aufbereitet – in normaler Schreibweise. Die Anzeige der Rechnung im Viewer sei übersichtlich genug, dass die einzelnen Punkte der Rechnung für Mitarbeitende leicht zu erkennen sind. „Das weitere Verfahren ist daher wie bei jeder anderen Rechnungsprüfung auch“, sagt der Digitalisierungsexperte.
Welche Vorteile hat die E-Rechnung für Betriebe?
Büscher, der sich mit seinem Unternehmen auf Softwarelösungen für digitale Prozesse und Dokumente spezialisiert hat, spricht aktuell häufig mit Unternehmern über die E-Rechnung. „Viele müssen
sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden“, weiß er.
Seiner Erfahrung nach gilt das nicht nur für kleine Handwerksbetriebe, sondern auch für größere mittelständische Betriebe.
„Die Vorteile der E-Rechnung rücken da meist in den Hintergrund“, sagt Büscher. Doch er ist überzeugt, dass diese durchaus viele Vorzüge mit sich bringt und nennt einige Beispiele:
ɓ Rechnungen müssen nicht mehr zur Post gebracht werden, da E-Rechnungen unmittelbar verschickt werden können.
ɓ Es wird kein Papier und kein Porto benötigt, sodass Betriebe Kosten sparen.
ɓ Die Rechnungen sind schneller beim Kunden. Für Betriebe bedeutet das, dass sie ihr Geld möglicherweise deutlich früher erhalten als bei einer Rechnung, die per Post verschickt wird.
ɓ Betriebe können ihrem Steuerberater die E-Rechnungen unmittelbar zur Verfügung stellen, sodass das Steuerbüro diese schneller weiterverarbeiten kann W
Ist das alles so richtig? Die neuen Pflichten müssen in den Betrieben gut vorbereitet werden. Zudem ist die neue Technik oft mit Ängsten verbunden. Schließlich geht es ums Geld!
„Eine ERechnung im XMLFormat erschwert die Rechnungsprüfung, da sie aus einem kryptischen Datensatz besteht.“
Jens Büscher, Amagno
Mit einem einfachen Bewerbungsprozess zu neuem Personal
Zu umständlich, zu langsam, nicht mobil möglich: Laut einer Befragung des Unternehmens Softgarden1 haben schon mehr als die Hälfte aller Jobsuchenden den Bewerbungsprozess aus diesen Gründen abgebrochen. Dabei sollte ihnen in Zeiten, in denen Fachkräfte und Auszubildende Mangelware sind, die Bewerbung so einfach wie möglich gemacht werden.
Ideal: ein kurzer, digitaler Bewerbungsprozess, in dem Interessierte mit wenigen Klicks Informationen über sich liefern und schnell Kontakt zum Betrieb aufnehmen können.
Abschied vom klassischen Anschreiben So ist es vor allem für jüngere Bewerber eine Last, ein ausführliches Anschreiben zu formulieren und verschiedene Unterlagen zusammenzustellen. Eine Studie hat gezeigt: Viele Kandidaten würden sich ohne die Notwendigkeit eines Anschreibens öfter auf ausgeschriebene Stellen bewerben, als sie es letztlich tun. Denn gerade junge Jobsuchende haben Probleme damit, sich einem zukünftigen Arbeitgeber prägnant und aussagekräftig vorzustellen. Hinzukommt, dass viele Bewerber ein Anschreiben aus Textbausteinen zusammensetzen oder im schlimmsten Fall nur die Adresse austauschen.
Kurz, knackig, online Große Chancen auf Bewerbungen haben Sie, wenn Sie Ihren zukünftigen Mitarbeitenden eine Onlinebewerbung ermöglichen – auf Ihrer Webseite oder Ihren Social-Media-Kanälen. Gerade Angehörige der Generationen Y und Z erledigen viele Angelegenheiten bevorzugt online. Was viele potenzielle Kandidaten abschreckt: ein langer Fragebogen. So gaben bei einer Umfrage des Unternehmens Softgarden 45 Prozent der Befragten an, sie würden maximal zehn Minuten mit der Dateneingabe in Bewerbungssysteme beschäftigt sein wollen.1
Digitalisieren Sie also Ihren Bewerbungsprozess und stellen Sie darin eine Auswahl an Fragen zusammen, die dem Bewerber das Beantworten möglichst leicht macht – im Idealfall als Multiple
Schnell muss es gehen, unkompliziert soll es sein: Damit Jobsuchende nicht aus dem Bewerbungsprozess aussteigen, sollte dieser möglichst kurz sein.
Choice. Gleichzeitig sollten Ihnen die Fragen einen guten ersten Eindruck von den Kandidaten ermöglichen.
Schnell reagieren
Haben Sie Bewerbungen erhalten, sollten Sie schnell darauf reagieren. Ein bis zwei Wochen sind dafür eine gute Zeit. Warten Sie länger, riskieren Sie, dass die Kandidaten die lange Antwortdauer als Desinteresse wahrnehmen und sich anderweitig orientieren. Zudem ist eine schnelle Reaktion auf die Bewerbung ein Zeichen dafür, dass Sie gut organisiert sind.
Die Lösung für einen digitalen Bewerbungsprozess Einen einfachen, schnellen und digitalen Bewerbungsprozess bietet Ihnen die Lösung der Schlüterschen zusammen mit „handwerk.com“. Diese Lösung ermöglicht Interessenten eine unkomplizierte Bewerbung. Jobsuchende stellen ihre Qualifizierung und Motivation über einen kurzen Fragebogen dar. Über die individuell auf Ihren Betrieb zugeschnittenen Fragen geben sie die wichtigsten Eckpunkte zu ihrer Person und ihren Fähigkeiten an – das spart sowohl den Bewerbenden als auch Ihnen Zeit. Anschließend landen die Antworten samt Kontaktdaten in Ihrem E-Mail-Postfach.
Sparen Sie sich Zeit und machen Sie für Ihre Bewerber den Ablauf so einfach und unkompliziert wie möglich!
Mehrere Behörden warnen aktuell vor gefälschten E-Mails und SMS im Namen des Online-Finanzamts ELSTER und anderer Finanzämter. Wie Sie die Masche erkennen.
Diese Elster gehört nicht zum Finanzamt – sie tut aber so: Cyberkriminelle üben sich im Betrug im Namen der Steuerverwaltung.
Eine E-Mail im Namen von ELSTER, dem Finanzamt oder dem Bundeszentralamt für Steuern? Das kann einen schon mal nervös werden lassen – und dazu verleiten, die Warnzeichen eines Cyberbetrugs zu übersehen. Mit teuren Folgen. Vor einer Betrugsmasche im Namen der Steuerverwaltung warnen aktuell das OnlineFinanzamt ELSTER sowie mehrere Landesämter für Steuern, etwa in Bayern und Rheinland-Pfalz. Als Absender würden beispielsweise ELSTER, das Finanzamt oder das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) vorgetäuscht.
Diese Formulierung sind typisch
In den gefälschten Mails würden Empfänger meist aufgefordert, eine angehängte Datei zu öffnen. Bei der soll es sich vorgeblich um einen Steuerbescheid oder eine Rechnung handeln, wird die Masche auf dem ELSTER-Portal beschrieben. Absenderadresse und Inhalt der E-Mail würden ständig verändert. Was ist immer gleich?
In allen Fällen werde versucht, per E-Mail an Anmeldedaten, Konto- und/oder Kreditkarteninformationen zu gelangen.
Häufig werde eine Dringlichkeit mit Formulierungen wie „umgehend“, „zeitnah“, „so bald wie möglich“ erzeugt, mahnt das Bayerische Landesamt für Steuern.
„Steuerforderungen oder Steuererstattungen werden
von
Ihrem
Finanz
amt nicht per EMail, SMS oder telefonisch mitgeteilt.“
Landesamt für Steuern Rheinland-Pfalz
Deren Kollegen aus Rheinland-Pfalz nennen passend ein konkretes Beispiel für eine Betreffzeile so einer Betrugs-E-Mail: „Dringende Handlung erforderlich: Ihr ELSTER-Steuerrestbetrag“. Es folge beispielsweise die Aufforderung, einen Link zu einem angeblichen Formular zu öffnen, um eine Steuererstattung zu erhalten.
Keine Steuerdaten per E-Mail
Die Rheinland-Pfälzer stellen klar: „Steuerforderungen oder Steuererstattungen werden von Ihrem Finanzamt nicht per E-Mail, SMS oder telefonisch mitgeteilt. Sollten Sie von ELSTER per Mail eine Benachrichtigung über einen Posteingang in Ihrem Mein-ELSTER-Portal erhalten, so ist immer zunächst eine Anmeldung im ELSTER-Portal erforderlich.“
Ergänzend dazu wird auf dem ELSTER-Portal erklärt: „Die Steuerverwaltung wird in einer E-Mail niemals Informationen, wie die Steuernummer, Kontoverbindungen, Kreditkartennummern, PIN oder die Antwort auf Ihre Sicherheitsabfrage, anfordern.“ Die Steuerverwaltung sende grundsätzlich nur Benachrichtigungen, niemals die eigentlichen Steuerdaten oder Rechnungen in Form eines E-Mail-Anhangs.
Folgendes rät das ELSTER-Portal Betroffenen, die eine Betrugs-E-Mail erhalten haben:
ɓ Öffnen Sie keine Anhänge, von denen Sie nicht sicher wissen, dass sie aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.
ɓ Klicken Sie nicht auf einen Link in einer E-Mail, wenn Sie Zweifel haben, ob die E-Mail tatsächlich von der Finanzverwaltung stammt.
Betrug auch per SMS
Nicht nur per E-Mail, auch per SMS würden es die Betrüger laut BZSt versuchen. Das Amt gibt Tipps, wie man die Betrugs-SMS erkennt:
ɓ Steuerbescheide und Zahlungsaufforderungen stellt das BZSt nur per Brief zu, nie per SMS.
ɓ Für Zahlungen gilt: Sie sind ausnahmslos per Überweisung auf ein Inlands-Konto der Bundeskasse zu leisten.
ɓ Die gefälschten Schreiben sind oft in schlechtem Deutsch mit Rechtschreibfehlern verfasst.
ɓ Echte Bescheide tragen immer den Namen und die Telefonnummer des Bearbeiters. (DEG) W
Feiern, aber nicht für alle? Das kann trotzdem eine Betriebsveranstaltung sein, urteilte der Bundesfinanzhof.
Pauschalversteuerung erlaubt?
Ein Unternehmen lädt nur einen Teil der Belegschaft zur Weihnachtsfeier und versteuert die Kosten pauschal. Warum das Finanzamt vergeblich eine Nachzahlung forderte.
Der Fall: Ein Unternehmen veranstaltete zwei Weihnachtsfeiern: eine für den obersten Führungskreis und eine zweite, zu der nur Mitarbeitende eingeladen waren, die eine bestimmte Führungsposition erreicht hatten. Die Aufwendungen versteuerte das Unternehmen pauschal mit 25 Prozent. Das zuständige Finanzamt wollte dies nicht akzeptieren: Eine pauschale Ver-
steuerung sei nur zulässig, wenn die Betriebsfeier allen Betriebsangehörigen offen stehe. Deshalb sei eine Nachzahlung fällig.
Das Urteil: Der Bundesfinanzhof entschied im Sinne des Unternehmens. Mit der Teilnahme an den jeweiligen Weihnachtsfeiern habe das Unternehmen Arbeitslohn in Form von Sachbezügen gezahlt, was grundsätzlich eine pauschale Versteue-
rung erlaube. Dass nicht alle Mitarbeitenden eingeladen waren, sei dafür seit einer Gesetzesänderung 2015 nicht mehr ausschlaggebend, so die Richter. Betriebsveranstaltungen müssten lediglich Veranstaltungen auf betrieblicher Ebene mit gesellschaftlichem Charakter sein. Eine Weihnachtsfeier erfülle diese Voraussetzung.
Allerdings stellten die Richter am Bundesfinanzhof
auch klar: Die Nutzung des Freibetrags von 110 Euro pro Teilnehmer sei von der „Jedermann“-Offenheit abhängig.
Da das Unternehmen diesen aber nicht in Anspruch genommen hatte, sei die Versteuerung korrekt. (KW) W a
Bundesfinanzhof: Urteil vom 27. März 2024, Az. VI R 5/22
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Cyberversicherungen: Was sie können, wem sie nutzen
Die Risiken von Cyberangriffen sind für Betriebe schwer kalkulierbar. Cyberversicherungen sollen ihnen Schutz im Ernstfall bieten. Was ist beim Abschluss zu beachten?
DENNY GILLE
Starke Anstiege bei Angriffen aus dem Ausland und 200 Milliarden Euro Schäden jährlich. Das im Mai dieses Jahres erschienene Bundeslagebild Cybercrime 2023 macht deutlich, dass Cyberkriminalität in Deutschland eine ernsthafte wirtschaftliche
MILLIARDEN Euro Schäden jährlich
Bedrohung darstellt. „Auch leicht verwundbare kleine und mittelständische Unternehmen waren […] stark betroffen“, schreibt das herausgebende Bundeskriminalamt.
Das macht die Schattenseite der Digitalisierung im Handwerk sichtbar: Je digitaler ein Hand
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Der Komfort des digitalen Lebens hat eine Schattenseite, auf der Viren und Trojaner lauern: Cyberkriminelle verursachen Milliardenschäden. Cyberversicherungen sollen die Risiken beherrschbar machen.
werksbetrieb aufgestellt ist, desto stärker kann ein Cyberangriff sich auf seine Betriebsabläufe auswirken. „Wer am Computer nur das OfficePaket nutzt, dem wird bei einer schweren Cyberattacke noch kein Produktionsausfall drohen“, sagt der unabhängige Versicherungsberater Michael Jander. Bei stark digitalisierten Handwerksunternehmen hingegen kann der Schaden immense Auswirkungen haben.
Cyberversicherungen können den finanziellen Schaden eines Cyberangriffs auf einen Handwerksbetrieb abfedern. Inzwischen gibt es zahlreiche Angebote kleiner und großer Versicherungsunternehmen. Der Markt ist vielfältig; ebenso sind es die individuellen Versicherungspolicen.
Cyberversicherungen: Was kann geschützt werden?
Häufig würden Versicherer ihre Policen nach dem BausteinPrinzip aufbauen, sagt Jander. Unternehmen könnten sich daraus die Schutzbausteine für die Bereiche heraussuchen, die für sie das größte Schadensrisiko darstellen. „Dass die Versicherung für die Kosten der Spezialisten aufkommt, die die Systeme wieder zum Laufen bringen, gehört zum Kern einer Cyberversicherung“, sagt Jander. Darüber hinaus würden häufig folgende Leistungen angeboten:
1 Entschädigung für Ausfälle durch Betriebsunterbrechungen infolge eines Cyberangriffs,
2 Erstattung von finanziellen Schäden, die durch Erpressung entstehen,
3 CyberHaftpflicht für Schäden, die Dritten infolge des Vorfalls entstanden sind, 4 Übernahme der Kosten für Krisenmanagement und PRMaßnahmen.
Hohe Anforderungen an die Betriebe Mindestens so umfangreich wie die Schutzoptionen sind leider auch die Voraussetzungen, die Betriebe erfüllen müssen, damit eine Versicherung nach einem Angriff bezahlt. „Regelmäßige Updates, eine funktionierende Firewall, eine mindestens wöchentliche vollständige externe Datensicherung, ZweiFaktorAuthentifizierung und VierAugenPrinzip bei größeren Überweisungen sind nur einige Punkte, die häufig verlangt werden“, sagt Jander.
Eine gute Orientierung, wie man sich versicherbar macht, gebe der ITGrundschutz des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Anforderungen machen deutlich: Klein ist der Aufwand, der zur Erlangung so eines Grundschutzes betrieben werden muss, nicht.
Die hohen Ansprüche, die Versicherungen an Unternehmen stellen, machen deutlich, wie hoch
„Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe ist für seriöse Anbieter schlicht nicht versicherbar.“
Michael Jander, Versicherungsberater
sie das Risiko und die finanziellen Folgen eines Angriffs bewerten. „Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe ist für seriöse Anbieter schlicht nicht versicherbar“, fasst Michael Jander zusammen.
Risiken analysieren
Zugleich sei es nicht trivial, das eigene Risiko und die entsprechende Leistung einer Cyberversicherung zu beurteilen. „Das ist viel schwerer zu bewerten als eine Sachversicherung. Von Feuer, Wasser und Vandalismus hat man eine gewisse Vorstellung. Von den Einfallstoren für Cyberangriffe und den möglichen Folgen weiß man sehr viel weniger“, sagt Jander. Daher genüge es nicht, eine Versicherung abzuschließen und sich zurückzulehnen. „Betriebe sollten mit einer internen Risikoanalyse beginnen und sich dafür Aufgaben vornehmen, die sie auch bewältigen können“, erklärt der Versicherungsberater.
Fallstricke lauerten zudem in konkreten Fragen wie der sogenannten Haftzeit bei Betriebsunterbrechungen. Denn ist diese Zeit überschritten, enden die Zahlungen der Versicherung. Von einer Haftzeit, die nur einen Monat beträgt, rät der Versicherungsberater beispielsweise ab. So schnell seien die Auswirkungen eines Angriffs häufig nicht behoben. „Man darf den zeitlichen Rahmen zur Wiederherstellung der Systeme nicht unterschätzen“, sagt Jander.
Cyberversicherung: Praxisbeispiel
In einem konkreten Fall hat Jander einen produzierenden Handwerksbetrieb mit 50 Mitarbeitern bei der Wahl einer Cyberversicherung beraten. „Der Betrieb ist so weit digitalisiert wie viele Unternehmen in seiner Größenklasse: Einiges läuft in der Produktion schon automatisiert, anderes noch manuell.“ Die in Frage kommenden drei Versicherungen hätten Policen zu Kosten von 1.500 bis 3.000 Euro pro Jahr angeboten.
„Der teuerste Anbieter war in dem Fall der schlechteste“, sagt Versicherungsberater Jander. Der günstigste sei gut gewesen, der beste habe preislich genau in der Mitte der beiden anderen gelegen. Größte Aufgabe für den Handwerksbetrieb: „Die Versicherung verlangte ausdrücklich, dass der für die EDV zuständige Mitarbeiter jeden einzelnen Punkt einer Anforderungsliste überprüfen musste. Das waren neun Punkte, in der jeder Punkt, wenn er nicht erfüllt ist, ein K.o.Kriterium für den Versicherer darstellt.“
Die maximale Versicherungssumme betrug eine halbe Million Euro. Sie umfasse unter anderem Haftung gegenüber Dritten, Eigenschäden und Betriebsunterbrechungen. W
„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in Einklang“, sagt Coachin Eva Knoche.
Hören Sie auf Ihr Herz!
Wenn sich der Kopf in wirren Gedanken verstrickt und den Kompass verliert, kann die Konzentration auf einen anderen Körperteil helfen: Atmen Sie in Ihr Herz.
KATHARINA WOLF
Sich ein Herz fassen, etwas aus vollem Herzen tun, beherzt sein: Zahlreiche Redewendungen drehen sich um unser lebenswichtiges Organ. Und das nicht ohne Grund: „Unser Herz ist viel mehr als nur eine Pumpe“, sagt Eva-Mareike Knoche, Coachin und Beraterin aus Hannover. „Herz und Gehirn kommunizieren ständig miteinander.“ Ein Beispiel: Geraten wir in eine gefährliche Situation, sorgen Signale aus dem
„Herzfokussierte Atmung kann bei Entscheidungen
weiterhelfen.“
Eva Knoche, Coachin
Gehirn dafür, dass der Puls steigt – und wieder sinkt, wenn die Gefahr vorüber ist. „Umgekehrt sendet auch das Herz Informationen ans Gehirn und beeinflusst darüber unsere Wahrnehmung“, so Knoche.
Häufig jedoch seien Gehirn und Herz nicht im Einklang: „Wenn wir uns gestresst fühlen, uns schwertun mit Entscheidungen oder uns nicht konzentrieren können, ist das ein Signal dafür, dass Kör-
per und Geist nicht gut zusammen funktionieren“, sagt die Beraterin.
Die gute Nachricht: Wir haben die Lösung selbst in der Hand. „Wir können bewusst positive Emotionen erzeugen, indem wir über unsere Atmung Herz und Gehirn besser aufeinander abstimmen“, erläutert Knoche. Zahlreiche wissenschaftliche Studien des HeartMath Instituts, das die Methode entwickelt hat, belegten dies. Der Effekt lasse sich sogar mit Hilfe von Messungen der Herzfrequenzvariabilität nachweisen. „Im Coaching und in Vorträgen zu diesem Thema nutze ich diese Messung gern, weil der Erfolg so gut sichtbar wird“, sagt die Coachin.
In drei Schritten zu mehr Einklang Und so geht’s:
1 Verschieben Sie Ihren Fokus vom Kopf auf Ihr Herz, zum Beispiel indem Sie Ihre Hand auf Ihr Herz legen.
2 Jetzt atmen Sie bewusst ruhig ein und aus, am besten jeweils bis fünf zählen.
3 Stellen Sie sich dabei vor, wie Ihr Atem durch Ihr Herz fließt.
„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in einen kohärenten Zustand, in dem sie miteinander im Einklang sind“, sagt Knoche. Man brauche allerdings wie bei allen Techniken ein bisschen Übung. „Das heißt nicht, dass man stundenlang in sein Herz atmen soll. Viel wichtiger ist es, regelmäßig kurze Atemübungen einzuplanen, die nur wenige Minuten dauern müssen“, betont die Beraterin. Sie können die Übung präventiv morgens und abends als Routine einbauen oder vor und nach Stresssituationen ausführen, zum Beispiel vor einem schwierigen Teammeeting oder nach einem Treffen mit komplizierten Kunden.
Manchmal stelle sich die Wirkung erst später ein und führe zu einem Aha-Erlebnis, berichtet Knoche: „Dann merke ich plötzlich: Die Situation, die mir Sorgen bereitet hat, habe ich überraschend gut gemeistert.“
Bewusst positive Emotionen erzeugen
In einem weiteren Schritt könne die Atmung ins Herz noch mehr Effekte erzielen: Sie könne positive Emotionen wachrufen, die Konzentration erhöhen oder in schwierigen Situation für mehr Klarheit sorgen, verspricht Knoche.
Starten Sie für diese Übung mit der herzfokussierten Atmung. Konzentrieren Sie sich auf ein schönes Erlebnis, mit dem Sie ein intensives positives Gefühl verbinden, und lassen Sie es mit der Atmung durch Ihr Herz fließen. „Indem wir uns angenehme Gefühle vergegenwärtigen und sie im
„Wir können bewusst positive Emotionen erzeugen, indem wir über unsere Atmung Herz und Gehirn besser aufeinander abstimmen.“
Eva Knoche, Coachin
Herzen wahrnehmen, senden wir gleichzeitig positive Signale in unser gesamtes Nervensystem. Das macht uns wacher, konzentrierter und insgesamt zuversichtlicher“, erläutert die Beraterin.
Per Atmung die Intuition anzapfen Oft tun wir uns mit Entscheidungen schwer, finden keine Antwort auf eine Frage oder kommen mit einem Problem nicht weiter. „Auch hier kann die Herzatmung helfen“, sagt Knoche. Die Idee ist, dem Kopf, der sich schon lange mit einem Thema abmüht und keine Lösung findet, eine Pause zu gönnen und einen anderen Weg zu finden.
„Konzentrieren Sie sich während der herzfokussierten Atmung beispielsweise auf eine Frage und beobachten Sie, welcher Impuls kommt, vielleicht eine Antwort, ein Satz, ein Wort“, beschreibt die Beraterin das Vorgehen. So könne neben den vielen Argumenten, die der Kopf schon geliefert hat, die Intuition eine Entscheidungshilfe sein. Ähnliches gelte für schwierige Fragen oder Probleme. „Oft entsteht durch die herzfokussierte Atmung ein Impuls oder ein neue Idee: So könnte ich vorgehen“, sagt Knoche.
Letztlich gehe es auch darum, den Fokus vom Negativen auf das Positive zu lenken, fasst die Trainerin zusammen. „Unser Gehirn ist sehr gut darin, negative Erfahrungen zu speichern“, sagt sie. „Die Konzentration auf das Herz hilft, sich Positives intensiv zu vergegenwärtigen und daraus neue Kraft zu schöpfen.“ W
„Unser Herz ist viel mehr als nur eine Pumpe“, sagt Eva-Mareike Knoche, Coachin und Beraterin aus Hannover.
Foto:
Eva Knoche
Die neue Generation des Ford Transit Custom macht optisch einen guten Eindruck. Auch das Fahrverhalten selbst mit mehreren Hundert Kilogramm Ladung überzeugt ebenfalls.
„Custom“ als Botschaft
Neues Design, mehr Digitalisierung, Komfort und Individualität für Kunden: der Ford Transit Custom im Test.
SVEN EISENKRÄMER
Er ist einer der beliebtesten mittleren Transporter im LCV-Segment, der Ford Transit Custom. Die neue Generation ist optisch und technisch modernisiert, hat (beziehungsweise bekommt erst noch) clevere Optionen. Ein Test mit dem 2,0-Liter-EcoBlue-Diesel. Die Transit-Familie wird seit 2022 von Ford modernisiert. Das gehört zur Geschäftsstrategie, noch mehr Marktanteile bei den Gewerbekunden zu gewinnen. Der Custom als mittlerer Transporter ist in Europa seit 2015 Marktführer im Ein-TonnenSegment (Zuladung), wurde mehrfach ausgezeichnet, wurde in Großbritannien zweimal hintereinander das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt. Beliebt ist er.
Dynamische Optik
Die jetzige Generation ist auf den ersten Blick rundherum erneuert. Das Design wirkt frisch und modern und hebt sich von seinen Vorgängern ab. Die neu gestaltete Frontpartie mit einem markanten Grill und eleganten, sportiven LED-Scheinwerfern sorgt für ein dynamisches Erscheinungsbild. Wir sind als
9,8
LITER Diesel auf 100 Kilometer war unser Durchschnittsverbrauch mit 800 Kilogramm Zuladung.
erstes verfügbares Modell einen Kastenwagen-Lkw mit dem 110 kW (150 PS) starken 2,0-Liter-Eco-BlueDiesel mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb gefahren.
Noch im Sommer werden der Plug-in-Hybrid und auch das rein elektrische Modell des neuen Transit Custom auf den Markt kommen. Verfügbar ist er in zwei Längen und neben dem Kastenwagen-Lkw mit Doppelkabine als Kombi-Pkw sowie als TourneoBus und als Nugget (Camper-Van), später folgt der innovative Multicab-Lkw mit einer L-förmigen Ladefläche und zwei Sitzen hinter dem Fahrersitz. Ford setzt auf verbesserte Ergonomie und Platzverhältnisse im Vergleich zum Vorgänger. Der Radstand ist gewachsen, die Fahrzeughöhe sinkt auf unter zwei Meter (praktisch für Parkhäuser), der Überhang vorne wurde reduziert. Dabei wächst aber der Komfort im Inneren: Der Fußraum ist vergrößert, Ein- und Ausstieg wurden vereinfacht und die Fahrerposition ähnelt stärker der in einem (hohen) Pkw. Beim Fußraum und beim Platz für Mitfahrende muss man bei der Schalter-Variante, wie
wir sie gefahren sind, aber Abstriche machen. Die Automatikgetriebe haben den Schalthebel hinter dem Lenkrad und damit keinen störenden Kasten mehr in Höhe des mittleren Sitzes. Der Beifahrer hat vor sich mehr Stauraum, der Airbag ist in den Dachhimmel gewandert. Das hat allerdings den Nachteil, dass es über dem Kopf keine Ablageflächen geben kann.
Telematikdienste für Flottenbetreiber
Der Custom ist im Innenraum auch deutlich digitaler geworden und passt sich allmählich den PkwGenerationen an. Dennoch ist das Cockpit funktional gestaltet und nicht verspielt. In der Mitte thront ein 13-Zoll-Touchscreen mit dem Sync-4-Betriebssystem. Kabellose Smartphone-Konnektivität und ein 5G-Modem inklusive. Das kann für umfangreiche Telematikdienste im Ford-Universum genutzt werden. Größere Flottenkunden können die Daten aus den Fahrzeugen auch im Rohformat bekommen.
Die Digitaloptionen und das moderne Cockpit sind schließlich auch restwertrelevante Ausstattungen. Noch nicht verfügbar – und damit auch nicht im Testfahrzeug –, aber interessant ist das Mobile Office Pack als Option. Das Lenkrad lässt sich damit nahezu waagerecht kippen und mit einer Platte zum Tisch umwandeln. Eine Vorrichtung für eine Smartphonehalterung links neben der Instrumententafel gehört ebenfalls zum Paket, das speziell auf Anforderung der Kunden entwickelt worden ist.
Unser Testfahrzeug hatte keine besonderen Ausbauten, aber Ford hat grundsätzlich branchenspezifische Transporterlösungen und Laderaumpakete ab Werk und über Drittanbieter als Option für den Transit Custom. Beispielsweise ein ausklappbares Regalsystem im Laderaum, Zurrleisten, ein 2,3-kW-Stromanschluss „Pro Power Onboard“ zum Betreiben von Elektrogeräten.
Belastungsprobe mit 800 Kilogramm
Das Fahrverhalten des neuen Transit Custom gleicht ebenfalls eher einem Pkw als einem Nutzfahrzeug. Die Lenkung ist leicht und präzise, was besonders in engen Stadtstraßen von Vorteil ist.
Während unserer Testfahrten ist der altbekannte Diesel gleichmäßig unaufgeregt bei der Arbeit, dabei aber nicht der leiseste. Die 150-PS-Variante hat genügend Reserven, um gut zu beschleunigen – auch mit 400 Kilogramm, die Ford in unser Testfahrzeug zugeladen hatte. Und auch mit noch mehr Gewicht – wir haben den Custom mit weiteren 400 Kilogramm belade – bleibt das Fahrzeug stabil und komfortabel. Dabei haben wir einen Durchschnittsverbrauch von 9,8 Liter auf 100 Kilometer erreicht.
Der Ford Transit Custom beginnt bei 41.050 Euro, unser Testwagen hatte einen Preis von 46.190 Euro (Preise netto, exkl. USt.). W
Mit 400 Kilogramm geladenem Zusatzgewicht ist der Diesel dennoch spritzig unterwegs.
Das Cockpit wirkt nicht ausufernd zwangsmodernisiert, das ist gut. Bei der Auflösung des Fahrerinformationsdisplays hat man gespart.
Der Transit Custom lässt sich individuell ausrüsten. Hier ein Modell mit Holz-Ladeboden, Zurrschienen und Pro-PowerOnboard-Einrichtung zum Betreiben von elektrischen Geräten.
Auch hinten überarbeitet: Der Transit Custom ist ein moderner, attraktiver Transporter.
Wie Klangwerk Lust auf Hörgeräte macht
Diese Hörgeräteakustikermeister haben in wenigen Jahren eine erfolgreiche Marke etabliert und sind auf Expansionskurs.
DENNY GILLE
Magdeburg, Breiter Weg, der Dom ist nur einen Häuserblock entfernt. Stefan Reimann steht in der Sonne vor seinem Laden und telefoniert mit einem Knopf im Ohr. Kein ungewöhnliches Bild in Zeiten von In-Ear-Geräten wie Airpods und Co. Doch etwas ist anders. Reimann telefoniert über sein Hörgerät. „Ich kann telefonieren, Musik oder Podcasts hören –und das sogar in top Qualität beim Motorradfahren“, sagt er. Für den Hörgeräteakustikermeister gehört die Bluetooth-Funktion zu den bisher wichtigsten Komfort-Entwicklungen seiner Branche. Stefan Reimann und Sebastian Heeger haben vor vier Jahren das Unternehmen Klangwerk in Magdeburg gegründet. Der Geschäftsansatz der beiden Hörgeräteakustikermeister ist es, den Kunden in wohnlicher Atmosphäre mit neuester Technik und hohem Beratungsaufwand Lust auf die vielseitigen Helfer zu machen. Denn eines sei klar: „Anfangs hat niemand Bock auf ein Hörgerät“, sagt Sebastian Heeger. „Das wandelt sich erst, wenn die Kunden sie ausprobieren und die Möglichkeiten kennenlernen.“
„Man soll uns überall in der Stadt begegnen.“
Sebastian Heeger, Hörgeräteakustikermeister
Eine Marke, die auffällt
Das Lustmachen beginnt bei Klangwerk schon mit dem Markenauftritt. Als Logo mit hohem Wiedererkennungswert dient ein Konterfei der beiden Unternehmensgründer. Dem begegnet man überall in der Stadt: unter anderem auf Werbeplakaten und LED-Leinwänden, auf Firmenfahrrädern, zwei nostalgischen Ape-Kleintransportern und Pullovern, T-Shirts, Sportkleidung, die die Gründer unter Familie und Freunden verteilen und im eigenen WebShop anbieten. „Man soll uns überall in der Stadt begegnen“, erklärt Heeger den Marketingansatz. Das scheint zu gelingen. Seit seiner Gründung ist das Unternehmen auf elf Mitarbeitende und drei Filialen gewachsen. Eine vierte sei in Vorbereitung. Dabei wollen sie alle künftigen Kollegen selbst ausbilden. Fünf Lehrlinge hat das Unternehmen derzeit, der erste mache gerade seine Abschlussprüfung.
„Wir sind alle Exoten“ Mit der Lehre kennt sich der 44-jährige Reimann bestens aus – nicht nur als Dozent für den Ausbil-
Foto:
Denny
Gille
Exoten unter den Hörgeräteakustikern (v. l.): Stefan Reimann und Sebastian Heeger
Begeisterte Handwerker (v. l.): die Hörgeräteakustikermeister Stefan Reimann, Michèle Müntz, Sebastian Heeger
derschein bei der Handwerkskammer Magdeburg. „Ich bilde seit 2010 aktiv aus und wir hatten solange ich denken kann immer wenigstens drei Lehrlinge gleichzeitig“, erklärt er. Schief gewachsene Lebensläufe und ausgefallene Charaktere schrecken die beiden dabei nicht ab, solange sie mit Spaß am Handwerk und am Umgang mit den Kunden einhergehen. „Wir sind doch alle Exoten mit einer kleinen Macke“, sagt Reimann.
Reimann hat sein Berufsleben als Bäcker begonnen. „Ich habe dann gemerkt, dass ich gerne mehr Kundenkontakt wollte“, sagt er. Die Gesundheitsgewerke erschienen ihm vielversprechend. Die Begeisterung für Technik in Kombination mit Kundenberatung führte ihn zum Hörakustikerhandwerk. Bei Sebastian Heeger war es ähnlich. Anfangs leiteten die beiden als Filialleiter und Stellvertreter einen Standort eines Hörakustik-Familienunternehmens. Das wurde jedoch an einen größeren Filialisten verkauft und dann an einen noch größeren. „Mit jedem Verkauf wurden die Arbeitsbedingungen und die Stimmung schlechter“, erinnert sich Reimann. „Also sind wir in die Selbstständigkeit getürmt.“
Beratung in Wohnzimmeratmosphäre Im Geschäft am Breiten Weg kombinieren die Unternehmer Wohnzimmerflair mit modernster Technik. „Was wir uns leisten können, holen wir uns auch“, sagt Sebastian Heeger. Statt den Kunden für einen Abdruck Silikon ins Ohr zu spritzen, bietet Klangwerk beispielsweise einen digitalen Scan des Gehörgangs an. Das sei nicht nur angenehmer, es erhöhe auch die Effizienz: Statt einen Abdruck zur Verarbeitung in ein Labor oder zum Hersteller zu schicken, werden die nötigen Daten digital versendet. Geht es um die Entwicklung von Sonderanfertigungen, kann der Betrieb sie im eigenen 3D-Drucker ausprobieren, ehe sie von einem zertifizierten Labor für den Kunden umgesetzt werden.
„Wir sind doch alle Exoten mit einer kleinen Macke.“
Stefan Reimann, Hörgeräteakustikermeister
Der häufig langwierigste Teil der Kundenbetreuung liege in der Anpassung des Sounds vom Hörgerät auf den Kunden. „Das braucht mindestens drei Termine, bis es perfekt ist“, sagt Heeger. Klangwerk verlasse sich dabei nicht nur auf das subjektive Empfinden der Kunden, sondern misst auch nach: Per Sondenmikrofon würden die Schallverhältnisse im Ohr genau erfasst.
Versteckt im Ohr? Kein Problem Als weitere Besonderheit nennt das Duo seine Spezialisierung auf In-Ear-Hörgeräte. „Drei von vier Kunden wollen so ein kaum sichtbares innenliegendes Gerät“, sagt Heeger. „Und bei uns bekommen das auch drei von vier Kunden.“ Deutschlandweit liege der Marktanteil dieser Variante trotz scheinbar hoher Kundennachfrage dagegen nur bei 15 Prozent. Woran liegt es? „Unserer Erfahrung nach wird es Kunden oft ausgeredet, weil das Angebot dieser Geräte mehr Knowhow, Aufwand und Vorinvestition erfordert, als es bei Hinter-dem-Ohr-Geräten der Fall ist“, sagt Heeger. Zudem sei der Verkauf der In-Ear-Hörgeräte nicht skalierbar: Hinter-demOhr-Geräte könne man einfach zu tausenden auf Lager bestellen und mit wenig Anpassungsaufwand abverkaufen. „Jedes In-Ear-Hörgerät wird dagegen für den Kunden maßgefertigt“, sagt Heeger. Für die beiden ist klar, dass ihre starke Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen für eine hohe Kundentreue und Empfehlungsquote sorgt, die ihren Erfolg erst ermöglicht haben. Das Gleiche gelte für das Team. „Wir wollen uns alle freuen, wenn wir zur Arbeit gehen“, sagt Stefan Reimann, „und als zufriedener Mitarbeiter bin ich auch im Kundenkontakt besser“. Die Gründer erreichten diese Zufriedenheit, indem sie flache Hierarchien, Mitspracherecht und eine Umsatzbeteiligung in jeder Filiale etabliert haben. „Oder einfacher gesagt: indem es uns wichtig ist, dass es unserem Team gut geht“, resümiert Reimann. W
Foto:
Denny
Gille
Was darf’s denn sein? Die kundenorientierte Auswahl soll keine Wünsche offen lassen.
Foto: Denny
Gille
Impressum
Organ der Handwerkskammern
129. Jahrgang
Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe
Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.
ISSN 0029-1617
Druck: Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel
Genderneutrale Sprache
Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.
W VIER FRAGEN AN
Melanie Roithner
Firmenname Polsterei Stoffwechsel
Webseite www.polsterei-stoffwechsel.de
Ort Bad Harzburg
Gewerk Raumausstatterin
Funktion Inhaberin
1. Was ist Ihr wichtigster Marketing-Kanal? Sowohl die Website als auch mein Instagram-Kanal. Dort kann ich meine Projekte vorstellen und mit Kunden interagieren.
2. Wie erschließen Sie sich neue Zielgruppen? Über Instagram und über die Kontakte, die ich auf Kunsthandwerker-Märkten gewinne. Das ist eine tolle Art, das Interesse an meiner Arbeit zu wecken.
3. Welchen Stellenwert hat die Website für Ihren Betrieb? Sie ist das Aushängeschild meines Betriebs – gerade weil ich keinen eigenen Laden habe, wo Kunden vorbeikommen oder stöbern können.
4. Wie hat sich Marketing in den letzten Jahren verändert? Es ist jetzt digitaler. Aber nach wie vor schätze ich die persönlichen Kontakte.
W MEIN LIEBLINGSPROJEKT
Ein Stück Geschichte erhalten
Dieses zweiflüglige Tor aus dem 19. Jahrhundert hat der Restaurator im Metallbauerhandwerk Keno Claassen aufbereitet. Es gehört zur Anlage am Glockenturm der Kirche in Roggenstede. Über
100 Stunden Arbeit hat er in sein Prüfungsstück investiert. Dafür forschte er in Bibliotheken und Archiven. „Die Geschichte des Metallstücks macht es wertvoll. Sei es noch so unscheinbar“, sagt Claas-
sen, Inhaber der Schmiede Eysenwerk. Bei dem Tor wurde Puddeleisen verwendet. In einem mühsamen Verfahren wurde das Eisen immer wieder per Hand umgerührt. Die fehlenden Zierspitzen hat er im alten Sandgussverfahren in Bronze gegossen. (WF)
Foto: Martina Jahn
Foto: Keno Claassen
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