Norddeutsches Handwerk 09/2024

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Altersvorsorge im Handwerk

Besser heute schon an morgen denken

Was bei der Altersvorsorge zu beachten ist

Nachfolge: Übergabe dank guter Planung

Rechtzeitig den Betrieb auf die Nachfolge vorbereiten

www.hwk-hildesheim.de

Potenziale wirksam heben

Wie Sie verborgene Kräfte im Team mobilisieren

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir alle kennen das: Zwischen Aufträgen, Kundenwünschen und dem ständigen Blick auf die Uhr bleibt oft kaum Zeit, sich mit langfristigen Themen zu beschäftigen. „Altersvorsorge? Darum kümmere ich mich später!“, denkt man schnell. Doch die Zeit, in der man ohne Probleme den ganzen Tag auf den Beinen war, vergeht schneller als man denkt - und plötzlich steht die Frage im Raum: „Wovon lebe ich eigentlich, wenn die Hände nicht mehr täglich arbeiten?“

Auch im Handwerk verläuft der Übergang in den Ruhestand nicht immer reibungslos. Viele Betriebe haben keine großen Rücklagen und die gesetzliche Rente reicht oft nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Deshalb möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe einen grundlegenden Überblick zum Thema Altersvorsorge geben (S. 6). Dabei gehen wir auch auf die geplanten politischen Maßnahmen zur Einführung einer Altersvorsorgepflicht für Selbstständige ein (S. 10), die derzeit heftig diskutiert werden und gerade für Handwerksbetriebe wichtig sind.

Altersvorsorge betrifft aber nicht nur Sie persönlich, sondern auch Ihre Verantwortung für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele Betriebsinhaber wissen nicht, dass die betriebliche Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter oft keine zusätzlichen Kosten verursacht - auch dazu finden Sie hilfreiche Informationen in dieser Ausgabe (S. 8). Denn eine gute Absicherung ist nicht nur eine Frage der Fairness,

sondern auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Menschen, die täglich zum Erfolg Ihres Betriebes beitragen.

Um Ihnen zusätzlich fundierte Ratschläge zu geben, haben wir mit einem Experten zum Thema Altersvorsorge gesprochen. Seine Tipps und Einschätzungen (S. 12) sind ein wertvoller Impuls für alle, die rechtzeitig die Weichen für eine gesicherte Zukunft stellen wollen. Als Betriebsberater stehen meine Kollegen und ich Ihnen für alle wichtigen Fragen in diesem Zusammenhang gerne zur Verfügung!

Denn am Ende geht es darum, nach Jahren harter Arbeit die Früchte genießen zu können - ohne Sorgen, aber mit der Ruhe und Gelassenheit, die sich jeder Handwerker verdient hat.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihr

Andé Burgdorf,

» App Handwerk

Auch als App Regionales und Management aus einer Hand!

Inhaltlich verantwortlich für journalistisch-redaktionell gestaltete Angebote: Anna-Maja Leupold Tel. 0511 8550-2460 leupold@schluetersche.de

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Abo- und Vertriebsservice

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E-Mail: vertrieb@schluetersche.de

AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 Anmorgendenken

Was Betriebsinhaber zu ihrer Altersvorsorge beachten sollten

8 BetrieblicheAltersvorsorge

Die Kehrseite der Medaille

10 VonAltersarmutbedroht

Solo-Selbstständige im Handwerk

BETRIEB

14 Kundenglücklichmachen

Diese Kleinigkeiten helfen

16 AufträgeeinfachimGriff?

Welche Software hilft

20 FörderungjetztauchfürBetriebe ... für eine klimafreundlichere Heizung

22 Betriebsnachfolge

Übergabe dank guter Planung

26 DasneueValidierungsgesetz

Auch ohne Ausbildung zertifizieren lassen

28 Potenzialeausschöpfen

So entdecken Sie alle Fähigkeiten Ihres Teams

30 Feierabend!

So bekommen Sie den Kopf frei

32 EN-Normen

Sie müssen jetzt kostenlos sein

34 VorurteilendenKampfangesagt

... bei der Investition in Wärmepumpen

36 FallstrickeinIhrerWerbung

Diese Formulierungen sind besonders heikel 38 JetztkommtdieMeldepflicht

Neues Verfahren für elektronische Kassensysteme

40 Gesundheitshandwerk

Telematikpflicht ab Sommer 2024

BETRIEB PLUS

44 DaserwartetSieaufderIAA

Messe findet im September in Hannover statt 46 EinevolleLadungStrom

Start des neuen Renault Master E-Tech

PANORAMA

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DieTotenwürdigen,dasLebenfeiern

Neue Wege in einem traditionellen Beruf gehen

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Das Leben feiern –die Toten würdigen

Hilke von Mach-Eickhorst leitet das BestattungsInstitut Wellborg mit viel Sinn für das Leben in einem herausfordernden Gewerk. Lebensfreude ist der Chefin auch in ihrem Team essenziell wichtig. |48

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Zum Ende des Arbeitslebens ist das Thema Altersvorsorge plötzlich sehr wichtig - auch, weil viele sich im Vorfeld zu wenig Gedanken darüber machen.

Besser heute schon an morgen denken

Es ist ein leidiges Thema und doch von großer Relevanz für uns alle: Was Betriebsinhaber zu Ihrer Altersvorsorge beachten sollten

YANNIK HERBST

Einmal im Jahr trudelt bei fast allen von uns ein Brief der Deutschen Rentenversicherung in den Briefkasten. Einmal im Jahr wird uns mit diesem Schreiben aufgezeigt, wie es um unsere Altersvorsorge bestellt ist und mit welchen Rentenzahlungen wir in unserer Zukunft rechnen können.

Bei fast allen wird hier schnell deutlich: Das wird eng. Denn trotz des umfassenden sozialen Sicherungssystems in Deutschland ist die gesetzliche Rente vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung auf wackligen Beinen. Denn immer

„Die Zeit ist unser Gegner.“

André Burgdorf, betriebswirtschaftlicher Berater zum Thema Altersvorsorge.

weniger Arbeitnehmer müssen im umlagefinanzierten Rentensystem eine immer größer werdende Zahl an Rentnern finanzieren. Bereits jetzt muss der Staat viele Milliarden Euro in den Sozialstaat pumpen, um das Rentenniveau stabil zu halten. Doch was heißt das überhaupt?

Rentenniveau

Im Jahr 2021 lag das sogenannte Rentenniveau in Deutschland bei circa 49,5 Prozent. Wenn wir also einmal in Rente gehen, werden wir ungefähr die Hälfte unseres Lohns erhalten, den wir zurzeit

Foto: KI generiert mit Hilfe von Adobe Firefly

bekommen. Viele vergessen dabei, dass anders als das Netto-Gehalt die gezahlte Rente eine Brutto-Rente ist. Es fallen also auch im Ruhestand noch Abzüge bei der gesetzlichen Rente an. Für viele wird es spätestens dann eng: Die Rente könnte nicht reichen.

Die Politik ist bemüht, neue Wege zu gehen, populär ist das Thema Altersvorsorge dort aber nicht. Auch deshalb ließ der große Wurf bisher auf sich warten. Dabei wäre es wichtig, sich diesem Thema endlich anzunehmen, um die vielen Menschen, die von Altersarmut bedroht sind, in Zukunft abzusichern.

Was schreibt der Staat vor?

Grundsätzlich sieht die Deutsche Rentenversicherung eine Pflichtversicherung für einige Selbstständige vor. Selbstständige Handwerker gehören traditionell ebenfalls in den Kreis der Pflichtversicherten. Allerdings gilt dies nur für die Gewerke der Anlage A der Handwerksrolle, also alle Berufe mit entsprechender Meisterpflicht.

Trotz der Pflicht gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Beitragszahlung. Neben einem einkommensabhängigen Beitrag können selbstständige auch einen fixen „Regelbeitrag“ zahlen. Dieser allerdings sichert die Versicherten bei Weitem nicht im Alter ab. Viele Betriebsinhaber wählen allerdings oft nur den Regelbeitrag, sodass die finanzielle Lücke im Alter bereits früh immer größer wird.

„Wir haben viele Betriebsinhaber, die als maßgeblichen Baustein ihrer Altersvorsorge die Betriebsübergabe sehen, mit deren Erlös dann das Leben im Rentenalter finanziert werden soll. Dies ist allerdings oftmals gar nicht so einfach“, erklärt André Burgdorf, Betriebsberater bei der Handwerkskammer. Laut Burgdorf unterschätzen viele Betriebsinhaber die steuerlichen Aspekte, die mit dem Verkauf des Betriebs einhergehen. „Je nach Sachlage werden Steuern und Abgaben auf den Verkaufserlös fällig, die dann natürlich auf die Gesamtsumme schmälern – und dann für die Altersvorsorge fehlen. Darüber hinaus ist es immer schwieriger, einen Nachfolger für den Betrieb zu finden“, betont Burgdorf. Auch hier schlägt die Demografie noch einmal zu.

Die Zeit ist unser Gegner

Der Betriebsberater empfiehlt daher, sich frühzeitig mit dem Thema auseinander zu setzen. „Wie bei allen Berufstätigen, ob angestellt oder selbstständig, gilt bei der Altersvorsorge: Die Zeit ist unser Gegner. Je früher ich mich mit dem Thema befasse und entsprechende Maßnahmen ergreife, desto besser bin ich im Rentenalter abgesichert“, betont Burgdorf. Neben der Beratung der Handwerkskammer sollte man hier auch unbedingt den

Der Faktor Zeit ist beim Thema Altersvorsorge meist besonders entscheidend.

49,5

PROZENT beträgt das aktuelle Rentenniveau. Es gibt an, wie viel Rente ein Arbeitnehmer erhält, der die notwendigen Beitragsjahre erreicht.

Steuerberater einbeziehen. „Spätestens, wenn der Verkauf des Betriebs ein Baustein der Altersvorsorge sein soll, sollte der Steuerberater unbedingt zu Rate gezogen werden!“ Auch die private Vorsorge sollte immer eine wichtige Rolle spielen. So gibt es neben den berufsständischen Dienstleistern, wie z.B. der SOKA-Bau, auch verschiedene Unternehmen, die Leistungen im Bereich der Altersvorsorge anbieten. Für Burgdorf ist es dabei entscheidend, sich frühzeitig und umfassend zu kümmern: „Auch wenn es ein unangenehmes Thema ist: Man sollte sich auf jeden Fall frühzeitig beraten lassen. Denn ein Leben in Altersarmut darf nach all den geleisteten Jahren in den Diensten des Handwerks auf keinen Fall das Ergebnis sein!“ W

aKontakt: Die Betriebsberatung der Handwerkskammer steht Betrieben für sämtliche betriebswirtschaftliche Fragen zur Verfügung.

André Burgdorf (05121 162-144) andre.burgdorf@hwk-hildesheim.de

Tolga Yilmaz (05121 162-145) tolga.yilmaz@hwk-hildesheim.de

Inka von Fromm (05121 162-143) inka.vonfromm@hwk-hildesheim.de

Betriebliche Altersvorsorge: Die Kehrseite der Medaille

Bei der betrieblichen Altersvorsorge denken viele zunächst an Leistungen für die Mitarbeiter eines Betriebs. Doch welche Möglichkeiten hat der Chef selbst, vorzusorgen?

YANNIK HERBST/ FRANK SANNER

Für viele Betriebsinhaber stehen die eigenen Mitarbeiter oftmals an erster Stelle. Zugegeben, der aktuelle Arbeitsmarkt und entsprechende Fluktuation lassen vielen auch keine andere Wahl. Auch deshalb sind viele Betriebe damit beschäftigt, ihren Mitarbeitern besondere Vorteile anzubieten und sich damit im Wettbewerb um die besten Fachkräfte in die erste Reihe zu spielen: Bike-Leasing, Fitnessstudio-Mitgliedschaft, Mitarbeiter-Events - die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

„Auch beim Thema Altersvorsorge ist oft für alle gesorgt: Zusätzlich zur gesetzlichen Rente werden im Bauhauptgewerbe auch Beiträge an die Zusatzversorgungskasse abgeführt“, erklärt Frank Sanner, Regionalbeauftragter der SOKA-BAU, die speziell in den Bauberufen Leistungen zur Altersvorsorge vertreibt.

„Es kann sich auch noch lohnen, weit über dem 50. Lebensjahr über eine entsprechende Altersvorsorge nachzudenken.“

Frank Sanner, Regionalbeauftragter bei der SOKA-Bau

Doch auch der Chef selbst sollte sich beim Thema Altersvorsorge nicht außer Acht lassen. Denn neben der privaten Vorsorge können sich Betriebsinhaber manchmal auch das Instrument der betrieblichen Altersvorsorge zunutze machen. „Was viele nicht wissen: Auch angestellte Geschäftsführer können die betriebliche Altersvorsorge nutzen“, betont Sanner. Bis zu 604,-€ monatlich sind hierzu steuerfrei einsetzbar, entweder als Entgeltumwandlung mit Zuschuss des Unternehmens, oder auch ganz einfach komplett als steuerfreie Betriebsausgabe finanziert über das Unternehmen selbst, ganz ohne Eigenaufwand der genannten Personen-Gruppe.

Der klassische Einzelunternehmer oder reine Gesellschafter eines Unternehmens wiederum müssen auf die Säule der privaten Vorsorge

Foto:

setzen – für sie kommt das Modell der betrieblichen Altersvorsorge leider nicht in Betracht.

Doch auch hier können Unternehmer eine staatlich geförderte Altersvorsorge aufbauen, in dem auch hohe Beiträge hierzu am Ende des jeweiligen Jahres vom zu versteuernden Einkommen abgezogen und somit steuerfrei aufgewendet werden können.

Und die Mitarbeiter?

Das Renten-Niveau der Gesetzlichen Rentenversicherung ist zwar relativ stabil, aber auf niedrigem Niveau. Die Durchschnittsrenten bewegen sich aktuell im Bereich von ca. 1.200,-€ im Monat (Männer im Westen) – und zwar brutto. Das heißt, dass auch im Rentenalter von dieser Summe oftmals noch Steuern, in jedem Fall aber Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zu bezahlen sind.

Eine sinnvolle Ergänzung ist also gefragt: Betriebliche Altersvorsorge ist hier regelmäßig die erste Wahl. Warum das so ist? Der in der betrieblichen Altersvorsorge relativ frei wählbare Beitrag wird aus dem Bruttolohn der Arbeitnehmenden aufgewendet. Zusätzlich zahlt der Arbeitgeber noch einen Zuschuss. „Dieser wiederum belastet das Unternehmen ausdrücklich nicht! Denn der gewährte Zuschuss zur Altersvorsorge wird über die Lohnnebenkosten-Ersparnis für das Unternehmen quasi refinanziert“, erklärt Frank Sanner und ergänzt: „Dadurch sind im Bauhauptgewerbe Arbeitgeber-Zuschüsse von nahezu 50 % des jeweiligen Mitarbeiterbeitrags möglich, die das Unternehmen überhaupt nicht belasten.“

Wenn dann noch zusätzlich ein Versicherer zur Verfügung steht, der hauseigene Produkte ohne Provision trotz individueller Beratung vertreibt,

„Die

Zuschüsse des Arbeitsgebers belasten den Betrieb nicht. Denn der gewährte Zuschuss zur Altersvorsorge wird über die Lohnnebenkosten-Ersparnis für das Unternehmen quasi refinanziert.“

Frank Sanner, Regionalbeauftragter der SOKA-Bau, zur Bezuschussung der betrieblichen Altersvorsorge durch den Arbeitgeber.

dann ist die betriebliche Altersvorsorge auch bei kurz laufenden Verträgen ein spannendes Thema. „Es kann sich auch noch lohnen, weit über dem 50. Lebensjahr über eine entsprechende Altersvorsorge nachzudenken“, betont der Berater.

Auch deshalb freut sich Sanner auf einen regen Austausch mit Handwerksbetrieben. „Wir möchten unterstützen und allen Interessierten aufzeigen, wie wichtig das Thema Vorsorge ist. Darüber hinaus sind viele Leistungen sogar ohne Mehrkosten möglich.“ W

Info-Veranstaltung

Um Betrieben zum Thema Altersvorsorge erste Hilfestellung geben zu können, bietet die Handwerkskammer gemeinsam mit der SOKABau eine Info-Veranstaltung

ɓ am 07.11.2024 um 17:00 Uhr in den Räumen der Handwerkskammer an.

Die Veranstaltung bietet auch Betrieben außerhalb des Bauhauptgewerbes die Möglichkeit, sich über das Thema Altersvorsorge zu informieren.

wWeitere Informationen und Möglichkeit zur Anmeldung finden Interessierte unter www.hwk-hildesheim.de/ va-altersvorsorge

Auch Solo-Selbstständige im Handwerk sind bei unzureichender Vorsorge später von Altersarmut bedroht. Ein neues Gestez soll hier nun helfen.

Von der Selbstständigkeit in die Grundsicherung?

Viele Solo-Selbstständige landen nach ihrem Berufsleben in der Grundsicherung. Um dieses Risiko zu minimieren, plant die Politik die Einführung einer Altersvorsorgepflicht. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

YANNIK HERBST

Die Gefahr der Altersarmut wird von vielen Berufstätigen lange unterschätzt –bis das Rentenalter in sichtbare Nähe rückt. Auch Solo-Selbstständige sind vor einer bösen Überraschung zum Ende der Berufslaufbahn nicht immer geschützt. Deshalb plant die Bundesregierung die Einführung einer Altersvorsorgepflicht für Solo-Selbständige.

„für das Handwerk unterstützen wir diese Pläne grundsätzlich. Die geplante Altersvorsorgepflicht stellt sicher, dass Solo-Selbst-

2

MILLIONEN

Solo-Selbstständige gibt es in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt.

ständige im Alter ausreichend abgesichert sind. Darüber hinaus kann hiermit vermieden werden, dass im Zweifelsfall der Beitrags- oder Steuerzahler dafür aufkommen muss“, erklärt Jörg Hagedorn, Bereichsleiter „Soziale Sicherung“ beim Zentralverband des Deutschen Handwerks. Aus seiner Sicht könnten mit der geplanten Pflicht auch bestehende Fehlanreize mit Blick auf den Ausstieg aus sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen in Solo-Selbstständigkeit korrigiert werden. Doch was plant die Politik überhaupt

konkret und wie weit ist das Gesetzesvorhaben fortgeschritten?

Was geplant ist Geplant ist, dass in der laufenden Legislatur ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wird. Wichtig ist hierbei, dass die Verpflichtung zur Altersvorsorge für Gründerinnen und Gründer gelten soll – bereits bestehende Selbstständigkeiten bleiben von den Plänen unberührt.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bilden sogenannte Solo-Selbstständige die Hauptzielgruppe des Vorhabens. Statistischen Zahlen zufolge gibt es in Deutschland aktuell rund 2 Millionen Solo-Selbstständige. Was besonders problematisch ist: bei dieser Unternehmergruppe ist die private Vorsorge oftmals nur sehr selten vorhanden und liegt meist sogar deutlich unter den Vorsorgeaufwendungen der Arbeitnehmer. Demnach sind ehemalige Solo-Selbstständige im Alter deutlich häufiger auf die Grundsicherung angewiesen, als andere Berufsgruppen.

Wahlfreiheit bleibt bestehen Grundsätzlich möglich bleiben soll nach den Plänen des Bundesministeriums eine Wahlfreiheit. So sollen Selbstständige in Zukunft die Wahl haben, ob sie sich für eine staatliche Altersvorsorge oder ein privates Modell entscheiden. Aus Sicht von Bereichsleiter Hagedorn ein wichtiges Element: „Selbstständige sollten auswählen können, ob sie sich in der gesetzlichen Rentenversicherung oder bei einem privaten Anbieter absichern. Zudem gilt es, bereits bestehende Vorsorgeformen angemessen zu berücksichtigen.“

Was aus Sicht des ZDH ebenfalls besonders wichtig ist: Die besondere Behandlung von Gründern in der Ausgestaltung der Beiträge. „Die besondere Situation von Existenzgründern sollte bei der der Umsetzung des Gesetzes unbedingt mitgedacht werden. Denkbar wäre aus unserer Sicht z.B. eine befristete Befreiung oder Verringerungen der Beiträge in den ersten Jahren der Selbstständigkeit“, erklärt Hagedorn.

Digital - aber wann?

Geplant ist außerdem, dass alle Verfahren zur Altersvorsorgepflicht digital abgewickelt werden. So soll es nicht nur Schnittstellen zwischen den beteiligten Institutionen geben, sondern auch die Bereitstellung von Nachweisen und Unterlagen durch den Selbstständigen sollen vollends digital ausgestaltet werden.

Auch wenn es noch keine konkreten Zeitpläne für die Einführung gibt – die Altersvorsorgepflicht ist wichtig und richtig. André Burgdorf, Betriebsbera-

Die Bundesregierung plant die Einführung einer Altersvorsorgepflicht für Solo-Selbstständige. Die Ausgestaltung ist allerdings noch offen.

„Selbststän-

dige sollten auswählen können, ob sie sich in der gesetzlichen Rentenversicherung oder bei einem privaten Anbieter absichern.“

Jörg Hagedorn, Bereichsleiter „Soziale Sicherung“ beim Zentralverband des Deutschen Handwerks.

ter bei der Handwerkskammer geht davon aus, dass konkrete Informationen zum geplanten Vorhaben noch folgen werden: „Wir sind im engen Austausch mit den beteiligten Organisationen. Sollte es in den kommenden Jahren zur Einführung kommen, stehen wir Gründerinnen und Gründern im Handwerk natürlich für Beratungen zur Verfügung!“

Die Umsetzung bleibt abzuwarten

Obwohl die Pläne der Bundesregierung grundsätzlich begrüßt werden, gibt es auch kritische Stimmen und offene Fragen hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Altersvorsorgepflicht. Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Frage, wie flexibel das neue System gestaltet sein wird und ob es den unterschiedlichen Lebens- und Einkommenssituationen der Selbstständigen gerecht werden kann. Während einige Experten fordern, dass die Altersvorsorgepflicht individuell anpassbar sein sollte, um insbesondere einkommensschwache Selbstständige nicht zu überlasten, betonen andere die Notwendigkeit klarer und verbindlicher Regelungen, um Schlupflöcher zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung diese verschiedenen Interessen und Bedenken in ihrem Gesetzesentwurf berücksichtigen wird. Klar ist jedoch, dass die Altersvorsorgepflicht für Selbstständige einen wichtigen Schritt darstellt, um die Absicherung dieser Berufsgruppe zu verbessern und Altersarmut gezielt vorzubeugen. W

Foto:

Spätestens vor Ende des Arbeitslebens befassen sich viele mit ihrer finanziellen Situation im Ruhestand - auch wenn dies deutlich früher nötig wäre.

Strukturen aufbauen

Im

Gespräch

mit Uwe Noll,

Berater bei der INTER Versicherungsgruppe

YANNIK HERBST

Die Altersvorsorge ist ein zentrales Thema, dem sich Betriebsinhaber frühzeitig widmen sollten, um ihre finanzielle Absicherung im Ruhestand zu gewährleisten. Doch welche Möglichkeiten gibt es, und wie kann man dieses komplexe Thema am besten angehen?

Im folgenden Interview sprechen wir mit Uwe Noll, Versicherungskaufmann und Fachberater für das Handwerk bei der Inter Versicherungsgruppe, über die Bedeutung der Altersvorsorge, die verschiedenen Vorsorgemöglichkeiten und seine Empfehlungen, wie Betriebsinhaber dieses Thema strukturiert und nachhaltig angehen können.

Herr Noll, warum ist es so wichtig, dass sich Betriebsinhaber frühzeitig mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen?

» Uwe Noll: Wenn ich früh beginne, ist die Zeit mein Freund. Schon geringe Beiträge können helfen, das gesteckte Ziel zu erreichen, wenn man früh genug anfängt. Gerade bei der Existenzgründung ist es oft nicht möglich, hohe Sparraten zu leisten.

„Schon geringe Beiträge können helfen,

das gesteckte Ziel zu erreichen, wenn man früh genug anfängt.“

Uwe Noll, Berater bei der INTER Versicherung, über die Möglichkeiten bei der Altersvorsorge.

Hinzu kommt, dass viele noch die 216 Pflichtbeitragsmonate in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht erfüllt haben – auch das muss finanziell gestemmt werden. Wir vom Versorgungswerk unterstützen bei der Planung, der Korrespondenz mit der Rentenversicherung und berücksichtigen alle bestehenden Verträge des Handwerkers. Mit modernen Systemen ermitteln wir gemeinsam den individuellen Bedarf. Zudem sind wir nach DIN 77230 zertifiziert, was uns erlaubt, eine fundierte private Finanzanalyse durchzuführen. Dabei prüfen wir auch, ob Steuervorteile genutzt werden können und mit welchen Nettorenten zu rechnen ist.

Welche Möglichkeiten der Altersvorsorge bieten sich Betriebsinhabern?

» Uwe Noll: Wir bieten eine breite Palette an Versicherungslösungen an. Dazu gehören die private Vorsorge, Riester-geförderte Vorsorge sowie die steuerlich begünstigte Basisrente, auch bekannt als Rürup-Rente. Zusätzlich bieten wir

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Steht Betriebsinhabern zur Verfügung: Uwe Noll.Je eher sich Betriebsinhaber mit der Altersvorsorge befassen, desto besser.

Bankprodukte unserer Bausparkasse Mainz an. Darüber hinaus beraten wir auch in den Bereichen der betrieblichen Vorsorge, Geschäftsführerversorgung und der gesetzlichen Rentenversicherung.

Viele Betriebsinhaber spekulieren darauf, ihren Betrieb im Ruhestand zu verkaufen und damit ihre Altersvorsorge zu finanzieren. Halten Sie das für eine sinnvolle Strategie?

» Uwe Noll: Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnell sich der Markt ändern kann. Betriebe verschwinden von heute auf morgen. Ein gutes Beispiel sind Fleischereien – diese Branche schrumpft zur Zeit. Wer fest darauf setzt, seinen Betrieb zur Rente gewinnbringend zu verkaufen, könnte enttäuscht werden, wenn es an Nachfolgern mangelt oder die Branche politisch oder wirtschaftlich an Attraktivität verliert. Deshalb rate ich dazu, mehrere Standbeine aufzubauen und eine unabhängige Vorsorge zu schaffen, anstatt sich allein auf den Verkauf des Betriebs zu verlassen.

Worauf sollten Betriebsinhaber achten, wenn sie sich über die verschiedenen Vorsorgemöglichkeiten informieren?

» Uwe Noll: Der erste Schritt ist ein Kennenlerngespräch, bei dem wir über Ziele, Wünsche und unsere Dienstleistungen sprechen. Anschließend analysieren wir die aktuelle Situation des Handwerkers und, wenn möglich, auch die des Partners. Wir erfassen alle bestehenden Verträge

„Wer fest darauf

setzt, seinen Betrieb zur Rente gewinnbringend zu verkaufen, könnte enttäuscht werden, wenn es an Nachfolgern mangelt oder die Branche politisch oder wirtschaftlich an Attraktivität verliert.“

Uwe Noll, Berater bei der INTER Versicherung.

zur Altersvorsorge und Einkommenssicherung. Nach der Auswertung besprechen wir die Ergebnisse und schlagen passende Lösungen vor. Falls der Kunde uns mit der Umsetzung beauftragen möchte, erheben wir dafür übrigens kein zusätzliches Serviceentgelt. Der Mitgliedsbeitrag für das Versorgungswerk beträgt jährlich nur 12 Euro und deckt diese Leistungen bereits ab. Zudem profitieren unsere Mitglieder von deutlichen Preisnachlässen in verschiedenen Versicherungssparten.

Was ist Ihre Empfehlung für Betriebsinhaber, wie sie das Thema Altersvorsorge am besten angehen sollten?

» Uwe Noll: Wie bereits erwähnt, ist es am besten, zunächst einen Termin für ein Kennenlerngespräch zu vereinbaren. Wenn dieses Gespräch positiv verläuft, folgt eine Bestandsaufnahme der aktuellen Vorsorgeverträge. Die DIN-Analyse bietet dann eine optimale Grundlage für weitere Entscheidungen. Wir sind es gewohnt, uns durch die oft komplexe Versicherungskorrespondenz zu arbeiten und unterstützen auch bei der Beschaffung von Auskünften, zum Beispiel von der gesetzlichen Rentenversicherung.

Das Gespräch mit Uwe Noll zeigt, wie wichtig es ist, das Thema Altersvorsorge frühzeitig anzugehen und eine unabhängige Vorsorgestrategie zu entwickeln. Besonders für Betriebsinhaber lohnt sich der strukturierte Blick auf verschiedene Möglichkeiten, um langfristig abgesichert in den Ruhestand gehen zu können. W

Foto: Adobe Stock_shaiith

So machen Sie Ihre Kunden glücklich

Wer seine Kunden zufriedener machen will, muss nicht immer die ganz große Show bieten. Fünf Kleinigkeiten, mit denen Sie nachhaltig Eindruck machen.

Tipp 1: Bestätigen Sie Termine telefonisch Ihre Monteure wollten eigentlich um 12 Uhr beim Kunden sein. Doch jetzt stecken sie im Stau. „Menschen sind bereit zu warten, wenn sie wissen wie lange“, sagt Verkaufstrainer und Kommunikationsberater Oliver Schumacher. Rufen Sie also Ihren Kunden an, entschuldigen sich für die Verspätung und nennen Sie die voraussichtliche Ankunftszeit.

Dasselbe gilt laut Schumacher übrigens auch, wenn Sie oder Ihr Team früher dran sind als geplant. Schließlich wollen Sie weder den Kunden überraschen noch vor verschlossenen Türen stehen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, könnten Sie auch am Tag vorher den Termin telefonisch bestätigen, so Schumacher: „Das erhöht die Planbarkeit für den Kunden.“

Der Effekt: „Der Kunde weiß, woran er ist“, sagt der Berater. „Er kann sich darauf verlassen, dass Sie kommunizieren, wenn etwas nicht klappt.“

Tipp 2: Nennen Sie bei kleinen Anfragen schnell einen Preis

Die Frage: „Und was soll’s kosten?“ ist nicht immer leicht zu beantworten. Schumacher plädiert aber dafür, sich bei kleineren Projekten oder Reparaturen schnell aus der Deckung zu wagen. „Wenn Sie einen Preisrahmen relativ einfach abschätzen können, nehmen Sie sich im Kundengespräch ein paar Minuten, kalkulieren es durch und nennen Sie einen Preis“, rät er.

Der Effekt: „Sie wirken auf den Kunden flexibel und als jemand, der sein Handwerk versteht“, sagt Schumacher. Außerdem kann der Kunde schnell eine Kaufentscheidung treffen, statt noch lange nachzudenken und es sich vielleicht anders zu überlegen.

Tipp 3: Sagen Sie nein zu absurden Kundenwünschen Der Kunde ist König – klar. Aber auch Könige wollen mitunter Dinge, die nicht gut für sie sind. „Manchmal muss man als Profi einen Kunden auch vor sich selbst schützen“, sagt Schumacher. Verlangt also eine Kundin eine Frisur, die ihr nicht steht, oder eine Brille, die nicht zu ihr passt, trauen Sie sich, nein zu sagen. „Wichtig ist dabei, die Kundin nicht einfach abzubügeln, sondern zu erklären, warum die Lösung nicht gut ist, und einen Alternativvorschlag zu machen“, so der Verkaufstrainer. Das gelte auch, wenn Sie eine Idee haben, mit der der Kunde Geld sparen kann, die aber trotzdem seine Wünsche erfüllt – etwa bei einer Badsanierung oder einem Küchenumbau. Der Effekt: Sie sind der Experte und beweisen das durch gute Beratung. Denn im Nachhinein wird sicherlich auffallen, dass Frisur oder Brille nicht passen oder dass das Umbauprojekt zu teuer war. Wenn Sie rechtzeitig nein sagen, schützen Sie Ihren Kunden vor späterer Enttäuschung.

Tipp 4: Helfen Sie Ihrem Kunden, eine Kaufentscheidung zu treffen Kunden holen oft mehrere Angebote ein – und können sich dann nicht entscheiden. „Im schlimmsten Fall wird das Projekt vertagt“, sagt Schumacher. Deshalb lautet sein Rat: „Helfen Sie Ihren Kun-

Foto: Krakenimages.comstock.adobe.com

Sie wollen zufriedene Kunden? Da können Ihnen auch Kleinigkeiten weiterhelfen!

„Menschen entscheiden sich oft ungerne.“
Oliver Schumacher, Verkaufstrainer

den, eine Kaufentscheidung zu treffen.“ Am besten sei es, direkt zu fragen: „Wir haben jetzt alles besprochen. Wollen wir das jetzt so machen? Der Kunde muss dann eigentlich nur noch ja sagen“, so Schumacher.

Der Effekt: „Auch der Kunde will, dass es endlich losgeht mit dem Projekt, und Sie geben mit einer direkten Frage Starthilfe“, sagt Schumacher. „Menschen entscheiden sich oft ungerne. Wenn dann der Anbieter wertschätzend bei der Kaufentscheidung hilft, freuen sie sich aber, dass das Projekt tatsächlich startet.“

Tipp 5: Bringen Sie Ihr eigenes Handtuch mit Niemand liebt es, wenn die eigenen vier Wände verdreckt werden oder das Badezimmer aussieht

wie ein Schlachtfeld, wenn die Handwerker ihre Arbeit abgeschlossen haben. Deshalb: Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Wohnung Ihrer Kunden möglichst sauber zu halten – und bringen Sie als sichtbares Zeichen dafür auch ein eigenes Handtuch mit.

„Sie sollten dabei nicht fragen, ob Sie Überschuhe anziehen oder Ihre Lappen zum Aufwischen nehmen sollen“, betont Verkaufsprofi Oliver Schumacher. Höfliche Kunden würden ablehnen – und sich hinterher dann doch über Dreck ärgern.

Der Effekt: Sie signalisieren, dass Ihnen der Kunde und sein Umfeld wichtig sind – und zwar ohne dass er extra darum bitten oder es erlauben muss. Wohnung sauber = Kunde glücklich. W

Aufträge einfach im Griff?

Welche Software unterstützt die Arbeitsabläufe in kleinen Betrieben am besten? Die Antwort des SHK-Unternehmers Tim Kirchner: Tooltime. Das sind seine Gründe.

Tim Kirchners Gesellenzeit ist nicht lange her, doch sie scheint von einem anderen Stern. „Das lief noch mit Zettel und Papier. Wir haben kaum etwas digital gemacht“, sagt der 26-Jährige, der vor zwei Jahren in Ratingen seinen Betrieb „Konzept.K“ gründete. Der Installateurund Heizungsbauermeister, seine vier Gesellen und seine Büromitarbeiterin betreuen Privatkunden und Hausverwaltungen: Sie bauen und modernisieren Bäder, übernehmen die Instandhaltung und den Einbau von Wärme-

„Ich habe den Eindruck, man hört den Nutzern zu.“

Tim Kirchner, Installateur- und Heizungsbaumeister

Foto: Privat

pumpen, Öl- und Gasheizungen.

Kirchner wollte seine Abläufe von Beginn effizient organisieren. Er folgte der Empfehlung der VaillantGründungswerkstatt, testete Tooltime und befand die Software für gut. „Sie hat alles, was man braucht. Das Design ist an Apple orientiert. Dazu kommt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“, zählt Kirchner auf. Er bezahlt pro Nutzer und Monat. Abgebucht wird einmal jährlich.

Andere Anwendungen hat Kirchner zumindest im Ansatz getestet. Überzeugt haben sie

ihn nicht: „Die Oberflächen waren mir zu altmodisch. Es gab zu viel unnötigen Schnickschnack.“ Kirchner ist nicht der Typ, der sich aufwendig in Software hineinfuchst oder lange überlegt, wie man die betrieblichen Abläufe an eine Anwendung anpassen könnte. Entweder eine App läuft –oder sie floppt.

Flottes Arbeiten mit Tooltime Wie hilft die Software in der Praxis? Kirchner nennt ein Beispiel: Ein neuer Kunde ruft an. Er möchte einen Waschtisch

Foto: Privat
War auf der Suche nach einer leicht bedienbaren Handwerkersoftware: Tim Kirchner.

installieren lassen. Kirchner legt den Kontakt im Adressbuch an. Er weist das Projekt sich oder einem Mitarbeiter zu und bestimmt den Vor-OrtTermin für die Besichtigung und den Kostenvoranschlag. Durch den Zugriff auf die Kalender aller Kollegen könne er sich am Telefon verbindlich äußern – und Termine so legen, dass Fahrt- und Leerzeiten möglichst kurz ausfallen.

Ist der Mitarbeiter unterwegs, kann er über die Smartphone-App von Tooltime seine Termine einsehen, berichtet Kirchner. Ein Klick und der Kunde werde aufgerufen, dazu erschienen die Notizen, die Kirchner beim Erstgespräch hinterlegt hat. Ein weiterer Klick und die Navigationsfunktion lotse den Mitarbeiter zum Ziel. Vor Ort könne er Bilder machen, sie mit Notizen versehen und darin per Fingerstrich herummalen – ein Pfeil und der Chef im Büro sieht auf dem Foto gleich, wo die neue Leitung durch die Wand geführt werden soll. Nach dem Termin könne der Mitarbeiter seine Arbeitszeit erfassen.

Bei komplexen Projekten würden Kirchner und seine Mitarbeiter die Möglichkeit

nutzen, Grund- und Aufrisse, Installationsbeschreibungen und Datenblätter im Programm zu hinterlegen. So könnten sie auch komplexere Vorhaben gut umsetzen.

Was die Software nicht leistet

Neben den Stärken, die der Unternehmer an Tooltime schätzt, lasse die Software aktuell einige nützliche Funktionen vermissen. Drei

Beispiele:

ɓ Andere Anwendungen böten die Möglichkeit, eingehende Telefonanrufe direkt mit dem Adressbuch abzugleichen: So werde jeder Anruf eines Kunden automatisch verzeichnet.

ɓ Eine integrierte Mailfunktion oder einen integrierten datenschutzkonformen Messenger biete die Software ebenfalls nicht. Immerhin: Sie ermögliche, Angebote und Rechnungen, die in Tooltime erstellt wurden, mit einem Klick zu versenden. Der Text der Mail werde dazu automatisch erstellt.

ɓ Eine Buchhaltungsfunktion enthalte Tooltime nicht. Die Software könne jedoch

Einige mobile Features von Tooltime: Terminübersicht, Zeiterfassung, Navigation

Das ist die Benutzeroberfläche in der Desktop-Ansicht.

Daten für den Steuerberater exportieren.

Guter Support Kirchner stört das nicht weiter. Wichtiger ist ihm die Unterstützung. „Wenn ich einen Bug melde, kümmert sich das Team und kurze Zeit später ist er verschwunden. Ich habe den Eindruck, man hört den Nutzern zu.“ (OZ) W

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Vorsicht bei „Digital Native“

Diskriminierende Stellenausschreibungen verstoßen gegen das Gleichbehandlungsgesetz – und das kann teuer werden. Warum ein Arbeitgeber 7.500 Euro an einen Bewerber zahlen musste.

Der Fall: Ein Wirtschaftsjurist mit Führungserfahrung hatte sich auf eine Stelle als „Manager Corporate Communication (m/w/d) Unternehmensstrategie“ beworben. In der Stellenanzeige hieß es: „Als Digital Native fühlst Du Dich in der Welt der Social Media (…) zu Hause.“ Der Jurist wurde abgelehnt und klagte: Er sei aufgrund seines Alters von über 50 Jahren diskriminiert worden. 37.500 Euro Schadensersatz sollte der Betrieb zahlen.

Der Arbeitgeber argumentierte, der Bewerber sei für die Stelle überqualifiziert und zu teuer. Als Beleg diente der Arbeitsvertrag des neu eingestellten Mitarbeiters, der

deutlich weniger als die vom Wirtschaftsjuristen geforderten 7.500 Euro erhielt.

Das Urteil: Das Arbeitsgericht (AG) Heilbronn gab dem abgelehnten Bewerber Recht. Dass der Jurist offen-

sichtlich überqualifiziert war, sei kein Grund, die Ernsthaftigkeit der Bewerbung anzuzweifeln. Deshalb sei die Klage zulässig. Mit der Bezeichnung „Digital Natives“ seien üblicherweise Menschen gemeint, die mit

Nur Digital Natives sind in der digitalen Welt zu Hause? Wer das in seiner Stellenanzeige kommuniziert, diskriminiert Ältere.

Foto: Andrey Popovstock.adobe.com

digitalen Medien aufgewachsen seien. Das wertete das Gericht als Indiz für eine Diskriminierung aufgrund des Alters. Nun hätte der Arbeitgeber beweisen müssen, dass keine Benachteiligung vorliege, etwa durch klare Kriterien aus dem Bewerbungsverfahren, nach denen der Jurist und auch andere Bewerber abgelehnt wurden. Dies sei nicht erfolgt. Allerdings verringerte das Gericht die zu zahlende Summe auf 7.500 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (KW) W

aAG Heilbronn: Urteil vom 18. Januar 2024, Az. 8 Ca 191/23

Gefälschte Meisterbriefe im Umlauf

Bis zu vier Fälle im Monat: Betrüger fliegen oft erst auf, wenn die Urkunde beim Eintrag in die Handwerksrolle geprüft wird.

Der Fachkräftemangel treibt auch kriminelle Blüten: Offenbar tauchen vermehrt gefälschte Meisterbriefe auf. Wie die Handwerkskammer Mannheim RheinNeckar-Odenwald auf ihrer Website berichtet, gebe es mittlerweile bis zu vier Fälle im Monat. „Das kommt leider immer öfter vor“, sagt Alexander Dirks, Leiter des Geschäftsbereichs Meisterprüfung der Handwerkskammer. „Der Anstieg beschäftigt uns zunehmend.“

Die wichtigsten Gründe für die Fälschungen sieht Dirks in der hohen Nachfrage nach Fachkräften – und den Herausforderungen einer Meisterprüfung. „Im Internet gibt es zudem eine ganze Reihe von betrügerischen Webseiten, die zahlreiche Berufszertifikate anbieten“, sagt er. Darunter eben auch Meisterbriefe. Die Betrüger fliegen meist auf, wenn es um die Eintragung in die Handwerksrolle geht. Andere Kammern

fragten aufgrund auffälliger Meisterbriefe aus Mannheim nach, berichtet Dirks – und dabei stelle er immer wieder Fälschungen fest. Den Fälschern drohen harte Konsequenzen, vom Verlust des Arbeitsplatzes bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung, warnt Dirks. Gleichzeitig stellt er klar, dass Meisterbrieffälschung auch in den Augen der Handwerkskammer kein Kavaliersdelikt ist: „Wir geben jeden einzelnen Fall an die Staatsanwaltschaft weiter.

Der Meistertitel muss ein Abschluss bleiben, der für qualitative Arbeit steht.“ (KW) W

Der Meisterbrief genießt hohes Ansehen. Fälscher wollen sich das zunutze machen.

Mit KI effizienter in der Werkstatt? Die Technologie steht noch am Anfang. Die Berater vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk sehen enorme Potenziale für das Handwerk.

Digital-Trainer schwenken um

Künstliche Intelligenz und ihre Anwendung in der Praxis bildet künftig einen neuen Arbeitsschwerpunkt des Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk.

Wird künstliche Intelligenz (KI) eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Handwerks, der Wirtschaft und Gesellschaft? Das Team vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk ist davon überzeugt. Es reagiert darauf mit einem neuen Arbeitsschwerpunkt, um Handwerksbetriebe bestmöglich bei der Nutzung der neuen KI-Technologien unterstützen zu können.

Aktuell würden viele zwar über KI reden, doch nur wenige

würden die Technologie und ihre enormen Möglichkeiten bereits für sich nutzen. Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk will helfen, die Potenziale von KI für das Handwerk nutzbar zu machen.

Ihre Aufgaben sehen die Mitarbeiter vor allem hier:

1 Orientierung geben und KI-Kompetenz vermitteln: Dazu zählten, die Voraussetzungen für die Einführung von KI zu schaffen, den Wert von

Daten für KI bewusst zu machen und die Entwicklung betriebseigener Strategien zu unterstützen.

2 KI-Umsetzungen und -Neuentwicklungen anstoßen: Gemeinsam mit den Betrieben sollen geeignete KI-Anwendungen identifiziert werden. Zudem soll es Unterstützung bei der Implementierung von KI-Lösungen geben und Partner zur gemeinsamen Entwicklung

neuer Anwendungen sollen vernetzt werden.

Neue Trainer sollen Betrieben bei Fragen zur Technologie zur Seite stehen. Sie würden über Potenziale und Herausforderungen von KI informieren und Betriebe bei der Implementierung unterstützen. Daneben wollen die Digitalexperten weiterhin zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Digitalisierung im Handwerk bleiben. (DEG) W

Die App „Handwerk“ bietet mir genau die Themen, die für meinen Betrieb wichtig sind.

Michael Franke, Zimmerei und Bedachung Lotze-Franke GmbH, Hann. Münden

Förderung jetzt auch für Betriebe

Ab sofort können auch Betriebe eine Förderung bekommen, wenn sie ihre Heizung gegen ein klimafreundliches Modell tauschen. Wie hoch sind die Zuschüsse?

Seit dem 27. August können nun alle Immobilienbesitzer eine staatliche Förderung für den Austausch ihrer alten Heizungen beantragen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt, wurde der Kreis der Anspruchsberechtigten um folgende Gruppen erweitert:

ɓ Unternehmen,

ɓ Eigentümer vermieteter Einfamilienhäuser und

ɓ Wohneigentümergemeinschaften (WEG).

Den Heizungstausch fördert der Bund durch Investitionszuschüsse. Beantragt werden können die von Immobilien­

besitzern, die entweder eine klimafreundliche Heizungsanlage einbauen lassen oder ihr Gebäude an ein Wärmeoder Gebäudenetz anschließen lassen.

Details zur Förderung für Unternehmen hat die Förderbank KfW auf ihrer Website veröffentlicht. Demnach ist die Förderung sowohl für Nichtwohngebäude als auch für Wohngebäude möglich. Der Zuschuss beträgt jeweils bis zu 35 Prozent der förderfähigen Kosten. Die KfW weist darauf hin, dass Betriebe die Förderung über ihren Finanzierungspartner beantragen können.

Förderung für den Heizungstausch gibt es jetzt auch für Firmen.

Wie setzt sich der Investitionszuschuss zusammen? Laut Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) könne die Grundförderung bis 30 Prozent der förderfähigen Investitionskosten betragen. Zudem

könne der Effizienz­Bonus für besonders effiziente Wärmepumpen in Höhe von 5 Prozent hinzukommen – insgesamt also bis zu 35 Prozent Förderung. Beim Einbau einer besonders effizienten Biomasse­Heizung hingegen gebe es einen Emissionsminderungszuschlag von pauschal 2.500 Euro.

Die Mittel für die Heizungsförderung kommen laut BMWK aus dem Klima­ und Transformationsfonds. Die Förderbank KfW geht aktuell davon aus, dass Antragstellern ausreichend Bundesmittel für die Förderung zur Verfügung stehen. (AML) W

W-IdNr. – was Sie jetzt wissen müssen

Ab November 2024 erhalten Betriebe automatisch eine Wirtschafts-Identifikationsnummer. Warum Unternehmen die künftig brauchen und wer sie verschickt.

Die bundesweite Einführung der Wirtschafts­Identifikationsnummer (W­IdNr.) startet im Herbst 2024: Ab dem 1. November erhalten alle wirtschaftlich Tätigen – also natürliche Personen, juristische Personen und Personenvereinigungen – eine solche Nummer vom Bundeszentralamt für Steuern (BZSt). Wie die Behörde mitteilt, erfolgt die Vergabe stufenweise. Eine Antragstellung sei nicht nötig. Betriebe, die noch keine Umsatzsteuer­Identifikationsnummer (USt­IdNr.) besitzen, sollen elektronisch über ihr ELSTER­Benutzer­

konto informiert werden. Wer bereits eine USt­IdNr. hat, werde nicht individuell informiert, sondern lediglich im sogenannten Weg der öffentlichen Mitteilung. Eine individuelle Benachrichtigung sei nicht nötig, da die W­IdNr. mit der den Betrieben bereits bekannten USt­IdNr. im Aufbau identisch sei.

Laut Bundesfinanzministerium dient die Wirtschafts­Identifikationsnummer der eindeutigen Identifizierung von Unternehmen bei den Finanzbehörden und anderen staatlichen Stellen. Zunächst

werde die W­IdNr. weder die Umsatzsteuer­Identifikationsnummer noch andere bestehende Identifikationsnummern ersetzen, vielmehr werde sie parallel zu diesen verwendet.

Langfristig sehe es anders aus: Mit der WirtschaftsIdentifikationsnummer will das BMF die Verwaltung vereinfachen und schrittweise bestehende Identifikationsnummern ablösen.

Dem Bundeszentralamt für Steuern zufolge besteht die Wirtschafts­Identifikationsnummer aus den Buchstaben „DE“ und neun Ziffern. Hinzu

kommt noch ein mit Bindestrich getrenntes fünfstelliges Unterscheidungsmerkmal, das der Identifizierung einzelner Betriebe, Betriebsstätten oder Tätigkeiten dient. Beispielhaft könnte eine WirtschaftsIdentifikationsnummer wie folgt aussehen: DE12345678900001. (AML) W

wWeitere Informationen: zur WirtschaftsIdentifikationsnummer finden Sie auf der Website des Bundeszentralamts für Steuern. Kurzlink svg.to/wiridnum

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Eineinhalb Jahre nach dem Inhaberwechsel zieht

Betriebsnachfolge: Übergabe dank guter Planung

Wer seinen Betrieb attraktiv für die Nachfolger machen möchte, sollte auf wichtige Punkte achten.

An die ersten Verhandlungen mit seinem Vorgänger kann sich Kfz-Meister Theis Janssen noch gut erinnern: „Wir haben viele Gespräche geführt und waren uns beim Kaufpreis nicht gleich einig“, sagt der Inhaber von Eisenhauer Kraftfahrzeuge in Esens. Den Namen des Betriebs hat der 25-Jährige beibehalten.

„Die Werkstatt ist bekannt und hat einen großen Kundenstamm“, sagt Janssen, der unbedingt einen Betrieb in seinem Heimatort finden wollte.

Bei der Schätzung des Wertes haben Handwerkskammer und Immobilienfachleute geholfen.

„Das war eine gute Grundlage für unsere Verhandlungen“, berichtet der junge Unternehmer. Auch der Blick in die BWAs der vergangenen Jahre sei hilfreich gewesen.

Grundlage: Kostenstruktur und Kaufpreis So reibungslos wie bei Theis Janssen laufen nicht alle Übergaben im Handwerk. Nur etwa jeder siebte Betrieb findet derzeit einen Nachfolger. Neben dem demografischen Wandel sei besonders die Risikobereitschaft, einen Betrieb zu übernehmen, gesunken. „Hinzu kommt die Prägung aus dem Elternhaus.

„Nachfolger interessieren sich in erster Linie für die Kostenstrukturen.“
Daniel Harms, Handwerkskammer BraunschweigLüneburg-Stade

Viele Eltern meinen, dass ihre Kinder besser studieren sollten, und wissen nicht, wie gut im Handwerk verdient werden kann“, sagt Daniel Harms, Abteilungsleiter Betriebs- und Gründungsberatung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Umso wichtiger sei es, dass der Inhaber das Interesse an einer Übernahme weckt. „Dazu gehört die Bilanz: Was ist das Unternehmen wert, was erwirtschaftet es an Gewinn? Nachfolger interessieren sich in erster Linie für die Kostenstrukturen“, präzisiert Harms. Nicht zuletzt sei der Kaufpreis entscheidend: „Er sollte dem Wert des Unternehmens entsprechen!“ Ein guter Ruf des Unternehmens steigert die Erfolgsaussichten auf eine geglückte Betriebsübergabe.

Investition in Mitarbeiter und Infrastruktur Um den eigenen Betrieb attraktiv für die Nachfolge zu gestalten, sind Investitionen sowohl in Mitarbeitende als auch in die Infrastruktur sinnvoll, weiß der Nachfolgeberater. In kleinen Betrieben bleibe es oftmals bei branchenspezifischen Weiterbildungen. Grundsätzlich seien auch Schulungen im Bereich Digitalisierung empfehlenswert. Dazu zählt

Theis Janssen eine positive Bilanz – auch dank guter Vorbereitung von Vorbesitzer und Nachfolger.
MARTINA JAHN UND SONJA STEINER

neben IT und Software auch der Bereich Digitales Marketing mit den Themen SEO und Social Media. Bei Investitionen in die Infrastruktur rät Harms zu einer Fokussierung auf moderne IT-Infrastruktur, Automatisierungslösungen und auf digitale Marketingstrategien. Auch die Nutzung erneuerbarer Energien und energieeffizienter Maschinen sei sinnvoll.

Update bei Digitalisierung und Datenschutz

Harms betont die Notwendigkeit für den übergebenden Betrieb, sich mit neuen digitalen Technologien auseinanderzusetzen. „In vielen Betrieben wird noch mit Papier und Stift gearbeitet – junge Nachfolger wollen aber digital unterwegs sein.“ Dazu gehörten eine moderne Branchensoftware sowie IT-Sicherheit.

Nachhaltigkeit steigert Attraktivität Wie nachhaltig der Betrieb aufgestellt ist, spiele bei den jungen Nachfolgern ebenfalls eine immer größere Rolle. Dazu zählten nachhaltige Geschäfts-

Anzeigenschluss

für die nächste Ausgabe ist am 23.9.2024

„Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt.“
Theis

modelle, ein effizientes Ressourcenmanagement sowie umweltfreundliche Produktionsstandards.

Als Kfz-Meister Janssen übernahm, hat auch sein Vorgänger Aufträge noch auf Papier notiert. Doch ohne Digitalisierung wollte der neue Inhaber den Betrieb nicht führen. „Ich habe zuerst Computer angeschafft und ein passendes Werkstattprogramm“, sagt er. Auch eine Website mit dazugehörigen SocialMedia-Kanälen hat er eingerichtet. „Wir sind in einer Touristenregion und wollen im Netz gefunden werden“, betont Janssen.

Äußerlich hat der Betrieb nicht nur einen neuen Anstrich erhalten: Schon vor der Übernahme der Werkstatt wusste der Käufer, dass das Dach erneuert und gedämmt werden muss. Eine PV-Anlage sei für dieses Jahr geplant. In den Hallen hat Janssen Wände so versetzt, dass eine neue Hebebühne eingebaut und ein moderner zusätzlicher Arbeitsplatz geschaffen werden konnte. Das Team sei mittlerweile auf sieben Personen gewachsen. „Der Betrieb entwickelt sich stetig weiter. Wir blicken positiv in die Zukunft“, resümiert Theis Janssen. W

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Bodenbelagsarbeiten bilden eine Säule im Leistungsportfolio der Raumausstattung Wolf. Sie zählen auch wirtschaftlich zu den stärksten Angeboten des Betriebs.

Gewinn auch mit schwierigen Projekten

Mit dem Weggang zweier Mitarbeiter änderte sich die Kostenstruktur dieses Betriebs. Eine Herausforderung, der er gezielt begegnete. Dank einer soliden Kalkulation.

Mit einem unverstellten Blick sieht man vieles klarer. Als Jonas Wolf 2022 in den väterlichen Betrieb einstieg, wusste er, dass die Raumausstattung Wolf wirtschaftlich solide aufgestellt war. Der Wirtschaftsingenieur erkannte aber auch Optimierungspotenzial – und sah sich zudem mit einer ersten großen Herausforderung konfrontiert.

„In der Anfangszeit wollte ich mir einen Überblick über unsere Kosten verschaffen und habe gemerkt, dass das schwieriger war, als es sein sollte“, sagt Wolf. Der Betrieb hatte sehr viele Lieferanten,

Hält nichts von einer Kalkulation „auf gut Glück“

aber kein passendes System, um alle Vorgänge mit ihnen übersichtlich darzustellen. Ein Wechsel der Handwerker-Software brachte die Lösung. Aber nicht nur das: „Der Software-Hersteller organisierte auch Seminare. Beim Seminar zur Bierdeckel-Kalkulation wurde ich neugierig – und habe mich angemeldet“, sagt Wolf. Der Wirtschaftsingenieur kannte zwar alle betriebswirtschaftlichen Grundlagen im Detail aus dem Studium, hatte mit realer Buchführung bis dahin allerdings wenig Kontakt. Zudem stand der Betrieb vor einer Herausforderung. „Von zwölf Mitarbeitenden schieden zwei altersbedingt aus. Eine Verände-

Foto: Privat, Montage: Gille

rung, die wir unbedingt in der künftigen Kalkulation berücksichtigen mussten“, erinnert sich Wolf.

Ein großes Controlling-Tool

Der Seminar-Inhalt machte den 31-Jährigen neugierig und er ließ sich von den Machern der BierdeckelKalkulation persönlich beraten. „Die drei Zahlen des Bierdeckels waren mir anfangs gar nicht so wichtig. Ich fand es super, dass man im Grunde ein großes Controlling-Tool bekommt, mit dem man seine Kosten, Einnahmen und Produktivität komplett aufschlüsseln kann“, sagt er. Diese Berechnungen im Hintergrund bilden die Grundlage für den Bierdeckel, der dann für die schnelle Kalkulation gedacht ist. „Wir haben einen Termin vereinbart, haben uns zusammengesetzt und eine Woche später war der Bierdeckel fertig. Ab da hatte ich die Basis für die Bierdeckel-Kalkulation“, sagt Wolf.

Die Berechnungen hätten ihm gezeigt, dass der Verlust der beiden Mitarbeitenden die Preisuntergrenze des Betriebs um zwölf Prozent anhebt. Die Preisuntergrenze beschreibt in der BierdeckelKalkulation den Stundensatz, den ein Unternehmen seinen Kunden mindestens berechnen muss, um nach Abzug sämtlicher Kosten eine schwarze Null zu schreiben. „Die Veränderung unserer Preisuntergrenze zu kennen, erlaubte es uns, gezielte Maßnahmen einzuleiten, damit wir weiterhin schwarze Zahlen schreiben würden“, sagt Wolf. „Denn einfach auf gut Glück zu kalkulieren, war für mich der falsche Ansatz.“ Zwei Maßnahmen waren dabei besonders erfolgreich: Das Unternehmen hat seinen Stundensatz angehoben und einige Lieferanten gewechselt, um im Einkauf bessere Konditionen zu bekommen.

Lösung für schwer kalkulierbare Sanierungen

„Heute machen wir für jedes einzelne Projekt eine Kalkulation und eine Nachkalkulation ganz schnell mit dem Bierdeckel“, sagt Wolf. Dadurch, dass er seine Preisuntergrenze kenne, sehe er in der Nachkalkulation direkt, ob ein Projekt wirtschaftlich erfolgreich war.

Unterm Strich seien Sanierungen schwieriger zu kalkulieren als Neubauprojekte. Denn im Sanierungsbereich komme es häufiger zu nicht vorhersehbaren Problemen, die die Arbeit erschweren und verlangsamen. „Zum Beispiel wenn sich beim Wechsel des Bodenbelags der Altbelag extrem schlecht vom Untergrund löst“, sagt Wolf. Eine Lösung sei es, in solchen Fällen Nachträge zu stellen, um den unvorhergesehenen Mehraufwand vergütet zu bekommen. „Diese Option sollte man schon vorher mit dem Auftraggeber abgestimmt haben“, sagt Wolf. „So verdienen wir jetzt auch mit schwierigen Sanierungsprojekten zuverlässig Geld.“

„Die Veränderung unserer Preisuntergrenze zu kennen, erlaubte es uns, gezielte Maßnahmen einzuleiten, damit wir weiterhin schwarze Zahlen schreiben würden.“
Jonas Wolf, Wirtschaftsingenieur

Arbeiten mit schlechterer Bilanz in Randzeiten

Mit Hilfe der Bierdeckel-Kalkulation haben die Raumausstatter zudem die einzelnen Angebote in ihrem Leistungsspektrum wirtschaftlich bewertet. Ihre Leistungen im Bereich Bodenbeläge sowie Sicht- und Sonnenschutzsysteme würden sich in der Bilanz des Unternehmens positiv auswirken, die Polsterarbeiten eher negativ. „Beim Polstern macht es die Kombination aus geringem Materialeinsatz und hohem Arbeitsaufwand schwierig, in die Gewinnzone zu kommen“, sagt Wolf. Der Betrieb löst das, indem er weniger dieser Polsteraufträge annimmt – in erster Linie für gute Kunden – und diese Arbeiten für Zeiten vorsieht, in denen sonst leicht Leerlauf herrscht. „Ein Mitarbeiter hat eine Baustelle abgeschlossen und noch 1,5 Stunden Zeit bis zum Feierabend? Das ist ein idealer Zeitpunkt für eine Polsterarbeit“, sagt Wolf.

Der Raumausstattung Wolf habe die BierdeckelKalkulation geholfen, die produktiven Stunden des Betriebs realistisch zu bewerten und einen strukturierten Überblick über die Kosten und nötigen Einnahmen zu erhalten. „Dadurch konnten wir unsere Einnahmen und Ausgaben gezielt so optimieren, dass wir weiterhin wirtschaftlich arbeiten und mehr Rücklagen für Investitionen bilden können“, sagt Wolf. W

Komplexe Projekte verlangen eine solide Kalkulation. „In der Anfangszeit wollte ich mir einen Überblick über unsere Kosten verschaffen und habe gemerkt, dass das schwieriger war, als es sein sollte“, sagt Jonas Wolf.

Alles in Ordnung? Zur Berufsvalidierung gehören praxisorientierte Aufgaben.

Das bringt das neue Validierungsgesetz

Ab Januar 2025 können sich Menschen ohne Ausbildung berufliche Fähigkeiten zertifizieren lassen. Gut so, sagen diejenigen, die im Projekt ValiKom Erfahrungen gesammelt haben.

Es ist ein sperriger Name: Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG). Ende Juli ist es in Kraft getreten und soll ab dem kommenden Jahr dazu beitragen, den Fachkräftemangel im Handwerk zu mindern.

Die Idee: Wer in einem Beruf bereits Erfahrung sammeln konnte, aber keine entsprechende Ausbildung abgeschlossen hat, kann sich einzelne Fähigkeiten dieses Referenzberufs validieren las-

„Wir haben noch nicht alle Berufe im Verfahren.“

Heidi von Häfen,

sen. Voraussetzung ist unter anderem, dass der Prüfling

ɓ mindestens 25 Jahre alt ist,

ɓ eine Berufserfahrung nachweisen kann, die mindestens das Anderthalbfache der üblichen Ausbildungszeit umfasst,

ɓ seinen Wohnsitz in Deutschland hat oder die Hälfte der Berufserfahrung in Deutschland gesammelt hat und

ɓ keinen Abschluss im Referenzberuf hat oder gerade eine solche Ausbildung absolviert.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) lobt das Gesetz. „Die Validierung bietet der für Handwerksbetriebe durchaus bedeutsamen Zielgruppe von Erwachsenen eine wichtige zweite Chance: Menschen, die durch langjährige Tätigkeit im Handwerk berufliche Kompetenzen erworben, aber keine Ausbildung abgeschlossen haben“, sagt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. Die Altersgrenze von 25 Jahren stelle sicher, dass die Berufsvalidierung nicht zu Lasten der beruflichen Ausbildung gehe.

Ausbildung light?

Die Gefahr sieht die Kammer nicht Die Befürchtung vor einer „Ausbildung light“ hatte die Diskussionen um das Gesetz begleitet. Eine Sorge, die Heidi von Häfen von der Handwerkskammer Oldenburg so nicht nachvollziehen kann. Sie koordiniert das Projekt ValiKom im Kammerbezirk. Bereits seit 2015 können Berufserfahrene in bestimmten Berufen ihre Fähigkeiten an den beteiligten 13 HWK, 17 IHK und 2 Landwirtschaftskammern validieren lassen. 46 Ausbildungsberufe sind gelistet, 22 davon aus dem Handwerk. Fast 3.000 Kandidaten haben ein Validierungsverfahren durchlaufen.

„Wir beraten die Kandidaten immer in Richtung Berufsausbildung, wenn das möglich ist“, betont von Häfen. Doch für viele von ihnen komme eine reguläre Ausbildung nicht in Frage. „Im Schnitt liegen die Teilnehmer deutlich über dem Mindestalter von 25 Jahren“, so von Häfen. Die Ausbildungsvergütung reiche dann nicht, um das tägliche Leben zu finanzieren. Dazu kommen oft sprachliche Hürden. „Auch wenn sich viele der ausländischen Kandidaten auf Deutsch gut verständigen können, sind Lesen und Verstehen der Lerninhalte in der Berufsschule eine ganz andere Herausforderung“, sagt die Projektkoordinatorin.

So läuft das ValiKom-Verfahren bislang ab Und so funktioniert das Verfahren bislang: Wenn sich ein Interessent meldet, folgt zunächst eine ausführliche Beratung. Welchem Beruf ist die Arbeit besonders nah, also wo sind die meisten Kompetenzen? Dabei werden Alternativen berücksichtigt, die für den Kandidaten auf Grund seiner Voraussetzungen besser geeignet sein könnten, etwa die Teilnahme an der Gesellenprüfung als externer Prüfling. Dann folgt die Selbsteinschätzung: Was kann ich und in welchen Fähigkeiten möchte ich mich bewerten lassen? Am Schluss

„Die Validierung bietet der für Handwerksbetriebe durchaus bedeutsamen Zielgruppe von Erwachsenen eine wichtige zweite Chance.“
Holger Schwannecke, ZDH-Generalsekretär

folgt die externe Bewertung. „Die Teilnehmenden zeigen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse durch handlungs- und praxisorientierte Aufgaben“, erklärt von Häfen.

Die Bewertungen werden von Berufsexperten vorgenommen, zum Beispiel von Handwerksmeistern, die über eine entsprechende fachliche Qualifikation und über Erfahrung mit Ausbildung und Prüfung verfügen. Das Ergebnis wird an die zuständige Kammer übermittelt, die ein Validierungszertifikat ausstellt, das die volle oder teilweise Gleichwertigkeit mit dem Berufsabschluss bescheinigt.

Der enge Zeitplan ist eine Herausforderung

So oder ähnlich soll das Verfahren auch ab dem 1. Januar 2025 ablaufen, fordert unter anderem der ZDH. Schließlich ist die Zeit knapp und bislang gibt es keine rechtliche Grundlage, auf der das Verfahren aus dem ValiKom-Projekt angepasst oder erweitert werden könnte. „Wir haben ja noch nicht alle Berufe im Verfahren“, nennt von Häfen eine der großen Herausforderungen. Zudem sei die Wertigkeit des künftigen Zertifikats eine andere als bisher im Rahmen des Projekts. Die volle Vergleichbarkeit mit dem Referenzberuf soll es ermöglichen, am Verfahren zur Erlangung des Meistertitels teilzunehmen. Hier sei aber noch viel Abstimmungsarbeit auf Bundesebene zu leisten, bis das neue Validierungsgesetz auch praktisch in Kraft tritt.

Es profitieren

Kandidaten und Betriebe

Doch trotz allen Zeitdrucks: Heidi von Häfen ist überzeugt, dass die Berufsvalidierung für alle Seiten ein Erfolg werden kann. „Für die Teilnehmenden ist das Zertifikat oft eine große Motivation“, sagt sie. Schon die Selbsteinschätzung habe einen tollen Effekt, wenn den Menschen klar wird, wie viele Bereiche eines Berufes sie beherrschen, berichtet von Häfen. „Außerdem verleiht das Zertifikat mehr Unabhängigkeit, zum Beispiel wenn es darum gehe, den Arbeitgeber zu wechseln.“

Auch für Betriebe sieht sie Vorteile: „Viele Kandidaten kommen von Trägern der beruflichen Bildung. Wenn sie sich mit einem Zertifikat bewerben, weiß der Arbeitgeber, was sie können und was nicht.“ Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könnten Betriebe Menschen mit anderen Bildungswegen eine Chance bieten, findet sie. Zudem seien die Zertifikate wertvoll für Betriebe, die sich ihre Qualitätssicherung zertifizieren lassen: „Dafür brauchen sie einen Nachweis über die Qualifikation der Mitarbeitenden.“ W

So heben Sie die

Potenziale

Ihrer Mitarbeiter

Neue Fachkräfte sind schwer zu finden. Aber vielleicht brauchen Sie gar keine Neuen, wenn Sie das Potenzial Ihres Teams ausschöpfen.

Beantworten Sie einfach diese fünf Fragen für Ihren Betrieb.

KATHARINA WOLF

In Ihrem Betrieb geht ein Meister in den Ruhestand. Jetzt können Sie versuchen, eine neue Fachkraft einzustellen. Doch der Arbeitsmarkt ist leergefegt, Suche und Einarbeitung kosten Sie Zeit und Geld. Zudem wissen Sie nicht, wer kommt – passt der Neue ins Team? Die Alternative könnte ganz nah liegen: in Ihrem Betrieb. Fünf Fragen helfen Ihnen herauszufinden, welche Mitarbeitenden ihre Potenziale noch nicht ausgeschöpft haben.

Frage 1: Wohin entwickelt sich der Betrieb?

Am Anfang steht die Analyse: „Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit und überlegen Sie, in welche Richtung sich Ihr Betrieb in den kommenden Jahren entwickelt und was Sie dafür brauchen“, sagt Jutta Rump, Professorin für Betriebswissenschaften aus Ludwigshafen. Sie forscht zu den Themen Personalmanagement und Führung.

ɓ Was ändert sich in Ihrem Geschäftsfeld oder welche Geschäftsfelder wollen Sie neu erschließen?

Rump,

Foto: SimonWegener

ɓ Wie wird sich voraussichtlich die Technik entwickeln, die Sie jetzt einsetzen?

ɓ Welche neuen Maschinen, Geräte, Materialien oder Software werden benötigt?

ɓ Was wollen die Kunden?

ɓ Wie agiert die Konkurrenz?

„Beschreiben Sie Ihren Standort und Ihr Geschäftsmodell“, sagt Rump. „So schaffen Sie die Grundlage für alle weiteren Planungen.“

Frage 2: Wie muss das Team aussehen? Im zweiten Schritt beschreiben Sie das Team der Zukunft. „Stellen Sie sich die Frage, welche Konsequenzen die Veränderungen für Ihre Belegschaft haben“, erläutert Rump. Wie viele Mitarbeiter auf welchem Qualifikationslevel werden benötigt? Welche Fähigkeiten werden künftig gebraucht? Fertigen Sie eine Liste an, auf der Sie alle Anforderungen auflisten.“ Wichtig: Es geht dabei nicht nur um technische Kompetenzen oder den Umgang mit der Betriebs-

Eine neue Aufgabe für einen Mitarbeiter?  Sprechen Sie Ihre Leute gezielt darauf an.

software, sondern auch um menschliche Fähigkeiten.

„Wenn Ihre Mitarbeitenden beispielsweise künftig mehr Kundenkontakt haben sollen, dann gehört auch der Umgang mit Druck und Stress dazu“, sagt die Professorin.

Frage 3: Wo steht das Team jetzt? Als Nächstes werfen Sie einen Blick auf Ihr Team, wie es jetzt arbeitet. „Machen Sie sich ein realistisches Bild von Ihren Leuten: Wo stehen wir?“, erklärt Rump.

ɓ Wie viele Meister, Gesellen und Auszubildende beschäftigen Sie?

ɓ Wer hat besondere Qualifikationen, die zentral sind für Ihren Betrieb?

ɓ Wie alt sind Ihre Leute?

ɓ Wer übernimmt welche Aufgaben, wer hat welche Fähigkeiten?

ɓ Wer könnte sich anders einbringen?

„Denken Sie dabei auch ruhig quer“, so Rump. „Vielleicht gibt es einen Kollegen, der nur im Lager arbeitet, aber über großes Einfühlungsvermögen verfügt. Er könnte also auch im Kundenkontakt eingesetzt werden.“

Sie sieht kleine Unternehmen dabei im Vorteil: „In kleinen Teams kennt man sich besser“, betont die Professorin. „Man braucht keine langwierigen Fragebögen, um unentdeckte Fähigkeiten zu finden.“ Man müsse nur den Blick weiten, um zu sehen, wie die Fähigkeiten im Betrieb eingesetzt werden können.

Frage 4: Wo sind Lücken und Potenziale?

Im nächsten Schritt gleichen Sie das Bild der Zukunft mit dem Ist-Stand ab. „Dabei werden Sie

Drei Fragen an ...

... Vera Steinke (Foto), Salonleiterin bei Backstage Hair Concept in Hannover.

Wie spüren Sie ungenutztes Potenzial bei Mitarbeitenden auf?

»Vera Steinke: Wir setzen seit Jahren auf einen kooperativen Führungsstil. Dazu gehören Teammeetings in regelmäßigen Abständen und Feedbackgespräche mit jedem Einzelnen aus dem Team. Darin

„Potenziale lassen sich nur heben, wenn die Mitarbeitenden auch mitziehen.“
Jutta Rump, Professorin für Betriebswissenschaften

Lücken entdecken“, sagt Rump. Vielleicht geht ein wichtiger Meister bald in Rente? Oder Sie wollen sich auf ein Geschäftsfeld konzentrieren und nicht alle im Team sind dafür qualifiziert?

Gleichzeitig erkennen Sie Potenziale aus Ihrer Analyse: Welcher Mitarbeiter könnte andere Aufgaben übernehmen? Wer kann geschult oder weitergebildet werden? Wer könnte in einigen Jahren mehr Verantwortung übernehmen?

Frage 5: Wie nehme ich mein Team mit? Potenziale im Team lassen sich nur heben, wenn die Mitarbeitenden auch mitziehen. „Sprechen Sie Ihre Leute gezielt darauf an“, sagt Rump. Das könne zwanglos in der Mittagspause ein kurzer Austausch zu zweit sein, um einen Kollegen auf mögliche andere Aufgaben vorzubereiten. Machen Sie dabei klar, dass Sie auch bereit sind, für Schulungen oder Ähnliches zu sorgen.

„Oder Sie machen einen Workshop mit dem ganzen Team, stellen Ihre Pläne und Überlegungen vor und sammeln Ideen von allen für die Umsetzung“, erklärt die Professorin.

Dabei sollten Sie ein paar Dinge beachten, rät Rump: „Lassen Sie zwischen der Vorstellung Ihrer Pläne und der Ideensammlung etwas Zeit verstreichen, damit sich alle Gedanken machen können“, empfiehlt sie. Außerdem sollten Sie nicht jeden, der etwas vorschlägt, auch für die Realisierung der Ideen in die Verantwortung nehmen. „Dann meldet sich niemand mehr“, so Rump.

Sie empfiehlt außerdem, über eine Gewinnbeteiligung der Mitarbeitenden nachzudenken. „Eine leistungsgerechte Bezahlung motiviert“, sagt die Expertin. W

geht es gezielt darum, ob sich jeder mit seinen Aufgaben wohlfühlt und in welche Richtung die Weiterentwicklung gehen kann.

Gehen Sie auch außergewöhnliche Wege?

»Steinke: Schon bei den Auszubildenden schauen wir, was sie besonders gut können. Es kam schon mehrfach vor, dass jemand beispielsweise ein gutes Händchen für Herrenhaarschnitte hatte, obwohl der Rahmenlehrplan das noch nicht vorsah. Doch wenn sich das Potenzial so zeigt, sehen wir zu, dass wir externe Schulungen organisieren, um die Person zu fördern. Besonders junge Men­

schen motiviert das und sie bekommen ein ganz anderes Standing bei Kunden und Kollegen. Dadurch können wir viele Azubis halten.

Wie gehen Sie bei erfahrenen Mitarbeitenden vor?

»Steinke: Neben den technischen Fähigkeiten geben wir aus der Geschäftsführung auch Bereiche an Kollegen ab, die dafür das Potenzial haben. Eine Kollegin ist zum Beispiel so toll strukturiert, dass sie zum großen Teil das Bestell­Management übernommen hat. Es ist eine enorme Erleichterung, wenn auch Mitarbeitende mehr Verantwortung übernehmen. (JA)

Ob ein Treffen mit Freunden oder ein Abend im Garten: Eine Belohnung oder ein Glücksmoment versüßen den Feierabend.

Feierabend: Wie Sie Ihren Kopf freibekommen

Die Gedanken kreisen nach Dienstschluss weiter um die Arbeit? Mit kleinen Ritualen bekommen Sie den Kopf frei. Fünf Tipps für die gelungene Auszeit am Abend.

SONJA STEINER

Nehmen Sie auch Themen aus dem Betrieb mit nach Hause? Dann geht es Ihnen wie vielen Handwerksunternehmern. Doch das muss nicht sein. „Lenken Sie Ihre Gedanken bewusst auf den Feierabend. Mit ein bisschen Übung kommen Sie so schneller in den Abschaltmodus“, weiß Alexandra Schneider, Trainerin und Führungskräfte-Coach. Ihre Tipps:

Tipp 1: Machen Sie sich Notizen für den kommenden Arbeitstag Wer ein Unternehmen leitet, hat ein ganzes Bündel an Verantwortungsbereichen. Deshalb können gerade Führungskräfte oft nicht einfach abschalten, wenn sie nach Hause kommen. Ob Fitnessstudio, Couch oder Garten – wer seinen Feierabend vorher plant, kann den Kopf schneller frei bekommen.

Foto: Mirella Frangella

Planung helfe, um von den Gedanken an die Arbeit wegzukommen. Der erste Schritt: „Machen Sie sich vor dem Feierabend bewusst, was Sie noch beschäftigt. Das können Probleme sein, die noch nicht gelöst sind, Aufgaben, die am kommenden Tag zu erledigen sind. Schreiben Sie es auf einen Zettel oder in eine Datei, die Sie ausdrucken, und schauen Sie nochmal in Ihren Terminkalender“, rät Führungskräfte-Coach Alexandra Schneider. Machen Sie sich einen Plan für den nächsten Tag, gehen Sie logisch vor. Das kann den Stresslevel senken.

Tipp 2: Drücken Sie die Pausentaste Viele Unternehmer nutzten den Weg nach Hause, um loszulassen, berichtet Alexandra Schneider. „Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich zu sagen: ‚Jetzt ist Feierabend‘. Machen Sie die Augen auf, nehmen Sie

Ihre Umgebung bewusst wahr – es riecht anders, es fühlt sich anders an, die Umgebung sieht anders aus.

In dem Moment, in dem Sie aus der Tür Ihres Betriebs gehen, gibt es andere Gedanken. Lassen Sie sie zu.“

„Ein Signal zu haben, das mir sagt, jetzt ist Me-Time, jetzt ist meine Zeit, ist hilfreich“, sagt Schneider. Was vielen sehr leicht falle, sei zum Beispiel der Klang der Autotür. Das könne aber auch das Zuklappen des Laptops, der Werkzeugkiste oder des Spinds sein. Suchen Sie sich eine Aktion verbunden mit einem Geräusch aus, die zu Ihnen passt.

Tipp 3: Belohnen Sie sich täglich mit etwas, auf das Sie sich freuen

Überlegen Sie sich schon am Morgen, worauf Sie sich am Abend freuen können. Das kann ein leckeres Abendessen sein, das Wiedersehen mit dem Partner oder mit den Kindern, aber auch der Anblick des Gartens oder ein Telefonat mit einem Freund. „Wichtig ist, sich die kleinen Dinge bewusst zu machen, die Freude bringen“, betont Schneider. So gelänge es auch, den Tunnelblick zu verändern. „Die Augen öffnen für das, was eh da ist, für die kleinen Glücksmomente.“

Tipp 4: Delegieren Sie Aufgaben an Ihre Mitarbeitenden

Wer seinen Mitarbeitenden die Verantwortung für ihre Bereiche gibt, hat mehr Zeit für seine eigenen

Aufgaben. „Chefs und Chefinnen neigen dazu, mehr auf ihre Schultern zu laden, als notwendig ist. Das muss nicht sein, denn jeder Mitarbeiter trägt zum Gelingen des Unternehmens bei. Es ist eine geteilte Verantwortung.“ Zu erkennen, dass jeder ein Teil des Ergebnisses ist, bringe eine große Erleichterung für den Inhaber. Der positive Nebeneffekt: Selbstständige Mitarbeiter sind besser motiviert. „Aufgaben eigenverantwortlich zu übernehmen, fördert den Einzelnen und macht auch stolz “, berichtet der FührungskräfteCoach. Und wer weiß, dass er leistungsbereite und verantwortungsvolle Mitarbeitende hat, kann sich auch gelassener in den Feierabend verabschieden. „Das nimmt schon eine Menge Druck heraus.“

Tipp 5: Machen Sie sich Ihre Gedanken bewusst Wer in Stress gerät, kommt schnell in eine Dauerschleife. Hilfreich ist es in dieser Situation, seine Gedanken auf ihre Nützlichkeit hin zu überprüfen. „Fragen Sie sich, worauf zahlt das gerade ein? Was habe ich jetzt davon, dass ich so denke? Hängen Sie sich einen Zettel an eine gut sichtbare Stelle, auf dem steht: ‚Was denke ich gerade?‘“ Mit etwas Übung könnten so die hilfreichen und positiven Gedanken in den Vordergrund geholt werden, die zu einem guten Start in den Feierabend beitragen. „Sie entscheiden, was Sie denken wollen!“ W

„Nutzen

Sie das

Klappen

der Autotür als akustisches Signal für den Feierabend!“

Alexandra Schneider, FührungskräfteCoach

„Nicht alle Themen bleiben im Betrieb“

Das Klappen der Autotür als Feierabendsignal? Das reicht Melanie Detert (Foto) nicht aus. „Ich nehme regelmäßig Themen aus dem Betrieb mit in den Nachmittag oder Abend“, sagt Detert, die mit ihrem Mann und ihrem Schwager den Edelstahlverarbeitungsbetrieb Detert in Lehrte führt.

Beim Joggen finde sie die Ruhe, ungestört über Dinge nachzudenken, zu denen sie im Arbeitsalltag nicht kommt. „Manchmal ist das die mangelnde Kommunikation, an anderen Tagen steht eine Investition an“, berichtet sie. In der Natur komme sie zu Lösungen, strukturiere den nächsten Tag oder entwickle eine neue Sicht auf Themen. Der Feierabend beginne an solchen Tagen dann, wenn sie körperlich ausgepowert ist und die Dinge für sich sortiert hat. „Es kann nicht immer alles im Betrieb bleiben“, betont Detert.

Mit ihrem Mann nutze sie ausgedehnte Radtouren am Wochenende, um sich über betriebliche Angelegenheiten auszutauschen. „Dafür nehmen wir uns bewusst Zeit. Als Paar können wir ungestört reden und die Woche Revue passieren lassen“, sagt die Unternehmerin. Früher seien Themen rund um den Betrieb am Abendbrottisch besprochen worden. „Das wollten wir ändern –auch den Kindern zuliebe.“

Komplett abschalten könnten sie beim gemeinsamen Musizieren in einer Band: Sie spiele Trompete und ihr Mann Euphonium, ein Tuba­ähnliches Instrument. „Da ich mich dabei komplett auf die Musik und das Instrument konzentrieren muss, komme ich gar nicht dazu, an die Arbeit zu denken“, sagt Detert.

Ganz schnell in den Feierabend komme sie auch bei der Arbeit im Garten. (JA)

Foto: Franz Fender

EN-Normen gibt es jetzt kostenlos

In vielen Betrieben lagern Normenwerke für mehrere Tausend Euro. Für europäisch harmonisierte Normen gibt es jetzt eine gute Nachricht. Sie müssen kostenlos sein.

Von der Lebensmittelhygiene beim Fleischer bis zu den Regeln für Tragwerke aus Beton im Baugewerbe: Normen bestimmen das Handwerk. Allein die Zahl baurelevanter Normen beläuft sich auf annähernd 4.000. Eine Menge Regeln, die beachtet werden wollen. Zwar gilt ihre Anwendung grundsätzlich als freiwillig, aber vor Gericht zieht man beim Streit um eine nicht eingehaltene Norm schnell den Kürzeren.

Urteil: Freier Zugang zu EN-Normen Hinzu kommt: Anders als Gesetze sind Normen nicht ohne Weiteres einsehbar. Sie kosten Geld. Oft mehrere Hundert Euro pro Loseblattsammlung. Ganz unantastbar ist diese Zahlungspflicht für Normen allerdings nicht. Das hat in diesem Jahr der Europä­

„Im streitigen Fall ging es darum, ob technische Spezifikationen, die von einer europäischen Normungsorganisation für die EU-Kommission erstellt wurden und die Sicherheit von Spielzeug betreffen, frei und kostenlos zugänglich sein müssen.“

Klaus Forster, Rechtsanwalt

ische Gerichtshof (EuGH) gezeigt. Er entschied, dass für europäisch harmonisierte Normen – Abkürzung EN für Europäische Normen – ein freier Zugang herrschen muss. Fall und Urteil: „Im streitigen Fall ging es darum, ob technische Spezifikationen, die von einer europäischen Normungsorganisation für die EU­Kommission erstellt wurden und die Sicherheit von Spielzeug betreffen, frei und kostenlos zugänglich sein müssen“, sagt Klaus Forster, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Immobilien­, Bau­ und Facility­Management­Recht bei der Prüfungs­ und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner. Der EuGH entschied, dass harmonisierte technische Normen, die europaweit Standards für Produkte festlegen und amtlich veröffentlicht werden, Bestandteil des EU­Rechts sind und damit frei und kostenlos verfügbar sein müssen.

Foto: Gille, erstellt mit KI FLUX.1 [pro]
Teure Begleiterscheinung im Handwerk: ordnerweise Normen

So lässt sich das Urteil nutzen

Was bedeutet das Urteil für den Normenkauf in Deutschland? „Wer hierzulande mit EN­Normen arbeitet, hat jetzt grundsätzlich die Möglichkeit, sie kostenlos zu erhalten“, sagt Forster. Abstriche müsste man bei der Sprachausgabe machen.

Für welche Normen gilt das Urteil?

Trägt der Name der Norm das Kürzel EN, hat man ein Recht auf Einsicht in die Europäische Fassung. Brauche ich zum Beispiel Zugriff auf die DIN EN 71­5:2015 über die Sicherheit von Spielzeug, sollte die EN 71­5:2015 auf Antrag kostenlos erhältlich sein. Die DIN ist in diesem Fall nur die nationale Normungsorganisation, die die Europäische Norm als nationalen Standard in der Landessprache Deutsch veröffentlicht hat. „Ich kann den Antrag auf Einsicht nur auf EU­Ebene stellen, nicht bei der DIN“, stellt Forster klar. Reine DIN­Normen, die keine europäisch harmonisierten Normen darstellen, können auf diese Weise nicht beschafft werden.

Wo kann ich die EN­Normen beantragen? Anträge können über eine Website der EU­Kommission gestellt werden, auf der Kommissionsdokumente angefordert werden können. Kurzlink: svg.to/eudocreq

Gibt es Folgen für DIN-Normen?

Hat die EuGH­Entscheidung Auswirkung auf die hiesige Beschaffung von DIN­Normen?

„Das Urteil hat keine direkten Folgen für den Status quo in Deutschland“, sagt Forster. Eine einfache DIN­Norm lässt sich also nicht kostenlos beziehen.

Forster sieht es künftig als Aufgabe des Gesetzgebers, erneut zu prüfen, ob der Status quo der kostenpflichtigen DIN­Normen rechtsstaatlich haltbar ist. „Die Argumentation für kostenpflichtige Normen ist, dass sie nur Empfehlungscharakter haben, also nicht verbindlich sind. Daher müssen sie –anders als Gesetze, zu deren Einhaltung man verpflichtet ist – nicht frei einsehbar sein“, fasst Forster zusammen. Gegen dieses Argument sprechen laut dem Rechtsanwalt zwei Gegenargumente:

1 Bei Nichteinhaltung von DIN­Normen wird beispielsweise im Baubereich regelmäßig von Gerichten ein Mangel vermutet. „Somit ergibt sich aus der Rechtsprechung jedenfalls eine faktische Verbindlichkeit der Normen“, sagt Forster. Denn wer

sie nicht beachtet, trägt grundsätzlich die Kosten der normgerechten Nachbesserung.

2 „Inzwischen verweisen staatliche Gesetze wie zum Beispiel das aktuelle Gebäudeenergiegesetz explizit auf einzelne DIN­Normen“, sagt Forster. In diesem Zusammenhang könne von einer Unverbindlichkeit der Normen überhaupt keine Rede sein. „Insbesondere in solchen Fällen müsste es einen freien Zugang geben“, sagt Forster. W

Foto: Privat
Klaus Forster, Rechtsanwalt

Cehan San will das Bewusstsein schaffen, dass die Investition in Wärmepumpen eine langfristige ist, die der Umwelt zugutekommt.

Vorurteilen den Kampf angesagt

Wärmepumpen sind inzwischen ein sensibles Thema: Cehan San will informieren, aufklären und Beispiele zeigen: Dabei geht es dem Handwerksunternehmer nicht ums Verkaufen. Er verfolgt auch andere Ziele.

Können Betriebe mit dem Einbau von Wärmepumpen schnelles Geld machen?

„Nein“, sagt Heizungsbaumeister Cehan San. Zumindest nicht in seinem Handwerksbetrieb in Oldenburg. San setzt auf intensive Beratung und Aufklärung seiner Kunden. Denn viele seien falsch oder wenig informiert und hätten massive Vorurteile gegenüber Wärmepumpen. „Teilweise dauert es sechs bis acht Wochen von der Anfrage bis zur Entscheidung, welche Heizung wir letztendlich einbauen“, betont er.

„Teilweise dauert es Wochen von der Anfrage bis zur Entscheidung.“
Cehan

San,

Heizungsbaumeister

Vorurteile über Vorurteile Manch hartnäckiges Vorurteil hat der Handwerksmeister im Gespräch mit Kunden schon gehört. Die einen meinen, man müsste auf jeden Fall eine Wärmepumpe haben, da der Gesetzgeber das verlange. Andere Hausbesitzer seien der Meinung, dass eine Wärmepumpe weit mehr Energie verbrauche als eine herkömmliche Gasheizung und viel teurer sei. Wie begegnet Cehan San solchen Argumenten? „Vor allem, indem ich genau zuhöre, was sie bewegt oder beunruhigt.“ Er wolle erreichen, dass

seine Kunden und andere Hausbesitzer erfahren, dass Heizen mit einer Wärmepumpe nicht teurer sein müsse und dass man damit häufig etwas für die Umwelt tun könne. „Dafür möchte ich das Bewusstsein schaffen“, sagt San. Er verstehe auch die Ängste und Sorgen, dass es teurer werden kann. Zugleich versuche er aufzuzeigen, dass eine Wärmepumpe vor allem eine Investition ist, die sich langfristig lohnt.

Beratung schafft Vertrauen Neben persönlichen Kontakten nutzt der Unternehmer aus Oldenburg zum einen Werbeflyer im Stadtgebiet, um Vorteile und Kosten transparent zu machen – und zur Beratung einzuladen. Zum anderen streut er Informationen in sozialen Netzwerken. „Dort zeigen wir beispielhafte Anlagen, die wir einbauen, und nennen detaillierte Informationen über Standort, Heizverhalten und andere Parameter“, berichtet San. Die Rückmeldungen der Interessenten würden beweisen, dass er mit der „Aufklärungsarbeit“ den Zahn der Zeit trifft: „Wir bekommen Nachfragen auch von älteren potenziellen Kunden“, sagt der 41-Jährige. Manche hätten sich schon mit der Thematik beschäftigt und kontaktierten den Betrieb für ein Angebot. Doch nicht jedem Interessenten verkaufe er eine Wärmepumpe. Da der Betrieb fast alle selbst installierten Anlagen auch überwache, habe er genaue Informationen über Effizienz, Optimierungspotenziale und Kosten der Anlagen. „Nicht zu jeder Anfrage ist eine Wärmepumpe die beste Lösung für den Kunden – und genau darum geht es mir“, betont San. Der positive Nebeneffekt der Beiträge auf Kanälen wie Facebook, Instagram und Tiktok: „Wir schaffen damit Vertrauen.“ Mit Bildern und Kurzvideos der Montage vor Ort könne der Handwerksbetrieb seine Expertise im Bereich Wärmepumpen vermitteln. „Kunden sehen, dass wir etwas davon verstehen. Das ist eine gute Basis, um eine persönliche Verbindung aufzubauen“, erklärt der Chef des 25-köpfigen Teams.

Sekundäres Ziel: Klimaziele erreichen Künftig will sich Cehan San mit seinem Betrieb noch stärker im Bereich Wärmepumpen aufstellen. Dazu gehören auch die Themen Energieberatung und finanzielle Förderung, die Kunden bekommen können. Langfristig soll seine Firma einen Beitrag dazu leisten, die Klimaziele zu erreichen – am liebsten würde er dazu mit anderen Betrieben an einem Strang ziehen. Um diese Ziele zu erreichen, braucht San neue Mitarbeitende. Einige hat der Unternehmer schon gefunden – ohne dass er eigentlich wirklich gesucht hat: Als positiver Nebeneffekt der Social-MediaAktivitäten haben sie sich selbst vorgestellt. Und er selbst freut sich, dass noch mehr Menschen Lust haben, mit ihm die Vorurteile zum Thema Wärmepumpen aus der Welt zu schaffen. W

„Nicht zu jeder Anfrage ist eine

Wärmepumpe die beste Lösung für den Kunden – und genau

darum geht es mir.“

Cehan San, Heizungsbaumeister

Schornsteinfeger eröffnen Bildungszentrum

Das Schornsteinfegerhandwerk hat ein neues Bildungs­ und Innovationszentrum. Auf einem Areal von 14.000 Quadratmetern beherbergen die drei Gebäude den Landesinnungsverband, die Gesellschaft für Bildung und Forschung, die Prüfstandsgesellschaft sowie die Schornsteinfegerschule Niedersachsen­Bremen und die Innung Hannover. „Hier an diesem Standort wird auch die Zukunft des Schornsteinfegerhandwerks aktiv gestaltet. Die schulische und überbetriebliche Ausbildung unserer Auszubildenden findet hier statt, finanziert von 920 Betrieben aus Niedersachsen und Bremen“, sagte Landesinnungsmeister Stephan Langer. Das neue Zentrum soll mehr sein als ein Ausbildungsort für die Schornsteinfeger aus Berlin, Bremen, Hamburg und Niedersachsen. Der Fokus liege neben der Ausbildung von Schornsteinfegern auch auf Seminaren für Brandschutztechniker, Energieberater und Kursen zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung. (JA)

Kfz­Verband gegen höhere Parkgebühren

Gestaffelt nach Größe der Fahrzeuge sollen höhere Parkgebühren und ­beschränkungen in 324 deutschen Städten anfallen. Ein entsprechender Antrag kommt von der Deutschen Umwelthilfe (DHU). „Diesen Forderungen fehlt jegliche sachlich fundierte Basis“, kommentiert Karl­Heinz Bley, Präsident des Kfz­Landesverbandes Niedersachsen­Bremen, die Pläne und lehnt diese Forderung ab. Bereits im Juni sei ein Antrag für 14 deutsche Städte gestellt worden, im August kamen weitere hinzu. Laut Kfz­Verband könnte es unter anderem folgende Städte betreffen: Braunschweig, Buchholz, Celle, Gifhorn, Goslar, Göttingen, Hameln, Hannover, Hildesheim, Leer, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück, Peine, Uelzen, Wilhelmshaven, Wolfenbüttel und Wolfsburg. (JA)

Foto: LIV Schornsteinfeger

Stolperfalle Werbetext: Nicht jede Formulierung ist erlaubt.

Fallstricke in Ihrer Werbung

Wer gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstößt, riskiert eine Abmahnung. Das gilt auch für Texte auf Ihrer Website oder in Flyern. Diese Formulierungen sind besonders heikel.

KATHARINA WOLF

Ob Website oder Flyer – um Kunden anzusprechen, braucht es einen überzeugenden Text. Doch Achtung: Nicht jede Formulierung ist erlaubt. „Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb legt fest, was in der Werbung erlaubt ist und was nicht“, sagt Anwalt Lars Grupe. „Mitbewerber, Verbraucherschützer oder auch die Handwerkskammern können unlautere Werbung, die zum Beispiel den Adressaten in die Irre führt, abmahnen lassen.“ Das kann je nach Streitwert teuer werden. „Ist die Abmahnung berechtigt, müssen im Streitfall nicht nur die eigenen Anwaltskosten, sondern auch die der Gegenseite bezahlt werden“, warnt Grupe. Eine vierstellige Summe komme da schnell zusammen.

Mit der Abmahnung ist zudem eine strafbewehrte Unterlassungserklärung verbunden. Wird sie unterschrieben, wird bei einem Verstoß regelmäßig auch eine Vertragsstrafe fällig. „Das bedeutet,

„Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie sich auf sich, Ihre Leistungen und Ihren Betrieb konzentrieren.“
Lars Grupe, Anwalt

Sie müssen dafür Sorge tragen, dass die abgemahnte Formulierung nicht wiederholt wird“, erläutert der Anwalt. Konkret bedeutet das: Sie müssen WebsiteTexte und Social-Media-Posts löschen, in denen die abgemahnte Formulierung auftaucht. Ebenso müssen Sie bereits verteilte Flyer wieder einsammeln, Plakate entfernen und die Formulierung auch aus allen anderen Werbemitteln beseitigen, zum Beispiel aus Ihrer Fahrzeugwerbung.

Um diesen Ärger zu vermeiden, achten Sie auf vier Fallstrick-Formulierungen, mit denen Sie sich eine Abmahnung einhandeln können.

Fallstrick 1: Alles aus einer Hand „Handwerksbetriebe dürfen nur die Leistungen ausführen, für die sie in der Handwerksrolle eingetragen sind“, erläutert Grupe. Will nun ein Dachdecker seinen Kunden beispielsweise ein Photovoltaik-Paket aus einer Hand anbieten und gibt die Elektroarbeiten an einen Kooperationspartner oder Subunterneh-

Foto: Leupold, erstellt mit KI Midjourney

mer, müsse das im Werbetext auf der Website oder in einem Flyer klar zu erkennen sein.

„Solche Verstöße gegen die Handwerksordnung können aufgrund einer Öffnungsklausel über das Wettbewerbsrecht als unlautere und irreführende Werbung sanktioniert werden“, sagt der Anwalt. Es reiche, wenn ein Konkurrent die Handwerkskammer informiere, die dann tätig werden müsse.

Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn beim Lesen klar ersichtlich ist, dass bestimmte Aufgaben von anderen Betrieben ausgeführt werden. „Den Elektroanschluss übernimmt Fachbetrieb XY in unserem Auftrag für Sie“, könnte so eine Formulierung lauten, so Grupe. „Auch die Kennzeichnung mit einem Sternchen und einer Fußnote kann ausreichen, wenn ein durchschnittlicher Kunde dadurch klar erkennen kann, was gemeint ist.“

Fallstrick 2: Der Superlativ Ihr Betrieb liefert zum niedrigsten Preis die beste Leistung? „Das darf man schreiben“, sagt Anwalt Grupe. „Aber dann muss es auch stimmen.“ Sonst könnte ein Konkurrent eine Abmahnung wegen irreführender Werbung erreichen.

Im Streitfall muss zwar der Abmahnende nachvollziehbar darlegen, warum Ihr Betrieb nicht die niedrigsten Preise hat. „Wenn das gelingt, muss wiederum der Abgemahnte Belege für seine Behauptung erbringen, um eine Abmahnung abzuwehren“, so Grupe. Das könne sehr aufwendig werden.

Achtung: Denkbar sei auch eine Abmahnung, wenn ein Betrieb um Personal mit dem Slogan „Wir zahlen die höchsten Löhne“ wirbt, warnt der Anwalt. „Auch das ist in gewissem Sinne Werbung und kann daher nach Wettbewerbsrecht abgemahnt werden.“

Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie Superlative grundsätzlich vermeiden. „Übertarifliches Gehalt“ oder „faire und günstige Preise“ erfüllen als Formulierung auch ihren Zweck.

„Ist die Abmahnung berechtigt, müssen im Streitfall nicht nur die eigenen Anwaltskosten, sondern auch die der Gegenseite bezahlt werden.“
Lars Grupe, Anwalt

Fallstrick 3: Der Vergleich

Vergleichende Werbung ist in Deutschland eher selten. Seit dem Jahr 2000 erlaubt das UWG den direkten Vergleich mit der Konkurrenz. Allerdings kann der Vergleich unlauter sein: Paragraf 6 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb listet dazu eine ganze Reihe von Kriterien auf. „Der Wettbewerber darf beispielsweise nicht herabgesetzt oder verunglimpft werden: Anders als Firma XY sind wir immer pünktlich“, nennt Grupe ein Beispiel. Knifflig: Sie müssen den Konkurrenten gar nicht wörtlich nennen, es reicht, wenn er identifizierbar ist.

Unlauter kann ein Vergleich zudem sein, wenn er:

ɓ unterschiedliche Dienstleistungen oder Waren miteinander vergleicht, ɓ sich auf Eigenschaften bezieht, die weder relevant noch typisch oder nachprüfbar sind, ɓ zu einer Verwechslung von Werbendem und Konkurrenten führt.

„Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie sich auf sich, Ihre Leistungen und Ihren Betrieb konzentrieren, ohne einen Mitbewerber zu erwähnen“, rät Anwalt Grupe.

Fallstrick 4: Die Täuschung

Ihr Betrieb verspricht „meisterliche Qualität“? Dann sollten Sie besser einen Meistertitel tragen oder einen Meister beschäftigen, selbst wenn Ihr Gewerk nicht der Meisterpflicht unterliegt. „Das Vortäuschen einer Ausbildung oder Qualifikation, die man nicht besitzt, kann irreführende Werbung sein“, sagt Grupe.

Im Streitfall sei die Frage zu klären, wie ein durchschnittlicher Kunde die Formulierung auffasse, so der Anwalt. „Im Handwerk mit seinen Traditionen liegt es nahe, dass potenzielle Kunden den Begriff „meisterlich“ so verstehen, dass die Tätigkeiten von einem Meister durchgeführt oder zumindest angeleitet werden“, meint Grupe. W

Elektronische Kassensysteme mit TSE unterliegen einer Meldepflicht. Bislang war sie ausgesetzt, weil es kein Meldeverfahren gab.

Jetzt kommt die Meldepflicht

Seit 2019 ist die Meldepflicht für elektronische Kassensysteme mit TSE ausgesetzt. Nun soll ab 1. Januar 2025 ein Verfahren bereitstehen. Was Betriebe jetzt wissen müssen.

Betriebe müssen ab kommendem Jahr ihre elektronischen Kassensysteme bei ihrem Finanzamt melden. Ab 1. Januar 2025 werde die elektronische Übermittlung über das Programm „Mein Elster“ und die ERiC-Schnittstelle möglich sein, teilt das Bundesfinanzministerium (BMF) in einem BMF-Schreiben mit (IV D 2 - S 0316a/19/10011:009).

Ursprünglich sollte die Meldepflicht schon 2020 kommen. Sie wurde allerdings mehrfach verschoben, weil es kein Verfahren dafür gab.

Regelungen und Fristen für die Meldung Nun müssen Handwerker handeln. Das bedeutet: Sie müssen alle Registrierkassen und andere elektronische Aufzeichnungssysteme sowie die dazugehörigen zertifizierten technischen Sicherheitseinrichtungen (TSE), die in ihrem Betrieb angeschafft wurden, melden. Folgende Regelungen und Fristen gelten:

ɓ Alle vor dem 1. Juli 2025 angeschafften elektronischen Kassensysteme müssen bis zum 31. Juli 2025 gemeldet werden.

ɓ Alle ab dem 1. Juli 2025 angeschafften Systeme müssen innerhalb eines Monats nach Anschaffung gemeldet werden.

ɓ Das gilt auch für gemietete und geleaste Kassensysteme.

ɓ Systeme, die ab dem 1. Juli 2025 außer Betrieb gehen und nicht mehr im Betrieb vorgehalten werden, müssen innerhalb eines Monats abgemeldet werden.

ɓ Systeme, die vor dem 1. Juli 2025 außer Betrieb gehen, müssen nur abgemeldet werden, wenn sie zuvor angemeldet worden sind.

ɓ Bei jeder Mitteilung müssen stets alle elektronischen Aufzeichnungssysteme einer Betriebsstätte in der einheitlichen Mitteilung übermittelt werden.

Wer ist von der Meldepflicht betroffen?

Betroffen sind von der Meldepflicht Kassensysteme und elektronische Registrierkassen. Was genau dazu zählt und welche Informationen übermittelt werden müssen, hat das Bundes-

Ursprünglich sollte die Meldepflicht schon 2020 kommen. Sie wurde allerdings mehrfach verschoben, weil es kein Verfahren dafür gab.

finanzministerium 2023 in einem BMF-Schreiben konkretisiert (IV A 4 - S 0316-a/18/10001):

ɓ Als elektronische oder computergestützte Kassensysteme oder Registrierkassen gelten für den Verkauf von Waren oder die Erbringung von Dienstleistungen und deren Abrechnung spezialisierte elektronische Aufzeichnungssysteme, die eine Kassenfunktion haben.

ɓ Als Kassenfunktion gilt es, wenn ein Aufzeichnungssystem der Erfassung und Abwicklung von zumindest teilweise baren Zahlungsvorgängen dienen kann.

ɓ Dies gilt auch für „vergleichbare elektronische, vor Ort genutzte Zahlungsformen“ wie zum Beispiel Geldkarten, virtuelle Konten oder Bonuspunktesysteme von Drittanbietern wie auch „an Geldes statt“ angenommener Gutscheine, Guthabenkarten, Bons und dergleichen.

ɓ Aufbewahrungsmöglichkeiten für Bargeld, etwa in Form einer Kassenlade, spielen hingegen keine Rolle.

Was muss gemeldet werden?

Folgende Informationen müssen laut BMF gemeldet werden:

ɓ Name und Steuernummer des Steuerpflichtigen. Nach Einführung der Wirtschafts-Identifikationsnummer muss diese gemeldet werden.

ɓ Art der zertifizierten technischen Sicherheitseinrichtung mit Zertifizierungs-ID sowie der Seriennummer (nach § 146a Abs. 4 Satz 1 Nr. 3 AO),

ɓ Art des verwendeten elektronischen Aufzeichnungssystems,

ɓ Anzahl der verwendeten elektronischen Aufzeichnungssysteme (je Betriebsstätte/ Einsatzort),

ɓ Seriennummer des verwendeten elektronischen Aufzeichnungssystems,

ɓ Datum der Anschaffung des verwendeten elektronischen Aufzeichnungssystems,

ɓ Datum der Außerbetriebnahme des verwendeten elektronischen Aufzeichnungssystems. (KW) W

Transporter ? Europas Nr. 1 !

Zukunft im Blick: Die Gesundheitshandwerke sollen durch die Telematik enger zusammenrücken.

Gesundheitshandwerk: Telematikpflicht

Optiker, Zahntechniker und andere Betriebe des Gesundheitshandwerks müssen sich vernetzen.

Ab Sommer 2024 geht es los.

Hörakustiker, Augenoptiker, Orthopädie- und Zahntechniker: Diese und andere Gesundheitshandwerke müssen sich bis spätestens 1. Januar 2026 an die Telematikinfrastruktur (kurz: TI) anschließen lassen. Damit ist die digitale Infrastruktur des bundesdeutschen Gesundheitswesens gemeint, die sich derzeit im Aufbau befindet.

Die TI soll nach dem Willen des deutschen Gesetzgebers alle Akteure vernetzen, die sich um die gesundheitliche Versorgung der Bürger in Deutschland kümmern. Das sind neben dem Gesundheitshandwerk Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Krankenkassen. Die TI hat bereits die Einführung des E-Rezepts ermöglicht. Weitere Dienste werden folgen, darunter 2027 die für die Gesundheitshandwerke verpflichtende elektronische Verordnung.

Nimm zwei: Karte und Ausweis Für den Anschluss an die TI benötigt jeder Betrieb des Gesundheitshandwerks zwei Dinge: Zunächst den elektronischen Berufsausweis (eBA), mit dem sich berechtigte Personen – das

Die TI soll nach dem Willen des deutschen Gesetzgebers alle Akteure vernetzen.

sind Personen gemäß den Nummern 33 bis 37 der Anlage A zur Handwerksordnung – digital authentifizieren können. Dann die Institutionskarte (SMC-B), mit der sich der Betrieb im Gesundheitsnetz als Ganzes ausweist.

So kommt Ihr Betrieb an die Karten

Die Herausgabe von Institutionskarte und Berufsausweis kann zeitgleich und ausschließlich online beantragt werden, und zwar über den geschützten Mitgliederbereich der jeweils zuständigen Handwerkskammer. Die Kammer prüft den Antrag, bestätigt ihn und schickt dem Betrieb eine Vorgangsnummer zu. Mit dieser Nummer kann der Betrieb dann die Karten bei einem qualifizierten Vertrauensdiensteanbieter (qVDA) bestellen.

Das Kartenterminal

Zum Einlesen der Plastikkarten ist ein spezielles eHealth-Kartenterminal (eHKT) erforderlich, das verschiedene Hersteller anbieten. (OZ) W

w

Mehr Informationen zum Verfahren gibt es beim ZDH unter: svg.to/eba

Foto: Denny Gille

Power? Ranger!

„Das spart uns tausende Euro im Jahr“

Hallenlicht verbessert, Geld gespart! Dieser Unternehmer rechnet vor, wie stark der Umstieg auf LEDs seinen Geldbeutel entlastet. Rechnen Sie mit: Wie viel sparen Sie?

Tischler Peter Brümmer spart durch Modernisierung.

Über gewinnbringende Investitionen muss Handwerksunternehmer Peter Brümmer nicht lange nachdenken. Als guter Kopfrechner hat er die nötigen Zahlen schnell parat und weiß, wann sich eine Geldausgabe rentiert. So lag es für ihn auf der Hand, seine Tischlerei energetisch auf Vordermann zu bringen und seine Betriebskosten um ein paar Tausender im Jahr zu reduzieren.

Den Start machte er 2011 mit der ersten Investition in Photovoltaik. Heute produziert sein Betrieb rechnerisch so viel Strom, wie er verbraucht; real kann er die Hälfte des produzierten Stroms selbst nutzen.

So schnell zahlen sich LEDs selbst ab Als die Energiepreise nach dem Angriff auf die Ukraine explodierten, überlegte der Unternehmer, wie er seine Energiekosten weiter optimieren könnte. Schnell war er beim Thema Hallenbeleuchtung. 100 Leuchtstoffröhren hat er gegen LED-Lampen getauscht. Mit jeder Woche zahlten sich ein paar von ihnen über die Stromeinsparung selbst ab.

Die Fassungen der Lampen waren noch nicht sehr alt, also ließ Brümmer sie an der Decke und ersetzte nur den sogenannten Starter und die Leuchtmittel. Seine neuen LED-Röhren sind heller als die alten 60-Watt-Röhren. Dadurch leuchten sie die Halle noch besser aus, während ihr Energieverbrauch nur 30 Prozent der alten beträgt.

Die neuen Leuchten sparen innerhalb einer Woche 80 Euro ein.

Amortisation: Die Rechnung der Tischler Brümmer hat die Umstellung realisiert, als sein Strompreis bei 40 Cent pro Kilowattstunde lag (zur Vereinfachung unterstellen wir im Rechenbeispiel, dass der Betrieb seinen Strom komplett beim Energieanbieter einkauft). Die Leistung der neuen Röhren liegt bei 20 Watt; vorher waren es 60 Watt. Die Anschaffungskosten pro Stück lagen bei 20 Euro. Bei zehn Stunden Betriebszeit pro Tag sparen die neuen Leuchten innerhalb einer Fünf-Tage-Woche 80 Euro Energiekosten ein. „Das sind jede Woche vier Lampen, die sich selbst bezahlen“, stellt Brümmer fest.

Innerhalb von 125 Arbeitstagen hat sich die Investition im Beispiel selbst abbezahlt, wenn man den Strom vollständig über einen Energieanbieter bezieht. Die Einsparung liegt dann nach Abzug der Anschaffungskosten bei gut 2.000 Euro im ersten Jahr. Bleiben die Strompreise auf dem hohen Niveau, sparen die Leuchten in jedem darauffolgenden Jahr über 4.000 Euro. Hinweis: Da Brümmer seine Energieerzeugung bereits optimiert hat und nur die Hälfte seines Stroms über den Energieanbieter einkauft, verdoppelt sich die Amortisationszeit der LEDs in seinem konkreten Fall. Dennoch zahlt sich die Investition bereits innerhalb des ersten Jahres aus.

Selbst rechnen: Wie viel sparen Sie? Wie viel Energie können Sie durch einen Wechsel Ihrer alten Leuchtmittel sparen? Machen Sie den Test mit unserem kostenlosen LED-Rechner (Download unter Kurzlink: svg.to/ledrech). Die Nutzung ist nicht schwer: einfach die Zellen mit lilafarbener Schrift mit Ihren individuellen Werten verändern. Folgende Eingaben sind dafür nötig: ɓ Ihr aktueller Strompreis, ɓ die täglichen Betriebsstunden Ihrer Lampen, ɓ die Leistung der alten Leuchtmittel, ɓ die Zahl der zu ersetzenden Leuchtmittel, ɓ die Leistung der neuen Leuchtmittel sowie ɓ ihr Stückpreis in der Anschaffung.

Mit dem handwerk.com-LED-Rechner können Sie bis zu sechs Räume gleichzeitig im selben Dokument planen. Das Excel-Tool arbeitet sicher ohne Makros und Ihre Daten bleiben ganz bei Ihnen. Einfach herunterladen und loslegen. (DEG) W

Foto: Denny
Gille

Große Klappe. Viel dahinter.

Das erwartet Sie auf der IAA

In den geraden Jahren findet in Hannover die IAA Transportation statt. Ein Überblick, was Sie für Ihren Messebesuch 2024 wissen müssen.

SANNE VON DER FECHT

Die IAA Transportation findet in diesem Jahr vom 17. bis 22. September auf dem Messegelände in Hannover statt. In dieser Zeit können Besuchende alles über Logistik, Nutzfahrzeuge und den Transportsektor erfahren.

Öffnungszeiten

Die IAA Transportation findet vom 17. bis 22. September in Hannover statt. Für Besuchende öffnen sich die Türen täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr.

Tickets

Es gibt verschiedene Tickets, um die IAA Transportation zu besuchen. Die Tickets sind unterteilt in: Werktagstickets, Wochenendtickets und Spezialtickets. Am Wochenende gibt es ein Fahrer- und Familien-Special, das gezielt auf Nutzfahrzeugfahrer und deren Familien ausgelegt ist.

ɓ Werktagstickets: Dauerticket 74 €, Tagesticket 28 €, Nachmittag 13 €, Tagesticket ermäßigt 9 €

ɓ Wochenendticket: Tagesticket 10 €

ɓ Spezial: Schülergruppen 5 €, Familienabenteuerpass Wochenende 20 €, Driver Ticket Truck & Bus 8 €, Exklusivticket Pressetag 69 €.

Im September 2024 findet wieder die IAA Transportation auf dem Messegelände Hannover statt.

Hallen- oder Lageplan

Alle, die sich gerne vorher mit dem Gelände- und Hallen-Plan vertraut machen wollen, finden im Internet unter iaa-transportation.com einen interaktiven Lageplan der IAA Transportation.

Fachveranstaltungen

Die IAA Transportation bietet für die Besuchenden verschiedene Fachveranstaltungen an. Dieses Programm ist bis zuletzt immer wieder aktualisiert und an die Interessen der Fachbesucher angepasst worden.

Programm am 18. September

Am 18. September finden drei Fachveranstaltungen statt. Die 5. Nationale Radlogistik-Konferenz startet um 9:30 Uhr im Convention Center auf dem Messegelände Hannover.

Von 10 Uhr bis 12 Uhr findet im Convention Center, Saal 1B, die Veranstaltung Transfrigoroute statt. Dabei geht es um Lösungsansätze für emissionsfreie und effiziente Kühltransporte.

Etwa zeitgleich von 10 Uhr bis 12:30 Uhr findet im Convention Center, Saal 1A, der IAA China Day statt. Ebenfalls an diesem Tag findet

Am 17. September öffnet die IAA Transportation 2024 in Hannover ihre Tore.

der 15. IAA India Day statt. Dieser startet um 13:30 Uhr und endet um 17:00 Uhr. Der IAA India Day findet im Convention Center im Raum 13/14 statt.

Programm am 19. September

Am 19. September findet auf der IAA Transportation im Convention Center, Saal 1, der Gefahrguttag 2024 statt. Das Programm beginnt um 9:30 Uhr und endet um 16:30 Uhr. Auf dem Programm des diesjährigen Gefahrguttages stehen ein Überblick über die 2025 anstehenden Rechtsänderungen, ein Ausblick auf 2027, aktuelle Informationen aus dem Bund-Länder-Fachausschuss Gefahrgutrecht und weiteres.

Programm am 20. September

„Aus der Praxis für die Praxis – Ladungssicherung“ lautet der Titel der Fachveranstaltung am 20. September. Die Veranstaltung findet von 10 Uhr bis 14 Uhr im Convention Center in Saal 1A statt. In der Veranstaltung geht es um die neuesten Methoden beim Sichern und Laden von Gütern auf Fahrzeugen.

IAA Conference

Auf drei verschiedenen Bühnen bringt die IAA Transportation Meinungsführer, Entscheider, Visionäre und Experten der Logistik- und Transportbranche zusammen. Die Main Stage befindet sich in Halle 18, die Industry Stage in Halle 24 und die Speakers’ Corner in Halle 13.

IAA Experience

Im Rahmen der IAA Experience stehen das Erleben, Ausprobieren und Interagieren mit neuesten Innovationen der Hersteller und Mobilitätsanbieter im Mittelpunkt. Formate der IAA Experience sind

Elf Hallen und drei Außengelände.

2024 die IAA Test Drives und der IAA Cargobike Parcours. W

wMehr Informationen: iaa-transportation.com

17.–22.09.2024 Halle 13 Stand C34

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Details im Blick: Auf der Messe präsentieren die Hersteller ihre neuesten Entwicklungen.
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Selbst erfahren: Die IAA Experience macht es möglich.

Zum Start des neuen Renault Master E-Tech gibt’s eine kleine 40-kWh-Batterie mit bis zu 170 Kilometern Reichweite oder einen 87-kWh-Akku, der bis zu 460 Kilometer erlaubt. Die Nutzlast beträgt 1.625 Kilogramm, die Anhängelast maximal 2,5 Tonnen.

Eine volle Ladung Strom

Mit der Neuauflage des Master wappnet sich Renault für kommende Transporter-Rennen. Vielseitigkeit, eine Multi-Antriebsplattform, Design und Komfort sind Trumpf.

MICHAEL NEHER

Ob Kastenwagen, Fahrgestell, Bus, Auf- und Umbauten, verschiedene Längen und Höhen, bis zu 22 Kubikmeter Ladekapazität, Diesel- oder Elektromotor, Front- oder Heckantrieb – aus einer ganzen Armada an Konfigurationen lässt sich beim neuen Renault Master nahezu jede nur erdenkliche Branchenlösung maßgeschneidert zusammenstellen. Bei so vielen Möglichkeiten dürfte selbst ausgewiesenen Nutzfahrzeugexperten in einem der vielen Renault-Pro-Center ein wenig der Kopf rauchen.

Wir sind sowohl den Verbrenner als auch den Stromer beim internationalen Testdrive in Bordeaux gefahren. Deshalb gleich so viel vorweg: Müsste sich der Autor zwischen den beiden Antriebsvarianten entscheiden, würde er ohne Umschweife den Elektro-Master wählen. Die komplett elektrifizierte französische Arbeitsbiene hat voll überzeugt und in puncto Fahrkomfort, Fahrspaß, Handling, Straßenlage und Manövrierfähigkeit in engen südfranzösischen Gässchen die

KUBIKMETER

Ladekapazität bietet der E-Tech in der Spitze.

Nase vorn. Auch auf Landstraße und Autobahn konnte der Stromer punkten und insbesondere beim Handling und Überholen den Verbrenner ausstechen.

Stromer schlägt Verbrenner

Fokussieren wir uns deshalb auf den Master E-Tech. Während in der Verbrennerabteilung nun die vierte Generation antritt, hat Renault mit der zweiten Stromerauflage einen wirklichen Schritt nach vorne gemacht. Man könnte sogar sagen, der Master E-Tech ist jetzt erwachsen geworden. Konkurrenzfähig ist er mit einer Reichweite von bis zu 460 Kilometern (WLTP) allemal. Beim Start der Testfahrt war der Akku – es werden zwei Versionen mit entweder 40 oder 87 kWh angeboten – mit 100 Prozent geladen und es standen 413 Kilometer Reichweite im Digitaldisplay. Der Laderaum wurde wie auch beim Diesel mit einer 400 Kilogramm schweren, fest verzurrten Palette als Transportgut bestückt. Rund 90 Minuten später hatte der Master E-Tech auf 128 Kilometern

Fotos: Michael Neher

25 Prozent der Batteriekapazität und 25,6 kWh durchschnittlich verbraucht – Daumen hoch.

Und noch ein paar Koordinaten: 1.625 Kilogramm maximale Nutzlast (für die Version L2H2 E-Tech, 4t und 87 kWh) und laut Renault satte 27 Prozent weniger Stromverbrauch als der Vorgänger, der ohnehin etwas schwach auf der Brust war. Gemäß Hersteller soll das Nachzapfen für bis zu 80 Prozent innerhalb von 38 Minuten vonstattengehen. Zudem wurden ein neues Neun-GangAutomatikgetriebe sowie ein optimiertes Bremssystem für schnelles und dynamisches Bremsen unabhängig von der Ladung verbaut.

Des Weiteren fällt sofort das ansprechende Outfit ins Auge, im Renault-Marketingsprech ein wenig hochtrabend „Aerovan-Design“ genannt. Damit konnte der französische Lademeister bereits bei der Weltpremiere im November 2023 glänzen, als der neue Master speziell für seinen außergewöhnlichen Look gepriesen wurde, der sich durch einen CW-Wert auszeichnet, der nach Renault-Angaben um mehr als 20 Prozent unter dem Wert der Vorgängergeneration liegt.

Mit wenigen Handgriffen Büro auf Rädern

Der Neue beeindruckt nicht nur durch seine äußere Vielseitigkeit, sondern auch durch ein Interieur, das sich stark an den Standards moderner Pkw orientiert. Schon beim Einsteigen fällt der großzügige Innenraum ins Auge, der durch den elegant geschwungenen, fahrerorientierten Instrumententräger betont wird. Diese S-förmige Gestaltung sorgt nicht nur für eine aufgeräumte Optik, sondern vermittelt auch ein Gefühl von Weite und Komfort. Hochwertige Materialien, die für eine angenehme Haptik sorgen, sowie das serienmäßige Zehn-ZollDisplay heben das Cockpit deutlich von herkömmlichen Nutzfahrzeugen ab.

Die Ergonomie wurde ebenfalls optimiert. Das Lenkrad lässt sich sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe verstellen und ermöglicht damit eine ideale Anpassung an die Bedürfnisse des Fahrers. Besonders praktisch ist die neue Anordnung der Wählhebel bei den Automatikversionen: Diese befinden sich nun direkt am Lenkrad, was für eine intuitivere Bedienung sorgt und auch Platz in der Mittelkonsole freimacht. Dank umklappbarer Sitzlehne, die als Schreibunterlage dient, und der digitalen Ausstattung wird der Master zum mobilen Büro.

Besonders die geräumigen Ladeflächen und die optimierte Ergonomie erleichtern den Alltag. Mit sparsamen Diesel- und Elektrovarianten bietet er zudem effiziente Antriebe, die den laufenden Betrieb kostengünstig halten. Preislich startet er ab rund 40.000 Euro für den Diesel, die Elektroversion beginnt bei 50.000 Euro netto. W

Die zweite Auflage der rein elektrischen Arbeitsbiene soll bis zu 27 Prozent weniger Energie verbrauchen als der Vorgänger. Auf die Akkus werden acht Jahre beziehungsweise bis zu 100.000 Kilometer Garantie gewährt.

Multitalent: Der Master E-Tech kann nicht nur Strom saugen, sondern auch spenden, weil er Vehicle-to-Load- (V2L) und Vehicle-to-Grid-tauglich (V2G) ist. Das heißt, das Geräteaufladen über eine Steckdose im Cockpit oder im Laderaum ist möglich.

Zur Wahl steht eine Vielzahl an Karosserievarianten und Umbausätzen als Basis für Sonderfahrzeuge. Die Ladekapazität reicht von 11 bis 22 Kubikmetern.

Mit Sicherheit: 20 Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer. Hierzu zählen die Seitenwindstabilisierung, der Notbremsassistent und die Anhängerstabilitätskontrolle.

Die Toten würdigen, das Leben feiern

Mit Angeboten für Hinterbliebene, Kunst und Nachhaltigkeit stehen diese Bestatter dem Leben besonders nah. Wie gelingt es, in einem traditionellen Beruf neue Wege zu gehen?

Als unverwüstlich gilt die Robinie. Ihre Dornen machen sie wehrhaft gegen Angreifer, ihre Blütenstände ernähren Wild- und Honigbienen. Unverwüstlich liegt sie auch im Trauergarten des BestattungsInstituts Wellborg. Ein Sturm brachte den Baum zu Fall. Doch er trieb wieder aus. „Für mich ist diese Robinie ein Sinnbild für meine Mutter“, sagt Hilke von Mach-Eickhorst, Chefin des Bestattungsinstituts. „Sie lässt sich nicht unterkriegen.“ 2010 stieg die Unternehmerin in das Bestattungsinstitut ein. Sie wollte ihre damals gut 70-jährige Mutter unterstützen, für die das selbst aufgebaute Unternehmen Lebensinhalt war. 2013 kaufte von Mach-Eickhorst ihr den Betrieb ab. Damit trat ein, was über Jahrzehnte als höchst unwahrscheinlich galt. Denn zunächst ging die Unternehmerin ihren eigenen Weg und nahm verschiedenste berufliche Erfahrungen mit. Am längsten arbeitete die gelernte Speditionskauffrau an der Seite ihres

„Die Friedhöfe müssen weiterentwickelt werden.“

Hilke von Mach-Eickhorst, Unternehmerin

Mannes als Selbstständige in der eigenen Werbeagentur. Das Schicksal führte sie zurück ins Institut – durch den frühen Tod ihres Bruders und ihren Wunsch, der Mutter zu helfen.

Kunst und Lebensfreude

„Für das Bestattungsinstitut ist es ein Vorteil, Logistik, Bestattung und Werbung zu beherrschen“, sagt die Unternehmerin heute. Ihren eigenen Weg geht sie auch bei der Gestaltung des Instituts und seiner Angebote. Hilke von Mach-Eickhorst liebt das Leben. Diese Einstellung soll auch das Bestattungs-Institut Wellborg auszeichnen. Licht und Helligkeit dominieren den Innenausbau des nur wenige Jahre alten Neubaus. An den Wänden hängt Kunst verschiedener Künstler und Stile. In der Feierhalle finden nicht nur Trauerfeiern statt, sondern auch Vorträge des Achimer Kunstvereins. „Wir wollen die Toten würdigen. Wir wollen das Leben feiern“, fasst die Unternehmerin zusammen.

Fotos:
Denny
Gille
Mit viel Sinn für das Leben in einem herausfordernden Gewerk. Hilke von Mach-Eickhorst leitet das Bestattungs-Institut Wellborg.

Lebensfreude ist der Chefin auch in ihrem Team essenziell wichtig. Die Mitarbeitenden sollen mit beiden Beinen im Leben stehen, Sport treiben, Hobbys pflegen, mit Freunden ausgehen. „Ansonsten kann unser Beruf einen Menschen kaputtmachen. So ehrlich muss man sein“, sagt sie. Ausdrücklich begrüßt sie Fortbildungen im Team. „Ein Mitarbeiter macht gerade seinen Bestattermeister und unsere Psychologin arbeitet an ihrem Master-Abschluss“, berichtet von Mach-Eickhorst. Sie selbst hat sich zur zertifizierten Mediatorin und zur Sterbeamme weiterbilden lassen.

Als Abschlussarbeit ihrer Weiterbildung zur Sterbeamme hat die 58-Jährige den Trauertreff entwickelt. Auch hier liegt der Fokus auf dem Leben: Der Trauertreff unterstützt Hinterbliebene, mit ihrer Situation umzugehen. Trauernde Partner nähmen das kostenlose Angebot besonders oft wahr. „Mit dem Tod des Partners beginnt unweigerlich ein neuer Lebensabschnitt. Wir wollen den Trauernden helfen, diesen Abschnitt selbst zu gestalten“, sagt von Mach-Eickhorst. Der Treff besteht aus zwölf Modulen. Jedes hat einen anderen Schwerpunkt, zum Beispiel Kommunikation, Meditation und Sport. Zusätzlich führt die Sterbeamme auf Wunsch Einzelgespräche. Das Konzept wenden die Bestatter seit drei Jahren an. „Die erste Gruppe trifft sich noch immer monatlich. Die zweite hat sich irgendwann aufgelöst und meine aktuelle Gruppe arbeitet die Module mit beinahe akademischem Eifer ab“, sagt sie.

Dass sich die Unternehmerin dem Leben verpflichtet fühlt, sieht man auch im aufwendig gestalteten Trauergarten. Von der Feierhalle des Instituts aus führt zunächst ein „roter Teppich“ aus Klinkersteinen durch eine kleine Allee aus Zieräpfeln. Auf der weiteren Wegstrecke der öffentlich begehbaren Anlage schließt sich eine blütenreiche Magerrasenfläche an. Schließlich geht es über eine hölzerne Steganlage über die Geestkante zum Friedhof hinab.

„Unser Beruf kann einen Menschen kaputtmachen. So ehrlich muss man sein.“

Hilke von Mach-Eickhorst, Unternehmerin

Gleich hinter der unverwüstlichen Robinie surrt ein Volk von Honigbienen um seinen Bienenstock herum. Auch an Nistkästen für Vögel wurde gedacht. „Wir wollen hier das Leben ansiedeln“, erzählt Hilke von Mach-Eickhorst.

Der Friedhof verändert sich Anfang des Jahres wurde ihr Betrieb mit der Nachhaltigkeits-Kennzeichnung der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) ausgezeichnet. Damit wurden Maßnahmen wie die überdurchschnittliche Ausbildungsquote, die Investition in Solarenergie samt Stromspeicher sowie die Umsetzung eines Qualitätsmanagementsystems gewürdigt.

Sich im Licht der erreichten Erfolge eine Pause zu gönnen, liegt der Unternehmerin fern. Mit dem „Runden Tisch für die Achimer Friedhöfe“ widmet sie sich gemeinsam mit anderen Unternehmen des Gewerbes, der Stadt und der Kirchengemeinde der künftigen Gestaltung der Friedhöfe. „Die Friedhöfe müssen weiterentwickelt werden“, sagt von Mach-Eickhorst. Das sieht sie als Chance, den grünen Ruhestätten mehr Leben einzuhauchen. W

„Tod, wer bist du?“

Aktuell organisiert der „Runde Tisch für die Achimer Friedhöfe“ ein Festival gegen Vorurteile: „Tod, wer bist du?“ setzt sich durch Kunst, Texte, Musik und Mitmachaktionen mit dem Thema Tod auseinander. Auch Vorträge und Workshops vom Testament bis zum Trauerritual sind geplant. Knapp 40 Veranstaltungen finden vom 9. bis 22. September 2024 in Achims Innenstadt statt. (DEG)

Im Schauraum: Die Bestatter legen Wert auf eine ansprechende Präsentation der möglichen Särge und Urnen.

Impressum

Organ der Handwerkskammern

129. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse:

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de, www.handwerk.com

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Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2024

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Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.

ISSN 0029-1617

Druck:

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Markus Ulsperger

Firmenname Buhr Orthopädie-Schuhtechnik GmbH/Osline

Webseite www.osline.eu

Ort Varel

Gewerk Orthopädieschuhtechnik

Mitarbeiterzahl 10 Funktion Inhaber

1. Welche App nutzen Sie beruflich am meisten? Für interne Kommunikation, Aufgabenverteilung und Meetings: Microsoft Teams. Dadurch haben wir unsere Prozesse deutlich beschleunigt.

2. Was war Ihre größte digitale Herausforderung? Das papierfreie Büro: Alle Prozesse digital anzulegen, braucht Zeit. Aber der Vorteil, den es bringt, der ist es auf jeden Fall wert!

3. Was wollen Sie als Nächstes digitalisieren? Wir wollen mehr KI nutzen und digitales Lernen per Augmented Reality anbieten.

4. Gönnen Sie sich Online-Auszeiten? Ja! In der heutigen Zeit ist das wichtig, um das Hier und Jetzt zu erleben, Beziehungen zu pflegen und Energie für neue Ideen zu gewinnen.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Ein Hauch von Sizilien

Eis essen ist im Italienurlaub ein absolutes Muss: In Palermo war Konditormeisterin Harika Mahn deshalb in einer kleinen Eismanufaktur. „Ich habe dort unglaublich leckeres Mandarineneis gegessen. Für mich war klar, dass ich diese Sorte

auch anbieten möchte“, sagt die Inhaberin der Calluna Eispatisserie in Lüneburg. Das Problem war nur: Das Eis schmeckte nicht einfach nur nach Mandarine, sondern enthielt noch eine Zutat, die Mahn nicht auf Anhieb identifizieren konnte. Sie recherchierte und experimen-

tierte, nach Wochen löste die Konditormeisterin schließlich das Rätsel. Heute hat sie die Eissorte in ihrem Sortiment, „Sizilianische Mandarine“ heißt sie. „Gerade an heißen Tagen ist die Sorte ein absoluter Renner. Sie schmeckt einfach nach Sonne und Urlaub“, sagt Mahn. (AML)

Foto: Privat

Nicht unterschätzen: Weißer Hautkrebs

Vorsorgeuntersuchungen beim Hautarzt sollten regelmäßig durchgeführt werden.

Wenn es um Hautkrebs geht, denken viele Menschen zunächst an den sogenannten schwarzen Hautkrebs. Viel häufiger ist dagegen der weiße Hautkrebs.

Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten werden jährlich deutlich mehr als 200.000 Fälle diagnostiziert. Mit steigender Tendenz. Der Einfluss von UVStrahlung ist die Hauptursache für alle Formen von weißem Hautkrebs. Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten, haben eine besonders hohe Gefahr für Hautkrankheiten wie weißen Hautkrebs. Dazu zählen auch viele Handwerkerinnen und Handwerker, insbesondere im Baugewerbe. Für diese sogenannten „Outdoorworker“ wird Hautkrebs in vielen Fällen deshalb als Berufskrankheit anerkannt.

Symptome von weißem Hautkrebs

Trotz des Namens ist der weiße Hautkrebs typischerweise nicht sehr hell. Er bildet keine weißen Flecken oder ähnliches. In den meisten Fällen wirkt er eher unscheinbar.

„Meist beginnt der weiße Hautkrebs als rötlich, schuppige Stelle. Er könnte auf den ersten Blick auch aussehen wie eine Art Pickel“, sagt Prof. Dr. Ralf Gutzmer, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Phlebologie am Universitätsklinikum in Minden.

„Allerdings verschwindet er nach ein paar Tagen oder Wochen nicht mehr von allein, sondern wächst immer weiter.“ Typische Symptome für weißen Hautkrebs können sein:

‣ Gerötete und verkrustete Stellen

‣ Pickel, Knötchen oder Wunden, die nicht heilen

‣ Narbige Veränderungen der Haut

‣ Gelblich-rötliche Stellen, die eine Art Rand bilden

‣ Stellen, an denen Blutgefäße zu sehen sind

Der weiße Hautkrebs entsteht insbesondere an Stellen, die besonders häufig der Sonne ausgesetzt sind. Nahezu 70 Prozent aller Fälle treten im Kopf- und Halsbereich auf.

Die gute Nachricht ist: Weißer Hautkrebs lässt sich in der Regel gut behandeln. Insbesondere dann, wenn er früh erkannt wird. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Weitere Informationen: ikk-classic.de/hautkrebsvorsorge

Extra für IKK-Versicherte:

Der Skin Checker der TeleClinic Ausschlag, Juckreiz oder Hautveränderung? Auffälliger Leberfleck? Mit dem Skin Checker gibt die TeleClinic allen Versicherten der IKK classic ein schnelles und einfaches Diagnose­Tool an die Hand ­ online per App. Einfach Foto hochladen und nach spätestens 24 Stunden kostenfrei eine Diagnose inklusive Behandlungsempfehlung vom Hautarzt erhalten.

Weitere Infos: ikk-classic.de/teleclinic

„Um Neues zu entwickeln, brauche ich eine sichere wirtschaftliche Basis. Die schaffe ich gemeinsam mit meiner Steuerberaterin.“

Armin Machhörndl, Kaffeerösterei Machhörndl

Als Unternehmer ist es nicht immer einfach, das Richtige zu entscheiden. Ihre Steuerberatung berät Sie kompetent und auf der Basis aktueller Geschäftszahlen. Gemeinsam schaffen Sie so die Grundlagen für sichere Entscheidungen und eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung.

gemeinsam-besser-machen.de

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