Norddeutsches Handwerk 07/2024

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128.Jahrgang | Nr. 7 | 9. Juli 2024

Steuerfrei zahlen

Welche Möglichkeiten gibt es 2024, um Mitarbeitenden steuerfrei etwas Gutes zu tun? Seite 2

Vielfalt als Chance

Meisterin Maren Kogge will mit der Initiative „Buntes Handwerk“ zum Umdenken anregen. Seite 3

Sprechen Sie KI?

Prompten wie die Profis – dann klappt es mit der KI. Malte Stichnoth nutzt sie bereits aktiv. Seite 5

Schlafen Sie gut!

Schlafprobleme machen vielen Menschen das Leben schwer. Aber: Sie lassen sich dauerhaft lösen. Seite 7

Bei Bewerbern punkten

Die Zeiten, in denen Vorstellungsgespräche Verhören glichen, sind vorbei. So überzeugen Sie. Seite 11

Bootcamp und Nachhilfe Oettinger bemüht, dass sich Auszubildende wohlfühlen. Seite 14

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Wirtschaftszeitung der Handwerkskammer Hannover

Aktiv auf Azubi-Suche

Noch sind längst nicht alle Ausbildungsplätze besetzt und viele junge Leute auf der Suche. Wie gelingt jetzt noch ein Match?

Das neue Ausbildungsjahr startet am 1. August. Die Vrielmann GmbH ist darauf schon gut vorbereitet: „Ich freue mich, dass wir neun Auszubildende für unseren Betrieb gewinnen konnten“, sagt Geschäftsführer Heiko Ensink. Mit der Suche nach neuen Auszubildenden haben er und sein Team schon im vergangenen Jahr angefangen: „Betriebspraktika sind für uns bei der Rekrutierung besonders wichtig“, sagt Personalreferentin Andrea Schmees. Mehrere junge Leute hätten auch 2023 ein Betriebspraktikum im Elektrobetrieb absolviert. „Dadurch hatten wir zu Jahresanfang schon mehrere Kandidaten im Blick“, berichtet Schmees. „Im Frühjahr haben wir sie noch mal zusammen mit ihren Eltern für einen Nachmittag zu einem Azubi-Insight zu uns eingeladen.“ Zu Ostern sei die Entscheidung gefallen, wer einen Ausbildungsvertrag erhält. „Inzwischen sind alle Verträge unterschrieben“, freut sich Schmees.

Mehr als 170.000 junge Leute suchen noch Doch nicht alle Betriebe haben bei der Suche nach Auszubildenden schon so viel Erfolg wie die Vrielmann GmbH in Nordhorn. Von den insgesamt 468.780 gemeldeten Ausbildungsstellen in ganz Deutschland sind laut Bundesagentur für Arbeit aktuell noch 253.600 unbesetzt. Gleichzeitig gebe es noch 171.560 Bewerber, die bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben. „Handwerksbetriebe haben deshalb durchaus Chancen, kurz vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr noch Azubis zu finden“ betont Goran Miladinovic, der bei der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim den Fachbereich Berufsbildung leitet. Für die Suche hat er einige Last-Minute-Tipps.

Offen im Team kommunizieren

„Die eigenen Mitarbeiter sind bei der Mitarbeitersuche die besten Multiplikatoren“, sagt Miladinovic.

Handwerksunternehmern empfiehlt er deshalb, die unbesetzten Ausbildungsplätze im Team offen zu kommunizieren und um Unterstützung zu bitten:

„Vielleicht kennt jemand aus Ihrem Team jemanden im Freundes- und Bekanntenkreis oder in der Familie, der noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist“, sagt der Berufsbildungsexperte. Wer möchte, könne gern Anreize für Empfehlungen setzen: „Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden zum Beispiel eine kleine Prämie an, wenn sie erfolgreich jemanden vermitteln. “

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Eine weitere Möglichkeit ist laut Miladinovic die Suche über Social Media, da viele junge Menschen Instagram oder Tiktok nutzen. „Diese Kanäle funktionieren aber nicht wie ein schwarzes Brett“, betont der Kammerfachmann. Die Suche per Social-MediaPost eigne sich vor allem für Betriebe, die regelmäßig Inhalte auf Instagram und Tiktok veröffentlichen. „Wenn Sie dort nur etwas posten, wenn Sie gerade etwas brauchen, wird das sicher nicht den gewünschten Erfolg bringen“, so Miladinovic. Für die Postings hat er noch einen Tipp: „Achten Sie darauf, dass Ihr Aufruf authentisch ist und zu Ihrem Betrieb passt.“ Miladinovic rät Handwerksunternehmern zudem das Business-Netzwerk Linkedin für die Azubisuche zu nutzen. „Dort erreichen Sie zwar nicht die jungen Leute, aber deren Eltern“, betont er.

Der Berufsbildungsexperte empfiehlt Handwerksunternehmern darüber hinaus, Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) aufzunehmen: „Melden Sie dort unbedingt noch die offenen Ausbildungsstellen“. Schließlich wisse die BA, welche Jugendlichen noch einen Ausbildungsplatz suchen. Außerdem gebe es im September regelmäßig Nachvermittlungsaktionen. Hilfe können Betriebe zudem bei ihrer Handwerkskammer bekommen: „Die Ausbildungsberater sind immer gute Ansprechpartner für Themen wie Azubimarketing, Rekruting oder Employer Branding“, sagt Miladinovic. Ein weiteres Angebot der Kammern

Hommage an den Großvater

Walnuss-Opa-Flocki – so heißt das Sauerteigbrot, das Bäckermeister Kieran Schneider entwickelt hat. „Der Natursauerteig wird mit Waldstaudenroggenvollkornmehl angesetzt, später kommen geröstete Walnüsse und verschiedene Mehle hinzu“, berichtet der Inhaber der Bäckerei Kelber in Ilsenburg. Schneider hat das Brot nach seinem Opa benannt, der früher ebenfalls einen Betrieb hatte. „In der Backstube war ich damals oft“, sagt Schneider. Doch sein Wunsch, Bäcker zu werden, kam erst, als der Opa die Bäckerei schon geschlossen hatte. Schneider eröffnete deshalb eine neue, dort gibt es das Sauerteigbrot jeden Donnerstag zu kaufen. „Ich backe dann bis zu 80 Laibe“, berichtet er. „Die Brote sind bei den Kunden so beliebt, dass abends nie eins übrig bleibt.“ (AML)

Die jungen Leute lassen sich oft viel Zeit mit ihrer Entscheidung.

Andrea Schmees, Personalreferentin

seien die Lehrstellenbörsen: „Melden Sie hier ebenfalls die offenen Ausbildungsstellen“, empfiehlt der Berufsbildungsexperte Unternehmen. Kurzfristige Betriebspraktika können eine weitere Option für die Last-Minute-Suche sein. „Gehen Sie proaktiv auf allgemein- und berufsbildende Schulen zu“, so Miladinovic. Ein Selbstläufer sei das nach Ferienbeginn zwar nicht. Aber bestehende Kontakte zu Lehrern oder Schulsozialarbeitern könnten durchaus noch helfen, Praktikanten und gegebenenfalls Azubis zu finden.

In manchen Fällen könnte sich auch Geduld auszahlen: „Viele Jugendliche entscheiden sich nicht für das erstbeste Angebot, sondern wählen oft zwischen mehreren Verträgen aus“, sagt der Berufsbildungsexperte. Eine ähnliche Erfahrung bestätigt Andrea Schmees vom Elektrobetrieb Vrielmann: „Die jungen Berufseinsteiger sind bei der Ausbildungsplatzsuche entspannter, als wir es aus der Vergangenheit kennen. Sie lassen sich oft mehr Zeit mit ihrer Entscheidung beziehungsweise beginnen später mit der Suche.“ Die Personalreferentin kann das durchaus nachvollziehen: „Wegen des Fachkräftemangels haben angehende Azubis heute einfach Auswahlmöglichkeiten.“ Schmees weiß deshalb, dass sich der Elektrobetrieb auch im kommenden Jahr wieder etwas einfallen lassen muss, um neue Azubis zu gewinnen. ANNA-MAJA LEUPOLD W

Baubranche kritisiert schlechte Zahlungsmoral

Öffentlichen Auftraggebern stellen Bauunternehmer ein mieses Zeugnis aus. Den Grund dafür benennen sie klar.

Betriebe müssen bei öffentlichen Auftraggebern länger auf ihr Geld warten als bei privaten oder gewerblichen Kunden. Das ergab eine Umfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), an der sich 600 Mitgliedsunternehmen beteiligten. Mehr als ein Viertel der Betriebe schätzt das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand demnach als schlecht oder sogar sehr schlecht ein. Bei privaten Auftraggebern finden das nur rund fünf Prozent. Die Hälfte aller Baufirmen berichtet, dass öffentliche Auftraggeber Zahlungsfristen um bis zu einen Monat überschreiten. 20 Prozent der Firmen müssen bis zu sechs Monate länger auf ihr Geld warten. Als Hauptgrund nennen die Firmen Personalmangel in den Behörden.

ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa kritisiert dieses Zahlungsverhalten scharf: „Manche Behörden

lassen sich besonders lange Zeit und unsere Betriebe haben dann meist das Nachsehen. Wir beklagen die schlechte Zahlungsmoral am Bau, die zusammen mit der Vorleistungspflicht eine erhebliche Liquiditätsbelastung für die Bauunternehmen darstellt.“ Er forderte, dass die derzeit in Arbeit befindliche EU-Zahlungsverzugsrichtlinie den Schutz von Mittelstand und Handwerk vor unverhältnismäßig langen Zahlungsfristen ins Zentrum stellen müsse.

Diese Richtlinie sieht nach aktuellem Stand eine grundsätzliche Zahlungsfrist von 30 Tagen für gewerbliche Kunden wie auch für Behörden vor. Nur wenige Ausnahmen sind vorgesehen. Bis sie in Kraft tritt, könnte es allerdings noch etwas dauern: Das gerade gewählte EU-Parlament wird sich erst nach seiner Konstitution damit befassen. (KW) W

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Heiko Ensink freut sich, dass er zum Ausbildungsstart 2024 neun Azubis in seinem Team begrüßen kann.

Was Sie steuerfrei zahlen können

Sachleistungen können manchmal mehr motivieren als eine Gehaltserhöhung. Welche Möglichkeiten gibt es 2024, um Mitarbeitenden steuerfrei etwas Gutes zu tun?

Von einer Gehaltserhöhung kommt bei den Mitarbeitenden leider meist wenig an – Grund dafür sind die Steuern und Sozialabgaben. Gehaltsextras können deshalb eine gute Alternative zu einer Lohnerhöhung sein. „Es gibt Benefits, die Betriebe eins zu eins an ihre Mitarbeitenden durchreichen können“, erläutert Steuerberaterin Anne Billewitz von der Kanzlei Billewitz Steuern und Recht in Trier. Sie verrät, welche steuer­ und sozialabgabenfreien Gehaltsextras möglich sind.

Warum mehr als nur Tankgutscheine drin sind

Mitarbeiterwünsche erfüllen? Laut Billewitz geht das mithilfe von Sachbezügen – steuer­ und sozialabgabenfrei seien Zahlungen von bis zu 50 Euro möglich. „Dieser Betrag kann einmal im Monat ausgeschüttet werden“, erläutert die Steuerberaterin. Eine rückwirkende Zahlung sei nicht möglich. „Im Handwerk werden Sachbezüge oft als Tankgutscheine bezeichnet“, sagt Billewitz. Doch sie weist darauf hin, dass Sachbezüge deutlich mehr sind: „Es gibt inzwischen Lösungen mit Kontokarten, mit denen die Mitarbeiter in verschiedenen Geschäften bezahlen können.“

Ein Anbieter solcher Karten sei zum Beispiel Edenred, so die Steuerberaterin. „Für Chefs haben die Karten den Vorteil, dass sie nicht selbst individuelle Gutscheine kaufen müssen“, erläutert sie. Die Mitarbeiter hingegen könnten sich aussuchen, wofür sie das Geld ausgeben möchten – zum Beispiel beim Einkauf in der Drogerie, im Supermarkt oder auch an der Tankstelle.

Billewitz sieht aber noch einen weiteren Vorteil von Kontokarten: „ Mitarbeitende, die das Geld nicht sofort ausgeben wollen, können auch eine größere Summe ansparen.“ Ihrer Erfahrung nach ist es gerade bei Beschäftigten im Handwerk beliebt, die Sachbezüge für größere Anschaffungen zu sparen – zum Beispiel für einen neuen Fernseher oder ein Tablet.

Mittagessenszuschuss für die Mitarbeiter Bauhandwerker sind oft den ganzen Tag auf Baustellen unterwegs und kommen tagsüber nicht in den Betrieb. Andere sind sogar mehrere Tage am Stück auf Montage. „In solchen Fällen sind Essenszuschüsse als Gehaltsextra interessant“, sagt die Steuerberaterin. Steuerfrei sei pro Monat ein Zuschuss von 108,45 Euro möglich, im Jahr seien das also bis zu 1.300 Euro. Diese Summe setze sich aus 15 Mahlzeiten je 7,23 Euro zusammen. Damit der Zuschuss mit der Gehaltsabrechnung überwiesen werden kann, braucht es laut Billewitz Belege für jede Mahlzeit: „Das lässt sich einfach per App lösen“, sagt die Steuerberaterin. Die Mitarbeitenden müssten nach dem Einkauf beim Bäcker, im Supermarkt oder im Restaurant nur den Bon fotografieren und hochladen. Anbieter wie zum Beispiel Belonio würden diese Angaben dann prüfen. Um den Mittagessenszuschuss an die Mitarbeiter auszuschütten, benötigen Betriebe zwar nicht zwingend eine App. Doch dazu sagt Billewitz: „Ohne eine

Anbieter­Lösung muss in der Lohnbuchhaltung jeder Beleg geprüft und der Zuschuss ermittelt werden.“

Betriebliche Altersvorsorge: Gehaltsextra, das bindet

Den Lebensstandard im Alter halten – allein mit der gesetzlichen Rente wird das den wenigsten Menschen gelingen. Altersvorsorge ist deshalb ein wichtiges Thema für alle Beschäftigten. Eine der Möglichkeiten ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV). „Steuerlich ist das sowohl für Mitarbeitende als auch für Handwerksbetriebe interessant“, sagt Billewitz. Der Grund dafür sei, dass Mitarbeitende bei der bAV einen Teil ihres Bruttogehalts in eine Versicherung einzahlen. „Das Nettogehalt ändert sich dadurch kaum“, erläutert die Steuerberaterin. Doch für die Mitarbeitenden sieht sie noch einen weiteren Vorteil: „Arbeitgeber müssen die bAV mindestens mit 15 Prozent bezuschussen.“ Auch für Handwerksbetriebe sieht Billewitz Vorteile: „Mitarbeitende, die eine bAV haben, wechseln nicht so gerne den Arbeitgeber.“ Außerdem sei die betriebliche Altersvorsorge ein gute Möglichkeit, den Mitarbeitenden steuer­ und sozialabgabenfrei etwas

Es gibt Benefits, die Betriebe eins zu eins an ihre Mitarbeitenden durchreichen können.

Anne Billewitz, Steuerberaterin

Gutes zu tun: „Die Höchstgrenze für den Arbeitgeberanteil liegt aktuell bei 302 Euro im Monat“, sagt die Steuerberaterin.

Persönliche Anlässe: Wann sind Sachzuwendungen möglich? Sachzuwendungen von bis zu 60 Euro sind laut Billewitz bei persönlichen Anlässen möglich – und zwar steuer­ und sozialabgabenfrei. „Betriebe können sie zum Beispiel zum Geburtstag der Mitarbeitenden ausschütten“, erläutert die Steuerberaterin. Wichtig dabei sei, dass es sich um Gutscheine oder Gegenstände handele. „Eine Auszahlung von Bargeld ist nicht möglich“, betont Billewitz. Sie weist darauf hin, dass Betriebe neben dem Geburtstag noch weitere Möglichkeiten haben, Sachzuwendungen an die Mitarbeiter zu übergeben: „Auch bestandene Prüfungen, die Geburt eines Kindes oder das Mitarbeiterjubiläum können als Anlass für eine zusätzliche Ausschüttung genutzt werden“, sagt die Steuerberaterin. Gleiches gelte für Geburtstage der Ehefrau oder der Kinder.

Doch auch wenn Betriebe Gestaltungsspielraum haben, gibt es durchaus Grenzen bei den Zuwendun­

Inflationsprämie 2024: Was Chefs nun beachten müssen

Noch bis Ende 2024 können Betriebe ihren Mitarbeitenden die Inflationsprämie zahlen: Wann das Geld auf dem Konto sein muss und welche Beträge noch möglich sind.

Die Regeln zur Inflationsausgleichsprämie gelten noch bis Ende 2024: Bis dahin haben Handwerksbetriebe daher noch die Möglichkeit, ihren Mitarbeitenden die steuer­ und sozialabgabenfreie Inflationsprämie zu zahlen. „Insgesamt sind pro Mitarbeiter bis zu 3.000 Euro möglich“, sagt Steuerberaterin Anne Billewitz von der Kanzlei Billewitz Steuern und Recht in Trier.

Die wichtigsten Regeln im Überblick

Die Inflationsprämie wurde im Herbst 2022 temporär eingeführt, um die Folgen der gestiegenen Energiepreise abzufedern. Der Gesetzgeber hat Betrieben bei der Zahlung der Prämie bewusst Gestaltungspielraum gelassen:

ɓ Die Höchstgrenze für die steuerund sozialversicherungsfreie Inflationsprämie liegt bei 3.000 Euro.

ɓ Wichtig für die Steuerfreiheit ist zudem, dass die Prämie zwischen

dem 26. Oktober 2022 und dem 31. Dezember 2024 gezahlt wird.

ɓ Ob und wie viel Arbeitgeber ihren Mitarbeitern zahlen, können sie in der Regel selbst entscheiden. Etwas anderes gilt nur, wenn Betriebe an einen Tarifvertrag gebunden sind, der eine Prämie vorschreibt.

ɓ Betriebe haben die Möglichkeit, die Prämie zu stückeln. Wichtig ist aber, dass die Summe von insgesamt 3.000 Euro nicht überschritten wird.

ɓ Ebenfalls wichtig ist, dass die Zahlung zusätzlich zum geschuldeten Arbeitslohn erfolgt.

ɓ Außerdem müssen Betriebe bei der Gewährung der Prämie kenntlich machen, dass diese im Zusammenhang mit der Preissteigerung steht – zum Beispiel durch einen entsprechenden Hinweis auf dem Überweisungsträger im Rahmen der Lohnabrechnung.

Weihnachtsgeld statt

Inflationsprämie: Geht das?

Laut Billewitz können Betriebe die Inflationsprämie auch noch im Dezember 2024 an ihre Mitarbeitenden zahlen. Allerdings betont die Steuerberaterin: „Die Inflationsprämie darf das Weihnachtsgeld nicht ersetzen.“

Wichtig sei das insbesondere für Betriebe, die in den vergangenen Jahren regelmäßig Weihnachtsgeld an die Belegschaft gezahlt haben: „Solche Betriebe können die Inflationsprämie im Dezember nur gewähren, wenn sie auch das Weihnachtsgeld in gewohnter Höhe an die Mitarbeitenden überweisen.“

Und was ist mit Handwerksbetrieben, die zuletzt kein Weihnachtsgeld gezahlt haben? „Sie können im Dezember die Inflationsprämie auszahlen.“

Gleiches gelte für Betriebe, in denen es in den vergangenen Jahren nur sehr sporadisch Weihnachtsgeld gegeben habe.

Bis wann muss das Geld gezahlt werden?

Handwerksbetriebe, die die Prämie noch im Dezember 2024 an ihre Mitarbeitenden überweisen wollen, müssen laut Billewitz noch auf einen weiteren Punkt achten: „Die Inflationsprämie muss spätestens am 31. Dezember 2024 auf dem Konto der Mitarbeitenden eingehen.“

Der Steuerberaterin zufolge ist das wichtig, damit die Zahlung steuer­ und sozialabgabenfrei bleibt. Und wenn die Überweisung länger dauert und die Geldsumme doch erst Anfang 2025 auf den Konten der Mitarbeitenden eingeht? „Dann werden Steuern und Sozialabgaben fällig“, warnt Billewitz. Von der Prämie bleibe dann unterm Strich weniger für die Mitarbeitenden übrig.

Dürfen Betriebe Mitarbeitende unterschiedlich behandeln?

Laut Billewitz müssen Handwerksbetriebe, die ihren Mitarbeitenden eine Prämie zahlen wollen, nicht allen

gen aus persönlichem Anlass: „Weihnachten ist aus steuerlicher Sicht kein privater Anlass“, betont sie. Persönliche Notsituationen: Bis zu 600 Euro sind steuerfrei möglich Auch in Notsituationen können Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden unterstützen.„Steuerfrei sind Zahlungen bis zu 600 Euro möglich“, sagt Billewitz. Anlässe könnten zum Beispiel der Tod von Angehörigen, die kaputte Waschmaschine oder auch ein Rohrbruch sein. Wenn Chefs ihren Mitarbeitern in Notsituationen helfen, zeige das Wertschätzung. „Bei Mitarbeitenden kommt das gut an“, sagt die Steuerberaterin und ergänzt, dass Betrieben keine Extrakosten entstehen: Schließlich fallen bei Zahlungen von bis zu 600 Euro keine Steuern und Sozialabgaben an. Wichtig: Die steuerfreie Notstandsbeihilfe könne in Ausnahmefällen auch den jährlichen Höchstbetrag von 600 Euro übersteigen. Möglich sei das bei „besonders schweren Notfällen oder wenn sich der Arbeitnehmer in einer wirtschaftlich bedrohlichen Situation befindet“. Bei den gewährten Beihilfen könne es sich um eine Bar­ oder Sachzuwendung handeln, so Billewitz. ANNA-MAJA LEUPOLD W

Die Inflationsprämie bleibt für die Mitarbeitenden nur steuer- und sozialabgabenfrei, wenn das Geld bei ihnen bis zum 31. Dezember 2024 auf dem Konto eingeht. könne die Höhe der Inflationsprämie von der Betriebszugehörigkeit oder der Funktion im Unternehmen abhängen. (AML) W

Ob Sachbezüge, Mittagessenszuschuss oder betriebliche Altersvorsorge: Bei steuerfreien Gehaltsextras haben Betriebe verschiedene Möglichkeiten.

„Wir brauchen jeden“

Wenn mehr Betriebe offen für Vielfalt sind, lässt sich der Fachkräftemangel leichter besiegen. Meisterin Maren Kogge will mit der Initiative „Buntes Handwerk“ zum Umdenken anregen.

Sie ist Gründerin der Initiative „Buntes Handwerk“ und macht sich für Diversität im Handwerk stark: Malermeisterin Maren Kogge aus dem bayerischen Amerang. Wie Handwerkerinnen und Handwerker Diversität als Stärke für ihr Unternehmen nutzen können und was sie für mehr Toleranz im Handwerk tun können, verrät sie im Interview. Was bedeutet für Sie „Buntes Handwerk“ und wie sind Sie auf die Idee für die Initiative gekommen? » Maren Kogge: Die Idee für Buntes Handwerk kam aus der Überzeugung heraus, dass wir gerade aufgrund des Nachwuchs- und Fachkräftemangels jeden brauchen, der Interesse am Handwerk hat. Diese Idee habe ich mit Kollegen und Freunden aus verschiedenen Branchen im Handwerk mit Leben gefüllt. Unsere Vision ist, dass die Türen der Betriebe allen offen stehen – unabhängig von Aussehen, Ethnizität, Herkunft, Name oder Religion. In Diversität liegt aus unserer Sicht eine große Chance für das Handwerk. Und diese Chance können und sollten alle Handwerksbetriebe nutzen. Dazu kommt, dass ich auf Baustellen schon mehrfach Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht habe. Es war mir ein Anliegen, auf dieses Thema in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Den Titel „Miss Handwerk 2023“ konnte ich im vergangenen Jahr dafür nutzen, die Initiative Buntes Handwerk bekannter zu machen. Es freut mich, dass das Netzwerk immer weiter wächst. Was wollen Sie mit „Buntes Handwerk“ konkret erreichen?

» Kogge: Als Erstes wollen wir mit Vorurteilen und Stereotypen im Handwerk aufräumen. Außerdem braucht es Aufklärungsarbeit in Sachen Diversität: Denn wenn wir die Chancen nicht erkennen, die uns Offenheit und Toleranz bieten, verlieren wir viele junge Menschen für das Handwerk. Das Problem ist nämlich, dass viele Interessenten, die gern ins Handwerk kommen würden, nicht eingestellt werden. Warum? Weil sie beispielsweise einen Migrationshintergrund haben, homosexuell sind oder selbst Diskriminierung erfahren haben. Andere wollen sich einfach kein dickeres Fell zulegen und wandern ab. Doch wenn wir gar nicht erfahren, dass jemand Ängste oder Vorurteile hat, können wir auch nicht aufklären.

Wie haben Sie die Themen bislang praktisch angepackt?

» Kogge: Wir sind dabei, uns ein Partnernetzwerk aufzubauen. Konkret wollen wir die Ausbildungsberater der Handwerkskammern ansprechen und für das Thema Diversität sensibilisieren. Dann können sie in der Beratung besser auf Wünsche und Bedürfnisse der Bewerber und Betriebe eingehen. Interessenten sollten auf Anfrage Auskunft darüber erhalten, wo sie diskriminierungsfreie freundliche Betriebe finden und an wen sie sich wenden können. Wir wollen in Zukunft Diversity-Schulungen anbieten – auch für Unternehmerinnen und Unternehmer. Konkret sind wir mit einigen Handwerkskammern schon in der Planung. Dafür qualifizieren wir uns selbst vorab als Diversity Manager oder holen Experten mit dazu. Unser Ziel ist es, dass die Menschen im Handwerk bleiben und noch mehr ins Handwerk kommen wollen. Aber zunächst müssen viel mehr Betriebe und ihre Mitarbeitenden mit der Problematik vertraut gemacht werden.

Und was können Betriebe aus Ihrer Sicht selbst schon umsetzen?

» Kogge: Sie können mit ihrem Team Diversitäts-Schulungen besuchen und innerhalb des Betriebs das Thema immer wieder aufgreifen. Oft ist die Einrichtung einer zweiten oder dritten Toilette das Problem, anderen Betrieben fehlt es an der Definition ihrer Unternehmenskultur. Und manchmal ist es einfach die ablehnende Haltung gegenüber anderen oder der Umgangston, der den Unterschied macht.

Als Einstieg in das Thema eignet sich ein Leitfaden für alle Mitarbeitenden, in dem klar und deutlich steht, dass in dem Betrieb kein Platz für Diskriminierung ist. Betriebe können es auch nach außen sichtbar machen, dass sie beispielsweise ein frauengeführter Betrieb sind und weibliche sowie Transgender-Mitarbeitende willkommen sind. Google Business hat einen Button dafür. Auch die Teilnahme am Girls‘ und Boys‘ Day im Handwerk, der dieses Jahr am 25. April stattgefunden hat, ist ein wichtiger Aspekt. Oder der Tag des Handwerks, dieses Jahr am 21. September: Offene Türen für interessierte junge Menschen sind einladend und machen Lust auf das Handwerk.

Wie können Interessenten das Team von Buntes Handwerk kontaktieren?

» Kogge: Wir haben einen Instagram-Kanal, über den läuft der Großteil der Kommunikation. Zudem stellen wir uns auf Veranstaltungen vor und bei den Handwerkskammern. Die meisten unserer mehr als 100 Mitglieder sind auch bei LinkedIn aktiv und berichten über unsere Aktivitäten.

Betriebe und Verbände, die uns unterstützen wollen, können auf Instagram die Hashtags #bunteshandwerk oder #bunteshandwerkstelltsichvor nutzen oder uns markieren. Dann teilen wir die Beiträge und vergrößern unser Netzwerk.

Unsere Vision ist, dass die Türen der Betriebe allen offen stehen –unabhängig von Aussehen, Ethnizität, Herkunft, Name oder Religion.

Maren Kogge, Malermeisterin

Sie waren 2023 zum ersten Mal mit einem Wagen beim CSD in Köln dabei. Welche Städte stehen dieses Jahr auf dem Programm und was erhoffen Sie sich davon?

»Kogge: 2023 hat sich das Handwerk zum ersten Mal auf einem Christopher Street Day (CSD) mit einem eigenen Wagen präsentiert. Die Termine für dieses Jahr haben wir auf unserer Instagram-

Seite veröffentlicht. Köln, Berlin und Hamburg stehen im Juli und August noch auf dem Plan, dazu sind alle herzlich eingeladen. Denn wir wollen dort zeigen, wie bunt und vielfältig das Handwerk ist. Es gibt nicht nur mehr als 130 Berufe im Handwerk, sondern auch Menschen und Köpfe, die es mit Leben füllen. Wir brauchen alle Hände und freuen uns, wenn wir bei Buntes Handwerk immer mehr werden. DIE FRAGEN STELLTE MARTINA JAHN W

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Malermeisterin Maren Kogge will Handwerkerinnen und Handwerker für Vielfalt sensibilisieren.

Zwischen Wahnsinn und Verzweiflung: Viele Betriebe sind Bürokratie-verdrossen.

Weniger Kontrolle, mehr Praxistauglichkeit

Unternehmer könnten mit ihren Erfahrungen den Bürokratieabbau entscheidend vorantreiben. Sie haben konkrete Vorschläge, wie es gelingen kann.

Wie kann der Bürokratieabbau in Deutschland aus UnternehmerPerspektive vorangetrieben werden? Dazu hat das Institut für Mittelstandforschung (IfM) Bonn die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht. Antworten von Vertretern aus fast 850 Firmen wurden ausgewertet. Insgesamt haben sie mehr als 1.500 Vorschläge gemacht und Themen für die Reduzierung der bürokratischen Lasten benannt.

Betriebe fordern mehr Vertrauen

Das sind die Top 3 der Vorschläge:

1 Weniger Kontrolle: Vier von zehn Betrieben fehlt das Vertrauen. Vom Gesetzgeber fordern sie mehr Freiheit bei der Erfüllung ihrer bürokratischen Pflichten. Wenn besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mehr Spielraum hätten, könnten sie Ziele wie Klima-, Arbeits- und Datenschutz nicht nur effektiver umsetzen, sondern auch Bürokratie abbauen. Wichtig sei den Firmen zudem ein Informations- und Erfahrungsaustausch über bürokratische Vorgaben.

2 Vereinfachen und beschleunigen: Knapp ein Drittel der Befragten wünscht sich eine Vereinfachung von Vorschriften und Gesetzen. Aus ihrer Sicht sollte die Bearbeitung durch Behörden deutlich schneller werden. Vor allem die zahlreichen Sonderregelungen erhöhten die Komplexität von Gesetzen unnötig. Unternehmer fordern laut IfM einfachere und verständlichere Formulierungen und Strukturen. In Themen wie der Neugestaltung des Steuerrechts, der Beschleunigung von Bauvorhaben, der Datenschutzgrundverordnung und des Lieferkettengesetzes sehen sie hohes Potenzial.

Rauer Ton entschuldigt keine Belästigung

Der Fall: Ein Maurer erlaubte sich einen geschmacklosen Scherz auf Kosten eines abwesenden Kollegen. Als dessen Transporter von einem Dritten gefahren auf den Hof kam, stoppte der Maurer ihn und fragte, ob Zum Schein in das Fahrzeug eines Kollegen pinkeln? Ein Arbeitgeber fand das gar nicht witzig und kündigte fristlos. Das Arbeitsgericht sah den Fall ähnlich – bis auf ein Detail.

es der Wagen des „Schweins“ sei. Als der Fahrer das bestätigte, öffnete der Maurer erst die Fahrertür, dann seine Hose und tat so, als ob er ins Getränkefach der Tür urinieren wollte. Weitere Kollegen lachten. Als dem Arbeitgeber die Geschichte zu Ohren kam, kündigte er dem Maurer fristlos. Dieser klagte: Er habe nur einen Witz gemacht und weder seine Geschlechtsteile gezeigt, noch vorgegeben, ins Auto pinkeln zu wollen. Das Urteil: Das Gericht änderte die fristlose Kündigung in eine ordentliche Kündigung ab. Die Richter des Arbeitsgerichts Weiden sahen es als erwiesen an, dass sich der Vorgang in etwa wie vom Arbeitgeber und Zeugen geschildert abgespielt hatte. Eine

Kündigung sei daher wegen des grob respektlosen Verhaltens gerechtfertigt. Das Entblößen der Genitalien sei als sexuelle Belästigung zu werten.

Einen Grund für eine fristlose Kündigung sah das Gericht indes nicht. Es sei nicht zu erwarten, dass sich das Verhalten innerhalb der Kündigungsfrist wiederhole. Zudem habe der Maurer bislang gute Arbeitsleistungen gezeigt. Mildernd wertete das Gericht außerdem, dass es sich bei dem Maurer und seinen Kollegen um „Männer der Tat“ handele. In der Baubranche herrsche eben ein rauerer Umgangston als in einer Bank. (KW) W

aAG Weiden: Urteil vom 13. März 2023, Az. 3 Ca 556/22

Schritt für Schritt zu mehr Klimaschutz

Weniger Treibhausgase auszustoßen wird auch für kleine Unternehmen immer wichtiger. Der neue Leitfaden „Klimamanagement in Unternehmen“ zeigt, wie es geht.

Klimaschutz wird auch für Handwerksbetriebe wichtiger. Zum einen, weil Deutschland bis 2045 klimaneutral wirtschaften will – und das betrifft auch Handwerker. Zum anderen, weil Kunden, Auftraggeber, Banken und gesetzliche Regelungen mehr Augenmerk auf nachhaltiges Handeln verlangen. Berichtspflichten könnten dabei auch auf kleine Betriebe zukommen, wenn sie als Zulieferer von Unternehmen arbeiten, die ihrerseits Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen, warnt der Bundesverband Der Mittelstand (BVMW).

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK hat der Verband daher einen Leitfaden für KMU entwickelt, der Schritt für Schritt durch Aufbau eines ganzheitlichen betrieblichen Klimamanagements führt. Er zeigt auf, wie Betriebe

ɓ eine Treibhausgasbilanz (THGBilanz) erstellen, ɓ Klimaschutzziele festlegen, ɓ Klimaschutzmaßnahmen umsetzen und ɓ ihre Erfolge kommunizieren können.

Er gibt darüber hinaus einen Überblick zu Methoden und Tools für die Bilanzierung von THG-Emissionen. Erklärt wird auch, wie Betriebe auf der Grundlage ihrer THG-Bilanz und ihrer Klimaschutzziele effiziente Klimaschutzmaßnahmen auswählen können. Dabei sollte Klimaschutz nicht nur als lästige Pflicht gesehen werden. „Gerade für KMU bietet die Auseinandersetzung mit den eigenen klimaschädlichen THG-Emissionen Chancen und Vorteile“, heißt es in einer gemeinsamen

Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Betriebs können Handwerker ihre Treibhausgasbilanz verbessern.

Presseinformation von Fraunhofer IPK und BVMW. Klimaschutzmaßnahmen sicherten die Wettbewerbsfähigkeit. Umfragen zeigen zudem, dass Nachhaltigkeit einen Betrieb für Fachkräfte attraktiv macht. (KW) W

Das Gefühl des „betreuten Lebens“ erzeugt keine Sicherheit, sondern Frust.

Jörg Dittrich, ZDH-Präsident

3 Expertise berücksichtigen: Dass mehr ihres Wissens in Gesetzgebungsverfahren einfließt, wünscht sich rund ein Viertel der Befragten. Viele Gesetze seien realitätsfremd und nicht praxistauglich. Es brauche einen Dialog mit der Politik, um Folgen neuer Vorgaben abzuschätzen. Die Mehrzahl der Unternehmer sei bereit, sich mit ihrer Expertise einzubringen.

„Die Luft zum Atmen fehlt“ Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kritisiert die Bürokratielast in Betrieben. Sie werde als Übergriffigkeit in die unternehmerische Tätigkeit und Freiheit empfunden. Im Moment liefen viele Betriebe zwar noch gut. Doch gebe es auch Zeiten, in denen es mal nicht so gut laufe. In diesen Momenten würden keine bürokratischen Vorschriften helfen. „Im Gegenteil: Die Illusion der staatlichen Vollkasko-Kontrolle schnürt den Betrieben die Luft zum Atmen ab“, sagt ZDH-Präsident Jörg Dittrich. Er fordert ein „Umdenken mit drei Konsequenzen“: ɓ Gesetze reduzieren: Das gelte auf nationaler und europäischer Ebene. Die „One in, one out“-Regel bei neuen Vorschriften reiche nicht mehr aus. Vielmehr sei eine „One in, two out“-Regel angebracht. Das bedeutet: Für jede neue Maßnahme müssten zwei andere gestrichen werden. ɓ Qualität verbessern: Gesetze müssten an Bedarfen der Betriebe ausgerichtet sein. PraxisChecks im Vorfeld von Gesetzgebungsverfahren könnten das sicherstellen. ɓ Tempo reduzieren: Gesetzesänderungen sollten nur noch an zwei Stichtagen im Jahr in Kraft treten dürfen. Das erspare Betrieben die ständige Beschäftigung mit Rechtsfragen. MARTINA JAHN W

Mit neuer Strategie weiter wachsen

Mehr Bestandsgeschäfte und Neuausrichtung bis 2030: Die Signal Iduna Gruppe will ihren Kurs mit neuen und bewährten Mitteln fortsetzen.

Setzt auf neue Wege und bewährte Mechaniken: Signal-Iduna-Vorstandschef Ulrich Leitermann. gen. Das sei das Ergebnis einer kundenzentrierten, agilen und digitalen Aufstellung des Unternehmens, betonte Leitermann. Auch die gebuchten Bruttobeiträge seien 2023 um 2,8 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro gestiegen. Der Schadenaufwand erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 5,67 Milliarden Euro. Als Grund für den Anstieg nennt Leitermann höhere Schadenkosten in Folge der Inflation sowie insgesamt höhere Aufwendungen in der privaten Krankenversicherung. (JA) W Neue Wachstumsfelder und Partnerschaften in ihren Kernzielgruppen Handwerk, Handel, öffentlicher Dienst und Technologieunternehmen will sich die Signal Iduna mit einer neuen Unternehmensstrategie erschließen. Mit „Monumentum 2030“ will die Versicherungsgruppe ihren Kurs der Erneuerung fortsetzen. „Dazu nutzen wir den Schwung und die Erfolge der bisherigen Veränderungen, um das Bestandsgeschäft weiter auszubauen und speziell in unseren Fokuszielgruppen Marktanteile zu gewinnen“, sagt Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe. Nicht alles werde erneuert: Bewährte Mechaniken und Arbeitsweisen aus dem vorherigen Strategieprogramm Vision 2023 sollen fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Im vergangenen Jahr sei die Signal Iduna Gruppe im vierten Jahr in Folge über dem Marktdurchschnitt gewachsen. Das Gesamtergebnis sei im Geschäftsjahr 2023 um 41,7 Prozent auf gut 823 Millionen Euro gestie-

Foto: Signal Iduna

Wärmepumpe vermehrt Primärquelle

Erdgas ist auf Rückzugskurs, Wärmepumpen auf dem Vormarsch. Das zeigt eine offizielle Statistik für 2023. Der Trend verstärkt sich noch.

Beinahe zwei Drittel der 2023 fertiggestellten Wohngebäude nutzen Wärmepumpen als primäre Energiequelle. Das meldet das Statistische Bundesamt (Destatis). In absoluten Zahlen bedeutet das, dass von 96.800 Wohngebäuden 62.500 überwiegend mit Wärmepumpen beheizt werden. Laut den Statistikern entspricht das einem Anstieg von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere kämen Wärmepumpen in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz: Dort würden sie beinahe 70 Prozent der 2023 fertiggestellten Bauten ausmachen. In Mehrfamilienhäusern habe ihr Anteil bei gut 40 Prozent gelegen. Da Wärmepumpen Geo- und Umweltthermie nutzen, zählen sie laut Destatis zu den erneuerbaren Energiequellen. Der Anteil der Erneuerbaren als primäre Energiequelle liegt bei 2023 neu errichteten Gebäuden noch etwas höher. Er betrage knapp 70 Prozent.

Entsprechend ist Gas als primäre Heizquelle auf dem Rückzug: Der Statistik zufolge wurde 2023 noch

zu rund 20 Prozent auf Erdgas im Neubau gesetzt. 2014 habe der Anteil noch bei über 50 Prozent gelegen. Der Trend zum Heizen mit erneuerbaren Energien zeige sich auch bei der Planung neuer Wohngebäude. So sollen gut 80 Prozent der 2023 genehmigten Wohngebäude primär mit erneuerbarer Energie beheizt werden. Gut drei von vier würden auf Wärmepumpen setzen. (DEG) W

Prompten wie die Profis!

Die Ergebnisse von ChatGPT und Co sind nur so gut wie die Befehle, die Sie eingeben. Mit diesen Tipps gelingen Ihnen gute Prompts und der Bot tut, was er soll.

Stellen Sie sich vor, Sie übergeben eine Aufgabe schriftlich an jemandem, der prompt und wortwörtlich ausführt, was Sie schreiben. Gleichzeitig hat er keine Ahnung, wer ihm schreibt und kennt auch den größeren Zusammenhang nicht, in dem die Aufgabe möglicherweise steht. Knifflig? Auf jeden Fall! Aber dieses Bild beschreibt ganz gut, warum es so wichtig ist, wie Sie die Aufforderungen an die KI formulieren. Im KI-Sprech heißen diese Aufforderungen Prompts; und die werden immer gebraucht, wenn Sie KI-gestützte Inhalte erstellen wollen. „Das Schwierige am Prompten ist, dass die KI die eigene Kreativität nicht ersetzt“, sagt Robert Falkenstein, Projektleiter Schaufenster Bayreuth Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk. Er plädiert dafür, es einfach auszuprobieren. „Es kann ja nichts Schlimmeres passieren, als dass Unsinn herauskommt“, so Falkenstein. Doch für einen guten ersten Einstig hat er fünf Tipps.

Tipp 1: Liefern Sie der KI klare Anforderungen „Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Aufgabe möglichst präzise übergeben“, sagt Falkenstein. Deshalb benötigt die KI eine einfache klare Sprache, ausreichend Details und Kontext. „Je mehr Kontext die KI bekommt, desto besser kann sie die Aufgabe erfüllen.“

Ebenfalls wichtig ist es, konkrete Anforderungen zu liefern. Orientierung bieten W-Fragen, die Sie in Ihrem Prompt beantworten:

ɓ Was genau brauchen Sie?

ɓ Wer ist der Adressat?

ɓ Welcher Inhalt soll vermittelt werden?

ɓ Wie soll das Ergebnis aussehen?

Für einen kurzen Text könnte der Prompt dann lauten: „Bitte schreibe mir eine Abwesenheitsnotiz für meinen E-Mail-Account. Ich bin vom 1. bis 14. Juli im Urlaub. Unser Betrieb ist dann geschlossen. Wir haben leider keine Vertretung. Adressaten sind meine Kunden, die ich duze. Deshalb darf der Ton freundlich und locker sein.“

Tipp 2: Fragen Sie die KI nach dem richtigen Prompt Sie wissen gar nicht, wie Sie loslegen sollen? „Dann fragen Sie doch einfach die KI“, sagt Falkenstein. „Ich möchte XY tun (zum Beispiel einen Brief oder eine Einladung schreiben). Wie gehe ich vor, damit Du mir das beste Ergebnis lieferst?“, nennt er einen möglichen Start-Prompt. Die KI wird dann mit einer Menge Rückfragen antworten, welche Informationen sie benötigt. Im nächsten Prompt können Sie dann die wichtigsten für Ihre Aufgabe beantworten.

Tipp 3: Machen Sie aus der KI eine Persona Noch bessere Ergebnisse können Sie erzielen, wenn Sie der KI eine Rolle zuweisen, die sie bei der Lösung der Aufgabe übernehmen soll. „Du bist Social-Media-Profi und schreibst einen Post“ oder „Du bist Koch und lieferst mir ein Rezept“. „Mit diesem zusätzlichen Kontext ist die Aufgabe klarer, die die KI lösen soll“, sagt Falkenstein.

Wenn Sie damit schon ein bisschen Übung haben, können Sie auch regelrechte Personas aufbauen. Das sind Zielgruppen-Modelle, denen bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden – beispielsweise die einer bestimmten Kundengruppe. Nimmt die KI die Rolle einer Persona ein, kann sie Aufgaben auf eine spezielle Weise ange-

Pluspunkt in der Beratung

Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Aufgabe möglichst präzise übergeben.

Falkenstein,

hen. Dadurch kann sie Sparringspartner werden, der zum Beispiel als anspruchsvoller Kunde auftritt. „So können Sie beispielsweise Azubis ein Verkaufs- oder Kundengespräch üben lassen“, erklärt Falkenstein die Idee.

Tipp 4: Prüfen Sie das Ergebnis Eine KI antwortet meist sehr überzeugend, liegt aber nicht immer richtig. „Sie sollten die Ergebnisse immer prüfen“, betont Falkenstein. Zum einen, weil inhaltliche Fehler auftreten: Eine Schwäche von KIs ist, dass sie hin und wieder vermeintliche Fakten halluzinieren, die schlicht falsch sind. Es kann aber auch passieren, dass die KI Ihren Prompt nicht so ausführt, wie Sie sich das vorgestellt haben. „Auch das sollten Sie immer checken“, sagt der KI-Experte.

Tipp 5: Bitten Sie mit neuen Prompts um Korrektur Eine KI ist kein Azubi, der schon mault, wenn er eine Aufgabe zwei Mal ausführen soll – ihre Geduld ist unerschöpflich. Deshalb bitten Sie um die Korrektur der Ergebnisse, wenn Sie nicht zufrieden sind. „Sie sollten in Ihrem neuen Prompt darauf hinweisen, was anders gemacht werden soll“, sagt Falkenstein. Das gelte auch für den Fall, dass nicht alle Anforderungen berücksichtigt wurden, die Sie gestellt haben. „Schreiben Sie einfach, dass noch ein Aspekt fehlt und der bei der nächsten Antwort mit aufgenommen werden soll.“ Sind Sie am Ende mit dem Ergebnis zufrieden, empfiehlt Falkenstein noch eine letzte Frage: „,Wie sollte der optimale Prompt für die eben gelöste Aufgabe lauten?‘ Und den speichern Sie sich dann für die nächste Gelegenheit ab.“ KATHARINA WOLF W

FIT FÜR MORGEN.*

Von der Planung bis zum fertigen Schmuckstück: In der Goldschmiede Stichnoth in Hannover wird jedes Teil von Hand gefertigt. Seit einiger Zeit unterstützt dort eine Künstliche Intelligenz (KI). „Wir speisen in die KI Stable Diffusion unsere eigenen Skizzen ein und sie erzeugt einen Prompt“, sagt Malte Stichnoth (Foto), der gemeinsam mit seinem Bruder Florian gerade den Betrieb in dritter Generation übernimmt. Die von der KI erzeugte Bildbeschreibung (Prompt) ist so formuliert, dass sie einer Bilder-KI als Befehl zur Bilderstellung dienen kann. Dieser Prompt werde von ihm oder den Mitarbeitern angepasst, bis der Entwurf dem Kunden gezeigt werden kann. Daran können dann immer wieder Veränderungen vorgenommen werden, bis der Kunde mit dem Endergebnis zufrieden ist. „Die KI hilft in der Beratung und spart uns im gesamten Planungsprozess viel Zeit“, sagt Stichnoth. Früher wurde der Entwurf eines Schmuckstücks schon per CAD geplant, das dauerte etwa vier Stunden. Mithilfe der KI-Entwürfe fällt dieser Schritt weg. Zudem können Kunden von Beginn an mitbestimmen, wie das Ergebnis aussehen soll. Erst dann geht es in die CAD-Planung. Dort entsteht eine 3D-Konstruktion, die in den 3D-Drucker geht. Der Prototyp diene als Grundlage für den weiteren Fertigungsprozess.

Bei der Suche nach praxisorientierten Lösungen sind die künftigen Inhaber des Handwerksbetriebs auf das MittelstandDigital-Zentrum Hannover gestoßen. Die Experten in Sachen Digitalisierung und KI haben das Team geschult und die Vorteile des Systems aufgezeigt. Das gesamte Team sei hochmotiviert.

„Dass die KI unsere Bilder in fertige Prompts umwandelt, hat uns überzeugt“, betont Malte Stichnoth. (JA)

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Die KI denkt nicht selbst. Sie müssen in Ihren Prompts daher klare Anweisungen geben.

Produktivitätskiller am Bau

Bei Aufträgen läuft nicht immer alles glatt. Fünf Beispiele, warum die Produktivität besonders stark schrumpft und welche Gegenmaßnahmen helfen.

Arbeitszeit kostet Sie als Arbeitgeber bares Geld. Daher ist es mehr als ärgerlich, wenn Ihre Mitarbeiter die Zeit nicht produktiv nutzen können. Unternehmensberater Werner Broeckmann von der BGC Unternehmensberatung in Kevelaer verrät, was die größten Produktivitätskiller in Handwerksbetrieben sind und wie Chefs diese vermeiden können.

1. Der Bauherr ist schlecht organisiert Gerade bei größeren Bauprojekten wie dem Bau von Mehrfamilienhäusern arbeiten mehrere Gewerke auf einer Baustelle. Ist deren Einsatz jedoch vom Bauherrn schlecht organisiert, wird das laut Broeckmann schnell zum finanziellen Problem für Betriebe. Denn schlimmstenfalls müssen sie Mitarbeitern Arbeitslohn zahlen, obwohl die nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. Dafür nennt der Berater zwei Beispiele:

1 Die Arbeiten können zum geplanten Zeitpunkt nicht aufgenommen werden: Kurz vor Baubeginn stellt sich heraus, dass das Vorgewerk nicht rechtzeitig fertig wird und sich die Bauarbeiten verzögern. Doch was tun, wenn Mitarbeiter fest für diesen Auftrag eingeplant sind? Broeckmann zufolge haben Betriebe in solchen Fällen mehrere Optionen: ɓ beim Bauherrn Baubehinderung anzeigen und Mehrkosten geltend machen, ɓ versuchen, andere Aufträge kurzfristig vorzuziehen, ɓ ein Arbeitszeitmodell im Betrieb einführen, damit Mitarbeiter bei geringerer Auslastung Überstunden abfeiern können.

2 Arbeiten auf der Baustelle sind nur in Teilbereichen möglich: In solchen Fällen müssten sich Handwerker meist mit „kleineren Aufgaben

Müssen

beschäftigten“ und könnten die Arbeiten nicht wie geplant aufnehmen. Der optimale Bauablauf sei somit gestört und die ursprüngliche Kalkulation für den Auftrag könne nicht aufgehen. „Das ist zwar grundsätzlich nachtragspflichtig“, sagt der Berater. Doch Betriebe müssten den Mehraufwand nachweisen und das sei nicht immer einfach, aber auch nicht unmöglich.

2. Material ist nicht in ausreichender Menge verfügbar Manchmal fehlt auf der Baustelle das passende Material – weil Handwerker es im Betrieb vergessen haben oder es nicht rechtzeitig bestellt wurde. In solchen Fällen muss Ersatz her. „Dabei geht schnell mehr als halbe Stunde drauf“, sagt Broeckmann. Das sei Zeit, die vorab nicht einkalkuliert wurde und die nicht beim Kunden abgerechnet werden könne. Dem Berater zufolge lassen sich solche Produktivitätskiller durch eine bessere Organisation verhindern – zum Beispiel mithilfe von Checklisten. Sie könnten dabei helfen, rechtzeitig alle Materialien für einen Auftrag zu beschaffen und auch die Fahr-

Sensibilisieren Sie Ihr Team zunächst, was Fehler kosten, und bitten Sie Mitarbeiter zur Kasse, wenn sich Fehler wiederholen.“

Werner Broeckmann, Unternehmensberater

Kunden Abweichungen hinnehmen?

zeuge für die Baustelle mit dem richtigen Material zu bestücken.

Auf der Baustelle kann zwar immer noch etwas Unvorhergesehenes passieren, sodass zusätzliches Material gebraucht wird. Doch dazu sagt Broeckmann: „Durch eine gute Organisation lassen sich Fehler bei der Materialbeschaffung deutlich reduzieren.“

3. Personal ist nicht vernünftig eingeteilt Manchmal muss eine Baustelle dringend fertig werden, weil Betriebe vertraglich einen konkreten Fertigstellungstermin vereinbart haben. In solchen Fällen neigen Handwerksunternehmer laut Broeckmann dazu, für die Baustelle mehr Personal einzuteilen als nötig. „Wenn dort fünf Mitarbeiter im Einsatz sind, aber nur drei sinnvoll arbeiten können, ist das ein betriebswirtschaftliches Problem“, sagt er. Denn zum einen sinke die Produktivität der eingesetzten Mitarbeiter, weil sie nicht unter optimalen Bedingungen arbeiten könnten. Und zum anderen ändere sich der Fertigstellungstermin nicht. Handwerksunternehmern rät Broeckmann insbesondere bei größeren Projekten, sich die Baustelle

Ein Kunde gibt einen maßgefertigten Tisch in Auftrag – es soll ein Duplikat sein. Weil er mit dem fertigen Möbel nicht zufrieden ist, tritt er vom Kauf zurück. Zu Recht?

Der Fall: Ein Unternehmer erhält von einem Kunden einen Auftrag: Zum Preis von rund 3.000 Euro soll er ein Duplikat von einem Acryltisch anfertigen. Der Unternehmer stellt den Tisch her und liefert ihn an den Kunden. Doch der verweigert die Annahme der Lieferung – wegen Mängeln. Als die zweite Lieferung ebenfalls scheitert, erhält der Unternehmer eine Mängelrüge von seinem Kunden. Der Mann fordert Nachbesserungen am Möbelstück: Er moniert unter anderem Einschlüsse im Acrylglas und das

Vorhandensein sogenannter Newtonscher Ringe. Schließlich erklärt der Kunde den Rücktritt vom Kauf und fordert sein Geld zurück. Der neue maßgefertigte Acryltisch weise erhebliche Fehler auf und entspreche nicht dem Referenztisch, so die Begründung. Weil der Unternehmer anderer Meinung ist, landet der Fall vor Gericht. Das Urteil: Der Kunde hat keinen Anspruch auf die Rückzahlung des Kaufpreises, entscheidet das Amtsgericht (AG) München. Es liege kein

Mangel vor, der zum Vertragsrücktritt berechtige, so die Richter. Bei dem neuen Acryltisch handele es sich um eine Maßanfertigung nach einem konkreten Vorbild – also dem Referenztisch. Unstrittig sei, dass Unternehmer und Kunde den Nachbau dieses Tisches vereinbart hätten.

Das Gericht musste zusätzlich prüfen, ob das Möbel auch die vereinbarte Beschaffenheit hatte. Bei einem Nachbau sei üblicherweise davon auszugehen, dass ein Möbel hergestellt werden soll, das „in optischer Gestaltung und prak-

Handwerker spürt Diebesgut auf

Weil ein Tischler sein Werkzeug mit Airtags kennzeichnete, konnte er die Polizei zu einem Lager voller Diebesgut führen. Dann folgte die ganz große Beute.

Zwei Mal ist zu viel, entschied ein Tischler aus dem US-Bundesstaat Virginia. Zwei Mal hatte er vor seinem aufgebrochenen Auto gestanden, zwei Mal war sein Werkzeug gestohlen worden, so berichtete er es der Washington Post. Entschlossen, den Dieben das Handwerk zu legen, besorgte er sich mehrere Apple Airtags und versteckte die Ortungsgeräte in einigen der verbliebenen größeren Werkzeuge. Was als kleine private Sicherungsmaßnahme begann, führte die Polizei zu einer der größten Diebeszüge der Region. Tatsächlich wurde das Fahrzeug des Tischlers ein drittes Mal aufgebrochen. Er verfolgte das Ortungssignal bis zu einem Lagerhaus. Die alarmierte Polizei fand dort nicht nur zahllose gestohlene Werkzeuge, sondern Spuren, die sie zu weiteren elf Depots mit Diebesgut führte. Insgesamt seien 15.000 Sägen, Bohrer, Schleifer, Generatoren, Luftkompressoren und andere tragbare Baumaschinen im Wert von drei bis fünf Millionen Dollar gefunden worden, schreibt die Polizei von Howard County auf ihrer Website.

Rund 80 rechtmäßige Besitzer des Diebesguts konnte die Polizei bislang nach eigenen Angaben ausfindig machen. Sie geht davon aus, dass es insgesamt hunderte, wenn nicht tausende Geschädigte gibt. Sie alle ausfindig zu machen, dürfte schwierig werden: Laut Polizei wurde einige der Maschinen bereits vor Jahren gestohlen. Warum die Diebe sie nicht verkaufen konnte, ist bislang offen. (KW) W

tischer Nutzbarkeit dem Referenzmöbel entspricht“. Die Vereinbarung eines Nachbaus beziehe sich daher primär auf die optische Gestaltung des Möbels. Fehlen weitere Vorgaben, so müsse das Möbel „die übliche Beschaffenheit der beauftragten Werkkategorie“ aufweisen. Vor Gericht konnte der Kunde allerdings in keinem dieser Punkte eine Abweichung beweisen. (AML) W

aAG München: Urteil vom 29. Februar 2024, Az. 161 C 19921/20

vorab anzusehen: „So können Sie schnell erkennen, wie viele Mitarbeiter dort sinnvoll arbeiten können, ohne sich gegenseitig zu behindern.“ Gibt es später Probleme, den Fertigstellungstermin zu halten, hat der Berater noch einen Tipp „Prüfen Sie, ob in Ihrem Fall eine Baubehinderungsanzeige infrage kommt.“

4. Fahrtzeiten sind nicht optimal Fahrtzeit ist laut Broeckmann in der Regel Arbeitszeit. Hier könne vielfach optimiert werden, gerade wenn die Mitarbeiter längere Wege zurücklegen müssten. Hierfür nennt er drei Beispiele: ɓ Aufträge, die etwas mehr als einen Arbeitstag dauern: Müssen Mitarbeiter am nächsten Tag für eine halbe Stunde wiederkommen, fallen zusätzliche Fahrtkosten an. Abhilfe kann ein Arbeitszeitmodell schaffen, das es den Mitarbeitern ermöglicht, auf der Baustelle eine halbe Stunde länger zu arbeiten und somit die Anfahrt am nächsten Tag zu sparen. ɓ Aufträge in Ballungsgebieten: In großen Städten und in Ballungszentren staut sich zu bestimmten Tageszeiten der Verkehr. Um lange Anfahrtszeiten zu vermeiden, kann es helfen, Aufträge dort außerhalb der Stoßzeiten zu planen.

ɓ Aufträge in mehr als 100 Kilometer Entfernung: Fahren Mitarbeiter eine solche Strecke mehrfach, kostet das viel Geld. Es könne sich daher rentieren, für Mitarbeiter eine Übernachtungsmöglichkeit am Einsatzort zu buchen.

5. Individuelle Fehler Fehler passieren, das ist ganz normal. So vergessen Mitarbeiter mal Werkzeug, das sie für einen Kundentermin dringend brauchen. Mal bleibt dringend benötigtes Material im Betrieb liegen. „Solche Fehler sollten den Mitarbeitern möglichst nicht zweimal passieren“, sagt Broeckmann. Denn diese Fehler wirkten sich negativ auf die produktiven Stunden aus und schmälerten somit letztendlich den Gewinn bei dem Kundenauftrag. Der Berater empfiehlt Unternehmern deshalb, finanzielle Anreize für Mitarbeiter zu schaffen. Sein Tipp: „Sensibilisieren Sie Ihr Team zunächst, was Fehler kosten, und bitten Sie Mitarbeiter zur Kasse, wenn sich Fehler wiederholen.“ Broeckmann zufolge führt eine solche Regel dazu, dass sich die Mitarbeiter bemühen, keine Fehler zu machen.

ANNA-MAJA LEUPOLD W

Nachbau eines Tisches vereinbart? Das Amtsgericht München stellte klar, worauf es beim Nachbau von Möbelstücken ankommt. (Symbolbild)

Einbruchserie in Transporter

Hunderte Einbrüche: Professionelle Diebe haben es auf teure Maschinen und Werkzeug abgesehen. Die Polizei gibt Tipps wie sich Handwerker schützen können.

In Norddeutschland häufen sich die Einbrüche in Handwerksfahrzeuge. Allein im Landkreis Lüneburg sei es in den letzten Wochen zu mehr als 30 Aufbrüchen gekommen, meldet die Polizei.

Die Ermittler gehen von einer überregionalen Tätergruppe aus, die auch in den Landkreisen Harburg, Heidekreis und Rotenburg aktiv war.

In Schleswig-Holstein registrierte die Polizei zwischen Januar und Mitte Mai rund 180 Einbruchdiebstähle aus Handwerkerfahrzeugen. Ziel der Diebe: hochwertige Maschinen und Werkzeuge.

Die Einbrüche werden laut Polizei meist nachts verübt. Die Täter schneiden Löcher in die Türen oder schlagen Fenster ein, sodass erheblicher Schaden am Fahrzeug entsteht.

Die Polizei gibt Tipps, wie Handwerker ihr Werkzeug und ihren Wagen schützen können:

1 Lassen Sie Wertgegenstände und auch wertvolles Werkzeug nicht über Nacht im Fahrzeug.

2 Parken Sie Fahrzeuge in geschlossenen Hallen und Garagen oder an gut beleuchteten Straßen.

3 Nutzen Sie geeignete mechanische und elektronische Sicherungen.

4 Notieren Sie Gerätenummern von Werkzeugen und Maschinen und kennzeichnen Sie sie mit Gravuren oder Brennstempeln. So kann Diebesgut seinem rechtmäßigen Besitzer zugeordnet werden.

5 Achten Sie auf verdächtige Personen oder Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen, die mehrmals langsam durch die Straße „streifen“, notieren Sie sich das Kennzeichen und informieren Sie die Polizei.

6 Achten Sie auf Personen, die Ihr Fahrzeug fotografieren. Dies kann bereits eine Vorbereitungshandlung für einen späteren Diebstahl sein. (KW) W

Die Werkzeugdiebe kommen vor allem nachts und brechen Transporter auf.
Foto: Ingo BartussekFotolia
Von fehlendem Material bis falsche Personaleinteilung: Hier sind fünf Beispiele, was die Produktivität von Baubetrieben drückt.

Schlafen Sie gut!

Nachts stundenlang wach und tagsüber erschöpft? Schlafprobleme machen vielen Menschen das Leben schwer. Die gute Nachricht lautet: Sie lassen sich dauerhaft lösen.

Schlafprobleme haben viele Facetten. Die gute Nachricht aber lautet: Es gibt Hilfe! Wer sich auf die Suche nach den Ursachen für seine Schlafprobleme macht, kann Lösungen finden, ist Clemens Heiser überzeugt. Der Mediziner und Mitbegründer des Instituts für Schlafmedizin hat gemeinsam mit seinem Kollegen J. Ulrich Sommer eine Schlafformel entwickelt, die Entlastung verspricht.

„Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig“, betont Clemens Heiser. Während die einen vor Stress nicht abschalten könnten, leiden andere unter nächtlichen Atemaussetzern, der sogenannten Schlafapnoe. „Gerade Männer, die gut ein- und durchschlafen, aber trotzdem morgens nicht ausgeruht sind, sollten eine Schlafapnoe ärztlich abklären lassen – vor allem, wenn sich schon andere über lautes Schnarchen beschwert haben.“

Doch viele Betroffene kommen gar nicht erst in den Schlaf oder liegen nachts wach. „Diese sogenannte Insomnie hat zahlreiche Ursachen, von denen viele mit unserem modernen Lebensstil zu tun haben“, so Heiser. Der Mensch sei biologisch nichts anderes als ein tagaktives Tier, das schläft, wenn es dunkel ist. „Seit der Erfindung des elektrischen Lichts können wir selbst entscheiden, wann wir wach sind oder schlafen. Wir arbeiten damit gegen unsere innere Uhr“, erläutert der Mediziner. Diese innere Uhr ist ein komplexes System, das von unterschiedlichen Hormonen gesteuert wird, die wiederum lichtabhängig produziert werden. Kommt es aus dem Gleichgewicht, können Einschlafprobleme die Folge sein. Doch auch Reizüberflutung, ständige berufliche Erreichbarkeit und Stress bringen das zum Schlafen wichtige System der Hormonproduktion durcheinander, so Heiser. Drei Bausteine für besseren Schlaf „Weil die Ursachen für Schlafprobleme so vielfältig sind, gibt es auch keine Einheitslösung, die allen Betroffenen hilft“, sagt Heiser. Die von ihm und Sommer entwickelte Schlafformel setze daher auf unterschiedliche Bausteine, die individuell kombiniert werden können. Bei aller Individualität, einen Grundsatz zum guten Schlafen gibt es schon: „Wichtig ist, dass dem Schlaf auch eine Bedeutung beigemessen wird“, sagt Heiser. Schlaf werde gebraucht, um im Gehirn aufzuräumen und dem Körper Erholung zu gönnen. Feste Schlafzeiten: So schön es sein kann, sich die Nacht mit Feiern oder Seriengucken um die Ohren zu schlagen – förderlich für den Schlaf ist es nicht. „Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus ist wichtig, damit sich Ihr Körper an konstante Schlafenszeiten gewöhnt“, sagt Heiser. Dazu sollten Sie Uhrzeiten festlegen, zu denen Sie normalerweise ins Bett gehen und wieder aufstehen –und diese auch einhalten! „Idealerweise auch am Wochenende“, so der Mediziner. Die Schlafdauer ist dabei individuell: „Die meisten Menschen brauchen sieben bis acht Stunden Schlaf“, sagt er. Einschlafprobleme können auch mit einer zu frühen Schlafenszeit zusammenhängen, die nicht zu Ihrem Biorhythmus passt. Heiser rät deshalb, nach einer halben Stunde herumwälzen wieder aufzustehen und sich mit leichten Dingen zu beschäftigen – ein Buch zu lesen oder ruhige Musik zu hören. Auf keinen Fall sollten Sie jetzt anfangen, E-Mails zu checken oder schon mal vorzukochen: „Der Alltag sollte eine halbe Stunde vor dem Einschlafen beendet sein“, betont der Schlafexperte.

Drei Fragen an ...

... Lena Barkhoff (Foto), die gemeinsam mit ihrem Vater Reinke die Tischlerei Barkhoff im ostfriesischen Norden führt. Hier schildert sie, wie sie ihre Einschlafschwierigkeiten gelöst hat.

Können Sie abends immer gut einschlafen?

»Lena Barkhoff: Ja, mittlerweile schon. Das ist aber noch nicht lange so. Früher habe ich unwahrscheinlich lange gebraucht, bis ich eingeschlafen bin. Aber da ich um fünf Uhr morgens aufstehe, bin ich abends schon früh müde. Irgendwann war mir klar, dass ich das Arbeitspensum nur schaffe, wenn ich ausreichend Schlaf bekomme.

Was haben Sie unternommen, um besser zur Ruhe zu kommen?

»Barkhoff: Ich habe verschiedene Dinge verändert: Den Fernseher oder das Handy auf dem Sofa ersetzt jetzt ein Buch. Lesen hilft bei mir sehr gut, dabei komme ich komplett zur Ruhe. Der Fernseher dudelt einfach viel zu lange oder im Handy gibt es immer noch etwas, das wichtiger zu sein scheint als schlafen. Aber das ist es nicht. Das musste ich mir erst mal eingestehen. Eine feste Schlafenszeit hat mir bei der Umstellung geholfen: Meine Zeit ist jetzt 22 Uhr, das hat sich eingependelt. Außerdem versuche ich jetzt, in der hellen Jahreszeit abends immer nochmal einen kleinen Spaziergang zu machen. Wie lange hat die Umstellung bei Ihnen gedauert?

»Barkhoff: Eigentlich kürzer, als ich dachte – nur drei Wochen. Ich musste schon sehr diszipliniert sein, dass ich nicht wieder in die gewohnte Routine zurückfalle. Aber dann ging es recht schnell, weil ich gemerkt habe, wie gut es mir tut, wenn ich eine Weile vor dem Schlafen einfach keine Medien mehr konsumiere. Und jetzt bin ich morgens wirklich ausgeschlafen und ausgeruht. (JA)

statt grübelnd im Bett zu liegen.

Der Alltag sollte eine halbe Stunde vor dem Einschlafen beendet sein.

Heiser, Mediziner

Routine und Lerneffekt: Eben weil Schlaf so wichtig ist, sollte er positiv wahrgenommen werden, rät Heiser. Das ist allerdings nicht leicht, wenn er ein Problem darstellt. Betroffene müssen deshalb aktiv umlernen. Um das zu erreichen, sollte das Bett nur ein Schlafplatz sein – und kein Esstisch, Fernsehzimmer oder Arbeitsplatz. Routinen können Ihren Körper auf den Schlaf vorbereiten, sagt Heiser. Entwickeln Sie ein entspannendes Vor-Einschlafprogramm. Wichtig sei, sich möglichst eine Stunde vor dem Schlafengehen keinem blauen Licht aus Fernseher oder Computer auszusetzen, weil das die Produktion der Schlafhormone besonders wirksam aufhält. Stattdessen können ein Spaziergang oder Entspannungsübungen das Einschlafen vorbereiten.

Bewegung und Ernährung: „Wer sich regelmäßig bewegt, kann seine Schlafqualität verbessern, indem er Stress abbaut, die Stimmung hebt und den Körper auf natürliche Weise ermüdet“, sagt

Heiser. Gehen, Laufen, Spazieren gehen oder Schwimmen über den Tag verteilt fördere den besten Schlaf. Beim Ein- und Durchschlafen hilft auch die richtige Ernährung. Schwere und fettige Mahlzeiten – dazu gehören auch Snacks wie Chips – belasten die Verdauung und stören die Erholung. Streichen sollten Sie auch das Feierabendbier oder das Glas Wein zum Abschalten: „Alkohol kann zwar dazu führen, dass Sie schneller einschlafen“, sagt Heiser. „Aber die anschließende Schlafqualität ist in der Regel deutlich schlechter.“ KATHARINA WOLF W a

Mehr über die Schlafformel und die wissenschaftlichen Hintergründe erfahren Sie im Ratgeber „Schlaf. Das Elixier des Lebens“, den Clemens Heiser und J. Ulrich Sommer gemeinsam geschrieben haben. Er ist im Humboldt Verlag erschienen.

Mit dem Newsletter von handwerk.com informiere ich mich zwei Mal pro Woche verlässlich über aktuelle Themen aus Bereichen wie Recht, Steuern, Personal oder Marketing & Werbung.

Holger Kewitz, Fliesen Cussler GmbH, Hannover

Wer nachts stundenlang wach liegt, sollte besser kurz aufstehen,

Warnung: Dies ist weder ein sicheres Passwort noch ein guter Aufbewahrungsort.

Passwörter? So besser nicht!

Passwörter sind unsere Schlösser in der digitalen Welt. Trotzdem sind wir oft nachlässig. Diese Fehler sollten Sie nicht begehen, denn es geht um Ihre Sicherheit!

Fehler 1: Sie nutzen schwache Passwörter Jeder weiß, dass 12345 kein sicheres Passwort ist. Trotzdem führt es laut Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Liste der beliebtesten zehn Passwörter an. Es folgen: passwort, 123456, hallo. Sicherheit sieht anders aus!

„Ein starkes Passwort hat mindestens zehn Zeichen, ist kein Name oder ein Wort, das sich im Lexikon finden lässt, und besteht aus einer Kombination von großen und kleinen Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen“, sagt Marc Siebert, Beauftragter für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Rheinhessen. „Ihr Passwort ist ein Zahlenschloss:

Mehr Zeichen und mehr unterschiedliche Kategorien machen es schwieriger, die richtige Kombination zu erraten.“

Hacker nutzen Software, um Passwörter zu knacken. Die Software spielt die gängigsten Passwörter durch und testet den Inhalt ganzer Wörterbücher in Sekunden. Hat das keinen Erfolg, muss die Software alle möglichen Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen ausprobieren. Die Zeit steigt dabei exponentiell mit der Komplexität des Passworts.

Tipp: „Um sich die komplexen Passwörter zu merken, ist ein Passwortsatz hilfreich“, sagt Siebert.

Jeder Account braucht ein eigenes Passwort. Marc Siebert, Beauftragter für Innovation und Technologie

„Sie suchen sich einen Satz und nehmen von jedem Worte den ersten Buchstaben.“ So wird dann aus: „Ich würde am liebsten sechs Wochen Urlaub im Harz machen!“ das Passwort „Iwal6WUiHm!“. Oder Sie nutzen den Satz als Passwort und ersetzen dabei das Zahlwort sechs durch die Ziffer 6.

Fehler 2: Sie speichern Ihr Passwort im Browser Ständig muss man sich in der digitalen Welt irgendwo anmelden: ob Firmennetzwerk, Online-Shop, Facebook-Account oder Online-Banking-Portal. Da ist es doch super bequem, die Anmeldedaten einfach

Instagram: Drei Gründe, für einen regelmäßigen Profilcheck

Sie haben einen Instagram-Account? Dann sollten Sie von Zeit zu Zeit Ihr Profil auf Aktualität und Inhalt prüfen. Auf die folgenden Punkte sollten Sie dabei besonders achten.

Passen Profilbild, Biografie und Story-Highlights zu Ihrem Instagram-Account? Das ist das Aushängeschild für Ihre Follower.

Foto: keBu.Medien - stock.adobe.com

Ob Sie ganz frisch bei Instagram aktiv sind oder schon einige Jahre Erfahrung haben – Ihr Profil ist das, was Ihre Follower als Erstes sehen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie es auf dem neuesten Stand halten und für Übersicht sorgen – zum Beispiel aus diesen drei Gründen:

1. Der erste Eindruck zählt Ein ansprechendes und einheitliches Design Ihres Instagram-Profils steigert die Aufmerksamkeit der Nutzer und damit auch das Interesse an Ihrem Content. Das Profilbild, die Biografie, Story-Highlights und das allgemeine Design Ihres Feeds sind die ersten Punkte, die Instagram-Nutzer beim

• Ängste verstehen, greifbar machen und bewältigen

• Mit vielen Strategien und Techniken, um angstfrei durchs (Berufs-)Leben zu gehen und in stressigen Situationen gelassen zu bleiben

im Browser zu speichern, der ja auch immer so nett danach fragt.

Eine ganz schlechte Idee, meint Marc Siebert. „Passwörter müssen geschützt werden, das heißt, man sollte sie weder auf einen Zettel schreiben, der am Monitor klebt oder auf dem Schreibtisch liegt, noch in eine Textdatei auf dem PC schreiben und auch nicht im Browser speichern.“

In der realen Welt könnte jemand einfach diese Zettel finden und Ihre Passwörter missbrauchen. Und auch in der digitalen Welt liegen Passwörter im Browser oder in Ihrem PC ungeschützt herum, falls jemand in Ihren Computer eindringt. Wenn derjenige nur durch das Aufrufen Ihrer OnlineBanking-Seite automatisch den vollen Zugriff auf Ihr Konto hat, können die Folgen dramatisch sein, warnt der Fachmann.

Fehler 3: Sie nutzen ein Passwort für mehrere Accounts

Auch hier macht uns die Bequemlichkeit zu leichten Opfern von Cyberkriminellen: Um sich nicht für jede Seite ein anderes Passwort auszudenken, nehmen wir einfach immer das gleiche. Die Gefahr: Gerät das Passwort einer einzelnen Anwendung in falsche Hände, hat ein Angreifer freie Bahn für alle weiteren Accounts mit dem gleichen Passwort. Er kann einfach automatisiert durchtesten, wo dieses Passwort ebenfalls verwendet wird. Die Konsequenz: „Jeder Account braucht ein eigenes Passwort“, betont Siebert. Jetzt fürchten Sie, den Überblick zu verlieren? Helfen kann ein Passwortmanager wie das OpenSource-Programm KeePass. Diese Programme funktionieren wie ein Tresor in Ihrem Computer, in dem Sie ein Notizbuch mit allen wichtigen Passwörtern speichern können. Das heißt, Sie brauchen nur noch ein starkes Passwort, um den Passwortmanager aufzurufen und die dort hinterlegten Passwörter für Ihre unterschiedlichen Accounts aufzurufen. Aber Achtung: Dieses Passwort sollten Sie nicht vergessen, sondern sich gut merken und analog sicher verwahren, zum Beispiel in Ihrem Tresor im Betrieb oder im Bankschließfach. KATHARINA WOLF W w

Mehr Informationen zu den Themen Passwortmanager und Passwörter finden Sie auf den Seiten des BSI: www.bsi.bund.de/dok/12006568 www.bsi.bund.de/dok/6701116

Besuch Ihres Profils sehen. Wenn Sie auf den ersten Blick überzeugen können, bleiben User auf dem Profil, kommen wieder oder reagieren auf Ihren Content.

2. Profilbild und Beschreibung ziehen Aufmerksamkeit Bleiben Sie in Erinnerung mit einem qualitativ hochwertigen Profilbild. Dafür bieten sich bei einem FirmenAccount das Firmenlogo oder ein Gruppenbild Ihres Teams an. Für Ihr privates Profil verwenden Sie am besten ein Porträt-Foto von sich.

Die Biografie (Bio) unter dem Bild sollte kurz, prägnant und informativ sein: Was machen Sie? Was hebt Sie von Ihren Wettbewerbern ab? Geben Sie dort auch Ihren Standort an und verlinken Sie Ihre Webseite! Verwenden Sie zudem passende Emojis, um den Text in der Bio aufzulockern und visuell ansprechender zu gestalten.

3. Corporate Design für die Außenwirkung

Wenn Sie Story-Highlights erstellen, achten Sie dabei auf ein einheitliches Design für die Cover. Geben Sie den Highlights präzise Namen. Ihr Feed sollte außerdem einheitlich gestaltet sein. Dafür können Sie Ihr Corporate Design nutzen: Platzieren Sie beispielsweise Ihr Firmenlogo im kleinen Format konsistent an einer Stelle in den verwendeten Fotos.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihre Fotos eine gute Qualität haben und die gezeigten Bildmotive nicht abgeschnitten sind. Texte und Bilder sollten eine klare Botschaft vermitteln. Hier gilt inhaltlich: Weniger ist mehr.

Durch ein wiederkehrendes Design schaffen Sie zudem einen Wiedererkennungswert und steigern die Attraktivität Ihres Profils für potenzielle Follower. LOUISA WALTHER W

Entspannt in den Urlaub?

Ihre Mitarbeitenden sind aus dem Urlaub zurück und jetzt sind Sie dran? Mit diesen sieben Tipps fahren Sie relaxt weg und kommen gut erholt zurück.

Tipp 1: Arbeiten Sie schon vor dem Urlaub weniger Seit Wochen ist es bei Ihnen im Betrieb stressig und Sie sind einfach nur urlaubsreif? Dann sollten Sie nicht bis zur letzten Minute Vollgas geben: „Schalten Sie schon vor dem Urlaubsstart runter und arbeiten Sie jeden Tag ein bisschen weniger“, rät Psychologin Sandra Jankowski, die eine Therapiepraxis in Eichwalde bei Berlin führt. Damit können Sie der sogenannten Leisure­Sickness vorbeugen. Dieser Begriff beschreibt das Phänomen, gleich am ersten Urlaubstag krank zu werden. „Bei akutem Stress erbringt das Immunsystem Höchstleistungen“, erläutert die Psychologin. „Sobald der Stress im Urlaub wegfällt, bricht das Immunsystem dann zusammen.“ Mögliche Folgen sind zum Beispiel Erkältungssymptome, Fieber oder dröhnende Kopfschmerzen zum Urlaubsstart.

Tipp 2: Weisen Sie Ihre Vertretung möglichst gut ein Wenn Sie entspannt in den Urlaub fahren wollen und Sie Ihr Team für eine Weile allein lassen, sollten Sie das gut vorbereiten. „Suchen Sie sich eine Vertretung und arbeiten Sie sie gut ein“, rät Jankowski. Das habe zwei Vorteile: Erstens können Sie die freie Zeit mit gutem Gewissen genießen und müssen sich keine Sorgen um Ihren Betrieb machen. Zweitens vermeiden Sie durch die Vertretungsregelung, dass während Ihrer Abwesenheit viel Arbeit liegen bleibt.

Tipp 3: Fahren Sie möglichst weg Wegfahren oder zu Hause bleiben? Das ist nicht nur eine Frage des Geschmacks: „Wegfahren ist für die Erholung grundsätzlich besser“, sagt Psychologin Jankowski. Das liege daran, dass zu Hause häufig noch unerledigte Dinge sind, die uns unbewusst belasten.

Tipp 4: Nehmen Sie mindestens zwei Wochen frei Erholung geht nicht auf Knopfdruck, sondern braucht Zeit. Doch wie viel freie Tage am Stück sollten es sein? „Wer verreist, benötigt in der Regel zwei Wochen, um sich im Urlaub gut zu erholen“, sagt Jankowski. Denjenigen, die die freie Zeit zu Hause verbringen, empfiehlt die Psychologin idealerweise drei Wochen.

Tipp 5: Begrenzen Sie die Arbeit auf ein Minimum Arbeitsunterlagen gehören nicht in den Urlaubskoffer. Doch es gibt Situationen, da muss man als Chef auch mal im Urlaub ran. Damit die Erholung darunter nicht leidet, empfiehlt Jankowski: „Begrenzen Sie die Zeiten des Arbeitens im Urlaub auf ein Minimum.“ Dabei können feste Zeiten helfen: „Nehmen Sie sich zum Beispiel eine halbe Stunde pro Tag nach dem Frühstück“, so die Psychologin. Danach sollte das berufliche Handy ausgeschaltet bleiben und auch keine E­Mails mehr gecheckt werden.

Freigrenzen steigen

Lohnpfändung bei Mitarbeitenden: Das bedeutet für Arbeitgeber, dass sie einen Teil des Lohns einbehalten müssen. Diese Regeln gelten ab Juli 2024.

Der monatliche unpfändbare Grundbetrag für Arbeitseinkommen wird zum 1. Juli 2024 um 89,47 Euro angehoben: Die neue Pfändungsfreigrenze für Alleinstehende liegt dann bei 1.491,75 Euro im Monat – das entspricht 343,31 Euro pro Woche beziehungsweise 68,66 Euro pro Tag. Der Gesetzgeber legt die Pfändungsfreigrenzen einmal im Jahr neu fest. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Schuldnern trotz Gehaltspfändung genügend Geld bleibt, um das Existenzminimum zu sichern – also zum Beispiel Essen, Miete und Strom. Zudem soll sichergestellt werden, dass Schuldner ihren Unterhaltspflichten weiter nachkommen können.

Bei einer Lohnpfändung müssen Arbeitgeber das zu pfändende Einkommen ihrer Beschäftigten laut Techniker Krankenkasse (TK) selbst ausrechnen. Dafür sei die vom Gesetzgeber festgelegte Pfändungsfreigrenze wichtig. Wie hoch die Freibeträge im Einzelfall sind, können Arbeitgeber in der Pfändungsfreigrenzenbekanntmachung 2024 nachlesen. Sie wurde am 23. Mai 2024 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

Beträge, die über der Freigrenze liegen, können laut TK in Teilen gepfändet werden. Wichtig sei zudem, dass bestimmte Einkommensbestandteile nicht oder nur bedingt gepfändet werden dürfen. Dazu zählten zum Beispiel Aufwandsentschädigungen, Gefahrenzulagen, Erziehungsgelder sowie unterschiedliche Formen von Renten und Unterstützungsleistungen.

Doch wann ist eine Lohnpfändung überhaupt gerechtfertigt? Voraussetzung sei, dass dem Arbeitgeber ein Pfändungs­ und Überweisungsbeschluss vorliege, so die TK. Außerdem müsse der Beschluss förmlich von einem Gerichtsvollzieher zugestellt worden sein.

Die TK weist daraufhin, dass Arbeitgeber nach Erhalt eines Pfändungsbeschlusses zwei Wochen Zeit haben, dem Gläubiger mitzuteilen, ob und inwieweit sie die Pfändung anerkennen und inwieweit bereits andere Gläubiger den Lohn gepfändet haben. Wer nicht auf das Schreiben reagiere, könne von den Gläubigern verklagt werden. (AML) W

Schalten Sie schon vor dem Urlaubsstart runter und arbeiten Sie jeden Tag ein bisschen weniger.

Sandra Jankowski, Psychologin

Tipp 6: Sorgen Sie für Abwechslung Zur Erholung ein paar Tage im Wellness Hotel buchen, ein YogaRetreat, eine Bergtour durch die Alpen oder doch lieber eine ausgedehnte Städtereise? „Überlegen Sie, wobei Sie den Kopf besonders gut ausschalten und entspannen können“, rät Jankowski. Erfahrungsgemäß gelinge das am besten, wenn die Urlaubsaktivitäten möglichst wenig mit der Arbeit zu tun haben. Wenn Sie zum Beispiel viel körperlich arbeiten, sollten Sie es im Urlaub vielleicht ruhiger angehen lassen. Und wenn Sie im Arbeitsalltag vor allem am Schreibtisch sitzen, können Sie möglicherweise im Aktivurlaub besser abschalten und neue Kraft sammeln.

Tipp 7: Behalten Sie den Urlaub in Erinnerung Nach dem Urlaub sollten Sie es langsam angehen lassen, damit die Erholung nicht sofort wieder verpufft. Dabei können laut Jankowski kurze Pausen helfen, in denen Sie an den Urlaub denken und sich Fotos ansehen.

Ohne großen Aufwand geht das, wenn Sie Ihr Lieblingsurlaubsbild auf den Schreibtisch stellen. Denn der Blick auf die Aufnahmen kann schon reichen, um positive Urlaubserinnerungen auszulösen und für etwas Entspannung im oft hektischen Betriebsalltag zu sorgen.

ANNA-MAJA LEUPOLD W

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Mal raus und im Urlaub etwas anderes sehen: Das hilft bei der Erholung – in der Regel reichen dann zwei Wochen.

Stellenanzeigen passend zur Zielgruppe

Bislang haben Sie bei Jobangeboten einfach den Stellentitel ausgetauscht? Das reicht nicht, wenn Sie gute Bewerber anziehen wollen. Denn es kommt auf die Ansprache an.

Eine Stellenanzeige? Die ist doch schnell geschrieben: Einfach die alte Vorlage rauskramen, kurz Jobtitel und Anforderungen anpassen – fertig! Wenn Birgit Lietzau so etwas sieht, ist ihr klar: Dieser Betrieb wird kaum gute Bewerber anziehen. „Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht“, sagt Lietzau, bei der Handwerkskammer Hannover zuständig für die Fachkräftebörse. „Heute müssen sich die Betriebe bei den Fachkräften und Azubis bewerben. Das ist leider noch nicht bei allen in der Praxis angekommen.“ Umso wichtiger sei es, sich Gedanken um die Stellenanzeige zu machen. „Die Stellenanzeige ist oft der erste Kontakt zwischen Arbeitgeber und Bewerber. Hier ist der erste Eindruck entscheidend“, sagt auch Anika Jansen vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa). Denn dieser Kontakt entscheide, ob sich der Bewerber näher mit dem Betrieb befassen will. „Und der Aufwand, den Sie in eine gute Stellenanzeige stecken, zahlt sich am Ende durch bessere und passendere Bewerbungen aus.“

Deshalb ist es wichtig, die Stellenanzeige an die Zielgruppe anzupassen, betont Birgit Lietzau. Fotos, Wortwahl, Ansprache – all das sollten Sie in den Blick nehmen. „Es macht einen Unterschied, ob ich einen Meister einstellen will oder Azubis suche“, so Lietzau.

Tipp 1: Wer will was? Rücken Sie Ihre Besonderheit in den Fokus

Bevor Sie loslegen, machen Sie sich klar: Was ist das Besondere an unserem Betrieb? Was bieten wir unseren Mitarbeitenden, damit sie gern für den Betrieb arbeiten? „Vielen Handwerkern ist gar nicht bewusst, was sie alles für Ihr Team tun“, sagt Lietzau. Jeder hat sein eigenes Werkzeug oder Sie bezahlen Fahrtzeiten? Regelmäßige Weiterbildung ist bei Ihnen üblich? Oder Sie bieten Ihren Azubis Unterstützung über die Arbeitszeit hinaus? Dann schreiben Sie das!

Wem nichts einfällt, kann am besten bei den eigenen Leuten nachfragen: Warum arbeitet Ihr eigentlich so gern hier? „Denen fällt schon was ein“, versichert Lietzau.

In der Stellenanzeige sollten Sie dann als Erstes Ihre Benefits nennen – und zwar die, die zur Zielgruppe passen. „Laut der Shell-Jugendstudie suchen junge Leute vor allem Sicherheit“, sagt Anika Jansen. Bei der Suche nach Azubis könnte also eine Übernahmegarantie ein wichtiges Argument sein. Frauen wiederum suchten oft nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, Männer legten tendenziell mehr Wert auf Jobsicherheit und Gehalt, so Jansen.

Punkten können Handwerksbetriebe auch beim sogenannten Job-Branding: „Für immer mehr Menschen ist es wichtig, eine sinnvolle Arbeit zu leisten“, sagt Jansen. Ein Dachdecker und ein Heizungsbauer als Klimaschützer; Friseure, die Kunden glücklich machen; Bäcker und Fleischer, die sich um regionale und gesunde Ernährung kümmern – solche Argumente können überzeugen.

Tipp 2: Wählen Sie einen eindeutigen Jobtitel Natürlich kann es Aufmerksamkeit erreichen, wenn Sie schreiben: „Steinstapler gesucht“, aber eigentlich

Wen wollen Sie einstellen? Sagen Sie das klar in Ihrer Stellenanzeige, um einen Volltreffer zu landen.

einen Maurermeister einstellen wollen. Eine gute Idee ist es nicht unbedingt. „Solange Sie nicht ausdrücklich nach Quereinsteigern suchen, sollten Sie als Jobtitel den Ausbildungsberuf nennen“, sagt Birgit Lietzau. „Fachkräfte können mit diesen Begriffen am meisten anfangen.“

Wichtig ist der Jobtitel auch für die Suche im Internet: „Wer im Netz sucht, nutzt Google“, sagt Anika Jansen. Aber da geben Fachkräfte „Maurer“ ein und nicht „Steinstapler“.

Sie sollten zudem eindeutig schreiben, wen Sie suchen: einen Meister, einen Gesellen, einen Helfer oder einen Auszubildenden, sagt Birgit Lietzau: „So bewerben sich dann auch die Richtigen.“

Tipp 3: Nennen Sie nur die entscheidenden

Anforderungen Natürlich suchen Sie eine Fachkraft, die möglichst viel kann. Aber sollten Sie auch all Ihre Wünsche in die Stellenanzeige schreiben? „Nein“, sagt Jansen.

wechseln,

Heute müssen sich die Betriebe bei den Fachkräften bewerben. Das ist leider noch nicht bei allen angekommen.

Birgit Lietzau, Handwerkskammer Hannover

„Lange Anforderungslisten schrecken ab. Vor allem Frauen halten sich dann häufig zurück.“

Auch Birgit Lietzau plädiert für ein möglichst knappes Anforderungsprofil, gibt aber zu bedenken: „Es gibt viele Handwerksberufe, in denen für bestimmte Tätigkeiten festgelegte Qualifikationen erforderlich sind – zum Beispiel unterschiedliche Schaltberechtigungen bei Elektrofachkräften. Wenn Sie hier eine bestimmte Qualifikation voraussetzen, sollten Sie diese auch unbedingt aufnehmen.“

Auch wenn mit dem Job andere Besonderheiten verbunden sind, sollten Sie diese klar benennen, rät Lietzau: Kundendienst, Montagewochen oder Bereitschaftsdienste sollten schon in der Stellenanzeige genannt werden.

Tipp 4: Passen Sie die Gestaltung an die Zielgruppe an „Machen Sie den potenziellen Bewerbern Lust darauf, bei Ihnen zu arbeiten, und zeigen Sie, wie Ihr Betrieb

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tickt“, sagt Lietzau. Eine Stellenanzeige sei auch eine Möglichkeit, mit alten Vorurteilen gegenüber dem Handwerk – schwere Arbeit, viel Schmutz, schlechte Bezahlung – aufzuräumen.

Dazu gehört eine ansprechende Gestaltung. „Eine Stellenanzeige sollte so strukturiert sein, dass alle wichtigen Informationen schnell zu finden sind“, so Lietzau. Spielen können Sie mit der Ansprache und einem aussagekräftigen Foto. „Da sollten Sie wieder Ihre Zielgruppe im Blick haben: Azubis können Sie flapsiger ansprechen als Meister.“ Das gleiche gelte für die Fotos. „Testen Sie ruhig mal eine ungewöhnliche Ansprache oder ein überraschendes Bild – wenn es denn zum Betrieb passt.“

Tipp 5: Suchen Sie die passenden Kanäle zur Veröffentlichung „Eine Stellenanzeige sollte auffindbar sein“, betont Anika Jansen. „Sie sollten sie also auf Ihrer eigenen Karriereseite so veröffentlichen, dass sie mobil lesbar ist und von Google gefunden wird.“ Wichtig dafür sei nicht nur der eindeutige Jobtitel, den Sie auch in den Metadaten im Content-Management-System unterbringen sollten. Die Stellenanzeige sollte zudem eine eigene URL haben. „PDFs findet Google nicht“, so Jansen.

Ansonsten gilt: Klappern Sie auf allen Kanälen, auf denen Ihre Zielgruppe ist, vom örtlichen Anzeigenblatt bis zu Social Media. „Mit Facebook und Instagram erreicht man heute die Jugendlichen schon nicht mehr, sondern eher die Gesellen und Meister“, sagt Birgit Lietzau. Sie legt Handwerksbetrieben neben der kostenlosen Veröffentlichung bei der Agentur für Arbeit besonders die Fachkräfte- und Ausbildungsplatzbörsen der Handwerkskammern ans Herz. „Wir stehen den Betrieben kostenlos mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie Unterstützung brauchen.“

Soll ich ein Gehalt in der Stellenanzeige nennen?

Und was ist mit dem Geld? Laut Umfragen wünschen sich die Bewerber schon in der Anzeige eine konkrete Auskunft über ihren Verdienst. Anika Jansen ist da eher vorsichtig: „Das ist nur unter bestimmten Bedingungen eine gute Idee.“ Sicher könne man so Leute anlocken. „Aber man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass das Team sofort die genannte Summe mit dem eigenen Lohn vergleicht“, betont sie. Voraussetzung, das Gehalt zu nennen, sei eine klare und gut durchdachte Gehaltsstruktur im Betrieb.

Birgit Lietzau ist ebenfalls skeptisch, was das Nennen einer fixen Summe angeht. „Man legt sich damit sehr fest. Verhandlungsspielraum haben Sie dann nicht mehr.“ Außerdem: „Liegen Sie zu hoch, kommen die Leute nur wegen des Geldes – und bleiben, bis ein anderer mehr bietet.“ Besser sei es, eine grobe Orientierung zu geben, zum Beispiel, wenn der Betrieb nach oder über Tarif bezahlt. „Letztlich ist gerade im Handwerk das Gehalt nur ein Baustein von vielen“, so Lietzau. Wer nur Wert aufs Geld lege, arbeite eher in der Industrie. „Im Handwerk können Sie mit anderen Argumenten mehr punkten.“

KATHARINA WOLF W

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So punkten Sie bei Bewerbern!

Die Zeiten, in denen Vorstellungsgespräche Verhören glichen, sind vorbei. Attraktive Arbeitgeber wollen beim Bewerber Punkte holen. Diese Tipps helfen Ihnen dabei.

Gute Fachkräfte oder Azubis können sich heute aussuchen, in welchem Betrieb sie anfangen wollen. „Deshalb geht es im Vorstellungsgespräch nicht mehr vorrangig darum, dem Bewerber mal richtig auf den Zahn zu fühlen“, sagt Sarah Pierenkemper, Senior Referentin Fachkräftesicherung beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). „Es geht vielmehr darum, in einem offenen, wertschätzenden Gespräch herauszufinden, ob der Bewerber in den Betrieb passt und ihn dann als Arbeitgeber zu überzeugen.“

Keine einfache Aufgabe. „Es gibt viele kleine Stellschrauben, an denen Sie drehen können“, sagt Pierenkemper. „Eine gute Vorbereitung spielt dabei eine extrem wichtige Rolle.“

Tipp 1: Stellen Sie sich individuell auf den Bewerber ein Jeder Bewerber, der zu Ihnen kommt, bringt eine andere Geschichte mit. „Vor dem Gespräch sollten Sie die Grundlagen klären: Wen habe ich gleich vor mir?“, rät Pierenkemper. Checken Sie den Lebenslauf und das Anschreiben. Über welche Qualifikation und Erfahrungen verfügt der Bewerber? Warum interessiert er sich für Ihren Betrieb? Sie verzichten auf Anschreiben und Lebenslauf? Dann gehen Sie die Notizen durch, die Sie sich über den Bewerber gemacht haben. „So ergeben sich individuelle Fragen für das Gespräch“, sagt die Expertin. „Gleichzeitig merkt der Kandidat, dass Sie sich auf ihn vorbereitet haben. Das vermittelt ein Gefühl der Wertschätzung. Und bei der Wahl zwischen mehreren Angeboten kann dieses Gefühl ausschlaggebend sein.“

Tipp 2: Angenehme Gesprächssituation schaffen Damit ein Bewerbungsgespräch offen und ungestört verläuft, muss die Atmosphäre stimmen. „Gerade hier kommt es auf vermeintliche Kleinigkeiten an, die aber die Stimmung stark beeinflussen können“, sagt Pierenkemper. Deshalb checken Sie vorab:

ɓ Weiß das Büro oder der Empfang Bescheid, dass ein Bewerber kommt, sodass er freundlich begrüßt wird?

ɓ Haben Sie ausreichend Zeit für das Gespräch eingeplant?

ɓ Ist Ihr Telefon ausgeschaltet und wissen alle, dass Sie nicht gestört werden wollen?

ɓ Ist der Raum ruhig, aufgeräumt und gelüftet?

ɓ Stehen Getränke bereit?

ɓ Haben Sie alle Unterlagen, die Sie für das Gespräch brauchen?

Tipp 3: Welche Informationen braucht der Kandidat? Es geht im Bewerbungsgespräch auch darum, für Ihr Unternehmen zu werben. Fragen Sie sich vorab: Welche Informationen braucht der Bewerber wirklich? „Sie müssen nicht mit der Gründungsgeschichte starten“, so Pierenkemper. Auch Informationen, die auf Ihrer Website zu finden sind, müssen Sie nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. „Gute Kandidaten haben sich vorbereitet und diese Dinge bereits gelesen“, sagt die Expertin. Besser ist es, den Werbeblock an den Bewerber anzupassen. Hier macht es sich bezahlt, wenn Sie sich vorab mit ihm beschäftigt

Warum Azubis ins Handwerk gehen

Eine Studie zeigt: Spaß, Sicherheit und guter Verdienst sind die wichtigsten Gründe, eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen.

Das passt zur Generation Z: Spaß am Beruf ist jungen Menschen heute mit Abstand am wichtigsten, wenn sie sich für einen Ausbildungsberuf entscheiden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk (fbh) nach einer Befragung von 435 Azubis aus 24 Handwerksberufen. „Spaß am Beruf“ erhielt von den Befragten auf einer Skala von 0 (gar nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) eine glatte 9 – und zwar quer durch alle Berufsabschlüsse.

Neben dem Spaß sind den Azubis Sicherheit und Geld wichtig. Auf Platz 2 und 3 rangierten bei der Studie die Gründe „keine Angst um meinen Arbeitsplatz haben“ (8,14) und „gutes Geld nach der Ausbildung verdienen“ (7,86). Außerdem wurden hoch bewertet: „mit den Händen arbeiten“ (7,83), „eigenverantwortlich arbeiten“ (7,65) sowie „sich im Betrieb untereinander kennen“ (7,49). Die Wissenschaftler wollten von den Auszubildenden auch erfahren, warum sie sich für einen bestimmten Betrieb entschieden haben. Hier können Arbeitgeber leicht punkten, denn der Ball liegt bei ihnen: „Schnelle Reaktion auf die Bewerbung“ war für fast 52 Prozent der Befragten ein Grund, sich für einen Betrieb zu entscheiden. Weitere, eher weiche Faktoren waren:

ɓ „Ich hatte das Gefühl, dass das Team freundlich miteinander umging.“ (49 %)

ɓ „Der Betrieb hatte wirkliches Interesse an mir.“ (48 %)

ɓ „Die Chemie stimmte.“ (42 %)

Interessant: Lediglich 7,5 Prozent entschieden sich für einen Betrieb, weil ihnen Zusatzleistungen wie ein Tablet oder ein Zuschuss zum Führerschein angeboten wurden. (KW) W

Atmosphäre ist wichtig: Bei Vorstellungsgesprächen sollten Sie auf eine angenehme Gesprächssituation achten.

Es geht im Vorstellungsgespräch nicht mehr vorrangig darum, dem Bewerber mal richtig auf den Zahn zu fühlen.

haben. „Schildern Sie die Vorteile Ihres Betriebes, aber versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können“, rät Pierenkemper. „Falsche Versprechungen führen nur zu Frust und im schlimmsten Fall kündigt der neue Mitarbeiter gleich wieder.“ Deshalb sollten Sie mögliche negative Punkte auch nicht verschweigen, rät die Expertin.

Tipp 4: Wappnen Sie sich für Fragen des Bewerbers Nicht nur Sie, auch der Bewerber wird im Gespräch Fragen stellen. „Freuen Sie sich über Fragen, denn ihre Qualität sagt viel über den Kandidaten und dessen Vorbereitung aus“, sagt Pierenkemper. So zeugen gute Fachfragen von fundierten Kenntnissen. Oft würden Bewerber auch Fragen zu Gehalt, Arbeitszeiten oder Urlaub stellen. „Hier sollten Sie vorbereitet sein“, rät die Expertin.

Tipp 5: Beenden Sie das Gespräch mit einem Ausblick Das Gespräch ist gut gelaufen und fast beendet. Jetzt ist es wichtig, den Bewerber mit einem guten Gefühl und einem konkreten Ausblick auf den weiteren Ablauf gehen zu lassen. „Bedanken Sie sich für das Gespräch und sagen Sie so konkret wie möglich, wie das Verfahren weiterlaufen wird“, betont Pierenkemper. „Gibt es noch ein weiteres Gespräch und wenn ja, wann? Bis wann fällen Sie eine Entscheidung?“ Auch wenn Sie am Ende absagen – der Umgang mit dem Bewerber hat einen großen Einfluss auf das Image des Betriebs, ist die Expertin überzeugt. „Wie Sie sich im Bewerbungsverfahren verhalten, spricht sich herum und prägt Ihr Bild als regionaler Arbeitgeber“, so Pierenkemper. Umso wichtiger sei es, dass sich beide Parteien mit einem guten Gefühl verabschieden. KATHARINA WOLF W

gesamte Spektrum Das betrieblicher Mobilität: Mobilität: 25. und 26. September 2024 Halle 45 in Mainz

Stern-Transporter mit E

Mercedes-Benz hat seine LCV-Transporter weiterentwickelt. Wir sind die batterieelektrischen e-Vito und e-Sprinter bereits gefahren.

Mercedes-Benz bietet mit den neuen Modellen mit batterieelektrischem Antrieb von Vito und Sprinter lokal emissionsfreie Lösungen für den gewerblichen Einsatz von leichten Nutzfahrzeugen. Wir sind beide Modelle bei der Vorstellung des gesamten neuen Van-Portfolios erstmals gefahren.

Optisch sind sowohl Sprinter als auch Vito – egal ob mit Verbrenner oder E-Maschine – ihrer Linie treu geblieben. Äußerlich ist die Weiterentwicklung der beiden Transporter von Mercedes-Benz Vans also eher diskret, auch wenn es ein neues Frontdesign samt moderner LED-Leuchten zu sehen gibt. 6 bis 14 Kubikmeter Laderaum Der e-Vito ist in zwei Längenvarianten (5,14 Meter und 5,37 Meter) erhältlich und bietet eine Ladefläche von 6,0 bis 6,6 Kubikmetern. Der e-Sprinter mit verschiedenen Radständen und Aufbauhöhen bietet wie gewohnt eine größere Flexibilität und ein Ladevolumen von bis zu 14 Kubikmetern. Der Innenraum des e-Vito wirkt robust und praktisch gestaltet und natürlich hält die Digitalisierung Einzug. Das aus den Mecedes-Benz Pkw bekannte MBUX-Multimediasystem ist im e-Vito und auch im e-Sprinter zu finden – jeweils mit 10,25  Zoll großen Zentraldisplays. Das ist nicht unbedingt riesig, findet man in Transportern mittlerweile auch gerne 13-Zoll-Touchscreens. Beide LCVs, sowohl e-Vito als auch e-Sprinter, bleiben zudem bei grundsätzlich analogen Instrumenten mit einem kleinen Farbdisplay für die Fahrerinformation. Da setzen andere Hersteller bereits auf voll digitale Lösungen. Nostalgikern werden die analogen Zeiger mit Rundtacho und Powermeter gefallen, aber 2024 erwartet man sie eigentlich nicht mehr. Beide Modelle verfügen natürlich über zahlreiche Ablagemöglichkeiten und komfortable Sitze, die optional auch aufgewertet werden können. Der Mercedes-Benz e-Vito wird von einem 85 kW (116 PS) starken Elektromotor angetrieben, der ein maximales Drehmoment von 360 Nm liefert. In der Basis ist bei 80 km/h Schluss, optional können 100 oder 120 km/h Höchstgeschwindigkeit freigeschaltet werden. Die 60-kWh-Batterie (netto) soll eine Reichweite von bis zu 318 Kilometer laut WLTP-Zyklus ermöglichen. Bei unserer eher kurzen Testfahrt konnten wir die realistische Reichweite nicht belastbar ermitteln, doch dank der hervorragenden Smartphone-Konnektivität mit eigener App haben wir eine klare Aussage über den

Der neue elektrische Vito von Mercedes-Benz kommt mit 60 kWh nutzbarer Batteriegröße und bis zu 318 Kilometer Zyklus-Reichweite.

Durchschnittsverbrauch des Fahrzeugs von 23,2 kWh auf 100 Kilometern. Mit Zuladung ein vertretbarer Wert. Demnach dürfte die realistische Reichweite in Richtung 260 Kilometer gehen, freilich abhängig von den Fahrbedingungen und der Beladung.

KILOMETER pro Stunde ist die StandardHöchstgeschwindigkeit im e-Vito.

80 kWh maximale Ladeleistung im e-Vito

Der e-Vito lädt nun mit 11 kW an AC-Anschlüssen.

Gleichstromladung ist standardmäßig mit 50 kW und optional mit 80 kW möglich. Für die regulären Anforderungen im lokalen/regionalen Güterverkehr mit Ladungen über Nacht an der Wallbox ist das wohl ausreichend, aber Langstreckentauglichkeit ergibt sich damit nicht. Als Tourer ist der e-Vito auch mit

Mängelquote auf Vorjahresniveau

Der Abschlussbericht zur AU-Mängelstatistik liegt vor. Demnach haben 4,1 Prozent der geprüften Fahrzeuge die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt.

Die Mängelquote bei den AU-pflichtigen Kraftfahrzeugen (Pkw, Nutzfahrzeuge und Krafträder) liegt für das Jahr 2023 bei 4,1 Prozent. Das geht aus dem Abschlussbericht zur AU-Mängelstatistik des Bundesinnungsverbands des Kraftfahrzeughandwerks (BIV) hervor. Erfasst wurden die Abgasuntersuchungen

von 11,4 Millionen Kraftfahrzeugen. Die oberste Leitung der Inspektionsstelle des Kraftfahrzeughandwerks, Bundesinnungsmeister und VizePräsident des ZDK Detlef Peter Grün:

„Die AU-Statistik bestätigt eindeutig die hohe Bedeutung der Abgasuntersuchung. Die Endrohrmessung und die Einführung der Euro-VI-Partikelmessung in Verbindung mit der Akkreditierten Überprüfung im Kraftfahrzeuggewerbe (AÜK) haben sich wieder einmal bewährt und sind ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.“ Nach Angaben des BIV lieferten 28.500 anerkannte AU-Betriebe über die Software „AÜK Plus“ die entsprechenden betrieblichen Statistikdaten für den Abschlussbericht. Bei über 475.000 Kraftfahrzeugen wurden Mängel im Rahmen der Abgasuntersuchung

(AU/AUK) festgestellt. Insgesamt lag die Zahl der erfassten AU-Mängel bei fast 950.000. In den verschiedenen Fahrzeugkategorien wurden Mängelquoten von 1,9 Prozent bis 8,3 Prozent ermittelt. Aus der Auswertung geht hervor, dass die Verteilung der festgestellten abgasrelevanten Mängel bezogen auf die verschiedenen Fahrzeugkategorien mit denen des Vorjahres vergleichbar ist. Über 200.000 Pkw, Nutzfahrzeuge und Krafträder konnten mit einer Wartung, Inspektion oder Reparatur wieder instand gesetzt werden und so die zulässigen Emissionswerte im Rahmen der AU erreichen. Jedes Jahr werden in Deutschland insgesamt rund 24 Millionen Abgasuntersuchungen von allen berechtigten Untersuchungsstellen durchgeführt. (JG) W

einer 90 kWh fassenden Batterie und maximal 110 kW Ladeleistung zu haben. Eine wirkliche Besserung ist erst mit der neuen für 2026 angekündigten Plattformstruktur zu erwarten.

Der e-Sprinter bietet eine leistungsstärkere Option mit Batteriegrößen von 56 kWh, 81 kWh oder gar 113 kWh (nutzbar). Der Elektromotor wird mit 100 kW (136 PS) oder 150 kW (203 PS) Leistung angeboten. Den Elektro-Sprinter konnten wir noch kürzer fahren als den mittleren Transporter und haben ebenfalls keine belastbare Bewertung de Reichweite, die Mercedes-Benz mit bis zu 487 Kilometer bei der großen Batterie angibt. Etwa 400 Kilometer sollten mit der großen Batterie also realistisch machbar sein. Sprinter lädt mit bis zu 115 kW

Der batterieelektrische Sprinter hat mit der großen Batterie eine optionale Schnellladefähigkeit von bis zu 115 kW (Standard sind auch hier 50 kW). An der Wallbox lädt auch er mit höchstens 11 kW. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h; sie kann gegen Aufpreis auf 80 beschränkt oder auf 100 beziehungsweise 120 km/h angehoben werden. Der e-Vito beginnt bei knapp 41.550 Euro, die extralange Version bei 42.825 Euro. Der elektrische Sprinter startet bei knapp 40.000 Euro. Wer ihn in der größten Version und Ausstattung, lang mit Hochdach und 113 kWh großer Batterie will, muss mindestens 63.825 Euro einplanen – jeweils ohne Sonderwünsche, die schnell an die 10.000 Euro Aufpreis reichen können (alle Preise netto exkl. USt). SVEN EISENKRÄMER W

Organ der Handwerkskammern 129. Jahrgang

Herausgeber:

Schlütersche Fachmedien GmbH

Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse:

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de www.handwerk.com

Redaktion:

Irmke Frömling (Chefredaktion, V.i.S.d.P.) Tel. 0511 8550-2455 irmke.froemling@schluetersche.de Jörg Wiebking (Redaktionsleiter) Tel. 0511 8550-2439 joerg.wiebking@schluetersche.de Denny Gille, Tel. 0511 8550-2624 denny.gille@schluetersche.de Martina Jahn, Tel. 0511 8550-2415 martina.jahn@schluetersche.de Anna-Maja Leupold, Tel. 0511 8550-2460 anna-maja.leupold@schluetersche.de

Content Management: Torsten Hamacher, Tel. 0511 8550-2456 torsten.hamacher@schluetersche.de Antje Todt, Tel. 0511 8550-2550 antje.todt@schluetersche.de

Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten) Braunschweig-Lüneburg-Stade: Astrid Bauerfeld Hannover: Peter Karst Hildesheim-Südniedersachsen: Ina-Maria Heidmann Magdeburg: Burghard Grupe Oldenburg: Heiko Henke Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: Sven Ruschhaupt Ostfriesland: Jörg Frerichs Verkauf: Tanja Ehlerding (Anzeigenleiterin) Tel. 0511 8550-2647 tanja.ehlerding@schluetersche.de

Anna Dau (Regionalverkauf Braunschweig-Lüneburg-Stade, Hannover, Hildesheim-Südniedersachsen, Magdeburg) Tel. 0511 8550-2484 anna.dau@schluetersche.de

Kai Burkhardt (Key Account Manager Automotive) Tel. 0511 8550-2566, kai.burkhardt@schluetersche.de

Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2024

Druckunterlagen: anzeigendaten-ndh@schluetersche.de Tel. 0511 8550-2522

Abonnement-Service: vertrieb@schluetersche.de Tel. 0511 8550-8822

Erscheinungsweise: monatlich

Bezugspreis: Jahresabonnement: ¤ 46,00 inkl. Versand und MwSt. Studierende ¤ 28,00 Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. ISSN 0029-1617 Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück

Der e-Vito kommt serienmäßig mit klassischer Heckklappe. Zweiflügelige Türen gibt es zum Aufpreis.
Der e-Vito ist zwar modernisiert, bleibt aber seinem bisherigen Design treu.
Das maximale Laderaumvolumen des e-Sprinter beträgt 14 Kubikmeter.

Karen Meier-Bunge arbeitet täglich an der Weiterentwicklung ihres Unternehmens. Dabei haben ihre Mitarbeitenden Priorität – und ihre eigene Einstellung zum Thema Führung.

Das war schon immer so!“ oder „Warum machen wir das jetzt anders?“ gibt es bei Meier-Bunge Landtechnik in Wagenfeld nicht. Die junge Inhaberin entwickelt den Familienbetrieb „jeden Tag ein Stück weiter“. „Wir arbeiten in einer innovativen Branche. Wenn wir Neuerungen einführen, wägen wir ab: Wie bringt es uns in unserer täglichen Arbeit weiter? Was übernehmen wir und was nicht?“, sagt Karen Meier-Bunge. Sie schaue mit allen in die gleiche Richtung – nach vorn. „Entweder ich habe eine Idee und gebe sie in das Team oder wir arbeiten gemeinsam an einem Vorschlag“, sagt sie. Die flexiblen Strukturen und kurze Entscheidungswege erleichtern die Arbeit: „Wir sind glücklicherweise keine Behörde.“

W NAMEN UND NACHRICHTEN

Nünemann folgt auf Möhle

Bauunternehmer Andreas Nünemann (Foto) ist neuer Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim. Er folgt auf Reiner Möhle der seit 2018 das Amt innehatte.

Von der Vollversammlung außerdem gewählt wurden die neuen Vizepräsidenten: Kai Schaupmann aus Osnabrück auf Arbeitgeber- und Carsten Greiwe aus Hasbergen auf Arbeitnehmerseite. Der 60-jährige Nünemann bringt jahrelange Erfahrung als ehemaliger Kreishandwerksmeister für Meppen und Emsland Mitte-Süd mit in sein neues Amt. Diese wolle er in seiner Amtszeit als neuer Kammerpräsident „zum Wohle des Handwerks nutzen“, sagte der Maurermeister. Nünemann stammt aus Haren (Ems), ist verheiratet und hat zwei Töchter. (JA)

Führen mit Humor und auf Augenhöhe Der 31-Jährigen ist bewusst, dass die Schuhe ihres Vaters sehr groß sind. Dennoch hat Karen MeierBunge seit der Übernahme vor gut einem Jahr mutig den Führungsstil verändert. „Es gibt schon immer einen engen Zusammenhalt, darauf habe ich aufgebaut“, sagt sie. An erster Stelle schaue sie, was das Beste für den Betrieb ist und nicht, „wer sein Ego am besten durchsetzen kann“. „Ich sage niemals, ‚Ich bin die Chefin und du musst das machen‘, dieser Stil liegt mir fern“, betont Meier-Bunge.

In ihrem Betrieb soll sich jeder wertgeschätzt fühlen und wissen, dass seine Stimme gehört wird. „Um das zu erreichen, gehe ich jeden Tag mit offenen Augen durch die Firma“, sagt sie. Gibt es Probleme,

Neue Novelle bietet Chancen

Durch sie soll die Wohnungsbaukrise in Niedersachsen gestoppt werden und wieder mehr dringend benötigter und bezahlbarer Wohnraum entstehen: die Novelle der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) „Sie bringt umfassende Vereinfachungen und einen signifikanten Bürokratieabbau mit sich“, sagt Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN). Wenn Bauen einfacher werde, könnten Bauvorhaben schneller und günstiger umgesetzt werden. Zudem ziele die Novelle darauf ab, die für viele Bürger als Herkulesaufgabe empfundene Wohnungssuche zu erleichtern. Die LHN begrüße diese Vereinfachung, denn bis 2040 werden in Niedersachsen etwa 150.000 Wohnungen fehlen. (JA)

ist ihr wichtig, nachzufragen und Interesse zu zeigen. Gespräche mit Mitarbeitenden führe sie nicht nur hinter verschlossener Tür in ihrem Büro, sondern auch in der Werkstatt oder am Telefon. Mindestens einmal pro Woche sehe sie jeden Mitarbeiter persönlich.

Jeder von ihnen dürfe Kritik äußern. Die Unternehmerin legt Wert auf einen ehrlichen und loyalen Umgang sowie auf ein respektvolles Miteinander von Jungen und Älteren. Aber noch etwas mache ein modernes Unternehmen aus: „Hier darf und soll auch gelacht werden“, sagt die Chefin von 70 Mitarbeitenden – 15 im eigenen Familienbetrieb, die anderen in einem Landtechnik-Unternehmen, das die Familie vor sieben Jahren übernommen und weiterentwickelt hat. Führen mit Humor liegt der

Hier darf und soll auch gelacht werden.

Karen Meier-Bunge, Geschäftsführerin

Meier-Bunge Landtechnik

Unternehmerin am Herzen, das dürfe im Tagesgeschäft nie zu kurz kommen.

Mitarbeitende langfristig binden Ihre Art zu führen zahle vor allem auf ein Ziel ein: „Ich möchte unsere Mitarbeitenden emotional und vor allem langfristig binden“, sagt Meier-Bunge. Sie weiß: Es kostet Zeit und Geld, bis jemand so weit ist, dass er Prozesse versteht, fachlich fit ist und ins Team passt. Genau daran arbeitet sie jeden Tag: „Mir hilft dabei ein ehrlicher Blick in den Spiegel. Dann frage ich mich: Was kann ich noch besser machen?“, erklärt sie. Damit sich junge Menschen für ihren Betrieb interessieren, stelle sie die Stärken des Familienunternehmens in den Fokus: vom Engagement für Aus- und Weiterbildung bis zum Bürohund. „Wir kleineren Betriebe müssen uns nach außen besser präsentieren“, ist Meier-Bunge überzeugt. Sie nutzt dazu Social-Media-Kanäle und ergänzend die Website als Marketinginstrumente.

Das trage Früchte: Zwei bis vier junge Menschen bildet der Betrieb pro Jahr aus und versucht, sie danach zu halten. „Jeder hat die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen. Aber es muss innerhalb der Grenzen passieren, die die Unternehmensstrategie vorgibt“, sagt sie. Nur mit Mitarbeitern, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen oder sich weiterzuentwickeln, könnten auf lange Sicht auch anspruchsvolle Kundenwünsche erfüllt werden.

Pluspunkt: Die Außensicht auf den Betrieb Wovon die Unternehmerin besonders profitiert: „Ich bin nicht im Tagesgeschäft involviert.“ Ihre fünf Teams seien so aufgestellt, dass es klare Zuständigkeiten gibt. Anstatt täglich mitzumischen, könne sie sich auf die strategische Weiterentwicklung konzentrieren. Dafür tauscht sie sich mit Kollegen aus, besucht Messen und Verbandsveranstaltungen. Ein großes Netzwerk habe sie im Verband der jungen Unternehmer, für den sie sich ehrenamtlich engagiert.

„Es gibt viele neue Ideen, die ich von außen mitbringe“, sagt Meier-Bunge. Es sei spannend zu sehen, wie andere Unternehmen Themen angehen und Probleme lösen. Sie jedenfalls wolle sich nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern selbst bewerten, was für ihren Betrieb gut passt. „Ich will schneller sein als die anderen, sonst hänge ich hinterher“, beschreibt sie ihren Anspruch. Dabei habe sie keine Angst, nach vorne zu schauen, und nehme jede Herausforderung an. „Das habe ich von meinem Vater gelernt.“ MARTINA JAHN W

Verdienstkreuz für Karl-Heinz Bley Für sein langjähriges Engagement und seine herausragenden Verdienste um das Handwerk in Niedersachsen hat Karl-Heinz Bley (Foto) das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens erhalten. Bley ist in Garrel seit über 50 Jahren als selbstständiger Kfz-Mechanikermeister und -händler tätig und im Ehrenamt aktiv. Der Unternehmer war Präsident der Unternehmensverbände Handwerk Niedersachsen und des Niedersächsischen Handwerkstages. Seit Jahrzehnten setzt er sich für die Förderung des Handwerks, die Ausgestaltung des Landesvergaberechts sowie die Stärkung der dualen Ausbildung ein. Verliehen wurde Bley die Auszeichnung von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies „Er hat immer überzeugend, verlässlich und zielstrebig die starke Einheit innerhalb der Handwerksorganisation in Niedersachsen betont. Während seiner Amtszeit als Präsident des Niedersächsischen Handwerkstages gelang es ihm, die Gemeinschaft der Handwerkskammern wiederherzustellen“, sagte Lies. Neben seiner Verantwortung als selbstständiger Handwerksunternehmer und Politiker habe Bley zentrale Verbandsfunktionen übernommen und stets als Brückenbauer zwischen Politik und Handwerk gewirkt. (JA)

Das niedersächsische Wirtschaftsministerium und die NBank haben den „Digitalbonus.Niedersachsen-innovativ“ gestartet. Damit stehen wieder Mittel für innovative Projekte zur Einführung oder Verbesserung von Hardoder Software sowie der IT-Sicherheit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bereit. Die Förderung erfolge als einmaliger, nicht rückzahlbarer Zuschuss von bis zu 35 Prozent bei kleinen Unternehmen und bis zu 20 Prozent bei mittleren Unternehmen. Die Förderhöhe liege zwischen 3.000 Euro und 50.000 Euro.

„Der Digitalbonus zählt zu den erfolgreichsten Förderprogrammen in Niedersachsen. Er war Auslöser für zahlreiche betriebliche Umstrukturierungen in Handwerksbetrieben und anderen Kleinbetrieben“, sagt Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN). (JA)

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Digitalbonus gestartet

Regionales

Christian Bunzel, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Hannover

Die aktuellen Auszubildenden sind oftmals für Ausbildende schwer zu verstehen ist. Warum ist das so?

Die Generation Z ist vollständig in der digitalen Welt aufgewachsen. Sie konsumieren Medien, die primär auf Kurz- und Bildsprache setzen, oft scheint es so, als seien sie mit ihrem Smartphone verwachsen. Dadurch lernen und arbeiten sie anders. Und sie haben Ansprüche an den Job, die sie äußern und einfordern. Das kann für den einen oder anderen Ausbilder eine Herausforderung sein.

Wie kann der Ausbildende potentiellen Konflikten vorbeugen?

Verständnis zu haben und verstehen zu wollen –das sind die besten Voraussetzungen für eine gelungene Ausbildung. Neben einer anderen Arbeitseinstellung plagen Jugendliche Ängste und Sorgen, was ihre Zukunft angeht. Ausbildungsbetriebe können vorbeugen, indem sie aufmerksam sind, Vertrauen aufbauen, Wertschätzung zeigen und Unterstützung anbieten. Also: Ausbildung auf Augenhöhe zu praktizieren.

Wie unterstützt die Handwerkskammer die Betriebe in Sachen Ausbildung?

Im Rahmen unserer primAQ-Auszeichnung bieten wir jedem Ausbildungsbetrieb ein ausführliches Gespräch an, in dem wir gemeinsam die Ausbildungssituation analysieren und Stellschrauben für die Optimierung der Ausbildungsqualität identifizieren. Daraus abgeleitet geben wir konkrete Handlungsempfehlungen für die nächsten Schritte an die Hand. Zusätzlich bieten wir Workshops und Materialien für alle, an der Ausbildung Beteiligten zu allen Phasen der Ausbildung an.

Kontakt: Christian Bunzel, Tel. 0511 3 48 59 - 477, Mail bunzel@hwk-hannover.de.

Bootcamp und Nachhilfe

Auszubildende sind ein Gewinn, findet Frank Oettinger, und tut einiges dafür, damit sie sich im neuen Lebensabschnitt zurechtfinden.

Auszubildende bringen frischen Wind in die Firma“, davon ist Unternehmer Frank Oettinger überzeugt. Und auch sonst setzt der Chef der Carl Oettinger Gesundheitstechnik auf die junge Generation. „Wir legen die Verantwortung für unsere Ausbildung in jüngere Hände. Unsere Jungmeister Tobias Wöhler und Jonas Henn kümmern sich ab jetzt um den Nachwuchs“, sagt Oettinger, der den SHK-Betrieb in 3. Generation führt. Sein Ziel ist klar: Er möchte den Familienbetrieb durch die Ausbildung von Fachkräften sicher in die Zukunft führen. Dass das Thema Nachwuchssicherung bei Oettinger einen hohen Stellenwert hat, machen zwei Zahlen deutlich. Seit 75 Jahren bildet der SHK-Betrieb aus Hannover aus, so dass die heutigen Fachkräfte der Firma zu 90 Prozent aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Das bringe gewaltige Vorteile und zeuge von einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit, so Oettinger. Was allerdings lange Zeit von selbst funktionierte, bedarf heutzutage größerer Anstrengungen.

Nachwuchsgewinnung auf dem Fußballplatz

So hat Oettinger die Aktivitäten in der Nachwuchsgewinnung deutlich erhöht. Auszubildende von Oettinger gehen auf Ausbildungsmessen in Schulen, der Betrieb sponsert Fußballtrikots für Jugendmannschaften. „Oft sind es Kinder von Mitarbeitern, die dann in einem von unseren Trikots spielen, das hat dann einen doppelt positiven Effekt. Wir machen auch beim Azubi Speed Dating der Handwerkskammer Hannover mit. Dadurch entstehen viele Praktika und der ein oder andere Ausbildungsvertrag,“ so Oettinger. Wenn die Ausbildung gestartet ist, gibt es bei Oettinger erst einmal ein vierwöchiges Bootcamp für die neuen Azubis. „Unsere Gesellen haben in den letzten Jahren öfter geklagt, was die neuen Azubis alles nicht können. Darauf habe ich reagiert. Im Bootcamp lernen sie handwerkliche Grundfertigkeiten, Schutzmaßnahmen und Material kennen. Am Ende steht ein Projekt, das sie sich selber ausdenken und in die Tat umsetzen“, erzählt der Chef von 70 Mitarbeitenden. „Damit stärken wir das Selbstbewusstsein unserer Azubis, binden sie ans Unternehmen und der Geselle bekommt einen `Rohdiamanten´, der vom ersten Tag an mitarbeiten kann.“ Außerdem gebe es einmal im Monat das „freiwillige Pflichtangebot“

Digitale Lernallianzen starten wieder

Betriebe und Schülerbeide profitieren!

können sich sehen lassen: In einem halben Jahr haben manche Gruppen interaktive Give-Aways erstellt, während andere eine virtuelle 360-GradTour erarbeitet oder Social-Media-Beiträge und Videos produziert haben. Dabei konnten sie in Berufe blicken, die sich ihnen sonst nicht erschlossen hätten. Sie wären beim nächsten Durchgang gerne selbst Teil der Digitalen Lernallianzen? Dann melden Sie sich einfach bei

Ein gutes Betriebsklima ist speziell für Azubis sehr wichtig.

Bettina Wolf-Moritz, Beauftragte für Qualität in der Ausbildung

am Samstagvormittag. In der Ausbildungswerkstatt werde dann Fachpraxis geübt, aber auch über Sorgen und Nöte gesprochen. Stammtisch mit dem Chef

Einmal im Monat gibt es einen Azubi-Stammtisch mit dem Chef. Und viermal im Jahr kommt ein Coach ins Unternehmen, um mit den Azubis den Übergang Schule-Beruf zu besprechen. „Oft ist ihnen nicht ganz klar, was alles zum neuen Lebensabschnitt dazugehört, hier geben wir Hilfestellung“, so Oettinger. 2024 ist erstmals ein zweitägiger Workshop für ausbildende Gesellen geplant, um ihnen die Generation Z besser zu erklären.

„Für Auszubildende ist es extrem wichtig, dass im Betrieb ein gutes Ausbildungsklima herrscht. Das kostet neben finanziellen Ressourcen auch Zeit, die den ausbildenden Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt werden sollte. So fühlen sich - sowohl Azubis als auch Ausbilder - dem Unternehmen zugehörig und verbunden, geben nicht so schnell auf und sind deutlich motivierter bei der Sache“, ergänzt Bettina Wolf-Moritz. CHRISTINE SEEGER W

So halten Sie gute Azubis im Betrieb

Gute Gesellinnen und Gesellen können ein Weiterbildungsstipendium bekommen. Wer ihnen dann eine berufliche Aufstiegsperspektive bietet, hält sie im Unternehmen.

Ausbildungsbetriebe können sich ab sofort einen Platz für den nächsten Durchgang sichern. Start ist im August 2024. Forschung bereitgestellt. Die maximale Fördersumme beträgt 8.700 Euro. „Viele nutzen ihr Stipendium unter anderem für Meistervorbereitungskurse oder andere anspruchsvolle Weiterbildungsangebote. Außerdem können Zuschüsse für notwendige Fahrten und Übernachtungen und ein IT-Bonus beispielsweise für ein Tablet beantragt werden“, erläutert Afzali. Die Gesellinnen und Gesellen seien unabhängiger in der Gestaltung ihrer Karriere im Handwerk und seien sicher dankbar, wenn der Ausbilder sie auf diese Möglichkeit hinweist.

Stephanie Wirth, Projektleiterin

In der Region Hannover sowie in den Landkreisen Diepholz, Nienburg, Schaumburg und Hameln-Pyrmont feiern Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgänge verschiedener Schulen aktuell gemeinsam mit regionalen Ausbildungsbetrieben den Abschluss des Projekts der „Digitalen Lernallianzen“. Das Projekt der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Servicegesellschaft hat das Ziel Ausbildungsbetriebe und Oberstufenschülerinnnen und -schüler zusammenzubringen. Dabei lösen vier- bis sechsköpfige Teams aus Elfklässlerinnen und Elfklässler eine Aufgabe, von der sich der Betrieb einen innovativen Impuls verspricht. Die Ergebnisse der Schülergruppen bildungsbetrieb zu bleiben, wenn ihm eine attraktive berufliche Perspektive geboten würde, so Afzali. Auszubildende, die in ihrer Gesellenprüfung mit besser als „gut“ abgeschnitten haben oder die Landessieger bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk geworden sind, können die Begabtenförderung beantragen. Wenn es mehr Bewerber als freie Stipendien gibt, entscheidet ein Auswahlverfahren. Über drei Förderjahre hinweg können Zuschüsse von jährlich bis zu 2.900 Euro für die Finanzierung berufsbegleitender Weiterbildung gezahlt werden. Die Mittel für die Finanzierung werden aus einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und

Kontakt: Stephanie Wirth, Tel. 0157 50 18 28 66, Mail lernallianzen@hwk-psg.de Mehr Infos: Unter www.hwk-psg.de

Recht. Personal. Steuern. Mit der App „Handwerk“ bin ich stets auf dem Laufenden.

Holger Kewitz, Fliesen Cussler GmbH, Hannover

Es ist nicht einfach, gute Auszubildende nach der Prüfung im Betrieb zu halten. „Es ist auf jeden Fall ratsam, mit den Auszubildenden am Ende der Lehrzeit ins Gespräch zu gehen und sie nach ihren beruflichen Plänen zu fragen“, weiß Amanda Afzali, die für die Begabtenförderung bei der Handwerkskammer Hannover zuständig ist. „Denn viele wissen nicht, dass sie mit einer guten Gesellenprüfung ein Weiterbildungsstipendium bekommen können, das sie für anspruchsvolle fachbezogene berufliche oder berufsübergreifende Weiterbildungen nutzen können.“ Das sei für den einen oder anderen vielleicht das ausschlaggebende Argument dafür im Handwerk und auch im Aus-

Kontakt: Amanda Afzali, Tel. 0511 3 48 59 371, Mail afzali@hwk-hannover.de

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Jungmeister Tobias Wöhler und Jonas Henn (1.u.2. v.l.) sind seit Anfang des Jahres für die Ausbildung bei der Oettinger GmbH zuständig. Hier mit Chef Frank Oettinger (r.) und Praktikantin Maria Schirmer.

Gestalten statt meckern

Uwe Haster und Thomas Keller sind im Mai neu in den Vorstand der Handwerkskammer Hannover gewählt worden. Wir haben sie gefragt, warum sie sich engagieren und was sie bewegen wollen.

Uwe Haster (57 Jahre) führt mit seinen beiden Brüdern Michael und Siegfried in Langenhagen einen Gebäudereinigerbetrieb mit 700 Mitarbeitern. Thomas Keller (54 Jahre) ist seit sieben Jahren Geschäftsführer im Autohaus Kahle. Er ist mit dafür verantwortlich, dass das Autohaus mit seinen 400 Mitarbeitenden nachhaltig in die Zukunft geführt wird.

Herr Haster, Herr Keller, mit welcher Motivation haben Sie sich in den Vorstand wählen lassen?

» Haster: In der Vollversammlung bin ich bereits seit 2019 vertreten. Jetzt also im Vorstand. Ich bin mit Leib und Seele Handwerksmeister und freue mich darauf, die positive Wahrnehmung von Handwerksberufen in der Gesellschaft weiter voranzutreiben. Hier ist in der Vergangenheit bereits viel bewegt worden, aber es gibt noch Luft nach oben. Gerade unser künftiger Nachwuchs sollte die Gelegenheit bekommen sich im Handwerk zu probieren und die Freude daran zu spüren. Viele Talente bleiben hier im Augenblick noch unentdeckt, diese gilt es zu heben.

» Keller: Ich bin erstmalig in der Vollversammlung der Handwerkskammer Hannover dabei, und weil ich gerne mitgestalte, habe ich gleich die Chance genutzt und mich für den Vorstand aufstellen lassen. Da, wo ich mich engagiere, beispielsweise auch im Vorstand der Niedersächsischen Kfz-Innung, möchte ich Dinge verändern und vorantreiben. Das erhoffe ich mir auch im Vorstand der Handwerkskammer.

Worauf werden Sie Ihr Augenmerk legen?

» Haster: Es ist wichtig, mit den politisch Verantwortlichen im regen Austausch zu sein und unsere Forderungen respektvoll zu platzieren. Gerade für kleinere und mittlere Handwerksbetriebe sind ausufernde Vorgaben und Richtlinien kaum zu stemmen und im täglichen Geschäft ohne erkennbaren Mehrwert. Hier sollte das Handwerk geschlossen und wehrhaft seine Positionen verteidigen und Flagge zeigen.

» Keller: Das Wichtigste ist, dass wir als Organisation das Handwerk so attraktiv darstellen, wie es auch wirklich ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass Handwerk eine gute Zukunft hat. Und dass möchte ich gerne in den Köpfen der Menschen verankern. Nicht zuletzt, um damit auch in Zukunft genügend Azubis für das Handwerk zu gewinnen und nach der Ausbildung als Fachkräfte zu halten. Nach der Ausbildung gehen uns noch zu viele wieder verloren.

Welches sind Ihre Schwerpunktthemen?

» Haster: Ein Thema, welches mir am Herzen liegt, ist die Rekommunalisierung von öffentlichen Aufträgen. Es ist zunehmend zu beobachten, dass die öffentliche Hand oder deren Tochterunternehmen und Beteiligungen, eigene Servicegesellschaften oder Abteilungen gründen, in denen handwerkliche Arbeiten gebündelt werden. Aus meiner Sicht kann es keine Staatsaufgabe sein, Elektro-, Maler-, Tischler- oder Gebäudereinigungsbetriebe zu ersetzen und deren Fachkräfte abzuwerben. Hier sollte

Digitalbonus.Niedersachsen-innovativ

Kleine und mittlere Unternehmen können sich digitale Transformationsprojekte fördern lassen. Mittel können ab sofort beantragt werden. Mit dem Digitalbonus sollen Investitionen in innovative Projekte zur Einführung oder Verbesserung von Hard- und Software sowie der IT-Sicherheit bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Niedersachsen gefördert werden.

Ziel des Programms ist es, die digitale Transformation in KMU zu beschleunigen, um Wertschöpfungspotenziale zu heben und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu steigern. Die neue Förderung tritt die Nachfolge des erfolgreichen „Digitalbonus“-Programms an und setzt einen gewissen Digitalisierungsgrad in den Betrieben voraus.

„Es ist ein Erfolg des Handwerks, dass auch Betriebe, die bereits von einer der ersten beiden Förderperioden des Digitalbonus profitiert haben, mit einem neuen Investitionsvorhaben erneut einen Zuschuss beantragen können. Außerdem hat sich die Fördersumme insgesamt auf maximal 50.000 Euro erhöht. Wer also als kleines Unternehmen (weniger als 50 Mitarbeiter, Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme von maximal 10 Mio. Euro) eine Investitionssumme von mindestens 143.000 Euro anvisiert, der bekommt den vollen Fördersatz“, erläutert Uwe Brehl, Digitalisierungsberater der Handwerkskammer Hannover, die Vorteile des neuen Programms. Die Förderung erfolgt als einmaliger, nicht rückzahlbarer Zuschuss von bis zu 35 Prozent bei kleinen Unternehmen und bis zu 20 Prozent bei mittleren Unternehmen. Die Förderhöhe beträgt mindestens 3.000 Euro und maximal 50.000 Euro. „Interessierte Betriebe können sich einfach bei mir melden, wir schauen dann gemeinsam, was möglich ist“, so Brehl.

Kontakt: Uwe Brehl, Tel. 0511 3 48 59 – 525, Mail brehl@hwk-hannover.de

sich die öffentliche Hand auf ihr originäres Kerngeschäft konzentrieren und dieses solide und zügig für die Menschen und Betriebe des Landes ausführen. Keller: Mein Spezialthema ist eine gelungene Unternehmensnachfolge. Wie kann es Handwerksbetrieben gelingen diese umfassende Transformation zu bewältigen und den Betrieb bestandssicher in die Zukunft zu führen? Meine Überzeugung ist, das ist nur zu schaffen, wenn man den Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt.

Was wollen Sie nach fünf Jahren erreicht haben?

Ich will Dinge vorantreiben und verändern.

Thomas Keller, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Hannover

Digitales Wissensmanagement

Dieser Workshop vermittelt, welche Möglichkeiten neue Technologien für digitales Wissensmanagement bieten. Das Erstellen von mehrsprachigen Wissensinhalten ist möglich.

Am Beispiel der Plattform craftguide wird demonstriert, wie Arbeitsabläufe als Schrittfür-Schritt Video digitalisiert und mit den Mitarbeitenden geteilt werden können. Ob audiovisuell, in 3D oder mit Virtual / Augmented Reality, Workflows können jederzeit orts- und zeitunabhängig sowie auf verschiedenen Geräten angezeigt werden.

Es ist keinerlei Vorwissen notwendig. Neben dem Smartphone wäre ein Laptop hilfreich. Gerne können auch Auszubildende an der Veranstaltung teilnehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Kontakt: Uwe Brehl, Tel. 05 11 3 48 59 - 525, Mail brehl@hwk-hannover.de

Termin:

Gelungener Abend: Sommerfest 2024

Das diesjährige Sommerevent der Handwerkskammer Hannover war ein voller Erfolg. Präsident Thomas Gehre und Hauptgeschäftsführer Peter Karst begrüßten bei angenehm milden Temperaturen rund 200 Gäste aus Politik, Verwaltung und Handwerksorganisation. Viele Gäste warfen einen Blick in die Sommerausstellung „alles schmuck!“ und nahmen das eine oder andere Giveaway mit nach Hause.

Mehr Fotos: www.hwk-hannover.de/sommerfest

» Haster: Ich weiß, dass hier eine Menge dicker Bretter zu bohren sind. Wenn wir es gemeinsam schaffen, den Handwerkerkosmos eine wenig aufzuhellen und ein optimistisches Umfeld zu stärken, würde mich das sehr freuen. Ich glaube an einen fruchtbaren Boden und eine gute Zukunft im Handwerk.

» Keller: Ich bin sehr gespannt und interessiert daran, mich mit Handwerkerinnen und Handwerkern aus anderen Gewerken auszutauschen. Ich hoffe, dass wir alle nach fünf Jahren gemeinsam Ideen entwickeln und diese Ideen auch konstruktiv miteinander umsetzen konnten. CHRISTINE SEEGER W

WELCOME CENTER Wir unterstützen Unternehmen in der Region Hannover bei der Gewinnung und Integration ausländischer Fachkräfte: www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/de/Microsites/ Welcome_Center/Service.php

Voller Gestaltungswillen: Geschäftsführer Thomas Keller (l.) sowie Gebäudereinigermeister und Geschäftsführer Uwe Haster sind neu im Vorstand der Handwerkskammer Hannover.
Foto: Sonja Schröder

Digital zum fertigen Holzhaus

Der Hausbau ist eine Spezialität der Zimmerei Burdiek. Dabei setzt sie voll auf digitale Prozesse. Von fotorealistischen Entwürfen bis zur CNC-Fertigung.

Planen, konstruieren, realisieren: An Vielfalt mangelt es dem Zimmererhandwerk nicht. Markus Burdiek treibt das Leistungsspektrum seines Berufsstands auf die Spitze und errichtet am liebsten komplette Häuser. Die BurdiekHäuser in Holzrahmenbauweise könnten komplett nach den Vorstellungen des Kunden konstruiert und auf Wunsch schlüsselfertig errichtet werden. „Am liebsten würde ich nur Häuser bauen“, dachte der gelernte Zimmerer schon im Bauingenieurs-Studium Ende der 90er-Jahre – und plante direkt sein erstes Haus. „Das hatte natürlich noch einen viel geringeren Vorfertigungsgrad.“ 2003 wurde er geschäftsführender Gesellschafter an der Seite seines Vaters und baute die Zimmerei Burdiek schrittweise für den Holzhausbau aus. Eine der wichtigsten Grundlagen dafür wurde in den ersten 30 Jahren nach der Gründung bereits gelegt: Das Grundstück in Damme nördlich von Osnabrück liefert mit 20.000 Quadratmetern viel Raum für die Produktion. Aktuell fertigt das Unternehmen hier mit 35 Mitarbeitenden zehn bis zwölf individuelle Holzhäuser jährlich. Daneben bietet der Betrieb klassisches Zimmererhandwerk an. Digitale Fertigung

Von der Planung bis zum Zuschnitt setzen die Handwerker voll auf Digitalisierung. „Wir zeichnen unsere Häuser digital und können unseren Kunden nahezu fotorealistische Entwürfe zeigen“, sagt Burdiek. In der Konstruktionsphase werde das komplette Haus durchgeplant: Wände, Decken, Ausschnitte für Fenster und Türen; selbst die Positionen von Steckdosen und Heizungsleitungen könnten dabei bedacht werden. In der Fertigung geht es digital weiter. Erst im vergangenen Jahr hat der Betrieb in eine neue Abbundanlage investiert. Ausgestattet mit einem Sechs-AchsRoboterarm zum Fräsen und Bohren und einem zusätzlichen Arm mit 800-Millimeter-Sägeblatt, können die Handwerker ihr Konstruktionsvollholz (KVH) auf Knopfdruck komplett gemäß den digitalen Konstruktionsvorgaben bearbeiten. Danach wird das Holz von der Abbund- in die Montagehalle gefahren. Hier verarbeitet das Team es zu kompletten Wandmodulen weiter. Die Zimmerer realisieren das KVH-Holzständerwerk direkt inklusive Wärmedämmung. Die äußere Schicht zur Aufnahme der Fassade bilden Holzweichfaserplatten. Auch Fenster baut der Betrieb häufig schon in der Halle ein. Dann geht es auf einem Tieflader zur Baustelle. „Wir wollen so viele Arbeiten wie möglich bereits hier in der Halle abschließen. Das reduziert Fahrtkosten und Rüstzeiten auf der Baustelle, verbessert unsere Auslastung und macht uns wetterunabhängiger“, sagt Burdiek. Seit 2015 bildet der Holzhausbau den Geschäftsschwerpunkt der Zimmerer. „Wenig später hat das Thema mit der Fridays-for-Future-Bewegung noch zusätzlichen Aufwind bekommen“, verrät Burdiek. Der Unternehmer legt Wert darauf, dass seine Häuser Nachhaltigkeitsansprüchen in mehrfacher Hinsicht

W VIER FRAGEN AN

Nele Marike Eble

FIRMENNAME Chokumi – Pralinen & Schokolade

WEBSEITE www.chokumi.de

ORT Braunschweig

GEWERK Konditorei

MITARBEITERZAHL 4

FUNKTION Inhaberin

Ob ein Holzbau im amerikanischen Bungalow-Stil entsteht oder von einem Haus aus Stein kaum zu unterscheiden ist, entscheidet der Kunde.

In der Abbundanlage wird das Konstruktionsvollholz gemäß den Konstruktionsplänen zugeschnitten und gefräst.

Imposant: das 800-Millimeter-Sägeblatt

gerecht werden. Das beginnt schon beim Einkauf. „Wir kaufen unsere Materialien vom Holz bis zum Ziegel möglichst aus der Region ein und setzen auf kurze Transportwege“, sagt er. Für jedes Haus gebe es über die CO 2-Bank einen Nachweis darüber, wie viel Kohlendioxid es eingespart hat. Zum Verkauf gehört viel Beratung. Die Zimmerer laden interessierte Kunden zum Unternehmenssitz ein, um ihnen die Vorzüge der Holzrahmenbauweise näherzubringen. „Früher hatten wir das für Neubau und Sanierung gebündelt – inzwischen machen wir es aber getrennt, weil die Themen dann doch zu unterschiedlich sind“, sagt Burdiek. In den Vorträgen geht es nicht nur um die Technik rund um diese Holzhausbau-

1. Welche App nutzen Sie beruflich am meisten? Trello, für die Organisation und das Abarbeiten von Aufgaben, und EaseMyBusiness – eine Software, die speziell für Kleinbetriebe geschrieben wurde.

2. Was war Ihre größte digitale Herausforderung? Kanäle wie Instagram und LinkedIn neben dem Arbeitsalltag kontinuierlich zu bespielen. Das kostet viel Zeit und da bleibt viel Potenzial liegen, weil es Zeit kostet.

3. Wofür nutzen Sie Social Media? Um kleine Einblicke in unser Handwerk zu zeigen, neue Produkte vorzustellen und die Liebe zum Handwerk zu feiern.

4. Was wollen Sie als Nächstes digitalisieren? Die komplette Buchhaltung – das wird toll, dauert jedoch noch eine Weile.

Zimmerei Burdiek plant und baut Häuser in Holzrahmenbauweise. Die Wandelemente werden am Firmensitz vorgefertigt.

art, sondern auch um Finanzierungsaspekte: „Nachhaltiges Bauen wird vom Staat gefördert – da ist es hilfreich, zu wissen, mit welchen Zuschüssen und Darlehen man rechnen kann“, erzählt der Unternehmer.

Detaillierte Finanzplanung Etwa mit der Hälfte der Interessenten, die zu einem Vortrag kommen, würden die Handwerker in die Auftragsplanung einsteigen. „Wir machen eine umfangreiche Bedarfsanalyse, auf deren Basis wir das Haus individuell konstruieren“, erklärt Burdiek. Dazu zähle auch eine Finanzplanung. Da werde mit den Kunden alles ausgerechnet, inklusive Grundstückskosten, Baunebenkosten und möglicher Einsparpotenziale in

W ZU GUTER LETZT

Markus Burdiek, Unternehmer der Dimensionierung des Hauses. „Dann rechnen wir gegen, was der Kunde zur Verfügung hat und dann steht da entweder ein Plus oder ein Minus“, erklärt Burdiek. Stehen alle Zeichen auf grün, kann der Kunde schon ein paar Monate später in sein neues Haus einziehen. „Für mich ist die Bauzeit entscheidend, auch in Sachen Kundenzufriedenheit“, erklärt der Unternehmer. Um ein Haus fertigzustellen, brauche sein Team nie länger als ein halbes Jahr. „Unser Rekord lag bei dreieinhalb Monaten“, verrät der Bauingenieur stolz. Das liege auch an seinen zuverlässigen Kooperationspartnern im Handwerk, die beim schlüsselfertigen Bau engagiert mit der Zimmerei an einem Strang ziehen. DENNY GILLE W

Hochzeitsfotos: Schmerzensgeld wegen Enttäuschung?

Der Fall: Ein Paar ließ von einem befreundeten Fotografen Hochzeitsfotos anfertigen. Nach der Feier erhielt das Paar gegen Bezahlung rund 170 Bilder auf einem USB­Stick. Die frisch Vermählten waren damit jedoch nicht zufrieden. Sie hätten erwartet, dass auch Motive wie das Anschneiden der Torte, das Steigenlassen von Luftballons oder bestimmte Gruppenfotos mit auf dem Stick zu finden sind. Da ihnen diese Motive fehlten, verklagten sie den Fotografen. Nachdem das Paar diverse Auskünfte vor dem Amtsgericht (AG) Köln bekommen hatte, verlangt es von dem Fotografen ein Schmerzensgeld in Höhe von 2.000 Euro – wegen der Enttäuschung über die fehlenden Motive.

Das Urteil: Das AG Köln weist die Forderungen zurück: Die Eheleute hätten keine Vereinbarung über bestimmte Motive mit dem Fotografen getätigt. Einige Gäste hätten weitere Fotos aufgenommen, damit steige

die Zahl der Motive. Zudem sei nicht erkennbar, dass sie einen psychischen Schaden davongetragen hätten. Lediglich die seelischen Empfindungen „Enttäuschung und Trauer“ würden keinen Schmerzensgeldanspruch auslösen. Das sahen die Richter am Landgericht (LG) Köln genauso. Dort landete der Fall, nachdem das Paar in Berufung gegangen war. (JA)

aLG Köln: Urteil vom 8. April 2024, Az. 13 S 36 / 22

Bauen mit Glas aus Bambus?

Forscher der chinesischen Central South University of Forestry and Technology (CSUFT) melden, transparentes Bambus entwickelt zu haben, das als Alternative zu Glas als Baustoff dienen könne. Die Forscher hätten zunächst das lichtabsorbierende Lignin aus der Bambusstruktur gelöst, es dann mit Natriumsilikat durchzogen, gefolgt von einer hydrophoben Behandlung. Das Produkt überzeuge im Brandschutz und habe teils bessere mechanische Eigenschaften als in seiner Ursprungsform. Die Probe im Forschungsbericht zeigt einen leichten Milchglaseffekt. Aus Qualitätsgründen ist das Bild oben eine KI­generierte Nachempfindung des Originals. (DEG)

Fotos: Denny Gille
Die
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

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