Norddeutsches Handwerk 08/2024

Page 1


im Fokus von Cyberkriminalität. Wie gut ist

Betrieb vorbereitet?

Echte Rechnung oder Fake?

Wie Sie Datensätze von E-Rechnungen auslesen und Fake-Rechnungen sicher erkennen können. Seite 2

Selbstständig und schwanger Immer noch kein Anspruch auf Mutterschutz. Wie vier Unternehmerinnen damit umgehen. Seite 3

Wenn der Ex-Inhaber bleibt

Gute Kommunikation hilft, für Klarheit zu sorgen. Diese Erfahrung hat Johanna Czech gemacht. Seite 5

Pilotprojekt Vier-Tage-Woche

Erste Zwischenbilanz zeigt, was gut läuft und welche Herausforderungen es gibt. Seite 8

Cyberversicherungen

Was sie können und wem sie nutzen, erklärt ein unabhängiger Versicherungsberater. Seite 10

INFOKANÄLE

App „Handwerk“ Die Welt des Handwerks bewegt sich natürlich auch nach dem Redaktionsschluss weiter. Mit unserer App bleiben Sie auf dem Laufenden. Kostenlos zu haben ist sie im App Store oder bei Google Play.

Wir sind auch online unter www.hwk-hannover.de und auf Facebook, Twitter und Instagram für Sie da. Wirtschaftszeitung der Handwerkskammer Hannover 128.Jahrgang |

Mit Gebäudetyp E zum Ziel?

Den Wohnungsbau günstiger und unbürokratischer machen soll das Gebäudetyp-E-Gesetz – indem Regeln wegfallen dürfen. Doch die Sache hat einen großen Haken.

Steigende Baupreise in Kombination mit höheren Zinsen für Kredite. Das ist Gift für die Auftragsentwicklung am Bau. „Der Neubausektor ist weitgehend tot“, beobachtet Ulrich Schonlau, Kreishandwerksmeister in Northeim und Chef des Bauunternehmens Schonlau. Sein 38 Mitarbeiter starker Betrieb ist mit gut einem Drittel der Belegschaft auf Wohnobjekte ausgerichtet. Er fängt die Entwicklung am Bau zurzeit mit anderen Leistungen ab. „Aktuell machen wir vor allem Sanierungen“, berichtet Schonlau.

Die Auftragssituation, die das Bauunternehmen in seiner Region erlebt, steht exemplarisch für den gesamten Wohnungsbausektor in Deutschland. Von einer „Wohnungsbaukrise“ spricht der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Ein Vorstoß, den Wohnungsbau günstiger zu machen und so zu beleben, kommt aktuell in Form eines Gesetzesentwurfs vom Bundesjustizministerium. Der Plan: Einfacher bauen, indem auf Komfort-Standards verzichtet werden darf. Das sieht der Entwurf des sogenannten Gebäudetyp-E-Gesetzes – „E“ für einfach – vor. Doch es gibt einen großen Haken: Es soll nur für Verträge zwischen „fachkundigen Unternehmern“ gelten.

Freiwillige DIN-Normen

Derzeit muss beim Bauen eine Vielzahl von DIN-Normen eingehalten werden, die für Gebäudesicherheit und Wohngesundheit keine Relevanz haben. Zwar gilt: „Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig“, wie das Deutsche Institut für Normung schreibt. Die Praxis sieht aber anders aus. Die höchstrichterliche Rechtsprechung in Deutschland geht davon aus, dass die DIN-Normen die sogenannten anerkannten Regeln der Technik abbilden. Also einen Baustandard der gängigen Praxis darstellen. Nur wer nach diesen Regeln baut, liefert ein mangelfreies Werk ab. Wer das nicht tut, zieht im Rechtsstreit den Kürzeren. Wollen sich Auftraggeber und Auftragnehmer nach geltendem Recht auf einen Bau einigen, der von diesem Standard abweicht, müssen Auftragnehmer umfangreiche Aufklärungspflichten erfüllen. „Für den Auftragnehmer birgt das selbst bei größter Sorgfalt ein enormes juristisches Risiko“, sagt Carsten Woll, Leiter

Kooperation statt Konkurrenz Wie Tim Strecker seinen Betrieb umgekrempelt hat. Seite 15 MEIN LIEBLINGSPROJEKT

der Abteilung Wirtschafts- und Vergaberecht beim Baugewerbe-Verband Niedersachsen (BVN).

Gute Idee mit geringer Anwendbarkeit Das neue Gesetz soll über Änderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch einen rechtssicheren Weg schaffen, damit Vertragspartner von Normen, die nur dem Komfort, aber nicht der Sicherheit dienen, abweichen können und das Werk dennoch als mangelfrei gilt. „Die Grundidee, über einen Gebäudetyp E eine Möglichkeit zu schaffen, rechtssicher günstigere Gebäude zu realisieren und so den Wohnungsbau zu beleben, ist natürlich absolut begrüßenswert“, betont Carsten Woll. Der Rechtsanwalt fürchtet allerdings, dass das Gesetz in der Praxis kaum eine positive Wirkung entfalten wird. Gründe dafür gibt es mehrere. Der wichtigste: Das Gesetz beschränkt sich mit der nicht näher definierten Gruppe der „fachkundigen Unternehmer“ ausschließlich auf gewerbliche Vertragspartner, die über ausreichende Kenntnisse beim Bauen verfügen. „Die bilden im Bau mit Abstand die kleinste Gruppe von Auftraggebern. Weder private Auftraggeber noch die öffentliche Hand können den Gebäudetyp E nutzen, um günstiger bauen zu lassen“, sagt Woll. So setzt auch Ulrich Schonlau keine große Hoffnung in das Gesetzesvorhaben. „Es sind ja

Glaubt nicht an positive Effekte durch den aktuellen Gesetzesentwurf für sein Bauunternehmen: Ulrich Schonlau.

nicht nur Einfamilienhäuser ausgenommen. Auch wenn ich ein Mehrfamilienhaus für eine Wohnungseigentümergemeinschaft bauen will, greift der Gebäudetyp E nicht“, sagt er. Woll bestätigt das: „Auch wenn mehrere Eigentümer einen Bauträger beauftragen, bleiben sie die Auftraggeber und sind damit von den geplanten Erleichterungen ausgeschlossen.“

Andere Umsetzung notwendig Damit ein Gebäudetyp E spürbare Auswirkung auf den Wohnungsbau hat, ist nach Meinung des BVN-Rechtsexperten eine andere gesetzliche Implementierung notwendig. „Aus unserer Sicht sollten die erlaubten Abweichungen von den DIN-Normen als Kriterienkatalog Gebäudetyp E in die Musterbauordnung des Bundes aufgenommen werden“, sagt Woll. So könnten sie von den Ländern in den Landesbauordnungen übernommen werden. „Zusätzlich ist im Werkvertragsrecht festzulegen, dass bei einer Bauausführung nach dem Kriterienkatalog Gebäudetyp E kein Mangel vorliegt. Gewerbliche oder private Auftraggeber könnten dann schlicht ankreuzen, auf welchen Komfort sie zugunsten geringerer Kosten verzichten“, erklärt der Rechtsanwalt. DENNY GILLE W

Hier könnte Ihr Name stehen.

Abonnieren Sie das „Norddeutsche Handwerk“.

Sie erreichen uns unter

Telefon: 0511 85 50-24 22

Telefax: 0511 85 50-24 05

E-Mail: vertrieb@schluetersche.de

Internet: www.norddeutscheshandwerk.de

Ein Stück Geschichte erhalten

Dieses zweiflüglige Tor aus dem 19. Jahrhundert hat der Restaurator im Metallbauerhandwerk, Keno Claassen, aufbereitet. Es gehört zur Anlage am Glockenturm der Kirche in Roggenstede. Über 100 Stunden Arbeit hat Claassen in sein Prüfungsstück investiert. Dafür forschte er in Bibliotheken und Archiven. „Die Geschichte des Metallstücks macht es wertvoll. Sei es noch so unscheinbar“, sagt der Inhaber der Schmiede Eysenwerk. Bei dem Tor wurde Puddeleisen verwendet und in einem mühsamen Verfahren immer wieder per Hand umgerührt. Die fehlenden Zierspitzen hat Claassen im alten Sandgussverfahren in Bronze gegossen. (WF)

Sichern Sie sich Ihr Ticket für die Aftershowparty!

Bei unserer Meisterfeier am 13. September feiern und ehren wir 500 Meisterinnen und Meister. Seien Sie dabei!

Wir freuen uns, auch in diesem Jahr wieder zu einem ganz besonderen Anlass einladen zu dürfen: zur Meisterfeier der Handwerkskammer Hannover! Am 13. September ehren und feiern wir rund 500 Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2023/2024, nachdem diese ihre Meisterausbildung abgeschlossen haben und nun als Meisterinnen und Meister das Handwerk bereichern. Ein fantastischer Augenblick für die Meisterinnen und Meister, aber auch für Angehörige und Freunde. Zur Meisterfeier sind alle Meisterinnen und Meister eingeladen, die zwischen dem 01.07.2023 und dem 30.06.2024 ihre letzte Meisterprüfung erfolgreich bestanden haben. Natürlich bieten wir auch den eingeladenen Meisterinnen und Meistern die Gelegenheit, weitere Tickets für ihre Begleitpersonen zu erwerben, um gemeinsam angemessen und gebüh-

rend zu feiern. Darüber hinaus werden zahlreiche Ehrengäste den Absolventinnen und Absolventen ihre Gratulationen auf der Feier übermitteln. Im Anschluss an die Meisterfeier (offizieller Teil des Abends) öffnen wir erneut die Türen für all diejenigen, die noch hinzustoßen möchten, um mit den frischgebackenen Meisterinnen und Meistern gemeinsam zu feiern. Ab 21 Uhr startet unsere Aftershowparty! Dabei sein können Klassenkameraden, weitere Freunde und Wegbegleiterinnen und -begleiter und alle Handwerkerinnen und Handwerker, die einfach Lust haben, mitzufeiern.

Termin: 13. September 2024 im HCC, Einlass Meisterfeier ab 16.30 Uhr, Einlass Aftershowparty ab 21.00 Uhr Anmeldung unter: www.hwk-psg. de/meisterfeier

Können Neubaupläne künftig schneller in die Realität umgesetzt werden? Der Gebäudetyp E soll es durch weniger Regularien ermöglichen.

Echte Rechnung oder Fake?

Alle E-Rechnungen enthalten einen Datensatz: Wie sieht der aus, wie können die Daten lesbar gemacht werden und wie lassen sich Fake-Rechnungen erkennen?

Der Schreck ist meist groß, wenn Rechnungsempfänger zum ersten Mal eine elektronische Rechnung (E-Rechnung) im XML-Format sehen. Das Problem: Solche Rechnungen aus einem kryptischen Datensatz haben optisch keine Gemeinsamkeit mit einer klassischen Rechnung auf Papier. Trotzdem müssen sich Betriebe mit Rechnungen im XML-Format auseinandersetzen, da die E-Rechnung ab 2025 stufenweise Pflicht wird. Für Handwerksbetriebe bedeutet das: Sie müssen ab 1. Januar 2025 zumindest in der Lage sein, elektronische Rechnungen nach der Norm EN 16931 von anderen Unternehmen zu empfangen – und zwar egal, in welchem Format sie eingehen.

XRechnung oder ZUGPFeRD-Rechnung: Was ist der Unterschied? Mit XRechnung und ZUGFeRD-Rechnung gibt es zwei etablierte Formate, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. „Einen strukturierten Datensatz enthalten beide Formate, allerdings sehen sie ganz unterschiedlich aus“, sagt Jens Büscher, Gründer und Geschäftsführer des Softwareunternehmens Amagno. Das liege daran, dass die ZUGPFeRD-Rechnungen aus der PDF-Welt kommen. Das bedeutet: Bei diesen Rechnungen ist der Datensatz in eine PDFDatei integriert. „Die Optik fördert das Vertrauen in das Format, weil diese Rechnungen auch ohne spezielle Software für die Empfänger lesbar sind“, meint Büscher. Rechtlich relevant sei aber trotzdem der Datensatz, der in der Datei enthalten ist. XRechnungen hingegen sehen ganz anders aus: „Hier gibt es nur einen Datensatz in Form einer XMLDatei“, erläutert der Geschäftsführer. Die einzelnen Rechnungsbestandteile seien zwischen sogenannten Tags zu finden. Das sieht zum Beispiel für die zu versteuernde Summe und die daraus resultierenden Steuern wie folgt aus:

<..>

<cbc:TaxableAmount currencyID="EUR">52905. 00</cbc:TaxableAmount>

<cbc:TaxAmount currencyID="EUR">10051.95</

cbc:TaxAmount>

<..>

Die XRechnung besteht aus zahlreichen solcher Tags. Fake-E-Rechnungen erkennen Im E-Mail-Postfach von Betrieben landen von Zeit zu Zeit falsche Rechnungen. So manch einer sorgt sich deshalb schon jetzt, dass Fakes auch bei der elektronischen Rechnung ein Thema werden könnten. Hier sieht Büscher wenig Neues auf Betriebe zukommen: „Schon jetzt müssen alle eingehenden Rechnungen geprüft werden. Durch die Einführung der E-Rechnung ändert sich an dieser Pflicht nichts.“ Doch wie lässt sich herausfinden, ob es sich bei einer eingehenden E-Rechnung um eine echte Rech-

Viele müssen sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden

Jens Büscher, Amagno

nung oder einen Fake handelt? Büscher empfiehlt Handwerkern, wie bei anderen E-Mails auch, Absender, Anhang und Layout zu überprüfen, bevor sie die Mail öffnen. Zudem sollten sie Antworten auf folgende Fragen suchen:

ɓ Ist der Absender plausibel?

ɓ Gibt es einen Auftrag?

ɓ Stimmen die beauftragten Artikel?

Sofern die Antwort in allen Fällen „Ja“ lautet, könne die eigentliche Rechnungsprüfung beginnen. Schließlich müssten Betriebe bei jeder eingehenden Rechnung kontrollieren, ob diese alle vom Umsatzsteuergesetz (UStG) vorgeschriebenen Pflichtangaben enthält. Gemäß § 14 UStG gehören dazu zum Beispiel:

ɓ der vollständige Name und die vollständige Anschrift des Rechnungsausstellers und des Leistungsempfängers,

ɓ das Ausstellungsdatum der Rechnung, ɓ die Steuernummer oder Umsatzsteueridentifikationsnummer, ɓ eine fortlaufende Rechnungsnummer,

ɓ die Menge der gelieferten Gegenstände oder der Umfang und die Art der Leistung, ɓ der Zeitpunkt der Lieferung beziehungsweise der Zeitpunkt der Leistung, ɓ der Steuersatz.

(Diebische) ELSTER: Finanzämter warnen

Mehrere Behörden warnen aktuell vor gefälschten E-Mails und SMS im Namen des Online-Finanzamts ELSTER und anderer Finanzämter. Wie Sie die Masche erkennen.

Eine E-Mail im Namen von ELSTER, dem Finanzamt oder dem Bundeszentralamt für Steuern? Das kann einen schon mal nervös werden lassen – und möglicherweise dazu verleiten, die Warnzeichen eines Cyberbetrugs zu übersehen. Mit teuren Folgen. Vor einer Betrugsmasche im Namen der Steuerverwaltung warnen aktuell das Online-Finanzamt ELSTER sowie mehrere Landesämter für Steuern, etwa in Bayern und Rheinland-Pfalz. Als Absender würden beispielsweise ELSTER, das Finanzamt oder das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) vorgetäuscht.

ELSTER-Betrug: Diese Formulierungen sind typisch In den gefälschten E-Mails würden Empfänger meist aufgefordert, eine im Anhang befindliche Datei zu öffnen. Bei der soll es sich vorgeblich um einen Steuerbescheid oder eine Rechnung handeln, wird die Masche auf dem ELSTER-Portal beschrieben. Absenderadresse und Inhalt der E-Mail würden ständig verändert. Was ist immer gleich? In allen Fällen werde versucht, per E-Mail an Anmel-

dedaten, Konto- und/oder Kreditkarteninformationen zu gelangen. Häufig werde eine Dringlichkeit mit Formulierungen wie „umgehend“, „zeitnah“, „so bald wie möglich“ erzeugt, mahnt das Bayerische Landesamt für Steuern. Deren Kollegen aus Rheinland-Pfalz nennen passend ein konkretes Beispiel für eine Betreffzeile so einer BetrugsE-Mail: „Dringende Handlung erforderlich: Ihr ELSTER-Steuerrestbetrag“. Es folge beispielsweise die Aufforderung, einen Link zu einem angeblichen Formular zu öffnen, um eine Steuererstattung zu erhalten.

Keine Steuerdaten und Rechnungen per E-Mail Die Rheinland-Pfälzer stellen klar: „Steuerforderungen oder Steuererstattungen werden von Ihrem Finanzamt nicht per E-Mail, SMS oder telefonisch mitgeteilt. Sollten Sie von ELSTER per Mail eine Benachrichtigung über einen Posteingang in Ihrem Mein-ELSTERPortal erhalten, so ist immer zunächst eine Anmeldung im ELSTER-Portal erforderlich.“

Ergänzend dazu wird auf dem ELSTER-Portal erklärt: „Die Steuerverwaltung wird in einer E-Mail niemals Informationen, wie die Steuernummer, Kontoverbindungen, Kreditkartennummern, PIN oder die Antwort auf Ihre Sicherheitsabfrage, anfordern.“ Die Steuerverwaltung sende grundsätzlich nur Benachrichtigungen, niemals die eigentlichen Steuerdaten oder Rechnungen in Form eines E-Mail-Anhangs. Folgendes rät das ELSTER-Portal Betroffenen, die möglicherweise eine Betrugs-E-Mail erhalten haben: ɓ Öffnen Sie keine Anhänge, von denen Sie nicht sicher wissen, dass sie aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.

ɓ Klicken Sie nicht auf einen Link in einer E-Mail, wenn Sie Zweifel haben, ob die E-Mail tatsächlich von der Finanzverwaltung stammt.

Betrug auch per SMS Nicht nur per E-Mail, auch per SMS würden es die Betrüger laut BZSt versuchen. Das Amt gibt Tipps, wie man die Betrugs-SMS erkennt:

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney

Wie funktioniert die Prüfung? Bei einer E-Rechnung im ZUGPfeRD-Format geht die Prüfung relativ einfach, da Betriebe eine PDFDatei erhalten, die wie eine normale Papierrechnung geprüft werden könne. Anders sieht es bei XRechnungen aus: „Eine E-Rechnung im XML-Format erschwert die Rechnungsprüfung, da sie aus einem kryptischen Datensatz besteht“, sagt Büscher. Um eine Rechnung im XML-Format prüfen zu können, müssten Betriebe die Rechnung daher mit Hilfsmitteln überprüfbar machen. „Es gibt inzwischen kostenfreie Tools, um E-Rechnungen im XMLFormat auszulesen und zu visualisieren“, berichtet Büscher. Mit sogenannten XRechnungs-Viewern könnten die Rechnungsinhalte optisch dargestellt und lesbar gemacht werden. Diese Viewer könnten bei verschiedenen Anbietern als App heruntergeladen werden.

Allerdings sieht das Ergebnis anders aus als eine klassische Papierrechnung mit Firmenlogo. Jedoch seien die Rechnungsinformationen auch genauso aufbereitet – in normaler Schreibweise. Die Anzeige der Rechnung im Viewer sei übersichtlich genug, dass die einzelnen Punkte der Rechnung für Mitarbeitende leicht zu erkennen sind. „Das weitere Verfahren ist daher wie bei jeder anderen Rechnungsprüfung auch“, sagt der Digitalisierungsexperte.

Diese Elster gehört nicht zum Finanzamt – sie tut aber so: Cyberkriminelle üben sich im Betrug im Namen der Steuerverwaltung.

ɓ Steuerbescheide und Zahlungsaufforderungen stellt das BZSt nur per Brief zu. Niemals per SMS.

ɓ Für Zahlungen gilt: Sie sind ausnahmslos per Überweisung auf ein Inlands-Konto der Bundeskasse zu leisten.

ɓ Die gefälschten Schreiben sind oftmals in schlechtem Deutsch mit Rechtschreibfehlern verfasst.

ɓ Echte Bescheide tragen immer den Namen und die Telefonnummer des Bearbeiters. (DEG) W

Welche Vorteile hat die E-Rechnung Büscher, der sich mit seinem Unternehmen auf Softwarelösungen für digitale Prozesse und Dokumente spezialisiert hat, spricht aktuell häufig mit Unternehmern über die E-Rechnung. „Viele müssen sich noch auf die neuen Pflichten vorbereiten und das ist oftmals mit Ängsten verbunden“, weiß er. Seiner Erfahrung nach gilt das nicht nur für kleine Handwerksbetriebe, sondern auch für größere mittelständische Betriebe. „Die Vorteile der E-Rechnung rücken da meist in den Hintergrund“, sagt Büscher. Doch er ist überzeugt, dass diese durchaus viele Vorzüge mit sich bringt und nennt einige Beispiele: ɓ Rechnungen müssen nicht mehr zur Post gebracht werden, da E-Rechnungen unmittelbar verschickt werden können. ɓ Es wird kein Papier und kein Porto benötigt, sodass Betriebe Kosten sparen. ɓ Die Rechnungen sind schneller beim Kunden. Für Betriebe bedeutet das, dass sie ihr Geld möglicherweise deutlich früher erhalten als bei einer Rechnung, die per Post verschickt wird. ɓ Betriebe können ihrem Steuerberater die E-Rechnungen unmittelbar zur Verfügung stellen, sodass das Steuerbüro diese schneller weiterverarbeiten kann. ANNA-MAJA LEUPOLD W

Ist das erlaubt?

Ein Unternehmen lädt nur einen Teil der Belegschaft zur Weihnachtsfeier ein und versteuert die Kosten pauschal.

Der Fall: Ein Unternehmen veranstaltete zwei Weihnachtsfeiern: eine für den obersten Führungskreis und eine zweite, zu der nur Mitarbeitende eingeladen waren, die eine bestimmte Führungsposition erreicht hatten. Die Aufwendungen versteuerte das Unternehmen pauschal mit 25 Prozent. Das zuständige Finanzamt wollte dies nicht akzeptieren: Eine pauschale Versteuerung sei nur zulässig, wenn die Betriebsfeier allen Betriebsangehörigen offen stehe. Deshalb sei eine Nachzahlung fällig.

Das Urteil: Der Bundesfinanzhof entschied im Sinne des Betriebs. Mit der Teilnahme an den jeweiligen Feiern habe die Firma Arbeitslohn in Form von Sachbezügen gezahlt, was grundsätzlich eine pauschale Versteuerung erlaube. Dass nicht alle Mitarbeitenden eingeladen waren, sei dafür seit einer Gesetzesänderung 2015 nicht mehr ausschlaggebend, so die Richter. Betriebsveranstaltungen müssten lediglich Veranstaltungen auf betrieblicher Ebene mit gesellschaftlichem Charakter sein. Eine Weihnachtsfeier erfülle diese Voraussetzung. Allerdings stellten die Richter klar: Die Nutzung des Freibetrags von 110 Euro pro Teilnehmer sei von der „Jedermann“-Offenheit abhängig. Da das Unternehmen diesen aber nicht in Anspruch genommen hatte, sei die Versteuerung korrekt. (KW) W a Bundesfinanzhof: Urteil vom

Auch E-Rechnungen müssen Betriebe auf Echtheit prüfen. Viewer helfen dabei, XML-Dateien lesbar zu machen.

Mutterschutz für Selbstständige

Im Gegensatz zu Arbeitnehmerinnen haben Selbstständige noch immer keinen Anspruch auf Mutterschutz. Vier Unternehmerinnen berichten, was das bedeutet.

Mit ihrer Petition hat Tischlermeisterin Johanna Röh 2022 eine Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige in Gang gebracht. Inzwischen beschäftigt sich auch die Politik mit dem Thema –zuletzt der Bundesrat. Die Länderkammer forderte im April 2024 von der Bundesregierung, dass Selbstständige während der Schwangerschaft und nach der Entbindung die gleichen Mutterschutzleistungen erhalten sollen wie Arbeitnehmerinnen. Ob diese Form der Absicherung kommt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass sich die Bundesregierung mit der Forderung der Länder beschäftigen muss. „Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte“ „Ich wünsche meinen jüngeren Kolleginnen, dass sich etwas an der Rechtslage ändert“, sagt Tischlermeisterin Irmela Wrede. Die Inhaberin der Tischlerei Ebenholz aus Mönchevahlberg weiß aus Erfahrung, dass es finanziell nicht einfach ist, als Handwerkerin einen Betrieb zu führen und zwei Kinder zu bekommen.

Schon während der ersten Schwangerschaft sei sie selbstständig gewesen und habe bis zur Geburt gearbeitet – wegen der fehlenden finanziellen Absicherung. Doch wie hat sie das als Tischlerin geschafft? „Ich hatte zum Glück Mitarbeiter, die mir in dieser Zeit sehr geholfen haben“, sagt die Unternehmerin. Trotzdem sei sie bis zum Schluss mit auf Baustellen unterwegs gewesen. „Ich habe nur die Arbeiten ausgeführt, die ich mir noch zugetraut habe“, erinnert sich die Handwerkerin. Außerdem habe sie darauf geachtet, nicht schwer zu heben und auch nicht mit schädlichen Stoffen zu arbeiten. Nach der Geburt des ersten Sohnes blieb die junge Mutter rund zwei Wochen zu Hause, dann kehrte sie in den Betrieb zurück: „Als Selbstständige verdient man nur Geld, wenn man arbeitet“, erläutert Wrede. Sie wünscht sich, dass selbstständigen Frauen diese Erfahrung künftig erspart bleibt: „Ich habe mich damals wie eine Tagelöhnerin gefühlt, die nicht abgesichert ist. Das war kein schönes Gefühl“, sagt Wrede. Trotz der Herausforderungen bekam sie zwei Jahre später noch einen Sohn. „Wegen der fehlenden finanziellen Absicherung auf Kinder oder die Selbstständigkeit zu verzichten, kam für mich nie infrage“, betont die Tischlermeisterin. „Meine Kinder und mein Betrieb sind Herzensprojekte.“

„Zu Hause bleiben kann ich mir nicht leisten“

Ich drücke für alle nachkommenden selbständigen, werdenden Müttern die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.

Carola Grote-Sticka, Raumausstattermeisterin

„Ich fand das damals mega ungerecht“

Carola Grote-Sticka findet die Diskussion um den Mutterschutz für Selbstständige gut: „Wunderbar, dass sich da etwas bewegt“, freut sich die Raumausstattermeisterin, die einen Betrieb in Salzgitter führt. Sie hat zwei Kinder, die inzwischen 16 und 14 sind. Doch an die Zeit rund um die Geburt erinnert sich Grote-Sticka noch gut: „Ich fand es damals schon mega ungerecht, dass wir selbstständigen Frauen trotz Krankenversicherung kein Anrecht auf den Mutterschutz vor und nach der Geburt haben.“ Bei Arbeitnehmerinnen gebe es darüber überhaupt keine Diskussion. Die Unternehmerin

fragt sich, warum das bei selbstständigen Frauen so ist und fordert, dass diese Ungerechtigkeit dringend geändert werden müsse. Kommentare wie „man könnte ja eine Schwangerschaft planen und geldlich vorsorgen“ ärgern Grote-Sticka. Schließlich fallen Betriebsgründung und Familienplanung zeitlich meist zusammen. Für sie sei nicht klar, warum Selbstständige nach der Gründung mit den Kindern warten sollten, während sich Arbeitnehmerinnen keine strategischen Gedanken über eine Schwangerschaft machen müssten. Ihr Wunsch: „Ich drücke für alle nachkommenden selbstständigen, werdenden Mütter die Daumen für ein vernünftiges Gesetz.“ MARTINA JAHN UND ANNA-MAJA LEUPOLD W

Auch Malermeisterin Tamina Beckerat hat sich trotz Selbstständigkeit bewusst für Kinder entschieden. „Ich bin in der 32. Woche schwanger“, berichtet die Unternehmerin, die einen Betrieb im niedersächsischen Bilshausen führt. Die fehlende finanzielle Absicherung für schwan gere Selbstständige bekommt sie deshalb gerade zu spüren. Bei der Geburt ihres ersten Kindes sei sie noch angestellt gewesen. Anders als schwangere Arbeitnehmerinnen arbeitet Beckerat nach wie vor auf der Baustelle: „Mir ist bewusst, dass ich damit Risiken eingehe“, sagt die Malermeisterin. Sie versuche daher, nur Arbeiten zu erledigen, die sie sich körperlich wirklich zutraue. Alles andere müssten ihre Mitarbeiterinnen übernehmen. „Wenn ich mein Team nicht hätte, müsste ich die risikoreicheren Tätigkeiten auch machen“, sagt Beckerat. Doch nicht nur deshalb ist sie dankbar: „Meine Mitarbeiterinnen unterstützen mich wirklich gut und machen auch mal Überstunden, um mir durch die Schwangerschaft zu helfen“, sagt sie. Bis zur Geburt sind es nur noch wenige Wochen. Beckerat organisiert deshalb schon ihre Abwesenheit im Betrieb: „Meine Mitarbeiter werden insgesamt vier Wochen von einem befreundeten Unternehmen betreut“, berichtet sie. In dieser Zeit werde sie nicht erreichbar sein.

Eigentlich würde die Unternehmerin lieber acht Wochen zu Hause bleiben. „Aber das kann ich mir ohne eine Unterstützung wie den Mutterschutz nicht leisten“, betont Beckerat. „Es sollte auf jeden Fall eine Absicherung für schwangere Selbstständige geben“, fordert sie. „Es ist höchste Zeit für eine Veränderung“ Ihre drei Kinder sind zwar mittlerweile erwach sen, dennoch macht sich Tatjana Lanvermann für den Mutterschutz für selbstständige Unternehmerinnen stark. „Das ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit – es geht dabei um den Schutz der Mutter sowie des ungeborenen Lebens", sagt die Unternehmerin und Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH). Ihre Kinder seien damals auch mit im Betrieb aufgewachsen, den ihr Mann von seinen Eltern übernommen hat. Erst kürzlich hat Lanvermann eine Veranstaltung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin besucht, auf der sich die Initiatorinnen, betroffene Unternehmen, Selbstständige und Vertreter der Politik zum Austausch getroffen haben. „Die anwesenden Politikerinnen dürften aus den Praxisbeispielen wertvolle Impulse erhalten haben, die hoffentlich dazu beitragen, dass sich in Sachen Mutterschutz endlich etwas tut“, sagt sie. Der Mutterschutz betreffe alle und sollte von der ganzen Gemeinschaft getragen werden. Aus diesem Grund habe der UFHBundesverband die „Gemeinsame Erklärung für den Mutterschutz für Selbstständige“ unterzeichnet. Denn es fehle nach wie vor an finanzieller Unterstützung und Arbeitgeberleistungen sowie Mutterschaftsgeld während der Schwangerschaft und nach der Geburt.

Wir geben Ihrem Angebot den richtigen Schliff:

• maßgeschneiderte Werbekonzepte

• innovative Maßnahmen für Ihre Print- und Online-Werbung

• über 40 Mio. Reichweite mit Buch, Website und App Leidenschaft erreicht mehr mit Gelbe Seiten.

* Quelle: GfK Studie zu Bekanntheit und Nutzung der Verzeichnismedien Oktober 2017; repräsentative Befragung von 15 Tsd. Personen ab 16 Jahren.

Trotz Schwangerschaft in der Werkstatt oder auf der Baustelle arbeiten? Das ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Individuelle Angebote machen

Fast ein Drittel der Beschäftigten über 50 will laut Techniker Krankenkasse nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten. Zwei Maßnahmen sollen helfen, sie im Job zu halten.

Die geburtenstarke Babyboomer-Generation geht langsam in Rente. Das reißt eine Fachkräftelücke, die die nachrückenden jüngeren Beschäftigten nicht schließen können. Das gilt schon für die Idealsituation, dass die ältere Generation bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter durcharbeitet. Laut einer aktuellen Befragung der Techniker Krankenkasse (TK) entspricht diese Idealsituation jedoch eher nicht der Realität.

Ein Viertel geht in fünf Jahren Laut der Befragung unter 1.000 Erwerbstätigen ab 50 Jahren planten 31,3 Prozent, vor dem gesetzlichen

Renteneintrittsalter aus dem Job auszuscheiden. Folgerichtig betitelt die Krankenkasse ihren TKGesundheitsreport 2024 mit „Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?“. „Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken“, sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Ältere Beschäftigte sind eine wertvolle Ressource für die Unternehmen. Sie verfügen über großes Erfahrungswissen, sind gut vernetzt und haben sich in der Regel über Jahre an ihrem Arbeitsplatz bewährt.“ Das sehe auch eine Mehrheit der Betriebe so, von denen in einer weiteren Erhe-

Höchster Stand seit fast zehn Jahren

Es ist unerlässlich, die Generation 50+ stärker in den Fokus zu rücken.

Jens Baas, TK-Vorstandschef

Die Zahl der Firmenpleiten ist erneut gestiegen. Welche Wirtschaftsbereiche waren im ersten Halbjahr 2024 besonders betroffen? Und wie geht es weiter?

11.000 Unternehmensinsolvenzen hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform im ersten Halbjahr 2024 registriert. Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Anstieg um fast 30 Prozent.

Unternehmensinsolvenzen in Deutschland:

„Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Mehr als 11.000 Insolvenzen habe es zuletzt im ersten Halbjahr 2015 gegeben, so die Auskunftei. Und welche Erklärung hat sie für den Anstieg? In der ersten Jahreshälfte 2024 hätten die Unternehmen weiter mit den Auswirkungen der Rezession, anhaltenden Krisen und der kraftlosen Konjunktur zu kämpfen gehabt. „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick“, so Hantzsch. Die Creditreform weist darauf hin, dass auch die Forderungsausfälle im ersten Halbjahr gestiegen sind. Verantwortlich hierfür sei das deutliche

Urlaub wird ausgezahlt

Einigung zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter zum Verzicht auf Urlaub gegen Freistellung. Was sagt das Gericht?

Der Fall: Nach Streitigkeiten einigten sich ein Arbeitgeber und sein Betriebsleiter Anfang 2023 auf ein Ende der Zusammenarbeit zum 1. April des Jahres. In der entsprechenden Vereinbarung wurde festgelegt, dass der Mitarbeiter seinen Urlaub „in natura“ erhalte. Dies bedeutet, der Urlaubsanspruch ist abgegolten, indem der Mitarbeiter bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses freigestellt wird. Doch der Betriebsleiter war 2023 durchgehend arbeitsunfähig, konnte also weder Urlaub nehmen noch freigestellt werden. Er forderte daher von seinem ehemaligen Arbeitgeber die Auszahlung der für 2023 erworbenen Urlaubsansprüche.

Mitarbeiter erhält Auszahlung

Das Urteil: Das Landesarbeitsgericht

Köln entschied im Sinne des Arbeitnehmers. Dem ehemaligen Betriebsleiter stehe die Auszahlung seiner Urlaubsansprüche zu. Die getroffene Vereinbarung sei nicht wirksam, entschieden die Richter. Das Bundesurlaubsgesetz stelle sicher, dass der Anspruch auf den gesetzlichen Mindesturlaub in einem laufenden Arbeitsverhältnis gewahrt bleibt. Eine Vereinbarung, auf den Urlaub zu verzichten, stehe dem Sinn des Gesetzes entgegen. Erst nach dem Ende eines Arbeitsverhältnisses könne auf eine Abgeltung des gesetzlichen Mindesturlaubs verzichtet werden, so das Landesarbeitsgericht. Zum Zeitpunkt der Vereinbarung zwischen den Parteien sei dies aber noch nicht der Fall gewesen. Es sei unerheblich, dass das bevorste-

Plus bei Insolvenzen von mittleren und großen Unternehmen. Bei Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden hätten sich die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahreswert zum Beispiel verdoppelt.

Und wie geht es im zweiten Halbjahr weiter? „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen“, so die Creditreform. Die Auskunftei geht davon aus, dass die hohen Zinsen eine echte Herausforderung für die Unternehmensfinanzierung bleiben. Daher dürften die Unternehmensinsolvenzen noch bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen, so die Prognose. (AML) W

Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf mindestens 24 Tage Urlaub im Jahr. So legt es das Bundesurlaubsgesetz fest.

hende Ende des Arbeitsverhältnisses verbindlich feststand. (KW) W

Landesarbeitsgericht Köln: Urteil vom 11. April 2024, Az. 7 Sa 516/23

bung 300 befragt worden seien. Eine Erkenntnis daraus: Bei 46 Prozent der Unternehmen gehe in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel der Belegschaft in den Ruhestand.

Ältere länger halten: 2 Maßnahmen Wie können Betriebe ältere Beschäftigte länger im Job halten? Der TK-Report nennt insbesondere zwei Maßnahmen aus der Befragung der Beschäftigten. Mit ihnen ließen sich Teile der über 50-Jährigen dazu bewegen, ihr Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aufzuschieben:

1 Ein höheres Gehalt. Das gaben 66,5 Prozent der betroffenen Befragten an.

2 Maßnahmen zur flexibleren Arbeitszeitgestaltung wie die „Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse“ (73,7 Prozent) sowie die „Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten“ (70,3 Prozent).

Zwischen den Wünschen der Beschäftigten und den Angeboten der Arbeitgeber klaffe eine Lücke. So würden nur 57 Prozent der für den Report befragten Arbeitgeber bereits flexiblere Arbeitszeiten anbieten. Und Angebote, den Übergang in den Ruhestand individuell zu gestalten, böte weniger als die Hälfte der Arbeitgeber an. Bei der Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln, sowie bei den gesundheitsfördernden Maßnahmen würden Wunsch und Angebot zwischen Arbeitnehmern und -gebern hingegen übereinstimmen.

Als weiteren Faktor für eine lange Beschäftigung nennt die TK den Zusammenhang zwischen positiver Unternehmenskultur und dem Wunsch der Beschäftigten, später in den Ruhestand zu gehen. Denn wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeite auch länger.

Wer gesund ist, arbeitet länger Die TK legt in ihrem Report auch einen Zusammenhang zwischen Krankheitsausfällen und der Arbeitsbereitschaft nach dem regulären Renteneintritt nahe. Zur Ermittlung wurden Versichertendaten in einem Beobachtungszeitraum nach 2012 untersucht. Ergebnis: Von den Beschäftigten, die im Jahr 2012 keinen Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, hätten gut 14 Prozent nach ihrem regulären Renteneintritt weitergearbeitet. Von den Beschäftigten, die mindestens 43 Tage krankgeschrieben waren, seien es nur gut 7 Prozent gewesen. Im Schnitt würden 11,6 Prozent über die Renteneintrittsgrenze hinaus arbeiten, schreibt die TK.

Schlussfolgerung der Krankenkasse: Man müsse mit der Gesundheitsförderung bereits frühzeitig und über alle Altersgruppen hinweg beginnen. Je früher man gesunde Arbeitsbedingungen schaffe, desto länger blieben die Beschäftigten motiviert und leistungsfähig. Zudem reduziere das kostenintensive Fehlzeiten durch Krankmeldungen. 2023 hätten in der TK versicherte Berufstätige unter 50 Jahren im Schnitt 16 Tage pro Kopf krankheitsbedingt gefehlt, bei den Beschäftigten über 50 Jahren seien es knapp 26 Tage gewesen. DENNY GILLE W

Basiszinssatz sinkt: Was bedeutet das?

Die Bundesbank hat den Basiszinssatz zum 1. Juli um 0,25 Prozentpunkte gesenkt: Verzugszinsen werden für Betriebe und Kunden damit wieder günstiger.

operation der Europäischen Zentralbank – also der Zinssatz, zu dem sich Banken für eine Woche Geld von der Europäischen Zentralbank leihen können. Die EZB passt diesen Zinssatz alle sechs Wochen an. Am 25. Juni 2024 hat sie ihn um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und seither liegt der Festzinssatz bei 4,25 Prozent. Entsprechend hat die Bundesbank den Basiszinssatz nun ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte angepasst. (AML) W 3,37 Prozent – so hoch ist der Basiszinssatz seit dem 1. Juli. Das hat die Bundesbank bekanntgegeben. Nach drei Anstiegen wird der Basiszinssatz damit erstmals wieder abgesenkt.

Doch warum ist der Basiszinssatz für Handwerksbetriebe wichtig? Verzugszinsen werden grundsätzlich mithilfe des Basiszinssatzes berechnet. Die Absenkung um 0,25 Prozent führt dazu, dass Verzugszinsen ab 1. Juli wieder günstiger werden – das gilt sowohl für Betriebe als auch für deren Kunden.

Der Basiszinssatz wird zwei Mal im Jahr nach festen Regeln angepasst – jeweils zum 1. Januar und zum 1. Juli. Gemäß § 247 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) verändert sich der Basiszinssatz jeweils um die Prozentpunkte, um welche die sogenannte Bezugsgröße seit der letzten Veränderung des Basiszinssatzes gestiegen oder gefallen ist.

Was ist die Bezugsgröße? Laut Bundesbank ist das der Festzinssatz für die jüngste Hauptrefinanzierungs-

Durch die Absenkung des Basiszinssatzes werden Verzugszinsen wieder etwas günstiger.

Stipendien für Restauratoren

Bis Ende September können sich Handwerker für ein Stipendienprogramm zum geprüften Restaurator bewerben.

Der fach- und sachgerechte Umgang mit denkmalgeschützten Bauten erfordert besondere Fertigkeiten und Kenntnisse. Doch angesichts der rasanten Veränderungen im modernen Baugeschehen würden sie oft weder in der beruflichen Ausbildung noch in den Meisterlehrgängen vermittelt. Das teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit. Handwerker sollen die Chance erhalten, sich dieses besondere Arbeitsfeld in der Denkmalpflege zu erschließen. Dazu hat die Stiftung das bundesweite Stipendienprogramm zur beruflichen Weiterbildung zur „Geprüften Restauratorin oder zum Geprüften Restaurator – Master Professional für Restaurierung im Handwerk“ ins Leben gerufen. Berufsbegleitend werden in dem Programm die Kompetenzen im Umgang mit historischen Materialien und Techniken sowie die Kenntnisse moderner denkmalgeeigneter Methoden vermittelt. Die Stipendien sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert. Sie ermöglichen den Besuch von Lehrgängen an anerkannten denkmalpflegerischen Bildungs-

zentren in Deutschland. Ausgezahlt wird das Geld in zwei Teilbeträgen, jeweils nach Erbringung der Nachweise über die Teilnahme an Kursen und Prüfungen. Die Jury lege bei der Vergabe der Stipendien ein besonderes Augenmerk auf die Förderung des handwerklichen Nachwuchses. Bewerbungsschluss ist Ende September 2024. (JA) W

Zur Bewerbung: www.denkmalschutz.de

Wenn der Ex-Chef weiter mitarbeitet

Wer den ehemaligen Betriebsinhaber beschäftigt, sollte im Vorfeld gut kommunizieren – mit der Person selbst und dem Team. Vier Tipps, die zum Erfolg führen.

Dass ehemalige Inhaber in Handwerksbetrieben als Angestellte weiterarbeiten, kommt oft vor. Die Gründe sind vielfältig: Oft dauert es bei Betriebsübergabe noch Jahre, bis der Ex-Inhaber das Renteneintrittsalter erlangt hat. Manche möchten weiterarbeiten, weil ihnen der Betrieb viel bedeutet oder sie noch nicht loslassen können. „Auch der Verdienst spielt dabei eine Rolle“, weiß Jan Hobelsberger, Nachfolgemoderator bei der Handwerkskammer Hannover. Er hat vier Tipps, die beim Übergang helfen.

1. Befristen Sie den Arbeitsvertrag zeitlich In vielen Fällen bleibt der langjährige Betriebsinhaber auch nach der Übernahme weiter mit an Bord: „Es gibt bei dieser Konstellation einige Besonderheiten zu beachten“, berichtet Hobelsberger. „Ganz vorne steht der Klassiker Kommunikation: Es ist sehr wichtig, dass miteinander darüber gesprochen wird, wie die neue Zusammenarbeit geregelt werden soll.“

Dazu gehöre eine klare Stellenbeschreibung des neuen Arbeitsplatzes für den Vorgänger, die mit ihm gemeinsam vorher abgestimmt wird. „Dabei ist es wichtig, auch die zeitliche Befristung ins Auge zu fassen und mit in den Arbeitsvertrag aufzunehmen“, betont der Nachfolgemoderator. Sonst könne es dazu kommen, dass das Ganze ausfranst.

2. Definieren Sie klare Rollen im Familienbetrieb Häufig findet die Weiterbeschäftigung in Familienbetrieben statt. „Wir gehen von etwa einem Drittel aller Betriebe aus, die innerhalb der Familie übernommen werden“, berichtet er. Wenn Sohn oder Tochter den Betrieb übernehmen, sei eine räumliche Trennung sinnvoll, um so die neue Rollenverteilung zusätzlich deutlich zu machen.

„Ich kenne einen Fall, wo der ehemalige Inhaber seinen Betrieb an seinen Sohn übergeben hat und daraufhin mit seinem Büro in den Keller zog. Das ist jetzt ein drastisches Beispiel. Aber es macht klar, wie wichtig es ist, Neuem Platz zu schaffen. Das gilt besonders in Familienkonstellationen, wo oft Leben und Arbeiten in einem Haus stattfindet“, sagt Hobelsberger.

3. Planen Sie Zeit für die Übernahme ein In Familienbetrieben arbeitet derjenige, der übernehmen wird, oft schon über Jahre vorher mit. Anders sei das bei externen Über-

Drei Fragen an …

… Orthopädieschuhmachermeisterin

Johanna Czech (Foto). Sie hat Anfang August den Betrieb Nimtz Gesunde Schuhe im niedersächsischen Barsinghausen übernommen.

Der vorige Inhaber arbeitet weiter in Ihrem Betrieb mit – wie haben Sie sich auf diese Zusammenarbeit vorbereitet?

»Johanna Czech: Das Wichtigste war, Klarheit für mich selbst in meiner neuen Rolle zu finden und mit meinem Vorgänger alle offenen Fragen zu besprechen. Das war anfangs nicht immer einfach. Doch je öfter wir miteinander gesprochen haben, desto geringer war die Hemmschwelle, die relevanten Themen einvernehmlich zu klären. Mir war es dabei wichtig, sensibel dafür zu sein, dass seine neue Rolle auch Abschied bedeutet mit den entsprechenden möglichen schmerzhaften Prozessen.

Welche Schritte haben Sie vor der Übernahme unternommen?

»Czech: Ich bin knapp zwei Jahre vorher in den Betrieb gekommen, den ich schon über meinen Mann kannte. Er arbeitet hier seit 17 Jahren. Ich habe mir dann Berater gesucht und erstmal beobachtet, wie es im Betrieb läuft. Ich hatte die Komplexität, die so eine Betriebsübernahme mit sich bringt, anfangs nicht so richtig im Blick – das macht man normalerweise nur einmal im Leben. Daher hatte ich keine Vorerfahrung und mein Weg entstand sozusagen beim Gehen.

Worauf sollten neue Chefs aus Ihrer Sicht bei der Anstellung des Ex-Inhabers besonders achten?

»Czech: In der Vorbereitung das eigene Netzwerk nutzen, um die eigene Rolle durch den Austausch und die Möglichkeit des Perspektivwechsels besser zu definieren. Dazu gehören die Beratungsangebote der Handwerkskammer, aber auch Freunde und Bekannte. Entscheidend ist die offene Kommunikation mit dem Ex-Inhaber, auch, um Vorurteile auf beiden Seiten zu identifizieren und auszuräumen. (JA)

nahmen: Dort sei die Übergabezeit meist deutlich länger. „Aus unserer Beratung wissen wir, dass es etwa zwei bis drei Jahre Zeit der Einarbeitung brauchen kann, um eine gelungene Übernahme sicherzustellen – dieser Zeitfaktor sollte nicht unterschätzt werden“, erklärt Hobelsberger.

In dieser Phase sei es sinnvoll, wenn der künftige Inhaber sich die Übernahme als Etappenziel setzt und „nicht allzu sehr mit seinen oder ihren Ideen vorprescht, sondern sich die Zeit nimmt, auf die eigene neue Rolle hinzuarbeiten und sie einzuüben.“ Dabei gehe es auch um eine klare und wertschätzende Kommunikation mit allen Beteiligten.

Holen Sie alle ins Boot.

Jan Hobelsberger, Nachfolgemoderator

4. Nutzen Sie die Expertise des vorherigen Inhabers Gerade wenn der oder die Neue ihre Ideen umsetzen möchte, sollte der vorige Inhaber seine Expertise einbringen können. „Holen Sie alle ins Boot und beachten Sie mit Fingerspitzengefühl auch die Belange der Mitarbeitenden. Sie haben oft eigene gute Ideen zur Verbesserung, die jetzt verwirklicht werden könnten“, rät der Nachfolgemoderator. Falls die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Inhaber bei allen Bemühungen nicht klappen sollte, könne im Notfall eine Mediation zur Klärung beitragen. „Wenn alle Beteiligten von vorneherein eine klare Kommunikation pflegen, muss es dazu aber gar nicht kommen“, ist Hobelsberger überzeugt. MARTINA JAHN W

Wenn alles gut abgestimmt ist, spricht nichts gegen eine Beschäftigung von langjährigen Chefs als Mitarbeiter.

Eine vergnügte halbe Stunde: Sascha MewesHerzog und seine Frau Sarah nehmen eine neue Folge ihres Podcasts „Abenteuer Metall“ auf.

Ein Podcast gegen Vorurteile

Als kleiner Handwerksbetrieb einen eigenen Podcast stemmen? Sascha Mewes-Herzog und seine Frau Sarah posten wöchentlich eine neue Folge und haben dabei mehr als nur ein Ziel.

Nein, es ist sicher keine typische Sonntagsbeschäftigung für einen Handwerker: Sascha Mewes-Herzog, Geschäftsführer des Zwölf-Mann-Stahlbaubetriebs Riemann-Metallbau in Velpke, sitzt auf dem heimischen Sofa. Vor sich hat er ein Mikrofon, in der Hand eine Tasse Kaffee, neben ihm sitzt seine Frau. Die Aufgabe der beiden für die nächsten 30 Minuten: eine neue Folge ihres Podcasts „Abenteuer Metall“ aufnehmen.

So funktioniert Metall-Handwerk heute „Wir wollen erzählen, wie modernes Metall-Handwerk heute funktioniert“, sagt Mewes-Herzog. Das Ziel: Aufräumen mit dem Mythos der schweren, schmutzigen und schlecht bezahlten Arbeit im Handwerk. Zudem wollen sie erklären, wie vielfältig Metallbau ist, und zeigen, wie neue Technologien auch in kleinen Betrieben zum Einsatz kommen. Entsprechend breit sind die Themen der mittlerweile 15 Folgen gestreut: Sarah Herzog als Mode-

Kontaktloses Bezahlen immer beliebter

Laut einer Bitkom-Studie fordern drei von vier Verbrauchern eine elektronische Bezahlmöglichkeit in Geschäften. Können Kunden bei Ihnen elektronisch zahlen?

„Entsetzte Fußballfans – warum klappt es in Deutschland nicht mit der Kartenzahlung?“, schrieb jüngst der Spiegel anlässlich der EM 2024. Der Artikel zeigt: In unseren Nachbarländern ist man dem digitalen Neuland längst

entwachsen. Deutschland hat Nachholbedarf. Dabei ist kontaktloses Bezahlen auch hierzulande zumindest im Handel vielerorts Standard. Und laut einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom haben beinahe 60 Prozent der Deutschen innerhalb eines Jahres mindestens einmal mit Smartphone oder Smartwatch gezahlt. Nimmt man Kredit- oder Bankkarten hinzu, seien es 98 Prozent, die zumindest gelegentlich im Geschäft kontaktlos bezahlen würden. Gleichzeitig störe es drei Viertel der Befragten, wenn sie an einer Kasse nicht kontaktlos zahlen können. Kaum weniger würden es

Wir fangen erst an.

sogar befürworten, wenn alle Geschäfte gesetzlich verpflichtet wären, neben Bargeld auch mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit anzubieten.

An dieser Stelle wird es auch für das Handwerk interessant, sich mit elektronischen Bezahlmöglichkeiten auseinanderzusetzen. So ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Den Kunden präsentiert man sich als Unternehmen, das moderne Zahlungsmittel akzeptiert. Gleichzeitig bekommen Handwerker schneller ihr Geld, weil der Kunde zum Beispiel eine digitale Rechnung noch vor Ort unterschreiben und begleichen kann, anstatt erst auf Post zu warten. (DEG) W

Sie suchen täglich Informationen, die wichtig für die Zukunft Ihres Betriebes sind? Wir liefern Ihnen alle relevanten Infos – in 60 Sekunden auf den Punkt. Bei Bedarf in aller Tiefe auf handwerk.com.

ratorin und Sascha Mewes-Herzog reden über KI und eine mögliche Frauenquote genauso locker wie über die Frage, warum Metall eigentlich verzinkt oder pulverbeschichtet wird, was eine Ausbildung im Handwerk von der Industrie unterscheidet und welche Berufsperspektiven das Handwerk bietet.

„Eine halbe Stunde in der Woche“ „Unsere Zielgruppe sind alle, die sich für das Handwerk und Stahlbau interessieren. Aber es geht

uns ganz klar auch um Mitarbeitergewinnung für unseren Betrieb“, sagt Mewes-Herzog. Ein authentisches Bild zeichnen, Karrierewege beschreiben und so eine Arbeitgebermarke aufbauen, das ist der Plan.

Aber ist der Aufwand mit einem wöchentlich erscheinenden Podcast für einen kleinen Betrieb nicht sehr groß? „Ich investiere nicht mehr als eine halbe Stunde in der Woche“, stellt der Handwerker klar. Also nicht viel mehr, als eine Folge dauert. Möglich wird das durch die Arbeit seiner Frau: Moderatorin Sarah Herzog kümmert sich um Themen, skriptet die einzelnen Folgen, managt die Technik und versorgt Mewes-Herzog mit dem Fragenkatalog für die Folge. Außerdem kümmert sie sich um Schnitt, Veröffentlichung und Werbung. Als Marketing-Mentorin und Kommunikationstrainerin war es ihre Idee, dem Metallhandwerk und dem Betrieb ihres Mannes auf dieser Weise mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Seltsame Kunden und Denkmalschutz „Uns ist klar, dass wir ein Nischenpodcast sind, mit derzeit ein paar hundert Hörern“, sagt MewesHerzog. „Aber wir fangen ja auch erst an.“ Bislang seien die Reaktionen positiv. „Selbst beim Bundesverband Metall ist man aufmerksam geworden – und hat uns ein großes Lob für die Folge zum Thema ,Verzinken, pulvern oder streichen?‘ geschickt“, sagt Herzog stolz.

Und hat der Handwerksunternehmer selbst auch eine Lieblingsfolge? Mewes-Herzog überlegt. „Vielleicht die über die Frauenquote“, sagt er dann. „Weil sie zeigt, dass so ein vermeintliches ,Grünen-Thema‘ auch im Handwerk relevant ist.“

Die kommenden Folgen sind schon vorbereitet und die Themenpalette bleibt breit: Selbstwirksamkeit im Handwerk, Funny Moments mit Kunden, der Bau der neuen Halle ihres Betriebs und – darauf freut sich Herzog besonders – Denkmalschutz geht vor Personenschutz. „Wir haben noch viele Themen“, sagen die beiden Handwerks-Podcaster/ Podcast-Hosts. Und Pläne: Im nächsten Schritt wollen Herzog und Mewes-Herzog eine Kamera laufen lassen, um auch einen Video-Podcast zu veröffentlichen.

Wer reinhören will, findet den Podcast „Abenteuer Metall“ unter anderem auf Spotify, Apple Podcasts, Podigee und Amazon Music.

WOLF W

Erst das Geld, dann die Küche?

Lieferung und Montage erfolgen erst nach Bezahlung: Regelungen wie diese sind bei Möbeln üblich. Doch ein Kunde hat jetzt dagegen geklagt – mit Erfolg.

Der Fall: Ein Betrieb erhält den Auftrag, eine Küche zum Preis von knapp 27.000 Euro zu fertigen und zu liefern. Wie vereinbart leistet der Kunde eine Anzahlung von 13.500 Euro. Der Restbetrag muss laut Vertrag spätestens bei Lieferung gezahlt werden – in bar oder zuvor als Überweisung. Doch am Tag der Lieferung weigert sich der Kunde, vor dem Einbau zu zahlen. Die Monteure fahren deshalb samt Küche wieder ab. Der Kunde klagt und das Landgericht Lübeck entscheidet, dass der Betrieb die Küche Zug um Zug gegen Bezahlung montieren muss. Der Chef ist einverstanden. Allerdings fordert er, dass der Kunde bei Lieferung fast den ganzen Restbetrag übergibt, lediglich 750 Euro soll er nach der Montage zahlen. Auch das akzeptiert der Kunde nicht und fordert vom Betrieb drei Termine für die Lieferung. Als der nicht reagiert, tritt der Kunde vom Vertrag zurück und zieht wieder vor Gericht.

Das Urteil: Das Landgericht (LG) Lübeck entscheidet zu Gunsten des Kunden. Der Betrieb habe seine Pflicht zur Lieferung und Montage nicht erfüllt, daher müsse er die Anzahlung an den Kunden zurückzahlen. Die Richter werteten die Regelung, wonach der Restkaufpreis spätestens bei Anlieferung zu zahlen ist, als unzulässige Allgemeine Geschäftsbedingung (AGB). Schließlich verstoße die Regelung gegen § 320 BGB. Der Kunde verliere durch die Klausel „jedes Druckmittel“, falls der Einbau mangelhaft ist. Dem Betrieb half vor Gericht nicht, dass er dem Kunden angeboten hatte, zumindest 750 Euro zurückzubehalten. Diese Summe werde den Sicherungsinteressen des Kunden nicht gerecht, befanden die Richter. (AML) W a

LG Lübeck: Urteil vom 20. Februar 2024, Az. 10 O 91/23

Erfahren Sie mehr auf

Eine Bitkom-Studie hat ermittelt: Viele Deutsche zahlen lieber kontaktlos.

So hilft KI bei der Kommunikation

KI schön und gut – aber Sie fremdeln noch? Das muss nicht sein, denn kostenfreie Helfer können Ihnen einiges an Arbeit abnehmen. Wenn Sie sie richtig einsetzen.

Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant. Neue Tools und Anwendungsmöglichkeiten erscheinen jeden Tag. Aber mal ehrlich: Was haben Sie davon schon ausprobiert? „Während einige Handwerksbetriebe bereits viele Aufgaben mithilfe von KI lösen, haben die meisten große Berührungsängste“, sagt Handwerker-Coach Andrea Eigel. Sie rät, KI mit einfachen Aufgaben in der Kommunikation Ihres Betriebes zu testen. Doch welche Angebote gibt es überhaupt und wie lassen sie sich möglichst kostenlos nutzen?

ChatGPT

Der bekannteste intelligente Chatbot ist sicherlich ChatGPT. Zum Ausprobieren brauchen Sie einen Account, über den Sie sich auf der Homepage des Entwicklers Open AI anmelden. Anders als zum Start der Technik ist es kein Problem mehr, sich zu registrieren. „Um zu starten, reicht die kostenlose Version völlig aus“, sagt Eigel. Erst wenn anspruchsvollere Aufgaben ins Spiel kommen, lohne sich der Umstieg auf die Bezahlvariante.

Copilot

Die Technik von Open AI steckt auch hinter dem KI-Angebot der Microsoftsuchmaschine Bing – Copilot. Öffnen Sie Bing im Microsoftbrowser Edge, dann werden Sie direkt aufgefordert, den Copilot zu nutzen, ganz ohne Anmeldung. „Anders als die kostenlose Version von ChatGPT greift der Copilot nicht nur auf Trainingsdaten, sondern auf die Ergebnisse der Suchmaschine Bing zurück“, erklärt Eigel den Unterschied. Copilot bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, einfache Bilder zu erstellen.

Google Gemini Und natürlich ist auch Google auf dem KI-Chatbot-Markt unterwegs. Google Gemini heißt die Anwendung, für die Sie sich mit einem Google-Konto anmelden müssen.

Vorsicht im Umgang mit Daten und Fakten!  Auch wenn sie noch so überzeugend klingen, die intelligenten Chatbots ersetzen Ihre eigene Recherche nicht! Wenn Sie Wissensfragen

Wo sich Generationen X und Z tummeln

Instagram und Youtube sind gefragt bei der Generation Z, die älteren nutzen Facebook und LinkedIn. Vor allem die Nutzungsdauer von Social Media ist einer Studie zufolge enorm.

In welchen sozialen Netzwerken tummelt sich Ihre Zielgruppe? Antworten darauf gibt der aktuelle Yougov-Report „Beyond the feed: Social Media Report 2024“. Darin wurde die Social-MediaNutzung in Deutschland untersucht. Im Fokus stehen vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1997-2006), die Generation X (Jahrgänge 1965-1980) und die Millennials (Jahrgänge 1981-1996).

Das meistgenutzte Netzwerk der Generation Z ist Yougov zufolge Instagram (66 Prozent). Auf Platz 2 ist Youtube mit 55 Prozent, gefolgt von Snapchat (36 Prozent Nutzung) und Tiktok mit 33 Prozent. Weniger als ein Fünftel in dieser Altersgruppe nutzt Pinterest, X oder LinkedIn.

Von den Befragten der Generation Z verbringen 12 Prozent mehr als 20 Stunden pro Woche auf Youtube, 9 Prozent sind über 20 Stunden auf Tiktok unterwegs und 7 Prozent dieser Altersgruppe verbringen mehr als 20 Stunden pro Woche auf Instagram. Im Vergleich dazu: Jeder dritte Deutsche nutzt soziale Netzwerke etwa drei Stunden am Tag – das entspricht einem Durchschnitt von 6 bis 20 Stunden in der Woche.

Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung dominiert nach wie vor Facebook die Welt der sozialen Netzwerke: Fast jeder Zweite (48 Prozent) hat von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 Facebook genutzt. 56 Prozent der Nutzer gehören der Generation X an, nur jeder Vierte der Generation Z nutzt dieses Netzwerk noch. LinkedIn – das Netzwerk mit dem Schwerpunkt auf BusinessKontakten – wird vorwiegend von Millennials genutzt (13 Prozent). Insgesamt nutzen es laut der Yougov-Studie 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. (JA) W

Sie die Ergebnisse immer auf Richtigkeit überprüfen.

Manchmal kann es hilfreich sein, verschiedene KI-Assistenten auszuprobieren, um das beste Ergebnis zu bekommen.

Andrea Eigel, Handwerksberaterin.

stellen, kann die Antwort der KI völliger Unsinn sein. „Sie sollten immer prüfen, was die KI Ihnen liefert, wenn es um Fakten geht“, betont Eigel. Ebenso wichtig: „Geben Sie keine sensiblen Daten oder Geschäftsgeheimnisse ein, denn mit den eingegebenen Daten wird die KI weiter trainiert.“ Ihre Daten werden also von den Anbietern der KI-Bots genutzt. Chats könnten zudem gehackt werden, sodass die Daten möglicherweise frei im Netz verfügbar sind und missbraucht werden.

Prompts beeinflussen das Ergebnis Wie gut die Ergebnisse sind, die die KI Ihnen liefert, ist in hohem Maße von der Qualität Ihrer Anweisungen, der Prompts, abhängig. „Man muss so präzise wie möglich sein, um ein gutes Ergebnis zu

erzielen“, sagt die Handwerksberaterin. Vermeiden Sie deshalb vage Formulierungen und achten Sie darauf, dass Ihre Anweisungen deutlich und eindeutig sind.

Wichtig ist auch, dem KI-Bot eine Rolle zuzuweisen. „Die KIAssistenten verfügen über viel Wissen. Sie brauchen aber eine Anweisung, welche Perspektive sie einnehmen sollen“, so Eigel. Soll die KI beispielsweise aus Chef- oder Kundensicht Texte formulieren? Sind die Adressaten Freunde oder Geschäftspartner – das müssen Sie bei der Eingabe berücksichtigen.

Die Ergebnisse der verschiedenen Bots können dabei durchaus unterschiedlich ausfallen. „Manchmal kann es hilfreich sein, verschiedene KI-Assistenten auszuprobieren, um das beste Ergebnis zu bekommen“, sagt die Beraterin. KATHARINA WOLF W

KI kann Ihnen im Büro viel Arbeit abnehmen. Wichtig ist aber, dass

Vier-Tage-Woche: Kein Selbstläufer

Aktuell testen 45 deutsche Unternehmen das Arbeitszeitmodell im Rahmen einer Studie. Ein erster Bericht zeigt, was gut läuft und welche Herausforderungen es gibt.

Seit Anfang Februar 2024 läuft in Deutschland eine Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche.

45 Unternehmen verschiedener Größe und Branchen testen seither das Arbeitszeitmodell – darunter sind auch vier Betriebe aus dem Handwerk. Jetzt haben die Initiatoren des Projekts rund um die Agentur Interprenör einen ersten Zwischenbericht vorgelegt. Der zeigt, dass die Umstellung auf die Vier-Tage-Woche kein Selbstläufer ist und dass das Arbeitszeitmodell für Unternehmen verschiedene Herausforderungen birgt. Die Studienteilnehmer spüren laut dem Bericht aber auch erste Vorteile durch die Umstellung.

Leistung, Arbeitszeit und Bezahlung Bei dem Pilotprojekt geht es um die Einführung und Umsetzung einer Vier-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt und gleichbleibender Produktivität (wir berichteten). Laut Zwischenbericht verkürzten die deutschen Unternehmen die Arbeitszeit allerdings konservativer als beim klassischen 100-80-100-Modell – das steht für 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.

Die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen (48 Prozent) entschied sich, die Arbeitszeit um maximal 10 Prozent zu reduzieren. Weitere 38 Prozent verkürzten sie um genau 20 Prozent. Die übrigen 15 Prozent wählten ein Mittelding – also eine Arbeitszeitverkürzung zwischen 11 und 19 Prozent.

Vier Tage arbeiten, drei Tage frei: Welche Erfahrungen haben Betriebe gesammelt?

Die Arbeitszeit wurde meist auf 90 Prozent reduziert.

Welche Herausforderungen gibt es?

Die Einführung der Vier-Tage-Arbeitswoche stellt für Unternehmen ein „umfangreiches ChangeProjekt dar und ist keineswegs ein Selbstläufer“,

Größter Pluspunkt: die Mitarbeiterbindung

Was erwarten Betriebe von einer Vier-Tage-Woche? Welche positiven Effekte hat sie und was sind die größten Bedenken? Eine weitere Studie des ifo Instituts liefert Fakten.

In kleineren Unternehmen ist die VierTage-Woche häufiger gelebte Praxis als in großen. Das ergibt eine Umfrage* des ifo Instituts unter knapp 630 Personalleitern deutschlandweit. In Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten kommt das Modell schon bei 14 Prozent zum Einsatz, unter allen Befragten sind es 11 Prozent der Firmen, die in einer Vier-Tage-Woche arbeiten. Etwa die Hälfte der Betriebe, die die Vier-Tage-Woche anbieten, würde dafür Stunden und Gehälter reduzieren. 39 Prozent teilten eine Vollzeitstelle auf vier Tage auf und ungefähr ein Zehntel der Betriebe reduziere die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt.

Vorteile durch Bindung Auf die Frage, welche positiven Effekte Betriebe von der Vier-Tage-Woche erwarten, gaben 35 Prozent eine höhere Mitarbeiterbindung an. 32 Prozent erwarteten eine höhere Motivation der Mitarbeitenden. Weniger Fehltage und mehr Bewerber erhofften sich je 26 Prozent der befragten Personalleiter. Keine positiven Effekte hingegen erwarteten 37 Prozent.

Bedenken wegen des Aufwands Die Befragten hatten auch Bedenken gegenüber der Vier-Tage-Woche: Knapp zwei Drittel vermuteten, dass sie mit höherem Personalaufwand einhergeht. 52 Prozent der Befragten erwarteten mehr Organisationsaufwand, 40 Prozent einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsverlust und 37 Prozent der Personalleiter befürchteten einen sinkenden Output der Belegschaft. Für knapp ein Drittel der Befragten spricht laut der Umfrage die Problematik des Arbeits- und Fachkräftemangels gegen eine Einführung der Vier-TageWoche, für 42 Prozent spiele das Modell

für den Fachkräftemangel keine Rolle. Dagegen würden 16 Prozent der Unternehmen aufgrund der Problematik eher dieses Arbeitszeitmodell einführen.

Würde die Vier-Tage-Woche Einfluss auf den Fachkräftemangel haben? Zwei Drittel der Befragten befürchteten, dem Fachkräftemangel nach Einführung des Modells noch mehr ausgeliefert zu sein. Für 23 Prozent würden hingegen positive Aspekte wie die Attraktivität für Bewerber überwiegen. Keine Auswirkungen erwarteten 16 Prozent der Umfrageteilnehmer. Insgesamt rechnen kleine Betriebe weniger oft mit Auswirkungen der Vier-Tage-Woche auf den Fachkräftemangel als größere.

*Die Teilnehmenden an der Umfrage teilen sich in folgende Branchen auf: 42 Prozent arbeiten im Verarbeitenden Gewerbe, 23 Prozent im Handel und 35 Prozent im Dienstleistungssektor. Insgesamt waren 44 Prozent der befragten Personalleiter in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden tätig. Die Umfrage wurde im Auftrag der Randstad Personaldienstleistung durchgeführt. (JA) W

• Ganzheitlich gesund und fit: fundierte Informationen und praktische Expertentipps

• Ursachen, Diagnosen, Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfemaßnahmen verständlich erklärt

Überall erhältlich, wo es Bücher gibt und auf … www.humboldt.de

schreiben die Autoren des Berichts. Sie weisen darauf hin, dass die Teilnehmer des Pilotprojekts verschiedene Herausforderungen zu meistern hatten.

Dazu zählt zum Beispiel die Planung der Arbeitsanpassung: Die Unternehmen hätten oftmals unterschätzt, dass es für eine „erfolgreiche Vier-Tage-Woche“ notwendig sei, Arbeitsweisen und Prozesse umzustellen. Zum Teil hätten die Teilnehmer deshalb mehr Zeit benötigt, um auf das neue Arbeitszeitmodell umzustellen.

Zu sehen sei das an den tatsächlichen Startzeitpunkten: 52 Prozent der Projektteilnehmer stellten im Februar 2024 um. Andere starteten erst im März (18 Prozent), April (5 Prozent), Mai (7 Prozent) oder Juni (5 Prozent) mit der Vier-Tage-Woche. Die Anpassungen während der täglichen Arbeitszeit vorzunehmen, habe sich ebenfalls als Herausforderung für die Projektteilnehmer erwiesen. Schließlich sollten sie zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen:

1 die gewohnte Produktivität im Unternehmen aufrechterhalten und 2 Zeit investieren, um die Arbeitsprozesse für die Vier-Tage-Woche zu optimieren.

Welche positiven Effekte hat das Modell?

Trotz der Herausforderungen berichteten die Teilnehmer des Pilotprojekts auch von positiven Effekten der Umstellung. Der Zwischenbericht enthält drei

Beispiele:

ɓ Recruiting: Teilnehmende berichteten von erhöhten Bewerberzahlen bei gleichbleibender Qualität der Bewerbungen.

ɓ Partizipation von Mitarbeitenden: Einige Unternehmer machten die Erfahrung, dass die Mitarbeitenden Anpassungen im Arbeitsalltag vorschlagen, um die Arbeit effizienter zu gestalten.

„Mein Team will das nicht“

Die Vier-Tage-Woche polarisiert: Manche sehen das Arbeitszeitmodell als Chance, um Fachkräfte für das Handwerk zu finden. Andere halten es schlicht für nicht umsetzbar. „Ich finde das Konzept sehr interessant“, sagt Handwerksunternehmer Hermann Strathmann. Er könnte sich für seinen Betrieb die Einführung einer Vier-Tage-Woche mit einer 40 Stundenwoche vorstellen.

Der Inhaber der Erich Uhe GmbH in Hemmingen hat das Arbeitszeitmodell deshalb seinem Team vorgestellt. Doch die Reaktionen der 35 Mitarbeiter waren völlig anders, als der Unternehmer erwartet hätte: „Die meisten waren strikt gegen die Einführung der VierTage-Woche“, berichtet Strathmann. Immerhin drei Mitarbeitende hätten sich bereit erklärt, das Modell zumindest zu testen.

Der Versuch lief genau eine Woche: Dann seien die Mitarbeiter zu ihm gekommen und hätten gesagt: „Chef, das ist nichts für uns.“ Die Mitarbeiter bemängelten, dass sie ihre Familien an den vier Arbeitstagen kaum noch sähen und dass nach der Arbeit keine Zeit mehr für Hobbys bleibe.

Strathmann ist trotzdem froh, dass er die Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb thematisiert hat und dass einige aus seinem Team das Modell getestet haben. „Die tollste Erkenntnis ist für mich, dass das Arbeitszeitmodell nicht für den ganzen Betrieb gelten muss. Es funktioniert auch, wenn sich einzelne Mitarbeiter dafür entscheiden“, berichtet er. Trotz des Votums seines Teams hat Strathmann die Vier-Tage-Woche für seinen Betrieb noch nicht abgehakt. Er kann sich vorstellen, das Arbeitszeitmodell bei Neueinstellungen künftig anzubieten: „Wenn ich neue Fachkräfte nur mit der Vier-Tage-Woche für meinen Betrieb gewinnen kann, dann werde ich das möglich machen.“ (AML)

ɓ Kreativität und Innovation: Die vermehrte freie Zeit führte bei manchen Teilnehmern dazu, Themen kreativer zu durchdenken und damit Arbeitsweisen zu verbessern.

Was steht 2024 noch an?

Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche in Deutschland ist noch nicht ganz abgeschlossen: Das liegt vor allem daran, dass nicht alle Unternehmen im Februar 2024 mit dem sechsmonatigen Test angefangen haben und somit noch keine vollständigen Daten vorliegen. Einen ausführlichen Bericht der Ergebnisse soll es nun im vierten Quartal 2024 geben. ANNA-MAJA LEUPOLD W

Hören Sie auf Ihr Herz!

Wenn sich der Kopf in wirren Gedanken verstrickt und den Kompass verliert, kann die Konzentration auf einen anderen Körperteil helfen: Atmen Sie in Ihr Herz.

Sich ein Herz fassen, etwas aus vollem Herzen tun, beherzt sein: Zahlreiche Redewendungen drehen sich um unser lebenswichtiges Organ. Und das nicht ohne Grund: „Unser Herz ist viel mehr als nur eine Pumpe“, sagt Eva-Mareike Knoche, Coachin und Beraterin aus Hannover. „Herz und Gehirn kommunizieren ständig miteinander.“ Ein Beispiel: Geraten wir in eine gefährliche Situation, sorgen Signale aus dem Gehirn dafür, dass der Puls steigt – und wieder sinkt, wenn die Gefahr vorüber ist. „Umgekehrt sendet auch das Herz Informationen ans Gehirn und beeinflusst darüber unsere Wahrnehmung“, so Knoche. Häufig jedoch seien Gehirn und Herz nicht im Einklang: „Wenn wir uns gestresst fühlen, uns schwertun mit Entscheidungen oder uns nicht konzentrieren können, ist das ein Signal dafür, dass Körper und Geist nicht gut zusammen funktionieren“, sagt die Beraterin.

Die gute Nachricht: Wir haben die Lösung selbst in der Hand. „Wir können bewusst positive Emotionen erzeugen, indem wir über unsere Atmung Herz und Gehirn besser aufeinander abstimmen“, erläutert Knoche. Zahlreiche wissenschaftliche Studien des HeartMath Instituts, das die Methode entwickelt hat, belegten dies. Der Effekt lasse sich sogar mit Hilfe von Messungen der Herzfrequenzvariabilität nachweisen. „Im Coaching und in Vorträgen zu diesem Thema nutze ich diese Messung gern, weil der Erfolg so gut sichtbar wird“, sagt die Coachin.

In drei Schritten zu mehr Einklang Und so geht’s:

1 Verschieben Sie Ihren Fokus vom Kopf auf Ihr Herz, zum Beispiel indem Sie Ihre Hand auf Ihr Herz legen.

2 Jetzt atmen Sie bewusst ruhig ein und aus, am besten jeweils bis fünf zählen.

3 Stellen Sie sich dabei vor, wie Ihr Atem durch Ihr Herz fließt.

„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in einen kohärenten Zustand, in dem sie miteinander im Einklang sind“, sagt Knoche. Man brauche allerdings wie bei allen Techniken ein bisschen Übung. „Das heißt nicht, dass man stundenlang in sein Herz atmen soll. Viel wichtiger ist es, regelmäßig kurze Atemübungen einzuplanen, die nur wenige Minuten dauern müssen“, betont die Beraterin. Sie können die Übung präventiv morgens und abends als Routine einbauen oder vor und nach Stresssituationen ausführen, zum Beispiel vor einem schwierigen Teammeeting oder nach einem Treffen mit komplizierten Kunden.

Manchmal stelle sich die Wirkung erst später ein und führe zu einem Aha-Erlebnis, berichtet Knoche: „Dann merke ich plötzlich: Die Situation, die mir Sorgen bereitet hat, habe ich überraschend gut gemeistert.“

Bewusst positive Emotionen erzeugen

In einem weiteren Schritt könne die Atmung ins Herz noch mehr Effekte erzielen: Sie könne positive Emotionen wachrufen, die Konzentration erhöhen oder in schwierigen Situation für mehr Klarheit sorgen, verspricht Knoche.

Starten Sie für diese Übung mit der herzfokussierten Atmung. Konzentrieren Sie sich auf ein schönes Erlebnis, mit dem Sie ein intensives positives Gefühl verbinden, und lassen Sie es mit der Atmung durch Ihr Herz fließen. „Indem wir uns angenehme Gefühle vergegenwärtigen und sie im Herzen wahrnehmen, senden wir gleichzeitig positive Signale in unser gesamtes Nervensystem. Das

Buchtipp: Die Heilkraft der Atmung

Mit der richtigen Atmung können Sie die mentale und körperliche Gesundheit fördern –diese 86 Tipps helfen Ihnen dabei.

Atmung ist viel mehr, als den Körper nur mit Sauerstoff zu versorgen. Kontrolliertes Atmen kann Forschungen zufolge die Immunabwehr stärken, gegen Depressionen wirken und das Gehirn leistungsfähiger machen. Mit gezielter Atmung können wir zudem Emotionen wie Ängste oder Aggressionen gezielt kontrollieren. Wie genau das funktioniert, erklärt Physiotherapeut Kay Bartrow in seinem Ratgeber „Die Heilkraft der Atmung“. In 86 kleinen Übungen beschreibt er, wie die Atmung funktioniert und wie wir ihre heilende Kraft für unsere Gesundheit nutzen können. Er erklärt beispielsweise, wie man die Atmungsketten aktiviert, sich entspannt und damit eine bessere Körperwahrnehmung erreicht. Für Handwerksunternehmer besonders interessant: Übungen bei Müdigkeit, Muskelverspannungen, Nackenoder Rückenschmerzen. Auch Kopf- oder Gelenkschmerzen können Sie mit gezielter Atmung lindern. (JA)

„Herzfokussierte Atmung kann bei Entscheidungen weiterhelfen.
Eva Knoche, Coachin

macht uns wacher, konzentrierter und insgesamt zuversichtlicher“, erläutert die Beraterin.

Per Atmung die Intuition anzapfen Oft tun wir uns mit Entscheidungen schwer, finden keine Antwort auf eine Frage oder kommen mit einem Problem nicht weiter. „Auch hier kann die Herzatmung helfen“, sagt Knoche. Die Idee ist, dem Kopf, der sich schon lange mit einem Thema abmüht und keine Lösung findet, eine Pause zu gönnen und einen anderen Weg zu finden. „Konzentrieren Sie sich während der herzfokussierten Atmung beispielsweise auf eine Frage und beobachten Sie, welcher Impuls

kommt, vielleicht eine Antwort, ein Satz, ein Wort“, beschreibt die Beraterin das Vorgehen. So könne neben den vielen Argumenten, die der Kopf schon geliefert hat, die Intuition eine Entscheidungshilfe sein. Ähnliches gelte für schwierige Fragen oder Probleme. „Oft entsteht durch die herzfokussierte Atmung ein Impuls oder ein neue Idee: So könnte ich vorgehen“, sagt Knoche. Letztlich gehe es auch darum, den Fokus vom Negativen auf das Positive zu lenken, fasst die Trainerin zusammen. „Unser Gehirn ist sehr gut darin, negative Erfahrungen zu speichern“, sagt sie. „Die Konzentration auf das Herz hilft, sich Positives intensiv zu vergegenwärtigen und daraus neue Kraft zu schöpfen.“

Mehr als 500 Betriebe haben 2022 mit uns Mitarbeiter gefunden!

Nicht länger nach Fachkräften suchen – sondern einfach finden!

Wir sind der starke Handwerks-Partner an Ihrer Seite und gehen mit Ihnen gemeinsam die Bewerbersuche an. Wir bieten Ihnen eine rechtssichere, zeitsparende und 100 Prozent frustrationsfreie Lösung an, um Ihre offenen Stellen zu besetzen!

Lassen Sie sich nicht von der Konkurrenz abhängen und finden Sie mit uns neue Mitarbeiter.

Jetzt die einfache Lösung zur Bewerbersuche testen! Für mehr Informationen QR-Code scannen.

„Durch die tiefe Atmung regulieren wir das Nervensystem und bringen Gehirn und Herz in Einklang“, sagt Coachin Eva Knoche.
KATHARINA WOLF W

Was sie können, wem sie nutzen

Die Risiken von Cyberangriffen sind für Betriebe schwer kalkulierbar. Cyberversicherungen sollen ihnen Schutz im Ernstfall bieten. Was ist beim Abschluss zu beachten?

Starke Anstiege bei Angriffen aus dem Ausland und 200 Milliarden Euro Schäden jährlich. Das im Mai dieses Jahres erschienene Bundeslagebild Cybercrime 2023 macht deutlich, dass Cyberkriminalität in Deutschland eine ernsthafte wirtschaftliche Bedrohung darstellt. „Auch leicht verwundbare kleine und mittelständische Unternehmen waren […] stark betroffen“, schreibt das herausgebende Bundeskriminalamt.

Das macht die Schattenseite der Digitalisierung im Handwerk sichtbar: Je digitaler ein Handwerksbetrieb aufgestellt ist, desto stärker kann ein Cyberangriff sich auf seine Betriebsabläufe auswirken. „Wer am Computer nur das Office-Paket nutzt, dem wird bei einer schweren Cyberattacke noch kein Produktionsausfall drohen“, sagt der unabhängige Versicherungsberater Michael Jander. Bei stark digitalisierten Handwerksunternehmen hingegen kann der Schaden immense Auswirkungen haben.

Cyberversicherungen können den finanziellen Schaden eines Cyberangriffs auf einen Handwerksbetrieb abfedern. Inzwischen gibt es zahlreiche Angebote kleiner und großer Versicherungsunternehmen. Der Markt ist vielfältig; ebenso sind es die individuellen Versicherungspolicen.

Was kann geschützt werden?

Häufig würden Versicherer ihre Policen nach dem Baustein-Prinzip aufbauen, sagt Jander. Unternehmen könnten sich daraus die Schutzbausteine für die Bereiche heraussuchen, die für sie das größte Schadensrisiko darstellen. „Dass die Versicherung für die Kosten der Spezialisten aufkommt, die die Systeme wieder zum Laufen bringen, gehört zum Kern einer Cyberversicherung“, sagt Jander. Darüber hinaus würden häufig folgende Leistungen angeboten:

1 Entschädigung für Ausfälle durch Betriebsunterbrechungen infolge eines Cyberangriffs, 2 Erstattung von finanziellen Schäden, die durch Erpressung entstehen, 3 Cyber-Haftpflicht für Schäden, die Dritten infolge des Vorfalls entstanden sind, 4 Übernahme der Kosten für Krisenmanagement und PR-Maßnahmen.

Hohe Anforderungen an die Betriebe Mindestens so umfangreich wie die Schutzoptionen sind leider auch die Voraussetzungen, die Betriebe erfüllen müssen, damit eine Versicherung nach einem Angriff bezahlt. „Regelmäßige Updates, eine funktionierende Firewall, eine mindestens wöchentliche vollständige externe Datensicherung, Zwei-FaktorAuthentifizierung und Vier-Augen-Prinzip bei größeren Überweisungen sind nur einige Punkte, die häufig verlangt werden“, sagt Jander. Eine gute Orientierung, wie man sich versicherbar macht, gebe der IT-Grundschutz des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Anforderungen machen deutlich: Klein ist der Aufwand, der zur Erlangung so eines Grundschutzes betrieben werden muss, nicht.

Die hohen Ansprüche, die Versicherungen an Unternehmen stellen, machen deutlich, wie hoch sie das Risiko und die finanziellen Folgen eines Angriffs bewerten. „Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe ist für seriöse Anbieter schlicht nicht versicherbar“, fasst Michael Jander zusammen.

des

hat eine Schattenseite, auf der

Risiken analysieren

Ein Betrieb ohne nennenswerte Schutzmechanismen ist für seriöse Anbieter nicht versicherbar.“

Michael Jander, unabhängiger Versicherungsberater

und Trojaner

Zugleich sei es nicht trivial, das eigene Risiko und die entsprechende Leistung einer Cyberversicherung zu beurteilen. „Das ist viel schwerer zu bewerten als eine Sachversicherung. Von Feuer, Wasser und Vandalismus hat man eine gewisse Vorstellung. Von den Einfallstoren für Cyberangriffe und den möglichen Folgen weiß man sehr viel weniger“, sagt Jander. Daher genüge es nicht, eine Versicherung abzuschließen und sich zurückzulehnen. „Betriebe sollten mit einer internen Risikoanalyse beginnen und sich dafür Aufgaben vornehmen, die sie auch bewältigen können“, erklärt der Versicherungsberater.

Fallstricke lauerten zudem in konkreten Fragen wie der sogenannten Haftzeit bei Betriebsunterbrechungen. Denn ist diese Zeit überschritten, enden die Zahlungen der Versicherung. Von einer Haftzeit, die nur einen Monat beträgt, rät der Versicherungsberater beispielsweise ab. So schnell seien die Auswirkungen eines Angriffs häufig nicht behoben. „Man darf den zeitlichen Rahmen zur Wiederherstellung der Systeme nicht unterschätzen“, sagt Jander.

Cyberversicherung: Praxisbeispiel In einem konkreten Fall hat Jander einen produzierenden Handwerksbetrieb mit 50 Mitarbeitern bei der Wahl einer Cyberversicherung beraten. „Der Betrieb ist so weit digitalisiert wie viele Unternehmen in seiner

Cyberkriminelle verursachen Milliardenschäden. Cyberversicherungen sollen die Risiken beherrschbar machen.

Größenklasse: Einiges läuft in der Produktion schon automatisiert, anderes noch manuell.“ Die in Frage kommenden drei Versicherungen hätten Policen zu Kosten von 1.500 bis 3.000 Euro pro Jahr angeboten.

„Der teuerste Anbieter war in dem Fall der schlechteste“, sagt Jander. Der günstigste sei gut gewesen, der beste habe preislich genau in der Mitte der beiden anderen gelegen. Größte Aufgabe für den Handwerksbetrieb: „Die Versicherung verlangte

Michael Jander, unabhängiger Versicherungsberater Foto: Privat

ausdrücklich, dass der für die EDV zuständige Mitarbeiter jeden einzelnen Punkt einer Anforderungsliste überprüfen musste. Das waren neun Punkte, in der jeder Punkt, wenn er nicht erfüllt ist, ein K.-o.-Kriterium für den Versicherer darstellt.“ Die maximale Versicherungssumme betrug eine halbe Million Euro. Sie umfasse unter anderem Haftung gegenüber Dritten, Eigenschäden und Betriebsunterbrechungen. DENNY GILLE W

Mehr als 500 Betriebe haben 2022 mit uns Mitarbeiter gefunden! Nicht länger nach Fachkräften suchen – sondern einfach finden! Wir sind der starke Handwerks-Partner an Ihrer Seite und gehen mit Ihnen gemeinsam die Bewerbersuche an. Wir bieten Ihnen eine rechtssichere, zeitsparende und 100 Prozent frustrationsfreie Lösung an, um Ihre offenen Stellen zu besetzen! Lassen Sie sich nicht von der Konkurrenz abhängen und finden Sie mit uns neue Mitarbeiter.

Jetzt die einfache Lösung zur Bewerbersuche testen! Für mehr Informationen QR-Code scannen.

Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Der Komfort
digitalen Lebens
Viren
lauern:

Alkoholfrei auf der Überholspur

Die Überraschungszahl zum Internationalen Tag des Bieres: Das Alkoholfreie trendet! Dieser Brauer kann das bestätigen – und ist selbst Fan geworden.

Deutschland lebt gesünder. Die Zahl der Raucher sinkt kontinuierlich. Der Fleischkonsum ist seit Jahren rückläufig. Und auch vor dem Alkohol macht die Entwicklung nicht halt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Produktion alkoholfreier Biere mehr als verdoppelt, meldet das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Internationalen Tags des Bieres am 2. August. Gut 550 Millionen Liter alkoholfreies Bier wurden demnach im vergangenen Jahr in Deutschland produziert. Per Definition gilt Bier mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Prozent in Deutschland als alkoholfrei.

Die Biermischgetränke haben die alkoholfreien Biere inzwischen deutlich hinter sich gelassen. Seit 2021 wird stetig mehr alkoholfreies Bier als Biermischgetränke hergestellt. 2023 waren es fast 200 Millionen Liter mehr. An der gesamten deutschen Bierproduktion haben die Alkoholfreien aktuell zwar erst einen Anteil von 7,5 Prozent, aber der Trend ist auf ihrer Seite: Denn während die Menge produzierten alkoholfreien Bieres wächst, geht die des alkoholhaltigen Brauerzeugnisses kontinuierlich zurück. Um 14 Prozent in den letzten zehn Jahren, meldet Destatis.

„Ich habe mich lange gesträubt“ Da verwundert es nicht, dass auch mehr handwerkliche Bierbrauer den Trend bedienen – und dabei selbst zum Fan des alkoholfreien Genusses werden. So wie Diplom-Braumeister Kolja Gigla, Gründer der Hannoverschen Mashsee Brauerei. Zehn Jahre nach der Gründung seiner Craftbeer-Brauerei hat Gigla in diesem Jahr sein erstes alkoholfreies Bier auf den Markt gebracht. Die Sorte „Blaufrei“ ist nicht nur das Ergebnis eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses, sondern auch einer persönlichen Weiterentwicklung. „Ich habe mich lange gegen alkoholfreie Biere gesträubt“, sagt Gigla. Hauptgrund: An bekannten alkoholfreien Bieren vermisste der Brauer die Vollmundigkeit. Die sei schwer zu erreichen, weil sie vor allem auch durch den Alkohol entstehe.

Meister Scheller und die Bürokratie

In der ARD-Reportage „1001 Gesetz: Bürokratie in der Backstube“ erklärt Bäckermeister Nico Scheller, wie groß die Belastung ist.

Es gibt Momente, da kann die Stimmung kippen: 15.000 Euro Steuernachzahlung zum Beispiel, weil im Cappuccino nicht genug Milch war. Bäckermeister Nico Scheller aus Oberhaching wirkt aber eher ein bisschen verwundert, als er die Geschichte in der ARDReportage „1001 Gesetz: Bürokratie in der Backstube“ erzählt: Für Cappuccino zum Mitnehmen gilt wegen des hohen Milchanteils von 82 Prozent als Milchmixgetränk sieben Prozent Mehrwertsteuer. Doch 2014 stellte das Finanzamt fest: Zwei Prozent zu wenig Milch im Cappuccino. Das bedeutete: Es galt der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent und es gab eine fette Nachzahlung. Wie viel Bürokratie verträgt eine Backstube? Dieser Frage geht die Reportage nach und Nico Scheller kann viel dazu sagen. Arbeit genug für zwei zusätzliche Vollzeitstellen habe er wegen der unterschiedlichsten Auflagen, berichtet er. Das fange bei Kühlungsprotokollen auf Papier trotz digitaler Erfassung an und reiche bis zur ExtraSchutzkleidung für Mitarbeitende, wenn sie das Spülmittel umfüllen. Besonders ärgerlich: die Bonpflicht. Scheller legt Wert auf Nachhaltigkeit. Kunden, die ihre eigenen Beutel mitbringen, nehmen an einem Bonussystem teil. Nun müsse er durch das Drucken der Bons „brutal viel Müll“ produzieren, klagt er. Doch was tun? Die ARD-Redaktion wollte Ministeriumsvertreter aus Berlin nach Bayern holen, doch das misslang. Stattdessen kommt der bayerische Beauftragte für Bürokratieabbau, Walter Nusse. Doch mehr als Trost spenden und versichern, alles ihm Mögliche zu tun, kann er auch nicht. Die bayerische Bäckerinnung hatte ihm eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen übergeben. „Konnten Sie konkret etwas erreichen?“, fragt Scheller. Nusse verweist auf kommende Erleichterungen. Aber Themen, die den Bäcker bewegen? Noch Fehlanzeige. Scheller wünscht sich bei machen EU-Regelungen Ausnahmen für kleine Handwerksbetriebe. „Das könnte man auch im Bund, für sich regeln“, sagt er. Viel Hoffnung macht ihm Nusse nicht. Eine Gefahr für viele Betriebe, warnt Scheller. (KW) W

liegen

Das kann auch Mashsee-Gründer

bestätigen.  Sie trinken es, weil sie Lust darauf haben.

Kolja Gigla, Braumeister, über die Kundschaft alkoholfreier Biere

Als aussichtslos wollte der Unternehmer die Entwicklung eines vollmundigen alkoholfreien Bieres aber nicht abtun. Kolja Gigla experimentierte – und erlebte nach zwei Jahren Entwicklungszeit einen Durchbruch. „Ich war so begeistert und überzeugt vom Ergebnis, dass ich gar nicht anders konnte, als die Vermarktung zu wagen“, erzählt er. Je nach Herstellungsmethode sei ein alkoholfreies Bier oft entweder süß und pappig oder schmecke zu sehr nach nichts. „Der Clou an unserem Rezept ist, dass das Bier eine Vollmundigkeit bietet, ohne den sehr süßen Geschmackseindruck zu hinterlassen“, sagt Gigla.

„Eine unserer stärksten Sorten“ Inzwischen ist das alkoholfreie Craftbeer der zwei Mitarbeiter starken Brauerei seit gut vier Monaten auf dem Markt – und sein Erfinder mehr als zufrieden: „Blaufrei hat sich zu einer unserer stärksten Sorten entwickelt.“ Das hat für Gigla auch mit der Einstellung seiner Käufer zu tun. „Die Leute fangen an, ein gutes alkoholfreies Bier als etwas Eigenständiges zu sehen“, sagt der Unternehmer. Sie würden es nicht mehr als Ersatz empfinden für Momente, in denen man kein „richtiges“ Bier trinken darf. „Sie trinken es, weil sie Lust darauf haben.“ DENNY GILLE W

Zu viel Papier:  Bäckermeister Nico Scheller zeigt die Bons aus einer Stunde Verkauf.
Prost! Heute alkoholfrei. Biere mit stark reduziertem Alkoholgehalt
im Trend.
Kolja Gigla

„Custom“ als Botschaft

Neues Design, mehr Digitalisierung, Komfort und Individualität für Kunden: der Ford Transit Custom im Test.

Er ist einer der beliebtesten mittleren Transporter im LCV-Segment, der Ford Transit Custom. Die neue Generation ist optisch und technisch modernisiert, hat (beziehungsweise bekommt erst noch) clevere Optionen. Ein Test mit dem 2,0-Liter-EcoBlue-Diesel. Die Transit-Familie wird seit 2022 von Ford modernisiert. Das gehört zur Geschäftsstrategie, noch mehr Marktanteile bei den Gewerbekunden zu gewinnen. Der Custom als mittlerer Transporter ist in Europa seit 2015 Marktführer im Ein-TonnenSegment (Zuladung), wurde mehrfach ausgezeichnet, wurde in Großbritannien zweimal hintereinander das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt. Beliebt ist er.

Dynamische Optik

Die jetzige Generation ist auf den ersten Blick rundherum erneuert. Das Design wirkt frisch und modern und hebt sich von seinen Vorgängern ab. Die neu gestaltete Frontpartie mit einem markanten Grill und eleganten, sportiven LED-Scheinwerfern sorgt für ein dynamisches Erscheinungsbild. Wir sind als erstes verfügbares Modell einen Kastenwagen-Lkw mit dem 110 kW (150 PS) starken 2,0-Liter-Eco-Blue-Diesel mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb gefahren.

Noch im Sommer werden der Plug-in-Hybrid und auch das rein elektrische Modell des neuen Transit Custom auf den Markt kommen. Verfügbar ist er in zwei Längen und neben dem Kastenwagen-Lkw mit Doppelkabine als Kombi-Pkw sowie als Tourneo-Bus und als Nugget (Camper-Van), später folgt der innovative Multicab-Lkw mit einer L-förmigen Ladefläche und zwei Sitzen hinter dem Fahrersitz. Ford setzt auf verbesserte Ergonomie und Platzverhältnisse im Vergleich zum Vorgänger. Der Radstand ist gewachsen, die Fahrzeughöhe sinkt auf unter zwei Meter (praktisch für Parkhäuser), der Überhang vorne wurde reduziert. Dabei wächst aber der Komfort im Inneren: Der Fußraum ist vergrößert, Ein- und Ausstieg wurden vereinfacht und die Fahrerposition ähnelt stärker der in einem (hohen) Pkw. Beim Fußraum und beim Platz für Mitfahrende muss man bei der Schalter-Variante, wie wir sie gefahren sind, aber Abstriche machen. Die Automatikgetriebe haben den Schalthebel hinter dem Lenkrad und damit keinen störenden Kasten mehr in Höhe des mittleren Sitzes. Der Beifahrer hat vor sich mehr Stauraum, der Airbag ist in den Dachhimmel gewandert. Das

hat allerdings den Nachteil, dass es über dem Kopf keine Ablageflächen geben kann.

Telematikdienste für Flottenbetreiber

LITER Diesel auf 100 Kilometer war unser Durchschnittsverbrauch mit 800 Kilogramm Zuladung.

Der Custom ist im Innenraum auch deutlich digitaler geworden und passt sich allmählich den PkwGenerationen an. Dennoch ist das Cockpit funktional gestaltet und nicht verspielt. In der Mitte thront ein 13-Zoll-Touchscreen mit dem Sync-4-Betriebssystem. Kabellose Smartphone-Konnektivität und ein 5G-Modem inklusive. Das kann für umfangreiche

Telematikdienste im Ford-Universum genutzt werden. Größere Flottenkunden können die Daten aus den Fahrzeugen auch im Rohformat bekommen.

Die Digitaloptionen und das moderne Cockpit sind schließlich auch restwertrelevante Ausstattungen. Noch nicht verfügbar – und damit auch nicht im Testfahrzeug –, aber interessant ist das Mobile Office Pack als Option. Das Lenkrad lässt sich damit nahezu waagerecht kippen und mit einer Platte zum Tisch umwandeln. Eine Vorrichtung für eine Smartphonehalterung links neben der Instrumententafel gehört ebenfalls zum Paket, das speziell auf Anforderung der Kunden entwickelt worden ist.

Unser Testfahrzeug hatte keine besonderen Ausbauten, aber Ford hat grundsätzlich branchen-

Sind private Fahrten mautpflichtig?

Firmentransporter werden von Handwerkern auch mal privat genutzt. Greift in solchen Fällen die Handwerkerausnahme oder fallen die Fahrten unter die Mautpflicht?

Seit 1. Juli gilt die Lkw-Maut auch für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen. Allerdings sind Fahrzeuge, die von Handwerksbetrieben eingesetzt werden, unter bestimmten Voraussetzungen von der Mautpflicht befreit. Doch was ist, wenn der Firmentransporter am Wochenende von Mitarbeitenden oder dem Unternehmer für private Zwecke genutzt wird?

Der Mautbetreiber Toll Collect stellt klar, dass das Gesetz keine generelle Mautbefreiung vorsieht, so die Begründung. Die Befreiung bei der Handwerkerausnahme sei fahrtbezogen. Das bedeutet: Fahrten, die die Voraussetzungen nicht erfüllen, seien mautpflichtig. Laut Toll Collect gilt die Handwerkerausnahme, wenn ɓ das Fahrzeug von einem Mitarbeitenden des Handwerksbetriebs gefahren wird, ɓ bei dieser Fahrt Material, Ausrüstungen oder Maschinen transportiert werden, die zur Ausführung der Dienst- und Werkleistungen des Betriebs notwendig sind, ɓ oder handwerklich gefertigte Güter mit dem Fahrzeug transportiert werden, die im Betrieb hergestellt, weiterverarbeitet oder repariert werden.

Und was können Handwerker tun, wenn die (private) Nutzung des Firmenwagens unter die Mautpflicht fällt? Dem Mautbetreiber zufolge haben sie zwei Möglichkeiten:

1 Mauterhebung mit einem Mautgerät: Das funktioniere mit einer sogenannten On-Board Unit (OBU) im Fahrzeug.

2 Maut jeweils vor Fahrtantritt entrichten: Möglich sei das über die Website von Toll Collect oder mit der App von Toll Collect. Allerdings sei diese Variante weniger komfortabel, da die gebuchte Strecke nicht verlassen werden dürfe. Sollte dies dennoch nötig sein, müsse die bereits gebuchte Strecke zunächst storniert und die neue Strecke dann separat gebucht werden. (AML) W

spezifische Transporterlösungen und Laderaumpakete ab Werk und über Drittanbieter als Option für den Transit Custom. Beispielsweise ein ausklappbares Regalsystem im Laderaum, Zurrleisten, ein 2,3-kW-Stromanschluss „Pro Power Onboard“ zum Betreiben von Elektrogeräten.

Belastungsprobe mit 800 Kilogramm Das Fahrverhalten des neuen Transit Custom gleicht ebenfalls eher einem Pkw als einem Nutzfahrzeug. Die Lenkung ist leicht und präzise, was besonders in engen Stadtstraßen von Vorteil ist. Während unserer Testfahrten ist der altbekannte Diesel gleichmäßig unaufgeregt bei der Arbeit, dabei aber nicht der leiseste. Die 150-PSVariante hat genügend Reserven, um gut zu beschleunigen – auch mit 400 Kilogramm, die Ford in unser Testfahrzeug zugeladen hatte. Und auch mit noch mehr Gewicht – wir haben den Custom mit weiteren 400 Kilogramm beladen – bleibt das Fahrzeug stabil und komfortabel. Dabei haben wir einen Durchschnittsverbrauch von 9,8 Liter auf 100 Kilometer erreicht. Der Ford Transit Custom beginnt bei 41.050 Euro, unser Testwagen hatte einen Preis von 46.190 Euro (Preise netto, exkl. USt.). SVEN EISENKRÄMER W

Organ der Handwerkskammern 129. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de www.handwerk.com

Redaktion:

Irmke Frömling (Chefredaktion, V.i.S.d.P.)

Tel. 0511 8550-2455 irmke.froemling@schluetersche.de

Denny Gille, Tel. 0511 8550-2624 denny.gille@schluetersche.de

Martina Jahn, Tel. 0511 8550-2415 martina.jahn@schluetersche.de

Anna-Maja Leupold, Tel. 0511 8550-2460 anna-maja.leupold@schluetersche.de

Content Management: Torsten Hamacher, Tel. 0511 8550-2456 torsten.hamacher@schluetersche.de Antje Todt, Tel. 0511 8550-2550 antje.todt@schluetersche.de

Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten) Braunschweig-Lüneburg-Stade: Astrid Bauerfeld Hannover: Peter Karst Hildesheim-Südniedersachsen: Ina-Maria Heidmann Magdeburg: Burghard Grupe Oldenburg: Heiko Henke Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: Sven Ruschhaupt Ostfriesland: Jörg Frerichs Verkauf: Tanja Ehlerding (Anzeigenleiterin) Tel. 0511 8550-2647 tanja.ehlerding@schluetersche.de

Anna Dau (Regionalverkauf Braunschweig-Lüneburg-Stade, Hannover, Hildesheim-Südniedersachsen, Magdeburg) Tel. 0511 8550-2484 anna.dau@schluetersche.de

Kai Burkhardt (Key Account Manager Automotive) Tel. 0511 8550-2566, kai.burkhardt@schluetersche.de

Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2024

Druckunterlagen: anzeigendaten-ndh@schluetersche.de Tel. 0511 8550-2522

Abonnement-Service: vertrieb@schluetersche.de Tel. 0511 8550-8822

Erscheinungsweise: monatlich Bezugspreis: Jahresabonnement: ¤ 46,00 inkl. Versand und MwSt. Studierende ¤ 28,00 Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. ISSN 0029-1617 Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück

Das Cockpit wirkt nicht ausufernd zwangsmodernisiert, das ist gut. Bei der Auflösung des Fahrerinformationsdisplays hat man gespart.
Mit 400 Kilogramm geladenem Zusatzgewicht ist der Diesel dennoch spritzig unterwegs.
Die neue Generation des Ford Transit Custom macht optisch einen guten Eindruck. Auch das Fahrverhalten selbst mit mehreren Hundert Kilogramm Ladung überzeugt ebenfalls.

Wer ausbildet, erhält Fachkräfte

Gut die Hälfte der Ausbildungsplätze ist besetzt, bis Jahresende können Interessierte noch starten. Die meisten Azubis bleiben nach der Prüfung länger als 3 Jahre in ihrem Betrieb, so eine Umfrage.

Auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres gibt es noch genügend freie Lehrstellen. Bis Mitte Juni hatte jeder zweite Ausbildungsbetrieb in Niedersachsen alle Plätze besetzen können. Das ergibt die Ausbildungsumfrage der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) unter knapp 1.370 Betrieben. Weitere 15 Prozent rechneten damit, noch geeignete Bewerber für die offenen Stellen zu finden.

„Es ist auch jetzt noch nicht zu spät für dieses Ausbildungsjahr“, betont der LHN-Vorsitzende Eckhard Stein. Bis zum Jahresende könnten junge Menschen sich über die Nachvermittlungsangebote der Handwerkskammern über freie Stellen informieren und ihre Karriere im Handwerk starten.

Gute Ausbildung ist die wichtigste Grundlage Bei Roter Kältetechnik haben in diesem Jahr vier neue Auszubildende begonnen. Damit beschäftigt der Betrieb in Garbsen jetzt zehn Azubis bei insgesamt 34 Mitarbeitenden. „Wichtig ist uns die Bereitschaft, wirklich etwas lernen zu wollen“, sagt Geschäftsführer Timm Kröger. Auf Berufsmessen beispielsweise zeige der Betrieb mit einem selbst entwickelten Stand, was Kälteanlagenbauer in der Ausbildung lernen. Kröger setzt neben einer guten Ausbildung auf einen familiären Umgang, denn das spreche sich herum: Ein Azubi habe sich im vergangenen Jahr beworben, weil er von einem Bekannten von der guten Atmosphäre in dem Betrieb gehört hatte. Laut Kröger sollten bei seinen Bewerbern die Noten in Deutsch und Mathe passen – und natürlich sollten sie Interesse für Chemie und Physik mitbringen. Im Umgang mit Kältemitteln sei das eine wichtige Voraussetzung.

Von den befragten Betrieben ist die Abschlussnote für 80 Prozent weniger wichtig, nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer finden sie sehr wichtig. Vielmehr zähle für Ausbildungsbetriebe die Lernbereitschaft (90 Prozent) und die Teamfähigkeit (80 Prozent).

Bleibeperspektiven sind hoch Nach der Ausbildung bleiben der LHN-Umfrage zufolge drei Viertel der jungen Gesellinnen und Gesellen länger als drei Jahre in ihrem Ausbildungsbetrieb. Davon sei jeder Dritte sogar nach sechs Jahren noch dort. Ein Viertel verlasse den Betrieb innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Ausbildung.

Auf die Frage, ob Betriebe in der Vergangenheit Auszubildende übernommen haben, antworteten 88 Prozent mit Ja. Wie auch Unternehmer Timm Kröger: Er bietet allen ausgelernten Azubis die Möglichkeit, zu bleiben. „Die meisten nehmen das an“, sagt er. „Besonders am Herzen liegt uns das Thema Wertschätzung. Jeder ist hier wichtig, das betonen wir immer wieder.“ Kröger unterstützt die Azubis zudem, ein Auslandspraktikum zu machen. Gern genutzt werde auch das Betriebssportangebot. Und nicht zuletzt können im „Azubi-Workspace“ Prüfungsaufgaben oder praktische Inhalte

W NAMEN UND NACHRICHTEN

Eine familiäre Atmosphäre ist uns wichtig.

Timm Kröger, Geschäftsführer, Roter Kältetechnik

aus der Berufsschule wiederholt werden – begleitet von Gesellen oder dem Ausbildungsleiter Sören Schrot.

Ausbildung mit Zukunftschancen

Und wohin gehen junge Handwerker, die nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben? Diese Frage konnten 80 Prozent der Betriebe beantworten: Die meisten (36 Prozent) arbeiten danach in einem anderen Handwerksbetrieb. Etwa jeder Zehnte beginnt ein Studium oder steigt Vollzeit in die Meisterausbildung ein. Weitere 30 Prozent gehen in die Industrie, fünf Prozent in den

öffentlichen Dienst. Die übrigen machen etwa eine weitere Ausbildung, gehen ins Ausland oder in Elternzeit, ergab die LHN-Umfrage.

Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Karriereaussichten mit einer Ausbildung im Handwerk groß sind. Erfreulich ist laut Eckhard Stein, dass über elf Prozent der ehemaligen Auszubildenden nach einem Studium wieder in ihren Ausbildungsbetrieb zurückkehren. Auch bei Roter Kältetechnik war das kürzlich der Fall. Das zeige ihm, dass er in der Ausbildung gute Grundlagen gelegt hat, berichtet Timm Kröger stolz. MARTINA JAHN W

Der Newsletter informiert mich regelmäßig dienstags und donnerstags über wichtige Themen wie Steuern, Personal und Digitalisierung.

Dirk Evers, Evers-Bau-Tischlerei GmbH, Braunschweig

Glückstour mit Ziel Hannover Radeln für den guten Zweck: Schornsteinfeger, Politiker, Prominente und betroffene Familien sammelten wieder Spenden für krebs­ und schwerstkranke Kinder. Nach mehr als 600 Kilometern auf dem Fahrrad und sechs Etappen von Rheinland­Pfalz über Nordrhein­Westfalen bis nach Niedersachsen erreichte der Tross aus etwa 50 Personen Ende Juni sein Ziel in Hannover. Dort fand in diesem Jahr der Bundesverbandstag der Schornsteinfeger statt.

Initiator der Glückstour ist die Hilfsorganisation „Glückstour –Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern e. V.“. Insgesamt übergaben die Tour­Fahrer 315.000 Euro. Damit werden über 70 Institutionen unterstützt, die sich entlang der diesjährigen Radstrecke befinden. Auch Familien mit krebskranken Kinder erhalten finanzielle Hilfe. (JA)

Ländliche Räume stärken

Das Gleichgewicht zwischen ländlichen Räumen und Ballungszentren in Niedersachsen soll besser werden. Dafür müsse auch das Potenzial von Handwerk und Landwirtschaft gestärkt werden. Das fordern die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in einem gemeinsamen Empfehlungspapier. Die beiden Kammern fordern darin:

ɓ den Infrastruktur­Ausbau zur Stärkung der ländlichen Räume, ɓ die Nutzung und Erschließung der Nachhaltigkeitspotenziale von Handwerk und Landwirtschaft zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe,

ɓ die Förderung betrieblicher Innovations­ und Digitalisierungspotenziale der Betriebe zur Bewältigung des strukturellen Wandels und ɓ die Unterstützung einer ganzheitlichen Bildungspolitik zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften in den Betrieben. (JA)

Im „Azubi-Workspace“ können Lehrlinge bei Roter Kältetechnik üben. Azubi Benedict betreibt Fehlersuche, unterstützt von Ausbilder Sören Schrot (v. l.).

Serie: Frauen können das

„Ich bin zwar allein hier - aber das ist nicht schlimm.“

Kim Heuer hat sich für einen Beruf entschieden, den sie kurz vor ihrem Praktikum noch gar nicht kannte. Vor allem das familiäre Umfeld hat sie zum Bleiben bewogen.

Nach dem Abitur hatte Kim Heuer keine Idee, was sie beruflich machen wollte. Nur eines wusste sie ganz genau: Studieren wollte sie nicht. Da ein Bürojob für sie nicht in Frage kam, suchte sie auf einer Berufsmesse nach Praktikumsplätzen im Handwerk, fand den Stand der Roter Kältetechnik GmbH und erfuhr dort erstmals vom Beruf der Mechatronikerin für Kältetechnik. Eine Woche später hatte sie einen Praktikumsplatz in der Tasche. Direkt im Anschluss wurde ihr ein Ausbildungsplatz angeboten: „Es hat mir so

Noch mehr Porträts....

...von jungen, starken Frauen finden Sie auf unser Website unter www.hwkhannover.de und auf unseren Social Media Kanälen.

Suchen Sie für das nächste Ausbildungsjahr noch passende Bewerberinnen und Bewerber für Ihre Lehrstellen oder wollen Betriebspraktika anbieten? Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover hilft Ihnen dabei! Platzieren Sie Ihre freien Stellen und geben Sie jungen Menschen die Möglichkeit, Sie als Ausbildungsbetrieb zu finden!

Kontakt: Christian Bunzel, Tel. 0511 34859 477, Mail bunzel@ hwk-hannover.de

Einfach das machen, worauf man Lust hat.

Kim Heuer, Auszubildende zur Mechatronikerin für Kältetechnik

gut gefallen, dass ich dachte: Das muss ich machen!“ Ihren Ausbildungsberuf findet die 22-Jährige spannend, aber vor allem die familiäre Atmosphäre im Betrieb begeistert sie. „Mir ist es wichtig, dass ich nicht in einem Riesenunternehmen arbeite, in dem man nur eine Nummer ist. Hier kennt sich jeder.“ In ihrem Team und im Kundenkontakt habe sie nie Probleme mit Vorurteilen gehabt: „Viele Kunden interessieren sich dafür, wie es dazu gekommen ist, aber alle sind immer sehr nett.“ Für die angehende Mechatronikerin für Kälte-

„Wir

brauchen mehr Mädels!“

technik ist es nichts Neues, mit vielen Männern zusammenzuarbeiten. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei der sie sich engagiert, ist sie eine von wenigen Frauen. „Ich kenne das also schon, vielleicht fällt es mir deshalb leichter“, sagt sie schmunzelnd. Anderen Frauen, die noch nicht genau wissen, welchen Weg sie einschlagen wollen, rät sie, sich nicht zu viele Gedanken zu machen: „Einfach das machen, worauf man Lust hat.“ Für sie war das Praktikum damals genau der richtige Weg: „Ich habe gemerkt: Okay, ich bin zwar

alleine hier, aber es ist nicht schlimm.“ Allein ist Heuer allerdings nicht mehr lange: Im August fängt die nächste Auszubildende an und sorgt für weibliche Verstärkung. NELE FREITAG

Selbstbewusst im Männerberuf

Svenja Heiland hat bereits als Kind mit dem Vater an Motorrädern geschraubt. Jetzt macht sie eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin Schwerpunkt Motorradtechnik und ist mit Leidenschaft und Freude dabei.

Wenn man Svenja Heiland zuhört, dann sind zwei Dinge entscheidend dafür, dass sie mit Freude jeden Tag in die Werkstatt fährt: Leidenschaft und ein gutes Team. „Ich habe bereits früh mit meinem Vater an Mopeds geschraubt“, erzählt die heutige Auszubildende. Das war sicherlich der ausschlaggebende Grund, warum es sie für ein Schulpraktikum ins Motorradzentrum der BMW Niederlassung Hannover zog. „Das Team ist toll, vom ersten Tag an war das so. Es hat Freude gemacht zusammenzuarbeiten“, so die 18-Jährige im 2. Lehrjahr. Da eine Ausbildung im Büro für sie

Mir wurde vom ersten Tag an Vertrauen entgegengebracht.

Svenja Heiland, Auszubildende zur Kfz-Mechatronikerin

Lou-Marissa Dyba wusste früh, dass sie ins Handwerk will. Nach anfänglichen Vorurteilen hat sie bewiesen, dass sie ihren männlichen Azubi-Kollegen in nichts nachsteht.

Sie wusste früh, dass sie nie im Leben im Büro arbeiten wollte. Daher hat Lou-Marissa Dyba in der 9. Klasse ein Praktikum in einem Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Betrieb gemacht, das sie begeisterte. Ihre Entscheidung stand fest: Sie will Anlagenmechanikerin werden.

„Nach der 10. Klasse habe ich mich noch nicht getraut, mich als Frau zu bewerben, also bin ich weiter zur Schule gegangen, und habe die Fachhochschulreife gemacht“, so Dyba. Die folgenden Praktika haben sie dann doch in ihrer Entscheidung bestärkt, nicht zu studieren, sondern in die Praxis einzusteigen. Nach zwei Jahren Ausbildung ist sie nach wie vor davon

Die Vielfalt ist in keinem anderen Beruf so groß.

Lou-Marissa Dyba, Auszubildende zur Anlagenmechanikern SHK

überzeugt, dass das die richtige Wahl war. „Die Vielfalt ist in keinem anderen Beruf so groß, man sieht immer, was man am Tag geschafft hat und das Glück der Kunden, wenn der Auftrag erledigt ist. Es ist mein Traumberuf, mit dem man so viele Möglichkeiten hat“, sagt die SHK-Auszubildende. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis überzeuge sie am meisten. „Das theoretische Wissen aus der Berufsschule kann ich gleich in die Praxis umsetzen und was ich in der Praxis ausprobiere, kann ich theoretisch viel besser verstehen.“

Bei ihrem jetzigen Chef, Jörg Baumgarten in Wunstorf, ist sie sehr zufrieden. Sie sei immer mit einem Gesellen

unterwegs und könne alles machen. „Es gibt zwar am Anfang immer Vorurteile bei einer Frau, aber die waren schnell ausgeräumt“, so die 21-Jährige. „Für mich ist es interessant Lou bei ihrem Weg zu begleiten, denn sie ist unsere erste weibliche Auszubildende“, erzählt Baumgarten. Interessant nicht so sehr, weil er einen Unterscheid zwischen Männern und Frauen in seinem Beruf sehe, sondern in Bezug darauf, „was sich dadurch bei uns im Betrieb ändert“, so der Chef von acht Mitarbeitenden und vier Auszubildenden. Für die Zukunft hat Lou-Marissa Dyba zwei Wege vor Augen: Den Meister machen oder doch studieren. Im Handwerk will sie auf jeden Fall blei-

nie in Frage kam, entschied sie sich ihr Hobby zum Beruf zu machen. In der Motorradabteilung waren Heiland und eine Kollegin die ersten Frauen, aber das sei nie ein Problem gewesen. „Die Resonanz ist top, mir wurde vom ersten Tag an Vertrauen entgegengebracht, so dass ich immer selbständiger werden und mich steigern konnte“, ist Heiland stolz. Braucht es dafür eine besondere Unternehmenskultur? „Für uns ist es egal, ob Mann oder Frau sich bewerben“, sagt Sophia Wegener-Schmidt, Ausbildungskoordinatorin bei BMW Hannover. „Wir schauen im Praktikum,

ob es mit dem Beruf und den Kollegen passt, das ist das Wichtigste“, so Wegener-Schmidt. Grundsätzlich sei ein Mix im Team gut, weil die unterschiedliche Sicht auf die Dinge Mehrwert schafft und gleichzeitig auch die Atmosphäre auflockert. Was ist Heilands Tipp für junge Frauen? „Wenn man sicher ist, was man machen möchte, dann sollte man sich nicht reinreden lassen“, so die Auszubildende. Jetzt will sie erst einmal die Lehre abschließen und dann in der Motorradsparte bleiben. „In fünf Jahren kann ich mir auch vorstellen den Meister zu machen.“ CHRISTINE SEEGER

ben, denn „man hat immer einen sicheren Job, die meisten Arbeiten können nicht von KI übernommen werden, wir machen Menschen glücklich und können gutes Geld verdienen“, ist sie sich sicher. Gleichzeitig wünscht sie sich weibliche Verstärkung: „Wir brauchen gerade in diesem Beruf mehr Mädels.“ CHRISTINE SEEGER

Zufriedene Auszubildende - glücklicher Chef: Lou-Marissa Dyba und Jörg Baumgarten.
Svenja Heiland will ihr Hobby zum Beruf machen: Sie ist Auszubildende zur Kfz-Mechatronikern im 2. Lehrjahr.
Die angehende Mechatronikern für Kältetechnik, Kim Heuer, liebt die familiäre Atmosphäre in ihrem Ausbildungsbetrieb.
Foto: Handwerkskammer Hannover/Seeger
Foto: BMW Hannover Foto: Handwerkskammer Hannover/Freitag

Kooperation statt Konkurrenz

Elektrotechnikermeister Tim Strecker hat nach der Übernahme des elterlichen Betriebs bisherige Strukturen und Prozesse komplett umgekrempelt. Unterstützung bekam er dabei auch bei seinen Mitbewerbern.

Tim Strecker, Geschäftsführer der Elektro Strecker GmbH in Seelze, übernahm vor zehn Jahren den väterlichen Betrieb und krempelte ihn komplett um. Für den 33-Jährigen stand nach der Übernahme schnell fest, dass die sogenannten Soft Skills heutzutage für nachhaltigen Erfolg unerlässlich sind. Doch wie das Ganze angehen? Wie soziale Kompetenzen, Kommunikations- und Teamfähigkeit, aber auch methodische Fähigkeiten und das eigene Organisationsvermögen verbessern? Unterstützung suchte er sich unter anderem bei seinen Mitbewerbern.

Doch zurück zum Anfang: Eigentlich hatte Strecker andere Pläne für sein Leben. In den Betrieb seines Vaters wollte er eigentlich nicht einsteigen. „Das war überhaupt nicht meine Welt“, erzählt er. Wegen mangelnder Ausbildungsalternativen begann er 2008 dann doch eine Ausbildung zum Elektroniker, allerdings nicht im väterlichen Betrieb. Schnell fühlte er sich im Handwerk richtig und angekommen. Vor allem das kollegiale Miteinander hat er zu schätzen gelernt: „Es war wie eine ganz andere Welt und hat mich total fasziniert. Das tut es nach wie vor.“ Direkt nach der Ausbildung machte er seinen Meister und eine Weiterbildung zum Betriebswirt. Sein Vater hatte sich schon einige Jahre zuvor aus dem Betrieb zurückgezogen, und ein erfahrener Meister übernahm die Leitung. Doch dieser verließ plötzlich die Firma und Tim Strecker übernahm die Führung – ein Jahr nach seiner Ausbildung. „Und dann stand ich alleine da“, erinnert er sich. „Das war

W TAG DES HANDWERKS

Ihre Aktion vor Ort

Unter dem Motto „Zeit, zu machen“ stellt der Tag des Handwerks am 21. September 2024 in diesem Jahr neben dem betrieblichen auch das gesellschaftliche Engagement der Handwerkerinnen und Handwerker in den Mittelpunkt.

„Daher rufen wir alle unsere Mitgliedsbetriebe auf, sich mit einer Aktion vor Ort am Tag des Handwerks zu beteiligen“, motiviert Thomas Gehre, Präsident der Handwerkskammer Hannover zum Mitmachen. „Laden Sie Ihre Kunden zu einem Tag der offenen Tür ein, beteiligen Sie sich an einer Veranstaltung oder machen Sie Ihr Engagement digital bekannt. Je mehr sich beteiligen, umso durchschlagender kann die Botschaft transportiert werden. Das zahlt auf jeden Fall auf das Image des Handwerks insgesamt ein“, so Gehre.

Beitrag einreichen: Können Sie auf www.handwerk. de/tdh bis zum 21. August 2024. Ein kurzer Text und ein Foto reichen aus. Ende August erscheint die Aktion dann auf einer interaktiven Deutschlandkarte.

schon ein sehr, sehr harter Weg.“ Neben einem Kontakt bei der Wirtschaftsförderung, der ihm die Teilnahme an Workshops ermöglichte, half ihm vor allem ein Netzwerk von Mitstreitern diese Zeit zu meistern. Er schloss sich einer Erfahrungsaustauschgruppe an, in der er gerade in der schwierigen Anfangszeit vom Know-how der anderen profitieren konnte und viel Unterstützung erfuhr. Diese Kollegen trifft der Elektrotechnikermeister auch heute noch und ist mit ihnen mittlerweile freundschaftlich verbunden.

„Netzwerken ist das A und O. Was mir das schon für Möglichkeiten eröffnet hat, ist der Wahnsinn“, sagt Strecker, der sich außerdem in der Elektro-Innung und in der Vollversammlung der Handwerkskammer Hannover ehrenamtlich engagiert.

Seine Soft Skills setzt Strecker auch im eigenen Team ein. Nach der Übernahme hat er den Umgang mit den Mitarbeitenden grundlegend verändert und eine wertschätzende Kommunikation etabliert, in der die Mitarbeitenden als wichtige Teammitglieder gesehen werden. „Wir haben alle zusammen das Unternehmen weitergeführt“, erinnert er sich. Trotzdem sei er von Anfang an respektvoll in seiner Rolle als Chef akzeptiert worden. „Wir haben eine ganz besondere, familiäre Unternehmenskultur entwickelt. Ich arbeite einfach gerne mit den Jungs und Mädels zusammen.“ NELE FREITAG W

Betriebsberatung: Nutzen Sie unser kostenloses Angebot und wenden Sie sich an Farid Betet, Tel. 0511 34859 442, Mail betet@hwk-hannover.de

Meisterstücke sorgen für Begeisterung

21 TischlermeisterInnen feierten ihren Abschluss und präsentieren in einer Ausstellung ihre Meisterstücke.

Nach langen Arbeitsstunden voller Ideen, Herausforderungen und Tüfteleien zur Umsetzung nahmen die Meisterinnen und Meister in einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse entgegen und konnten stolz auf ihre Werke blicken. Schränke, Tische und Sideboards verschiedener Art schmückten die Räume und entfachten beim Betrachter Begeisterung für die Handwerkskunst der Tischler. Jahrgangsbester ist Peer Kirstein, der einen hängenden Barschrank aus Eiche, Wenge und Kirsche gebaut hat. „Ich hatte die Idee bereits vor dem Lehrgang und wollte etwas Anderes machen als die meisten stehenden Barschränke“, erzählt Kirstein. Und wie geht es nach dem Meister weiter? „Im Oktober lege ich noch Teil III und IV ab. Danach würde ich gerne weiter praktische Erfahrung sammeln, die ich immens wichtig finde, da ich

Recht. Personal. Steuern. Mit der App „Handwerk“ bin ich stets auf dem Laufenden.

Holger Kewitz, Fliesen Cussler GmbH, Hannover

Peer Eike Kirstein mit seinem Meisterstück Barschrank „Klönschnaps“ aus Eiche.

letztes Jahr erst mit der Ausbildung fertig geworden bin und direkt den Meister drangehängt habe.“ Eine Selbstständigkeit in der Zukunft schließe er jedoch nicht aus. (mk)

Meisterstücke: Eine Bildergalerie finden Sie unter www.hwk-hannover.de/meisterstuecke2024

Gesucht: Azubis, die für ihren Beruf werben

Wer könnte Schülerinnen und Schüler besser für das Handwerk interessieren als Auszubildende. Sie sind nah dran an den Jugendlichen, wissen von der Schwierigkeit sich für einen beruflichen Weg zu entscheiden und können von ihren eigenen Erfahrungen berichten.

Die Handwerkskammer Hannover sucht dafür Ausbildungsbotschafter und –botschafterinnen, die in Schulklassen aus erster Hand über die Chancen einer dualen Ausbildung berichten und bietet dazu zwei Workshoptermine an. Unternehmen haben dadurch die Möglichkeit, potenzielle Auszubildende frühzeitig zu erreichen und Kontakte herzustellen. In der Regel sind ein bis drei Schuleinsätze je Ausbildungsbotschafter pro Jahr realistisch.

Workshop-Termine: 27. und 29. August 2024, 09.00 bis 14.00 Uhr in der Handwerkskammer Hannover Kontakt: Leonie Wilkending, Tel. 0511 34859 521, Mail wilkending@hwk-hannover.de

So geht es: Aktivieren Sie auf Ihrem iPhone oder Ihrem Android-Gerät die automatischen Updates

Oder:

Aktualisieren Sie Ihre App „Handwerk“ in Ihrem App-Store oder Playstore, indem Sie diese neu herunterladen!

Wertschätzende Kommunikation im Betrieb: Seine Soft Skills setzt Elektrotechnikermeister Tim Strecker auch im eigenen Team ein.
Foto: Handwerkskammer Hannover/Kaspari

Lust auf Hörgeräte machen

Diese beiden Hörgeräteakustikermeister haben in wenigen Jahren eine erfolgreiche Marke etabliert und sind auf Expansionskurs. Wie haben sie das angestellt?

Magdeburg, Breiter Weg, der Dom ist nur einen Häuserblock entfernt. Stefan Reimann steht in der Sonne vor seinem Laden und telefoniert mit einem Knopf im Ohr. Kein ungewöhnliches Bild in Zeiten von In-Ear-Geräten wie Airpods und Co. Doch etwas ist anders. Reimann telefoniert über sein Hörgerät. „Ich kann telefonieren, Musik oder Podcasts hören –und das sogar in top Qualität beim Motorradfahren“, sagt er. Für den Hörgeräteakustikermeister gehört die Bluetooth-Funktion zu den bisher wichtigsten Komfort-Entwicklungen seiner Branche. Stefan Reimann und Sebastian Heeger haben vor vier Jahren das Unternehmen Klangwerk in Magdeburg gegründet. Der Geschäftsansatz der beiden Hörgeräteakustikermeister ist es, den Kunden in wohnlicher Atmosphäre mit neuester Technik und hohem Beratungsaufwand Lust auf die vielseitigen Helfer zu machen. Denn eines sei klar: „Anfangs hat niemand Bock auf ein Hörgerät“, sagt Sebastian Heeger. „Das wandelt sich erst, wenn die Kunden sie ausprobieren und die Möglichkeiten kennenlernen.“

Eine Marke, die auffällt

Das Lustmachen beginnt bei Klangwerk schon mit dem Markenauftritt. Als Logo mit hohem Wiedererkennungswert dient ein Konterfei der beiden Unternehmensgründer. Dem begegnet man überall in der Stadt: unter anderem auf Werbeplakaten und LED-Leinwänden, auf Firmenfahrrädern, zwei nostalgischen Ape-Kleintransportern und Pullovern, T-Shirts, Sportkleidung, die die Gründer unter Familie und Freunden verteilen und im eigenen Web-Shop anbieten. „Man soll uns überall in der Stadt begegnen“, erklärt Heeger den Marketingansatz. Das scheint zu gelingen. Seit seiner Gründung ist das Unternehmen auf elf Mitarbeitende und drei Filialen gewachsen. Eine vierte sei in Vorbereitung. Dabei wollen sie alle künftigen Kollegen selbst ausbilden. Fünf Lehrlinge hat das Unternehmen derzeit, der erste mache gerade seine Abschlussprüfung.

„Wir sind alle Exoten“ Mit der Lehre kennt sich der 44-jährige Reimann bestens aus – nicht nur als Dozent für den Ausbilderschein bei der Handwerkskammer Magdeburg. „Ich bilde seit 2010 aktiv aus und wir hatten, solange ich denken kann, immer wenigstens drei Lehrlinge gleichzeitig“, erklärt er. Schief gewachsene Lebensläufe und ausgefallene Charaktere schrecken die beiden dabei nicht ab, solange sie mit Spaß am Handwerk und am Umgang mit den Kunden einhergehen. „Wir sind doch alle Exoten mit einer kleinen Macke“, sagt Reimann. Reimann hat sein Berufsleben als Bäcker begonnen. „Ich habe dann gemerkt, dass ich gerne mehr Kundenkontakt wollte“, sagt er. Die Gesundheitsgewerke erschienen ihm vielversprechend. Die Begeisterung für Technik in Kombination mit Kundenberatung führte ihn zum Hörakustikerhandwerk. Bei Sebastian Heeger war es ähnlich. Anfangs leiteten die beiden als Filialleiter und Stellvertreter einen Standort eines Hörakustik-Familienunternehmens. Das wurde jedoch an einen größeren Filialisten verkauft und dann an einen noch größeren. „Mit jedem

W

FIRMENNAME Polsterei Stoffwechsel

WEBSEITE www.polsterei­stoffwechsel.de

ORT Bad Harzburg

GEWERK Raumausstatterin

FUNKTION Inhaberin

Handwerker (v. l.): die Hörgeräteakustiker­

Für hohen Wiedererkennungswert sorgt das Konterfei der Chefs. An dieser Anlage können Kunden Reinigungsflüssigkeit zapfen.

Was darf’s denn sein? Die kundenorientierte Auswahl soll keine Wünsche offen lassen.

Verkauf wurden die Arbeitsbedingungen und die Stimmung schlechter“, erinnert sich Reimann. „Also sind wir in die Selbstständigkeit getürmt.“ Im Geschäft am Breiten Weg kombinieren die Unternehmer Wohnzimmerflair mit modernster Technik. „Was wir uns leisten können, holen wir uns auch“, sagt Sebastian Heeger. Statt den Kunden für einen Abdruck Silikon ins Ohr zu spritzen, bietet Klangwerk beispielsweise einen digitalen Scan des Gehörgangs an. Das sei nicht nur angenehmer, es erhöhe auch die Effizienz: Statt einen Abdruck zur Verarbeitung in ein Labor oder zum Hersteller zu schicken, werden die nötigen Daten digital versendet. Geht es um die Entwicklung von Sonderanfertigungen, kann der Betrieb sie im eigenen 3D-Drucker ausprobieren, ehe sie von einem zertifizierten Labor für den Kunden umgesetzt werden.

1.Was ist Ihr wichtigster Marketing-Kanal? Sowohl die Website als auch mein Instagram-Kanal. Dort kann ich meine Projekte vorstellen und mit Kunden interagieren.

2.Wie erschließen Sie sich neue Zielgruppen? Über Instagram und über die Kontakte, die ich auf Kunsthandwerker-Märkten gewinne. Das ist eine tolle Art, das Interesse an meiner Arbeit zu wecken.

3.Welchen Stellenwert hat die Website für Ihren Betrieb? Sie ist das Aushängeschild meines Betriebs – gerade weil ich keinen eigenen Laden habe, wo Kunden vorbeikommen oder stöbern können.

4.Wie hat sich Marketing in den letzten Jahren verändert? Es ist jetzt digitaler. Aber nach wie vor schätze ich die persönlichen Kontakte.

den

Der häufig langwierigste Teil der Kundenbetreuung liege in der Anpassung des Sounds vom Hörgerät auf den Kunden. „Das braucht mindestens drei Termine, bis es perfekt ist“, sagt Heeger. Klangwerk verlasse sich dabei nicht nur auf das subjektive Empfinden der Kunden, sondern misst auch nach: Per Sondenmikrofon würden die Schallverhältnisse im Ohr genau erfasst.

Versteckt im Ohr? Kein Problem Als weitere Besonderheit nennt das Duo seine Spezialisierung auf In-Ear-Hörgeräte. „Drei von vier Kunden wollen so ein kaum sichtbares innenliegendes Gerät“, sagt Heeger. „Und bei uns bekommen das auch drei von vier Kunden.“ Deutschlandweit liege der Marktanteil dieser Variante dagegen nur bei 15 Prozent. Woran liegt es? „Unserer Erfahrung nach wird es Kunden oft ausgeredet, weil das Angebot dieser Geräte mehr Knowhow, Aufwand und Vorinvestition erfordert,

Ist das die Revolution im 3D-Betondruck?

Schneller und günstiger soll der Bau von Häusern werden. Das hat sich das Unternehmen M3dusa zum Ziel gesetzt. Dessen Team will das Bauen per 3D-Betondruck populär machen und so für eine Revolution am Bau sorgen. Dabei setzen die Liechtensteiner auf Beratung von Bauunternehmen, Herstellern sowie Architekten und auf einen eigens entwickelten Druckkopf. Nach einigen Jahren Forschung und Entwicklung sei zuletzt der Durchbruch in Form eines vielseitigen 3D-Druckkopfs gelungen. Der könne sowohl konventionelle Betontypen nach Norm EN 206 als auch recycelten Beton verarbeiten. M3dusa selbst beschreibt die Entwicklung als technologische Pionierleistung. „Indem wir das Potenzial verschiedener Betontypen nutzen, einschließlich wirtschaftlicherer Optionen, senken wir die Kosten für das Drucken mit Beton dramatisch“, sagt M3dusa-Gründer

Man soll uns überall in der Stadt begegnen.

Sebastian Heeger, Hörgeräteakustikermeister

und Geschäftsführer Yannick Maciejewski. Das Unternehmen verspricht durch seine Technologie Einsparungen des Fünf- bis Zehnfachen gegenüber den Standarddruckprozessen. Wann ist der 3D-Betondruck von M3dusa verfügbar? Die Technologie sei in Europa bereits verfügbar, teilt das Unternehmen mit. Mitte 2025 soll der Markteintritt in den USA folgen. Gibt es konkrete Projekte? In Kürze soll ein Bauprojekt in Bayern starten, bei dem der neue Druckkopf zum Einsatz kommen soll. (DEG)

als es bei Hinter-dem-Ohr-Geräten der Fall ist“, sagt Heeger. Zudem sei der Verkauf der In-Ear-Hörgeräte nicht skalierbar: Hinter-dem-Ohr-Geräte könne man einfach bestellen und mit wenig Anpassungsaufwand abverkaufen. „Jedes In-Ear-Hörgerät wird dagegen für den Kunden maßgefertigt“, sagt Heeger. Für die beiden ist klar, dass ihre starke Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen für Kundentreue und Empfehlungsquote sorgt, die ihren bisherigen Erfolg erst ermöglicht haben. Das Gleiche gelte für das Team. „Wir wollen uns alle freuen, wenn wir zur Arbeit gehen“, sagt Stefan Reimann, „und als zufriedener Mitarbeiter bin ich auch im Kundenkontakt besser“. Die Gründer erreichten diese Zufriedenheit, indem sie flache Hierarchien, Mitspracherecht und eine Umsatzbeteiligung in jeder Filiale etabliert haben. „Oder einfacher gesagt: indem es uns wichtig ist, dass es unserem Team gut geht“, fasst Reimann zusammen. DENNY GILLE W

Braucht es so ein Handwerker-Lied?

„Prost Julian“ – „Prost Chef“: Mit diesen Worten startet der „Handwerker“-Song von Mickie Krause und Julian Sommer. Und damit setzen die beiden Partyschlagersänger auch schon den inhaltlichen Grundpfeiler für das Hörerlebnis der nächsten dreieinhalb Minuten. „Mama, wenn ich groß bin, will ich Handwerker sein“, tönt es nach der ersten Strophe vielversprechend aus den Lautsprechern. Große Hoffnung dürfen handwerklich interessierte Hörer aber nicht in die Auflösung dieses Wunschs setzen. Stattdessen: „So ein Handwerker, der schraubt sich einen rein. Einen rein, einen rein“ – döp, döp –, läuft dann auch im Refrain als Höhepunkt des Lieds in Dauerschleife. Fertig ist der Partyhit. (DEG)

Fotos: Denny Gille
Begeisterte
meister Stefan Reimann, Michèle Müntz, Sebastian Heeger
Exoten unter
Hörgeräteakustikern (v. l.): Stefan Reimann und Sebastian Heeger von Klangwerk

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.