06|2021 126. Jahrgang
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Saubere Zukunft E-Cap Mobility entwickelt alternative Antriebssysteme Wahljahr 2021: Handwerk und Politik
IT einfach abschreiben
Einfacher einsteigen ins BIM
Wünsche und Forderungen für die Kommunen
Neue Abschreibe-Regeln: Das müssen Sie jetzt wissen
Was Sie wirklich brauchen, um zu starten
EUROPAS ERSTE WAHL BEI NUTZFAHRZEUGEN.*
AB € 239,- NETTO** (€ 284,41 BRUTTO) MONATLICHE FORD LEASE FULL-SERVICE-RATE. * Quelle: https://www.acea.be/statistics/tag/category/by-manufacturer-registrations Beispielfoto eines Fahrzeugs der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale der abgebildeten Fahrzeuge sind nicht Bestandteil des Angebotes. ** Ford Lease ist ein Angebot der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg, für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). Das Ford Lease Full-Service-Paket ist optional für € 13,64 netto (€ 16,23 brutto) monatlich erhältlich und in der Ford Lease Full-Service-Rate berücksichtigt. Eingeschlossen sind Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang. Bei weiteren Fragen zu Details und Ausschlüssen zu allen Services wenden Sie sich bitte an Ihren Ford Partner. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease-Vertrages. Ist der Leasingnehmer Verbraucher, besteht nach Vertragsschluss ein Widerrufsrecht. Z. B. Ford Transit Kastenwagen LKW 290 L2H2 Basis, Frontantrieb 2,0-l-TDCi Ford EcoBlueDieselmotor mit 77 kW (105 PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, Lackierung „Frost-Weiß“, ohne Leasing-Sonderzahlung, bei 48 Monaten Laufzeit und 40.000 km Gesamtlaufleistung. Leasingrate auf Basis einer UPE der Ford-Werke GmbH von € 29.600,- netto (€ 35.224,- brutto), zzgl. Überführungskosten. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern.
Editorial
E
rinnern Sie sich an Dr. Emmet L. Brown? Der leicht überdrehte Wissenschaftler ist eine der Hauptpersonen in dem Kultfilm „Zurück in die Zukunft“. Doc Brown, wie er genannt wird, hat den Fluxkompensator entwickelt. Eingebaut in einen Sportwagen, einen DeLorean, ermöglicht diese Erfindung abenteuerliche Zeitreisen. Ein DeLorean spielt auch in dem Imagefilm „Nachhaltigkeit im Handwerk“ der Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk eine Hauptrolle. Dieses Fahrzeug der Firma E-Cap Mobility ermöglicht zwar keine Zeitreisen - als umgebautes Elektromobil steht es jedoch exemplarisch dafür, wie Handwerksbetriebe mit innovativen Leistungen zum Klimaschutz beitragen und die Zukunft aktiv mitgestalten. Anders als industrielle Automobilhersteller, die Elektrofahrzeuge in großer Stückzahl vom Band produzieren, hat sich das Winsener Handwerksunternehmen auf die Umrüstung von Fahrzeugen von konventionellen auf alternative emissionslose Antriebstechnologien spezialisiert. Dabei spielen sowohl die batteriebezogene Elektromobilität als auch der Einsatz von Wasserstoff in der Brennstoffzellentechnologie eine Rolle. In unserer Titelstory erfahren Sie mehr über die „Doc Browns“ bei E-Cap Mobility. Solche Tüftler, die für eine Idee brennen und innovative Lösungen entwickeln, gibt es gar nicht so selten im Handwerk. Häufig sind es kleine und mittlere Betriebe, die aus ihrem Erfahrungsschatz heraus ihre Prozesse und Produkte weiterentwickeln und Innovationen auf den Markt bringen. Eine eigene Innovationsabteilung haben sie dafür in der Regel nicht. Umso wichtiger ist es, dass sie auf externe Unterstützung zurückgreifen können, wie zum Beispiel unsere Beauftragten für Innovation und Technologie im Handwerk (BIT). Sie beraten auch zu Förderprogrammen und helfen bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern aus der Forschung. Aber auch die innovativste Idee braucht vernünftige Rahmenbedingungen. Das gilt für nahezu alle Bereiche wie Steuerrecht, Verkehrsinfrastruktur, Förderprogramme und Bildungspolitik. Hier ist die Politik permanent gefordert. Deshalb sorgen wir gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Landesver-
Foto: Gramann
Liebe Leserinnen, liebe Leser! tretung der Handwerkskammern (LHN) dafür, dass die Anliegen des Handwerks auf politischer Ebene gehört und ernst genommen werden. Doch nicht nur in Brüssel, Berlin und Hannover werden die Weichen gestellt. Ganz wichtig ist dabei die kommunale Ebene. Denn Handwerksbetriebe sind meist fest in ihrer Region verwurzelt und besonders standorttreu. Unsere Vollversammlung hat daher in einem Positionspapier zu den Kommunalwahlen am 12. September die Anforderungen zusammengefasst, mit denen das ortsansässige Handwerk und die Kommunen gestärkt in die Zukunft gehen können. Standortsicherung ist aber nicht nur eine Aufgabe der Politik. Auch wir als Handwerkskammer unterstützen Betriebe, wenn es zum Beispiel Probleme mit der Nachbarschaft gibt. Wie diese Unterstützung aussieht und was Sie selbst tun können, um Ihren Betriebsstandort dauerhaft zu schützen, erfahren Sie ebenfalls in dieser Ausgabe.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr
Frank Ahlborn, Leiter Stabsabteilung Wirtschaftspolitik und Regionalmanagement
Ihre Grundfähigkeitsabsicherung mit SI WorkLife. www.signal-iduna.de
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10 AUS DER HANDWERKSKAMMER 07 Standortsicherung in der Praxis Bebauungsplan erfolgreich abgewendet 08 Starke Kommunen – starkes Handwerk Positionspapier zur Kommunalwahl 10 Dem Wandel einen Schritt voraus E-Cap Mobility arbeitet an alternativen Antrieben für Individual- und Nutzfahrzeuge 16 100 Jahre Liebe zum Holz Tischlerei Lange feiert Jubiläum 18 Faszination aus Schönheit und Klang Geigenbau mit ganz viel Leidenschaft BETRIEB 22 Ist die Meisterprämie zu niedrig? Studie zeigt, dass die Prämie höher sein muss, um die Zahl der Meisterabschlüsse zu steigern 24 Projekt Realkoop Reparaturkultur soll für neue Aufträge sorgen
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6 Fotos: Martina Jahn | Björn Schmitz
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SCHWERPUNKT: DIGITALISIERUNG 26 Einfacher einsteigen ins BIM Was Handwerker wirklich brauchen 28 Zeit sparen dank Digitalisierung Einsatzplanung mit der Meisterwerk App
30 Mit Bedacht zum passenden Tool Schritt für Schritt zum digitalen Werkzeug 32 Mehr Übersicht auf der Baustelle Die App Memomeister im Praxistest
REGIONALES 34 Die Genuss-Botschafter Vom Gersterbrot zum Gin BETRIEB 36 Endlich: IT sofort abschreiben! BMF regelt Abschreibung neu 39 Fiskus prüft alle Betriebe Die „Anlage Corona-Hilfe“ ist im Fokus 40 Kündigungsschutzklagen Drei gute Gründe für einen Vergleich 42 Azubi-Suche: Jetzt digitale Wege gehen PANORAMA 48 Eine Kirche zieht um Die Reise der Stabkirche Stiege IMPRESSUM 50 Pflichtangaben
Gute Kontakte, gutes Gewissen Uwe Krahl ist Tischler von Beruf. Ehrenamtlich engagiert er sich in einem Reparaturcafé. Damit ist er nicht allein. Einer aktuelle Studie zufolge schlummert hier die Basis für neue Aufträge. | 24
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Fotoaktion zum Tag des Handwerks Unter dem Motto „Wir tun, was bleibt – Dein Blick ins Handwerk“ können Handwerker ihre Arbeit dokumentieren. Am 18. September findet zum elften Mal der Tag des Handwerks statt ¬ erneut unter außergewöhnlichen Umständen. Daher wird der Aktionstag auch in diesem Jahr vor allem digital begangen, unter anderem mit einer Fotoaktion. Mit dem Aufruf „Wir tun, was bleibt – Dein Blick ins Handwerk“ werden Fotos gesucht, die darstellen, was Handwerk ausmacht und wie es den Charakter der Menschen prägt. Handwerkerinnen und Handwerker aus ganz Deutschland sind aufgerufen, den Bezug zu ihrem Beruf und den Stolz auf ihre Arbeit mit einem Foto zu veran-
schaulichen, dieses Foto einzureichen und damit Teil der digitalen Fotoausstellung zu werden. Die Fotos können vom 14. Juni bis zum 15. August auf www.handwerk.de/ tdh21 eingereicht werden. Dort sind auch nähere Informationen zu der Aktion und den Teilnahmebedingungen zu finden. Veröffentlicht werden die Bilder zum Tag des Handwerks am 18. September in einer digitalen Ausstellung auf www.handwerk. de. W Web-Wegweiser: www.handwerk.de
DR. ANDREAS BIERICH INFORMIERT:
Überstundenvergütung, Beweislast und Europa Können Arbeitnehmer die Vergütung für Überstunden auf Basis von technischen Zeitaufzeichnungen verlangen, wenn der Arbeitgeber seiner Pflicht zur Arbeitszeiterfassung nicht nachgekommen ist? Das Landesarbeitsgericht (LAG) Niedersachsen hat mit Urteil vom 6. Mai 2021 (AZ: 5 SA 1292/20) hier (zunächst) für Klarheit gesorgt und einen Anspruch des klagenden Arbeitnehmers abgewiesen. Der Hintergrund: Am 14. Mai 2019 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH, AZ: C-55/18) geurteilt, dass für Arbeitgeber innerhalb der EU grundsätzlich eine Pflicht zur Arbeitszeiterfassung ihrer Mitarbeitenden beste-
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hen müsse. Zum Fall: Der klagende Arbeitnehmer machte vor dem Arbeitsgericht (ArbG) Emden Überstundenvergütung für einen Zeitraum von 1,5 Jahren auf Basis der von der Beklagten erstellten technischen Zeitaufzeichnungen geltend. Das ArbG Emden gab der Klage mit Teilurteil vom 9. November 2020 ( AZ: 2 Ca 399/18) insoweit statt - die Beklagte habe es versäumt, die Arbeitszeiten des Klägers zu erfassen und zu kontrollieren. Dazu sei sie aber in europarechtskonformer Auslegung des § 618 verpflichtet gewesen. Die vorgelegten technischen Zeitaufzeichnungen reichten als Indiz für die geleistete Arbeitszeit aus. Das LAG Niedersachsen hat das deutsche
Verständnis von der Darlegungsund Beweislast im Überstundenprozess dankenswerterweise wieder hergestellt und die Klage abgewiesen. Denn ein Anspruch auf Vergütung von Überstunden setzt stets neben deren Leistung voraus, dass diese vom Arbeitgeber angeordnet, gebilligt, geduldet oder jedenfalls zur Erledigung der geschuldeten Leistung notwendig gewesen sind. Diese genannten Voraussetzungen für die Überstundenvergütung habe der Kläger, so das LAG, nicht dargelegt. Dem oben zitierten Urteil des EuGH vom 14.05.2019 komme keine Aussagekraft für die
Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich
Darlegungs- und Beweislast im Überstundenprozess zu; es fehle dem EuGH europarechtlich an einer Kompetenz zur Entscheidung über Fragen der Vergütung. Allerdings hat das LAG in seiner Entscheidung die Revision zum Bundesarbeitsgericht zugelassen, womit dem Kläger der Gang zum obersten deutschen Arbeitsgericht offen steht.
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Foto: Björn Schmitz
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Ulf Moderer (v. rechts) mit Hermann Menke und dessen Betriebsnachfolger Rainer Rauschenberger stehen vor der Lärmschutzwand, die Betriebsgelände von Feuerwehr und Wohnbebauung trennt.
Standortsicherung in der Praxis Die Handwerksmeister Hermann Menke und Ulf Moderer aus Salzhausen können wieder ruhig schlafen. Die drohenden Konsequenzen des Bebauungsplans der Gemeinde Salzhausen, der angrenzende Wohnbebauung vorsah, wurden erfolgreich abgewendet.
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Garantie können wir allerdings nicht abgeben“, betont der Experte. Auf jeden Fall sollten laut Jörg Steinborn die Betriebsinhaber selbst Ohren und Augen offenhalten und sich schlaumachen, was an ihrem Betriebsstandort geplant wird. Dabei ist auch von großer Bedeutung, was sich in der Nachbarschaft verändert. „Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Standortqualität haben. Der Kontakt zur Gemeinde ist deshalb besonders wichtig, damit der Betriebsinhaber frühzeitig Einblicke in die Planungen an seinem Wirkungsort bekommt“, erklärt Steinborn. „Die Gemeinden planen oft an den Betrieben vorbei oder haben falsche Vorstellungen zu Anforderungen und möglichen Folgen ihrer Bauleitplanungen für ansässige Betriebe“, erklärt der Planungsbeauftragte. Im Fall der Standortsicherung der Betriebe Hünert + Kramp sowie der Zimmerei Moderer in Salzhausen habe die Gemeinde auf Wirken der Handwerkskammer und der Betriebe mehrmals den Bebauungsplan geändert. Aber erst nach einem Normenkontrollantrag vor dem Oberverwaltungsgericht, der wegen Planfehlern und zum Schutz der Betriebe eingereicht wurde, sei ein Bebauungsplan verabschiedet worden, mit dem die Handwerksbetriebe einverstanden waren. „Wir haben eigene Schallgutachten erstellen und Moderationen durchführen lassen, um die Gemeinde von unseren Bedenken
zu überzeugen“, erinnert sich Hermann Menke. Das habe viel Zeit und Nerven gekostet. „Wir hatten nie vor, rechtliche Schritte einzuleiten“, betont er. Es habe aber viel auf dem Spiel gestanden: „Ein kurzfristiger Neuanfang im Gewerbegebiet wäre für uns nicht finanzierbar gewesen.“ Der Handwerksmeister habe insbesondere die vielen Arbeitsplätze und seine Betriebsnachfolge sichern wollen. Der Einsatz habe sich aber gelohnt: Neben einer Schallschutzwand wurde nebenan anstelle einer geplanten Wohnbebauung die neue Feuerwehr der Gemeinde errichtet. W
Foto: Fotostudio Gramann
Der Weg dorthin sei jedoch steinig gewesen: „Ohne den Anruf aus der Handwerkskammer hätte ich die Gefahr durch die Bauleitplanung für unseren Betriebsstandort vielleicht gar nicht erkannt“, sagt Hermann Menke, Landmaschinenmechanikermeister und Geschäftsführer der Hünert + Kramp GmbH. Auch Zimmerermeister Ulf Moderer vom benachbarten Zimmereibetrieb sei von den Auswirkungen der Planung verunsichert worden. Nach dem Baugesetzbuch seien die Gemeinden verpflichtet, Träger öffentlicher Belange wie die Handwerkskammer bei der Aufstellung von Bebauungsplänen oder sonstiger Planverfahren zu beteiligen. Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade wird im Laufe eines Jahres an etwa 1000 Planverfahren als Träger öffentlicher Belange beteiligt. „Dennoch sollte sich ein Betriebsinhaber nicht darauf verlassen, dass die Handwerkskammer sämtliche Bauleitpläne von den Gemeinden im Beteiligungsverfahren erhält und sich dann bei den Betrieben meldet,“ sagt Jörg Steinborn, Planungsbeauftragter der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. „Es kann durchaus sein, dass wir nicht über alle öffentlichen Planungen von den Gemeinden informiert werden.“ Zwar sei vorgeschrieben, die Handwerkskammern an sämtlichen Bauleitplanungen zu beteiligen, die handwerkliche Belange betreffen. „Eine
Ansprechpartner: Jörg Steinborn, Tel. 04131 712-154 steinborn@hwk-bls.de
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Starke Kommunen starkes Handwerk Ein Positionspapier zur Kommunalwahl fasst die Forderungen und Wünsche des Handwerks zusammen. „Starke Kommunen - starkes Handwerk“ - unter diesem Motto hat die Vollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade ein Positionspapier zu den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 12. September verabschiedet. Es enthält eine Zusammenfassung der aktuellen mittelstandspolitischen Positionen des regionalen Handwerks mit kommunalem Bezug. Handwerker aus dem Kammerbezirk nehmen Stellung:
NORBERT SCHMUDLACH, Kreishandwerksmeister Rotenburg Da der Landkreis Rotenburg/W. sehr ländlich geprägt ist, sind die technischen Voraussetzung für einen guten Standortfaktor nicht flächendeckend gegeben. Die Digitalisierung und die damit verbundenen Prozesse spielen auch im Handwerk eine große und wichtige Rolle. So werden in allen Gewerken mittlerweile digitale Kommunikationsmedien und digitalisierte Auftragsbearbeitung verwendet. Das setzt zwingend eine gute und bezahlbare Infrastruktur voraus. Hier fehlt es leider in der Fläche in unserem Landkreis an vielen Orten. Ein Glasfaseranschluss sollte heute jedem Gewerbetreibenden kostengünstig zur Verfügung stehen, um den digitalen Anforderungen gerecht zu werden. Gleiches gilt für ein flächendeckendes Mobilfunknetz, bestenfalls ein flächendeckendes 5G-Netz. Hier sind wir im Landkreis Rotenburg noch meilenweit entfernt. Um die notwendigen und knappen Ressourcen in Sachen Personal für die Handwerksbetriebe zur Verfügung zu stellen, muss eine ganztägige Kinderbetreuung auch im ländlichen Bereich gewährleistet sein. Im Bereich Rotenburg ist dieses Thema nicht vollständig zufriedenstellend gelöst.
MARTIN BAUERMEISTER, Kreishandwerksmeister Helmstedt Grundsätzlich erwarte ich von unseren Kommunen im Landkreis Helmstedt eine funktionierende aber auch perspektivisch ausgerichtete Infrastruktur und deren verantwortungsvolle Weiterentwicklung. Von den kommunalen Verwaltungen wünsche ich mir ein noch stärkeres Selbstverständnis in Richtung eines bürgerorientierten Dienstleisters mit regionaler Verantwortung. Die Themenfelder sind aber vielfältig und gerade in den letzten Monaten haben wir alle erleben müssen, wie existentiell eine gute und bedarfsgerechte Kinderbetreuung in den Kindertagesstätten und Schulen ist. Zum einen um eine bestmögliche Förderung der Kinder zu erreichen, zum anderen, um den Eltern eine verlässliche Betreuung anzubieten. Aus meiner Sicht ist der weitere Ausbau einer ganztägigen Kinderbetreuung wichtig. Dazu gehört auch eine entsprechende Hortstruktur mit einem attraktiven Nachmittagsangebot für die Grundschüler. Aber auch in den Bereichen der weiterführenden Schulen, der Bildungsträger und der Berufsschule gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, die das Handwerk nur mit der Politik und den Verwaltungen weiterentwickeln kann.
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Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
LUTZ SCHOLZ, Arbeitnehmervizepräsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Das wichtigste Thema für uns Beschäftigte im Handwerk ist eine ordentliche Vergütung. Ich erwarte von der Kommunalpolitik, dass öffentliche Aufträge nur an Innungsmitglieder vergeben werden, d.h. nur an Unternehmen mit Tarifbindung und (je nach Betriebsgröße) einer Beschäftigtenvertretung. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte im Handwerk erhalten nach 45 bis 50 Arbeitsjahren eine zu geringe Altersversorgung, sind von Altersarmut bedroht. Das gilt es gemeinsam zu ändern. Wichtig ist die Förderung des örtlichen ehrbaren Handwerks, der Innungen. Ich wünsche mir von der Kommunalpolitik einen regelmäßigen Austausch mit dem Handwerk, auch mit den Beschäftigtenvertretungen der Handwerksunternehmen.
JÖRG GLAGOW, Kreishandwerksmeister Peine Den Peiner Kommunen muss in Zukunft der Spagat zwischen Eigenständigkeit und Anbindung an die Zentren Hannover und Braunschweig besser gelingen. Besonderes Augenmerk sollte hier auf dem Ausbau des Nahverkehrs in die Zentren und das Vorhalten aller kommunalen Dienstleistungen vor Ort liegen. Die Schaffung und Ansiedlung weiterer neuer Arbeitsplätze in Stadt und Landkreis Peine ist wichtig, damit Peine keine reine „Schlafstadt“ wird. Für die duale Ausbildung braucht das Handwerk einen starken schulischen Partner. Hier fehlt es oftmals an Investitionen der Schulträger, aber auch an Einflussnahme der Kommunen gegenüber dem Land Niedersachsen. Im Bereich der Auftragsvergaben wäre das Ausnutzen der Vergabewertgrenzen für das örtliche Handwerk sehr hilfreich. Schön wäre es auch, wenn Vergabestellen endlich den Unterschied zwischen dem billigsten Angebot und dem wirtschaftlichsten Angebot berücksichtigen würden. Von Verwaltung und Politik erwartet das Handwerk mehr Flexibilität, Kreativität und Schnelligkeit als kleine Kommune zwischen den „Großen Zentren“.
DETLEF BADE, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Das Handwerk ist oft der wichtigste Arbeitgeber und Ausbilder in einer Kommune. Es trägt maßgeblich zur positiven Wirtschaftsentwicklung in der Region bei. Handwerksbetriebe sind in der Regel eng verbunden mit dem eigenen Ort und stärken das bürgerschaftliche Engagement in den Kommunen, ob im Verein, in der Freiwilligen Feuerwehr, in der Kirche oder in der Kommunalpolitik selbst. Andererseits sind die Kommunen wichtige Auftraggeber für das regionale Handwerk und zuständig für die Standortbedingungen vor Ort hinsichtlich Steuern und Abgaben, Bildung, Infrastruktur und Verkehr. Gerade bei der Bewältigung der coronabedingten Folgen kommt es daher noch stärker auf die richtige Weichenstellung vor Ort an. Wir brauchen verlässliche und motivierende Rahmenbedingungen für das Handwerk, die eine nachhaltige Entwicklung von Unternehmen ermöglichen, die regionale Wertschöpfung fördern und den Gründergeist stärken. Wir stehen für die Kommunalpolitik und als Handwerkskammer ebenso wie die Handwerkerschaften vor Ort jederzeit für Gespräche zur Verfügung.
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Download Das Positionspapier steht allen Interessierten Handwerksbetrieben als Download zur Verfügung. Positionspapier: www.hwk-bls.de/ wahl21
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Saubere Zukunft:
Dem Wandel einen Schritt voraus Um den CO2-neutralen Fußabdruck geht es in der Zukunft. Der Betrieb E-Cap Mobility aus Winsen (Luhe) arbeitet schon heute an der Umsetzung. Alternative Antriebssysteme für Individual-, Nutzfahrzeuge und Schwerlasttransporter, aber auch für Schiffe und Leichtflugzeuge werden in den Werkstätten entwickelt und eingebaut. von Astrid Bauerfeld NDH 06/2021
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„Dem Elektromotor ist es egal, ob der Strom aus einer Batterie oder Brennstoffzelle kommt. Der Wirkungsgrad für das Fahrzeug muss stimmen.“
Foto: Schmitz
Leonie Behrens
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äme aus Auspuffrohren nur noch Wasserdampf, könnten Städte und Kommunen buchstäblich aufatmen. Angesichts der Probleme mit Schadstoffen und dem Energieverbrauch von Benzin- und Dieselantrieben ist die Umrüstung auf alternative Antriebssysteme zukunftsweisend. „Der Elektroantrieb und die Wasserstofftechnologie werden immer mehr zur Alternative“, sagt Leonie Behrens. Sie leitet gemeinsam mit Philip Wagemann die Geschäfte von E-Cap Mobility in Winsen an der Luhe. Der Betrieb entwickelt Elektroprototypen für den emissionsfreien Antrieb von Fahrzeugen auf der Straße, zu Wasser und in der Luft.
Lösungen für Fahrzeugflotten
In einer der großen Betriebshallen steht ein Linienbus. Darunter: Kfz-Mechatroniker Steffen
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Soetbeer und Joshua Bogatzki mit Schraubendreher und Zange. Darüber: vier riesige Wasserstofftanks auf dem Dach. „Der Bus hat bisher Diesel getankt. Von uns erhält er nun einen Wasserstoffantrieb“, erklärt Leonie Behrens. Umgerüstet werde längst nicht mehr nur der einzelne Oldtimer. Viele Kommunen und Transportunternehmen würden mittlerweile auf den Betrieb zukommen und um Lösungen für ihre Fahrzeugflotten bitten. „Seitdem die Clean-Vehicle-Richtlinie 2020 von der Politik verabschiedet wurde, steigt die Nachfrage rasant“, sagt die 37-Jährige. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der Forcierung nachhaltiger Mobilität schreibe eine europäische Richtlinie Beschaffungsquoten für saubere und emissionsfreie Fahrzeuge in kommunalen Anwendungsbereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) vor, erklärt die Geschäftsführerin. „Genau da kommen wir ins
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Konstruktionsmechanikerin Jennifer Kurth stellt für jeden verbauten Akku eine eigene Box her.
Spiel.“ Insbesondere kommunale Flotten von Spezialfahrzeugen müssten umgerüstet werden. Dies sei günstiger als die Neuanschaffung. „Die großen Hersteller bieten ohnehin noch keine ausgereiften Lösungen an, meist braucht der Kunde oder die Kommune eine individuelle Problembehebung für Müllfahrzeuge oder Kehrmaschinen“, erklärt sie. Zurzeit gebe es viele Fördermaßnahmen von Bund und Land. „Die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten“, betont sie. Die Skepsis gegenüber der Elektromobilität weiche laut Behrens langsam auf: „Die Vorstellung von leeren Batterien auf der Autobahn und Flammen-Infernos nach einem Unfall weichen der Zuverlässigkeit und dem Willen, das Klima zu schützen.“ E-Cap Mobility verbaue ausschließlich nicht entflammbare Akkus, ohne Kobalt und Nickel. Die Antriebsart eines Fahrzeugs hänge von der Nutzung ab: „Ein kleines Fahrzeug für Kurzstrecken
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ist mit einer Batterie gut ausgestattet“, erklärt die Geschäftsführerin. „Große, schwere Fahrzeuge, die lange Strecken zurücklegen, sind mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank besser gerüstet.“ Trotz aller Vorschriften, Entwicklungen und großem Umdenken müsse die Politik laut Behrens mehr tun für die konkrete Umsetzung: „Die Zugänglichkeit für Fördermaßnahmen muss dringend entbürokratisiert werden.“ Die Hürden, ihren Fuhrpark umzurüsten, seien insbesondere für kleinere Betriebe noch zu hoch, die Einzelmaßnahmen zu teuer.
Ausgeklügeltes System in jedem Vorhaben
Was in einer derartigen Einzelumrüstung an Know-how steckt, erklärt Projektentwickler Patrick Bentzen: „In jeder Entwicklung steckt ein ausgeklügeltes System. Von der Wahl des Akkus, dessen Kühlsystem, bis hin zur Platzierung der Wasserstofftanks
„Die Entwicklung in Richtung E-Mobilität ist nicht mehr aufzuhalten.“ Philip Wagemann
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Projektentwickler Patrick Bentzen zeigt den Entwicklungsstand an einem Dieselbus, der künftig mit Wasserstoff angetrieben wird.
und der Softwareoptimierung muss alles passen.“ Dafür beschäftigt E-Cap Mobility Software-Entwickler, Ingenieure, Schlosser, Schweißer und Kfz-Mechatroniker mit Weiterbildung zum Hochvolttechniker. „Am liebsten würden wir einen eigenen Ausbildungsberuf kreieren“, sagt Leonie Behrens. Mit der Berufsschule in Winsen seien schon erste Gespräche geführt worden. Zurzeit hat der Betrieb vier Auszubildende. „Es ist ein spezielles Gebiet, unsere Azubis müssen nicht nur fachlich versiert sein, sie müssen auch an nachhaltiger Technik und ressourcenschonenden Entwicklungen Interesse haben“, erklärt Behrens. Der Betrieb startete laut Behrens einst mit einer Idee des Gründers Dirk Lehmann:
Sein alter Traktor sollte leiser und emissionslos werden, damit er auf Dorffesten eingesetzt werden kann. Während der Umrüstung des Treckers sei die Vision entstanden, weitere Fahrzeuge umzubauen. Die Nachfrage stieg rasant. „Wir haben immer mehr Projektpartner gewonnen“, erzählt Leonie Behrens. E-Cap Mobility entwickelt heute auch alternative Antriebe für Schiffe und Leichtflugzeuge. Eine Erweiterung des Betriebs am Standort Winsen (Luhe) ist laut Geschäftsführung geplant.
Web-Wegweiser: www.ecap-mobility.com
Fachkundiger für HV-eigensichere Systeme Damit das Arbeiten an Hybrid- und Elektrofahrzeugen mit Hochvolt-Systemen gefahrlos möglich ist, muss sich das HV-System in einem spannungsfreien Zustand befinden. Um diesen Arbeitsschritt durchführen zu dürfen, benötigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Kfz-Werkstatt die Zusatzausbildung „Fachkundiger an HV-eigensicheren Systemen“. Mit dieser Zusatzausbildung dürfen HV-Systeme spannungsfrei geschaltet werden und ebenso Arbeiten an spannungsfreien HV-Fahrzeugen durchgeführt werden. Einen entsprechenden Kurs bietet die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade im TZH Braunschweig im November an.
Eckdaten
Ansprechpartnerin: Sylvia Peter, Tel. 0531 1201-432 peter@hwk-bls.de www.hwk-bls.de/hochvolt Statt an der Dieselzapfsäule tankt dieser Bus künftig am Wasserstoff-Hahn.
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Fotos: Björn Schmitz
Der Lehrgang findet vom 22. bis 23. November 2021, jeweils von 08:00 bis 16:15 Uhr, im TZH Braunschweig statt.
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Holger Fiegenbaum zum Thema alternative Antriebssysteme Herr Fiegenbaum, was raten Sie Betriebsinhabern zum Thema Umrüstung oder Neuaufstellung ihres Fuhrparks auf alternative Antriebssysteme?
»»Holger Fiegenbaum: Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, im Rahmen der Erneuerung des Fuhrparks auch auf alternative Antriebssysteme zu setzen. Anders als beim bisher gewohnten Fahrzeugtausch zu Verbrennerfahrzeugen der nächsten Generation ist der Umstieg auf Elektrofahrzeuge aber mit einem umfassenden Informationsbedarf verbunden, wie ich es in der Beratungstätigkeit immer wieder erfahre. Mit Blick auf die von mir in den zurückliegenden Jahren durchgeführten Fachveranstaltungen zum Thema Elektromobilität hat sich das PKW-Angebot in diesem Segment kontinuierlich erhöht. Erfreulich ist auch, dass im Segment der Nutzfahrzeuge - über die Kleintransporter hinaus - seit kurzem die gesamte Palette bis zum Großraumkasten L5H3 mit 4,25 t zulässiges Gesamtgewicht seitens der Hersteller zum Verkauf oder Leasing angeboten werden. Während sich also bei den PKW und den Transportern, nicht zuletzt aufgrund der Förderungen, ein dynamisches Marktgeschehen in Richtung Markthochlauf abzeichnet, befindet sich der Einzug der elektrischen Antriebe im darüber liegende Mittel- und Schwerlast-LkwSegment noch in den Anfängen. Gegenwärtig gibt es in den LKW-Klassen bis 7,5t und darüber nur einen Hersteller, der diese Klassen werksseitig bedienen kann. Ansonsten spielt in diesen Klassen die Umrüstung von Fahrzeugen aktuell noch die größere Rolle. Um zu betriebsspezifischen passgenauen Lösungen im Thema alternative Antriebe zu gelangen, sind zunächst mittels Fuhrpark- und Nutzungsprofilanalyse Vorarbeiten durchzuführen. Darüber hinaus muss die Versorgungssicherheit mit Fahrstrom sichergestellt sein.
Für welche Gewerke lohnt sich ein Umdenken zum jetzigen Zeitpunkt?
»»Fiegenbaum: Begrenzender Faktor ist immer noch die Reichweite der verfügbaren Antriebssysteme. Vereinfacht gesagt gilt also: Je gleichförmiger die täglichen Fahrstrecken und je verhaltener die Ausnutzung der Zuladung, desto geeigneter
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Holger Fiegenbaum, Beauftragter für Innovation und Technologie im Handwerk (BIT) in der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Kontakt: Tel.: 04131 712-194 fiegenbaum@hwkbls.de
ist für diesen Einsatzbereich ein Elektrofahrzeug. Daher ist es nicht überraschend, dass seit Jahren maßgeschneiderte Elektromobilitätslösungen im Bäckerhandwerk sowie in den Gewerken Gebäudereiniger, Maler, Elektrotechnik und Schornsteinfeger erfolgreich im urbanen und regionalen Umfeld Anwendung finden. Bei Serviceunternehmen aber, wo die Fahrzeuge schwer beladen überregional täglich mehrere Einsatzorte zu erreichen haben und folglich Routen ständig wechseln, muss die Eignung von Elektrofahrzeugen besonders gut geprüft und deren Anschaffung ggf. aufgeschoben werden bis mittels weiterentwickelter Batterietechnologie größere Reichweiten realisiert werden können. Eine gute Planbarkeit der Fahrstrecke und verfügbare Ladeinfrastruktur sind also wichtige Voraussetzungen. In einer Sondersituation sind häufig Fahrzeuge des Bau- und Ausbaugewerbes, wenn sie während der Arbeitszeit auf der Baustelle stehen. Hier könnten Elektrofahrzeuge auch laden, vorausgesetzt es ist über den Baustromanschluss möglich und wird beispielsweise vom Bauträger genehmigt. Ansonsten wird jedoch das übernachtladen der Elektrofahrzeuge auf dem Betriebsstandort die Regel sein. Dabei ist allerdings die Dimensionierung des Stromanschlusses des Grundstücks der begrenzende Faktor.
Welche Förderungen stehen Handwerksbetrieben bei der Beschaffung von E-Fahrzeugen zur Verfügung?
»»Fiegenbaum: Bis Ende 2025 beantragbar ist die sogenannte BAFA Förderung. Es wird sowohl die Neuanschaffung von Elektrofahrzeugen als auch die Anschaffung von sogenannten jungen Gebrauchtfahrzeugen mit einem Umweltbonus von bis zu 9.000 Euro bezuschusst. Förderfähig sind alle Modelle, die in der entsprechenden BAFA-Fahrzeugliste genannt sind. Auch das Fahrzeug-Leasing wird gefördert. Sehr wichtig ist, dass die Antragstellung erst nach der Zulassung des Fahrzeugs erfolgen kann. Weitere Details sind unter BAFA-Elektromobilität im Netz abrufbar. Relativ neu ist auch die BAFA Förderung von gewerblich genutzten E-Lastenrädern. Weitere Details finden sich unter BAFA-E-Lastenräder im Netz. Seit Mitte Dezember 2020 gab es in Niedersachsen die sehr interessante Förderung einer nicht öffentlichen Ladeinfrastruktur für Unternehmen. Leider besteht mit Beendigung des ersten Förderaufrufes am 31. März 2021 derzeit keine Antragsmöglichkeit mehr. Hier ist aus Unternehmenssicht hinsichtlich investiver Maßnahmen mehr Langfristigkeit und somit Planungssicherheit durch die Politik wünschenswert.
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Seit 1921 gibt es den Tischlereibetrieb Lange in Beedenbostel. In diesem Jahr wird 100-jähriges Bestehen gefeiert.
100 Jahre Tischlerei Lange Vier Generationen vereint die Liebe zum Holz – die Tischlerei Lange ist ein Familienbetrieb mit zehn Jahrzehnten Tradition. Joost Lange ist mit 25 Jahren das jüngste Familienmitglied in der Tischlerei. Im Oktober 2020 ist der Tischlermeister in den Betrieb eingestiegen. „Ich bin hier in der Tischlerei groß geworden, genau wie mein Vater und mein Opa,“ sagt er. Da habe sich die Frage nach der Berufswahl nicht groß gestellt. Das Ruder in der Hand hat seit 1999 Ulrich Lange, Vater von Joost und die dritte Generation der Betriebsinhaber. „Wir waren schon als Kinder immer in der Werkstatt“, bestätigt Ulrich Lange. In der Tischlerei werden individuelle Möbel wie Kleiderschränke, Waschtische oder Bücherregale und andere Dinge aus Holz geplant und gefertigt. Der Betrieb ist technisch immer mit der Zeit gegangen. Heute sind alle Formen, Bögen und Designs möglich. „Wir können nahezu alle individuellen Projekte und Planungen anbieten, weil wir bei der Planungs- und Zeichnungstechnik sowie den Maschinen auf dem neuesten Stand sind. Frischen Designs und innovativen Ideen sind damit
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nahezu keine Grenzen gesetzt. So können wir die Wunschprojekte unserer Kunden gut umsetzen“, sagt Ulrich Lange. „Wir realisieren die neue Treppe, die genau in das Zuhause unserer Kunden passt und übernehmen die gesamte Planung mit entsprechendem Innenausbau. Wir sind von der Planung über die Fertigung bis hin zum Einbau für unsere Kunden da, und das beim Neubau genauso wie bei Altbausanierungen und Restaurationen.“ Die hohe Qualität seiner Arbeit schätzen seine Kunden und empfehlen ihn weiter. Neben den Privatkunden arbeitet er auch für Institutionen, wie zum Beispiel Kindergärten oder für öffentliche Auftraggeber. Ein besonderes Projekt in dem Bereich ist die Überarbeitung der Kirchenfenster der St.-Johannes-der-Täufer-Kirche in Winsen: „Da müssen Eichenhölzer aus verschiedenen Jahrhunderten und Bau-Epochen zum Teil ausgetauscht, zum Teil überarbeitet und ausgebessert werden.“ Das vorhandene Holz soll soweit möglich erhalten bleiben
und die historischen – zum Teil mundgeblasenen – Fenstergläser müssen erst sorgfältig aus- und anschließend wieder eingebaut werden. Das geht nur Stück für Stück und erfordert Fingerspitzengefühl. „Die Fenster müssen dann wieder mehrere Generationen halten“, sagt der Tischlermeister. Und: „Wir passen unsere Arbeiten stets den aktuellen Gegebenheiten, Werkstoffen und Techniken an.“ Gegründet wurde die Tischlerei im Jahr 1921 von Ernst Lange im Alter von 22 Jahren neben dem elterlichen Wohnhaus an der Ahrensbecker Straße in Beedenbostel. Dies geschah in der Zeit der Hyperinflation nach dem ersten Weltkrieg, was dazu führte, dass Ernst Lange für fünf Millionen Mark eine neue Bandsäge kaufen und dafür Speditionskosten in Höhe von 35 Millionen Mark zahlen musste. Diese Schwierigkeiten überstand der Betriebsinhaber aber und konnte in seiner Werkstatt erfolgreich arbeiten und sie weiter ausstatten. Nach seiner Meisterprüfung stellte der Firmengründer
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auch Särge her und war Bestatter. Diese Tradition hat die Familie beibehalten. Als Klaus Lange, Sohn des Gründers, 1968 den Betrieb übernahm, richtete er ein Sarglager und eine Sargausstellung ein. Wurden bis dahin die Särge individuell hergestellt, wurden sie nun nicht mehr selbst gebaut, sondern von Händlern gekauft. Nachdem Ulrich Lange Geschäftsführer der Tischlerei geworden war, bauten sie den Bestattungszweig weiter aus. Federführend war hier seine Frau Elke Lange. „Um den Trauernden mehr Platz und Zeit für die Trauer zu geben, wurde 2007 das Bestattungshaus Lange in Lachendorf eingerichtet. Ein Haus mit Besprechungsraum, Sargausstellung, Kühlung, Trauerhalle und – ganz wichtig – einem Abschiedsraum für die Angehörigen.“ Abschied nehmen zu können sei ein wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit. „Wir ermöglichen hier individuelle Gestaltung der Aufbahrung und Trauerfeierlichkeiten“, sagt Elke Lange. 2011 legte sie
zudem die Meisterprüfung im Bestatterhandwerk vor der Handwerkskammer ab. In der Tischlerei werden zurzeit zehn Mitarbeitende, zwei Auszubildende und drei Meister beschäftigt. „Damit sind wir gut aufgestellt“, sagt Ulrich Lange. Um attraktiv für Kunden und potenzielle Mitarbeitende zu sein, ist das Unternehmen auch in den sozialen Medien aktiv. „Das wird für uns zunehmend wichtiger. Deshalb veröffentlichen wir da auch verstärkt Referenzobjekte“, erklärt Joost Lange. Die Tischlermeister blicken optimistisch in die Zukunft. Mit Joost Lange steht die vierte Generation in den Startlöchern. Außerdem wird gerade an einer neuen Halle für die Möbeltischlerei gebaut, die bald eingeweiht werden soll. CB Web-Wegweiser:
w www.langetischlerei.de
www.bestattungen-lange.de
Herzlichen Glückwunsch Die Handwerkskammer BraunschweigLüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg: 25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN Maler- und Lackierermeister Ralf Jorzik, Walsrode, am 1. April 2021 25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM Schornsteinfegermeister Christopher Thompson, Morsum, am 24. Juni 2021 50-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM Schlossermeister Gustav Klauenberg, Braunschweig, am 3. Juni 2021 60-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM Elektroinstallateurmeister Hermann Drews, Ilsede, am 20. Dezember 2021
Ehrungen und Urkunden Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden. Web: www.hwk-bls.de/ehrungen Mail: ehrungen@hwk-bls.de
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Von der kleinen Geige bis zum großen Kontrabass – In ihrer urigen Werkstatt repariert und restauriert Geigenbauerin Constanze Bruns sämtliche Streichinstrumente.
Faszination aus Schönheit und Klang Constanze Bruns ist Geigenbauerin aus Leidenschaft. Seit 2007 baut, repariert und restauriert sie in ihrer eigenen Werkstatt Streichinstrumente. VON BJÖRN SCHMITZ
CONSTANZE BRUNS, Geigenbauerin
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Schon seit Kindheitstagen interessiert sich Constanze Bruns für Streichinstrumente. Sieben Jahre war sie alt, als sie anfing Geige zu spielen. Kurz darauf besuchte sie zum ersten Mal eine Geigenbauwerkstatt und sie fand ihren Traumberuf im Geigenbauerhandwerk. In genau jener Werkstatt begann sie zwölf Jahre später ihre Ausbildung zur Geigenbauerin. „Es ist sehr schwierig eine Lehrstelle zu finden und ich hatte damals großes Glück“, erinnert sich die Geigenbauerin. Nachwuchsprobleme habe das Geigenbauerhandwerk nämlich eigentlich nicht: „Viele Geigenbauer haben eher kleine Werkstätten und es fehlt meistens einfach der Platz für eine zweite Person“, so Bruns. Für sie ging es nach der Gesellenprüfung 1999 nach Frankfurt, wo sie sich in einer dortigen Werkstatt dreieinhalb Jahre der Reparatur und Restauration meist alter Instrumente widmete. In Hamburg legte sie 2003 ihre Meisterprüfung ab und eröffnete 2007 schließlich ihre eigene Geigenbauwerkstatt in
Stade. „Die Räume hier sind ideal für mich und meine Arbeit“, schwärmt die Geigenbauermeisterin auch heute noch. Damit aus einem Stück Holz aber überhaupt erst eine Geige entsteht, sind etliche Arbeitsschritte notwendig. Die Komplexität des Geigenbaus zeigt sich dabei schon bei der Auswahl des Holzes. Für den Bau von Musikinstrumenten wird sogenanntes Tonholz verwendet. Tonholz ist langsam und gerade gewachsen und hat im Idealfall wenig Äste. Außerdem wird es viele Jahre lang gelagert und luftgetrocknet, damit möglichst keine Spannungen mehr im Holz vorhanden sind. „Für den Boden und die Zargen wird Ahorn und für die Decke Fichte verwendet“, erzählt Bruns. „Bis ich eine weiße Geige in der Hand halte, sind durchaus 200 Arbeitsstunden vergangen“, sagt die Geigenbauerin. Die „weiße Geige“ ist das noch unlackierte Instrument. „Wie viel Zeit ich nach diesem Punkt für die Lackarbeiten benötige, hängt stark vom verwendeten Lack ab. Es gibt Lacke, bei denen sechs Anstriche notwendig sind, und dann gibt es Lacke, mit denen
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Kaum größer als eine Fingerkuppe – für den Bau von Geigen kommen ganz spezielle Werkzeuge zum Einsatz, die sogenannten Wölbungshobel.
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„Meinen größten Hobel würde ein Tischler vermutlich immer noch klein nennen.“ Constanze Bruns
Erwartungen hat die Corona-Pandemie allerdings nicht zu vermehrten Reparatur- und Restaurationsaufträgen geführt: „Im ersten Lockdown hatte ich die Hoffnung, dass die Menschen beim Aufräumen ihrer Keller alte Schätze wiederfinden und reparieren lassen wollen”, erinnert sie sich. Das sei aber nicht der Fall gewesen und stattdessen kamen sehr viele Eltern, die für ihre Kinder Instrumente kaufen wollten. „Das hat mir ganz gut geholfen”, berichtet sie. Ihr Vorteil sei auch gewesen, dass sie für potenzielle Aufträge in der Zukunft vorarbeiten, etliche Arbeiten vorbereiten und Liegengebliebenes abarbeiten konnte. „Dafür kann ich natürlich keine Rechnung schreiben, aber Däumchen drehen brauchte ich zum Glück auch nicht. Das ist eine deutlich komfortablere Situation als in vielen anderen Berufen gewesen.”
Web-Wegweiser:
w www.geigenbau-stade.de
Fotos: Björn Schmitz
20 Anstriche gemacht werden müssen“, erzählt Bruns. An diesem Punkt ist das Instrument optisch fertig und es folgt der akustische Feinschliff: Der Steg und die Wirbel werden eingesetzt und millimetergenau justiert, damit die Saiten gespannt und das Instrument gestimmt werden kann. Für den Bau dieser Instrumente kommen dabei ganz spezielle Werkzeuge zum Einsatz, wie zum Beispiel die Wölbungshobel. Sie sind kaum größer als eine Fingerkuppe und unverzichtbar für das Bearbeiten der gewölbten Decken- und Bodenplatten der Streichinstrumente. „Meinen größten Hobel würde ein Tischler vermutlich immer noch klein nennen“, scherzt Bruns. Neben den Hobeln gibt es auch noch etliche Schnitzmesser, Feilen und Stecheisen in den verschiedensten Größen. „Meine Arbeit ist richtig schöne Handarbeit“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Der Neubau sei allerdings nur ein kleiner Aspekt ihres Berufsalltages: „Hauptsächlich repariere und restauriere ich Streichinstrumente”, so Bruns. Entgegen ihren
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Qualifizierung für Führungskräfte
Termine BRAUNSCHWEIG Meistervorbereitung im Tischler handwerk, Teil I & II (Teilzeit) 09.09.2021 - 24.03.2023
Berufsbegleitend und ortsunabhängig.
Blended Learning Variante ab November
Die Weiterbildung zum Betriebswirt (HwO) ist ein Gemeinschaftsprojekt der norddeutschen Handwerkskammern und wird als Blended Learning Variante ab November angeboten. Blended Learning ist eine Kombination aus Online- und Präsenzunterricht. Der Großteil des Unterrichts findet zu festgelegten Zeiten im virtuellen Klassenzimmer statt und wird durch Präsenzphasen ergänzt. Die Vorteile dieser Lernform liegen in der Ortsunabhängigkeit: Die Teilnahme ist von jedem Ort aus mit Internetzugang möglich.
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Meistervorbereitung im Friseurhandwerk, Teil I & II (Teilzeit) 06.09.2021 - 14.09.2022
Die Themenfelder sind: ɓɓ ɓɓ ɓɓ ɓɓ ɓɓ
Strategische Planung Moderne Marketinginstrumente Optimierung von Geschäftsprozessen Kosten-Leistungs-Rechnungen Investitionsentscheidungen
KÖNIGSLUTTER Workshop „Freies Arbeiten und Formen am Stein“ (Vollzeit) 30.06.2021 - 02.07.2021
Die Fortbildung richtet sich einerseits an Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereits einen Handwerksbetrieb führen und ihr betriebswirtschaftliches Wissen ausbauen wollen, und andererseits an Handwerker, die planen einen Handwerksbetrieb zu übernehmen oder zu gründen. Gleichzeitig richtet sich die Fortbildung aber auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Handwerksbetrieben, die ihre Karriere voranbringen und als zukünftige Führungskraft mehr Verantwortung im kaufmännischen Bereich übernehmen wollen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können eine Förderung durch das Aufstiegs-BAföG beantragen – auch wenn diese Förderung schon einmal, z.B. für den Meisterkurs, in Anspruch genommen wurde. BS W
Meistervorbereitung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, Teil I & II (Vollzeit) 20.09.2021 - 18.03.2022 LÜNEBURG Meistervorbereitung im Maler- und Lackiererhandwerk, Schwerpunkt: Fahrzeuglackierung, Teil I & II (Vollzeit) 25.10.2021 - 18.02.2022 Meistervorbereitung Metallbauerhand werk, Schwerpunkt: Konstruktions technik Teile I & II (Teilzeit) 10.09.2021 - 30.04.2023 Meistervorbereitung Feinwerk mechanikerhandwerk, Schwerpunkt: Maschinenbau Teile I & II (Teilzeit) 10.09.2021 - 30.04.2023 Meistervorbereitung im Elektrohand werk, Schwerpunkt: Energie- und Gebäudetechnik, Teil I & II (Teilzeit) 18.06.2021 - 23.09.2023
Eckdaten: 01.11.2021 - 28.07.2023
STADE
Unterricht im virtuellen Raum: Mo. und Mi. von 18:00 bis 21:15 Uhr
Meistervorbereitung im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk, Teil I & II (Teilzeit) 03.09.2021 - 25.06.2022
Präsenzunterricht: Sa. 10:00 bis 18:00 Uhr (alle sechs bis acht Wochen)
AdA: Ausbildung der Ausbilder (Teilzeit) 04.09.2021 - 23.10.2021
Ansprechpartner und
a weitere Informationen:
Christoph Bube Tel.: 04141 6062-43 bube@hwk-bls.de www.hwk-bls.de/betriebswirt
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Ob Digitalisierung oder Fachkräftemangel – die Anforderungen im Handwerk steigen rasant. Die strategisch optimale Ausrichtung des eigenen Betriebes ist daher wichtiger denn je, denn nur so kann die Existenz gefestigt und der Erfolg nachhaltig gesichert werden. Um für genau diese Herausforderungen gerüstet zu sein, vermittelt die Aufstiegsfortbildung „Geprüfter Betriebswirt nach der Handwerksordnung (HwO)“ ein umfangreiches betriebswirtschaftlich-strategisches Verständnis der Unternehmensführung. Vergleichbar mit einem Hochschulstudium ist die Aufstiegsfortbildung zum Geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung die höchste Qualifikationsebene im Handwerk und deshalb mit dem akademischen Master gleichgestellt. In 700 Unterrichtseinheiten lernen die Teilnehmenden Probleme zu analysieren, Personal zu führen, Unternehmensstrategien zu entwickeln und ebenso betriebswirtschaftliche Lösungen zu finden. Der Lehrgang zum Geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung vermittelt somit jenes Managementwissen, das für die optimale Betriebsführung eines Handwerksbetriebes benötigt wird.
Geprüfter Fachmann für kaufm. Betriebsführung (HwO) (Teilzeit) 06.11.2021 - 14.05.2022
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DIE GESUNDHEITSSEITE DER
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
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DER IKK CL ASSIC AZUBI-PODC AST GEHT IN DIE ZWEITE RUNDE Im IKK classic Azubi-Podcast »Ausbildung? Machen wir.« sprechen die Moderatoren Marco Sergio und Lucas Witting über alles Wissenswerte rund um das Thema Ausbildung und fragen bei Experten nach Tipps zum Berufsstart.
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ach dem erfolgreichen Auftakt in 2020 startet die IKK classic ab Mai die zweite Staffel mit zehn neuen Folgen. Mit dabei: Expertin Sarah aus der Redaktion der Ausbildungsbörse azubi.de, die Tipps zum Auszubildenden-Leben gibt, und Freestyle-Rapper Joel Bello, der jede Podcast-Folge in einem kurzen Track zusammenfasst.
NOCH MEHR UNTERHALTUNG FÜR JUNGE BERUFSEINSTEIGER
TR AUMJOB DACHDECKERIN Luisa Buck setzt sich für mehr Frauenpower im Handwerk ein – als lulu.metalroofer zeigt sie auf ihrem Instagram-Kanal, wie abwechslungsreich ihr Arbeitsalltag als Dachdeckerin und Spenglerin aussieht. Nach erfolgreicher Ausbildung im väterlichen Betrieb arbeitet sie als Gesellin auf der Baustelle. Und Frauenpower wird auch auf der Baustelle geschätzt – das zeigt eine aktuelle Umfrage, die sie auf ihrem Social Media-Kanal gemacht hat: Viele Männer schätzen die weibliche Unterstützung – Frauen sorgen für ein informelleres Klima, der Ton zwischen den Kollegen ist nicht mehr so rau. Wenn man Lust hat, als Frau in einem Handwerksberuf Fuß zu fassen, sollte man es einfach machen. Und der Handwerk-Nachwuchs ist auch schon gesichert – als frisch gebackene Mama zeigt sie, wie sich Beruf und Familie unter einen Hut bringen lassen.
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Lucas (l.) und Marco bei der Aufnahme im Studio: Sie helfen bei Azubi-Fragen. Hinweis: Die Bildaufnahme ist vor der Pandemie entstanden.
Traumberufe sind, denn: Sie retten Leben. In der Folge »Mein Job? Leben retten!« sprechen die Moderatoren mit Thomas Schnubel, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes beim Bayerischen Roten Kreuz. Er berichtet, welche Herausforderungen ein Job im Rettungsdienst mit sich bringt. Aber wie lassen sich Arbeit und Privates am besten voneinander abgrenzen, damit man die Arbeit nicht mit nach Hause nimmt? Expertin Sarah
gibt wertvolle Tipps, wie man mit Stress umgeht und es trotzdem schafft, gelassen zu bleiben. Mit dabei ist auch Jenny aus Berlin, sie arbeitet als Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin auf einer Intensivstation und ist als Bloggerin bei Instagram unter »_halbtagsheldin_« zum Thema Pflege im Einsatz. Sie erzählt von ihrem Arbeitsalltag auf der Intensivstation und wie sie durch diese turbulente Pandemie-Zeit kommt.
AZUBIS IN DIE IKK CL ASSIC Berufseinsteiger treffen mit der IKK classic immer die richtige Wahl und profitieren von jeder Menge Zusatzleistungen. Wer jetzt als Azubi Mitglied bei der IKK classic wird, erhält als Dankeschön die stylische und umweltfreundliche Doppel-Lunchbox ECO oder eine Baumpatenschaft. Alle Infos unter: www.ikk-classic.de/berufsstarter
Alle Infos zum Azubi-Podcast unter: www.ikk-classic.de/podcast
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BERUF? LEBENSRETTER! Rettungssanitäter und OP-Assistenten sind Berufe, die an Ansehen gewinnen – und für einige
Foto: © Achim Multhaupt
Marco, Lucas und Sarah zeigen im Gespräch mit Vorbildern und Experten, wie junge Menschen ihre Ziele erreichen und Träume erfüllen können und geben dabei wertvolle Tipps zu Fragen, die den Auszubildenden unter den Nägeln brennen. Von der Dachdeckerin über die Feuerwehrfrau bis zum Star-Fotografen ist für jeden Lebenstraum ein passendes Vorbild dabei.
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Foto: Lothar Drechsel - stock.adobe.com
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Ist Meisterprämie zu niedrig? Mehr Geld als Motivation für eine Meisterausbildung? Laut einer Studie ist die Meisterprämie nicht hoch genug, um die Zahl der Meisterabschlüsse zu steigern. MARTINA JAHN
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iedersachsen zahlt 4.000 Euro, Bayern 1.000 Euro, einige andere Bundesländer einen Betrag dazwischen. Die Meisterprämie soll ein Anreiz für Handwerker zur Meisterausbildung sein und die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung fördern. Schafft sie das? Das haben Wissenschaftler des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (IFH) untersucht. Das Ergebnis: ɓɓ
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Zwar leisteten die Meisterprämien einen Beitrag zur gewünschten Gleichwertigkeit mit einer akademischen Ausbildung. Doch sie hätten nicht zu einem Anstieg der Meisterprüfungen geführt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Prämien dafür zu niedrig sind. Es seien deutlich höhere finanzielle Anreize erforderlich.
Zu dem Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach einem Vergleich der Zahl der Meisterprüfungen in
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„Wir sind mit der Höhe der Prämie zufrieden.“ Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen
Bayern mit denen der anderen sieben Bundesländer, die eine Prämie anbieten, im Zeitraum von 2005 bis 2019. Bayern hatte die Prämie vor acht Jahren als erstes Bundesland eingeführt. Sechs weitere Bundesländer zogen von 2016 bis 2019 nach, darunter auch Niedersachsen. Doch wie schätzt das Handwerk selbst die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung zur Meisterprämie ein?
„Betrag ist angemessen und ein wichtiger Anreiz“ für den Meisterbrief
In Niedersachsen ist Karl-Wilhelm Steinman, Vorsitzender der Landesvertretung der Hand werkskammern Niedersachsen (LHN), zufrieden mit der Höhe der Prämie. Das Land zahlt Meistern mit bestandener Prüfung seit 2017 4.000 Euro. „Wir halten den Betrag für angemessen und für einen wichtigen Anreiz. Die Prämie ist eine Anerkennung des Meisterabschlusses und stärkt das unternehmerische Potenzial, das im Handwerk so wichtig ist“, sagt Steinmann. Die Zahl der Anträge auf die Meisterprämie unterstreiche das: Sie lag nach
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Aussage der LHN 2018 bei 2.200, 2019 bei 1.940 und 2020 bei 2.140. Zudem sei die Teilnehmerzahl in Meistervorbereitungskursen seit 2017 kontinuierlich angestiegen. Um das Niveau halten zu können, fordert Steinmann eine „verlässliche Perspektive“ für die Fortführung der Meisterprämie. Aktuell endet der Förderzeitraum am 30. September 2023. „Junge Meister brauchen finanzielle Planungssicherheit“, betont er. Und das Land Niedersachsen brauche die Meister dringend – als Nachfolger in Betrieben und als Ausbilder, die ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben.
dig machen oder einen b estehenden Handwerksbetrieb übernehmen, eine Meistergründungsprämie beantragen. Bis zu 10.000 Euro zahlt das Land. „Wir haben mit der Prämie gute Erfahrungen gemacht. Sie wird gut nachfragt“, sagt Runge. Meisterbetriebe könnten die Qualität der handwerklichen Arbeit und der Ausbildung sichern. „Letztendlich müssen wir die Nachfolge sicherstellen und die Zahl der A usbildungsplätze erhalten – und dazu brauchen wir die Meisterausbildung dringend“, sagt Runge. W
In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit keine Meisterprämie. Das sollte es aber, meint Uwe Runge, P räsident des Handwerkstages Sachsen-Anhalt. Das Wirtschaftsministerium und das Handwerk hätten für die Prämie gekämpft, sich aber vorerst nicht durchsetzen können. Jedoch können Meister, die sich selbststän-
Foto: Rene Shenouda
Noch keine Prämie für das Handwerk in Sachsen-Anhalt
„Auch in Sachsen-Anhalt sollte es eine Prämie geben. Das Wirtschaftsministerium und das Handwerk haben dafür gekämpft, aber konnten sich vorerst nicht durchsetzen.“ Uwe Runge, Präsident des Handwerkstages Sachsen-Anhalt
Mutmacherin für Junge Doreen Gaumann erklärt in einem Kurzfilm, wie wichtig das Handwerk für ihre Entwicklung war.
Die Filme finden Sie auf www.handwerk.de.
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Foto: ZDH
„Hätte ich am Anfang jeden Spruch geglaubt, dann wäre ich nicht hier, wo ich heute stehe“, sagt die Braumeisterin. Sie hat sich nicht beirren lassen und den männerdominierten Beruf ergriffen. Ihre Botschaft an junge Menschen: „Wenn ihr wirklich Bock auf etwas habt und das für niemand anderen tut, dann macht das einfach.“ Die Bremerin bildet heute selbst aus – und entwickelt regelmäßig neue Craft-Bier-Kreationen. In einem Kurzfilm gibt die 29-Jährige einen Einblick in ihren Beruf und erklärt, wie das Handwerk ihr Selbstbewusstsein gestärkt hat. Dieser Film ist Auftakt einer zehnteiligen Social-Media-Reihe, mit der das Handwerk in diesem Sommer bei der Generation Z punkten will. Dem Auftakt der Filmreihe mit Doreen Gaumann folgt ein weiterer Norddeutscher: Uhrmachermeister Michael Manßhardt aus Hildesheim. (FRÖ) W
Schwimmt gerne gegen den Strom und probiert Neues aus: Braumeisterin Doreen Gaumann.
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Foto: Johannes Arlt - Repair Café Sasel
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Typische Situation aus dem Repair Café im Saselhaus. Die Forscher glauben, dass sich die Zusammenführung mit dem Handwerk wirtschaftlich lohnt.
Reparaturkultur 2.0 Das Projekt Realkoop bringt Handwerker und Reparaturinitiativen zusammen. Das Ziel: Nachfrage steigern und eine Basis für Geschäfts modelle schaffen. DENNY GILLE
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ie stehen für einen Jahresumsatz von über 30 Milliarden. Sie erhöhen die Produkt lebensdauer, verbessern die Ressourcen effizienz und sie bilden für viele Handwerks betriebe eine zentrale Umsatzquelle: Reparaturen. Wie wertvoll das Trendthema Reparaturen für Handwerk und Gesellschaft ist, hat das Göttinger Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (IFH) für das Umweltbundesamt ermit telt. Zugleich haben sich die Forscher mit der Frage beschäftigt, wie sich die Nachfrage nach Reparatu ren steigern lässt. Eine Erkenntnis der Arbeit: „Jede gesamtwirtschaftliche Erhöhung der Reparaturnach frage wird sich unmittelbar positiv auf die betref fenden Betriebe und ihre Beschäftigten auswirken.“ Was kann man genau tun, um die Reparatur nachfrage bei Handwerkern steigern? Ein Weg sind laut IFH Kooperationsformate, die die gesellschaft liche Nachfrage nach Reparaturen fördern: Koope rieren Handwerksbetriebe mit Reparaturinitiati
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„Wir wollen in der Praxis umsetzen, was am IFH in der Theorie ausgearbeitet wurde.“ Andreas Ihm, Realkoop-Projektleiter
ven, die in Reparaturcafés etwa Kleinreparaturen unentgeltlich durchführen, könnten gleichermaßen Angebot und Nachfrage nach Reparaturen verstärkt werden, was nicht zuletzt zu mehr Umsätzen bei den Handwerksbetrieben führt. Das Potenzial dieser Kooperationsmöglich keiten wird jetzt in einem Feldversuch mit echten Kooperationen untersucht. Dafür haben sich die Forscher des IFH mit den Karlsruher Kollegen vom Institut für Betriebsführung (ITB) und dem Berliner Zentrum für Kulturforschung im Forschungsprojekt Realkoop zusammengetan. „Wir wollen in der Praxis umsetzen, was am IFH in der Theorie ausgearbeitet wurde“, erklärt Realkoop-Projektleiter Andreas Ihm.
Reallabore in drei Städten
In den Städten Karlsruhe, Heidelberg und Eberswalde bauen die Forscher Reallabore auf, in denen Handwerksbetriebe und Reparaturinitiativen zusammenarbeiten und Nachfrager bei der Repara
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Realkoop: Diese Handwerker sind gefragt
Wer kann teilnehmen? Geeignet für die Reparatur initiativen seien grundsätzlich alle Handwerke des täglichen Bedarfs. Das könnten Elektriker, Infor mationstechniker, Schneider, Goldschmiede oder Zweiradmechaniker sein. „Auch Tischler wären bei spielsweise denkbar, wenn es sich um Reparaturen handelt, die vor Ort gemacht werden können“, sagt Ihm. Für die Reallabore würden die Handwerker so ausgewählt, dass sie die jeweilige Reparaturinitiative gemäß ihres Bedarfs sinnvoll unterstützen. Die Pro jektpartner seien mit Handwerksorganisationen wie Handwerkskammern, Innungen und Kreishandwer kerschaften in Kontakt, die sie bei der Gewinnung von Betrieben für das Projekt unterstützen würden. Interessierte Betriebe können sich aber auch direkt an die Projektverantwortlichen wenden: „Wer Interesse hat, soll uns einfach eine E-Mail schreiben.“ Auch Interessenten, die ihren Sitz nicht in den Projektregionen haben, ermutigt Ihm, sich zu melden. „Wir werden eher keine weiteren Reallabore eröff nen können, aber wir finden für Interessenten eine passende Reparaturinitiative über unser Netzwerk.“
Ziel: Blaupause für Kooperationen
Ende 2023 endet das vom Bundesumweltamt geför derte Projekt. „Unser Ziel ist es, im Projekt BestPractice-Beispiele zu schaffen und eine Blaupause für erfolgreiche Kooperationen zu entwickeln“, sagt Ihm. „Wir wissen, dass wir mit drei Reallaboren kein bundesweites Umdenken herbeiführen. Wir möch ten aber den Gedanken in die Zivilgesellschaft und die Handwerksorganisationen tragen und Infos bereitstellen, was man beachten muss. W
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Gute Kontakte, gutes Gewissen
„Ich finde es wichtig, in Netzwerken aktiv zu sein, und als ich von dem Reparier Café hörte, dachte ich spontan: Das ist super, da mache ich mit.“ Uwe Krahl, Tischler
Wegwerfen und neu kaufen? Mit der heute weit verbreiteten Wegwerfkultur will sich Tischler Uwe Krahl (Foto) nicht abfinden. Hauptberuflich baut der Unternehmer Möbel, Terrassen und Carports und installiert Fenster und Türen. Daneben engagiert er sich unter anderem ehrenamtlich beim Reparier Café Kassel. „Ich habe angefangen, da mitzumachen, weil ich finde, dass unsere Gesellschaft in Bezug auf den Rohstoff- und Ressourcenverbrauch eine fatale Entwicklung macht“, sagt Krahl. Er will dem entgegenwirken. Es brauche eine neue Wertschätzung für Ressourcen wie Energie und Rohstoffe. „Reparaturcafés können dazu einen Beitrag leisten“, sagt der Unternehmer. Wenn nicht gerade Corona-Beschränkungen gelten, findet das Reparier Café Kassel einmal monatlich statt. Dann ist auch Uwe Krahl vor Ort und unterstützt die Veranstaltung als Helfer. Mal hilft der Tischler Café-Besuchern mit seinem Fachwissen weiter, wenn sie zum Beispiel wissen wollen, wie sie die Bänder einer klemmenden Tür neu justieren können. Mal wird er von Besuchern eingeladen, sich ein spezifisches Problem bei ihnen zu Hause anzuschauen. „So sind schon einige Kleinaufträge entstanden, die ich dann ganz normal abgerechnet habe“, berichtet Krahl. Für den Unternehmer ist das ehrenamtliche Engagement im Reparier Café auch Netzwerkarbeit. „Ich finde es wichtig, in Netzwerken aktiv zu sein.“ Aktive Handwerker mit eigenen Unternehmen seien in den Reparier Cafés bisher eher selten, sagt Krahl. Dennoch legt er sie Unternehmern nahe, die Interesse an Nachhaltigkeit und neuen Kontakten haben. Eine Gefahr, dass Repair Cafés Handwerker Aufträge kosten könnten, besteht laut Uwe Krahl nicht. „Was wir da machen, ist sehr aufwendig und völlig unbezahlbar“, sagt Krahl. „Nehmen Sie zum Beispiel ein defektes Radio: Den Aufwand, es auseinanderzubauen, den Fehler zu finden und zu beheben, kann Ihnen niemand angemessen bezahlen. Da ist ein Neukauf viel günstiger“, erklärt der Tischler. Dafür könne man in Reparaturcafés in entspannter Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen Kontakte aufbauen und etwas für nachhaltigen Konsum tun. Uwe Krahl hofft, dass das bald noch mehr Handwerker ausprobieren. (DEG)
Foto: Dorothea Cüppers
tur ihrer Güter unterstützen. Haben die Kooperati onen ihre Arbeit aufgenommen, soll ihre Arbeit in einer zweijährigen Praxisphase untersucht werden. „In der Praxisphase werden wir Befragungen mit Reparatursuchenden, Reparateuren und Betreibern der Reparaturcafés durchführen und so ermitteln, welche Erfolgsfaktoren und Hemmnisse es für sol che Kooperationen gibt“, erklärt Andreas Ihm. In den Projektregionen sollen Handwerker und Reparaturinitiativen zusammenarbeiten und Repa ratursuchende unterstützen. Geld fließt bei diesem Service keines. „Die Leistung ist ehrenamtlich“, sagt Ihm. Der Leitgedanke ist ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Trotzdem glauben die Forscher, dass sich eine Teilnahme an Reparaturinitiativen für Hand werker wirtschaftlich lohnt. „Gute Arbeit bei einer Kleinreparatur kann zu größeren Aufträgen führen“, sagt der Realkoop-Projektleiter. Zudem könnten Handwerker über die Initiativen ihre Bekanntheit in der Region steigern, sich als attraktive Arbeitgeber zeigen und neue Dienstleistungen entwickeln.
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Foto: profit_image - stock.adobe.com
Schwerpunkt
Für den BIM-Einstieg benötigen Handwerker zumindest einen Rechner mit Internetzugang sowie einen Viewer.
Einfacher einsteigen ins BIM Was brauchen Handwerker, um mit Building Information Modeling – kurz: BIM – zu starten? Ist der Einstieg teuer? Und müssen Handwerker auf andere warten? Ein BIT-Berater gibt Antworten. ANNA-MAJA LEUPOLD
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Matthias Steinicke, Handwerkskammer Cottbus
Foto: Privat
eht es um digitale Zukunftstrends am Bau, fällt seit Jahren regelmäßig das Schlagwort BIM. Doch richtig angekommen ist Building Information Modeling im Handwerk noch immer nicht. Nach Einschätzung von Matthias Steinicke, Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT-Berater) bei der Handwerkskammer Cottbus, liegt das allerdings nicht am mangelnden Interesse der Handwerker: „Viele Betriebe steigen beim Thema BIM in der Regel erst ein, wenn sie dazu ‚gezwungen‘ werden“, erläutert der gelernte Raumausstatter und Bauingenieur für Architektur. Das sei immer dann der Fall, wenn sie für einen Auftraggeber im Einsatz sind, der BIM verbindlich im Projekt vorschreibt. Doch Handwerker können auch anders starten. Für den technischen Einstieg benötigen Handwerker laut Steinicke einen Rechner mit Internet-
zugang. „Die PCs, die die meisten im Unternehmen haben, sind in der Regel völlig ausreichend“, sagt der BIT-Berater. Zudem bräuchten Handwerker zumindest einen Viewer, damit sie sich das 3D-Modell des BIM-Projekts ansehen können. „Damit haben Handwerker die Chance anzufangen und das Bauobjekt zu verstehen“, sagt Steinicke. Darüber hinaus sind gegebenenfalls noch Plugins oder Add-ons nötig, um an dem 3D-Modell zu arbeiten. Dem BIT-Berater zufolge benötigen Handwerker etwa ein Issue-Management-Tool, wenn BIM zum Fehlermanagement genutzt werden soll. Damit könnten sie unter anderem das BIM Collaboration Format (BCF) verarbeiten und Fehler melden, die sie zum Beispiel auf der Baustelle entdeckt haben. Und zwar, indem sie die Fehlermeldung an das jeweilige Bauteil im 3D-Modell anheften. „Die Projektbeteiligten werden darüber per E-Mail informiert und
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Schwerpunkt
gelangen per Direkt-Link an die markierte Stelle im Projekt“, erläutert Steinicke. So hätten alle die Chance zu verstehen, worum es genau geht, und niemand müsse lange auf Plänen oder auf der Baustelle suchen.
Steinicke. „Handwerker müssen sich dann eine kostenpflichtige Lizenz besorgen“, erläutert er.
Wozu können Handwerker BIM nutzen?
Ist der Einstieg teuer?
Der Einstieg kostet Betriebe vor allem Zeit, sagt Steinicke. Denn es seien derzeit diverse Viewer verfügbar, die Handwerker kostenfrei nutzen könnten. Die Software von Dietrichs und Sema wird nach Erfahrung des BIT-Beraters besonders im Holzbau eingesetzt, im Fliesenlegerhandwerk setzten viele auf Plan Cal Nova. Und DDS-CAD sei vor allem in den technischen Ausbaugewerken verbreitet. Für Plug-ins und Add-ons fallen Steinicke zufolge in der Regel Kosten an. Doch das müsse nicht unbedingt teuer sein: Manchmal reiche es, wenn Betriebe wenige Euros investieren, um beispielsweise Filtermöglichkeiten oder auch Exporte nach Excel nutzen zu können. Für Betriebe, die bereits eine Planungssoftware einsetzen, hat der BIT-Berater einen Tipp: „Prüfen Sie, ob es für Ihre Softwarelösung Module gibt, mit denen Sie den Einsatz von BIM-Arbeitsweisen bewerkstelligen können.“
Little-BIM, big-BIM, open-BIM, closed-BIM?
Ob little, big, open oder close – BIM wird häufig in Kombination mit verschiedenen englischen Begriffen verwendet. BIT-Berater Steinicke kennt die Unterschiede: ɓɓ Mit big-BIM ist fachübergreifendes Arbeiten gemeint, also wenn zum Beispiel Architekten, Planer sowie die Handwerker verschiedener Gewerke an einem Projekt gemeinsam arbeiten. ɓɓ Von little-BIM ist hingegen die Rede, wenn Building Information Modeling nur in einem Unternehmen angewendet wird. Laut Steinicke können Handwerker die Arbeitsmethode zum Beispiel im Betrieb nutzen, um erste Erfahrungen zu sammeln oder um ein Bauprojekt intern zu bearbeiten und zu dokumentieren. ɓɓ Bei Projekten mit open-BIM kommen verschiedenste Softwarelösungen zum Einsatz. Dem BIT-Berater zufolge hat das den Vorteil, dass jeder Projektmitarbeiter mit dem Programm arbeiten kann, mit dem er sich gut auskennt beziehungsweise mit dem er zurechtkommt. ɓɓ Bei Projekten mit closed-BIM hingegen wird ein Programm vorgegeben, mit dem alle Beteiligten verpflichtend arbeiten müssen. Das sei vor allem bei großen Bauprojekten der Fall, bei denen es einen Generalunternehmer gibt, so
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„Die PCs, die die meisten im Unternehmen haben, sind in der Regel völlig ausreichend.“ Matthias Steinicke, Handwerkskammer Cottbus
Building Information Modeling eignet sich anfangs besonders gut zur Beschaffung von Information, sagt Steinicke von der HWK Cottbus. Hier nennt er drei Beispiele: 1 Einzelne Komponenten anzeigen lassen: Für Elektriker sind beispielsweise oft Spezialinformationen ihres Gewerks wichtiger als Rohbau- Daten. Sie können sich deshalb bei einem BIM-Modell zum Beispiel nur die Elektrik separiert anschauen und alles andere ausblenden. Ist bei dem Projekt etwa eine Satelliten schüssel auf dem Dach geplant, können sie sich dafür alle geforderten und verknüpften Leistungen im Modell anzeigen lassen. 2 Zusätzliche Infos beschaffen: Manchmal fehlen in der Leistungsbeschreibung oder analogen Plänen Angaben, zum Beispiel die Höhe der Dachunterkante. Mit einem Klick an die Stelle im Modell können sich Handwerker diese Information beschaffen. 3 Informationen zu Änderungen am Modell: Muss der Planer einen zusätzlichen Lüftungsschacht berücksichtigen, hat das möglicherweise Einfluss auf die Deckenhöhe. Nimmt er eine solche Änderung vor, wird das für alle Baubeteiligten sofort sichtbar.
Sollten Handwerker jetzt schon einsteigen?
Matthias Steinicke ist davon überzeugt, dass sich Building Information Modeling mittelfristig am Bau durchsetzen wird. Daher rät er Handwerkern, nicht abzuwarten, sondern anzufangen und sich langsam einzuarbeiten. „Der Einstieg ist durch die vielen kostenfreien Tools ziemlich günstig“, sagt der BIT-Berater. Er ist zudem überzeugt davon, dass sich Betriebe mit einem frühzeitigen Einstieg Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen verschaffen.
Wo bekommen Betriebe Hilfestellung
Betriebe, die sich den Einstieg ins BIM nicht alleine zutrauen, können sich Hilfe holen. Dafür sieht Steinicke zwei kostenfreie Möglichkeiten: ɓɓ Erste Hilfestellungen könnten die Beauftragten für Innovation und Technologie geben, auch BIT-Berater genannt. Sie sind in der Regel bei den Handwerkskammern angesiedelt. Einen Berater in Ihrer Region können Sie unter bisnet-handwerk.de ermitteln. ɓɓ Eine gute Anlaufstelle sei auch das Kompetenzzentrum Digitales Bauen in Krefeld. Dort gehöre BIM zu den Themenschwerpunkten. W
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Fotos: Meisterwerk App GmbH
Schwerpunkt
Planung in der App: Aufträge und Einsatzzeiten sind für jeden Mitarbeiter aufgelistet.
Zeit sparen per App Marcel Meyer hat seine Einsatzplanung mit der Meisterwerk App digitalisiert. Ergebnis: mehr Übersicht, Effizienz und Zeitersparnis.
Aufwendig kann so eine Einsatzplanung sein. Die voraussichtliche Auftragsdauer muss festgelegt, die Aufträge müssen den Mitarbeitern zugewiesen und das Ganze in der Arbeitswoche so arrangiert werden, dass möglichst wenig Leerlauf entsteht. Verschiebt sich dann doch ein Termin oder ein Mitarbeiter wird krank, beginnt das Planungsspiel von Neuem.
Marcel Meyer kennt das Problem. Die analoge Einsatzplanung hat ihn jede Woche bis zu sechs Stunden gekostet. Meyer leitet den sieben Mitarbeiter starken Betrieb „Meyer – Heizung Sanitär Lüftungstechnik“ aus dem niedersäch sischen Damme. Inzwischen teilt der Installateur- und Heizungsbaumeister die Arbeitskapazität seines Teams bequem per App ein. „Der Wechsel hat
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Digitale Einsatzplanung in der Praxis
Marcel Meyer, Installateur- und Heizungsbaumeister
Foto: Privat
Zeitfresser analoge Einsatzplanung
uns nur Vorteile gebracht“, erzählt der junge Handwerksmeister. Um die Einsätze seiner Mitarbeiter digital zu planen, nutzt der 31-Jährige die Meisterwerk App. Eine Anzeige auf Instagram führte ihn zu der Software. Es folgten ein Anruf und eine Demo schulung. „Am Ende war ich von dem Produkt überzeugt“, erklärt er.
Die Software ersetzt seine bisherige Planung am Whiteboard vollständig. „Wenn ich jetzt etwas umplanen will, greife ich nicht mehr zum Schwamm, sondern ziehe den Auftrag einfach per Drag-and-drop zu seinem neuen Bestimmungs ort“, berichtet Marcel Meyer. Zudem erleichtere das Tool die Terminvergabe mit den Kunden: „Ich sehe auf einen Blick, welcher Mitarbeiter noch eine Lücke hat, in der wir den Kunden unterbrin gen können.“
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Schwerpunkt
Über die mobile App könne das Team jeder zeit den aktuellen Planungsstand von unterwegs abrufen und zum Beispiel einsehen, wer mit wem in den nächsten Tagen auf welchen Baustellen eingeplant ist. Damit sich jeder Mitarbeiter optimal auf seinen nächsten Auftrag vorbereiten kann, lassen sich die Aufträge in der Vorplanung mit allen wichtigen Informationen versehen. „Wir können Arbeitsumfang und Aufwand beschreiben, Fotos und Dateien wie Maßblätter und Angebotsschrei ben hinterlegen“, erklärt Marcel Meyer. Vor Ort können die Mitarbeiter zudem Aufträge aktualisieren und ihre Fortschritte dokumentieren. Alle wichtigen Informatio nen seien jederzeit verfügbar. „Das ist auch enorm hilfreich, wenn ein Team mal den Auftrag eines anderen übernimmt“, erklärt der Handwerksmeister.
„Ich sehe auf einen Blick, welcher Mitarbeiter noch eine Lücke hat, in der wir den Kunden unterbringen können.“ Marcel Meyer, Installateur- und Heizungsbaumeister
filtern. So hat das SHK-Unternehmen sie alle sicher organisiert. Damit sein Betrieb von der Investition in die Meisterwerk App den größtmöglichen Nutzen zieht, hat Marcel Meyer im gleichen Schritt Tablets für die Monteure angeschafft. „Da sind neben den Auftragsdaten sämtliche Maßblätter und technische Informationen abrufbar und man kann schnell unterwegs etwas nachrecherchie ren“, erklärt er. So sieht sich der junge Handwerksmeister digital sehr gut aufgestellt. „Für den Moment“, sagt er. Denn Meyer weiß schon, wie der nächste Digitalisierungsschritt aussehen könnte: „Meis terwerk plant jetzt, noch eine Zeiterfassung in das System zu integrieren – das will ich auch gerne einsetzen.“ DENNY GILLE W
Andere Themen in der Teambesprechung
So bringt Meyer mit der Meisterwerk App Struk tur in die Dokumentation seiner Aufträge. Und das wirke sich insgesamt positiv auf die Abläufe im Unternehmen aus. „Vorher war die Einsatz planung ein großer Posten in den Mitarbeiter besprechungen. Da der jetzt entfällt, können wir uns auf andere Themen konzentrieren“, erklärt der Betriebsleiter. Und: In der akuten Phase der Corona- Pandemie habe die Meisterwerk App es dem Team ermöglicht, Distanz zu wahren und dennoch reibungslos zusammenzuarbeiten. „Wir konnten persönlichen Kontakt super vermeiden. Ich habe vom Homeoffice aus disponiert und die Kollegen sind direkt von zu Hause zu den Baustellen gefahren“, erzählt der Handwerksmeister.
Übersichtlich: Die Terminplanung gibt ein klares Bild der Aufgaben, die bei den verschiedenen Kunden erledigt werden müssen.
So hilft die App bei der Vorausplanung
Obwohl Meyer das Tool im Wesentlichen für die Einsatzplanung nutzt, habe es ihm auch bei der Organisation der langfristigen Vorausplanung geholfen. Das funktioniert in der Meisterwerk App durch die Vergabe verschiedener Auftrags- Status wie Anfrage, ungeplant, geplant, in Arbeit und fertig. „Kommt eine Anfrage rein, zu der wir ein Angebot schreiben, lege ich sie an. Entscheidet sich der Kunde dann, uns zu beauftragen, wird daraus ein ungeplanter Auftrag. Sobald ich ihn terminiere, fließt er als geplanter Auftrag in unsere Planung ein“, erklärt Marcel Meyer. Alle Aufträge im Pool lassen sich nach ihrem Status
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Transparent dokumentiert: In den einzelnen Aufträgen lassen sich Beschreibungen, Fotos und andere Dateien hinterlegen.
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Foto: mrmohock - stock.adobe.com
Schwerpunkt
Wie viele Funktionen muss eine Handwerker-App bieten, damit sie nützlich ist?
Mit Bedacht zum passenden Tool So viele Handwerker-Apps, so viele Funktionen? Das große Angebot erschwert die Auswahl der richtigen Tools. Mit diesen fünf Tipps finden Sie die passende Lösung.
Cloudbasierte Software: mieten statt kaufen
Vom Aufmaß bis zur Zeiterfassung: Die Zahl nützlicher Handwerker-Apps wird immer größer. Worauf Sie bei der Auswahl achten sollten, weiß Thorsten Moortz. Der Strategieberater und Coach aus Georgsmarienhütte unterstützt Handwerker bei der Einführung digitaler Werkzeuge im Betrieb.
Moortz rät zur Cloud-Software: „Wenn eine Software nicht cloudfähig ist, würde ich die Finger davon lassen.“ Ob das der Fall ist, lasse sich einfach erkennen: Ist ein bestimmter Datensatz von außen im eigenen System aufrufbar, mit einer App oder im Browser? „Wenn ich mit einem Link nicht von außen an meine Daten komme, habe ich ein Verknüpfungsproblem.“ Der Vorteil cloudbasierter Software: Es handelt sich um Mietsoftware. Da kommt zwar im Laufe der Zeit einiges zusammen. Doch dafür entfällt der meist hohe Kaufpreis und ein schneller Wechsel fällt leichter.
Denken Sie in Zielen, nicht in Funktionen
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Thorsten Moortz, Strategieberater
Kosten und Nutzen abwägen Foto: Privat
Ziele sind wichtiger als Funktionen, lautet Moortz‘ erster Rat an jeden digitalisierungshungrigen Handwerker. „Fangen Sie nicht damit an, über das Werkzeug nachzudenken, sondern über Ihre Ziele. Was wollen Sie erreichen? Was bringt Ihnen und Ihren Mitarbeitern am meisten?“ Ein Fehler sei es, die eigenen Ziele an die verfügbaren Features einer Software anzupassen. „Ein Tischler kauft ja auch nicht erst einmal eine CNC-Maschine und überlegt sich dann, was er damit alles anstellen könnte“, sagt Moortz.
Ob sich eine Handwerker-App rechnet, lasse sich einfach beantworten, sagt Moortz: „Was kostet die Software pro Monat und Mitarbeiter und wie viel Zeit spart sie mir pro Monat und Mitarbei-
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ter?“ Die mögliche Ersparnis hänge vor allem von der Nutzerfreundlichkeit ab. „Was helfen mir die Funktionen, wenn niemand die Software nutzt?“ Sein Rat: „Eine Software muss so einfach sein wie Whatsapp. Sonst muss man sich überlegen, ob die Mitarbeiter sie wirklich nutzen werden.“ Ein anderer möglicher Kostenfaktor ist ein Systemintegrator, der bei der individuellen Einrichtung der neuen Software hilft. Die Arbeit eines solchen Systemintegrators sei zwar teuer, vor allem im Vergleich zu den Monatsmieten der Software. Doch nach Moortz‘ Erfahrungen nutzt ein Drittel der Handwerker diese Leistung, weil sie die Einführung deutlich beschleunigt.
dem Aufwand, Daten in mehreren Programmen pflegen zu müssen. „Klar würde man das gerne vermeiden, aber der Aufwand für solche Lösungen ist nicht gerechtfertigt.“ Es gebe zwar große Software-Häuser mit starken Lösungen, „aber Leistungsumfang und Preise sind industrieorientiert – und da muss man sich fragen, ob man die Funktionen wirklich alle nutzen wird“.
„Fangen Sie nicht damit an, über das Werkzeug nachzudenken, sondern über Ihre Ziele.“
Spezialisierte Apps statt Komplettlösung
K.o.-Kriterium: Datenexport
Spätestens wenn sich die Anforderungen im Betrieb ändern und die Funktionen einer Software nicht mehr ausreichen, stehe ein Wechsel an. Moortz‘ Tipp: Fragen Sie den Anbieter vor der Anschaffung, was Sie unternehmen müssen, um Daten zu exportieren und in welchem Format das passiert, zum Beispiel als Datenbank oder als Excel-Tabellen? Gibt es ein Datenverzeichnis? Werden die Bilder mit exportiert und zugeordnet? „Wer da keine einfache Lösung bieten kann, scheidet aus meiner Sicht aus“, sagt der Berater. JÖRG WIEBKING W
Thorsten Moortz, Strategieberater
Von der Suche nach der einen Software, die alle Aufgaben integriert, rät Moortz ab. „Man sollte sich fragen, ob man ein Schweizer Taschenmesser will, das vieles kann, aber nichts richtig, oder ein auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiertes Werkzeug.“ Die meisten Handwerker suchten nach einer Komplettlösung. Sie hätten Angst vor
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Schwerpunkt
Baustellen einfach dokumentieren Die Aufgabe: Baustellen und Aufträge dokumentieren. Die App: Memomeister. Das Ergebnis: Handwerksmeister Mario Engelhardt kennt die Stärken der Software. prozess nach und nach mit allen Infos, die für den Auftrag erforderlich sind: Auftragsbeschreibung und Termine, Skizzen und Pläne, Materialbedarf und Zuständigkeiten, Baustellen- und Kunden informationen. Alle Mitarbeiter haben Zugriff. Sobald die Arbeiten an einem Auftrag beginnen, ergänzen sie die Mappen immer weiter.
Entlastung in der Planung und Steuerung
Ein Memo zum Feierabend dokumentiert in der Tischlerei für jeden Auftrag den aktuellen Stand der Arbeiten. Dazu gehören ein Foto und ein paar Worte des Mitarbeiters, wie viel Zeit er für die Aufgabe noch benötigt. „Das ist für mich zur Steuerung sehr wichtig“, sagt Engelhardt. Der Meister schätzt daran vor allem die Zeit, die ihm zur Vorbereitung für den nächsten Tag bleibt. „Früher erfuhr ich von Problemen oft erst am nächsten Morgen in der Teambesprechung und musste dann in wenigen Minuten entscheiden, wie es weitergeht.“ Heute könne er bei Verzögerungen oder Problemen schon abends die Planung für den nächsten Tag anpassen. “ Fotos und Infos zum Stand der Arbeiten teilt er gerne mit den Kunden per Linkfreigabe. Nicht erfreulich, aber notwendig sind Informationen, wenn Engelhardts Mitarbeiter auf neuen Baustellen Probleme oder Schäden vorfinden. Auch diese Memos teilt der Betrieb mit den Kunden.
Übersicht auf einen Blick, Steuerung und Planungssicherheit bei allen Aufträgen. Was sich viele Chefs im Handwerk wünschen, hat Mario Engelhardt erreicht – mit der App Memomeister. „Wir bilden die gesamte Dokumentation der Mitarbeiter in Memomeister ab, die Lage auf den Baustellen und den Stand der Arbeiten bei Kunden und in der Werkstatt“, berichtet der Tischlermeister aus dem niedersächsischen Ebergötzen. Memomeister ist eine Cloud-Software, die digitale Version der klassischen Baumappe. Wie die Mappe aus Papier enthält auch die elektronische Version jede Menge Infos – „Memos“ heißen sie hier. In Mario Engelhardts 16-Mann-Betrieb ist das Programm seit drei Jahren auf Smart phones, Tablets und als Web-Anwendung auf PCs im Einsatz. Damit dokumentiert er alle Aufträge der auf Geschäftseinrichtungen und Einbaumöbel spezialisierten Tischlerei.
Was leistet Memomeister in der Tischlerei?
Für jeden neuen Auftrag legt Engelhardt eine digitale Mappe an, die sechs Einzelmappen enthält: je eine für Auftrag, Aufmaß, Arbeitsvorbereitung, Checklisten, Datenblätter sowie Fertigung und Montage. „Das ist unsere Struktur, dafür haben wir uns eine Vorlage angelegt, die wir für jeden Auftrag nutzen“, berichtet der Handwerker. Engelhardt befüllt die Mappen im Planungs
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„Die App ist schon sehr ausgreift.“ Mario Engelhardt, Tischlermeister
Fotos: Benjamin Klingebiel | anut21ng Stock - stock.adobe.com
Mit der digitalen Baustellendokumentation von Memomeister behalten Handwerker den Überblick.
Kosten, Aufwand – und das Team
Die Einführung von Memomeister in seinem Betrieb sei unproblematisch gewesen, berichtet Engelhardt. „Die App ist simpel zu bedienen, die kann jeder sofort ohne große Einweisung nutzen“, ist er überzeugt. Das gelte auch für die Mitarbeiter. „Aber es braucht schon ein bisschen Gewöhnungszeit, bis sie angenommen und kon stant geführt wird.“ Baustellendokumentation auf dem Smartphone, „das geht nicht von heute auf morgen“. Und die Kosten? Memomeister gibt es in drei Preisklassen mit unterschiedlichen Funktions umfängen. Engelhardt hat sich für das große Paket entschieden. „Wir brauchen für jeden Mitarbeiter eine Lizenz und zahlen dafür insgesamt 185 Euro netto pro Monat.“ JÖRG WIEBKING W
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ICH BESCHÄFTIGE 40 MITARBEITER. DA MUSS DIE LOHNBUCHHALTUNG SCHNELL UND DIGITAL LAUFEN. Der Salon H.aarSchneider setzt mit innovativen Konzepten neue Maßstäbe beim Kundenerlebnis. Dank der Unterstützung seiner Steuerberatung und den intelligenten Lösungen von DATEV sind alle Abläufe rund um die Lohnbuchhaltung und das Personalwesen schnell und digital. So entsteht Freiraum für das Wesentliche: voll und ganz für den Kunden da zu sein.
Heiko Schneider, Inhaber Salon H.aarSchneider
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Foto: Martina Jahn
Regionales
Von der Idee zum gelungenen Projekt: Die Bäckermeister Kai und Axel Oppenborn haben die Kruste ihres Gersterbrots zu Gin destillieren lassen.
Die Genuss-Botschafter Gersterbrot zu Gin: Axel und Kai Oppenborn betonen damit ihre Verbundenheit zur Region Hannover – und erweitern zielgerichtet ihr Angebot. MARTINA JAHN
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ignet sich Gersterbrot als Zutat für einen aromatischen Gin? Diese Frage stellten sich Axel und Kai Oppenborn vor etwa zwei Jahren. Die Bäckermeister und Geschäftsführer der Calenberger Backstube in Pattensen hatten zu dem Zeitpunkt eine Auszeichnung für ihr Gersterbrot erhalten – und das wurde damit zum „Kulinarischen Botschafter Niedersachsens“. Wer nicht aus Hannover und Umgebung kommt, dürfte Gersterbrot nicht kennen. Warum? „Dieses Brot gibt es wirklich nur hier in der Region.
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„Wir wollen mehr als nur gutes Brot backen.“ Kai und Axel Oppenborn, Bäckermeister
Die Kruste des traditionsreichen Roggenmischbrots wird vor dem Backen abgeflammt“, erklärt Kai Oppenborn. Dadurch bekommt es eine knusprige Kruste und ein besonderes Aroma. Um die Gin-Frage zu klären, schlossen sich die Handwerksmeister mit Experten aus der Region zusammen: mit den Betreibern der Mojaba Destillerie in Hannovers Südstadt, bekannt für ihren Cucumberland Gin. Die Zusammenarbeit war für die Brüder ein doppelter Gewinn: Zum einen konnten sie ihre Produktidee vorantreiben, zum anderen haben sie einen Partner gewonnen, dem
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Regionales
das Thema Regionalität ebenso am Herzen liegt wie ihnen. Kennengelernt haben sich die Unternehmer bei der Preisverleihung zum Kulinarischen Botschafter Niedersachsens.
Namen und Nachrichten Azubi-Ticket fördert Mobilität
„Die Bildungsinfrastruktur in einem Flächenland wie Niedersachsen zu sichern und über ein Azubi-Ticket die Attraktivität der dualen Ausbildung zu steigern, begrüßen wir ausdrücklich“, lobt Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN). Damit bezieht er sich auf die Aussagen des Wirtschaftsministeriums, wonach ein vergünstigtes Azubi-Ticket ab dem Ausbildungsjahr 2022/2023 flächendeckend eingeführt werden könnte. Voraussetzung ist laut Ministerium, dass die entsprechenden Finanzmittel bis dahin angepasst und erhöht werden. Mit dem Ticket werde die Mobilität der Auszubildenden gestärkt und die Erreichbarkeit der für sie relevanten Bildungsstätten besser gewährleistet, betont Steinmann. (JA)
In der Region bekannt und vernetzt
Zu den Säulen der unternehmerischen Philosophie der Calenberger Backstube gehören neben Regionalität auch Handwerk, Tradition und Miteinander. „Das Handwerk wurde uns in die Wiege gelegt“, berichtet Axel Oppenborn. Der 52-Jährige erinnert sich, dass er schon als Kind „die Hände im Mehl hatte“. Er kümmert sich um die Backstube und die Finanzen des Familienbetriebs. Der fünf Jahre jüngere Kai ist eher der kreative Kopf; er verantwortet das Marketing und den Verkauf. Gemeinsam führen sie das Unternehmen in neunter Generation. Jahr für Jahr legen sie an einem Strategie wochenende ihre mittel- und langfristigen Ziele fest. „Wir überlegen uns, was wir noch erreichen wollen – außer gutes Brot zu backen“, berichten die Handwerker. An den Zielen, „die Regionalität und das Miteinander zu stärken“, arbeiten sie täglich: So beziehen die Unternehmer Rohstoffe von regionalen Lieferanten, tauschen sich mit anderen Bäckern aus und sind ein großer regionaler Arbeitgeber mit einer eigenen Akademie für die Weiterbildung der 230 Mitarbeiter.
Gin nach wenigen Wochen ausverkauft
Auch die Zusammenarbeit mit den Ginbrennern aus Hannover sehen die Oppenborns als strategischen Schritt. Aus einer vagen Idee sei ein tolles Projekt geworden: in enger Zusammenarbeit und nach vielen Tests und Tüfteleien sei ein schmackhaftes Produkt entstanden. „In die Flasche kommt nur das Beste vom Brot“, berichtet Kai Oppenborn. Der Alkohol werde durch die Kruste des Gersters destilliert und ziehe das Aroma heraus. Vor dem Abfüllen in Flaschen, lagere der Gin noch acht Wochen, damit sich der Geschmack besser entfalten könne. Im November vergangenen Jahres kam der „DryGersterGin“ in die Verkaufsregale der 21 Fachgeschäfte – ein Produkt, das den „warmen runden Geschmack von Gersterbrot hat“, sagt Kai Oppenborn. Bedingt durch die Corona-Pandemie sei der Verkaufsstart eher ruhig verlaufen – aber nicht weniger erfolgreich: Schon nach Weihnachten war die erste Lieferung ausverkauft, berichten die Brüder. Der neue Brand war schnell angesetzt – und nach der Reifezeit in den Calenberger Backstuben. W
NDH 06/2021
Klimaneutralität weiterhin stärken
„In die Flasche kommt nur das Beste vom Brot.“ Kai Oppenborn, Bäckermeister
Die Handwerkskammern setzen ihre Kooperation in der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit mit einer neuen Rahmenvereinbarung fort. Unterzeichnet haben sie die Unternehmerverbände Niedersachsen, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Niedersächsischen Industrie- und Handelskammern sowie die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN). Diese Vereinbarung hält fest, wie in den nächsten fünf Jahren der Transformationsprozess zur Stärkung der Klimaneutralität der Wirtschaft unterstützt und begleitet werden kann. (FRÖ)
Duale Ausbildung im Fokus
Zwar ist es derzeit nicht möglich, Betriebspraktika im Rahmen der Schulzeit zu absolvieren oder Ausbildungsmessen in Präsenz anzubieten. Aber die niedersächsischen Handwerkskammern haben sich neu ausgerichtet und bieten Chats mit Ausbildungsberatern, Elterntelefone, Online-Job-Datings, virtuelle Berufswahltests und vieles mehr an. „Dass eine berufliche Orientierung vis-à-vis – sprich Berufe zum Anfassen – derzeit nicht möglich ist, bedauern wir sehr!“, sagt Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der LHN. Die neue Internetpräsenz des Bündnisses Duale Berufsausbildung bündele zudem alle Angebote im Handwerk und von weiteren Akteuren der Wirtschaft. (JA) Info: buendnis-duale-berufsausbildung.de
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Betrieb
IT sofort abschreiben! Handwerker können Anschaffungskosten für Hardware und Software ab 2021 sofort vollständig abschreiben. Worauf müssen Sie dabei achten?
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ndlich hat es auch das Bundesfinanz ministerium (BMF) eingesehen: Drei bis fünf Jahre Abschreibungsdauer sind einfach zu viel für Computer, Software, Smartphones, Server, Drucker, Beamer, Plotter und all das andere Handwerkszeug der Digitalisierung. Seit „rund 20 Jahren“ seien die Abschreibungsfristen für Computer-Hardware und -Software „nicht mehr geprüft“ worden, räumt das BMF selbst ein. Dafür macht es jetzt einen radikalen Schnitt.
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Kosten sofort vollständig als Betriebsausgaben abziehen
Die Anschaffungskosten von Software und Hardware mussten Handwerker bisher über eine Nutzungsdauer von mindestens drei Jahre abschreiben. Für Käufe ab dem Jahr 2021 können Sie nun eine Nutzungsdauer von einem Jahr ansetzen und die Kosten sofort vollständig als Betriebsausgaben abziehen. Eine Obergrenze gibt es dabei nicht – und alles wird weniger kompliziert (BMF-Schreiben vom 26. Februar 2021, Az. IV C 3 -S 2190/21/10002:013). Ein Beispiel: Sie schaffen im Mai 2021 für den Betrieb zwei Laptops für je 1.000 Euro an, zwei Multifunktionsdrucker ( je 400 Euro), eine Branchensoftware (2.000 Euro) und fünf neue Smartphones für Ihre Mitarbeiter ( je 900 Euro). Macht zusammen 9.300 Euro Anschaffungskosten. Den Betrag können Sie vollständig im Jahresabschluss 2021 steuermindernd als Betriebsausgaben ansetzen. So einfach geht das. Zum Vergleich 2020: Die gleiche Investition im Mai 2020 wäre ungleich komplizierter zu versteuern gewesen. ɓɓ Die Drucker hätten Sie als Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) sofort abschreiben
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können (2 x 400 Euro = 800 Euro). Weil die Smartphones mehr als 800 Euro pro Stück kosten, gelten sie nicht als GWG. Eigentlich müssten Sie die Geräte gemäß Abschreibungstabelle sogar über fünf Jahre abschreiben. Doch das Finanzamt lässt sich auf drei Jahre ein, weil Sie gut begründen können, dass Sie wegen technischer Neuerungen eher Ersatz brauchen werden. Folglich hätten Sie die verbleibenden 8.500 Euro über drei Jahre verteilt abgeschrieben, allerdings monatsgenau: 8.500 Euro/36 Monate = 236 Euro pro Monat. Macht für das Jahr 2020 für die acht Monate ab Anschaffung: 8 x 236 Euro = 1.889 Euro. Plus 800 Euro für GWG wären das insgesamt 2.689 Euro Abschreibungen. Den Restbuchwert von 6.611 Euro hätten Sie in den nächsten Jahren abgeschrieben.
Foto: filistimlyanin1 - stock.adobe.com
JÖRG WIEBKING
Auch für ältere Hardware und Software können Sie die Abschreibung ab 2021 verkürzen.
Verkürzte Abschreibung für ältere Software und Hardware
Die neuen Abschreibungsregeln gelten zwar erst für Anschaffungen, die Sie ab 2021 vornehmen. Doch das BMF-Schreiben erlaubt es Ihnen, die Abschreibungen älterer Geräte und Programme zu verkürzen. Im Jahresabschluss 2021 können Sie den Restbuchwert aus 2020 in voller Höhe ansetzen.
Seit „rund 20 Jahren“ seien die Abschreibungsfristen für Computer-Hardware und -Software „nicht mehr geprüft“ worden. DAS RÄUMT DAS BMF in seinem Schreiben selbst ein.
NDH 06/2021
Betrieb
Für das vorherige Beispiel bedeutet das: Sie schreiben die 6.611 Euro in 2021 vollständig als Betriebsausgaben ab. Nach den alten Steuerregeln wären es 2.833 Euro gewesen (= 12 x 236 Euro).
Wahlrechte bei der Abschreibung
Das BMF lässt Ihnen bei der Abschreibung von Hard- und Software ein Wahlrecht. Sie können ab 2021 die Sofortabschreibung nutzen – aber Sie müssen es nicht: Im BMF-Schreiben steht dazu lediglich, dass eine Nutzungsdauer von einem Jahr zugrunde gelegt werden „kann“. ɓɓ Es steht Ihnen also frei, für Anschaffungen ab 2021 eine längere Nutzungsdauer zu wählen. ɓɓ Sie können zudem für jede Hardware und Software einzeln zwischen Sofortabzug und längerer Nutzungsdauer wählen. Einschränkungen macht das BMF-Schreiben nicht. ɓɓ Diese Wahlrechte bestehen auch bei Anschaffungen vor 2021: Entweder nutzen Sie die
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Die neuen Abschreibungsregeln gelten für Anschaffungen, die Sie ab 2021 vornehmen.
verkürzte Abschreibung oder Sie bleiben bei der nach der Anschaffung gewählten Abschreibungsmethode. Ob der Verzicht auf die Sofortabschreibung im Einzelfall sinnvoll ist, sollte vom Betriebsergebnis 2021 und Ihren Erwartungen und Zielen in den folgenden Jahren abhängen. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Steuerberater.
Diese Hardware können Sie sofort abschreiben
Für welche Hardware die neue einjährige Nutzungsdauer gilt, listet das BMF-Schreiben sehr detailliert auf. Als „Computerhardware“ gelten unter anderem: ɓɓ Desktop-Computer, ɓɓ Notebooks und Tablets, ɓɓ Workstations, ɓɓ Dockingstations, ɓɓ externe Speicher- und Datenverarbeitungs geräte (Small-Scale-Server),
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Foto: Gerhard Seybert - fotolia.com
Betrieb
externe Netzteile, Zubehör wie Tastatur, Maus, Scanner, Kamera, Mikro und Headset, ɓɓ externe Speicher, zum Beispiel externe Festplatten und USB-Sticks (Flash-Speicher), ɓɓ Ausgabegeräte wie Beamer, Plotter, Drucker, Headsets und Monitore. Die vollständige Liste finden Sie auf der Seite des BMF unter dem Kurzlink svg.to/bumifi. ɓɓ ɓɓ
Diese Software können Sie sofort abschreiben!
Bei der Software geht das BMF nicht ins Detail. Der Begriff „Software“ erfasse „die Betriebs- und Anwendersoftware zur Dateneingabe und -verarbeitung“. Dazu zählen laut BMF: ɓɓ Standard-Software und ɓɓ auf den individuellen Nutzer abgestimmte Anwendungen, zum Beispiel „ERP-Software, Software für Warenwirtschaftssysteme oder sonstige Anwendungssoftware zur Unternehmensverwaltung oder Prozesssteuerung“.
Sofortabzug, GWG oder degressive Abschreibung?
In den letzten Jahren hat der Gesetzgeber zwei Erleichterungen geschaffen, die ebenfalls Investitionen in die Digitalisierung betreffen. ɓɓ Erhöhung der Grenze für Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) von 410 auf 800 Euro netto im Jahr 2018. Geräte mit Nettoanschaffungskosten bis zu dieser Grenze können Sie sofort abschreiben.
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Einführung der degressiven Abschreibung für 2020 und 2021 wegen Corona: Sie ermöglicht eine schnellere Abschreibung auch von Hardware in den ersten Jahren.
Das Bundesfinanzministerium hatte ein Einsehen: Drei bis fünf Jahre Abschreibungsdauer sind einfach zu viel für die Handwerkszeuge der Digitalisierung.
Wer jedoch möglichst schnell und unkompliziert Hardware und Software von der Steuer abschreiben will, dem bietet die neue Sofortabschreibung unschlagbare Vorteile: ɓɓ Als Geringwertige Wirtschaftsgüter können Sie Hardware nur dann abschreiben, wenn die Geräte selbstständig nutzbar sind. Ein Smart-TV für maximal 800 Euro als Monitor wäre sofort absetzbar, ein einfacher Monitor für 300 Euro hingegen nicht. Das ist bei der neuen Sofortabschreibung einfacher: Die Anschaffungskosten sind nicht gedeckelt und es gibt keine Vorschriften zur Nutzungsfähigkeit. ɓɓ Die degressive Abschreibung ist zwar in den ersten Jahren günstiger als die lineare Abschreibung. Doch auch sie zieht sich über mehrere Jahre und bringt nur einen kurzfristigen Liquiditätsvorteil. Die neue Sofortabschreibung für Hard- und Software bringt den Steuer- und Liquiditätsvorteil sofort und dauerhaft. W
Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater, ob der Verzicht auf die Sofortabschreibung im Einzelfall sinnvoll ist. NDH 06/2021
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Betrieb
Keine Chance für Steuersünder: Der Fiskus weiß genau, wer welche Corona-Zuschüsse bekommen hat – und gleicht diese Infos mit der „Anlage Corona-Hilfen“ ab.
Finanzämter überprüfen alle Betriebe Auch wenn Ihr Handwerksbetrieb keine Zuschüsse erhalten hat: Die „Anlage Corona-Hilfen“ zur Steuererklärung müssen Sie abgeben. Seit dem Frühjahr 2020 haben Bund und Länder Betriebe und Soloselbstständige mit einer Reihe von Corona-Zuschüssen finanziell unter die Arme gegriffen: Corona-Soforthilfe, Überbrückungshilfe I, II und III, Neustarthilfe, November- und Dezemberhilfe … All diese Zuschüsse sind steuerpflichtige Betriebseinnahmen. Damit dem Fiskus kein Steuer-Euro entgeht, müssen Betriebe mit ihrer Steuererklärung nun auch eine neue „Anlage Corona-Hilfen“ abgeben. Das gilt für alle Unternehmen und Soloselbstständigen – auch für diejenigen, die keine Zuschüsse beantragt haben, teilt die Steuerberaterkammer München mit. Das gilt nach Angaben der Steuerberaterkammer Sachsen- Anhalt auch für den Jahresabschluss 2021. Die Finanzämter wünschen sich noch mehr Infos. Um „spätere Rückfragen der Finanzverwaltung zu vermeiden, wird empfohlen“, die Zuschüsse in der Gewinnermittlung entsprechend zu erfassen, heißt es im ELSTER-Portal. Wer erhaltene Corona-Zuschüsse nicht in der Steuererklärung angibt, begeht Steuerhinterziehung – und macht sich strafbar. Um die Verfolgung zu erleichtern, haben sich die Bewilligungsstellen von den Betrieben bei Antragstellung die Erlaubnis zum Datenaustausch mit Finanzämtern und Strafverfolgungsbehörden geholt.
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Wer erhaltene Corona- Zuschüsse nicht in der Steuererklärung angibt, begeht Steuerhinterziehung – und macht sich strafbar.
Die Finanzämter können die Versteuerung von Corona-Zuschüssen nun sehr genau prüfen. Für den Abgleich der Steuererklärungen und der „Anlage Corona-Hilfen“ stehen dem Fiskus laut Steuerberaterkammer Sachsen-Anhalt mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: ɓɓ Die Bewilligungsstellen hätten dem Fiskus viele Anträge bereits mit Antragstellung zur Verfügung gestellt oder zur Kontrolle vorgelegt. ɓɓ Zudem seien alle Bewilligungsstellen verpflichtet gewesen, den Finanzämtern die für 2020 ausgezahlten Hilfen bis zum 30. April 2021 zu melden. So erfahren die Finanzämter, um welche Corona-Zuschüsse es geht, wie hoch der Zuschuss war, wann die Hilfe bewilligt und wann sie ausgezahlt wurde. ɓɓ Weitere Kontrollmöglichkeiten ergäben sich durch die monatlichen Umsatzsteuer- Voranmeldungen der Jahre 2019 bis 2021 wie auch durch Betriebsprüfungen und Sonderprüfungen. Die Finanzämter werden laut Steuerberater kammer so nicht nur die Versteuerung der Zuschüsse kontrollieren. Sie würden „nachträglich und innerhalb des Subventionszeitraums bis 2030“ auch die Zulässigkeit von Anträgen auf Corona-Hilfen prüfen. JÖRG WIEBKING W
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Betrieb
Bei Kündigungsschutz klagen ist der Güte termin die Gelegenheit, sich außergerichtlich zu einigen.
Drei gute Gründe für einen Vergleich Kündigungsschutzklagen werden oft mit einem Vergleich beigelegt. Warum sollten sich Arbeitgeber darauf einlassen? Die meisten Kündigungsschutzklagen enden im Prozess mit einem Vergleich. „Gut 80 Prozent der Verfahren werden gütlich beigelegt“, sagt Henrik Thiel, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Auch wenn sich viele Arbeitgeber bei einer Kündi gungsschutzklage im Recht fühlen, gibt es gute Gründe, warum sie sich auf einen Vergleich einlassen sollten.
1. Ein Vergleich ist schnell erzielt
Wenn ein Mitarbeiter eine Kündigungs schutzklage einreicht, wird das zuständige Arbeitsgericht den Arbeitgeber kurzfristig darüber informieren und zu einem Güte termin einladen. Dieser Termin ist die Gelegenheit, sich schnell außergerichtlich
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auf einen Vergleich zu einigen. Denn laut Gesetz soll er zwei Wochen nach Klage erhebung stattfinden. „Zum Gütetermin ist nur der hauptamtliche Richter anwesend und die Argumente werden mündlich ausge tauscht“, sagt Thiel. Es könne aber für den Arbeitgeber sinnvoll sein, wichtige Argumente schriftlich darzulegen, denn die Zeit ist knapp bemessen. „In der Regel setzen die Gerichte 15 Minuten pro Ter min an“, so Thiel. Danach gibt der Richter eine erste Einschätzung ab und schlägt einen Vergleich vor. Wenn sich beide Par teien darauf einigen, ist die Angelegenheit damit nach kurzer Zeit erledigt. Es kommt nicht zum Prozess.
2. Ein Vergleich kann billiger sein als ein langer Prozess
„In seinem Vergleichsvorschlag nennt der Richter eine aus seiner Sicht gerecht fertigte Abfindungssumme“, sagt Anwalt Thiel. Üblich sei eine Abfindungssumme von einem halben Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Der Arbeitgeber hat damit eine verlässliche Summe, die er bei einem Ver gleich zahlen müsste. Anders bei einem Prozess: „Prozesse können sich über Monate oder noch länger hinziehen. Sollte der Arbeitgeber verlieren, muss er für die gesamte Zeit des Prozesses Lohn- und Sozialversicherungsabgaben nachzahlen, wenn der Gekündigte noch keine neue
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Betrieb
Stelle hat“, warnt Thiel. Zudem muss die unterlegene Partei in der Regel die Gerichtskosten tragen.
die Summe von der üblichen Formel abweicht, desto klarer die Tendenz. Ist es also eine gute Idee für Arbeit geber, einen Vergleich abzulehnen, wenn sich eine Entscheidung gegen den Kläger andeutet? „Niemand kann mit mathemati scher Präzision den Ausgang eines Prozes ses vorhersagen“, betont Thiel. Schließlich werden beim sogenannten Kammertermin die Argumente ausführlicher erörtert als beim Gütetermin. Sie liegen jetzt schrift lich vor. Zum anderen sind neben dem hauptamtlichen auch zwei ehrenamtliche Richter anwesend, von denen einer ein
3. Der Ausgang des Prozesses ist ungewiss
Es gibt während des Gütetermins Indi zien dafür, wie die Erfolgschancen einer Kündigungsschutzklage sind. „Zum einen gibt der Richter seine Einschätzung des Sachverhalts ab, zum anderen kann auch die Höhe der vorgeschlagenen Abfin dungssumme ein Hinweis sein“, sagt der Arbeitsrechtsexperte. Je deutlicher
URTEIL
Arbeitnehmer-, der andere ein Arbeit gebervertreter ist. „So soll auch die Sicht aus der betrieblichen Praxis in den Prozess einfließen“, erläutert Thiel. Das Gericht kann also aufgrund neuer Argumente und Sichtweisen anders entscheiden, als sich das beim Gütetermin abzeichnete. „Für einen Arbeitgeber kann es deshalb sinnvoll sein, einem Vergleich zuzustimmen, auch wenn er sich im Recht fühlt“, sagt der Anwalt. „Die Kosten sind kalkulierbar und man spart sich eine Menge Zeit und Nerven vor Gericht.“ KATHARINA WOLF W
Keine Kündigung per Einwurf-Einschreiben
Jeder Held braucht einen Partner, auf den er sich verlassen kann.
Einwurf-Einschreiben sind für Arbeitgeber bei einer Kündigung nutz los: Als Nachweis, dass der Mitarbeiter das Schreiben erhalten hat, taugen sie jedenfalls nicht, wie das Landesarbeits gericht (LAG) Baden-Württemberg entschieden hat. Der Fall: Ein Chef schickt einem Mitarbeiter die Kündigung per Einwurf- Einschreiben. Wie es sich gehört, wirft ein Postangestellter die Sendung in den Briefkasten und quittiert dies. Später klagt der Mitarbeiter gegen die Kündi gung und argumentiert, er habe sie nie erhalten. Das Urteil: Das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg entscheidet für den klagenden Mitarbeiter. Eine Kündigung werde nicht wirksam zugestellt, wenn dabei nur der Einwurf in den Postkasten bestätigt werde. Es käme bei solchen Zustellungen immer wieder zu Fehlern auf Seiten der Post. Zudem gäbe es sicherere Wege, eine Kündigung zuzustellen. Beispielsweise durch einen Boten oder per Einschreiben- Rückschein. Die Kündigung sei daher unwirksam, urteilten die Richter. (GEO)
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LAG Baden-Württemberg:
a Urteil vom 17. September 2020
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Az. 3 Sa 38/19
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Betrieb
Online statt analog: Bei der Azubi-Suche gibt es viele digitale Möglichkeiten.
Azubi-Suche: Digitale Wege gehen In der Corona-Pandemie verlagert sich die Azubi-Suche in die digitale Welt. Mit unseren Tipps nutzen Sie die neuen Möglichkeiten erfolgreich. KATHARINA WOLF
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igital statt analog – dieses Motto bestimmt im Pandemie-Jahr 2021 auch die Azubi-Suche. Ausbildungsmessen, Zukunftstage oder Praktika können kaum stattfinden. Doch nach einem Jahr Corona gibt es viele Ideen und Möglichkeiten, angehende Auszubildende auf neuen Wegen auf sich aufmerksam zu machen. Miriam Schöpp vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) stellt einige Möglichkeiten vor und gibt Tipps, wie Betriebe erfolgreich sein können.
1. Digitale Ausbildungsmesse
„Digitale Ausbildungsmessen können den Betrieben vor allem dazu dienen, Jugendliche überhaupt auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Miriam Schöpp. Je nach Anbieter können die Betriebe Videos auf
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„Es geht darum, Ihren Betrieb erlebbar zu machen.“ Miriam Schöpp, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
einer Website präsentieren, in einem Live-Chat Fragen beantworten oder sich in einem live gestreamten Interview vorstellen. Wie auf den echten Messen sei allerdings die Hemmschwelle der angehenden Azubis hoch, in direkten Kontakt zu treten. „Aber anders als in der realen Welt können die Aussteller nicht von sich aus auf die Jugendlichen zugehen“, so Schöpp. „Hier sind vor allem die Schulen gefordert, virtuelle Messen mit den Schülern vorzubereiten – so, wie sie es bei einem echten Messebesuch auch tun würden.“ Ihr Tipp: „Betriebe sollten von einer virtuellen Ausbildungsmesse nicht zu viel erwarten. Die Jugendlichen schauen sich erstmal um“, so Schöpp. Deshalb sei es wichtig, auf sich aufmerksam zu machen und die Schüler über Videos oder andere Informationen auch auf die eigene Website
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Betrieb
zu holen. „Wer erstmal dort gelandet ist, kann sich in Ruhe über Betrieb und Ausbildung informieren“, sagt Schöpp.
2. Digitales Azubi-Speed-Dating
3. Digitaler Schnuppertag
Praktika sind nicht so einfach möglich, Zukunftsund Schnuppertage fallen flach. „Hier gibt es digitale Möglichkeiten, auch im Handwerk“, ist Miriam Schöpp überzeugt. Vorab ist es wichtig, technische Voraussetzungen zu klären: Welche Software braucht der Praktikant, um an Ihrem Betrieb teilzuhaben? Wie können Sie in Kontakt treten? „Es geht darum, Ihren Betrieb erlebbar zu machen“, betont Schöpp. Über Videos können Sie alle Arbeitsbereiche präsentieren und Mitarbeiter – vor allem andere Azubis – zu Wort kommen lassen. „Zum Einstieg kann der Jugendliche sich über den Ausbildungsberuf informieren und anschließend in einem (virtuellen) Quiz Fragen dazu beantworten“, nennt Schöpp eine weitere Möglichkeit. Gerade in Handwerksberufen biete es sich an, den Praktikanten vorab eine Materialbox zu schicken, damit sie praktisch arbeiten können. „Die Arbeitsschritte können fotografiert oder anders dokumentiert werden und das Arbeitsergebnis kann im Anschluss besprochen werden“, so Schöpp. Ihr Tipp: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: „Materialboxen sind nicht teuer und können wiederverwendet werden. Machen Sie ein Azubi- Projekt daraus, dann fließen auch von dieser Seite gute Ideen mit ein“, rät die Expertin. W Mehr Anregungen finden Sie auf der Seite des KOFA unter dem Kurzlink svg.to/azuco
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„Die virtuelle Azubi-Messe war ein i-Tüpfelchen“ „Ein Speed- Dating ist kein echtes Vorstellungsgespräch. Sie sollten deshalb die Jugendlichen nicht mit vielen Fragen löchern.“ Miriam Schöpp, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
Stephan Fortmann (Foto) von der Tischlerei Kreft Innenausbau war mit seinem Betrieb bei der virtuellen Ausbildungsmesse „Best Job ever“.
Wieso haben Sie an einer virtuellen Azubi-Messe teilgenommen?
»»Stephan Fortmann: Ich denke, man muss breit aufgestellt sein, um Auszubildende zu finden. Es kommen zwar die meisten Interessenten über die Homepage der Handwerkskammern und dann auf unsere Webseite. Die virtuelle Messe „Best Job ever“ war aber das i-Tüpfelchen.
Welchen Aufwand bedeutete die Messe für Ihren Betrieb?
»»Stephan Fortmann: Wir haben aus der Aktion ein Projekt für unsere derzeitigen Auszubildenden gemacht. Das heißt, sie haben selbstständig ein Video gedreht, das den Betrieb und die Ausbildung bei uns beschreibt. Ich habe natürlich das Ergebnis abgenommen. Außerdem haben sie den Auftritt im Live stream vorbereitet und absolviert. Die Azubis waren damit sicher drei bis vier Tage beschäftigt. Weitere Kosten hatten wir nicht. Das wäre sonst für einen Betrieb unserer Größe gar nicht leistbar.
Und hat es sich ausgezahlt?
»»Stephan Fortmann: Ich habe noch nicht genau analysiert, welche Bewerbung nun aus welcher Quelle gekommen ist. Aber wir haben auf jeden Fall eine ganze Reihe von Bewerbern und können auswählen. Wir stellen jedes Jahr mindestens zwei Auszubildende ein, und das wird wohl auch dieses Jahr klappen. (KW)
Foto: Privat
Jugendliche, die an einem digitalen Azubi-Speed- Dating teilnehmen, sind oft schon konkret an einer Ausbildung interessiert. In einer Online-Konferenz, in der jeder Betrieb seinen eigenen virtuellen Raum hat, können sie sich direkt mit den Ausbildern treffen. „Unserer Erfahrung nach ist die Resonanz bei den Jugendlichen höher, weil sie sich schon konkrete Gedanken gemacht haben“, sagt Schöpp. „Trotzdem haben manche Jugendliche Hemmungen, in einen Videochat zu gehen“, so die KOFA-Expertin. Ihr Tipp: „Wenn es technisch umsetzbar ist, erlauben Sie alternativ eine erste Kontaktaufnahme am Telefon ohne Video“, rät Schöpp. Betriebe sollten sich vorbereiten: „Ein Speed-Dating ist kein echtes Vorstellungsgespräch. Sie sollten deshalb die Jugendlichen nicht mit vielen Fragen löchern, sondern sie mit ein, zwei gezielten Fragen ermuntern, etwas von sich zu berichten.“ Genauso sollten sich Ausbilder überlegen, was sie den Jugendlichen über ihren Betrieb und die Ausbildung dort sagen wollen.
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Betrieb
CORONA
Stichtag missachtet: Der Streit um eine Bauhandwerkersicherung landete vor Gericht.
Welche Frist ist angemessen? Die Bauhandwerkersicherung muss innerhalb einer „angemessenen Frist“ gestellt werden. Der Fall: Ein Architekt schließt im Herbst 2019 einen Vertrag mit einer Projektentwicklerin. Am 26. März 2020 fordert der Architekt eine Sicherheit gemäß § 650f BGB. Dafür setzt er ihr eine Frist bis zum 2. April, später eine Nachfrist bis zum 7. April. Doch die Projektentwicklerin stellt die Bauhandwerkersicherung nicht innerhalb der Frist. Daraufhin kündigt der Architekt den Vertrag. Das Urteil: Zu Recht, entschied das Kammergericht (KG) Berlin, die Frist sei angemessen gewesen. Angemessen sei eine Frist, wenn die Beschaffung der Sicherheit „ohne schuldhaftes Verzögern möglich ist“. Der Auftraggeber müsse die Beschaffung der Sicherheit „soweit wie möglich“ beschleunigen, auch wenn er unter Umständen Verhandlungen mit einem oder mehreren Kreditinstituten führen muss. Daher sei in der Regel
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eine Frist von sieben bis zehn Tagen ausreichend. Wegen der Fristverlängerung habe die Projektentwicklerin mehr als eine Woche Zeit gehabt, die geforderte Sicherheit zu stellen. Das hielt das Gericht in diesem Fall für ausreichend, da sie beruflich im ständigen Kontakt mit Kreditinstituten stehe. Wegen der „Coronasituation“ sowie der Osterfeiertage hatte sie um Fristverlängerung gebeten. Doch dieser pauschale Hinweis genügte dem Gericht nicht. Aus ihrem Schreiben ging nicht hervor, „welche konkreten Auswirkungen die Coronasituation auf die Geschäfte ihrer Hausbank hatte“. (AML) W
Ab sofort können Betriebe Härtefallhilfen beantragen, wenn sie durch die Corona- Pandemie in Not geraten sind. Dafür stellen Bund und Länder 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Hilfe soll Betrieben zugutekommen, bei denen andere Corona-Hilfen nicht greifen. ɓɓ Antragsberechtigt sind laut Bundeswirtschaftsministerium Unternehmen und Soloselbstständige, die corona bedingt „außerordentliche Belastungen zu tragen haben, die absehbar ihre wirtschaftliche Existenz bedrohen“. ɓɓ Die Höhe der Härtefallhilfe richte sich im Einzelfall nach der bisher nicht ausgeglichenen Belastung und orientiere sich insbesondere an den förderfähigen Fixkosten. ɓɓ Die Entscheidung über Anträge sowie über die Art und Höhe der Härtefallhilfe treffen die Länder in eigener Regie. Daher rät die Antragswebsite haertefallhilfen.de dazu, sich vor einem Antrag über die genauen Voraussetzungen im eigenen Bundesland zu informieren. Ein Rechtsanspruch auf die Hilfe bestehe nicht. ɓɓ Anträge sind durch einen „prüfenden Dritten“ zu stellen, zum Beispiel einen Steuerberater. (JW) Weitere Infos, unter anderem
w zu den Förderrichtlinien der
Länder, finden Sie online unter haertefallhilfen.de.
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Härtefallhilfen sind gestartet
KG Berlin:
a Urteil vom 5. Januar 2021 Az. 27 W 1054/20
Neue Hilfe für Betriebe soll Existenzen retten.
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BetriebPLUS
Der will doch nur spielen: Mit 239 PS auf der Hinterachse mutiert der Transporter zum Wilden.
Einer fürs Gemüt Der Mercedes Vito Mixto lässt sich auch nach Feierabend genießen – als Kleinbus oder Reisebegleiter. Ein Test. DENNIS GAUERT
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s ist die Art des Transports, die Fahrzeuge wie den Mercedes Vito Mixto in manchen Branchen unverzichtbar macht. Mit einer Doppelkabine, Mixto genannt, mutiert der Vito zum Reisemobil für Monteure, Service- oder Veranstaltungstechniker. Der Name ist Programm, denn der Vito mischt seine Fähigkeiten als Personentransporter und Kastenwagen in einem Fahrzeug.
BETRIEBSKOSTEN FABRIKAT/MODELL
MERCEDES-BENZ VITO MIXTO 124 CDI LANG
Laufleistung jährlich: Laufzeit/Monate:
20.000 km 36
48
Restwert von UPE €:
18.682,37
16.759,80
Listenpreis UPE netto €:
41.795,00
41.795,00
Kosten pro Monat €:
1.278,15
1.174,21
0,7669
0,7045
46.013,26
56.362,20
Kosten je km €: Kosten gesamt €:
Quelle: fuhrpark.de; Stand: März 2021
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... und dann kommen die Extras
3,6 KUBIKMETER an Material und Maschinen fasst der Laderaum des Vito Mixto maximal.
Mit einem Grundpreis von gut 40.000 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) ist der Vito Mixto selbst als 237-PS-Variante gar nicht so weit von der günstigen Konkurrenz entfernt: Die Doppelkabine des Opel Vivaro zum Beispiel kostet mit 150-PS-Turbodiesel und Schaltgetriebe in etwa das Gleiche, hat aber mehr Grundausstattung. Mit dem 163-PS-Turbo diesel ist der kurze Vito Mixto aber bereits ab 33.430 Euro zu haben. Doch unser Testwagen als Langvariante kommt auf insgesamt 60.000 Euro – unter anderem mit dem stärksten OM654-Turbodiesel (nur als Pkw), Komfortsitzen (zweimal 1.185 Euro), LED-Matrixlicht (1.673 Euro) oder Trennwand mit Fenster (1.179 Euro). Sauer stößt der mit 2.409 Euro reichlich vermessene Preis für die Klimaautomatik auf.
Ein Transporter zum Liebhaben
Auch zum privaten Fahren eignet sich der Stuttgarter uneingeschränkt. Der Geräuschkomfort ist vorbildlich, die Sitze sind bequem und bieten gute Unterstützung in Kurven, das Lenkrad ist in Höhe
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BetriebPLUS
und Tiefe einstellbar und gibt dem Fahrer leicht entkoppelte, aber kurz übersetzte Richtungswechsel in die Hand. Auch die Bremsen können mit solider Leistung überzeugen. Fahrdynamisch ist der 2,0-Liter-Selbstzünder mit 500 Newtonmetern und 239 PS in Kombination mit der Neun-Gang-Automatik das Pendant zum V 300d. In 7,9 Sekunden ist der Vito damit auf 100 km/h, bis zu 210 km/h Höchstgeschwindigkeit sind möglich. Bei so viel Spaß im Kasten stehen meist stolze zehn Liter als Verbrauch im Bordcomputer. Wird der Vito Mixto gemütlich über die Straßen geschoben, schaltet ihn die Automatik teils in niedertourige Bereiche herunter, wodurch die Elastizität und der Fahrkomfort leiden. Per Schaltwippe kann der Fahrer bei Bedarf eine Fahrstufe herunterschalten. Der Hinterradantrieb bringt die Leistung auch unbeladen sicher auf die Straße. Auch im Grenzbereich verhält sich der Vito Mixto wie ein wahrer Gentleman. Die günstige Gewichtsverteilung und das ausgewogene Fahrwerk mit verringerter Rollneigung (Teil des „Line Sport“-Pakets für 3.500 Euro) machen den Vito in seiner Klasse zum Dynamiker.
Verschenkter Stauraum: Zwischen die beiden Einzel sitze vorne passt eine üppige Mittelkonsole mit Fächern.
Infotainment ist nur teuer gut
Unser Vito verfügt nur über ein einfaches Infotainmentsystem, mit dem man weder intuitiv sprechen noch richtigen Sound genießen kann. Wer einen satten Klangteppich und stressfreies Navigieren vorzieht, sollte für 3.000 Euro Aufpreis zum MBUX greifen und ein erweitertes Soundpaket ankreuzen. Ansonsten patzt unser Vito Mixto nicht: Zwar ist kein Premiumflair wie in der E-Klasse zu finden, doch Verarbeitung und Sitzqualität überzeugen. Schade nur, dass Daimler die Mittelkonsole zwischen den Sitzen vergessen hat. Die dortige Lücke ruft förmlich nach einem üppigen Staufach. Bei der Qualität gibt der Mercedes eine solide Vorstellung ab. Die Lackqualität ist über jeden Zweifel erhaben, Falze und Sicken sind eifrig gegen Korrosion geschützt worden. Die Türen schnappen sauber ein, auch die seitlichen Schiebetüren fallen mit leichtem Anschub nahezu selbstständig in den Schnapper. Im Innenraum ist viel Kunststoff zu finden, der robust und gut verarbeitet wirkt.
Mobiles Lager: Im hinteren Abteil können Paletten, Aufbauten oder Arbeitsgeräte untergebracht werden. Die Trennwand kostet 1.179 Euro.
Doka-Gäste: Die hintere Sitzreihe kann freilich beim Komfort nicht ganz mit den vorderen Plätzen mithalten, ist aber für längere Autobahn fahrten zu gebrauchen.
Fazit: Solide Vorstellung des Vito Mixto
Gerade in der Vielfahrerkombination mit Neun- Gang-Automatik wird der Mixto zum willkommenen Alltagsbegleiter. Seine Stärken spielt er bei Fahrkomfort, Fahrdynamik und Geräuschkomfort aus. Gerade deshalb ist der Mixto eine Empfehlung für diejenigen, die mit viel Personal und Material weit reisen müssen. Doch auch für den Handwerker lohnt sich ein solcher Transporter als Rundum-sorglos- Paket in der Ein-Prozent-Regelung. W
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Auf jeder Piste: Das Fahrwerk überzeugt durch Ausgewogen heit und Fahrkomfort. Mit starken Bremsen und stabilem Fahrverhalten im Grenz bereich für flinke Vielfahrer ein Tipp.
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Fotos (4): Denny Gille
Panorama
Zimmerer Frank Habenreich markiert einen Balken vor dem Abbau der letzten Bauteile. Unzählige dieser Nummernschildchen kennzeichnen die Teile der Kirche, damit sie nach ihrer Aufarbeitung wieder ihren Platz an der korrekten Position im Kirchenbau finden.
Die außergewöhnliche Reise der Stabkirche Stiege Hier versetzt der Wille Bauwerke! Im Oberharz rettet ein Verein mit einem Team aus engagierten Handwerkern eine einzigartige Kirche. DENNY GILLE
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wischen den hohen Bäumen ist der spitze Turm mit seinen roten Ziegeln erst spät ausfindig zu machen. Zwei hölzerne Drachenköpfe speien ihr Feuer vom First des Satteldachs in den Himmel. Darunter erstreckt sich eine aufwendige Konstruktion ganz aus Holz. Die Stabkirche bietet Wanderern einen einzigartigen Anblick, mit dem mitten in den Harzer Wäldern wohl nicht viele Touristen rechnen. Ihrem norwegischen Drachenstil mutet etwas Mythisches an, das sich vom typischen Baustil in der Region klar abhebt. Sie ist ein Stück skandinavische Kultur im Harz.
Zerlegen und versetzen
Viel ist davon Anfang Mai 2021 nicht mehr zu sehen. Ein großes Baugerüst verdeckt die letzten Fenster elemente und den nackten Holzrahmen des einst stolzen Bauwerks. Doch was hier passiert, ist nicht das Ende der Stabkirche, sondern der Beginn ihrer Wiederbelebung! Ein Verein um den Dachdeckermeister Helmut Hoppe hat sich der Rettung der Kirche verschrieben. Die verrückte Idee des Meis-
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Helmut Hoppe, Dachdeckermeister und Kirchenretter
ters: „Wir versetzen die Stabkirche!“ Am aktuellen Platz vor den Ruinen der einstigen Lungenheilstätte Albrechtshaus setzten Witterung und Vandalismus- Attacken dem Gebäude zu. Jetzt holt ein Team von engagierten Handwerkern die Kirche in den fünf Kilometer entfernten Ort Stiege zurück – Stück für Stück. Mit dabei sind Zimmerer, Tischler, Gerüstbauer, Elektroinstallateure, Glaser und Metallbauer. Auch die Helmut Hoppe Dachdeckerei beteiligt sich aktiv am Projekt. „Wir machen das komplette Dach, inklusive der 1,50 langen Bohlen mit den Drachenköpfen, die neu hergestellt werden müssen“, sagt Helmut Hoppe. Der 84-jährige Vereinsvorsitzende ist noch immer Chef seines vierköpfigen Dachdeckerbetriebs. „Aufs Dach gehe ich aber nicht mehr“, sagt er. Über zwei Dinge ist der Unternehmer besonders froh: „Dass es mit den Fördermitteln geklappt hat und dass wir die richtigen Fachleute im Projekt haben.“ Dazu gehören etwa das Architekturbüro Planungsring und die Werkstätten für Denkmalpflege GmbH Quedlinburg, die an diesem Maitag die weiteren Arbeiten besprechen. Zimmererpolier Steffen
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Fotos (2): Stabkirche Stiege e.V.
Panorama
Koordiniert den Rückbau und die Dokumentation der Kirche: Zimmererpolier Steffen Behrens (r.)
Behrens von den Werkstätten für Denkmalpflege koordiniert die Zimmererarbeiten wie den kompletten Rückbau und die Dokumentation der Kirche. „Wir sind erstaunt, was für ein Ingenieurbau hier bereits 1905 realisiert wurde, mit zum Teil sehr durchdachten Details“, sagt Behrens. Gebaut wurde die Kirche vom Unternehmen W. Witte in Osterwieck – sie konstruierten das Gebäude in Blockbohlenbauweise aus vorgefertigten Bauteilen. Deutlich zu sehen ist das am Aufbau der Fensterelemente. Die mehrere Quadratmeter großen Komplettbauteile verfügen über ein metallenes T-Profil an den Rändern, über das sich die Bohlen der Wände einfach einsetzen lassen – fertig ist die stabile Verbindung. Beim Abbau der Kirche ist Übersicht gefragt. Vorarbeiter Frank Habenreich von den Werkstätten für Denkmalpflege weiß das aus Erfahrung. „Insgesamt werden wohl 2.500 bis 3.000 Einzelteile zusammenkommen“, sagt der Zimmerer. Weil in jeder Ebene immer mehrere Bohlen ineinandergreifen, müssen die Wände Ebene für Ebene abgebaut und dokumentiert werden. Wie diese Dokumentation aussieht, zeigt Habenreich am neuen Standort in Stiege. Hier lagert bereits ein Großteil des zerlegten Gebäudes auf dem neu gegossenen Fundament unter einer riesigen Gerüstbau-Einhausung. Ein Blick auf die Holzbauteile zeigt den enormen Dokumentationsaufwand. Unzählige Nummernschildchen markieren die Teile, damit sie nach ihrer Aufarbeitung wieder ihren Platz an der korrekten Position im Kirchenbau finden.
Ein Teil des großen Kirchen-Puzzles
„Wir machen das komplette Dach, inklusive der 1,50 Meter langen Bohlen mit den Drachenköpfen, die neu hergestellt werden müssen.“ Helmut Hoppe, Dachdeckermeister und Kirchenretter
Mit ihrer Lage mitten im Wald bot die Stabkirche Wanderern einen einzigartigen Anblick.
Zeit, Süddeutsche und Welt über das Projekt berichten. Auch Kamerateams waren schon vor Ort. Die Berichterstattung helfe dem Verein, wichtige Spenden für das Projekt zu sammeln. Zu den Partnern des Projekts zählt unter anderem die Handwerkskammer Magdeburg. Raumausstattermeister Andreas Dieckmann, Vizepräsident der Handwerkskammer, hat die Schirmherrschaft für das Vorhaben übernommen. In seiner Funktion wirbt er für das Projekt und hält Kontakt zu den Fördermittelgebern. „Diese kleine Kirche ist einzigartig“, sagt Dieckmann. „Wie die Menschen sich hier für ihre Heimat einsetzen und ihre Kirche retten, ist total beeindruckend. Als Handwerker, Architekt und als Harzer finde ich das einfach nur klasse.“ Über 160 Mitglieder zählt der Stabkirche Stiege e. V. inzwischen. Wenn alles nach Plan verläuft, können die Mitglieder noch dieses Jahr die Wiederbelebung ihrer Kirche als Veranstaltungsort, Begegnungsstätte und neuen Touristenmagnet feiern. „Ende September wollen wir fertig sein“, erklärt Dachdeckermeister Hoppe. W
Ziel: 90 Prozent Altsubstanz erhalten
Rund 90 Prozent der Original-Bauteile lassen sich laut den Verantwortlichen wohl wiederverwenden. Dennoch mache sich der branchenweit grassierende Materialmangel bemerkbar, erhöht organisatorischen Aufwand und Kosten. Eine wichtige Rolle spielt daher die Medienarbeit des Vereins. Mit Vereinssprecherin Regina Bierwisch hat er es geschafft, dass unter anderem die Online-Ausgaben großer Zeitungen wie
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Blick in die Kirche vor dem Abbau: Die Holzbauweise im norwegischen Drachenstil zeichnet die Kirche aus.
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Impressum
Panorama
Organ der Handwerkskammern 126. Jahrgang Herausgeber: Handwerkskammern Braunschweig-Lüneburg-Stade, Hannover, Hildesheim-Südniedersachsen, Magdeburg, Oldenburg, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Ostfriesland. Verlag: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe Postanschrift: 30130 Hannover
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Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0, Fax 0511 8550-2403 www.schluetersche.de, www.handwerk.com
Carola Grote-Sticka
Redaktion: Irmke Frömling (Chefredaktion, V.i.S.d.P.) Tel. 0511 8550-2455 froemling@schluetersche.de Jörg Wiebking (Redaktionsleiter) Tel.0511 8550-2439 wiebking@schluetersche.de Torsten Hamacher (Content Manager) Tel. 0511 8550-2456 hamacher@schluetersche.de Denny Gille Tel. 0511 8550-2624 gille@schluetersche.de Martina Jahn Tel. 0511 8550-2415 Martina.jahn@schluetersche.de Anna-Maja Leupold Tel. 0511 8550-2460 leupold@schluetersche.de
Firmenname Raumausstattung Carola Grote Webseite www.raumausstattung-grote.de Ort Salzgitter-Bad Gewerk Raumausstatter Mitarbeiterzahl 5 Funktion Inhaberin
Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten) Braunschweig-Lüneburg-Stade: Astrid Bauerfeld Hannover: Peter Karst Hildesheim-Südniedersachsen: Ina-Maria Heidmann Magdeburg: Burghard Grupe Oldenburg: Heiko Henke Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: Sven Ruschhaupt Ostfriesland: Jörg Frerichs
Das Betriebssystem so zu ändern, dass auch Mitarbeiter Zugänge erhalten und Angebote und Rechnungen schreiben können. Wir arbeiten unterwegs papierlos.
1. Welche App nutzen Sie beruflich am meisten?
Instagram, Facebook, Pinterest: Dort suche ich Einrichtungs-Stimmungsbilder.
2. Was war Ihre größte digitale Herausforderung?
Um aus meinem Handwerksalltag zu berichten und das Gewerk vorzustellen. Außerdem möchte ich mehr Frauen für dieses Handwerk begeistern.
4. Was wollen Sie als Nächstes digitalisieren?
Aufmaß, Baustellendokumentationen und Werkstattaufträge. Bis dahin, dass die Auftragsmappe komplett digital erstellt werden kann.
Verkauf: Tanja Ehlerding (Objektverantwortliche MediaSales) Tel. 0511 8550-2647 ehlerding@schluetersche.de
W ZU GUTER LETZT
Marion Bäre (Key Account Managerin Financial-Services) Tel. 0511 8550-2645, baere@schluetersche.de
Stellenanzeigen: Jüngere wollen Gendersternchen Jüngere Jobsuchende legen mehrheitlich Wert auf ein Gendersternchen in Stellenanzeigen. Wie eine aktuelle Umfrage ergab, spricht sich bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren mehr als die Hälfte (51 Prozent) für das Gendern aus. Bei allen Befragten sind es 38 Prozent. Stark abfallend ist die Zustimmung in höheren Altersklassen. Gerade einmal ein Viertel der Befragten ab 40 Jahren tendiert zu Formulierungen mit dem Gender sternchen. Die Königsteiner Gruppe hatte für eine repräsentative Studie 1.059 Teilnehmer, die sich in den letzten zwölf Monaten in einem Bewerbungsprozess befunden haben, nach ihren Ansichten befragen lassen. Dabei zeigt sich: Auch das Geschlecht macht einen (kleinen) Unterschied. 42 Prozent der befragten Frauen wünschen sich
Druckunterlagen: anzeigendaten-ndh@schluetersche.de Tel. 0511 8550-2522 Fax 0511 8550-2401 Abonnement-Service: Tel. 0511 8550-2424 Fax 0511 8550-2405 vertrieb@schluetersche.de Erscheinungsweise: monatlich Bezugspreis: Jahresabonnement: ¤ 45,50 inkl. Versand und MwSt. Studenten erhalten einen Rabatt von 50 Prozent. Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten. Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. ISSN 0029-1617 Druck: Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel
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eine gegenderte Ansprache, wenn sie auf Jobsuche sind. Nur ein Drittel der befragten Männer sieht das auch so. Für Betriebe auf Fachkräftesuche können diese Zahlen hilfreich sein, wenn es um zielgruppengerechte Formulierungen in Stellenanzeigen geht: Wer junge Frauen motivieren will, sich zu bewerben, sollte das Gendersternchen verwenden. Ältere Männer könnten sich hingegen weniger angesprochen fühlen. (KW) Foto: kristina rütten - stock.adobe.com
Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 63 vom 1. 1. 2021
Gleichbehandlung Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wegen besserer Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte wird jedoch meistens nur die männliche Personenform verwendet. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.
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3. Wofür nutzen Sie Social Media?
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Viele Arbeitnehmer können den Job nicht bis zur Rente ausüben – Grundfähigkeitsversicherung von SIGNAL IDUNA Viele Arbeitnehmer können den Job nicht bis zur Rente ausüben – Grundfähigkeitsversicherung von SIGNAL IDUNA
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ie Absicherung aller möglichen ie Absicherung Risiken lassen sichaller die möglichen BundesRisiken lassen sich Bundesbürger so einiges kosten. die Allerdings bürger so einiges kosten. Allerdings wird das Geld nicht immer in die Abwird das existenzieller Geld nicht immer in die inAbsicherung Schäden sicherung existenzieller Schäden investiert. Während rund 83 Prozent der vestiert. Während rund 83 Prozent der deutschen Haushalte eine Haftpflichtdeutschen Haushalte eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben, beversicherung abgeschlossen haben, besitzt gerade einmal jeder vierte Haussitzt gerade einmal jeder vierte Haushalt eine Berufsunfähigkeitsversichehalt eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Dies geht aus einer Sonderausrung. Dies geht aus einer Sonderauswertung des Gesamtverbands der wertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft Deutschen Versicherungswirtschaft hervor. Oft unterschätzen Arbeitnehhervor. Oft unterschätzen Arbeitnehmer das Risiko, berufsunfähig zu wermer das Risiko, berufsunfähig zu werden. Dabei gibt jeder vierte den. Dabei gibt jeder vierteArbeitnehArbeitnehmer wegen einer Krankheit mer wegen einer Krankheitoder odereines eines Unfalls seinen Job vor dem RenteneinUnfalls seinen Job vor dem Renteneintrittsalter trittsalterauf. auf.Der Dergeringe geringeAnteil Anteilanan Berufsunfähigkeitsversicherungen Berufsunfähigkeitsversicherungen liegt auch daran, liegt auch daran,dass dassetwa etwainsbesoninsbesondere derekörperlich körperlicharbeitende arbeitendePersonen Personen oftoft keine Police keine Policeerhalten erhaltenoder odernur nurzuzu sehr sehrhohen hohenBeiträgen. Beiträgen.„Gerade „Gerade für für körperlich körperlich Tätige Tätige war war eses bisher bisher schwierig, schwierig,eine einebedarfsgerechte bedarfsgerechteAbsiAbsicherung cherungzuzueinem einembezahlbaren bezahlbarenPreis Preis abzuschließen“,sagt sagtTorsten Torsten Uhlig, Uhlig, abzuschließen“, Vertriebsvorstand der SIGNALIDUNA IDUNA Vertriebsvorstand der SIGNAL Gruppe. Gruppe. Daherlohnt lohntesessich sichinsbesondere insbesondere Daher für körperlich arbeitende Handwerker, für körperlich arbeitende Handwerker, die eine Berufsunfähigkeitsversichedie eine Berufsunfähigkeitsversicherung häufignur nurzuzuhohen hohenBeiträgen Beiträgen rung häufig erhalten, über den Abschluss einer erhalten, über den Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung nachzuGrundfähigkeitsversicherung nachzudenken. Diese zahlt,wenn wenndie dieBetrofBetrofdenken. Diese zahlt, fenen elementare geistige oder körperfenen elementare geistige oder körperlicheFähigkeiten Fähigkeitenverlieren verlieren – – also also liche wenn der Versicherte beispielsweise wenn der Versicherte beispielsweise nicht mehr heben und tragen, sich nicht mehr heben und tragen, sich nicht mehr knien und erheben oder nicht mehr knien und erheben oder
Handwerker arbeiten häufig körperlich. Berufsunfähigkeitsversicherungen erhalten sie oft nur zu Handwerker arbeiten häufig körperlich. Berufsunfähigkeitsversicherungen erhalten sie oft nur zu hohen Beiträgen. Die Grundfähigkeitsversicherung bietet eine Alternative. hohen Beiträgen. Die Grundfähigkeitsversicherung bietet eine Alternative. Fotos: Rampsch -- stock.adobe.com stock.adobe.com Fotos:©©Microgen/ Microgen/DragonImages/ DragonImages/ Kzenon/ Kzenon/ Ronald Ronald Rampsch
seine seineHände Hände nicht nicht mehr mehr gebrauchen gebrauchen kann. kann. Häufig Häufig Gründe, Gründe, warum warum etwa etwa Fliesenleger Fliesenleger oder oder Dachdecker Dachdecker ihren ihren Beruf Berufvor vordem demvom vom Gesetzgeber Gesetzgeber offiziell ziellvorgesehenen vorgesehenenRenteneintrittsalter Renteneintrittsalter aufgeben aufgeben müssen. müssen. Schließlich Schließlich ist im handwerklichen handwerklichen Bereich Bereich der der Verlust Verlust einer Grundfähigkeit Grundfähigkeit häufig häufig damit einer gleichzusetzen, dass dass der der Beruf Beruf nicht gleichzusetzen, mehrausgeübt ausgeübtwerden werdenkann. kann. Daher Daher ist mehr eine Grundfähigkeitsversicherung eine Grundfähigkeitsversicherung für körperlichArbeitende Arbeitendeunverzichtbar. unverzichtbar. körperlich Fehlt eine private Absicherung der Fehlt eine private Absicherung der eigenen Arbeitskraft, droht im Ernsteigenen Arbeitskraft, droht im Ernstfallder dersoziale sozialeAbstieg. Abstieg. Der Der GesetzgeGesetzgefall ber hat die Leistungen für alle nach nach ber hat die Leistungen für alle dem 1. Januar 1961 Geborenen deutdem 1. Januar 1961 Geborenen deutlichreduziert. reduziert.Das Dasgilt gilt auch auch für für die die ErErlich werbsminderungsrente. Diese gibt es werbsminderungsrente. Diese gibt es nur dann in voller Höhe, wenn der Benur dann in voller Höhe, wenn der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, wetroffene nicht mehr in der Lage ist, wenigstens drei Stunden am Tag irgendeinigstens drei Stunden am Tag irgendei-
Monatliche Beiträge für die Absicherung von 1.000 € Monatsrente Monatliche Beiträge für die Absicherung von 1.000 € Monatsrente
GrundfähigkeitsGrundfähigkeitsBerufsunfähigGrundfähigkeitsBerufsunfähigversicherung versicherung keitsversicherung Grundfähigkeitsversicherung versicherung keitsversicherung SI WorkLife SI WorkLife SI WorkLife SIKOMFORT WorkLife SI WorkLife SI WorkLife KOMFORT-PLUS EXKLUSIV-PLUS KOMFORT KOMFORT-PLUS EXKLUSIV-PLUS Diplom-Kauf35 € Diplom-Kauf35 € mann/-Kauffrau mann/-Kauffrau Polizist/-in mit 68 € Polizist/-in mit 68 € Vollzugs-DU Vollzugs-DU Tischler/-in 93 € 48 € 35 € Tischler/-in 93 € 48 € 35 € Friseur/-in 109 € 48 € 35 € Friseur/-in 109 € 48 € 35 € Bäcker/-in 127 € 48 € 35 € Bäcker/-in 127 € 48 € 35 € Berechnungsgrundlage: Eintrittsalter 30 Jahre, Endalter 67 Jahre bzw. 60 Jahre bei Polizist/-in mit Vollzugs-DU, Produktgruppe Comfort. Die Beiträge beinhalten eine der Höhe nach nicht garantierte Beteiligung am Überschuss Berechnungsgrundlage: Eintrittsalter 30 Jahre, Endalter 67 Jahre bzw. 60 Jahre bei Polizist/-in mit Vollzugs-DU, (Stand 2021). Die genaue Höhe der Beteiligung am Überschuss schwankt und kann nicht vorhergesagt werden. Produktgruppe Comfort. Die Beiträge beinhalten eine der Höhe nach nicht garantierte Beteiligung am Überschuss Somit kann der Beitrag höher, aber auch niedriger sein als die angegebenen Werte. Vertragliche Ansprüche können (Stand 2021). Die genaue Höhe der Beteiligung am Überschuss schwankt und kann nicht vorhergesagt werden. daher aus diesen Werten nicht abgeleitet werden. Somit kann der Beitrag höher, aber auch niedriger sein als die angegebenen Werte. Vertragliche Ansprüche können daher aus diesen Werten nicht abgeleitet werden.
ner Tätigkeit Tätigkeit nachzugehen. nachzugehen. Dabei Dabei ner spielt die die berufliche berufliche Qualifikation Qualifikationfür für spielt alle nach nach dem dem 1.1. Januar Januar1961 1961GeboreGeborealle keine Rolle. Rolle. Sofern Sofernder derHandwerHandwernen keine noch drei drei bis bis sechs sechs Stunden Stundenam am ker noch z.B. als als Pförtner Pförtner arbeiten arbeiten kann, kann, Tag z.B.
wird die Erwerbsminderungsrente halwird dieWie Erwerbsminderungsrente halbiert. hoch diese letztendlich ausbiert. Wie hoch diese letztendlich ausfällt, hängt unter anderem davon ab, fällt, anderem ab, wie hängt viel derunter Betroffene in davon die Rentenwie viel der Betroffene in die Rentenversicherung eingezahlt hat. Wer 2019 versicherung eingezahlt hat. Wer 2019 erstmals eine Erwerbsminderungserstmals eine Erwerbsminderungsrente beantragt hat, hat im Schnitt rente beantragt hat, hat im Schnitt 830 Euro netto im Monat erhalten. Zu 830 Euro netto im Monat erhalten. Zu wenig, um seinen Lebensunterhalt bewenig, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. „Aufgrund unserer streiten zu können. „Aufgrund unserer Verbundenheit zum Handwerk möchVerbundenheit zum Handwerk möchten wir mit SI WorkLife genau für dieten wir mit SI WorkLife genau für diese Personengruppe einen passgenauen se Personengruppe einen passgenauen Versicherungsschutz anbieten“, sagt Versicherungsschutz anbieten“, sagt Uhlig. Die Produkte SI WorkLife Uhlig. Die Produkte SI WorkLife KOMFORT/KOMFORT-PLUS sichern KOMFORT/KOMFORT-PLUS sichern Grundfähigkeiten ab – zu überschauGrundfähigkeiten ab – zu überschaubaren Preisen. Preisen. Während Währendetwa etwaeinein baren 30-jähriger Tischler für eine Berufsun30-jähriger Tischler für eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Rente fähigkeitsversicherung mit einer Rente von1.000 1.000Euro Euromonatlich monatlich9393Euro Euro von zahlt,kann kannerer2020relevante relevanteGrundGrundzahlt, fähigkeiten plus plus Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit fähigkeiten undDemenz DemenzbeibeiSIGNAL SIGNALIDUNA, IDUNA, und signal-iduna.de/gfv, bereits Euro signal-iduna.de/gfv, bereits fürfür 4848 Euro absichern. absichern.
Berufsunfähigkeit Berufsunfähigkeitversichern versichern Psychische Psychische Erkrankungen Erkrankungensind sindHauptursache Hauptursachedafür, dafür,dass dass Arbeitnehmer Arbeitnehmerihren ihrenJob Jobnicht nichtmehr mehrausüben ausübenkönnen können Eine Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, signal-iduna.de/buv, signal-iduna.de/buv,sollte solltejeder jederbesitbesitzen, der von seinem Arbeitseinkomzen, der von seinem Arbeitseinkommen men lebt. lebt. Schließlich Schließlich wird wird die die staatstaatliche Erwerbsminderungsrente liche Erwerbsminderungsrente nicht nicht reichen, um den Lebensstandard halten reichen, um den Lebensstandard halten zu können. Allerdings erhält nicht jezu können. Allerdings erhält nicht jeder eine Berufsunfähigkeitsversicheder eine Berufsunfähigkeitsversicherung – etwa, weil er einen risikorung – etwa, weil er einen risikoreichen Beruf ausübt oder verschiedereichen Beruf ausübt oder verschiedene Vorerkrankungen hat. Und auch ne Vorerkrankungen hat. Und auch nicht jeder kann sich eine solche Absinicht jeder kann sich eine solche Absicherung leisten. Für die Höhe des Beicherung leisten. Für die Höhe des Beitrags spielt unter anderem eine Rolle, trags spielt unter eine Rolle, welchen Beruf undanderem welche eventuell riwelchen Beruf und welche eventuell risikoreichen Hobbys der Versicherte sikoreichen Hobbys der Versicherte ausübt und ob und welche Vorerkranausübt und ob und Vorerkrankungen vorliegen. Inwelche der Regel müssen kungen vorliegen. In der Regel müssen körperlich Arbeitende höhere Beiträge körperlich Arbeitende höhere Beiträge zahlen, während sich etwa Ärzte oder zahlen, während sich etwa Ärzteversioder Anwälte vergleichsweise günstig Anwälte vergleichsweise chern können. Denn bei günstig ihnen istversidie chern können. Denn bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit einer BerufsunfäWahrscheinlichkeit Berufsunfähigkeit geringer. Wereiner ein risikoreiches higkeit ausübt, geringer. Werinein Hobby muss derrisikoreiches Regel auch Hobby ausübt, muss in der Regel auch
einen Ebenso einenhöheren höherenBeitrag Beitragzahlen. zahlen. Ebenso Betroffene mit Vorerkrankungen. MitBetroffene mit Vorerkrankungen. Mitunter schließen Versicherer auch Körunter schließen Versicherer auch Körperbereiche perbereichevom vomVersicherungsschutz Versicherungsschutz aus. Eine private aus. Eine privateBerufsunfähigkeitsBerufsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn jemand nach versicherung zahlt, wenn jemand nach einer Krankheit oder einem Unfall einer Krankheit oder einem Unfall nicht mehr in der Lage ist, seinen konnicht mehr in der Lage ist, seinen konkreten Beruf auszuüben. Dabei haben kreten Beruf auszuüben. Dabei haben sich die Ursachen für eine Berufsunfäsich die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit in den vergangenen Jahren higkeit in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. So waren es früher deutlich gewandelt. So waren es früher vor allem körperlich arbeitende Arbeitvor allem körperlich arbeitende Arbeitnehmer, die krankheitsbedingt vor der nehmer, krankheitsbedingt vor der Rente aus die ihrem Job aussteigen mussRente aus ihrem Job aussteigen mussten. Heutzutage sind laut dem Gesamtten. Heutzutage sind laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungsverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Hauptursachen wirtschaft (GDV) die Hauptursachen für eine Berufsunfähigkeit psychische für eine Berufsunfähigkeit psychische Erkrankungen, gefolgt von Krebs sowie Erkrankungen, gefolgt von Krebs sowie Erkrankungen des Skelett- und BeweErkrankungen Unfälle des Skelettund Bewegungsapparats. kommen im gungsapparats. Unfälle kommen Übrigen erst an vierter Stelle als Ursa-im Übrigen an vierter Stelle als Ursache für eineerst Berufsunfähigkeit. che für eine Berufsunfähigkeit.