wohnWERKen 02

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DEZEMBER

2016

Wohnen und leben mit Ecken und Kanten

GRAFFITI ARBEIT MIT DER SPRÜHDOSE DIGITALE NOMADEN WEG VON DER BÜRO-NEONRÖHRE WOHNEN IN DER STADT MACHBAR FÜR ALLE


INHALT

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Wohnen in der Stadt – für alle a

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Auszeichnung: Erhalten und gestalten a

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Frauenpower: In der Ruhe liegt die Kraft a

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Arbeit mit der Sprühdose a

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Nenne nie Rymhart nur Pullover! a

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Digitaler Nomade: Weg von der Büro-Neonröhre a

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Erna & Willi, Deutschlands älteste YouTuber a

WERK

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EN DIGITAL


WERK

ESS EN

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Vegan – (un)beliebte Lebensweise a

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Fleisch essen: Kann das nachhaltig sein? a

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WERK

110 Grillrezept: Winterlicher Schmaus a N GRÜN E

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WERK

120 Wege nach Eden a KRAFT

EN

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144

EN SELBST

146 Do it yourself: Paravent a 154 Dialog der Kulturen a

Bild: Shawn Hine – Fotolia.com

WERK

134 Heizen mit Eis: Geht das? a

04 EDITORIAL a 06 WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? 165 IMPRESSUM a UNSERE PARTNER:

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JUTTA JUNGE CHEFREDAKTION


EDITORIAL

Wohnen und arbeiten in einem thailändischen Teakhaus mit Bananenstrauch und Bambus im Garten? Im digitalen Zeitalter kein Problem. Oder in der Großstadt leben und zwar wirklich mittendrin? Findige Architekten machen es möglich und erschwinglich. Oder lieber im schmucken Eigenheim, in dem eine Eisheizung für angenehme Wärme sorgt? Wohn- und Lebensentwürfe gibt es so viele und verschiedene, wie es Menschen gibt. Wir möchten Ihnen solche Konzepte zeigen, die nicht alltäglich sind, die Ecken und Kanten haben. Und wir stellen Ihnen die Men­schen vor, die diese Ideen leben: wohnwerken.de_Dezember 2016

Sie folgen nicht dem Mainstream, sie „machen ihr eigenes Ding“, gestalten bewusst und geben uns, also der Gesellschaft, dadurch wichtige Impulse. Wie die Veganerin und der Fleischermeister, die beide gute Gründe für ihre (Essens-)Philosophie haben. Die Frauen, die sich entschieden haben, in kleinen Gemeinschaften miteinander zu leben. Die Bildhauerin, die geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern ein Forum bietet ... Doch lesen Sie selbst, bilden Sie sich Ihre Meinung und nehmen Sie vielleicht etwas davon mit in Ihre eigene Werte-Welt. Ihre

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WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? wohnWERKen ist ein digitales Magazin mit Lesestücken verschiedener Autoren. In ihrem Stil, mit ihren Worten. Als digitales Magazin bietet wohnWERKen mehr als eine gedruckte Zeitschrift: E ingebunden sind Videos, ­ 6

Bilder und Links mit ergänzenden und zusätzlichen Infor­mationen, Tipps und Hinweisen.

SYMBOLE IM MAGAZIN

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Bild: Nicole Effinger – Fotolia.com

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IMPRESSUM


WOHNEN IN DER STADT – FÜR ALLE Wohnen in der Stadt: Das ist der Wunsch vieler Menschen durch alle Altersschichten und sozialen Milieus. Text und Bilder: Petra Lea Müller Zurück zum INHALT

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EIN

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möglichst freistehendes Eigenheim. Mit Zweitwagen. Weit ab der pulsierenden Innenstädte. Dieser Trend zum suburbanen Wohnen scheint gebrochen zu sein. Das betrifft nicht nur junge Menschen in der Phase der ersten Haushaltsgründung nach Ausbildung oder Studium. Auch mit dem ersten Kind zieht es die jungen Familien nicht mehr zwangsläufig raus aus der Stadt ins Eigenheim. Im Gegenteil: Das urbane Leben wird mehr und mehr wertgeschätzt, das Angebot an Infrastruktur und Kultur etwa, die kurzen Wege, die ohne eigenes Auto zu erledigen sind. Und auch die sogenannten Golden Ager um die Sechzig erkennen zunehmend die Vorteile der urbanen Dichte und möchten ihren Lebensmittelpunkt

von „Suburbia“ wieder in die Stadt verlegen. Neben den kulturellen Angeboten wird von ihnen besonders auch die Versorgungssicherheit hoch bewertet. So gibt es – trotz des insgesamt rückläufigen Bevölkerungswachstums – Städte mit Wachstumsquoten von drei und mehr Prozent jährlich. Besonders beliebt sind die großen Universitäts- und Wirtschaftsstandorte, entlang der Rheinschiene etwa. Aber auch München, Hamburg und das Rhein-Main-Gebiet gehören dazu. Gerade hier, in den „Growing Cities“, steht der wachsenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ein äußerst angespannter Wohnungsmarkt mit rasant steigenden Mieten gegenüber. Die Neubautätigkeit aber reicht bei


weitem nicht aus, den Bedarf an Wohnraum in der Stadt zu decken. Wo aber noch neu bauen in verdichteten Städten? Die Lösung liegt im Bestand! Die Städte mit ihren Gebäuden bieten ein reiches Potenzial. Ich nenne sie die urbanen Ressourcen. Sie zu identifizieren und zu entwickeln kann einen wertvollen Beitrag zur innerstädtischen Wohnungsversorgung leisten. Neben der Entwicklung in größerem Maßstab, wie z. B. bei der Konversion von ehemaligen Kasernen oder Umschlagplätzen der Warenwirtschaft (Hafen, Flughafen, Güterbahnhof ), bieten sich in kleinerem Maßstab drei In­­ strumente an, diese wertvollen Ressourcen zu nutzen, jedes für sich oder auch in Kombination miteinander.

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1. Hoch hinaus!

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Bei der vertikalen Nachverdichtung werden bestehende Gebäude um ein oder mehrere Geschosse aufgestockt. Diese Form der Nachverdichtung ist besonders ressourcenschonend, denn es werden keine zusätzlichen Frei- oder Grünflächen versiegelt. Die bereits vorhandene Infrastruktur wird dagegen noch intensiver ausgenutzt, und auch im Gebäude ist alles bereits vorhanden und kann ergänzt werden: Wasser und Abwasser, Strom- und Kom-


munikationsleitungen. Selbst das Treppenhaus führt in den meisten Fällen bereits bis in den Dachraum hinauf. Mit modernen Fertigungsverfahren kann die Aufstockung für den Bestand beispielsweise komplett in Holzbauweise vorgefertigt und in relativ kurzer Zeit auf der obersten Geschossdecke montiert werden. Auf diese Weise lässt sich die Beeinträchtigung der Bewohner im Bestand minimieren. Auch sie profitieren in der Regel durch die Aufstockung: o Indem der Wohnungsmix im Haus verbessert und damit auch die Mieterschaft bunter wird. o Oder der Hauseingang erfährt eine Verschönerung. o Die gesamte Fassade lässt sich im Rahmen der Aufstockung energetisch ertüchtigen.

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o Die bereits vorhandenen Wohnungen erhalten nachträglich einen Balkon. Hier lassen sich Synergien auf beste Weise nutzen. Zu oft jedoch, scheint es, vereiteln Argumente wie „zu teuer“, „statisch zu kompliziert“, „nicht genehmigungsfähig“ die Nutzung dieser Ressource. Gebaute Beispiele zeigen jedoch, wie günstiger und lebenswerter Wohnraum durch Aufstockungen entstehen kann. Dabei lassen sich sowohl Blockrandbebauungen der Gründerzeit, aber auch Gebäude der 50er- bis 70er-Jahre aufstocken.

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Aufgesetzt – Zeilenbebauung der 60er-Jahre

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Das Dach der viergeschossigen Gebäude war sanierungsbedürftig und wurde abgetragen. Vorgefertigte Holzrahmenelemente mit großzügigen Gauben ergänzen die neue Dachkonstruk-

tion. Die farbige Bekleidung der neuen Etage und die großzügigen Balkone geben einen frischen Impuls. Im Gebäuderiegel sind sechs neue Wohnungen entstanden, die von überwiegend jungen Menschen bezogen wurden und das überalterte Viertel verjüngen. Architekten: hartig | wömpner Architekten, Münster Bilder: planungsbüro bau.RAUM Petra L. Müller, Münster


2. In die Breite wachsen! Bei der horizontalen Nachverdichtung richtet sich der Fokus auf ungenutzte Hinterhöfe, Garagenhöfe, schwer bebaubare Restflächen und das Abstandsgrün zwischen den Zeilensiedlungen der 50erbis 70er-Jahre. Meine Definition der horizontalen Nachverdichtung bezieht sich 17

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ausdrücklich nicht auf die Bebauung von innerstädtischen Spiel- und Parkanlagen, so wie es derzeit z. B. in einigen Growing Cities diskutiert wird! Durch die Neubebauung heruntergekommener und vernachlässigter Hinterhöfe gewinnen wiederum auch die Bestandsbewohner. Es bietet sich die großartige Gelegenheit, kleinräumig 18

bedarfsgerechte Wohnungen zu entwickeln und so der Gentrifizierung der Innenstädte entgegenzuwirken. Der Hinterhof bekommt die Gestaltung einer Vorderseite und gewinnt an Image. Parkplätze können im Rahmen der Maßnahme unter die Erde gelegt werden und entlasten möglicherweise auch noch das Quartier. Barrierefreies Wohnen ist hier

Wohnen im Hinterhof – Freiraum für alle Der Hinterhof war versiegelt und mit Parkplätzen und einer Werkstatt bebaut. Die Architektin hat die neuen Gebäude nicht – wie häufig üblich – in der Mitte des Innenhofes platziert, sondern entlang der Nachbargrenzen geplant. Die geforderten Abstandsflächen zu den Nachbarn konnten eingehalten werden und zugleich sind noch intime kleine Terrassen für alle Wohnungen entstan-

den – hinter, vor und auch auf den Gebäuden, die in der Höhe gestaffelt sind. Die im Innenhof angelegte Freifläche wird gemeinschaftlich genutzt und nimmt dabei die Zufahrt zur Quartiersgarage auf, in der fast 40 Autos unterirdisch Platz finden. Architekten: Ute Piroeth – Architektur, Köln Bilder: Ute Piroeth – Architektur, Köln (S.17+19)


leichter als in der vertikalen Nachverdichtung zu realisieren. Die Flächenversiegelung ist sehr gering, da auch hier die öffentliche Erschließung vorhanden ist. Im besten Fall wird noch Fläche im Innenhof ent-

siegelt und begrünt, wie das Beispiel im belgischen Viertel in Köln eindrucksvoll belegt.

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3. Neues Leben in alten Mauern

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Das dritte Instrument ist die Umnutzung von Nichtwohngebäuden zu Wohnzwecken. Neben Büro- und Verwaltungsgebäuden bieten sich zur Umnutzung Schulen, Krankenhäuser oder die wunderbaren Etagenfabriken der vorletzten Jahrhundertwende, aber auch Supermärkte und Kirchen an. Man findet sie in attraktiven Lagen der Innenstädte, als wohl-


bekannte Landmarke im Quartier. Solche Adressen können in hohem Maße identitätsstiftend sein und damit das umgebende Quartier positiv beeinflussen. Die Flächeninanspruchnahme ist gleich null und auch hier ist – wie bei der vertikalen Nachverdichtung – die innere Erschließung, Ver- und Entsorgung meist gegeben. Großzügige Eingangsbereiche bieten

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Raum für Kommunikation und Begegnung. Die hohen Räume von Nichtwohngebäuden bieten überdies Möglichkeiten für vielfältige Wohnformen. So sind bei der Umnutzung einer alten Krankenhausanlage in Berlin (Krankenhaus am Urban von Graetz Architekten) mehr als 4.000 m² Wohnflächen auf eingezogenen Galerien entstanden.

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Wohnen in der Kirche – Obdach für Wohnungslose

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Das Kirchengebäude in markanter Stadtlage konnte von der schrumpfenden Gemeinde nicht länger gehalten werden. Das Dach drohte einzustürzen. Die städtische Wohnungsgesellschaft hat das denkmalgeschützte Gebäude übernommen, entkernt und in das große Kirchenschiff vier neue Etagen eingezogen.

Auf den beiden unteren Ebenen leben heute in zwei betreuten Wohngemeinschaften pflegebedürftige und ältere vormals obdachlose Männer. Die oberen Etagen wurden zu begehrten Büroflächen für die Kreativwirtschaft ausgebaut. Eine spannungsvolle Mischung, die dazu beiträgt, dass der aufwendige Umbau der alten Kirche finanzierbar war. Im alten Pfarrgarten wurde horizontal nachverdichtet. In zwei Gebäuderiegeln wurden 18 barrierefreie kleine Wohnungen gebaut. Architekten: Pfeiffer • Ellermann • Preckel, Münster Bilder: planungsbüro bau.RAUM Petra L. Müller, Münster


Mutige Mitstreiter gesucht! Für die Entwicklung der urbanen Ressourcen sind natürlich Akteure gefragt: engagierte, erfahrene und fantasievolle Planer, motivierte Experten für Statik, Brandund Schallschutz, Mitarbeiter in den Planungsämtern und Genehmigungsbehörden mit einer offenen Grundeinstellung. Nicht zu vergessen mutige Bauherren, gleich ob als Immobilienbesitzer, Investor oder – wie bei dem Berliner Krankenhaus – als Baugruppe. Der Anspruch lautet, die urbanen Ressourcen „zu heben“ und gemeinsam neue Wege mit außergewöhnlichen Projekten zu gehen und so der Wohnungsknappheit zu begegnen. O

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Bild: planungsbüro bau.RAUM Petra L.Müller

ÜBER DIE AUTORIN Petra Lea Müller studierte Architektur an der Münster school of architecture und Architektur Medien Management an der Hochschule Bochum. Sie arbeitet als freie Architektin (planungsbüro bau.RAUM), Autorin und Dozentin. Als großer Fan der europäischen Stadt beschäftigt sie sich dabei intensiv mit den Möglichkeiten, der Vielfältigkeit und den Herausforderungen der urbanen Ressourcen und dem nachhaltigen Bauen in allen Facetten. Ihr praxisbezogenes Buch Urbane Ressourcen ist im Rudolf Müller Verlag erschienen. post@bau-raum.de

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IMPRESSUM Bild: EDDOS.STD


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Erhalten undgestalten lesezeit 3 min

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Die Verantwortung gegenüber alter Bausubstanz ist für nachfolgende Generationen groß. In kompetente Hände gelegt, wird das heutige Know-how zum Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Dezember 2016

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Havannas Altstadt, das „Centro Historico“ mit seinen historischen Bauten aus der Kolonialzeit, ist aus seiner Agonie erwacht und rüstet sich für den zu erwartenden Besucheransturm aus aller Welt. Überall wird renoviert und saniert. Das gilt auch für das Kapitol, das u. a. mit Produkten von Remmers restauriert wird.

Internationales Leuchtturmprojekt Im Rahmen eines deutsch-kubanischen Gemeinschaftsprojekts wurde die Fassade des repräsentativen Parlamentsgebäudes aus dem Jahr 1929 restauriert. Die Restauratoren, Planer und Denkmalschützer aus beiden Ländern betonten, dass die Reinigung und farbliche Anpassung der Natur-

steinfassade des Nordflügels eine besondere Herausforderung darstellte. Nicht zuletzt lag das auch an der Größe des Objekts: Eine Kernmannschaft von gerade einmal neun Spezialisten stellte sich der riesigen Aufgabe, die 30.000 m² der Fassade Zentimeter für Zentimeter zu restaurieren. Die Reinigung der wertvollen Bausubstanz von Verkrustungen und Schmutzschichten, ohne deren Farbgebung, Substanz und Struktur anzugreifen, gelang im Innenbereich mit Remmers Arte Mundit. Nach Auftrag durch Sprühen und Pinseln polymerisiert die Latexdispersion zu einem elastischen Film, der nach drei Tagen schonend von Hand abgezogen wurde. An ihm haftete der Schmutz der letzten 90 Jahre.


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Auch bei der Fassadenrestaurierung war die oberste Prämisse der Erhalt der ursprünglichen Struktur und Farbgebung. Deshalb kam ein Anstrich nicht infrage. Nach schonender Reinigung im rotec-Softstrahlverfahren erfolgte lediglich die farblose Imprägnierung mit Remmers Fassadencreme zur Verhinderung von erneuter Wasser- und Schadstoffaufnahme. Allerdings gab es im Sockelbereich der Fassade teilweise sehr starke Verschmutzungen, bei denen die Reinigung nicht den gewünschten Erfolg brachte. Hier kam zur Farbangleichung die Historic-Schlämmlasur zum Einsatz. Diese herausragende Arbeit wurde nun im Rahmen der „denkmal 2016“ mit dem Bernhard-Remmers-Preis ausgezeichnet. wohnwerken.de_Dezember 2016

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Bild: PantherMedia/uba-foto

is e r P ers m m e d-R r das a r h ü n f r l e e a Der B ternation pannend .S in a 6 bt n i 1 n g 0 a t 2 v k oje l Ha r o P t i s p da Ca n i e k lic Einb ideo. V es im


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Nationale Würdigung

Der BernhardRemmers-Preis

Erstmals in der Historie des Bernhard-Remmers-Preises wurde der Preis auch in der Kategorie „national“ vergeben. Hier lag nach Meinung der Expertenjury das Team aus Handwerkern, Architekten, Planern und dem Investor des Palmengarten Palais in Leipzig vorn. Das Jugendstilensemble kann als gelungenes Sanierungsbeispiel für denkmalgeschützte Bauten des frühen 20. Jahrhunderts gelten. O

Alle zwei Jahre verleiht die Bernhard-Remmers-Akademie diesen Preis für herausragende handwerkliche Leistungen in der Baudenkmalpflege. Auf der „denkmal“, der Europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung in Leipzig, werden damit Handwerker, Planer, Architekten, Denkmalpfleger und Bauherren für herausragende Leistungen im Denkmalschutz ausgezeichnet. Die handwerklich meisterhafte Umsetzung wird dabei besonders gewürdigt. Die Auszeichnung selbst besteht aus einer 30 cm hohen Plastik aus Glaskristall, die

Bild: Remmers/Dirk Knofe


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In der Kategorie national ging der an das is re -P rs e m m e -R rd a h Bern apa-Haus) Palmengarten Palais (C im Video. in Leipzig. Mehr Infos

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Bild: Remmers

vom Goldschmied und Designer Herbert Feldkamp aus Cloppenburg geschaffen wurde. Seine sechseckige naturgegebene Form wird von einer vergoldeten Metallfassung umgeben. Platten aus Sandstein und Holz – die von Remmers-Produkten geschützten Baustoffe – durchbrechen dabei die Fläche. 2016 wurde der 9. Bernhard-Remmers-Preis am 10. November im Leipziger Congress-Center und in Anwesenheit von über 1.000 Gästen aus Deutschland, Europa und Übersee vergeben.


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Barbara Brosch (li.) und Claudia Lohrmann (re.) im Kloster Malgarten. Bilder: Barbara Brosch IMPRESSUM


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FRAUENPOWER –

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT Wie will ich im Alter leben? Diese Frage stellen sich immer mehr Frauen. Auf der Suche nach Wohnformen für die „dritte Lebensphase“ erleben Beginenhöfe eine Renaissance. Text und Bilder: Eva Walitzek-Schmidtko

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Bild: Franz Pfluegl – Fotolia.com

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Seit dem Mittelalter spielten

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Beginen eine wichtige Rolle. Für alleinstehende Frauen waren Beginengemeinschaften oft die einzige Möglichkeit, ein relativ selbstständiges Leben – weitgehend ohne männliche Vormundschaft – zu führen. Die Schwestern, wie sie sich nannten, arbeiteten als Handwerkerinnen und Lehrerinnen, betreuten Kranke, Arme und Sterbende, übernahmen Totendienste und beteten – wie Ordensschwestern – für das Seelenheil ihrer Mitbürger/ innen. Doch anders als Nonnen legten Beginen keine dauernden Gelübde ab und konnten die Gemeinschaft wieder verlassen. Allein in Köln sollen in der Mitte des 14. Jahrhunderts mehr als 1.000 Beginen gelebt

haben. Doch später gerieten sie in Vergessenheit.

Beginenhöfe gegen Einsamkeit „Ich hatte noch nie etwas von Beginen gehört“, gibt Christa Schattauer unumwunden zu. Doch ein Artikel mit der Überschrift „Beginenhöfe gegen die Einsamkeit“ machte sie neugierig. Sie wurde 1997 Gründungsmitglied des Vereins Bremer Beginenhof Modell e.V. und engagiert sich seitdem für das Projekt. „Ich wollte nicht mehr alleine wohnen“, erklärt die ehemalige Bibliothekarin und fügt hinzu: „Dass es ein reines Frauenprojekt war, war nicht entscheidend für mich. Ich wäre auch


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bei einem gemischten Projekt eingestiegen.“

Moderne Beginen Das war bei Irmtraut Suhr, wie Christa Schattauer eine der Frauen der ersten Stunde, anders. „Mir war wichtig, mit Frauen unter einem Dach zu

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leben“, sagt sie: in einer eigenen Wohnung zwar, aber doch in einer Gemeinschaft. „Solche Wohnformen waren damals noch sehr selten“, erinnert sie sich. Um ihre Idee vom

„Ich hatte noch nie etwas von Beginen gehört“


gemeinsamen Wohnen zu verwirklichen, gründeten die Frauen eine Genossenschaft und planten den ersten modernen Beginenhof Deutschlands. In der Bremer Neustadt entstanden 85 Wohnungen mit 30 bis 100 Quadratmeter Wohnfläche – ein Drittel als Eigentums-, ein Drittel als Sozialwohnungen und ein Drittel als freifinanzierte Mietwohnungen. Die Gewerberäume im

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Erdgeschoss sollten ebenfalls ausschließlich an Unternehmerinnen vermietet werden. Doch dann entwickelte sich das Vorzeigeprojekt anders als geplant. Zugesagte Fördermittel blieben aus, die Genossenschaft ging in Konkurs. Weil sich nicht genug Käuferinnen fanden, kaufte eine Wohnungsbaugesellschaft einen Großteil der Wohnungen. Seither werden Wohnungen auch an

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Familien und Männer vermietet. „Wir dürfen Mieterinnen vorschlagen. Aber vor allem die großen Wohnungen sind Frauen oft zu teuer“, weiß Irmtraut Suhr. Deshalb leben jetzt neben 100 Frauen etwa zehn Männer im Beginenhof. Und nicht alle Frauen, die einziehen, engagieren sich so, wie es sich die Initiatorinnen erhofft

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hatten. „Vor allem manchen jüngeren Frauen fehlt einfach oft die Zeit“, meint Irmtraut Suhr. Doch der Kontakt zwischen den Bewohnerinnen ist enger als in „normalen“ Wohnanlagen. Die Architektur fördert die Kommunikation untereinander: Frau trifft sich in den Laubengängen oder im Innenhof. Von den Küchen hat

Christa Schattauer (li.) und Irmtraut Suhr (re.) in Bremen


man die Wohnungen im Haus gegenüber im Blick. Manche Frauen teilen sich Abos für Zeitungen oder ÖPNV-Tickets, andere haben gemeinsam einen Schrebergarten am nahegelegenen Weserufer gepachtet.

Im Gemeinschaftsraum treffen sich Frauen regelmäßig zum Frühstück, zu Spielenachmittagen, zur Leserunde, um Theater zu spielen oder um zu feiern.

„Ich wollte nicht mehr alleine wohnen“

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„Dorf“ in der Stadt

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„Jede Frau entscheidet selbst, was sie mit anderen unternimmt und wie viel sie sich in die Gemeinschaft einbringt. Vor allem kann man sich zurückziehen, wenn man das möchte“, sagt Christa Schattauer. Ihre Privatsphäre ist den Bewohnerinnen wichtig, vielleicht gerade weil sie so eng beieinander wohnen und sich füreinander engagieren. In einer so großen Gemeinschaft kennen sich nicht alle gleich gut – und nicht alle kommen gut miteinander aus. „Mit manchen Frauen führt man nur gelegentlich ein kurzes Gespräch, zu anderen hat man ein enges Verhältnis“, sagt Irmtraut Suhr. „Es ist wie ein Dorf in der Stadt. Wir kennen uns, leben miteinander und

kümmern uns umeinander.“ Die Nachbarschaftshilfe funktioniert: Ist jemand verreist oder krank, schauen Mitbewohnerinnen nach dem Rechten. Weil alle Wohnungen mit dem Aufzug zu erreichen sind und die Bewohnerinnen sich gegenseitig unterstützen, können die Bewohnerinnen auch dann in ihren Wohnungen bleiben, wenn im Alter die Kräfte nachlassen. „Wir können aber keine Pflege übernehmen, wenn jemand dauerhaft pflegebedürftig ist“, stellt Christa Schattauer klar. Allerdings haben einige Bewohnerinnen die Initiatorin des Beginenhofs, Erika Riemer-Noltenius, bis zu ihrem Tod gepflegt – rund um die Uhr. Doch das ist nur die Ausnahme: „Die Sehnsucht nach einer Familie, die einen trägt und vielleicht im Alter pflegt, können wir nicht erfüllen. Wer zu hohe Erwartungen hat, wird enttäuscht“, warnt Irmtraut


Suhr. Manche Frauen sind wieder ausgezogen. Das kam für sie und Christa Schattauer trotz der wirtschaftlichen Probleme in der Anfangsphase und der Abstriche am ursprünglichen Konzept nie in Frage. „Im Gegenteil: Nach dem Konkurs der Genossenschaft hatte ich Angst, die Wohnung zu verlieren. Hier fühle ich mich zu Hause“, sagt Christa Schattauer. „Hier will ich bleiben.“ Delia von Pflug ist sich da manchmal nicht so sicher.

„Ich könnte mir auch vorstellen, nochmal ein anderes Projekt auszuprobieren “, sagt die 66-Jährige, die in den Bielefelder Beginenhöfen lebt.

Projekt mit Vorbildfunktion Anders als die Beginen in Bremen gründeten die Bielefelderinnen keine Genossenschaft, sondern suchten um die Jahrtausendwende einen Investor für ihr Bauvorhaben. Delia von Pflug in Bielefeld

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Leicht war das nicht. „Wir sind das erste und bis heute das einzige Frauenwohnprojekt in Bielefeld und haben hier so manche Tür aufgestoßen“, betont Delia von Pflug. Inzwischen gibt es in Bielefeld mehrere Wohnprojekte. Die rund hundert Frauen, die im März 2000 den inzwischen gemeinnützigen Verein Bielefelder Beginenhöfe e. V. gründeten, brauchten einen langen Atem: Erst fast zehn Jahre später, im Dezember 2009, konnten die Mieterinnen im Beginenhof im Stadtteil Senne einziehen. Bei der Planung berücksichtigte die Wohnungsbaugenossenschaft GSWG die Vorstellungen der Vereinsfrauen weitgehend: Drei Gebäude bilden – wie bei den historischen Beginenhöfen – einen nach wohnwerken.de_Dezember 2016

einer Seite offenen Innenhof. Alle Wohnungen – 23 mit zwei Zimmern für Singles und sechs größere für Frauen mit Kindern – sind durch Laubengänge verbunden und mit dem Fahrstuhl zu erreichen. In der Gemeinschaftswohnung, die die Bewohnerinnen gemeinsam finanzieren, hat der Verein sein Büro. Hier tagt einmal im Monat das Vereinsplenum, es werden Geburtstage und andere Feste gefeiert und Veranstaltungen durchgeführt. Die Wohnungen werden ausschließlich an Frauen vermietet.

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Anders als in den historischen Beginenhöfen sind Männer als Besucher willkommen – aber eben nicht als ständige Mitbewohner. „Sie sollten keine Mietvertragspartner und nicht hier gemeldet sein“, nennt Delia von Pflug eine Regel. 42

Warteliste für Mieterinnen Ein Kooperationsvertrag sichert dem Verein ein Belegungsrecht bei Wohnungen: Wenn eine Mieterin kündigt, erfährt der Verein es zuerst und kann eine Nachmieterin vorschlagen. Das Interesse an den Wohnungen ist groß. Es gibt eine Warteliste, drei Beginen wohnen in einem Nachbargebäude, weil im Beginenhof keine Wohnung frei war.

Die Mieterinnen wechseln eher selten. Das führt auch dazu, dass sich der Altersdurchschnitt zurzeit nach hinten verschiebt. „Als wir eingezogen sind, waren sieben Kinder im Haus“, erinnert sich Delia von Pflug. Doch die sind inzwischen fast erwachsen – und viele Bewohnerinnen im Rentenalter. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass die Vorstellungen und Erwartungen der Frauen sehr verschieden sind: „Unter Gemeinschaft versteht jede etwas anderes“, sagt sie. „Einigen Frauen genügt es, wenn sie sich regelmäßig zum nachbarschaftlichen Plausch oder zum Kaffeetrinken treffen. Ich würde mir wünschen, dass sich ein größerer Teil der Gemeinschaft mehr politisch engagiert oder in der Gemeinde etwas bewirkt, wie die Beginen früher. Und ich möchte die Beginenidee weiter verbreiten.“


Workshops und Seminare Dieses Ziel haben auch Barbara Brosch und Claudia Lohrmann von der Beginengemeinschaft Kloster Malgarten bei Osnabrück. Barbara Brosch hat schon als junge Frau nach einer Alternative zur Kleinfamilie gesucht und lange in Wohngemeinschaften gelebt. Treibende Kraft bei der Gründung der Beginengemeinschaft war jedoch Claudia Lohrmann. wohnwerken.de_Dezember 2016

„Als die Kinder aus dem Haus waren, wollte sie nicht allein leben und suchte nach anderen Wohnmöglichkeiten. Bei mir stand eher der berufliche Aspekt im Vordergrund“, erinnert sich Barbara Brosch. Sie entdeckte das ehemalige Benediktinerinnenkloster bei der Suche nach einem geeigneten Ort für die von ihr geleiteten Workshops und Seminare für Frauen. „Das Begine-Sein ermöglicht mir, nach außen zu wir-

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ken und Veranstaltungen und Reisen zu organisieren, die Frauen stärken. Die kleine Beginengemeinschaft gibt Raum, um Kraft zu schöpfen und eine unterstützende feministisch-spirituell-naturverbundene Frauengemeinschaft zu verwirklichen“, erklärt Barbara Brosch. Sie und Claudia Lohrmann leben ständig in einem Nebengebäude des alten Klosters, vier Frauen gehören zum Freundinnenkreis: „Sie kommen oft zu Besuch und unterstützen unsere Gemeinschaft

emotional, finanziell sowie bei den Veranstaltungen.“ Gemeinsamkeit wird groß geschrieben. Zwar haben beide Schwestern eine eigene kleine Wohnung. Doch viel spielt sich in den Gemeinschaftsräumen, im Fachwerk-Beginenhäuschen und in der Wohnküche, ab. „Wir führen einen gemeinsamen Haushalt, kochen und essen in der Regel gemeinsam“, erzählt Barbara Brosch. Gemüse und Kartoffeln bauen sie teilweise selbst an. „Wir wollen so ökologisch, natur­-


nah und einfach wie möglich leben.“ Auch Spiritualität ist den Klosterbeginen wichtig: „Wir beginnen den Tag regelmäßig mit Kreistänzen im Freien und wir feiern die Jahreskreisfeste“, sagt sie. Neue Mitglieder der Gemeinschaft sollen diese Vorstellungen teilen. Auf dem Gelände des Klosters können weitere Wohnungen für Beginen entstehen. Doch zu viele sollen es nicht sein. „Wir wollen eine überschaubare Schwesternschaft bleiben“, betont Barbara Brosch. O wohnwerken.de_Dezember 2016

Bild: Eva Walitzek-Schmidtko

Über die Autorin Eva Walitzek-Schmidtko arbeitet seit 30 Jahren überwiegend freiberuflich als Journalistin, Pressereferentin und Autorin. In ihrem Blog „Time to fly“ berichtet sie über ihre Aktivitäten, Hobbys und ihre Lebensphilosophie. https://timetoflyblog. wordpress.com

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IMPRESSUM


ARBEIT MIT DER SPRÜHDOSE

AUF- UND ANREGEND, SPANNEND, MODERN – GRAFFITI KANN KUNST SEIN.

Text und Bilder: Patrik Wolters

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DENKT MAN an die farbli-

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che Ausgestaltung von Räumen und Fassaden, erscheinen Pinsel, Abklebeband und Farbeimer vor dem inneren Auge. Eine Technik, die bei vielen Menschen bisher eher mit negativen Emotionen behaftet war, bietet hier aber ganz neue und aufregende Möglichkeiten: Graffiti. Diese Kunstform wird gemeinhin mit – für den Außenstehenden – unansehnlichen Kritzeleien im öffentlichen Raum und dem sogenannten Style-Writing, dem Schreiben von oft großflächigen Schriftzügen aus kunstvoll verformten Buchstaben, in Verbindung gebracht. Doch diese Ansicht ist längst überholt. Graffiti hat sich so weiterentwickelt, dass es auch


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zur echten Alternative geworden ist, wenn es darum geht, Wände und Gebäude innen und außen vollkommen individuell, effizient und dadurch relativ preisgünstig zu gestalten. Auch sensible Räume, wie Kinderzimmer und Küchen, können bedenkenlos nach der Durchtrocknungszeit von einem Tag wieder bewohnt werden, da moderne Sprühfarben weder ausdünsten noch in anderer Weise gesundheitsbedenklich sind. Sie sind nicht nur UV-echt und leuchten im Gegensatz zu Acryl-

farben nach 15 Jahren wie am ersten Tag, sie lassen sich auch problemlos und deckend wieder überstreichen. Die Kosten für ein Kunstwerk werden je nach Fläche, Motiv und Komplexität individuell kalkuliert. Meist wird sich nach erster Absprache auf ein Budget geeinigt, in dessen Rahmen dann agiert werden kann. Dabei lassen sich als Richtwerte 50 ¤ bis 350 ¤ pro Quadratmeter nennen.

Einfach lossprayen? Geht nicht. Als Künstler mache ich mir zuerst ein Bild von der ent-


AUCH SENSIBLE RÄUME KÖNNEN BEDENKENLOS NACH EINEM TAG WIEDER BEWOHNT WERDEN, DA

MODERNE SPRÜHFARBEN

WEDER AUSDÜNSTEN NOCH IN ANDERER WEISE GESUNDHEITSBEDENKLICH SIND

sprechenden Fläche und ihrer Umgebung. Ich begutachte den Untergrund und bespreche eine unter Umständen erforderliche Vorbehandlung der Flächen. So benötigen beispielsweise die meisten Metalle wohnwerken.de_Dezember 2016

einen Anschliff und eine entsprechende Grundierung, um die Haftung zu gewährleisten. Selbst sehr unebene Untergründe wie Raufaser, Rauputz oder Garagentore lassen sich jedoch problemlos gestalten. Ich notiere mir die Ideen des Kunden, um ein Gefühl für das gewünschte Bild zu entwickeln. Dies können neben konkreten Motivwünschen auch Farben oder einfach Stimmungen sein. Im nächsten Schritt bringe ich meine eigenen Ideen mit ein und bespreche diese gemeinsam mit dem Auftraggeber, bevor ich einen ersten Entwurf mache.

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ete:

land e d a s s a er F

auf d i e g a p a P hen. Wie der e s u z o Vide m i r e i H


Im digitalen Zeitalter erstelle ich diesen zu weiten Teilen am Computer. Das bietet die Möglichkeit, einen Blick auf die Wirkung des Kunstwerks in seiner endgültigen Umgebung zu werfen, indem ich eine virtuelle Voransicht anfertige. Dieser kreative Prozess endet nicht selten bei einem ganz anderen als dem ursprünglich angedachten Motiv. Ein gutes Beispiel hierfür ist dieses Projekt:

Papagei als „Botschaft“-er In diesem Wohnhaus befindet sich ein Ingenieurbüro und der Papagei an der Fassade zeigt die Farben des Firmenlogos im Federkleid. So wurde ein sub-

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DIESER

KREATIVE PROZESS

ENDET NICHT SELTEN BEI EINEM ANDEREN ALS DEM URSPRÜNGLICH ANGEDACHTEN MOTIV tiler Bezug herstellt, der trotz seiner Unaufdringlichkeit eine gelungene Werbewirkung hat. Die ursprüngliche Vorstellung der Bewohner und gleichzeitig Firmeninhaber war es, die Leistungen ihres Unternehmens abzubilden. Nach dem ersten Entwurf baten sie mich um einen weiteren, der mir vollkommende künstlerische Gestaltungsfreiheit ließ. So ging ich ganz frei, ohne konkreten Bezug zur Thematik an die Sache, was zur Idee mit diesem Vogel führte.

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Design-Hotel meets Kunst

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Ein persönliches Highlight war für mich die Arbeit im FREIgeist Hotel in Einbeck. Das Hotel liegt neben der grandiosen Motorrad- und Auto-Erlebnisausstellung des PS.SPEICHERs. Diese Nähe zur größten Sammlung historischer Motorräder in Deutschland zieht sich als thematischer Leitfaden durchs gesamte Hotel-Design. Überhaupt ist dieses in allen Räumlichkeiten sehr kreativ und wirklich außergewöhnlich. Was mit der Gestaltung der hoteleigenen Garagen-Bar begann, wurde immer umfangreicher. Im Laufe des Schaffensprozesses wurde mir die Möglichkeit eröffnet, ein komplettes Leitsystem mit

Beschriftungen von Wänden, Türen und des Fahrstuhls für das gesamte Hotel zu entwickeln. Bei der Umsetzung mussten Fehler jeglicher Art ausgeschlossen werden, weil die meisten Untergründe im Hotel Sichtbeton sind. Was bedeutet, dass dieser nicht einfach gereinigt oder übergestrichen werden konnte. Dann wurde ich vor die größte Herausforderung gestellt: Die Lobby sollte mit dem Logo des Hotels verziert werden. Der Clou war, dass an der knapp 15 Meter hohen Wand klassische Roller und Motorräder hochfahren sollten, die ihre von mir gemalten Reifenspuren hinterlassen. Was erst einmal simpel klingt, war aufgrund der räumlichen Gegebenheiten dann doch mehr als kniffelig. Das Logo brachte ich mittels Schablonenfolie auf und fügte anschließend noch einige Texturen mit einem alten Reifen hinzu. All das wurde von einer überlangen Leiter und


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teilweise von einem Hubwagen erledigt. Ich habe zwar keine Hรถhenangst, aber das Ganze war schon aufregend. wohnwerken.de_Dezember 2016


Graffiti für mehr Lebensqualität

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In einigen Städten hat die Gestaltung von Fassaden bereits gezeigt, dass Kunstwerke einen sehr positiven Einfluss auf das soziale Mit­ einander und schließlich auf die Lebensqualität aller ausüben. Dabei sind Befürchtungen, dass die Werke übergesprüht werden, unbegründet. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sie innerhalb der Graffiti-Szene respektiert werden. So war ich in Süd­afrika Teil des sehr spannenden „Westdene

Graffiti Project“. Das Projekt entstand aus der Idee, in einem Stadtteil von Johannesburg namens Westdene die Nachbarschaft zu verbessern und gleichzeitig die Umgebung zu verschönern. Nach und nach stellten viele Anwohner ihre Wände den Graffiti-Künstlern zur Verfügung. Die Sprayer mussten neben ihrer Arbeitskraft die notwendigen Farben einbringen. Im Gegenzug bekamen sie volle künstlerische Frei-


heit zugesichert. Mittlerweile sind über 70 Kunstwerke in Westdene entstanden und es gibt sogar eine geführte Tour durch den Stadtteil. Über dieses Projekt sind viele Kontakte entstanden, die den Zusammenhalt in der Nachbar-

schaft sehr zum Positiven verändert hat. Hier zeigt sich, dass Graffiti zur Stadtentwicklung beitragen kann. Ich hoffe, dass dieses Projekt ein Vorzeigeprojekt wird, an dem sich andere Städte, auch in Deutschland, ein Beispiel nehmen werden.

MITTLERWEILE SIND

ÜBER 70 KUNSTWERKE

IN WESTDENE ENTSTANDEN UND ES GIBT SOGAR EINE GEFÜHRTE TOUR DURCH DEN STADTTEIL

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Ein Plädoyer für Graffiti Graffiti sollte in der Öffentlichkeit positiver wahrgenommen werden, wozu ich mit meiner Arbeit beitragen will. Würden Politik und Unternehmen sich vermehrt dafür stark

machen, dass mehr Flächen zur Verfügung gestellt und auch Anfängern somit Möglichkeiten gegeben werden, ihre Fähigkeiten zu verbessern, wäre ein wichtiger Schritt in


Bild: Patrik Wolters

ÜBER DEN AUTOR

diese Richtung getan. Voreingenommenes Denken, Schriftzüge seien hässlich und nur Figürliches ansehnlich, würde sich hoffentlich recht bald verändern. O wohnwerken.de_Dezember 2016

Patrik Wolters, bekannt als Graffiti-Künstler BeNeR1, 32 Jahre alt, ist gelernter Medieninformatiker und hat vor vier Jahren sein langjähriges Hobby zum Beruf gemacht. Neben seinen künstlerischen Aktivitäten ist es ihm wichtig, über die Ursprünge der Graffiti-Kunst aufzuklären und dem damit in Verbindung stehenden Hip-Hop mit seinem Grundgedanken „Each one – teach one“ zu verbreiten. Daher vermittelt er sein Wissen auch in Workshops für Jung und Alt. In seinem Blog berichtet er von interessanten Projekten weltweit. www.bener1.de

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Nenne nie Rymhart nur Pullover! 33 Kilometer beste Merinowolle, zwei Kilo Qualität, ein knappes Vierteljahrhundert Entwicklungszeit, reine Handarbeit – das sind die „Zutaten“ für einen Rymhart-Troyer. Bilder: Julian Thomas Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Dezember 2016

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Wohnen mit Ecken und Kanten? Stellen wir mit unserem Magazin unter Beweis. Leben mit Ecken und Kanten? Zeigen unsere Autoren in ihren Beiträgen. Sich kleiden mit Ecken und Kanten?

Das geht auch! Und wie. Am Anfang steht ein Mann, Karl-Frank Siegel, Friese, Tischler, Stricker, Segler. Ein Mann, der anpackt. Und der auf See festgestellt hat, dass ein guter Wollpullover Gold wert sein kann. Weil ihn die handelsüblichen Teile nicht wirklich überzeugten, machte er sich ans Werk und begann die

Arbeit an „seinem“ Pullover, an seinem Troyer. Er entwickelte die ersten Modelle, trug sie zur Probe, entwickelte und verbesserte weiter. Verschenkte sie zum Testen im Freundeskreis. Tüftelte an Details, beispielsweise sollte der Reißverschluss salzwassertauglich sein. Der Kragen durfte bis zur Nasenspitze reichen, damit dem Träger auch bei einer steifen Brise ordentlich warm ist. Ein Innenfutter musste her, allerdings nicht aus einer modernen Membran. Für alle Ansprüche fanden sich überzeugende Lösungen: Messing-Chrom-Reißverschlüsse, ein optimaler Schnitt und die Option, ein Futter aus Baumwolle zu bekommen.

Apropos Materialien In Zeiten, in denen Textlilien, in Fernost hergestellt, mit ganzen Cocktails von chemischen Sub-


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stanzen behandelt werden, ist es eine wohltuende Gewissheit, dass die Rymhart-Troyer zu 100 Prozent aus reiner Wolle bestehen – gesponnen und gefärbt in Deutschland. Freilaufende Schafe sind die Rohstoff-Lieferanten. Reine Wolle speichert Wärme durch die in der Faser eingeschlossene Luft und ist zu hundert Prozent biologisch abbaubar. Außerdem ist sie azofarbstofffrei gefärbt und besitzt von Natur aus selbstreinigende Eigenschaften durch das wolleigene Fett (Lanolin). Aufgenommene Gerüche und Feuchtigkeit werden automatisch an die Luft abgesondert. Dennoch kann sie rund ein Drittel ihres Trockengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass es sich feucht anfühlt. wohnwerken.de_Dezember 2016

Der lange Weg zum idealen Rymhart Die Freunde, die den Troyer einem Dauertest unterzogen, gaben teilweise erst nach Jahren ein Feedback. Mal war ein Bündchen verschlissen, mal ein Faden aufgegangen. Grundsätzlich lautete der Tenor aber: „Das Stück ist gut, mach weiter so.“ Und auch diese Erkenntnisse flossen indieweitereEntwicklung ein – bis zur Serienreife. Wobei „Serienreife“ hier etwas anderes bedeutet als üblich: Jedes Stück wird in Stade produziert, von Hand genäht und mit einer einmalig vergebenen Seriennummer – wie die Baunummer bei einer Yacht – ausgeliefert. Inzwischen gibt es auch Rymhart-Mützen und Rymhart-Jacken mit Kragen – selbstverständlich in der gleichen Qualität.

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„Weites Herz Perlfang, das Strickmuster

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Traditionell wird der Troyer im Perlfangmuster gestrickt. Das Geheimnis liegt in der Doppelmasche, bei der zwei Maschen auf einer Masche aufliegen. Optisch entsteht der Effekt von aneinander gereihten Perlen. Man muss kein Experte sein, um die Vorteile des Perlfangmusters

zu verstehen. Die Beschaffenheit der Struktur verleiht dem Gestrick zusätzliches Volumen. Durch ihre Engmaschigkeit begünstigt sie zusätzlich die Wärmeisolierung. Außerdem bleibt der Troyer elastisch und dehnbar – ohne Zusatz von Elasthan. Er passt sich Ihrem Körper an, wie eine zweite Haut, wie ein gutes paar Schuhe. Material und Macharbeit sind Garanten dafür, dass die Rymhart-Produkte über Jahrzehnte halten. Versprochen.

Und der Name Rymhart? Kommt natürlich auch aus dem Friesischen: „Rüm hart – klaar kiming.“ „Weites Herz – klarer Horizont.“ In diesem Sinne. O


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klarer Horizont ...“ Gewinnspiel Rymhart hält Sie konstant auf Temperatur – auf dem Wasser, in den Bergen, im Wald oder in der Stadt. Davon können Sie sich selbst überzeugen.

Rymhart und wohnWERKen verlosen jeweils drei Troyer* (ohne Innenfutter) und jeweils drei grobe Mützen*.

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*Farbe und Größe sind frei wählbar und werden bei einer Gewinnbenachrichtung abgefragt.

Im Video werden die einzelnen Schritte der Fertigung erklärt. Unsere Frage: Nach dem Stricken und Dämpfen kommt welcher Schritt??? Schicken Sie Ihre Antwort an

Einsendeschluss ist der 20. Januar 2017. Mehr zu den Teilnahmebedingungen. wohnwerken.de_Dezember 2016

! k c ü l G Viel Die Antwort auf unsere Gewinnspielfrage gibt das Video.

Bild: Ingo Bartussek – Fotolia.com

wohnwerken@schluetersche.de


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N E L A T I DIG Foto: envfx, a2studio, Igor Mojzes – Fotolia.com


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DIGITALER NOMADE

Weg von der Büro-Neonröhre. Text und Bilder: Tim Chimoy

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2011 habe ich meinen Job als Projektsteuerer im Bauwesen gekündigt, in erster Linie weil ich keine Lust mehr auf Anwesenheitspflicht und Büros mit Neonröhren hatte und ich mir nicht vorstellen konnte, an diesem Ort meine „besten Jahre“

zu verbringen. Für so wenig Kreativität hatte ich schließlich nicht Architektur studiert. Außerdem hat es mich vorher schon immer ins Ausland getrieben. Studium in Finnland. Jobs in den USA und China. Jetzt saß ich unter Neonröh-


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Das erste Jahr war hart Es kam sehr wenig Geld rein. Zu wenig, um entspannt davon reisen zu können. Im zweiten

71 Bild: Alison Cornford – Fotolia.com

ren in Köln, und wusste, dass ich etwas ändern musste. Die 70-m²-Wohnung, die ich vorher gerade aufwendig eingerichtet und umgebaut hatte, habe ich nach sechs Monaten wieder gekündigt. Um Geld zu verdienen, habe ich technische

Zeichnungen erstellt. Als Freelancer. Im Netz habe ich auf amerikanischen Blog von „digitalen Nomaden“ gelesen. Das klang sympathisch und ich probierte es selbst mal aus. Und weil mir die Blogs der Anderen so gut gefielen, fing ich auch an zu bloggen.


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Außerdem hatte

der Architekt in mir wieder Lust, sein eigenes Zuhause einzurichten.

Bild: hamara – Fotolia.com

Jahr wurde es etwas besser, aber Existenzängste haben mich häufig nicht schlafen lassen. Trotz langsam (aber sicher) ansteigender Kundenanfragen bei den technischen Zeichnungen. 2014 fing ich an, die gesamte Zeichenarbeit an andere Freelancer im europäischen Ausland abzugeben. Outsourcing nennt man das. Mein Blog www.earthcity. de hatte langsam auch immer mehr Leser. Anscheinend interessierten sich auch in Deutschland einige Menschen für dieses Nomaden-„Dings“. Zu dieser Zeit war ich fast die Hälfte des Jahres unterwegs. Thailand, Vietnam, Schweden,


Spanien, USA. Gearbeitet habe ich, wie man das als digitaler Nomade so macht, von unterwegs. Die Möglichkeit zu haben, jederzeit seinen Ort frei zu bestimmen, hat absolut ihren Reiz. Jederzeit von überall sein Geld zu verdienen. Aber irgendwann merkt man, dass es schwerer wird, enge Beziehungen zu Menschen aufzubauen oder zu pflegen. Für eine Zeit trotzdem großartig. Nach einigen Jahren hat sich bei mir aber wieder der Wunsch nach engeren Bindungen und stärkerem Commitment entwickelt. Außerdem wohnwerken.de_Dezember 2016

hatte der Architekt in mir wieder Lust, sein eigenes Zuhause einzurichten.

Statt Deutschland diesmal Thailand Ein Zuhause in einem traditionellen, thailändischen Teakhaus mit Bananenstrauch und Bambus im Garten. Und mit einem angeschlossenen Co-Working Space, damit einen die ganzen, spannenden Nomaden auch regelmäßig besuchen kommen.

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Trotzdem bin ich dankbar, immer noch ortsunabhängig arbeiten zu können, und werde weiterhin viel reisen und von unterwegs arbeiten. Aber es ist gleichzeitig toll, wieder ein Zuhause zu haben. Möbel zu haben. Einen festen Anlaufpunkt. Routine kommt in meinem Alltag bis heute nicht auf. Aktuell lerne ich morgens zwei Stunden Thai und gehe danach zum Sport. Ab 14 Uhr arbeite ich für sechs Stunden. Abends treffe ich Freunde. Das kann aber alles im nächsten Monat wieder völlig anders aussehen. Mir ist es wichtig, mich ständig neu zu erfinden. Alles andere fühlt sich nach Stillstand an. Wer nichts ausprobiert, weiß auch nicht, was

ihm gefällt – oder weiß womöglich nicht einmal, wer er selbst eigentlich ist. Eine Art Zuhause ist, glaube ich, schon sehr wichtig. Der feste Anlaufpunkt. Das soziale Netz. Bekanntschaften. Ein Nest. Aber die Flexibilität der Menschen ist bereits und wird in Zukunft noch mehr eine andere sein. Darauf reagiert die Architektur noch viel zu wenig. Auch wie wir heute arbeiten, ist veraltet. Co-Working- und Co-Living-Projekte gehen da in die richtige Richtung. Wir sollten in der Richtung viel mehr ausprobieren. Weg von der Büro-Neonröhre. Hin zu mehr Flexibilität. Es muss ja deswegen nicht jeder zum Nomaden werden. O


Bild: Tim Chimoy

Über den Autor Tim Chimoy verdient seine (ortsunabhängigen) Brötchen mit verschiedenen Dingen. Er verkauft mit seinem „Tuscheteam“ erfolgreich Architekturund Grafik-Dienstleistungen im Netz, betreibt verschiedene Online-Shops und Web­ sites (u. a. Stilnomaden), gibt Workshops und schreibt als Blogger und Autor mehrerer Bücher, u. a. dem Handbuch für ortsunabhängiges Arbeiten, über seine Erfahrungen als ortsunabhängiger Unternehmer und digitaler Nomade. Er möchte anderen dabei helfen, diesen Schritt ebenfalls zu gehen. Für die Zukunft sind noch viele Unternehmungen geplant. story@earthcity.de wohnwerken.de_Dezember 2016

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ERNA &WILLI

Deutschlands älteste YouTuber stellen unter Beweis, dass „auch uralte Säcke noch richtig Spaß haben“. Text, Bilder und Video: Erna und Willi wohnwerken.de_Dezember 2016


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P ROZ E N T

der YouTube-Nutzer sind zwischen 16 und 29 Jahre. Und dann sind da noch Erna und Willi, nach eigenem Bekunden Deutschlands älteste YouTuber, die uns in kurzen Videos die Welt erklären, Tipps geben, blödeln oder einfach, ganz auf der Höhe der Zeit, „Challenges machen“. Und das gelingt ihnen so richtig gut. Die Idee zum Ü70-Kanal stammt von Christian von Scheve, Moderator, Reporter und Macher. Der YouTube-Fan hat sich gefragt, weshalb bisher kaum Senioren auf der Plattform zu sehen sind. Mit Erna und Willi ist diese Informationslücke nun geschlossen.

Wie kommt man überhaupt auf eine solche Idee? Willi: Es war einmal an einem trüben Novembertag im Jahre 2014, da kam ein junger Prinz

zu uns und sagte: „Ich habe eine Idee!“ Und er erzählte uns, was ihm vorschwebte. Wir aber sagten: „Wir können uns nicht vorstellen, dass sich Menschen so etwas ansehen.“ Doch der Prinz war sehr zuversichtlich und steckte uns mit seinem Optimismus an. Und so ließen wir uns Ernas altes rotes Sofa aus dem Jahre 1913 vor


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unsere Bücherwand tragen, setzten uns drauf und blickten erwartungsvoll in die Kamera. Erna: Also ich habe das ganz anders in Erinnerung. Außerdem: Ich bin eigentlich die ausgebildete Märchen­ erzählerin. Und ein Märchen war es wirklich nicht. Willi: Ich bleibe dabei, was wir durch den Kanal alles erlebt

EN L A T I DIG haben, ist schon märchenhaft. Erna: Ich verstehe ja, dass du abhebst, aber der Anfang war doch ganz profan ein SMS-Dialog mithilfe unserer vorsintflutlichen Handys und der ging so:

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Christian: Ich habe eine Idee. Wir: Wieder ein kleiner Radiobeitrag? Christian: Nein, spektakulärer. Ein eigener YouTube-Kanal. Wir: Aha!? Christian: Für euch. Ihr sendet ins weltweite Netz. Wir: Wir? Christian: Ihr. Wir: Und wer soll so was gucken? Und worüber? Christian: Vielleicht gucken das die anderen Alten, die Ü70 sind. Themen: eure Lebenserfahrungen und alles Mögliche. Wir: Na ja, meistens hast du ja gute Ideen. Vorstellen kann ich es mir nicht, aber wir können es ja mal probieren. wohnwerken.de_Dezember 2016


Und wie läuft so ein Dreh ab? Willi: Der Ablauf ist fast immer gleich: Der Kaffee ist gekocht, das Sofa wird hingestellt, die Technik aufgebaut. Es gibt kein Drehbuch, wir lernen keine Texte auswendig – wir improvisieren. Und mit der Freiheit

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. Fotolia

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unseres Alters können wir ja alles sagen, was uns in den Kopf kommt, wir sind hinterher oft selbst erstaunt, was für schöner Blödsinn dabei herauskommen kann, wenn wir uns dann die vom Team


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EN L A T I DIG liebevoll bearbeiteten Beiträge ansehen. Es wird nichts geprobt und geübt, kaum wiederholt. Und wir erlebten auch für uns etwas, was wir noch gar nicht wussten: Wir können als Paar zusammen spontan blödeln, das hatten wir vorher ja noch nie gemacht – oder machen Sie das im Alltag?

Was sagen eure Familie und Freunde zu den YoutubeAuftritten? Erna: Wir haben uns zu Anfang entschieden, mit keinem über unser Vorhaben zu sprechen oder um Erlaubnis zu fragen. Nicht mit der Familie, nicht mit Freunden. Irgendwann würde sich das schon rumsprechen. Ehrlich gestanden, wir wollten keine guten Ratschläge oder berechtigte bzw. unberechwohnwerken.de_Dezember 2016

Es gibt kein Drehbuch, wir lernen keine Texte auswendig – wir improvisieren.

Ken R E W n woh r ü f v i s eoExklu d i V m i i Will Erna & w. e i v r e t n I

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tigte Bedenken hören – von wem auch immer. Wir wollten die Sache und uns ausprobieren und sehen, wie es uns damit geht. Einige unserer Freundinnen hätten sich gewünscht, dass wir anspruchsvolles politisches Kabarett machen. Als Wink mit dem Zaunpfahl haben sie uns eine der Känguru-Chroniken, die wir auch schätzen, geschenkt. Gerne würden wir euch allen das bieten; allein – dazu reichen unsere Fähigkeiten, unsere Kräfte und unsere Zeit nicht. Wir sind eben nur Spaßmacher, wollen euch zum Lachen bringen, machen uns dafür auch manchmal zum Affen – wie hin und wieder früher in der Schule. Und einige wenige von euch haben uns nicht direkt angesprochen, sondern durch

andere indirekt mitteilen lassen, wie despektierlich, anrüchig, inhaltlich flach sie das finden, was wir in unserer Pensionszeit treiben. Einige andere – besonders Frauen, die Ü70 sind, haben in den Kanal mal reingeschaut, aber es als zu umständlich befunden, – „immer diese Filme anzusehen“, weil sie etwas Besseres vorhaben oder weil bei ihnen zu Hause nur der Mann das Internet und die Geräte bedient. Und der hat nicht immer Lust und Zeit. Doch es gibt auch die Altschülerin und Lehrerin (Mitte 40), die fröhlich verkündet: „Heute Abend musste ich die letzten Arbeiten zu Ende korrigieren und konnte nicht mehr, dann habe ich zwei Videos von euch geguckt, mich schlapp gelacht und danach konnte


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Als Wink mit dem Zaunpfahl haben sie uns eine der Känguru-Chroniken, die wir auch schätzen, geschenkt.

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Ein ehemaliger Schüler, ca. 50, rennt in der Stadt an uns vorbei – wie hieß er doch gleich? – und ruft: „Ich hab euch abonniert.“

ich weiterarbeiten.“ Oder: Ein ehemaliger Schüler, ca. 50, rennt in der Stadt an uns vorbei – wie hieß er doch gleich? – und ruft: „Ich hab euch abonniert.“ Für alle die senden wir gern. Sie nehmen uns glücklicherweise nicht ernster, als wir uns selbst ernst nehmen. Und für die vielen Kinder und jungen Leute, die uns gerne als Großeltern oder alte Freundin oder alten Freund hätten.

Eine eurer liebsten Erinnerungen? Willi: Ich hatte ja das Glück mit Helene Fischer. Am Text von „Atemlos“ konnte ich als ehemaliger Deutschlehrer meine geballte, jahrzehnte-

Willi, der Songtextterminator, analysiert den Liedtext „Atemlos“ von Helene Fischer.


lange Erfahrung mit der Analyse von Gedichten auslassen, auch dies ohne festen Text, dafür aber mit Glitzerjacke. Es wurde eins der meistgeklickten Videos, aus dem Christian später noch einen Radiobeitrag herstellte. Dieser brachte uns tatsächlich den Niedersächsischen Medienpreis 2015 in einer hochkarätig besetzten und am Ende feucht-fröhlichen Gala im Alten Rathaus von Hannover ein. Wenn ich also am Anfang von „märchenhaft“ sprach, so war das wirklich nicht übertrieben. Warum so viele unterschiedliche Menschen unseren Kanal abonniert haben, wissen wir nicht genau, ob sich etwa Kinder solche Großeltern wünschen oder aber ob nicht für Altschüler die Wiedersehensfreude größer ist als der eigentliche Inhalt. Wir machen jedenfalls so lange weiter, wie es allen Beteiligten Spaß macht! O wohnwerken.de_Dezember 2016

Bild: von Scheve

Über die Autoren Erna und Willi Hartmann aus Hannover sind Gymnasiallehrer im Ruhestand und seit über 30 Jahren verheiratet. Sie haben ihren eigenen YouTube-Channel und sind aktiv im Internet unterwegs, auch bei Facebook. Mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Selbstironie stellen sie unter Beweis, dass es noch ein (digitales) Leben nach der Pensionierung gibt.

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Foto: MEV, underdogstudios – Fotolia.com


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VEGAN – (UN)BELIEBTE LEBENSWEISE lesezeit 5 min

Text und Bilder: Lena Suhr

Von der letzten Filetspitze über vegetarisch zu vegan in nur einem Tag.

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In meiner Nachbarschaft schlossen die Inhaber aus Altersgründen ihre nostalgische Metzgerei. Ich hatte dem Laden immer wieder einen Besuch abgestattet. Hier deckte ich mich mit Fleischund Wurstwaren von hervorragender Qualität ein. Weil ich nach der Schließung keine Lust auf Experimente hatte und mir sicher war, nirgends eine nur annähernde Qualität bekommen zu können, beschloss ich wagemutig (und von einer guten Portion Trotz getrieben), von der einen auf die andere Sekunde, künftig ohne Fleisch- und Wurstwaren auskommen zu können und das, obwohl ich im Vorfeld nur wenige fleischlose Erfahrungen gemacht hatte. Mein bisheriger Konsum beschränkte sich allerdings auch nur auf wenige fleischige Produkte, die immer fern der ursprünglichen Form sein mussten, ohne Knochen,

sichtbare Sehnen, Adern oder Fettrand. Auf gar keinen Fall sollte mich das Fleisch bei Zubereitung und Verzehr daran erinnern, dass es von einem Lebewesen kommt. Passierte es einmal doch, dass mir beim Verzehr eine dicke Ader entgegensprang, wurde das Stück Fleisch kurzerhand und unbedacht entsorgt.

So ganz „ohne“? Nun hatte ich entschieden, dass es vegetarisch weitergehen sollte. Auf der Suche nach Rezepten bemühte ich zuerst das Internet und stieß sehr schnell auf grausame Videos, die Hühner, Kühe und Schweine in der Massentierhaltung zeigten. Das war schmerzlich und brach mir fast das Herz. Schnell stand für mich fest, dass ich diese Grausamkeiten nicht länger unterstützen wollte. Somit war die Sache mit dem Vegetarismus vergessen und der


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ICH WOLLTE 92 DIESES SYSTEM NICHT MEHR UNTERSTÜTZEN


Veganismus rückte schlagartig in den Fokus. Eine Lebensweise, von der ich zwar wusste, dass es sie gibt und mit der ich schon erste zaghafte Erfahrungen gemacht hatte. Die mich nie gereizt hätte und für mich gleichbedeutend mit Verzicht war. Trotzdem: Ich wollte dieses System nicht mehr unterstützen. Fortan verbrachte ich unzählige Stunden damit, brauchbare Informationen zu sammeln. Literatur, Blogs oder Info-Portale zum Thema Veganismus gab es im Jahr 2008 kaum. Ich stellte inflationär Produktanfragen an Unternehmen und verbreitete die hart erkämpften Antworten, sofern diese zufriedenstellend waren, in veganen Foren. Die Kennzeichnung pflanzlicher Produkte stellte nämlich noch eine riesige Ausnahme dar, mal abgesehen davon, dass vegane Produkte an sich schon eine riesige Ausnahme wohnwerken.de_Dezember 2016

waren. Manches Mal gingen Stunden für den Einkauf drauf, da gewünschte Produkte im gesamten Stadtgebiet und in unterschiedlichen Supermärkten, Bioläden und Drogeriemärkten zusammengesucht werden mussten. Ganze Tage konnten sich so um die Nahrungsbeschaffung drehen.

Interessante Zutaten Auch wenn es zu Beginn anstrengend war, startete ich trotzdem mit viel Freude und Neugierde in den nächsten Tag und wurde nicht müde, interessante Zutaten wie Tofu, Quinoa oder unzählige Sorten Linsen kennenzulernen. Nach und nach brachte ich mir bei, wie man pflanzliche Zutaten zu abwechslungsreichen Gerichten zubereiten kann. Nachdem es sich der Veganismus im Kühlund Vorratsschrank erst einmal gemütlich gemacht hatte,

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VEGANER/INNEN GALTEN NÄMLICH ALLGEMEIN ALS „LINKSEXTREME MORALISTEN“ 94

vereinnahmte dieser bald auch mein Badezimmer und den Kleiderschrank. Der Veganismus war plötzlich überall und nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken.

Was kannst du dann noch essen? Solange ich mich in meiner kleinen Welt bewegte, nahm ich die Veränderungen als durchweg positiv wahr, trotz der Schwierigkeiten, die diese anfänglich noch mit sich brach-

ten. Vor allem auch meine ersten geschmacklichen Erfahrungen mit Tofu & Co. machten es nicht unbedingt einfacher, dabeibleiben zu wollen. Doch ich ließ mich nicht entmutigen und irgendwann hatte ich Rezepte und Produkte gefunden, die meinem Geschmack entsprachen. Traf ich auf andere, konnte es hingegen anstrengend werden. „Was kannst du dann noch essen?“, war ein Satz, der mich von nun an ständig begleiten sollte. Mein Umfeld sorgte sich


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stetig um eine ausreichende Proteinzufuhr sowie Vitamin B12 und hoffte insgeheim, dass es sich meinerseits nur um eine verwirrte Phase handelte, die schon sehr bald wieder ein Ende finden würde. Ich beantwortete ständig gleiche Fragen und versicherte, dass meine Entscheidung die richtige war. Dennoch, so war man sich einig, würde es gar nicht zu mir passen, vegan leben zu wollen. Veganer/innen galten nämlich allgemein als „links­ extreme Moralisten“, „Krawalwohnwerken.de_Dezember 2016

listen“ oder als „Miso-Süppchen schlürfende Hippies“ – je nachdem, wen man danach befragte. Kurz: Veganer/ innen waren grundsätzlich sehr unbeliebt (und das, obwohl Veganer/innen genauso unterschiedlich sind, wie die Menschen an sich).

Bewusstseinswandel Irgendwann, es muss so in den Jahren 2010/2011 gewesen sein, ploppten erste deutschsprachige Blogs, Koch- und

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MEIN GANZES LEBEN DREHT SICH UM DIE PFLANZENBASIERTE LEBENSWEISE

Backbücher auf, die sich der pflanzlichen Lebensweise auf vielfältige Weise annahmen. In nahezu jedem Supermarkt gab es plötzlich gekennzeichnete Produkte, die manches Mal sogar in Regalen zusammen gruppiert und so viel schneller auffindbar waren. Dass es schon wenige Jahre später sehr viel einfacher sein würde, vegan zu leben, der Veganismus sogar gesellschaftsfähig würde, das wäre für mich zu einem früheren Zeitpunkt unvorstellbar gewesen. Trotzdem kann das kleine Wörtchen „vegan“

auch heute noch angeregte Diskussionen auslösen, die – vor allem in den sozialen Medien – auch immer wieder eskalieren. In der Zwischenzeit habe ich mein Blog „A Very Vegan Life“ gestartet und mein erstes Buch veröffentlicht. Neuerdings bin ich Geschäftsführerin der Kurkuma Kochschule in Hamburg, Deutschlands erste vegane Kochschule. Mein ganzes Leben dreht sich um die pflanzenbasierte Lebensweise, auch wenn ich heute nicht mehr ständig darüber rede, wie ich es zu Beginn noch tat.


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Auch mein Umfeld setzt sich heute weitaus positiver mit dem Thema Veganismus auseinander. Viele anfängliche Kritiker/innen sind mittlerweile sogar selbst zu (Teilzeit-)Veganer/innen geworden. Gemeinsam schlürfen wir Kaffee mit pflanzlichen Milch-Alternativen im nächstgelegenen Café, schnabulieren köstliche Pizzen und mixen grüne Smoothies im Hochleistungsmixer. Wenn gemeinsam gekocht wird, dann immer vegan. Hat man sich nämlich erst einmal davon freigemacht, dass Veganismus mit Verzicht einhergeht, dann gibt es heute durchaus viel zu entdecken. Mit etwas Offenheit und Neugierde steht einer nachhaltigen Lebensweise, die Vorteile für Mensch, Tier und Umwelt mit sich bringt, nichts im Wege. O

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Vegan ist gelebter Alltag

Über die Autorin Lena Suhr lebt in Hamburg und ist studierte Sozialarbeiterin. Ihr Alltag findet heute allerdings vor allem in der Küche statt: Hier entwickelt sie Rezepte für ihr Blog A Very Vegan Life. Sie ist teilhabende Geschäftsführerin der ersten deutschen veganen Kochschule, der Kurkuma Kochschule in Hamburg und gibt dort und auch andernorts Kochkurse, Workshops und Dinner. Außerdem ist sie Autorin des Buchs „Mix It – 120 vegane Rezepte aus dem Mixer“. Lena@AVeryVeganLife.de

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Fleisch ESSEN Kann das nachhaltig sein?

Text und Bilder: Carsten Scheller Zurück zum INHALT

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ich werde, weil Anderes vergeht 100


Es zischt, Zeit zum Wenden.

Vor mir steht meine schwere Gusseiserne mit einem großartigen, trocken gereiften Steak vom Salzwiesenkalb. Ja, manchmal ist es ganz schön, an der Quelle zu sitzen. Ja, ich liebe Fleisch, bin allerdings auch näher dran, unmittelbar in der Lage zu urteilen und will wissen, was ich esse. Das Gegenteil davon ist wohl der Veganismus. Letztlich ein Hilfeschrei: „Hilfe, ich weiß nichts über das, was ich esse. Wo kommt es her, wie sieht es dort aus, wer erzeugt mein Fleisch? Darf man überhaupt Fleisch essen? Wenn es mir keiner sagt, lasse ich es eben komplett.“ Auch als Fleischermeister stellt man sich diese Frage. Jeder sollte sie sich stellen. Oft wird einfach konsumiert, oft wird einfach komplett verzichtet, ohne sich bestimmte wohnwerken.de_Dezember 2016

Fragen zu stellen. Essen, oder bestimmte Lebensmittel nicht zu essen, darf niemals zum Religionsersatz werden, gleichzeitig sollte man sich als mündiger Konsument manche Gedanken einfach machen.

Hoher Fleisch­ konsum als Problem Fleischkonsum, wie er heutzutage bei zu vielen Menschen in Deutschland praktiziert wird, ist Ursache vieler Probleme unserer Welt. Das dürfte mittlerweile jedem klar sein. Trotzdem bildet der Kreislauf der Natur, der ewige Kreislauf von Entstehen und Vergehen nach wie vor die Grundlage unserer Existenz. Egal, ob ich Gemüse, Fleisch, Fisch, Obst oder sonst etwas buchstäblich „zu mir nehme“ – ich werde, weil Anderes vergeht. Dieses Bewusstsein führt zur grund-

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sätzlichen Erkenntnis, dass ich mich als Mensch nicht diesem Kreislauf entziehen kann. Ob ein Kartoffelroder über den Acker fährt, ein Baum gefällt wird oder ein Schwein geschlachtet wird: Etwas stirbt, damit ich leben kann. Zu weit weg von den Erzeugern, zu weit weg von der Natur – das führt zu Missverständnissen. Ein paarmal im Jahr besuche ich „meine“ Bauern. Stehe auf dem Acker und höre mir ihre Geschichten an. Nur wenn ich diese Geschichte(n) kenne, kann ich wirklich einordnen, ob hier nachhaltig gearbeitet wird. Fleischqualität ist nicht nur, ob es schmeckt, zart ist usw. Qualität muss heutzutage auch bedeuten: Tut mir und allen Beteiligten der Verbrauch gut?

Landschaftsschutz mit Kühen Ich stehe neben Friedrich Stapel, einem dieser Bauern, die ich kennen will, kennen muss. Wir sind im Naturpark Solling-Vogler, im Weserberg­ land. Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ traben auf uns zu.


Sie kennen das Ritual: „Der Bauer mit dem Eimer in der Hand bringt uns was Leckeres“. Ohne diese Tiere wäre hier Buschland, die jahrhundertealte Kulturlandschaft

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Ohne diese Tiere wäre hier Buschland und die Kulturlandschaft wäre für die Menschen 103 verloren


„Rühler Schweiz“ verloren für die Naherholung des Menschen und auch für viele seltene Tier und Pflanzenarten. Was die Heidschnucken in der Lüneburger Heide erledigen, macht hier das Rote Höhenvieh: Landschaftsschutz durch Beweidung, verbunden mit dem Erhalt einer vom Aussterben bedrohten Nutztierart.Mutter­ kuhhaltung ist das Stichwort. 104

Als Betreiber eines Biohofs ist der Bauer gleichzeitig auf den Mist der Tiere angewiesen


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Hier muss keine Kuh 10.000 Liter Milch geben. Hier steht kein Tier so eng zusammengepfercht, dass präventiv mit Antibiotika gearbeitet werden muss. Als Biohof-Betreiber ist der Bauer gleichzeitig auf den Mist der Tiere angewiesen. Damit düngt er seine Felder, auf denen im Anschluss das Winterfutter der Tiere wächst. So funktioniert Nachhaltigkeit. Schon

ESS EN vor ein paar Jahren spürte ich, dass solche Projekte der Weg für meine Kunden und mich sein können. Ein Boykott solcherart erzeugter Lebensmittel führt nur zum Verlust des landwirtschaftlichen Kulturraums. Über die Jahre sind viele Kontakte 105

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Die Kuh als Klimakiller?

entstanden, es gibt hervorragendes Fleisch in Niedersachsen. Man muss es nur finden. Ein Transport der Tiere, des Fleischs, des Futters 체ber abertausende von Kilometern ist schlicht nicht notwendig.

Ich will nicht, dass genmanipuliertes Soja und Mais aus S체damerika an meine Nahrung verf체ttert wird. Ich will nicht, dass zwei Drittel des weltweit angebauten Getreides in den reichen Industriel채ndern an


Das Rind auf der Weide ist kein Klimakiller, sondern ein Musterbeispiel an Nachhaltigkeit

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Tiere verfüttert wird, deren Verdauungstrakt eigentlich auf Gras von der Weide spezialisiert ist. Das Rind auf der Weide ist kein Klimakiller, sondern ein Musterbeispiel an Nachhaltigkeit. Aber wo stehen noch Rinder auf der Weide? Das erfährt nur der, der fragt. Nur die handwerkliche Fleischerei ist überhaupt in der Lage, solche Beziehungen zu den Bauern zu pflegen. Über einzelne Tiere zu verhandeln, kleine Schlachtbetriebe ausfindig zu machen und eine hochspezialisierte Wertschöpfungskette von der Weide bis in die Pfanne beim Endkunden zu schaffen. Na klar, schmeckt ein Steak aus Südamerika. Na klar, beim großen Supermarkt steht auch „Qualität vom Hof XY“ oder „Ihr Fleischermeister

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empfiehlt“ auf Plakat und Etikett. Wer sich aber wirklich mit dem Thema auseinandersetzt, entlarvt solchen legalen Schwindel und begreift, dass nachhaltiger Fleischgenuss nicht über Amerika oder Australien verlaufen kann und sicherlich auch nicht für 2,49 ¤ das Kilo zu haben ist. In den Mengen, in denen EDEKA, REWE, REAL und Konsorten Fleisch als Lockangebot in den Markt drücken, ist eine nachhaltige Zucht nicht möglich. Punkt. Wer etwas anderes behauptet, lügt.

Bindeglied zwischen Weide und Pfanne Ich will in meinem Betrieb mehr sein als der „Tütenaufreißer“, mehr als der Händler, der das Produkt nur durch das Etikett identifizieren kann. Wer auch in Zukunft ein Stück Fleisch genießen möchte, aber nicht mit seinem Würstchen das Lokal verlassen

will, um das Würstchen in der „Fleischesser-Ecke“ zu verspeisen, muss handeln. Muss fragen woher das Fleisch stammt, keinen QR-Code scannen und auf merkwürdige Prüfsiegel gucken. Wer Fleisch als Genussmittel neben vielen anderen Produkten in seiner Ernährung erhalten will, muss mit dem Fleischer sprechen, der es verarbeitet, muss sich die Geschichte erzählen lassen, muss wieder näher „ran“. Ich freue mich, empfinde es als Auszeichnung, wenn ein Kunde mit mir über die Herkunft des Fleischs in meinem Laden sprechen will. Ich bin das Bindeglied zwischen Weide und Pfanne. Teil eines jahrhundertealten Kreislaufs, der aus dem Ruder gelaufen ist. Solange ich aber ab und zu etwas in meiner Gusseisernen haben darf, von dem ich persönlich überzeugt bin, so lange will ich gerne Fleisch essen und verkaufen. Mahlzeit! O


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Bild: Carsten Scheller

Über den Autor Carsten Scheller, Jahrgang 1974, Fleischermeister, Koch. Stationen in verschiedenen hochdekorierten Restaurants, außergewöhnlichen Fleischereien im In- und Ausland. Verheiratet, ein Kind. Selbstständiger Fleischermeister mit der Firma Scheller Fleisch & Küche seit 2008. Seit 2012 der „Hans-Joachim Kulenkampff der Wurst“ im Gaumenwerk, Kontinentaleuropas einziger Kunden-Wurstschule. wohnwerken.de_Dezember 2016

www.Fleischerei-Scheller.de www.facebook.com/ FleischereiScheller www.Twitter.com/_Scheller www.instagram.com/ fleischerei_scheller Und von hier kommt das Rindfleisch: www.Hoehenviehweserbergland.de www.adrianenhof.de

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WINTERLICHER SCHMAUS Text und Bilder: Sizzle Brothers

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In der Winterzeit darf es ruhig einmal ein etwas üppigeres Festessen sein. Viel Aufwand ist dennoch nicht notwendig.

Bild: Photo Tuller – Fotolia.com

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Die kalte Jahreszeit ist

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voll im Gange, Weihnachten ist zum Greifen nahe. Wie jedes Jahr kommen die gleichen Fragen auf, wie beispielsweise die nach dem „richtigen“ Weihnachtsessen. Gans, Wild oder doch einfach nur Bockwurst mit Kartoffelsalat? Als Ganzjahresgriller haben wir eine leckere Empfehlung für den heimischen Garten. Falls es draußen doch zu ungemütlich ist, können Sie unser Rezept natürlich auch im Ofen zubereiten. Diesmal geht es um eine leckere Ente mit einer Portwein-Orangen-Jus. Klingt im ersten Moment sehr aufwen-

dig, ist es aber nicht. Das Tolle an unserem Rezept ist, dass Sie die Ente und die Jus gleichzeitig zubereiten, ohne dabei aktiv arbeiten zu müssen. Und ganz nebenbei schmeckt es auch noch hervorragend. Die Vorbereitungen halten sich mit ca. 20 Minuten in Grenzen, sodass Sie dieses Gericht auch super in Gesellschaft von Freunden und Familie zubereiten können, ohne den halben Tag in der Küche zu verbringen. Wir wünschen an dieser Stelle viel Spaß und Erfolg bei der Zubereitung. Übrigens: Dieses leckere Geflügel schmeckt auch noch im Januar, Februar, März ...

ipps T t i m o e Grillvid ung t i e r e b u für die Z . der Ente


Ente mit einer Portwein-Orangen-Jus

Zutaten 1 ganze Ente Meersalz Für die Sauce 1l Entenfond 2–3 Orangen 1 Suppengrün 2–3 kleine Würfel Ingwer 6 Nelken 200 ml Portwein 2 Zwiebeln evtl. Salz und Pfeffer zum Abschmecken Zubereitung Bevor Sie die Ente auf den Grill (oder in den Ofen) schieben können, sollten Sie einige Vorbereitungen treffen. Zum einen muss die Ente pariert, zum anderen die Portwein-Orangen-Jus angesetzt werden. wohnwerken.de_Dezember 2016

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Beginnen sollten Sie mit dem Parieren der Ente. Schneiden Sie sämtliches überschüssiges Fett weg, entfernen Sie gegebenenfalls den Hals bzw. die Haut des Halses. Werfen Sie das Fett und die Entenabschnitte auf


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keinen Fall weg, sie werden für die Jus benötigt. Nehmen Sie sich nun reichlich Meersalz zur Hand und salzen Sie die Ente großzügig von innen und außen. Anschließend sollten Sie die Entenflügel mithilfe von kleinen Holzspießen oder Küchengarn nahe am Körper fixieren.

Auf diese Weise verbrennen die Flügel nicht so schnell und garen gleichmäßiger. Heizen Sie nun den Grill oder den Ofen vor. Wollen Sie die Ente mit einem Drehspieß grillen, so sollten Sie im Falle eines Gasgrills unbedingt den Heckbrenner zuschalten. Ansonsten reicht es


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auch aus, eine indirekte Zone zu schaffen (wohnWERKen Ausgabe 1). Die Temperatur im Grill sollte sich auf ca. 180–200 °C belaufen. Beim Ofen sollten Sie ca. 200 °C Ober-/Unterhitze verwenden. Nun wird in einer feuerfesten Schale, die unterhalb der wohnwerken.de_Dezember 2016

Ente platziert werden soll, die Sauce angesetzt. Dafür einfach das Suppengrün, die Orangen und die Zwiebeln grob hacken. Bei den Orangen vorher die Schale entfernen. Das Gemüse muss nicht geschält werden, da es hinterher nicht in der Jus bleibt. Geben Sie alle Zutaten


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zusammen mit dem Entenfett und den Entenabschnitten in die Schale. Auch der Portwein kann direkt dazugegeben werden. Die Ente wird nun auf dem Grill oder im Ofen platziert und für ca. 1,5 Stunde gegart. Die Schale wird direkt unter die Ente gesetzt, sodass das Fett in die Schale tropfen kann. Nach der Hälfte der Garzeit sollten Sie den Flüssigkeitsstand in der Schale kontrollieren und evtl. etwas Wasser aufgießen, sodass die Jus weiter einreduzieren kann. Verwenden Sie einen Gasgrill mit Drehspieß und Heckbrenner, so sollten Sie unbedingt unterhalb der Schale noch mindestens einen Brenner leicht zuschalten, sodass

die Flüssigkeit in der Schale leicht köchelt. Zudem können Sie zum Ende der Garzeit für ca. 20 Minuten den Heckbrenner auf sein Maximum stellen, damit die Haut nochmal richtig kross wird. Die perfekte Garzeit haben Sie erreicht, wenn Sie in der Ente eine Kerntemperatur von ca. 85 °C messen. Dies können Sie mit einem einfachen Stichthermometer testen. Messen Sie die Temperatur zuerst in der Keule, zeigt diese 85 °C an, sollten Sie zur Sicherheit auch noch die Temperatur im Brustfleisch überprüfen. Wenn alles passt, können Sie die Ente aus dem Grill / Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Zum Anschneiden ist die Ente aktuell noch


viel zu heiß. Die Zeit sollten Sie aber für die Sauce nutzen. Passieren Sie die Flüssigkeit durch ein Sieb in einen kleinen Topf, den Sie auf den Herd stellen. Es sollten ca. 300–500 ml sein. Bringen Sie die Sauce zum Kochen und binden Sie diese ganz nach eigenem Geschmack. Nun können Sie noch mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zu der Ente mit der Portwein-Orangen-Jus passen beispielsweise Knödel und Rotkohl. Eine Ente von etwa 2,8 kg Gewicht reicht für 4 Personen. Wir wünschen Ihnen ein besinnliches und leckeres Weihnachtsfest und alles Gute für 2017. Guten Appetit! O wohnwerken.de_Dezember 2016

Foto: Sizzle Brothers

ÜBER DIE AUTOREN Johannes Böttcher und Julian Peier betreiben seit fast zwei Jahren den YouTube-Grillkanal SizzleBrothers und den gleichnamigen Blog. Auf diesen Plattformen zeigen sie tolle Rezeptideen, testen Grillgeräte und Zubehör, stellen Neuigkeiten vor und präsentieren alle denkbaren Grilltechniken. Besonderen Wert legen sie darauf, dass auch Neulinge und Einsteiger Spaß am Grillen bekommen. www.sizzlebrothers.de

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IMPRESSUM Bild: Khorzhevska, joda – Fotolia.com


WEGE NACH EDEN

Manche G채rten entf체hren den Besucher in eine andere Welt. Text und Bilder: Barbara Ehlert

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Es gibt Gärten,

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die passen in keine bekannte Kategorie. Ihre Besitzer haben ihr ureigenes Reich mit einer außergewöhnlichen bis hin zu magischen Stimmung geschaf­ fen. Drei solcher Gärten stelle ich vor. Sie alle verbindet, dass ihre Gestalter die vorgefun­ dene Landschaft nicht zer­ störten um ihr ihren Stempel aufzudrücken, sondern sie behutsam veränderten und kunstvoll durch verschiedene Elemente ergänzten. So ent­ standen einzigartige, individu­ elle Gartenparadiese. Am bekanntesten ist der Gar­ ten des 1994 verstorbenen Künstlers und Regisseurs Derek Jarman rund um sein Prospekt Cottage in der Kies­ wüste auf der Halbinsel Dun­ geness in Kent im Süden Eng­ lands.

Eher als Geheimtipp gelten die in Italien gelegenen Gär­ ten des amerikanischen Künst­ lers Sheppard Craige in San Giovanni d‘Asso nicht weit von Siena und der Rosengarten von Maria Giulia Cimarelli bei dem Dorf Chiesanuova in der Nähe von Florenz.

Derek Jarmans Garten

Derek Jarmans Garten liegt in einer rauen, von abgeschliffe­ nen Steinen übersäten Küsten­ landschaft in der unmittelba­ ren Nähe des Kernkraftwerks Dungeness. Auf den Strand gesetzte, verfallende Boote und verwahrloste Fischer­ katen, spärlicher Bewuchs auf dem salzhaltigen, unfruchtba­ ren Boden – mitten in dieser lebensfeindlichen Land-


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Foto: nat2851terry – Fotolia.com


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N GRÜN E schaft schuf Jarman eine private Oase. Aus Feuersteinen baute der Künstler Steinkreise und Beet­ einfassungen. Strandgut wie verrostete Schiffsketten, ange­ schwemmte Kisten und vom Meer rund geschliffenes Treib­ holz wurden zu prägenden Gar­ tenelementen. Meerkohl und Hauhechel, Hundsrosen und wilder Fenchel gedeihen auf dem kargen Boden. Vor dem schwarzen Cottage mit den gel­ ben Fensterrahmen leuchtet kalifornischer Mohn zwischen den sorgsam arrangierten Feu­ ersteinen. Faszinierend ist, wie dieser Garten fließend aus der so kargen Umgebung gewach­ sen scheint, allein durch die Sammlung, Verdichtung und Kombination dort vorhande­ ner Elemente ist inmitten der Trostlosigkeit eine Hoffnung wohnwerken.de_Dezember 2016

weckende Oase entstanden. Derek Jarmans Garten inspi­ rierte die bekannte englische Gartengestalterin Beth Chatto zur Anlage ihres berühmten Trockengartens – somit kann er als Vorläufer der heute modernen Kiesgärten angesehen werden. Nur wurde in Dungeness nicht künstlich fruchtbares Gartenland zu einer Kiesfläche reduziert, sondern umgekehrt einem unfruchtbaren Landstück ein gärtnerisches Kleinod abge­ rungen.

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Il Bosco della Ragnaia Ganz andere Voraussetzungen fand der amerikanische Künst­ ler Sheppard Craige vor. Er erwarb 1995 zunächst ein an einem steilen Hang gelegenes Waldstück und später noch das angrenzende offene Gelände

am Rand des toskanischen Dorfes San Giovanni d‘Asso in der Provinz Siena. Fast hätten wir den Weg ver­ passt, der in den Waldgarten Il Bosco della Ragnaia führt – nur ein Schild mit dem Porträt


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N GRÜN E eines Fauns (der, wie später festgestellt, die Gesichtszüge des Künstlers trägt) zeigte, dass hier etwas Besonderes auf den Besucher wartet. Entlang des von Hecken gesäumten Pfads stehen große, mit skurrilen Skulpturen verzierte Ampho­ ren. Am Waldrand führen Trep­ penstufen die Hangkante hinab. Unten angekommen, fühlt man sich in eine andere Zeit ver­ setzt. Von Moos überwachsene Grundmauern, Steintafeln mit eingravierten Sprüchen, ein Altar mitten im Wald, dicht umwoben vom tiefen Grün der Eichen, Efeu und Immergrün schaffen die mystische Atmo­ sphäre einer alten Kultstätte. Sonnenstrahlen flirren durch das Blattwerk. Das sachte Plät­ schern eines eingefassten Was­ serfalls und Vogelstimmen sind die einzigen Geräusche wohnwerken.de_Dezember 2016

an diesem Ort der Stille und des Staunens. Auf schmalen Pfaden lässt sich das gezähmte Waldstück erkunden, am Ende gelangt man auf einen breiten Weg, der aus dem Schatten hin­ aus und hinauf zum sonnigen Teil des Parks führt. Wege und Plattformen sowie symmetrische Pflanzungen strukturieren das offene Gelände. Auch hier wurden Grundrisse gemauert, die den Eindruck erwecken als seien sie noch aus römischer oder gar etruskischer Zeit. Kleine Skulpturen von Shep­ pards Ehefrau, der Künstle­ rin Frances Lansing, set­ zen besondere Akzente. An mehreren Aussichtspunkten laden jeweils zwei solide Holz­ stühle zur Rast und längeren Betrachtung dieser arkadi­ schen Traumlandschaft ein.

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Der Rosengarten von Maria Giulia Cimarelli Eine unbefestigte Strada bianca führt von dem bei Florenz gelegenen Dorf Chiesanuova zum Rosengarten von Maria Giulia Cimarelli. Nach etwa zwei Kilometern durch einsames Gelände zeigt eine Rosenhecke entlang des Wegs, dass man am Ziel angelangt ist. Ähnlich wie Sheppard Craige in seinem Waldgarten

ging die Rosenliebhaberin bei der Anlage des Gartens mit großem Respekt gegenüber dem Vorhandenen vor. Anstatt die Olivenbäume unterhalb des Wohnhauses abzuholzen um Platz für ihre Lieblinge zu schaffen, setzte sie die Rosen einfach zwischen und an die alten Bäume. Im Lauf der


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letzten 20 Jahre entstand so ein mediterraner Garten mit natürlichem Charme. Inzwi­ schen wachsen mehr als 900 verschiedene Rosensorten, Sträucher und Stauden inmitten des bewirtschafteten Olivenhains. Der Schwerpunkt liegt auf alten Strauch-, Klet­ ter- und Ramblerrosen, aber auch englische Rosen sind Teil wohnwerken.de_Dezember 2016

von Maria Giulias Sammlung. Einige herrliche, ausladende Exemplare der in der Toskana verbreiteten und leider nur im mediterranen Klima winter­ harten Rosa banksiae in ver­ schiedenen Sorten verbreiten einen lieblichen Veilchenduft. In der Nähe des Eingangs ste­ hen etliche Töpfe mit gut ent­ wickelten Rosenstöcken zum


Besuchshinweise Derek Jarmans Garten: Prospekt Cottage liegt direkt an der Dungeness Road, ein kleines Stück vom Gasthof „The Pilot Inn“ in Richtung Kernkraftwerk bei Lydd-onSea, Romney Marsh, UK. Der Garten ist nicht öffentlich, kann aber von der Straße aus angesehen und mit Rücksichtnahme auf den Besitzer auch begangen werden. Die Landschaft bietet viele Motive für Fotografen, man sollte etwas Zeit für die Erkundung der Umgebung einplanen.

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Verkauf – einige der Sorten hat die Gärtnerin aus Ausläufern selbst vermehrt. Wer sich hier ein lebendes Andenken an den Gartenbesuch mitnehmen will, sollte sich nach der Winter­ härte der gewünschten Sorte erkundigen. O

Il Bosco della Ragnaia: Der Garten ist „von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“ zugänglich. Er liegt etwa 40 km östlich von Siena in der Toskana. Auf der Website des Gartens findet man eine Karte mit der genauen Lage und unter dem Reiter „Rules of the woods“ die Re-


Il Giardino delle Rose: Via Palastra, 27, 50026 Chiesanuova - Florenz, Tel. und Fax 055-8242388, Mail: info@ilgiardinodellerose.it Öffnungszeiten Mittwoch, Freitag und Samstag, nach Absprache auch an anderen Tagen. Von Oktober bis März ab 9.30 Uhr bis zum Sonnenuntergang, von April bis September von 9.30 bis 19.00 Uhr, geschlossen vom 20. Juli bis zum 20. August. Es wird empfohlen, vor dem Besuch anzurufen, Gruppenbesuche sind nach Absprache möglich. Frau Cimarelli spricht sehr gut englisch. wohnwerken.de_Dezember 2016

Bild: Rainer Retzlaff

geln für Besucher. Sicherheitshalber sollte man unter „News“ schauen, ob der Garten aktuell geschlossen ist. Gruppen nach Vereinbarung. Gutes Schuhwerk ist ratsam.

Über die Autorin

Barbara Ehlert ist Gartenjournalistin und -fotografin, ehemalige Gemüsegärtnerin und Bäuerin. Sie erzählt auf ihrem Blog Gartenkunst oder Wege nach Eden von ihrem Lebensthema Gartenkultur. Über den Anbau von Pflanzen hinaus interessiert sie die Verbindung von gärtnerischer Arbeit und künstlerischer Kreativität. Ihr Leitmotiv: „Verlasse ein Stück Land immer schöner und fruchtbarer, als du es vorgefunden hast.“ www.barbaraehlert.de

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Bilder: Simon Kraus, David Hense – Fotolia.com


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Heizen mit Eis: Geht das?

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Heizen kann man auch mit Eis. Unsinn? Nein, es funktioniert. Text: Frank Urbansky

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Bild: MEV


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Heizen mit Eis: Die Funktionsweise einfach erklärt im Video. Bild: Urbansky


Das Prinzip

ist recht

simpel und heißt Kristallisati­ onswärme. Und das kennt fast jeder von den kleinen Knick­ heizkissen. Hier wird mittels einer Salzlösung die zuvor gespeicherte Wärmeenergie in einem flüssigen Medium frei­ gesetzt, das sich dabei verfes­ tigt. Dafür reicht der einfache Klick einer kleinen Metallplatte, der den Prozess der Kristalli­ sation – übrigens ein physika­ lisches und kein chemisches Phänomen – einleitet. Eine große „Eisheizung“ fürs Haus braucht jedoch nicht mal diese Salzlösung. Hier reicht einfa­ ches Leitungswasser. Denn die dafür nötigen Speicher sind deutlich größer als ein kleines Handkissen. Sie können also massig mehr Energie aufneh­ men und abgeben.

Die Masse macht‘s Technisch gesehen funktioniert es so: Wärmepumpen wohnwerken.de_Dezember 2016

sind mit dem Eisspeicher verbunden. Sie entziehen ihm permanent Wärme­ energie. Sinkt die Temperatur innerhalb des Speichers auf den Gefrierpunkt, wird die frei werdende Kristallisationsener­ gie genutzt. Pro Kilogramm Wasser sind das bis 93 Watt­ stunden (Wh). Ein Eisspeicher mit zehn Kubikmeter Volumen liefert so die gleiche Energiemenge wie 100 Liter Heizöl. Das jedoch wird vollständig verbraucht und belastet die Umwelt, wäh­ rend der Inhalt des Eisspei­ chers sich immer wieder rege­ neriert. Diese Regeneration kann ein Solar-Luftabsorber auf dem Dach unterstützen. Der besteht aus vielen langen Schläuchen, durch die ein Was­ ser-Glykol-Gemisch strömt. Das wiederum erwärmt sich nur kraft der Umgebungstem­ peratur, im Sommer stärker, im Winter fast kaum. Große Speicher machen das Heizen

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mit Eis natürlich vor allem für große Gebäude interessant, etwa für Büros, öffentliche Ein­ richtungen oder Wohnblocks, die im Winter tagsüber einen hohen Wärmebedarf haben, im Sommer jedoch Kühlung benötigen. Heutzutage finden gerade im modernen Wohnungsbau häu­ fig Materialien wie Stahlbeton und Glasfronten Verwendung, was im Sommer für ungeliebte Stauhitze im Wohnraum sorgt. Diese zwei Fliegen – Kühlung im Sommer und Heizung für den Rest des Jahres – schlägt die Eisheizung locker mit einer Klappe. Die Firma Viessmann, einer der technologischen Welt­ marktführer bei Heizungs- und Kühltechnik, bietet aber auch kleinere Eisspeicher speziell für Ein- und Zweifamilienhäuser an. Bild: Urbansky


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EN T F A R K Lösung für die eigenen vier Wände Vitofriocal heißt dieses System und beinhaltet den Eisspeicher mit eingebauten Wärmeüber­ tragern, dem Trägermedium sowie Solar-Luftabsorbern. Die Nennwärmeleistung reicht von 6 bis 17 kW – ausreichend für die eigenen vier Wände. Davon installiert wurden binnen vier Jahren – seitdem ist die Tech­ nologie marktreif – über 1.000 Anlagen. Die Zuverlässigkeit und Effizienz ist so hoch, dass sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in das Marktanreizpro­ gramm (MAP) aufgenommen wurde. Die Investitionskosten für die Pakete lassen sich mit denen von Pelletheizungen vergleichen und beginnen bei etwa 11.000 ¤. Dank der Förde­ wohnwerken.de_Dezember 2016

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rung übernimmt davon einiges der Staat. Das Eisspeicher-System benötigt ausreichend Platz für eine etwa drei mal drei Meter große Grube. Das kann hinter dem Haus im Garten sein, oder zum Beispiel auch unter der Garagen­a uffahrt. Voraussetzung bei bestehen­ den Gebäuden ist, wie bei allen Systemen, die mit Wärmepum­ pen arbeiten, eine energetische Sanierung mit guter Dämmung. Denn dadurch sinkt die Heiz­ last, was den Wärmepumpen entgegenkommt. Die arbeiten üblicherweise mit niedrigen Temperaturen um die 35 °C statt mit über 60 °C, wie das konventionelle Heizungen mit Öl, Gas oder Fernwärme tun. 2015 kam in Pforzheim sogar ein 1970 erbautes Hochhaus zu seinem Eisspeicher, da es mit sehr starker Dämmung zum Nullenergiehaus umgerüstet wurde. Fürs wohlige Gefühl im Winter und angenehme Kühle

im Sommer sorgen in den 16 Wohnungen nun zwei Wärmepumpen mit 12,6 kW und ein eigens angefertigter Eisspeicher mit 81.000 Litern Inhalt.

Rechnet sich das? Und wie. Bleibt die Frage: Rechnet sich das? Schließlich ist die Investi­ tion keine geringe. Langjährige Bilanzen für diese Technologie gibt es aufgrund ihrer Neuheit leider noch nicht. Es gibt aber das Beispiel einer Firma im Eichsfeld in Thüringen. Deren Eisspeicher fasst 400.000 Liter und ist ebenfalls mit Solar-Luftabsorbern kombi­ niert. Eine Photovoltaikanlage liefert Strom für die Wärme­ pumpen. Durch die Absor­ ber wird aus der Umgebung Wärme für die beiden Wärme­ pumpen mit 40 und 24 kW und den Eisspeicher aufgenom­ men. Gleichzeitig werden die


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2015 kam in Pforzheim sogar ein 1970 erbautes Hochhaus zu seinem Eisspeicher, da es mit sehr starker Dämmung zum Nullenergiehaus umgerüstet wurde.

EN T F A R K Photovoltaik­module gekühlt. Der Heizenergie­b edarf des Gebäudes liegt bei 105.000 kWh im Jahr. Im Sommer kühlt der vereiste Speicherinhalt die Büroräume. Die jährlichen Fixkosten inklusive aller Investitionen liegen bei 18.485 ¤ jährlich. 141

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Bild: Leitec


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Gegenüber einem herkömm­ lichen Gas-Heizkessel und einer strombasierten, in der Regel lauten und wenig effi­ zienten Gebäudekühlung und dem Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz spart das Unternehmen jährlich 16.873 ¤ ein. Was also ungewöhnlich klingt, ist eine technologisch saubere, effiziente Art der Wärmeversorgung, bei der quasi beiläufig auch die Kühlung für den Sommer abfällt. In Zeiten des Klimawandels eine kaum zu toppende Lösung fürs eigene Heim. O

Bild: Viessmann

Mehr Informationen zum Eisspeichersystem finden Sie hier.


Bild: Frank Urbansky

Über den Autor Frank Urbansky hat Journalistik in Leipzig studiert und 1992 als Diplomjournalist abgeschlossen. Er betreibt den tagesaktuellen Blog enwipo.de (EnergieWirtschaftPolitik) und ist Mitglied der Energieblogger. Der freie Journalist und Fachautor schreibt regelmäßig für mehrere Fachzeitschriften. Seine Schwerpunkte sind der Wärmemarkt, Heiztechnik, energieeffizientes Bauen und Erneuerbare Energien. urbansky@enwipo.de

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Bild: DDRockstar, goir, Andrii Pokaz – Fotolia.com


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DO IT YOURSELF: PARAVENT Paravent mit Bergmotiv und Kupferdetails – Raumzonen schaffen in kleinen Wohnungen. Text und Bilder: Luisa Ehlgötz

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ie Großstädte dieser Welt haben eines gemeinsam: Wer nicht reich ist und trotzdem nicht an den Stadtrand ziehen will, dem steht häufig nur sehr wenig Wohnraum zur Verfügung. Egal ob London, Hongkong, Paris oder Berlin – das Glück, eine große Wohnung für wenig Geld mitten in der Stadt zu finden, hat nicht jeder. Wer sich auf den gängigen Suchportalen für Wohngemeinschaften umsieht, wird sich wundern, wie viele Zimmer in der Größe einer geräumigen Abstellkammer angeboten werden. Als ich zum Beispiel vor einiger Zeit nach einem Zimmer in Rotterdam suchte, entdeckte ich ein Inserat für eine „Wohnung“, bei dem sich in dem winzigen Zimmerchen sogar noch die Duschkabine mitten im Raum befand.

Viele Funktionen auf engem Raum Okay, duschen und wohnen in einem Raum ist ein Extremfall, aber dennoch ist es so, dass wir Großstädter häufig viele Funktionen in dem gleichen Raum unterbringen müssen. Noch vor kurzem war ich tatsächlich eine der Glücklichen, die mitten in Berlin zu zweit auf 90 m² leben dürfen. Nun wohne ich aber, teils allein, aber teils auch zu zweit, in einer 30 m² kleinen Einzimmerwohnung. Bei so wenig Platz sind gute Planung und platzsparende Einrichtung gefragt. Vor allem ist es wichtig, all die Funktionen so in die Wohnung zu integrieren, dass man sich zum einen noch darin bewegen kann und zum anderen trotzdem das Gefühl hat, dass jede Funktion ihren eigenen mehr oder weniger abgeschlossenen Bereich hat. Das gelingt auf unterschiedli-


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che Art: Man kann Zonen zum Beispiel durch die Positionierung der Möbelstücke definieren, durch Farbe an der Wand, mithilfe von Teppichen oder aber – mit einem Paravent.

Multitalent Paravent So ein Paravent oder Raumteiler ist eine praktische Sache. Man kann ihn dort platzieren, wo man ihn gerade braucht. Wenn Besuch kommt, versteckt er den Schlafbereich, wohnwerken.de_Dezember 2016

wenn man schlafen will, lässt sich damit der Arbeitsplatz aus dem Blickfeld schaffen. Gleichzeitig kann er wie ein mobiles Wandbild wirken und den ganzen Raum verschönern. Da ich unbedingt einen Raumteiler für meine kleine Wohnung brauchte, aber kein Freund von diesen Paravents im japanischen Stil bin und etwas Modernes wollte, habe ich mir einen Paravent aus Buchenholz mit Bergpanorama und kleinen Füßen aus Kupferrohren selbst gebaut. Ich liebe die Berge, sie erinnern mich an unendliche Weite und wundervolle Ausblicke, und gerade deshalb passen sie so gut in meine klitzekleine Wohnung. Zusammen mit dem unbehandelten Buchenholz, auf dem sie mit ihrer weißen Farbe wunderbar kontrastieren, bringen sie eine Brise frische Bergluft ins Zimmer.

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Haben Sie Lust auf einen Raumtrenner?

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Ich zeige Schritt für Schritt, wie Sie ihn selber bauen können. Und keine Angst: Dafür müssen Sie kein Heimwerker-Profi sein. Als Basis habe ich zwei Leimholzplatten aus Buche mit den Maßen 120 cm x 40 cm gewählt. Anfangs wollte ich eigentlich Sperrholzplatten verwenden, da diese aber nicht ganz plan sind, habe ich mich dann doch für das Leimholz entschieden. Sie können den Paravent auch größer oder kleiner gestalten, je nachdem, wie viel Platz Sie haben und wie viel Sie mit dem Raumteiler verdecken möchten.

1. ERST

zeichnen Sie mit Bleistift das Bergpanorama auf. Ich habe mir online die Touristenkarte einer Schweizer Berg­k ette angesehen und dann grob frei Hand die Skyline übertragen. Als Startpunkt habe ich mir eine Höhe von ca. 50 cm gesetzt. Natürlich können Sie das Panorama auf der Höhe Ihrer Wahl auftragen, je nachdem, wie viel weiße Farbe auf dem Paravent sein soll.


die erste Hälfte vorgezeichnet, kommt das zweite Brett an die Reihe. Auch hier wird entsprechend verfahren.

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4. WENN Sie die feinen Linien des Panoramas nachgemalt haben, können die Berge weiter mit der weißen Farbe ausfüllt werden. Die Bereiche um die Skyline tupfen Sie am besten vorsichtig mit einem weichen Pinsel.

3. IM

nächsten Schritt werden die Bleistiftlinien mit weißer Farbe und einem feinen Pinsel vorsichtig nachgezogen. Ich habe dafür matten Buntlack aus dem Baumarkt verwendet. Sie können aber z. B. auch Acrylfarbe benutzen. wohnwerken.de_Dezember 2016

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dunkler das Holz, desto mehr Farbschichten werden auch notwendig sein. Lassen Sie der Farbe zwischen den Schichten ausreichend Zeit zu trocknen. Ich habe das Bergmotiv nur auf die eine Seite des Paravents aufgetragen, Sie können natürlich auch beide Seiten bemalen.

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die weiße Farbe getrocknet ist, werden die beiden Bretter im oberen und im unteren Bereich mit zwei Scharnieren verbunden. Mein Tipp um die richtige Scharnier-Größe für die Bretter zu finden: Fragen Sie direkt im Baumarkt einen Mitarbeiter und zeigen ihm die Bretter, er wird sicher die richtige Größe heraussuchen.

7. ALS Füße habe ich acht Kupferrohre aus dem Baumarkt gewählt, die auf beiden Seiten des Paravents angebracht werden.


8. DA

sie nur als Dekoration dienen und keine tragende Funktion haben, reicht es, sie mit Industriekleber am Paravent zu befestigen. Tragen Sie währenddessen unbedingt Handschuhe, um die Haut zu schützen.

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der Kleber getrocknet, platzieren Sie am besten noch ein paar Filzgleiter unter dem Brett und den Füßen. So können Sie den Raumteiler mühelos bewegen, ohne den Boden zu zerkratzen. Fertig! O

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Bild: Luisa Ehlgötz

Über die Autorin Luisa Ehlgötz kommt aus Berlin und studiert dort Architektur. Durch das Studium entstand ihr besonderes Faible für Materialien wie Holz oder Beton, das Arbeiten mit klaren geometrischen Formen sowie die Vorliebe für schlichtes Design. Auf ihrem Blog schereleimpapier.de schreibt sie über Ideen für Einrichtung, Mobiliar, Dekoration, Geschenkideen, aber auch über selbstgemachten Schmuck und Accessoires. schereleimpapier@ gmail.com

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IMPRESSUM


WERK

DIALOG DER KULTUREN

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Text: Astrid Hilt Fotos: Michael Wolff lesezeit 4 min

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Jetzt sitze ich hier, und schreibe einen Bericht für wohnWERKen, das digitale Magazin, das sich mit den „Ecken und Kanten des Wohnens und Lebens“ beschäftigt. Dazu kann ich einiges beitragen, vor allem, was das Leben mit Ecken und Kanten angeht.

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Eigentlich bin ich Handwerksmeisterin. Zusammen mit meinem Mann habe ich eine winzige Bildhauerei in Kirkel im Saarland. Doch dann kamen die „Flüchtlinge“, und mein Leben hat sich ziemlich verändert. Aber auf eine andere Weise, als ich es noch im Sommer letzten Jahres gedacht hätte. Der entscheidende erste Schritt in Richtung Veränderung war damals motiviert durch die Pegida-Aufmärsche einerseits. Andererseits durch den Bericht über eine Jugendliche, die sich entschieden hatte, im Kindergarten

der Landesaufnahmestelle in Lebach zu helfen, um ein Statement zu setzen. Meine Tochter hatte den Artikel im Netz aufgegabelt. Wir waren beide angetan von der Idee. Aber um in Lebach zu helfen, waren wir ehrlicherweise dann doch zu bequem.


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Zündfeuer für das Dorf Dann kam die Nachricht, dass sich im Nachbarort eine Helfer/innen-Gruppe zusammengetan hatte. Über Facebook wurden Bedarfslisten bekanntgegeben. Innerhalb von Stunden war das Lager mit Spenden gefüllt. Nun wurden Hände zum Sortieren gebraucht. Die wohnwerken.de_Dezember 2016

Nachbarschaftshilfe war wie ein Zündfeuer für das Dorf. Wie ein Magnet zog es hilfreiche Menschen an. Nie war es so leicht, Leute kennenzulernen, mit denen sich was reißen lässt. Und wir mittendrin. Der erste Kontakt mit „den Neuen“ fand in der vorüber-


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gehend eingerichteten Kleiderstube in meinem Lieblingsbuchladen statt. Wir hatten den Spendenberg notdürftig sortiert und aufgeräumt, als die jungen Leute aus dem Deutschunterricht in Leibs Heisje, dem Generationenhaus in Kirkel-Limbach, kamen. Ich brachte ihnen die Sachen, die sie sich aussuchten, nach Hause. Eine Frau aus der Gruppe fuhr mit, um mir den Weg zu zeigen. So kamen wir ins Gespräch. Ich fragte sie, was sie beruflich mache. Sie sagte, sie sei Malerin und Bildhauerin.

So habe ich Reham kennengelernt Mittags saß sie in unserem Atelier. „Flüchtlingshilfe“ war da schon nicht mehr der richtige Begriff. Reham ist

eine talentierte, akademische Künstlerin und eine Bereicherung für uns. Angeregt durch diesen ersten Kontakt kam ich auf die Idee, mich nach den Kreativen und Kunstschaffenden umzuschauen, die im Saarland ihre Flucht beendet haben. Ein Freund von uns, der Maler Nour Jafaar, ist vor 20 Jahren aus Damaskus ins Saarland geflüchtet. Er konnte uns bei der Kommunikation helfen. So wurden wir eine Gruppe, ein Netzwerk – „Freunde“ ist der Begriff, der mir am besten gefällt. Wer dabei ist, gehört auch dazu. Wir haben unsere Reibereien, reden manchmal aneinander vorbei und es gibt auch mal Differenzen. Wie weit wir aber schon gemeinsam gekommen sind, hätte niemand vor einem Jahr auch nur im Ansatz gedacht.


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EN T S B L SE 2016, das Jahr der Ausstellungen Hatten mein Mann und ich in anderen Jahren zwei bis drei Ausstellungen in der Region, waren wir in diesem Jahr schon siebenmal zusammen mit Freunden unterwegs. Im September sogar in Paris und in Berlin. Eine Ausstellung gemeinsam mit Künstlern/innen aus Syrien gab es letztes Jahr in der Weihnachtszeit in unserer Werkstatt. Damals war ein Freund von uns zu Besuch, der bei der saarländischen Arbeitskammer arbeitet. Die Kammer plante eine Ausstellung zum Fotoprojekt „Faces of us“, für das zwei syrische Brüder Helferinnen und Helfer porträtiert hatten. Unser Freund hatte nun die Idee, gemeinsam mit wohnwerken.de_Dezember 2016

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Fotos, Kunst und Musik uns eine Fotoausstellung mit Statements der Porträtierten in größerem Rahmen zu organisieren. Unser inzwischen gegründeter Deutsch-Syrischer Dorfchor „An die Freude“ unter Leitung des aus Ägypten stammenden Osama Fathy wurde auch einbezogen.

Und so kam es zu der Ausstellungstour „Dialog der Kulturen“ unter der Schirmherrschaft von Bundesjustizminister Heiko Maas, der aus dem Saarland stammt. Die erste Veranstaltung fand in Kirkel statt. Gott und die Welt waren anwesend, wie man so schön sagt. Wir waren sogar im


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Fernsehen: Der Saarländische Rundfunk und die Tagesschau haben Beiträge über unser Projekt gebracht. Es war wunderbar, aber die Aufregung war unbeschreiblich. Die nächsten Stationen – Saarbrücken und das benachbarte Ottweiler – waren schön, aber nicht ganz so stressig. Es war wohnwerken.de_Dezember 2016

nicht ganz so viel los. Außerdem bekamen wir nun auch ein bisschen Bühnenerfahrung und Routine. Der Höhepunkt war der vierte Teil der Ausstellung: „Dialog der Kulturen“ in der saarländischen Landesvertretung in Berlin! Das war eine Tour, von der wir unseren Enkelkindern


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noch erzählen werden. Eine Reise nach Berlin ist ja eine Sache – mit dem Chor nach Berlin war es der Hit. Schöner kann ich mir eine solche Aktion nicht vorstellen. Dazu gab es das, was unsere Künstlerseelen nach gutem Essen am liebsten mögen: Rampenlicht! Die Medien waren wieder mit vor Ort. Und deren Berichterstattung bestätigte auch

unseren Eindruck. Wir hatten die Menschen mit unserer Botschaft erreicht: Wo das WIR funktioniert, ist auch Integration zu schaffen – und nicht nur die.

Wie geht es weiter? Wie es mit dem „Dialog der Kulturen“ weitergeht, ist jetzt noch nicht klar. Aber wir haben


große Ambitionen: In den kommenden beiden Jahren möchten wir ein Festival mit exilierten und einheimischen Künstlerinnen und Künstlern auf die Beine stellen, und zeigen, was sich hier bei uns aus dem Sommer des Willkommens entwickelt hat. Es darf groß werden, genreübergreifend, grenzüberschreitend, in jedem Fall aber inklusiv. O wohnwerken.de_Dezember 2016

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Nour Jafaar, Studium der bildenden Kunst in Damaskus, seit 1996 in Deutschland, Studium in Saarbrücken, seit 2004 freischaffender Maler. Reham Abu Alnojoom, Studium der bildenden Kunst in Damaskus, seit 2015 lebt die Künstlerin in Deutschland. Michael Wolff, Fotograf aus Leidenschaft, mit eigenen Ausstellungen und einem Faible für Paris.

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Bild: Reham Abu Alnojoom

Infos über Künstler und Ausstellungen

Über die Autorin Astrid Hilt ist Meisterin im Steinmetz- und Steinbild­ hauerhandwerk, seit 2001 freischaffend tätig, bietet Auftrags- und freie Arbeiten an. Seit Februar 2002 hat sie ein gemeinsames Atelier mit ihrem Mann Ralf Jenewein in Homburg/Saar. www.der-formenpark.de

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Teilnahmebedingungen für das Gewinnspiel Mit der Teilnahme an dem Gewinnspiel Verlosung von „Rymhart-Troyern und -mützen” (im Folgenden „Gewinnspiel” genannt) akzeptiert die Teilnehmerin/der Teilnehmer (im Folgenden „Teilnehmer” genannt) die folgenden Teilnahmebedingungen: 1. Veranstalter Veranstalter des Gewinnspiels ist die Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover (im Folgenden „Veranstalter” genannt). 2. Dauer Das Gewinnspiel läuft vom 19. Dezember 2016 bis zum 20. Januar 2017.

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3. Teilnahmevoraussetzungen 3.1 Teilnahmeberechtigt sind alle natürlichen und geschäftsfähigen Personen mit einem Mindestalter von 18 Jahren mit Ausnahme von Mitarbeitern des Veranstalters und seiner verbundenen Unternehmen (eine Liste der verbundenen Unternehmen ist unter https://schluetersche.de/ beteiligungen/158/1522 einsehbar und herunterladbar) sowie Verwandte von Mitarbeitern des Veranstalters und seiner verbundenen Unternehmen. 3.2 Der Teilnehmer hat das Teilnahmeformular vollständig und inhaltlich richtig auszufüllen. Berücksichtigt werden nur Teilnehmer, die in dem Teilahmeformular die erforderlichen Angaben gemacht haben. 3.3 Der Veranstalter ist berechtigt, einzelne Personen von der Teilnahme auszuschließen, sofern berechtigte Gründe, wie z. B. Verstoß gegen die Teilnahmebedingungen, doppelte Teilnahme, unzulässige Beeinflussung des Gewinnspiels, Manipulation etc., vorliegen. Ggf. können in diesen Fällen auch nachträglich Gewinne aberkannt und zurückgefordert werden. 3.4 Der Veranstalter behält sich vor, das Gewinnspiel jederzeit aus wichtigem Grund ohne Vorankündigung zu beenden oder zu unterbrechen, falls eine planmäßige Durchführung des Gewinnspiels durch höhere Gewalt oder aus organisatorischen, technischen oder rechtlichen Gründen nicht mehr zu gewährleisten sein sollte.

4. Verlosung, Gewinn 4.1 Nach Ende der Teilnahmefrist entscheidet unter allen richtigen Einsendungen/Teilnehmern das Los unter Gewährleistung des Zufalls­ prinzips. Der Erwerb von Produkten und/oder Dienstleistungen hat keinen Einfluss auf den Ausgang des Gewinnspiels. 4.2 Eine Barauszahlung oder Übertragbarkeit des Gewinns auf andere Personen ist ausgeschlossen. Ist die Übergabe des Gewinns nicht möglich oder unzumutbar, erhält der Gewinner einen gleichwertigen Ersatz. 4.3 Der Gewinner wird von dem Veranstalter über seinen Gewinn per Post benachrichtigt. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt ohne Gewähr. 4.4 Für die Richtigkeit der angegebenen Adresse und die Entgegenanhme des übersandten Gewinnes ist der Teilnehmer verantwortlich. Sollte die Gewinnmitteilung/der Gewinn als unzustellbar zurück gesandt werden, so verfällt der Anspruch des Teilnehmers auf den Gewinn und es wird unter dem in Ziffer 4.1 besschriebenen Vorgehen ein Ersatzgewinner ausgelost. 5. Datenschutz 5.1 Die im Rahmen der Teilnahme angegebenen personenbezogenen Daten werden vom Veranstalter ausschließlich zum Zwecke der Durchführung des Gewinnspiels erhoben, gespeichert, genutzt sowie gegebenenfalls übermittelt. Eine weitergehende Verwendung findet nicht statt. Die erhobenen personenbezogenen Daten werden außerhalb der oben genannten Zwecke nicht an Dritte weitergegeben bzw. sonst wie übermittelt. 6. Sonstiges 6.1 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 6.2 Es ist ausschließlich das Recht der Bundesrepublik Deutschland anwendbar. 6.3 Sollten einzelne dieser Bestimmungen ungültig sein oder werden, bleibt die Gültigkeit der übrigen Nutzungsbedingungen hiervon unberührt. O


IMPRESSUM EMAIL wohnwerken@schluetersche.de

Viessmann, Eva Walitzek-Schmidtko, Michael Wolff, Patrik Wolters

TWITTER twitter.com/wohnwerken

TITELFOTO BeNeR1 Patrik Wolters

FACEBOOK facebook.com/wohnwerken PINTEREST pinterest.com/wohnwerken YOUTUBE bit.ly/2cKjKFM CHEFREDAKTION Jutta Junge jutta.junge@schluetersche.de CONTENT MANAGER Torsten Hamacher hamacher@schluetersche.de AUTOREN Tim Chimoy, Barbara Ehlert, Luisa Ehlgötz, Erna & Willi, Astrid Hilt, Petra Lea Müller, Carsten Scheller, SizzleBrothers: Johannes Böttcher und Julian Peier, Lena Suhr, Frank Urbansky, Eva Walitzek-Schmidtko, BeNeR1 Patrik Wolters FOTOS Reham Abu Alnojoom, Barbara Brosch, Tim Chimoy, Barbara Ehlert, Luisa Ehlgötz, Erna & Willi, Leitec, planungsbüro bau.RAUM Petra Lea Müller, Ute Piroeth Architektur, Carsten Scheller, Christian von Scheve, SizzleBrothers: Johannes Böttcher und Julian Peier, Lena Suhr, Julian Thomas, Frank Urbansky, wohnwerken.de_Dezember 2016

GRAFIK Elke Möller HERAUSGEBER UND VERLAG Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Postanschrift: 30130 Hannover Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de Amtsgericht Hannover HRA 15042 PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Schlütersche Verwaltungsgesellschaft mbH in Hannover Amtsgericht Hannover HRB 6034 Geschäftsführung: Stefan Schnieder UmsatzsteuerIdentifikationsnummer DE115697748 | DE115586449 Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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Nicht verpassen: Die nächste Ausgabe erscheint im März! Bis dahin immer mal wieder reinschauen:

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