wohnWERKen 03

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Ausgabe 03

Wohnen und leben mit Ecken und Kanten AUF DEM CAMPINGPLATZ WOHNEN, WO ANDERE URLAUB MACHEN MOBILE STADT WOHNEN NUR FÃœR FAHRRADFAHRER SOLAR-ARCHITEKTUR WOHNEN MIT DER KRAFT DER SONNE


INHALT

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Wohnen, wo andere Urlaub machen a

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Bin kein Typ wie alle anderen! a

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Was liegt im Trend? a

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MAMA 2.0 statt Hotel Mama a

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Wohnungen für Radfahrer a

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Wie prägen autonome Fahrzeuge die Städte der Zukunft? a

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Die fünf teuersten Luxusimmobilien der Welt a

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Leidenschaft Brettsport a

WERK

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BEWEGT

EN

104 Hubschrauberpilotin – Beruf und Berufung a 114 The BossHoss: Die Chemie mit dem Auto stimmt nicht a 122 E-Bike ohne Steckdose a 130 Leinen los! a 138 Auf den Spuren eines vergessenen Silberpfeils a


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WERK

ESS EN

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WERK

154 Im Schlaraffenland der Smoothies a N GRÜN E

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WERK

166 Der summende Balkon a KRAFT

EN

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WERK

180 Solararchitektur – Wohnen mit der Kraft der Sonne a EN SELBST

196 Do it yourself: Fahrradtasche aus Kork a 204 Milberg & Wagner a 4 EDITORIAL a 6 WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? a 213 IMPRESSUM a

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Bild: Mark Rasmussen – Fotolia.com

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JUTTA JUNGE CHEFREDAKTION


EDITORIAL

Mobilität – wie prägt sie uns, unser Leben, unsere Umwelt und, ja, auch unser Zuhause? Was bedeutete Mobilität in der Vergangenheit und wie wirkt sie in der Gegenwart? Wie wird Mobilität in Zukunft aussehen? Unsere WERKautoren berichten über ihre Erfahrungen, fantastische Ideen und Träume, die vielleicht Wirklichkeit werden oder schon geworden sind. Da sind die Studenten, die leidenschaftlich gerne Brett­sport treiben und dies jetzt dank ihrer pfiffigen Erfindung auch zu Hause, im Park oder sonst wo tun. Die gestandenen Männer, die sich an die aufwendige, zeit- und kostenintensive Restaurierung eines historischen Fahr-Traums gemacht haben wohnwerken.de_Ausgabe 03

und dies mit ganz viel Liebe und Herzblut vorantreiben. Die Pilotin, die sich mit dem „Hubschraubervirus“ infiziert hat. Der Visionär, der auf ein selbstladendes E-Bike setzt. Und was macht Mobilität mit den Städten? Auch diesem spannenden Thema haben wir uns gewidmet: Es gibt jetzt ein Haus nur für Radfahrer in Malmö. Und ein Forschungsprojekt, das sich mit der Auswirkung von selbstfahrenden Autos auf die Stadtentwicklung der Zukunft beschäftigt. Und vieles mehr. Begleiten Sie uns im wahrsten Sinne des Wortes auf eine Reise durch Wohnen und Leben mit Ecken und Kanten.

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WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? wohnWERKen ist ein digitales Magazin mit Lesestücken verschiedener Autoren. In ihrem Stil, mit ihren Worten. Als digitales Magazin bietet wohnWERKen mehr als eine gedruckte Zeitschrift: E ingebunden sind Videos, ­ 6

Bilder und Links mit ergänzenden und zusätzlichen Infor­mationen, Tipps und Hinweisen.

SYMBOLE IM MAGAZIN

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Bild: drsg98, volkerladwig - Fotolia.com

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Freiheit und Ruhe. n vo m au Tr en in Norbert G. lebt se

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IMPRESSUM


WOHNEN, WO ANDERE URLAUB MACHEN

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SCHÄTZUNGSWEISE 400.000 BIS 500.000 MENSCHEN IN DEUTSCHLAND LEBEN STÄNDIG AUF CAMPINGPLÄTZEN, IN WOCHENEND- ODER FERIENHAUSGEBIETEN – TENDENZ STEIGEND.

Text und Bilder: Eva Walitzek-Schmidtko lesezeit 8 min Zurück zum INHALT

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Rentner als Aussteiger

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Für manche DAUERBEWOHNER von Campingplätzen ist das Leben im Wohnwagen oder sogenannten Mobilheim eine Notlösung, weil sie in Zeiten des Wohnungsmangels keine angemessene Wohnung finden. Oder weil Einkommen bzw. Rente angesichts steigender Mieten nicht (mehr) ausreichen. Doch für die meisten ist der Campingplatz eben nicht der „letzte Ausweg vor der Obdachlosigkeit“. Viele Menschen entscheiden sich aus Überzeugung, ohne materielle Not für diese ungewöhnliche Lebensform. Begeisterung fürs Camping und ein bisschen Mut gehören gewiss dazu.

„Muss man das erklären? Schöner kann man doch nicht wohnen, oder?“, antwortet Norbert G. auf die Frage, warum er auf den Campingplatz gezogen ist.

„MUSS MAN DAS ERKLÄREN? SCHÖNER KANN MAN DOCH NICHT WOHNEN, ODER?“


Die Lage jedenfalls spricht für sich. Von seinem Wohnzimmer hat man einen schönen Ausblick auf den kleinen Heidesee. Seinem Hobby kann der passi-

onierte Angler quasi vor seiner Wohnwagentür frönen. Und seine Enkel genießen es, im See oder in dem großen Pool auf dem Platz zu baden, wenn sie

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ihren Opa besuchen. „Für Kinder ist das hier ein Paradies“, meint Norbert G. Der gebürtige Berliner verbrachte als Dauercamper jahrelang seine Urlaube und die meisten freien Wochenende in seinem Wohnwagen auf dem Campingplatz in Niedersachsen. Als er vor fast fünf Jahren in Rente ging, gab er seine Wohnung in Berlin auf. „Es war schon lange mein Traum, hier zu leben. Wohnwagen und Wohnung hätte ich mir nicht leisten

können.“ Für seine Wohnung in Berlin zahlte er über 450 Euro Miete im Monat, für den Stellplatz gerade mal 1.500 Euro im Jahr – plus Strom und Gas. Viel kleiner als die alte Wohnung ist sein neues Zuhause nicht. Gut 40 Quadratmeter messen Wohnwagen und Vorzelt. Wie ein Zelt sieht das Vorzelt allerdings nicht aus, sondern wie ein ganz normales Wohnzimmer mit holzvertäfelten Wänden, Couch, Vitrine und großem


VIEL KLEINER ALS DIE ALTE WOHNUNG IST SEIN NEUES ZUHAUSE NICHT. Fernseher. Und es ist angenehm warm, obwohl draußen Schnee liegt und es seit Tagen bitterkalt ist. Auch die Küche ist im Vorzelt untergebracht: klein, aber funktionstüchtig. Zwei Stufen führen in den knapp 14 Quadratmeter großen Wohnwagen, in dem Norbert G. schläft. Außerdem gibt es dort einen kleinen Gästebereich, einen Arbeitsplatz mit Laptop und ein kleines Bad wohnwerken.de_Ausgabe 03

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mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Zum Duschen geht Norbert G. allerdings ins Sanitärgebäude. Von dort muss er im Winter auch das Wasser holen. Denn wegen des Frosts sind die Außenleitungen und Zapfstellen auf dem Platz abgestellt: „Das Wasserschleppen ist lästig“, gibt er zu, aber das nimmt er in Kauf. An seinem Heim auf dem Campingplatz schätzt er vor


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allem die Ruhe und die besondere Lebensqualität: „Man fühlt sich frei, es ist ein bisschen so, als ob man in Lapp­land oder Kanada lebt.“ Dass es gerade im Winter manchmal ähnlich einsam ist wie dort, stört ihn nicht. Bereut hat er seine Ent­scheidung, auf den Campingplatz zu ziehen, nie. Im Gegenteil: „Wenn ich in Berlin bin, will ich nach spätestens nach einer Woche wieder weg. Es ist mir viel zu laut und es stinkt.“

„MAN FÜHLT SICH FREI, ES IST EIN BISSCHEN SO, ALS OB MAN IN LAPPLAND ODER KANADA LEBT.“


Unabhängig und mitten im Grünen Auch Anja und Stefan H. vermissen die Großstadt nicht. Als nach dem Auszug ihrer Tochter die Suche nach einer neuen Wohnung anstand, zogen sie auf den Campingplatz. „Wir wollten raus aus der Stadt und genießen das Leben hier draußen“, sagt Stefan H., der als Flugzeugbauer bei einer großen deutschen Fluggesellschaft arbeitet. Für den Weg zur Arbeit braucht er jetzt über eine Stunde. Doch wohnwerken.de_Ausgabe 03

Raus aus der Stadt: Diesen Traum haben sich Anja und Stefan H. erfüllt.

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das stört ihn nicht. „Nach dem Stress bei der Arbeit freue ich mich bei der Heimfahrt immer auf die Ruhe Zuhause. Und je nachdem, wo wir in Hamburg wohnen würden, wäre ich genauso lange unterwegs.“ Auf einen eigenen Garten müssten sie in der Hansestadt wohl verzichten. Ihre Parzelle auf dem Campingplatz ist mit 300 Quadratmeter gerade groß genug, um Blumen und Kräuter anzupflanzen, zu grillen und den


Familie H. hat sich ihre Oase des Komforts und der Ruhe geschaffen.

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Feierabend im Strandkorb zu genießen – und so klein, dass die Gartenarbeit nicht überhandnimmt. Das Mobilheim, in dem Stefan H. und seine Frau leben, hat er von seinen Eltern geerbt. Sie waren hier Dauercamper, haben bis zu ihrem Tod einen Großteil ihrer Freizeit hier verbracht – zunächst in einem alten VW-Bus, später dann in dem Mobilheim. „Ich bin quasi auf

dem Campingplatz aufgewachsen“, erzählt er. Bevor er und Anja eingezogen sind, haben sie das Häuschen gründlich modernisiert und nach ihrem Geschmack eingerichtet. Drei Zimmer, Küche und Badezimmer verteilen sich auf rund 75 Quadratmeter. Genug Platz für sie und ihre Tochter, die sie regelmäßig besucht. „Wir mussten allerdings gründlich entrümpeln, bevor wir


MOBILHEIME VERFÜGEN ÜBER WASSER-, ABWASSER-, STROM- UND TELEFONANSCHLÜSSE. umgezogen sind“, erklärt Anja H. Denn Stauraum ist – trotz eines Schuppens – knapp. Sonst bietet ihr Heim allen erdenklichen Komfort. Wasser schleppen müssen Stefan und Anja H. – anders als Norbert G. – auch im kältesten Winter nicht. Mobilheime verfügen wie „richtige“ Häuser über Wasser-, Abwasser-, Strom- und Telefonanschlüsse. Nur die Gasflaschen müssen regelmäßig gewechselt werden. Die liefert der Campingunternehmer aufs Grundstück – bei Bewohnern, die nicht (mehr) alleine zurechtkommen, hilft er auch mal beim wohnwerken.de_Ausgabe 03

Wechseln. Sonst springen die Nachbarn und Freunde ein. „Die Nachbarschaftshilfe funktioniert sehr gut“, berichtet Stefan H. „Der Zusammenhalt ist sogar noch besser als in einem Dorf: Man kennt sich und man hilft sich gegenseitig.“ Wenn er oder seine Frau zum Einkaufen in die nahegelegene Kleinstadt fahren, fragen sie ihre Nachbarn, ob sie etwas brauchen, oder nehmen sie mit. Und wenn er weiß, dass andere Bewohner nicht zu Hause sind, schaut er beim abendlichen Spaziergang kurz, ob alles in Ordnung ist.

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Ruhe, Erholung, gute nachbarschaft

Nachbarn und gute Freunde auf dem Campingplatz: Matthias T. (re.) und Stefan H.

Fremde fallen auf dem Campingplatz schnell auf. Und so lebt man dort recht sicher, Einbrüche und Diebstähle sind selten – eben weil die Nachbarn sich kennen und aufeinander achten. Auch das war für Annette und Matthias T. ein Grund, warum sie sich fürs Wohnen auf dem Campingplatz entschieden haben. Denn die beiden betreiben in den Som-

mermonaten ein Restaurant auf einem großen Campingplatz an der Ostsee. In ihrem Mobilheim auf dem Campingplatz in der Lüneburger Heide leben sie nur von November bis April. „Wenn man so lange weg ist wie wir, hat man schon Angst, dass eingebrochen wird. Da ist es gut, wenn die Nachbarn nach dem Rechten sehen“, sagt Annette T. Gute Nachbarn


21 Das Mobilheim von Annette und Matthias T.

und soziale Anbindung sind ihr und ihrem Partner wichtig – und die haben sie auf dem Campingplatz gefunden, ebenso wie die Ruhe und Erholung, die sie nach sieben Monaten mit 16-Stunden-Arbeitstagen brauchen. „Wir haben uns hier eine kleine Oase geschaffen. Hier fühlen wir uns wohl.“ Auch Geld spielt natürlich eine Rolle – wenn auch nicht die entwohnwerken.de_Ausgabe 03

scheidende. „Wir wollten keine teure Miete für eine Wohnung zahlen, die so lange leer steht“, sagt Annette T. und fügt hinzu: „Uns sind andere Dinge wichtiger.“ Ein „richtiges“ Haus kam für sie ebenfalls nicht in Frage. Das gebrauchte Mobilheim war eine gute Alternative: „Wir konnten es kaufen, ohne einen Kredit aufzunehmen. Und auch die jährliche Pacht


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ist mit weniger als 1.000 Euro sehr günstig“, sagt Matthias T. In ihr neues Domizil stecken sie – wie auch ihre Freunde Anja und Thomas – dennoch viel Geld. Das Wohnzimmer haben sie schon renoviert, eine neue Küche soll im Herbst eingebaut werden. Deshalb bereitet ihnen die unsichere rechtliche Lage (s. Infokasten Seite 23)

ein bisschen Sorge. „Wir investieren, zahlen hier unsere Steuern und sind doch nur geduldet. Das sollte sich ändern“, meint Annette T. Dennoch möchten sie ihr Zuhause auf dem Campingplatz nicht mit einer anderen Wohnung tauschen. „Ich habe mir früher immer vorgestellt, dass ich im Alter auf dem Campingplatz leben möchte. Jetzt habe ich es schon ein paar Jahre früher umgesetzt.“ O

EIN „RICHTIGES“ HAUS KAM NICHT IN FRAGE. DAS GEBRAUCHTE MOBILHEIM WAR EINE GUTE ALTERNATIVE.

Wohnen auf dem Campingplatz: Annette T. (li.) und Anja H.


Zwischen den Gesetzen In den USA und Großbritannien sind Siedlungen mit Mobile Homes weitverbreitet, auch in Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die ständig auf dem Campingplatz leben. Doch das ist nach § 10 der in ganz Deutschland geltenden Baunutzungsverordnung (BNVo) illegal. Sondergebiete wie Campingplätze, Wochenendhaus- und Ferienhausgebiete sollen laut BNVo ausschließlich der Erholung dienen. Dass Dauerwohnen auf dem Campingplatz unzulässig ist, urteilten zuletzt die Richter des OVG Lüneburg Ende Januar. Doch was die Baunutzungsordnung verbietet, ist laut Meldegesetz möglich. Die meisten Campingplatzbewohner sind ganz ordnungsgemäß mit erstem Wohnsitz auf wohnwerken.de_Ausgabe 03

„ihrem“ Campingplatz gemeldet. Denn anders als die Verwaltungsrichter tolerieren viele Kommunen und Campingplatzbetreiber die Dauerbewohner – zumindest bislang. Mit gutem Grund. So mancher Campingplatz könnte ohne die ständigen Bewohner nicht bestehen: Sie garantieren den Betreibern verlässliche, weil ganzjährige und langfristig kalkulierbare Einnahmen. Auch die Kommunen profitieren. Steuer- oder umlageschwachen Kommunen erhalten pro Einwohner Schlüsselzuweisungen, also Geld aus dem kommunalen Finanzausgleich. Außerdem zahlen die (erwerbstätigen) Campingplatzbewohner Steuern und Gebühren und tragen dazu bei, dass die Infrastruk-

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tur und Unternehmen im Ort – z. B. Läden, Handwerker, Ärzte – erhalten bleibt. Trotzdem gehen seit einiger Zeit vor allem in Nordrhein-Westfalen immer mehr Kommunen gegen die Dauerbewohner auf Campingplätzen vor: Auf manchen Campingplätzen, beispielsweise auf dem Campingplatz Entenfangsee in Mülheim, gibt es jetzt Stichtagsregelungen: Wer schon an einem bestimmten Tag seinen Erstwohnsitz auf dem Campingplatz hatte, darf bleiben, die anderen müssen sich nach einer anderen Wohnung umsehen. Doch das ist oft nicht so leicht, weil es vor allem in den Ballungsgebieten zu wenige kleine bezahlbare Wohnungen gibt. Die Verschärfung des Meldegesetzes im Jahr

2015 hat es erschwert, den Erstwohnsitz pro forma bei Bekannten, Verwandten oder Freunden anzumelden. Wer das tut, macht sich strafbar. Der Campingunternehmer Dietmar Harsveldt plädiert dafür, die Baunutzungsverordnung zu ändern. Die von ihm eingereichte Petition, Dauerwohnnutzungen in Campingplatzgebieten zu legalisieren, wurde vom Bundestags-Ausschuss abgelehnt. Doch er ist nicht der einzige.


Nach dem Bericht über die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages wurde auch 2015 in mehreren Petitionen „darum gebeten, dass ein dauerhaftes Wohnen auf Wochenendhaus-, Ferienhaus- und Campingplatzgebieten möglich sein soll.“ Integriertes Wohnen verboten Im niedersächsischen Drage hatte die Gemeinde sogar den Bebauungsplan geändert, um den Bau von Holzhäusern auf dem Gelände des Campingplatzes zu ermöglichen. Zu Unrecht, wie die Richter des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg im Januar urteilten. Die Baunutzungsverordnung lasse „die gleichberechtigte Mischung von Ferienhäusern und Gebäuden zum dauerhaften Wohnen in einem Baugebiet nicht zu“. O wohnwerken.de_Ausgabe 03

Bild: privat

ÜBER DIE AUTORIN Eva Walitzek-Schmidtko arbeitet seit 30 Jahren überwiegend freiberuflich als Journalistin, Pressereferentin und Autorin. In ihrem Blog „Time to fly“ berichtet sie über ihre Aktivitäten, Hobbys und ihre Lebensphilosophie. https://timetoflyblog. wordpress.com

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Bin kein Typ wie alle anderen! Die Ecken und Kanten, die Klaus-Dieter Schiemann (er)leben musste, spiegeln sich so gar nicht in seinem persönlichen Wohnumfeld wider. Hier tut sich eine andere Welt auf, eine Welt, in der er sich geborgen und zu Hause fühlt. Text: Eva Holtz Bilder: Joachim Giesel

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IMPRESSUM

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„Glaubt mir keiner, wie alt ich bin. Halt mich ja fit und körperlich schwer arbeiten – das ist okay für mich.“

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Klaus-Dieter Schiemann

zündet sich eine Zigarette an. Grinst, kratzt sich unter dem Käppi, das tief in die Stirn gezogen auf seinem rasierten Schädel sitzt. Sagt: „Ja, ist okay hier. Kann nicht klagen.“ Hier – das ist das Klinikum Wahrendorff. In der Region östlich von Hannover gelegen, ist es mit insgesamt etwa 1.500 Patienten und


Bewohnern, einem Akut- und einem Heimbereich und vielen angeschlossenen Einrichtungen und Angeboten eine der größten privaten Psychiatrien in Europa. Der 71-jährige gebürtige Gelsenkirchner lebt seit zehn Jahren in einem der Häuser in Köthenwald. „Ich kam ja damals wegen der Sauferei rein.“ Ja, er habe viel getrunken. Nur Schnaps. Immer wenn er Geld hatte. Dabei ist alles drauf gegangen. „Mein großer Fehler“, sagt er knapp. Inzwischen ist der gelernte Schweißer seit mehr als fünf Jahren trocken und arbeitet im Team der klinik-eigenen Hausmeister. Er erledigt die unterschiedlichsten Reparaturarbeiten, hilft bei Umzügen mit wohnwerken.de_Ausgabe 03

und ist wegen seiner Zuverlässigkeit, seiner Einsatzfreude und Körperstärke ein unentbehrlicher und allseits geschätzter Kollege. Wieder grinst er. „Alle hier sind stolz auf mich, dass ich keinen Rückfall mehr hatte. Wie viele sie hier rausgetragen haben, weil sie weitergesoffen haben! Ich lass mich regelmäßig vom Arzt durchchecken. Bin kerngesund und geh meiner Arbeit nach, und der Rest interessiert mich nicht mehr.“

Die Strasse als Zuhause Das war nicht immer so. Es gab Phasen in seinem Leben, da tat er alles, um an Alkohol zu kommen. „Ich hab nichts mehr gegessen, nur gesoffen.

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„Ich hab zu mir gesagt, Klaus, wenn du trinkst, machste Bambule, und dann biste ganz schnell wieder auf der Geschlossenen.“

Alles vertickert für Alkohol. Nichts anderes war wichtig.“ In solchen Zeiten war mit ihm nicht zu spaßen. Aus dem gutmütig und freundlich wirkenden Hünen wurde ein anderer Mensch. Ein Jahr war die Straße sein Zuhause, und insgesamt fast 12 Jahre Knast stehen auf seinem Lebenskonto. Grund: Unterhaltsdelikte, Bankraub, schwere Handgreiflichkeiten. Kaum einer Schlägerei ist er aus dem Weg gegangen. „Da hab ich auch mal ein Messer reingekriegt. Krankenwagen, Kripo. Das stand groß in der Zeitung. Da bin ich auch ganz anders gewesen und hab keine Rücksicht genommen.“ Noch immer lasse er sich von keinem was gefallen. „Dafür bin ich nicht der Typ. Und verar-


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schen lass ich mich schon gar nicht!“ Das merke er sofort, wenn ihn einer „hochnehmen“ wolle. „Dann geh ich hin und sag: Sagste das noch einmal, dann kriegste so einen in die Schnauze! Da ziehen aber alle den Kürzeren!“, schildert er eine Situation, die er offensichtlich häufig genug erlebt hat. „Wenn man mich in Ruhe lässt, ist alles gut“, wohnwerken.de_Ausgabe 03

beruhigt der kräftige, drahtig wirkende Mann, der auf seine Art alterslos zu sein scheint, und grinst freundlich. „Glaubt mir keiner, wie alt ich bin. Halt mich ja fit und körperlich schwer arbeiten – das ist okay für mich.“ Seine „Durchschlagskraft“ hat ihm nicht nur damals im Knast sondern auch hier in der Psychiatrie Respekt verschafft.


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„Guten Morgen, guten Tag – so gehen sie mir alle aus dem Weg“, stellt Schiemann befriedigt fest. Aber etwas anderes sei ihm hier im Klinikum ganz klar geworden: „Ich hab zu mir gesagt, Klaus, wenn du trinkst, machste Bambule, und dann biste ganz schnell wieder auf der Geschlossenen.“ Mit psychisch schwerst kranken Menschen – das war nicht der Ort, an dem er sein wollte. „Da hab ich mir gesagt: Klaus, das hältste gar nicht aus mit den ganzen Leuten. Du musst es schaffen und aufhören zu trinken!“

Das grosse Ziel: ein Einzelzimmer Er hat es geschafft. Und dann hat Klaus-Dieter Schiemann für

sein nächstes Ziel gekämpft: ein Einzelzimmer. „Ich hab den ganzen Chefs gesagt, wenn ich keine Einzelbude kriege, könnt Ihr mich in den Arsch treten. Dann geh ich lieber wieder innen Knast!“ Noch heute trauert er seiner Wohnung hinterher, die er hatte, als er noch in Lehrte arbeitete. Anfang der 1990er-Jahre hat es ihn beruflich aus dem Ruhrpott Richtung Hannover, nach Lehrte und Sehnde, verschlagen. Es sei eine schöne Wohnung und eine gute Arbeit gewesen, sagt er. „Aber jetzt hab ich auch ‘ne schöne Bude. Schön bunt und viel Deko. Wie es zu mir passt. Ich will ja nicht leben wie ein Affe, so wie alle anderen.“ So wie hier – er deutet auf den sachlich eingerichteten Aufenthaltsraum – so könne er nicht leben, würde verrückt werden in einer solchen Umgebung: „Viel zu leer,


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„Aber jetzt hab ich auch 'ne schöne Bude. Schön bunt und viel Deko. Wie es zu mir passt. Ich will ja nicht leben wie ein Affe, so wie alle anderen.“

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viel zu nüchtern. Für mich einfach nur scheiße!“ Klaus-Dieter Schiemann schüttelt fast angewidert den Kopf, und dabei blitzen die langen Reihen von Piercings und Steckern, die beide Ohren schmücken.

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Die Welt draussen vergessen In seinem Zimmer tut sich eine andere Welt auf, seine Welt, in der er sich wohl und geborgen und zuhause fühlt und in der man die Welt draußen vergessen kann und vielleicht auch soll. Die Fenster sind zugehängt, auch die große Glastür, die zu einer kleinen Terrasse führt. Die Zimmertür ist von innen ebenfalls kaum auszumachen. Alle vertikalen Flächen sind besetzt,

kein freier Platz mehr an den Wänden, ebenso wenig in den Regalen und in der Vitrine. Er setzt sich aufs Bett, strahlt. Zu jedem Teil könnte er eine Geschichte erzählen. „Aber vor allem sauber muss es sein! Ich mach alles selbst. Ist picobello hier. Wie sich das gehört!“, sagt Klaus-Dieter Schiemann stolz. Das sei er so von zuhause gewohnt, auch das mit dem täglichen Duschen. „Ich bin der erste, der sich nach der Arbeit umzieht und duscht.“ Und dann geht er auf „Tour“, klappert die Geschäfte der umliegenden Ortschaften ab, um Neues für sein Zimmer zu finden. Wenn das Wetter passt mit dem Fahrrad, sonst per Bus. „Ich hab so viele schöne Sachen, aber wenn mir was


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Es freut ihn, welche VerblĂźffung er jedes Mal erntet, wenn jemand sein Zimmer betritt.


Ein Leben mit Ecken und Kanten Neues über den Weg läuft, dann nehm ich es mit, und dann wird umgestaltet.“ An Festtagen wie Weihnachten und Ostern wird ebenfalls passend dekoriert. Ein kleiner Weihnachtsbaum und Osterhasen sind fester Bestandteil. „Für manche ist das vielleicht lächerlich. Aber da mach ich mir nichts draus“, sagt er und muss selber ein wenig schmunzeln. Es freut ihn, welche Verblüffung er jedes Mal erntet, wenn jemand sein Zimmer das erste Mal betritt. „Dann gehen sie direkt auf den Tiger und den schwarzen Panther drauf zu. Das sieht gut aus! Auf meine Bude sind auch alle ganz stolz. Bin eben nicht so ein Typ wie die anderen!“ wohnwerken.de_Ausgabe 03

Eigentlich hatte Klaus-Dieter mal Bergmann werden wollen, unter Tage arbeiten, so wie sein Vater. „Damals war ich zu klein, und die haben mich nicht genommen. Schade!“ Also absolvierte er eine Ausbildung zum Schweißer und verpflichtete sich anschließend für drei Jahre bei der Bundeswehr. Mit 19 „musste“ er heiraten. Das erste von fünf Kindern war unterwegs. „Da kam eins nach dem anderen. War alles ‘n Fehler. Wir waren ja noch so jung!“ Insgesamt sei er sechseinhalb Jahre verheiratet gewesen. Er war viel auf Montage unterwegs. Dann kamen Schulden, Kredite, Trennung, Versöhnung, Scheidung, schiefe Bahn, Knast und Obdachlosigkeit …

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Fachkrankenhaus für die Seele

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Die Reihenfolge lässt sich nicht mehr genau festmachen. Auf jeden Fall: „Von Alkohol war damals noch gar keine Rede. Zwischendrin hatten wir ‘nen Versöhnungstermin. Haben wir aber beide nicht durchgehalten.“ Als er mitkriegte, dass seine Frau fremdging, während er auf Montage unterwegs war, sei bei ihm Feierabend gewesen. Nein, zu den Kindern habe er lange schon keinen Kontakt mehr. Sie leben alle in Essen. „Ich bin da jetzt drüber weg. Nur wenn ich mir die alten Bilder angucke ...“ Klaus-Dieter Schiemann entweicht ein kurzes Stöhnen. O

Der Stammsitz des 1862 von Dr. med. Ferdinand Wahrendorff gegründeten Klinikum Wahrendorff liegt mit den beiden Standorten Ilten und Köthenwald zwölf Kilometer östlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover in der Stadt Sehnde. Mit der Psychiatrisch-Psychosomatischen Klinik in Celle betreibt das Klinikum Wahrendorff ein zweites Krankenhaus. Das Gesamtklinikum verfügt über 344 Krankenhausbetten und 275 teilstationäre Plätze. In den differenzierten Heimbereichen finden mehr als 1.090 Bewohner eine individuelle und fachlich anspruchsvolle Versorgung. Die Kliniken bieten ambulante, teilstationäre und vollstationäre Versorgung in der Akutpsychiatrie, Psychoso-


Große Einrichtung der Eingliederungshilfe Die Eingliederungshilfe ermöglicht Wohn- und Lebensperspektiven für Menschen mit seelischen, geistigen und / oder Mehrfachbehinderungen in Hannover und der Region. Das Klinikum Wahrendorff ist mit 1.500 Mitarbeitern der größte regionale Arbeitgeber und mit mehr als 100 Ausbildungsplätzen einer der wesentlichen Ausbildungsbetriebe in der Region. Seit seiner Gründung befindet sich das Klinikum Wahrendorff in privater Trägerschaft und ist eine der größten privaten Psychiatrie-Einrichtungen in Europa. wohnwerken.de_Ausgabe 03

rivat Bild: p

matischen Medizin und Psychotherapie.

Über die Autorin Eva Holtz studierte Architektur in Hannover. Nach dem Abschluss als Dipl.-Ing., kurzer Berufstätigkeit und mehrjähriger Familienpause (zwei Kinder) wagte sie den Seiteneinstieg in den Journalismus. Als freie Journalistin mit Schwerpunkt Bauen und Wohnen, Menschen und soziale Themen folgte eine jahrzehntelange, sehr vielfältige journalistische Tätigkeit. Inzwischen hat sich für sie die Familie – in Form von fünf Enkelkindern – wieder mehr in den Vordergrund geschoben. Doch die Leidenschaft für die oben genannten Themen ist geblieben. evaholtz@gmx.net

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Bild: Conde House Europe GmbH IMPRESSUM

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LIEGT IM TREND? WAS

Die ersten Leitmessen des Jahres, imm cologne und DOMOTEX, zeigten, was angesagt ist. Und lassen Ăźber die coolen Ideen einfach nur staunen.

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das klassische sofa ist out Bild: JOKA/Ă–sterreichische MĂśbelindustrie

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Fr체her standen Dreier- und Zweier-Sofa mit einem passenden Einzelsessel in den allermeisten Wohnzimmern. Die Familie auf den Sofas, der Vater auf dem Einzelsessel, alle mit dem Kopf in Blickrichtung Fernsehen. Zigaretten, Bier und Chips vollendeten den Samstagabend. Seither hat sich vieles ge채ndert. Die neuen Sofas, hier PLAZA, zeichnen sich vor allem durch Vielf채ltigkeit und Flexibilit채t aus. wohnwerken.de_Ausgabe 03


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Bild: Conde House Europe GmbH

Maximale Holzbearbeitungsqualität kombiniert mit innovativer Technik „Made in Japan“: TEN, das japanische Wort für Himmel, beschreibt das Konzept eines leichten, nahezu transparenten Designs: Leichtbauweise in Massivholz, herausragender Sitzkomfort und eine Vielzahl möglicher Kombinationen von Holzarten und Polstermaterialien.

let‘s be smart: mit dem ersten digitalen spiegel der welt


45 Bild: DGMK GmbH

DIRROR vereint intelligente Technik und edles Design. Das Gadget hilft seinem Nutzer in fast allen Lebenslagen: Per Touchscreen oder Sprachbefehl kann dieser tagesaktuelle Nachrichten, E-Mails, den Wetterbericht oder Börsenkurse abrufen. Dazu gibt es zeitgleich das eigene Spiegelbild zu sehen und die Lieblingsmusik zum Anhören. Mit großem hochauflösendem Farbdisplay, Touchscreen, integrierten Lautsprechern und Sprachsteuerung organisiert der smarte Spiegel spielend leicht den Alltag. Wird DIRROR mit der Haustechnik verknüpft, fungiert er als intelligente Schaltzentrale für Smart-Home-Anwendungen. Im ausgeschalteten Zustand oder im Stand-by-Modus ist der digitale Spiegel durch den Rahmen aus handgearbeitetem Holz eine echter Hingucker. Der digitale Spiegel verfügt in Größe S über einen 32-GB-Speicher, in den Größen M und L jeweils 128 GB. Aktuell ist das Gerät über das Microsoft-Betriebssystem Windows 10 nutzbar. wohnwerken.de_Ausgabe 03


ein name, wie er im buche steht

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Roulant heißt im Französischen „rollend“. Von der schlichten Form und Funktion einer Sackkarre inspiriert, hat Designer KAI STEFFENS ein mobiles Bücherregal kreiert, das ähnlich einer Transportkarre schwere Lasten – in diesem Fall Bücher – tragen und transportieren kann. Mit Hilfe robuster Stahlgummiräder lässt sich das Regal aus Eichenholz und gebürstetem Edelstahl mühelos von Lieblingsplatz zu Lieblingsplatz rollen. Dabei sorgt ein Riemen aus cognacfarbenem Büffelleder für einen stabilen Halt der Bücher und Zeitschriften.

Bild: less‘n‘more GmbH, Kirsty Pargeter – Fotolia.com


RADIS, Produzent von Möbeln in nordischem Design, stellt neue Varianten der beliebten Serie PIX, Sideboard und Regalsystem, vor. Der Designer Raul Abner hat minimalistisches Design und natürliche Materialien in verschiedenen Kombinationen eingefangen. Verwendet wird finnisches Sperrholz der Marke KOSKINEN aus Birke. 47

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Bild: Radis OÜ, alexbrylovhk - Fotolia .com


wie ein roter faden ...

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... durchziehen die Themen Natürlichkeit und Nachhaltigkeit auch Bodenbeläge, Teppiche und Co. Ein weiterer Trend ist das Beimischen natürlicher Materialien, die als Reste abfallen, wie zerkleinerte Schalen von Kakaobohnen, Reisschalen aus der industriellen Fertigung oder handgesenstes Almheu. LICO Bild: Deutsche Messe AG

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SCHĂ–N auf dem teppich bleiben! Bild: Deutsche Messe AG


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In Form von kleinen Ornamenten oder großflächigen Mustern spielen Geometrie und grafische Gestaltung derzeit eine wesentliche Rolle auf dem Boden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, vor allem bei den Teppichen und Teppichböden gibt es eine reiche Auswahl an farbenfrohen Dekoren oder sanften Ton-in-Ton-Abstufungen in hochwertigen Materialqualitäten, die zu unterschiedlichsten Einrichtungsstilen passen. RUG STAR by Jürgen Dahlmanns wohnwerken.de_Ausgabe 03


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edel glänzende kunstwerke fßr den boden ...

Bild: Deutsche Messe AG, TwilightArtPictures - Fotolia.COM


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... findet man bei den handgeknĂźpften Teppichen, meist in reiner Seide oder in Kombination mit anderen hochwertigen Materialien wie feinster Wolle. Oft stellen diese von Meisterhand geschaffenen Unikate fantasievolle Landschaftsmotive dar, die je nach Lichteinfall ihre Pracht auf unterschiedliche Weise entfalten, bis hin zu luxuriĂśs schillernden Texturen. Als Kontrast dazu liegen bei den Teppichen auch naturnahe TĂśne im Trend, die an das Farbspektrum von Sand, Stein und Erde erinnern. Studio Beate von Harten wohnwerken.de_Ausgabe 03


54 lesezeit 4 min Zurück zum INHALT

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MAMA 2.0 STATT HOTEL MAMA


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Bild: Hochschule Niederrhein

Text: Das Interview fĂźhrte Jutta Junge.

Wie wollen Studenten wohnen? Dieser Frage sind Studierende der Hochschule Niederrhein nachgegangen und haben erstaunliche Antworten gefunden. wohnwerken.de_Ausgabe 03


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Prof. Dr. Ingo Bieberstein lehrt im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein das Fach Marketing. Bild: privat

e t u o r l e t o H a j

m a M l e t o H j 0 . 2 a Mam


Die typische Studentenbude: etwas schmuddelig, ungemütlich und unaufgeräumt, nur mit dem Nötigsten möbliert, einem übervollen Schreibtisch – stimmt das Klischee, das sich hartnäckig seit den Siebzigern gehalten hat? In Rheydt, einem Stadtteil von Mönchengladbach, ist die Antwort darauf jetzt gefunden worden. Und sie fällt ganz anders aus, als so mancher denken mag. Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften unter Leitung ihres Professors Ingo Bieberstein haben umfangreiche Marktforschung betrieben und 500 Kommilitonen nach deren Wohnwünschen befragt. Anlass ist ein Neubau, den die städtische Kreisbau AG in der Nähe des Campus errichtet. wohnWERKen hat Professor Ingo Bieberstein nach den Ergebnissen des Projekts gefragt. wohnwerken.de_Ausgabe 03

Zunächst die berühmte Frage nach dem Ei und dem Huhn: Gab es zunächst die Initiative durch den Bauträger studentengerecht zu bauen oder wollten die Studenten endlich ein für sie passendes Wohnkonzept? Zuerst gab es das Grundstück, das einer neuen Bestimmung zugeführt werden sollte. Es stellte sich die Frage, wie das Viertel belebt werden kann und wie und ob man Studierende für das Wohnen in Uninähe gewinnen kann. Fakt ist, dass Studenten meistens von ihrem Wohnort aus zur Uni pendeln. Was muss also geboten werden, damit sie an den Studienort ziehen?

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Marktforschung war also der erste Schritt. Wie lauteten die Ergebnisse? Die Studenten von heute sind oft Nesthocker, sie wohnen meistens zu Hause. Die Gründe dafür liegen in den Kosten, aber auch darin, dass es einfach so bequemer ist. Zudem spielt

Bild: Auernhammer Wohlrab Architektur

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auch die Nähe zu den Freunden und zur Familie eine große Rolle. Für eine eigene Wohnung könnten die Befragten zwischen 200-300 Euro ausgeben. An bereits vorhandenen Wohnheimen stört vor allem der Lärm, Schmutz und der Zustand der Räume. Gab es für Sie Überraschungen bei der Befragung? Die Studierenden wollen viel eher in eine eigene Wohnung als in eine WG ziehen. Und sie brauchen Unterstützung, z. B. in Form eines Hausmeisterservices, sie wollen quasi „Convenience Wohnen“. Gefragt sind zusätzliche Leistungen, wie Reinigungs-, Wäscheund Umzugsservice, Fahrradoder Rollervermietung sowie Car-Sharing. Das liegt nicht


zuletzt daran, dass die meisten, die ein Studium aufnehmen, aufgrund des G8-er Abiturs noch sehr jung und einfach überfordert sind, wenn sie aus dem geschützten Elternhaus herauskommen.

Die umfangreichen Ergebnisse der Befragung wurden in zwei Ideen zusammengefasst. Können Sie diese kurz umreißen? Entstanden sind zwei Marken: MAMA 2.0 und ALL INN. Beide

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Bild: Kreisbau AG

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Bild: Auernhammer Wohlrab Architektur

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haben das gleiche Angebot: Die Uninähe, Pendeln entfällt, dadurch lässt sich ein neuer Freundeskreis aufbauen und neue Kontakte können geknüpft werden, der Servicegedanke wird stark in den Vordergrund gestellt – Wohlfühlatmosphäre inklusive. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Gemeinschaftsflächen, Lounges, Partylocations usw. Die Vermarktung sollte über die sozialen Medien erfolgen, z. B. über Facebook. Es ist aber ebenso wichtig, klassi-

sche Medien, u. a. Plakatwerbung, mit einzubeziehen und die Kommunikationskanäle zu kombinieren. Lassen sich diese Ergebnisse auf andere Universitätsstädte übertragen? Jein. Hier vor Ort gibt es wie in anderen großen Universitätsstädten keinen übergroßen Bedarf an studentischem Wohnraum. Die Studierenden können wählen. Deshalb werben wir dafür, an diesen Standort zu kommen.


Bild: MEV

Was sagen diese Ergebnisse über das das Wohnen und Leben jüngerer Leute aus? Man kann zumindest einige interessante Entwicklungen ableiten. Wo früher die WG, die Gemeinschaft, im Vordergrund stand, geht es heute um die Individualisierung. Vielfach wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff „Cocooning“ genannt. wohnwerken.de_Ausgabe 03

Nach Ihrer Einschätzung, aus dem konkreten Projekt und auch aus der Zusammenarbeit mit jungen Leuten: Wie wird sich das Wohnen und Leben in der Zukunft gestalten bzw. verändern? Die jungen Leute setzen wertemäßig wieder eher auf Tradition. Sie wollen sich früh ihr eigenes Nest bauen, ihren eigenen Wohnraum schaffen. Was eigentlich der Entwicklung am Arbeitsmarkt entgegensteht, wo immer mehr Flexibilität verlangt wird. O

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Das Projekt und die Initiatoren

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Das 2.500 m² große Grundstück liegt in Rheydt, am Rheydter Ring, nur einen Kilometer vom Unicampus entfernt. Mit einem Investitionsvolumen von 9,7 Mio. Euro werden 5.500 m2 Wohnund Nutzfläche entstehen, wie Hans-Jürgen Meisen, Vorstand der Kreisbau AG, erklärt. Dazu gehören neben Studentenapartments,

Wohngemeinschaften, geförderte und frei finanzierte Wohnungen auch Räumlichkeiten für die Musikschule und Volkshochschule. In diesem Monat beginnen die Abrissarbeiten auf dem Grundstück; die Fertigstellung ist für 2018 geplant. Hans-Jürgen Meisen sieht für die Zukunft des Wohnungsbaus Herausforderungen in

Bild: Auernhammer Wohlrab Architektur


Bild: Erwin Wodicka - Fotolia.com

einer flexiblen Nutzung und Gestaltung von Wohnraum. Denkbar sei z. B. das Zusammenfügen von Apartments zu einer größeren Wohneinheit bzw. die Aufteilung von größeren Wohnungen in kleinere Einheiten. Auch barrierefreie Konzepte müssen nach seiner Auffassung einbezogen werden. Neue, gute Grundrisse seien gefragt. „Und wir müssen uns fragen, wie wir bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen können und wie wir die steigenden Nebenkosten in den Griff bekommen“, so der Experte.

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Die Architekten Den ersten Platz des Architekturwettbewerbs „Experimenteller Wohnungsbau / Studentisches Wohnen Mönchengladbach-Rheydt – Revitalisierung der Innenstadt durch den Neubau eines multifunktionalen Stadtbausteins“ gewann das Architekturbüro Auernhammer Wohlrab Architektur aus München.

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Bild: olly - Fotolia.com

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IMPRESSUM


W hnungen

für Fahrradfahrer Mit dem Cykelhuset Ohboy entsteht in der schwedischen Stadt Malmö ein Wohngebäude, das sich der urbanen Mobilität per Fahrrad widmet. Und das in aller Konsequenz: Es ist das erste Gebäude in Schweden, das bis auf einen einzigen Behindertenparkplatz vollständig auf Stellplätze für Autos verzichtet. Dafür musste ein eigenes Mobilitätskonzept entwickelt werden. Gerade wurde das Gebäude eröffnet. Text: Detlef Stoller Bilder: Hauschild + Siegel Architecture

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In

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der schwedischen Stadt Malmö ist gerade das Paradies für Liebhaber der Mobilität auf zwei Rädern entstanden. Das Cykelhuset Ohboy ist ein Wohnhaus, das konsequent auf die Bedürfnisse der urbanen Fahrradmobilität zugeschnitten ist. Das Biker­ paradies hat sieben Etagen und bietet Platz für 55 Wohnungen und 33 Motel-Zimmer. Die schwedische 300.000-Einwohner-Metropole gilt als die fahrradfreundlichste Stadt Schwedens. An 28 Kreuzungen genießen die Biker Vorfahrt, das Rad­wegeNetz ist mit rund 500 Kilome­

tern bestens ausgebaut. Es gilt das kommunalpolitische Ziel, dass bis 2018 jede dritte inner­ städtische Fahrt mit dem Fahr­ rad zurückgelegt wird.

Einkauf per rad bis zum Kühlschrank Nun also der Schritt hin zur fahrradfreundlichen Architek­ tur. „Man kann mit seinem Fahr­ rad direkt in sein Apartment gelangen“, betont Cord Siegel vom deutsch-dänisch-schwedischen Architekturbüro Hauschild + Siegel, das Cykel­ huset Ohboy entworfen hat. „Wenn man etwas einkauft,


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Bild: Nils Hendrik Muller/cultura - Corbis


68 Blick aus einem – natürlich runden – Fenster im Cykelhuset Ohboy.

kann man es bis zu seinem Kühlschrank transportieren.“ Dazu dient ein großzügig dimensionierter Aufzug, mit dem man das Fahrrad sehr bequem bis zur Wohnung mitnehmen kann. Besonders pfiffig: Wie in einem Kranken­ haus öffnen sich die Aufzug­ türen zu beiden Seiten. Eben­ falls durchdacht: Die Gänge

und Flure im Gebäude sind breit, damit sich die vielen Biker mit ihren Rädern nicht ins Gehege kommen. Auch Transporte mit Lasten­rädern passen problemlos durch die Flure. Gut für Lieferanten: Zu jeder Wohnung gehört eine Paketbox, in welche Einkäufe oder Retouren deponiert wer­ den können.


Wandhalterungen für die Räder Die 55 Wohnungen sind für ein bis vier Personen konzipiert und haben ein bis fünf Zim­ mer. Alle bieten einen großen Balkon, um das Fahrrad sicher zu parken. Auch sind in den Wohnungen Wand-Halterungen montiert, um Fahrräder platzsparend zu verstauen. Alternativ kann das eigene Fahrrad direkt vor der Haustür im Laubengang angeschlossen oder sicher im Fahrrad-Abstellraum im Erd­ geschoss verwahrt werden. Alle Bewohner können sich jederzeit Fahrräder unterschiedlichster Größe und wohnwerken.de_Ausgabe 03

Bauart ausleihen. Besonders praktisch, wenn überraschend Besuch vorbeischneit und auf eine Führung durch die dritt­ größte Stadt Schwedens per Bike pocht. Eine kleine Fahr­ radwerkstatt im Cykelhuset Ohboy garantiert dafür, dass Defekte am Rad schnell repa­ riert werden.

Umfassendes Mobilitätskonzept Das Cykelhuset Ohboy ist mehr als nur eine hübsche Idee, es ist ein umfassendes, ganzheitliches, zukunftswei­ sendes Mobilitätskonzept. Denn in Schweden gilt der 1952 erlassene Auto-Stellplatz­

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tion über einen Zeitraum von zehn Jahren auf seine Wirk­ samkeit überprüft wird.

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schlüssel für innerstädtische Wohngebäude. Das Cykelhuset Ohboy wird das erste Gebäude in Schweden sein, das die Parkeringsnorm 0 erfüllt. Was bedeutet, dass nur ein einzelner Behinderten­ parkplatz errichtet wird. Auf die Schaffung weiterer Stell­ plätze wird bewusst verzichtet. Um trotzdem eine Baugeneh­ migung zu erhalten, mussten die Architekten ein dem Stell­ platzschlüssel gleichwertiges Mobilitätskonzept vorweisen, das im Rahmen einer Evalua­

Lage erleichtert den Autoverzicht Mieter im Cykelhuset Ohboy erhalten eine Mitgliedschaft beim Car­ sharing-Anbieter Sunfleet und eine Monatskarte für den öffentlichen Personen-Nahverkehr. Gleich neun Car­s haring-Stationen befinden sich im Umkreis von 500 Metern um das Cykelhuset Ohboy. Die Lage des Gebäu­ des macht den Autoverzicht leicht. Es sind mit dem Fahrrad gerade einmal drei Minuten bis


Bild: privat

zum 1.400 Meter entfernten Hauptbahnhof. Die nächste Bushaltestelle befindet sich praktisch vor der Haustür und im unmittelbaren Umfeld gibt es diverse Supermärkte, Bars und Restaurants. O

l- , e k y mö C im Mal h c n alle i u s y Be hbo s für n Ei et O die a s hu Par ans. f dem rrad Fah

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ÜBER DEN AUTOR Detlef Stoller ist Jahrgang 1960, hat Photoingenieurwesen studiert und eine Ausbildung zum Fachjournalist für Umweltfragen absolviert. Seit 1994 arbeitet er als freier Wissenschaftsjournalist unter anderem für das ZDF/ 3Sat, WDR Hörfunk und TV, Deutsche Welle TV, Deutschlandfunk, VDI-Nachrichten, taz, Rheinischer Merkur, Kölner Stadt-Anzeiger. wohnwerken.de_Ausgabe 03

Seit 2013 arbeitet Stoller für das Online-Portal www.ingenieur.de. Detlef Stoller ist Autor des Wissenschaftsthrillers „Aqua Acida“, erschienen im Schardt-Verlag in Oldenburg. Stoller ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Leverkusen. Online ist Detlef Stoller zu erreichen unter www.detlef-stoller.de


WIE PRÄGEN

E M O N O T U A E G U E Z R F A H DER DIE STÄDTE ZUKUNFT?

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Text: Johannes Schnurr/Mathias Mitteregger

Welch ein Hype um die Google Cars und Teslas! Um die Frage, was selbststeuernde Autos dürfen und können. Und schließlich, wann sie endlich auf den Markt kommen. Doch ein Aspekt wird vernachlässigt: Was werden diese Autos mit unseren Städten machen?

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lesezeit 3 min Bild:Daimler und Benz Stftung/expressiv.at


AVENUE21 heißt ein

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Forschungsprojekt, bei dem ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der Frage nachgeht, wie sich europäische Städte durch das autonome Fahren entwickeln werden. Und umgekehrt: welchen Einfluss Stadtstrukturen auf die Entwicklung des autonomen Verkehrs nehmen. „Das autonome Fahren, so unsere These, wird die Morphologie der Städte, die Art der Stadtgesellschaften und die urbane Governance entscheidend verändern“, stellt Mathias Mitteregger von der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien fest.

Im Fokus: London, Wien, Randstad Zunächst sollen die Siedlungsstrukturen von drei europäische Metropolregionen intensiv untersucht werden: London, Wien und die Randstad, ein Ballungsgebiet im Westen der Niederlande, das rund 20 Prozent der Landesfläche einnimmt. „Es liegt uns daran, die Wirkungsbeziehungen von autonomem Fahren und Stadt nicht auf einem weißen Blatt oder in stark reduzierender Vereinfachung zu sehen, sondern von konkreten lokalen Bedingungen auszugehen.“ Ausgehend von diesen konkreten Rahmenbedingun-


gen, die auch bis weit in die Zukunft eine stabile Größe darstellen, soll untersucht werden, welche konkreten Szenarien für die Zukunft zu erwarten sind. Darüber hinaus werden sogenannte Vorreiterregionen – etwa San Francisco, Singapur oder Tokio –, in denen autonomes Fahren bereits intensiv gefördert wird, über die gesamte Projektlaufzeit hinweg eingehend beobachtet.

Wandel des städtischen Lebens „Wir analysieren, wie sich die breite Anwendung digitaler Verkehrstechnologien auf das städtische Leben beziehungsweise auch auf das Verhältnis wohnwerken.de_Ausgabe 03

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n: w o r B c Do n o v t r e tos u Inspiri A e d ahren f t s b l e ben S e L r e s un werden fünf r e i H . ern hen) a n veränd ( r e us d a e l l e d Mo t. Zukunf


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zwischen Stadt und Umland auswirken“, so Mitteregger. Dabei gehe es sowohl um bauliche Strukturen als auch um die Frage, wie sich der grundlegende Wandel durch das autonome Fahren auf das gesellschaftliche Gefüge des öffentlichen Raums auswirken kann. Das neue Forschungsvorhaben wird im Rahmen

des Formats „Ladenburger Kolleg“ der Daimler und Benz Stiftung gefördert; es ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren hin ausgelegt und mit rund 440.000 Euro pro Jahr ausgestattet. Der Diskurs gerade auch mit einer breiten Öffentlichkeit ist dabei ein wesentliches Anliegen des Forschungsprojekts. O

„Unser Beitrag an der beginnenden Debatte um die Auswirkungen autonomen Fahrens auf Stadt- und Stadtgesellschaft muss sein, die sehr allgemeinen Annahmen möglicher Auswirkungen, die international vorgebracht werden und in dieser frühen Phase häufig noch so abstrakt sind, dass sie auch global anwendbar scheinen, durch die konkreten Bedingungen europäischer Städte zu ersetzen. Wir sehen, dass die drei Regionen der Großraum London, die Randstad und die Metropolregion Wiens sich zum Beispiel mit dem Auto in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Hier wird der doch sehr große Handlungsspielraum sichtbar, der in Steuerung und Planung gegeben war und wieder sein wird.“ Dr. Mathias Mitteregger von der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien, Koordinator des Projekts


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Bild: TU Wien

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„Zudem sind die spezifischen Siedlungsstrukturen in ihrer räumlichen Dynamik sowie im Zusammenspiel von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen und Planungskulturen zu verstehen.“

„Die strukturellen Voraussetzungen im Bereich der Governance von Mobilität und Siedlungsentwicklung der drei Regionen unterscheiden sich doch recht deutlich. Die Möglichkeiten der Steuerung werden folglich wesentlich durch ihren jeweiligen institutionellen Kontext bedingt.“ Andrea Stickler schreibt ihre Dissertation zum Thema Urbane Governance.

Bild: TU WIen

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Bild: TU Wien

Emilia Bruck beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit Fragen der Stadtentwicklung.


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Bild: TU WIen

„Mein Fokus ist die zentrale Größe der Erreichbarkeit, in der sich Handlungsspielräume an Wohn- und Arbeitsstandorten ablesen und – das interessiert mich persönlich besonders – auch simulieren lassen. Wir können so einen Blick darauf werfen, was Menschen an einem gewissen Ort tun können und, als Folge, wen sie dabei treffen können.“ Aggelos Soteropoulos ist der dritte Doktorand, der sich aus der Perspektive der Mobilitätsforschung mit dem Thema beschäftigen wird. wohnwerken.de_Ausgabe 03


Die f체nf teuersten Luxusimmobilien der Welt ... 80

die einen neuen Besitzer suchen. Sind Sie auf der Suche nach einem neuen Dach 체ber dem Kopf? Ab 84 Millionen Euro sind Sie dabei. Text und Bilder: LuxuryEstate.com

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Bild: MEV, privat

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Paradiesische Villa mit Privatstrand für 186 Millionen Euro in Florida

Man wird ja wohl mal träumen dürfen. Von einem Golfplatz, Privatstrand 82

und einem neun Fußballfelder großen Grundstück – für 186 Millionen Euro können Sie die teuerste Immobilie der Welt erstehen. Hier die fünf teuersten Immobilien, die aktuell zum Verkauf stehen*:

Mehr als 80 Zimmer, Wasser so weit das Auge reicht und eine beeindruckende Gartenoase – die teuerste Immobilie der Welt Gemini verfügt über alle Annehmlichkeiten, die man sich von einem luxuriösen Traumhaus wünscht. Für stolze 186 Millionen Euro kann das an der Atlantikküste Floridas gelegene, tropische Juwel zum neuen Zuhause werden. Das 64.000 m² große Grundstück umfasst neben dem gigantischen Haupthaus, Basketball- und Tennisplatz, Gästehaus, Pool und sogar eine private Golf­a nlage. In der 8.000 m² großen Villa muss sich keiner um das Badezim-


mer streiten: Es befinden sich knapp 50 Bade- und mehr als 30 Schlafzimmer, diverse Essund Wohnräumen sowie eine Küche im Komplex. Die Lage auf der Insel Manalapan, einer vorgelagerten Insel südlich von Palm Beach, ermöglicht Zugang zu reichlich Wasser: So führt ein mit Dünen gesäumter, privater Strandabschnitt direkt zum Atlantischen Ozean. Ein wahrer Inseltraum! wohnwerken.de_Ausgabe 03

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Renaissance-Villa mit Geheimtunnel und Theater für 130 Millionen Euro in Florida

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Gleich und gleich gesellt sich gern: Unweit der teuersten Immobilie der Welt befindet sich eine mediterrane Luxusvilla, die mit ihrem Verkaufswert von 130 Millionen Euro den zweiten Platz der weltweit teuersten Luxusimmobilien einnimmt. Die im Jahr 1930 von Architekt Maurice Fatio entworfene Renaissance-Villa Il Palmetto besteht aus einer Reihe von Pavillons, die durch Kreuzgänge miteinander verbunden sind. Neben 14 Bade-

und 10 Schlafzimmern erstreckt sich die großzügige Eingangshalle auf gleich zwei Etagen. Besonders eindrucksvoll ist die aus dem 16. Jahrhundert stammende, geschnitzte Decke im Esszimmer. Das Hauptanwesen wird neben den Wohnräumen mit der Küche des Küchenchefs, einem Theater, einem holzverkleideten Billardraum und einer Bibliothek ergänzt. Im eindrucksvollen Kalkstein-Weinkeller finden bis zu 20.000 Flaschen ihren Platz. Ein privater, unterirdischer Tunnel unter dem fünf Hektar großen Anwesen führt zum eigenen Strandhaus, an dem sich das klare Wasser des Infinity-Pools mit dem türkisfarbenen Wasser des Atlantiks mischt.


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Luxusranch mit Reithalle und Weideplätzen für 119 Millionen Euro in Kalifornien Auch der dritte Platz geht an ein amerikanisches Traumhaus: Auf dem 237 Hektar großen Anwesen Rancho San Carlos im US-Bundesstaat Kalifornien liegt eine 119 Millionen Euro schwere Luxusimmobilie, die kaum grüner und idyllischer sein kann. Das auf einem grünen Hügel gelegene, weitläufige Herrenhaus im Monterey-Kolonialstil umfasst auf 2.700 m² mehr als 30 Zimmer, die sich u. a. auf zehn Badezimmer und zwölf Schlafzimmer verteilen. Die wohnwerken.de_Ausgabe 03

Unterteilung der Wohnräume auf verschiedene Flügel schafft genügend Platz für Privatsphäre und Ruhe und ermöglicht eine außergewöhnliche Aussicht auf die umliegenden Obstgärten und Weideplätze der Pferde. Sportliche Aktivitäten lassen sich hier nicht nur in der Indoor-Sporthalle umsetzen, sondern auch auf den zahllosen Reitplätzen und in der Reithalle. Platz für Gäste bieten zehn Wohn-Cottages, die sich auf dem Gelände verteilen.

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Europas teuerstes Schloss im Kolonialstil für 95 Millionen Euro in Cannes

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Diese Luxusimmobilie im Kolonialstil ist nicht nur das teuerste Schloss Europas, sondern auch die viertteuerste Immobilie der Welt. Für 95 Millionen Euro lässt das pompöse Schloss an der Küste Cannes mit seinen 15 Bade- und Schlafzimmern auf 2.000 m² Wohnfläche keine Wünsche offen. Darüber hinaus bietet das 24.000 m² große Anwesen einen Tennisplatz und eine weitläufige botanische Gartenanlage. Highlight des Anwesens ist der vor den imposanten Eingangsstufen des Schlosses angelegte Springbrunnen. Swimmingpools im Innen- und Außenbereich dürfen hier natürlich nicht fehlen.


Moderne Villa mit prominenter Nachbarschaft für 84 Millionen Euro in Kalifornien Bei der Villa Du Soleil handelt es sich um eine der prächtigsten Villen in Los Angeles, deren Anwesen sich auf fast drei Hektar in den Holmby Hills erstreckt – einem der exklusivsten Wohnviertel im Westen von Los Angeles. Die Luxusimmobilie wurde in den 1930er Jahren vom kalifornischen Architekten Paul Williams entworfen, der bei der ikonischen 60-Zimmer-Residenz klassische Archi-

tekturelemente mit modernem Design verband. Neben der 2.800 m² großen Immobilie umfasst das Anwesen ein luxuriöses Badehaus und ein eigenes, 6.000 m² großes Kino. Die offene Architektur ermöglicht seinen Bewohnern einen atemberaubenden Ausblick auf das Gelände und dessen Prominente Nachbarn, wie die amerikanische Komikerin Ellen DeGeneres. O

*Bei den vorgestellten Immobilien handelt es sich um Luxusimmobilien, die auf LuxuryEstate.com mit einem konkreten Verkaufspreis zum Verkauf stehen. wohnwerken.de_Ausgabe 03

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Bild: Miredi - Fotolia.com


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LEIDENSCHAFT BRETTSPORT

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Sommer 2015. Wir sind zurück aus dem Surfurlaub in Spanien. Im Gepäck haben wir eine Idee, die wir unbedingt umsetzen wollen. Wir? Das sind Alex und Valentin. Zwei Jungs, die den Brettsport lieben. Surfen, Snowboarden, Skifahren, Longboarden und was man noch so machen kann mit Brettern unter den Füßen. Text und Bilder: Valentin Scholz/Alexander Falk


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NUR EIN PROBLEM gibt es mit dem gelieb-

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ten Brett­sport: Die Piste oder der Strand sind nicht immer in der Nähe und die deutschen Straßen sind nicht immer trocken. Die Lösung ist ein Balance Board. Um auch mal an verregneten Tagen im Wohnzimmer zu „surfen“. Doch was kann man auf so einem Balance Board eigentlich alles machen?

Funsport und Fitness in einem Das Balance Board ist Funsportund Fitness-Gerät in einem. Wer gerne ein Bredd unter den Füßen hat, das schon immer einmal ausprobieren wollte oder aber einfach nur etwas für seine körperliche Verfassung tun möchte, ist hier genau richtig. Zunächst einmal gilt: Gleichgewicht halten. Das

ist die Grundlage des Sports, der anfangs alles andere als einfach zu sein scheint. Aber keine Angst, es gibt diesen einen Punkt, da macht es „Klick“ im Kopf und dann ist es wie Fahrradfahren – man denkt nicht mehr über das Gleichgewicht nach, sondern steht wie selbstverständlich auf dem Bredd. Wer es so weit schafft, hat bis dahin schon einiges für seine Tiefenmuskulatur getan und merkt das auch am nächsten Morgen nach einer Trainingssession. Man spürt Muskeln, von denen man gar nicht geahnt hat, dass es sie gibt. Und genauso soll es auch sein, denn genau diese Muskeln sorgen für eine gute Haltung und Stabilität im ganzen Körper und beugen Verletzungen und Beschwerden durch Kräftigung vor. Ganz nebenbei wird der Gleichgewichtssinn geschärft. Ein Effekt, den man am nächs-


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Das Beste ist, man kann zu Hause trainieren oder bei schönem Wetter auch mal im Park.

ten Morgen nicht schmerzhaft zu spüren bekommt, der aber genauso wichtig ist und sich besonders bei der nächsten Skiausfahrt, beim nächsten Wellenritt oder bei anderen sportlichen Aktivitäten bemerkbar macht. Aber genug von Funktionalität und Nutzen erzählt. In erster Linie soll das Bredd Spaß machen! Drehungen, Sprünge oder Haltefiguren aller Art sind möglich und das Beste ist, man kann zu Hause trainieren oder bei schönem Wetter auch mal im Park.

Wie das „Bredd“ entstand Umgesetzt haben wir unsere Idee in der heimischen Werkstatt. Was zuerst entstand, war denkbar simpel: ein Holzbrett auf einem Rohr. Schnell war jedoch klar, dass die Möglichkeiten dieser Ausführung sehr begrenzt sind

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Die handwerkliche Arbeit in der Werkstatt ist eine willkommene Abwechslung zum Büffeln an der Uni.

und der Spaß auf diesem Provisorium auch seine Grenzen hat. Es folgten unzählige Stunden des Tüftelns. Viele verschiedene Materialien wurden getestet, das Ganze soll ja schließlich robust und sicher sein, und vor allem einwandfrei funktionieren. Alles in allem nicht so einfach, wenn man einen gewissen Anspruch an das hat, was man tut. Was bei der Tüftelei entstand, ist das Bredd. In unserer kleinen Werkstatt mitten im Stuttgarter Süden bauen wir die Balance Boards in Hand­ arbeit auf Anfrage. Jedes Stück ist also ein Unikat und auch nach schon einigen gefertigten Breddern freuen wir uns immer noch über jedes Exemplar, das frisch lackiert und fertig zum Versand im Trockenregal liegt. Bis es so weit ist, gibt es jedoch einiges zu tun. Fräsen, schleifen, Farbe aufbringen und lackieren, heißen die Schritte im Groben.


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N E T G E BEW In der Praxis braucht das alles seine Zeit, die wir uns aber sehr gerne nehmen. Wir empfinden es als Luxus, unsere eigene Idee umsetzen zu können und damit auch noch Leute zu erreichen. Das ist uns der Zeitaufwand in jedem Fall wert.

Handwerk als Ausgleich zum Studium Hauptberuflich sind wir Studenten der Verpackungstechnik. Die handwerkliche Arbeit in der Werkstatt ist da eine willkommene Abwechslung zum Büffeln an der Uni. Das Gelernte half aber auch bei der Umsetzung und Entwicklung. Materialkunde, Design und natürlich die Verpackungsentwicklung sind Elemente des Studiums, die in unser Produkt wohnwerken.de_Ausgabe 03

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einfließen. Außerdem sind Langlebigkeit, Wertigkeit sowie Nachhaltigkeit wichtige Kriterien für das Bredd und seine Verpackung, die komplett aus Wellpappe

besteht und zu 100 % recycelt werden kann. Bei Bredd und Rolle haben wir uns für Holz als Ausgangsmaterial entschieden, da es ein natürlicher, nachwachsender und


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N E T G E BEW CO2-neutraler Werkstoff ist.

Wie geht‘s weiter?

In Zukunft wollen wir uns noch ein bisschen mehr auf unser kleines Unternehmen konzentrieren. Im Sommer haben wir hoffentlich den Bachelor in der Tasche und damit mehr Zeit, uns unseren Breddern zu widmen. Der Plan heißt dann: noch öfter fräsen, schleifen, Farbe aufbringen und lackieren. Immer vorausgesetzt natürlich, es gibt noch ein paar Balance-Board-Begeisterte da draußen, für die wir uns in die Werkstatt stellen dürfen. O Bredder in Aktion und Perfektion: Valentin un Alex zeigen d , wie es geh t.

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Über die Autoren Alex (re.) und Valentin (li.) sind Gründer von Bredder GbR, einem kleinen Unternehmen, das in Handarbeit Balance Boards herstellt. Die 23-jährigen Studenten aus Stuttgart wollen der Allge-

meinheit ihre Leidenschaft, den Brettsport, näherbringen und liefern mit dem Balance Board den perfekten Einstieg dafür. Als Studenten der Verpackungstechnik haben sie viel über Umweltauswir-


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Bilder: Bredder GbR

kungen von Produkten und Verpackungen gelernt. Lang­ lebigkeit, Wertigkeit und die Auswahl nachhaltiger Werkstoffe sind aus diesem Grund die Eckpfeiler der Philosophie von Bredder. wohnwerken.de_Ausgabe 03

www.bredder-balance.de www.facebook.com/ bredderbalance www.instagram.com/ bredder_balanceboards


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lesezeit 5 min IMPRESSUM Bild: Rasmus Schübel, MEV

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Hubschrauberpilotin – Beruf und Berufung Text: Sabine Bühlmann Bilder: Rasmus Schübel

Hubschrauberfliegen – das ist schon eine besondere Art der Fortbewegung. Wie Sabine Bühlmann auf die Idee kam, es auszuprobieren und was daraus geworden ist ... wohnwerken.de_März 2017


Die häufigste Frage, die

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mir gestellt wird: „Wie bist Du denn zum Hubschrauberfliegen gekommen?“ Die Antwort ist eine einigermaßen kuriose Geschichte. Der 7. Mai 2000 war ein wunderschöner Tag im westfälischen Wadersloh und die Gewerbeschau lockte viele Besucher an. Vielleicht auch, weil ein dunkelblauer Hubschrauber alle paar Minuten zu einem Rundflug startete, damit möglichst viele Einheimische Haus und Hof einmal von oben sehen konnten. „Oh, dieser Heli – er macht hier noch die Pferde scheu!“ schimpfte ich damals, als ich mit meiner Freundin am Pferdestall stand uns dieser Krachmacher zum x-ten Mal über die Weiden zum Landeplatz schwebte. Meine Freundin entgegnete: „Ach, reg Dich nicht auf – probier es doch auch mal, es ist toll, in der Luft zu sein! Und der Pilot ist echt eine Sahneschnitte!“ Doch ich

war nicht auf der Suche nach einem hübschen Piloten. Vielmehr wollte ich wissen, wie man einen Hubschrauber mit mehr als 8 Metern Rotordurchmesser punktgenau auf einen kleinen Asphaltplatz am Rande des Dorfs landen konnte. Ich beschloss also, mir das aus der Nähe anzusehen – und traute mich zum ersten Mitflug. Die ersten Sekunden nach dem Start werde ich nie vergessen.


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„Oh, dieser Heli – er macht hier noch die Pferde scheu!“

Es ging in die Luft – aber ganz sanft und erstmal nur etwa 1 Meter hoch – Schwebeflug! Ich war fasziniert und der fünfminütige Rundflug war natürlich viel zu schnell vorbei. Nach der Landung kamen schon die nächsten Passagiere und ich musste bis zur Tankpause warten, bevor ich den tatsächlich attraktiv aussehenden Piloten mit etlichen Fragen wohnwerken.de_Ausgabe 03

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löchern konnte. Eine davon war, ob ich nicht nach Ende des Rundflugtages den Hubschrauber zum Heimatstandort Ahlen begleiten durfte. „Das ist aber ein One-Way-Flug – wie willst Du denn wieder nach Hause kommen?“ „Ist mir egal und wenn ich laufe.“ Gesagt, getan – der Pilot machte eine kavaliersmäßige Landung auf dem Ahlener Flugfeld (damals noch mit kompletter Graslandebahn für Flugzeuge) und mir blieb der Mund offenstehen. Dann folgte die entscheidende Frage: „Und – willst du jetzt auch Pilot werden?“ „Ja“, entgegnete ich wie aus der Pistole geschossen „was muss ich dafür tun?“ „Du brauchst jemanden, der das bezahlt.“ Das war unbeschreiblich teuer! Dafür wusste ich keine Lösung, aber ich bekam den Hubschrauber auch nicht mehr aus dem Kopf.

Schnupperflug Im Internet fand ich einige Information und bald saß ich das erste Mal mit Fluglehrer in einem kleinen Schulungshubschrauber, um selbst in die Steuerung eingewiesen zu werden: Schnupperflug. Ich war restlos beeindruckt, wie fein und leicht so ein Hubschrauber zu steuern ist und bemühte mich, die Steuerorgane in der Luft möglichst ruhig zu halten, damit ein Geradeausflug zustanden kam, was mir als totaler Anfängerin natürlich kaum gelang. Und die Königsdisziplin Schwebeflug – auf Englisch auch „hovern“


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Von der „Fussgängerin“ zur Pilotin genannt – war eine Katastrophe: Eigentlich sollte ich in etwa 1 Meter über dem Boden schweben und den Hubschrauber weder vorwärts noch rückwärts oder seitwärts bewegen, aber die Interaktion zwischen kollektiver Rotorblattsteuerung (Pitch) und zyklischer Blattverstellung (Stick) bietet eine ähnliche Herausforderung wie spontanes Einrad-Fahren – es wackelt fürchterlich!

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An Ausbildungsbeginn war noch nicht zu denken, denn ich hatte noch nicht genug gespart. Bis dahin dauerte es noch weitere drei Jahre und ich begann vorab mit dem Sprechfunkzeugnis und der Theorieausbildung, weil man hier schon am Boden beginnen konnte, ohne gleich in teure Flugstunden zu investieren. Außerdem war ich begeisterte Rundflughelferin und immer gern dabei,

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wenn andere Menschen ihren ersten Flug genießen durften – ich wies die Helikopter zur Landung ein, öffnete Türen und schloss Anschnallgurte – alles für den einen Mitflug am Abend, am liebsten natürlich am Doppelsteuer, wo ich dann wieder fünf Minuten Geradeausflug üben konnte. Es folgte 2004 die Ausbildung zum Privatpiloten, gefolgt von direkter Teilnahme an deutschen Meisterschaften im Präzisionsflug. Ich kannte diese Wettbewerbe bereits als „Fußgänger“ – so nannte man die Möchtegern-Flieger, die aber noch keine Lizenz besaßen. Beim Deutschen Hubschrauberclub und Schweizerischen Helikopterverband absolvierte ich eine Ausbildung zum international anerkannten Sport-Schiedsrichter und hatte die feste Absicht, so bald wie möglich auch einmal als Besatzung im Cockpit teilzuwohnwerken.de_Ausgabe 03

nehmen. Diese Gelegenheit bot sich erstmals im Sommer 2004, sehr spontan nach Scheinerhalt zur Privatpilotin. Ein Wettbewerbs-Teilnehmer und Besitzer eines kleinen Helikopters bat mich, seine Maschine zum Wettbewerbsort zu überführen – das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Und meine Freundin wurde Copilotin, wir bekamen wie durch ein Wunder einige Sponsorengelder zusammen und unsere erste Wettbewerbsteilnahme verlief nach dem Motto „Dabei sein ist alles“! 2009 folgte die nächste große Herausforderung: der Berufspilotenschein, gefolgt von einer Tätigkeit als freiberufliche Rundflug-Pilotin im Raum Köln/Bonn. Der Einstieg in die gewerbliche Fliegerei war wunderbar, ich habe jeden Rundflug mindestens genauso genossen wie die Passagiere und wurde nicht müde, mit

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glänzenden Augen die Frage zu beantworten: „Wie funktioniert ein Helikopter überhaupt?“

Whirly Girls Es war für mich nur eine Frage der Zeit, bis ich Fluglehrerin werden wollte. Zuvor absolvierte ich einige Auslandsaufenthalte, u. a. in den USA, wo ich sehr viel über 112

Übrigens habe ich

Mitflügen mindestens drei weitere Personen mit dem „Hubschrauber­ virus“ infiziert ...

bei

Gebirgsflug, Außenlandungen und diverse Notlande-Verfahren gelernt habe. Seit über zehn Jahren bin ich daher mit den „Whirly Girls“ eng verbunden – das ist eine internationale Organisation von Hubschrauberpilotinnen, die in den USA ihren Sitz hat und weltweit Frauen unterstützt, im Helikoptercockpit ihren Arbeitsplatz zu finden. Inzwischen hat dieser gemeinnützige Verein


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N E T G E BEW Bild: Rasmus Schübel

knapp 2.000 aktive Pilotinnen als Mitglieder – alles Helikopter-Verrückte wie ich. Da fühle ich mich sehr zu Hause! Ende 2016 habe ich die Prüfung zur Fluglehrerin für Helikopter bestanden und freue mich jetzt sehr darauf, mein Wissen weiterzugeben und für weitere leuchtende Augen verantwortlich zu sein. Übrigens habe ich bei Mitflügen mindestens drei weitere Personen mit dem „Hubschraubervirus“ infiziert – sie sind inzwischen auch stolze Besitzer eines Privatoder Berufs­p ilotenscheins. Wer hätte das zu Beginn gedacht? Ein dickes Dankeschön geht an meine Familie und Freunde im Hintergrund – ohne gedankliche und tatkräftige Unterstützung, besonders in den heißen Lernphasen, hätte ich diese großartigen Träume nicht verwirklichen können. O

Über die Autorin Sabine Bühlmann, 42 Jahre, ist Berufspilotin Helikopter und selbstständige Organisationsberaterin. Viel unterwegs, aber immer noch im westfälischen Wadersloh zu Hause – hierzu tragen auch Haus, Hof und Pferde bei. www.sabinebuehlmann.com https://twitter.com/ Turbine369 https://www.facebook.com/ sabine.buehlmann.9 Kontakt: sb@sabinebuehlmann.com

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DIE CHEMIE MIT DEM AUTO STIMMT NICHT Alec Völkel, Sänger und Gründungsmitglied von The BossHoss, und sein Plymouth Barracuda werden leider nicht warm miteinander.

Text: Ingo Jagels

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Bild: The BossHoss


Eigentlich ist der Plymouth Barracuda von Alec Völkel ein echter Traumwagen für die Fans historischer Muscle-Cars: Baujahr 1970, V8-Motor, 450

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PS, top gepflegt, schweizer Erstzulassung, was sehr selten ist bei einem amerikanischen Oldtimer. Voller Vorfreude hat „Boss Burns“, so Völkels Künst-


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lername, den Wagen vor vier Jahren gekauft. Doch leider sind das Auto und der Musiker keine Freunde geworden: „Ich bin ja nicht

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r Bad Boys ode Hoss s s o B : s o h c a M ie hier zu W . g n i D r h i machen ist. ) n e h e s u z d n hĂśren (u

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Bild: The BossHoss


Kein Witz, er zickt nur rum, wenn ich damit unterwegs bin. Mittlerweile nehme ich das persönlich.

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esoterisch oder so veranlagt, aber irgendwie stimmt die Chemie zwischen uns beiden nicht“, erzählt der Musiker, der „gefühlte 20 Mal“ mit der Karre liegengeblieben ist. Denn seltsamerweise läuft der Ami wunderbar, wenn andere Leute am Steuer sitzen. „Kein Witz, er zickt nur rum, wenn ich damit unterwegs bin. Mittlerweile nehme ich das persönlich.“ Immer wieder hat Völkel den Plymouth in eine Spezialwerkstatt in der Berliner Classic Remise gebracht, alles wurde

durchgecheckt und repariert – und wenn er dann wieder losfährt dauert es nicht lange, bis wieder irgendetwas ist. „Es ist ziemlich nervig, wenn man so eine geile Karre hat und eigentlich richtig Bock drauf hat, aber immer wieder damit liegenbleibt.“

Warten auf den Abschleppwagen Und während eine Autopanne mitten im Berliner Stadtverkehr schon für Otto-Normalfahrer eine blöde Sache ist, muss es für jemanden mit Promi-Status besonders unangenehm sein. „Ich kann Dir sagen, es ist wirklich kein tolles Gefühl, wenn alle Leute denken, ‚Guck mal, die Pfeife von BossHoss will einen auf cool machen mit der dicken Karre‘ – und man steht


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Liebhaber alter Amis Mit seinen anderen Autos hat Boss Burns zum Glück keine Probleme, da sei „alles Bombe“. Er bezeichnet sich zwar nicht als Sammler, ist aber ausgesprochener Liebhaber amerikanischer MuscleCars. Neben dem Plymouth Barracuda stehen noch ein Ford Mustang und eine Corvette 4,2 in seiner Garage. „Diese Autos sind nicht zu schlagen im Design und in der Attitude. Neuwagen haben das nicht, das sind einfach wohnwerken.de_Ausgabe 03

nur Fortbewegungsmittel.“ Die alten Amis seien zwar wirtschaftlich alles andere als sinnvoll, aber das Autofahren sei damit ein Erlebnis. Völkel: „Jedes Mal, wenn ich mich in so eine Karre setze, denke ich, ‚geil, ich kann wieder fahren‘. Da spürt man noch was.“ Und riecht auch noch was: „Wenn ich mit dem Mustang fahre, rieche ich irgendwann selbst nach Benzin. Irgendwie ist das geil.“ O

blöde am Straßenrand und wartet auf den Abschleppwagen“, plaudert Völkel aus dem Nähkästchen. „Also, um es kurz zu machen: Das Auto ist zum Verkauf freigegeben.“

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Wenn ich mit dem Mustang fahre, rieche ich irgendwann selbst nach Benzin. Irgendwie ist das geil.


THE BOSSHOSS

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Alec Völkel gründete 2004 zusammen mit Sascha Vollmer und Michael Frick in Berlin die Band The BossHoss. Die Gruppe hatte 2005 ihren Durchbruch mit Interpretationen von Popsongs im CountryMusik-Stil. Im September 2015 veröffentlichte die Band mit „Dos Bros“ ihr siebtes Studioalbum, das Platz eins in den deutschen und österreichischen Albumcharts erreichte. Von 2011 bis 2013 war Völkel Jurymitglied bei der Castingshow „The Voice of Germany“.


Bild: privat

Über den Autor

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Ingo Jagels ist amz autohelden-Chefredakteur und Redakteur der Fachzeitschrift amz – AUTO MOTOR ZUBEHÖR. Er hat die prägenden Jahre seiner Kindheit auf den Rücksitzen (beziehungsweise auf der hinteren Mittelarmlehne!) diverser Autos mit Stern verbracht. Die damals entwickelte automobile Leidenschaft hält bis heute. Frei nach Loriot gilt das Motto: Ein Leben ohne Auto ist möglich, aber sinnlos. Besondere Begeisterung rufen bei ihm Oldtimer aller Art und der Rallyesport hervor. jagels@schluetersche.de

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E-BIKE

ohne Steckdose Es sieht schick aus, das Solarbike aus Dänemark. Totale Unabhängigkeit verspricht der Konstrukteur. Denn seine elektrische Tretunterstützung bezieht das Solarbike aus der Kraft der Sonne. 122

Bild: Jörg Vollmer - Fotolia.com

Text: Detlef Stoller Bilder: Solar Bike/Jesper Frausig

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Der Akkuhalter

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an der vorderen Dreiecks-Trägerstange wirkt ein wenig wie eine kleine Rakete oder ein Torpedo. Aber abheben kann und wird man mit dem Solarbike aus Dänemark wohl eher nicht. Es ist zunächst auch nicht mehr als die Idee einer neuen Art der elektrisch unterstützen Fortbewegung auf zwei Rädern, umgesetzt in zwei Prototypen, das eine sportlich, das andere klassisch. Das Solarbike verspricht die totale Unabhängigkeit beim elektrisch unterstützten Fahrradfahren. Denn während der Biker im Straßencafé seine wohlverdiente Pause bei einem Kaltgetränk genießt und sein Solarbike in der Sonne parkt, lädt sich der Akku im Raketenhalter

stetig auf. Möglich machen das Solarzellen, die in den Rädern als Einheit montiert sind.

Drei Jahre Tüftelei am Solarbike Entworfen hat diese Idee der totalen Unabhängigkeit ein Forscher aus Dänemark. Jesper Frausig arbeitet im Brotberuf als Forschungsund Entwicklungsingenieur bei der im Kopenhagener Umfeld angesiedelten Firma Gaia Solar A/S, die alle denkbaren Lösungen rund um die Photovoltaik herstellt. Drei Jahre hat der solare Tüftler an seinen beiden Proto­ typen herumgebastelt. „Während das Solarbike steht, lädt sich die Batterie auf. Wenn es in Bewegung ist, liefern die


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Mit dem Akku-Pack im Raketenlook wiegt das Solarbike gerade mal 18 Kilogramm.

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Bild: Jรถrg Vollmer - Fotolia.com


Während das Solarbike steht, lädt sich die Batterie auf.

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Solarzelle und die Batterie die Energie für den Motor“, sagt Jesper Frausig.

50 Stundenkilo­ meter schnell Die durchschnittliche Geschwindigkeit, die man mit dem Solarbike erreicht, liegt bei 25 Stundenkilometern. Wer sich richtig anstrengt, schafft es aber, das schicke Rad auf 50 Stundenkilometer hochzujazzen. Der Fahrer kann die gewünschte Geschwindigkeit

an der Lenkstange einstellen. Sensoren in den Pedalen liefern dann bei Bedarf mehr oder weniger elektrische Unterstützung. „Der Motor ergänzt dich immer“, sagt Jesper Frausig. Das Solarbike verfügt über einen satten 500-Watt-­A ntrieb. Laut Tüftler Jesper Frausig kommt der ambitionierte Biker mit einer Akkuladung 70 Kilometer weit. Allerdings dauert es recht lange, bis der Akku mit Sonnenenergie befüllt ist. Jede Seite der Solarzellen kann an


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N E T G E BEW einem sonnigen Tag 25 Watt Sonnenenergie einsammeln. Daher muss das Solarbike vor einer großen Radtour praktisch drei volle Tage in der Sonne ruhen, weil ja immer nur eine Seite das Sonnenlicht abbekommt. Fraglich ist allerdings, ob die schöne Idee der totalen Unabhängigkeit jemals in die Serienfertigung geht.

bike kommt ohne Schnickschnack aus Konstruiert sind die beiden Prototypen des Solarbikes ganz bewusst so wie ein ganz normales E-Bike, ohne jeden Schnickschnack. Und das Rad ist ein echtes Leichtgewicht. Mit dem Akku-Pack im Raketenlook wiegt das Solarbike wohnwerken.de_Ausgabe 03

gerade mal 18 Kilogramm. Einzig die futuristisch anmutenden Kreise mit den Solarzellen in den Rädern zeugen davon, dass das Solarbike doch etwas ganz Besonderes ist. Genau darin liegt aber auch ein großes Problem des Solarbikes: Die Photovoltaik-Folien, die die gesamten Speichen der Räder bedecken, machen das Rad sehr anfällig für Seitenwind.

Zielgruppe: ältere Damen und Herren Jesper Frausig zielt mit seiner Idee auf den älteren Herren und die ältere Dame, die ihre täglichen Wege auf dem Rad bewältigen. Diese sollen dabei unterstützt werden, das ohne Schwitzen Bild: Jörg Vollmer - Fotolia.com

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und Schnaufen zu schaffen. Die hocheffizienten Solarzellen hat der Fahrraddesigner so optimiert, dass sie auch im Schatten noch Strom erzeugen. Dann allerdings deutlich weniger als im Sonnenschein. Je nach Lichtangebot produzieren die Solarzellen am Tag zwischen 2 und 25 elektrisch unterstützte Zusatzkilometer. Eines ist dem Designer besonders wichtig: Das Solarbike erreicht die elektrische Unterstützung ohne Stromkosten. Geschickt geplant lässt sich so locker eine große Fahrrad-Tagestour unternehmen, ohne über einen Rastplatz mit Steckdose sinnieren zu müssen. Gutes und sonniges Wetter ist dafür natürlich unabdingbar.

Nominiert für den Index-Award Eines hat Jesper Frausig mit seiner Idee schon geschafft:

Das Solarbike war 2015 nominiert für den Preis „Index – Design to improve life“. Das Kürzel Index steht dabei für INternationalDEsign eXhibition. Dieser renommierte Wettbewerb wurde im Jahr 2002 in Kopenhagen gegründet und zeichnet seitdem Produkte aus, die dabei hilfreich sind, das tägliche Leben zu verbessern. Laut eigenen Angaben ist der Index-Award der größte Design-Wettbewerb der Welt und winkt mit Preisgeldern von 500.000 Euro. Für Jesper Frausig ist es bei der Nominierung geblieben, er kam mit seiner Idee nicht in das Finale. Der Solar-Tüftler lässt es mit dem Solarbike eher ruhig weitergehen. „Ich bin gespannt, was für Ideen die Menschen haben“, sagt er. „Ich suche Geld für den nächsten Schritt, um das Design und die Funktionalität des Bikes zu verbessern.“ O


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Bild: privat

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Über den Autor Detlef Stoller ist Jahrgang 1960, hat Photoingenieurwesen studiert und eine Ausbildung zum Fachjournalist für Umweltfragen absolviert. Seit 1994 arbeitet er als freier Wissenschaftsjournalist unter anderem für das ZDF/ 3Sat, WDR Hörfunk und TV, Deutsche Welle TV, Deutschlandfunk, VDI-Nachrichten, taz, Rheinischer Merkur, Kölner Stadt-Anzeiger.

Seit 2013 arbeitet Stoller für das Online-Portal www.ingenieur.de. Detlef Stoller ist Autor des Wis­ senschaftsthrillers „Aqua Acida“, erschienen im Schardt-Verlag in Oldenburg. Stoller ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Leverkusen. Online ist Detlef Stoller zu erreichen unter

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Bild: Jörg Vollmer - Fotolia.com

www.detlef-stoller.de

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n e in

! s lo

BLOGGERIN MELLI

MIT MARCUS UND FRIEDA

AUF GROSSER FAHRT

ÜBER DEN

ATLANTISCHEN OZEAN. Text: Das Interview führte Jutta Junge.

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Bild: MellisBLOG


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Wir sind in Rostock an Bord gegangen und über die Azoren, Halifax, Portland, Boston bis nach New York gereist.

Mobil sein – das ist

eine der wichtigsten Voraussetzungen unserer Zeit, um erfolgreich im Job zu sein: jederzeit und flexibel agieren und das möglichst weltweit.

Mit den modernen Verkehrsund Kommunikationsmitteln kein Problem. Zugegeben, das ewige Hin und Her kann nerven. Andererseits bietet Mobilität Möglichkeiten, das Leben


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N E T G E BEW begeben und den Atlantik überquert: eine ganz andere Art des Wohnens und Leben, wie die drei feststellten! wohnWERKen hat mit Melli über die 22-tägige Reise gesprochen. Du warst kürzlich auf „großer Fahrt“ mit der AIDA. Wie ist es dazu gekommen? Wir wollten einfach mal herunterkommen, dem Stress entfliehen, gemeinsame Zeit als Familie und als Paar erleben. Bild: MellisBLOG

auf eine ganz besondere und exklusive Weise zu genießen. Wie es Melli, Marcus und Frieda getan haben. Sie haben sich in einem schwimmenden Traumhotel auf ein großes Abenteuer wohnwerken.de_Ausgabe 03

„Wir“ – wer ist das? Wir, das sind Marcus, mein Verlobter, unsere dreijährige Tochter Frieda und das bin ich, Melli. Wohin ging die Reise? Wir sind in Rostock an Bord gegangen und über die

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Bild: MellisBLOG

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Azoren, Halifax, Portland, Boston bis nach New York gereist. Es war ein tolles Erlebnis. Deine EindrĂźcke? Wie hat es euch gefallen?

Wir haben schnell an Bord einen eigenen Rhythmus gefunden, fĂźr uns hat die Zeit auf See Entschleunigung pur bedeutet. Ist man sonst mit einem Kleinkind unterwegs, ist


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Frieda war innerhalb kĂźrzester Zeit bestens bei den Mitreisenden bekannt und beliebt.

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man immer auf der Hut. Doch an Bord durfte Frieda den Kids-Club besuchen, das hat ihr viel Spaß gemacht. Sie hat dort schnell Freunde gefunden, viel gespielt, Neues kennengelernt und war rundum glücklich. Dadurch hatten wir als Paar auch endlich einmal Zeit für uns. 136

Und wie hat Frieda die Schiffsreise gefallen? Frieda war innerhalb kürzester Zeit bestens bei den Mitreisenden bekannt und beliebt. Als wir in New York ankamen, fand Frieda das gar nicht so spannend, sie wollte viel lieber weiter im Kids-Club spielen. Und ihr persönliches Highlight war, als sie ihren Clubbie Dodo bekommen hat, das Maskottchen aus dem KidsClub. Dafür hatte der General Manager extra sein eigenes Plüschtier abgetreten, weil es

im Bordshop keine mehr gab. Dodo wird auch zu Hause noch ganz doll geliebt und Frieda weiß genau, wo und von wem sie ihn bekommen hat. Sie hat die Zeit an Bord so richtig genossen. Auch eine etwas rauere See hat ihr nichts ausgemacht. Im Gegenteil: Sie hat sogar bei wirklich hohem Wellengang tief und fest weitergeschlafen – wie es nur Kinder können. Und – macht ihr das wieder? Auf jeden Fall. Wir planen einen richtigen Familienurlaub mit den Schwiegereltern. Und ich möchte mit meiner Oma, die inzwischen 77 Jahre ist, eine Schiffsreise machen. Ich denke, das wird ihr gefallen. (Anmerkung: Inzwischen haben Melli und ihre Oma das Abenteuer gemeinsam in vollen Zügen genossen.) O


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Bild: MellisBLOG

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Über Bloggerin Melli Melli, 29, ist Bloggerin und hat einen eigenen YouTube-Channel. Dort berichtet sie von ihrer Familie und sich selbst. Zusammen sind sie chaotisch und herzlich. Und sie zeigt, wie sie Muttersein, die Aufgaben in der Familie und ihre Eigenständigkeit unter einen Hut bringt, wie sie es schafft, ihre Träume zu verwirklichen und zu leben.

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https://youtu.be/ JhkkjGGoFHs https://www.instagram. com/mellisblog/ https://www.facebook.com/ blogmelli/

ßer o r g f u lli a e M t i M r den e b ü t r Fah ean z O n e sch Atlanti

Kompass-Grafik: sergo77 – Fotolia.com

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IMPRESSUM Bild: Holger Eggers


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AUF DEN SPUREN EINES VERGESSENEN SILBERPFEILS Text: Torsten Hamacher

Das Fahrzeug: Die Idee: Der Status:

Ein Einzelstück, mit dem die Hanomag 1939 vier Geschwindigkeitsweltrekorde aufgestellt hat. Der originalgetreue Nachbau des silbernen Boliden. Am Anfang der Zielgeraden.

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„Möglich wurde dieses

Projekt nur, weil ich zur richtigen Zeit in die Müllcontainer bei der Hanomag geschaut habe”, erinnert sich HorstDieter Görg, Sprecher des Arbeitskreises für Technik und Industrie-Geschichte in der Region Hannover (kurz AK TIG).

Es begann im Müll

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wahrlich einzigartig ist: Mitte der 1930er-Jahre experimentierten die HanomagKonstrukteure mit Dieselmotoren in Pkw. Damals noch eine fast völlig absurde Idee. Dieselmotoren gehörten in Traktoren, Zugmaschinen und schwere Landtechnik. Sie galten als laut und lahm. Doch allen voran Lazar Schargo-

„Damals waren die neuen Eigentümer der Hannoverschen Maschinenbau AG dabei, die alten Archive zu leeren und Platz für Neues zu schaffen. Ein echter Glücksfall für uns.” Denn auf der Suche nach Devotionalien rund um die Traditionsmarke von einst fiel Görg ein Kon­ struktionsplan in die Hand, der

Bild: Torsten Hamacher


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rodsky wollten die Leistungsfähigkeit sogenannter Kleindiesel im Pkw beweisen.

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Rekorde, Rekorde, Rekorde Und das gelang auf wirklich eindrucksvolle Art und Weise mit einem heute fast vergessenen Silberpfeil.

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Mit Sportchef Karl Häberle am Steuer holte der Stromlinien-Wagen gleich vier Weltrekorde für Kleindieselfahrzeuge.

Ein Etappenziel ist erreicht: Der Dieselmotor erwacht zum Leben. Bild: Horst-Dieter Görg

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Einem Renn- und, wie sich am 8. Februar 1939 auf der frisch eröffneten Autobahn A9 bei Dessau herausstellte, Rekordwagen aus der Fertigung der Hannoverschen Maschinenfabrik. Mit Sportchef Karl


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N E T G E BEW Häberle am Steuer holte der Stromlinien-Wagen gleich vier Weltrekorde für Kleindieselfahrzeuge – unter anderem fuhr er bei fliegendem Start auf einem fünf Kilometer langen Streckenabschnitt eine

Durchschnittsgeschwindigkeit von 156 Stundenkilometern. „Ein echter Fabelwert für die damalige Zeit”, kommentiert Görg und verweist darauf, dass der Rekord „sicherlich auch durch die Folgen der Wirren

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des Kriegs” bis weit in die 1950er-Jahre Bestand haben sollte. „Damals wie heute haben die Konstrukteure den Rekordwagen auf Basis eines damals handelsüblichen Serienmodells von Hanomag Rekord aufgebaut”, schildert Görg, der eine „der” Triebfedern für den originalgetreuen Nachbau des Rekordfahrzeugs ist, das sich der AK TIG 144

Bild: Holger Eggers

nach verschiedenen anderen, nicht minder spektakulären Projekten aktuell auf die Fahnen geschrieben hat.

Der Nachbau Damals wie heute wurde das Original-Fahrwerk verkürzt. Ein baugleicher Dieselmotor wurde gefunden, betriebs­f ähig aufgearbeitet,


allerdings nicht, wie seinerzeit für den Rekordeinsatz modifiziert (getunt), wie es einst Schargorodsky getan hat, denn die aufwendige Rekon­ s truktion soll nicht wieder auf Höchstleistung getrimmt werden, das Risiko eines Totalverlusts wäre einfach zu hoch. Die mit Abstand größte Herausforderung ist aber

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Die Grundzüge hatte damals Paul Jaray entworfen, jener Karosseriedesigner, der später als „Vater der Stromlinienform” in die Automobilgeschichte einging

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der Nachbau der stromlinienförmigen Karosserie. Die Grundzüge hatte damals Paul Jaray entworfen, jener Karosseriedesigner, der später als „Vater der Stromlinienform” in die Automobilgeschichte einging. Die besondere Herausforderung des Nachbaus liegt in der Dünne der Aluminiumbleche, die – zusammengeschweißt – das schmucke

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Metallkleid des Rekordwagens bilden. Der AK TIG hat in der Anfangszeit des Projekts mehrere Oldtimerspezialisten besucht, doch die meisten winkten ab: Das mit Blick auf die Anforderung des Leichtbaus nur wenige Millimeter dünne Aluminium sei zu schwierig zu verarbeiten. Das Projekt stand fast schon auf der Kippe, bis Ulrich Weinberg in Zetel den Job übernahm. Weinberg ist ein weit über den kleinen Ort in der Nähe von Wilhelmshaven hinaus bekannter Fachmann für die Aufarbeitung seltener und höchst wertvoller Oldtimer. Gemeinsam mit seinem Sohn Fynn machte er sich an die Arbeit und verar-

beitete die vom AK TIG für das Projekt mühsam gesammelten Spenden Stück für Stück in das atemberaubende Aluminiumkleid des Rennwagens. Die Macher des AK TIG und der freundschaftlich verbundenen Hanomag Interessengemeinschaft kümmerten sich indes um die Motor- und Brems­ technik, entwickelten die aus heutiger Sicht spartanische Bordelektronik nach dem Vorbild des Originals neu und brachten den noch ohne Karosserie äußerst spartanisch anmutenden Rennwagen zur Fahrtüchtigkeit. Inzwischen ist die Karosserie im Bereich der markanten Front und des lang auslaufenden Hecks komplett fertig­


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Bild: Holger Eggers


gestellt. Die Lichttechnik funktioniert. Und schon längst ist der Wagen fahrfertig und war schon auf verschiedenen Oldtimer-Veranstaltungen für die wachsende Fan-Schar des „Weltrekordlers aus Hannover” in Aktion zu bewundern.

„Auch wenn es durch das noch fehlende Mittelteil der Karosserie immer noch ein äußerst luftiges Erlebnis ist, mit dem Wagen zu fahren, es ist schon jedes Mal wieder etwas ganz Besonderes, den Rekordwagen zu bewegen”, schwärmt Görg.

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„Silberpfeil aus Hannove r“: Die Geschichte der verg essenen Legende in bewegten Bil dern.


„Aktuell steht der Rennwagen im Zeppelin-Museum am Bodensee”, berichtet Görg nicht ohne Stolz. Denn das rare Stück ist eines der High-

Bild: Holger Eggers

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Aktuell im Zeppelin-Museum

N E T G E BEW lights der Sonderausstellung „Strom-Linien-Form – Die Faszination des geringen Widerstands”, die Görg gemeinsam mit Jürgen Bleibler vom Zeppelin-Museum initiiert hat. Um den Rekordwagen nach der Ausstellung endgültig fertigzustellen und das letzte Stück der Karosserie entstehen zu lassen, fehlen dem AK TIG aktuell noch rund 20.000 bis 25.000 Euro. „Natürlich hoffen wir, dass durch öffentlichkeitswirksame Präsentationen, wie die Aerodynamik-Ausstellung am Bodensee, die noch bis nach Ostern zu sehen ist, potenzielle Geldgeber auf uns aufmerksam werden”, räumt Görg offen ein. Denn getreu des Leitgedankens des AK TIG „Innovation aus Tradition”,

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Mehr Informationen

verdient es solch ein herausragendes Stück der Technikund Automobilgeschichte wie der „vergessene Silberpfeil aus Hannover”, für die Nachwelt erhalten zu bleiben, wo schon das Original in den Kriegswirren verloren gegangen ist. O

über die Arbeit von Karosseriebaumeister Ulrich Weinberg

über das Projekt und das Hanomag-Museum zur Ausstellung StromLinien-Form – Die Faszination des geringen Widerstands

Teamfoto mit Hanomag: Horst-Dieter Görg (re.) mit Fynn (li.) und Ulrich Weinberg. Bild: Holger Eggers


Bild: privat

Über den Autor Torsten Hamacher ist 43 und lebt und arbeitet als Journalist und Content-Manager für verschiedene Magazin- und Zeitungsformate in Hannover. Historische Technik aus der Region und darüber hinaus ist

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seit vielen Jahren ein Steckenpferd von ihm. Je nach verfügbarer Zeit bringt er sich in die Aktivitäten des Arbeitskreises für Technik und Industrie-Geschichte in der Region Hannover (kurz: AK TIG) ein, der federführend hinter dem spektakulären Wiederaufbau des historischen Weltrekordfahrzeugs aus Hannover steht. hamacher@schluetersche.de

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N E ESS Bild: Boris Ryaposov, Food, ostromec - Fotolia.com


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im schlaraffenland der SMOOTHIES Flüsse, in denen Milch, Honig und Wein fließen? Häuser aus Kuchen? Und Käse, der wie Steine herumliegt? Foodbloggerin Lena Suhr ist sicher: Im Schlaraffenland gibt es frische Smoothies und leckere Suppen, die Lust auf den Frühling machen. Text und Fotos: Lena Suhr

lesezeit 4 min IMPRESSUM Bild: lecic - Fotolia.com, MEV

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ist nur ein paar Jahre her, da entdeckte ich ein Gerät, das schon in den 80er-Jahren in Amerika Erfolgsgeschichte schrieb, den Blender. Zu dieser Zeit zogen auch die ersten grüne Smoothies in die Kühlschränke deutscher Haushalte ein, vornehmlich in Metropolen wie Hamburg, Berlin und München. Und auch die ersten Smoothie- und Juice-Bars eröffneten. Jeder erhoffte sich durch den täglichen Genuss der neuartigen Getränke Gesundheit und den viel zitierten Glow, ein inneres Leuchten. Dieser sollte sich vor allen durch das beim Mixvorgang freigegebene Chlorophyll erzielen lassen, das in den Zellen des Blattgrüns befindet und normalerweise unverdaut ausgeschieden wird. Heute findet man Smoothies im Kühlregal eines jeden Supermarkts, doch oft bestehen diese zu einem überwiegenden Teil aus Früchten statt aus grünem Gemüse.

Zwei PS für kraftvolles Zerkleinern In Deutschland wird der Blender „Hochleistungsmixer“ genannt und sieht erst einmal wie ein normaler Standmixer aus. Allerdings rotieren hier die Messerchen mit einer sagenhaften Leistung von ca. 2 PS. Klar, dass sich mit einem solchen Gerät sogar harte Nüsse, Kerne und sehr faseriges Gemüse in Kürze zerkleinern lassen. Herkömmliche Standmixer scheitern dagegen schnell an einer starken Beanspruchung und weisen bei häufigem Gebrauch bald irreparable Schäden auf.

Schockverliebt in einen Blender Bei meiner ersten Begegnung vereinten sich in dem massiven Behälter faseriges Blattgrün und saftige Früchte zu einem cremigen, grünen Smoothie.


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Schon während des Vorgangs war ich schockverliebt in das Gerät und dessen Leistungsfähigkeit. Als ich dann den Smoothie kostete, war es um mich geschehen; noch nie hatte ich einen derart cremigen Drink probiert. Nach sehr kurzem Über­legen löste ich den kostenintensiven Bestellvorgang aus und nur wenige Tage später stand der große Mixer in meiner kleinen Küche. Zuerst mixte ich nur Smoothies in sämtlichen Farben und Geschmacksrichtungen, doch das war nur der Beginn der Experimentierfreude. Seither rotieren die Messer mehrmals am Tag. Dabei stelle ich Brotaufstriche, Nussmousses und Pesto her und bereite Milchalternativen aus Nüssen, Saaten und Getreide zu. Härtere Gemüsesorten, wie Kohl oder Möhren, zerkleinere

ich bei geringer Umdrehungszahl für meine Salate. Dazu mixe ich köstliche Dressings und Dips. Sogar Suppen lassen sich ohne großen Aufwand zubereiten und zeitgleich, nur durch die Reibung, auch erhitzen. Die Temperatur der Suppe steigt, je nach Gerät und gewählter Geschwindigkeit, bis zu 100 Grad an. Auf gehaltvolle Zutaten wie Sahne kann dabei verzichtet werden, da die Suppen auch so unschlagbar cremig werden. Täglich lassen sich auf diese Weise schnell und einfach gesunde, pflanzliche Mahlzeiten zubereiten. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass der Hochleistungsmixer, neben einem guten Messer, zum wichtigsten Gerät in meiner Küche geworden ist, das ich nie wieder hergeben möchte. O


FRÜHLINGSFRISCHE REZEPTE Suppe aus gebackenem Blumenkohl – Cremesuppe für den bewussten Genuss Die Zutaten 1 kleiner Blumenkohl (ca. 250g) 2 Schalotten ca. 50 ml Olivenöl 400 ml Gemüsebrühe 200 ml Kokosmilch 1 TL Reissirup Salz, Pfeffer eventuell etwas Essig oder Zitronensaft

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Die Zubereitung Backofen auf 180 Grad vorheizen. Blätter des Blumenkohls entfernen. Den Kohl reinigen und in grobe Stücke schneiden. Schalotten häuten und der Länge nach teilen. Blumenkohl und Schalotten in eine Schüssel geben, das Olivenöl dazugeben. Mit den

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Händen die Mischung vermengen, so dass Blumenkohl und Schalotten mit dem Öl benetzt sind. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Blumenkohl und Schalotten daraufgeben und das Blech für ca. 20-25 Min. in den Backofen schieben. Gemüsebrühe, Kokosmilch und Reissirup in den Behälter eines Hochleistungsmixers füllen. Den gebackenen Blumenkohl und die Schalotten dazugeben, alles bei hoher Stufe ca. 5 bis 8 Minuten mixen, so dass sich die Suppe erhitzen kann. Sollte die Suppe zu dickflüssig erscheinen, etwas mehr Gemüsebrühe oder Wasser hinzufügen. Mit Essig bzw. Zitronensaft, Salz und

Pfeffer abschmecken. Sofort servieren. Wichtig: Bei der Zubereitung von Suppen im Hochleistungsmixer unbedingt die kleine Verschlusskappe entfernen und nur mit einem Küchentuch abdecken, damit der Dampf entweichen kann. Das passt dazu: Pesto, frisches Brot, Chili, Nüsse und Kerne, Knoblauchöl

Bild: António Duarte – Fotolia.com


Bild: MEV

Grüner Smoothie – Das perfekte Grundrezept für Einsteiger Die Zutaten 2 Hände voll Blattspinat 4 Blätter Minze 1 Banane Saft von zwei Orangen ca. 100 ml Mandelmilch eventuell Eiswürfel wohnwerken.de_Ausgabe 03

Bild: MEV

Die Zubereitung Spinat und Minze waschen. Banane schälen. Alle Zutaten in den Behälter des Mixers geben und fein pürieren. Sollte der Smoothie zu dickflüssig sein, mehr Mandelmilch hinzufügen. Mit Eiswürfeln sofort servieren. Tipp: Die Minze gegen Koriander tauschen, den Orangensaft gegen ein Stück Ananas oder zusätzlich 1 TL Weizengras- oder Spirulina-Pulver hinzufügen.

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ESS EN Rote Beete-Kichererbsen-Aufstrich – Der köstliche Aufstrich für frisches Brot

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Die Zutaten 1 Stückchen Rote Beete, ungekocht 1 Knoblauchzehe 300 g Kichererbsen, gekocht 2 EL Tahinpaste 1-2 EL Olivenöl Wasser Salz etwas Zitronensaft

Die Zubereitung Ein kleines Stück (ca. 2x3 cm) Rote Beete häuten, in den Behälter eines Mixers geben. Knoblauchzehe häuten, ebenfalls in den Behälter geben. Kichererbsen, Tahinpas-


Bild: Lena Suhr

te und Olivenöl dazugeben, die Zutaten sehr fein zu einer Paste mixen. Etwas Wasser hinzufügen. Mit Tahinpaste, Salz und Zitronensaft abschmecken, in ein Deckelglas füllen oder direkt verzehren.

Über die Autorin Lena Suhr lebt in Hamburg und ist studierte Sozialarbeiterin. Ihr Alltag findet heute allerdings vor allem in der Küche statt: Hier entwickelt sie Rezepte für ihr Blog A Very Vegan Life. Sie ist teilhabende Geschäftsführerin der ersten deutschen veganen Kochschule, der Kurkuma Kochschule in Hamburg und gibt dort und auch andernorts Kochkurse, Workshops und Dinner. Außerdem ist sie Autorin des Buchs „Mix It – 120 vegane Rezepte aus dem Mixer“. Lena@AVeryVeganLife.de

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Bild: maria_bk - Fotolia.com

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DER

SUMMENDE

BALKON

BIENEN IN DER STADT? HONIG VON BALKON? GAR NICHT SO SCHWER, WENN MAN EINE BIENENKISTE HAT. Text: Sarah Bude Bilder: Mellifera e. V.

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„WILLST DU GOTTES SEHEN, MUSST DU ZU DEN GEHEN.“

WUNDER

BIENEN

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Dieser alte Spruch gilt in unse­ rer hochtechnisierten Welt mehr denn je. Bienen sind fas­ zinierende Wesen. Wir Men­ schen können von ihnen sehr viel lernen, die Arbeit mit ihnen beflügelt und beruhigt zugleich. Seit einigen Jahren verzeichnet die Imkerei einen deutlichen Aufwärtstrend. Gerade jüngere Menschen interessieren sich zunehmend für die Haltung von Bienen. Insbesondere in der Stadt möchten viele nicht nur eigenes Gemüse anbauen (urban gardening), sondern sich auch mit eige­ nem Honig versorgen (urban beekeeping). Die Bewoh­ ner holen sich so ein Stück Natur in die Stadt. Damit tun

sie nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch der Natur. 80 Prozent unserer Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Honigbienen, Hummeln und Co. angewiesen. Ohne sie wäre unsere Landschaft beträchtlich monotoner, die Artenvielfalt geringer, und wir Menschen müssten auf ein Drittel unserer Lebensmittel verzichten.

Bienenkiste heisst die Lösung Bienen zu halten ist nicht schwer und dank der von Mel­ lifera e. V. entwickelten Bienen­ kiste auch fast überall möglich. Die Kiste passt mit ein Meter Länge, 50 Zentimeter Breite und


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21 Zentimeter Höhe auf Dach­ terrassen und Balkone. In der Bienenkiste werden die Bie­ nen wesensgemäß gehalten und so weit wie möglich in Ruhe gelassen. Das erspart ihnen Stress. Die wesensgemäße Bienenhal­ tung wurde vom Verein Melli­ fera e. V. entwickelt. Diese Art der Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürf­

nissen des Bienenvolks. Flü­ gelschneiden und künstliche Königinnenzucht sind tabu. Die Bienen dürfen ihre Waben selbst bauen und sich über den natürlichen Schwarmtrieb vermehren. Ziel der wesens­ gemäßen Bienenhaltung ist eine langfristige Stärkung der Bienengesundheit und nicht die Maximierung des Honigertrags.


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Melllifera e. V. belebte mit der Bienenkiste eine altbewährtes Konzept wieder: den Krainer Bauernstock, eine längliche Kiste, in der das Bienenvolk lebt. Die Insekten bauen ihre Waben an den Deckel. Im hin­ teren Drittel der Kiste befin­ det sich der Honigraum, der im Frühsommer für die Sammel­ bienen geöffnet wird. Nur die­ ser Honig ist es, der im Som­ wohnwerken.de_Ausgabe 03

mer geerntet wird. Der Rest bleibt als Vorrat für die kalte Jahreszeit im Stock.

15 Arbeitsstunden pro Jahr Die wesensgemäße Bienenhal­ tung kommt vielen Freizeit­ imkern entgegen, denn sie ist nicht sonderlich zeitaufwen­ dig (die Netto-Arbeitszeit pro


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N E N Ü R G ZIEL DER WESENSGEMÄSSEN

BIENENHALTUNG IST EINE

LANGFRISTIGE STÄRKUNG DER BIENENGESUNDHEIT UND NICHT DIE DES HONIGERTRAGS.

MAXIMIERUNG Jahr bei einem Bienenvolk liegt bei schätzungsweise 15 Stun­ den). Dennoch ist es notwen­ dig, dass man sich ausreichend mit dem Thema Bienenhaltung beschäftigt und das Bienenvolk im Jahresverlauf gut betreut, schließlich übernimmt man als Imker die Verantwortung für Lebewesen. Theoretisches Wissen und praktische Informationen vermitteln Imkerkurse in verschiedenen Regionen. Wichtig ist, dass die Bienen die ganze Saison über ein wohnwerken.de_Ausgabe 03

ausreichendes Angebot an blühenden Pflanzen haben. In Städten ist dies meist der Fall, denn hier blüht immer etwas irgendwo. Im Gegensatz zum Landleben: Durch die Inten­ sivierung der Landwirtschaft finden Bienen hier kaum noch Nahrung, in einigen Regionen müssen Imker ihre Bienen zufüttern, um sie vor dem Hun­ gertod zu bewahren. O

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atur: N , h c s n e M , e Bien licke b n i E e d n e r e i Faszin Bienen r e d t l e W e i d in


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Bild: Michel Collette

BIENENPATENSCHAFT Sie möchten kein Imker werden, den Bienen jedoch trotzdem etwas Gutes tun? Wie wäre es mit einer Bienenpatenschaft?

BIENENKISTE: SELBSTBAU ODER KAUF Die Bienenkiste können Sie sich entweder selbst bauen (hier geht es zur Bauanleitung) oder bei Mellifera e. V. im Onlineshop bestellen (hier geht es zum Onlineshop).


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ten notwendig (und möglich). Die Bienen bleiben sich selbst überlassen und zehren von ihren Honigvorräten. Frühjahr Zum Beginn der Obstblüte wird das Trennschied herausgenommen. In den hinteren, leeren Raum werden 12 Mittelwände gehängt.

IMKERN MIT DER BIENENKISTE IM JAHRESLAUF Winter Die Bienen überwintern im vorderen Teil der Bienenkiste. Das hintere Drittel ist durch ein Trennschied abgegrenzt. Im Winter sind keine Arbeiwohnwerken.de_Ausgabe 03

Schwarmzeit (Mai und Juni) Alle ein bis zwei Wochen wird kontrolliert, ob die Bienen in Schwarmstimmung sind. Dazu wird die Kiste geöffnet und die Unterseite des Wabenwerks wird nach den charakteristischen Königinnenzellen abgesucht. Falls ein Volk in Schwarmstimmung kommt, kann der

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voraussichtliche Schwarmzeitpunkt ermittelt werden.

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Honigernte Je nach Vegetationsbedingungen kann im Juni oder Juli der Honig geerntet werden. Am Vorabend der Honig­ernte werden die von vorne bis hinten durchgehenden Waben am hinteren Drittel mit einem Messer durchgeschnitten. Am nächsten Tag können die Honigwaben einfach an den Trägerleisten entnommen werden. Die Waben werden von den Trägerleisten abgeschnitten, kleingehackt und durch ein Filtertuch laufen gelassen, das Wachs und Honig voneinander trennt.

Einwinterung Im September wird das hintere Trennschied wieder eingesetzt und die Honigvorräte kontrolliert. Im Notfall müssen die Vorräte mit einer Zuckerlösung ergänzt werden. Sobald es so kalt wird, dass die Bienen kaum noch fliegen, wird am Flugloch ein Drahtgitter angebracht, um zu verhindern, dass Mäuse im Winter in die Bienenkiste gelangen und den Honig auffressen. Varroabehandlung Ende November öffnen wir die Bienenkiste ein letztes Mal und behandeln das Volk gegen die Varroamilbe, die sich über den Sommer dort vermehrt hat und die Bienen krank macht. Viele Völker würden ohne Behandlung an der Milbe und den von ihr verbreiteten Viren zugrunde gehen.


Über die Autorin Sarah Bude studierte Geografie und Kommunikationswissenschaften in Berlin. Seit 2014 verantwortet sie bei Mellifera e. V. die Öffentlichkeitsarbeit. In ihrem Garten summen zwei Bienenvölker. sarah.bude@mellifera.de Mellifera e. V. wurde 1986 als Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung gegründet. Anlass war die Ausbreitung der aus Asien eingeschleppten Varroamilbe, die zu massiven Völkerverlusten führte. In den Jahrzehnten zuvor hatte sich die Imkerei technisch perfektioniert, um die Erträge zu steigern, und hatte alles Machbare umgesetzt. Es war offenkundig, dass sich durch das veränderte Imkern seit dem Aufkommen der Varroamilbe und deren jährlich zu wiederholenden Behandlungen grundlegende wohnwerken.de_Ausgabe 03

Fragen aufdrängten. Für die Gründer von Mellifera e. V. war klar, dass die herkömmlichen Formen der Imkerei überdacht werden mussten. Ihnen ging es nicht nur um die Entwicklung einer ökologischen Behandlungsmethode gegen die Milbe, sondern es sollten auch imkerliche Betriebsweisen und Konzepte entworfen werden, um langfristig die Gesundheit der Bienen zu stärken. Seit seiner Gründung setzt sich Mellifera e. V. für eine wesensgemäße Bienenhaltung ein, welche sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks orientiert ein. https://www.facebook.com/ mellifera.de

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Bild: Patrick Kälin Bild: Urhebername – Fotolia.com

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SOLAR ARCHITEKTUR Wohnen mit der Kraft der Sonne Solarthermie und Photovoltaik sind bekannte Methoden, die Kraft der Sonne für Wärme und Stromgewinnung zu nutzen. Dagegen führt die Solararchitektur im wahrsten Sinne des Wortes noch ein Schattendasein. Sie will den Baukörper einer Immobilie so in den Lauf der Sonne stellen, dass er möglichst viel von ihrer Kraft einfängt.

Text: Frank Urbansky Zurück zum INHALT

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Solararchitektur

nutzt die Sonne in erste Linie passiv, und zwar deren Strahlen. Die fallen durch die Fenster ins Innere und erwärmen die Bauteile. Diese wiederum sind so geschaffen, dass sie die Wärme speichern und später wieder abgeben können (Info: Voraussetzungen für Solararchitektur). 182

Gleiches gilt für die Kühlung. „Sonne und Architektur braucht es, um Wärme zu gewinnen und zu speichern, aber auch, um im Sommer die Wohn- und Arbeitsräume vor Überhitzung zu schützen“, beschreibt das der auf Solar­architektur spezialisierte Schweizer Architekt Peter Schürch. Gerade in Städten sei


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Bilder: Andrea Rüedi

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solares Bauen ein Gebot der Stun­de. Schließlich lebt weltweit jeder zweite Mensch in einer Stadt. Logisch, möchte man meinen, dass Regionen mit vielen Sonnenstunden eher für diese Art der Architektur in Frage kommen als etwa das verregnete und häufig wolkenverhangene Mitteleu-

ropa. Insbesondere während der Übergangszeit in Frühjahr und Herbst und natürlich im Winter, wenn die Wärme am meisten benötigt wird, scheint die Sonne selten. Doch gerade hier finden sich die besten, schon realisierten Beispiele, und die vor allem in Schürchs eidgenössischer Heimat.


Solar ©

- und En Hausbau

ergie-Me

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hic r A n o v t Statemen zur h c r ü h c S tekt Peter r architektu

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Planung und Realisierung des Sonnengewinns an der Südseite einer Immobilie, dargestellt für Sommer- und Wintersonne. Bilder: Jörg Watter, Oikos & Partner GmbH, Thalwil

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Beispiel 1: Paraffin als Speicher in der Wand

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An einem Mehrfamilienhaus in Spreitenbach, Kanton Aargau, kann man schön zeigen, was alles nötig ist, um mit einem Haus die ganze Kraft der Sonne einzufangen. Der Horizont des in Beton-Holz-Kombination errichteten Hauses liegt logischerweise weitgehend frei. Eine große unbeschattete Südfassade sammelt viel solare Wärme ein. Die Außenräume liegen an den seitlichen Fassaden. Damit die im Süden anfallende Wärme in die nördlich liegenden Räume gelangen kann, entschieden sich die Architekten für eine Lösung mit Kern,

in dem Dusche und Abstellraum untergebracht sind. Sie sind damit die einzigen Räume ohne Tageslicht. Durch Küche und Garderobe kann die Luft über die normale Zirkulation in die hinteren Räume gelangen. Zudem gelingt so auch eine optimale Tageslichtnutzung. Als Speichermaterial wurde als Fußboden ein konventioneller Zementbelag mit keramischen Platten belegt. Die Decke und die nichttragenden Zwischenwände im Süden bestehen aus Vollgipsplatten mit eingeschlossenem Paraffin. Die Sonnenkollektoren auf dem Dach wärmen in einem zentralen Speicher Wasser. Das dient sowohl zur Heizungsunterstützung als auch zur Deckung des Warmwas-


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Bild: 5 Architekten AG

serbedarfs. Scheint die Sonne mal längere Zeit nicht, springt ein Pelletofen an. Das Haus benötigt für die Heizung eine Restenergie von 8,1 kWh/ (m² a). Das ist nur etwa die wohnwerken.de_Ausgabe 03

Hälfte dessen, was ein Passiv­ haus beziehen darf. Architekten: 5 Architekten AG, Wettingen, Schweiz


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Bild: Halle 58 Architekten, Bern

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Beispiel 2: Gesamte Solarsiedlung in Holzbauweise Das nächste, deutlich größere Beispiel führt nach Ostermundigen im Osten des Kantons Bern. Eine Wohngenossenschaft hat mit dem Architekten Peter Schürch eine Holz­ siedlung geplant und realisiert. Die Siedlung Oberfeld umfasst

100 Wohnungen, zehn Parkplätze für Besucher und 480 Fahrrad-Stellplätze. Knapp die Hälfte der Wohnungen ist mit Familien belegt, in den anderen leben Wohngemeinschaften, Paare und Singles, Alte und Junge, Mieter und Eigentümer. Eine Wohnung im Oberfeld verbraucht nur halb so viel Energie wie eine herkömmlich gebaute neue Wohnung


Bild: Christine Blaser

und sogar weniger als ein Viertel einer Wohnung im Bestand. Auf den Dächern sind rund 1.000 Quadratmeter hybride Solarkollektoren installiert. Sie produzieren zugleich Strom und Wärme. Für die Restwärme sorgt eine Geothermieanlage. Alle Häuser sind 40 Zentimeter stark gedämmt und mit Holz verkleidet. Daraus besteht auch wohnwerken.de_Ausgabe 03

das Dach, das zudem begrünt ist. Im Innenausbau wurden natürliche Materialien verwendet, wie Gipsfaserplatten und Kalkputz für die Wände oder Anhydrit für die Böden. Sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft gut auf und geben diese wieder ab. Bei derart hochgedämmten Gebäuden ist dies besonders wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden. O

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Mehr zum Thema Solarachitektur Beide Beispiele stammen aus dem Buch „Solararchitektur – Häuser mit solarem Direktgewinn“. Das Buch ist im Faktor Verlag erschienen.

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Bild: K.-U. Häßler - Fotolia.com


Voraussetzungen Solararchitektur Standort o Horizontwinkel des Sonnenstands (abhängig vom Breitengrad) o Solare Strahlung o Sonstige Klimabedingungen wie Wind und Durchschnittstemperatur Verglasung o Hoher Energiedurchlassgrad (g-Wert) o Hoher Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) o Südorientierung o Größe o Lichtdurchlassfähigkeit o Verschattungsfreiheit

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Baukörper und -materialien o Kompakte Bauformen (Würfel, Iglu) o Dach- und Hüllenflächen für aktive Solartechnik (Thermie und Photo­ voltaik) o Speicherfähigkeit der inneren und der direkt bestrahlten Bauteile o Absorptionsfähigkeit (schwarze Oberfläche) o Starke Dämmung (im Ideal­fall Passivhaus­ standard) Energietechnik o Solarthermie o Photovoltaik o kontrollierte Wohnraumlüftung o Warmwasserspeicher o evtl. Stromspeicher Architekt Ralf Schoch erklärt die Grundlagen der Solararchitektur.

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Die eigene E-Tanke am haus

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Photovoltaik ist ein inte­ graler Bestandteil der Solar­ architektur. Wird die PVAnlage entsprechend groß ausgelegt, kann sie auch teilweise oder komplett häusliche Großverbraucher wie eine Wärmepumpe oder die Lade­station für ein E-Auto versorgen. Die heißen übrigens EVSE für Electric Vehicle Supply Equipment.

Mittels eines Speichers wird der tagsüber produzierte Solarstrom eingefangen und kann etwa in der Nacht das E-Mobil, wenn es am Haus parkt, aufladen. Fällt die Stromproduktion höher aus, kann der Strom entweder eingespeist oder aber selbst verbraucht werden. Letzteres lohnt sich in Deutschland immer mehr,

Bild: Urbansky


da die Einspeisevergütung aktuell bei 12 Eurocent je kWh legt, der Strompreis im Bundesdurchschnitt jedoch schon bei 30 Eurocent liegt. Eine Ladestation für Elektro­ autos braucht wenig Platz. Am Markt existieren schon Komplettangebote sowohl für die Tankstelle als auch für ein Carport, im dem die Photovoltaik-Anlage integriert ist, die den Strom produziert. Für eine Fahrleistung von gut 12.000 Kilometern im Jahr reicht eine PV-Anlage mit etwa 20 Quadratmetern Fläche aus. Die sogenannten Wallboxen kosten zwischen 700 und 2.000 Euro ohne die PV-Anlage. Der Preis richtet sich danach, wie schnell geladen werden und mit wie vielen Steckern das System kompatibel sein soll. Mit dem Einbau sollte ein Elektriker beauftragt werden. wohnwerken.de_Ausgabe 03

Bild: Frank Urbansky

Über den Autor Frank Urbansky hat Journalistik in Leipzig studiert und 1992 als Diplomjournalist abgeschlossen. Er betreibt den tagesaktuellen Blog enwipo.de (EnergieWirtschaftPolitik) und ist Mitglied der Energieblogger. Der freie Journalist und Fachautor schreibt regelmäßig für mehrere Fachzeitschriften. Seine Schwerpunkte sind der Wärmemarkt, Heiztechnik, energieeffizientes Bauen und Erneuerbare Energien. urbansky@enwipo.de

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N E T S B SEL Bild: Stefan Mueller, aetb - Fotolia.com


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DO IT YOURSELF FAHRRADTASCHE AUS KORK Alles gut verstaut: in einer stylischen Fahrradtasche aus dem nachhaltigen, natürlichen und leicht zu bearbeitenden Grundmaterial Kork. Text und Bilder: Luisa Ehlgötz

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EN T S B L SE Waren Sie schon einmal in den Niederlanden?

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Wenn ja, dann ist Ihnen bestimmt aufgefallen, dass in den Städten nicht das Auto das vorrangige Verkehrsmittel ist, sondern das Fahrrad. In meiner Heimatstadt Berlin ist das Radfahren auch eine beliebte Art der Fortbewegung, zumindest, wenn das Wetter passt. Nur leider fehlen hier noch die breiten, sicheren Fahrradspuren, die bewachten Fahrradparkplätze, das immens große Angebot an Abstellflächen. Und wenn es nieselt, dann lassen die meisten Berliner, im Gegensatz zu den Holländern, ihr Fahrrad zu Hause und nehmen doch wieder das Auto. Dabei tut die Bewegung doch so gut und hilft vor allem auf

dem Heimweg von Arbeit, Uni oder Schule, einen wunderbar freien Kopf zu bekommen.

Stylefaktor Fahrradtasche Ich liebe an meinem eigenen Fahrrad, dass es sehr bequem ist, ein richtiges Damenfahrrad eben. Außerdem besitzt es einen Gepäckträger, auf dem ich ganz unkompliziert ein Körbchen setzen und während des Fahrens Dinge einfach unterbringen kann. Besonders cool ist mein Fahrrad allerdings nicht. Wer in Berlin einen hippen Style pflegt und dabei auch vor dem Fortbewegungsmittel nicht Halt macht, der fährt ein schickes Rennrad. Ärgerlich nur, dass diese hippen Räder meistens keinen


Gepäckträger besitzen. So verhält es sich auch mit dem Fahrrad meines Freundes – kein Platz zum Verstauen. Da ich in der Regel bei gemeinsamen Touren die Leidtragende bin, die Telefon, Schlüssel usw. des Herrn in ihrem Korb befördern darf, war es für mich an der Zeit, Abhilfe zu schaffen: mit einer selbstgemachten, flexiblen Fahrradtasche. Und damit sie genauso schick aussieht wie das Rennrad, sollte sie nicht aus irgendeinem Material sein, sondern aus Kork. Haben Sie auch ein Fahrrad, das keinen Gepäckträger hat, hätten aber gerne etwas mehr Platz zum Verstauen? Dann habe ich hier eine Anleitung für

Sie, wie Sie ganz einfach und unkompliziert diese Fahrradtasche selber machen können. Wie groß die Tasche wird, bleibt dabei ganz Ihnen überlassen. Ob riesig, klein oder medium – alles ist möglich. Ich habe für das rote Rennrad eine kleine Tasche gebastelt, in der Kleinigkeiten wie Schlüssel oder Kleingeld verstaut werden können. Wenn Sie die Maße anpassen, können Sie aber auch eine Korktasche basteln, die Platz für große Dokumente und mehr bietet.

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Bild: thinglass - Fotolia.com

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So funktioniert es Material: Sie benötigen Korkstoff, weiße Acryl- oder Stoffmalfarbe, einen Druckknopf, etwas Pappe oder festes Papier, Lineal, Geodreieck, Maßband, Bleistift, Schere, evtl. Nähmaschine, Nadel und Faden sowie einen Pinsel.

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Zuerst werden am Fahrrad die notwendigen Maße bestimmt. In

meinem Fall habe ich mir überlegt, die Seite am Oberrohr 20 cm und die Seite am Sitzrohr 15 cm lang zu gestalten. Damit sich die Tasche optisch perfekt an das Fahrrad anpasst, wird mit einem Geodreieck außerdem der Winkel zwischen den beiden Rohren ausgemessen. Auch der Umfang des Oberrohrs (inkl. der eventuell dort verlaufenden Kabel) wird mit einem Maßband bestimmt.


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Bild: thinglass - Fotolia.com

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Mit Hilfe

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Übertragen Sie

als nächstes die Vorlage auf die Rückseite des Korkstoffs und geben am Grundriss der Tasche (der Bereich unterhalb der Verlängerung) noch etwas Naht hinzu (ich habe etwa 0,75 cm gewählt). Dieser Grundriss wird inkl. Nahtzugabe noch ein zweites Mal, allerdings spiegelverkehrt, aufgezeichnet. Dann wohnwerken.de_Ausgabe 03

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dieser Maße wird nun auf etwas festerem Papier oder auf Pappe eine Vorlage angefertigt. Oberhalb des Grundrisses der Tasche wird ein gerades Stück angehängt, das genau so lang ist wie der Umfang des Oberrohrs. Oberhalb dieser Verlängerung wird der Umschlag angezeichnet. werden die Teile aus dem Korkstoff ausgeschnitten. Hierfür können Sie eine Stoffschere verwenden, aber auch mit einer einfachen Schere lässt sich der Korkstoff schneiden.

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Die beiden Stoffteile werden

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im nächsten Schritt so zusammengenäht, dass die Seiten mit der Korkoberfläche aufeinander liegen. Dafür verwenden Sie eine Nähmaschine; wenn Sie keine besitzen, können Sie auch mit der Hand nähen, der Aufwand hält sich, zumindest bei meiner gewählten Taschengröße, in Grenzen. Sind beide Teile vernäht, wird die Tasche umgestülpt. Wenn Sie möchten, können Sie in die Tasche auch ein Futter einnähen.

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Damit die Tasche am Fahrrad

befestigt werden kann, wird nun ein Druckknopf angebracht. Um die genaue Position des Knopfes zu bestimmen, halten Sie die Tasche am besten an das Fahrrad an und markieren die Stelle mit einem Bleistift.

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Per Hand werden dann die bei-

den Bestandteile des Druckknopfs aufgenäht – sowohl auf dem unteren Teil der Tasche ...


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… als auch auf der Innenseite

des Umschlags. Sie können anstatt der Annäh-Druckknöpfe auch eine andere Variante zum Verschließen auswählen, zum Beispiel empfehlen sich Druckknöpfe, die mit einer speziellen Zange angebracht werden.

Zuletzt

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kann noch, je nach Geschmack, mit Acryl- oder Stoffmalfarbe die Tasche farblich akzentuiert werden. Die Farbe gut trocknen lassen – und schon kann die Tasche am Fahrrad angebracht werden. Fertig! O wohnwerken.de_Ausgabe 03

Bild: Luisa Ehlgötz

Über die Autorin Luisa Ehlgötz kommt aus Berlin und studiert dort Architektur. Durch das Studium entstand ihr besonderes Faible für Materialien wie Holz oder Beton, das Arbeiten mit klaren geometrischen Formen sowie die Vorliebe für schlichtes Design. Auf ihrem Blog schereleimpapier.de schreibt sie über Ideen für Einrichtung, Mobiliar, Dekoration, Geschenkideen, aber auch über selbstgemachten Schmuck und Accessoires. schereleimpapier@ gmail.com

Bild: thinglass - Fotolia.com

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Zwei kreative Köpfe im Einrichtungsstreit: Vielen Zuschauern ist das Do-it-yourself-Format „MILBERG & WAGNER“ aus dem Fernsehen bekannt. Text: Das Interview führte Jutta Junge. Bilder: Bayerischer Rundfunk/Bilderfest GmbH

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Münchner Designerin und Kunsthistorikerin Judith Milberg, Frau von Schauspieler Axel Milberg, liebt es, ungewöhnliche Gebrauchskunstgewerke zu erfinden und verwendet dabei überraschende Materialien. Und das im Wettstreit mit Florian Wagner , der am Tegernsee zu Hause ist. Der ganze Stolz des Moderators und Hobby-Tischlers ist seine Werkstatt – die von der Ausstattung her auf einen gestandenen Profi schließen lässt. Hier entwirft und fertigt er Möbelstücke, und zwar am liebsten aus Holz.

wohnWERKen hat mit den Profis gesprochen. Sie entwickeln Einrichtungsideen im Auftrag der

Fernsehzuschauer. Woher nehmen Sie immer wieder die tollen Ideen? Julia Milberg: Die sind alle in meinem Kopf – deswegen ist er ja auch so groß! Hihi. „Upcycling“ ist gegenwärtig in aller Munde – doch die wenigsten wissen, was es genau damit auf sich hat. Da Sie sich auch dieser Idee verschrieben haben: Können Sie kurz erklären, was Upcycling bedeutet und wie Sie diesen Trend konkret bei Ihren Arbeiten umsetzen? Julia Milberg: Upcycling bedeutet einen gebrauchten Gegenstand in eine neue und gegenwärtige Form zu bringen. Das beinhaltet oftmals eine Veränderung des Gegenstands, entweder in der Form, viel-


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leicht auch in der Oberfläche und fast immer in der Funktion. Der Gegenstand erzählt dann eine neue überraschende Geschichte. Das ist der Spaß dabei! Die Veränderung ist beim Upcyceln das Entscheidende, beim Recyceln steht die Erhaltung und Wiederherstellung des Objekts im Vordergrund. Florian Wagner: Beim Upcycling werden Abfallprodukte

oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Einfach gesagt, ich zerlege gerne alte, ungeliebte Möbel um daraus neue Eyecatcher entstehen zu lassen. Die Auftraggeber staunen oft nicht schlecht, wenn sie im neuen Möbel das Altbekannte entdecken. Was war Ihre größte Herausforderung?


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Julia Milberg: Eine Weißwurstlampe! Die Weißwürste wurden im 3-D-Drucker gedruckt und sollten aus einem alten Topf leuchtend herausfallen ... Florian Wagner: Die größte Herausforderung ist bei mir immer, den Geschmack der Auftraggeber zu treffen. Bei der Übergabe der neuen Objekte bin ich immer der Nervöseste am Set. wohnwerken.de_Ausgabe 03

Was ist generell wichtig, wenn man sich als Hobbyhandwerker oder Hobbymöbeldesigner betätigen will? Wie sollte man vorgehen? Julia Milberg: Keine Angst haben! Auch mit zwei linken Händen kann man herrliche Dinge selber machen. Das Entscheidende ist immer die IDEE! Florian Wagner: Meiner Mei-


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nung nach sollte man keinesfalls am Werkzeug sparen. Somit kann man viel Ärger vermeiden. Um anzufangen ist es nicht schlecht, wenn man sich ein kleines, überschaubares Projekt aussucht. Das Allerwichtigste ist ja das eigene Erfolgserlebnis, wenn man etwas Schönes gebaut hat. Geben Sie doch unseren Lesern ein paar grundsätzliche Tipps für die Gestaltung eines Zuhauses mit Persönlichkeit.

Julia Milberg: Zuerst: Nie darauf achten, was die Freunde von einem erwarten. Dann ist wichtig sich Gedanken über ein Farbklima zu machen, das heißt, nicht alles kickelbunt durcheinander zu würfeln sondern Möbel, Accessoires etc. bis hin zur Wandfarben auf­ einander abzustimmen, Farbverwandtschaften herzustellen. Nicht alles an der Wand langstellen, sondern bündeln, das gilt sowohl für Accessoires als auch für Möbel. Und dazwi-


Hand aufs Herz: Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus? Eher „upgecycelt“ oder neu? Julia Milberg: Eine Mischung aus alt, geerbt, neu und selbergemacht. Astreiner Eklektizismus – das muss ich als Kunsthistorikerin doch einordnen können … Florian Wagner: Ich mag schon auch Neues. Am liebsten verpasse ich den Dingen aber eine persönliche Note und individualisiere ein bisschen. Dann weiß ich immer, das hat kein anderer! Haben Sie abschließend noch einen Basteltipp für wohnwerken.de_Ausgabe 03

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schen Ruhebereiche schaffen. Weniger ist mehr! Florian Wagner: Ganz einfach, eine gesunde Mischung von Altem, Neuem und Dingen, die Geschichten erzählen. Nichts ist schlimmer wie ein „Katalog­ zimmer“.

EN T S B L E S unsere Leser, der einfach umzusetzen ist? Julia Milberg: Ein Nudelkleid! Fädeln Sie ungekochte Nudeln in unterschiedlichen Formen zu langen Ketten auf und verschlingen Sie diese über einem schönen Kleiderbügel zu einem Kleid. Stellen Sie sich dabei ein konkretes Kleid vor, zum Beispiel Ihr Hochzeitskleid. Und dann hängen Sie das Kunstwerk an dem Kleiderbügel an die Wand. Neben Ihrer Garderobe zum Beispiel. Florian Wagner: Momentan experimentiere ich mit handelsüblichen Zwingen. Mein Tipp: 4 gleichgroße Zwingen farbig lackieren (z. B. petrolfarben) und eine alte, schrabbelige Holzschublade vom Flohmarkt damit einspannen. Fertig ist ein einmaliges Beistelltischchen. O

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Milberg & Wagner Im Fernsehen Sechs neue Folgen sind ab März, wöchentlich jeweils freitags um 19.30 Uhr, im BR Fernsehen zu sehen. Da wünscht sich zum Beispiel eine Familie einen neu gestalteten Essplatz, eine WG eine neue Küche, ein Pärchen ein neues Konzept für ihre Wohnzimmerschrankwand, und eine Familie braucht eine Wickelkommode für

den Nachwuchs. Getrennt voneinander entwickeln Julia Milberg und Florian Wagner Lösungsvorschläge. Dabei versuchen sie, die bestehenden Möbelstücke einzubeziehen – individuell, kostengünstig und nachhaltig. Für welchen Plan werden sich die „Auftraggeber“ entscheiden? Klar ist: Egal wer den Zuschlag bekommt – Milberg & Wagner packen gemeinsam an, um die Gewinneridee umzusetzen. Zuschauer, denen die Sendung Lust macht, etwas selbst zu entwerfen und zu gestalten, finden im Internet Ideen, Anleitungen und Tipps aus der Sendung in Form von Online-Tutorials sowie Anleitungen zum kostenlosen Download.


IMPRESSUM EMAIL wohnwerken@schluetersche.de TWITTER twitter.com/wohnwerken FACEBOOK facebook.com/wohnwerken PINTEREST pinterest.com/wohnwerken YOUTUBE bit.ly/2cKjKFM

tin Scholz, Rasmus Schübel, Solar Bike/ Jesper Frausig, Lena Suhr, Technische Universität Wien, The BossHoss, Frank Urbansky, Eva Walitzek-Schmidtko TITELFOTO Bredder GbR Alexander Falk/ Valentin Scholz GRAFIK Elke Möller

CONTENT MANAGER Torsten Hamacher hamacher@schluetersche.de

HERAUSGEBER UND VERLAG Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Postanschrift: 30130 Hannover Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de Amtsgericht Hannover HRA 15042

AUTOREN Sarah Bude, Sabine Bühlmann, Luisa Ehlgötz, Alexander Falk, Torsten Hamacher, Eva Holtz, Ingo Jagels, LuxuryEstate.com, Mathias Mitteregger, Melli, Judith Milberg, Johannes Schnurr, Valentin Scholz, Detlef Stoller, Lena Suhr, Frank Urbansky, Florian Wagner, Eva Walitzek-Schmidtko

PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Schlütersche Verwaltungsgesellschaft mbH in Hannover Amtsgericht Hannover HRB 6034 Geschäftsführung: Stefan Schnieder UmsatzsteuerIdentifikationsnummer DE115697748 | DE115586449

BILDER Auernhammer Wohlrab Architektur, Bayerischer Rundfunk/Bilderfest GmbH, Christine Blaser, Michel Collette, Daimler und Benz Stiftung/expressiv.at, Luisa Ehlgötz, Holger Eggers, Alexander Falk, Joachim Giesel, Halle 58 Architekten, Horst-Dieter Görg, Torsten Hamacher, Hauschild + Siegel Architecture, Hochschule Niederrhein, Patrick Kälin, Kreisbau AG, LuxuryEstate.com, Mellifera e.V., MellisBLOG, Andrea Rüedi, Valen-

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CHEFREDAKTION Jutta Junge jutta.junge@schluetersche.de

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