Ausgabe 06
Wohnen und leben mit Ecken und Kanten
SILOHAUS VIEL PLATZ AUF WENIG RAUM BIOMETRIE DAS HAUS ERKENNT SEINE BEWOHNER BABYKLAPPE EINGANG INS LEBEN
INHALT
08 Wohnen im Futtersilo a
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„Das Haus 2018“ a
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Next Generation: Der biometrische Hauseingang a
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Helfen für ein Lächeln a
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T EN BEWUSS
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Zugang zur Welt des Klosters a
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Palliativstation: Eingang und Ausgang a
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Babyklappe: Die Geschichte von Mirjam a
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Türdekoration: Herzlich willkommen! a
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Wie ein selbstgebauter Schuhlüfter die Beziehung retten kann a
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104 Festschmaus für alle a
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114 Grillsaison ist das ganze Jahr a N GRÜN E
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126 Stirb und werde: Wer gärtnert, muss den Winterblues nicht fürchten a KRAFT
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138 Der Strom kommt aus der Steckdose. Von wegen ... a
04 EDITORIAL a 149 IMPRESSUM a
UNSERE PARTNER:
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JUTTA JUNGE CHEFREDAKTION
EDITORIAL
Wir beschäftigen uns intensiv mit dem, was sich in unseren Häusern und Wohnungen befindet: stylishe Möbel, die immer professionellere Kücheneinrichtung, hippe Deko, die High-End-Multimedia-Anlage ... Dabei verlieren wir aus dem Blick, was von elementarer Bedeutung ist: den Ein- und Ausgang, der uns von draußen in unser Heim führt oder wieder in die Welt entlässt. Wir haben uns mit diesem Thema beschäftigt und Blogger und Autoren gebeten, uns an ihrer Sicht teilhaben zu lassen: Es geht um „tatsächliche“ Eingänge, beispielsweise mit biometrischem Zutritt, die ein bisschen an James-BondFilme erinnern, oder um eine Klosterpforte in Israel, die bei einem Brandanschlag zerstört wurde. Und es geht um Einund Ausgänge im übertragenen Sinn: wohnwerken.de_Ausgabe 06
um das Leben und Wohnen auf einer Palliativstation und um eine Babyklappe, in der Mütter in Not ihre Neugeborenen ablegen können – in der Hoffnung, dass ihr Baby dadurch einen besseren Zugang zum Leben bekommt als sie selbst ihm bieten könnten. E i n e n g a n z a n d e re n Aspekt behandeln unsere Food-Blogger: Sie würdigen das Essen als gemeinsame Erfahrung, als Zugang zu einem geselligen Beisammensein. Sie sehen, es gibt viele Facetten. Lassen Sie sie uns gemeinsam betrachten.
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WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? wohnWERKen ist ein digitales Magazin mit Lesestücken verschiedener Autoren. In ihrem Stil, mit ihren Worten. Als digitales Magazin bietet wohnWERKen mehr als eine gedruckte Zeitschrift: E ingebunden sind Videos, 6
Bilder und Links mit ergänzenden und zusätzlichen Informationen, Tipps und Hinweisen.
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Bild: Andrey Popov – Fotolia.com
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Bild: Jo Kirchherr/Westend61 - Corbis.com, Stockfotos-MG - fotolia.com
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IMPRESSUM
DAS HAUS IM FUTTERSILO Text: Eva Walitzek-Schmidtko
Bilder: Refunc
Ein Wohnsilo ist laut Duden „ein Gebäude, das zur Unterbringung einer großen Zahl von Menschen oder Dingen dient“, ein trister, nüchtern-unpersönlich wirkender Bau. Jan Körbes hat ein „Wohnsilo“ ganz anderer – besonderer – Art geschaffen. Er hat ein altes Futtersilo aus der Landwirtschaft zu einem Minihaus umfunktioniert – und fast drei Jahre lang mit seiner Tochter darin gewohnt. lesezeit 5 min wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Silos
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leisten auf vielen Bauernhöfen gute Dienste, als Lager für Futter, Getreide oder andere landwirtschaftliche Schüttgüter. Doch was geschieht mit ihnen, wenn sie nach ihrer Nutzung ausrangiert werden? Jan Körbes haucht ihnen neues Leben ein. „Es gibt keinen Abfall“, lautet das Credo von Refunc, einer Initiative, die der Architekt 2002 gemeinsam mit seinem holländischen Kollegen Denis Oudendijk gegründet hat. „Aus allem kann etwas
Neues, etwas ganz anderes entstehen“, erklärt er.
Wohnen im Silo über drei Etagen Aus einem Futtersilo aus 8 mm starkem Polyester beispielsweise ein komplettes Wohngebäude, das dank Solarzellen und Regenwasser-Auffangsystem fast autark vom öffentlichen Versorgungsnetz ist – oder sein kann. Rund
Jan Körbes
„Es gibt keinen Abfall.
Aus allem kann etwas Neues, etwas ganz anderes entstehen“
Kletterwand statt Treppe 13 Quadratmeter Wohnfläche sind in dem 6 Meter hohen Silo mit 2,55 Meter Durchmesser entstanden, verteilt auf drei Stockwerke: eine Wohn- und eine Schlafetage sowie ein ebenerdiges Untergeschoss. Das Wohnzimmer ist gerade mal 4,2 Quadratmeter groß, wirkt aber größer. 2,50 Meter Raumhöhe sorgen für ein positives Raumgefühl: „Wichtig ist, dass man die Arme ausstrecken kann“, weiß Jan Körbes. wohnwerken.de_Ausgabe 06
Für eine Treppe ist im Silohaus kein Platz. Den Schlafbereich im Obergeschoss erreicht man über eine Kletterwand – das macht nicht nur Spaß, sondern hält auch fit. Neben dem Bett gibt es in der oberen Etage außerdem einen Sitzplatz für Tochter Liuka, und einen Minibalkon, der als Notausstieg dient und über den man zum Boden klettern kann. Highlight im wahrsten Sinne des Wortes ist die
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Kuppel aus Plexiglas, durch die die Bewohner nachts vom Bett aus die Sterne sehen können. Im ebenerdigen Untergeschoss sind Therme, Technik und mehrere Wassertanks untergebracht, die für die nötige Standfestigkeit sorgen. Denn das Silo selbst ist mit gerade mal 2.800 kg ein Leichtgewicht – ein Vorteil, wenn ein Umzug ansteht. Als Jan Körbes und Liuka 2013 von Den Haag nach Berlin zogen, wurde das Haus einfach auf einen Lastwagen verladen. Schon am nächsten Tag konnten sie wieder in ihrem Haus wohnen, jetzt am neuen Standort auf dem Gelände des Zentrums für Kunst und Urbanistik (ZK/U) in Berlin Moabit. „Wir haben zeitweise zu dritt dort gewohnt“, erzählt Jan Körbes. Inzwischen dient das Silo als Unterkunft für Künstler und neugierige Minimalisten, die zeitweise im ZK/U leben und arbeiten und das Leben im Silo ausprobie-
ren – als Inspiration für eigene Tiny-House-Träume.
Ein zweites Leben für „Abfall“ Das Silo hat Jan Körbes von einem Bauern bekommen und
auch beim Umbau und bei der Einrichtung hat der Architekt getreu der Refunc-Devise fast nur Materialien aus der Umgebung verwendet, die andere aussortiert oder weggeworfen haben. Ausnahmen von dieser Regel
macht Jan Kรถrbes nur bei Elektrokabel und anderen sicherheitsrelevanten Komponenten wie Ofenrohren und Heizung.
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So dient eine ausrangierte, in den Boden der Wohn etage eingelassene Badewanne im Silohaus als Fußraum. Sie ist von einer Platte abgedeckt. Wird ein Tisch benötigt, wird die Bodenplatte zum Tisch, an dem, Beine in der Wanne, bis zu zehn Leute bequem sitzen können. Warme Füße sind garantiert, denn die Wanne wird von unten durch eine Infrarotheizung beheizt. Im übrigen Haus sorgt ein Holz
ofen für Wärme, und weil es klein und gut isoliert ist, wird es schnell und selbst an kalten Wintertagen mollig warm. Die Fenster waren funkelnagelneu, aber wegen des schlechten Rahmen-Glas-Verhältnisses unverkäuflich. Die Kuppel auf dem Dach gehörte früher einer jetzt insolventen Kunststofffirma und einige Griffe an der Kletterwand waren in ihrem ersten Leben Möbelteile.
Kreativer Materialfundus Dass Körbes bei seinen Projekten auf einen so großen Materialf undus zurückgreifen kann, ist natürlich kein Zufall. „Wir wissen, wo man etwas herbekommen kann. Wir arbeiten mit vielen Firmen und Institutionen zusammen“, erklärt er. In einer sogenannten Harvestkarte werden die Adressen und Informationen gesammelt. Langfristig soll außerdem eine App entstehen, in der jeder jederzeit Ideen und Lösungen einstellen und abrufen kann, wie aus irgendeinem Gegenstand etwas ganz anderes entstehen kann.
Vision von Silo-City Inzwischen hat Jan Körbes im Rahmen des Berliner Bauhaus wohnwerken.de_Ausgabe 06
Campus ein zweites Silo umgebaut, allerdings nicht zum Wohnen, sondern zu einem modernen Teehaus-Pavillon. Bis zu zwölf Menschen können in dem Pavillon auf dem Gelände des Bauhausarchivs Tee trinken oder meditieren. Vielleicht entsteht irgendwann sogar eine Silo-City. Auf engstem Raum zu leben ist sicher nicht jedermanns Sache, aber das Interesse an Minihäusern wächst. Und Silos haben, so Jan Körbes, eine Menge Potenzial. Er möchte seine Silozeit nicht missen – und trauert dem Wohnen im kleinen Haus in seiner jetzt viel größeren Wohnung gelegentlich nach. O
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Refunc – der Name ist Programm
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In „Rufunc“ versteckt sich der Begriff „function“. „Wir wollen die Menschen inspirieren und ihnen zeigen, dass jedes Material zu reaktivieren ist. Alles kann umfunktioniert werden, aus allem kann etwas Neues werden“, beschreibt Jan Körbes die Idee. Die Zwei-Mann-Initiative hat sich zu einem internationalen Netzwerk entwickelt, das „im Grenzbereich von Architektur, Kunst
und Design“ arbeitet und – zusammen mit Partnern vor Ort – überall in der Welt Projekte realisiert. So wurden beispielsweise in Holland ausgediente Rettungskapseln von Bohrinseln zu Hotels umfunktioniert, alte Autoreifen, von denen es weltweit Millionen gibt, führen ein neues Leben als Schaukeln, Klettergerüste, Möbel oder Dacheindeckung. Und aus alten Schultafeln aus Berliner Schulen, die modernen Whiteboards weichen muss-
Aus diesem alten Futtersilo wurde ein kleines, feines Zuhause.
Bild: privat
ten, ist ein 24 Quadratmeter großer, komplett isolierter Anbau am ZK/U entstanden, der als Studio für Berliner Initiativen und Künstler genutzt wird. Nach seinem Lieblingsprojekt gefragt, zögert Jan Körbes nicht lange: „Es ist das Jurtenprojekt in Kasachstan: Dort haben wir aus hundert kaputten Kunststoffpaletten einen Pavillon gebaut, in dem mehrere Wochen lang Vorträge und Veranstaltungen stattgefunden haben.“
Über die Autorin Eva Walitzek-Schmidtko arbeitet seit 30 Jahren überwiegend freiberuflich als Journalistin, Pressereferentin und Autorin. In ihrem Blog „Time to fly“ berichtet sie über ihre Aktivitäten, Hobbys und ihre Lebensphilosophie. timetoflyblog. wordpress.com
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Wie sieht es aus, das Haus 2018? Lucie Koldova stellt ihren Entwurf „Light Levels – Ebenen des Lichts“ vor. Die tschechische Designerin ist bekannt für ihr außerordentliches Gespür bei der Gestaltung von Leuchten und Lichtstimmungen. IMPRESSUM
Quelle: Trendletter imm Spotlight Fotos: Koelnmesse
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Bild: Koelnmesse
Wie der Name „ LIGHT LEVELS – Ebenen des Lichts“ schon sagt, dreht sich alles um das Licht und seine Bedeutung für das Wohnen. In der Interpretation der Designerin ist „Das Haus“, das im Januar auf der imm cologne 2018 präsentiert wird, eine
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Reise durch verschiedene emotionale Zustände. Jeder der um das zentrale Wohn-/ Esszimmer angeordneten Räume steht nicht nur für eine praktische, den Alltagsanforderungen entsprechende Funktion, sondern auch für ein emotionales Bedürfnis.
Und das wird in Koldovas Haus weniger durch die Möbel als durch unterschiedliche Lichtstimmungen, Transparenzen, Materialien und Farben transportiert.
Luft und Licht zum Denken Eines ist klar: Dieses „Haus“ ist sehr sinnlich, gleichzeitig aber auch minimalistisch. Eine Wohnung sollte für die Pragerin nicht nur Rückzugsort sein, sondern auch ein Freiraum mit viel Luft und Licht zum Denken. Lucie Koldova erzählt eine Geschichte vom Wohnen – nicht mit Worten, sondern mit Licht. Auf der imm cologne 2018 treten Sie mit einer Interpretation der Wohnraum-Simulation „Das Haus – Interiors on Stage“ an, bei der zum ersten Mal ein wohnwerken.de_Ausgabe 06
Ich möchte „DAS HAUS“ mit Stücken ausstatten, die ich liebe, mit Möbeln, die das Beleuchtungskonzept erst vervollständigen ...
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technisches Thema eine Hauptrolle spielt, nämlich das Licht. Nun sind Sie ja für Ihr exzellentes Leuchten-Design bekannt. Heißt das, Das Haus 2018 wird ein „Licht-Haus“? Ich habe meinen Entwurf „Light Levels“ genannt, um deutlich zu machen, dass Licht die Stimmung eines Raums ganz unterschiedlich beeinflusst und damit auch ganz unterschiedliche Funktionen im Wohnraum übernehmen kann. Natürlich spielt in meinem Entwurf das Licht die Hauptrolle – das war ja auch die Grundidee, mit der die Koelnmesse an mich herangetreten ist. Trotzdem folgt Light Levels einem ganzheitlichen Ansatz. Ich möchte „Das Haus“ mit Stücken ausstatten, die ich liebe, mit Möbeln, die das Beleuchtungskonzept erst vervollständigen, es zu einem Ganzen machen. Ich finde das wahnsinnig spannend!
Wird man dem „Haus“ eine gewisse Affinität für technische Features ansehen, oder wird es wieder ein Ruhepol, an dem man sich von der Arbeit und dem ständigem Online-Sein erholen kann? Ich selbst habe keinen Fernseher mehr, seit ich 18 bin. Elektrische Tools und Bildschirmgeräte habe ich im Studio genug. Zuhause will ich mich mit meiner Familie unterhalten und auch mal für mich sein. Dem Internet entkommt man sowieso nicht – die Verlinkung ist allgegenwärtig. Jeder, der in „Das Haus“ kommt, ist ständig mit allem verbunden. Warum also sollte es da noch besonders repräsentiert sein? Ist das Gestalten mit Licht eine andere Aufgabe als ein „klassisches“ Möbel zu designen?
De Integration des Wohnelements Licht im „Haus 2018“. Das Ergebnis erinnert an einen Stern.
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Beim Design von Möbeln sind die meisten Eigenschaften mehr oder weniger vorgegeben. Ein Tisch etwa steht auf dem Boden, hat eine Fläche und ein bis vier Beine. Manchmal gelingt einem ein wirklich neues Design oder ein Mehrwert, oft aber stylt man es nur neu und verändert etwas, das auch schon vorher gut funktioniert hat. Licht ist in jede Richtung veränderbar. Es geht nicht nur darum, eine Form zu finden. Leuchten sind Objekte, die in zwei Zuständen existieren: Bei ausgeschaltetem Licht wirkt die Leuchte für sich allein, als Skulptur, und
wenn das Licht angeschaltet ist, erhält man ein völlig neues Objekt, das sich vom ersten sehr unterscheiden kann. Man kann mit Reflektionen oder mit Durchsichtigkeit spielen, bei Semi-Transparenz ergibt sich manchmal ein Effekt wie von Staub, und sandgestrahltes Glas verformt das Licht. Auch die Kontraste zwischen erleuchteten und nicht erleuchteten Elementen können sehr interessant aussehen. Eine Leuchte kann einen Raum verschönern
und muss dabei gar nicht aussehen wie eine Lichtquelle, es kann unendlich viele Formen und Materialien haben. Ich liebe die Ausdruckskraft des Lichts, seine Vielseitigkeit. Mit nichts anderem kann man so stark spielen. Haben Sie für „Das Haus” auch eine neue Leuchte designt?
Eigentlich sogar zwei, beide für Brokis. Gleich am Eingang heißen den Besucher die Jacko-Lanterns willkommen … Das würden wir im Deutschen wohl als Irrlicht oder Glühwürmchen bezeichnen … Ja, ich mag Namen mit narrativem Charakter. In diesem Fall weckt er Assoziationen an eine kleine Lichtkugel, die jemand eingefangen hat, um sich von dem kleinen Käfer nach Hause
Die Tischlampe Macaron (Brokis) erinnert an das französische Baiser-Gebäck.
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leuchten zu lassen. Und dann habe ich für den Bereich um das Bett, also für die Relaxing Zone, ein Leuchtensystem entwickelt, das sowohl als Einzelprodukt funktioniert als auch für die maßgeschneiderte Anwendung im Verbundsystem: Ivy. Wie gläserne Äste. Ich wollte mir und Brokis mal eine ganz andere Aufgabe stellen: Nichts von überwältigender Wucht, sondern kleine Leuchten, die sanft, weich und feminin sind. Ich wollte es vor allem für das Badezimmer. So würde ich auch gerne wohnen: Nicht total minimalistisch, wie sich vielleicht ein Architekt einrichten würde, sondern auch mit etwas Raum für Sanftheit und Emotionalität. Die Zweige von Ivy illustrieren das sehr gut. Für das Badezimmer und Antonio Lupi haben wir auch einen ganz neuen Waschtisch aus Glas gestaltet, zu dem es in der Form korrespondierende Schalen gibt.
Das Wohnzimmer in der Mitte wirkt mit seinen großen, sternenförmigen Leuchten Puro wieder komplett anders, und der Inspiration Room mit seinen hinterleuchteten fensterartigen Wänden wirkt im Vergleich mit dem Relaxingbereich recht kühl. Ist das gewollt? Ich finde es witzig, im Raum zwei Meter lange Wunderkerzen hängen zu haben. Es soll auch eine kleinere Version geben, die an ein Feuer erinnert, um das man sich versammelt. Es ist ein repräsentativer Raum zum Essen, zum Treffen mit Freunden und Bekannten, ein Raum zum Angeben. Dafür braucht man ein anderes Licht als zum Entspannen. Der in Beton gestaltete Spirit Room ist eine Metapher für einen sakralen, steinartigen Raum. Ich suche für jeden Raum, für jedes Gefühl und jede
Funktion nach den passenden Materialien und dem passenden Licht. Es ist schließlich ein Haus der Ideen und Symbole, und kein Showroom, in dem ich meine Lieblingsstücke ausstelle. Könnten Sie sich denn vorstellen, in einem solchen Haus zu wohnen? Für diesen Ort ist es das richtige Haus. Also ja, warum nicht. Aber mein eigenes Haus wäre
eher ein Glaswürfel mit vielen Ausblicken nach draußen. Aber in der Messehalle braucht „Das Haus“ metaphorische Fenster, und so vermittelt über das Licht der Inspiration Room meine Idee eines offenen Ateliers mit großen Fenstern und Flächen.
In fast wabenartig aneinandergefügten Lichtraumzellen markiert Licht nicht nur den Raum sondern auch seine Funktion.
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Um Licht zu kontrollieren, brauche ich feste Grenzen, ansonsten vermischt sich alles.
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Mit seinen vielen Winkeln wirkt es aber auch nicht wie ein normales, geradliniges Haus, sondern eher wie zusammengeschobene, sich überschneidende Würfel, die sich wabenartig aneinanderfügen … Ja, und von oben betrachtet erinnert das Ergebnis ein bisschen an einen Stern. Hinter jeder Ecke wartet eine Überraschung. Ich mag den Kontrast zwischen den harten Winkeln und der weichen Atmosphäre. Je mehr man ins Detail geht, umso weicher wird die Wohnumgebung, besonders im Badezimmer.
Das Softe Ihrer Designsprache steckt also mehr im Detail? Ja, schon. Aber eine weiche Formensprache bedeutet ja nicht, dass alles weich wie ein Kaugummi sein muss! Nein, im Ernst: Ich habe eine starke Persönlichkeit und weiß meine Grenzen zu ziehen. Aber zuhause in meiner Schutzzone kann ich so weich sein, wie ich will, denn da bin ich sicher verankert und verborgen in meiner Muschelschale. Deshalb müssen die Mauern von meinem Kölner „Haus“ fest und klar definiert sein. Außerdem, mit einem offenen Architekturkonzept oder auch mit textilen Wänden hätte ich nicht so
„DAS HAUS“ mit dem Licht arbeiten können, wie ich es beabsichtige. Um Licht zu kontrollieren, brauche ich feste Grenzen, ansonsten vermischt sich alles. Ich baue Lichtzellen, um unterschiedliche Ambiente-Zonen zu schaffen. Ich will „Das Haus“ zum Leuchten bringen. Mit allen Mitteln. O
Lucie Koldova stellt „Das Haus 2018“ vor. Quelle: Frank A.
Reinhardt/ vimeo
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Die Reihe „Das Haus“ ist eine ganzheitliche WohnhausSimulation aus Architektur, Interior Design und Möblierung, zu deren Gestaltung die internationale Einrichtungsmesse imm cologne jedes Jahr einen anderen internationalen Designer einlädt. Auf rund 180 qm kann der Guest of Honor damit in der Pure Editions-Halle 2.2 ein persönliches Statement zum zeitgenössischen Wohnen abgeben.
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DER BIOMETRISCHE HAUSEINGANG NEXT GENERATION
Jedes Gesicht hat einzigartige charakteristische Merkmale – ähnlich wie der Fingerabdruck. Familie Beck aus Volkach besitzt eine Gesichtserkennung, die ihre Haustür nur öffnet, wenn ein Familienmitglied vor die Kamera tritt. In unserem Gastbeitrag erklären wir, wie das Ganze funktioniert und warum sich die Familie für so ein High-Tech-Zugangssystem entschieden hat.
Text: Dr. Thomas Lübbeke/Torsten Hamacher
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Bild: William Whitehurst – Corbis.com
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Familie Beck
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in Volkach besitzt ein intelligentes Energieplushaus im Bauhausstil. Das architektonisch schicke Energiewunder kann eigentlich alles, was mit aktueller Technik möglich ist. Neben Solarmodulen an den Fassaden der Garage, einer Heimkinoanlage im Wohnzimmer, einem automatisierten Beleuchtungskonzept und Echtzeitmessung des Energieverbrauchs gehört auch eine biometrische Türkommunikation zur Ausstattung des Smart Homes.
Viel Vertrauen in Technik Was das ist? Ein System, das seine Besitzer anhand von Details des Gesichtes erkennt und ihnen so Zugang zum Haus gewährt. Ein Schlüssel, PinCodes oder Fingerabdrücke sind nicht nötig. Dass da viel Vertrauen zur Technik nötig ist,
liegt auf der Hand. Für Hausbesitzer Bernhard Beck ist das aber vor allem ein Komfortmerkmal, dass weder er noch seine Familie missen möchte. „Wir haben uns für die Gesichtserkennung entschieden, weil wir so keine zusätzliche manuelle Handlung vornehmen müssen, um Zugang zu bekommen“, sagt Bernhard Beck. Wichtig war es ihm also, dass für den Zugang nicht erst noch ein Finger gescannt werden muss. Das funktioniere ohnehin gerade bei kleinen Kindern nicht immer zuverlässig.
Das Haus erkennt seine Bewohner Die Fingerabdruckerkennung ist fast schon ein alter Schuh. Sie greift auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurück, die fast 100 Jahre alt sind. Die Erforschung von Algorithmen der Gesichtserkennung steckt hier
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Bilder: Casaio
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Bild: Adatis
vergleichsweise noch in den Kinderschuhen. Als Zutrittskontrollsysteme am Flughafen, in Casinos oder in großen Firmen ist die Gesichtserkennung schon im Einsatz – im privaten Wohnbau hat sich die Technik noch nicht etabliert. Pionier Bernhard Beck nutzt FaceEntry–XT von Adatis. Er ist von der Technik begeistert und möchte sie nicht mehr missen. In der Anlage sind die charakteristischen Merkmale der Gesichter von ihm, seiner Frau und seinen zwei Kindern als Bilddaten hinterlegt. Erfasst werden die Gesichter mit einer dreidimensionalen Gesichtserfassung im Infrarotbereich. Ein Blick in die Kamera genügt und das System vergleicht die erfassten mit den gespeicherten Daten. Bei Übereinstimmung heißt es: Bitte eintreten!
Sicherheit wird gross geschrieben „Gesichtserkennungssoftware für den privaten Wohnbau ist noch relativ neu. Dabei stellt dieses Zugangssystem eine sichere und einfache Variante der Türkommunikation dar“, betont Thomas Lübbeke, CEO der Firma Casaio. Die Systemintegratoren aus Würzburg sind für die Integration sämtlicher intelligenter Technik im Haus zuständig. „Natürlich müssen auch einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden“, sagt der Fachmann. Und Kunde Beck ergänzt: „So können wir zum Beispiel in Abhängigkeit der Tageszeit die Scannertechnologie mit anderen Zugangsmechanismen kombinieren.“
Was heisst das für die Praxis? „Tagsüber, wenn jemand zu Hause ist und die Wahrschein-
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Bild: Adatis
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lichkeit eines Einbruchversuchs eher gering ist, wird das System so konfiguriert, dass nur die Erkennung des Gesichts notwendig ist, um Zugang zum Gebäude zu bekommen. Nachts hingegen
wird die Gesichtserkennung zum Beispiel mit einem PinCode kombiniert“, schildert Beck. Dann seien also beide Autorisierungsverfahren notwendig, um Zugang zum Haus zu erlangen.
Auch wenn die Nachbarn oder der Postbote an der Tür klingelt, die Bewohner des Smart Homes haben im Inneren mehrere festinstallierte Touchpanels, über die sie sehen können, wer vor ihrer Tür steht. „Mit dem All-in-One-System können wir unkompliziert und schnell mit Besuchern kommunizieren und die Sicherheit unseres Eingangsbereichs erhöhen. Falls wir nicht zuhause sind, bekommen wir eine Benachrichtigung auf unser Smartphone, dass jemand an unserer Tür geklingelt hat“, sagt Bernhard Beck. „Wir merken, dass für unsere Kunden das Thema Sicherheit in den eigenen vier Wänden immer mehr eine Rolle spielt. Darauf müssen wir reagieren“, weiß Lübbeke. Die Systemintegratoren planen immer wohnwerken.de_Ausgabe 06
häufiger integrierte Sicherheitssysteme mit vernetzten Rauchmeldern und Überwachungskameras, die mithilfe von Sensoren und Bewegungsmelder Alarm schlagen, sobald Gefahr droht. Auch Fensterkontakte, die den Zustand der Fenster (offen oder geschlossen) dokumentieren, sind sehr beliebt. „Gerade wenn die Bewohner nicht zuhause sind, sollte eine Echtzeit-Kommunikation zwischen Haus und Smartphone abrufbar sein“, so der System integrator. Für Familie Beck hat sich die Investition gelohnt. Die Kinder haben Spaß und die Eltern haben ein gutes Gefühl, denn Szenarien à la „ich hab meinen Schlüssel verloren“, gehören für sie der Vergangenheit an. O
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Was sieht" " der Scanner?
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Biometrische Zugangssysteme scannen keineswegs das gesamte Gesicht ab. Das System von Adatis wertet nach Angaben des Herstellers bei der Gesichtserkennung nur einen Teil des Gesichts aus. „Dazu gehören vor allem die Augenpartie, die Nase und die Wangen“, sagt Geschäftsführer Dr. Michael Gilge. Andere Bereiche, wie die Stirn oder die untere Gesichtshälfte, seien für eine verlässliche Erkennung zu variabel. Wer also nach dem Urlaub einen Vollbart trägt oder nach der Arbeit verärgert und damit schmallippig nach Hause kommt, braucht sich keine Gedanken zu machen, vor verschlossener Tür zu stehen. „Zusätzlich zur reinen Erfassung der Merkmale enthält unser Erkennungsverfahren
auch Komponenten, die sicherstellen, dass es sich um ein reales Gesicht handelt und nicht ein Foto oder eine Maske“, stellt Gilge klar. Ein Foto sei flach und habe keine gesichtsähnlichen 3D-Merkmale. „Die sind bei einer Maske zwar gegeben, aber bei einer Maske liegen die Augen tiefer als beim ursprünglichen Gesicht und andere Merkmale der Maske entsprechen nicht dem Verhalten der Haut“, erläutert der Fachmann, warum böse Buben keine Chancen haben. Grundsätzlich handele es sich bei der Biometrie um ein statistisches Verfahren, welches durch die voneinander abhängigen Parameter „False Acceptance Rate (FAR)“ und „Falls Rejection Rate (FRR)“ beschrieben werden. Durch Einstellungen kann jeder Anwender selber bestimmen, ob er mehr zur „Sicherheit“ oder
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Bild: Casaio
zum „Komfort“ tendiert. „Sicherheit“ bedeutet dabei, dass mehr 2D- und 3D-Merkmale abgeprüft werden und es daher einerseits zu längeren Erkennungszeiten und auch zu einer höheren FRR kommt. Umgekehrt kommt es bei einer komfortorientierten Einstellung zu schnellerer Erkennung, geringerer Abweisungsrate, aber damit auch zu einer höheren Zulassungsrate von nicht-berechtigten Personen. Altert der Besitzer einer solchen Anlage, könne es – je nach persönlicher Einstellung – erforderlich werden, dass der Benutzer sich neu beim System „vorstellen“ muss. Nötig kann das sein, wenn sich die biometrischen Merkmale stark verändert haben, der Nutzer der Technik sich also beispielsweise durch Alterung, starken Gewichtsverlust oder andere Faktoren verändert habe.
ÜBER DEN AUTOR Dr. Thomas Lübbeke ist CEO und Gründer von Casaio Smart Buildings mit Sitz in Güntersleben. Als technikbegeisterter Allrounder analysiert er täglich die Innovationen des Marktes und findet für jede noch so außergewöhnliche Kundenanforderung eine adäquate Lösung. tl@casaio.de https://www.facebook.com/ casaio.de
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Helfen für ein LÄCHELN
Unter diesem Motto verhelfen Werkzeughersteller Bosch und Fußbodenspezialist Meister Kindergärten zu neuen Bodenbelägen. Dieses Mal: der Kindergarten in Kleinern.
Tischlermeister Christian Bock (vorne) bei der Arbeit. Schon ist zu sehen, wie der neue Boden wirkt. wohnwerken.de_Ausgabe 06
Text und Bilder: Thomas Vahle lesezeit 3 min Zurück zum INHALT
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Bild: Karin & Uwe Annas - Fotolia.com
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Edertal-Kleinern ist ein
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beschaulicher Ort in der Nähe von Bad Wildungen. 16 Kinder besuchen den Kindergarten, zwei feste Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Kinder im Alter von einem halben bis hin zu sechs Jahren. „Die Kirchengemeinde hat das Gebäude vor 25 Jahren gebaut. Und genauso alt ist der Bodenbelag“, erzählt Pfarrerin Romy Rimbach.
Der Korkboden war damals sehr modern, aber jetzt ist er von den Kinderfüßen, die seit mehreren Generationen täglich auf ihm rumtrampeln, arg in die Jahre gekommen.
Ein Bodenbelag, der viel aushält Die Entscheidung für einen neuen Fußboden ist schnell
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gefallen: Der Catega Flex DD 300 Risseiche hell 6956 von Meister soll es werden. „Ich habe mir das Datenblatt genau angesehen, weil wir hier im Kindergarten nicht einfach irgendeinen neuen Fußboden verlegen können. Dieser Boden aber erfüllt alle Anforderungen für öffentliche Räume“, erzählt
die Pfarrerin ganz begeistert. Verschnitt eingerechnet sind 65 Quadratmeter für die Eingangshalle notwendig. Hinzu kommt als Unterlage Meister Silence 15 DB, weiterhin mehrere Übergangs- und Anpassungsprofile. Den alten Korkbelag hat vorher eine Fachfirma entfernt und auch gleich den Boden nivelliert. 45
Dringender Handlungsbedarf: Der alte Korkboden hatte seine besten Zeiten hinter sich (li.). Reihe für Reihe entsteht der neue Fußboden (oben). wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Der Fachmann greift an
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Für die eigentliche Aufgabe, den neuen Boden zu verlegen, hat sich Christian Bock aus dem benachbarten Bad WildungenBraunau gemeldet. Der Tischlermeister ist Chef der Tischlerei Bock und macht sich zusammen mit drei seiner Leute an die Arbeit. Damit sind zwei Meister und zwei Auszubildende auf der Baustelle. „Das Material sollte auf jeden Fall reichen“, sagt er. Recht hat er. Aber dafür zeichnet sich ein anderes Problem ab: es wird zeitlich eng. Der Bereich an der Eingangstür ist einfach, dann aber läuft der Raum schräg auseinander und hat viele Ecken. „Dafür sind
wir Tischler, um solche Herausforderungen zu meistern“, sagt Bock. Reihe um Reihe entsteht der neue Boden. Hilfreich sind dabei die Maschinen von Bosch, mit denen sich der Werkzeughersteller an der Aktion beteiligt: mit dem 12-Volt-Akku-Bohrschrauber
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GSR 12V-15 FC Professional mit Flexi-Click-Aufsätzen, mit dem Akku-Multicutter GOP 18V-28 Professional und der Akku-Stichsäge GST 18V-LI S Professional. Eines davon darf Bock als Dankeschön für seine Arbeit behalten. Er entscheidet sich für den Akku-Schrauber.
Das Ergebnis überzeugt
Arbeit nicht, denn die Kinder hatten extra einen Tag frei bekommen, um das Feld zu räumen. „Es hat Spaß gemacht und sieht jetzt toll aus“, sagt Bock. Dieser Meinung ist auch Pfarrerin Rimbach: „Der Raum wirkt jetzt ganz anders. Und auch die Putzkraft ist begeistert, weil sich der Boden so schön reinigen lässt“, sagt sie. O
Es wird ein langer Tag. Erst gegen 21 Uhr sind Bock und seine Männer mit der Arbeit fertig. Auf den nächsten Tag verschieben konnten sie die
Bild: Karin & Uwe Annas
- Fotolia.com
Von Profis begehrt: Akku-Bohrschrauber mitFlexi-Click-Aufsätzen (li.oben). Die Stichsäge leistet gute Dienste (li.unten). Mit dem Multicutter lassen sich Schienen auch nach der Montage ablängen (re.). wohnwerken.de_Ausgabe 06
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N E T S S U W E B Bild: Maxim Malevich - Fotolia.com
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Zugang zur Welt des Klosters Text: Basilius Schiel OSB Bilder: Benedictine Monastery Tabgha
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Gerade in einem Kloster spielen Einund Ausgang eine große Rolle – sowohl im eigentlichen als auch in übertragenem Sinn. Für Basilius Schiel OSB, Benediktinerpater und Prior des Klosters im israelischen Tabgha, haben Türen seit einem Brandanschlag eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Ausgabe 06
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„Oh, wir sind doch extra aus
Südamerika gekommen, um diese Kirche zu besuchen!“ – „Oh, und ich bin extra aus Deutschland gekommen, um dieses Tor jetzt zu schließen …“ Das Gespräch zwischen einem meiner Mitbrüder und einer Pilgergruppe fand in der Form zwar schon vor einigen Jah ren am großen Eingangstor zu unserem Parkplatz statt. Aber
so ähnlich könnte es heute auch noch gehen. Besonders nett war es nicht, zugegeben. Ehrlich war es auch nicht, von beiden Sei ten. Keine Gruppe kommt nach Israel, nur um unsere Brotver mehrungskirche zu besuchen. Mein Mitbruder lebt natürlich ständig hier, das Tor am Abend zu schließen, gehörte damals zu seinen Aufgaben.
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EN T S S U BEW Und abends wird es eben geschlossen. Wie bei vielen anderen Pilgerstätten und Kirchen und auch bei den meisten „normalen“, priva ten Häusern. Wir brauchen diese geschlossenen Türen und Tore. Als Mönch weiß ich das umso mehr, lebe ich doch (lange Zeit des Tages) in der Klausur – einem Bereich meines Klosters, der nur uns Mönchen zugänglich ist. Ein beschützter Raum, vor allem um ein geschütztes Gebets leben zu ermöglichen. Beson ders an einem so stark besuch ten Ort wie Tabgha. Denn Tabgha ist als biblischer Ort der „Wunderbaren Brotvermehrung“ ein Ort der Vielen, der Tausenden, bis heute. Deshalb ist es auch richtig, dass tagsüber die Tore zum Gelände offenstehen. wohnwerken.de_Ausgabe 06
Brandanschlag auf das Kloster Dass sie aber nachts, wenn sie eigentlich geschlossen sind, uns nicht immer den Schutz bie ten, den wir uns davon eigent lich erhoffen, das mussten wir im Juni 2015 erfahren, als es einen Brandanschlag auf unser Kloster und unsere Kirche gab. Damals kamen Menschen, die die Offenheit unseres Ortes und die Weite der Botschaft von Tabgha ausgenutzt haben. Sie kamen hinein, um uns Gewalt anzutun. Sie haben die Haupteingangstür zu unserem Kloster angezündet, eine schwere Eichentür. Ein Anschlag, im Letzten, auf unser Leben. – Wie sonst sollte man das verstehen? Besonders an unserer Kloster pforte, die zugleich als Pilger
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büro und als Empfangs- und Gesprächsraum für Pilger dient, entstand damals erheb licher Schaden. Unser Eingangsbereich war gleichzeitig an mehreren Stellen dysfunktional, gewissermaßen.
Die Bedeutung von Ein- und Ausgängen 54
In solchen Momenten lernt man auch als Mönch neu die Bedeutung und den Wert von Ein- und Ausgängen kennen: Als Mönch brauche ich jene Türen, durch die ich gehen kann, und hinter denen ich den Schutz finde, den ein geistlich-kon templatives Leben braucht. Denn nur dann kann ich diese Tür auch wieder als Ausgang benutzen hinaus zu den Men schen, die in unsere Kirche hinein und auf unser Gelände kommen – zweifelsohne mit verschiedenen Motivationen.
Türen gliedern Räume In jedem Fall aber ist Tabgha ein Ort der Begegnung. Und für solche Begegnungen braucht es zumindest grob definierte Bereiche, die durch Ein- und Ausgänge erschlossen werden. Drei solcher großen Türen an unserem Kloster kommen mir da besonders in den Sinn: die Verbindungstür zwischen der Kirche und dem Kreuzgang unseres Klosters, der Klau sur-Haupteingang und die Ein gangstür zur Klosterpforte. Im Bereich der Klosterpforte lag beim Anschlag einer der Hauptbrandherde: die Holz möbel, die dort gelagerten Bücher, Flyer und Unterlagen, der recht einfache Dachstuhl – all das ging in meterhohe Flammen auf. Die Tür, die hin einführte, war eine Holztür mit kleinen quadratischen, milchi gen Glasscheiben. Man sah
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also von außen, wenn drinnen Licht war. Richtig durchsehen konnte man nicht. Am Morgen nach dem Feuer lag die Tür geborsten, geradezu explodiert auf dem Boden. Mitten in den Ascheund Kohlebergen. Ein totes Gerippe. Es dauerte viele, viele Monate, in denen die bogenförmige Tür öffnung meistens offen- und leerstand, bevor die neue Tür eingesetzt wurde: Wieder ein Holzrahmen, wieder Scheiben, aber die sind dieses Mal größer und durchsichtig. Wir haben das Wort „Reception“ eingra vieren und golden fassen las sen. Ja, wer zu einem Kloster kommt, soll durchaus auch hineinschauen können. Auch wenn nicht immer jemand hin ter der Schreibtischtheke sitzt, soll man wissen, dass man auf die eine oder andere Weise Aufnahme, Reception hier fin den kann. Nach ihrem langen Fehlen hat diese Tür unsewohnwerken.de_Ausgabe 06
ren Besuchern neu einen Eingang in unsere Welt geschenkt.
Neuer Ausgang in die Welt Auch uns Mönchen wurde nach vielen Monaten mit einer rußverkohlten Tür ein neuer Eingang in unser Kloster und damit zugleich ein neuer Aus gang in die Welt gegeben: Einen zweiten Brand hatten die Attentäter an unserer Haupteingangstür gelegt, gewissermaßen unserer eigentlichen Haustür. Glück licherweise hat zum einen einer unserer Mönche gerade hier den Brand zuerst bemerkt und konnte schnell löschen. Zum anderen besteht die Tür aus massiven Eichenteilen und hielt dem Feuer noch einiger maßen stand. Alleine, sie war das letzte Über bleibsel jener Feuernacht. Alles andere war schon gesäubert
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im Zion g r e B Ein Tag m uf de alem a r e ff a r Zeit rmition Abbey Jerus Quelle:
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und ersetzt, bevor auch diese Tür zum Schreiner kam. Als sie noch asche- und rußverschmiert gewesen war, hatte jemand „Benedictine Monastery“ darauf geschrieben. Jetzt ist in ebenfalls goldenen Buchstaben „Clausura“ eingraviert: Es gibt diese Bereiche im Leben eines jeden Menschen, nicht nur von uns Mönchen, die unter Verschluss bleiben dürfen, vielleicht sogar müssen. Die dritte Tür ist eine, die im
Zuge des Neubaus unseres Klosters im Winter 2011/12 erst angelegt wurde: Sie verbindet unmittelbar die Brotvermehrungskirche (aus dem Jahr 1982) mit dem neuen Kloster: Die südliche Mauer der Kirche wurde durchbrochen, eine Türlaibung gemauert, ein schwerer Türsturz eingesetzt. Durch diese Tür betreten wir Mönche die Kirche zum Gebet, verlassen sie auch durch diese Tür wieder. Unser Privatraum, die Klausur,
Über den Autor
verbindet sich so mit dem, was vielen unserer Pilger und Besucher heilig ist. Hier von Ein- und Ausgang zu sprechen, fällt schwer. Die meiste Zeit des Tages ist sie geschlossen. Noch mehr als andere Türen des Klosters wird sie nur von uns Mön chen genutzt. Aber vielleicht braucht es manchmal gerade solche Durchgänge in unse rem Leben. Neu angelegt. Altes durchbrechend. Neues verbin dend. O wohnwerken.de_Ausgabe 06
Pater Basilius Schiel OSB (geboren 1975) ist nach dem Studium von Theologie und Geschichte in Trier und Erfurt im Jahr 2001 in die Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem eingetreten. Seit 2014 ist er Prior des zur Abtei gehörenden Klosters in Tabgha am See Genezareth. http://www.dormitio.net/ tabgha/index.html www.facebook.com/ Dormitio
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Palliativstation: Eingang und Ausgang Text: Dr. Christiane Gog Bilder: Die BrĂźcke e.V./Gog
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Die Medizinerin und Bloggerin Dr. med. Christiane Gog, M.Sc. konfrontiert Sie mit einer Form des Wohnens, bei der Ihnen der Begriff im Leben nicht in den Sinn gekommen wäre – nämlich dem „Wohnen“ auf einer Palliativstation. Und das beinhaltet vor allem Leben.
Ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Schachspiel mit einem Bewohner der Palliativstation. Zurück zum INHALT
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atürlich verändert sich erst einmal alles für Patienten, die eine palliative Diagnose erhalten haben. Damit wissen sie, dass sie unheilbar erkrankt sind und höchstwahrscheinlich sterben werden. Trotzdem geht das Leben weiter und muss mit all seinen Herausforderungen gemeistert werden. Die Palliativmedizin sollte von Anfang an eingebunden sein. Sie wird häufig mit der Hospizarbeit verwechselt und als reine Sterbebegleitung gesehen. Palliativmedizin versucht alle Ebenen abzudecken, auf denen Patienten Leid oder Schmerz erleben können: körperlich, seelisch, sozial und spirituell. Daher gibt es auf der Palliativstation klassische Medizin genauso wie spezielle Therapien und Angebote.
Und Angehörige haben einen hohen Stellenwert im Behandlungskonzept. Oft fällt in diesem Umfeld der Begriff „Lebensqualität“: ziemlich strapaziert, schwer zu definieren und sehr individuell. Nicht umsonst beinhaltet der Begriff das Wort „Lebens-Qual…“.
Lebensfreue und Luxus Sicher würde niemand einen Aufenthalt auf einer Palliativstation mit Lebensqualität verbinden. Und doch kann genau das der Fall sein.
Kunsttherapie
Zum Beispiel, wenn endlich eine gute Schmerzsituation erreicht werden konnte, wenn sich deshalb wieder Appetit entwickelt hat und Lebensfreude. Oder Menschen, die sehr isoliert und alleine gelebt haben und die Zuwendung auf der Station aufsaugen wie ein Schwamm. Für manche ist die Aromamassage die erste körperliche Berührung seit sehr langer Zeit und kann deshalb unglaublich viele Glückswohnwerken.de_Ausgabe 06
gefühle und Zufriedenheit auslösen. Haare waschen, Nagelpflege, eine Rasur oder Schminken werden im Krankenhaus manchmal zu echtem Luxus. Für solche Dinge ist eben auch Raum und Zeit auf der Palliativstation, weil sie eben auch zur Würde (auch so ein überstrapazierter Begriff) des Menschen gehören.
Würde und Respekt Ist es nicht auch eine Beruhigung zu wissen, dass es Orte
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Ein Ort, an dem man mit Würde und Respekt behandelt wird
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gibt, an denen man als Mensch ankommt, ohne Bewertung und sozialer Schublade? Ein Ort, an dem man mit Würde und Respekt behandelt wird, auch wenn man im Leben gescheitert ist oder ohne soziale Bindungen klar kommen muss oder will. So ein Ort sollte auf jeden Fall eine Palliativstation sein. Ich erlebe hier jeden Tag, dass ein Patientenzimmer oder nur das Bett, dass man nicht mehr verlassen kann, zu einem Zuhause wird. Dazu kann schon ein Foto der Angehörigen oder eines Haustiers reichen! Wenn sich das Leben zusammenzieht und auf das Krankenbett reduziert,
ist trotzdem Lebensqualität möglich. Viele Patienten erleben diese Institution sogar als beschützende Einheit und wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Entlassung. Unvorstellbar für einen gesunden und aktiven Menschen!
Hollywood lässt grüßen Viele denken ja vielleicht, dass es auf einer Palliativstation immer „toten“-still ist. Hier sind wir wieder mitten in den Klischees: Auf der Palliativstation wird nur geweint, gebetet, der Pfarrer ist ständig vor Ort und es spielen sich den ganzen Tag rührende
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und dramatische Szenen ab – Hollywood lässt grüßen! Im Gegenteil ist dort viel Trubel und manchmal natürlich auch zu viel davon ... Es gibt diese Momente, da benötigen Patienten einen geschützten Rahmen oder Raum. Zum Beispiel für ein Gespräch mit der Psychoonkologin oder der Seelsorgerin. Dafür haben wir auf der Station den sogenannten Raum der Stille geschaffen: kein Radio,
EN T S S U BEW kein Fernseher, keine Klingelanlage – einfach nur ein Rückzugsort mit dem Schild an der Tür: Bitte nicht stören!
Rückzugsort für Angehörige Besonders benötigen ihn aber Angehörige, wenn sie einen
Raum der Stille wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Patienten beim Sterben begleiten. Ganz wichtig dabei sind Auszeiten der Anwesenheit im Zimmer des Sterbenden. Gar nicht so einfach manchmal, Therapiehund EmmA
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den Angehörigen zu überreden, das Zimmer zu verlassen. Der Mensch könnte ja genau diesen einen Moment wählen um zu sterben. Tatsächlich
Hier tobt erstmal das pralle Leben passiert dies sehr häufig und das ist dann ganz bitter für die Angehörigen. Aber dieser Beitrag soll nicht mit dem Sterben enden, sondern mit dem Leben davor und das vorübergehende „Wohnen“ auf der Palliativstation. Hier tobt erstmal das pralle Leben: Geburtstage feiern, Hochzeiten, Familienstreitigkeiten, Besuch des Haustiers oder der Therapiehunde, Schachspielen mit dem Ehrenamtlichen, ein Bild malen oder eine Figur kneten mit der Kunsttherapeutin, sich das Lieblingslied von der Musiktherapeutin wünschen, aus der Kirche austreten oder in die Kirche eintreten, den Notar bestellen, das Lieblingsgericht bestellen und, und, und … O wohnwerken.de_Ausgabe 06
Bild: Christiane Gog
Über die Autorin
Dr. med. Christiane Gog ist Fachärztin für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin. Zusätzlich hat sie Palliativmedizin an der Universität Dresden studiert und trägt den Titel Master of Science in Palliative Care. Von 2011 bis 2017 leitete sie die Palliativmedizin an der Universitätsklinik Frankfurt am Main und übernahm seit dem 1.9. 2017 die Sektionsleitung Palliativmedizin am Sana-Klinikum Offenbach. Mit ihrem Kollegen Ben Klimitz hat sie den Förderverein „Die Brücke“ gegründet. Sein Ziel: Durch Spenden die Betreuung von schwerstkranken Menschen zu verbessern. Im Blog gibt sie bewegende Einblicke in ihre tägliche Arbeit.
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Bilder: Maren Winter, Marja Flick-Buijs – Fotolia.com, MEV
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DIE GESCHICHTE VON MIRJAM Text und Bilder: Judith Rohde
„Es ist der Tag vor Heiligabend. Die letzten Vorbereitungen in meiner Familie für das Fest laufen. Es ist trubelig. Die Kinder freuen sich. Da klingelt mein Diensthandy. Irgendwie spüre ich gleich – da ist etwas passiert ...“ Judith Rohde, die das „Babykörbchen“ am Krankenhaus Friederikenstift in Hannover begleitet, erzählt eine anrührende Geschichte, die traurig und froh zugleich macht. Zurück zum INHALT
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EN T S S U BEW „HIER ist der Kreißsaal des
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Friederikenstiftes. Gerade wurde ein kleines Mädchen in das Babykörbchen gelegt“, sagt die Hebamme am Telefon. In mir beginnt es sofort an zu arbeiten: Was ist als nächstes zu tun? Wer muss informiert werden? Ich bin Koordinatorin des Netzwerks „Notruf Mirjam – Hilfe für Schwangere und Mütter“. Eines unserer Hilfsangebote ist das „Babykörbchen“ am Krankenhaus Friederikenstift in Hannover. In diese sogenannte Babyklappe kann eine Mutter ihr Neugeborenes anonym hineinlegen und es so sicher in unsere Obhut geben.
Was sind das für Mütter? „Wie kann man nur sein Kind in so eine Klappe legen?“, werde
ich oft von Schülern gefragt, wenn ich Schulklassen unser Hilfsangebot vorstelle. Es sind Mütter, die für ihr Kind sorgen. Die es bewusst in die Hände von „Notruf Mirjam“ gegeben und es nicht ausgesetzt haben. Und es sind Mütter, die hilflos und verzweifelt waren. Die vermutlich ihre Schwangerschaft verheimlicht haben. Sie waren nicht bei Ärzten, hatten keinen Mutterpass und keine Hebamme. Niemanden, der sie begleitet hat. Vielleicht noch nicht einmal bei der Geburt. Einige der Kinder, die bei „Notruf Mirjam“ abgegeben wurden, sind im Krankenhaus geboren. Andere Mütter waren möglicherweise allein und hatten keine medizinische Hilfe: die Nabelschnur mit einer Wäscheklammer abgetrennt, das Kind eingewickelt in Windeln und einem Handtuch.
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Das Kind ist sicher
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Hinter der Babyklappe steht ein Wärmebettchen. Der Raum, in dem es steht, ist beheizt. Das Kind ist sicher. Das Babykörbchen erfüllt mit seinen Grundstandards die öffentlichen Empfehlungen und wird mehrmals im Jahr gewartet. Nachdem ein Signalton im Schwesternzimmer im Friederikenstift ertönt und auf dem Monitor ein Kind sichtbar ist, laufen Ärzte oder Hebammen hinunter und nehmen das Baby in Obhut. Im Kreißsaal wird das Kind untersucht, gewaschen und gefüttert. Und es wird, wie alle Neugeborenen, beim Standesamt angemeldet.
Dann komme ich ins Spiel Als Koordinatorin ist es meine Aufgabe, zwischen den einzel-
nen Kooperationspartnern des „Notruf Mirjam“ zu vermitteln. Ich rufe sofort bei dem Evangelischen Verein für Adoptions- und Pflegekinderhilfe an und informiere die Kolleginnen über unser abgegebenes Kind. „Mirjam“ wird sie von uns erstmal genannt, später bekommt sie von ihren Adoptiveltern einen „neuen“ Namen.
MIRJAM ist die Schwester
von Moses, der in der biblischen Geschichte im Weidenkörbchen ausgesetzt wurde. Sie vermittelte die leibliche Mutter als Amme.
Vermittler sind wir bei „Notruf Mirjam“ auch. In unserem Netzwerk arbeiten diakonische Einrichtungen eng zusammen. Als das Babykörbchen am Friederikenstift errichtet wurde, sollte ein breites Angebot geschaffen werden, um Betroffene auch im Vorfeld zu erreichen. Wir bieten z. B. Beratung und Begleitung an. So stellt die Birkenhof Jugendhilfe gGmbH ein Notzimmer. ReGenesa e. V.,
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So wurde Moses von seiner Mutter gestillt, während er bei der Pharaonentochter aufwuchs.
EN T S S U BEW der drei Kurkliniken betreibt, bietet Kuren für Mütter und Kinder. Auch finanziell helfen wir vielen Betroffenen, dank einiger Stiftungen. Anonym und kostenlos sind wir rund um die Uhr unter einer telefonischen Hotline erreichbar. Vielen Schwangeren und Müttern mit kleinen Kindern haben wir auf diese Weise in den letzten Jahren helfen können.
Wie geht es mit Mirjam weiter? Um ganz sicherzustellen, dass sie gesund und stabil ist, kommt sie in das Kinderkran-
Bilder: Maren Winter – Fotolia.com, MEV
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kenhaus auf der Bult in Hannover. Dort bleibt sie ein paar Tage zur Beobachtung. In dieser Zeit sucht die Adoptionsvermittlungsstelle ein passendes Elternpaar aus. Viele bewerben sich bei uns. Es sind fast immer Paare, die keine eigenen Kinder bekommen können. Wenn sie hören, dass sie ausgewählt worden sind, ist die Freude riesengroß. Sie lassen alles stehen und liegen, beantragen Elternzeit oder brechen ihren Urlaub ab. Ihr größter Wunsch geht in Erfüllung: Sie werden ein Baby bekommen. Nach ein paar Tagen sind sie bei Mirjam und nehmen sie in die Arme.
Und die Mutter? Wie wird es ihr gehen? Bestimmt ist sie erstmal erleichtert. Sie hat die Geburt überstanden und das Kind sicher abgegeben. Aber traurig wird sie auch sein. Niemand gibt sein Kind
grundlos ab. Vielleicht ist sie vergewaltigt worden oder hat bereits Kinder und ist mit einem weiterem überfordert. Wir werden es nie erfahren. Auch Mirjam wird vermutlich nie wissen, wer ihre leibliche Mutter ist. Das wird manchmal schwer für sie sein. Hoffentlich weiß ihre leibliche Mutter trotzdem, dass es ihr gut gehen wird. Dass der Weg, den sie gewählt hat, der richtige war, wenn sie hin und wieder an ihr Kind denkt. Ist sie doch unsicher, kann sie auch Wochen danach mit uns Kontakt aufnehmen. Einige Frauen bereuten den Schritt, ihr Kind abgegeben zu haben. Sie haben ihr Kind zurückgenommen und es mithilfe des Jugendamts geschafft, sich gemeinsam ein Leben aufzubauen. Es ist immer ein alles veränderndes Ereignis, wenn ein Kind ins Babykörbchen gelegt
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ÜBER DIE AUTORIN
wird: unfassbar traurig, aber auch schön mitanzusehen, wie die Kinder von ihren neuen Eltern aufgenommen werden. Mirjam wird in einem Umfeld aufwachsen, in dem jemand für sie sorgt und ihr ganz viel Liebe gibt. Ihre (Lebens-)Geschichte wird sich gut entwickeln. O wohnwerken.de_Ausgabe 06
Judith Rohde ist seit 2011 Koordinatorin des Netzwerks „Notruf Mirjam“ in der Region Hannover und Göttingen. Sie ist DiplomSozialpädagogin, 43 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. judith.rohde@ notruf-mirjam.de
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Bild: Nailia Schwarz, Happy monkey - Fotolia.com
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Herzlich willkommen!
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Ein ansprechend gestalteter Hauseingang heißt Bewohner und Besucher willkommen. Bloggerin Elena Drews hat eine wunderschöne Türdekoration für „die Zeit danach“, nach Weihnachten, kreiert. lesezeit 4 min
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Bild: Zeit4men - Fotolia.com
Text und Bilder: Elena Drews
Der Weihnachtsschmuck ist die Königin unter den Dekorationen. Alles was danach kommt, kann nur verlieren. Denkt man! 80
Ich nehme die Herausforderung an und zeige, dass auch die Ruhe „nach dem Sturm“ schön sein kann. Dabei bin ich ein absolutes Weihnachtskind. Ich liebe das wundervolle Kerzenlicht, die selbst gebackenen Plätzchen, den Tannenduft, Familienbesuche und gemütliche Abende.
Die nach-weihnachtliche Deko Jedes Jahr am 1. Januar denke ich aber: „Schön war’s, nun kann die Deko wieder etwas
bescheidener werden.“ Es ist schon ein Zwiespalt, wie man den Eingangsbereich nach Weihnachten gestaltet: Einerseits soll es bloß nicht mehr an Weihnachten erinnern, andererseits kann man doch noch keine Tulpentöpfe draußen aufstellen. Ich finde es schön, wenn der Eingangsbereich einladend und gemütlich bleibt, denn der Winter endet ja nicht mit Weihnachten. So habe ich zarte Winterfarben mit natürlichen Materialien kombiniert, und siehe da, es ergibt ein harmonisches Zusammenspiel. Weil ich eine Freundin von Wiederverwendung bin und nicht immer alles neu kaufen mag,
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Material-Liste Bild: Zeit4men - Fotolia.com
außerdem gerne Dinge anders als gebräuchlich einsetze, benötige ich nicht viel, um winterliche Leichtigkeit mit einem Hauch Nostalgie zu kreieren. Also sparen Sie sich Konsum, denken Sie einfach ab und zu um die Ecke. Im Keller oder im Schuppen der Omi verstecken sich viele Schätze! Das Wunderbare am Selbermachen ist, dass man sich die Dinge genauso, wie man sie haben möchte, gestalten kann: in der perfekten Größe, den passenden Farben und ganz nach dem eigenen Geschmack. Also gestalten Sie frei, meine Beschreibungen begleiten nur. wohnwerken.de_Ausgabe 06
o ein Ast o ein Zinkeimer o 5 kg Blitz-Zement o 10 Gläschen o 10 kleine Kerzen o 3 mm starker Naturfaden o Styroporkreis, 25 cm Durchmesser o 2 Rollen Wolle, grau o 2 Rollen Wolle, weiß o 2 Rollen Wolle, zartgrün o Sekundenkleber o Heißklebepistole o Pappe o Hagebutten-Äste
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Schritt 1:
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Der Baumast ist, wenn man so will, eine Hommage an den Weihnachtsbaum. Ich bin in den Wald gewandert und habe mir einen schönen Ast mit vielen Verzweigungen abgesägt, damit ich auch genug Lichter dranhängen kann. Nehmen Sie, was Ihnen von der Form und vor allem von der Größe zusagt. Für die Halterung habe ich einen alten Zinkeimer genommen (Omi hatte nichts dagegen), den ich mit Blitz-Zement gefüllt habe. Ich empfehle, sich bei der Zementmenge beraten zu lassen, ich lag mit meinem 25-kg-Sack leicht daneben. Den Blitz-Zement habe ich nach Gebrauchsanweisung mit Wasser angerührt und in den Zink eimer gefüllt. Wer keinen Betonmixer zur Hand hat, kann auch den Mann einspannen, funktioniert auch prima! Dann kommt der Ast auch schon in die Masse.
Bild: Zeit4men - Fotolia.com
Ich habe den Eimer samt Ast einfach an die Wand gelehnt, damit er in der Position erhärten kann. Profis würden wohl die Hände über den Kopf zusammenschlagen, bei mir hat es aber funktioniert.
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Schritt 2: Wenn der Ast nach ein paar Stunden fest im Zement verankert ist, kann man auch schon die kleinen Lichter anhängen. Dafür habe ich kleine Babynahrungsgläschen genommen. Die haben eine perfekte Größe, so dass sie sich sicher befestigen kann. Natürlich können auch andere kleine Gläschen verwendet werden. Wichtig ist, dass sie nicht zu schwer sind und der Ast sie halten kann. wohnwerken.de_Ausgabe 06
Schritt 3: Für die Halterung habe ich einen Naturfaden in 3 mm Stärke genommen, der ist fest genug und lässt sich gut verarbeiten. Als erstes wird die 15 cm lange Lasche am Gläschenhals mit Sekundenkleber an zwei Seiten festgeklebt. Ruhig großzügig mit dem Kleber umgehen, damit der Faden auch sicher hält.
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Bild: Zeit4men - Fotolia.com
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Schritt 4:
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Danach wird ein weiterer Faden drei, vier Mal über die Lasche um den Hals des Gläschens gewickelt und der Abschluss unauffällig festgeklebt. Klingt schwieriger, als es eigentlich ist. Weil ich Kerzenlicht so einzigartig finde, zünde ich gerne ein paar Kerzen mehr an.
Schritt 5: Auch der Bommel-Kranz ist eine Abwandlung der klassischen Weihnachtsdeko. In der Weihnachtszeit gehört ein Kranz an jede Tür – so wie die Gans auf den Tisch. Aber nach Weihnachten sehen die Eingangstüren oft etwas verloren aus, so trostlos, ja, beinahe nackt. Der Bommel-Kranz passt da hervorragend. Er ist schön winterlich, aber nicht weihnachtlich.
Schritt 6: Verwendet habe ich dezente, ruhige Grau-, Weiß- und Grüntöne. Die passen zur Jahreszeit und sind nicht aufdringlich. Wenn Sie unterschiedlich dicke Wolle verwenden, ergibt das ein schönes dreidimensionales Bild.
Schritt 7: Ich habe die Bommeln in zwei Größen gemacht. Dafür habe ich zwei Pappkreise mit 11 cm und zwei mit 7 cm Durchmesser ausgeschnitten. Legen Sie die jeweils gleich großen Kreise zusammen und schneiden in der Mitte ein Loch aus, so dass sie wie ein Donut aussehen. Für einen Bommel nehmen Sie das zusammengehörige Paar Kreise und wickeln die Wolle herum. wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Schritt 8:
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Wenn Sie genug Wolle aufgewickelt haben, wird sie in der Mitte durchgeschnitten. Und nun der etwas knifflige Teil: Sie ziehen einen Faden zwischen den „Donut“-Kreisen durch, und binden die Wolle in der Mitte mit einem Woll faden zusammen. Ziehen Sie die Pappkreise vorsichtig heraus – und fertig ist der Bommel. Und falls er noch nicht so perfekt und hübsch ist, können Sie ihn mit der Schere in Form schneiden.
Schritt 9: Die fertigen Bommeln kleben Sie mit dem Heißkleber auf einen Styroporkranz. Ich habe insgesamt 9 große Bommel und 12 kleine gemacht, so ist der Kranz schön flauschig. Tipp: Legen Sie die Bommeln vor dem Kleben auf dem Kranz schon mal zurecht, dann können Sie sehen, ob vielleicht noch ein Bommel fehlt, und ob Ihnen das Farbspiel gefällt.
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Bild: Zeit4men - Fotolia.com
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Schritt 10: In Kombination mit den wundervollen Naturmaterialien des Leuchtastes und den sanften Farben des Bommel-Kranzes empfinde ich die roten Hagebutten als perfekte Ergänzung. Das schöne Rot vermittelt noch etwas Weihnachtsgefühl, aber auf eine sehr zurückhaltende, ruhige Art. Wenn Sie Glück haben, finden Sie Hagebutten wie ich beim Spazierengehen am Straßenrand, sonst hat sie auch jeder gute Blumenhändler. Machen Sie es sich schön, machen Sie es selbst, und machen Sie es, wie es Ihnen gefällt! O wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Bild: Elena Drews
Über die Autorin
Elena Drews lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Isernhagen. Sie liebt es, das Zuhause schön einzurichten und interessiert sich für alles, was mit Wohnen, Möbeln und Einrichten zu tun hat. Auf ihrem Blog Villadora stellt sie traumhafte Ideen vor.
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Bild: Nikola Meyerhoff
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Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung erzeugen. Kleine Alltagsärgernisse sind oft ganz einfach in den Griff zu bekommen mit einer Portion Kreativität und leistungsfähigem Werkzeug. Der kompakte Werkzeugkoffer namens „Twercs“ in bewährter Vorwerk Qualität ist ein echtes DIY-Allroundtalent. Text: Nikola Meyerhoff
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Schuhe ,
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überall Schuhe. Genauer gesagt Laufschuhe. Und mit ihnen nicht nur die Spuren einsamer Waldwege, schlammiger Bergtrails und sandiger Kieswege, sondern auch der „Duft“ der weiten Welt eines begeisterten Sportlers. Jeden Tag aufs Neue führte der Weg ins Haus gleich hin-
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ter der Eingangstür durch ein Meer verschiedenster Laufschuhe ihres Partners, bis Nina diesem Ärgernis ein kreatives Ende setzte und beherzt zur Tat schritt: Mit den Twercs Tools aus dem praktischen Werkzeugkoffer von Vorwerk zauberte sie aus Sperrholz, einem Kabelrohr aus dem Baumarkt sowie dem Lüfterrad eines ausgedienten Computers mit wenigen geschickten Handgriffen einen Schuhlüfter.
Bild: Nikola Meyerhoff
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Bild: Kaesler Media/stock.adobe.com
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Bild: Twercs Vorwerk
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Im praktischen Koffer befinden sich vier Akku-Werkzeuge in bewährter Vorwerk Qualität: Heißklebepistole, Bohrschrauber, Tacker und Stichsäge. Sie werden im innovativen Ladekoffer aufbewahrt und sind zu jeder Zeit einsatzbereit und auch unterwegs immer zur Stelle. Eine Zubehörmappe mit Bits, Bohrern & Co. findet sich ebenfalls im Koffer sowie ein Ideenbuch mit vielen Tipps und Inspirationen zum Nachbauen.
Kreativ mit gutem Werkzeug Nina weiß schon lange, dass das Geheimnis erfolgreichen Kreativ-Seins gutes, haltbares
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und leistungsfähiges Werkzeug ist. Inspirationen dafür, Anleitungen und sogar Kreativ-Bausätze für jeden Lebensbereich entdeckt sie immer wieder neu im Webshop auf der Twercs Website. So stammen in der Garderobe auch ihre Kleider- und Huthaken mit Stoffbezug aus dieser Ideenquelle. Den darunter zum kurzen Verweilen einladenden Flurorganisator, eine gepolsterte Sitzbank mit praktischem Stauraum, hat sie ebenfalls selbstgemacht. Auch die Bloggerinnen Moni und Steffi nutzen die Twercs Tools regelmäßig. In ihrem Decorize-Blog begeistern sie Tausende von Fans mit ihren kreativen Party-Dekorationsideen, mit ihren Anregungen zum Dekorieren von Haus und Garten sowie ihren Rezepten und DIY-Projekten. Fürs Tackern, Kleben, Befestigen & Co. schwören sie auf den Vor-
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werk Koffer. Weil darin alle Werkzeuge ihren festen Platz haben und direkt im Koffer auch über eigene Ladestationen mit Strom versorgt werden: „Alles ist immer ordentlich und aufgeladen – perfekt!“, so die experimentierfreudigen Bloggerinnen. Nina jedenfalls hat jetzt nicht nur ein Ärgernis im Eingangsbereich beseitigt, sondern auch ihren Partner mit ihrem handwerklichen Geschick sehr beeindruckt. Für sie ist die Sache klar: Auf die kreative Unterstützung durch den praktischen Ladekoffer, die hochwertigen Geräte und das umfassende Zubehör des Twercs We r k z e u g ko ffers will sie nicht mehr verzichten. Auf das „kreative Chaos“ im Eingangsbereich schon. O wohnwerken.de_Ausgabe 06
Bild: Twercs Vorwerk
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Bild: Twercs Vorwerk
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Twercs Zubehör im Einsatz o 4-mm-Bohrer o 8-mm-Bohrer o Sägeblatt SW103 S „Clean Laminate Wood” o Sägeblatt SW104 S „Clean Curve Wood” o Bit PZ1 Materialliste o 2 x Sperrholzplatte 500 x 120 x 10 mm (Pappel) o 2 x Sperrholzplatte 500 x 100 x 10 mm (Pappel) o 2 x Sperrholzplatte 200 x 120 x 10 mm (Pappel)
Anspruch: 3 Aufbau: 1-2 Personen Zeitaufwand: ca. 1 Stunde o 16 x Schrauben 3 x 20 mm o 2 x Schrauben 3 x 12 mm o 1 x Installationsrohr (Kabelrohr) 2 m o 1 x Computerlüfter mit passendem Netzteil (ca. 80 x 80 mm) Hilfsmittel o Zollstock o Twercs Senker 25 mm o Kreisbohrer 60 mm Durchmesser (passend zum Computerlüfter)
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Markieren Sie zuerst an einer Platte die Materialstärke an den langen Kanten und zeichnen Sie pro Seite je zwei Bohrpunkte an. Zeichnen Sie zusätzlich sechs Bohrpunkte, in der mittleren Fläche, gleichmäßig verteilt wie abgebildet an. Legen Sie die zweite Platte darunter und bohren Sie die vier äußeren Bohrpunkte mit dem 4-mm-Bohrer gleichzeitig durch beide Platten.
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Bilder: Twercs Vorwerk
Entfernen Sie die zweite Platte wieder und bohren Sie in eine Platte die sechs Bohrpunkte, in der mittleren Fläche, mit dem Senker ein.
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EN T S B L SE Verbinden Sie die Platten wie abgebildet mit 8 Schrauben und dem Bit PZ1. Fixieren Sie die Platten zur einfacheren Montage zuerst mithilfe der Akku-Heißklebepistole.
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Bilder: Twercs Vorwerk
Zeichnen Sie die Umrisse des entstandenen Quadrats, sowie die Materialstärke, auf beiden Platten an. Setzen Sie nun pro Seite einen Bohrpunkt und durchbohren Sie wie im Schritt 1 wieder beide Platten. Bohren Sie anschließend in eine Platte mittig in das markierte Quadrat einen Kreis mit dem Kreisbohrer.
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Bilder: Twercs Vorwerk
Befestigen Sie mit 2 Schrauben den Computerl端fter 端ber dem Kreisausschnitt. Verwenden Sie dazu das Bit PZ1. Verschrauben Sie die Platten wie abgebildet am Mittelst端ck (Quadrat) des Schuhl端fters. Verwenden Sie dazu 8 Schrauben und das Bit PZ1. wohnwerken.de_Ausgabe 06
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6. Bilder Twecs Vorwerk
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Schneiden Sie sechs Stücke zu 300 mm vom Kabelrohr ab. Verwenden Sie dazu das Sägeblatt SW103 S. Sägen Sie als nächstes seitlich in alle Rohre eine Kerbe mit der ungefähren Größe eines Eurostücks. Verwenden Sie das Sägeblatt SW104 S. Bitte durchbohren Sie anschließend alle Rohre an der anderen Seite mit dem 8-mm-Bohrer. Diese Löcher sowie die Kerbe dienen später zum ein- bzw. ausströmen der Luft.
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Führen Sie nun die fertigen Rohre durch die Öffnungen des Mittelstücks. Fertig ist Ihr eigener Schuhlüfter.
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Bild: Nikola Meyerhoff
Hier geht es zur Videoanleitung zum Bau des praktischen Schuhlüfters. Quelle: Twercs Vorwerk
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7Gründe, “Ja“ zu Twercs zu sagen
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weitere Dekoideen zum Nachmachen Wer gleich loslegen will, findet hier zwei kleinere Dekorationsprojekte aus der Twercs Werkstatt: Elmo, der Elch als moderne Trophäe an der Wand und das Holzherz für die Tür, mit dem Besucher schon am Eingang freundlich empfangen werden.
1. Ladekoffer: Der Schöne o Tropfwassergeschützte Ummantelung o Rutschfeste Gummifüße o Abschließbares Sicherheitsschloss o 4 Ladestationen o Integriertes Aufrollkabel 2. Akku-Bohrschrauber: Der Allrounder o LED-Arbeitsleuchte o Schnellspann-Bohrfutter o Exzellente Kraftübertragung o Ergonomisches Design 3. Akku-Stichsäge: Die Präzise o Stichsäge und Säbelsäge in einem
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Bilder: Twercs Vorwerk
o 6 verschiedene Sägeblätter o LED-Beleuchtung o 3 Sicherheitsstufen 4. Akku-Heißklebepistole: Die Sprinterin o Nur 15 Sekunden Aufheizzeit o Feine Düsenspitze o Automatische Abschaltung o Rutschfester Griff 5. Akku-Tacker: Der Kraftvolle o Kabellose Bedienung o Ergonomischer Griff und geringes Gewicht o Sicherheitslippe für kontrollierte Schlagauslösung o Eigene Vorratsanzeige wohnwerken.de_Ausgabe 06
6. Zubehörmappe: Die Ordentliche o 1.000 Tackerklammern o 6 unterschiedliche Sägeblätter sowie Sägeblattwechsler o Bits und Bohrer o Heißklebesticks 7. Ideenbuch: Das Kreative o Upcycling-Ideen mit Bauanleitung o Hilfreiche Heimwerkertipps für Ihren Alltag o Vielseitige Kreativ-Kits
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Bild: MEV, Felinda, Frédéric Prochasson – Fotolia.com
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Fest schmaus für alle 104
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Text und Bilder: Lena Suhr lesezeit 4 min
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Wie wird man an traditionellen Feiertagen, an denen vor allem beliebte Familiengerichte auf den Tisch kommen, Gästen mit unterschiedlichen Vorlieben und/oder Lebensmittel-Intoleranzen gerecht? Schließlich sollen sich alle, die sich um die Tafel versammeln, ausnahmslos willkommen fühlen. Bloggerin und Veganerin Lena Suhr gibt wertvolle Tipps. Zurück zum INHALT
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Bilder: Meliha Gojak, Kitty, doris_bredow - Fotolia.com
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evor sich das Jahr seinem Ausgang nähert, verbringen wir die schönste Zeit des Jahres, das Weihnachtsfest, hoffentlich gemeinsam mit Familie und Freunden. Und wenn wir ehrlich sind, dann verstreicht diese Zeit vor allem essend am Tisch. Trotz einer illustren Mischung an Fleischliebhabern, Vegetariern, Veganern und Menschen mit Intoleranzen, die an Ihrer Festtagstafel Platz nehmen, müssen Sie als Gastgeber nicht im Stress versinken – und können dennoch jedem gerecht werden.
Festtage und Gemüseküche? Gemüse hat vielfältige Formen, Aromen, Geschmäcker und Texturen: Da gibt es Samen-
gemüse, auch Hülsenfrüchte genannt, Fruchtgemüse wie Kürbis, Blattgemüse und Blütengemüse wie Brokkoli und Stangengemüse wie Spargel. Gemüse schont das Klima und ist heutzutage oft weitaus mehr als nur eine Beilage. Gemüse wird immer kreativer zubereitet und so konnte die Gemüseküche in den vergangenen Jahren sehr an Beliebtheit gewinnen. Doch Festtage und Gemüse, passt das zusammen? An den Feiertagen sind wir es sehr üppig gewohnt, traditionell zumeist fleischig-deftig. Und doch gibt es genügend Gründe, endlich auch gemüsige Traditionen einzuführen, so dass alle die Feiertage glücklich miteinander verbringen können. Ohne dass sich jemand benachteiligt fühlt und ohne
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dass der Vorbereitungsstress riesig wird. Dazu lohnt es sich Rezepte auszuwählen, die schnell vorbereitet und einfach vegan zubereitet werden können. Und das ganz ohne Geschmacksverlust.
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Man nehme und ersetze …
Bilder : Kitty, Eva Gruendemann, doris_bredow - Fotolia.com
Viele konventionelle Zutaten können dabei durch rein pflanzliche Produkte ersetzt werden. Beispielsweise anstatt Butter ein hoch-
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wertiges Rapsöl, das auch einen zarten Buttergeschmack hat. Milch kann durch Nussmilchalternativen ersetzt werden und auch für Sahne gibt es cremige Alternativen auf Soja-, Haferoder Cashewbasis. Bei anderen Zutaten sollte darauf geachtet werden, dass man zwischen den herkömmlichen Produkten die (oftmals zufällig) vegane Variante erwischt (z. B. bei Essig oder Marzipan). Es lohnt sich, die Etiketten der gewünschten Produkte miteinander zu vergleichen. Einige Produkte, die wir im Alltag genießen, sind sogar von Grund auf vegan. Bild: Kitty, emmi, doris_bredow, ganzoben- Fotolia.com
Für ein köstliches Menü eignen sich als Eingangsgericht (Vorspeise) wärmende Suppen, zum Beispiel eine cremige Rotkohl-Kokosnuss-Suppe oder eine unkomplizierte Süßkartoffel-Suppe mit kräftigem Zimtöl. Dazu kann geröstetes Brot gereicht werden. Ein Hauptgericht sollte aus mehreren Komponenten bestehen, so dass alle die Möglichkeit haben, zu wählen. Zum Beispiel können Bohnen gereicht werden, gefächerte Kartoffeln und Rotkohl, der diesmal ohne Schmalz zubereitet wird. Wer möchte, isst Entenbrust dazu, die traditionelle Weihnachtsgans oder einen veganen Braten aus Blumenkohl, der nach Belieben abgewandelt werden kann. Wer eine Alternative zu Fleisch sucht, wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Vom Eingang bis zum Ausgang
ESS EN greift zu einem Festtagsbraten aus Seitan. Zum Ausgang (Dessert) schmecken duftende Bratäpfel mit einer Nussmischung und Marzipan oder eine festliche Panna Cotta aus Nussmilch mit warmen Pflaumen und Zimt. Die Panna Cotta, bei der AgarAgar statt Gelatine zum Einsatz kommt, kann aus Kokosmilch zubereitet werden. Beide Desserts lassen sich hervorragend vorbereiten, so dass mehr Zeit für die Gäste bleibt. Viele Säfte und Weine werden bei der Herstellung geschönt, zum Beispiel mit Eiklar oder Gelatine. Achten Sie daher darauf, dass der gewählte Saft oder Wein vegan ist. Viele Produkte tragen bereits ein entsprechendes Label, doch geben auch viele Händler und Winzer gerne Auskunft. O
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ZWISCHEN EIN- UND AUSGANG: DER VEGANE HAUPTGANG Für 4 Personen
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Braten aus Blumenkohl Zutaten 250g Quark-Alternative (zuckerfrei) 1 EL Zitronensaft 2 EL Rapsöl 2 EL einer Gewürzmischung nach Belieben (z. B. Wildund Bratengewürz, BBQGewürz) 1 Blumenkohl (ca. 1 kg) Salz Pfeffer
Zubereitung Backofen auf 200 Grad vorheizen. Quark-Alternative mit Zitronensaft, Rapsöl und Gewürzmischung vermengen. Strunk und Blätter von Blumenkohl so weit wie möglich entfernen, dann mit der Masse gleichmäßig bestreichen, auf ein Backblech mit Backpapier legen und für ca. 1 Stunde in den Backofen schieben.
Gefächerte Kartoffeln Zutaten 12 kleine Kartoffeln 50ml Rapsöl Salz 2-3 EL Paniermehl 2-3 EL Mandeln, gemahlen
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Sobald der Blumenkohl weich ist (Stäbchentest) und Farbe angenommen hat, mit Salz und Pfeffer würzen.
ESS EN Zubereitung Backofen auf 200 Grad vorheizen. Kartoffeln schälen, waschen und fächerförmig einschneiden, nicht durchschneiden. Kartoffeln mit Öl einreiben und in eine Backform geben, mit etwas Salz bestreuen und ungefähr 45 Min. im Ofen backen, ggf. ab und zu mit Öl bepinseln. Kartoffeln nach der Backzeit mit Paniermehl und Mandeln bestreuen und weitere 10 Min. backen.
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Rotkohl
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Zutaten 2 Schalotten 1 kleiner Rotkohl (ca. 800 g) etwas Rapsöl 100 ml Rotwein (vegan) 4 EL Balsamico-Essig (vegan) 1 TL Salz 2 TL Reissirup (oder 1 TL Zucker) 2 Lorbeerblätter 1 Zimtstange 4 Gewürznelken 1/2 Granatapfel (optional) Zubereitung Schalotten häuten, in Streifen schneiden. Kohl putzen, waschen, vierteln, Strunk entfernen und in sehr dünne Streifen schneiden. Öl in einem Topf erhitzen, Schalotten und Kohl darin dünsten. Dann mit Wein und Essig ablöschen. Salz und Reissirup drunter rühren. Lorbeerblätter, Zimtstange und Gewürznelke in einen
Bild: victoria p. - Fotolia.com
Teebeutel geben, verschließen und diesen mit in den Topf legen. Topf abdecken und die Zutaten 45 Min. schmoren. (Optional) Granatapfel entkernen und die Kerne unter den Rotkohl heben, kurz mit schmoren lassen. Teebeutel entfernen, Rotkohl dann mit Salz und Reissirup abschmecken und servieren.
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Bohnen
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Zutaten 600 g grüne Bohnen 1 Schalotte 4 EL Öl Meersalz
Übrigens: Dieses Gericht eignet sich auch bestens, um seine Gäste zu Silvester, Neujahr, Ostern … oder einfach zwischendurch zu verwöhnen. Gutes Gelingen! wohnwerken.de_Ausgabe 06
Bild: Lena Suhr
Über die Autorin Lena Suhr lebt in Hamburg und ist studierte Sozialarbeiterin. Ihr Alltag findet heute allerdings vor allem in der Küche und im Internet statt: Sie entwickelt Rezepte für ihren Blog A Very Vegan Life, fotografiert und schreibt rund um das Thema Food. Sie ist Autorin des Buchs Mix It!: 120 vegane Rezepte aus dem Mixer. lena@averyveganlife.de
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Bild: Meliha Gojak – Fotolia.com
Zubereitung Bohnen putzen, waschen und in kochendem Wasser ca. 8 Min. bissfest garen und unter kaltem Wasser abschrecken. Schalotte häuten, fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Schalottenwürfel und nach 1 Min. auch die Bohnen hineingeben. Braten bis diese Farbe annehmen, salzen.
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GRILLSAISON IST DAS GANZE JAHR „Ja, bei schönem Wetter grillt es sich besser. Aber es ist auch wunderschön, im Winter am Sportgerät zu stehen“, meint Blogger und Grillsportler Bobby Jes aus Berlin.
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lesezeit 4 min Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Bild: Michael Stifter Fotolia.com
Text und Bilder: *030 BBQ*
Tipps für Grillen im Winter
Eine dicke Jacke
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und die Wärme des Grills las sen mein Herz gleich höher schlagen. Egal ob süße Nach speise oder festlicher Haupt gang, alles ist möglich. Ich grille das ganze Jahr durch, aber das Gefühl während der dunklen Jahreszeit am Grill zu ste hen, ist doch irgendwie noch romantischer. Allerdings sollte man beim Grillen im Winter auf ein paar Kleinigkeiten achten. Doch zuallererst: eine dicke Jacke und warme Socken anziehen!
Da die Grillzeit aufgrund der Außentemperaturen erheblich verlängert wird, sollte man zu Kurzgebratenem wie kleine Steaks, Burger, Würstchen, Scampis oder Fisch greifen, wenn man nicht unnötig lange in der Kälte stehen möchte. Wer doch eine längere Grill session oder größere Braten plant, sollte sich für ein Funk thermometer entscheiden, mit dem man entspannt von drinnen die Temperaturen von Grillgut und Grill im Auge hat. Auch ein Grill mit Deckel bietet sich an. Durch Wind und Wet ter ist es sonst fast unmöglich, eine gleichbleibende Grilltem peratur zu erreichen. Mit Deckel bekommt man aber das Grillgut auch noch warm auf den Teller.
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Da spielt es auch keine große Rolle, ob man auf Gas oder Kohle grillt. Bei Kohlegrills sollte man im Winter zu Bri ketts greifen, die länger glü hen und beim Gasgrill darauf achten, dass die Flasche nicht zu kalt wird. Eventuell eine Backup-Flasche im Schuppen lagern!
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Und nicht vergessen, mit den richtigen Getränken friert man auch nicht so schnell. Ein hei ßer Tee mit oder ohne Schuss macht die Sache rund. Ick wünsche ‘ne schöne Winterzeit. Wir sehen uns am Grill! O
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BOBBYS GRILLFAVORITEN FÜR DIE WINTERLICHE SAISON
BLUE CHEESE-BURGER
MIT BIRNE UND NUSS
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Zutaten 500 g Rinderhackfleisch Burger Buns (kann man auch selber machen, die Anleitung
gibt es auf dem 030 BBQYoutube-Channel) Blauschimmelkäse rote Zwiebeln Walnüsse Crème fraÎche Honig Chilli Birne Rucola Salz/ Pfeffer Butter
Bild: Michael Stifter, T. Wejkszo – Fotolia.com
Portionen: ca. 4-5 Arbeitszeit: 25 Minuten Grillzeit : 5-10 Minuten Schwierigkeitsgrad: simpel
Zubereitung Hackfleisch mit Salz, Pfeffer und Chilli würzen, durch kneten und mit der Hand oder einer Burger-Patty-Pres-
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se zu ca. 125 g Patties formen. Dann für 10-20 Minuten ab in den Kühlschrank. Die roten Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Die Walnüsse grob hacken. Die Birne in ca. 3 mm Scheiben schneiden. Grill vorheizen. Pfanne auf dem Seitenbrenner mit etwas Butter erhitzen. Burger-Patties für drei Minuten auf der ersten Seite anbraten. Parallel die Zwiebeln glasig dünsten. Jetzt wenden wir die Patties und belegen sie nun ordentlich mit unserem Blue-Cheese, der bei geschlossenem Deckel auf dem Patty die nächsten 3 Minuten zerlaufen kann. Burger-Buns mit auf dem Grill kurz anrösten. Die glasig gezogenen Zwiebeln karamellisieren wir nun mit 1- 2 EL Honig, anschließend fügen wir die Walnüsse hinzu und vermengen das Ganze.
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Der perfekte r: Winter-Burge ideo. Hier geht es zum Grillv Quelle: *030 BBQ*/w
ww.youtube.com
Der Burger-Bau Die Unterseite unseres Burger-Buns bestreichen wir mit Crème fraÎche. Jetzt folgt der Rucola und ein paar Birnen Scheiben, das Burger-BlueCheese-Patty, die karamellisierten Zwiebeln mit den Walnüssen on top. Deckel drauf, fertig!
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SCHWEINEFILET MIT BETRUNKENEM TROCKENOBST
Portionen: ca. 4 Arbeitszeit: 1 Stunde Grillzeit : 40 Minuten Schwierigkeitsgrad: mittel
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Zutaten 1 Schweinefilet Füllung: ca. 100 g Trockenfrüchte nach Wahl 1/2 Orange 4-6 cl Cognac 2-3 cl Amaretto Sternanis ( 2-3) 1 Stange Zimt 1 Zweig Rosmarin Frischkäse
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Küchengarn Soße: Bacon Sahne Butter Gemüsefond Cognac 1 Zweig Rosmarin Salz/ Pfeffer
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Zubereitung Die Trockenfrüchte und die Orange klein schneiden, in Cognac, Amaretto, Stern anis und Zimt über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen.
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Bild: ivan kmit – Fotolia.com
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Am nächsten Tag: Das Schweinefilet der Länge nach einschneiden, auseinanderklappen. Mit Frischhaltefolie abdecken und ein wenig mit dem Fleischhammer bearbeiten.
Dann das Filet mit Frischkäse bestreichen und das eingelegte Trockenobst darauf verteilen. Nun rollen wir das Ganze und fixieren es mit dem Küchengarn. Jetzt legen wir das Filet auf unseren auf ca. 160 Grad vorgeheizten Grill und warten bei geschlossenem Deckel auf eine Kerntemperatur von ca. 58 Grad.
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let fi e n i e w h c S s e llt Gefü nobst: e k c o r T m e n e mit betrunk Profi m o v s p p i T t i Video m Quelle: *030
BBQ*/ www.y
outube.com
Nach ungefähr 35 Minuten den Bacon mit etwas Butter und Rosmarin in einer Pfanne goldig anbraten, herausnehmen. Wenn das Filet seine Kerntemperatur erreicht hat, braten wir es in der Pfanne nochmal von allen Seiten scharf an. Das Schweinefilet mit dem Bacon in Aluminiumfolie einwickeln und ein paar Minuten ruhen lassen. Dem Bratensaft vom Bacon und dem Filet fügen wir nun etwas Cognac hinzu und löschen mit dem Gemüsefond ab. Etwas reduzieren lassen. Anschließend kommt die Sahne hinzu, mit Salz und Pfeffer abschmecken, fertig! Am liebsten kombiniere ich das Schweinefilet mit Butterspätzle. Viel Spaß beim Nachmachen. Juten Hunger! wohnwerken.de_Ausgabe 06
Bild: *030 BBQ*
Über den Autor Bobby Jes, Berliner Junge, begeisterter Griller seit über 15 Jahren, betreibt seit Frühling 2016 den Berliner YouTube-BBQ-Channel *030 BBQ*. Sein Ziel ist es, mit seiner Liebe zum BBQ noch mehr Leute zu infizieren. www.youtube.com/030BBQ www.Facebook.com/ 030BBQ www.instagram.com/ 030bbq
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Bild: Patrizia Tilly, WindyNight - stock.adobe.com
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Stirb und werde: Wer gärtnert, muss den
Winterblues nicht fürchten!
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EIN GARTEN HILFT DABEI, DIE DUNKLE JAHRESZEIT IN BESTER STIMMUNG ZU ERLEBEN. DAVON ERZÄHLT DIE LEIDENSCHAFTLICHE HOBBYGÄRTNERIN UND BLOGGERIN Claudia Klinger. Text und Bilder: Claudia Klinger Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Ausgabe 06
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lesezeit 6 min
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N E N Ü R G Im Spätherbst und Winter leiden viele Städter
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an depressiven Verstimmungen, schlechter Laune und allgemeiner Lustlosigkeit. Kurze Tage, kahle Bäume, Nässe und Kälte, ein wolkenverhangener grauer Himmel, der nächste Frühling unvorstellbar weit entfernt – das alles schlägt auf das Gemüt. Auch mich hatte der Winterblues früher fest im Griff, bis sich alles änderte: Seit ich einen Garten habe und ihn „naturnah“ bewirtschafte, hat die dunkle
Jahreszeit ihre Schrecken verloren.
Kein Saisonende für den Garten Mein Garten ist eine Doppelparzelle in einer Kleingartenanlage im Südosten Berlins, die ich mit meinem Liebsten teile. Ende Oktober ist die Gartensaison dort offiziell beendet. Spätestens im November sind die meisten Beete der „ordentlichen“ Gärtner abgeräumt und die letzte Vereinsversammlung ist vorbei. Sogar die Müllabfuhr wird eingestellt und wenn
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man jetzt noch etwas entsorgen will, muss man sich selber kümmern. Wer als Spaziergänger durch die Anlage läuft und selbst nicht gärtnert, könnte glatt denken, das Gartenhobby sei eine reine Schönwettersache – von der Pflanzzeit im Frühjahr bis zur Ernte im Herbst, danach die Winterpause. Wenn es wirklich so wäre: Hätwohnwerken.de_Ausgabe 06
ten Gartenfreunde dann nicht sogar noch mehr Grund für den Winterblues, weil am Ende der Saison ziemlich alles tot ist, was eben noch grünte und blühte? Alles vergeht und verwelkt, wirft Blätter ab, vertrocknet oder verfault – ist das nicht deprimierend? Nein, ist es nicht. Ganz im Gegenteil, nirgendwo ist der Sinn des Sterbens und Verge-
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hens so unmittelbar erlebbar wie im naturnahen Garten. Hier erfahre ich hautnah: Wenn das Alte nicht verschwände, könnte das Neue nicht kommen – das gilt für alle einjährigen Pflanzen. An ihrem „Lebens“-Ende verstreuen sie Samen, aus dem mit Glück die nächste Generation entsteht. Zwei- und mehrjährige Stauden sterben gar nicht wirklich, sondern ziehen sich in die Erde zurück. Sie werfen nur ihr oberirdisches Blattwerk ab, um
in den Wurzeln bis zum Frühling neue Kräfte zu sammeln. Bäume und viele Sträucher werfen zwar ebenfalls ihr Laub ab, doch sieht man bereits im Herbst die Knospen der Triebe und Blüten fürs nächste Jahr. Tod, wo ist dein Stachel?
Harmonie von Traurigkeit und Freude Auch im Garten kommt es vor, dass ein besonders schönes Pflanzenexemplar eingeht. Beispielsweise das Kirschbäumchen, dessen gutes Gedeihen wir drei Jahre mit extra viel
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N GRÜN E Pflege unterstützt hatten und dass plötzlich von einem Pilz dahingerafft wurde. Das ist traurig, doch gehört auch Traurigkeit zum Leben. Sie ist zu verkraften, wenn ihr freudige Erlebnisse gegenüberstehen. Gelingende Anpflanzungen neuer Arten und Individuen, obwohl wir in unserem Garten einen schwierigen, sandigen, oft trockenen Boden haben. Überraschungen, die im naturnahen Garten häufiger sind als dort, wo man versucht, jegliches Wachsen und Werden nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Plötzlich tauchen Sommerblumen an bisher eher langweiligen Stellen auf, weiße und lila Astern „wandern“ durch den Garten. Immer wieder entdecken wir ein neues heimisches Wildkraut, das wir noch nicht kannwohnwerken.de_Ausgabe 06
ten – es gibt so vieles, worüber man sich freuen kann.
Was im Stadtleben fehlt ... Sieht man vom Garten ab, findet mein Alltag als Stadtmensch hauptsächlich in geschlossenen Räumen statt. Viele Stunden sitze ich vor dem PC, arbeite vor mich hin und kommuniziere mit der Welt über das Internet. Was ich benötige, kann ich mir liefern lassen, zwingende Gründe, das Haus zu verlassen, gibt es immer weniger. Was fehlt, ist die Verbundenheit mit der Natur, mit der Erde, mit den Elementen, wie es für die Menschen früher
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üblich war. Kein Wunder also, wenn die Stimmung in den Keller geht, sobald das Licht anfängt zu schwächeln. Und das bekommen wir auch nur noch gefiltert durch unsere Isolierfenster mit.
... und der Garten schenkt Dass es noch an vielem anderen mangelte, wurde
mir erst bewusst, als ich anfing zu gärtnern. Der Nutzen dieses Tuns (und das gilt auch für die Winterbesuche im Garten) wirkt sich einerseits positiv auf die Fitness und das allgemeine Wohlbefinden aus: o Schon nach wenigen Minuten wird der Puls ruhiger, das Herz schlägt gleichmäßiger, der Blutdruck sinkt. o Je mehr wir uns bewegen, desto besser wird der Stoffwechsel angekurbelt, der Kreislauf stabilisiert sich, Muskelverspannungen lösen sich. Auf Dauer wird das Immunsystem gestärkt. o Nachweislich verbessern sich die Koordination und die feinmotorischen Fähigkeiten. o Psychische Spannungen schwinden, Stress wird abgebaut, die Stimmung steigt. Subtiler sind andererseits die
geistigen und emotionalen Auswirkungen und Einsichten, wenn man sich auf so einen Garten wirklich einlässt. Wenn man ihn übers Jahr in seiner Ganzheit liebt und nicht nur als Acker oder Zierbeetanlage nutzt: o Niemand ist alleine: Im Garten lebt eine ungeheure Vielfalt an Pflanzen, Tieren, Insekten und Lebewesen, die sich bekämpfen und auffressen, sich aber auch ergänzen, unterstützen und die miteinander kommunizieren. Kein einziges dieser Wesen ist alleine lebensfähig – und das gilt in übertragenem Sinn auch für mich als Mensch. o Beziehung schafft Verantwortung: Diese Wesen sind interessant, oft schön, wohnwerken.de_Ausgabe 06
manchmal – nach menschlichen Kriterien – hässlich. Sie haben aber alle ihr eigenes Lebensrecht, einfach weil sie da sind. Ich spüre, dass ich einen guten Grund brauche, wenn ich sie beschränken, gar bekämpfen will. Ihre Beziehungen untereinander sind so komplex, dass meine Lebenszeit als Gärtnerin bei weitem nicht ausreicht, sie zu beobachten, zu erforschen und zu erkennen. Das macht demütig und schafft Respekt vor altem Wissen. o Es tut gut, den Kreislauf der Natur zu erleben: Anders als in den gartenlosen Jahren deprimieren mich Herbst und Winter nicht mehr. Durch winterliche Gartenaktivitäten wie Kälteschutz anbringen, Gehölze setzen, Laub aufräumen usw.
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arbeite ich bereits für die nächste Pflanzzeit, bin also der Zukunft zugewandt. Sogar das Verteilen von Kompost ist sinnvoll, weil es künftiges Wachstum fördert. Das Verstreuen von Samen und Vergraben von Frühblühern erst recht. So komme ich gar nicht dazu, lange über Vergänglichkeit, Tod und Sterben zu grübeln. o Der Garten erdet, auch im Winter: Sobald ich im Gar-
ten bin, beschäftigen mich nur noch Lebewesen und konkrete Dinge. Auch wenn ich nur herumgehe und nichts tue, was man „Arbeit“ nennen würde, konzentriere ich mich aufs Wesentliche, nämlich auf das, was gerade da ist und das, was vielleicht (hoffentlich!) nächstes Frühjahr kommen wird. Das macht den Kopf frei von den überwältigend vielen Nachrichten und Problemen aus aller Welt, mit denen wir täglich konfrontiert werden. So regeneriert mich der Garten und erneuert meine Kraft, mich dieser Realität zu stellen.
Zum guten Schluss Die Verbesserung der winterlichen Stimmung ist nicht durchgehend abhängig von leibhaftigen Gartenaktivitä-
ten. Zwar versuche ich, auch bei Schnee und Kälte mindestens einmal die Woche in meinem Garten zu sein, doch bei zu miesem Wetter lasse ich es doch bleiben. Der Garten lässt sich aber bestens von zuhause aus planen. Dafür stehen Gartenblogs als Inspirationsquelle zur Verfügung, ebenso wie Gartenbücher und -magazine. Oder Sie schreiben Ihre Ideen selber auf. O
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Über die Autorin Claudia Klinger lebt in Berlin, betreibt seit 2005 das „Wilde Gartenblog – Vom faulen Gärtnern und der Liebe zu allem, was wächst“ und gärtnert in einer Kleingartenanlage im Berliner Südosten. Seit 20 Jahren arbeitet sie als selbstständige Webdesignerin, Autorin und bloggendes Netz-Urgestein an eigenen und anderen Medien und Projekten.
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Bild: ImageZoo - Corbis.com
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DER STR M K MMT AUS DER STECKD SE.
VON WEGEN ...
OHNE STROM GEHT NICHTS. KEIN COMPUTER, KEIN THERMOMIX, KEINE ESPRESSOMASCHINE. STROM MACHT UNSER LEBEN ERST LEBENSWERT. SCHÖN, DASS ER – JEDENFALLS HIERZULANDE UND NAHEZU OHNE AUSFÄLLE – RUND UM DIE Text: Frank Urbansky UHR VERFÜGBAR IST. lesezeit 5 min wohnwerken.de_Ausgabe 06
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Bild: Mirko – Fotolia.com
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WAS wie selbstverständlich aus der Steckdose kommt, ist es keineswegs. Denn an der Steckdose hängt ein Nie-
derspannungsnetz, daran eines für die Mittelspannung, dann wieder eines für die Hoch- und schließlich eines
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für die Höchstspannung. An diesem wiederum hängen die, die den Strom erzeugen, also Kraftwerke – in Deutschwohnwerken.de_Ausgabe 06
land vorrangig für Kohle und (noch) Atom – oder die Offshore-Windparks. Mit letzteren wollen wir uns näher befassen.
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Neben Bioenergie ist Wind energie die Art von erneuerbarem Strom, die grundlastfähig ist, also auf einem bestimmten Niveau jederzeit produziert werden kann, was für die Stabilität des Stromnetzes unerlässlich ist. Denn: Auf hoher See weht der Wind immer. Wie wird eigentlich Strom weit draußen auf dem Meer erzeugt? Und wie leben die Arbeiter dort, die dafür sorgen, dass sich die großen Windräder auch weiterhin drehen?
14 Tage auf See Von Hamburg aus agiert Global Tech I, ein Windparkbetreiber, der über 100 Kilometer von der Küste entfernt mit 80 Wind energieanlagen jährlich rund 1.400 Gigawattstunden Strom erzeugt. Klar, dass die 40 Arbeiter, die dort vor Ort für Rotation und Strom sorgen, nicht jeden Tag nach Hause können. Sie sind einem strengen Reglement unterworfen: 14 Tage leben sie auf hoher See
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auf einer Serviceplattform, die gleichzeitig Umspannwerk ist. Dort arbeiten sie in 12-Stunden-Schichten. Danach dürfen sie 14 Tage nach Hause. Auf hoher See kann es schnell langweilig werden. Deswegen gibt es reichlich Freizeitangebote, etwa einen kleinen Fitnessraum oder einen Unterhaltungsraum, der mit Fernseher und Kicker ausgestattet ist – und im Übrigen gut gebucht ist. Wer lieber online geht, kann auf ein Lichtwellenleiterkabel zurückgreifen. Denn die Daten des Windparks müssen ja auch an Land transportiert werden – in Bruchteilen von Sekunden. Wie gut, dass die Arbeiter diesen Datenweg mit nutzen können, von deswohnwerken.de_Ausgabe 06
sen Qualität und Schnelligkeit weite Teile Deutschlands nur träumen können. Ein Vitalitätsprogramm mit Trainer sorgt zudem für Sport und gibt wesentliche Ernährungstipps. Der Coach hat sogar mit einfachen Mitteln einen kleinen Fitnessparcours in der Umspannstation aufgebaut. Da die Trainer nicht ständig vor Ort sein können, gibt es sogar eine App, die Übungen empfiehlt. Manchmal ist es aber auch einfach so: Nach der anstrengenden Arbeit, etwa beim Warten der elektrotechnischen Anlagen, macht sich Erschöpfung breit. Deswegen ist dann nach zwölf Stunden Arbeit einfach nur Ruhe angesagt.
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Offshore o e d i V d a r G 360 est – W k n a b m u r m Windpark A ndpark. i W n e d r e b ü g be.com virtueller Flu d/www.youtu E Quelle: E.ON
nergie Deuts
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Helgoland als Stützpunkt E.ON hingegen bringt seine Arbeiter in Hotels unter – auch auf hoher See. Dort befindet sich Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgo-
land. Noch mal 40 Kilometer entfernt liegt Amrumbank West. Der Windpark ist einer der größten seiner Art: 33 Kilometer vom Festland entfernt
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stehen auf 32 Quadratkilometern 80 Turbinen in bis zu 25 Meter tiefem Wasser. Alle Turbinen bringen es zusammen auf eine Leistung von 302 MW und können aufgrund der guten Windverhältnisse 1.229 Gigawattstunden jährlich erzeugen. Diese 80 Windräder wollen gewartet sein, ebenso die Umspannstation und die Infrastruktur. Deswegen fahren die Arbeiter jeden Tag mit Schiffen von Helgoland aus in den Windpark – wenn der Seegang es zulässt. E.ON orientiert sich bei den Einsatzzeiten an denen von Bohrinwohnwerken.de_Ausgabe 06
seln. Ähnlich wie bei Global Tech I wird im 14-Tages-Rhythmus gearbeitet. Auch hier ist die Windparkwelt eine von Männern geprägte. Nur eine Frau befindet sich unter den gut 30 Arbeitern, Servicetechnikern und Ingenieuren. Die Unterbringung in den Hotels hat für die Insel auch einen ganz handfesten, finanziellen Vorteil: Sperrten die Insulaner ihre beiden Eilande Helgoland und Düne früher im Winter für Besucher zu, weil sich bei dem rauen Wetter ohnehin niemand so weit raus traute, ist heutzutage dank der Windparkarbeiter Ganzjahressaison. Und umge-
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kehrt können die die Arbeiter am kulturellen Leben der Insel teilnehmen. Ein Bespaßungsprogramm erübrigt sich also, abgesehen von einem Kickertisch im Hauptlager. Sollten dennoch Krisengefühle und Vereinsamung aufkommen – mit den Arbeitern erfolgen regelmäßige Gespräche.
Unbemannte Umspanner E.ON geht noch einen Schritt weiter. In der französischen STX-Werft in Saint Naziere entsteht derzeit ein Umspannwerk für einen neuen Windpark vor Arkona auf Rügen.
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Ein Offshore-Umspannwerk muss all das können, was ein Umspannwerk an Land auch kann und noch ein bisschen mehr. Es ist also sehr groß und ähnelt in seinen Ausmaßen einem großen Schiff. Klar, so ein Umspannwerk muss auch gewartet werden. Doch E.ON will dieses als erstes überhaupt vollkommen unbemannt betreiben. Nur zu den regelmäßigen Serviceintervallen rückt Personal an. Sollte das dann vom herben Ostseewetter überrascht werden, stehen für jeden Mitarbeiter kleine Schlafkojen zur Verfügung. Bis das Wetter wieder besser wird, ist also jeder in wohnwerken.de_Ausgabe 06
Sicherheit. Und wem es dann langweilig wird, der kann auch hier ein hochleistungsfähiges Datenkabel nutzen.
Unbequem für unsere Bequemlichkeit Strom, gerade erneuerbarer von den Küsten, entsteht also nicht von allein, sondern braucht viele Menschen, die sich dafür mit ihrer ganzen Kraft unter unwirtlichen, quasi unbequemen Bedingungen einsetzen. Und wir können zu Hause dank elektrischer Energie – auch der von Offshore-Windparks – doch recht bequem leben.
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Bild: Frank Urbansky
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Von dieser Art Strom wird in Zukunft noch viel mehr gebraucht. Schon heute kommt fast jede sechste Kilowattstunde Windstrom vom Wasser. Aktuell sind knapp 5.000 MW an Offshore-Windenergie installiert – so viel wie zwei Atomkraftwerke. Ihre erzeugte Energie reicht aus, um eine Stadt wie Hamburg komplett zu versorgen. In Zukunft steigt dieser Anteil deutlich an: Er soll sich bis 2030 verdreifachen. O
Frank Urbansky hat Journalistik in Leipzig studiert und 1992 als Diplomjournalist abgeschlossen. Er betreibt den tagesaktuellen Blog enwipo.de (EnergieWirtschaftPolitik) und ist Mitglied der Energieblogger. Der freie Journalist und Fachautor schreibt regelmäßig für mehrere Fachzeitschriften. Seine Schwerpunkte sind der Wärmemarkt, Heiztechnik, energieeffizientes Bauen und Erneuerbare Energien. urbansky@enwipo.de
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