ORTung 2018

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ORTung

Mit Ana Hoffner (AT) Christiane Peschek (AT) Cornelia Böhnisch (DE / AT) Maria Petschnig (AT / USA) Michaela Schwentner (AT) Doplgenger: Isidora Ilić & Boško Prostran (SRB) Bild: paulspooner.net, Grafik: Bartholomäus Traubeck

2018

Hintersee Ein Rückblick



Index

1. Das war die ORTung 2018, ein Rückblick 2. Die KünstlerInnen 2018 Cornelia Böhnisch Christiane Peschek

Michaela Schwentner Isidora Ilić & Boško Prostran Ana Hoffner Maria Petschnig

3. Berichte zu den Veranstaltungen Impressum


1. Das war die ORTung 2018, ein Rückblick


Die erste Saison der ORTung unter dem Dach der Schmiede Hallein war ein voller Erfolg. Unter dem Thema „Mohr Stille“ haben sich Rüdiger Wassibauer und Kerstin Klimmer intensiv mit dem Format, der Gemeinde und den anwesenden KünstlerInnen auseinandergesetzt und gearbeitet. Es wurde viel diskutiert, gewandert, gegessen und die Umgebung erkundet. Herausgelöst aus dem bewährten, etablierten Rahmen der Schmiede auf der Pernerinsel in Hallein, brachen wir für drei Wochen auf nach Hintersee. Wir haben viel gelernt und durften eine intensive Zeit mit sechs besonderen KünstlerInnen verbringen. In der ersten Saison haben wir unser Wunschformat getestet und natürlich läuft in der realen Veranstaltung nicht immer alles so, wie auf dem Papier geplant. Überraschenderweise hat nur

eines der angedachten Formate, das „BuddySystem“, nicht wirklich funktioniert. Angedacht war dabei, dass jede/r KünstlerIn einen Paten aus dem Ort an die Seite gestellt bekommt. Diesen Part haben wir dann einfach selber übernommen. Ansonsten konnten wir von Anfang bis Ende eine Balance zwischen hoher künstlerischer Qualität und gemeinschaftlichen Veranstaltungen herstellen. Ein Teil der inhaltlichen Treffen war öffentlich und wurde auch sehr gut angenommen. Bei „Meet the Artist“ stellten die KünstlerInnen sich und ihre Arbeiten vor. Es gab einen Symposiumstalk zum Thema „Regionale Kunst- und Kulturproduktion.“ Zusätzlich gab es „Walk and Talks“, bei denen in ungezwungener Runde und bei leichten Wanderungen über Themen rund um die Kunst gesprochen wurde. Abgeschlossen wurden die drei intensiven Wochen mit einer „in process“ Werkschau.


Aus über 100 Empfehlungen wurde eine kleine, motivierte Gruppe von KünstlerInnen aus Salzburg, Österreich, Deutschland und Serbien nach Hintersee eingeladen. Zurückgezogen von der städtischen Reizüberflutung wurde in idyllischer Landschaft gelebt und gearbeitet. Unter Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten wurden am 11. Mai in der heimischen Pfarrkirche und im Puppenmuseum die ersten Ergebnisse des Arbeitsaufenthaltes präsentiert.


Viel ist in den drei Wochen passiert. Es wurde auf den Spuren von Joseph Mohr gewandert, Wasserfälle und Seen wurden erkundet und es gab bereichernde Gespräche in formellen wie informellen Rahmen. Neben dem offiziellen Programm von Gesprächsrunden und Wanderungen hatten die KünstlerInnen die Gelegenheit Feste wie das Maibaumaufstellen, das Frühlingskonzert der Feuerwehr, kirchliche Prozessionen und sogar eine Bauernhochzeit mitzuerleben. Gerade für die internationalen BesucherInnen war es eine spannende Erfahrung, die aktive Pflege regionaler Kultur, Riten und Gepflogenheiten kennenzulernen.

Wir bedanken uns für die herzliche Aufnahme und freuen uns schon auf Jänner 2019. Mit schönen Grüßen: Kerstin Klimmer & Rüdiger Wassibauer


2. Die KünstlerInnen



Cornelia Böhnisch, Salzburg & Wien Tanz und Performance 1977 geboren in Tübingen (D), in Wien und Linz studiert (Tanz & Choreografie), wohnhaft in Salzburg und Wien. Cornelia Böhnisch ist im Leitungsteam des Toihaus Salzburg, hat ihre Performances und Stücke mehrfach in Österreich und Japan (Tokyo) aufgeführt und fühlt sich in der Welt zu Hause.

Die Bewegung im Raum und das Spiel mit den Emotionen des Zuschauers sind die Zutaten für die Tanz-/Performances von Cornelia Böhnisch. Einsamkeit und inspirierende Anonymität in der Megapolis Tokyo sind der Performerin bekannt. Im idyllischen Hintersee hofft die Performerin Ruhe und Muße zu finden, um an einer neuen Kunstfigur zu arbeiten, die auch lange nach der Residency in Hintersee „am Leben bleiben“ soll. „Die Zeit in Hintersee habe ich dazu genutzt, die Arbeit an meinem Projekt ‚Jesus Yoga - warm up your Pathos‘ zu

vertiefen. Und so ist auch die Zusammenarbeit mit Christiane Peschek entstanden, die ich erst da kennerlernte. Unser gemeinsames Interesse an der Örtlichkeit der Kirche brachte uns zusammen und wir entwickelten in dieser Zeit die Installation ‚Rette deine Seele‘, angelehnt an die Beschriftung des Kreuzes auf der Rückseite der Kirche. In der Kirche selbst legten wir den eigens dafür von Christiane Peschek gestalteten Teppich aus, projizierten das unten beschriebene Video an die Decke und ich performte live in diesem Setting am Abend der Werkschau.“


Auszug aus dem Ausstellungstext zur Werkschau in Hintersee: Dem Irdischen entgegen setzt die Tänzerin und Choreografin Cornelia Böhnisch eine als Deckenfresko konzipierte Videoprojektion mit dem Titel „ecclesia saltans“. Das Video ist ein spin-off einer Choreografie für das Toihaus Theater in Salzburg. Schmerz, Wunden, Freude, Ekstase und die Erinnerungen daran thematisiert die Künstlerin in dem Video und bezweckt beim Betrachter ein „Aufschauen“ zur Decke und somit zum Überirdischen: Die individuelle Emotion wird zur universellen Konstruktion der Weiblichkeit und füllt für einen Abend die Lücke des fehlenden Deckenfreskos der Kirche in Hintersee. Die dargestellten Posen des Leids, der Verinnerlichung und Berührung, aber auch der Erlösung balancieren zwischen Himmel und Erde, zwischen der Videoprojektion und dem Teppichboden der Installation. Jene, teils abstrakten, Darstellungen lassen eine Referenz zur Passionsgeschichte, zur Verfleischlichung emotionaler Vorgänge und einem damit einhergehenden Körperkult erahnen, welcher in der Live-Performance von Cornelia Böhnisch zum körperlichen Ausdruck gebracht wird. In einer Abfolge von an Yoga-Posen angelehnten Bewegungen schafft Böhnisch eine Choreografie der Aufhebung des Leids, welche durch ihre Wiederholung zur Loslösung des Körpers und der damit behafteten Leidfähigkeit führt. So versteht sie den Tanz als etwas, das näher am Leben ist als an der Inszenierung, näher am Tod ist als an der darstellenden Kunst. Zutiefst irdisch, mehr noch – unterirdisch, eingegraben bewegt sie sich auf dem Teppich und rezitiert in Bewegungen das

Bestreben nach Auferstehung. Somit setzen die beiden Künstlerinnen der Kirche als Zufluchtsort die Idee des eigenen Körpers als Tempel entgegen und schaffen einen neuen Begegnungsort, welcher sich aus Brauchtum heraus entfaltet. „Nur wenige Wochen nach der ‚ORTung‘ habe ich im Toihaus Theater Salzburg noch eine Weiterentwicklung jener Installation gezeigt. Sozusagen die Spiegelung der performativen Räume – wenn man die Kirche als performativen Ort begreifen möchte. Hier war die Installation nun tatsächlich auch unter dem Titel ‚Jesus Yoga‘ zu sehen.“


Christiane Peschek, Salzburg & Wien Fotografie, Skulptur, Duft-Kunst 1984 in Salzburg geboren, Studium in Wien an der Universität für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste Wien, wohnhaft in Wien.

Christiane Peschek ist ein Familienmensch und eine Künstlerin mit allen Sinnen: Ihre Kunstwerke basieren auf genauen Analysen und beinah schon wissenschaftlichen Betrachtungen: Wie erinnern wir uns? Wo und wie wird Erinnerung abgespeichert in unserem Körper? Um nur ein paar Beispiel zu nennen. Derzeit arbeitet Christiane Peschek an einem Buch, das man riechen kann.

So sollen Leseeindrücke noch in andere Schichten des Erinnerns vordringen. Außerdem stellt sie die zunehmende Virtualisierung unserer Beziehungen in Frage: SMS, E-Mail, verschickte Fotos – diese Gefühlsbezeugungen kann man editieren, löschen oder wieder abrufen. Unsere so dargebrachten Emotionen sind heute im Nachhinein veränderbar – aber ändert das auch etwas an den Emotionen selbst?!


„Während der Zeit in Hintersee habe ich mich mit meinem Fotoarchiv beschäftigt und geplant, hierzu eine Arbeit zum Thema ‚Emotional Retreat‘ zu machen. Durch die gemeinsamen Abendessen in der Gruppe während des Symposiums habe ich mich relativ schnell mit der Performancekünstlerin Cornelia Böhnisch zusammengeschlossen, da wir beide einen ähnlichen Ansatz in unserer Arbeit verfolgen. In den folgenden Tagen und Wochen entstand dann in enger Zusammenarbeit eine installative Performance in der Dorfkirche in Hintersee, welche wir im Rahmen des Präsentationstages der ORTung einer Öffentlichkeit präsentierten. Ich haben hierfür ein 10 Meter Bodenfresko in Form eines Teppichs am Kirchenboden gestaltet, welches, basierend auf virtuellen und fotografischen Körperteilen und Yogaposen, an den Leidensweg Christi sowie entsprechenden Yoga-Posen angelehnt ist. Die Zeit in Hintersee war für mich eine sehr große Bereicherung. Ich hatte endlich Zeit mich abseits des künstlerischen Schaffensalltags mit mir selbst zu beschäftigen und auch meine Arbeitsweise kritisch zu hinterfragen. Die unberührte Natur, die Ruhe und Abgeschiedenheit von Hintersee sind ideal, um sich mit eben diesen Fragen zu beschäftigen. Die vielen Spaziergänge und das gute Wetter haben diesen Prozess nur noch verstärkt. Auch die Möglichkeit meine Kinder zu diesem Symposium mitzubringen, war für mich ein sehr großes Plus. Die ORTung hat hierbei vorbildhafte Wirkung. Es sollte selbstverständlich sein,

Künstlerinnen die Möglichkeit zu bieten, Kunstproduktion und Mutterschaft harmonisch zu vereinen. Die Unterkunft selbst war sehr angenehm. Auch die Möglichkeit den Wellnessbereich zu nutzen und endlich mal nicht an Hausarbeit und Kochen denken zu müssen war dem künstlerischen Prozess sehr hilfreich. Zu guter Letzt bin ich auch sehr froh, mich mit neuen KünstlerInnen vernetzt zu haben. Die Gruppe gab mir ein warmes, willkommenes Gefühl und es haben sich einige sehr gute und produktive Gesprächsabende ergeben. Weiters haben sich über künstlerische Zusammenschlüsse neue Freundschaften ergeben, worüber ich mich sehr freue. Auch das Team der ORTung hat eine tolle Arbeit geleistet.“


Michaela Schwentner, Wien Film und Fotografie 1970 in Linz geboren, Ausbildung in Linz und Wien, derzeit wohnhaft in Wien. „Ich gehe der Frage nach, wie Nicht-Anwesenheit sichtbar gemacht oder dargestellt werden kann.“

In ihren Kunstwerken thematisiert Michaela Schwentner die Apparatur „Film“: Sie ist stolze Besitzerin von 200 DVDs und einer Festplatte mit filmischen Schätzen. Dies ist Michaela Schwentners „Werkzeugkasten“, aus dem sie sich ausschnittsweise bedient: Filmszenen aus dem Autorenkino der 1960er / 70er und 80er Jahre werden verfremdet oder mit DarstellerInnen nachgestellt und dann fotografiert. Unter Verwendung alter Filmmaterialien entstehen neue Szenen,

die sie gerne in Bezug setzt mit literarischen Werken oder fotografischem Material. Bei der Werkschau wurden zwei Filme von Michaela Schwentner präsentiert. „PLAY pt. 1 / THE REHEARSAL / of William Shakespeare’s A Midsummer Night’s Dream: Titania’s after Oberon“ (Video, 2 min., 2018) & „PLAY pt. 2 / L’ABSENCE EST PRESENTE / After Jacques Derrida“ (Video, 2 min., 2018)


In den beiden Videos „PLAY pt. 1 — The Rehearsal“ und „PLAY pt. 2 — L’absence est presente“ werden der philosophische Aspekt der Nicht-Anwesenheit (Absence) und ihre Präsentation durch Interpretation durch das Spiel verhandelt. „Ich wurde zur ersten von der Schmiede in Hintersee durchgeführten Ausgabe der ORTung eingeladen. Für diese Gelegenheit, in einer sehr schönen Region des Landes Salzburg arbeiten zu können, möchte ich allen dafür Zuständigen und Beteiligten danken. An diesem AIR-Programm habe ich vor allem die Offenheit und die Art, wie es von Kerstin Klimmer-Kettner und Rüdiger Wassibauer von der Schmiede Hallein betreut wird, geschätzt. Und besonders die Intention, bevorzugt KünstlerInnen einzuladen, sehe ich als ein wichtiges Statement für Gendergerechtigkeit im Bereich der bildenden Kunst und darüber hinaus. Die ORTung Residency empfand ich als eine intensive Zeit von drei Wochen, in der es produktiven und konstruktiven Austausch sowie wichtige und inspirierende Gespräche mit meinen KollegInnen und mit dem Schmiede-Team gab. Ich befinde mich seit einiger Zeit in meiner künstlerischen Praxis und im künstlerischen Ausdruck in einer Umbruchphase. Die Zeit in Hintersee war für mich sehr hilfreich für das Entwickeln anderer Formen und eines neuen Denkrahmens. Die informellen Feedbackrunden waren ein guter Kontext, um uns und unsere Arbeitsweisen zu präsentieren und einen konstruktiven Diskurs zu führen; und für mich persönlich, um über die eigene Arbeit aus einem anderen Blickwinkel zu reflektieren. Darüber hinaus fand ich die angenehmen und auch besonderen

Arbeitsbedingungen großartig und habe sie überaus genossen: die Abgelegenheit von Hintersee, die ein Arbeiten ohne unnötige Ablenkung in einer bezaubernden Landschaft ermöglichte, die gemeinsamen Unternehmungen wie Wanderungen in den umliegenden Bergen und das erste Baden in diesem Jahr in den erfrischenden Gewässern von Hintersee. Die Phänomene, die mich wesentlich schon lange beschäftigen und mir in letzter Zeit greifbarer und kommunizierbarer geworden sind, sind Abwesenheit und Sehnsucht. In Hintersee habe ich zunächst versucht das Thema Abwesenheit zu fassen und in eine poetische Miniatur zu übersetzen. So entstand durch die Impulse und Prozesse im Kontext der ORTung Hintersee die zweiteilige Videoarbeit ‚PLAY: PLAY pt.1 — The Rehearsal / of Shakespeare’s Midsummer Night’s Dream‘ und ‚PLAY pt.2 — L’absence est présente‘. Für ‚PLAY pt. 1‘ habe ich auf bereits vorhandenem Footage-Material gearbeitet. Die Sequenz verhandelt im übertragenen Sinn den Aspekt der Wiederholung im Spiel: eine Szene wird geprobt, Truthähne figurieren auf einer Bühne wie Schauspieler und Schauspielerinnen. ‚PLAY pt.2‘ habe ich im Rahmen der ORTung in skizzierter Form realisiert und mit ‚PLAY pt.1‘ in Beziehung gesetzt. Dieses Video zeigt wie ein Puzzle gelegt wird. Im fertigen Zustand ergibt es den Text ‚L’absence est présente‘. Es verhandelt den philosophischen Aspekt von Abwesenheit und wie sie durch künstlerische Interpretation ins Spiel gebracht bzw. vergegenwärtigt werden kann. Die gesamte, aus technischen Gründen zunächst nur skizzierte Arbeit ‚PLAY‘ (pt.1 + pt.2) habe ich später in ein elaborierteres Format übertragen.“


Isidora Ilić & Boško Prostran, Belgrad Film/Video – Künstlerduo „doplgenger“ Doplgenger ist das Künstlerduo Isidora Ilić (geboren 1978 in Novisad) und Boško Prostran (geboren 1979 in Belgrad) aus Belgrad (Ex-Jugoslawien). Doplgenger engagiert sich in der Film-/Videokunst, Forschung, Literatur und Kuration.

Im legendären Old Cinema Club in Belgrad haben sich Isidora Ilić & Boško Prostran kennen gelernt: Bewegte Bilder als politisches Medium, die Dramaturgie die dem Medium Film zugrunde liegt und die Dekonstruktion derselbigen sind ihre gemeinsamen Themen. Bei der Residency in Hintersee freute sich doplgenger auf die Abgeschiedenheit und die Ruhe, um an einem experimentellen Filmprojekt weiterzuarbeiten: Ein filmisches Essay zum Thema „Erinnern“ soll entstehen. Kollektive Erinnerungen und Rituale sollen der rote Faden für den ScienceFiction Film-Essay sein. In Hintersee soll das bisher gesammelte Filmmaterial von Super8 Kameras gesichtet und verarbeitet werden.

„It was real excitement when we had got the invitation to participate at ORTung 2018 in Hintersee. We were looking forward to having dedicated and quiet time in order to focus on the latest experimental film we had been working for some time. When in interview the ORTung organisers had told us that we could work on one of our pieces or intervene in the context of the place, we saw this as overwhelming opportunity. The idea to spend time in nature and to work was mind blowing. It was very beneficial from the very stepping in Hintersee and we started to work immediately. We would take long walks to refresh or make a break between building up the idea and work itself. The nearby lakes were a


special resort and the weather was great for the most part. However, the context of hotel time and rhythm, which was the residency context for us and 4 other artists, turned out to be pretty difficult. Hotel’s meal schedule was interrupting the continuation of work while the inability to organise studio procedures, such are the silent time, dedication or just a cup of coffee you can prepare for yourself, were disrupting our creative process. The intervention into the context was as well not possible since there was no communication with the village and its inhabitants. The above structure of the project did not allow this encounter between artists and villagers to happen and at the end the village continued with its regular cultural activities without showing any interest in the 3-weeks work of contemporary artists. The great moment and really wonderful experience during residency was when ORTung organisers took us for a day trip to Wolfgangseee and Mondsee. We have been working on a project that is based on personal archive of our grandad’s experience as zwangsarbeiter. Some of the photos and archival documents originate from the area surrounding Hintersee. When communicating this to ORTung organisers they gladly took us for a trip and research of area and people there. They also helped us with archival information that are available at some historical institutions of Austria giving us the tips for future quest and research. All in all, we have not been very lucky with finding the place but we spend great collective time

there and we are very thankful to Rüdiger and Kerstin for this unique experience. We managed to finish our short experimental film while being at the AIR in Hintersee. The process, sometimes difficult, was very fruitful at the end and our film was premiered at the group exhibition in June in Belgrade. We have appreciated the experience and have been very thankful for the AIR opportunity to the ORTung project and it’s organisers.“ Wir zeigten bei der Werkschau die Arbeit „Kameradin“ (2018, Video/Found Footage, ca. 6 min.) „doplgenger‘s piece is based on archival images of Yugoslav cinema. It begins with words spoken by the head of actress Milena Dravić in the Dušan Makavejev‘s film ‚W.R. Mystery of the organism‘. It is on the other side of the order, which, regardless of the ideological origin, has so far been marked by the patriarchy. In this order, a kind of representation and the identity of women were the only possible way of existence. Contrary to the totality and finality, linear articulation and speech of the man, the fragmented experience of the woman and her broken body will follow the other, a new and interrupted story.“


Ana Hoffner, Wien Performance, Video- und Fotoinstallationen Ana Hoffner ist Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin und lebt in Wien. 2014 hat sie ihre Ausbildung mit PhD an der Akademie der bildenden Künste Wien abgeschlossen.

Ana Hoffner beschäftigt sich in ihrer Kunstpraxis mit Momenten der Krise und des Konfliktes in Geschichte und Politik. Hoffners Performances, Video- und Fotoinstallationen versuchen Temporalitäten, Beziehungen und Räume zwischen etablierten Perspektiven und Erinnerun-

gen an ikonische Bilder und performative Ereignisse einzufügen. Hoffner wendet Mittel der Aneignung an, wie das Nachstellen von Fotografien, Interviews und Berichten und die Desynchronisation von Körper und Stimme, von Ton und Bild.


Auf der Werkschau wurde die Arbeit „Transferred Memories“ (Video, ca. 14 min., 2014) gezeigt. „ ‚Transferred memories, embodied documents‘ focuses on the confrontation with images of atrocities and those who face them. It emphasizes the affective reaction of the viewer in front of images of atrocities in order to create a different way of dealing with the affective reactions the images evoke. The video starts with a complex description of the video report on camp Omarska, made in 1992 by the ITN journalists Penny Marshall and Ian Williams. It stays very close to practices used by newspapers and the TV, which grabbed an image from the video footage and made it into an ‚iconic photograph‘ for the Bosnian war. The pictures of Fikret Alić and other prisoners behind a fence topped with barbwire became the headline for many newspapers that reported on the Bosnian War, juxtaposed with images of emaciated men behind barbwire made around the end of the Holocaust.“


Maria Petschnig, New York Performance, Video, Fotografie, Skulptur 1977 in Klagenfurt geboren, Studium in Wien an der Akademie der bildenen Künste, in London am Royal College of Art und an der Wimbledon School of Art, wohnhaft in Brooklyn, New York.

Die Videos, Installationen und Fotos von Maria Petschnig befassen sich mit Phantasie, Voyeurismus, Privatsphäre und Erinnerung. Darin vereint die Künstlerin jeweils unterschiedliche psychologische

Szenarien mit alltäglichen Gesten und verschiedenen Personae. Dabei kommen absurde sowie verstörende Elemente zutage, gerade weil nicht daraus hervorgeht, was fiktiv und was wirklich ist.


„My stay in Hintersee during ORTung 2018 left deep impressions and provided me with unique impulses, a recharging of batteries, an interesting exchange of thoughts with the other participants, and so much more. In short, these three weeks were special. Because my invitation to the residency arrived fairly late, in terms of project I brought existing video footage along, material I had been already working with for months beforehand in New York. I set up my work station in the ‚Puppenmuseum‘ right across from the church, where I was editing a new video for the most part, and I truly enjoyed the peace and quiet, having only little distraction, the nice accommodation in the same building, and the provided meals in the restaurant. The nature in Hintersee is, wherever you turn, breathtakingly beautiful. Thus during ORTung I was also able to film and gather a lot of recordings from the nearby surroundings. The organizers Kerstin and Rüdiger were doing an excellent job. They offered their help, feedback and expertise if one needed it. If one was looking for things to do one could join in on a hike, a ‚walk & talk‘, or a symposium, or a meeting dedicated to an artist‘s work. There wasn’t just one format of participating in the residency ORTung. Instead one had the (extraordinary) choice of choosing her/himself of how to spend the three weeks in Hintersee. In a productive or a rather relaxing manner. Can’t do any better. On the last evening and during the Werkschau, or ‚open house‘, I presented a new video (see attached photo), which will eventually become part of a bigger body of work. It deals with the fantasies of screens.“

Auf der Werkschau wurde die Arbeit „work in progress“ (Video, ca. 7 min, 2018) gezeigt, die Phantasien mittels Bildschirm zugänglich gemacht.


3. Berichte zu den Veranstaltungen


Die intensiven Arbeitstage wurden von unterschiedlichsten Veranstaltungen begleitet, die teilweise auch öffentlich zugänglich waren. Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und des zwanglosen Kennenlernens der Gruppe untereinander wurden Exkursionen nach Hallein und Salzburg unternommen.

Wir besuchten die unterschiedlichsten Kulturorte wie das Café Kurkuma, kunstraum pro arte, die Pernerinsel, das MdM und das Rupertinum, Traklhaus, das Domquartier und den Kunstverein. In Salzburg führte Ana Hoffner durch ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie 5020.


In Hintersee selber fanden während der drei Wochen drei Spaziergänge statt, bei denen unter Vorgabe eines Themas informell und ungezwungen diskutiert wurde. So sprach Kerstin Klimmer beispielsweise auf dem Rundweg rund um Hintersee mit lokalen KünstlerInnen über die Vorteile und Herausforderungen, die sich als Kunstproduzent in der doch eher abgelegenen Region ergeben. Rüdiger Wassibauer ging auf den künstlerischen Prozess ein, mit besonderem Augenmerk auf den regionalen Raum. Beda Percht reflektierte die Rolle der Natur in seinen Produktionen und gab Anekdoten aus der Region zum Besten.


Bei der Abendveranstaltung „Meet the Artist“ stellten die KünstlerInnen ihre Projekte und Tätigkeitsfelder vor. Das anwesende Publikum konnte im Anschluss direkt Fragen stellen und sich so über die Arbeitsweisen informieren. Den Abschluss bildete eine Werkschau bei der das lokale Puppenmuseum sowie die Kirche bespielt wurden.


Impressum Herausgeber: Schmiede Hallein, Verein zur Förderung der digitalen Kultur ZVR: 887186914 Text: Rüdiger Wassibauer, Kerstin Klimmer, Cornelia Böhnisch, Maria Petschnig, Ana Hoffner, Isidora Ilić & Boško Prostran, Michaela Schwentner, Christiane Peschek Fotocredits: Manuela Seethaler, Rüdiger Wassibauer, Cornelia Böhnisch, Maria Petschnig, Ana Hoffner, Isidora Ilić & Boško Prostran, Michaela Schwentner, Christiane Peschek, Paul Spooner Grafik & Layout: Bartholomäus Traubeck Titelbild: paulspooner.at

Kultur

Gemeinde Hintersee



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