We All Wall Book — 20 Years of Schmiede

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Jahre Smith
Schmiede Hallein We All Wall Book

SchmiedeBasics

Die Schmiede Hallein ist ein Prozess-orientiertes Prototypen Festival der Inspiration und Kooperation mit Rahmenprogramm.

Formal ist die Schmiede eine österreichische Kulturinitiative mit überregionalem und zeitgenössischem Anspruch und Netzwerk.

Smiths sind die Teilnehmer:innen, Herz und Familie der Schmiede.

Seit 2003 öffnen wir im September niederschwellig die Saline auf der Pernerinsel in Hallein und damit einen Spielplatz der Ideen. Ein radikaler wie einzigartiger und netter Freiraum für individuelle und gruppendynamische Entwicklung. Dieses Angebot nehmen jährlich bis zu 300 Smiths, aus bis zu 25 Nationen, wahr, um gemeinsam, ohne Meister:in, an sich, persönlichen und gemeinsamen Projekten zu arbeiten, sich zu verknüpfen und voneinander zu lernen. Die Schmiede gibt keine Vorgaben, hat keine Erwartung, öffnet einen Raum, schafft Grundlagen, gestaltet den Prozess und bietet Gemeinschaft.

Das SchmiedeNetzwerkes liegt im Spannungsfeld Kunst, Kooperation, Innovation und Kultur, der Schwerpunkt sind digitale Medien. Das Spektrum reicht von persönlicher kreativer Auszeit über fokussierten, einsamen wie gemeinsamen, Arbeitsprozess bis zu universitären Kooperationen, Creative Europe und PEEK Projekten.

Die Struktur der Schmiede ist zweiteilig: der geschlossene Arbeitsteil für Smiths und der öffentliche Inspirations- und Präsentationsteil der allen Interessierten offen steht.

Eine Schmiede passiert in einem zeitlichen Rahmen von zehn Tage. Die Inhalte orientieren sich an den Interessen der Smiths. Teilnahme an der Schmiede erfolgt über eine online Bewerbung im Frühling bzw. bis 31. Mai.

Layout Stefan Firnwald Wallner design@stefanwallner.de 2022 schmiede.ca schmiedehallein.com facebook.com/schmiedehallein instagram.com/schmiedehallein issuu.com/schmiede

Schmiede Hallein wird 2022 20.

„Mir fehlen die Worte angesichts des Turms von Zahlen die hinter uns liegen. Was macht man als Festival und Gemeinschaft zu solch einem Anlass? Um uns aus dem Dilemma der Reden, unzählbaren Blickwinkel, Beurteilungen etc zu befreien haben wir den Blick zurück durch die Augen unserer We All Wall Photograph:innen auf die Smiths (unsere Smiths:innen und erweiterte Familie) gewählt.

Die Smiths sind der Inhalt die die Schmiede entstehen lässt. Die Schmiede ist der Mantel den sich die Smiths überstreifen um sich jährlich für 10 Tage in Hallein zu treffen und gemeinsam zu sein, zu schaffen, zu präsentieren.

Wir danken allen die berührt haben und besonders denen die uns über die vielen Jahre die Treue gehalten haben. Wir wären nicht ohne Euch.

Die Vorworte sind die Jahresthemen, die Klammern des Programms.

In diesem Sinne wünsche ich einen wunderbaren Rückblick und Inspiration wie Kraft für das was vor uns liegt.“

— Rüdiger, schmiede.ca

2006

Schmiede06: Transfer

Wissensaustausch zwischen autonomen Systemen

Die nächste Generation von mobilen Informationsgeräten öffnet ein weites Spektrum von dezentralen Möglichkeiten. Jedoch: Was bringen die interessantesten Potenziale, wenn sie nicht adäquat verstanden oder genutzt werden? Das Einzige was im Augenblick sicher erscheint ist, dass sich in den nächsten fünf Jahren sehr viel sehr rasch verändern wird.

Wohin wird uns dieser nächste Schritt in der technologischen Entwicklung führen? Zu einer Anarchie der Nutznießer oder einer extremen Form der Peer to Peer Demokratie? Was sind die Auswirkungen und Möglichkeiten der kommenden Always-On Devices auf Smart Mobs, Wi Fi-Clouds, Blogs, Wissensaustausch, Geschäftsmodelle, Firmenstrukturen etc...? Wie werden wir mit dem Thema „Sicherheit“ umgehen lernen?

Eröffnen sich uns neue Möglichkeiten Wissen zu erwerben und zu verarbeiten?

Können wir die neuen technischen „Spielereien“ auch zum Wissensaustausch einsetzen? Wie sehen die Applikationen der Zukunft aus?

Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich die Schmiede06 beschäftigen wird. Das zentrale Thema ist der Wissenstransfer und wie dieser durch mobile Informationsgeräte verändert und erleichtert wird.

Die Gäste und Smiths der Schmiede06 werden sich mit diesem unausweichlichen Wandel beschäftigen und nach Lösungen zur Anwendung der bevorstehenden Neuerungen suchen.

Die Smiths werden einerseits vom Schmiede Team eingeladen (Experten, Vortragende, Medienkünstler) oder können sich durch die Einreichung eines Projekts bewerben. 2005 konnten wir 143 Studenten, IT-Interessierte und ITSpezialisten aus 14 Nationen in Hallein begrüßen.

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Mr Smith und Mrs Smith von Olivia Wimmer
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2008

Schmiede08: Gemeinschaft

Seit 2003 ist die Schmiede der Treffpunkt des der Smiths. Smiths sind die Teilnehmer:innen und das Netzwerk der Schmiede. Bis 2007 hat das Schmiede-Kernteam die Schmiede entwickelt und implementiert, damit die Smiths darin und daran arbeiten können. 2007 erreichte die Schmiede ein neues Level an Größe, Qualität, Vielfalt und damit Komplexität. Diese sehr erfreuliche Entwicklung brachte das Kernteam der Schmiede an seine Grenzen und schuf eine Erkenntnis. Bei der Schmiede ging es nie um die Visionen ihres Kernteams, sondern um einen Raum für eine reife Gemeinschaft, um sich zu treffen und sich selbst zu helfen, Probleme zu lösen und ihre eigenen Visionen zu schaffen. Um also in der Denkweise, die die Schmiede geschaffen hat, weiterzumachen, müssen wir den logischen nächsten Schritt setzen, loszulassen, was wir, das Kernteam, mitgestaltet haben.

Jetzt ist die Zeit für die Gemeinschaft von Smith, Verantwortung zu übernehmen, zu handeln und sich folglich als Gemeinschaft zu fühlen. Eine Gemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen (und/ oder Gruppen), die eine gemeinsame Identität (Gemeinschaftssinn) teilen. Grundlage dieser Identität ist ein Zugehörigkeitsgefühl und Vertrauen zu den Mitgliedern der Gemeinschaft. Dieses Vertrauen basiert auf anerkannten und geteilten Grundsätzen.

Photos Anne Sophie Wass

Das mag einfach und geradlinig klingen, aber die menschliche Natur birgt viele Hindernisse, die es zu überwinden gilt, wenn Sie eine funktionierende Gemeinschaft schaffen wollen. Ein Weg wäre, ein Top-down-System für Recht und Ordnung zu entwickeln und durchzusetzen, aber dies würde dem Schmiedegeist von kooperativen Prozessen, Gleichberechtigung und selbstverschuldeter Bildung zuwiderlaufen. Wir brauchen ein System, das es der gesamten Gemeinschaft von Smith ermöglicht, an ihrem Entwicklungsprozess teilzunehmen.

Die Aufgabe des Kernteams besteht darin, diesen Prozess zu beraten und zu unterstützen. Das Kernteam wird sich nun aus aktiven Aktionen zurückziehen und sich auf seine Funktion konzentrieren, die Schmiede für die Smiths zu ermöglichen, die Richtung vorzugeben und die absehbaren Fallstricke aufzuzeigen.

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Im Rahmen der Schmiede haben wir die beiden Gefahren kollaborativen Handelns mit „Missverständnis und Trittbrettfahren“ identifiziert. Wir haben Klarheit und Transparenz als die offensichtlichsten und effektivsten Werkzeuge herausgegriffen, um sie zu überwinden. Um Transparenz zu erreichen, haben wir das einfache 2R-System “Rights and Responsibilities”„ “Recht und Verantwortung“ eingeführt.

Die 2R sind eine einfache Richtlinie für erfolgreiche Interaktion und schaffen eine Vertrauensbasis. Es baut auf Gleichberechtigung und die SchmiedePrinzipien auf. Die 2Rs sind ein transparentes System, das die Selbstermächtigung fördert, indem es mehr Rechte bietet, wenn ich Verantwortung übernehme . Sowohl Rechte als auch Pflichten werden durch den Kontext definiert. Bsp.: Das Schmiede-Kernteam bereitet die Schmiede vor, diese Verantwortung legt den Kontext (Thema, Raum, Zeit, Auswahl der Smiths, Definition von Prinzipien, 2Rs usw.) für die Durchführung der Schmiede fest und gibt das Recht zu entscheiden, auf welche Weise die Schmiede stattfinden soll.

Bei der Schmiede geht es nicht um Geld sondern um das gegenseitige Heben. Einen Mehrwert erbringt die Schmiede für ihre Smiths. Wenn dieser Wert nicht geschätzt wird, stagniert er bestenfalls, verliert aber viel wahrscheinlicher an Wert und kann sogar negativ werden. Die Schmiede ist alles andere als selbstverständlich, unseres Wissens gibt es keine vergleichbare Situation in ganz Europa (bitte informieren Sie uns, wenn Sie eine finden, wir würden uns freuen).

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2009

Schmiede09: AUFBRUCH

In Zeiten von Wissenschaft statt Magie, Tourismus statt Abenteuer, Geld statt Vertrauen bleibt uns nur unsere Zeit. Darum ist es an der Zeit sich Zeit zu nehmen: Nicht um sie für uns selber zu gebrauchen, sondern um unsere Fähigkeiten mit anderen zu teilen und unser Leben zu bereichern. Es ist unser Recht und unsere Verantwortung über den Tellerrand hinaus zu sehen und zu gehen. AUFBRUCH ist unsere Chance, gerade in unsicheren Zeiten; AUFBRUCH gibt uns die Möglichkeit uns unseres Lebens zu bemächtigen. AUFBRUCH schenkt uns Hoffnung und Perspektive.

Die Schmiede schafft jedes Jahr den Raum für ein breites und tiefes Feld von über 140 kreativ Schaffenden aus über 20 Nationen, zu einem grossen Teil aus den digitalen Medien, um das Unvorhersehbare zu ermöglichen. Nicht Perfektion sondern der Prozess, das Rohe, das Neue, das Chaotische, die Frage steht im Vordergrund. Nicht was oder wer wir sind sondern was wir wollen.

In erster Linie ist die Schmiede eine Arbeits und Netzwerkveranstaltung von und für Produzenten. Doch aus diesem Prozess entstehen von Jahr zu Jahr mehr öffentlichen Programmpunkte. Publikum ist hier nicht nur erwünscht sondern ein wichtiger Bestandteil und Entwicklngsstufe des Prozesses. Diese Veranstaltungen sind Schnittstellen zur Öffentlichkeit, ermöglichen Nähe und Dialog. Jede Veranstaltung ist eine Eigenproduktion ein Prototyp geschaffen für den Moment, motiviert durch die Suche nach Fragen, Antworten und Publikum.

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Schmiede10: Discontent

Wir entwickeln Werkzeuge um unser Leben zu erleichtern. Mit ihnen können wir mehr schneller und allein bewältigen. Aus dieser Erleichterung sollte für uns mehr Freizeit und Zeit für unsere Mitmenschen resultieren. Doch mit den immer besser und schneller werdenden Werkzeugen steigen auch die Anforderungen und Erwartungshaltungen und fressen mehr Zeit als wir uns letztlich durch den Einsatz der Werkzeuge ersparen konnten. Was bleibt sind überarbeitete Menschen, die an ihren Werkzeugen vereinsamen.

Natürlich ist das eine sehr oberflächliche und negative Sicht der Dinge, aber ein Bestandteil der Realität. Seit sieben Jahren beobachten wir unsere Smiths und die Art und Weise, wie sie kooperieren oder eben nicht. Inselbildung ist das zentrale Wort, mit dem wir diese Situation beschreiben - sie tritt besonders im fortgeschrittenen Stadium der Professionalisierung auf.

Mit steigendem Niveau der Schmiede Hallein steigt auch das Niveau und die Professionalisierung unserer Smiths. Es war nie Ziel der Schmiede eine Produktionsplattform für einige wenige zu werden. Es ging der Schmiede immer um Kunst und Kultur, also um die Fähigkeit des Individuums ebenso wie das Soziale der Gruppe.

Die künstlerische und technische Fähigkeit vieler unserer Smiths steht mittlerweile außer Frage, darum will die Schmiede ihren Fokus ein wenig verschieben. 2010 werden wir Anreize schaffen, die entstandenen Inseln zusammenzuführen. Wir sehen unsere Möglichkeit in großen Instrumenten. Instrumente, die zu groß sind, um von einer Person betrieben zu werden. Dadurch entsteht nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit, gemeinsam zu arbeiten. Ziel soll es sein, Projekte ins Leben zu rufen, die die Fähigkeiten des Einzelnen übersteigen.

Photos Ela Grieshaber
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2011

Schmiede11: chaos creates structure

Dass die Schmiede Hallein in Salzburg in ihre unkonventionellen Art so einiges verändert hat wird schon lange nicht mehr bezweifelt. Mit viel Elan sprangen wir in die Bresche unserer Zukunft und taten was uns als angebracht erschien. Vieles hat funktioniert. Vieles waren Erfolge. Vieles ist nicht genug um die Schmiede Hallein auch in Zukunft zu gewährleisten. Der einzige Weg vorwärts zu mehr Chaos scheint Struktur. Um den freien, offenen und kreativen Spielplatz im regionalen Raum für zukünftige Künstler:innen zu erhalten ist es an der Zeit eingerissene Wände und Regeln wieder kontrolliert zu errichten.

Diese Herausforderung nehmen wir als Anlass für unser Jahresthema: chaos creates structure. Die Schmiede wurde bereits oft als gut strukturiertes Chaos beschrieben. Hier sind die Blüten.

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2012

Schmiede12: ZERO

how so little can become so much

2012: Zehn Jahre Schmiede, ein Jubiläum, ein Kreis, ein Ende, ein Anfang und die Apokalypse was soll man da noch gross sagen oder tun außer mehr und besser und vorwärts. Wir werden weder das Vergangene beweinen oder bejubeln, noch uns vor dem Ungewissen fürchten, sondern das Neue mit offenen Armen empfangen. Euphorie, die Freude am Schaffen sowohl wie auch am Austausch wird 2012 im Zentrum unserer Bemühungen stehen.

Wir haben zehn Jahre lang Menschen und Ideen verknüpft und nach Hallein gebracht und können nur zufrieden auf einen runden Erfolg zurückblicken.

ZERO ist nicht nur eine besondere Zahl. ZERO ist eines unserer relevanttesten Kulturgüter, welches nicht nur zwischen den Zahlen sondern auch den Kulturen steht. Erdacht in Indien, weiterenwickelt im arabischen Kulturkreis übernommen von den Europäer und jetzt Grundbestandteil jeder digitalen Kommunikation ist ZERO das einfachste und ungreifbarste an sich. ZERO zeigt uns, dass Kultur und Denken nicht im abgeschotteten Kulturkreis passiert sondern eine Entwicklung und Bewegung zwischen den Kulturen ist. ZERO ist die Reinheit der Möglichkeit. Niederschwellig bietet sie Perspektive, sie ist ein Raum, Platz zum Treffen, Verweilen und Aufbrechen.

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2013

Schmiede13: RETURN

Was macht die Schmiede besonders?

Freude, Schaffen, Offenheit, Menschen, Vielfalt, Kunst, Arbeit, Utopie, Atmosphäre und noch tausend Mal mehr wird man hören. Ganz konkret sind hier einige Smith Antworten zu dieser Frage (ungefiltert): Wenn man sich halbwegs annähert, fällt einem immer noch mehr ein, was man dazu sagen müsste. Schwierig, mit so viel Positivem nicht zu nerven. Ich sag deshalb oft einfach nur mehr „Ausnahmezustand“ und „hat mein Leben verändert“. / connective / derring-do / demanding / honest and true people / musicversum - für mich zumindest :) / detached / it is both a collective and personal experience / flow / Was du draus machst! / Possibilities / awakening when getting lost outside / the people.

Aber kann es das sein, das gibt es doch überall. Was ist der Funken der seit über 10 Jahren in den Augen der Smiths geortet wird? Warum ist derselbe nicht überall? Personenabhängig kann es nicht sein. 1000 unterschiedliche Smiths aus über 40 Nationen haben alle auf ihre persönliche Art, aber ähnlich reagiert, euphorisch gepaart mit hoher Produktivität.

Schmiede ist ein offener und neutraler Platz. Schmiede will und fordert nicht sie bejaht, sie lässt zu und unterstützt, führt Menschen zusammen.

Die Kultur der Offenheit die wir leben ist entwaffnend und bildet den Boden auf dem wir wachsen können. Diese Offenheit kann nur durch die Vielfalt kombiniert mit einem gewachsenen Vertrauen erklärt werden. Die Vielfalt kann die Schmiede produzieren, aber das Vertrauen können wir nur schützen, produziert wurde und wird es durch unsere Wiederkehr.

Wie die einzelne Welle ist jede Schmiede irrelevant, die Wiederkehr macht sie zur Urkraft die Persönlichkeiten formt. Die Wiederkehr macht die Schmiede seit 10 Jahren besonders und dieser Wiederkehr widmen wir unser Thema Schmiede13: RETURN. Kommt zurück! (Auch wenn ihr noch nie da wart.).

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2014

Schmiede14: Selbstassemblierung

Der Begriff Selbstassemblierung bezieht sich auf Prozesse der Strukturund Musterbildung, die autonom, also ohne äußerliche Einwirkungen (z.B. dirigierend) durch menschliche Eingriffe, ablaufen. Der Prozess setzt an bereits vorhandenen, separaten Komponenten an. Das Ergebnis ist ein Produkt der Informationen, die die einzelnen Komponenten selbst enthalten und dabei für deren gegenseitige Wechselwirkungen bestimmend sind. (http://de.wikipedia.org)

Die Schmiede13: RETURN markiert einen Paradigmenwechsel in unserer Geschichte, sie war ein großes Geschenk und richtungsweisend. Mit diesem Rückenwind, werden wir den SchmiedeProzess 2014 auf den Prüfstand stellen und versuchen zu öffnen. Die bis jetzt stattfindenden erfolgreichen Labore werden fokussiert um neuen Laboren die Möglichkeit zu geben zu wachsen. Die neue Herausforderung ist es nicht mehr zu kuratieren sondern die Selbstassemblierung des SchmiedeNetzwerks in definierten Bahnen passieren zu lassen. Das Paradox welches vor uns liegt: durch Kontrollverlust mehr Kontrolle zu erreichen.

Selbstassemblierung ist der Zustand welchen mit der “Schmiede11: Chaos Creates Structure” angedacht wurde. Indem wir strukturierte Abläufe schufen, ermöglichten wir mehr an produktivem Chaos. Die Theorie war, dass genug vorhanden ist und darum von der Schmiede selbst nicht gemacht sondern gefördert werden soll. Jetzt ist die Zeit gekommen noch einen Schritt zurück zu gehen und die sich selbst erschaffende kreative Kraft des SchmiedeNetzwerks sprießen zu lassen.

Labore, wie auch bereits Projekte und darum die Schmiede selbst, haben ein Eigenleben erreicht welches mehr ist als seine Summe, die aber ohne seine Teile und Strukturen nicht denkbar ist. Die Arbeit mit diesem selbstassemblierenden Festival verändert sich dadurch grundlegend. Die Schmiede benötigt darum eine Erweiterung und Festigung ihres Teams um den bereits rollenden Prozess zu stabilisieren, sich regional stärker zu verankern und einen überregionalen Effekt zu verstärken.

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2015

Schmiede15: READY

Wer kennt ihn nicht, den magischen Zeitraum vom Entschluss bis zum Sprung, inmitten von Euphorie und Panik. Der Moment in dem sich die Entscheidung in Aktion transformiert und schlussendlich die Theorie auf Tatsachen stößt. Die Interpretation des Bereitseiens ist nur ein kleiner Teil dieses Prozesses und trotzdem kann dieser fraktale Bruchteil eine Unendlichkeit in sich Tragen.

Wie beim Sprung über einen Bach sollte das Können Voraussetzung sein, ist aber kein Garant für den Erfolg. Zum wahrgenommenen Können führt Vorbereitung und das sammeln von Erfahrungen und Fähigkeiten. Aber ist das Bereitseien objektiv nachvollziehbar? Geht es hier nicht mehr um ein Wechselspiel der persönlichen Einschätzung, Zufall, das Resultat und die Geschichte welche erzählt wird? Oft schlichtet erst der Erfolg den Dschungel der Möglichkeiten und es zementiert sich rückblickend die Klarheit der Situation.

Also wie entscheiden und wann? In den digitalen Medien spricht man aktuell vom Zustand des konstanten Betas. Produkte werden unvollständig veröffentlicht. Mängel mutieren zu Angeboten und Funktionen werden nach wenigen Testtagen entfernt. Nutzer werden in diesem fliessenden Übergang von reinen Konsumenten zu Prosumenten, ein weites Feld der Vor- und Nachteile. Die Akzeptanz des öffentlichen Tests und kontrollierten Fehlschlag steigt und damit die Entwicklungsgeschwindigkeit, welche neue Leichtigkeit eröffnet. Das Fallen darf nicht vermieden werden sondern das Rollen muss erlernt sein. Zu leicht verkriecht man sich mit seinem Projekt in die Werkstatt und schraubt an der Perfektion. Doch in unseren Augen ist Perfektion nur eine weitere Ausrede um den Moment des Sprunges zu meiden. Bereits Gesprungene wissen, dass man zwar die Gegebenheiten berücksichtigen sollte, aber mit zu viel Ballast nicht weit kommt.

Photos Regina Schober Christian Schratt

Die Schmiede bietet ein Mal im Jahr einen Rahmen in dem Theorie und Idee kontrolliert auf die Realität trifft. Ohne Zwang bieten wir Möglichkeiten um Ideen zu besprechen, Teams zu finden, zu testen und zu präsentieren. Statt Wettbewerb geben wir eine gesicherte Spielwiese der inspirierten Gruppendynamik. Das Projekt wird zum Spiel welches neue Realitäten öffnet und selbstbestimmte Möglichkeiten der Erfahrung und Entwicklung schafft.

Die Schmiede öffnet die Bereitschaft für das Neue indem sie KünstlerInnen und Kreative animiert zu kooperieren und zu präsentieren. Die Schmiede schafft Bereitschaft für Vertrauen und auf dieser Basis können neue Projekte wachsen. Die Schmiede schafft Entwicklung, auf persönlicher und künstlerischen Ebene.

Die Frage ob wir bereit sind ist in meinen Augen eine rhetorische Frage, wir wurden bereit geboren. Kein Kind kann theoretisch das Fahrradfahren erlernen, es muss sich theoretisch wie auch praktisch herantasten. Manch früher Sturz ist die Grundlage für späteres Können. Nur Aktion gepaart mit Reflexion bringt uns weiter.

Wir sind bereit für den nächsten Schritt und setzen an zum Sprung nach 2015 und weiter.

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2016

Schmiede16: Ausnahmezustand

Unsere Gesellschaft wandelt sich anhand des Ausnahmezustandes. „Der Ausnahmezustand definiert einen Zustand des Gesetzes, in dem die Norm zwar gilt, aber nicht angewandt wird (weil sie keine „Kraft“ hat), und auf der anderen Seite Handlungen, die nicht den Stellenwert von Gesetzen haben, deren „Kraft“ gewinnen.“ (Giorgio Agamben) Der seit 2001 mehr oder weniger wahrgenommenen Ausnahmezustand verändert uns. Durch die wahrgenommene uns umfassende Realität von Angst und Gefahr rechtfertigen wir den kontinuierlichen Ausnahmezustand, welcher, wahrgenommen, konsequent missbraucht wird. Doch anstatt zu reflektieren und zu tun, verkrampfen wir in der schrumpfenden Realität des Bestehenden. Wir leben aber nicht mehr in einer klaren schwarz weissen Welt wie sie in “Empire” beschrieben wurde, das “Multitude” (Antonio Negri, Michael Hardt) benötigt neue Herangehensweisen. Aktuell scheint es, dass Staaten ihre Ohnmacht durch das Ausrufen des Ausnahmezustands kaschieren. Immer verbissener bekämpfen wir Symptome und verneinen die Ursachen und schaffen Grundlage für einfache wie gefährliche Heilsversprechen. Agambens Theorie wiegt schwer in der aktuellen Debatte, als dass sie theoretisch aufzeigt, dass totalitären Momente in demokratischen Gesellschaften verankert sind und scheinbar sehr bewusst genutzt werden um im Sturm der Emotion zu verändern.

Von Beginn war die Schmiede ein neutraler Platz an dem es nicht um das Unveränderliche und Erdrückende des Alltags ging, sondern um Perspektive, Hoffnung und Vertrauen, die Freude am Schaffen, an der Entwicklung um dem gemeinschaftlichen Prozess. Kooperation, Kreativität, Kunst und natürlich eine starke Brise Naivität führten uns zu einer sehr positiven, produktiven und praktischen Auslegung, des Begriffes des Ausnahmezustands, welcher im Englischen drei Formulierungen bedarf: state of excellence, state of exception oder state of emergency.

Im Rahmen der Schmiede ergreifen wir aussergewöhnliche Massnahmen zur Gefahrenabwehr für die Gemeinschaft. In den zehn Tagen auf der Pernerinsel schaffen wir einen offenen Platz, der verbunden und abgekoppelt ist und implementieren eine Notstandklausur, einen Spielplatz der Ideen, um unseren Träumen und Zwängen gemeinsam zu Folgen, voneinander zu lernen und weiter zu kommen als jede:r von uns könnte. Das Nebenprodukt dieses Prozesses Freude, Vertrauen und Gemeinschaft sind Bollwerke gegen die Angst.

Die Schmiede ist, auch nach 14 Jahren, ein einzigartig produktiver und positiver und wachsender Kontext welcher motiviert autonom, offen, produktiv und im besten Fall kooperativ zu arbeiten und über seine und unsere Grenzen zu gehen. Stabilität durch Veränderung, temporäre kritische Masse im regionalen Raum, die Schmiede ist und bleibt Ausnahmezustand.

Es gilt weiterhin dieses Paradox zu meistern, denn wenn man durch Motzen einen Weg schaffen könnte wären wir umzingelt von Autobahnen. Aktuell leben wir, besonders in Europa, in der besten aller Welten. Anstatt zu verkrampft und anderen mitzuteilen was sie tun müssen, sollten wir uns weiterentwickeln, als Impuls für uns selbst und als Vorbild für alle. Leider ist das meist mehr als schwierig im Alltag. Ja es ist Zeit für einen Ausnahmezustand, einen selbstbestimmten. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, was war das war und was sein wird darf nicht Angst und Hass werden. Der Ausnahmezustand funktioniert in vielen Facetten und nicht nur zur Rechtfertigung der starken Hand. Es ist Zeit für mehr Ausnahmezustand.

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Schmiede17: Y

Das Tier welches fragt warum.

Die Schmiede blickt auf 14 erfolgreiche Jahre des gemeinschaftlichen Produktionsprozesses im regionalen Raum zurück. 2016 war das Jahr der Ehrungen, Veränderungen und Erfolge und darum ist 2017 die beste Zeit sich dem Kern zu widmen, der Motivation.

Der Prozess der Entscheidung wie auch der Kooperation kann durch einen Buchstaben dargestellt werden, dem Y. Auf Englisch ausgesprochen wird daraus why und steht dementsprechend für die zentrale Frage: Warum? Warum tun wir? Warum fragen wir warum? Etc… Täglich stehen wir an Weggabelungen und entscheiden uns für den einen und nicht den anderen Weg. Wie und warum kommen wir zu dieser Entscheidung? Warum reist die Familie der Smiths wiederholt zum freien kooperativen Arbeiten nach Hallein? Warum hat das eine Relevanz? Wir bieten, schaffen und entwickeln konsequent und nachhaltig einen neutralen Raum, der ohne Verbindlichkeiten die Möglichkeit von Zeitgemeinsam und aktiv verbracht - schenkt.

Theoretisch kann ich mir viel auch alleine aneignen, aber Theorie, Praxis und besonders gemeinschaftliche Praxis sind unterschiedliche Ebenen. Seit 15 Jahren sind wir der Überzeugung, dass durch gemeinschaftliche Prozesse Teile von praktischen Antworten erfahren werden können. Darum ist die Schmiede in ihrer reinsten Form auch dem Spiel verschrieben. Im Spiel bearbeiten wir ernste Fragen mit der höchsten ernsthaften Leichtigkeit und verleiten dadurch zur Aktion, im besten Fall zur gemeinschaftlichen. Ob es darum geht was Anderes oder Neues zu spielen, zu erfahren, Grenzen auszuloten oder neue Spielkameraden zu finden, die Schmiede bietet all das und mehr. Eines der zentralen Elemente in diesem Prozess ist die Autonomie der Smithsin (Smith), welche nicht untergraben werden darf, denn dort liegt in unseren Augen die Motivation wie das Neue. Die Schmiede steht und fällt mit der Motivation und Inspiration der Smithsinnen und wir haben wiederholt bewiesen, dass sich unsere Smithsinnen in der Ablenkung des Spiels öffnen und sich und ihre Grenzen neu entdecken. Im Spiel fragt man nicht als Erstes warum sondern man erfährt einen Teil der Antwort ohne jemals das warum entdeckt zu haben. Wenn es begeistert kann im Moment des Spiels das Sein ohne das Warum bestehen. Wie die Kunst ist das Spiel in erster Instanz sich selbst genug und nicht Sinn orientiert aber Sinn stiftend. Wie die Kunst kann das Spiel vermitteln ohne zu belehren und Zugehörigkeit schaffen. Die Frage löst sich auf und man schafft neue Grundlagen für das Darum.

Die Träume unserer Smiths werden in Hallein gemeinschaftliche Realität und manche auch Kunst. Die resultierende Frage: Warum? Weil wir wissen, dass kooperatives Arbeiten, auf das Minimum reduziert, vom Alltag entrückt, zeitlich überschaubar, umgeben von rund 300 Gleichgesinnten Neues und viel mehr schafft. Auch wenn es sicher den meisten Smiths nicht bewusst ist, suggeriert die Schmiede wiederholt dieselbe Frage: Warum bzw was tun? Und die Antwort folgt im Prozess, ohne Worte und für jede anders.

Wir stehen alle an einer anderen Gabelung in einer anderen Phase unserer Entwicklung. Aber nur weil wir dadurch geteilt sind heisst das nicht, dass wir einsam sein müssen. Ganz im Gegenteil, so können wir uns komplementieren. Weil wir die Frage nicht stellen sondern dieselbe erleben, wird uns klar, wie ähnlich wir uns sind, dass wir nur an verschiedenen Aspekten arbeiten. Uns fehlt aber oft eine nachhaltige Plattform um uns auszutauschen, um Menschen zu sein und andere zu entdecken mit denen wir unsere Warums und Darums teilen. Die Schmiede sieht hier ihr Darum, als Ziel und Ausgangspunkt wie Treffpunkt zum gemeinschaftlichen Schaffen und im besten der Fälle Kunst.

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Schmiede18: No Plan

Die Zukunft plant nicht Pläne sind ein wichtiger Bestandteil von Prozess und Entwicklung. Trotzdem können wir in Bezug auf die Schmiede, aus der Sicht unserer Smithsinnen, aus Sicht unserer Laborleiterinnen, aus 15 Jahren Erfahrung keine namhaften Vorteile des Planens herausheben. Der Plan ist eher Kontext und Prozess bezogen relativ relevant, die Kunst besteht darin relativ zu verstehen wer man ist, wo man steht und wohin die Reise gehen soll.

Laut Definition vermitteln Pläne Klarheit, teilen den Prozess in Schritte, ermöglichen Schnittstellen und schaffen Bewertungsmöglichkeit. Das hört sich auf dem Papier alles sehr gut an, aber naja die Erfahrung lehrt weniger Klarheit. Sind die Pläne zu starr und unflexibel können sie oft im Weg stehen und unnötige Wege erzwingen. Oft mutieren sie vom Steuerinstrument zum Verwirrungsinstrument.

Im Kontext der Schmiede pflegen wir zu sagen: die beste und schlechteste Vorbereitung auf die Schmiede besteht darin entweder einen fixen oder keinen Plan zu haben. Die Kunst besteht aus unserer Erfahrung darin, dynamische Klarheit zu schaffen, offen zu bleiben und Kraft für den Moment zu sparen. Wir wollen unsere Smithsinnen zum freudigen Versuch motivieren und hoffen, dass sie damit neue Wege entdecken. Die Schmiede ist nicht der Platz für das Perfekte, aber für die Entwicklung zum eigenen Weg. Nicht der Plan sondern der Weg und das Team, bis hin zur Gemeinschaft, sind in unseren Augen das ausschlaggebende Element zum Erfolg.

Natürlich gibt es hier keine anwendbare Regel, genauso wenig wie es einen passenden Handschuh für alle gibt. Wir plädieren dafür sich vor

Valens Wassibauer

falschen Hoffnungen zu hüten und seine Kraft bestmöglich einzusetzen. Der Weg ohne Plan kann beängstigend, anstrengend wie auch gefährlich sein. Um den Weg zu meistern muss man vorbereitet sein aber man darf nicht zu viel Gepäck schleppen, der Plan darf nicht den Aufbruch sinnlos verzögern, aber er kann hilfreich sein um den Aufbruch abzubrechen oder bewusst auf bessere Rahmenbedingungen zu warten. Auch muss bewusst sein, dass man noch keinen Schritt geht nur weil man einen Plan schmiedet. Dies ist besonders hervorzuheben, da unser Hirn anscheinend schwer bis nicht zwischen imaginierten erreichen eines Zieles und dem realen erreichen unterscheidet. Was zu einer paradoxen Situation führen kann: Mental war ich bereits am Berg, muss ich jetzt wirklich auch noch aufstehen?

Die Vorstellungskraft kann dadurch sogar zum Klumpfuss mutieren. Unser Ansatz: Freude im

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Prozess kann mehr Kraft im Projekt und am Spiel produzieren als die Sicherheit des Planes. Der Vorteil der Planlosigkeit ist, dass man im ersten Schritt entspannt und offen an Probleme herantritt und nicht vorauseilend und Möglichkeiten entscheidet die vielleicht nie eintreten. Das heisst nicht, dass man nicht kontinuierlich an sich arbeiten soll. Im Prozess gilt es dann die Punkte zu finden wann, wo und wie ein Plan Vorteile birgt. Alles hier ist nicht so schwarz und weiss wie wir es gerne hätten, aber das Leben ist Wandel und auch wenn das durchaus Ängstlichkeit verursacht darf man sich nicht festkrallen sondern sollte man die Flexibilität behalten auf neuen Gegebenheiten bestmöglich zu reagieren.

Natürlich ist die Ansage “No Plan” genauso irreführend wie sich zu verplanen. Darum wollen wir 2018 dem Themenkomplex der Planung widmen. No Plan wird polarisieren und darum eine breite generelle Auseinandersetzung ermöglichen. In diesem Sinne beginnen wir unsere planlosen Pläne.

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Eva Perner

Kerstin Hruza

Schmiede19: besser

Wir leben in interessanten Zeiten. Fakten werden vom Bauch bestimmt. Fremde/ widersprechende Fakten bis Statistiken sind klare Propaganda und Lüge. Wir suchen die Zukunft in sehr fragwürdigen wie reduzierten Vergangenheitsträumen und wollen am Liebsten zurück. Was viele vor kurzem noch mit Ekel und Entsetzen polarisierte stumpft langsam ab zum Alltag. Was bleibt ist eine Verwirrung, Spaltung und Abwendung gekoppelt mit Erschöpfung und Wut. Die verklärte Größe der Vergangenheit war immer schon ein gern gemolkenes Thema, was aber neu ist ist die Dimension der Abwendung gegenüber Entwicklung. Großartigkeit kann nicht mehr durch Innovation und Arbeit gefunden werden, nein heute gehts um Ausgrenzung wie Fairness, für mich und meine Gruppe. Alles was ist war immer so, außer das was mich stört. In dieser Kakophonie der Meinungen entgleitet die Grundlage für beinahe alles, was bleibt ist Verwirrung und ein Wir gegen Euch denken.

Ich müsste lügen wenn ich von dieser Veränderung der Atmosphäre nicht emotional berührt wäre. Die Schmiede ist ein Platz der Freude und Freundschaft über die Grenzen hinweg. Arbeit wie Kooperation basieren auf Motivation und Vertrauen. Wir sehen nur kurzfristigen Mehrwert wenn mein Gewinn auf Deinem Verlust aufbaut. Auch kann ich nicht mehr mit diesen polarisierenden, klar wirkenden Informationen umgehen. Wir sagen nein zur Angst und Neid und ja zur Entwicklung. Wir wollen nicht zurück zur Großartigkeit sondern hin zur Verbesserung. Ist ja eh süß, aber das geht sich alles nicht aus und sowieso etc. Die Menschen sind das Problem, schrieb Douglas Adams in Bezug auf Macht und Regierung. Die Hölle das sind die anderen schrieb Sartre. Wir sagen vergiss die anderen und arbeite an Dir selbst, gerade in Zeiten wo alles Hoffnungslos erscheint. Alles ist besser als diese schockstarre der Hilflosigkeit, eingebettet in der objektiv gesehen besten aller Welten. Aber was ich tun kann ist besser zu sein und besser zu werden, jeden Tag.

Erfolg wie Leistung sind keine absoluten Punkte, es sind subjektive Momente in der

Zeitachse des Seins. Warum scheint es einfacher sich von Bewertung der Anderen abhängig zu machen, als den Mut zu fassen an sich selbst zu arbeiten. Die Gewissheit zu erlangen, dass wenn man die Grundlage verbessert auch die Perspektive besser wird. In diesem Prozess gibt es aus unserer Sicht keinen Fehlschlag, nur Momente des Lernens und der Entwicklung, wichtig ist die Grundeinstellung und die kontinuierliche Bewegung.

besser ist ein Aufruf zum Mut an sich selbst zu Arbeiten. Durch Demut und Geduld, Disziplin und Resilienz, Klarheit und Leichtigkeit zu sich zu finden und dann den passenden Weg. Der persönliche Weg kommt aus keinem Magazin, ist keinen Klick entfernt und kann eben nicht nur stattfinden wenn jemand anders verliert. Die Schmiede ist ein Ort der Ergänzung. Die Synergie kann nur stattfinden wenn wir unsere und die Realitäten der anderen besser verstehen. Wenn jedEr an sich arbeitet und besser wird besteht die Hoffnung, dass wir besser werden. Warum soll das bei mir und ich damit anfangen? Wo denn sonst? Es ist meine Überzeugung, dass nur wenig Nachhaltigkeit geschaffen wird indem man sich auf den Rücken der Schwächeren erhebt. Für mich ist es nachvollziehbarer, dass Großartigkeit erreicht wird wenn wir optimistisch wie freundlich sind und mit Bestimmtheit kontinuierlich besser werden. Ich vermute, dass wir dann auch glücklicher werden könnten.

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2020

Schmiede20: Pferde / Horses

Geschichten von Redundanz, Innovation und Passion

Die Schmiede wird oft als unzulänglich und verkopft wahrgenommen. Das Thema Pferde ist ein scharfer Haken vom kalten Abstrakten zum Emotional zugänglich scheinenden bis witzig Skurrilen. Wir wollen 2020 keinen Finger erheben, sondern gemeinschaftliche emotionalisierte Ebenen schaffen. Es sollen Verbindungen wachsen die wir nicht erwartet haben. Nicht Angst vor der Zukunft sondern Gemeinschaft, Freude am Schaffen und an der Kooperation stehen weiterhin im Zentrum unseres Anliegens. Nicht ganz so radikal wie Richard Huelsenbeck angeblich Dada den Namen gab haben wir uns auf das Steckenpferd, bzw den Wesen und Emotionen hinter dem Bild, berufen und den Gedanken in viele Richtungen erweitern.

Pferde in Emotion, Projektion bis Fakt sind häufig Thema und Grundlage von Kunst wie Zivilisation. Wie Odysseus im Pferd seine Ideen versteckte und im übers Mittelmeer flüchtenden Aeneas nach Rom und in die katholische Kirche mündete, muss nicht immer eine direkte und durchgängige Verbindung bestehen um eine Projektionslinie zu erschaffen. Der Schmetterling schlägt und die Welt ist eine Andere. Ja es ist verwirrend und oft kalt, darum schließen wir uns zusammen und finden Wärme in der Emotion der Pferde und verbindender Geschichten.

Pferde waren ein wichtiger Bestandteile unserer Entwicklung und Realität. Bis vor hundert Jahren waren diese Tiere ein integraler Bestandteil von beinahe allen Bereichen des Lebens. Sie waren Zeichen der Macht und des Fortschritts. Ganz Europa bangte vor den Hunnen. Ein Ritter ohne Pferd ist keiner. Die Amerikas wurden mit dem Pferd erobert. Auch das Halleiner Salz wurde mit Hilfe von Pferden transportiert. In Kunst und Literatur boten sie weite Projektionsflächen. Pioniergeist ist ohne Pferde schwer vorstellbar. Boxer (Animal Farm / George Orwell) ist Sinnbild des hingebungsvollen Arbeiters. In Picassos Guernica repräsentiert das fallende Pferd das Volk.

Pferde waren die Motoren der Vergangenheit und wurden sprunghaft von Dampf, Elektrizität und Silikon abgelöst. Sie wurden noch im Stellungskrieg an der Westfront von Maschinengewehren gefällt und ritten in Polen gegen deutsche Panzer bevor wir das Offensichtliche akzeptierten. Ohne, dass sie sich verändert haben sind Pferde heute keine Symbole der Macht und nur noch begrenzt Nutztiere. Heute sind sie primär überemotionalisierte, lebende dekorative Elemente, zwischen Schoßhund, Sehnsucht, sozialer Abgrenzung und Spekulationsobjekt.

Was sie aber behalten haben ist ihre Magie und Emotion. Mehr künstliche Emotion als Pferde ist schwer vorstellbar. Wahrscheinlich leben sie auch darum spirituell gesehen in den emotionalisierten Maschinen des Jetzts und Morgens weiter.

Sie stellen darum lineare Entwicklung in Frage. Wie bei den meisten Haus- und Nutztieren schneidet es die Frage an, wer wen domestiziert hat? Ganze Leben und Realitäten wurden und werden Pferden geopfert, oft mit offenem Auge. Es entstehen Geschichten von Sinn, Zugehörigkeit wie Abspaltung. Es wirft die Frage der Entwicklung am Abstellgleis auf. Kurzum das Pferd ist heute nicht Zukunft sondern Sinnbild unserer Angst wie Hoffnung vor dem was kommt. Wie wird die Welt aussehen, wenn der Mensch sich selbst überholt hat? Werden Algorithmen am Wochenende auf Farmen fahren um Menschen bei überflüssigen, aber schönen und authentischen Tätigkeiten zuzusehen. Was werden die Qualitäten sein auf die sich Selektion richtet wenn Singularität erreicht ist? Werden wir dann endlich glücklich sein? Sind Pferde vielleicht die wahren Gewinnerinnen, die sich dem realen Überlebensdruck entziehen konnten indem sie eine Synergie mit kleinen Helferinnen eingingen? Haben Pferde ihren Sinn darin gefunden, dass sie für uns objektiv gesehen sinnlos geworden sind? Oder ist das alles nur Humbug um eine Geschichte zu emotionalisieren. Aber was sicher ist, Pferde, besonders wie wir sie wahrnehmen, sind nicht das was sie scheinen und darum die perfekte Grundlage für eine Geschichte die eine Gruppe von Menschen vereint.

Zusammengesetzt aus Fakten und Emotion, erspinnen Geschichten unsere wahrgenommene Welt. Fakten sind so kalt wie die Emotion heiss ist. Es geht nicht um Macht, es geht nicht um Kontrolle, Kooperation und Balance ist anzustreben, besonders in interessanten Zeiten wie wir sie erleben. Auch hierfür sind Pferde und das Reiten ein Sinnbild.

Die Schmiede20 dreht sich darum um Pferde, nicht wie sie aussehen, sondern ihre Essenz des Seins. Was sagen sie über uns aus, welche Geschichte bzw Lehre legen sie uns auf den Tisch. Anhand der Pferde als Sinnbild werden wir über Kunst, Innovation, Synergie, Kraft, Schönheit, Nutzen, die Zukunft und noch viel mehr Reflektieren und Arbeiten. Aber nicht plakativ, sondern über die Ablenkung des emotionalisierten Kulturgutes Pferde. Uns ist klar, dass das Spiel mit dem Bild teilweise irritieren und verwirren wird, aber es wird uns auch neue Aufmerksamkeit schaffen. All das sehen wir als solide Basis für und Tür zum Dialog, unser Weg zum Publikum. Und am Ende des Tages kann man die Schmiede20, besonders vom Weiten, als einfach nur “schön” wahrnehmen.

Pferd Ende
167
2021

Schmiede21: WAR

We Are Right

Akronyme ermöglichen uns komplexe wie lange und holprige Begrifflichkeiten kompakt an Frau wie Mann zu bringen. NASA, TÜV, ÖBB, VIPER uvm, Akronyme verpacken Kontexte in kleine Boxen, verschleiern und eröffnen. Die vorhersehbare Reduktion der Komplexität bietet ein breites Feld von Klarheit über Witz und Neudeutung bis hin zur Verwirrung und Irreführung.

Kindisch hin oder her, aber das WAR, der Krieg, als Akronym für “we are right” gelesen werden kann hat mich vor Jahren verunsichert und nicht wirklich losgelassen. In diesem Wortspiel entstand ein Punkt an den ich immer wieder zurückkehrte, Zustimmung und Zugehörigkeit. Für nachhaltige Handlung in einer Gruppe muss ein Konsens hergestellt werden. Ein Feind kann diesen Prozess fokussieren wie vereinfachen. Dadurch wird das Vorteilhafte bzw das Vorurteil für die Gruppe zur Wahrheit. Aber was ist die Wahrheit? Wer und warum kann man sich auf diese berufen? Und schlussendlich warum ist es so wichtig sich auf etwas Absolutes zu beziehen, wenn wir doch offensichtlich in einer relativen wie dynamischen Welt leben. Das Absolute wie das Perfekte haben ua. einen klaren Nachteil, morgen. Dann kam Corona und ich nahm Abstand von diesen martialischen Gedanken. Doch je länger Corona dauert desto tiefer wurde die Kluft des Wir gegen Euch. Alles ist glasklare Wahrheit - Fakenews gegen Qualitätsmedien, Klimalüge gegen Klimawandel, etc gegen usw, what about uvm, es ermüdet. Alle haben sie recht und je weniger es plausibel scheint desto mehr kompensiert die Inbrunst.

Photos Julia Bachleitner

Als ich zum ersten Mal ein Interview sah wo ein namhafter Politiker meinte: “As a political candidate I go with how people feel and I let you go with the theoretishens.” (Newt Gingrich - Rep. Präsidentschaftskandidat Juli 2016 auf “But the facts do not support it.”) war ich für einige Zeit geschockt. Was jetzt als alternative Wahrheit definiert wird wurde mir hier erstmals sichtbar. Nicht, dass es nicht schon lange so war, aber diese neue Form der offenen Verneinung der von mir wahrgenommenen Spielregeln verunsicherte mich. Wahrheit ist das was uns zum Vorteil ist. Der Stärkere hat recht etc, wenn es so ist und es immer mehr glauben, warum belügen wir uns dann? In was für einer Welt scheinen wir gerade aufzuwachen? Springen wir zurück oder präsentiert sich die Selbstlüge mit immer weniger Scham? Moral wie Recht scheint aktuell nur noch ein Sockel zu sein um von erhöhter Position zuzuschlagen. War Moral nur möglich weil es uns so übertrieben gut ging, bzw andere zahlten? WAR sucht nachdem wir suchen, ist es Wahrheit, Sinn, Zugehörigkeit und oder einfach das Gefühl recht zu haben? Warum investieren wir mehr Energie um zu rechtfertigen, warum wir von Anfang an recht hatten, als uns ein breiteres und tieferes Bild zu machen? Sobald wir einen Zehen im Wasser haben sind wir Experten und Tempelritter. Wir beschweren uns über fehlende Streitkultur, in Grossbuchstaben und das mit Ausrufezeichen. Es geht also um Emotionen und nicht Fakten, aber wohin führt uns die gefühlte Gewissheit im Recht zu sein?

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Die Schmiede war und ist ein neutraler Platz. Wir wollen nicht belehren, aber motivieren ein wenig achtsamer zu sein, gemeinsam zu Schaffen und zu reflektieren. Die Schmiede hat nicht recht. Wir sind keine Ort für Antworten, wir sind eine Ynsel des Tuns. Wir investieren lieber unsere Zeit in Kooperation und die Organisation derselben. Wir wollen unterstützen und anbieten. Einen Traum von Freiheit die nicht sofort nach Sicherheit verlangt. Zustimmung, Zugehörigkeit, Gruppendynamik, Komplexität, Vereinfachung,Tribalismus, Rechtfertigung, objektive Emotion, subjektive Fakten und Macht sind Ansätze denen wir 2021 nachgehen werden.

Die Milch ist verschüttet. Was das bedeutet liegt an Dir.

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Photo Maria Czernohorszky Photo Maria Czernohorszky Photo Maria Czernohorszky

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