Das Bildgedächtnis der Schweiz

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Norberto Gramaccini, Kunsthistoriker und Professor an der Universität Bern; bisherige Publikationen zur Geschichte des Kunsttransfers und der Kunsttheorie vornehmlich der italienischen Renaissance und des franzÜsischen 18. Jahrhunderts.

Das Bildgedächtnis der Schweiz Norberto Gramaccini

Das Buch rekonstruiert ein wichtiges editorisches Ereignis der ZĂźrcher Aufklärung. In den Jahren zwischen 1773 und 1783 erschien in zwĂślf Teilen mit insgesamt 207 Seiten Text und 276 Seiten Abbildungen eine Schriftenreihe unter dem Titel MerckwĂźrdige Ăœberbleibsel von AlterthĂźmmeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft. Ihr Herausgeber war der Ingenieur und Kartograph Johannes MĂźller (1733 –1816), während die Texte von dem evangelischen Geistlichen David von Moos (1729–1786) stammten. Beide hatten sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Schweiz aus der Perspektive der erhaltenen Bilder und Denk­mäler statt wie bislang von den schriftlichen Quellen her zu erzählen. Insgesamt 430 historisch bedeutende Werke der Antike, des Mittelalters und der FrĂźhen Neuzeit werden auf diese Weise vorgestellt, wobei in der Art heutiger Ausstellungs- und Museumskataloge die Erklärungen den Bildern nachfolgen. Der Text und die Radierungen der AlterthĂźmmeren sind hier vollständig abgedruckt. Nahezu alle Artefakte werden an ihren heutigen Standorten nachgewiesen und im historischen Kontext erläutert. In ihrer Intention, die eidgenĂśssische Geschichte ins Bewusstsein der Ă–ffentlichkeit zu rĂźcken, folgten MĂźller und von Moos ähnlich gelagerten Bestrebungen der Schweizer Aufklärer Johann Jakob Bodmer (1698–1783) und Johann Jakob Breitinger (1701–1776). Zugleich wussten sie sich der modernen Bildwissenschaft im Geiste Jean Mabillons (1632–1707) und Bernard de Montfaucons (1655–1741) verpflichtet. Den entscheidenden Anstoss gaben die damals aktuellen Publikationen der Londoner Society of Antiquaries und die unabhängig davon erscheinenden Kupferstiche George Vertues (1684–1756). Sie waren noch fĂźr die von Ferdinand Keller (1800–1885) edierten Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft ZĂźrich das Vorbild. Die helvetischen AltertĂźmer von MĂźller und von Moos stellen die erste visuelle Enzyklopädie der Schweizer Geschichte dar, als deren ultimative ErfĂźllung am Ende des 19. Jahrhunderts die GrĂźndung des Schweizerischen Landesmuseums anzusehen ist.

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Schwabe Verlag Basel www.schwabeverlag.ch

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