Der Autor Martin Kirnbauer, geb. 1963, war nach einer Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher und Musikstudien Restaurator fĂźr Historische Musikinstrumente am Germanischen Nationalmuseum in NĂźrnberg. 1988-1993 Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an den Universitäten Erlangen und Basel (Promotion 1998, Habilitation 2007). Zwischen 1994 und 2004 wissenschaftlicher Assistent und Leiter des Mikrofilm archivs am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Basel. Seit 2004 Leiter des Musikmuseums in Basel und Kurator fĂźr die Sammlung Alter Musikinstrumente des Hi stoÂrischen Museums Basel, Privatdozent fĂźr Musikwissenschaft an der Universität Basel. Zur Reihe Seit ihrer GrĂźndung 1933 bewegt sich die Schola Cantorum Basiliensis an vorderster Front der Forschung Ăźber Historische AuffĂźhrungspraxis. Die Reihe Schola Cantorum Basiliensis Scripta präsentiert aktuelle Themen und Forschungsergebnisse in monographischer Form, wobei ein breitgefächertes Spektrum an Fragestellungen und Darstellungsweisen angestrebt wird. Die Publikationen sollen nicht nur Spezialisten, sondern auch Studierende sowie interessierte Personen auĂ&#x;erhalb der engeren Fachgrenzen erreichen und damit zu einer vertieften Beschäftigung mit der Vielfalt der Alten Musik anregen. , 6 % 1
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VieltĂśnige Musik
Die Studie beschreibt ein heute weitgehend vergessenes Phänomen Alter Musik: VieltĂśnigkeit. Bezeichnet ist damit Musik, die mit mehr als zwĂślf realen, d.h. mit unterschiedlichen TonhĂśhen verbundenen Stufen in der Oktave operiert. Heutzutage mit Mikrotonalität verbunden, entstand diese VieltĂśnigkeit seinerzeit aus ganz anderen Voraussetzungen, wobei sowohl die antiken Genera (wie Chromatik und Enharmonik) und damit die Wirkung von Musik als auch die LĂśsung von Stimmungs- bzw. Temperaturfragen eine Rolle spielten. Anhand von Materialien aus Rom zur Zeit des Barberini-Papstes Urban VIII. (amtierend 1623-1644) wird veranschaulicht, wie VieltĂśnigkeit sich konkret auswirkte. Sie zeigt sich einerseits in Instrumenten (wie etwa Tasteninstrumenten mit geteilten Obertasten oder auch Viole da gamba mit zusätzlichen BĂźnden), anderseits in eigens komponierter Musik. Dabei läĂ&#x;t sich der Geltungsbereich einer vieltĂśnigen AuffĂźhrungspraxis auch fĂźr scheinbar herkĂśmmlich komponierte Musik nachweisen. So dokumentiert diese Studie zur VieltĂśnigkeit eine beispielhafte Verbindung von musikalischer Praxis, theoretischer Reflexion und daraus gespeister kĂźnstlerischer Innovation.
Schola Cantor um Basiliensis Scripta 3
Martin Kirnbauer
SCB S3
Martin Kirnbauer VieltÜnige Musik Spielarten chromatischer und enharmonischer Musik in Rom in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts