Das Buch über das A-Dur-Werk aus dem «Wohltemperierten Klavier I» ist die Frucht einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit einer Komposition Bachs, deren Wurzeln tief in der Theologie liegen. Der Autor versucht nachzuweisen, dass Bach in ihr Punkt für Punkt das Credo zum Ausdruck bringt, wie wir es von der h-Moll-Messe her kennen. Er möchte mit diesem Buch die Leserinnen und Leser in die Lage versetzen, den ganzen lateinischen Text des Symbolum Nicenum in Bachs Komposition wiederzuerkennen. Wie stellt Bach einzig in Musiknoten etwa dar, dass Gott der Weltenschöpfer und Jesus Christus sein und Marien Sohn ist, dass der Sohn «sogar (!) gekreuzigt» wurde und dass dies «für uns» und unter «Pontius Pilatus» geschah? Wie wird die Taufe gezeigt, wie, dass sie zur «Vergebung der Sünden» führt? Wie, dass der Heilige Geist «mit dem Vater und dem Sohne», und das noch «zugleich» (simul), «angebetet und verherrlicht» wird, wie, dass die Kirche eine «heilige, katholische und apostolische» ist? Wie stellt Bach das von Gott geschaffene Unsichtbare (invisibilia), wie die Erwartung des Lebens der zukünftigen Welt dar, wie das Amen? Mit dem Verstehen der A-Dur-Fuge und ihres Präludiums erhalten wir Zugang zu einem kleinen Kompendium der Ton-Sprache und der «Übersetzertätigkeit» Bachs und auch ein wertvolles musikalisches Dokument für ein ganz persönliches Glaubensbekenntnis, das ausserhalb seines Schaffens für den kirchlichen Gottesdienst entstanden ist. Trotz ihres geringen Umfangs von nur 54 Takten, der in Verbindung mit der Dreischlägigkeit des 9/8-Taktes übrigens genau den 162 Worten des lateinischen Credo entspricht, ist diese Fuge ein Juwel in Bachs Schaffen.
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Schwabe Verlag Basel www.schwabe.ch
CHRISTIAN OVERSTOLZ
E I N STI LLE S CR E DO J.S. BAC H S
Christian Overstolz
Der Autor Christian Overstolz, geb. 1932, Dr. iur., trat 1961 in die Firma Schwabe ein, die er von 1979 bis 1996 als Inhaber leitete. Bis 2011 war er noch im Verwaltungsrat der Schwabe AG tätig. Seine Tätigkeit als Verleger brachte ihn in Kontakt mit der Medizin, der Philosophie, der Kunst- und Kulturgeschichte und nicht zuletzt der Theologie, die zu einer Begleiterin seiner privaten musikalischen Studien wurde.
Ein stilles Credo J.S. Bachs
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Präludium und Fuge in A-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier I
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