Suffixbildung im bernischen Namengut

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Roland Hofer

Suffixbildung im bernischen Namengut Die Diminutiva auf -ti, -elti, -etli und die Kollektiva auf -ere

Ein Beitrag zur Namengrammatik





Roland Hofer

Suffixbildung im bernischen Namengut Die Diminutiva auf -ti, -elti, -etli und die Kollektiva auf -ere Ein Beitrag zur Namengrammatik

Schwabe Verlag Basel


Von der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern im Oktober 2009 als Inauguraldissertation angenommen auf Antrag von Prof. Dr. Elke Hentschel und Prof. Dr. Iwar Werlen. Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und des Swisslos Lotteriefonds des Kantons Bern.

Copyright © 2012 Schwabe AG, Verlag, Basel, Schweiz Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das Werk einschliesslich seiner Teile darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in keiner Form reproduziert oder elektronisch verarbeitet, vervielfältigt, zugänglich gemacht oder verbreitet werden. Umschlaggestaltung von Franz Xaver Vältl, Schwabe AG, Muttenz, unter Verwendung des Fotos «Furggelti» von Thomas Franz Schneider, Basel, und Aufnahmen von Wegweisern, Strassenschildern und Karteikärtchen von Roland Hofer, Bern. Gesamtherstellung: Schwabe AG, Muttenz/Basel, Schweiz Printed in Switzerland ISBN 978-3-7965-2850-7 rights@schwabe.ch www.schwabeverlag.ch


Meinen lieben Eltern



Inhaltsverzeichnis Vorwort und Dank  Einleitung

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1 Thematik, Ziele und Methodik  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2 Untersuchungsgebiet  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3 Mundarttranskription  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.1 Vokalismus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2 Konsonantismus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4 Namenauswahl  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5 Aufbau der Namenartikel  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

I  Die Diminutiva auf -ti, -elti und -etli  . . . . . . . . . . 23 1 Grundlagen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.1 Forschungsstand  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.2 Namenmaterial  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.2.1 Suffix -ti  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.2.1.1 Echte Diminutivbildungen auf -ti  . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.2.1.2 Scheinbare Diminutivbildungen auf -ti  . . . . . . . . . . . . 33 1.2.2 Suffix -elti  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.2.2.1 Echte Diminutivbildungen auf -elti  . . . . . . . . . . . . . . 34 1.2.3 Suffix -etli  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 1.2.3.1 Echte Diminutivbildungen auf -etli  . . . . . . . . . . . . . . 38 1.2.3.2 Scheinbare Diminutivbildungen auf -etli  . . . . . . . . . . . 41 1.3 Geographische Verteilung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1.3.1 Suffix -elti  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1.3.2 Suffix -ti  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 1.3.3 Suffix -etli  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 1.4 Verwendungsweise, Morphologie und Namenmotiv  . . . . . . . . . . . 54 2 Auswertung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.1 Besprechung der Theorie von Szadrowsky  . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.2 Suffix -etli als Grundlage?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 2.3 Entstehungsmöglichkeiten des Suffixes -etli  . . . . . . . . . . . . . . . 58 2.4 Entstehung und Verbreitung des Suffixes -elti  . . . . . . . . . . . . . . . 62 2.5 Herleitungsversuch des Suffixes -ti  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2.6 Entstehung der Suffixe -si, -schi, -tsi und -tschi  . . . . . . . . . . . . . 72


Inhaltsverzeichnis

3 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4 Exkurs: Die Diminutivfrage  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

II  Die Bildungen mit dem Suffix schwzd. -ere  . . . 88 1 Grundlagen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 1.1 Forschungsstand  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 1.2 Namenmaterial  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 1.2.1 Bildungen mit dem Lehnsuffix schwzd. -ere < lat. -ćria  . . . . . 92 1.2.1.1 Pflanzenbezeichnung als Basis  . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 1.2.1.2 Tierbezeichnung als Basis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 1.2.1.3 Bezeichnung für Mineralien, Bodenbeschaffenheit u.ä. als Basis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 1.2.2 Sekundäre -ere-Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 1.2.2.1 Deverbative Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 1.2.2.2 Deadjektive Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 1.2.2.3 Von FlNN/ONN abgeleitete Bildungen  . . . . . . . . . . . . 113 1.2.2.3.1 Abkürzungsbildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 1.2.2.3.2 Sonstige von FlNN/ONN abgeleitete Bildungen  . . . 116 1.2.2.4 Umbildungen von ursprünglich im obliquen Kasus stehenden Wörtern  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 1.2.3 Scheinbare -ere-Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 1.2.3.1 Movierte feminine Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 1.2.3.1.1 FN/PN als Basis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 1.2.3.1.2 Institution als Basis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 1.2.3.2 Dativ Plural von Appellativen  . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 1.2.3.3 Formale -ere-Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 1.2.3.4 Abstrakta von Verben auf -ere(n) und Adjektiven auf -er  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 1.2.3.5 Sonstige scheinbare -ere-Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . 174 1.2.4 Mehrdeutige Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 1.2.4.1 Kollektivbildung vs. movierte feminine Bildung  . . . . . . 176 1.2.4.2 Andere mehrdeutige Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . 192 2 Auswertung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 2.1 -ćria-Ableitung oder movierte feminine Bildung?  . . . . . . . . . . . . 207 2.2 Geminiertes -rr-  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 2.3 Movierte feminine Bildungen auf -eri(n)  . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 2.4 Movierte feminine Bildungen von nicht auf -er ausgehenden FNN  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 2.5 Namen ohne bestimmten Artikel  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 8


2.6 Der Genitiv Plural von FNN  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 2.7 Durch das hist. Belegmaterial dokumentierte Entstehung von -ere-Bildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 2.8 Kollektivsinn um jeden Preis?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 2.9 Namengeographie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 2.9.1 Bildungen mit dem Suffix -ere < lat. -ćria  . . . . . . . . . . . . . 226 2.9.2 Darstellung des kompletten Namenmaterials  . . . . . . . . . . . . 229 3 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232

III  Schlussbemerkungen und Ausblick  Anhang

. . . . . . . . 235

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

Quellenverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Literaturverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Verzeichnis der Gemeindenamen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Abkürzungsverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Verzeichnis der Karten und Abbildungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276

9


10


VORWORT UND DANK Vorliegende Publikation enthält die leicht verbesserte und ergänzte Version meiner Dissertation, die im Rahmen des Nationalfondsprojekts Ortsnamenbuch des Kantons Bern, welches die Dokumentation und Deutung des gesamten Berner Orts- und Flurnamengutes zum Ziel hat, entstanden ist. Ort der Realisierung dieses Projekts ist die Forschungsstelle für Namenkunde der Universität Bern. In jahrzehntelanger Arbeit wurde hier eine umfangreiche Sammlung von aktuellen und historischen Namenbelegen des Kantons Bern aufgebaut. Diese aus Zettelkatalogen bestehende Namensammlung bildet die Grundlage meiner Dissertation. Mit dem ersten Schritt einer jeden namenkundlichen Arbeit, nämlich dem Sammeln der Namen im Feld durch Befragung von Gewährspersonen und dem Aufnehmen von historischen Namenbelegen in den Archiven, musste ich mich also nicht auseinandersetzen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken, die mich in meiner Arbeit in irgendeiner Form unterstützt haben. Allem voran gilt mein Dank meiner Doktormutter, Frau Prof. Dr. Elke Hentschel, für die reibungslose, unkomplizierte und angenehme Betreuung meiner Dissertation. Ich habe auch Herrn Prof. Dr. Iwar Werlen zu danken, der sich freundlicherweise bereit erklärte, das Zweitgutachten meiner Doktorarbeit zu übernehmen. Dank aussprechen möchte ich insbesondere auch meinen lieben Kollegen und Kolleginnen von der Forschungsstelle für Namenkunde der Universität Bern für ihre wertvolle Unterstützung und motivierenden Anregungen: Dr. Thomas Franz Schneider, Dr. Erich Blatter, Dr. Inga Siegfried, Dr. This Fetzer, Martin Clausen, Michael Pawlus, Noëmi Wili, Eva Julia Geissbühler und Nadja Bucheli. Ferner danke ich herzlich dem hilfsbereiten Team des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuches, welches mir einschlägiges Namenmaterial zur Verfügung stellte. Dank gehört auch meiner lieben Schwester Tamara Hofer für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Zu grossem Dank verpflichtet bin ich weiter der Schwabe AG in Basel (Verlag) und Muttenz (­Druckerei) für die Aufnahme meiner Dissertaion in das Verlagsprogramm und die fachmännische Betreuung und Drucklegung des Manuskripts. Ebenso bedanke ich mich herzlich dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und dem Lotteriefonds des Kantons Bern für die grosszügigen Beiträge an die Publikations­kosten. Besonderen Dank möchte ich abschliessend an meinen geschätzten Lehrer, Prof. Dr. Peter Glatthard, richten, der mich kompetent und mit Begeisterung in die Namenforschung eingeführt hat.

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Einleitung

Einleitung 1 Thematik, Ziele und Methodik Durch die Mitarbeit am Nationalfondsprojekt Ortsnamenbuch des Kantons Bern war eine Vorgabe für die Themenstellung meiner Dissertation gegeben, nämlich die Verarbeitung des vorliegenden Namenmaterials im Sinne der schon in der Einleitung des ersten Teilbandes des Ortsnamenbuches des Kantons Bern geäusserten Absicht (BENB I/1, 5*), dereinst einen zweiten Band mit sprachlicher, volkskundlicher oder siedlungsgeschichtlicher Auswertung zu erstellen. Durch das in meinem Germanistikstudium mit dem Fachschwerpunkt Dialektologie und Volkskunde der Deutschen Schweiz gewonnene Interesse an der Namenforschung und insbesondere an der Namengrammatik fiel es mir nicht schwer, mich für den sprachlichen bzw. sprachwissenschaftlichen Bereich zu entscheiden. Orts- und Flurnamen bieten gerade für grammatikalische Untersuchungen ein reiches Betätigungsfeld. Besonders ein Teilbereich der Grammatik, nämlich die Wortbildung und speziell ihre Unterabteilung, die Ableitung oder Derivation1, zeichnet sich für eine Auseinandersetzung mit schweizerischem Namenmaterial als sehr lohnend aus: Die Suffixbildung ist im schweizerischen Appellativ- und Namenmaterial sehr vielgestaltig, ja die Schweiz beherbergt diesbezüglich wohl die grösste Suffixvielfalt des ganzen deutschen Sprachraumes und ist dementsprechend ein dankbares Untersuchungsobjekt. Während beispielsweise im Standarddeutschen Verkleinerungsformen mit -chen und -lein gebildet werden, verfügt das Schweizerdeutsche über eine ungleich grössere Palette, Diminutiva abzuleiten. So gibt es neben dem üblichen und am weitesten verbreiteten Diminutivsuffix -(e)li (Mätteli ‹kleine Matte›, Hüsli ‹Häuschen›) auch noch die Verkleinerungssuffixe -i (Öpfi ‹Äpfelchen›), -tschi (Hüentschi ‹Hühnchen›), -ji, (Lammji ‹Lämmchen›), -si (Mundsi ‹Küsschen›), -schi (Hundschi ‹Hündchen›), -ti (Tälti ‹Tälchen›), -elti (Brügg­ elti ‹Brücklein›) und -etli (Alpetli ‹kleine Alp›). Im Gegensatz zum Standarddeutschen kennt das Schweizerdeutsche auch mehrere Möglichkeiten, ein Kollektiv von Gegenständen durch Ableitung auszudrücken, nämlich durch die Suffixe -ete (Gablete ‹eine Gabel voll›), -i < ahd. -ahi (Hasli ‹Ort mit vielen Haselstauden›) und -ere < lat. -ćria (Nesslere ‹Stelle, wo viele Nesseln wachsen›). Es gibt im Schweizerdeutschen also vor allem in den Bereichen Diminution und Kollektivbildung Suffixe, die sonst nirgends – ausser zum Teil noch in Süddeutschland 1

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Der Begriff Derivation wird in der Forschung verschieden definiert. Zum Teil versteht man darunter den Oberbegriff von Präfix- und Suffixbildung (vgl. Erben 1975: 66), zum Teil wird er aber von der Präfigierung abgegrenzt (vgl. Fleischer 1975: 53; Bussmann 2008: 123). In vorliegender Arbeit verwende ich den Begriff Derivation im engeren Sinn einer Suffixableitung.


1  Thematik, Ziele und Methodik

und in den östlich an die Schweiz angrenzenden Gebieten (z.B. Fürstentum Liechtenstein und Vorarlberg)2 – bekannt sind. Daher war bei der Themensuche für meine Dissertation schon bald einmal klar, dass ich mich mit Suffixableitungen aus diesen zwei Bereichen befassen würde. Das ursprünglich geplante Vorhaben, nämlich die Beschreibung sämtlicher oben genannten Suffixformen, erwies sich bei der enormen Anzahl von damit abgeleiteten Flurnamen, besonders im Fall von schwzd. -li, als unrealisierbar. Meine Auswahl fiel daher auf die etymologisch interessanten Diminutivsuffixe -ti, -elti und -etli (erster Hauptteil) und auf das vielfältige Suffix schwzd. -ere (zweiter Hauptteil). Im Vordergrund steht dabei die morphologische Untersuchung dieser Suffixe im bernischen Flurnamengut.3 Das Hauptziel ist es einerseits, die Entstehung der erwähnten Diminutivsuffixe näher zu analysieren. Nach einem Aufsatz von Manfred Szadrowsky (1928/29: 201ff.) gilt nämlich das Suffix -etli als romanisch-deutsche Suffixverbindung, woraus sich durch Metathese das Suffix -elti entwickelt und später aus -elti sich das Suffix -ti abgelöst haben soll. Diese Theorie hat im Grossen und Ganzen bis heute ihre Gültigkeit behalten und nur wenig Kritik einstecken müssen, weist aber bei genauerem Hinsehen Schwächen auf. Neben der Besprechung von Szadrowskys Theorie und dem Aufzeigen ihrer Mängel werden auch neue Ansätze zur Herkunft dieser drei Diminutivsuffixe, und unterstützend dazu, auch der Diminutivsuffixe -si, -schi, -tsi, -tschi entwickelt. Abgerundet wird das erste Kapitel mit einem kurzen Exkurs zur Diminutivfrage, die sich mit der Herausbildung der Diminution im Deutschen befasst. Andererseits steht bei den zahlreichen -ere-Bildungen ihre Bildungsweise und Funktion im Vordergrund. Genauer ausgedrückt geht es hier um die Frage, wie die Derivate aufgebaut sind, d.h. mit welchen Derivationsbasen sich das Suffix schwzd. -ere- verbindet, und auch welches die Funktion des Suffixes bzw. des Derivats ist. Das Suffix schwzd. -ere < lat. -ćria wird in der Toponymie als Stellenbezeichnung verwendet, um eine Mehrheit von Dingen, also ein Kollektiv, auszudrücken. Es ist aber nicht immer einfach, oft sogar unmöglich, eine solche kollektive -ere-Bildung von einer der vielen anderen, lautlich und formal mit dem Kollektivsuffix -ere zusammenfallenden Bildungen zu unterscheiden: Auf -ere gehen, um nur einige Beispiele aufzuzählen, auch movierte feminine Bildungen (z.B. Müllere f. zum FN Müller), Dativ Plurale von Appellativen oder Genitiv Plurale von Familiennamen aus. Es gilt hier also primär, 2 3

Vgl. Szadrowsky 1939: 35; Berchtold 2008: 658 (-etli, -elti); Fischer 1964: 307 (-ete), 311 (-ere; zum grössten Teil movierte feminine Bildungen); FLNB, passim. Ich verwende im Grossen und Ganzen den von Schnetz (1952: 7) definierten Flurnamenbegriff, wo­ runter Benennungen für kultiviertes Land (Äcker, Wiesen, Reben), für Berge, Täler, Felsen, Alpen, Wälder, Gewässer, Wege, Stege und Gewerbeanlagen (Mühlen, Köhlereien usw.) gezählt werden (vgl. Brendler 2004: 350). Flurnamen benennen im Allgemeinen kleinere landschaftliche Einheiten und werden aufgrund dieser Betonung der Kleinräumigkeit auch Mikrotoponyme genannt (Brendler 2004: 350f.). In vorliegender Arbeit beziehe ich zusätzlich auch Hofnamen (vgl. Brendler 2004: 415ff.), also Bezeichnungen von Bauernhöfen, -gütern, und die sekundären Siedlungsnamen, die letztlich auch aus Flurnamen entstanden sind, mit ein.

13


Einleitung

die Vielfältigkeit der -ere-Bildungen darzustellen und zu versuchen, eine vernünftige Gliederung dieser Namen nach ihrer Bildungsweise zu erreichen. Es werden dabei drei Hauptgruppen unterschieden: Zunächst die echten -ere-Bildungen, d.h. Bildungen mit dem -ere-Suffix, das aus lat. ‑ćria herzuleiten ist. Sie verbinden sich zur Hauptsache mit Pflanzennamen, Tiernamen und Mineralien. Dann folgen die sekundären und die scheinbaren Bildungen auf ‑ere, die morphologisch beide nichts mit dem Suffix lat. -ćria zu tun haben. Namen, bei denen aufgrund der angesprochenen Schwierigkeit nicht entschieden werden kann, zu welcher Gruppe sie gehören, sind in einem separaten Kapitel (1.2.4 Mehrdeutige Bildungen) untergebracht. Zum Schluss werden einige grundsätzliche Punkte zur Deutung, Morphologie und Motivation der -ere-Namen erarbeitet. In der abschliessenden namengeographischen Analyse soll untersucht werden, ob trotz ihres nahezu flächendeckenden Vorkommens im ganzen Kanton Bern gewisse Tendenzen in der geographischen Verbreitung der FlNN auszumachen sind. Diese beiden Hauptziele sind nur mit einer möglichst gesicherten Deutung der für meine Themenstellung relevanten Namen zu erreichen. Hierzu dienten mir allem voran das Schweizerdeutsche Idiotikon (Id.), die kantonalen Namenbücher und der Sprachatlas der Deutschen Schweiz (SDS). Im zweiten Hauptteil, wo es die movierten femininen Bildungen von FNN von den anderen -ere-Bildungen abzugrenzen galt, waren Sammlungen von Familien- und Personennamen sehr hilfreich, um die Deutungen abzusichern (vgl. Ramseyer Dok.; FNB; HBLS). Durch die regelmässige Angabe der Heimatorte zu den schweizerischen Familiennamen in der etymologischen Erklärung leistet vorliegende Arbeit auch einen kleinen Beitrag zur schweizerischen bzw. bernischen Familiennamenforschung oder Familiennamengeographie. Ein weiteres wichtiges Instrument einer morphologischen Analyse ist die Namengeographie (Arealonomastik), oder auf meinen Untersuchungsbereich bezogen, die Suffixgeographie. Mit ihr können sprachliche Sachverhalte in ihrer geographischen Ausdehnung dargestellt, aber auch Resultate erarbeitet und gestützt werden. Ein letztes Ziel ist es schliesslich, Grundsätzliches zur Suffixbildung zu erarbeiten und so einen Beitrag zur schweizerischen Suffixforschung zu leisten. Bislang gibt es für den Kanton Bern keine umfassende Arbeit zur Suffixbildung. Mit vorliegender Arbeit kann diese Lücke im gesamtschweizerischen Bild geschlossen werden. Weiter bringt sie auch die «noch unvollständig gebliebene Zusammenstellung der Suffixe» (BENB I/1, 10*) des bernischen Namenmaterials um einen guten Teil voran: Eine solche Suffixsammlung liegt nun in Form einer elektronischen Datenbank vor. Sie wurde in der ersten Phase meines Dissertationsprojekts erarbeitet, im Verlaufe der Arbeit immer weiter ergänzt und zählt heute über 13‘000 Einträge.4 Sie bildete die Grundlage, um

4

14

Neben den Diminutiva auf -ti, -elti, -etli und den -ere-Bildungen beinhaltet die Datenbank auch Namen, die mit den Diminutivsuffixen schwzd. -i und -li und dem Kollektivsuffix schwzd. -et(e) abgeleitet sind.


2 Untersuchungsgebiet

mit dem umfangreichen Namenmaterial überhaupt arbeiten zu können und half, den Überblick darüber nicht zu verlieren.

2  Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet ist der deutschsprachige Teil des Kantons Bern (s. Karte 1).

ÜBERSICHTSKARTEN

AMTSBEZIRKE DES KANTONS BERN

Karte 1: Übersichtskarte Sektoren und Amtsbezirke des Kantons Bern Kanton Solothurn

Canton du Jura

N

MOUTIER WANGEN

Kanton Aargau

COURTELARY

AARWANGEN BIEL

BÜREN

LA NEUVEVILLE

N.

SEKTOR II

NIDAU

SEKTOR I

FRAUBRUNNEN

BURGDORF

Kanton Luzern TRACHSELWALD

AARBERG

ERLACH

deutsch-französische Sprachgrenze

BERN

LAUPEN

SIGNAU KONOLFINGEN

SEKTOR III

Kanton Luzern

SEFTIGEN

Canton de Fribourg

bw

THUN

SCHWARZENBURG

SEKTOR V OBERHASLI

NIEDERSIMMENTAL

Kanton Nidwalden Kanton Obwalden

Kanton Uri

INTERLAKEN

SEKTOR IV OBERSIMMENTAL

SAANEN

FRUTIGEN

Canton de Valais

Canton de Vaud

Grundkarte © 2012 Amt für Geoinformation des Kantons Bern

15


Einleitung

Er wird grossräumig in fünf Sektoren aufgeteilt (nach BENB I/1, 14*): Sektor I Sektor II Sektor III Sektor IV Sektor V

ehemalige Amtsbezirke Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau, ehemalige Amtsbezirke Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen, Trachselwald, Wangen, ehemalige Amtsbezirke Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzenburg, Seftigen, Signau, Thun, ehemalige Amtsbezirke Frutigen, Saanen, Niedersimmental, Obersimmental, ehemalige Amtsbezirke Interlaken, Oberhasli.

Die Sektoren entsprechen ungefähr den Regionen Seeland (I), Oberaargau (II), Mittel­ land (III), wozu auch das Emmental (Amtsbezirk Signau und Teile der Amtsbezirke Trachselwald und Konolfingen) und das Schwarzenburgerland (Amtsbezirk Schwarzenburg) gezählt werden, westliches Berner Oberland (IV) und östliches Berner Oberland (V). Mit einer Punktlinie ist der ungefähre Verlauf der deutsch-französischen Sprachgrenze angegeben. Sie nimmt im Süden (Amtsbezirk Saanen) und zum Teil im Norden (Amtsbezirke Erlach und Nidau) den gleichen Verlauf wie die Kantonsgrenze. Westlich der Sprachgrenze wurden bis in die jüngste Zeit frankoprov. Dialekte gesprochen (vgl. auch Sonderegger 2003: 2828 (Karte 190.2); Werlen 2000: 43ff.). In den im Text vorkommenden namengeographischen Karten (s. Karte 2ff.) werden als Orientierungshilfe die Städte Bern, Biel und Thun mit Kreissymbolen, die etwas grösser sind als die anderen Symbole, markiert.

3  Mundarttranskription Die Wiedergabe der mündlichen Belege richtet sich nach dem Transkriptionssystem des Sprachatlasses der Deutschen Schweiz (SDS; siehe Hotzenköcherle 1962: 50-73; vgl. auch BENB I/3, XIIf.).

3.1 Vokalismus Qualität Neben den neutralen Vokalen /a/, /e/, /i/, /o/, /u/ erscheinen im Text verschiedene Sonderzeichen, die die unterschiedlichen Lautqualitäten der Vokale wiedergeben. Lautnuancen wie überoffene oder doppelt geschlossene Qualitäten (/Ĩ/, /Ŧ/, /ή/ usw.) sind im Namenmaterial – mit Ausnahme der Qualitäten des e-Lautes (/Ť/, //) – nur selten anzutreffen und daher in der folgenden Übersicht nicht berücksichtigt worden. Das doppelt geschlossene /Ť/ kommt ausnahmslos als Länge vor. 16


3 Mundarttranskription / 3.1 Vokalismus

Die unten aufgeführten Textbeispiele sollen die in den bernd. Mundarten vorkommenden geschlossenen und offenen Qualitäten veranschaulichen. doppelt geschlossen

geschlossen

neutral

offen

/→/

/i/

/▪/

/↓/

/ⁿ/

/▫/

/Π/

/ü/

/Ϋ/

/Ρ/

/Κ/

/ά/

/Ǿ/

/u/

/Ό/

/ǿ/

/ŷ/

/Ύ/

/ő/

/e/

/ů/

//

/Ŕ/

/Ń/

/Ű/

//

/ŋ/

/ö/

/ũ/

/ō/

/ĸ/

/Ū/

/ĝ/

/o/

/ī/

/Ġ/

/ē/

/Ĭ/

/a/

/ę/

/Ť/

überoffen

/ć/ Beispiele /→/, /↓/

ε→b″ ‹Scheibe›

r↓s ‹Reis›

/▪/, /▫/

l▪sm″ ‹stricken›

r▫s ‹Riese›

/Π/, /Ρ/

rΠti ‹Rüti›

εΡr ‹Scheuer›

/Ϋ/, /ά/

brΫk ‹Brücke›

tsάg ‹Züge›

/Ǿ/, /ǿ/

Ǿs″ ‹raus›

mǿs ‹Maus›

/Ό/, /Ύ/

bΌrg ‹Burg›

tsΎg ‹Zug› bŔri ‹Beere›

/Ŕ/ /ů/, /Ű/

ůk ‹Egg›

wŤd ‹Weide›

/Ť/ //, //

lŰr″r ‹Lehrer›

brg ‹Berg›

wg ‹Weg› 17


Einleitung

bōm ‹Bäume›

/ō/ /ũ/, /Ū/

bũd″ ‹Böden›

bĠm ‹Baum›

/Ġ/ /ī/, /Ĭ/

rŪr″ ‹Röhre›

bīd″ ‹Boden›

rĬt ‹rot›

Erläuterungen /ę/ offenes, gegen /ī/ hin verdumpftes /a/ // entspricht dem Normalgraphem ‹ä› Besondere Qualitäten /″/ Reduktionsvokal, ‹Schwa›, Murmellaut, näher bei e, z.B. bīd″ ‹Boden› /α/ Reduktionsvokal, ‹Schwa›, Murmellaut, näher bei a (nur auslautend im Berner Oberland vorkommend), z.B. mΌttα ‹Mutte› /ë/ Germanisches e, mit offener Qualität im Gegensatz zum Umlaut-e Entsprechungen zum IPA-System (vgl. hierzu auch Haas 1978: 280ff.; Siebenhaar 2000: 11). SDS

IPA

SDS

IPA

/→ /-/i/

[i]

/i/-/▪/

[©]

/Π/-/ü/

[y]

/ü/-/Ϋ/

[¾]

/Ǿ/-/u/

[u]

/u/-/Ό/

[½]

/ő/-/e/

[e]

/e/-/ů/

[ ]

/ŋ/-/ö/

[ø]

/ö/-/ũ/

[œ]

/ĝ/-/o/

[o]

/o/-/ī/

[ ]

/a/-/ę/

[a]

SDS

IPA

//

[æ]

Quantität Gewöhnlich wird nur die Vokallänge bezeichnet (ć, Ń, ⁿ, ē, ŷ usw.). Kürze eines Vokals (đ, ň, ℓ, Ė, ǻ usw.) wird nur dann explizit angegeben, wenn das Weglassen der Kennzeichnung den Namen missverständlich erscheinen liesse.

18


4 Namenauswahl

3.2  Konsonantismus Neben den Zeichen des Normalalphabets werden verwendet: Phonem /x/ /k/ /kx/

Normalgraphem ‹ch› ‹gg› ‹k›, ‹ck›

/λ/

velares, «verdicktes» ‹l›

/ό/

‹ng›

/ε/ /ks/ /ts/

‹sch› ‹x› ‹z›, ‹tz›

4  Namenauswahl Die vorliegende Arbeit präsentiert nicht das komplette in der Forschungsstelle für Namenkunde vorliegende Material der Namen auf -ti, -elti, -etli und ‑ere, sondern nur eine auf die Kernnamen reduzierte Auswahl davon. D.h. dass zusammengesetzte Namen, die direkt von ein und demselben (Kern-)Namen abgeleitet sind und in unmittelbarer Nähe zu diesem liegen, in der Regel nicht aufgenommen worden sind. Z.B. wurden die bei Tälti V Gutt. (Kernname) liegenden und davon abgeleiteten FlNN Tältiläger, Tältibach, Tältirain, Tältiwengleni weggelassen. Diese Namen würden v.a. in der namengeographischen Auswertung ein zahlenmässiges Übergewicht in gewissen Gemeinden hervorrufen und diese somit verfälschen. Ebenso ist bei einer Ansammlung von Namen mit gleichem Grundwort bzw. Bestimmungswort auf eng(st)­em Raum nur einer in die Auswertung aufgenommen worden (vgl. die vielen Komposita mit Loubere in V Obried). In den meisten Fällen sind auch nicht alle hist. Belege zu einem Namen angegeben worden, sondern nur eine auf das Nötigste reduzierte, d.h. die Etymologie stützende Auswahl. Schliesslich wird nur möglichst gesichertes Namenmaterial aufgeführt. Namen mit völlig dunkler Herkunft sind nicht aufgenommen worden. Sie könnten in der Auswertung, aufgrund der fehlenden oder unzureichenden Deutung, sowieso nicht berücksichtigt werden.5 5 Die entsprechend dieser Auswahlkriterien getroffene Namenauswahl enthält ca. 99% aller in der Forschungsstelle vorhandenen bernischen Kernnamen auf -ti, -elti, -etli und ca. 95% aller in der Forschungsstelle vorhandenen bernischen Kernnamen auf -ere (nicht berücksichtigt sind bei den statistischen Angaben zu -ere Namen, die zweifelsfrei einen Dativ Plural enthalten wie z.B. Achere).

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Einleitung

5 Aufbau der Namenartikel Bei der Fülle des zu verarbeitenden Namenmaterials und der Grösse des Untersuchungsraumes stellte sich zunächst die nicht einfache Frage nach einer geeigneten Darstellung der Namenartikel. Nach langem Testen bin ich schliesslich zu einer zwar ziemlich verdichteten Darstellung gelangt, die möglichst alle nötigen Informationen enthält, aber trotzdem eine gewisse Übersichtlichkeit bewahrt (s. Abb.1: Musterartikel am Schluss der Einleitung). Ein Namenartikel besteht aus einem Lemma, einem Belegteil und der Etymologie. Im Einzelnen sieht das wie folgt aus: Zuerst wird das Lemma in Fettschrift angeführt. Es erscheint in einer normalisierten Schreibweise und hält sich möglichst an das Schweizerdeutsche bzw. Berndeutsche, ist zum Teil auch an die amtliche Schreibweise von ONN oder an die offizielle Schreibweise eines FN angepasst (nach FNB). Das Lemma besteht dabei zumeist aus der Derivationsbasis der im Belegteil versammelten Namen und nicht wie sonst in Namenbüchern eher üblich aus einem etymologischen Kern: So steht z.B. der FlN Bärgere unter dem Lemma Berger (was der offiziellen Schreibweise des FN entspricht) und nicht unter einem Lemma Berg, wovon ja der FN Berger abgeleitet wäre; ebenso wird der FlN Chirschboumere unter dem Lemma Chirschboum, seiner unmittelbaren Derivationsbasis, aufgeführt und nicht etwa unter einem Lemma Kirsche bzw. Baum. Mit der Zeile unter dem Lemma beginnt der Belegteil mit der in kursiver Fettschrift gehaltenen Normalform des oder der nachfolgenden Namen. Sie ist eine normalisierte Umschrift der Mundartlautung(en), die zum Teil aber auch an die amtliche Schreibweise der Namen angeglichen ist. Nach der Normalform folgt in phonetischer Schrift die Mundartlautung bzw. bei mehreren verschiedenen Lautungen eine repräsentative Auswahl davon. Ebenfalls sind hier, wenn im Material der Forschungsstelle für Namenkunde vorhanden, die Präpositionen und das Genus angegeben. Auf der dritten Zeile stehen in kleinerer Schrift und recte der Sektor/die Sektoren, der Gemeindename/die Gemeindenamen, und, falls vorhanden, die historischen Belege zu dem oder den Namen. Die historischen Belege sind mit dem Quellensigle nach dem Quellenverzeichnis des BENB (vgl. BENB I/4, XIXff.) in runden Klammern versehen. Abgegangene Namen, d.h. nur historisch belegte Namen werden mit einem Kreuz (†) hinter dem Gemeindenamen markiert. Die einzelnen Gemeinden sind jeweils mit einem Strichpunkt voneinander abgetrennt. Die Gemeindenamen sind in Kapitälchen gehalten und entsprechend des Gemeindenamenverzeichnisses des BENB (vgl. BENB I/4, XVff.) abgekürzt, z.B. Grindelw. für die Gemeinde Grindelwald. Die etymologische Erklärung des oder der Namen ist der letzte Teil eines Namenartikels. Sie ist zumeist möglichst kurz gehalten, versehen mit den nötigsten Literatur­ angaben, in der Regel bestehend aus dem Schweizerdeutschen Idiotikon (Id.), den Familiennamensammlungen (insbesondere im zweiten Hauptteil) und zum Teil auch 20


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