Felix Staehelin und die römische Schweiz
Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte
Schwabe Verlag
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© 2024 Severin Thomi, veröffentlicht durch Schwabe Verlag Basel, Schwabe Verlagsgruppe AG, Basel, Schweiz
Abbildung Cover:Kalksteinrelief der Lupa Capitolina, Aventicum – Site et Musée romains d’Avenches (Photo:Paul Lutz)
Gestaltungskonzept und Cover:icona basel gmbh, Basel
Satz:3w+p, Rimpar
Druck:Hubert& Co., Göttingen
Printed in Germany
ISBN Printausgabe 978-3-7965-5030-0
ISBN eBook (PDF)978-3-7965-5095-9
DOI 10.24894/ 978-3-7965-5095-9
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Inhalt Vorwort .. .. .. ... .. .. ... ... .. .. .. .. ... ... .. .. .... ... .... ... .... 9 Abkürzungsverzeichnis .. ... ... ... .. .. .. .. .. .. ... ... .... ... .... 11 IDie Schweiz in römischer Zeit im Kontext der Biographie Felix Staehelins 1Einleitung .. ... .... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 17 1.1 Problemstellung und Erkenntnisinteresse 17 1.2 Methodische Vorüberlegungen und theoretischesInstrumentarium ... ... .... .. .. ... ... .... ... .... 23 1.3 Der Stand der Forschung .. .. .... ... .... ... .... ... .... ... .... 33 1.4 Das Quellencorpus .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... ... .... ... .... 52 1.5 Der Aufbauder Untersuchung .. .. ... ... .. .. .... ... .... ... .... 57 2Herkunft, Studium und erste wissenschaftliche Tätigkeit ... .... 59 2.1 Soziale Herkunft und familiärer Hintergrund .. ... ... .... ... .... 59 2.2 Frühe Interessen und Studienwahl. .. ... .. .. ... .. .. .... ... .... 65 2.3 Studium in Basel, Bonn und Berlin ... ... .. .. ... .. .. .... ... .... 76 2.3.1 Basel .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 76 2.3.2 Bonn .. ... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 84 2.3.3 Berlin .. ... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 91 2.4 Die Geschichte der kleinasiatischen Galater ... .... ... .... ... .... 100 2.5 Fazit zu Kapitel 2. ... .. .. ... ... .. .. .... ... .... ... .... ... .... 110 3Von der Promotion zum Extraordinariat 113 3.1 Frühe berufliche Laufbahn .. .. ... ... ... .. .. .... ... .... ... .... 113
3.2 Bürgerliches Engagement in Basel. ... ... .. .. .... ... .... ... .... 130 3.2.1 Politik und Kirche .. .. ... .. .. ... .. .. .... ... .... ... .... 131 3.2.2 Als Gelehrter in Basel .. ... .. .. ... .. .. .... ... .... ... ... . 139 3.3 Frühe Publikationen und wissenschaftliche Entwicklung ... ... .... 143 3.4 Fazit zu Kapitel 3. ... ... .. .. .... .. .. .. .. .. ... .. .. .... ... .... 162 4Die Hinwendung zur römischenSchweiz 167 4.1 Basel, Augst und die Schweiz .. .. .. .. ... .. .. .... ... .... ... .... 168 4.2 Geschichte der Helvetier und Das älteste Basel .. ... ... .... ... .... 177 4.3 Vorarbeiten bis zur Publikation der Schweiz in römischer Zeit .. .... 196 4.4 Konkurrenz .. ... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... ... .. .. ... .... 203 4.4.1 Der Fall Ludwig Reinhardt .. .. ... .. .. .... ... .... ... .... 203 4.4.2 Otto Schulthess,Otto Tschumi und die Urgeschichte der Schweiz ... .. .. ... .... ... .... ... .... 211 4.4.3 Eugen Täubler und die Helvetier .. .. .. .... ... .... ... .... 227 5Die Publikation der erstenund der zweiten Auflage der Schweiz in römischer Zeit .. ... .. .. .. .. .. ... .. .. .... ... .... 233 5.1 Die erste Auflage .. .. .... ... .... .. .. ... ... .... ... ... .. .. .... 233 5.2 Zur allgemeinen Aufnahme der Schweiz in römischer Zeit .. .. .. ... 239 5.3 Die zweite Auflage ... .... ... .... .. .. ... ... .... ... ... .. .. .... 248 5.4 Fazit zu den Kapiteln 4und 5. .... ... .... ... .... .. .. ... ... .... 259 6Ordinarius .. ... ... .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... .. .. ... ... .... 265 6.1 Die institutionelleEtablierung an der Universität .. ... .... ... .... 265 6.1.1 Das persönlicheOrdinariat .. .. .... ... .... .. .. ... ... .... 265 6.1.2 Die Gründung des Seminars für Alte Geschichte und der dritte gesetzliche Lehrstuhl für Geschichte 275 6.2 Lehre und Forschung als Ordinarius .. .... ... .... .. .. ... ... .... 284 6.3 Felix Staehelin und die römische Schweiz in den 1930er und frühen 1940er Jahren .... ... .... ... ... .. .. .... ... .... ... .... ... .... 290 7Emeritus 309 7.1 Emeritierung und Nachfolge .. ... ... .... ... .... .. .. ... ... .... 309 7.2 Die dritte Auflage der Schweiz in römischer Zeit ... ... .... ... .... 314 6 Inhalt
7.3 Die Frage der französischen Übersetzung .. ... .... ... .... ... .... 323 7.4 Die letzten Jahre 329 7.5 Fazit zu den Kapiteln 6und 7. ... .. .. ... .. .. .... ... .... ... .... 334 II Aspekte der Schweiz in römischer Zeit 8ZuObjekt und Inhalt der Schweiz in römischer Zeit .. .... ... .... 339 8.1 Das Objekt der Schweiz in römischer Zeit:Die römische Schweiz ... 339 8.2 Benennungund Abgrenzungder römischen Schweiz .. .... ... .... 344 8.3 Die Elemente der römischen Schweiz und ihre Anordnung .. .. .... 354 9Zur Methodeder Schweiz in römischer Zeit 367 9.1 Die Schweiz in römischer Zeit als Forschungssynthese. .... ... .... 367 9.2 Die Quellen .. ... ... .... .. .. .. .. .. .... ... ... .. .. ... .. .. .... 370 9.2.1 Die literarischen Quellen ... ... .... ... ... .. .. .... ... .... 370 9.2.2 Die epigraphischen Quellen .. .. .... ... ... .. .. .... ... .... 376 9.2.3 Sprachwissenschaftliche Evidenz 383 9.2.4 Die Münzen ... .... .. .. ... ... .... ... .... ... .... ... .... 385 9.3 Die Schweiz in römischer Zeit zwischenAlthistorie und Bodenforschung. .... ... .... .. .. ... ... .... ... .... ... .... 386 9.4 Charakter der Darstellungund Adressatenkreis .... ... .... ... .... 402 10 Zentrale Konzepte der Schweiz in römischer Zeit ... .. .. ... .... 409 10.1 Geschichte und Kultur ... ... .... ... .... ... .... ... .... ... .... 409 10.2 Konzepte der Kontinuität .. .. .... ... .... ... .... ... .... ... .... 424 Zusammenfassung ... ... .... ... ... .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 455 Quellen und Literatur ... .... ... ... .. .. .... ... .... ... ... .. .. .... 479 1Ungedruckte Quellen .... ... ... .. .. .... ... ... .. .. ... .. .. .... 479 Basel 479 Bern .... ... .... ... .... ... .... ... ... .. .. .... .. .. ... ... .... 480 Solothurn ... ... .. .. .... ... ... .. .. .... ... .... ... .... ... .... 481 Zürich ... ... .... .. .. ... ... ... .. .. .... ... .... ... .... ... .... 481 Inhalt 7
Lausanne .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. ... .... ... .... ... .... .. .. ... 482 Berlin .. .. .. .. .. ... .. .. ... ... .. .. .... ... .... ... .... .. .. ... 482 Frankfurt am Main .. ... .. .. .... .. .. .. .. .. ... .. .. .... ... .... 482 Halle (Saale). ... ... .. .. ... ... .. .. .... ... .... ... .... .. .. ... 482 Mainz ... ... .... ... .... ... .... .. .. ... ... .... ... .... .. .. ... 482 2Zitierte Publikationen von Felix Staehelin 482 3Gedruckte Quellen und Literatur 486 Abbildungsverzeichnis .. .... ... .... ... ... .. .. ... .. .. .... .. .. ... 509 Anhang :Inhaltsverzeichnisseder drei Auflagen der Schweiz in römischer Zeit ... .... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... 511 Inhaltsverzeichnis 1. Auflage 1927 .. .... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... 511 Inhaltsverzeichnis 2. Auflage 1931 .. .... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... 514 Inhaltsverzeichnis 3. Auflage 1948 .. .... ... .... .. .. .. .. .. .... ... .... 518 Personenregister 523 8 Inhalt
Vorwort
Bei diesem Buch handeltessich um dieleicht überarbeitete Version meiner Promotionsschrift, dieimSommer 2019 an derUniversität Bernangenommen wurde.
Dass die hier vorgelegte Studie entstehen konnte, verdankt sich nicht zuletzt einem Umfeld, das mir stets die nötige Unterstützung geboten hat.
Zuerst und hauptsächlich gebührt meinem Doktorvater und akademischen Lehrer, Stefan Rebenich, unter dessen Leitung die Dissertation entstandenist, mein herzlicherund tiefempfundener Dank für die langjährige Förderung und Unterstützung meiner Studien.
Diese Arbeit wäre überdies so nicht möglich gewesen ohne das vom Schweizerischen Nationalfondsgeförderte Projekt «Traductions helvétiques de l’Antiquité/Helvetische Übersetzungender Antike». Dem Leiter des Projekts und Zweitbetreuer meiner Promotionsschrift, ThomasSpäth,danke ich herzlich dafür, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, meine Dissertationindiesem Rahmen zu erarbeiten. Auch meinen Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Nationalfonds-Projekt engagierten, gilt mein herzlicher Dank.
Mannigfache Anregungen erhielt ich im Althistorischen Kolloquium der Universität Bern, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ich dankbar bin für ihre wertvollegeistige Mitarbeit an meinenForschungen.
Ein angenehmes und produktives Arbeitsumfeld durfte ich in Bern an der Abteilung für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike,aber auch am Historischen Institut insgesamtgeniessen.Den Mitarbeitenden des Instituts sowie den Studienkolleginnen und -kollegen, die mein Projekt begleitet haben, bin ich dafür ebenfalls zu Dank verpflichtet.
Für fruchtbaren Austausch, der (nicht nur)imRahmen eines durch das Projekt initiierten Workshops in Bern erfolgte, danke ich bestens Constanze Güthenke, Jürgen von Ungern-Sternberg, Beat Näf und François Paschoud(†). Ebenfalls gilt mein Dank den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Althistorischen Kolloquiums der Humboldt-UniversitätzuBerlin für die anregende Diskussion meines Forschungsthemas.
Für aufschlussreiche Gespräche und die freundliche Überlassung von anderweitig nicht zugänglichen Quellen zu Felix Staehelin danke ich herzlich Martin Staehelin.
Einer ganzen Reihe von Bibliotheken und Archiven bin ich zu Dank verpflichtet für die ausnahmslosfreundlicheund hilfsbereite Betreuung, vor allem aber der Universitätsbibliothek Basel und dem Staatsarchiv des Kantons BaselStadt.
Der Herausgeberschaft der Reihe «Antike nach der Antike»sowie dem Schwabe Verlag danke ich herzlich für die umsichtige und zuvorkommende Unterstützung bei der Vorbereitung der Publikation.
Sowohl die Forschungsarbeit wie auch dieses Buch selbst wurdenermöglicht durch die Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds.
All dies aber wäre umsonst gewesen ohne den Rückhalt in meinem persönlichen Umfeld, die Unterstützung von vielen lieben Freunden, vor allem aber von meiner Ehefrau Sarah. In der Phase der Publikationsvorbereitung freute mich überdies ganz besonders die Anwesenheit unseres kleinenSohnes Alexander Elias. VonBeginn meinesLernens und Schaffens an getragen und gestützt haben mich schliesslich meine Eltern Peter und Annemarie. Ihnen sei dieses Buch gewidmet.
Bern, im Februar 2024
Severin Thomi
10 Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
AAS Jahrbuch Archäologie Schweiz
AE L’Année épigraphique
AGGS Allgemeine Geschichtsforschende Gesellschaft
AGZ Antiquarische Gesellschaft in Zürich
ANRW Aufstieg und Niedergang der römischenWelt
ArchS Archäologie der Schweiz/Archäologie Schweiz
ASA Anzeiger für schweizerische Altertumskunde
ASZ Allgemeine Schweizer Zeitung
BBAW Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (PAW:Preussische Akademie der Wissenschaften)
BCU Bibliothèque cantonale et universitaireLausanne
BJ Basler Jahrbuch
BN Basler Nachrichten
BRGK Bericht der Römisch-Germanischen Kommission
BSB Basler Stadtbuch
BZG Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde
Centralblatt Centralblatt des Schweizerischen Zofingervereins
CIL Corpus Inscriptionum Latinarum
CPh Classical Philology
CSIR Corpus Signorum Imperii Romani
DAI Deutsches Archäologisches Institut
DNP Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike
DVA Deutsche Verlags-Anstalt
EDI Eidgenössisches Departement des Innern
FAG Freiwillige Akademische Gesellschaft Basel
FGrH Die Fragmente der griechischen Historiker
Germania Germania:Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts
Gnomon Gnomon:Kritische Zeitschrift für die gesamte Klassische Altertumswissenschaft
GGA Göttingische gelehrte Anzeigen
GGG Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel
HAG Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel
HLS Historisches Lexikon der Schweiz
HMB Historisches Museum Bern
HSR Historical Social Research
HZ Historische Zeitschrift
ICH Inscriptiones Confoederationis Helveticae Latinae
JdG Journal de Genève
JSG Jahrbuch für schweizerische Geschichte
JbSGU Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte;Jahrbuch der SchweizerischenGesellschaft für Urgeschichte;Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte
JRS Journal of Roman Studies
Klio Klio:Beiträge zur Alten Geschichte
Liz. Lizenziatsarbeit
Nat.-Ztg. National-Zeitung
NZZ Neue Zürcher Zeitung
PhW Philologische Wochenschrift
Pro Aventico Bulletin de l’Association Pro Aventico
Pro Vindonissa Jahresbericht/Gesellschaft Pro Vindonissa
RBPh Revue belge de philologie et d’histoire
RGK Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts
RE Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
REA Revue des Études Anciennes
RIS Römische Inschriften der Schweiz (= Walser, RIS =Walser 1977–1980)
RPh Revue de Philologie, de Littérature et d’Histoire Anciennes.
RSAA Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte
SBAG Schweizer Beiträge zur Allgemeinen Geschichte
SGEK Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler
SGU Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte
SKPhB Seminar für klassische Philologie der Universität Basel
SPM Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter
SRZ Die Schweiz in römischer Zeit
SRZ2 Die Schweiz in römischer Zeit, zweite, verbesserte Auflage
SRZ3 Die Schweiz in römischer Zeit, dritte, neu bearbeitete und erweiterte Auflage
SvW Stiftung Schnyder von Wartensee
12 Abkürzungsverzeichnis
SLA SchweizerischesLiteraturarchiv
SZG Schweizerische Zeitschrift für Geschichte
StABS Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt
StABE Staatsarchiv des Kantons Bern
StAZH Staatsarchiv des Kantons Zürich
TB Tagebuch Felix Staehelin
ThBeitr Thurgauer Beiträge zur Geschichte
TLL Thesaurus linguae Latinae
UB Basel Universitätsbibliothek Basel
UB Mainz Universitätsbibliothek Mainz
ULB Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
ZBZ Zentralbibliothek Zürich
ZBSO Zentralbibliothek Solothurn
ZIG Zeitschrift für Ideengeschichte
ZSG Zeitschrift für schweizerische Geschichte
ZSK Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte
Abkürzungsverzeichnis 13
IDie
Schweiz in römischer Zeit im Kontext der Biographie Felix Staehelins
Abb. 1: Ernst Wolf, 1915–2007. Bildnis Prof. Felix Staehelin 1944. Öl auf Leinwand. (Sammlung des Kunstkredits Basel-Stadt. Inv.-Nr. 909).
1.1 Problemstellung und Erkenntnisinteresse
Felix Staehelin veröffentlichte sein Werk Die Schweiz in römischer Zeit im Jahr 1927.1 Das Buch – das 1931 und 1948 je eine aktualisierte Auflage erfuhr – etablierte sich sofort als Standardwerk zum Thema und blieb über Jahrzehnte hinweg der massgebliche Bezugspunkt jeglichen Diskurses zur Geschichte der «römischen Schweiz».2 Staehelins Publikation stellte keineswegsden ersten Versuch dar, eine historische Gesamtdarstellung des Gebietes der modernen Schweiz zur Zeit der römischen Herrschaft zu verfassen. Nun aber geschah dies unter neuen wissenschaftlichen Vorzeichen und in einer auf Vollständigkeit angelegten Art und Weise, wie es bis dahin nicht unternommen worden war.
Die vorliegende Studie besteht aus einer Untersuchung, welche dieses Werk selbst ins Zentrum stellt und durch eine umfassende Kontextualisierung auf seine historische Bedeutung hin befragt
Staehelins Werk zur römischen Schweiz stellt in mehrfacher Hinsicht einen lohnendenGegenstand der historischen Betrachtung dar, seine zentrale Stellung innerhalb der Geschichte der Auseinandersetzung der schweizerischen Geschichts- und Altertumswissenschaft mit der eigenen«klassischen»Epoche hebt es über thematisch ähnlich gelagerte Elaborate hinaus. Der zeitgenössischen und diachronen Wichtigkeit der Publikation Staehelins entsprichtein historischer Erkenntnisgewinn, den eineumfassende Untersuchung und Einordnung auf verschiedenen Ebenen versprechen. Obwohl die Bedeutung des Buches in der Fachwelt einhellig anerkannt wird,3 fehlt eine historisch informierte, durch um-
1 Staehelin 1927 (= SRZ). Zu der Schreibweise des Namens:Inden früheren Publikationen ist der Autorname stets mit «Stähelin»angegeben. Wie aus den Quellen ersichtlich wird, wünschte Staehelin verschiedentlich (auch auf Nachfrage)explizit diese Schreibweise (soetwa: StABS PA 208 178:3;UBBasel NL 72 VIII:400). In späteren Publikationen taucht daneben auch «Staehelin»auf, für die dritte Auflage der SRZ «Stæhelin». Seine Korrespondenz unterzeichnete er mit «Felix Staehelin». In vorliegender Arbeit wird in Übereinstimmung mit der neueren Literatur (als Referenz:Bleicken/Staehelin 1994)konsequent die Form «Staehelin» verwendet (ausser in Zitaten mit anderer Schreibweise).
2 Vgl. etwa:Howald/Meyer 1940, VII ff.; Meyer 1946, 121;Meyer 1972, 91;Frei-Stolba 1976, 289;Ducrey 1972, 107.
3 Vgl. etwa:Furger et al. 2001, 301 f.
1Einleitung
fangreicheQuellenarbeit gestütztewissenschaftsgeschichtliche Behandlung, die sich nicht in der Diskussion von einzelnen Punkten im Sinne einer Aufbereitung des Forschungsstandes zur Hinführung auf die Materialebene erschöpft.
Während die SRZ zwar stets in gebührendem Masse gewürdigt worden ist, wurde sie kaum je als Objekt gefasst, welchesnicht lediglichumseiner selbst und der immanenten Aussageabsicht willen zu rezipieren ist. Nie wurde das Werk zum Gegenstand einer umfassenden analytischen Betrachtung gemacht, welche durch seine Einordnung in die relevanten historischen Zusammenhänge neue Erkenntnissezugrundsätzlichen Fragen zu Diskursen und Akteuren des Umgangs der Schweiz mit ihrer römischen Vergangenheit zu gewinnen sucht. Eine solche Untersuchung stellte bislang ein Desiderat dar, eine Forschungslücke innerhalb der Geschichte der Rezeption der «römischenSchweiz»,4 der Geschichte der schweizerischen Historiographie und der schweizerischen Altertumswissenschaften im 20. Jahrhundert. Mit der nun vorliegenden Studie soll dieser ForschungslückeRechnung getragen werden.5
Das Werk, Staehelins SRZ, wird hier nicht als isolierter Gegenstand verstanden, sondern als Produktund Kreuzungspunkt von individuell formuliertem, aber kollektiv bedingtem Erkenntnisinteresse, von verfügbarer Quellenbasis und derer interpretativer Vorformung, von gegebenen sozialen und diskursiven Konstellationen, von fachgeschichtlichen und institutionellen Entwicklungen, von zeitgeschichtlichen Gegebenheiten und Prozessen unterschiedlicher Art. Es ist somit in seiner Existenzmöglichkeit (und zwar, dass es existiert und wie es existiert)bedingt durch einen Zusammenklangeiner Vielzahl von historischen Faktoren. Diese bilden ein Kontinuum, welches im Zuge der vorliegenden Untersuchung durch die historische Analyse und Gestaltung in verschiedene Aspekte bzw. Perspektiven zergliedert wird, die sich sodann distinkt, aber durch ihrejeweiligen Interdependenzen verbunden darstellen lassen. Es werden hierzu die mannigfaltigen Zusammenhänge, in denen die SRZ steht, durch perspektivische Ordnung und Hierarchisierung organisiert, um sie einer Analyse zugänglich zu machen.
4 Der Ausdruck «römische Schweiz»wird in dieser Untersuchung verwendet, um das Untersuchungsobjekt der SRZ zu bezeichnen. Das Konzept «römische Schweiz»wird in der vorliegenden Studie nicht definiert, sondern in wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive analytisch beobachtet. Wie dies konkret geschieht, wird in Kapitel 8der Arbeit ausführlich gezeigt. Der entsprechende Ausdruck kann vorläufig grob als Bezeichnung desjenigen Rezeptionsobjekts verstanden werden, das aus der historiographischen Beschäftigung mit der antiken Geschichte des Gebiets der heutigen Schweiz hervorgegangen ist.
5 Eine wissenschaftsgeschichtliche Interpretation der SRZ aus ihrer Zeit heraus wurde bisher nur in Form einiger knapper diesbezüglicher Bemerkungen vorgenommen. Vgl. dazu die Diskussion des Forschungsstandes in Kapitel 1.3.
18 IDie Schweizinrömischer Zeit im Kontext der Biographie Felix Staehelins
In vorliegender Untersuchung wird zur historischen Behandlung der Schweiz in römischer Zeit, die im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht, in einem übergeordneten Sinn nach dem Autor und seiner Gestaltung des Objekts gefragt, welche das Werk in seiner Substanz konstituiert. Diese Herangehensweise an die Schweiz in römischer Zeit, die einerseits den Autor, andererseits den Gegenstand des Werks in den Fokus rückt und die Gestaltungdes Letzteren durch Ersteren als das Wesentliche an dem Werk versteht, kommt in dem Titel der vorliegenden Arbeit zum Ausdruck, wo mit «Felix Staehelin»der Autor, mit «römische Schweiz»das Objekt und mit dem Junktor «und»die verbindende Relation bezeichnet ist, nach der gefragt wird.
Der Fokus liegt also einerseitsauf Felix Staehelin, der als vielfach geprägter, aber doch in seinen spezifischen Prägungen individueller Autor und als historischer Akteur verstanden wird, und andererseits auf der «römischenSchweiz», die als präexistentes Objekt der Rezeption von Staehelin in einer neuen Art gestaltet wird.
Es wird somit kein werkimmanenter Zugang zur Schweiz in römischer Zeit angestrebt,sondern mit dem Fokus auf den Autor und seinen Gegenstand eine grundlegende Hierarchisierungvorgenommen, von wo aus ein Frageraster über die historischen Zusammenhänge gelegt werden kann, in welchen das Werk steht, um die wissenschaftsgeschichtliche Klärung der Signifikanz der SRZ in einer breit kontextualisierenden Art vorzunehmen.
Konkret bedeutet dies, dass die Schweiz in römischer Zeit in einem ersten Teil der Untersuchung in der Biographie ihres Autors verortet und hierbei in ihren Bedingungen analysiert wird. Es wird also gefragt nach Staehelins sozialem Hintergrund, nach seinem intellektuellen, wissenschaftlichen und institutionellen Werdegang und der Rolle, welche seiner Schweiz in römischer Zeit hierbei zukam. Einerseits ist hier somit das Ziel, die Bedeutung des Werks für den Lebensweg des Gelehrtenaufzuzeigen, und andererseits wird im Sinne einer Teilperspektive auf das Werk ein Verständnis der SRZ aus dem Lebensweg des Autors angestrebt. Es sollen also die Wechselwirkung und die gegenseitige Bedingtheit von Werk und Biographie herausgearbeitet werden. Hierbei werden der Autor und sein Lebensweg nicht isoliert betrachtet, sondern verstanden als epistemologischer Zugang zum historischen Kontext der SRZ in Bezug auf die relevanten Akteure, Institutionen und Diskurse. Gefragt wird nach dem Weg Staehelins zur SRZ, nach seiner fachlichen und sozialen Herkunft, nach den Faktoren, welche die Entstehung des Werks in dieser Form ermöglichten,und denjenigen, die zu seiner Realisierung den Ausschlag gaben. Es interessiert weiter die Frage, wie Staehelin in die Position des legitimen Sprechens über die römische Schweiz gelangt und wie er das Autorentum eines Gesamtbildes der römischenSchweiz schliesslich für sich monopolisiert. Es wird also gefragt nach Konkurrenz und nach Strategien der Behauptung des Forschungsfeldes. Ebenfalls geht die vorliegende Studie dem konkreten Entstehungsprozess des Buches sowie seinerzweiten und
1Einleitung19
dritten Auflage nach, sie fragt nach Staehelins wissenschaftlichem Netzwerk und dessen Funktion im Hinblick auf die SRZ wie auch nach der Bedeutung, die der SRZ im weiteren Werk Staehelins sowie in der zeitgenössischen Forschungslandschaft zukommt.Ebenfalls wird den Fragen nachgegangen, welche Rolle Staehelin über die SRZ hinaus für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der römischen Schweiz spielteund weshalb letztlich nie eine französische Version des Werks entstand. Nicht zuletzt wird auch die Frage nach der Etablierung und PositionierungStaehelins im universitären Feld in die Untersuchung einbezogen.
Die hier gewählte Art der Fragestellung ermöglicht über die Analyse des konkreten Wissenschaftlers und seines Werks hinaus einen gewissermassen zentralperspektivisch organisierten Blick auf fachgeschichtliche Aspekte im Kontext der fortschreitenden Ausdifferenzierung der Altertumswissenschaft und der Geschichte der Alten Geschichte in der Schweiz sowie auf Voraussetzungen und Mechanismen der wissenschaftlichen Produktion zum Themader römischen Schweiz in der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts. Der berücksichtigte Zeitraum erlaubt hierbei die Herausarbeitung zentralerVeränderungsprozesse.
In einem zweiten Teil der Untersuchung erfolgt ein Wechsel des Blickwinkels. Die Analyse geht hier von grundlegenden Aspekten des Werks selbst aus, um von hier aus die historische Kontextualisierung vorzunehmen.Eswird hier gefragt, wie das Objekt «römische Schweiz»konzeptionell zu fassen ist, in welcher Gestalt Staehelin dieses Objekt antrifft und wie er es neu gestaltet. Hierbei interessiereninsbesondere die Systematik der historiographischen Konstruktion, die Organisation der historischen Evidenz, die konkrete Arbeitsweise und der methodische Zugriff auf das Thema sowie der allgemeineCharakter der Darstellung und zentrale Aspekte ihrer Rezeption. Ebenfalls wird nach den erkenntnisleitenden Konzepten und ihrer Verortung im wissenschaftlichen Diskurs sowie nach Interdependenzen mit ausserwissenschaftlichen Diskursen zu Identität und nationalgeschichtlicher Kontinuität gefragt.
Die jeweils sichhieraus ergebendenTeilfragen werden im Verlauf der Untersuchung nichtnacheinander abgehandelt,sondern sie ziehen sich in ihren gegenseitigen Abhängigkeiten durch deren gesamten Verlauf, werden mit Schwerpunkten an einzelnenStellen breiter erörtert, sollen jedoch durch ihr fortwährendes Aufeinander-Bezug-Nehmenletztlich ein synthetischesBild des historischen Kontextes und derhistorischenBedeutung der SRZergeben und sich so zu einer kontinuierlichen wissenschaftsgeschichtlichen Darstellung vereinigen.
Es soll in der Arbeit wie angesprochen gezeigt werden, dass die hier vorgenommene Untersuchung über den konkreten Untersuchungsgegenstand hinaus relevanten Erkenntnisgewinn bieten kann für die Forschungsfelder, auf denen sie sich bewegt. So ist ein Ziel der Arbeit die erstmalige (thematischfokussierte) Darstellung des Lebenswegs eines Schweizer Altertumswissenschaftlers in diesem Umfang. Felix Staehelin stellt aufgrund seiner Position in einem zeit- und fachge-
20 IDie Schweizinrömischer Zeit im Kontext der Biographie Felix Staehelins