STS-ZIRKUSBERICHT 2013
Inhaltsübersicht Einleitung
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Circus Knie Haltung der Tiere Zirkusvorfühung Haltung der Tiere im Winterquartier
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Circus Nock Haltung der Tiere Zirkusvorfühung Haltung der Tiere im Winterquartier
30 33 35
Circus Royal Haltung der Tiere Zirkusvorfühung
37 42
Circus Gasser-Olympia (GO) Zirkusvorfühung (Weihnachtsshow)
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Circus Harlekin Haltung der Tiere Zirkusvorfühung
48 52
Circus Helvetia Haltung der Tiere Zirkusvorfühung
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Circus Stey Haltung der Tiere Zirkusvorfühung
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STS-ZIRKUSBERICHT 2013
Einleitung 1. Entstehung des Berichts Bereits zum sechsten Mal seit 2008 hat der Schweizer Tierschutz STS im Frühjahr 2013 diejenigen Zirkusse der Schweiz besucht, welche Tiere im Programm auftreten lassen: Circus Knie, Circus Nock, Circus Royal, Circus Gasser-Olympia, Circus Harlekin und Circus Stey. Zum ersten Mal in der Geschichte des STS-Zirkusberichts konnte dieses Jahr allen besuchten Zirkussen ein akzeptables bis sehr gutes Zeugnis in Sachen Tierhaltung und Tierpräsentation ausgestellt werden. Gröbere Missstände bei der Tierhaltung oder Dressur waren nicht zu bemängeln. Auch die mitgeführten Tierarten beschränkten sich vornehmlich auf wenig problematische Arten. Es wurden jeweils sowohl die Zirkus-Zoos, als auch die Vorstellungen besucht und bewertet. Erstmals wurden zusätzlich einzelne "Weihnachtsvorstellungen" im Winter 12/13 besucht, so dass neu auch der Westschweizer Circus Helvetia im Bericht Erwähnung findet. Zudem hat der STS sämtliche Zirkusunternehmen um Auskunft zum - und einen Besichtigungstermin im - Winterquartier gebeten. In der Folge konnten die STS-Fachleute sich auch von der Tierhaltung und dem Wintertraining in den Zirkussen Knie und Nock ein Bild vor Ort machen, während uns bedauerlicherweise der Circus Royal dazu keine Gelegenheit gab. Durchgeführt haben diese Recherche die Fachstellen Wildtiere, Heimtiere und Tierärztlicher Beratungsdienst des STS. Sämtliche Zirkusse der regulären Tournee wurden im Vorfeld der Besuche brieflich kontaktiert und um einen offiziellen Besuchstermin gebeten. Daraufhin wurden die STS-Kontrolleure von den Zirkussen Knie, Nock, Harlekin, Stey und GO an einem vereinbarten Termin erwartet und hatten sie so die Möglichkeit, vor Ort Auskunft zu geben über Tierhaltung und –präsentation. Einzig vom Circus Royal erhielt der STS keine Rückmeldung, so dass der Besuch unangemeldet stattfand. Die Gehege und Vorstellungen wurden aus Sicht von kritischen Besuchern mit Fachkenntnis beurteilt. Den Zirkussen wurde anschliessend ein Protokoll des Berichts zur Stellungnahme zugesandt und etwaige Rückmeldungen wurden, soweit sinnvoll, in den Bericht integriert. Mit der Recherche galt es, die aktuellen Tierhaltungen in Schweizer Zirkussen zu dokumentieren. Es werden positive und negative Beispiele von Tierhaltungen und -vorführungen aufgezeigt. Allfällige Verstösse gegen die Mindestanforderungen der Tierschutzverordnung werden erwähnt.
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2. Grundsätzliches Von den über 20 Zirkussen und Varietés, die in der Schweiz jede Saison unterwegs sind, führen 2013 deren sieben Tiere in grösserer Anzahl mit (Circus Knie, Circus Nock, Circus Royal, Circus Gasser-Olympia GO, Circus Harlekin, Circus Stey, Circus Helvetia) und haben Tiernummern – eigene oder engagierte – im Programm. In fahrenden Zirkussen gilt für alle Tierhaltungen zu beachten, dass die Tiere immer nur wenige Tage an den einzelnen Gastspielorten verweilen. Danach werden sie zum nächsten Ort transportiert. Das Ein- und Ausladen und der Transport bedeuten für Tiere - selbst wenn sie es gewohnt sind - stets eine gewisse Belastung. Je nach Tierart dürfte diese unterschiedlich gross sein, bei Wildtieren vermutlich tendenziell höher als bei domestizierten Tierarten. Entscheidend für die Belastung der Tiere ist zudem die Art und Weise, wie der Transport durchgeführt wird. Wichtige Faktoren sind: Umgang mit den Tieren, Verlad, Ausstattung der Fahrzeuge und Verladerampen, Fahrdauer, Fahrweise, Ankunft im neuen Gehege, Temperaturen. Grundsätzlich lässt sich fragen, ob (Wild-)Tiere in Zirkussen vertretbar sind und ob der Schaueffekt den den Tieren zugemuteten Stress, sowie die Einschränkung ihres artgerechten Lebensraums, rechtfertigt. Die Antwort darauf muss schlussendlich jede(r) ZirkusdirektorIn und jede(r) ZuschauerIn für sich persönlich finden, da aufgrund des geltenden Gesetzes Tiervorführungen im Circus grundsätzlich erlaubt sind. Der vorliegende Zirkus soll dabei als Entscheidungshilfe für den tierschutzinteressierten Laien dienen. Verschiedene Tierarten – darunter Wild- aber auch domestizierte Tiere – sind nach Erachten des STS für eine Dressur und einen Auftritt in einer lauten Manege nicht oder wenig geeignet, beispielsweise Grosskatzen und Bären, Seelöwen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hauskatzen oder Affen. Von grosser Tierschutzrelevanz ist zudem, wie der Lebenslauf der Tiere aussieht, welchen Dressur-Methoden sie unterworfen wurden und ob das in der Manege Gezeigte im natürlichen Verhaltensrepertoire der jeweiligen Tierart liegt. Auch was die Dressur der Tiere betrifft, bestehen zwischen den Zirkussen grosse Unterschiede im Hinblick auf die öffentliche Transparenz. Während z.B. der Circus Knie regelmässig öffentlich zugängliche Proben anbietet, kann über die Ausbildung der (z.T. ausländischen) Tiere, die bei gewissen anderen Unternehmen auftreten, nur spekuliert werden. Grundsätzlich zu begrüssen ist die generelle Reduktion des Tierbestandes und der Tiernummern bei den meisten Zirkusunternehmen und die Präsentation nur von geeigneten Arten wie Pferden, Hunden oder Ziegen. Vereinzelt versuchen manche Zirkusse aber immer noch, "gegen den Strom zu schwimmen" und sich mit möglichst exotischen oder ausgefallenen Tiernummern eine Marktnische zu sichern. Hier ist zu hoffen, dass das Bewusstsein des Publikums für eine angemessene Tierhaltung und für eine würdige Präsentation der Tiere im Zirkus noch zunimmt und sich auch die erwähnten Zirkusse den Publikumsbedürfnissen anpassen.
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Gefragt sind unseres Erachtens ausserdem die Behörden, die die Einreise-Bewilligungen für ausländische Zirkus-Truppen mit Tieren (insbesondere im Fall von Wildtieren und generell in Bezug auf die Einhaltung der Schweizer Tierschutzverordnung) restriktiv handhaben sollten. So müssten Zirkus-Nummern mit Grosskatzen, Affen, Pinguinen oder Seelöwen aber auch mit ungeeigneten Haustieren der Vergangenheit angehören! In mehreren europäischen Ländern sind generelle oder partielle Tierhaltungsverbote häufig Wildtierhaltungsverbote - für Zirkusse in Kraft; beispielsweise in Grossbritannien, Österreich, Slowenien oder Griechenland. Über Sinn und Unsinn solcher Verbote und über die teilweise willkürliche Unterscheidung zwischen "schwierig zu haltenden Wildtieren" und "leicht zu haltenden Haustieren" lässt sich streiten. Fakt ist aber, dass sich auch die Schweiz über kurz oder lang der Diskussion wird stellen müssen. Der Schweizer Tierschutz STS will mit seinem jährlichen Zirkusbericht dazu beitragen, dass sowohl bei den Tierhaltern als auch dem Publikum die Sensibilität für das Thema Tierhaltung in Zirkussen steigt. Der STS ruft nicht nach generellen Tierhalte-Verboten, sondern fordert die konsequente Durchsetzung höchster Haltungs-Standards, die Aufhebung von „Ausnahmeregelungen“ für Zirkusse – beispielsweise bezüglich des Platzangebotes für die mitgeführten Tiere – und er appelliert an die Vernunft der Zirkusbetreiber, wonach gewisse Tierarten aufgrund ihrer schwierigen Haltung und ihres ungeeigneten Verhaltens für eine Zirkuspräsentation nicht mehr in Frage kommen dürften. Hierzu kann sich der STS entweder eine privatrechtliche Vereinbarung aller Zirkusunternehmen oder eine behördliche Liste bezüglich nicht oder nur schwierig in Zirkussen zu haltender Tierarten vorstellen.
3. Verschiedene Gastspielorte Die Bedingungen und Möglichkeiten an den verschiedenen Gastspielorten sind sehr unterschiedlich. Die Platzverhältnisse variieren stark, und Weiden z.B. für Pferde sind nicht überall verfügbar. Verantwortungsbewusste Zirkusbetreiber nützen selbstverständlich ein grosses Platzangebot zugunsten ihrer Tiere, halten an beengten Orten die Freiräume zwischen den Wohnwagen zugunsten der Tiergehege klein und führen nur so viele Tiere mit, wie dies der Gastspielort mit den engsten Platzverhältnissen zulässt. Das Beispiel Circus Knie zeigt zudem, dass an beengten Gastspielorten oft die Möglichkeit besteht, Wiesen und Weiden dazuzumieten. Auf das Mitführen von Tieren, die in der Manege nicht auftreten, sollte zudem möglichst verzichtet werden, sofern die Kapazitäten des Zirkus nicht den Unterhalt eines regelrechten „fahrenden Zoos“ ermöglichen.
4. Beurteilung der Gehege Die Beurteilung der Gehege geschah aus Sicht von Besuchern mit Fachkenntnissen (Zoologinnen und Veterinärin). So konnten besonders gute oder besonders problematische Tierhaltungen klar identifiziert werden. Für eine abschliessende, detaillierte Beurteilung wäre jedoch ein wesentlich höherer Aufwand an Zeit (sowie die Erlaubnis des jeweiligen Zirkusunternehmens zur internen und doch kritischen Berichterstattung!) nötig gewesen.
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Dazu hätten Befragungen der Tierhalter/Tierpfleger zu Details wie Fütterung, Beschäftigung, Management, Aussengehege-Zugang, Stallzeit, Gehegewechsel etc. und längere Beobachtungen der Tiere (Verhaltensstörungen, Gesundheit, Raumnutzung etc.) gehört. Dies hätte den Rahmen des alljährlichen Zirkusberichts aber gesprengt. Vielmehr wollen wir gute Ansätze der Zirkustierhaltung sowie aus unserer Sicht problematische Formen aufzeigen. Die Gehegeflächen konnten nicht im Detail ausgemessen werden, sondern wurden wo möglich abgeschritten und geschätzt. Wo Schätzungen zu kleine Gehege vermuten liessen, wurde grundsätzlich von der Einhaltung der Vorschriften gemäss TSchV ausgegangen (in dubio pro reo), es sei denn der mangelnde Platz war offensichtlich. Zudem hatten die Zirkusbetreiber vorgängig zur Veröffentlichung dieses Berichts die Möglichkeit, sich zu den genannten Zahlen zu äussern und ggf. Korrekturen anzubringen. Tierschutz-Verordnung (TSchV) Seit dem 1. September 2008 ist die neue Tierschutzverordnung (im Weiteren kurz „TSchV“ genannt) in Kraft. Bezüglich Haltung von Tieren im Zirkus hat sich einiges geändert. Die Mindestvorschriften zum Halten von Wildtieren wurden zum Teil verschärft (Anhang 2). Die Ausnahmebedingungen für Zirkusse wurden eingeschränkt: Neu lautet der entsprechende Artikel (Art. 95, Abs. 2, lit. a): Den Mindestanforderungen nach Anhang 2 nicht voll entsprechen müssen: a. Gehege für Tiere, die häufig und regelmässig in der Manege ausgebildet, trainiert oder vorgeführt werden, sofern die räumlichen Verhältnisse an einzelnen Gastspielorten dies nicht zulassen. Die Ausnahmebewilligung gilt also explizit nur für jene Tiere, die auch tatsächlich in der Manege arbeiten. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Mindestvorschriften für sämtliche Tiere immer eingehalten werden müssen, die nur zu Schauzwecken mitgeführt, aber nicht in der Manege präsentiert werden. Da es sich bei diesem Zirkusbericht um eine Momentaufnahme handelt, spielt die Örtlichkeit der Besichtigung natürlich eine Rolle, und es kann sein, dass den Tieren an anderen Orten grössere (oder auch kleinere!) Gehege und Ausläufe zur Verfügung gestellt werden. Allerdings ergibt sich nach einem halben Jahrzehnt Zirkusbericht mit Besuchen der Zirkusse an den unterschiedlichsten Orten sowie auch durch den Eindruck, den der Umgang mit den Tieren während der Vorführungen hinterlässt und durch Rückmeldungen von Seiten privater Besucher langsam ein Gesamtbild, das etwas allgemeiner auf die Tierhaltung der jeweiligen Unternehmen schliessen lässt. Generell scheint von der Ausnahmebewilligung relativ oft Gebrauch gemacht zu werden, gerade was die Pferdehaltung ohne Auslauf oder Zugang zu Weiden sowie die Notwendigkeit von Einstreu und Beschäftigungsmaterial betrifft. Mit der Ausnahmebestimmung gemäss neuer TSchV existiert also die frühere generelle Ausnahme für kleinere Gehege nicht mehr. Eine kantonsübergreifende Kontrolle, wie oft welcher Zirkus auf Tournee von dieser Ausnahmebestimmung tatsächlich Gebrauch macht, existiert unseres Wissens aber nicht. Das Bundesamt für Veterinärwesen erarbeitet zurzeit mit einer Expertengruppe eine Ausführungsverordnung, welche die neue Bestimmung detailliert regeln wird.
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Übergangsfristen Wie üblich bei neuen gesetzlichen Bestimmungen gelten für bestehende Tierhaltungen Übergangsfristen. Für am 01.09.2008 bestehende Wildtierhaltungen gilt eine Anpassungsfrist von 10 Jahren. Somit müssen für solche Gehege nur die alten Mindestanforderungen erfüllt werden, für neue Gehege (auch für neu engagierte Zirkusnummern mit Tieren) müssen hingegen die Bestimmungen der neuen TSchV eingehalten werden. Verstösse gegen die TSchV Wir gehen davon aus, dass für alle besuchten Zirkusse entsprechende Bewilligungen der zuständigen kantonalen Veterinärämter vorliegen. Die Bewilligungen liegen uns nicht vor, und somit ist uns auch nicht bekannt, ob die Zirkusse zum Teil Ausnahmebewilligungen für kleinere Gehege, als dies die TSchV vorschreibt, erhalten haben. Zuständig ist jeweils das Veterinäramt des Kantons, in welchem der Zirkus sein Winterquartier hält. "Artgemäss" und "tiergerecht" aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS Es hat sich in der Diskussion um die Qualität einer Tierhaltung unter Zoo-Experten die Ansicht durchgesetzt, dass eine "artgemässe" von einer "tiergerechten" Haltung unterschieden werden muss, da die Maxime der "artgemässen Haltung" zumindest bei Wildtieren nie zu 100% erfüllt werden kann. Dieser Ansicht kann sich der STS anschliessen: Wirklich "artgemäss" ist für Wildtiere nur die Natur – mit all ihren Gefahren und Strapazen. Auch sogenannt "domestizierte" Tiere verfallen unter naturnahen Voraussetzungen sehr rasch wieder in das ursprüngliche Verhalten ihrer Ahnen. Das einzelne Tier kann aber auch in der freien Wildbahn leiden (Beutegreifer, Krankheit, Hunger). Unter einer "tiergerechten" Haltung wird – im Gegensatz zur artgemässen Haltung – eine Tierhaltung verstanden, welche die natürliche Anpassungsfähigkeit der Art nicht überfordert und die zugleich das körperliche und psychische Wohl des einzelnen Tieres sichert. Eine tiergerechte Haltung ist daher unter gewissen Voraussetzungen – und nicht bei allen Tierarten in gleichem Masse! – auch in einem Zoo oder Zirkus möglich. Aus Sicht des STS stehen die Mindestanforderungen der TSchV bei vielen Tierarten in deutlichem Widerspruch zu den heutigen Erkenntnissen der Verhaltenskunde. Sie genügen den Ansprüchen an eine tiergerechte Tierhaltung nicht sondern stellen lediglich die Grenze zur behördlich verfolgten und geahndeten Tierschutzwidrigkeit dar. Aus diesem Grund haben wir zur Beurteilung der Gehege die natürlichen Bedürfnisse der Tiere, deren essentiellen Verhaltensweisen, ihre Anpassungsfähigkeit und den Zustand der Tiere zu Grunde gelegt. Aufgrund unserer Erfahrung beim Einschätzen von Tiergehegen und des Tier-Gesundheitszustandes beurteilten wir, ob die Gehege den Tieren einen Lebensraum bieten, der ihnen ein tiergerechtes Leben ermöglicht. Der Gesundheitszustand und das Verhalten der Tiere sind wichtige Gradmesser einer Haltungsanlage und geben nachvollziehbare Hinweise auf die Qualität der Tierhaltung und Tierpflege.
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Eine legale Tierhaltung gemäss den gesetzlichen Mindestvorschriften ist angesichts der Tatsache, dass die TSchV gerade in Bezug auf die Haltung von Wild- und Nutztieren minimalistisch ausfällt, daher noch lange keine tiergerechte Haltung!
4. Beurteilung der Vorstellungen Die einzelnen Nummern, in denen Tiere auftreten, wurden bei den Besuchen beurteilt. Die Fachleute des STS achteten auf den Umgang mit den Tieren, ob die Tiere überfordert waren, ob unverhältnismässige Härte oder Strafen eingesetzt wurden. Da das Fotografieren während der Vorstellungen in den meisten Zirkussen verboten ist, existiert kein Bildmaterial zu diesem Teil der Recherche.
Basel, Juni 2013
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www.knie.ch
Der Circus Knie wurde in Buchs (SG) besucht. Es handelt sich um einen mittelgrossen Standort auf Kies, Asphalt und Naturboden mit einer kleinen, angrenzenden Wiese, die als Ponyweide Verwendung findet. Die Tiergehege sind dem Platz entsprechend grosszügig dimensioniert. Sämtliche Tiergehege sind reichlich mit verschiedenen Substraten (Stroh, Holzschnitzel) eingestreut und mit Beschäftigungsmaterial ausgestattet. Die Gehege und Boxen sind jeweils so gestaltet, dass die Besucher nur von ein oder zwei Seiten ans Gehege treten und die Tiere sich bei Bedarf zurückziehen können. Allen Pferden stehen, wann immer es Wetter und Standort erlauben, Paddockboxen zur Verfügung, so dass die Pferde ihren Aufenthalt im Zelt oder im Freien stets selbst wählen können. An allen Standorten wird den Pferden zusätzlich täglicher Auslauf auf Weiden in der Umgebung geboten. In Buchs stehen insgesamt vier Weiden zur Verfügung. Wenn an einem Standort keine Weiden vor Ort genutzt werden können, werden die Pferde täglich mit Transportern auf entferntere Weiden gebracht, was die Qualität der Pferdehaltung deutlich erhöht. Diese Massnahme zum Wohl der Tiere unterscheidet Knie positiv von den meisten anderen Zirkussen. Zwei Gruppen Ponys werden abwechselnd während zwei Stunden täglich für Ponyreiten eingesetzt. Der kleine Reitparcours ist mit Sägemehl und Holzschnitzeln gestreut und kann mit verstellbaren Elementen (Pfosten, Seilen) unterschiedlich angelegt werden. Die Tiere laufen somit nicht immer im selben monotonen Kreis, sondern gehen immer wieder neue Wege. Die Tiere des Circus Knie sehen gesund und sehr gepflegt aus. Ganz offensichtlich wird ein freundlicher Umgang mit den Tieren gepflegt. Die Tiere sind Menschen gegenüber tolerant und zutraulich. Mit den meisten Tieren (ausser Affen, Ziegen und Schweinen) wird einmal täglich in der Manege trainiert, auch wenn nicht alle Tiere im aktuellen Programm auftreten. Der Circus Knie bietet den Tieren optimale Bedingungen unter den Voraussetzungen eines fahrenden Unternehmens. Verschiedene Verbesserungen v.a. in der Elefanten- und Pferdehaltung während der letzten Jahre (keine Anbinde- dafür ständige Gruppenhaltung der Elefanten, permanente Paddockboxen und Weiden für die Pferde) zeigen, dass der Circus Knie bestrebt ist, neue Erkenntnisse in der Tierhaltung umzusetzen.
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Haltung der Tiere im Zirkus-Zoo Mischhaltung Ziegen, Schweine Tiere
2 Hängebauchschweine, 6 Afrikanische Zwergziegen (inkl. zwei Kitze). Diese Tiere treten nicht im Programm auf. Zustand der Tiere ist gut.
Stall Ein 3-teiliger Wagen mit eingebauten Leitern, erhöhten Liegeplätzen (Veranden) und Ausguck am Dach. Die Längsseiten mit Rampen sind tagsüber stets offen. Alle Abteile sind mit Sägespänen und Heu eingestreut. Im Giebel des Wagens befindet sich ein Ausgang mit einer Aussenveranda und einem Abgang nach aussen, so dass die Tiere jederzeit ihr Kletterbedürfnis ausleben können und noch mehr Abwechslung haben.
Auslauf Anschliessend an den Wagen ist ein Auslauf von ca. 50 m² eingerichtet. Der Untergrund besteht aus Asphalt, ist aber grosszügig mit verschiedenen Substraten eingestreut. Den Ziegen steht ein zusätzliches Klettergerüst, den Schweinen Stroh als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung. Schatten ist im Bereich des Wagens und unter den Kletterstrukturen vorhanden und wird an sonnigen Tagen gerne genutzt. An Standorten mit harter Unterlage wird den Tieren zusätzlich ein Platz mit geeignetem Wühlmaterial, sowie eine Suhle zur Verfügung gestellt.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Gute, grosszügige und zweckmässige Haltung für diese kleinen, domestizierten Tierarten. Sowohl der Auslauf als auch der Wagen mit seinen Kletter- und erhöhten sowie geschützten Liegemöglichkeiten sind für die Tiere interessant gestaltet. Dank der Grösse und Lage des Geheges können sich die Tiere bei Bedarf vor den Besuchern zurückziehen und genügend Distanz wahren. Vor Witterung (Regen, Sonne) finden die Tiere in den stets offenen Ställen genügend Schutz. Das Gehege ist nicht begehbar, und es darf nicht gefüttert werden – es ist somit kein „Streichelzoo“.
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Gesetzliche Situation Die Mindestvorschriften der TSchV werden weit übertroffen. Für diese Tierarten bestehen nur Minimalanforderungen, die auf die Haltung in der Landwirtschaft ausgerichtet sind.
Lamas / Guanakos Tiere 3 Lamas und 5 Guanakos in gemeinsamer Haltung. Die Guanakos stammen aus dem Zoo Zürich („überzählige Tiere“), die Lamas aus dem Kinderzoo Rapperswil. Es handelt sich um Wallache oder Stuten (keine Hengste in der Gruppe, da im Circus keine Zucht erwünscht ist). Die Lamas treten nicht im Programm auf. Der Zustand der Tiere ist gut.
Stall Den Tieren steht ein Wagen mit einem gedeckten Vorplatz zur Verfügung. Der Wagen ist auf einer Seite offen und (inkl. Vorplatz) ganz mit Stroh eingestreut. Die Fläche beträgt inkl. des gedeckten Vorplatzes 42 m2.
Auslauf
Die Tiere können eine Fläche von weit mehr als 300 m² frei nutzen. Der Untergrund besteht aus einem Kiesboden und einer Wiese. Mehrere Ruheplätze sind mit Sägemehl und Holzschnitzeln bestreut und werden offensichtlich genutzt. Ein Futterbecken, Wasser und Salzlecken sind vorhanden. Frische Äste zum Knabbern stehen aufgrund der schlechten Witterung der letzten Wochen noch nicht zur Verfügung; werden aber demnächst wieder angeliefert und gehören dann zum „Standard-Inventar“ der Tiergehege (Lamas und Guanakos, Affen, Elefanten, Ziegen, Kamele und Zebras).
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Zweckmässige, gute Haltung für die Neuweltkameliden. Der stets offene Stall mit ge- decktem Vorplatz dient den Tieren bei Bedarf als Witterungsschutz und Rückzugsort. Für die robusten Tiere ist dies ausreichend. Das Gehege ist nur auf einer Seite für die Besucher zugänglich, was den Tieren bei Bedarf erlaubt, sich in den hinteren Gehegeteil zurückzuziehen und so genügend Distanz zu den Besuchern zu wahren.
Gesetzliche Situation Für 6 Lamas ist eine Mindestfläche von 250 m 2 und 30 m2 für jedes weitere Tier vorgeschrieben, für 6 Guanakos 300 m2. Bei der Erstellung des Tiergeheges wird von der grösseren Mindestfläche für die Wildtiere (Guanakos) ausgegangen. Die artspezifischen Mindestmasse sind somit für jeweils beide Arten erfüllt, jedoch für die insgesamt 8 Tiere knapp, da es sich ja um eine Mischhaltung handelt. Zusätzlich zu den 300 m2 für bis zu 6 Guanakos müssten noch 90 m2 für 3 zusätzliche Lamas hinzugerechnet werden. (390 m2). Allerdings müssen Zirkusse gemäss Art. 95 TSchV den Mindestanforderungen nicht voll entsprechen, sofern die räumlichen Verhältnisse an einzelnen Gastspielorten dies nicht erlauben. An einzelnen Standorten mit besonders engen Raumverhältnissen werden die Lamas und Guanakos auf angemietete Weiden ausquartiert oder nach Rapperswil gebracht.
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Stallzelt 1: Pferde Tiere
Im grossen Stallzelt sind derzeit 26 Pferde untergebracht (7 Friesen, 3 Palominos, 12 Araber, 1 AchalTekkiner, 3 Andalusier). Erst ab dem Standort Zürich werden sämtliche insgesamt 31 Pferde mit auf Tournee sein. Es handelt sich ausschliesslich um Hengste mit Ausnahme zweier Palominos (Wallache), die alle im Programm auftreten. Die Pferde werden täglich abgespritzt, ausser an kalten, winterlichen Tagen. Zustand der Tiere: sehr gut, alle sehr gesund, gepflegt und bildschön.
Stall
Im neuen, hellen Stallzelt sind alle Boxen 3,5 x 3 m gross, ihre Fläche beträgt 10,5 m². Die Boxen sind mit Stroh eingestreut und neu mit rutschfesten Gummimatten unterlegt; Wasser in Kesseln und Lecksteine sind vorhanden. Die Hengste haben durch Gitterabtrennungen im oberen Bereich der Boxenwand Sicht-, Hör- und Riechkontakt zueinander und stehen neben denselben Nachbarn wie im Winterquartier, also jene Tiere nebeneinander, die gut miteinander harmonieren.
Auslauf
Alle Pferdeboxen verfügen über einen permanent zugänglichen Auslauf (ca. 9 m 2). Die Pferde können frei wählen, ob sie sich im eingestreuten Innenbereich oder im Aussenbereich aufhalten und sich der Witterung (Sonne, Regen) aussetzen. Der Auslauf ermöglicht den Tieren auch direkten Sozialkontakt.
Weide
Den Pferden und Ponys stehen an diesem Standort insgesamt sechs Weiden zur Verfügung: Zwei kleinere Ponyweiden am Rand des Zirkusgeländes sowie vier Pferdeweiden ausserhalb des Ortes. Die Pferde werden zu viert mit dem Transporter zu den Weiden gebracht und verbringen die meiste Zeit des Tages ausserhalb des Stalles.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Alle Pferde einzeln gehalten, aber mit Sicht- und Sozialkontakt zu benachbarten Tieren. Die Boxengrösse ist ausreichend, alle sind gut mit Stroh eingestreut. Eine Gruppenhaltung von Pferden ist wünschenswert, bei Hengsten aber schwierig.
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Aus Tierschutzsicht erfreulich sind nebst dem täglichen Weidegang auch die seit 2011 grösseren Boxen und die seit 2009 neuen, permanent zugänglichen Ausläufe für alle Pferde. Insgesamt steht nun jedem Pferd knapp 20m² Platz zur Verfügung. Sehr positiv zu werten sind die Weiden, welche den Tieren grundsätzlich täglich geboten werden.
Gesetzliche Situation
Die Mindestanforderungen der TSchV werden mit dieser Haltung erfüllt und durch den täglichen Weidegang übertroffen.
Stallzelt 2: Ponys und Miniature Horse Tiere 11 Ponys (verschiedene Grössen, grösstenteils Welsh-Pony-Mischlinge), ausschliesslich männliche Tiere. Ein Miniature-Horse tritt im Programm auf, die übrigen sind im Einsatz beim Ponyreiten. Die Ponys werden beim Reitdienst regelmässig ausgewechselt und zusätzlich in der Manege trainiert, auch wenn sie nicht im Programm auftreten. Zustand der Tiere: sehr gut und sehr gepflegt.
Stall / Auslauf Die Tiere werden in Doppel- oder Einzelboxen gehalten. Die Ställe befinden sich im Zelt mit freiem Zugang zu einem kleinen Auslauf. Die Einzelboxen messen jeweils ca. 12 m 2, die Doppelboxen 24 m2. Die Stall-Boxen (Liegebereich) sind mit Stroh eingestreut, der Untergrund im Auslaufteil ist Kies. Wasser und Lecksteine stehen den Tieren zur Verfügung.
Weide Den Ponys stehen an diesem Standort insgesamt zwei Weiden am Rand des Zirkusgeländes zur Verfügung. Die Ponys geniessen den Weidegang zum Teil in Zweiergruppen.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Die Ponys sind einzeln oder paarweise gehalten mit Sicht- und Sozialkontakt zu den benachbarten Tieren. Die Haltung in den Boxen mit permanenten Ausläufen ist gut; eine Gruppenhaltung der Ponys in miteinander harmonisierenden Hengstgruppen findet auf der täglichen Weide statt.
Gesetzliche Situation Die Mindestanforderungen der TSchV werden mit dieser Haltung erfüllt und bei täglichem Weidegang deutlich übertroffen.
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Kaltblut-Pferde Tiere 2 Belgische Kaltblüter. Zustand der Tiere: sehr gut und gepflegt.
Stall / Unterstand
Als Unterstand dient ein Stallzelt von ca. 30 m 2 Fläche, zusätzlich zu einem nochmals ähnlich grossen Bereich auf Kies, ausserhalb des Stallzelts. Der Unterstand ist sehr gut eingestreut; Salzlecken und Wasser stehen zur Verfügung. Wie die anderen Pferde auch, werden die beiden Belgier regelmässig auf angemietete Weiden gebracht.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Die Pferde werden mit Sozialkontakt in der Kleingruppe gehalten. Auslauf wird ihnen regelmässig ermöglicht; das Gehege ist geräumig, sauber und trocken. Gute Pferdehaltung.
Gesetzliche Situation
Die Mindestanforderungen der TSchV werden mit dieser Haltung übertroffen.
Kamele, Steppenzebras und Watussi-Rinder Tiere
4 Steppenzebras (Stuten, handzahm), 4 weisse Kamele, 2 Watussi-Rinder (domestizierte afrikanische Rinderrasse: 2 Kühe). Zustand der Tiere: sehr gut. Alle Kamele mit aufrechtstehenden Höckern; die Watussi-Rinder mit hervorragend ausgebildeten Hörnern. Die Rinder und Zebras treten dieses Jahr nicht in der Manege auf.
Stall/Unterstand
Als Unterstand dient ein allseits offenes Zelt (ca. 72 m2) weitab vom Fussweg für die Besucher, mit Stroh eingestreut und permanent nach vorne offen zum Auslauf der Kamele und Zebras, sowie nach hinten auf einen kleineren Auslauf für die Watussi-Rinder.
Auslauf Die Ausläufe befinden sich auf Asphalt und sind permanent zugänglich, an mehreren Stellen reichlich mit Sägemehl, Stroh und Holzschnitzeln eingestreut.. Grösse des Auslaufs ca. 500 m², Wassergefäss und Salzlecken vorhanden.
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Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Gute Mischhaltung mit permanentem Zugang zum Auslauf. Dank dem Unterstand / Stall ist ein genügender Witterungsschutz vorhanden, den die Tiere aufsuchen können. Weide ist an diesem Standort nicht vorhanden.
Gesetzliche Situation Mindestanforderungen TSchV: Für Zebras ist eine Mindestfläche von 500 m2 (bis 5 Tiere) vorgeschrieben, für die 4 Kamele 200 m2 (50 m2 pro Tier). Für die insgesamt 8 Tiere zusammen ist die Gehegefläche gemäss TSchV knapp. Allerdings müssen Zirkusse gemäss Art. 95 TSchV den Mindestanforderungen nicht voll entsprechen, sofern die räumlichen Verhältnisse an einzelnen Gastspielorten dies nicht erlauben. Die Mindestanforderungen an die Haltung von Rindern (domestizierte Nutztiere) werden mit dieser Haltung übertroffen.
Asiatische Elefanten Tiere 3 Elefantenkühe; die alle in der Manege auftreten und täglich trainiert werden. Eine Elefantenkuh wird zudem beim Elefantenreiten eingesetzt. Zustand der Tiere: gut.
Stall Als Stall dient ein Zelt, das auf einer Seite offen ist (je nach Witterungsbedingung eine bis drei Seiten offen). Die Innenseite ist mit Elektrodrähten gegen die Zeltplane hin umzäunt. Die Elefanten kennen diesen Zaun sehr genau, gehen sehr nahe an ihn heran und langen auch mit dem Rüssel über und unter dem Zaun durch. Auch nachts werden die Elefanten in der Gruppe gehalten und nicht mehr, wie früher üblich, angebunden. Das ganze Zelt von 30 x 10 m steht den Tieren Tag und Nacht zur Verfügung. Die Tiere werden nur noch ca. 20 Minuten pro Tag für die Pflege (Füsse) angekettet. Untergrund im Stall ist Schotter, ein Teil besteht aus einer Holzunterlage. Heu liegt am Boden. Das Zelt ist im Frühjahr (bei Temp. < 15 °C) noch beheizt.
Auslauf
Den Tieren stehen ca. 700 m² zur Verfügung. Der Untergrund ist Kies. Reichlich frisches Heu liegt im Auslauf, der zudem an mehreren Stellen mit Sägemehl und Holzschnipseln eingestreut ist. Das Sägemehl wird von den Tieren gerne auch zur Körperpflege verwendet, wie vor Ort
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beobachtet werden konnte. Die Tiere werden täglich gewaschen, was fehlende Strukturen wie Scheuermöglichkeiten (Baumstämme oder Felsen) und ein Sandbad teilweise ersetzen kann. Im Sommer wird ihnen ein Becken mit Wasser angeboten, das Platz für jeweils ein Tier bietet. Zudem werden die drei Elefantenkühe mit Geschicklichkeitsspielen beschäftigt: In der Mitte des Platzes ist ein kleiner Käfig montiert, in dem sich mit Löchern versehene Kanister und Stroh befinden. In den Löchern der Spielzeuge stecken frische Früchte oder Gemüse, z.B. Karotten, welche die Elefanten zu erreichen versuchen, indem sie geduldig – und sehr geschickt! – mit dem Rüssel in dem Käfig herumtasten, die Kugeln und Blöcke drehen und wenden, das Futter herausschütteln und aufsammeln. Die Tiere können sich offenbar stundenlang mit diesem Spiel beschäftigen.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Der Trend bei der Haltung von Elefanten in modernen Zoos geht in Richtung der Anlage von Parks, also möglichst weitläufigen, Tausende von m2 grossen, naturnah gestalteten Gehegelandschaften mit Vegetation, Bademöglichkeit, Bäumen. Unter Zirkusbedingungen auf Tournee sind solche Vorgaben nicht umsetzbar. Indische Elefanten werden aber seit Jahrtausenden in Gefangenschaft als Arbeitstiere gehalten und können sich offenbar an ein Zusammenleben mit Menschen gewöhnen – wenn sie bereits in Gefangenschaft geboren wurden (semi-domestizierte Tiere). Im Weiteren ist festzuhalten, dass sich die Zirkusleitung bei Knie sehr für das grösstmögliche Wohl ihrer Tiere engagiert. Im Kinderzoo Rapperswil leben die Elefanten ausserhalb der Tournee in der Herde, in einer derzeit 2010m2 grossen, mit verschiedenen Substraten, Scheuer- und Beschäftigungsmöglichkeiten gut strukturierten Anlage und verfügen zudem über den grössten Freilaufstall der Schweiz. Bis 2014 soll im Kinderzoo Rapperswil ein moderner Elefantenpark auf einer Fläche von 6500 m2 entstehen, der den Tieren modernste Haltungsbedingungen bieten wird. Auch Knies Zirkuselefanten dürfen sich dann während mehrerer Monate im Jahr dieses neuen Freiraums erfreuen.
Gesetzliche Situation Mindestanforderungen TSchV: Für 3 Elefantenkühe verlangt die neue TSchV 500 m 2 Aussengehege und 75 m2 Innengehege. Innen- und Aussengehege übertreffen bzw. erfüllen diese Anforderungen. Der Standort in Buchs ist vom Raum her mittelgross. An einigen Plätzen steht den Tieren gemäss Zirkusleitung weniger, an anderen dafür noch mehr Platz (inkl. Wiese und, am Neuenburger- und Genfersee, sogar Bademöglichkeit im See!) zur Verfügung.
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Kapuziner-Affen (Gehaubter Kapuziner) Tiere Total 12 adulte und halbwüchsige Tiere; davon 5 Männchen. Zustand der Tiere ist gut, Haltung in natürlichem Sozialverband. Die Tiere stammen ursprünglich vom Primatenzoo Appeldorn.
Haltung Die ganze Anlage besteht aus drei (beheizbaren) Wagen, die alle miteinander verbunden sind. Der mittlere Wagen ist auf seiner ganzen Länge ausgefahren und somit verdoppelt sich seine Grundfläche. Zudem sind an beiden Stirnseiten Verandas angebaut. So entsteht eine „gekammerte“ Haltung mit einer totalen Fläche von ca. 125 m2. Dazu kommt ein rund 3 m hoher Ausguckkäfig: eine zusätzliche kleine Voliere kann auf dem Dach einer Veranda errichtet werden, was den Tieren eine zusätzliche Strukturierung bietet und ihnen ermöglicht, von dort oben einen guten Überblick zu erhalten. Diesen Teil des Geheges erreichen die Tiere kletternd via eine Stange oder ein Seil. Die gekammerte Unterteilung der ganzen Haltungsanlage ist sehr gut gelöst und bedeutet, dass sich die Tiere bei Bedarf in die einzelnen Kompartimente zurückziehen können. So weichen sie Artgenossen aus und können von ihnen nicht mehr gesehen werden, was bei Auseinandersetzungen sehr wichtig ist. Die ganze Anlage ist reich strukturiert mit Seilen, Kletterästen, Sitz-Brettern (teilweise mit Infrarot-Heizung!) und Sichtblenden. Zwei spezielle Futterkisten sind aufgehängt, die mit verschiedenen Materialien (Äpfel, Rosinen, Heu, einmal wöchentlich Grillen) bestückt werden. Die Affen kommen nur durch kleine Öffnungen und mit „Arbeit“ an das Futter ran, was eine mentale Herausforderung und eine sinnvolle Beschäftigung bedeutet. Sobald im Frühjahr Äste mit frischem Laub zur Verfügung stehen, erhalten die Affen auch frisches Grünfutter zur Beschäftigung
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Diese Haltung kann als sehr gut für die kleine Affenart bezeichnet werden. Die Tiere haben eine perfekt strukturierte und interessante Anlage zur Verfügung, die auch von der Grösse her befriedigt. Die sinnvollen und abwechslungsreichen Beschäftigungen (Futter-kisten, belaubte Äste) werden von den Tieren rege genutzt.
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Gesetzliche Situation Die Mindestanforderungen der TSchV werden mit dieser Haltung bei den Flächenmassen weit übertroffen, die zusätzlichen Anforderungen (Ausweichmöglichkeiten, Klettermöglich-keiten, Beschäftigung) sind allesamt erfüllt. Für 12 Kapuziner-Affen verlangt die TSchV lediglich 48 m 2 Fläche (Aussen- und Innengehege).
Aras, Keilschwanz- und Sonnensittiche, Gelbkopfamazone Tiere 2 Soldatenaras, 3 Araraunas, 2 Grünflügel-Aras, 1 Hybrid (Grünflügel x Ararauna), 2 Keilschwanzund 8 Sonnensittiche, 1 Gelbkopf-Amazone
Haltung Den Papageienvögeln stehen drei geräumige Volieren und ein Transportwagen als Innenraum zur Verfügung. In den Volieren (je ca. 20 m 2 Grundfläche und 3.5 m Höhe) befinden sich verschiedene Sitzstangen, Äste und Seile. Auch die Volierenstäbe dienen als gerne genutzte Klettermöglichkeit. Tränken und Beschäftigungsmaterial sind vorhanden. Über den Innenraum (Wagen) erreichen die Vögel einen darauf angebauten Volieren„Turm“, wo sie sich vom Publikum ungestört aufhalten und Ausschau halten können. Die grossen Volieren bieten nicht nur Klettermöglichkeiten, sondern ermöglichen auch das Fliegen. Zudem haben die Vögel bei den mehrmaligen täglichen Vorführungen ausreichend Gelegenheit zum Freiflug.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutz-Sicht
Vorbildliche Gruppenhaltung dieser hoch sozialen, intelligenten Vögel. Im Gegensatz zu den meisten Zoo-Papageien haben diese Tiere tatsächlich die Möglichkeit zu regelmässigem Freiflug und werden durch das Training auch mental gefordert. Da es sich um äusserst soziale Tiere mit einer hohen individuellen Bindungsfähigkeit handelt, ist eine Gruppenhaltung mit möglichst mehreren Artgenossen unabdingbar. Der Circus Knie scheut offenbar keinen Aufwand, dieser grossen Vogelgruppe auch den entsprechenden Platz zur Verfügung zu stellen. Zu ihrem Betreuer und Dompteur haben die Papageien eine sehr enge Beziehung und suchen seine Nähe und Bestätigung, sind aber dennoch nicht auf den Menschen fixiert, sondern zeigen auch untereinander das volle Spektrum natürlichen Sozialverhaltens. Einer der Araraunas kam im vergangenen Jahr als Tierschutzfall zu der Gruppe (Verlust der Federn aufgrund von
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Haltungsfehlern). Dieses Tier hat sich unterdessen sehr gut erholt, ist praktisch wieder voll befiedert, hat aber noch einige wenige kahle Stellen am Bauch und auf den Schultern.
Gesetzliche Situation
Für zwei Grosspapageien (Aras) verlangt die TSchV eine Voliere von mind. 10 m 2 Fläche und 3 m Höhe, sowie 1 m2 zusätzlich für jedes weitere Tier. Für mittelgrosse Papageien sind die vorgeschriebenen Flächen entsprechend etwas kleiner, und es müssen pro weiteres Tier 0.05 (kleine Sittiche) resp. 0.1 m2 (kleinere Papageien, Amazonen) hinzugerechnet werden. Für acht Aras ist demnach eine Voliere von mind. 16 m 2 Fläche notwendig, für die Amazone und die acht Sittiche müsste noch rund 0.5 m2 addiert werden. Zudem verlangt die TSchV einen obligatorischen, beheizbaren Innenraum, eine Badegelegenheit sowie Abtrennmöglichkeiten, Kletter- und Sitzstrukturen, sowie Sand (in der einen Voliere vorhanden) zur Nahrungsaufnahme zwecks Verdauungshilfe. Gemäss Circusleitung steht den Vögeln je nach Witterung eine Badegelegenheit zur Verfügung, die aber ca. 2 h vor der Vorführung entfernt wird, damit das Gefieder der Vögel trocken ist. Die gesetzlichen Mindestanforderungen werden mit der angetroffenen Haltung deutlich übertroffen.
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Zirkusvorführung 1. Tiernummer: Pferde und Artisten, präsentiert von Fredy Knie jun., Ivan Frédéric Knie, Maycol, Guido und Wioris Errani [ 2 Andalusier, 3 Friesen, 2 Belgier ] Die Vorführung wird eröffnet durch Fredy Knie jun., Ivan Frédéric Knie und Maycol Errani, die auf einem Friesen respektive zwei Andalusiern in die Manege reiten und das Publikum begrüssen. Dann verlassen die drei Reiter die Manege bereits wieder, und die Errani-Brüder galoppieren auf den Friesen-Pferden in die Manege. Im schnellen Galopp drehen die prächtigen Pferde mehrere Runden, und die beiden Artisten zeigen akrobatische Einlagen auf den Pferden (Sprünge vom und auf das galoppierende Pferd, dazu eingebaute kleine Hürdensprünge). Die Friesenpferde verlassen die Manege, und Fredy Knie jun. reitet erneut auf einem weiteren Friesen herein und zeigt Schrittfolgen der spanischen Schule in Vollendung. Die Hilfen durch Zügel und Beine sind praktisch unsichtbar, Pferd und Reiter harmonieren. Nach diesem Part der Nummer betreten wieder die Errani-Brüder die Manege, und Fredy Knie jun. führt einen eindrücklichen Belgischen Kaltblüter herein. Dieser dreht nun im Trab Runden um die Manege; Guido Errani springt auf den Pferderücken und landet im Stand. Dann zeigt er auf dem trabenden Pferd mehrere Saltos und Flikflaks. Anschliessend wiederholt sein Bruder mehrere Übungen auf demselben Pferd, inklusive Rückwärtssalto. Fredy Knie jun. dirigiert das Pferd, in der Manegenmitte stehend, mit der Longierpeitsche. Das Pferd wirkt ruhig und konzentriert. Dann hält es an und erhält zur Belohnung noch Streicheleinheiten und „Leckerli“. Anschliessend springt ein Junge, Ivan Frédéric Knie, auf den Rücken des Kaltblüters und wird an einer vom Zeltdach herabgelassenen Sicherheitsleine befestigt. Das Pferd trabt dann durch die Manege, und sein junger Reiter springt dabei im Stand über mehrere Stöcke, welche die ErraniBrüder vom Manegenrand aus vor ihn halten. Zudem zeigt Ivan Frédéric einige „Seilsprünge“ über eine elastische Plastikstange, die er zum Halbkreis gebogen in den Händen hält. Zum Schluss der Vorführung, nachdem der Belgier die Manege verlassen hat, galoppieren Fredy Knie jun. und Ivan Frédéric Knie nochmals auf einem Friesen und einem Andalusier in die Manege und absolvieren dort mehrere schnelle Galopprunden, während am Kapitol zwei Artisten des ukrainischen Circus-Theaters „Bingo“ eine kurze Luftakrobatik am Seil vorführen.
Fazit der Vorführung Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Dressur. Die Kommandos sind klar, zurückhaltend und Mensch und Tier ein eingespieltes Team. Auch die Reiter harmonieren perfekt mit ihren Pferden, die auf die subtilsten Hilfen durch Zügel und Beine reagieren und fliessende Abläufe von Schrittfolgen und Figuren zeigen. Die Vorstellung ist geprägt von Achtung gegenüber dem Tier, das in seiner Art immer im Mittelpunkt der Darbietung steht und artgemässe Verhaltensweisen (Schritte aus dem Imponier-Repertoire der Hengste) zeigen dürfen. Keine der Übungen verlangt von den Tieren unnatürliche oder überfordernde Bewegungsabläufe ab. Die Pferde sind offensichtlich freudig an der Arbeit, sind temperamentvoll, aufmerksam und konzentriert, aber nie gestresst.
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2. Tiernummer: Komiker „Zuccolini“ mit Französischer Bulldogge „Hundini“ [ 1 Französische Bulldogge ] Die Französische Bulldogge hat mehrere Auftritte an der Seite des Komikers „Zuccolini“. Sie wird dabei an der Leine geführt und zeigt einige Tricks, z.B. Rollen am Boden auf Kommando, Männchen machen und kleine Sprünge aus dem Stand, sowie Sprünge durch einen niedrigen Reifen. Im Übrigen darf das Tier während der Show „einfach Hund sein“; es werden keine speziellen Kunststücke oder anstrengenden Leistungen von ihm abverlangt. Der Hund wirkt aufmerksam, teilweise verspielt und scheint ansonsten vor allem mit den Duftspuren am Manegenboden beschäftigt…
Fazit der Vorführung Ein aus Tierschutzsicht unproblematischer Einsatz in der Manege.
3. Tiernummer: Freiheitsdressur mit Pferden, Kamelen und Guanakos, präsentiert von Mary-José Knie, Géraldine Katharina Knie, Maycol Errani [ 3 Palominos, 9 Araber-Hengste, 4 Friesenhengste, 1 Achal-Tekkiner-Hengst 1 Miniature Horse, 4 weisse Kamelstuten, 4 Guanakos ] Drei Palominos galoppieren in die Manege, in deren Mitte Mary-José Knie steht. Die Pferde laufen mehrere Runden und zeigen dabei Volten. Mary-José Knie dirigiert die Tiere mit ruhig gehaltener Peitsche und fast wortlos, vor allem durch ihre Körpersprache und subtile Gesten. Als jedoch am Eingang der Manege einer der Gehilfen einen Fehler begeht und, statt den Ausgang zu versperren durch unabsichtliches Beiseitetreten den Pferden den Eindruck gibt, sie dürften die Manege verlassen, schert das vorderste Pferd aus, touchiert mit den Hufen leicht den Manegenrand und trabt Richtung Ausgang, wo zwei Helfer es am Halfter festhalten und zu wenden versuchen. Doch das Pferd sträubt sich dagegen; seine Unruhe überträgt sich auf die anderen beiden Tiere, und ein zweites Pferd trabt Richtung Ausgang. Aus diesem Grund wird der Part abgebrochen, um die Tiere nicht noch mehr zu stressen, und die Palominos verlassen das Zelt. Die Dompteurin verlässt das Rund, und die leere Manege wird in kühles, blaues Licht getaucht. Jetzt betreten neun weisse Araberhengste die Manege – ohne menschliche Begleitung. Ruhig schreiten sie als „Herde“ einher, bleiben stehen, nehmen zueinander schnuppernd Kontakt auf, zeigen Dominanz- und Beschwichtigungsverhalten; ein Pferd steigt kurz in die Hinterläufe, ein anderes wiehert. Um neun Hengste gemeinsam und ohne menschliches „Alphatier“ in der Manege sich bewegen zu lassen, muss die im Hintergrund wartende Dompteuse ihre Tiere sehr gut kennen, genau beobachten und über ein gutes Gefühl für die Stimmung der einzelnen Tiere in der Gruppe verfügen! Schliesslich betritt Géraldine Knie die Manege, und auf ihr Kommando setzen sich die Araberhengste in Bewegung und traben hinter- dann nebeneinander um die Manege, zeigen
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Volten, „Slalomlauf“ untereinander, sowie mehrere Richtungswechsel und Formationen der Freiheitsdressur. Zur Belohnung erhalten sie Streicheleinheiten und „Leckerli“. Dann stehen sie alle nebeneinander, und jedes Pferd legt seinem Nachbar zur Linken den Kopf über die Schulter, dann dieselbe Pose nach rechts. Anschliessend verlassen vier Pferde die Manege, die übrigen zeigen nochmals Trabrunden und Volten und werden dann auch entlassen. Das letzte verbleibende Tier steigt auf Kommando in die Hinterläufe und schreitet so zum Vorhang. Nun betreten vier majestätische weisse Kamele hintereinander das Zelt und traben im Kreis. Als Dompteur tritt Maycol Errani auf. Den Kamelen folgen vier schwarze Friesenhengste. Diese laufen in die Gegenrichtung der Kamele, die unterdessen je zu zweit nebeneinander traben, so dass die ihnen entgegenkommenden Pferde jeweils zwischen ihnen passieren. Dann wenden die Friesen und überholen die Kamele im „Slalom“. Es folgen mehrere unterschiedliche „SchwarzWeiss-Formationen“ mit Pferden und Kamelen, ehe die Kamele sich in der Manegenmitte nebeneinander ablegen und die Pferde dazwischen stehen bleiben. Nun schreiten die Pferde in engen Zirkeln um die Kamele herum, dann bleiben sie wieder stehen, und die Kamele legen auf Kommando das Haupt auf den Manegenboden. Zur Belohnung gibt es für alle Tiere Streicheleinheiten und kleine Futterstückchen. Die Pferde und eines der Kamele verlassen nun das Zelt, und ein paar Helfer halten als Hürden Holzstöcke zwischen die Höcker der übriggebliebenen Kamele, die unterdessen in regelmässigen Abständen am Rand der Manege liegen. Dann stürmen vier Guanakos herein und springen mühelos und schnell über die doch ziemlich hohen Hindernisse. Als die Guanakos und Kamele das Zelt verlassen haben, betritt ein einzelner Achal-TekkinerHengst die Manege. Auf Kommando von Géraldine Knie steigt er in die Hinterläufe und schreitet, ihr gegenüber, zum Ausgang, wobei sein goldfarbenes Fell und der schwarze Aalstrich sehr schön zur Geltung kommen. Ihm folgt ein American Miniature Horse, das zur Freude des Publikums in wildem Galopp eine Runde dreht, auf Komando steigt und auf den Hinterbeinen die Manege verlässt. Zum Abschluss der Vorführung kommen nochmals drei Araberhengste in die Manege, springen in schnellem Galopp über bereitgelegte, niedrige Kavaletti-Hürden und halten auf Kommando mitten aus dem Galopp an, ehe sie erneut losstürmen. Dann verlassen auch diese Pferde die Manege.
Fazit der Vorführung Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Dressur. Die Kommandos sind klar, zurückhaltend und Mensch und Tier ein eingespieltes Team. Keine der Übungen verlangt von den Tieren unnatürliche oder überfordernde Bewegungsabläufe ab. Die Pferde sind offensichtlich freudig an der Arbeit, sind temperamentvoll, aufmerksam und konzentriert, aber nie gestresst. Die mächtigen Kaltblüter sind durchaus fähig, die Sprünge der geübten Artisten auf ihrem Rücken aufzufangen. Auch die Guanakos – eher furchtsame und reservierte Wildtiere – zeigen artgemässes Verhalten (ihre Sprungkraft ist mit derjenigen eines Hirsches vergleichbar!) und werden nur sehr kurz in der Manege eingesetzt, um sie keinem Stress durch die vielen Menschen auszusetzen.
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4. Tiernummer: Artistische Dressur mit Indischen Elefanten „Ceylon“, „MaPalaj“ und „Delhi“, präsentiert von Franco Knie jun., Linna Knie-Sun, Chris Rui Knie und den Gebrüdern Errani [ 3 Indische Elefantenkühe ] Es wird dunkel im Zelt. Schemenhaft ist zu erkennen, wie die drei Elefanten hereinkommen und sich nebeneinander ablegen. Das Licht geht an, und man sieht, dass auf den drei Elefanten Franco Knie jun., Linna Knie-Sun und Chris Rui Knie (der „jüngste Elefantendompteur Europas“) posieren. Die drei stehen auf, und auf Kommando setzen sich die Elefanten auf. Alle drei Tiere tragen einen glitzernden Kopfschmuck auf der Stirn. Nun stehen sie auf und schreiten um die Manege, ehe sie sich mit den Vorderläufen auf bereitgestellte Podeste stellen und das mittlere Tier Linna Knie-Sun mit dem Rüssel hochhebt. Anschliessend steigt die Artistin auf den Rücken des Elefanten, und alle drei Elefanten zeigen Volten auf dem Podest, wobei sie sich nur mit einem Vorderlauf abstützen und den anderen seitlich anheben. Anschliessend stehen alle drei Elefanten hintereinander, zuvorderst das Tier mit der Reiterin. Die hinteren beiden Elefantenkühe steigen kurz in die Hinterläufe, stützen sich auf dem Rücken des vorderen Tieres ab und bilden so eine Pyramide. Nun betreten die drei Errani-Brüder die Manege, und es wird eine hölzerne Wippe bereitgestellt. Guido Errani stellt sich auf das eine Ende der Wippe, und einer der Elefanten nimmt Anlauf, stürmt auf die Wippe zu, hebt schwungvoll ein Vorderbein und lässt es auf das andere Ende der Wippe auftreffen, was die Wippe in eine Schleuder verwandelt, die den Artisten auf den Rücken eines zweiten, bereitstehenden Elefanten katapultiert. Dann stellen sich sogar zwei der Errani-Gebrüder auf das eine Ende der Wippe. Der Elefant steigt auf ein bereitstehendes, niedriges Podest ihnen gegenüber. Dann steigt der Elefant auf Kommando von Franco Knie jun. auf die Hinterläufe, senkt sich dann kontrolliert aus dieser Haltung nach vorne und drückt mit den Vorderbeinen auf die gepolsterte Wippe. Mit dem Einsatz des Körpergewichtes und des Hebelarmes schleudert der Elefant die beiden Artisten auf die beiden anderen, bereitstehenden Elefanten. Eine weitere, ähnliche Übung erfordert die tatkräftige Mithilfe mehrerer Gehilfen. Während dieser Übung wird das bereitstehende Tier durch zwei Gehilfen entweder von Hand am Schwanz oder mit dem Ankus in die richtige Position dirigiert. Das Tier ist sichtlich unruhig (Ohrenflappen, Versuch, rückwärts zu gehen). Denn nun schleudert die Elefantenkuh erst den einen der Brüder auf den Rücken ihrer Artgenossin, und dann den zweiten, der auf den Schultern des ersten landet! Anschliessend setzt sich einer der Elefanten auf ein Podest und hebt die Vorderläufe zum „Männchen“ an. Diese Übung erfordert die „Unterstützung“ eines der Gehilfen, der seinen Stock unter das Kinn des Elefanten hält, so dass das Tier aufrecht sitzen bleibt, während der Artist nach einem Salto auf dem Kopf der Elefantenkuh landet. Danach folgt eine weitere Übung mit dem Schleuderbrett. Der Artist vollführt diesmal einen Dreifachsalto auf den (mit einer Matte gepolsterten) Rücken des Elefanten. Auch während dieser Übung wird das bereitstehende Tier durch zwei Gehilfen entweder von Hand am Schwanz oder mit dem Ankus in die richtige Position dirigiert.
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Nun verlassen zwei der Elefanten die Manege. Das dritte Tier hält ein Tambourin im Rüssel und schlägt abwechselnd mit den beiden Vorderläufen dagegen, was den Anschein eines etwas ungelenken „Elefantentanzes“ macht. Dann „verneigt“ er sich auf Kommando und erhält zur Belohnung ein Bündel Bananen. Dann stellt sich der junge Chris-Rui auf eine andere Wippe, der Elefant holt Anlauf und betätigt die Schleuder. Doch diesmal bricht die Schleuder an einer Sollbruchstelle, und der Bub bleibt am Boden. Zum Schluss der Vorführung betreten nochmals alle drei Elefanten die Manege und gehen hintereinander im Kreis. In der Mitte der Manege wird eine Art Rampe bereitgestellt, von der aus die Errani-Brüder mit Anlauf auf die Rücken der schreitenden Elefanten springen. Schliesslich stellen sich die Dickhäuter nochmals hintereinander auf, steigen in die Hinterläufe und stützen sich auf ihrem „Vordertier“ ab, dann verlassen sie die Manege.
Fazit der Vorführung Die Elefanten werden wie in den Vorjahren korrekt, möglichst stressfrei und respektvoll geführt. Die Tiere wissen jederzeit genau, was von ihnen verlangt wird und sind auch körperlich nicht mit den einzelnen Übungen überfordert. Schwierige Körperhaltungen wie der Stand in den Hinterläufen oder das Sitzen werden jeweils nur kurz ausgeführt, so dass die Belastung durch die ungewohnte Gewichtsverteilung minimiert wird. Zudem werden die Tiere regelmässig gelobt und belohnt – nur durch Kooperation mit den riesigen Tieren und Respekt ihnen gegenüber sind die gezeigten Übungen überhaupt möglich. Denn: Wenn eine Dressurnummer dem Elefanten widerstrebt, kann er in einem modernen, seine Tiere korrekt behandelnden Zirkus wie Knie auch nicht dazu gezwungen werden, sie zu zeigen! Mit Blick auf die unseres Erachtens nicht unerhebliche körperliche Belastung der Elefanten bei der Schleuderbrettnummer empfehlen wir Knies, den Gesundheitszustand der Tiere im Auge zu haben. Es ist unbestritten, dass den Tieren durch diese Übungen kein akutes „Leid“ zugefügt wird – ansonsten würden sie kaum kooperieren, und der schonende Umgang mit den Tieren – dem Kapital des Zirkus! – ist im Interesse der Tierhalter. Dressurnummern, die von Elefanten den aufrechten Sitz / Stand oder eine starke, dynamische Belastung der Gelenke abverlangen, können problematisch sein. So können im Laufe des monatelangen Trainings und der Tournee immer wieder (und durch immer dasselbe Tier ausgeführte) Bewegungsabläufe wie das aufrechte Aufsitzen und das Aufstehen auf die Hinterläufe die Gefahr von Schäden an den Weichteilen durch die abnormale Gewichtsbelastung erhöhen. Ungewohnte, wiederholte Gewichtsbelastungen wie das fast senkrechte Aufstehen könnten zu Gelenkproblemen oder Nagelrissen, die Schleuderbrett-Nummer zu chronischer Überlastung von Bändern und Sehnen führen. Nach Ansicht des STS wäre eine weniger spektakuläre, dafür mehr auf das artgemässe Verhaltensrepertoire der Elefanten ausgelegte Dressurnummer begrüssenswert. Die im vergangenen Jahr (2012) gezeigte Elefanten-Nummer war diesbezüglich mustergültig.
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5. Tiernummer: Freiheitsdressur mit Papageien, Sittichen und Amazone, präsentiert von Alessio Fochesato [ 2 Grünflügelaras, 2 Araraunas, 1 Hybrid, 1 Soldatenara, 1 Gelbkopf-Sittich, 8 Sonnensittiche ] Alessio Fochesato betritt die dunkle Manege in einem einzelnen Lichtkegel. Er erhebt die Arme, und plötzlich fliegen zwei farbenprächtige Aras (ein rot-grüner Grünflügelara und ein gelbblauer Ararauna) über die Köpfe des Publikums in die Manege und lassen sich auf den Händen ihres Dompteurs nieder. Dann wird auch der Hintergrund der Manege beleuchtet, wo bereits ein weiterer Grünflügelara, ein Ararauna und ein Soldatenara auf ihren Sitzstangen warten. Alessio Fochesato setzt die beiden Papageien zu Boden, und auf sein Kommando drehen sich die Tiere um die eigene Achse und rollen sich sogar am Boden – Verhaltensweisen, welche die sozialen, intelligenten und verspielten Vögel auch in der Natur beim Balz- und Spielverhalten gelegentlich zeigen. Zur Belohnung erhalten die Tiere ein „Leckerli“. Nun wird aus der ersten Reihe eine Zuschauerin in die Manege geholt. Sie steht auf dem Manegenrand bereit und streckt einen Arm aus. Alessio Fochesato gibt einem der Aras eine Blume in den Schnabel und schickt das Tier zu ihr. Der Papagei landet auf ihrem Arm und „überreicht“ ihr mit Applaus des Publikums die Blume. Anschliessend legt er sich auf Kommando sogar rücklings in ihre Arme – ein grosser Vertrauensbeweis gegenüber Menschen allgemein und dem Dompteur im Speziellen! Dann dürfen drei Kinder in die Manege und sich an deren Rand mit Plastikreifen im ausgestreckten Arm aufstellen. Plötzlich taucht ein grüner Gelbkopfsittich im Zelt auf und fliegt im Tiefflug um die Manege, durchfliegt dabei die bereitgehaltenen Reifen. Ihm folgt ein ganzer Schwarm grellgelber Sonnensittiche, die sich auf den Armen der Kinder niederlassen, ehe die Vögel freiwillig in einer bereitgestellten Box verschwinden. Auf Kommando zeigen die Aras nun im Takt der Musik eine Art „Tanz“ aus Wippen, Kreiseln und „Purzelbäumen“ an ihren Sitzstangen. Dann strecken sie die Flügel aus und erhalten eine weitere Belohnung. Es folgt eine Art „Sesselhüpfen“, bei welchem die Vögel im Kreis von einer Sitzstange zur nächsten springen. Zur Belohnung werden die Vögel ausgiebig gestreichelt, dürfen mit ihrem menschlichen Partner „schmusen“ und erhalten auch Futtergaben. Zum Schluss der Vorführung lässt sich einer der Araraunas von Alessio Fochesato mehrmals in die Luft werfen und wieder auffangen und tanzt dabei im Rüttelflug über ihm. Anschliessend drehen ein Ararauna und ein Grünflügel-Ara noch mehrere Runden im schnellen Freiflug über den Köpfen des Publikums im ganzen Zelt, ehe sich zum Schluss alle Papageien auf den ausgestreckten Armen des Dompteurs niederlassen und aus dem Zelt getragen werden. Später im Verlauf der Zirkus-Vorstellung betritt Alessio Fochesato nochmals mit „Tortuga“, dem Gelbkopf-Sittich, die Manege. Dieser Vogel ist ein wahres Sprachtalent und antwortet seinem menschlichen Partner in nahezu „menschlicher“ Sprache, wobei er einen beträchtlichen Wortschatz und eine musikalische Veranlagung zeigt – eine Leistung, die der hohen Intelligenz und dem Talent der Papageienvögel zur Nachahmung verschiedenster Geräusche entspricht. (In freier Natur ahmen sie gerne andere Vogelarten, Tiere und Geräusche aus ihrer Umwelt nach).
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Fazit der Vorführung Aus Tierschutzsicht vorbildliche und problemlose Nummer. Es handelt sich um eine Art „Freiheitsdressur“ mit Vögeln, die zudem die Möglichkeit zum ausgiebigen Fliegen erhalten, was die Qualität ihrer Haltung bedeutend erhöht. Die Papageien zeigen artgemässes Verhalten und Bewegungsabläufe aus ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire (u.a. Freiflug, Balz- und Spielverhalten). Der Umgang mit den Tieren ist rücksichts- und liebevoll; an Belohnungen und Streicheleinheiten wird nicht gespart. Alessio Fochesato schafft es, mit eigentlich unspektakulären Show-Einlagen und „Tricks“, die den Papageien ganz offensichtlich entsprechen, eine hervorragende, harmonische und sehenswerte Tiernummer zu präsentieren.
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Haltung der Tiere im Winterquartier Der STS konnte das Winterquartier des Circus Knie am 14. Januar 2013 besuchen und sich vor Ort ein Bild über die Tierhaltung und die täglichen Trainings machen. Das Winterquartier des Circus Knie befindet sich in Knie`s Kinderzoo in Rapperswil (SG). Die dortigen Anlagen bspw. für Zebras, Watussi-Rinder und Kamele sind ein Beweis dafür, welche Anstrengungen unter-nommen werden, um den Tieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Für die Haltung der Elefanten soll bis 2015 ein grosser, beispielhafter Elefantenpark von rund 7000 m2 Fläche realisiert werden. Bereits vorbildlich ist das Elefantenhaus. Sämtliche Proben des Zirkus in Rapperswil sind öffentlich zugänglich. Mit den Pferden und Elefanten wird täglich gearbeitet.
Pferde und Ponys In den modernen Stallungen des Zirkus werden weit über 100 Rassepferde (Araber, Andalusier, Achal-Tekkiner, Friesen, Belgier) und Ponys gehalten (inkl. Pensionspferde und Esel). Den Pferden und Ponys stehen ein grosses Stallgebäude und mehrere Anbauten sowie Ausläufe und Weiden zur Verfügung. Die Tiere stehen in Einzelboxen mit Sozialkontakt zueinander und werden täglich in verträglichen Gruppen auf die Weide gelassen (z.T. aber Weide-Areale abgetrennt – Hengste!). Mit allen Pferden wird täglich mehrmals gearbeitet, und/ oder sie werden zusätzlich zum Weidegang ausgeritten oder ausgeführt. Zahlreiche Pferdepfleger und Reiterinnen sorgen tagein, tagaus für das Wohl der Tiere (mehrmalige Fütterung täglich, Körperpflege, Bewegung). Alle Tiere machen einen guten Eindruck, was Gesundheit und Fitness anbelangt. Die öffentlichen Trainings finden in der grossen Reithalle, die an die Stallungen angrenzt, statt und dauern jeweils eine bis eineinhalb Stunden, während derer die Pferde regelmässig, aber schonend bewegt und geistig gefordert werden. Da es zwei bis drei Trainings sowie täglichen Auslauf beim Ausreiten oder auf der Weide gibt, bewegt sich jedes Pferd oder Pony täglich mehrere Stunden. Gearbeitet wird auch mit jenen Tieren, die „pensioniert“ sind oder die (noch) nicht auf der kommenden Tournee mitreisen werden.
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Der Circus Knie leistet auch pädagogisch wertvollen Einsatz im Bereich Pferdehaltung, indem er während der Tournee kommentierte Trainings und im Winter mehrere Thementage „Rund ums Pferd“ anbietet, an denen private Pferdehalter und Reiterinnen sich im Umgang mit den sensiblen Tieren weiterbilden können.
Indische Elefanten Die Elefantenhaltung ist die „Paradedisziplin“ des Kinderzoos Rapperswil, und es wird ein grosser Aufwand betrieben, um die Tiere geistig und körperlich zu beschäftigen und tiergerecht unterzubringen. Die Innenstallungen sind vom Auslauf durch die Strasse getrennt, welche den Zoo in zwei Bereiche (eigentlichen Zoo sowie Elefanten- und Pferdeställe und Kamel- und Zebra-Ausläufe) trennt. Daher werden die Elefanten täglich von ihren Pflegern über die Strasse und auf ihre Anlage im Zoo geführt. Auch sonst unternehmen die Tiere (auch die während der Tournee daheim gebliebenen) regelmässig geführte Spaziergänge oder gehen im Sommer im See baden (die Stadt Rapperswil baut eine eigens für die Elefanten gedachte Badestelle mit Einund Ausstiegsrampe in den Zürichsee). Das Elefantenhaus mit den Innenstallungen ist das Beste seiner Art in der ganzen Schweiz. Die insgesamt neun Elefantenkühe bewegen sich frei in einer riesigen Halle, die durch Betonpfeiler und verschiedene massive Trennzäune in miteinander verbundene und ständig zugängliche Teilbereiche aufgeteilt ist. So können sich die Tiere sowohl gemeinsam auf grossen, gut eingestreuten Offenflächen aufhalten, als auch sich bei Bedarf aus dem Weg gehen. Die weichen Kunststoffböden in den Gängen und Pflegebereichen sind so gebaut, dass Urin und Wasser von alleine abfliessen. Die Ruhe- und Futterplätze sind dick mit Stroh, Sand und Holzschnipseln (mehrere, unterschiedliche Substrate bieten Wahlfreiheit) eingestreut. In einem eigens eingerichteten Sandbad können die Elefanten nach Lust und Laune Sand anhäufen, darin wühlen, sich wälzen oder im Sand ruhen – ein Angebot, von dem offenbar rege Gebrauch gemacht wird! An den Wänden befinden sich zum Scheuern geeignete Materialien, und an den Decken wie auch am Boden befinden sich diverse Beschäftigungsmöglichkeiten (mit Heu oder Rüben gefüllte Plastiktonnen oder eiserne Gitterquader), welche das Erlangen von Futter erschweren und die Elefanten zum geschickten Einsatz ihres Rüssels animieren. Verhaltensstörungen, wie das bei Elefanten in Gefangenschaft häufige und typische „Weben“ auf den Vorderläufen, treten praktisch gar nicht auf und konnten vor Ort auch nicht beobachtet werden. Die Aussenanlage ist durchschnittlich und mit den anderen Schweizer Elefantenhaltungen in Zürich und Basel vergleichbar: Ein betonierter Graben, ein Unterstand sowie ein Wasserbecken. Für alle neun Tiere ist die Anlage eher klein, wird aber im Sommer nur von sechs Tieren regelmässig genutzt (drei auf Tournee), und im Winter nur, wenn die Witterungs- und Schneeverhältnisse es für ca. eine Stunde ermöglichen. Dieses Jahr soll mit dem Bau des grossen „Elefantenparks“ begonnen werden, der bis 2015 fertiggestellt sein sollte. Auf rund 7000 m2 (und damit der grössten Elefanten-Anlage der Schweiz) werden den neun Kühen und ihrem künftigen Zuchtbullen grosszügigste Ausläufe mit naturnahen Strukturen (Felsen, Asthaufen, Bäumen und Büschen), ein zusätzlicher Bullenstall mit Kral, sowie ein bis zu 3.5 m tiefes, rund um einen Felsen angelegtes Bad zur Verfügung stehen. Die Besucher erhalten über Holzbrücken Einblick in die neue Anlage.
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Übrige Zirkus-Tiere Auch die jeweils auf Tournee mitreisenden Kapuziner-Affen, Zebras, Kamele, Guanakos und Lamas (Neuwelt-Kamele), Haustiere (Ziegen, Schweine) und Papageien werden vorbildlich gehalten. So verfügen bspw. die Affen über einen grosszügigen, geheizten Winterstall mit Kletterbäumen, Seilen, Schaukeln, Boxen und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie einem auch im Winter ständig zugänglichen (und gerne genutzten) Aussengehege. Den Zebras und Kamelen sowie den Neuwelt-Kamelen stehen grosszügige Ausläufe mit verschiedenen Bodensubstraten und Beschäftigungsmaterial (im Winter bspw. alte Weihnachtsbäume zum Knabbern) sowie dick eingestreuten Unterständen als Witterungsschutz zur Verfügung. Die Zebras können sich zudem in einen geheizten Stallwagen zurückziehen. Die Papageien leben in grosszügigen Volieren, die tiergerecht mit Kletter- und Aufbaummöglichkeiten sowie Beschäftigungsmaterial ausgestattet sind. Die Watussi-Rinder teilen sich mit den Giraffen die weitläufige, steppenartige Afrika-Anlage.
Beurteilung aus Tierschutz-Sicht
Aus Tierschutz-Sicht ist auch die Tierhaltung im Winterquartier des Circus Knie vorbildlich. Es stehen die Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund, und es wird kein Aufwand gescheut, um den Tieren das Leben so angenehm und interessant zu machen, wie unter Zoo-/Zirkusbedingungen nur möglich. Neue Erkenntnisse aus der Tiergartenbiologie fliessen laufend in die Tierhaltung ein. Unter solchen Voraussetzungen ist auch die Haltung von Wildtieren im Zirkus aus Tierschutzsicht vertretbar.
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www.nock.ch
Der Circus Nock wurde dieses Jahr in Solothurn besucht. Der Zirkus gastiert mitten in der Stadt auf einer Grünfläche beim Baseltor. Aufgrund der nassen Witterung ist der Boden aufgeweicht und schlammig. Der Auslauf der Kamele und des Zebras verfügt über einen einfachen Unterstand, unter dem dick aufgehäuftes Stroh und Holzschnipsel für trockene Hufe sorgen. Das Stallzelt ermöglicht den Ponys Auslauf auf eingestreuten Paddocks; die Pferde bleiben an diesem Standort allerdings in den Boxen, da die Paddockboxen aus technischen Gründen nicht einzeln installiert werden können und zwei der Pferde sensibel auf nasse Böden reagieren (das nasse Geläuf ist der Hufgesundheit abträglich). Der Zirkus verfügt grundsätzlich aber über Aussenboxen für die Pferde und nutzt diese auch, wann immer es Platz und Witterung erlauben. Gemäss Aussage Circus Nock und Erfahrung des STS aufgrund etlicher Besuche an verschiedensten Standorten gibt es auf der Tournee nur wenige Standorte, wo die Tiere keinen Auslauf nutzen können. An diesen Standorten dürfen sie sich zeitweise auch ausserhalb der Vorführungen in der Manege zur freien Bewegung aufhalten. Der mitgeführte Tierbestand ist derselbe, wie im vergangenen Jahr. Nebst den Friesenwallachen und den Ibererhengsten werden auch ein Zebra, zwei Esel, zwei Kamele sowie Ponys mitgeführt. Eines der Mini-Shetlandponys und die beiden Esel treten ebenfalls in der Manege auf; die übrigen Ponys werden regelmässig beim Ponyreiten für Kinder eingesetzt. Die zwei Kamelstuten und das Zebra teilen sich eine Weide von rund 300 m ² Fläche, in deren Mitte ein offenes Zelt als Schattenplatz und Witterungsschutz aufgestellt ist. Ein zusätzlicher, ständig zugänglicher Rückzugsort und Unterstand (z.B. die Transportwagen) wäre hier wünschenswert. Die Mini-Shetland-Ponys und Esel werden pärchenweise in grossen, sehr gut eingestreuten Doppelboxen gehalten, was positiv zu erwähnen ist – erst recht, da zusätzlich zu diesen Boxen auch Ausläufe zur Verfügung stehen, welche die verfügbare Fläche mehr als verdoppeln. An einigen Standorten geniesst der Zirkus gemäss Zirkusleitung Gastrecht bei Bauern, so dass die Tiere dort auf die Weide können. An anderen Orten, wo es weder logistisch noch finanziell möglich ist, zusätzliche Weideplätze anzumieten, werden die Tiergehege zumindest gut eingestreut. Aus Sicht des Tierschutzes sind die gezeigten Tiernummern unproblematisch und machen einen harmonischen Eindruck. Die Tiere werden nicht überfordert, der Umgang mit ihnen ist ruhig und freundlich, und die Gesten und Kommandos sind ruhig und zurückhaltend.
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Haltung der Tiere im Zirkus-Zoo Kamel- und Zebragehege Tiere
2 Kamelstuten, 1 Zebra. Zustand der Tiere: gut, z.T. hängende Höcker bei den Kamelen aufgrund geringen Fettvorrats oder Bindegewebsschwäche
Stall / Auslauf
Auf einem Platz von etwa 300 m² befinden sich zwei Kamelstuten und ein Zebra. Das alte Zebra tritt nicht mehr in der Show auf. Eine Angliederung an eine Pferdeherde ist gemäss Zirkusleitung aufgrund des Alters und der Art des Tieres problematisch, daher wird das Zebra nicht in direktem Kontakt zu den Pferden und Ponys (aber in denselben Stallungen und mit Sicht- und Stimmkontakt) gehalten. Als Rückzugsort dient ein allseits offenes, aber gut eingestreutes Zeltdach von etwa 24m² (4x6 m) Fläche, sowie der neben der Weide stehende, gut eingestreute Sattelaufleger. Eine grosse Plastikwanne mit Wasser steht den Tieren als Tränke zur Verfügung. Beschäftigungsmaterial in Form von trockenen Ästen ist vorhanden. Die Tiere machen einen gesunden Eindruck: Sie haben sauberes, gepflegtes Fell und sind wohlgenährt und verletzungsfrei. Die teilweise leicht hängenden Höcker der Kamele können ein Anzeichen geringer Fettspeicherung oder einer Bindegewebsschwäche sein, was bei ausserhalb der Wüstenregionen lebenden Hauskamelen nicht selten ist. Die Tiere verhalten sich entspannt bei Annäherung von Menschen ans Gitter.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Die Haltungsbedingungen sind grundsätzlich in Ordnung. Vorgaben der TSchV für Gehegegrössen: 300 m² Auslauf sind gesetzliches Mindestmass für zwei Kamele und ein Zebra. Begrüssenswert ist die Tatsache, dass den Tieren Beschäftigungsmaterial (Äste, Laub) geboten wird und der Boden wegen des nassen Wetters sehr gut eingestreut ist.
Gesetzliche Situation
Gemäss den Mindestanforderungen der TSchV muss der Auslauf für bis zu fünf Zebrastuten 500 m² betragen, oder rund 100 m² pro Tier. Bis drei Kamele benötigen 300 m². Zudem sollten
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Scheuermöglichkeiten oder ein Wälzplatz vorhanden sein und pro Tier (Kamel, Zebra) mindestens 8 m² Platz in einem Innengehege / Stall (in diesem Fall der Transportwagen). Zirkusse müssen allerdings gemäss Art. 95 TSchV diesen Mindestanforderungen nicht voll entsprechen, sofern die räumlichen Verhältnisse an einzelnen Gastspielorten dies nicht zu lassen.
Stallzelt: Pferde, Ponys, Esel Tiere 3 Friesen (zwei Hengste, ein Wallach), 5 PRE (4 Schimmel, 1 Brauner, davon 4 Hengste und ein Wallach); 3 Mini-Shetland-Ponys, 2 Shetland-Ponys, 2 Esel. Die Tiere machen einen guten Eindruck.
Stall
Die Pferde sind in einem langgestreckten Stallzelt untergebracht und stehen in Einzelboxen (Hengste!). Paddockboxen fehlen an diesem Standort aufgrund des schlechten Geläufs, stehen an den meisten Standorten aber zur Verfügung. Durch die Boxengitter ist die Kontaktnahme zu den Nachbarn möglich. Die Ponys sind gruppenweise in grösseren Boxen mit Paddock untergebracht, ebenso die zwei Esel. Sämtliche Boxen sind sehr gut eingestreut und sauber. Die Pferdeboxen messen 3x2.5 m (7.5 m²), die Boxen für die Ponys und Esel jeweils 6x2.5 m (15 m ²). Die Ausläufe der Ponys und Esel sind nochmals so gross wie die Boxenfläche. Sämtlichen Tieren stehen Salzsteine und Wassertränken zur Verfügung. Die Tiere machen einen guten, gesunden Eindruck und verhalten sich ruhig und aufmerksam.
Auslauf Die Boxen der Ponys und Esel werden durch einen permanenten Auslauf vergrössert, indem die Seitenwand 90° nach aussen geklappt wird und so frei zugängliche Aussenbereiche entstehen. Grösse der Ausläufe ca. 15 m² für 3 Ponys resp. 2 Esel. Wahrscheinlich ist die Errichtung dieser Ausläufe aber – wie bei den Pferden – nicht an jedem Standort auf der Tournee möglich. Eine Weide war an diesem Standort nicht vorhanden.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Positiv hervorzuheben sind die permanent zugänglichen Ausläufe (sofern in Betrieb!) und die Boxen mit Paarhaltung bei den Ponys und Eseln. Wichtig ist, dass dieses Konzept (auch bei der Pferdehaltung!) wenn immer möglich beibehalten und möglichst selten den standortbedingten Sachzwängen geopfert wird.
Gesetzliche Situation
Pferde und Ponys gehören zu den domestizierten Tieren. Die Mindestanforderungen der TSchV sind mehr als erfüllt.
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Zirkusvorführung 1. Tiernummer: Wiener Schule und klassische Dressur mit Iberern und Freiheitsdressur mit Iberern und Friesen, präsentiert von Franziska Nock und Paolo Finardi [ drei Friesen, vier Iberer, ein Mini-Shetland-Pony ] F. Nock führt einen iberischen Schimmelhengst am langen Zügel in die Manege und präsentiert mit ihm verschiedene Übungen. Das Pferd ist auf blanke Kandarre gezäumt. Es zeigt in Spanischem Tritt, Trab und Passage verschiedene Figuren. F. Nock bleibt immer dicht an der Flanke des Tieres und gibt kaum merkliche Hilfen durch leichten Zug am langen Zügel oder diskrete Berührungen mit der Gerte. Dann führt ein Assistent das Pferd hinaus, und drei frei laufende Friesen sowie drei Iberer traben in das Zirkuszelt. Die Pferde traben neben- oder hintereinander im Kreis und „Slalom“ und zeigen Volten in verschiedenen Kombinationen. Einer der Iberer trägt einen Maulkorb; dieser Hengst verhält sich bisweilen etwas ungestüm und rempelt die anderen Pferde an. F. Nock verwendet eine lange Peitsche als sehr zurückhaltend eingesetzte Hilfe, um die Pferde in die richtige Richtung zu weisen oder leicht anzutreiben. Dann verlassen die Friesenhengste die Manege, und die drei Iberer laufen im „Slalom“ durcheinander, wobei der Assistent, P. Finardi, eines der Tiere am Zaumzeug führt. Zum Schluss steigen die drei Hengste auf Kommando und verlassen die Manege. Nun trabt ein weisses Mini-Shetlandpony ins Zelt. Es läuft an der langen Longe einige Male um die Manege, eine kurze Strecke auch rückwärts, setzt dann die Vorderläufe auf den Manegenrand, bäumt sich am Schluss auf und sitzt dann in der Manegenmitte ab. Zur Belohnung erhält es ein „Leckerli“ und Streicheleinheiten und darf die Manege dann verlassen. Im dritten Teil der Nummer reitet F. Nock einen braunen Iberer in der Hohen Schule. Die Dressur verläuft sehr harmonisch; die Hilfen mit Hand, Gerte oder Bein sind kaum zu bemerken, das Tier wirkt konzentriert und motiviert und richtet die Ohren nach vorne. Am Schluss steigt das Pferd mit Reiterin und liegt dann sogar ganz behutsam in der Mitte der Manege ab (unterstützt durch leichten Gertenzeig von P. Finardi an den Vorderläufen), und F. Nock steigt aus dem Sattel. Zur Belohnung gibt es ein „Leckerli“ und Streicheleinheiten.
Fazit der Vorführung Peitsche und Gerte werden nur sehr zurückhaltend zur Leitung eingesetzt und touchieren nur sanft Brust, Läufe, Flanke oder Nase der Pferde, wenn überhaupt. Kommandos werden mit ruhiger, für die Zuschauer kaum hörbarer Stimme gegeben. F. Nock hat auch den unruhigen Iberer-Hengst ganz gut im Griff – die Vorführung wird durch seine Kapriolen kaum gestört. Die Dressuren wirken allesamt sehr harmonisch und entspannt. Die Pferde zeigen natürliche Bewegungsabläufe und werden durch die gezeigten Übungen nicht überfordert. Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Nummer.
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2. Tiernummer: Freiheitsdressur mit Kamelen und Eseln; präsentiert von Franziska Nock und Paolo Finardi [ zwei Kamele, zwei Eselwallache ] Die zwei Kamelstuten „Shakira“ und „Fatima“ betreten die Manege. Sie traben mehrere Runden in wechselnder Formation und vollführen Volten, dann stellen sie sich mit den Vorderläufen auf zwei bereitgestellte Podeste. Eines der Kamele erhält während dieses Teils der Übung einige Hilfestellung durch P. Finardi, ist aber im Gegensatz zu letztem Jahr schon deutlich souveräner. Dann traben die beiden Esel in die Manege und werden von F. Nock um die Kamele herum und zwischen ihnen hindurch geleitet. Einer der beiden Esel trägt einen Maulkorb und verhält sich während der ganzen Nummer etwas aufsässig gegenüber seinem Partner, hat auch die Ohren meist angelegt. Als die beiden Esel in der Mitte der Manege abliegen sollen, nutzt dieses Tier dies gerade zum ausgiebigen Wälzen im Sand, während der andere Esel unsicher daneben stehen bleibt. Die Nummer gerät etwas aus dem Konzept, und die beiden Kamele spüren die Unruhe und verlassen ihre Podeste, traben um die Manege. Doch es gelingt F. Nock rasch wieder, die Kontrolle zu erlangen. Der Esel steht auf, und beide Esel folgen den Kamelen in verschiedenen Figuren um die Manege herum. Am Schluss der Vorführung liegen die Kamele ab, und die Esel laufen zwischen ihnen mehrere Achten. Dann dürfen beide Esel in der Mitte der Manege abliegen und sich in der Sägestreu wälzen – eine Gelegenheit, von der auch eines der Kamele zufrieden Gebrauch macht. Dann steigen die Esel mit den Vorderläufen auf den Manegenrand und „verabschieden“ das Publikum, ehe die Tiere die Manege verlassen.
Fazit der Vorführung
Die Tiere sind – bis auf den etwas aufsässigen Eselwallach – während der Vorstellung ausgeglichen und werden durch die Übungen in keiner Weise überfordert. Die Kommandos werden sparsam und zumeist leise eingesetzt; eines der Kamele erhält Hilfestellung, wo nötig. Die Dompteuse und ihr Assistent sind souverän und haben die Tiere mit ruhigen Kommandos und Gesten und einer zurückhaltend geführten Peitsche im Griff. Die Tiere scheinen Freude zu haben an der Arbeit und wirken teilweise fast etwas übermütig. Das Wälzen im Sand zeigt, dass sie sich auch in der Manege wohl fühlen. Die Nummer ist aus Tierschutzsicht in Ordnung.
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Haltung der Tiere im Winterquartier Der Schweizer Tierschutz STS besuchte das Winterquartier des Circus Nock am 5. Februar 2013 und konnte sich vor Ort ein Bild über die Tierhaltung und die täglichen Trainings machen. Das Winterquartier des Circus Nock befindet sich in Öschgen im Fricktal (AG). Zum Zirkuseigenen Tierbestand gehören derzeit acht Pferde (3 Friesen, 5 Andalusier), fünf ShetlandPonys, zwei Esel, ein Zebra und zwei Kamele. Zudem steht die Andalusier-Stute „Baby Jane“ des Dressurreiters Paolo Finardi derzeit mit in den Stallungen des Circus Nock. Die Boxen sind geräumig und gut eingestreut, und es stehen ein grosszügiger Auslauf und eine Kamelweide zur Verfügung.
Pferde, Ponys, Esel, Zebra und Kamele Die Tiere sind in einem Stallgebäude untergebracht, welches direkt an die Trainingshalle anschliesst. Die fünf Hengste und zwei Wallache stehen in Einzelboxen mit Sozialkontakt nebeneinander. Sämtliche Boxen sind gut eingestreut, 12 m² gross und verfügen über Tränken und Salzlecken. Die drei MiniShetlandponys und die beiden Shetland-Ponys (alles Wallache) werden jeweils gemeinsam in zwei Gruppenboxen gehalten. In einer weiteren Gruppenbox befinden sich die zwei Esel-Wallache „Rocky“ und „Rambo“. Das 27jährige Zebra (ein Wallach) - das letzte verbleibende Tier einer Gruppe von ursprünglich vier Zebras - verbringt seinen Lebensabend mit den Pferden, Eseln und Ponys beim Circus Nock. Ein Anschluss an eine neue Zebraherde wäre in diesem hohen Alter zu belastend für das Tier, das im Winterquartier über seine eigene, ca. 30 m³ grosse Box in direkter Nachbarschaft der Ponys verfügt. Eine weitere, besonders grosse Box teilen sich die beiden Kamelstuten „Shakira“ und „Fatima“. Die Tiere können täglich einen direkt an das Stallgebäude anschliessenden, mit Kies-Substrat ausgelegten und ausreichend grossen Auslauf nutzen; die Kamele zusätzlich die jenseits der Strasse liegende Weide (täglich, ausser bei sehr schlechtem Wetter wie leider am Besuchstag der Fall). (Die Überquerung der Überlandstrasse mit den schreckhafteren Pferden hinüber zum Weide-Areal ist zu gefährlich).
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Mit sämtlichen Tieren – auch dem „pensionierten“ Zebra und den nur mit Ausnahme von einem beim Ponyreiten eingesetzten Ponys – wird täglich gearbeitet. So kommt jedes der Tiere für zwei Mal 30-90 Minuten täglich (einmal vormittags, einmal nachmittags) in die Manege und wird körperlich und geistig gefordert. Die Tiere werden durch Franziska Nock, Paolo Finardi und einen Assistenten trainiert. Der Umgang mit den Tieren während des Trainings ist ruhig, geduldig und respektvoll. Kommandos werden mit ruhiger Stimme und klaren Zeichen gegeben, die Peitsche nur zurückhaltend zum Lenken eingesetzt. Nach vollbrachten Übungen werden die Tiere regelmässig mit „Leckerli“ und Streicheleinheiten belohnt. Die Pferde, Esel und Kamele wirken auch während des Trainings entspannt und ausgeglichen; ihre Körpersprache zeigt, dass sie ihren menschlichen Partnern vertrauen.
Beurteilung aus Tierschutz-Sicht
Aus Tierschutz-Sicht eine akzeptable Tierhaltung, die über die Erfüllung der Mindeststandards hinaus geht. Den Tieren stehen geräumige Boxen in Gruppenhaltung zur Verfügung, und auch das alte Zebra kann seinen Lebensabend mit Herdenanschluss verbringen. Empfehlenswert wäre höchstens die Erstellung von Paddockboxen, über welche die Tiere dauernd die Möglichkeit hätten, den Auslauf aufzusuchen (dies wäre ein tierfreundliches Angebot, zumal eine Weide nicht ständig zur Verfügung steht, ist aber gemäss Zirkusleitung aufgrund der räumlichen Begebenheiten derzeit nicht machbar). Mit sämtlichen Tieren wird regelmässig gearbeitet, so dass sie geistig und körperlich gefordert sind. Sämtliche Tiere machen einen guten, gesunden, ausgeglichenen und gepflegten Eindruck. Regelmässiger Auslauf im Freien und teilweise (Kamele) auch auf der Weide wird ermöglicht, und die täglichen Trainings finden in einer ruhigen, respektvollen Atmosphäre statt.
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www.circusroyal.ch
Der Circus Royal wurde dieses Jahr an zwei Standorten besucht, in Bülach (ZH) und in Bern-Bümpliz. An beiden Standorten war die Tierhaltung den Besuchern nicht zugänglich; jedoch konnten in Bülach einzelne Gehege von Fussgängerwegen ausserhalb des Geländes sehr gut eingesehen werden. Dieses Jahr ist der Circus Royal nur mit dem eigenen Tierbestand auf Tournee und hat keine weiteren Tiernummern (2012: Eine stark kritisierte Raubtiernummer) engagiert. In Bülach befinden sich Zelt und Tiergehege auf Wiese und Kiesuntergrund, in Bern-Bümpliz auf Wiese und teilweise auch Asphalt. An beiden Standorten steht den Nandus, Lamas, Ziegen und teilweise auch den Ponys erfreulicherweise ein grosszügiger, stellenweise auch gut eingestreuter Auslauf zur Verfügung. Unverständlich ist, weshalb weitere Tiere (Kamele, Esel, Watussi-Rinder) ohne Auslauf im grossen Stallzelt stehen müssen, während noch viel offenes Gelände als mögliche Weide / Auslauf für diese Tiere ungenutzt bleibt. Die Tierhaltung des Circus Royal hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr erfreulicherweise verbessert. Es stehen nun vermehrt Ausläufe zur Verfügung, und die Boxen und Ausläufe sind gut eingestreut. Eine Verbesserung der Tierhaltung konnte vor allem bei den Rhesusaffen bemerkt werden, deren Auslauf nun deutlich interessanter strukturiert ist.
Haltung der Tiere im Zirkus-Zoo Freilaufgehege für Lamas, Ziegen und Nandus Tiere 4 Lamas, 4 Ziegen, davon 3 Walliser Schwarzhalsziegen, 3 Nandus (nur in Bern-Bümpliz: 1 Haflinger-Pferd)
Stall / Auslauf Ein Auslauf von über 1000 m2 Fläche auf Gras und Kies steht den Tieren zur freien Verfügung, daran anschliessend als Rückzugsort ein grosser, tief mit Stroh eingestreuter Anhänger. Als Sonnen- resp. Witterungsschutz im Freien dient zudem ein Stallzelt, das auf der Weide aufgestellt ist und unter dem ebenfalls Stroh aufgeschüttet ist. Die Tiere nutzen diesen Ruheplatz offenbar gerne. Den Anhänger erreichen die Tiere über eine Rampe, die seitlich mit behelfsmässig montierten Gittern als Auffangvorrichtung „gesichert“ ist. Ein Becken mit Wasser aufgestellt ist und unter dem ebenfalls Stroh aufgeschüttet ist. Die Tiere nutzen diesen
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Ruheplatz offenbar gerne. Den Anhänger erreichen die Tiere über eine Rampe, die seitlich mit behelfsmässig montierten Gittern als Auffangvorrichtung „gesichert“ ist. Ein Becken mit Wasser steht zur Verfügung, und die Tiere machen einen gesunden Eindruck. Eine der Ziegen hat am Ohr eine verheilte Verletzung (fehlender Teil der Ohrpinna, evtl. durch Ausreissen einer Ohrmarke entstanden). In Bern-Bümpliz ist direkt neben dem grossen Auslauf eine Weide von ca. 30 m2 für die Ponys abgezäunt.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Gute Freilauf- und Gruppenhaltung mit Weide- und Rückzugsmöglichkeiten. Zu bemängeln ist einzig das fehlende Sandbad bei den Nandus und die unsachgemässe Montage der Auffangvorrichtungen an der Rampe des Anhängers. Solche behelfsmässigen Vorrichtungen stellen beim Verladen und Transportieren der Tiere eine beträchtliche Verletzungsgefahr dar!
Gesetzliche Situation Gemäss Tierschutzverordnung vorgeschrieben sind für die Haltung von Lamas: 250 m 2 Auslauf für eine Gruppe von bis zu 6 Tieren, zudem 2 m 2 Unterstand pro Tier. Für die Haltung von Nandus vorgeschrieben sind: 500 m2 Auslauf für eine Gruppe von bis zu 6 Tieren, zudem 4 m 2 Unterstand pro Tier und ein Sandbad. (Sand- oder Kieselsteine werden nicht nur für die Gefiederpflege, sondern auch als Verdauungshilfe benötigt)! Ziegen: Ziegen gehören zu den domestizierten Tieren. Die Mindestanforderungen der TSchV sind mehr als erfüllt. Wünschenswert für eine wirklich gute Ziegenhaltung wären allerdings Kletter- und hochgelegene Liegemöglichkeiten (z.B. auf einem Heuballen). Die Mindestanforderungen an die Haltung dieser Tierarten wurden mit den an beiden Standorten angetroffenen Haltungsbedingungen zumeist mehr als erfüllt – allerdings mit einer wichtigen Ausnahme: Den Nandus fehlte an beiden Standorten das eigentlich vorgeschriebene Sandbad. Zirkusse dürfen gemäss Art. 95 TSchV die Mindestmasse unterschreiten, sofern die räumlichen Verhältnisse an einzelnen Gastspielorten deren Einhaltung nicht zulassen.
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Stallzelt für Grossesel, Watussi-Rinder, Ponys und Kamele Tiere 1 Gross-Esel, 5 Watussi-Rinder (1 Stier, 1 Kalb, 3 Kühe), 7 Kamele (davon 1 Fohlen) 2 Ponys, 1 Haflinger-Pferd
Stall / Auslauf Die Tiere werden in einem grossen Stallzelt in Boxen gehalten, die durch einen Mittelgang getrennt werden. Ein zusätzlicher Auslauf steht nicht zur Verfügung, jedoch sind die Boxen geräumig (ca. 20-60 m2, je nach Anzahl und Grösse Tiere) und sehr gut eingestreut. Der Grundriss der Boxen und ihre niedrigen Trenngitter ermöglichen den Herdentieren Sozialkontakt auch mit benachbart stehenden Tieren. Am Standort Bern-Bümpliz stand den Pferdeartigen ein kleiner Weideauslauf zur Verfügung, der jedoch – wohl aufgrund schlechten Geläufs – nicht genutzt wurde. Wie oft auch den Tieren im Stallzelt zusätzliche Ausläufe zur Verfügung stehen, ist nicht bekannt. Die Watussi-Rinder und Kamele standen jedenfalls bei beiden Kontrollbesuchen ohne Auslauf im Stallzelt. (An einzelnen anderen Standorten geniessen zumindest die Watussi-Rinder ebenfalls Auslauf). Eine Haltung mit permanentem Weidegang wäre an möglichst allen Standorten wünschenswert.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Akzeptabel. Die Mindestvorschriften der TSchV werden in Bezug auf die Stallhaltung mehr als erfüllt. Häufigerer Weidegang ist anzustreben.
Gesetzliche Situation Kamele: Die Haltung bestand vor dem 1.9.2008, daher gilt die alte TSchV und eine 10-jährige Übergangsfrist. Alte TSchV: Fläche 300 m² für bis zu 3 adulte Tiere mit Nachwuchs. Innengehege: 8 m² pro Tier. Trennmöglichkeiten für Männchen Die Ställe sind als Innengehege konzipiert und für diesen Zweck ausreichend gross. Es fehlt allerdings der geforderte Auslauf von > 300 m². Der Auslauf allein für 2 adulte Tiere (ggf. mit Nachwuchs) müsste 300 m² messen. Zirkusse dürfen aber gemäss TSchV an einzelnen (!) Gastspielorten die Mindestmasse unterschreiten, wenn es die räumlichen Verhältnisse nicht anders zulassen. Allerdings wurden die Kamele des Circus Royal bei beiden Kontrollen vor Ort im Stall, ohne Auslauf, angetroffen.
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Pferde, Rinder: Diese gehören zu den domestizierten Tieren. Die Mindestanforderungen der TSchV sind mehr als erfüllt. Für eine gute Haltung erstrebenswert wäre möglichst regelmässiger Weidegang.
Rhesus-Affen Tiere
5 Rhesus-Affen (2 adulte Weibchen und 3 juvenile Tiere).
Stall / Auslauf Die Affen werden in einem Wagen mit angeschlossenem Freigehege gehalten. Der Wagen hat eine Grundfläche von ca. 20 m2 bei einer Höhe von 3 m; der Auslauf eine Fläche von ca. 49 m2 bei einer Kletterhöhe von 3 m. Das Aussengehege ist über eine einzelne Klappe am Wagen ständig zugänglich. Der Wagen, auf drei Seiten geschlossen und vorne mit Gittern und Plexiglas verschlossen, bietet Schutz vor Sonne und Witterung. Er ist dick mit Stroh eingestreut und enthält einige Stricke, Strickleitern und Äste als Einrichtung. Der Auslauf ist deutlich besser strukturiert, als noch im Vorjahr: Er enthält ein eigentliches Klettergerüst aus zusammenmontierten Ästen nebst mehreren Kletterseilen. Der Untergrund besteht in Bülach aus (stark abgeweidetem) Gras, in Bern-Bümpliz aus Beton (eingestreut). Die Tiere werden durch am Boden ausgestreute Reiskörner und das Zupfen von Gräsern zur Futtersuche animiert. Auch die Passanten boten in Bülach Abwechslung – interessierten sich doch die Affen mindestens ebenso für die zweibeinigen Primaten vor dem Gehege, als umgekehrt! Eines der Tiere hat kahle Stellen im Fell, deren Ursache nicht bekannt ist. Es macht jedoch einen munteren und interessierten Eindruck.
Beurteilung aus Tierschutzsicht
Die Gehege-Einrichtung ist besser, als im Vorjahr. Die Zusammensetzung der Gruppe ist allerdings nicht arttypisch: Es fehlen adulte Männchen. Somit kommt es zwar sicher zu weniger sozialen Konflikten, doch das volle, natürliche Sozialverhalten wird durch eine reine Weibchenund Jungtierhaltung nicht ermöglicht. Weiterhin fehlen die (gesetzlich vorgeschriebenen) Sichtblenden, die im Streitfall ein Ausweichen der unterlegenen Tiere ermöglichen würden. Problematisch sein kann zudem der Umstand, dass das Aussengehege nur über einen einzigen Durchgang betreten werden kann. Ein dominantes Tier könnte diesen in Konfliktsituationen „monopolisieren“ und so den Bewegungsspielraum des unterlegenen Tieres stark einschränken.
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Solange die Gruppe friedlich ist und es kein grosses Ranggefälle gibt, mag ein solches Gehege funktionieren. Sinnvoll wären allerdings zwei Durchgänge (und die vorgeschriebenen Sichtblenden). Positiv zu bewerten ist die verbesserte Beschäftigung der Tiere durch Kletterstrukturen und Futter-Beschäftigung. Da die intelligenten Tiere aber nicht in der Vorstellung auftreten und dementsprechend nicht „arbeiten“ müssen, können sie nicht genug beschäftigt und bei Laune gehalten werden! Was nicht beurteilt werden kann ist, ob und wie oft die Affen durch neue, abwechslungsreiche Spielobjekte zum Explorieren angeregt werden. Die Vorschläge aus dem letzten Jahr behalten daher ihre Gültigkeit: Den Affen müssten, besonders im Aussengehege, mittels Naturästen, frischen Zweigen, Schaukeln, Sitzbrettern, aufgehängten Reifen, allenfalls einem Planschbecken im Sommer, Wühlkisten (mit Laub, Stroh, Holzschnitzeln etc.), verstecktem Futter u.a. Enrichment-Elementen mehr Anregungen geboten werden, so dass sie den Raum affentypisch nutzen können, und es müssen ihnen Sichtblenden und Rückzugsgelegenheiten geboten werden. Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum der Circus Royal überhaupt Affen auf die Tournee mitnimmt, da sie im Programm ja keine Rolle spielen.
Gesetzliche Situation
Für fünf Makaken vorgeschrieben ist sowohl beim Innen- wie auch beim Aussengehege je eine Grundfläche von mind. 15 m2 bei einem Käfigvolumen von 45 m3. Die Tiere benötigen Rückzugsmöglichkeiten im Gehege, Sichtblenden, Klettermöglichkeiten und sollten durch regelmässiges „behavioural enrichment“ (Verhaltensanreicherung) im Gehege beschäftigt werden. Die Mindestvorschriften in Bezug auf die Käfiggrössen werden bei der angetroffenen Tierhaltung gut erfüllt.
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Zirkusvorführung 1. Tiernummer: Watussi-Rinder, Haflinger, Esel, Lamas und Nandus, präsentiert von O. Skreinig [ 4 Watussi-Rinder (inkl. 1 Stier); 2 Haflinger-Pferde; 1 Esel; 2 Lamas; 3 Nandus ] Die übliche, längst eingespielte Nummer der Vorjahre, diesmal einfach mit zwei, statt nur einem Haflinger-Pferd: Die Watussi-Rinder betreten die Manege, gehen darin eine Runde, stellen sich dann mit den Vorderläufen auf bereitgestellte Podeste und bleiben dort während der restlichen Vorführung. Mit stark abgewandtem Kopf und teilweise eingekniffenem Schwanz zeigen mehrere Tiere andauerndes Vermeidungsverhalten. Sobald die Rinder auf den Podesten stehen, erhalten sie eine Belohnung und beruhigen sich danach sichtlich, bis sie am Schluss der Nummer nochmals eine Runde drehen müssen. Auffällig ist die teilweise starke Vernarbung der Flanken der Tiere, deren Ursache unbekannt ist. Nun drehen die zwei Haflinger-Pferde mehrere Runden um die stehenden Rinder, ehe sie sich zwischen ihnen aufstellen und eine Belohnung in Form eines „Leckerli“ erhalten. Die Pferde wirken entspannt, sind korrekt ausgebunden und wälzen sich am Manegenboden. Dieselbe Übung wird nach den Pferden mit dem Esel wiederholt. Dieser wirkt eher wieder etwas gestresst, legt die Ohren während des ganzen Auftritts zurück. Anschliessend betreten die drei Nandus die Manege. O. Skreinig treibt sie durch leichte Berührung mit der Hand am Steiss an, und die Laufvögel absolvieren eine Runde um die Manege, ehe sie diese wieder verlassen. Zum Schluss der Vorführung laufen zwei Lamas drei Galopprunden um die Manege, wobei sie mehrmals über zwei ca. 70 cm hohe Hürden springen. Dann verlassen sie die Manege, gefolgt zum Schluss von den Watussi-Rindern.
Fazit der Vorführung Problemlose Vorführung. Die Tiere werden bei dieser Nummer nicht einmal besonders gefordert. (Einige Runden in der Manege zu laufen, ist v.a. bei den Nandus kaum mehr als „Arbeit in der Manege“ zu bezeichnen)! Es stellt sich vielmehr die Frage, ob die Tiere (v.a. die Pferde, Esel) durch diese Arbeit in der Manege überhaupt noch ausreichend beschäftigt werden!
2. Tiernummer: Freiheitsdressur mit baktrischen Kamelen, präsentiert von U. Strasser [ sechs Kamele ] Zumindest in Bülach wirkte die Nummer deutlich ruhiger als letztes Jahr. Die Kamele umrunden die Manege in verschiedenen Formationen und mit Richtungswechseln, drehen sich um die eigene Achse und kommen dann in der Mitte zusammen, um vom Dompteur eine Belohnung entgegen zu nehmen. U. Strasser hat die Tiere offensichtlich besser im Griff, als O. Skreinig vergangenes Jahr. Beim gegenläufigen Traben von je drei Tieren wird am Halfter eines der vorauslaufenden Tiere Hilfestellung geleistet. Die Peitsche und Kommandos werden massvoll eingesetzt. In Bern-Bümpliz gerät diese Vorstellung etwas ausser Kontrolle; wie schon im letzten
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Jahr laufen die Tiere mehrfach aufeinander auf, werden angetrieben, wissen zugleich aber nicht mehr, was von ihnen erwartet wird.
Fazit der Vorführung
Aus Tierschutzsicht unproblematisch. Die Nummer dürfte mit weniger Tieren besser funktionieren; die Manege wirkt etwas übervoll. Teilweise wissen die Tiere mit den Kommandos wenig anzufangen, was leicht zu „Stress“ führen kann. Positiv zu erwähnen ist der Umstand, dass jedes der Tiere mindestens einmal mit etwas Futter belohnt wurde.
Haltung der Tiere im Winterquartier Auf die schriftliche Anfrage des Schweizer Tierschutz STS beim Circus Royal, ob es möglich wäre, das Winterquartier und die dortige Tierhaltung anlässlich eines angemeldeten Besuchs zu besichtigen, erhielt der STS leider keine Antwort. Dies im Unterschied zu den Zirkussen Knie und Nock, deren Winterquartiere der STS auf Anfrage hin problemlos besichtigen durfte, und zu den Zirkussen GO, Stey und Harlekin, die gemäss Eigendeklaration keine Tiere im Winterquartier halten.
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www.circus-go.ch
Der Zirkus Gasser-Olympia (GO) wurde am 14. Mai in Gelterkinden (BL) besucht. Leider musste jedoch die als einzige Tiernummer engagierte Katzennummer von „Miss Nadja“ abgesagt werden, da die Katzen bei der Anreise wegen ausstehender Bluttests an der Grenze zurückgewiesen wurden. Diese Tiernummer wird also frühestens Ende Mai bei GO zu sehen sein. Der Schweizer Tierschutz STS wird den Zirkus zu einem späteren Zeitpunkt nochmals besuchen und den Bericht zum Zirkus GO online ergänzen.
Anmerkung zum Winterquartier Der Circus GO unterhält kein Winterquartier mit Tieren. Gemäss Auskunft von Herrn Gasser sind die zirkuseigenen Pferde im Winter jeweils in Deutschland bei einem Weih-nachtszirkus engagiert.
Weihnachtsshow Die Weihnachtsshow des Circus GO wurde am 15. Dezember in Solothurn besucht. Eine Tierhaltung konnte nicht beurteilt werden, da sämtliche in der Show gezeigten Tiere in Wohnmobilen transportiert werden. Sämtliche Vorführungen finden nicht in der klassischen Manege, sondern auf einer Bühne im Zelt statt.
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Zirkusvorführung Greta`s Hunderevue [ drei Zwergpudel (1 braun, 1 weiss, 1 weisses Jungtier) ] Die Litauerin „Greta“ betritt die Bühne mit ihren drei Zwergpudeln, von denen einer noch ein Jungtier (ca. halbwüchsig) ist. Die Show besteht aus verschiedenen Elementen des „Dog Dance“, bspw. Sprüngen durch die einen „Reifen“ formenden Arme der Hundetrainerin, Männchen machen, Hüpfen auf den Hinterläufen, Slalom um die Beine der Trainerin, Sprünge durch Reifen, Sprung vom Boden in die Arme der Trainerin etc., verlangt aber keine die Hunde physisch überfordernden Bewegungen. Die Übungen werden hauptsächlich von den ausgewachsenen Tieren vorgeführt, während das Jungtier in einem Spielzeug-Kinderwagen sitzt und wartet und erst zum Schluss der Vorführung noch einzelne erste Tricks zeigen soll. Während jeweils ein Hund seine Übungen absolviert, wartet der andere auf einem bereitstehenden Podest oder läuft frei über die Bühne. Die Pudel verhalten sich rassegemäss hyperaktiv, und nicht jedes Kommando der Trainerin kommt bei ihnen an. Sie wirken übermütig und verspielt, zeigen teilweise aber auch Anzeichen von Stress. Die Hunde lassen sich leicht ablenken, rennen hintereinander her, bellen viel, wedeln ständig schnell und aufgeregt. Einzelne Übersprungshandlungen wie Schütteln nach einer Übung, Lecken der Genitalien und Strecken des Vorderkörpers konnten beobachtet werden. Einer der Pudel musste sich gleich zu Beginn der Vorstellung auf dem Podest erleichtern.
Fazit der Vorführung Aus Tierschutzsicht grundsätzlich unproblematisch, insbesondere da es sich beim Pudel um eine sehr bewegungsfreudige, lernfähige und aktive Rasse handelt, die für „Dogdance“ prädestiniert ist. Die Tiere zeigen zwar gewisse Stressanzeichen wie Schütteln, Gähnen oder Kratzen; dies kann jedoch noch als positiver Stress betrachtet werden – die Hunde sind beschäftigt, leisten etwas und werden dafür belohnt. Wie oft die Tiere ausserhalb der Vorstellungen ausgeführt und trainiert werden, kann nicht eruiert werden. Grundsätzlich dürften Zwergpudel aber durchaus mit einem Leben auf Tournee, im Wohnwagen, klar kommen, sofern sie genügend Auslauf und Beschäftigung erhalten. Dass ein Junghund in der Prägungsphase (grösstenteils noch passiv) an den Auftritten teilnimmt, ist unproblematisch, solange das Tier nicht verängstigt reagiert und sich so positiv an die spätere Arbeit in der Manege gewöhnen kann. Zu bemängeln ist einzig der Umstand, dass sich die Hunde vor dem Auftritt offenbar nicht mehr erleichtern konnten. Der Pudel „wusste“ seinem Verhalten nach (mehrmaliges Zurückkehren zum Podest und Schnüffeln an seinem eigenen Kot), dass er etwas „Falsches“ gemacht hatte, konnte darauf aber nicht angepasst reagieren und war dadurch vermutlich zusätzlich gestresst. Es ist grundsätzlich darauf zu achten, dass die Tiere bereits versäubert in die Manege kommen.
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Greta`s Katzenshow [ fünf Hauskatzen ] Erneut betritt „Greta“ die Manege, diesmal mit einer Hauskatze im Arm. Es stehen zwei Balancier-Gerüste sowie ein fast 3 m hoher „Hochsitz“ auf einer Holzstange bereit. Die Katze wird auf den Boden gesetzt und klettert auf Fingerzeig auf den Hochsitz, wo sie während praktisch der ganzen restlichen Show wartet. Ein Assistent bringt nun eine weitere Katze herein. Es fällt auf, dass die Tiere nicht korrekt getragen werden, sondern lediglich mit einer Hand unter dem Brustkorb / hinter den Vorderläufen angehoben werden, so dass Bauch und Hinterläufe herabhängen. Der Assistent „wirft“ die Katzen bei der Übergabe förmlich in die Arme der Trainerin und nimmt ebenso alle Tiere entgegen, die ihren Teil der Übungen absolviert haben. In der Folge müssen insgesamt fünf verschiedene Katzen verschiedene Balancier- und Sprungübungen vorführen. Sie wurden offenbar auf den Finger als „Target“ konditioniert, denn sie laufen bei den meisten Übungen hinter dem vorgehaltenen Finger der Trainerin her. Der eine Balancierbalken ist eine einfache, schmale Holzlatte, über welche die Katzen hin- und herlaufen. Der andere Balken ist mit mehreren Tellern auf vertikalen Ständern versehen, und die Katzen laufen entweder Slalom dazwischen, von Teller zu Teller, oder springen auf die Teller, dann runter, dann auf den nächsten Teller, wieder runter, wieder rauf usw. Eine Katze „hangelt“ sich gar kopfüber unter dem Balancierbalken entlang. Mehrere Tiere springen auf Kommando vom Boden in die Arme der Trainerin, und am Schluss der Vorführung springt das erste Tier, welches die ganze Zeit über auf seinem Hochsitz gewartet hat, fast 3 m weit auf ein bereitgehaltenes Kissen in die Arme von „Greta“.
Fazit der Vorführung Die Vorführung verlangt den Katzen keine sie physisch überfordernden Bewegungsabläufe ab. Auch wirken die Tiere nicht eingeschüchtert, es sind keine Anzeichen von Angst wie aufgerissene Augen, angelegte Ohren oder gesträubtes Fell zu beobachten. Allerdings zeigen die Katzen mehrfach Übersprungshandlungen wie Putzen oder Schnuppern am Boden (evtl. Zeichen für psychische Überforderung). Belohnt werden die Tiere mehrfach mit „Leckerli“. Die gesamte Vorführung macht einen eher hastigen Eindruck. Die jungen Katzen werden eine nach der anderen hereingebracht, absolvieren ein, zwei Übungen in hohem Tempo (rennen statt gehen über die Balancierbalken) und werden dann wieder dem wartenden Assistenten gereicht und heraus gebracht. Wenn die Katzen nicht sofort die gewünschte Übung zeigen, packt sie die Trainerin und setzt sie auf den Balken oder „schubst“ sie in die gewünschte Richtung. Jenes Tier, welches mehrmals hintereinander zwischen den Tellern auf dem Balancierbalken rauf und runter springen musste (und dies in hohem Tempo), kam dabei ins Keuchen und dürfte die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit einer Katze (geschweige denn in einer Manege) erreicht haben. Die gezeigte Tiernummer ist aus Tierschutzsicht grundsätzlich in Ordnung; zeigt sie doch schön auf, dass auch mit normalen Hauskatzen bei richtigem Training (operationelle Konditionierung durch positive Verstärkung) in der Manege gearbeitet werden kann und dafür nicht Tiger oder Löwen herhalten müssten. Allerdings dürfte der Umgang der Assistenten mit den Katzen sorgsamer sein (richtiges Tragen). Da Katzen schwieriger zu dressieren sind als Hunde,
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frustrationsanfälliger und schreckhafter, ist beim Einstudieren einer Katzennummer besonders viel Geduld und Rücksichtnahme erforderlich, und Hektik ist fehl am Platz. Sehr fraglich ist, ob fünf Katzen im Rahmen einer Zirkustournee (bzw. der An- und Rückreise Litauen-Schweiz) in einem Wohnwagen tiergerecht gehalten werden können. Für fünf Katzen wären gemäss Tierschutzverordnung (TSchV) eine Grundfläche von 8.7 m² und eine Mindesthöhe der Haltungseinheit von 2.0 m notwendig. Sie müssen mindestens Sichtkontakt zu anderen Katzen und, bei Boxenhaltung, täglich die Möglichkeit zum Auslauf haben. Um für das Wohlbefinden der Tiere und eine angemessene Hygiene zu garantieren, sind mehr Katzenkistchen als Tiere notwendig (Faustregel: n+1 Kistchen); zudem sollten Futterschalen, Wassernäpfe und Katzenkistchen jeweils nicht nebeneinander stehen, und jedes Tier sollte mindestens eine Rückzugsmöglichkeit haben (besser: mehr Rückzugsmöglichkeiten als Tiere). Gemäss Zirkusleitung wurde der Dompteurin ein Wohnwagen speziell für die Katzen zur Verfügung gestellt.
Python als Fotosujet und Streicheltier Im Rahmen einer Bauchtanz-Show sowie als Fotosujet und Streicheltier in der Pause präsentiert „Greta“ einen um ihren Körper gewundenen Python. Der Umgang mit dem Tier ist behutsam, Kinder berühren die Schlange nur unter Aufsicht. Der „Auftritt“ des Tiers in der Pause in dem ziemlich gut beheizten Zelt beschränkt sich auf etwa 10 Minuten. Dennoch dürften die winterlichen Temperaturen für die Schlange unangenehm sein, und es stellt sich die Frage, in wie weit ein solches Tier in einem Wohnmobil artgerecht gehalten werden kann. Eine Schlange von der Grösse des gezeigten Tiers (rund 2 m) benötigt ein Terrarium von mehreren Quadratmetern Grundfläche, Klettermöglichkeiten, ein Bassin, Spostrahler, die für verschiedene Temperaturbereiche im Terrarium sorgen, geeigneten Untergrund, Versteckmöglichkeiten und Häutungshilfen – und darf während der Häutungsphasen keinesfalls gestört werden.
Bild: Circus GO ( www.circus-go.ch )
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www.circusharlekin.ch
Der Circus Harlekin tourt alljährlich im Kanton Bern und in Teilen des Mittellandes. Besichtigt wurde er dieses Jahr in Schüpbach im Emmental (BE). Zirkuszelt und Tross stehen auf Gras; den Kamelen, Pferden und Ziegen werden sehr grosse Ausläufe und Weiden geboten. Grundsätzlich werden die Tiere in diesem Zirkus gut bis sehr gut gehalten, und die Tiervorführungen mit den zirkuseigenen Haus- und Nutztieren sowie mit den aus Schweden stammenden, gut ausgebildeten Kamelen sind unproblematisch. Etwas fragwürdig war dieses Jahr aber eine engagierte, ausländische Tiernummer mit einer Ratte und einer Katze. Die Tiere machen einen sehr guten und gepflegten Eindruck. Die vier Kamele und die beiden Araber gehören einem schwedischen Circus „Olympia“. Dieser Zirkus verfügt in Schweden über eine grosse Kamelfarm und stellt dem Circus Harlekin seit mehreren Jahren jeweils einige seiner Tiere für die Tournee zur Verfügung. Die Kamele sind gesund und sehen sehr gepflegt aus; bis auf ein Tier haben alle auch aufrecht stehende Höcker. Die Tiere verhalten sich aufmerksam und traben gar temperamentvoll auf der Weide herum. Stereotypes Verhalten konnte nicht beobachtet werden. Die dem Zirkus eigenen Esel, Maultiere und das Pony verbringen den Sommer auf Alpweiden im Berner Jura oder Oberland. Während der Tournee stehen ihnen nebst den Weide-Ausläufen (an den meisten Standorten) immer geräumige, gut eingestreute und mit Wasser, Heu und Salzlecken ausgestattete Doppelboxen zur Verfügung. Als weiterer Rückzugsort und Witterungsschutz dienen die gut eingestreuten Transporter, die offenstehen und über eine Rampe zugänglich sind. Die beiden Ziegenböcke und das Lama gehören gemäss Auskunft der Stallmeisterin dem Dompteur und Betriebsleiter des Circus Royal, Urs Strasser, und verbringen den Winter in dessen privaten Stallungen in der Ostschweiz, wo das Lama offenbar Anschluss an Artgenossen hat. Die Esel, Maultiere und Ponys werden erfreulicherweise in der Herde gehalten. Zu bemängeln war lediglich die Einzelhaltung eines Lama-Hengstes. Der Circus Harlekin hat dieses Jahr drei Tiernummern im Programm: „Nicole“ präsentiert eine Freiheitsdressur mit Kamelen und Pferden, die ausgebildete Tierpflegerin „Susanne“ eine Nummer mit Ziegen und einem Lama. Ein russisches Clown-Duo führt zudem eine Show mit einer Hauskatze und einer Farbratte vor, und auch ein Yorkshire-Terrier hat einen kurzen Auftritt in der Manege. Wie diese Haustiere in den Wohnwagen gehalten werden (und ob die Ratte – wie unbedingt notwendig – auch zusammen mit Artgenossen leben darf) ist uns nicht bekannt. Gemäss Zirkusleitung gibt es auf der Tournee nur zwei Standorte, an denen den Tieren kein Auslauf geboten werden kann. An allen übrigen Plätzen werde den Tieren der grösstmögliche Auslauf gewährt.
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Haltung der Tiere im Zirkus-Zoo Kamele, Araber-Pferde Tiere
4 Kamele (Wallache), 2 braune Araber (Wallache). Zustand der Tiere: gut und gepflegt. Nur ein Kamel mit einem Hängehöcker. Eines der Kamele wird nach der Vorstellung beim Kamelreiten für Kinder in der Manege eingesetzt.
Stall / Auslauf Die Tiere befinden sich auf einer grossflächigen Weide von gegen 800 m2 Fläche. Als Unterstand und Witterungsschutz dient ein allseits offenes Stallzelt von ca. 60 m2 Fläche, unter welchem der Boden gut eingestreut ist. Zudem können sich die Tiere in den offenstehenden Transportwagen (ebenfalls eingestreut) zurückziehen. In dem Stallzelt befinden sich auch Tränken, Futterkübel mit Heu, sowie Salzlecken.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Den Kamelen steht eine grosse Weide zur Verfügung, wo sie auch traben oder sich am Boden wälzen können. Unter dem Stallzelt finden sie Schutz vor der Sonne oder Witterung. Das Gehege ist gross genug, dass sich die Tiere bei Bedarf vor den Besuchern zurückziehen können. Unter dem Stallzelt ist der Boden gut eingestreut und trocken. Auch der Aufleger steht als Unterstand ständig zur Verfügung. Eine aus Tierschutzsicht und für Zirkusbedingungen sehr gute Haltung dieser Tiere.
Gesetzliche Situation Die gesetzlichen Vorschriften werden mit dieser Haltung deutlich übertroffen. Für 4 erwachsene Kamele sind gemäss TSchV 350 m 2 Auslauf vorgeschrieben (100 m2 pro Tier für die ersten drei Tiere, 50 m2 für jedes weitere Tier), sowie Unterstände von mindestens 8 m 2 pro Tier. Die Haltungsvorschriften für Pferde sind mit der angetroffenen Haltung mehr als erfüllt: Bei einer Weide-Haltung werden pro Tier 150 m2 Fläche empfohlen.
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Stallzelt: Lama, Ziegen, Freiberger-Pferd, Zwerg-Maultier, Esel und Pony Tiere 1 Lama (Hengst), 2 kastrierte Ziegenböcke, ein Zwerg-Maultier (Stute), 1 Esel, 1 American Shetland-Pony (Stute), 1 Freiberger-Wallach
Stall / Auslauf Das Lama und die beiden Ziegen teilen sich eine Box und den Auslauf. Die Box befindet sich unter dem Stallzelt, gleich neben den Pferdeboxen, und ist gut eingestreut. Ein Stapel Holzpaletten dient als behelfsmässig erhöhter Liegeplatz für die Ziegen (jedoch hat darauf jeweils nur ein Tier Platz…). Wasser, Heu und Salzlecken sind vorhanden, ausserdem frische Äste und Zweige als Beschäftigung. Die Fläche der Box beträgt rund 15 m 2, diejenige des Auslaufes ca. 80 m 2. Den Tieren ist es offensichtlich wohl: Das Lama wälzt sich ausgiebig am Boden, die beiden Ziegenböcke fechten spielerische Hornkämpfe aus. Menschen gegenüber verhalten sie sich aufgeschlossen, ausgeglichen und neugierig. Alle drei Tiere sehen sehr gepflegt aus und sind in gutem Gesundheitszustand. Das Pferd, der Esel, das Pony und das Zwerg-Maultier teilen sich eine weitläufige Weide von gegen 1000 m2 Fläche, sowie eine in zwei Kompartimente unterteilte Gruppenbox unter dem Stallzelt. Von der Weide aus ist zudem der Pferdetransporter als weiterer Unterstand zugänglich. Transporter und Boxen sind gut eingestreut. Ein Teil der Gruppenbox ist aufgrund der Stellung der Boxenwände nur für die kleineren Pferde (Pony, Esel und Zwerg-Maultier) erreichbar. Dieser Teil der Box hat eine Grundfläche von etwa 9 m2, der
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auch für das Pferd zugängliche Bereich von 15 m 2. In den Boxen steht Stroh zur Verfügung, und es sind Salzlecken an den Wänden angebracht. Wasser ist ebenfalls vorhanden. Die Boxen sind mit Name und Rasse der Tiere beschriftet.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht Gute Haltung der Pferdeartigen und Ziegen; die Lama-Haltung ist jedoch zu verbessern (gemäss Stallmeisterin sei das Lama mit den Ziegen sozialisiert und fühle sich mit diesen Tieren in der Gruppe wohl). Allen Tieren stehen grossflächige Ausläufe mit Herdenanschluss zur Verfügung. Die Boxen sind gut eingestreut und ermöglichen den Tieren, sich bei Bedarf vor der Witterung oder den Besuchern zurückzuziehen und im Stroh abzuliegen. Wasser steht ständig zur Verfügung. Für die Ziegen wird das Mögliche getan, um ihnen Klettermöglichkeiten und erhöhte Liegeplätze zu bieten. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn beiden Tieren gleichzeitig solche Liegeplätze zur Verfügung stünden. Positiv zu erwähnen ist das Vorhandensein von Knabbermaterial (frische Zweige) für die Ziegen und das Lama. Lamas sind Herdentiere. Erwachsene Hengste gehen zwar nicht so enge soziale Bindungen ein wie die Stuten, und können – oder müssen (je nach Charakter) – sogar getrennt gehalten werden. Jedoch benötigen sie auch dann gemäss TSchV Sicht- und, wenn möglich, Geruchs- und Stimmkontakt zu (weiblichen) Artgenossen. Der an die Weide angrenzende Transporter bietet für die Pferde eine zusätzliche Rückzugsmöglichkeit; die Weide ist grossflächig und die Gruppenhaltung mit dem „Schutzraum“ für die kleineren Tiere vorbildlich. Alles in Allem eine durchaus gute Tierhaltung.
Gesetzliche Situation Mindestanforderung TSchV: Auf Weide mit direktem Anschluss an eine Box muss pro Kleinpferd / Pony je nach Widerristhöhe eine Fläche von 12-14 m 2 vorhanden sein, für ein Pferd 16-24 m2; die Boxenfläche muss 5.5 (Ponys) resp. 9 m 2 (Freiberger-Pferd) betragen; die Gesamtfläche der Box also rund 20 m 2 betragen. Die Mindestvorschriften der TSchV werden mit der angetroffenen Haltung deutlich übererfüllt. Gemäss Art. 57, 1 TSchV müssen Lamas in Gruppen gehalten werden. Davon ausgenommen sind geschlechtsreife Hengste. Diese müssen bei Einzelhaltung aber Sichtkontakt zu Artgenossen haben. Die Einzelhaltung des Lamas verstösst daher m.E. gegen die Tierschutzverordnung. Das Mitführen eines zweiten Lamas ist dringend anzuraten! Bei den Ziegen handelt es sich um domestizierte Nutztiere, für welche nur minimale Haltungsvorschriften gelten. Diese sind mit der angetroffenen Haltung weitaus erfüllt.
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Zirkusvorführung 1. Tiernummer: Freiheitsdressur mit Kamelen und Pferden, präsentiert von „Nicole“ [ vier Kamele, zwei Araber-Wallache ] Die Dompteuse betritt die Manege, gefolgt von den vier Kamelen. Die Tiere tragen verzierte Halfter mit daran herabhängenden, kurzen Führleinen. Hintereinander gehen sie einige Runden im Kreis. Dann folgen die zwei Araber-Pferde. Diese tragen ebenfalls nur ein Halfter. Sie folgen den Kamelen im Schritt. Nun zeigen die Tiere auf Kommando einige Richtungswechsel und Volten, gegenläufiges Gehen, „Slalomlauf“ und andere, einfachere Figuren der Freiheitsdressur, z.T. mit Hilfestellung des Assistenten an Halfter / Führleine. Die Tiere wirken ausgeglichen und aufmerksam, ihr Schritt ist raumgreifend und gleichmässig; die Körpersprache entspannt. Kommandos werden in Form von Gesten mittels Peitsche gezeigt und mit deutlicher, aber zurückhaltend eingesetzter Stimme gegeben. Anschliessend verlassen die Pferde die Manege. Dann werden die Kamele in Trab versetzt. Die Kamele laufen dabei Schulter an Schulter und drehen so einmal um die Manege. Anschliessend halten sie an und werden mit Streicheln und Futter belohnt. Dann gehen die Kamele erneut im Kreis, wobei nach jeder Runde das hinterste Kamel eine Volte zeigt und anschliessend die Manege verlässt. Beim Verlassen des Zelts erhält jedes Kamel von dem Assistenten, der es am Halfter packt, noch ein „Leckerli“ zur Belohnung. Nun betreten erneut die Pferde die Manege. Sie traben einige Runden im Kreis, hintereinander und gegenläufig. Eines der Pferde versucht unvermittelt, die Manege zu verlassen und wird beim Vorhang von einem Assistenten am Halfter gepackt. Nach mehrmaligen erfolglosen Versuchen, das Tier zu wenden, wird auch das andere Pferd entlassen, und die Vorführung beendet.
Fazit der Vorführung
Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Nummer. Die Tiere sind ruhig, die Kommandos werden sparsam eingesetzt, die Hinweise mittels Peitsche und Körpersprache sind klar. Die Tiere werden nach vollführter Übung ausgiebig belohnt. Auch wenn eine Übung auseinander fällt und ein Tier nicht sofort kooperiert, bleibt die Dompteuse ruhig und weist die Tiere gelassen an, so dass ohne unnötige Hektik wieder Ordnung in die Gruppe kommt. Zudem werden Tiere, die eine Übung nicht vollführen wollen, auch nicht dazu gezwungen. Mensch und Tier harmonieren gut, und es werden von den Tieren keine sie überfordernden „Kunststücke“ abverlangt.
2. Tiernummer: Clown-Nummer mit Hauskatze und Farbratte, präsentiert vom Clown-Duo „Sloby“ [ eine Halblanghaar-Katze (Angora-Typ), eine Farbratte ] Zwei Clowns betreten die Manege. Auf dem Hut des einen sitzt eine Farbratte; die Clownin trägt eine rote Halblanghaar-Katze auf der Schulter. Am Halsband der Katze ist eine Art „Fliege“
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befestigt. Ein Assistent trägt eine ca. 4 m hohe (Sisal-)Kletterstange herbei, auf deren Spitze ein kleines, plüschenes Podest angebracht ist. Zwei weitere Assistenten haben unterdessen ein Balancier-Gerüst erstellt: Zwei ca. 1.5 m hohe Podeste sind durch einen ca. 1.8 m langen, schmalen Holzbalken miteinander verbunden. Zuerst hält der Clown seinen Gehstock in die Höhe und setzt die Ratte darauf. Das Nagetier klammert sich an den Stock und klettert darauf, mehr oder weniger auf Kommando, etwas empor. Auf Kommando laufen anschliessend Katze und Ratte zuerst einzeln, dann gemeinsam über die Stange, wobei sie sich in der Mitte kreuzen, so dass die Ratte unter der Katze hindurch schlüpft. Am einen Ende der Stange ist unter der Sitzfläche des Podests eine Art „Schublade“ angebracht, in welcher die Ratte nach vollbrachter Übung sofort verschwindet. Die Katze muss mehrmals durch leichtes „Anschubsen“ resp. Schieben am Brustkorb in Bewegung versetzt werden. Die Ratte wird einhändig am Brustkorb gefasst und so durch die Manege getragen, wobei sie auch in die Höhe und dem Publikum entgegen gestreckt wird. Dabei ist zweimal ersichtlich, dass die Ratte einen grösseren Strahl Urin absetzt. Nun wird eine zweite Balancier-Stange über die beiden Podeste gelegt. Der Clown hebt die Katze hoch und hält sie zwischen die beiden Stangen. Die Katze stützt sich mit den Elllbögen auf den beiden Stangen ab, vergräbt die Krallen ins Holz, während der hintere Teil des Körpers zwischen den Stangen herunter hängt. In dieser Haltung „hangelt“ sich die Katze vorwärts – eine eher ungewohnte Haltung und unnatürliche Fortbewegungsweise für eine Katze! Dann klettert die Katze an der bereit gehaltenen Kletterstange in die Höhe, indem sie sich beim Hochklettern im Kreis um die Stange windet. Oben angekommen, setzt sie sich auf das kleine Podest, wobei sie beim Emporstemmen fast abrutscht. Anschliessend führen die Clowns einen Dialog, während dem mehrmals der Scheinwerfer auf die Katze gerichtet wird. Zum Schluss der Übung springt die Katze auf Zuruf von ihrem (nun etwas niedriger gehaltenen) „Hochsitz“ in die Arme der Clownin und wird aus der Manege getragen. Die Ratte verlässt die Manege wieder auf dem Hut des Clowns.
Fazit der Vorführung
Diese – aus Russland engagierte – Nummer hinterlässt doch einige Fragezeichen in Bezug auf das Tierwohl. Zum Einen ist unklar, wie die Tiere, insbesondere die Ratte(n), während der Tournee gehalten werden. Ratten sind ausgeprägte Rudeltiere und müssen unbedingt im Sozialverband gehalten werden. Der Käfig muss ausreichend gross sein, um Klettermöglichkeiten, Verstecke und verschiedene Beschäftigungen (Nagen, Sandbad, Wühlen, Futtersuche, Sozialkontakte) zu bieten. Leider ist nicht auszuschliessen, dass das Tier einzeln (und im selben Wohnwagen wie die Katze!) gehalten wird und nicht über die erwähnten Haltungsbedingungen verfügt. Für ein kleines, auf seinen Sozialverband angewiesenes Nagetier und scheues Fluchttier wie die Ratte, das es von Natur aus vermeidet, sich über offene Flächen bzw. durch offene Räume zu bewegen, ohne die Deckung einer Mauer und nahe Schlupfwinkel um sich zu wissen, dürfte die Stressbelastung während einer Zirkusshow gross sein (auch wenn ein gewisser Gewöhnungseffekt eintreten sollte). Denn dabei wird die Ratte stark exponiert und Lärm und je nachdem auch neuartigen Gerüchen ausgesetzt. Die zweimalige Abgabe grösserer Urinmengen (im Gegensatz zu den Tröpfchen, die Ratten zur Orientierung im Raum ständig abgeben) beim Aufheben ist in diesem Zusammenhang als Angstanzeichen zu bewerten. Das Tier wurde auch nicht gerade schonend aufgehoben (einhändig, ohne stützende Hand unter dem Körper).
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Auch die Katze wirkte leicht gestresst („weakly tense“ oder Stufe 3 gemäss Cat Stress Score) und musste teilweise von Hand und mit Nachdruck dazu bewegt werden, eine Übung auszuführen. Als dem natürlichen Verhalten zuwiderlaufende, eher überfordernde und damit stressende Übung muss das „Hangeln“ in den Ellbögen betrachtet werden. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob Nagetiere, aber auch die territorialen, Neuem gegenüber eher misstrauischen und zurückhaltenden Katzen für Zirkustourneen und die Manege geeignet sind.
3. Tiernummer: Clown-Nummer mit Yorkshire-Terrier [ ein Yorkshire-Terrier ] Die Clowns tragen eine Kiste in die Manege, aus deren unterem Rand eine Flüssigkeit tropft. Es folgt ein Dialog, bei welchem sich die Clowns darüber streiten, ob es sich bei der auslaufenden Flüssigkeit um Cognac oder Whiskey handelt. Schliesslich wird ein Schnapsglas mit der Flüssigkeit gefüllt und jemandem im Publikum zum Probieren gereicht, worauf die Person meint, es handle sich um Eistee. Dann öffnen die Clowns die Kiste, und heraus schaut ein kleiner Yorkshire-Terrier, den der Clown sogleich in die Arme nimmt und aus der Manege heraus trägt. Die ganze Vorführung dauerte knapp fünf Minuten.
Fazit der Vorführung
Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Nummer, sofern der Hund die vorübergehende Enge der Kiste toleriert, was offenbar der Fall ist. Das Tier muss in der Manege keine Kunststücke vollführen.
4. Tiernummer: Ziegen- und Lama-Dressur, präsentiert von „Susanne“ [ zwei Ziegen (1 gescheckt, 1 schwarz), ein Lama ] In der Manege stehen drei 1.5 m hohe Podeste, die durch zwei ca. 10 cm breite Holzbalken miteinander verbunden sind. An beiden Enden des Gerüsts stehen zwei niedrigere Podeste als Aufstiegshilfe. Ausserdem befinden sich am Manegeneingang nochmals zwei Podeste. Susanne Mani betritt mit den beiden Ziegenböcken die Manege. Zur Begrüssung des Publikums steigen die beiden Tiere auf ihre Podeste und erhalten dort ein „Leckerli“ zur Belohnung. Anschliessend steigt die eine Ziege auf das Klettergerüst und balanciert über die Balken, während die andere (die schwarze Ziege) auf ihrem Podest wartet. Während des Balancierens wedelt und „züngelt“ die Ziege stark. Auch die schwarze Ziege absolviert einen Lauf über den Balken, wenn auch deutlich langsamer als die erste, und nur nach viel Zureden und anfänglicher Hilfestellung am Halsband. Anschliessend geht die gescheckte Ziege noch auf den Karpalwurzelgelenken über den Balken. Wieder wedelt und züngelt sie dabei stark. Nach absolvierter Übung werden beide Tiere ausgiebig belohnt (Streicheleinheiten und Futter).
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Dann werden die Balken entfernt, und die Ziegen sollen durch zwei Reifen von Podest zu Podest springen. Das schwarz-weisse Tier absolviert die Übung problemlos, das schwarze aber lässt sich nicht dazu bringen, zu springen. Diese Verweigerung ist aber wohl Teil der Show, da sie sich anschliessend wiederholt, als die beiden Ziegen unter drei Hürden am Manegenrand hindurch schlüpfen sollen. Während die gefleckte Ziege dies problemlos macht, verhält sich das schwarze Tier wiederum „bockig“ und „verweigert“ sogar das ihr als Lockmittel hingehaltene Stück Futter. Schliesslich stösst die Dompteuse die Hürde um, und die Ziege steigt darüber. Die nächste Hürde stösst sie dann selber mit den Hörnern um. Dann steigen die Ziegen auf ihre Podeste, und die Hürden werden wieder aufgestellt. Nun betritt das Lama die Manege, trabt im Kreis und springt dabei über die Hürden. Anschliessend soll auch das Lama auf ein Podest steigen, weigert sich aber und muss schliesslich am Halfter durch etwas Nachdruck heraufgeführt werden. Dann zeigt es, auf den Hinterläufen gehend, eine Volte um das Podest herum. Anschliessend trabt das Lama wieder um die Manege und wird durch den einen oder anderen, leichten Zwick mit der Peitsche an die Hinterläufe leicht angetrieben. Schliesslich legt sich das Lama am Manegenrand ab, und die beiden Ziegen sollen auf Kommando darüber hinweg springen. Das schwarze Tier verweigert wiederum den Sprung und wird stattdessen über den Manegenrand geführt. Zum Schluss umrunden die drei Tiere nochmals die Manege, das Lama zeigt eine Volte, und dann verlassen die Tiere das Zelt.
Fazit der Vorführung Aus Tierschutzsicht unproblematische Vorführung. Der Umgang mit den Tieren ist freundlich und respektvoll, und es werden keine überfordernden Übungen abverlangt. Die Tiere werden reichlich belohnt und wissen, was von ihnen verlangt wird. Die gezeigten Stressanzeichen (Wedeln, Züngeln) können – wie bspw. auch das gelegentliche Trensenkauen bei Pferden – noch als Ausdruck positiven „Stresses“ (Konzentration) gedeutet werden.
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www.cirque-helvetia.ch
Der Circus Helvetia wurde am 4. Januar 2013 in Moudon (VD) besucht. Das Zelt und die Wohnwagen sowie der Pferdestall befinden sich auf einer Wiese am Dorfrand in der Nähe des Bahnhofs.
Haltung der Tiere Pony-Stall
Tiere
Zwei Pony-Hengste, davon 1 kleinerer (American Shetland Pony; Farbe: Palomino) und 1 grösseres, silbergraues Pony (American Shetland Pony).
Stall / Auslauf
Die Boxen der zwei Ponys befinden sich in einem seitlich offenen Pferdetransporter und sind nur durch ein Geländer getrennt, so dass die Herdentiere Seh-, Riech- und Stimmkontakt zueinander haben. Die Boxen sind gut eingestreut, sauber und verfügen über Tränken. Die Box des kleineren Tieres ist (geschätzt) 5.5 m2 gross, jene des grösseren Ponys evtl. grösser (schlecht einsehbar). Über eine hölzerne Rampe gelangen die Tiere jeweils in einen mit Holzspänen dick eingestreuten Auslauf auf der Wiese; allerdings war der Zugang (kurz vor Beginn der Vorstellung) abgesperrt, und die Tiere warteten in den Boxen. Der Auslauf ist eher bescheiden (pro Tier ca. 30 m 2), erfüllt aber allemal die gesetzlichen Bestimmungen. Die Teilbereiche der beiden Tiere sind auch im Auslauf mittels Gittern getrennt (Hengste!), die aber Sozialkontakt ermöglichen. Gemäss dem Eigentümer der Ponys wird den Tieren auch regelmässig Weideauslauf ermöglicht, allerdings immer nur für relativ kurze Zeit, da die Ponys bei einer stark graslastigen Diät zu Fettleibigkeit neigen.
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Beurteilung aus Tierschutzsicht Aus Tierschutzsicht unproblematische Haltung. Wichtig ist, dass den Tieren nach Möglichkeit freier Zugang zum Auslauf und – wo möglich – eine Weide zur Verfügung steht. Wünschenswert wäre grundsätzlich eine Herdenhaltung (ohne trennende Elemente), dies ist jedoch je nach Geschlecht und Verträglichkeit der Tiere untereinander nicht in jedem Fall möglich.
Gesetzliche Situation Kleine Ponys vom Shetland-Typ (Stockmass < 120 cm) benötigen gemäss Tierschutzverordnung (TSchV) eine Einzelbox mit einer Grundfläche von mindestens 5.5 m 2 und einen permanent von der Box zugänglichen Auslauf von mind. 12 m 2 (empfohlen: 150 m2) oder eine Weide (nicht direkt an Stall angrenzend) von mind. 18 m2. Grössere Ponys vom Welsh-Typ (Stockmass 120-134 cm) benötigen eine Einzelbox von 7 m 2 Fläche, einen Auslauf von 14 m2 (empfohlen: 150 m2) oder eine nicht permanent zugängliche Weide von mind. 21 m2 Fläche. Die Mindestanforderungen dürften mit der in Moudon angetroffenen Haltung erfüllt resp. übertroffen worden sein.
Zirkusvorführung Pony-Vorführung [ zwei American Shetland Ponys ] Das grössere Pony betritt das Zelt und trabt zuerst im Besuchergang eine Runde um die Manege, ehe es diese betritt und sich mit der Vorderhand auf einem bereitgelegten Koffer postiert. Nun tritt sein menschlicher Show-Partner an das Tier heran und stellt sich auf Kopfhöhe neben das Pony. Er spricht auf das Pony ein und stellt es dem Publikum als neuer ShowModerator des Circus Helvetia vor; das Scheinwerferlicht fällt auf das Tier. Im „Small-Talk“, welcher Mensch und Tier zum Amüsement des Publikums nun miteinander halten, „antwortet“ das Pony auf Fragen und Feststellungen seines menschlichen Gegenparts mit Kopfnicken- und schütteln. Es reagiert dabei auf diskrete Fingerzeige. Das Pony wirkt leicht nervös (Ohren etwas zurückgelegt und starkes Kauen auf der Trense). Anschliessend wird das Pony ausgebunden (Zügel verbindet Halfter und Brustgurt) und trabt eine Runde durch die Manege. Durch das Ausbinden wird der Kopf des Tieres vor die Brust gezwungen, was in der Dressur angeblich der „Versammlung“ und Beherrschung des Tieres dienen soll. Allerdings ist das Pony in diesem Fall nicht stark ausgebunden; der Kopf liegt nicht in der Senkrechten – von einer Rollkur kann nicht die Rede sein. Nach seiner Runde um die Manege wird das Pony am Zügel in den Stand auf der Hinterhand dirigiert. Der aufwärtsgerichtete Zug an der recht kurz gehaltenen Leine (der Mann steht direkt vor dem Tier) ist dabei relativ deutlich; das Tier scheint nicht alleine auf die Stimme oder den Fingerzeig seines Lehrers zu reagieren. Im Aufbäumen macht das Pony einige Schritte durch die Manege, steht dann wieder mit den Vorderhufen auf den Koffer und zeigt noch eine Volte, ehe es das Zelt verlässt.
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Das zweite, kleinere Pony hat nur einen sehr kurzen Auftritt, indem es später in der Vorstellung seinen Kopf durch den Vorhang ins Zelt hereinstreckt, solange die Person in der Manege ihm den Rücken zudreht. Auf das Lachen des Publikums hin wendet sich diese um, und genau in diesem Moment verschwindet das Tier wieder hinter dem Vorhang. Dies wiederholt sich mehrmals. Der Umgang mit den Tieren ist grundsätzlich ruhig und respektvoll; zur Belohnung erhalten sie „Leckerlis“. Die Kommandos werden mit leiser, ruhiger Stimme ausgesprochen oder durch Fingerzeig verdeutlicht. Nur beim Steigen in die Hinterläufe wird mit etwas Nachdruck Zug am Zügel ausgeübt.
Fazit der Vorführung: Eine aus Tierschutzsicht unproblematische Vorführung.
Bild Pony: (c) Thierry Bissat (www.cirque-helvetia.ch)
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STS-ZIRKUSBERICHT 2013
www.zirkus-stey.ch
Der Circus Stey, der alljährlich in der Nordschweiz tourt, wurde dieses Jahr in Gossau (ZH) im Zürcher Oberland besucht. Zirkuszelt und Tiergehege befinden sich auf Wiese. Die Wagen sind – wie bei diesem Zirkus offenbar üblich – eng gestellt und ermöglichen nur wenig Freilauf für die Tiere. Auf den umliegenden, landwirtschaftlichen Flächen scheinen die Grundeigentümer keine Tierweiden zuzulassen. Gemäss Zirkusleitung wird den Pferden und Eseln an einigen Standorten zwar Weideauslauf ermöglicht, jedoch war es der Zirkusleitung nicht möglich, dem STS auch nur annähernd konkrete Auskunft zu geben, wie häufig die Tiere denn Auslauf geniessen. Es ist daher davon auszugehen, dass die angetroffene Haltungsform – im Stallzelt resp. mit Minimalauslauf – während des Grossteils der Tournee Standard sein dürfte. Der Circus Stey führt dieses Jahr drei Zwerg-Esel und zwei Zwerg-Maultiere als Leihgabe des Circus Harlekin mit, ausserdem ein Pony und ein Pferd. Die Tiere machen einen gesunden und ausgeglichenen Eindruck. Die im Bericht beschriebenen Tiernummern von Mignon Batjuchin sind auf der Tournee bereits nicht mehr zu sehen. Die Dompteuse und ihre Tiere sind offenbar aus uns unbekannten Gründen vorzeitig abgereist.
Haltung der Tiere im Zirkus-Zoo Stallzelt mit Pferd, Eseln und Pony Tiere 3 Zwerg-Esel; 2 Zwerg-Maultiere; 1 Araber-Pferd; 1 Pony (Welsh-Typ)
Stall / Auslauf Die Esel und Maultiere teilen sich den offenstehenden Anhänger und einen unter das daneben stehende Stallzelt reichenden Auslauf von knapp 30 m2 Fläche, den sie über eine kurze Rampe erreichen. Wagen und Auslauf sind
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beide gut eingestreut; Wasser ist vorhanden, Salzlecken befinden sich gemäss Zirkus-leitung in den Transportwagen. Das Pony und das Pferd stehen in Einzelboxen unter dem (dort auf drei Seiten geschlossenen) Stallzelt, haben aber weder Auslauf noch Zugangsmöglichkeit zu einem Transporter. Die Boxen (9 m2 beim Pony, 12 m2 beim Pferd) sind ebenfalls gut eingestreut und verfügen über Wasser.
Beurteilung der Haltung aus Tierschutzsicht
Positiv zu erwähnen ist der Umstand, dass sämtliche Pferdeartigen mit Sozialkontakt untereinander gehalten werden und die Boxen gut eingestreut und trocken sind. Bis auf das minimale Auslaufgehege der Esel und Maultiere stehen den Tieren aber kein Auslauf und keine Weide zur Verfügung. Da bisher bei diesem Circus im Rahmen unserer Besuche noch nie grosszügige Weideausläufe für Pferde oder Esel festgestellt werden konnten, ist davon auszugehen, dass die Boxenhaltung im Stallzelt / Anhänger der Standard ist. Für eine tiergerechte Haltung wäre regelmässiger Weideauslauf mit der Möglichkeit, auch mal zu traben oder sich am Boden zu wälzen, vonnöten. Wenn direkt am Standplatz keine Möglichkeit besteht, einen Auslauf zur Verfügung zu stellen, könnten sicherlich zumindest an einigen Standorten ausserhalb des Geländes Weiden zugemietet und die Tiere ausserhalb der Vorstellungszeiten dort eingestellt werden.
Gesetzliche Situation Pferde, Ponys und Maultiere gehören zu den domestizierten Tierarten. Die gesetzlichen Mindestvorschriften werden mit der angetroffenen Haltung erfüllt.
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Zirkusvorführung 1. Tiernummer: Dressur mit Pony und Hund, präsentiert von Mignon Batjuchin [ ein Pony, ein West-Highland-White Terrier ] Das Pony betritt die Manege und trabt im Kreis. Auf der roten Samtdecke auf seinem Rücken steht ein West-Highland-White Terrier, der während der ganzen Vorführung auf dem Pferderücken bleibt. Das Pony ist kurz, aber korrekt ausgebunden. Im Trab absolviert es mehrere Sprünge über ca. 20 cm hohe Hürden am Manegenrand. Der Hund kauert dabei über den Schultern des Ponys. Dann legt M. Batjuchin die Gerte nieder, nimmt dem Pony die Zügel ab und tritt ein paar Schritte zurück. Das Pony hebt die Gerte mit dem Maul vom Boden auf und reicht sie der Dompteuse. Zur Belohnung erhält es ein Stück Karotte. Dann tritt die Dompteuse an das Pony heran, und der Hund springt von seinem Rücken in ihre Arme.
Fazit der Vorführung
Unproblematische Vorführung. Beide Tiere wirken aufmerksam und konzentriert, aber nicht gestresst. Die Kommandos werden mit ruhiger Stimme und Gertenzeig gegeben. Es werden keine die Tiere überfordernden Kunststücke gezeigt. Es stellt sich allerdings die Frage, wie gut der doch sehr kurzläufige Terrier einen Sturz vom Pony – erst recht im Sprung – überstehen würde. Zeitweise kämpfte der Hund doch ziemlich um sein Gleichgewicht auf dem schwankenden Pferderücken!
2. Tiernummer: Freiheitsdressur mit Eseln und Maultieren, präsentiert von Martin Stey [ drei Zwerg-Esel; zwei Zwerg-Maultiere ] Die drei Esel traben in die Manege. M. Stey steht in der Manegenmitte und dirigiert die Tiere mit einer langen und einer kürzeren Peitsche im Kreis. Dann stehen die Esel mit den Vorderläufen auf bereitgestellte Podeste und erhalten zur Belohnung eine kurze Streicheleinheit. Nun betreten die beiden Zwerg-Maultiere das Rund, absolvieren ihre Runden und Kreisel zwischen den Eseln, bleiben dann in der Mitte stehen und erhalten ebenfalls eine Belohnung. Anschliessend schreiten Esel und Maultiere jeweils hintereinander und ihm Uhrzeiger- resp. Gegenuhrzeigersinn um die Manege. Eines der Maultiere erhält dabei Hilfestellung am Halfter durch M. Batjuchin. Dann stellen sich alle fünf Tiere mit den Vorderläufen auf den Manegenrand, erhalten nochmals eine Belohnung, und traben anschliessend wieder im Kreis. Die beiden Maultiere verlassen das Zelt; die Esel zeigen noch ein paar Volten Seite an Seite und werden dann ebenfalls entlassen.
Fazit der Vorführung
Problemlose und aus Tierschutzsicht unproblematische Vorführung. Die Nummer ist wohl schon seit Jahren einstudiert und kann vom Gast-Zirkus praktisch „gebrauchsfertig“ abgerufen werden.
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Von den Tieren werden keine sie überfordernden Kunststücke oder unnatürliche Bewegungsabläufe verlangt. Sie wirken während der ganzen Nummer ruhig, konzentriert und ausgeglichen.
3. Tiernummer: Hohe Schule, geritten von M. Batjuchin [ ein Araber-Pferd ] M. Batjuchin reitet auf einem braunen Araberhengst in die Manege. Über der Schulter trägt sie im Stil der spanischen Kampfstierhirten eine „Garrocha“, eine lange Holzstange. Nun absolvieren Pferd und Reiterin verschiedene Figuren der Hohen Schule, wobei die Stange als zusätzliches Element in die Figuren eingebaut wird und das Pferd bspw. Volten unter der aufgestützten Stange zeigt. Verschiedene Schrittfolgen in Trab und Galopp werden gezeigt. Die Hilfen der Reiterin sind leicht und kaum bemerkbar. Zum Schluss der Vorführung verneigt sich das Pferd.
Fazit der Vorführung
Aus Tierschutzsicht unproblematische Vorführung.
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Autoren:
Sara Wehrli, Zoologin, Fachstelle Wildtiere, Schweizer Tierschutz STS .Dr. med. vet. Lydia Baumgarten, Tierärztliche Beratung, Schweizer Tierschutz STS Dr. sc. nat. Eva Waiblinger, Fachstelle Heimtiere, Schweizer Tierschutz STS
Photos:
© Schweizer Tierschutz STS (falls nicht anders vermerkt)
www.tierschutz.com/zirkusbericht
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