Nr. 102 - Februar 2011
Insight
SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, dies ist keine normale Ausgabe von “SEKEM Insight”. Seit dem 25. Januar 2011 ist der gesellschaftliche Wandel in Ägypten in aller Munde. Es ist kaum nötig, den Verlauf der Entwicklung der vergangenen Wochen nachzuzeichnen. Notwendig ist es allerdings, zu erklären, wie es SEKEM in diesen Zeiten des Umbruchs ergeht. SEKEM hat sich stets dem Wandel verschrieben und trat immer wieder für ihn ein. Die aktuelle Entwicklung hat auch das soziale Umfeld der Menschen, die in Kairo und der Umgebung von Belbeis tätig sind, nicht unberührt gelassen. Zeitweise war der Bürobetrieb nur eingeschränkt möglich, oft konnten nicht alle Farmmitarbeiter zur Arbeit erscheinen. Viele Leitungen der SEKEM-Firmen diskutieren mit ihren Mitarbeitern bis heute die Umbrüche, in deren Mitte sie sich überraschend wiederfanden. Während der späten Januartage wurde der SEKEMGeist besonders spürbar, als viele SEKEM-Mitarbeiter nachts auf eigene Initiative „ihre“ Farm und ihre Kollegen bewachten. Wir publizieren in dieser Ausgabe auf Seite 3 die jüngste Erklärung SEKEMs, allen Mitarbeitern, Freunden und Partnern zur Information.
Ihr Redaktionsteam
Revolution
Klimawandel
Biodiversität
Stellungnahme der SEKEM-Initiative
Kopenhagen, Cancún, Hamburg
Vielfalt erleben - mit SEKEM und Partnern
Cancún, Kopenhagen, Hamburg: SEKEM engagiert sich für das Klima Helmy Abouleish spricht regelmäßig zur Klimaarbeit der SEKEM-Initiative auf zahllosen Veranstaltungen von internationalem Format - zuletzt in Cancún.
Ägyptischen und europäische Ingenieure installierten gemeinsam mit den Auszubildenden des Berufsbildungszentrum “Scheffler-Spiegel” auf der SEKEM-Farm, die Generatorenergie teilweise ersetzen.
D
ie jährliche Generalversammlung des Weltzukunftsrates in Deutschland und die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Mexiko sind beides hochdotierte Veranstaltungen, in denen sich Helmy Abouleish als Ratsmitglied bzw. Delegierter engagiert. Beide Veranstaltungen drehen sich um eine der Kerninteressen von SEKEM - der Landwirtschaft - und der zentralen Gefahr des Klimawandels, einem großen Problem für SEKEMs Entwicklung.
Letzten November traf sich der Weltzukunftsrat (WZR) – eine gemeinnützige Stiftung zum Schutz der Rechte zukünftiger Generationen, mit langjährigen Beziehung zu SEKEM – für vier Tage zur vierten alljährlichen Generalversammlung in Hamburg. Als Ratsmitglied und Berater des WZR wurde Helmy Abouleish eingeladen, an der Versammlung teilzunehmen. Während der Versammlung kristallisierte sich das Thema der SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 1
Wirtschaft
SEKEM setzt sich auch auf dem eigenen Gelände für mehr erneuerbare Energien ein.
Finanzierung des Klimaschutzes im Rahmen des „Nachhaltigen Wirtschaftsprogramms“ des WZR als inhaltlicher Schwerpunkt Helmy Abouleishs heraus. Auf den ersten Blick mag das überraschend erscheinen, da internationale Finanzpolitik normalerweise nicht mit nachhaltiger Landwirtschaft, dem Kerngeschäft SEKEMs, in Verbindung gebracht wird. Die Kommission für zukunftsgerechte Finanzpolitik präsentierte jedoch eine Lösung, um der Sackgasse zu entfliehen, in der sich die internationale Gemeinschaft derzeit im Hinblick auf die enormen Finanzierungslücken für den Klimaschutz befindet. Da der Klimawandel eine grundlegende Herausforderung für die Landwirtschaft darstellt, berührt internationale Finanzpolitik sehr wohl auch das Kerngeschäft SEKEMs. Die vorgeschlagene Lösung des WZR und seiner Kommission für zukunftsgerechte Finanzpolitik umfasst so genannte Sonderziehungsrechte, die vom internationalen Währungsfonds vergeben würden. Diese Rechte könnten bei Banken in reales Geld umgetauscht werden. Um einen Missbrauch dieser Gelder zu verhindern, würde die Verteilung der Sonderziehungsrechte an besondere zielorientierte Projekte wie die Konstruktion von Windkraftanlagen geknüpft. Eine übernationaler Aufsichtsrat würde zusätzlich einen Missbrauch zu verhindern suchen. Helmy Abouleishs Einsatz für die Kommission für zukunftsgerechte Finanzpolitik führte zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der Kommission.
Der Vorschlag des WZR für die Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel bietet ein Lösungsansatz für das dominierende Problem der jährlichen Konferenz des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen: nämlich die Entwicklung eines Nachfolgeregimes für das Kyoto-Protokoll, welches 2012 ausläuft, sowie die finanzielle Absicherung dessen Umsetzung. Dieses Nachfolgeregime bekam den Namen long-term cooperative action (LCA). Die 16te Version dieser umfassendsten internationale Klimakonferenz (COP16) fand in Cancún, Mexiko, vom 29. November bis zum 10. Dezember 2010 statt. Es war das zweite Mal, dass Helmy Abouleish als Mitglied der ägyptischen Delegation nach COP15 2009 in Kopenhagen daran teilnahm. Kopenhagen und Cancún Als Landwirtschaftsexperte und Geschäftsmann eines Entwicklungslandes aus Afrika bzw. des Nahen Ostens, welches zudem sehr anfällig für den Klimawandel ist, widmete sich Helmy der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, der Ökoindustrie sowie der Finanzierungsprobleme. Während der Verhandlungen für einen neuen LCA Verhandlungstext versuchten Helmy Abouleish und die Vertreter der anderen Entwicklungsländer „nachhaltige Landwirtschaft“ in den Text aufzunehmen. Aufgrund der Opposition der Industriestaaten fiel Landwirtschaft jedoch komplett aus dem LCA-Text raus. Es besteht jedoch langfristig die Möglichkeit, dass Landwirtschaft eine noch größere Rolle spielen kann. Auf dem Weltklimagipfel (ein Gipfel während COP16, 5. Dezember) befürwortete Helmy Abouleish eine ökologischere Wirtschaft durch nachhaltige Landwirtschaft. Wenn die richtigen Anreize gesetzt werden und soziales Unternehmertum an Dynamik gewinnt, so hat nach Helmys Ansicht der private Sektor das größte Potenzial den
Klimawandel zu bekämpfen. Zudem sei der Transfer von Technologien für Entwicklungsländer unerlässlich, um ihre Industrien in kohlenstoffarme Industrien umzuwandeln. Helmy Abouleish unterstützte den WZR Vorschlag zur Finanzierung des Klimaschutzes, welcher auch Thema einer Nebenveranstaltung der Klimakonferenz war. Er setzte sich zudem für die Vereinfachung des Verfahrens von nationalen Anstrengungen der Klimawandelminderung (NAMAs) ein. NAMAs sind Projekte die von Industrieländern finanziert, durch Technologietransfer unterstützt und die allein von Entwicklungsländern durchgeführt werden können. Ein neu gegründeter Green Climate Fund wird die Mittel an Entwicklungsländer vergeben, die bis 2020 auf 100 Milliarden US Dollar pro Jahr anwachsen sollen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Klimaverhandlungen in Cancún überraschend kooperativ verliefen. Ganz im Gegenteil zum Gipfel in Kopenhagen 2009, welcher allgemein als Misserfolg angesehen wird. Ein Nachfolgeregime ist besonders für die Entwicklungsländer wie Ägypten, das Heimatland SEKEMs, von Bedeutung, welche besonders durch den Klimawandel gefährdet sind. Privatwirtschaftliche Unternehmen wie SEKEM würde von der Beteiligung an klimafreundlichen Projekten (z.B. NAMAs) profitieren, welche wiederum die Wettbewerbsfähigkeit Ägyptens fördert. Cancún brachte glücklicherweise einen Konsens mit mehreren vielversprechenden Ansätzen wie dem des Green Climate Funds auf den Weg. Auch Helmy Abouleish zog ein positives Fazit und sieht die Chancen für ein Nachfolgeregime zum Kyoto Protokoll nach wie vor als gegeben. Matthias Keitel Matthias Keitel unterstützt Helmy Abouleish als Analyst, insbesondere hinsichtlich seiner Arbeit für mehrere Gremien des World Economic Forum, UN Global Compact, UNFCCC und anderer internationaler Organisationen.
!
Mehr Informationen: http://www.worldfuturecouncil.org
SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 2
Liebe Freunde SEKEMs! Am 11. Februar wurden wir Zeugen eines historischen Ereignisses, das mit Sicherheit in den kommenden Geschichtsbüchern als Meilenstein der ägyptischen Geschichte festgehalten werden wird: Präsident Mubarak ist nach fast drei Wochen überwiegend friedlicher Demonstrationen zurückgetreten. Während der letzten 60 Jahre regierten Ägypten drei Präsidenten: Gamal Abdel Nasser, Anwar Sadat und Hosny Mubarak. So wurde das Land über die letzten Jahrzehnte von Militärgenerälen geführt, mit dem Ergebnis, dass es heute verarmt ist und als Entwicklungsland eingestuft wird. Die lange und erfolgreiche Geschichte Ägyptens, unsere praktischen Erfahrungen mit den Mitarbeitern SEKEMs und auch die Eigeninitiative und Ausdauer, mit der die ägyptische Jugend die jüngsten Ereignisse möglich machte zeigt uns, dass hier weit mehr Potential vorhanden ist. Durch die letzten dunklen Jahrzehnte hindurch orientierte man sich aber aus der aktuellen Situation heraus nur an den alten Werten: die Pyramiden und Tempel, und die alte unglaublich reiche Geschichte dieses Landes. Durch die jüngste Entwicklung ist nun der Weg frei, zeitgemäße Werte zu schaffen, und das brachliegende Potential des Landes weiter zu entwickeln. Dies war und ist nur möglich durch eine ganzheitliche und nachhaltige Arbeitsweise, die Bereiche umfasst die weit über das Materielle hinausgehen. SEKEM hat von Anfang an in diesem Sinne gearbeitet, und wir sind davon überzeugt, dass dies auch die aktuellen Ereignisse mit ermöglicht hat. Durch mehr als 30 Jahre ganzheitlicher Entwicklungs- und Bildungsarbeit konnten wir zur Entstehung eines neuen Bewusstseins in der Gesellschaft beitragen. Es wirkt nun ein neuer Geist der Eigeninitiative und Eigenverantwortung statt Resignation, der ein Nährboden für die Protestbewegung war, die sich eine neue Zukunft für Ägypten nicht nur gewünscht hat, sondern aktiv dafür kämpft. In diesem Sinne wird SEKEM nun neue Wege aufzeigen und mitgestalten in eine freiheitlich-demokratische, friedliche und fruchtbare Zukunft hinein. SEKEM möchte Diener des Zeitgeistes sein. Wir danken Ihnen, den Lesern von SEKEM Insight und allen übrigen Freunden und Unterstützern von Herzen für Ihre Hilfe, Ihre unermüdliche Anteilnahme an SEKEM und Ihren ermutigenden Zuspruch für unser Tun - ohne all dies wäre unsere erfolgreiche Arbeit nicht möglich gewesen. Wir hoffen, im gemeinsamen Tun und vom Geisteslicht geführt, die zeitgemäßen Wege in die Zukunft zu finden. SEKEM Insight wird wie bereits seit Jahren weiterhin über diese Entwicklung berichten. Für alle SEKEM-Mitarbeiter in herzlicher Verbundenheit
Helmy Abouleish
Dr. Ibrahim Abouleish
SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 3
Wirtschaft
Vielfalt Erleben - ohne Gentechnik in Lebensmitteln SEKEM setzt sich im Rahmen der „Initiative Vielfalterleben“ des Partners Alnatura gegen Gentechnik und für Vielfalt in der Landwirtschaft ein
Monokulturen, Sorten-Einfalt und Gentechnik sind heute bestimmend für die moderne Agrarindustrie. Das bedroht nicht nur unsere Ökosysteme, die Vielfalt in der Natur und die Existenz einer nachhaltigen Landwirtschaft. Auch die Wahlfreiheit der Verbraucher wird dadurch zunehmend eingeschränkt – insbesondere durch die Ausbreitung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Deren weltweite Präsenz ist eine Gefahr für den Fortbestand einer gentechnikfreien Landwirtschaft. Denn durch den zunehmenden Einsatz von GVO kommen auch die Landwirte in Bedrängnis, die nichts mit Gentechnik zu tun haben wollen. Schon heute geben Erzeuger enorme Summen für die Kontrolle ihrer Waren aus, um Verunreinigungen auszuschließen. SEKEM ist da keine Ausnahme. Mehrheit lehnt Genfood ab Das Meinungsbild in der Bevölkerung bezüglich Gentechnik in der Landwirtschaft aber ist eindeutig. Eine Studie des Bundesamts für Naturschutz (BfN) im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) vom Oktober 2010 kommt zu dem Ergebnis: 87 Prozent der Deutschen lehnen Agro-Gentechnik ab. Trotz dieser Mehrheitsmeinung verharrt insbesondere die EU-Kommission bei ihrer positiven Haltung zur Gentechnik. Dies ist eine klare Missachtung der Verbrauchermeinung zu Gunsten der Agrar-Lobby. Dabei wissen auch die EU-Politiker seit langem von der kritischen Haltung der Bürger zum Thema Gentechnik. Die Initiative Vielfalterleben SEKEM partizipiert daher in der „Initiatve Vielfalterleben“. Sie macht
2011 zum Aktionsjahr für Vielfalt: Die Initiative soll das bis dato größte, bundesweite Engagement von vielen gleichgesinnten Partnern gegen Grüne Gentechnik und für die Förderung und den Erhalt von Vielfalt werden. Im Bündnis Vielfalterleben schließen sich auf Initiative von Alnatura viele Partner aus den Bereichen Umwelt- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, LebensmittelVerarbeitung sowie Handel zusammen, um gemeinsam mit möglichst vielen engagierten Verbrauchern die Politik zum Umdenken und konkreten gesetzgeberischen Maßnahmen zu bewegen. Offizieller Start von Vielfalterleben war am 15. Februar 2011; an diesem Tag ging auch die Kampagnen-Website www.vielfalterleben.info als zentrale Aktionsplattform des Bündnisses online. Die öffentliche Petition gegen Agro-Gentechnik Vielfalterleben möchte mit einer öffentlichen Petition und einer großen Unterschriftenaktion die verantwortlichen Politiker für die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung sensibilisieren. Wichtigster Meilenstein der Aktion ist die Petition, um eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu erreichen. Hierfür wird der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) als politischer Vertreter der Aktion Vielfalterleben im Frühjahr 2011 eine Petition einreichen. Deren genauer Wortlaut steht noch nicht fest; sicher aber ist, dass sich die Petition gegen Agro-Gentechnik richten wird. Voraussichtlicher Beginn der sechswöchigen Zeichnungsfrist ist Ende März 2011. Ziel ist es, in den ersten drei
Wochen mindestens 50.000 Unterschriften zu sammeln, damit sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit den Forderungen der Initiative auseinandersetzen muss. Im Falle einer erfolgreichen Petition wird der Gentechnik-Experte Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW, als Petent vor dem Ausschuss auftreten. Unterschriften und Saatgut für den Erhalt von Vielfalt Die mehrmonatige Sammlung von Unterschriften gegen Gentechnik - in Schriftform und online - hat Mitte Februar zeitgleich mit dem Aktionsstart begonnen; ebenso startet dann der Verkauf von acht verschiedenen biologischen und damit gentechnikfreien Saatgutsorten. Die VielfalterlebenSaatguttütchen sind in den Alnatura Super Natur Märkten, bundesweit bei dm und Budni in Norddeutschland erhältlich. Der Erlös aus dem Verkauf der Tütchen unterstützt den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und den Verein für wesensgemäße Bienenhaltung Mellifera. Den voraussichtlichen Abschluss der Kampagne bildet die Übergabe der Unterschriftenkarten: Die Initiatoren von Vielfalterleben werden diese im Sommer 2011 mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion an Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, übergeben. Quelle: Vielfalterleben
SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 4
Impressionen
Impressionen aus SEKEM
F
ünfzig Mädchen und Buben im Alter von 3 bis 6 Jahren besuchen den SEKEM Kindergarten. In zwei altersgemischten Spielgruppen werden die Kinder an sechs Tagen in der Woche betreut. Die meisten Kinder kommen aus der unmittelbaren Umgebung von SEKEM, aus den Dörfern, in denen auch viele SEKEM-Mitarbeiter leben. Sie werden von 4 Erzieherinnen betreut, die in SEKEM fortgebildet wurden und mit viel Liebe und Engagement ihre Gruppen leiten. Neben zahlreichen Tätigkeiten wie Wasserfarbenmalen, Spielturnen und Backen findet jede Woche eine Eurythmiestunde statt, in der die Kinder mit großer Ernsthaftigkeit und Freude das Spiel zwischen Bewegung, Klängen, Gedichten und Geschichten erleben. Die Eurythmielehrerin versteht es, die Übungen so auszuwählen, dass sie einerseits die Kinder begeistern und zum lebhaften Mittun anregen und andererseits ihre Konzentration, Geschicklichkeit und auch die Koordination der Bewegungen fördern. SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 5
Kurznachrichten
GLS-Bank verzeichnet Rekordwachstum
Waldschutz des Thema des “Future Policy Award” 2011
Acht Grundsätze für eine grüne Wirtschaft
Mit einem Rekordwachstum von 37 Prozent verzeichnet die Bochumer GLS-Bank, seit langem aktiver Partner der SEKEM-Initiative 2010 das größte Plus ihrer bisherigen Geschichte. Das Geschäftsvolumen der GLS-Gruppe (Bank, Stiftung und Beteiligungsgeschäft) beträgt nunmehr 2,4 Mrd. Euro.
Mit welchen Gesetzen können Wälder eigentlich am besten geschützt werden? Der World Future Council (WFC), gibt Antworten auf diese Frage: er verleiht seinen renommierten Preis, den „Future Policy Award“, in diesem Jahr an das inspirierendste, innovativste und wirkungsvollste Waldschutzgesetz. Die Verleihung wird im September in New York stattfinden. Das UNO Sekretariat des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (UN Secretariat of the Convention on Biological Diversity, CBD) und der World Future Council werden die offiziellen Gastgeber sein. Dr. Ibrahim Abouleish ist Mitglied des Rates des WFC im Arbeitsbereich „Nachhaltige Wirtschaft“.
Die Entwicklung einer „grüneren“ Wirtschaft sowie institutionelle Reformen sind die Hauptziele der dritten Nachfolgekonferenz des Erdgipfels von 1992 (Rio+20). Deshalb organisierte der World Future Council (WFC) gemeinsam mit der New Economics Foundation, ANPED, ALOE und dem Stakeholder Forum am 8. und 9. Januar 2011 in New York einen Workshop zum Thema „Nachhaltiger Wirtschaftswandel und erforderliche politische Maßnahmen“.
Das Modell GLS-Bank zeige, so Vorstandssprecher Thomas Jorberg bei der Jahrespressekonferenz in Bochum, dass eine „zukunftsfähige und auf den Menschen mit seinen ganzheitlichen Bedürfnissen ausgerichtete Bankarbeit möglich ist und an Bedeutung gewinnt“. Die Bank konnte 2010 über 18.200 neue Kundinnen und Kunden begrüßen. Immer mehr Menschen nähmen die GLS-Bank als ihre Universalbank wahr. „Wir bieten als einzige sozial-ökologische Bank in Deutschland die komplette Angebotspalette vom Girokonto über sinnvolle Finanzierungen und Beteiligungen bis hin zu Stiftungs- und Schenkungsangeboten an“, so Jorberg weiter. Die GLS-Bank hat derzeit über 91.000 Kundinnen und Kunden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den vergangenen zwölf Monaten um 77 auf jetzt 313 Beschäftigte. Die Einlagen sind nach Angaben von Finanzvorstand Andreas Neukirch von 1.152 Mio. auf 1.602 Mio. Euro gestiegen. Das entspricht sogar einem Wachstum von 39 Prozent. Kräftig entwickelt habe sich die Bank auch im Kreditbereich. Insgesamt hat die GLS Bank damit 11.580 zukunftsweisende Projekte in den Bereichen Ökologie, Soziales und Wohnbau mit einem Volumen von 877 Mio. Euro finanziert.
„Ziel des Preises ist es natürlich, weltweit Aufmerksamkeit für gute Gesetze zu schaffen und so das politische Handeln zu beschleunigen.“, betont Alexandra Wandel, Vorstandsmitglied der Stiftung mit Hauptsitz in Hamburg. Ahmed Djoghlaf, Generalsekretär des CBD, sagt: „Die Wälder unserer Erde beherbergen mehr als 80 Prozent der biologischen Vielfalt. 2010 wurde besonders deutlich, dass die Abholzung und die Degeneration von Wäldern hauptverantwortlich für den beispiellosen Verlust an Biodiversität sind. Daher müssen schnell gute Gesetze gefunden werden, die die Artenvielfalt schützen.“ Nominierungen für den Future Policy Award werden von ausgewählten internationalen Organisationen sowie von den Ratsmitgliedern und Beratern des World Future Council vorgenommen. Eine vergleichende Evaluation liegt dann der Entscheidung der Jury aus Experten von allen fünf Kontinenten zugrunde.
Quelle: GLS-Bank
!
Mehr Informationen: http://www.gls-bank.de
Quelle: WFC
!
Mehr Informationen: http://www.wordfuturecouncil.org
Die Teilnehmer, Experten aus so genannten Denkfabriken, entwickelten acht Grundsätze für eine Grüne Wirtschaft. Im Anschluss brachte Dr. Maja Göpel, WFC-Direktorin für Zukunftsgerechtigkeit, diese Grundsätze in die Diskussion zur Vorbereitung des Umweltgipfels 2012 ein. Bis zum ersten offiziellen Rio+20Vorbereitungstreffen Anfang März 2011 wollen die Workshop-Teilnehmer einen internationalen Rahmen sowie konkrete politische Maßnahmen für die Umsetzung einer nachhaltigen Ökonomie erarbeiten. Quelle: WFC
!
Mehr Informationen: http://www.wordfuturecouncil.org
Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: 1,3,5: SEKEM Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.
SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 6