Nr. 105 - Mai 2011
Insight
SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, diese Ausgabe von SEKEM Insight erscheint aus gegebenem Anlass einige Tage später. Die Untersuchungshaft gegen Helmy Abouleish war von der ägyptischen Staatsanwaltschaft zunächst Mitte April nach 15 Tagen erneut verlängert, ein erster Verhandlungstermin dann für den 4. Juni angekündigt worden. Aus terminlichen Gründen konnte diese Information nicht mehr in SEKEM Insight 04.11 erscheinen.
Revolution
Wissenschaft
Eurythmie
Die Firmen und Einrichtungen heute
Internationale Projekte mit SEKEMs Uni
Künstlerische Arbeit nach der Revolution
Zeit des Wandels und des Übergangs SEKEMs Firmen und Einrichtungen sehen sich neuen Herausforderungen gegenüber. Verantwortliche Mitarbeiter erklären, was sie jetzt erwartet.
Am vergangenen Samstag konnte Helmy Abouleish selbst im Rahmen einer ersten Anhörung seine Sicht der Anschuldigungen darstellen. Die Verhandlung, die von Beteiligten als sachlich und fair wahrgenommen wurde, diente vorrangig der Bestandsaufnahme und Verlesung der Anklageschrift. Sie wird am 8. Juni fortgesetzt. Dass nicht nur Einzelne, sondern auch Firmen und Einrichtungen augenblicklich durch eine Zeit umfassender und tief greifender der Herausforderungen gehen - zuweilen auch gemeinsam - darüber berichten führende Mitarbeiter der SEKEM-Initiative in einem Schwerpunktbeitrag auf den folgenden Seiten.
Ihr Redaktionsteam SEKEM finden Sie auch im Internet:
SEKEM-Produkte sind weiterhin sehr gefragt. Doch ägyptische Konsumenten sind nach der Revolution preisbewusster geworden und greifen seltener zu Bioprodukten wie ISIS‘ Säften.
A
uch wenn sich ihre Einrichtungen über fast ganz Ägypten verteilen, ist SEKEM für viele Besucher immer noch synonym mit „der Farm“. Rund 60 Kilometer außerhalb Kairos gelegen, ist das 3 Quadratkilometer große Gelände zwar eine ländlich gelegene Anlage. Doch die Folgen des revolutionären Umbruchs, der von den Stadtzentren wie Kairo ausging, ist auch auf die auf der Farm gelegenen Firmen und ihre Mitwirkenden übergesprungen. Zu groß ist die Vernetzung
im Land und weltweit, als dass die Initiative unbetroffen hätte bleiben können. Die Revolution hat wichtige gesellschaftliche Entwicklungen angestoßen, für deren Verwirklichung sich auch die SEKEM-Initiative lange eingesetzt hatte. So begrüßenswert diese sind: kurzfristig bestimmen vor allem wirtschaftliche und organisatorische Herausforderungen die Aufmerksamkeit der Leitungen der SEKEM Insight | Mai 2011 | Seite 1
Wirtschaft
Firmen in der Unternehmensgruppe. Sie haben für die verantwortlichen Mitarbeiter ganz unterschiedliche Konsequenzen. Anhaltende Unruhe Noch hat Ägypten keine Ruhe gefunden, weder in der Politik, Gesellschaft noch Wirtschaft. Immer noch herrscht unter den Menschen gespannte Unruhe, vor allem in Kairo. Zahllose Firmen mussten seither schließen. Auch die SEKEM-Betriebe, die aufgrund der Solidarität ihrer Mitarbeiter zwar geöffnet bleiben konnten, werden die Auswirkungen der Revolution lange spüren. Sinkende Kaufkraft der Kunden ISIS, SEKEMs nach Umsatz größte Firma, die Frischprodukte wie Gemüse, aber auch Säfte und Milcherzeugnisse herstellt, geht durch eine besondere Phase der Selbstfindung. „Während der Revolution wurden andernorts viele Menschen in die Arbeitslosigkeit ohne soziale Absicherung entlassen. Dadurch sank in Ägypten die Kaufkraft der Kunden. Sie überlegen nun genau, ob sie weiterhin Bio-Produkte kaufen, oder preiswertere Waren wählen.“, erklärt Dr. Mamdouh Aboueleish, General Manager von ISIS. Arbeitslosigkeit, durch Firmenschließungen hervorgerufen, bedroht viele aus der an BioProdukten besonders interessierten Mittelschicht (siehe SEKEM Insight 04.11). Der sinkende Lebensstandard wirkt sich so gerade auf den sensiblen Lebensmittelmarkt aus.
„Die Entwicklung in ISIS sehen wir sehr optimistisch.“ Eine weitere Herausforderung erwächst ISIS aus dem veränderten Konsumenteninteresse. Es richtet sich nun besonders auf elementare Produkte wie Brot. Viele Kunden kaufen dafür weniger außergewöhnliche Produkte aus dem „Premium-Segment“. ISIS will auf diese Veränderungen mit einem neu
arrangierten Produktportfolio antworten, das andere Schwerpunkte setzt. Mit einer Erholung auf dem Lebensmittelmarkt rechnen viele Experten im Verlauf des Jahres 2011. „Ich bin für ISIS dennoch sehr optimistisch. Wir haben ein umfassendes Konsolidierungsprogramm entwickelt und mit unseren Partnern abgestimmt. Außerdem sind wir mit bestimmten Produkten auf dem lokalen Markt sehr stark vertreten.“, so Aboueleish. Individuelle Wünsche in Naturetex In Naturetex, SEKEMs Firma für Naturtextilien, haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder den Dialog mit der Geschäftsleitung gesucht. „Es ist verständlich, dass viele Mitarbeiter durch die Entwicklungen im ganzen Land aufgewühlt sind. Das war auch bei uns spürbar.“, weiß Konstanze Abouleish zu berichten. Sie ist Commercial Manager bei Naturetex. Natürlicherweise träten während eines revolutionären Umbruchs und der plötzlich unsicher gewordenen Zukunftsperspektiven auch Egoismen deutlicher zu Tage. In gemeinsamen Beratungen konnte in allen Fällen ein gangbarer Weg für alle Beteiligten gefunden werden. Die Strukturen der Kooperative der SEKEM-Mitarbeiter (CSE), die allen Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, ihre Wünsche und Anregungen der Geschäftsleitung zu Gehör zu bringen, haben sich in dieser Zeit besonders bewährt. Die Arbeit in Naturetex wird zusätzlich durch weltwirtschaftliche Entwicklungen erschwert, welche die Preise für Biobaumwolle auf ein historisches Hoch steigen ließen und die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs herausfordern. Vor- und Nachteile des Exports Oft kommen für die SEKEM-Firmen, die wie Naturetex viel exportieren, weitere Herausforderungen hinzu. Währungsschwankungen und so verursachte Kursverluste zwingen zu Preisanpassungen. Was Touristen
freut, ist für SEKEM ein großes Problem. Durch die Umtauschverluste werden die oft positiven Effekte, die sich durch internationalen Handel ergeben, wieder zunichte gemacht. Umstrukturierungen bei Atos Auch Atos‘ Entwicklung zeigt, wie mehrere als geringfügig bewertete Veränderungen in Kombination zu großen Herausforderungen werden können. Zwar leidet das Unternehmen, das pflanzliche Arzneimittel vornehmlich in Ägypten verkauft, kaum unter der Revolution selbst. Anders als Lebensmittel sind Atos‘ Produkte in geringerem Maße von ihren Folgen betroffen. „Doch bei Atos standen wir Anfang des Jahres gerade in weit reichenden Umstrukturierungen.“, erklärt Christophe Floride, Mitglied des Vorstands bei Atos. „Wir hatten uns auf ein besonders erfolgreiches Jahr eingestellt und dazu Umbauten in Angriff genommen.“ Genau in diese Zeit, in der nicht alle Produktionslinien verfügbar waren, fiel nun die Revolution. Gemeinsam - auch durch die Revolution Während SEKEMs Firmen vor allem volks- und betriebswirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen haben, erleben die sozialen Initiativen die Revolution noch direkter im Umgang mit Mitarbeitern, Schuleltern oder Schülern. „Ich bin sehr glücklich, dass wir hier keine Verschlechterung im Verhältnis der Eltern und Kinder zu uns bemerken konnten.“, zeigt sich Rafik Costandi erfreut, der die SEKEMSchule betreut. Doch gerade im Sozialen werden Anspannung und existentielle Ängste besonders deutlich. In den Revolutionstagen suchten einzelne Lehrer der Schule verstärkt das Gespräch um auch über Gehaltsfragen und Themen des menschlichen Umgangs zu sprechen. In langen Beratungen konnte ein für alle gangbarer Weg gefunden werden, der die Solidarität der SEKEM-Gemeinschaft in den Vordergrund stellt. Fortsetzung Seite 3
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Kultur
Nachhaltigkeit durch Bildung für Alt und Jung Gelebte Nachhaltigkeit kann dauerhaft nur erfolgreich sein, wenn sie bereits in der Schule beginnt. SEKEM-Bildungsprojekte schaffen früh Bewusstsein.
Interaktivere Schulbildung
Die Heliopolis-Akademie entwickelt praxisfähige, entwicklungsorientierte Lösungen.
B
ildung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung. Daher ist SEKEM in diesem Feld auch bereits von Anfang an aktiv. Im Kindergarten, der SEKEM-Schule, dem Berufsbildungszentrum und in vielen weiteren Bildungsprogrammen für Mitarbeiter sind Fortbildungsmaß nahmen selbstverständlicher Teil von Lernen und Arbeit in SEKEM. Die „Heliopolis-Universität für nachhaltige Entwicklung“ soll diese Angebote durch anspruchsvolle Bildungsangebote ergänzen.
Das erste Projekt befasst sich mit der Entwicklung einer interaktiven und praxisorientierten Schulbildung. 20 Partnerinstitutionen entwickeln gemeinsam über 500 verschiedene Aktivitäten, Experimente und Spiele, die sich komplexen Themen wie Biodiversität, Energie, Wasser oder Landwirtschaft in einer spielerischen Art widmen. Die Heliopolis-Universität entwickelt das Material für die landwirtschaftliche Komponente und lässt so SEKEMs Erfahrung einfließen. Mehr Nachhaltigkeit an der Universität Das RUCAS-Projekt bewertet, inwiefern Nachhaltigkeit in universitären Kurrikula berücksichtigt wird. Der Austausch zwischen den Partnern in Irland, Schweden, Frankreich und Italien ist wesentlich für das Projekt, welches Nachhaltigkeitsthemen in Studiengängen an sechs Universitäten des Mittleren Ostens verbessern und diese als Modelleinrichtungen bewerben will. Die Heliopolis-Universität ist eine von ihnen.
Integrativer Bildungsansatz Universitäre Bildung sollte jedoch nicht unabhängig von anderen Bildungsformen gesehen werden. Ein integrativer Ansatz muss sekundäre, tertiäre Bildung und angewandte Forschung gleichermaßen berücksichtigen. Um dies zu erreichen sind die Heliopolis-Universität und die SEKEM-Stiftung für Entwicklung (SDF) Partner in drei internationalen Bildungsprojekten. Die Projekte werden von der Europäischen Kommission mitfinanziert.
Kooperationen mit Wirtschaft und Industrie Eine engere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Wirtschaft soll durch UNCHAIN erreicht werden. Derzeit befasst sich die Forschung an Einrichtungen des Mittleren Ostens kaum mit den Bedürfnissen in Betrieben. Daher wurden Lehrstühle für Innovation an einer Anzahl Universitäten etabliert, deren Aufgabe es ist, an Firmen heranzutreten, Bedürfnisse zu identifizieren und diese in einem Konsortium aus Studenten und Experten zu lösen.
Derzeit arbeiten in SEKEM auch je ein Student der Kairoer Universität und der Technischen Universität Graz (Österreich) an einem Projekt grenzübergreifend zusammen. Die drei Projekte streben an, SEKEMs Kulturimpuls und Expertise möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und die Einrichtungen zu stärken. Der bisherige Erfolg der Projekte lässt hoffen, dass die Heliopolis-Universität die erfolgreiche Erfahrung von SEKEMs bestehenden Bildungsinstitutionen fortsetzen wird. Bianca Fliss Bianca Fliss betreut in SEKEM Bildungs- und Entwicklungsprojekte für die Heliopolis Universität.
Fortsetzung von Seite 2
„Es ist immer noch etwas Besonderes, in SEKEM zu arbeiten. Auch jetzt nach der Revolution.“, bestätigt auch Dalia Abdou, die das Projekt „Soil & More“ betreut, mittels dessen SEKEM Kompost auch anderen Firmen anbietet, um so die Verbreitung biologischer Landwirtschaft zu beschleunigen. Diese Solidarität ist es, von der alle leitenden Mitarbeiter in den Einrichtungen mit Anerkennung berichten. Sie richtete sich an Helmy und Dr. Ibrahim Abouleish ebenso wie an die eigenen Kollegen. Auch die Kinder der SEKEM-Schule, die Unterschriften für Helmy und Dr. Abouleish sammelten (siehe SEKEM 04.11), zeigten erneut die besondere menschliche Qualität der Gemeinschaft SEKEMs: Herausforderungen gemeinsam zu bestehen - und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Bijan Kafi Bijan Kafi ist Beauftragter für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der SEKEM-Initiative in Europa.
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Kultur
Die Revolution in der Kunst verarbeiten Das Eurythmie-Ensemble SEKEMs hat aus Anlass des Geburtstags Dr. Ibrahim Abouleishs einen Versuch gewagt, die Revolution künstlerisch zu verarbeiten.
miteinander Eurythmie zu üben. Diese Gruppe wurde ebenfalls in das Eurythmie-Ensemble und das Darbietungsprogramm integriert. Vor 800 Jahren hat der große persische Dichter und Philosoph Djalal Muhammad Rumi einen Satz geprägt, der bis heute gerade in Situationen sozialer Umbrüche seinen besonderen Klang behält: „Schlaf nicht wieder ein.“ Das Eurythmie-Ensemble SEKEMs bei Proben für eine Aufführung.
E
nde März hat das künstlerische Eurythmie-Ensemble der SEKEMInitiative anlässlich des Geburtstags von Dr. Ibrahim Abouleish eine besondere Aufführung gestaltet. Sie folgte dem Thema: „Ich – wer bin ich denn in diesem Dasein?“. Die Aufführung sollte auch ein Beitrag dazu sein, die Umwälzungen der Januar-Revolution künstlerisch zu verarbeiten - und positive Impulse aus ihnen für die Zukunft zu schöpfen. Künstlerisch die Revolution verarbeiten
Ein Demokratisierungsprozess ist immer auch eng verbunden mit einem in der Entwicklung sich befindenden Kulturimpuls. Kunst und Kultur im Allgemeinen sind oft ausdrucksstarke Vorbereitungsstufen für soziale Erneuerungen. Daher sind auch Dichter und Musiker in vielen Fällen die Vordenker solcher sozialen Entwicklungsschritte der Menschheit gewesen. Eine Gruppe von Schülern der Berufsschule hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung zusammengefunden und beschlossen,
Rumi spricht in der dazu gehörigen Dichtung von zwei Welten, in denen wir lebten: der Alltagswelt, wenn wir wachend seien, und in der geistigen Welt, wenn wir schliefen. Der Autor selbst steht an der Schwelle zwischen Erde und Himmel und ruft uns zu: „die Türe steht offen, wenn Du nicht schläfst, kannst zu sie erfassen.“ Ohne die in diesen Zeilen ausgedrückte Erfahrung, dass der Mensch in beiden Welten lebt - einmal wachend, fühlend, denkend, handelnd - und einmal schlafend, ist die Entwicklung des Ichs nicht möglich. Rumi fährt fort: „bitte um das, was du wirklich brauchst, was du wirklich brauchst“. Rumi meint nicht nur die materiellen Bedürfnisse der Menschen. Er meint vor allem die großen Werte, die den Menschen erst zum Menschen machen: die moralischethischen Qualitäten, zu denen wir streben. Täten wir dies, meint Rumi, so stehe uns die Türe zum Paradies offen. Eurythmische Emanzipation des Ichs In vier Schritten haben die Aufführenden daraufhin gezeigt, wie das Ich des Menschen im arabischen Raum sich immer mehr von der Welt emanzipiert, um sich in der eigenen Wesenheit selbst bewusst zu erfahren.
Zunächst erzählt der Dichter Elija Aboumadi, wie er sein Ich erlebt: als Trautropfen, als Melodie, als laufende Gestalt, als Welle. Er ist also noch ganz mit der äußeren Welt noch verbunden. Der Dichter Mahmoud Hassan Ismail erlebt sich als Flöte (ein Bild des Ich in der arabischen Dichtung). das sich in den Falten des Schleiers seiner Seele verhüllt. Und die Dichterin Nazik el Malaika fragt die Nacht, den Wind und zuletzt den Geist „Wer bin ich“. Sie sucht die Antwort „draußen“ in der Welt. Der Dichter Adonis schließlich sagt: „Ich habe mein Reich zerstört, ich habe meinen Thron zerstört – aber ich habe meine eigene Sprache gefunden, die die Ruinen beleuchtet, die ich erschaffen habe.“
„In der Kunst – in der Dichtung – finden wir oft früh angedeutet, was dann später in einer sozialen Umwälzung sich entfaltet.“
Verinnerlichung des Ich Man sieht an den Werken dieser zeitgenössischen Dichter, dass in den letzten Jahrzehnten eine Verinnerlichung des Ich-Begriffes stattgefunden hat. Sie mag auf verborgene Weise zu den Befreiungsbestrebungen dieses Jahres beigetragen haben. In der Kunst – in der Dichtung – finden wir oft früher, was später in sozialen Umwälzungen geschieht. Der Entwurf Einzelner kann zu einem Volksbegehren werden. Christoph Graf Christoph Graf ist künstlerischer Direktor des SEKEM-Eurythmie-Ensembles und betreut die eurythmischen Ausbildungsprogramme.
SEKEM Insight | Mai 2011 | Seite 4
Spendenaufruf
Spendenaufruf der internationalen Fördervereine
Liebe Freunde, Voll Hoffnung haben wir alle die friedliche Revolution in Ägypten verfolgt. Bis zu politischer Stabilität und echter Demokratie ist es aber noch ein langer Weg. Nach der Revolution steckt nun auch die ägyptische Wirtschaft in einer tiefen Krise. Der lebenswichtige Tourismussektor ist zusammengebrochen, und alle Firmen und Privatleute vermeiden Investitionen und leiden unter hohen Preissteigerungen in allen Bereichen. Die ägyptischen Lebensmittelverkäufe sind dadurch beispielsweise um etwa 40% gesunken. Die Bevölkerung und die Firmen in Ägypten leiden sehr unter der Situation, und auch die SEKEM Firmen trifft es hart. Die SEKEM Unternehmen sind in den letzten Jahren dank großer Nachfrage nach unseren Produkten stark gewachsen, weshalb wir viel in unsere Produktionsanlagen und auch die neuen Farmen investiert haben. Heute sind wir aber mit dramatisch reduziertem Umsatz auf dem ägyptischen Markt und unsicherer Zukunftsplanung konfrontiert. Wir haben alle Investitionen weitgehend gestoppt, und versuchen nun so gut es geht Kosten einzusparen, ohne Mitarbeiter zu entlassen. Die laufenden Kosten des Medical Center und der SEKEM Schulen werden durch die SEKEM Firmen getragen. Aufgrund der hohen Verluste in den Firmen ist es jedoch derzeit sehr schwierig, dafür im notwendigen Umfang an die SEKEM Development Foundation (SDF) zu spenden. Wir sind dankbar für jede Unterstützung die uns ermöglicht, die Arbeit der SDF gerade in dieser Zeit aufrecht zu erhalten. Bitte setzen Sie sich für Ihre Spende mit uns in Verbindung. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung.
Deutschland
Skandinavien
Verein zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V.
SEKEM Scandinavia info@sekemscandinavia.com
www.sekem-freunde.de Niederlande Österreich
Vriendenkring SEKEM
Gemeinnütziger Verein zur Förderung des SEKEM-Impulses in Ägypten und Österreich
www.sekemvrienden.nl info@sekemvrienden.nl
www.sekemoesterreich.at Schweiz Förderverein SEKEM Schweiz Daniel Baumgartner [danba@hermaion.ch] oder Ernst Bürgin [e.buergin@swissonline.ch]
SEKEM Insight | Mai 2011 | Seite 5
Impressionen
Impressionen aus SEKEM
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in leitender Mitarbeiter von SEKEM Sinai erklärt Rafik Costandi die Art und Weise, wie in der Wüste Ägyptens mithilfe von Kompost fruchtbarer Mutterboden geschaffen wird. Die beiden stehen auf einem Acker von SEKEMs neuer Farm auf der Sinai-Halbinsel, die fast unmittelbar an den Kanal von Suez grenzt. In diesem Jahr konnten auf den dort neu gewonnenen Hektaren Farmland erstmals Kartoffeln der besonders hochwertigen Sorte Innova geerntet werden. Sie finden sich als Frühkartoffeln auch in europäischen Supermärkten. Insgesamt hat die SEKEM-Initiative in 34 Jahren rund 11.000 Hektar Wüstenboden mittels Kompostierung und bio-dynamischen landwirtschaftlichen Methoden erschließen können. Rund 4.500 Hektar werden heute durch etwa 450 Kleinbauern in ganz Ägypten biologisch bewirtschaftet. Alle Bauern profitieren außerdem von Weiterbildungsmaßnahmen, welche die demeter-Landwirtschaft weiter verbreiten helfen sollen. SEKEM Insight | Mai 2011 | Seite 6
Kurznachrichten
Globale Bodenzerstörung schlimmer als Fukushima?
Veranstaltungen mit SEKEM in Berlin und Wien
Forum für Nachhaltigkeit in Brixen erfolgreich
Die Nachhaltigkeitsmesse SusCon, die vom 28.-29. Juni in Nürnberg stattfindet, wird dieses Jahr das Thema Ethik im Wirtschafts- und Konsumalltag prominent diskutieren und will konkret Handlungsempfehlungen und Lösungen erarbeiten.
Am 25. Mai fand im Büro der GLSBank in Berlin ein parlamentarischer Abend unter Beteiligung SEKEMs statt. Der Abend widmete sich den Erfolgen praktischer anthroposophischer Arbeit weltweit und wandte sich direkt an politische Vertreterinnen und Vertreter. Er war vom Dachverband anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMID), demeter international und dem Bund der Freien Waldorfschulen organisiert worden.
In Brixen fanden vom 19.-21. Mai die „Tage der Nachhaltigkeit“ unter Beteiligung von Dr. Ibrahim Abouleish statt. Rund 1.400 interessierte Bürger und Wirtschaftstreibende nahmen teil. Sie konnten sich an vier Tagen zwischen Forum Brixen, Kloster Neustift, Domplatz und Trattengasse über Themen rund um Nachhaltigkeit informieren. Der Erfolg hat das Interesse am Thema bestätigt: 2012 wird die Veranstaltung neu aufgelegt werden.
An der Veranstaltung nahmen neben rund 60 Teilnehmern aus der interessierten Öffentlichkeit auch zahlreiche Vertreter der organisierenden Einrichtungen und eine Reihe Mitglieder des deutschen Bundestages teil. Auch SEKEMs Arbeit sollte hier vorgestellt werden.
Nach dem erfolgreichen Wochenende ziehen die Organisatoren Resümee: „Zum ersten Mal hat sich in Südtirol ein Kongressprogramm mit Seminaren, Diskussionen und hochkarätigen Referenten mit zukunftsweisenden Wirtschaftsformen beschäftigt. Wir haben gesehen, dass Erwachsene aber auch Kinder für Themen wie Gemeinwohl, Gesundheit und Gerechtigkeit nicht nur Interesse zeigen. Die Themen haben regelrecht für Aufbruchsstimmung gesorgt.“
Die globale Risikogesellschaft mache auch vor fruchtbarem Ackerboden und Trinkwasser nicht Halt, heißt es von den Organisatoren. Während ein Reaktorunglück oder die Explosion einer Bohrinsel Mensch und Natur unmittelbar schädigten, führten andere Fehlentwicklungen zu einer schleichenden Zerstörung von Lebensgrundlagen. Dramatisch sei der Verlust an fruchtbarem Boden. Die auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Marktwirtschaft habe keine tauglichen Korrekturmechanismen hervorgebracht und versage damit als zukunftsfähiges Wirtschaftsmodell. Vielmehr steigerten wirtschaftliche Vorteile die Risikobereitschaft aller Wirtschaftsbeteiligten. Vom Verbraucher, der gerne billig einkauft, vom Unternehmen, das attraktive Gewinnaussichten verfolgt, bis zum Staat, der Arbeitsplatzargumente und Steuereinnahmen priorisiert. Eine Trendwende, die nur von Staat, Wirtschaft und Verbrauchern zusammen gestaltet werden kann, sei nach Ansicht der SusCon-Organisatoren notwendig. Die internationale Konferenz will Best Practices von Unternehmen, die Problemstellungen mit ganzheitlichen Konzepten angehen, ebenso präsentieren, wie innovative technologische Ansätze beispielsweise in der Trinkwasseraufbereitung, der Phosphatrückgewinnung oder der Revitalisierung von ausgelaugten Böden. Quelle: Forum nachhaltiges Wirtschaften
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Mehr Informationen: http://www.suscon.net
Vom 27.-28. Mai veranstaltete die Anthroposophische Gesellschaft in Österreich die öffentliche Tagung „Inspiriert durch Steiner“ an der Technischen Universität Wien. Die Veranstaltung in der Institution, an der bereits Rudolf Steiner studiert hatte, widmete sich der Frage, wie anthroposophische Grundlagen praktische und wissenschaftliche Arbeit in aller Welt beeinflussen. Neben SEKEM waren namhafte Vertreter verschiedenster Themenbereiche eingeladen worden: Peter Daniell Porsche, Prof. Friedrich Glasl, Alfred Strigl, Christine Gruwez, Tobias Richter und Bodo von Plato sprachen zu Themen wie Freiheitsfähigkeit, Pädagogik, Konfliktforschung und nachhaltige Gesellschaftsentwicklung. Helmy Abouleish wurde auf beiden Veranstaltungen durch Bijan Kafi, Beauftragter für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der SEKEMInitiative in Europa vertreten. Quelle: SEKEM Insight SEKEM können sie auch besuchen: www.sekem-reisen.de www.aventarra.de
Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren äußerst positiv, durch spannende Diskussionen und einen regen Wissensaustausch konnten alle neue Ideen mit nach Hause nehmen. Quelle: think more about
SEKEM Insight abonnieren Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteur: Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: Seiten 1, 6: Bijan Kafi; 3, 4: SEKEM Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.
SEKEM Insight | Mai 2011 | Seite 7