Nr. 108 - August 2011
Insight
SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, SEKEMs Engagement für die BioLandwirtschaft ist bekannt - weniger hingegen die Bedeutung der Tierzucht für SEKEM. Sie wird ebenfalls nach demeter-Standard durchgeführt. SEKEM ist der einzige demeter-zertifizierte Tierzuchtbetrieb im Land.
Tierhaltung
Partnerprojekte
Nachhaltigkeit
Tier, Farm und Mensch im Einklang
Lebensbaum: seit 25 Jahren Partner
SEKEM dehnt BioLandwirtschaft aus
Ein wichtiger Teil des Ganzen der Landwirtschaft Als einziger demeter-zertifizierter Tierzuchtbetrieb in Ägypten beschreitet SEKEM für das Land ungewöhnliche Wege artgerechter Tierhaltung und Pflegerbildung.
Artgerechte Tierhaltung ist in Ägypten noch eine Seltenheit. Ihr stehen zum einen geographische Besonderheiten entgegen. Denn es fehlt an Weiden und die klimatischen Bedingungen machen permanente Stallhaltung notwendig. Doch auch kulturelle Aspekte spielen eine Rolle. Viele Ägyptenreisende kennen den Viehtransport durch die Wüsten des Landes, bei dem die Tiere auf einfachen Pick-Ups lebend mit zusammengebundenen Beiden aufeinander liegend transportiert werden. Demgegenüber fordert die demeter-Tierzucht ein radikales Umdenken hinsichtlich des Verhältnisses von Tier, Farm und Mensch. Das Tier wird vom Objekt materiellen Interesses zum „Partner“ in der Gestaltung einer lebenswerten Umwelt. In dieser Ausgabe erläutern wir die Idee der demeter-Tierzucht bei SEKEM.
Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:
Die Rinder SEKEMs wachsen ganzjährig im Stall auf - mit viel Platz um sich auszubreiten.
D
ie moderne Tierhaltung in Ägypten leidet heute unter denselben Problemen der intensiv betriebenen Landwirtschaft und Tierzucht, wie sie aus anderen Ländern bekannt sind. Sie wird auch hier vorwiegend als Produktionsfaktor oder Geldanlage gesehen. Das Halten von Tieren im symbiotischen Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Tätigkeit, also als Ergänzung zum Pflanzenbau und als selbstverständlicher Teil der Bodenerhaltung und –pflege, ist dem-
gegenüber nahezu unbekannt. Daher stehen in der Regel auch nicht das Tier und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt des Interesse des Halters, sondern vorrangig die Frage, wie durch massenhafte und schnelle Mast und Verkauf möglichst viel Geld mit ihnen verdient werden kann. Einzig in ländlichen Gegenden hat die kleinbäuerliche Form der Tierhaltung die Zeiten überdauert. Dort gilt die Kuh geradezu als „Familienmitglied“ und bewohnt oft mit den Menschen das Haus. SEKEM Insight | August 2011 | Seite 1