SEKEM Insight 08.11 DE

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Nr. 108 - August 2011

Insight

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, SEKEMs Engagement für die BioLand­wirtschaft ist be­kannt - weniger hingegen die Bedeutung der Tierzucht für SEKEM. Sie wird ebenfalls nach demeter-Standard durchgeführt. SEKEM ist der einzige demeter-zertifizierte Tierzuchtbetrieb im Land.

Tierhaltung

Partnerprojekte

Nachhaltigkeit

Tier, Farm und Mensch im Einklang

Lebensbaum: seit 25 Jahren Partner

SEKEM dehnt BioLandwirtschaft aus

Ein wichtiger Teil des Ganzen der Landwirtschaft Als einziger demeter-zertifizierter Tierzuchtbetrieb in Ägypten beschreitet SEKEM für das Land ungewöhnliche Wege artgerechter Tierhaltung und Pflegerbildung.

Artgerechte Tierhaltung ist in Ägypten noch eine Seltenheit. Ihr stehen zum einen geographische Besonderheiten entgegen. Denn es fehlt an Weiden und die klimatischen Bedingungen machen permanente Stallhaltung notwendig. Doch auch kulturelle Aspekte spielen eine Rolle. Viele Ägyptenreisende kennen den Viehtransport durch die Wüsten des Landes, bei dem die Tiere auf einfachen Pick-Ups lebend mit zusammengebundenen Beiden aufeinander liegend transportiert werden. Demgegenüber fordert die demeter-Tierzucht ein radikales Umdenken hinsichtlich des Verhältnisses von Tier, Farm und Mensch. Das Tier wird vom Objekt materiellen Interesses zum „Partner“ in der Gestaltung einer lebenswerten Umwelt. In dieser Ausgabe erläutern wir die Idee der demeter-Tierzucht bei SEKEM.

Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:

Die Rinder SEKEMs wachsen ganzjährig im Stall auf - mit viel Platz um sich auszubreiten.

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ie moderne Tierhaltung in Ägypten leidet heute unter denselben Problemen der intensiv betriebenen Landwirtschaft und Tierzucht, wie sie aus anderen Ländern bekannt sind. Sie wird auch hier vorwiegend als Produktionsfaktor oder Geldanlage gesehen. Das Halten von Tieren im symbiotischen Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Tätigkeit, also als Ergänzung zum Pflanzenbau und als selbstverständlicher Teil der Bodenerhaltung und –pflege, ist dem-

gegenüber nahezu unbekannt. Daher stehen in der Regel auch nicht das Tier und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt des Interesse des Halters, sondern vorrangig die Frage, wie durch massenhafte und schnelle Mast und Verkauf möglichst viel Geld mit ihnen verdient werden kann. Einzig in ländlichen Gegenden hat die kleinbäuerliche Form der Tierhaltung die Zeiten überdauert. Dort gilt die Kuh geradezu als „Familienmitglied“ und bewohnt oft mit den Menschen das Haus. SEKEM Insight | August 2011 | Seite 1


Wirtschaft

Hühner laufen oft noch durch die Küchen vieler Landhäuser. Doch dort, wo sich die Massentierhaltung durchgesetzt hat, dominieren großflächige Kuhhaltungen mit mehreren hundert Tieren ohne eigene Felder, überwacht durch farmfremdes Personal und Computer. Schweinezucht spielt in Ägypten nur eine untergeordnete Rolle. Teil des Ganzen der Landwirtschaft Demeter-Tierhaltung ist bestrebt, Tiere im Einklang mit ihrer Umgebung (Farm und Menschen) zu betrachten und aufzuziehen. Durch artgerechte Haltungsbedingungen und Fütterung mit (Demeter)-Futter sollen sie sich gesund entwickeln. Die Tiere sind keine Objekte materiellen Gewinninteresses sondern im buchstäblichen Sinne Partner bei der Gestaltung der Umwelt. In SEKEM sind Tiere ein wichtiger Teil des landwirtschaftlichen Ganzen. Mit ihrem Mist helfen sie dem Menschen bei der Fruchtbarmachung der Wüste und sorgen für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Der Mensch erhält von ihnen Milch und Fleisch. Daher versuchen SEKEMs Mitarbeiter ihren Bedürfnissen so weit wie möglich zu entsprechen und ihren Beitrag zu einer integrierten Landwirtschaft zu fördern und zu honorieren. Das beginnt bereits nach der Geburt. Die Kälber aus SEKEMs 550 Tiere großer Herde aus Allgäuer Braunvieh und Holstein-Frisian-Rindern bleiben die ersten 3 Tage bei ihrer Mutter und können so viel und so oft Milch aufnehmen, wie sie wollen. So wird auch die Entwicklung der Mutter-Kind-Bindung unterstützt, die für die Kuh als soziales Herdentier wichtig ist. Die Kälber kommen dann mit gleichaltrigen Tieren zusammen und erhalten 3 Monate lang reine Kuhmilch. Milchaustauscher verwendet SEKEM nicht. Horn ein wichtiges Körperteil Alle Tiere behalten selbstverständlich auch ihre Hörner. Dafür muss man ihnen immer etwas mehr Platz geben,

Die Kühe SEKEMs erhalten ihrem Entwicklungsstadium entsprechend ausschließlich natürliches Futter.

denn eine behornte Kuh trägt auch mal Rangkämpfe aus und verlangt einen größeren „Sicherheitsabstand“. Alle Wiederkäuer haben Hörner oder ein Geweih. Auch für die Kuh sind die Hörner ein wichtiges Körperteil. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Wiederkäuen, das heißt mit der Eigenschaft, aus rohem, faserreichem Futter, das für die andere Tiere und Menschen unverdaulich ist, sich ernähren und daraus Milch produzieren zu können. Man geht davon aus, dass das Enthornen sich negativ auf die Verdauung auswirkt. Hornlose Kühe sind im Verhalten dumpfer und wirken neben ihren horntragenden Artgenossinnen geradezu apathisch. Die Hörner verleihen dem Tier eine größere Sensibilität. Von Alp-Hirten ist beispielsweise bekannt, dass sich hornlose Tiere schlechter zu einer Herde formieren und leiten lassen. Individuelle Kräutermischungen Während in Europa Rindvieh während des Sommers auf Weiden entlassen wird, ist dies in Ägypten nicht möglich. Ihr Futter muss außerdem unter Nutzung von Wassergräben oder Sprinkleranlagen angebaut werden. Sie würden durch die Beweidung zerstört. Deshalb sind auch SEKEMs Kühe

das ganze Jahr über in einem 0,5 ha großen Stall. Sobald die Rinder genügend Rauhfutter aufnehmen können, um daraus alle Nährstoffe zu erhalten, werden sie bis kurz vor dem Abkalben fast ausschließlich mit Grünfutter, Heu und Stroh gefüttert. So kann sich in dieser Zeit eine reiche Pansenflora ausbilden, welche die Kuh später befähigt, aus dem Grundfutter möglichst viel Milch zu produzieren. Jedes Tier bekommt dem Alter entsprechend täglich eine Kräutermischung, die Geruchs- und Geschmackssinn anregen und harmonisierend auf Verdauung und Stoffwechsel wirkt. Bei der Fütterung wird darauf geachtet, dass die Tiere genug Strukturfutter bekommen. Heu oder Stroh stehen immer zur freien Verfügung. Beachtet man dies nicht und füttert zum Beispiel zu viel Kraftfutter, reagieren Kühe sehr empfindlich mit Verdauungsproblemen, Frucht­barkeitsstörungen oder Klauenproblemen. Dann beginnt der fatale Kreislauf von Krankheit und folgender Antibiotika- oder Hormonzugabe. Er setzt sich meist so lange fort, bis die Kuh wieder SEKEM Insight | August 2011 | Seite 2


Wirtschaft

nicht zu viel zu fordern und das Tier seinen eigenen Weg finden zu lassen. “Mache der Kuh klar, was Du von ihr willst, dann wird sie es in ihrem Tempo tun. Sie soll keine Angst vor dir haben!“ Die Entfremdung von Mensch und Tier geht oft so weit, dass solche Anwei­ sungen mit Erstaunen aufgenommen werden, da sie wirklich funktionieren! Es ist für viele Tierpfleger eine Herausforderung, die Bedürfnisse eines Tieres verstehen zu lernen, zu wissen: wenn eine Kuh brüllt, dann hat das einen Grund, den es zu finden gilt. Ein guter Pfleger lernt die Bedürfnisse der Kuh genau kennen und versteht diese mit der Zeit intuitiv zu interpretieren. Der Umgang mit den Tieren wird ruhiger und ausgeglichener. SEKEMs Schafherde wird von einem Beduinen gepflegt und gehütet.

„einigermaßen beieinander“ ist und auch trächtig wird, was ja notwendig ist, damit sie weiterhin Milch gibt. Dieser Teufelskreis ist aus der Massentierhaltung, die zum Beispiel die auch in Ägypten beliebten Schnell­ restaurants versorgt, bekannt. Soziale Herdentiere Zuchtstiere sind in SEKEM in der Nähe der Kühe untergebracht, so dass sich das Herdengefühl unter weiblichen und männlichen Tieren natürlich entfalten kann. Das bringt Ruhe in die Herde, deren Tiere sich in Laufställen befinden. Dort wird kein Tier angebunden, so dass die Kühe ihr soziales Leben pflegen, sich gegenseitig lecken (Fellpflege), sich begegnen, beschnuppern, voneinander entfernt oder gemeinsam liegen können. Außerdem kann jede Kuh selbst bestimmen, wie viel sie fressen und saufen will, wie viel sie in der Sonne oder im Schatten stehen, liegen oder laufen möchte, was viel zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Tiergesundheit ohne Medikamente SEKEM ist bestrebt, mit möglichst wenig Medikamenten in der Gesunderhaltung der Tiere auszu-

kommen und Naturheilmitteln größtmöglichen Raum zu geben. Zweimal pro Woche wird der ganze Stall mit einer Lösung aus 80 effektiven Mikroorganismen (Milchsäurebildner, Hefen und Pho­to­synthesebakterien) gespritzt („EM“), was Fäulnisbildung, Gerüchen, Krankheitserregern sowie Fliegen und Mücken entgegenwirkt. Weiterbildung in der Tierpflege Abgesehen von dem Bauer, bei dem die Kuh im Haus wohnt und ihrem materiellen Wert nach oft höher geschätzt wird als die eigene Frau, tritt das wirtschaftliche Interesse am Tier besonders in der Massentierhaltung zu Tage. Sichtbare Auswirkungen zeigen sich so auch im Umgang der Tierpfleger mit ihren Tieren. Stress auf beiden Seiten ist oft die Folge. Das Verhalten von SEKEMs 40 Tierpflegern gegenüber den Tieren zu entwickeln, bedarf einer langfristigen Weiterbildungsarbeit. Die besten Erfolge hat SEKEM durch „learning by doing“ erzielt. Das heißt, dass die für die Tierzucht Verantwortlichen immer wieder bei der täglichen Arbeit im Stall sein und die Arbeiter bei den verschiedenen Tätigkeiten begleiten müssen, um dann gezielt auf sie einzuwirken. Dazu gehört beispielsweise die Übung,

Die persönliche Intensivbetreuung wird durch eine fachliche Weiterbil­ dung durch eingeladene Ingenieure und Tierärzte ergänzt, welche die Tier­ pfleger vor allem mit aktuellen Themen vertraut machen. Diese Trainings finden etwa einmal im Monat statt. Schafhaltung Neben der Kuhhaltung hat für SEKEM auch die Schafzucht eine Bedeutung. Bei jeder Kuhhaltung fällt viel Futter an, das SEKEMs Fettschwanzschafe gut verwerten können. Außerdem weiden sie Feldränder ab und halten das Gras unter Bäumen kurz. So betätigen sie sich als „Landschaftspfleger“. SEKEM unterhält eine Schafherde im Umfang der vorhandenen Kuhherde. Schafe sind neben Kamelen traditionell die Tiere der Beduinen, die auch SEKEMs Herde von 550 Tieren versorgen. Für sie als Muslime hat das Schaf besondere Bedeutung, denn jeder erwachsene Muslim schlachtet jährlich am Opferfest einen Hammel in Gedenken an Ibrahims Opfer. Durch den demeter-Ansatz an den pflegenden Auftrag des Menschen der Schöpfung gegenüber zu erinnern, wie er gerade im Islam vermittelt wird, ist ein wichtiges Ziel der Arbeit SEKEMs. Angela Hofmann Angela Hofmann betreut in SEKEM die demeter-Landwirtschaft und Tierhaltung

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Wirtschaft

Gegenseitiger Respekt und ein Gleichklang der Ideen Aromatische Kräuter aus ägyptischem Demeter-Anbau – mit ihnen begann im Jahr 1985 die gemeinsame Geschichte der zwei Bio-Pioniere Lebensbaum und SEKEM.

Denken ist bis heute ein verlässliches Fundament für die Handelsbeziehung von Lebensbaum und SEKEM. Und die aus der Zusammenarbeit resultierende Planungssicherheit für beide Unternehmen hat in vielen Fällen erst dafür gesorgt, dass Wachstum und die Umsetzung von neuen Vorhaben möglich wurden, von denen heute viele Menschen profitieren: Das sind vor allem die sicheren Arbeitsplätze sowie die sozialen und ökologischen Projekte auf beiden Seiten. Neue Impulse durch internationale Netzwerke

Helmy Abouleish und Ulrich Walter, Geschäftsführer der Ulrich Walter GmbH, mit Mitarbeitern SEKEMs.

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ebensbaum gehörte 1985 mit dem Kauf von Kräutern und Gewürzen nicht nur zu den ersten Abnehmern der SEKEM-Farm, sondern war der erste Exportpartner der Initiative überhaupt. Miteinander und füreinander ist die deutsch-ägyptische Allianz im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewachsen. Heute bezieht das Diepholzer Unternehmen fast 80 verschiedene Rohwaren aus Ägypten und hat gemeinsam mit SEKEM viele zukunftsweisende Projekte umgesetzt. Gleichklang von Überzeugungen und Ideen als Basis 1985 standen Ibrahim Abouleish und Ulrich Walter ganz am Anfang ihrer Laufbahn in einer sich gerade erst entwickelnden Bio-Branche. Die Umsätze von Lebensbaum und SEKEM waren noch gering. Doch die Visionen der führenden Persönlichkeiten der

Unternehmen waren groß und wiesen viele wichtige Parallelen auf. Die beiden Bio-Pioniere wollten – jeder auf seine Weise – den ökologischen Landbau, Umweltschutz und ethische Grundsätze miteinander verbinden. „Ich war auf der Suche nach Erzeugern von Bio-Rohwaren, die meine Vorstellungen teilten. Mit Ibrahim Abouleish und SEKEM passte das von Anfang an wunderbar“, erklärt Walter, der Gründer und Geschäftsführer von Lebensbaum. Ulrich Walter ging es darum, dem Prinzip des „Wachstums um jeden Preis“ etwas entgegen zu setzen. Nicht der Werte vernichtende Egoismus, sondern das gemeinsame Schaffen von Werten sollte im Mittelpunkt einer vertrauensvollen und langfristigen Handelsbeziehung stehen. In Ibrahim Abouleish fand er einen Partner, mit dem er diese Ziele umsetzen konnte. Ihr Gleichklang im

Lebensbaum und SEKEM sind durch Ein- und Verkauf ihrer Produkte seit Langem in den weltweiten Bio-Handel eingebunden. Sie erleben dadurch ständig neue Herausforderungen und treffen dabei auf visionäre Erzeuger, welche die gleichen Ziele haben, wie sie. Gemeinsam gründeten sie mit weiteren SEKEM-Partnern deswegen vor einigen Jahren das internationale Netzwerk IAP – „Internationale Gemeinschaft für Partnerschaft in Ökologie und Handel“. Es bringt Menschen von mehreren Kontinenten und aller Tätigkeitsbereiche entlang der Kette der Wertschöpfung zusammen. Die Teilnehmer profitieren vom intensiven Erfahrungsaustausch und der ganzheitlichen Auseinandersetzung mit allen wichtigen Themen rund um die Produktion und den Handel mit Bio-Produkten. „Im internationalen Kontext gibt es für Ibrahim Abouleish aber nicht nur das Geschäftliche. Er engagiert sich neben seiner Arbeit mit enormer Energie für die kulturelle Völkerverständigung – zwischen Deutschland/Österreich und Ägypten, zwischen muslimischen und christlichen Menschen,“ sagt Ulrich SEKEM Insight | August 2011 | Seite 4


Wirtschaft

Dr. Ibrahim Abouleish und Ulrich Walter bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.

Die Rohwaren werden in verschiedenen Vermahlungs- und Verarbei­ tungsgraden angeliefert: von der ganzen Saat (z.B. Kümmel) bis hin zu Pulver (z.B. bei Knoblauch). Die SEKEM-Kräuter und -Gewürze durchlaufen mehrere Qualitätsprüfungen, bevor sie zur Verarbeitung freigegeben werden. Sie finden breiten Einsatz in Lebensbaum-Produkten zum Beispiel in Mono-Tees und -Gewürzen sowie in vielen Mischungen. Neue Produkte 2011

Walter voller Anerkennung. Für diesen außergewöhnlichen Einsatz wurde Abouleish 2008 auf seine Initiative hin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Die Visionen von Ibrahim Abouleish, sein Mut und seine Erfahrungen inspirieren und spornen an, neue Wege zu gehen. In der langjährigen Zusammenarbeit und durch die enge Freundschaft konnte ich vielfach erleben, welche positiven Entwicklungen durch ihn in Gang gesetzt wurden“. Gemeinsame Qualitätsarbeit sichert wirtschaftliches Fortkommen Wer in einem zunehmend umkämpften Bio-Markt an der Spitze stehen möchte, muss seinen Kunden beste Produkt-Qualität bieten. Deswegen gehört Qualitätsarbeit für SEKEM und Lebensbaum seit vielen Jahren zu den zentralen gemeinsamen Anliegen. Lebensbaum steuert vor allem umfangreiches Wissen zum Markt und zu Kundenwünschen bei. SEKEM hat profunde Anbauerfahrungen vorzuweisen. Beide zusammen kümmern sich um das richtige Saatgutwahl und die Weiterentwicklung von Analysemethoden, die zum Beispiel der Feststellung von Inhaltsstoffen und ihres Gehalts dienen. So können Anbau und die Nachernte-Verarbeitung sehr differenziert betrachtet, bewertet und optimiert werden. SEKEM liefert heute rund 80 verschiedene Rohwaren an Lebensbaum. Dabei reicht die Palette von Anis über Kümmel und Knoblauch bis hin zu Pfefferminze und Zwiebel.

Die konstruktive Zusammenarbeit fand nun mit der gemeinsamen Entwicklung der ersten Würz­ mischungen ihren Höhepunkt: 2011 wurden vier Produkte der Serie „Orientalische Genussmomente“ vorgestellt und werden heute auf dem deutschen Markt verkauft. Ihre Qualität und Authentizität überzeugen Händler wie Kunden. Jüngst erst lobten Tester in einer renommierten deutschen Zeitschrift die Produkte: „Vier wunderbar komponierte Würzmischungen – und sogar in Bio-Qualität mit Demeter-Siegel...“ Ein Extra-Lob gab es außerdem für das Qualitätskonzept: „Bei allen Gewürzen hat mich die Intensität der Mischung überrascht – und das ohne Geschmacksverstärker.“ Eine bessere Bestätigung für das gemeinsame Tun gibt es kaum. Lebensbaum möchte deswegen auch künftig an ihm festhalten, denn partnerschaftlich geprägtes wirtschaftliches Handeln im Einklang mit Natur und Mensch ist das derzeit einzige wirklich zukunftsfähige Modell. Alexandra Buley-Kandzi Alexandra Buley-Kandzi betreut die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Ulrich Walter GmbH.

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Mehr Informationen: http://www.lebensbaum.de

SEKEM können sie auch besuchen:

www.sekem-reisen.de www.aventerra.de

Nachhaltigkeitsbericht 2010: SEKEM dehnt BioLandwirtschaft aus

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EKEMs Bericht über nachhaltige Entwicklung wurde am 3. September veröffentlicht und steht zum Download auf www.sekem. com bereit. Der Bericht fasst die wichtigsten Entwicklungen der Initiative im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens im Jahr 2010 zusammen. Im vergangenen Jahr setzte SEKEM den Weg zu einem Ausbau der nachhaltigen Landwirtschaft in Ägypten durch die aufwändige Entwicklung von Wüstenböden im Sinai, in Bahareya und Minya fort. Diese Aktivitäten sollen die eigene Entwicklung durch größere Versorgungssicherheit und Produktqualität sichern. Bis 2010 hatte die Initiative insgesamt 1.628 Feddan (684 ha) Wüste urbar gemacht, 86% davon waren neu erschlossen. SEKEM setzte auch die Verbes­ serung der eigenen landwirtschaftlichen Praxis fort. Eine Partnerschaft mit zwei dänischen Unternehmen ermöglichte die Gründung der Firma „Predators“. Studien zu verbreiteten Pflanzenschädlingen auf ägyptischem Ackerland gingen dem Joint Venture voraus. Predators stellt nützliche Mikroorganismen her, die eine effektive Alternative zu schädlichen Pestiziden darstellen. SEKEM setzt sie auf dem Sinai und der Adleya-Farm in der Kartoffel- und Tomatenproduktion auf rund 140 Feddan (58 ha) ein. Der kulturelle Aspekt der Landwirt­ schaft ist eine zentrale Säule der SEKEM-Idee, die das Verhältnis des Menschen zur Natur umfassend gestal­­ ten möchte. 2010 konnte die Kunstschule der Heliopolis Akademie das erste Eurythmie-Diplom an einen ägyptischen Studenten vergeben. Eurythmie spielt eine bedeutende Rolle in der persönlichkeitsorientierten Gestaltung der Arbeitswelt. Sie schärft unter anderem die Sinne, denen bei der Arbeit mit der Natur besondere Bedeutung zukommt. Anne Mordhorst

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Wirtschaft

Dr. Ibrahim Abouleish erhält B.A.U.M.-Umweltpreis Preisverleihung findet am 23. September durch Umweltminister Röttgen und Hamburgs Ersten Bürgermeister Scholz am Flughafen Hamburg statt.

Interviews mit bekannten Vertretern unternehmerischen Engagements für Nachhaltigkeit wie Dr. Michael Otto, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Otto Group, Ulrich Walter, dem Gründer und Geschäftsführer der Ulrich Walter Lebensbaum GmbH und langjährigem Partner SEKEMs, Jürgen Schmidt, Sprecher des memo-Vorstandes und weiteren werden sie nach der Preisübergabe über ihre Aktivitäten berichten.

Verleihung des B.A.U.M.-Umweltpreises 2010 unter anderem an Thomas Jorberg und die GLS-Bank.

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r. Ibrahim Abouleish erhält den diesjährigen B.A.U.M.Umweltpreis. Mit dem Preis zeichnet der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. seit 1993 langjähriges herausragendes Engagement für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung in verschiedenen Kategorien aus. Dr. Ibrahim Abouleish erhält den Preis für seine mehr als 35jährige Pioniertätigkeit zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens in Ägypten und anderen Ländern. Vonseiten B.A.U.M.s heißt es dazu „Seit Gründung der Initiative SEKEM im Jahr 1977 hat sich Prof. Dr. Abouleish zum Ziel gesetzt, nachhaltige Entwicklung im Nahen Osten zu fördern. Heute umfasst die SEKEM Group zum einen diverse Wirtschaftsbetriebe von der landwirtschaftlichen Produktion, Heil­

pflanzen­ anbau und -verarbeitung und der Vermarktung von Frisch- und Trockenprodukten, Konfektionierung von Kleidung aus eigener Baumwolle und das Betreiben einer Kette von Naturkostläden. Zum anderen sind verschiedene Non-Profit- Organisationen und Stiftungen unter dem Dach von SEKEM vereint.“ Weitere Preise gehen in diesem Jahr an Harry J. M. Brouwer (Unilever Deutschland GmbH), Dr. Martin Viessmann (Viessmann Werke GmbH & Co. KG), Ralf Lokay (Druckerei Lokay e. K.), Jörg Weber (ECOreporter.de), Benjamin Adrion (Viva con Agua de St. Pauli e. V.) und Prof. Dr. Claudia Kemfert (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung der Hertie School of Governance). Alle Preisträger werden persönlich anwesend sein, um die Preise entgegen zu nehmen. In kurzen

Wie bereits in den Vorjahren ist die diesjährige Preisverleihung am 23. September 2011 in die zweitägige B.A.U.M.-Jahrestagung eingebettet, die im Rahmen von „Hamburg Umwelthauptstadt Europas 2011“ am 22. und 23. September in der Hansestadt stattfindet. Unter dem Motto „Der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden! Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit“ werden sich rund 300 Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien über die Potenziale des nachhaltigen Wirtschaftens austauschen. Umweltminister Dr. Norbert Röttgen und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz werden die Preise am 23. September gemeinsam mit dem B.A.U.M.-Vorstand überreichen. Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V. sensibilisiert seit über 26 Jahren Unternehmen, Kommunen und Organisationen für die Chancen des vorsorgenden Umweltschutzes und nachhaltigen Wirtschaftens und unterstützt sie bei der Realisierung. Quelle: B.A.U.M.

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Mehr Informationen: http://www.baumev.de

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Impressionen

Impressionen aus SEKEM

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as hat das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland mit SEKEM zu tun? Viel! Nach der ägyptischen Revolution vom vergangenen Januar, deren Nachwehen noch immer anhalten, ist der Diskussionsbedarf unter Ägyptern größer als je zuvor. In Cafés und Restaurants bilden sich Diskussionsgruppen und besonders junge Ägypter schließen sich begeistert Bürgergruppen an, um gemeinsam Pläne zu entwickeln, wie das zukünftige Ägypten durch sie mitgestaltet werden kann. Auch in SEKEM ist der Gesprächsbedarf unter den Mitarbeitern groß. Bereits seit Jahren dient der Montagnachmittag dem gemeinsamen Austausch unter ihnen und mit der Geschäftsleitung. Im Rahmen der etwa einstündigen Veranstaltung wurde in den vergangenen Monaten auch die Frage der ägyptischen Verfassung diskutiert. Das deutsche Grundgesetz diente in seiner arabischen Fassung als Gesprächsgrundlage und positives Beispiel und wurde dazu auch an die Mitarbeiter verteilt. SEKEM Insight | August 2011 | Seite 7


Kurznachrichten

Wichtige Rolle der Frau im Klimawandel 70 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft sowie Zivilgesellschaft und aus 13 afrikanischen Nationen trafen sich kürzlich in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, um über die Einführung regenerativer Energien und die damit verbundene Rolle von Frauen zu beraten. Die Veranstaltungen des World Future

Council, in dem sich auch SEKEM engagiert, haben das Ziel, die politischen Rahmenbedingungen im Bereich der erneuerbaren Energien zu verbessern. Besprochen wurden Aspekte der Technologie, Projektentwicklung und Finanzierung sowie Möglichkeiten, die ölbasierte Entwicklung ganz zu überspringen. Ein „solar-powered Public Viewing“ des Frauen-Fußball WM Spiels Deutschland gegen Nigeria rundete die Veranstaltung ab. Bis heute haben wenige afrikanische Frauen Zugang zu Strom. Etwa 70% der Haushalte in den ländlichen Regionen Nigerias verwendet Brennholz zum Kochen. In Afrika fordert das Kochen mit Feuerholz jedes Jahr 400.000 Tote. Frauen haben dort weniger Zugang zu Energie, sie nutzen sie anders als Männer und können die Energieproduktion weniger beeinflussen. Dabei kann der Zugang zu Energiedienstleistungen den sozialen, ökonomischen und politischen Status von Frauen enorm erhöhen, zum Beispiel indem sich Zeit und Aufwand verringern, die sie für Hausarbeit aufwenden müssen. Elizabeth Thabethe, stellvertretende Wirtschaftsministerin Süd-Afrikas, forderte: „Frauen sollten die Energie-Revolution anführen.“ Quelle: WFC

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Mehr Informationen:

Lebensbaum gewinnt Preis im Branchenwettbewerb Das Diepholzer Naturkostunter­ nehmen und langjähriger Partner SEKEMs Ulrich Walter GmbH hat im Juli den zweiten Preis im Branchenwettbewerb „Ideenfeuer 2011“ gewonnen. Der Preis würdigt die herausragende Nachhaltigkeitsstrategie des BioSpezialisten für Kaffee, Tee und Gewürze als besonders zukunftsfähig. Sie bindet die Lebensbaum-Mitarbeiter ein und stellt sie in den Mittelpunkt. „Vorbildlich“, lobte die fünfköpfige Jury, die sich aus Experten unabhängiger Forschungs- und Beratungsinstitute in den Bereichen Marketing, Produktion und Organisationsentwicklung zusammensetzt. „Seit über 30 Jahren setzen wir konsequent auf Bioqualität, Umweltschutz und soziale Verantwortung. Es freut mich ungemein, dass dieses nachhaltige Geschäftsmodell jetzt mit dem Ideenfeuer-Preis ausgezeichnet wurde“, erklärt Ulrich Walter.

Dr. Ibrahim Abouleish spricht bei BIO-AUSTRIA Dr. Ibrahim Abouleish wird am Montag, 26.09. um 19 Uhr in Wien zum Thema nachhaltiger Entwicklung in Ägypten sprechen. Der Vortrag findet im Rahmen der BIO-AUSTRIA Informationsoffensive „Wir schauen aufs Ganze“ statt. BIO AUSTRIA, die Organisation der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern, lädt im Anschluss an den Vortrag zu einem Empfang in die Ovalhalle. SEKEM wird außerdem mit einem Stand auf der BIO AUSTRIAMesse vertreten sein. BIO AUSTRIA ist die österreichische Organisation der Bio-Bauern und ein Bio-Netzwerk. In BIO AUSTRIA haben sich Biobauer zu einer Wertegemeinschaft auf der Grundlage der Werte Ökologie, Würde der Tiere, Forschung und Innovation, faire Preise, und biobäuerliche Lebensmittelkultur zusammengefunden. Um Anmeldung für den Vortrag wird gebeten unter: sekem@bio-austria.at.

! „Ideenfeuer 2011“ zeichnet besonders innovative Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft aus Niedersachsen und NordrheinWestfalen aus und will so zeigen, dass diese Firmen im Nordwesten zu den besten in Europa und weltweit gehören. Der Wettbewerb wird von den Landesregierungen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens unterstützt und von führenden Verbänden im ländlichen Raum gesponsert.

http://www.worldfuturecouncil.org

Mehr Informationen: http://www.mqw.at/de/programm/detail/?event_ id=6502

SEKEM Insight abonnieren Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteur: Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: 1: Bijan Kafi; 2: Michiel Wijnberg; 3, 5: SEKEM; 4: Ulrich Walter GmbH Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Quelle: Lebensbaum

SEKEM Insight | August 2011 | Seite 8


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