SEKEM Insight DE 10.10

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Nr. 98 - Oktober 2010

Insight

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, „soziales Unternehmertum“ ist in aller Munde. In den letzten Jahren ist das Thema aus den Nischen der öffentlichen Berichterstattung gewichen und erobert sich zunehmend einen festen Platz auch an Hochschulen und „Business Schools“.

Neue Medizin

Soziales Leben

Medien

Komplementärmedizin in Ägypten

Kultur im Alltag in SEKEM

Interviews und Veranstaltungen

Kulturelles Leben im SEKEM-Alltag Kulturelle Mitgestaltung, selbstbestimmte Persönlichkeitsentwicklung und lebendige Spiritualität prägen Leben und Arbeit in SEKEM.

Oft ist das soziale oder kulturelle Engagement eines Unternehmens jedoch eine Maßnahme des Marketings oder kommt zum täglichen „Business as Usual“ allein hinzu. In SEKEM bildet das geistige oder kulturelle Leben auf seinen Säulen von Bildung, Kunst und Kultur und gelebter Spiritualität hingegen die ideelle Grundlage für alles Leben und Arbeiten. Natürlich können Kunst und Kultur nicht für alle Bereiche des Alltagsgeschäfts gleichermaßen Bedeutung tragen. An vielen Orten in einem Unternehmen der Größe SEKEMs ist das jedoch durchaus möglich. Und auch dort, wo das „Tagesgeschäft“ geistigen Fragen fern zu stehen scheint, strahlt die kulturelle und künstlerische Inspiration weit aus. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen das „Kulturleben“ im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht vor und erläutern, welche Aktivitätenvielfalt es in SEKEM umfasst.

Ihr Redaktionsteam

Kunst und Alltag gehören zusammen: Die Künstler aus SEKEMs EurythmieEnsemble bieten oft Aufführungen für Mitarbeiter an.

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EKEM Insight stellt in diesem Monat das Kulturleben in SEKEM vor. Es bildet eine der vier zentralen Säulen des Lebens und Arbeitens in der Initiative. Das langfristige Ziel ist seine harmonische Einbettung in das Terzett, das in SEKEM aus Geistes- oder Kulturleben (Bildung und Kultur), Rechtsleben (gesellschaftliche Übereinkünfte und Vereinbarungen) und Wirtschaftsleben auf der Grundlage ökologischen Bewusstseins gebildet

wird. Die Dimension des Geistes- oder Kulturleben umfasst in der SEKEMGemeinschaft zunächst die freie, von individueller Selbstbestimmung getragene Entwicklung der Menschen. Die Schaffung einer Atmosphäre der Selbstbestimmung bildet eine wichtige Voraussetzung auch für SEKEMs umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit. Die meisten der Programme dieses Bereichs werden von der SEKEM Development SEKEM Insight | Oktober 2010 | Seite 1


Wirtschaft

Alles im grünen Bereich: der Nachhaltigkeitsbericht 2009 zeigt die durchweg positive Entwicklung der Aktivitäten, die in SEKEM das Kulturleben betreffen.

Foundation verwaltet.

(SDF)

entwickelt

und

In eigenen Kapiteln stellt SEKEM im Nachhaltigkeitsbericht das Engagement für die Entwicklung der Mitarbeiter und Menschen aus der Region durch die stets weiter expandierenden Institutionen und Projekte dar. Sie betreffen die Bereiche der Kunst, Erziehung und Ausbildung, Forschung, öffentliche Gesundheit und Regionalentwicklung. Schulische Grundausbildung und lebenslanges Lernen Die pädagogischen Einrichtungen in SEKEM umfassen eine Grundund weiterführende Schule, Kindergarten und Heilpädagogik, ein Berufsausbildungszentrum sowie die Schulungseinrichtung für Mitarbeiter an der Heliopolis Academy. Die Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung hat 2009 nach langer Wartezeit die amtliche Genehmigung der Gründung durch den Präsidenten erhalten und wird den besonderen Entwicklungsimpuls SEKEMs bald noch umfassender bekannt machen. Bisher wird dies in der vorschulischen, der Primar- und Sekundarbildung von den zahlreichen Bildungseinrichtungen SEKEMs geleistet, die viele zentrale Motive der Waldorfpädagogik aufgreifen und in den kulturellen Kontext einbetten. 2009 besuchten 40 Kleinkinder den SDF-Kindergarten, 161 Kinder die Grundschule, 65 die Mittel- und 31 die Oberstufe, und 24 Kinder wurden in der Heilpädagogik betreut. 75 Kinder waren in die Gemeinschaftsschule und 175 Lehrlinge im Ausbildungszentrum eingeschrieben. Diese Institutionen beschäftigten insgesamt 75 LehrerInnen und Betreuer.

2009 war der weitere Ausbau des SEKEM-Zentrums für Umweltbildung (SESC) ein wichtiges Projekt. Das SESC bietet SEKEM-Schülern und besuchenden Schulklassen aus Kairo erlebnisorientierten Unterricht und Exkursionen zu natur- und umweltwissenschaftlichen Themen. Wissenschaftliche Forschung Die Heliopolis Akademie für nachhaltige Entwicklung arbeitet am ständigen Ausbau der Kapazitäten für Forschung und Wissensvermittlung in den Sozial- und Naturwissenschaften, vor allem in den langfristigen Schwerpunkten Medizin, Pharmazie, Erzeugung erneuerbarer Energien, bio-dynamische Landwirtschaft und Kunst und Sozialwissenschaften. Die Forschung orientiert sich am praktischen Bedarf der SEKEM-Firmen und den zukünftigen Bedürfnissen der ägyptischen Gesellschaft. Die Initiierung von Projekten der Forschung und Entwicklung und die Erschließung externer Finanzierungsmöglichkeiten wird seit 2009 durch das Zentrum für fremdfinanzierte Programme (SSP) besorgt, um die vielen Aktivitäten noch klarer an der Planung der übergeordneten Entwicklung SEKEMs auszurichten. Kunst und Musik in der Persönlichkeitsentwicklung Das Erwachsenenbildungszentrum veranstaltet wöchentliche Seminare mit Dr. Ibrahim Abouleish und anderen Ausbildern, bietet Sprachunterricht und Kulturveranstaltungen für SEKEMMitarbeiter, -Schüler und -Lehrer. Oft stehen sie auch auf der Bühne. Auch der internationale Kulturaustausch wurde intensiviert. Es fanden sich eine

Orchestergruppe mit 10 Mitgliedern und Chorgruppen der Mitarbeiter, Schulkinder, und Lehrer unterstützt durch internationale Gäste zusammen. Die Musikausbildung für Schulkinder und die Eurythmieausbildung mit 7 ägyptischen Studenten wurden weitergeführt. Zu den Höhepunkten des Theaterjahres 2009 zählte die Inszenierung von Goethes „Faust I“ sowie seines “Märchens von der grünen Schlange und der schönen Lilie” durch die SEKEM-Eurythmiegruppe mit musikalischer Unterstützung durch das Orchester der Heliopolis Akademie. Aufführungen der SEKEM-Chöre und -Musikgruppen, die gelegentliche „Konzerttouren“ durch SEKEMs Betriebe unternahmen, ergänzten das Programm. Auch das jährliche Sommerorchester verzeichnete einen Zuwachs an TeilnehmerInnen. Religion und Spiritualität als Basis Religiosität und gelebte Spiritualität gehören in SEKEM zu den zentralen Elementen der Persönlichkeitsentwicklung und werden gepflegt, während in den SEKEMBetrieben und Institutionen Toleranz, Reflexion und Dialog der Kulturen und Religionen besonders gefördert werden. Zu ihrer Pflege gehört auch eine eigene Moschee und das gemeinsame Feiern religiöser Feste mit eigens komponierter Musik. Für Besucher bietet SEKEM jährlich ein Seminar zum Thema Islam an, das auch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Islam durch islamische Dicht- und Gesangskunst, arabische Kalligraphie umfasste und stets eine Vielzahl internationaler Besucher anzieht. Magdalena Kloibhofer

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Kultur

Sanfte Medizin für das Land am Nil – Komplementärmedizin in Ägypten In einem Gastbeitrag stellen Dr. Hansueli Albonico und Danielle Lemann dar, welche Bedeutung die Ärzteseminare in Ägypten für die ägyptische Gesellschaft haben. entschlossen wir uns deshalb zur Einführung eines regelmäßigen Ärzteseminars in anthroposophischer Medizin, welches im März 2006 begann und seither als ein- bis dreitägiger Kurs achtmal durchgeführt wurde. Als Inhaberin eines Masters of Medical Education versuchte Danielle Lemann, die Seminare zunehmend interaktiv, mit Gruppenarbeit, Flüstergruppen und «problem-based learning» zu führen, was sich, da noch völlig ungewohnt, als erstaunliche Herausforderung erwies. Auch das Instrument der kontinuierlichen Seminarevaluation war überraschend neu. Beliebt und nachgefragt: die Leistungen des SEKEM Medical Center sind im ganzen Umland SEKEMs willkommen und geschätzt.

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eit 1977 gibt es in Ägypten auf Initiative von Dr. Ibrahim Abouleish das Farmprojekt SEKEM (www.sekem. com), welches mit den Mitteln der biodynamischen Landwirtschaft die Wüste in ein blühendes Paradies verwandelt hat. Fast 2000 Menschen arbeiten direkt für SEKEM, mehr als 200 Bauernfamilien in ganz Ägypten haben sich dem Projekt angeschlossen. Mittlerweile gibt es in SEKEM Heilpflanzenanbau und -verarbeitung, Textilverarbeitung, Schulen, heilpädagogische Lehrwerkstätten und ein medizinisches Zentrum, welches der gesamten Region zur Verfügung steht. Anthroposophische Medizin in Ägypten Meine Frau, Danielle Lemann, und ich wurden eingeladen, in diesem Zentrum an einer angepassten anthroposophisch-medizinischen Betreuung der Bevölkerung zu arbeiten. Leitend

dabei wurde alsbald die Frage, wie unsere ägyptischen Kollegen und Kolleginnen zur Begegnung mit einer Medizin kommen können, die versucht, ein Gleichgewicht zwischen materiellen und spirituellen Aspekten von Gesundheit und Krankheit herzustellen. Unsere moderne westliche «Schul»Medizin ist ja aus der arabischen Medizin hervorgegangen. Die Schulmedizin ist «ihre Medizin»; sie scheinen kein Bedürfnis nach einer Komplementärmedizin zu haben. Der Koran böte, wie auch das Neue Testament, an sich reichlich Materialien für die Bewusstwerdung, dass jede Arzt-Patienten-Begegnung immer auch spirituelle Dimensionen beinhaltet. Nur ist die Schulung dieses Bewusstseins hüben und drüben weitgehend verloren gegangen. In Zusammenarbeit mit dem langjährigen Mentor des Medical Centers Dr. Hans Werner, Öschelbronn,

„Schnellschuß-Medizin“ Thematisch versuchten wir, an die alltäglichen Patientenbegegnungen im Medical Center anzuknüpfen. Dabei zeigte sich z.B., dass es für die ägyptischen Kollegen fast undenkbar ist, ein Kind mit Fieber nicht sofort mit das Fieber senkenden Mitteln und Antibiotika zu behandeln; oft werden schon bei banalen Erkältungen Antibiotika-Infusionen verabreicht. Diese «Schnellschuss»-Medizin hat aber auch in Ägypten Nachteile: Die zur nachhaltigen Gesundheitsentwicklung notwendige Auseinandersetzung des Immunsystems mit der Umwelt wird unterbunden, Immun- und Autoimmunkrankheiten nehmen sprunghaft zu. Ägypten hat eine enorm hohe Prävalenz von Hepatitis-CInfektionen, zum großen Teil als Folge früherer Bilharziose-Behandlungen mit Mehrfachgebrauch von Spritzen. Interferone und Ribavirin sind für den größten Teil der Bevölkerung unerschwinglich. Hier liegt noch ein SEKEM Insight | Oktober 2010 | Seite 3


Kultur

Interview mit Dr. Ibrahim Abouleish bei EnlightenNext

Im Rahmen der wöchentlichen Webcast-Serie „Radio EnlightenNext“ interviewt Dr. Tom Steininger, leitender Redakteur der deutschsprachigen Ausgabe des Magazins EnlightenNext, Menschen, die durch ihre Arbeit neue, ganzheitlich orientierte Themen in die Entwicklung einer zukünftigen Kultur einbringen wollen.

Neue Erfahrung: für viele Dorfbewohner ist die Behandlung im SEKEM Medical Center noch ungewohnt.

großes Feld für vergleichsweise billige Behandlungen mit pflanzlichen Heilmitteln. In der Behandlung von Hepatomen wie auch Mamma- und Blasenkarzinomen hat sich die Mistelbehandlung auch in Studien als wesentlich wirksamer als in Europa erwiesen.

sondern gleichermaßen genügend Lebenskräfte. Gerade z.B. bei den vielen Patienten mit Hepatitis ist die Korrektur der Ernährung zentral. Die ägyptische Bevölkerung konsumiert enorme Mengen Zucker; raffinierter Zucker ist jedoch eine tote Substanz, welche die kranke Leber zusätzlich schwächt.

Komplementär oder konventionell Die Medikamente der konventionellen «Schulmedizin» werden fast ausschließlich synthetisch hergestellt; sie stammen also alle aus Erdöl. Demgegenüber weist der Koran gleichermaßen wie etwa Paracelsus darauf hin, dass dem Arzt für seine Heilbemühung eigentlich die ganze Natur zur Verfügung stehen sollte! Darüber hinaus gibt es eine breite Palette künstlerischer Therapien. Damit kann der Arzt/die Ärztin die Krankheiten individueller und schonender behandeln. Die Verantwortung ist dabei eine dreifache: Nebst dem Bewusstsein, dass Heilbemühungen Auswirkungen auf die ganze Biografie des Patienten haben, muss der Arzt/ die Ärztin eine Wahrnehmung für das soziale Umfeld des Patienten entwickeln und dabei immer auch den Umweltbezug berücksichtigen. Eine zentrale Bedeutung kommt – auch in Ägypten – der Ernährung zu. Der Patient muss nicht nur genügend Nährstoffe einnehmen,

Seminare und Übungen Die grundsätzliche Begrenzung der Erfahrungsmöglichkeit durch die rein seminaristische Auseinandersetzung wurde erweitert durch gemeinsames Üben der Heileurythmie unter der versierten Leitung des künstlerischen Leiters von SEKEM, Christoph Graf. Für uns selbst hat sich die Mitarbeit in SEKEM nicht nur hinsichtlich unserer medizinischen Expertise als ausgezeichnete Erfahrung bewährt. Wir haben durch sie auch eine herausragende Kulturbegegnung in einer Zeit neuer kulturell-religiöser Polarisierungen erfahren dürfen. Uns ist dabei deutlich geworden: dem Gehalt des Islams kommen wir nur durch Begegnungen mit Menschen, nicht durch die Schlagzeilen in den täglichen Nachrichten näher. Dr. Hansueli Albonico Danielle Lemann

Die Redaktion von EnlightenNext hat Dr. Ibrahim Abouleish eingeladen, als Studiogast an der regelmäßigen Dialogserie im „Radio EnlightenNext“ teilzunehmen. EnlightenNext nutzt die neuen Möglichkeiten des Webradios seit rund einem Jahr um jeden Donnerstag von 20 bis 21 Uhr einem wachsenden Publikum „Aspekte einer zeitgenössischen, evolutionären Spiritualität“ per Audio-Webstream nahezubringen. Der Empfang ist mit jedem internetfähigen Computer möglich. Mit einer zugeschalteten Telefonverbindung können sich die Zuhörer aktiv in das Gespräch einbringen. Die Zuhörer von EnlightenNext können einzelne Interviews entweder live oder später als Download abrufen. Das Interview mit Dr. Ibrahim Abouleish ist für den 11. November, 20 Uhr, vorgesehen. Direkter Zugriff auf „Radio EnlightenNext“ und die Aufnahmen der Interviews ist über die Website des Radios möglich: http://www. enlightennext.org/webcast/index. php?q=node/193. Die letzten Sendungen können über dieselbe Website angehört werden. Quelle: Radio EnlightenNext

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Mehr Informationen: www.enlightennext.org

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de www.aventarra.de

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Impressionen

Impressionen aus SEKEM

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er Fortschritt auf SEKEMs neuen Farmen im Inland Ägyptens ist für viele Besucher kaum glaubhaft. So zum Beispiel auf der SEKEM-Farm in Minya, die unser Bild zeigt, auf dem Mitarbeiter SEKEMs gerade die erste Dill-Ernte einbringen.

Nach kaum mehr als 2 Jahren der vorbereitenden biologisch-dynamischen Kultivierung konnte Mitarbeiter SEKEMs bereits erste Kräuter ernten. Vor zwölf Monaten erstreckte sich an dieser Stelle noch ein Wüstental, das in die Anhöhen östlich des Niltals einschneidet. Minya ist ein bekanntes landwirtschaftliches Zentrum in Mittelägypten, in dem bereits zahlreiche kleinere Zulieferbetriebe SEKEMs liegen. Mit der Einrichtung von SEKEM Minya, also dem Erwerb von rund 2000 Feddan Grund und Boden, ist SEKEMs Firma ISIS nun seit einem Jahr auch selbst landwirtschaftlich aktiv. Die neuen Investitionen wurden in Angriff genommen, um die Rohstoffsicherheit und -qualität auch langfristig garantieren zu können. SEKEM Insight | Oktober 2010 | Seite 5


Kurznachrichten

WFC startet Website zur Landwirtschaftspolitik

Podiumsdiskussion zur “Scheinlösung Gentechnik”

Anthroposophische Bücher mit Mehrwert

Seit 1981 findet jährlich am 16. Oktober der Welternährungstag statt, um auf Armut und Hunger in der Welt aufmerksam zu machen. Der Welthunger-Index 2010 zeigt, dass 925 Millionen Menschen regelmäßig nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen können. Um bereits existierende politische Programme vorzustellen, die diesem globalen Versagen entgegenwirken, startete der World Future Council am Welternährungstag 2010 das neue Portal „Ernährung und Landwirtschaft“, auf der die Non-Profit Organisation politische Lösungsstrategien aufzeigt.

Riesige Monokulturflächen, massenhafter Pestizideinsatz und immer mehr gentechnisch verändertes Saatgut: kann es in der Landwirtschaft so weitergehen? Angesichts der weltweiten Hungersnöte, des Abnehmens der landwirtschaftlich nutzbaren Böden und der Artenvielfalt fordern die 400 Autoren des Weltagrarberichts ein radikales Umdenken. Benny Härlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und Mitglied im Aufsichtsrat des Weltagrarberichts sowie Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Gruppe und Beiratsmitglied des World Future Council, erörtern am 4. November den Perspektivenmangel heutiger Agrarpolitik und weisen Wege aus der Krise. Tanja Busse, Buchautorin, moderiert die Veranstaltung.

„Wie kann Wirtschaft fairer, demokratischer, liebevoller, nachhaltiger, eben geschwisterlicher - im Sinne der sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners - werden?” Dies war die motivierende Frage für das Unternehmen, Bücher so zu verkaufen, dass alle Beteiligten einen Gewinn davon haben. Die Website „Anthrobuch“ ist „eine überregionale Initiative zur Umverteilung von Erträgen zugunsten von freien Bildungsinstitutionen“. Sie vertreibt anthroposophische Bücher und spendet einen Teil der Einnahmen an eine wechselnde Initiative, derzeit SEKEM.

Die Arbeit des World Future Council basiert auf der Überzeugung, dass eine nachhaltige Landwirtschaftsund Ernährungspolitik die Basis für die Schaffung von Nahrungssicherheit, den Erhalt der Biodiversität und das Aufhalten des Klimawandels darstellt. Die Informationen auf dem neuen Portal sollen Entscheidungsträger dabei unterstützen gute politische Lösungen umzusetzen. Viele der vorgestellten Politiken wurden während des Auswahlverfahrens für den Future Policy Award 2009 gesammelt, der für zukunftsweisende Politiken zur Schaffung von Nahrungssicherheit vergeben wurde. Die drei Gewinner waren die brasilianische Stadt Belo Horizonte für ihr Programm zur Nahrungssicherheit, die Toskana für ihr Gesetz zum Schutz lokaler Saatenvielfalt als Gemeinschaftsgut sowie das kubanische Gesetz zur Förderung städtischer Landwirtschaft. Auf der Website werden außerdem vorbildliche Lösungen in den Bereichen „Erneuerbare Energien“, „Energieeffizienz“ sowie „Regenerative Städte“ dargestellt. Quelle: WFC

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Mehr Informationen: www.futurepolicy.org

Die Diskussion wird organisiert von der Initiative gentechnikfreie Metropolregion Hamburg, der GLS Bank und der Stiftung World Future Council (WFC). Vom 4. bis 7. November tagen die internationalen Ratsmitglieder des World Future Council zum vierten Mal in Hamburg, um die Förderung der Rechte zukünftiger Generationen voranzutreiben. WFC-Gründer Jakob von Uexküll: „Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Hamburger Bürgerschaft im Februar 2010 parteiübergreifend und einstimmig gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen auf Hamburger Boden gestimmt hat“. Gemeinsam mit der Initiative für eine gentechnikfreie Metropolregion Hamburg will der WFC weiter Druck auf den Senat ausüben und die Vorteile einer gentechnikfreien, umweltgerechten Landwirtschaft aufzeigen. Quelle: Bio-Hamburg.de

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Mehr Informationen: Datum: 4. November Zeit: 19:30 Uhr Ort: Saal A des Hauptgebäudes der Uni Hamburg; Edmund-Siemers-Allee 1

Kunden können aus einem Angebot anthroposophischer Bücher verschiedener Verlage wählen, sie kaufen ohne Versandkosten und brauchen kein Passwort und kein Kundenkonto. Die begünstigten Organisationen erhalten so Spenden zur Mitfinanzierung ihrer Bildungsausgaben. Zum Kreis der Begünstigen gehören freie Bildungseinrichtungen wie Waldorfschulen oder heilpädagogische Einrichtungen. Quelle: Anthrobuch

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Mehr Informationen: http://www.anthrobuch.de

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: 2,3: Alanus University; 1,5: Bijan Kafi Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

SEKEM Insight | Oktober 2010 | Seite 6


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