Nr. 87 - November 2009
Insight
SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser einmal im Monat bemüht sich SEKEM Insight seit vielen Jahren darum, Partnern, Freunden und Mitarbeitern SEKEMs einen Einblick über die Arbeit der Initiative zu bieten. Immer Laufe der Jahre hat sich die Rolle des Blattes verändert: mehr Bilder, längere Texte, Gastbeiträge, und ein größerer Schwerpunkt auf „grünen“ Themen. 4 Jahre haben wir SEKEM Insight in der bisherigen Form veröffentlicht. Zum Jahresende wird es runderneuert. Ein frisches Layout bringt Farbigkeit, ein klareres Textbild und noch mehr Abbildungen. Auch inhaltlich öffnet sich das Magazin. Mehr Texte werden sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und der Arbeit von Partnern befassen, die mit SEKEM inhaltlich verbunden sind. SEKEM Insight soll das Gemeinsame im Wirken für die Ziele SEKEMs und ihrer Partner noch deutlicher herausstellen. Es wird einige Monate dauern, bis das neue Gewand passgenau sitzt. Sind die neuen Kleider eingetragen, wird ihnen SEKEM Insight hoffentlich noch mehr Freude machen. Teilen sie uns ihre Kritik und ihre Wünsche gerne mit. Sie erreichen das Redaktionsteam von SEKEM Insight unter der e-mail insight@sekem.com.
Ihr Redaktionsteam
Umwelt
Wirtschaft
Kultur
Helmy Abouleish und Al Gore in Kopenhagen
Die Dattelsaison hat begonnen
Eurythmie beim Alexandria-Fest
Helmy Abouleish und Al Gore diskutieren über Klimawandel
Helmy Abouleish spricht über den Klimawandel anlässlich des New Yorker Gipfeltreffens
Das erste Treffen ergab sich auf dem UN Summit on Climate Change Ende September in New York. Da standen Helmy Abouleish, CEO der SEKEM Holding, und Al Gore, ehemaliger Vizepräsident der USA, gemeinsam bei einer Pressekonferenz auf dem Podium. Die gemeinsame Basis war ebenfalls schnell gefunden: unermüdlicher Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel und die Überzeugung, dass Landwirtschaft dabei eine wichtige Rolle spielt. Darauf aufbauend kam es am 27. und 28. Oktober zum nächsten Treffen. Helmy Abouleish holte Gore zum „Egypt Business Summit on Climate Change“, veranstaltet von der Amerikanischen Handelskammer, aus Dubai ab. So hatten beide Klimaenthusiasten Gelegenheit, sich vier Stunden über neueste Entwicklungen des Klimawandels auszutauschen. „Al Gore hat eine pragmatische Art und trotzdem immer eine Anekdote auf den Lippen, daher ist es sehr fruchtbar sich mit ihm zu unterFortsetzung auf Seite 4
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Wirtschaft
Dattelsaison beginnt in SEKEM Gerade zur Winterzeit, wenn die Tage grau und voller Nieselregen sind und das triste Winterwetter vielen auf die Stimmung schlägt, sind sie wieder besonders beliebt: Trockenfrüchte
SEKEMs Mitarbeiter brauchen großes Geschick bei ihrer Arbeit in luftiger Höhe
Trockenfrüchte speichern das Aroma und die Süße sonnenverwöhnter Sommertage. Kein Wunder, dass für die Datteln aus SEKEM jetzt besonders viel verkauft werden. Aber was wissen wir wirklich über die braunen Früchte? Süß im Geschmack und besonders reich an leicht verdaulichen Kohlenhydraten sind sie der ideale Energiespender für Zwischendurch und werden im Orient seit Jahrtausenden als Köstlichkeit geschätzt. Traditionell wird mit Datteln das Fasten während des Ramadan (islamischer Fastenmonat) gebrochen. Unsere Datteln stammen aus den westägyptischen Oasen, wie der Oase Siwa, daher der Name „Siwi-Datteln“. Diese ägyptische Sorte ist als sehr saftig und süß bekannt. Seit langer Zeit sind die Datteln die Haupteinnahmequelle der Oasenbewohner, die bis vor wenigen Jahren noch sehr abgeschieden in kleinen Dörfern, weit ab vom restlichen
Ägypten lebten. Für Bauer Zouhier ist der biologisch-dynamische Landbau die einzig nachhaltige Methode, die die Qualität seines Bodens nicht nur bewahrt sondern positiv entwickelt. Unter den hohen Palmen baut er mittlerweile auch Süßholz und weitere Gewürze an, die SEKEM ihm für die Produktion der Tees abkauft.
Mitarbeiterinnen damit zu, die Datteln von Hand zu entkernen und dabei sorgfältig auf mögliche Schäden wie Insektenfraß zu untersuchen. Nur die besten werden ausgesucht und für die Kunden verpackt, während zerdrückte oder zerschnittene Datteln nur noch für Sirup und ähnliche Beiprodukte genutzt werden können.
Um bestmögliche Qualität zu liefern, muss er seine Datteln regelmäßig pflegen. Bereits im Sommer, wenn die Blütenstände erste Fruchtansätze zeigen, werden sie oben am Baum in Netze eingepackt, um sie vor Insektenbefall zu schützen. Nur die weiblichen Bäume tragen Früchte und im September, zur Ernte, klettern Zouhier und seine Nachbarn aus der Oase an jedem einzelnen Baum ein weiteres mal hoch, um die Datteln zu ernten.
Die Datteln werden nun erneut kontrolliert, sowohl durch Sichtkontrolle auf Sauberkeit und vollständige Entkernung, als auch im SEKEM eigenen Labor, wo die chemischen und mikrobiologischen Werte kontrolliert werden. Je nach Kundenwunsch werden die Datteln mit Nüssen gefüllt und in Körbchen, Schachteln oder Kartons verpackt. Verkauft werden sie in großen Mengen in Supermärkten in Ägypten und in arabischen Nachbarländern wie Dubai oder Saudi Arabien. Aber auch in Deutschland und Österreich sind sie mittlerweise im Naturkosthandel zu finden.
Direkt auf der Farm trocknen die roten, noch sehr herben Früchte dann in der Sonne und entwickeln die fruchteigene Süße, während die Schale braun zusammenschrumpelt.
Christina Boecker
Auf der SEKEM Farm, in der Lebenmittelfirma ISIS, werden die Datteln dann sorgfältig gewaschen und ein weiteres Mal getrocknet, jetzt in großen Öfen. Hier wird die Temperatur durch erfahrene Qualitätsingenieure exakt kontrolliert, um sicher zu stellen, dass der Trocknungsgrad der Datteln optimal ist und somit die Haltbarkeit für viele Monate gewährleistet ist. Die getrockneten Datteln können deshalb nicht schimmeln oder verderben, nur der Zuckergehalt entwickelt sich noch langsam weiter. Manchmal ist ein weißer Belag auf den Datteln zu sehen: kristallisierter Fruchtzucker! Jetzt beginnt bei ISIS die Fleißarbeit: viele Tage im Jahr bringen die
Verpackung der versandbereiten Dattel in SEKEMs Kühlhäusern
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Wirtschaft
Kongress für ökosoziales Wirtschaften zeigt Wege aus Klima- und Armutskrise Helmy Abouleish, Franz Alt und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus diskutieren beim Kongress in Berlin „Verantwortung jetzt“ über ökosoziale Wege aus der Krise
Helmy Abouleish ist sich sicher, dass mit ökologischer Landwirtschaft die Klimakrise gelöst werden kann. SEKEMs Geschäftsführer erläuterte anhand konkreter Projektbeispiele auf der Vorkonferenz des „Vision Summit 09“ in Berlin, wie in der ägyptischen Wüste mit ÖkoKompost Boden fruchtbar gemacht und CO2-äquivalente Emissionen gebunden oder wirksam vermieden werden können. Die Vorkonferenz für ökosoziales Wirtschaften, die der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) Herstellung und Handel am 7. November 2009 in Berlin veranstaltete, führte unter dem Motto „Verantwortung Jetzt“ Macher aus Wirtschaft, Politik und Medien zusammen. Der Vision Summit präsentierte vom 4. – 9. November Projekte, Ideen und Visionen, die den Impuls des sozialen Unternehmertums zur Lösung gesellschaftlicher Probleme mit ökonomischen Mitteln aufgreifen. Ziel des Kongresses sei es gewesen, so BNNGeschäftsführerin Elke Röder, Veränderungen einzuleiten und vom Wissen zur Tat zu gelangen.
andere Probleme unserer Zeit in Angriff nehmen. Es mangelt uns nicht an Mitteln dazu.“ Seiner Ansicht nach verzerre das ökonomische Weltbild die Wirklichkeit in einer Weise, die bereits wirtschaftlich betrachtet zerstörerische Folgen haben muss: „Die Devise ‚Rendite um jeden Preis‘ macht bereits ökonomisch keinen Sinn. Als Unternehmer muss es mir zuerst um den Kunden und sein Interesse gehen.“ Er stellte diesem Weltbild das Bankmodell des alternativen Geldinstituts als Ausdruck nachhaltigen Wirtschaftens entgegen: „Verantwortung heißt auch, sich jeden Tag zu fragen: Macht das Sinn, was wir finanzieren? Sinn macht ökologische und soziale Nachhaltigkeit“. Muhammad Yunus, Träger des Friedensnobelpreises, hatte zuvor im Rahmen seiner Eröffnungsrede die Einführung von „Sozialunternehmen“, die sich der Lösung von sozialen und Umwelt-Problemen widmen, gefordert. „Wenn man die profit-maximierende Brille abnimmt und zur sozialen Brille greift, sieht man die Welt anders“, so der Gründer der Grameen Bank aus Bangladesh.
Auch Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS-Bank, führte die Defizite im Kampf gegen den Klimawandel und andere drängende Probleme der Gegenwart unter anderem auf Herausforderungen des Denkens zurück: „Wir haben bei der Bekämpfung der Finanzkrise Entschlusskraft bewiesen. Mit dem selben Enthusiasmus könnten wir auch
„Wir haben Entschlusskraft bei der Bekämpfung der Finanzkrise gezeigt. Das können wir auch bei der Lösung unserer drängenden Weltprobleme.“ Langjähriger SEKEM-Partner und Freund Ulrich Walter, Geschäftsführer der Ulrich-Walter-GmbH/ Lebensbaum, stellte exemplarisch vor, wie entlang der Wertschöpfungskette von der Kaffeeplantage bis zum Naturkostladen werteorientiert und nachhaltig gehandelt wird. In diesem Zusammenhang wies er auf den Kodex, die Selbstverpflichtung der Naturkostbranche hin, in dem erstmals die Werte und Visionen einer ganzen Branche niedergeschrieben wurden. Am Ende der Veranstaltung war ein Netzwerk internationaler Akteure aller Generationen aus vielen Sektoren des nachhaltigen Wirtschaftens entstanden. Die Teilnehmer forderten, das Thema Landwirtschaft in das nächste KyotoPlus-Protokoll aufzunehmen. Auf diese Weise würden starke Anreize für eine Umstellung von konventionellen auf ökologische Anbaumethoden geschaffen, vor allem in Entwicklungsländern. Bijan Kafi mit Material des BNN
Muhammad Yunus fordert „Sozialunternehmen“ zur Lösung drängender Weltprobleme
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Kultur
Kunstfestival führt Europa und Mittelmeer kulturell zusammen SEKEM-Eurythmie-Ensemble nimmt an Festival der Anna LindhStiftung für Euro-Mediterranen Dialog in Alexandria teil Fortsetzung von Seite 1
Am 16. Oktober 2009 veranstaltete die Anna-Lindth-Stiftung für EuroMediterranen Dialog das erste jährliche „Farah el Bahr“-Kulturfestival in der ägyptischen Küstenstadt Alexandria. Die 1-tägige Veranstaltung, die als Teil des Stadtfestivals „Alex Fest“ in der Festung „Qaitbey“ stattfand, sollte Künstler aus Mittelmeer-Anrainerstaaten und Europa im Rahmen eines Dialogs der Kulturen zusammenführen. Darüber hinaus sollte es die ägyptische Öffentlichkeit dazu anregen, mehr über kulturelle Ausdrucksformen in Ägypten selbst zu lernen. Das SEKEM-Eurythmie-Ensemble war zur Teilnahme eingeladen worden. Die Veranstaltung fand an jenem Ort statt, an dem früher der berühmte, weit in den Himmel ragende Leuchtturm von Alexandria stand, eines der 7 Weltwunder der Antike, und sein Licht bis zu 50km weit ausstrahlte. „Farah el Bahr“ bedeutet „Meerhochzeit“, zu der die Anna-Lindh-Stiftung viele internationale Künstlergruppen eingeladen hatte. Zum Programm gehörten Volkstanz- und Theatergruppen sowie Musik-Ensembles und andere Künstler der europäischen und ägyptischen Kleinkunstszene. Die Vorbereitungen für den Auftritt des SEKEM-Ensembles in weissen Eurythmiekleidern und bunten Seidenschleiern zogen schnell das Interesse der Besucher auf sich. Die leuchtenden Farben der Schleier faszinierten und machten die Menschen neugierig: „ Was ist das für ein Tanz? Wann führt ihr auf?“ Fortsetzung auf Seite 5
halten,“ berichtet Helmy Abouleish. Wichtig war beiden, Strategien zu identifizieren, wie Ägypten den Herausforderungen des Klimawandels begegnen kann. Besonderes Potenzial sehen sie in der Landwirtschaft. Ein Hektar gesunder Boden kann bis zu 7,5t CO2 speichern. Da der Großteil der Flächen nicht nachhaltig bewirtschaftet wird, setzten die Böden jedoch Treibhausgase frei, anstatt sie zu binden. Dass Landwirtschaft jedoch bereits im Dezember Einzug in einen neuen Klimavertrag hält, bezweifelt Gore. Trotzdem wollen beide ihren Einfluss nutzen, um sie spätestens 2010 in einen globalen Klimapakt zu integrieren. Chancen für Ägypten sieht Gore auch in dem SolarthermieProjekt Desertec. Dabei sollen die enormen Energiemengen der Wüstensonne nutzbar gemacht werden. Solch ein Projekt bringe wichtige Schlüsseltechnologien nach Ägypten und helfe dem Land von einem emissionsintensiven Entwicklungspfad wegzukommen, so Gore. Zusammen mit dem Industrial Modernisation Center (IMC), dem Helmy Abouleish vorsitzt, soll daher im nächsten Jahr eine Konferenz zu Chancen und Potenzialen des Desertec Projektes abgehalten werden. Im Dezember wird ihr nächstes Treffen beim Klimagipfel in Kopenhagen stattfinden. Helmy Abouleish wird als einziger Unternehmer Teil der 23-köpfigen ägyptischen Delegation sein und auf internationalem Parkett für eine Lösung der Klimafrage eintreten. Bianca Fliß
Das Eurythmie-Ensemble SEKEMs beim „Farah El Bahr“-Festival vor historischer Kulisse
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Mehr Informationen unter: http://www.350.org
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Kultur
Impressionen aus SEKEM Fortsetzung von Seite 4
Doch niemand weiß genau wann es losgeht. „Wir warten“… „dann warten wir auch“, erwidert man. „Wir würden gerne ein Photo machen!“ Auch zahlreiche Kinder kamen und betasteten die Schleier, die ähnlich wie die Drachen, die sie selbst an langen Schnüren führten, in der Luft flatterten. Für die eurythmische Darbietung SEKEMs musste ein Stück Boden als Bühne ausreichen - die eigens errichtete Bühne bot für das ganze Ensemble nicht ausreichend Platz. Die zumeist ägyptischen Besucher zeigten reges Interesse an der ungewohnten Aufführung. Kleine Kinder begannen sofort, die eurythmischen Bewegungen nachzuahmen. Besonders begeisterte ein bekanntes Gedicht des arabischen Poeten Khalil Gibran: „Ateni naija wa rani“ (Gib mir die Flöte und singe, denn der Gesang ist das Geheimnis der Ewigkeit;und der Klang der Flöte bleibt bestehen, auch wenn das Dasein vergeht“ ) und ein Gedicht des libanesischen Dichters Michael Nuweima: „Ja Bahru“ ( Oh, Meer). Letzteres handelt von Ebbe und Flut und dem seelischen Ebenbild dazu im Menschen. Die unmittelbare Nähe des Meeres trug ihren Teil dazu bei und vermittelte eine stimmungsvolle Atmosphäre. Durch den Einsatz moderner Technik konnten Musik und Rezitation weit über das Gelände hinaus bis in das Stadtgebiet Alexandrias ihre Wirkung entfalten. Als während der Rezitation des SEKEMEnsembles einmal die Technik ihren Dienst versagte, bemerkten erst einige der Zuschauer den engen Zusammenhang der eurythmischen Bewegungen mit der poetischen Sprache. Da keine Kulissen vorhanden waren, musste das Umziehen der Schleier zudem für das Publikum sichtbar geschehen. Das lenkte die Auf merk samkeit der Zuschauer auch auf den inneren Zusammenhang der benutzten Kleiderfarben und die Inhalte der verschiedenen Stücke. So hatte die Veranstaltung auch die Wirkung, dass sich das innere Wesen der Eurythmie dem Publikum in Teilen besser erschloss. Martina Dinkel
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Das 32. SEKEM-Fest - von den Mitarbeitern gestaltet
Am 19. November 2009 trafen sich Mitarbeiter von Sekem, zahlreiche Gäste und Freunde bereits zum 32. Mal um gemeinsam den Tag der Geburtsstunde SEKEMs - das SEKEM-Fest in Ägypten - zu feiern. Geboten wurde ein abwechslungsreiches Programm mit viel Musik, Theater, Stocktanz, Akrobatik und Eurythmie. Ein Höhepunkt der diesjährigen Feier war für alle der Auftritt des SEKEM-Chores. Das neue umfangreiche Ensemble vereint erstmals musikbegeisterte Kinder, Lehrer, Mitarbeiter der Heliopolis Academy sowie Mitarbeiter der übrigen Betriebe sowie das Orchester unter der Leitung von Bernhard Sieberer in einer gemeinsamen Gruppe. Unter der fachkundigen Führung des aus Österreich stammenden musikalischen Leiters wurden zwei Lieder aus dem allen Besuchern gleichermaßen vertrauten Bereich der internationalen Filmmusik präsentiert. Unterstützend wirkte dabei auch das eingeladene Holzbläser-Ensemble des Heliopolis Kammerorchesters mit. Sandra Poettrich
Mehr Informationen: http://www.annalindhfoundation.org
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Soziales
Welttag der Kinderrechte: Die schwierige Suche nach universellen Rechten Die Formulierung und Umsetzung international gültiger Kinderrechte ist ein langwieriger und schwieriger Prozess, der gesellschaftlichen Akteure über kulturelle Grenzen hinweg zusammenführt.
Entwicklungszusammenarbeit wurde sie oft kritisiert. Man warf ihr ein eurozentrisches Verständnis der Kindheit vor und unterstellte, sie untergrabe kulturelle Vielfalt und gesellschaftliche Besonderheiten. Vor dem Hintergrund dieser Kritik lohnt ein Blick auf ihre Entstehungsgeschichte. Bereits die Abfassung des Dokuments zog sich über 10 Jahre hin und führte Repräsentanten aus 65 Ländern und der doppelten Anzahl internationaler zivilgesellschaftlicher Organisationen zusammen. Es wäre verwunderlich, wäre niemandem der beklagte eurozentrische Unterton frühzeitig aufgefallen. Im Gegenteil: oft wird ihr vorgeworfen, ihre Artikel seien gar zu vage formuliert, ließen zu viel Raum für Interpretation. Diese Vagheit kann jedoch als ein bewusstes Zugeständnis an kulturelle Vielfalt und unterschiedliche Konzepte von Kindheit verstanden werden.
SEKEM beteiligt sich aktiv an der Wahrung der Kinderrechte durch eine persönlichkeitsorientierte, vielfältig Entwicklungsförderung
Sich für die Entwicklung des Kindes aktiv einzusetzen zahlt sich in vieler Hinsicht aus - nicht nur für die betroffenen Kinder selbst. Je früher eine vielfältige, persönlichkeitsorientierte Förderung in Kindergarten oder Schule beginnt, desto nachhaltiger kann ihr Einfluss auf den späteren Verlauf der kindlichen Entwicklung sein. Der Welttag der Kinderrechte am 20. November erinnert daran, dass die Rechte der Kinder noch immer nicht universell verbindlich geschützt werden, gerade über kulturelle Grenzen hinweg. Dabei machen junge Menschen auch in den Ländern des Mittleren Ostens oft den Großteil der Bevölkerung aus, mancherorts bis zu 60%. Junge Menschen sind auch besonders stark von gesellschaftlichem Wandel wie Armut, Migration, Arbeitslosigkeit, oder mangelndem Zugang zu Bildungschancen betroffen und sind damit ein wichtiger Faktor für die soziale und ökonomische Stabilität einer Gesellschaft. Dennoch werden sie selten als ihr integraler Teil wahrgenommen, ihr „Wert“ oft allein an der erwarteten späteren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gemessen. 1989 wurde mit der UN Konvention über die Rechte des Kindes (CRC) die erste juristisch bindende internationale Vereinbarung verabschiedet, welche die Menschenrechte der Kinder auch interkulturell verbindlich zu bestätigen suchte. Die Vereinbarung wurde von 192 Ländern ratifiziert. Doch gerade hinsichtlich ihrer kulturübergreifenden Gültigkeit und damit ihrer Bedeutung für die
Die Formulierung bietet kultureller Vielfalt erst einen Entfaltungsspielraum. Ein Beispiel ist die Notwendigkeit, in vielen Entwicklungsländern auch die alltäglichen Lebensbedingungen von Familien berücksichtigen zu müssen, ohne die Rechte ihrer Kinder einzuschränken. Gleichzeitig gebietet die Konvention, dass Handlungen, die sich an Kinder richten, überprüfbar und korrigierbar sein müssen und zwar im Rahmen der jeweiligen kulturellen und sozialen Norm. Besonders der dritte Artikel wird oft zitiert: „Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen [...] ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.” Man wählte eine Formulierung im besten Interesse eines jeden Kindes, die dennoch Raum lässt für kulturelle Vielfalt und eine Vielzahl von Verständnisformen darüber, was Kindheit eigentlich ist. Universelle Kinderrechte über kulturelle Grenzen hinweg umzusetzen ist ein pragmatischer Prozess der kleinen Schritte, wie sie auch in SEKEM gegangen werden: Schulbildung allen Kindern zugänglich zu machen, Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen, allen freie Religionsausübung zu ermöglichen und ihnen zu gestatten, ihre Meinung frei zu äußern und ihre Talente zu entwickeln. Die Sicherung ihrer Lebensumstände, Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und gleichberechtigter Entwicklungschancen müssen eine gesellschaftlich tragfähige Balance mit anderen praktischen Lebensnotwendigkeiten eingehen. Diese angemessen zu gestalten, bleibt in jeder Gesellschaft eine Herausforderung, der sich auch SEKEM stellt. Ilka Stein
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Kurznachrichten
Die Chor-Karawane zieht durch SEKEM Am 10. November war auf der SEKEMFarm ein besonderes Schauspiel zu sehen: Eine Chor-Karawane zog durch die Firmen und erfreute die Mitarbeiter direkt in den Fabrikhallen mit einem kleinen Konzert als willkommene Arbeitsunterbrechung: neben etwa 20 Schülern der SEKEM Schule und etwa gleich vielen Lehrern zogen sogar ein Klavier und eine Tabla-Trommel ein. Bernhard Sieberer leitete den Chor, begleitete ihn auf dem Klavier und dirigierte gleichzeitig. Die Mitarbeiter von ISIS, Naturetex und Lotus freuten sich über die fröhlichen Klänge, die bis zur Perfektion eingeübt worden waren. Den Sängern sah man die Freude am gemeinsamen Singen und am Klangerlebnis gleichsam an: sie strahlten und freuten sich auf die nächsten Lieder.
Regierungen, Energieversorgern, privaten Unternehmen und NGOs zusammen. Sie erörterten, wie politische und technische Hindernisse für den Ausbau von Energie aus Sonne, Wind und Biomasse überwunden werden können. Die rund 30 Teilnehmer aus Äthiopien, Nigeria und Südafrika beschlossen dabei die Gründung der African Renewable Energy Alliance (AREA), um sich künftig als Bündnis stärker für eine nachhaltige Energieversorgung einsetzen zu können. Das neue Bündnis wurde bei der International Renewable Energy Conference (IREC), die am 14. Oktober im nigerianischen Abuja stattfand, von vielen Teilnehmern als wichtiger Schritt zu einer besseren Zusammenarbeit bezeichnet. Die Konferenz konzentrierte sich auf Möglichkeiten, erneuerbare Energien mithilfe politischer und gesetzlicher Hebel zu fördern. Quelle: World Future Council
Christina Boecker
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Mehr Informationen unter: http://www.worldfuturecouncil.org
SEKEM nutzt Internet für den Klimaschutz
Erneuerbare Energien in Afrika Nur zehn Prozent der Menschen im Afrika südlich der Sahara haben Zugang zu Strom. Damit sich dies auf nachhaltige Weise ändert, will der World Future Council den Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika verstärkt fördern. Bei einem Workshop in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba brachte der WFC Vertreter von
In den vergangenen Jahren haben sich die modernen Medien, allen voran das Internet, graduell von Informationsmedien zu Werkzeugen der Zusammenarbeit gewandelt. Webseiten und Anwendungen der „Web 2.0-Welt“ ermöglichen heute Millionen Menschen weltweit die einfache, schnelle und kostengünstige Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.
Im Rahmen der Initiative „ERHEBE DEINE STIMME“ hat der Geschäftsführer der SEKEM-Gruppe, Helmy Abouleish, gemeinsam mit anderen Meinungsführern die VideoWebsite YouTube dazu genutzt, zum Kampf gegen den Klimawandel aufzurufen. Die Aktion bündelt bereits die Stimmen zahlreicher Fachleute, Künstler und Unternehmer zum Thema. Mit YouTube nutzt die Initiative einen äußerst populären Informationskanal, der über „Videoantworten“ und „Videokommentare“ auf bereits veröffentlichte Clips zunehmend auch zum direkten Austausch unter jungen und älteren „Videomachern“ genutzt wird. YouTube verzeichnet rund 1 Milliarde Videozugriffe pro Tag. Zahlreiche im Internet besonders populäre Videos wie „The Story of Stuff“ der amerikanischen Greenpeace-Mitarbeiterin Annie Leonard, das den verlustreichen Entstehungszyklus moderner Unterhaltungselektronik anschaulich macht, sind über YouTube erstmals einem breiten jüngeren Publikum bekannt geworden.
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Mehr Informationen unter: http://www.youtube.com/ watch?v=WhMriRVdMh8 http://www.storyofstuff.org
Impressum: Herausgeber: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o Sekem Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@sekem.com
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