Management in vernetzten Versorgungsformen Band II: „Analyse von Netzwerken im Gesundheitswesen“
Seminararbeit der Studenten des FH Technikum Kärnten, Masterstudium Gesundheitsmanagement, Jahrgang 2010, Leiter: Dr. Wolfgang Moch, Jänner 2012
Vorwort Dieses weitere vorliegende Manuskript wurde wiederum in Form eines „Scrambled Book“
von
den
Studierenden
des
nunmehr
3.
Fachsemesters
des
4.
Masterstudienganges „Gesundheitsmanagement“ erstellt. Es versteht sich als Fortsetzung der im 2. Fachsemester stattgefundenen Veranstaltung:
„Management in vernetzten Versorgungsformen“
und in Ergänzung zu den Arbeitsblättern des Seminars:
„Analyse von Netzwerken im Gesundheitswesen“
im Modul 11 – Netzwerksysteme -sowie der weitergehend dort bearbeiteten wissenschaftlichen Textkonvolute und den Ergebnissen aus den Gruppenarbeiten einer netzwerkbasierten Krankenhausstrukturanalyse als Praxisfallbeispiel. Daraus ergibt sich, dass zum Beispiel die Zitierhinweise wie gehabt unterschiedlich sind und zwangsläufig nicht einem einheitlichen Standard entsprechen, zumal die jeweilige Arbeit Individualität selbstverständlich durch die persönliche, eigene Sicht der Dinge erlangt.
Die im Seminar ausgeteilten Arbeitsblätter behandeln jeweils ein Unterthema, wie:
– Theorie und Definition sozialer Netzwerke – Soziale und familiäre Netzwerke, soziale Unterstützung – Formelle und informelle Netzwerke – Laiensysteme – Rechtsgrundlagen (Reformpool) – Vernetzung verschiedener Versorgungssektoren – Vernetzung innerhalb von Versorgungssektoren – Organisations- und Netzwerkanalyse und sollen künftig für Blendidlearning-Interessierte digital abrufbar sein. Dies gilt auch für die zusätzlich ausgeteilten, verfassten, wissenschaftlichen Textkonvolute, die der Zusammenführung der oben beschriebenen einzelnen
Unterthemata
sowie
der
gedanklichen
Verknüpfung
und
Weiterung
des
Erfahrungshorizontes für dieses Themengebiet sowie als Quellengrundlage bei weiteren Recherchen dienen sollen. Die genaue Beschreibung der Lehrveranstaltung kann auch unter dem Rubrum "Aktuelle Vorlesungen" des Studienbereiches Gesundheit und Pflege eingesehen werden.
Nach nun erfolgter redaktioneller Überarbeitung sind die Arbeiten dieses Jahrganges als 2. Ebook zum dargestellten Seminarthema zugänglich, sowohl als Grundlage für Recherchen, als auch als sich permanent aufbauender Wissenspool zur Bedienung für künftige Jahrgänge. Eine Weiterung mit internationalem Bezug findet diese Arbeit durch den Beitrag zweier italienischer Gaststudenten in englischer Sprache.
Dr. Wolfgang Moch
Impressum AnalysevonNetzwerkenimGesundheitswesen Projektdokumentation, realisiert von Studierenden, Lehrenden und der Studiengangsleitung des Fachbereichs Gesundheit und Pflege f체r den Masterstudiengang Gesundheitsmanagement der Fachhochschule K채rnten.
R e d a k t i o n, L a y o u t & G e s t a l t u n g
Nedved Daniel, BSc Seidl Sabina, BA
V.I.S.d.P. Dr. Wolfgang Moch,
INHALTSVERZEICHNIS THEORIE UND DEFINITION SOZIALER NETZWERKE (DÖRFLER KERSTIN, BA) ................................................................................. 8 Einleitung .....................................................................................................................8 Definition .....................................................................................................................8 Geschichte der “Sozialen Netzwerke” .......................................................................11 Das theoretische Konzept des sozialen Netzwerks ...................................................13 Funktionen sozialer Netzwerke..................................................................................14 Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................16 Literaturverzeichnis ...................................................................................................17
THEORIE UND DEFINITION SOZIALER NETZWERKE (GASSER HEIDI, MA) ....................................................................................... 18 Einleitung ...................................................................................................................18 Definition von des Begriffes „Soziales Netzwerk“ ......................................................19 Unterscheidungen von sozialen Netzwerken .............................................................20 Merkmale von sozialen Netzwerken ..........................................................................22 Funktion von sozialen Netzwerken ............................................................................23 Methodische Überlegungen .......................................................................................25 Zusammenfasssung ..................................................................................................25 Literatur .....................................................................................................................26 Internetquellen ...........................................................................................................27
THEORIE UND DEFINITION SOZIALER NETZWERKE (SEIDL SABINA, BA) ........................................................................................ 28 Dimensionen der Netzwerk-Gesellschaft ...................................................................28 Interorganisations-Netzwerke ....................................................................................28 Beziehungs-Netzwerke ..............................................................................................29 Daten-Netzwerke .......................................................................................................29 Die Macht der Daten-Netze .......................................................................................31 Mobiles Internet .........................................................................................................32 Datenpreisgeben im Internet .....................................................................................33 Steuerung und Manipulation von Individuen ..............................................................33 Trendprognosen ........................................................................................................34 Wohin geht der Trend? ..............................................................................................34 Die Verletzlichkeit der Echtzeit-Gesellschaft - Transformation der Gesellschaft .......35 Wie der Computer uns verändert (hat) ......................................................................36 Literaturverzeichnis: ..................................................................................................37
THEORIE UND DEFINITION SOZIALER NETZWERKE (WEGSCHEIDER MICHAELA) ......................................................................... 38 Netzwerke..................................................................................................................38 Soziale Netzwerke .....................................................................................................39 Netzwerkforschung ....................................................................................................39 Soziogramm ..............................................................................................................40 Personale Netzwerke ................................................................................................40 Interorganisationale Netzwerke .................................................................................43 Policy-Netzwerke .......................................................................................................45 Literaturverzeichnis ...................................................................................................48
SOZIALE UND FAMILIÄRE NETZWERKE, SOZIALE UNTERSTÜTZUNG (IRNBERGER BERNADETTE, BA) .................................................................. 49
Soziale Beziehungen .................................................................................................49 Formale Beziehungen versus informale Beziehungen ..............................................50 Funktionen sozialer Beziehungen..............................................................................51 Beschreibung sozialer Beziehungen .........................................................................51 Starke und schwache Beziehungen ..........................................................................53 System Familie ..........................................................................................................54 Struktur von Netzwerken ...........................................................................................56 Wichtige und funktionslose Netzwerkpersonen .........................................................58 Familiale Unterstützung .............................................................................................59 Fazit ...........................................................................................................................60 Literatur .....................................................................................................................60 Weiterführende Literatur ............................................................................................61
SOZIALE UND FAMILIÄRE NETZWERKE, SOZIALE UNTERSTÜTZUNG (DR. KAUFMANN EVA) .................................................................................... 62 Starke und schwache Beziehungen: .........................................................................63 Funktionen und Charakteristika von sozialen Netzwerken: .......................................66 Praktische Anwendbarkeit: ........................................................................................68 Literaturverzeichnis ...................................................................................................70
SOZIALE UND FAMILIÄRE NETZWERKE, SOZIALE UNTERSTÜTZUNG(NEDVED DANIEL, BSC) ................................................................................. 72 Einleitung ...................................................................................................................72 Familie- Definition des Begriffs ..................................................................................73 Die Geschichte der Familie .......................................................................................74 Die Familie als Basis gesellschaftlicher Systeme ......................................................74 Ein Netzwerk im Wandel der Zeit ..............................................................................75 Verwandtschaft- Definition des Begriffs .....................................................................76 Verwandtschaft als Normensystem ...........................................................................77 Verwandtschaft gestern .............................................................................................78 Definition des Freundschaftsbegriffs .........................................................................78 Freundschaft als soziale Unterstützung.....................................................................79 Literaturverzeichnis ...................................................................................................82
FORMAL AND INFORMAL NETWORK (STEFANIA SANTANGELO, FEDERICO VELTRI) ......................................................................................... 83 Introduction ................................................................................................................83 Social Network...........................................................................................................84 Social Network Analysis ............................................................................................85 Formal and informal Network.....................................................................................86 Formal Network .........................................................................................................87 Disadvantage of formalizing ......................................................................................87 Create a formal network ............................................................................................88 Roles of formal network .............................................................................................88 Challenges.................................................................................................................88 Informal Network .......................................................................................................89 Roles of individual in the network ..............................................................................90 Informal Network in formal organization ....................................................................91 Positive and Negative implications of informal networks for managers .....................91 An example: The informal network in job search activity ...........................................92 Informal Network as a conflict preventive mechanism ...............................................94 Benefits of formal and informal Networks ..................................................................95
REFERENCES ..........................................................................................................97
FORMELLE UND INFORMELLE NETZWERKE (MANDL ANGELIKA, BA) .. 99 Unterscheidung formelle und informelle Netzwerke ..................................................99 Was bedeutet Kommunikation? ...............................................................................100 Wie sieht die Kommunikation überhaupt aus? ........................................................100 Kommunikation in einem dynamischen Unternehmen.............................................101 Kommunikation und Beziehungen ...........................................................................102 Kommunikationswege in Netzwerken ......................................................................103 Strukturen der Netzwerke ........................................................................................104 Literaturverzeichnis .................................................................................................107
FORMELLE UND INFORMELLE NETZWERKE (SANTER SARAH, BA).... 108 Formelle Beziehungen.............................................................................................109 Informelle Beziehungen ...........................................................................................110 Netzwerke................................................................................................................111 Gemeinschaftsportale..............................................................................................112 Literaturverzeichnis .................................................................................................118
LAIENSYSTEME (SLAPNIK BETTINA, MA) ................................................. 120 Einleitung .................................................................................................................120 Die traditionelle Patientenrolle .................................................................................120 Der Patient als Koproduzent von Gesundheit ..........................................................120 Formeller und Informeller Bereich ...........................................................................121 Die wachsende Bedeutung des Laiensystem ..........................................................123 Gesundheit und Laiensystem ..................................................................................123 Laienkonzepte von Gesundheit ...............................................................................125 Informelle Gesundheitssysteme ..............................................................................125 Fazit .........................................................................................................................127 Literaturverzeichnis: ................................................................................................127 Internet: ...................................................................................................................128
RECHTSGRUNDLAGEN – REFORMPOOL (MARTINZ HANNES, BA) ...... 129 Einleitung .................................................................................................................129 Gesundheitsreform 2005 .........................................................................................130 Der Reformpool .......................................................................................................133 Stand der Reformpoolprojekte .................................................................................136 Fazit .........................................................................................................................137 Literaturverzeichnis .................................................................................................138
REFORMPOOL- BRÜCKE ZWISCHEN INTRA- UND EXTRAMURALEN BEREICH ODER NEUE KOSTENSTELLE IM GESUNDHEITSWESEN? (HINTEREGGER STEFAN, BA) ..................................................................... 140 Einleitung .................................................................................................................140 Das österreichische Gesundheitssystem .................................................................141 Reformpool ..............................................................................................................142 Bereitschaft für Reformpool-Projekte.......................................................................145 Vergleich mit Deutschland .......................................................................................146 Resümee .................................................................................................................147 Literaturverzeichnis .................................................................................................148
VERNETZUNG VERSCHIEDENER VERSORGUNGSFORMEN (LICHTENBERGER DORIS, BSC) ................................................................. 149 Hintergrund zur Thematik ........................................................................................149
Warum Vernetzungen sinnvoll sind ... .....................................................................151 Vernetzung verschiedener Versorgungsformen ......................................................151 Integrierte Versorgung .............................................................................................152 Zusammenfassung ..................................................................................................158 Literaturverzeichnis .................................................................................................159
VERNETZUNG INNERHALB VON VERSORGUNGSSTRUKTUREN (PICHLER CHRISTINA, BA) ........................................................................... 160 Einleitung .................................................................................................................160 Ziel und Aufbau der Arbeit .......................................................................................160 Intraorganisationale Vernetzung ..............................................................................160 Klinische Pfade als Form der intraorganisationalen Vernetzung .............................162 Der Nutzen von klinischen Pfaden...........................................................................163 Entwicklung und Implementierung von klinischen Pfaden – Erfolgskriterien, Barrieren und Mängel ..............................................................................................................166 Zusammenfassung ..................................................................................................169 Literatur: ..................................................................................................................170
VERNETZUNG INNERHALB VON VERSORGUNGSSEKTOREN IN ÖSTERREICH (RADITSCHNIG SIGRID, BA) ................................................ 172 Einleitung .................................................................................................................172 Integrierter Versorgung ............................................................................................173 Herausforderungen an die Gesundheitssysteme.....................................................173 Ziele einer integrierten Versorgung .........................................................................174 Grad der Umsetzung der integrierten Versorgung in Österreich ............................175 Schlussfolgerung .....................................................................................................176 Literaturverzeichnis .................................................................................................177
ORGANISATIONS- UND NETZWERKANALYSE (HOCKE VICTORIA, BSC)179 Definition: Netzwerk .................................................................................................179 Netzwerkanalyse .....................................................................................................180 Bedeutung ...............................................................................................................180 Netzwerkanalyse in der Anwendung .......................................................................182 Praxisbeispiele ........................................................................................................185 Fazit .........................................................................................................................187 Literaturverzeichnis .................................................................................................188
Theorie und Definition sozialer Netzwerke (Dörfler Kerstin, BA) Einleitung Durch die Modernisierung und unsere funktional differenzierte Gesellschaft, ist es vor allem durch Massenmedien erst möglich, den Kontakt zur Umwelt in vielen Bereichen erst
herzustellen.
Vor
allem
aber
politische
Informationen
werden
durch
Massenkommunikation erst in die Öffentlichkeit gebracht. Die Massenmedien teilen uns so zusagen mit, was im Moment wichtig ist und worüber es sich lohnt nachzudenken. Nach Schätzungen erreichen über 75 Prozent der Massenmedien nicht das Publikum, dabei spricht man von einer einheitlichen und überschaubaren „Tagesordnung der öffentlichen Kommunikation“. Die Inhalte, die die Massenmedien nach außen transportieren, werden sehr häufig zum Inhalt der interpersonalen Kommunikation. Bei den interpersonalen Kommunikationsprozessen wird dabei auf „kleine Öffentlichkeiten“ verwiesen, bei denen Menschen heterogener Herkunft eher zufällig miteinander in Kommunikation treten. Das sind zum Beispiel Gespräche im Bus oder im Zug, am Arbeitsplatz, in Gastronomiebetrieben usw. Häufig sind es einfach Unbekannte, die miteinander zu bestimmten Themen kommunizieren. Diese Eingrenzung interpersonaler Kommunikation nimmt den Anschein, den Kern dabei nicht zu treffen, da diese Kommunikation auch mit Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Verwandten ausgeübt wird. Es wird also vielfach in Frage gestellt, ob die sozialen Gruppen und Netzwerke die ihnen zugeschriebenen Funktionen im Kommunikationsprozess
noch
erfüllen.
Demnach
sei
die
interpersonale
Kommunikation in ihrer Bedeutung überschätzt worden. (vgl. Schenk, 1995)
Definition Den Begriff „soziales Netzwerk“ wurde von Barnes in den 50er Jahren geprägt und fand Anklang im Bereich der Unterstützungsforschung. Vorher galt der Begriff eher als eine Metapher, bevor er als Instrument für den Aufbau sozialer Gefüge diente. Das soziale Netzwerk wird ab diesem Zeitpunkt zum Beispiel auch im Kontext von Organisationen verwendet. (vgl. Röhrle, 1994)
Es entstand die erste Grobdefinition des sozialen Netzwerkes, die da lautet:
„Soziale Netzwerke sind das Gesamt an sozialen Beziehungen zwischen einer definierten Menge von Personen, Rollen oder Organisationen“ (Röhrle, 1994)
Umfassender wurden soziale Netzwerke von Mitchell (1996 zit. Nach Jannsen, 2003, S. 43) definiert: „A social network is a specific set of linkages among a defined set of persons, with the additional property that the characteristics of these linkages as a whole may be used to interpret the social behaviour of the persons involved.“
Virtuelle soziale Netzwerke warden von Boyd und Ellison (2007) wie folgt definiert: „We define social network sites as web-based services that allow individuals to (1) construct a public or semi-public profile within a bounded system, (2) articulate a list of other users with whom they share a connection, and (3) view and traverse their list of connections and those made by others within the system. The nature and nomenclature of these connections may vary from site to site.“
Generell kann man sagen, dass soziale Netzwerke durch die Abwesenheit klarer Grenzen gekennzeichnet sind. Der Ablauf ist eher zufällig und fließend und nicht
geplant oder steuerbar bzw.
kontrollierbar. Anstatt eines
Steuerungszentrums entwickeln sie eine Vielzahl von Knoten, die in großer Autonomie die wechselseitigen Verknüpfungen nutzen. Es ist schwierig, ihnen einen klassischen Begriff zuzuordnen und dennoch sind sie nicht völlig beliebig und unfassbar. (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
„Nicht alles, was irgendwie zusammenhängt, ist gleich ein Netzwerk.“ (Boos, Exner & Heitger, 1992)
Merkmale, die soziale Netzwerke charakterisieren, sind: •
die Orientierung an einem Thema durch gemeinsame Intention
•
die Person wird als Ganzes mit einbezogen und es besteht keine Möglichkeit der Delegation an andere wie z.B. Stellvertreter (Personenorientierung); die Netzwerke orientieren sich nicht an Rollen oder Funktionen;
•
da es bei Netzwerken keine Rechte oder Pflichten gibt, besteht eine Freiwilligkeit der Teilnahme;
bei aktuellen Anlässen können Tauschmöglichkeiten realisiert werden, da soziale Netzwerke auch durch eine auf dem Tauschprinzip beruhende Beziehung charakterisiert sind; (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
In gewisser Weise können soziale Netzwerke mit einem Markt ohne örtliche Gebundenheit verglichen werden, auf denen Personen, die ähnliche Basisinteressen haben, kommunizieren können, ohne überhaupt voneinander wissen zu müssen. Soziale Netzwerke können spontan aktiviert werden und auch ebenso schnell wieder aufgelöst werden. (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Um ein Netzwerk aber überhaupt aktivieren zu können, bedarf es einigen Voraussetzungen: (siehe Abbildung 1)
Basisintention /erwartbarer reziproker Tausch
Beziehungspotenial Beziehungspotenial
Aktueller Anlass
Abbildung 1: Merkmale sozialer Netzwerke (modifiziert nach Boos, Exner & Heitger, 1992)
Basisintentionen werden als gemeinsame Interessen von Personen definiert. Beispiele
dafür
sind
das
Aufziehen
von
Kindern,
die
Verhinderung
Atomkraftwerden oder die Weiterentwicklung eines neuen Theorieansatzes.
von
Damit ein soziales Netzwerk aber erst sichtbar werden kann, bedarf es einer gemeinsamen Basisintention oder zumindest eines wahrscheinlich erscheinenden reziproken Tausch (zumindest in der Zukunft), sowie den aktuellen Anlass.
Durch den aktuellen Anlass wird dann das verfügbare Beziehungspotential aktiviert (z.B. die Beschaffung von Babysittern). Nur wenn dieser Anlass ausreichend Reiz für andere bietet, wird das Netzwerk aufflackern. Entweder erlischt das Netzwerk danach gleich wieder, oder es kommt in einen Potentialoder Organisationszustand in z.B. eine Gruppe, ein Projekt oder Institution. (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Kurz zusammengefasst lässt sich sagen:
„Ein Netzwerk ist ein personenbezogenes Beziehungsgeflecht, welches auf einem gemeinsamen Basisinteresse beruht und durch aktuelle Anlässe aktiviert und sichtbar wird.“ (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Geschichte der “Sozialen Netzwerke” In Zeiten des wirtschaftlichen Wandels ist es sehr schwierig geworden, flexible und anpassungsfähige Organisationsformen in vielen Bereichen zu finden. Es wird vermutet, dass genau diese Merkmale – flexibel und anpassungsfähig – Netzwerke charakterisieren. Der Begriff der „Sozialen Netzwerke“ hat in der Begriffswelt eine sehr hohe Verbreitung eingenommen, die ansonsten nicht allzu häufig zu beobachten ist. Unsere Gesellschaft neigt immer mehr zur Individualisierung und somit
versuchen
Netzwerke
so
genannte
Auffangnetze
zu
schaffen,
um
gesellschaftliche Informationen verbreiten zu können. Eigentlich war es ein technischer
Zusammenhang,
aus
dem
sich
der
Begriff
„soziales
Netzwerk“ entwickelte (lokale Radiostationen haben sich in den Nachkriegs-USA zu Netzwerken zusammengeschlossen) und etablierte sich in vielen Bereichen als Metapher (Computernetzwerke, Engineeringnetzwerke, Selbsthilfe-Netzwerke in und gegen
hierarchische
Organisationen,
usw.).
Vor
allem
für
die
späte
Informationsgesellschaft schienen soziale Netzwerke gerade zu erschaffen (siehe Abbildung 2): (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Gesellschaftliche
Späte
Frühe
Entwicklungsphasen Industrie-
Informations- Späte
gesellschaft
gesellschaft
gesellschaft
Jeweils neu hinzu Hierarchie
Mehrdimensionale
kommender
Organisationsformen
relevanter
(Matrix,
Organisationstypus
Projektmanagement..)
Jeweils
Wissenskapital
neu Ökonomisches
hinzukommende
Informations-
Netzwerke
Beziehungskapital
Kapital
Kapitaformen Abbildung 2: Die Gesellschaft als harmonisches Ganzes (modifiziert nach Boos, Exner & Heitger, 1992)
Die spätere Informationsgesellschaft präferiert dann schnelle, gelungene und qualitätsvolle Kommunikation. Wie organisiert der Einzelne sein Leben. Natürlich stellt dies auch eine Frage für Organisationen dar. Es besteht stetiges Wachstum für Orientierungs- und Integrationsbedarf. Die Entwicklungs- bzw. Lebenschancen sind von Optionen, Wahlmöglichkeiten und von Verankerungen und sicheren Bezügen abhängig. Somit können soziale Netzwerke Optionen öffnen und Verankerungen ermöglichen. Im Grunde besteht ein Klärungsbedarf der Netzwerkmetapher im Zusammenhang
mit
sozialen
Systemen
wie
Organisationen. (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Familen,
Unternehmen
oder
Das theoretische Konzept des sozialen Netzwerks Die Funktionen des sozialen Netzwerks beinhalten sowohl kulturelle, als auch strukturelle und funktionale Aspekte. Während die kulturellen Aspekte durch das Zugehörigkeitsgefühl zur sozialen Identität des Individuums beitragen, bieten die strukturellen
und
funktionellen
Aspekte
Hilfe
und
Unterstützung
bei
der
Bedürfnisbefriedigung von physischen, symbolischen und materiellen Dingen. Diese Aspekte wurden in der zeitgenössischen Soziologie in zwei unterschiedliche Bereiche unterteilt, welche die unterschiedlichen Traditionen in der Soziologie wieder spiegeln. Dabei wird der Netz-Zusammenhang in intersubjektive, psycho-kulturelle und strukturelle Aspekte und parallel dazu in formelle und informelle Funktionen getrennt. Es besteht bei solchen Trennungen jedoch die Gefahr, dass die Einheit eines sozialen Phänomens aus den Augen verloren wird und dadurch künstliche Gegensätze geschaffen werden. (vgl. Hennig, 2006)
Soziale Netzwerke können danach unterschieden werden, ob diese primär der sozialen Unterstützung und der Freundschaft dienen, oder ob es sich um instrumentelle Beziehungen handelt, welche vor allem innerhalb von Organisationen oder bzw. im beruflichen Kontext auftreten. Natürlich ist es aber auch möglich, dass Beziehungen beide Aspekte beinhalten. Es spiegeln sich unterschiedliche Formen sozialer Netzwerke wieder. So lassen sich – unter anderem – soziale Netzwerke in ihrer Ausprägung auf den Dimensionen informell-formell, sowie privat-beruflich unterscheiden (siehe Abbildung 3). Ein formell angesiedeltes Netzwerk wäre beispielsweise eine Selbsthilfegruppe, da soziale Kontakte in einem formellen Rahmen aufgebaut werden. Ein informelles soziales Netzwerk wären dann im Gegenzug dazu die Kollegen, mit denen man in der Organisation interagiert, was dem beruflichen Kontext zuzuordnen wäre. (vgl. Denison, 2006)
Organisationsgrad formell
networking clubs
Selbsthilfegruppen
berufliche Vereinigungen
Lernnetzwerke
old boys networks
informell
Unterstützungsnetzwerke (z.B. Familie)
berufliche Kontakte außerhalb der Organisation (Networking)
Freundschafts -Netzwerke
informelle Netzwerke in Unternehmen
Bereich privat
beruflich
Abbildung 3: Darstellung möglicher sozialer Netzwerke auf den Dimensionen formell-informell und privat-beruflich (modifiziert nach Denison, 2006)
Somit beziehen sich soziale Netzwerke – welche als wesentlicher Teil unseres gesellschaftlichen Daseins gelten – auf Interaktionen mit sowohl funktionalem Austausch, als auch mit emotionalen Bindungen. Diese Interaktionen sind alle Situationen, in denen sich Menschen miteinander verbunden fühlen. Also ist die Gesellschaft ein äußerst komplexes und vielschichtiges System von miteinander verbundenen Handlungsräumen. (vgl. Hennig, 2006)
Funktionen sozialer Netzwerke Netzwerke übernehmen in multikulturellen, zersplitterten Gesellschaften vielfältige Funktionen
ein.
Sie
bieten
dem
Einzelnen
Orientierung
und
sichern
Einflussmöglichkeiten gerade dort, wo Organisationen und Institutionen an ihre Grenzen stoßen. Gerade deswegen sind Netzwerke so aktuell. Netzwerke sind in gewisser Weise die evolutionäre „Weiterentwicklung der Gruppe, da sie das Face-to-
face-Prinzip der Gruppe überwinden und die Möglichkeit eines „Weltdorfs“ entstehen lassen.“ Netzwerke sind vor alle dort interessant, wo Menschen Lebensbrüche haben (z.B. Studienbeginn, Jobwechsel, Scheidung, usw.)
Somit lassen sich Funktionen sozialer Netzwerke auf folgenden Ebenen beschreiben:
gesellschaftliche Ebene: Auf dieser Ebene dienen Netzwerke auf der einen Seite der sozialen Kontrolle (Gleichgewichtigkeit der Austauschprozesse) und auf der anderen Seite der Herausformung und Weiterentwicklung kollektiver Identitäten. Netzwerke laufen über gesellschaftliche Funktionssysteme wie z.B. Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik usw., in denen hohe Integrationspotentiale für z.B. Netzwerke der Friedens-, Frauen-, und Umweltbewegung usw. liegen.
organisatorische Ebene: Die Netzwerke wirken grenzüberschreitend und kompensieren dadurch den Nachteil einer strikten Grenzziehung zwischen Innen und Außen, indem Sie unterschiedliche Organisationen wie z.B. Händlernetzwerke oder Netzwerke alternativer Betriebe miteinander verknüpft. Grenzen in den Organisationen, die durch Hierarchie geschaffen wurden, werden durch das Aufgreifen organisatorisch (noch nicht) relevanter Themen überwunden. Außerdem wirken diese Netzwerke entlastend für eventuell bestehende funktionale Differenzierungen (Bürokratien).
individuelle Ebene: Hier
übernehmen
Netzwerke
vielfältige
Funktionen
(z.B.
emotionale
Unterstützung, Hilfe zur Leidverarbeitung, Vermittlung sozialer Kontakte, Schaffung von Alternativen, Prüfung neuer Ideen, Vermittlung von praktischen Hilfen,
Orientierung
Kompromiss.
Auf
oder Weiterentwicklungschancen). der
einen
Seite
zwischen
Sie
gelten
Zugehörigkeits-
als und
Einflussbedürfnissen –„Heimat“- und auf der anderen Seite die Autonomie. Mann kann sagen, man kauft sich nicht nur Waren, sondern auch Optionen. (vgl. Boos, Exner & Heitger, 1992)
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Merkmale sozialer Netzwerke (modifiziert nach Boos, Exner & Heitger, 1992) Abbildung 2: Die Gesellschaft als harmonisches Ganzes (modifiziert nach Boos, Exner & Heitger, 1992) Abbildung 3: Darstellung mรถglicher sozialer Netzwerke auf den Dimensionen formell-informell und privat-beruflich (modifiziert nach Denison, 2006)
Literaturverzeichnis Boos, F., Exner, A. & Heitger, B. (1992). Soziale Netzwerke sind anders. aus: Organisationsentwicklung, 1992, Nr. 1.
Boyd, Danah, Ellison, Nicole (2007), Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship. In: Journal of Computer-Mediated Communication, 13(1), Artikel 11. http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/boyd.ellison.html Denison, K. (2006). Netzwerke als Form der Weiterbildung: Erfolgsfaktoren für den individuellen Nutzen. Kassel: Unidruckerei der Universität Kassel.
Hennig, M. (2006). Individuen und ihre sozialen Beziehungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Röhrle, B. (1994). Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Schenk, M. (1995). Soziale Netzwerke und Massenmedien: Untersuchungen zum Einfluß der persönlichen Kommunikation. Tübingen: Gulde Druck.
Theorie und Definition sozialer Netzwerke (Gasser Heidi, MA)
Einleitung Der Mensch lebt nicht allein. Er ist kein Einzelgänger sondern braucht zum Leben Beziehungen zu anderen Menschen um überleben zu können. Für jeden Einzelnen von uns stellt sich die Frage, wie er oder sie sein Leben organisiert, d.h. wie geht man mit sich selbst und anderen um. Ganz natürlich bilden sich dabei soziale Netzwerke, die uns Menschen Halt und Sicherheit geben. Soziale Netzwerke sind die Voraussetzung für ein erfolgreiches wirtschaftliches und persönliches Leben. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat dieser Begriff zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Aus einem ursprünglich technischen
Zusammenhang heraus hat sich dieser Begriff als leicht fassbare Metapher in vielen
Bereichen
unseres
Lebens
etabliert
(Computernetzwerke,
Engineeringnetzwerke, Selbsthilfenetzwerke, Gesundheitsförderungsnetzwerke, Forschungsnetzwerke, Städtenetzwerke). In einer Gesellschaft, die immer mehr zur Individualisierung neigt, scheinen diese Verbindungen Auffangnetze zu schaffen, ohne die Voraussetzung einer allzu engen oder allzu verbindlichen Bindung
aneinander.
Der
Autonomiebedarf
der
Einzelnen
und
das
Anknüpfungsbedürfnis an andere geraten in eine zeitgemäße Balance (Lenz & Nestmann, 2009). Die Breite und Multidisziplinarität des Begriffes bewirkt, dass kaum eine Einigkeit darüber herrscht, was wirklich genau unter Netzwerken zu verstehen ist und daher gibt es eine Vielzahl an Definitionen für den Begriff. Diese Arbeit soll zeigen, dass es durch verschiedene Sichtweisen auch unzählige Definitionen gibt. Bei näherer Betrachtung der Theorien hinter den Definitionen soll ein umfassendes Bild des Begriffes „soziales Netzwerk“ gegeben werden.
Definition von des Begriffes „Soziales Netzwerk“ Der Netzwerkbegriff weist unterschiedliche historische Wurzeln auf. Zu nennen sind hier insbesondere die Soziologie mit Georg Simmel, Leopold von Wiese, Theodore Caplow und Paul F. Lazarsfeld sowie weitere Personen aus den Bereichen der Sozialpsychologie und Sozialanthropologie. Von ihnen stammt auch der Begriff „soziales Netzwerk“, sowie die erste Definition: „… a specific set of linkages among a defined set of persons“ (Lenz & Nestmann, 2009, S. 76). Wie in der Einleitung schon erwähnt, gibt es eine beträchtliche Menge an Definitionen für den Begriff der sozialen Netzwerke. Im Folgenden werden nun einige davon genannt: Harro Kähler (1975) definiert den Netzwerkbegriff wie folgt: „Der Begriff des sozialen Netzwerkes bezieht sich auf das Geflecht der sozialen Beziehungen, die zwischen einer definierten Menge von einzelnen Einheiten, in der Regel Individuen beobachtet werden können.“ Der Begriff soziales Netzwerk hat eine weite Verbreitung in der Sozialen Arbeit gefunden, was durch seine vielseitige Anwendbarkeit begründet ist. Er eignet sich für die theoretische Analyse, kann aber auch zu diagnostischen Zwecken (Diagnose) oder zur Darstellung von Unterstützungsstrukturen eingesetzt werden (Universität Hamburg, o.J.). Als soziale Netzwerke bezeichnen Endruweit & Trommsdorff (1989) soziale Beziehungen bzw. Beziehungsgeflechte von einer Menge sozialer Einheiten. Soziale Einheiten wiederum sind einzelne Personen bzw. Individuen, Gruppen, Organisationen oder auch Gesellschaften. Auch der betriebswirtschaftliche Netzwerkbegriff geht auf die Soziologie zurück, wo der Begriff in den 30er Jahre aufgetaucht ist und in Mode kam (Kröll, 2003).
„Formal wird ein Netzwerk
definiert als ein Graph aus einer endlichen Menge Knoten und den Kanten zwischen ihnen. Ein soziales Netzwerk ist dann ein Netzwerk, dessen Knoten soziale Akteure (Personen, Gruppen) sind und dessen Kanten die Verhältnisse der Akteure zueinander abbilden“ (Kecskes & Wolf, 1996, S. 34). Eine andere, psychologisch geprägte Sichtweise, drückt Keul (1993) in einer anderen Definition aus, wonach soziale Netzwerke als Systeme interpersonaler Beziehungen zu sehen sind und es einen Zusammenhang zwischen sozialer
Unterstützung und sozialen Netzwerken gibt. Man kann also sagen, dass ein soziales Netzwerk ein Beziehungsgeflecht bezeichnet. Gemeint ist damit, dass sich Menschen mit anderen Menschen und Institutionen sowie Institutionen mit anderen Institutionen verbinden. Menschen sind untereinander zum Beispiel durch Beziehungen in der Familie und Verwandtschaft, aber auch mit der Nachbarschaft und in der Arbeitswelt vernetzt (Universität Hamburg, o.J.). In diesem Zusammenhang haben sich weitere Begriffe wie zum Beispiel Netzwerkansatz, Netzwerkarbeit, Netzwerkförderung oder Netzwerkanalyse entwickelt. Sozialarbeiter und Sozialpädagogen werden auch als Netzwerker bezeichnet, wenn sie soziale Netze fördern und stützen. Eine letzte Definition des Soziologen Ziegler (1984) beschreibt den Ablauf in Netzwerken wie folgt: „… System von Transaktionen(…), in dem Ressourcen getauscht, Informationen übertragen, Einfluss von Autorität ausgeübt, Unterstützung mobilisiert, (…), Vertrauen
aufgebaut
oder
durch
Gemeinsamkeit
Sentiments
gestiftet
werden.“ (Ziegler, 1984, S. 435 zit. nach Kardoff, 1989, S. 35). Bei dieser Fülle an Darlegungen kann frei nach Kappelhoff zusammenfassend gesagt werden, dass das soziale Netzwerk ein nicht wegzudenkendes Element im sozialen Zusammenleben darstellt. Auf der Grundlage von Beziehungen jeglicher Art und Weise herrscht ein „Tauschsystem“, indem sich jeder bei Bedarf bedienen kann um so einer Steuerungsproblematik entgegen zu wirken (Kappelhoff, 1999). Ein Netzwerk ist also ein personenbezogenes Beziehungsgeflecht, welches auf einem gemeinsamen Basisinteresse beruht und durch aktuelle Anlässe aktiviert und sichtbar wird (Boos et al., 1992).
Unterscheidungen von sozialen Netzwerken Wie in der Einleitung beschrieben gelten soziale Netzwerke als Systeme, die Unterstützung in Situationen bieten, in denen man Hilfe braucht, bspw. in Krisensituationen. Manchmal herrscht jedoch gar keine sichtbare Krise vor, es bedarf lediglich eines Zuhörers oder eines Wortes der Motivation. Diese praktische, emotionale und kognitive Unterstützung ist in verschiedenen Bereichen verfügbar, jedoch lassen sich Netzwerke in drei Gruppen einteilen:
•
Primäre oder persönliche Netzwerke auf der Mikroebene: Familie und
Verwandtschaft,
nachbarschaftliche
Netzwerke
und
freundschaftliche, das heißt selbst gewählte Netzwerke. Aber auch altersspezifische, frauenspezifische oder arbeitsplatzspezifische Netzwerke fallen darunter •
Sekundäre oder gesellschaftliche Netzwerke auf der Makroebene: Zum
Beispiel
Handwerksbetriebe,
Versicherungsunternehmen,
Kaufhäuser, Industriebetriebe und öffentliche Einrichtungen der Infrastruktur wie zum Beispiel Kindergarten, Schule, Hochschule, Soziale Dienste, Verkehrssysteme (Boos et al., 1992) •
Tertiäre Netzwerke auf der Mesoebene: Sie sind zwischen den primären und sekundären Netzwerken angesiedelt und haben eine vermittelnde Funktion. Selbsthilfegruppen, Bürgerinitiativen und professionelle
Dienstleistungen
wie
Krankenpflegedienste,
Gesundheitsberatung oder Einrichtungen der Sozialen Arbeit (Galuske, 2002). Im sekundären und tertiären Bereich ist die Arbeit der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen angesiedelt. Sie bemühen sich um Einfluss auf Netzwerke, um sie für Menschen zugänglich zu machen, die dies aus eigener Kraft nicht oder noch
nicht
schaffen.
Durch
Vernetzung
der
Sozialen
Dienste
mit
Selbsthilfegruppen, Verbänden und unterschiedlichen Fachleuten auf regionaler und überregionaler Ebene kann das Dienstleistungsangebot insgesamt erhöht und effektiver zugänglich gemacht werden (Uni Hamburg, o.J.). Soziale Netzwerke haben lt. Boos et al. (1992) keine klaren Grenzen untereinander. Diese verlaufen eher zufällig und fließend, sie sind nicht geplant
oder
steuerbar.
Soziale
Netzwerke
sind
unabhängig
von
Beeinflussungsformen und haben statt eines Steuerungszentrums eine Vielzahl von Knoten, die in großer Selbstständigkeit die wechselseitigen Verknüpfungen nutzen.
Netzwerke
sind
nicht
mit
den
klassischen
Begriffen
der
Organisationstheorie (z.B. Strukturen, Kompetenzen, Macht, Kontrollspannen, Mitgliedschaft) zu erfassen, dennoch verfügen sie über eine eigene Autonomie, d.h. nicht alles, was irgendwie zusammenhängt, ist gleich ein Netzwerk (Boos et al., 1992).
Merkmale von sozialen Netzwerken Merkmale die Netzwerke charakterisieren sind: •
die Intention oder Homogenität (gemeinsames Thema) (Barth, 1998)
•
die Freiwilligkeit und die Reziprozität der Teilnahme (keine Rechte oder Pflichten) (Röhrle, 1994)
•
die Personenorientierung (eine bestimmte Person ist miteinbezogen; Delegation ist nicht möglich) und
•
das Tauschprinzip (erwartete Möglichkeit eines Tausches, die bei Bedarf in Anspruch genommen wird) (Boos et al., 1992).
Man kann Netzwerke mit einem Markt ohne örtliche Gebundenheit vergleichen, auf dem Personen mit ähnlichem Basisinteresse, die nicht alle voneinander wissen, fallweise miteinander kooperieren. Netzwerke haben nicht nur keine Grenzen, sie entziehen sich auch der Regelmäßigkeit (z.B. „Markttage“). Sie können plötzlich aktiviert werden. Das vorhandene Beziehungspotential der Netzwerkpartner und deren Vorstellung über ein gemeinsames Thema sind der Grund dafür, dass Netzwerke entstehen können. Um aus dem Ruhezustand, in dem Netzwerke sich vorwiegend befinden, aufzuwachen, bedarf es eines aktuellen Anlasses, zu dem das Beziehungskapital dann aktiviert wird. Ein Netzwerk entsteht dann, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind: Basisintentionen sind gemeinsame Interessen, wie beispielsweise das Aufziehen von Kleinkindern, die Weiterentwicklung eines neuen Theorieansatzes oder Umweltschutz. Jeder Netzwerkpartner/In bringt nun etwas in die Beziehung ein, z.B. Macht, Geld, Information, Emotion und wird so zum "Unternehmer seines Beziehungskapitals". Das Paradoxe an Netzwerken ist, dass entferntere Relationen im Netzwerk mehr Optionen, Informationen oder Chancen bringen als Nahbeziehungen. Für das Sichtbarwerden eines Netzwerks ist allerdings die gemeinsame Basisintention oder der wahrscheinlich erscheinende reziproke Tausch (zumindest in der Zukunft) ein ebenso wichtiger Bestandteil wie der aktuelle Anlass (Boos et al., 1992).
Funktion von sozialen Netzwerken In Zeiten der Globalisierung und einer multikulturellen und gleichzeitig individuellen Gesellschaft haben Netzwerke viele Funktionen. Einerseits geben sie Orientierung da wo sie gebraucht wird, andererseits bieten Netzwerke auch Einflussmöglichkeiten. Sie bieten Information, Tausch und Transfer von Ressourcen und geben Hilfe, Orientierung und Unterstützung auf materieller, kognitiver und emotionaler Basis (Nollert, 2006). Netzwerke entwickeln ganz eigenständig eine Vielfalt an Gedanken und Ideen, wenn Hierarchien den Anspruch geltend machen, die einzige Wahrheit zu sein. Lt. Boos et al. (1992) sind Netzwerke die evolutionäre Weiterentwicklung der Gruppe, da sie das Face- to- face-Prinzip der Gruppe überwinden und die Möglichkeit eines "Weltdorfs" entstehen lassen. Netzwerke sind dann besonders funktional, wenn turbulente und/ oder chaotische Zustände herrschen. In den Netzwerken kann Neues leichter getestet werden, weil nichts den Charakter des Dauerhaften hat. Deswegen sind Netzwerke auf der Ebene von Individuen dort besonders interessant, wo es Lebensbrüche gibt (Studienbeginn, Jobwechsel, Scheidung, Pension etc.). Auf der Ebene von Organisationen sagen Boos et al. (1992) weiter, dass neue Theorien, Produkte, revolutionäre Entwicklungen in der Regel außerhalb dieser Organisationen entstanden sind und erst in erprobtem Zustand von diesen aufgegriffen wurden. Selbst in den Fällen, wo Neues innerhalb einer Organisation entstanden ist, ist fraglich, ob es nicht in einem Netzwerk, das quer zur
Organisation
liegt,
entwickelt
wurde,
welches
sich
später
der
Organisationsöffentlichkeit bediente. "Netze
im
hier
integrationistisches,
beschriebenen relativ
Sinn
harmonisches,
erscheinen
als
operieren
nicht
etwas
relativ
im Sinn
von
Elimination von Fremdem und Widersprechendem, sondern im Sinn von Einverleibung, Umfassung, Mitnehmen, Dulden von allem. Strukturen und Konturen bilden fällt Netzwerken schwer. Wenn also die pyramidalen Strukturen (Hierarchie etc.) überdeterminiert sind, sehr vieles verunmöglichen, so neigen Netzwerke dazu, wenig Strukturen zu bilden und alles zu ermöglichen. Dazu
erzeugen sie aber sehr hohe Eigenkomplexität in den Punkten - das ist, wenn man so will, ihr Funktionsproblem" (Fischer- Kowalski, 1991, S. 178). In Bezug auf die Unterscheidungen von Netzwerken lassen sich folgende Funktionen sozialer Netzwerke herausarbeiten:
• Auf individueller Ebene (primäre Netzwerke) übernehmen Netzwerke vielfältige Funktionen, wie z.B. emotionale Unterstützung, Hilfe zur Leidverarbeitung, Vermittlung sozialer Kontakte, Schaffung von Alternativen, Prüfung neuer Ideen, Vermittlung von praktischen Hilfen, Orientierung oder Weiterentwicklungschancen. In gewisser Weise sind sie ein Kompromiss zwischen Zugehörigkeitsund Einflussbedürfnissen ("Heimat") einerseits und Autonomie (sich für Zukünftiges offen halten) andererseits.
• Auf gesellschaftlicher Ebene (Sekundäre Netzwerke) dienen Netzwerke einerseits der sozialen Kontrolle (Gleichgewichtigkeit der Austauschprozesse), andererseits der Herausformung und Weiterentwicklung kollektiver Identitäten. Vor allem laufen Netzwerke quer über Funktionssysteme der Gesellschaft (Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik etc.) und haben damit vor allem dort Integrationspotentiale, wo die Eigenlogik auf der ganzen Linie nicht mehr funktioniert (z.B. Netzwerke der Friedens-, Frauen-, Umweltbewegung).
• Auf organisatorischer Ebene (sekundäre und tertiäre Netzwerke) wirken sie grenzüberschreitend
und
kompensieren
so
das
Handicap
einer
klaren
Grenzziehung zwischen Innen und Außen durch die Verknüpfung verschiedener Organisationen (z.B. Händlernetzwerk, Netzwerk alternativer Betriebe). Innerhalb der Organisationen werden die durch die Hierarchie gesetzten Grenzen überwunden, indem organisatorisch (noch nicht) relevante Themen aufgegriffen werden. Darüber hinaus wirken Netzwerke entlastend für die bestehende funktionale Differenzierung (Netzwerke in Bürokratien) (Boos et al., 1992).
Methodische Überlegungen Wichtig für das Verständnis für die Methodik von sozialen Netzwerken ist eine weitere Unterscheidung von Netzwerken: z.B. das informelle und formelle Netzwerk (Ibarra, 1993). Ein formelles Netzwerk ist ein Netzwerk, das „organisiert“ ist, d.h. ein Beziehungsgeflecht z.B. in einer Selbsthilfegruppe. Es gibt einen Initiator/In und Mitglieder/Innen. Ein informelles Netzwerk ist aber meist umfassender bei einer weniger starken Strukturierung, sowie einem stärker sozialen Zweck dienlich (Ibarra, 1993). In der Folge ergeben sich partielle oder totale Netzwerke, wobei aus praktischen Gründen wohl der Aufbau eines partiellen Netzwerkes favorisiert wird. Bei partiellen Netzwerken ist die Beziehung auf einen bestimmten Typus gerichtet, z.B. auf Freundschaften. Totale Netzwerke hingegen umfassen Strukturen zwischen sozialen Einheiten (Schenk, 1983).
Zusammenfasssung Soziale Netzwerke und soziales Kapital haben einen großen Einfluss auf unterschiedliche
Aspekte
des
Lebens.
Die
Beobachtung,
dass
der
Netzwerkbegriff einerseits in den letzten Jahren innerhalb wie außerhalb der Wissenschaften eine beispiellose Erfolgskarriere durchlaufen hat, er aber andererseits gerade dadurch an begrifflicher Schärfe zu verlieren droht, liegt auf der Hand. Blendet man die wissenschaftliche Sicht aus, so kann man sagen, dass soziale Netzwerke aus dem gesellschaftlichen Leben nicht wegzudenken sind. Was wären wir ohne Zuspruch von unseren engsten Familienmitgliedern oder der besten Freundin? Was würden wir ohne die Nachbarin tun, die ab und zu unseren Postkasten leert und die Blumen gießt, wenn wir in Urlaub sind? Könnten wir uns ein Leben ohne den netten Kollegen vorstellen, der sich für ein rauchfreies Büro beim Chef einsetzt? Oft denken Menschen zu abstrakt, wenn es um solche für uns schon fast selbstverständlichen Dinge des Lebens geht. Das in Kontakt treten mit unseren Mitmenschen bekommt eine neue Qualität auf der Mikro-, Makro- und Mesoebene. Dabei ist es nicht wichtig, welche Methode angewandt wird, sondern in wie weit wir uns mit unseren Netzwerken wohl fühlen. Weiters ist es wichtig, viele Kontakte zu haben und auf die Qualität er Kontakte
zu achten. Da wir Menschen jedoch praktisch sind, hegen wir eher Beziehungen zu Menschen, die ähnliche Themen und Interessen haben und auch auf informeller Ebene mit uns harmonieren. Dabei sind formelle Kontakte genauso wichtig, wenn es um Fragen z.B. in der Arbeitswelt geht. Nach dem Motto: Man muss die richtigen Leute kennen! Nur wenn ausreichende und viele unterschiedliche Kontakte vorhanden sind, ist ein Netzwerk als stabil zu bezeichnen. Man kann ja nie wissen, in welche Lage man einmal kommt und wer einem dann helfen könnte?! Abschließend liegt mir noch am Herzen: Ein gutes soziales Netzwerk kann niemals durch ein virtuelles Netzwerk ersetzt werden. Die Qualität der Kontakte und das Face- to- face Prinzip ist die Voraussetzung für persönlichen und wirtschaftlichen Erfolg.
Literatur Boos, F., Exner, A., Heitger, B. (1992): Soziale Netzwerke sind anders. In: Organisationsentwicklung, Jahrgang 11, Nr.1, S. 54- 61. Fischer-Kowalski, M. (1991): Das pyramidale und das unbegrenzte Netz. In: Pellert, A. (Hrsg): Vernetzung und Widerspruch. Zur Neuorganisation von Wissenschaft. München, Profil, S. 165 – 194. Endruweit, G., Trommsdorff, G. (1989): Wörterbuch der Soziologie. München, dtv Verlag. Kähler, H. D. (1975): Das Konzept des sozialen Netzwerks: Eine Einführung in die Literatur. In: Zeitschrift für Soziologie, Heft 3. Galuske, M. (2002): Methoden der sozialen Arbeit: eine Einführung. Weinheim, München, Juventa Verlag. Ibarra, H. (1993): Network Centrality, Power, and Innovation Involvement: Determinants of Technical and Adminstrative Roles. Academy of Management Journal 36: S. 471- 501. Kappelhoff, P. (1999): Der Netzwerkansatz als konzeptueller Rahmen für eine Theorie interorganisationaler Netzwerke. In: Sydow, J., Windeler, A. (Hrsg.): Steuerung von Netzwerken. Opladen, S. 25- 27. Kecskes, R., Wolf, C. (1996): Konfession, Religion und soziale Netzwerke. Zur Bedeutung christlicher Religiosität in personalen Beziehungen. Opladen, Leske & Budrich. Keul, A. G. (1993): Soziales Netzwerk- System ohne Theorie. In: Laireiter A. (Hrsg.), Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung: Konzepte, Methoden und Befunde, S. 45- 54. Göttingen, Huber.
Kröll A. M. (2003): Interorganisationale Netzwerke: Nutzung Sozialen Kapitals für Markteintrittsstrategien. Wiesbaden, DUV. Lenz, K., Nestmann, F. (Hrsg.) (2009): Handbuch Persönliche Beziehungen. Weinheim, Juventa Verlag. Röhrle, B. (1994): Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung, Weinheim, Beltz Verlag. Schenk, M. (1983): Das Konzept des sozialen Netzwerks. In: Neidhardt, F. (Hrsg.): Gruppensoziologie. Perspektiven und Materialien. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 25, S. 88- 104. Opladen, Westdeutscher Verlag. Ziegler, R. (1984). Norm, Sanktion, Rolle. Eine strukturale Rekonstruktion soziologischer Begriffe. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Ausgabe 3, S. 433ff. [zit. nach Kardoff,1989]
Internetquellen Nollert, M. (2006): Soziale Netzwerke. Theoretische Konzepte, Analyseinstrumente und empirische Befunde. Online in: http://www.suz.unizh.ch/nollert/soznetzwerke.pdf, [11.01.2012]. Universität Hamburg, (o.J.): Soziales Netzwerk. Online in: http://www.sign-lang.unihamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzepte/l53/l5385.htm, [11.01.2012]. Barth, S. (1998): Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung. Online in: http://www.stephan-barth.de/HomepageAufsaetze/Soziale%20Unterstuetzung.pdf, [11.01.2012].
Theorie und Definition sozialer Netzwerke (Seidl Sabina, BA)
Dimensionen der Netzwerk-Gesellschaft Im 21. Jahrhundert scheint es eine Offline-Gesellschaft, wie beispielsweise Postämter, Tageszeitungen und Funklöcher zu geben, welche sozusagen ein Auslaufmodell sind. Man sagt, dass die sogenannte „Netzwerk Gesellschaft“ binnen eines Jahrhunderts entstanden ist, welche Manuel Castells bereits im Jahr 1996 mit jenem Begriff betitelte. Zwar fehlten ihm zu dieser Zeit konkrete Präzisierungen dieser Gesellschaft, doch nannte er bereits wesentliche Inhalte, wie beispielsweise die Trends, Dezentralisierung, Individualisierung, Flexibilisierung und Globalisierung. Jene Kennzeichen lassen sich auch in anderen Definitionen von „NetzwerkGesellschaften“ wie zum Beispiel bei Ulrich Beck (1986) finden. Diese Gesellschaft prägt vor allem die technische Revolution des Internets, die die Transformation der Gesellschaft in viele Bereiche anstößt und Prozesse ins Rollen bringt. Es ist jedoch vor allem das Netzwerk, durch welches diese Gesellschaft geprägt wird, sei es nun das „Unternehmens-Netzwerk“ oder die „virtuelle Gemeinschaft im Internet.“ Diese Definition wird auch von anderen Ansätzen, die zur Charakterisierung von beispielsweise Dienstleistung- Informations- oder Wissensgesellschaft verwendet wird, akzeptiert (vgl. Weyer, 2011, S.3, zitiert nach Weingart, 2001, S.3f.).
Da es eine ganze Brandbreite von unterschiedlichen Facetten der NetzwerkGesellschaft gibt, werden im Anschluss einige dieser verschiedenartigen Definitionen beschrieben.
Interorganisations-Netzwerke Interorganisations-Netzwerke
sind
grundsätzlich
Teilbereiche
von
Netzwerk-
Gesellschaften. In jener Organisation arbeiten strategisch handelnde Akteure, die Tätigkeiten koordinieren und Unsicherheiten bewältigen. Mittels dieser Gesellschaft werden Leistungen erbracht, die ohne jenes Netzwerk überhaupt nicht möglich wäre. Ein Beispiel für jene netzwerkförmige Kooperation ist die Entwicklung von ElektroAntrieben für Pkws. Diese Art von Netzwerken besteht aus einer überschaubaren Anzahl von meist kooperativen Akteuren, deren Identität, klar vorgegeben und
geklärt ist. Weitere Arbeiter werden ausgeschlossen, das heißt hier sind strategische Interaktionen exklusiv. In dieser Sichtweise ist die Organisation also ein neuartiger Modus der Handlungskoordination neben Markt und Hierarchie, der sich in nicht stabilen Situationen besonders eignet, um am Markt bestehen zu können (vgl. Weyer, 2011, S.4).
Beziehungs-Netzwerke In den Netzwerken des 21. Jahrhunderts existieren jedoch auch Beziehungsbeziehungsweise Freundschafts-Netzwerke, die in einem stark zunehmenden Ausmaß über elektronische Kommunikationsmittel, wie beispielsweise Facebook, XING oder Twitter realisiert und genutzt werden. Durch die technische Neuheit gewinnt diese Kommunikation zunehmend an Qualität weil auch eine Face to Face Kommunikation gewährleistet ist. Dieses neuartige Netzwerk besteht aus einer Vielzahl von meist individuellen Akteuren, deren Identität fast nie geklärt ist. Virtuelle Communities werden mittels formalen Netzwerk-Analysen beobachtet und erforscht (vgl. Weyer, 2011, S.4).
Daten-Netzwerke Weiters
haben
sich
in
der
Netzwerk-Gesellschaft
auch
Daten-Netzwerke
herauskristallisiert. Von diesen Netzwerken sagt man, dass es sich hier um unsichtbare Spinnennetze handelt, welche zunehmend in unserer Gesellschaft Infrastrukturen für unser Handeln bilden. Dieses „Gebilde“ gewinnen zunehmend an Qualität, weil soziale Akteure in den verschiedensten Lebenslagen beobachtet, analysiert und durch vielfältige Feedback-Mechanismen beeinflusst werden. Ein derartiges System besteht aus latenten, oft erst durch externe Beobachter herauskristallisierten, Verbindungen zwischen Akteuren und Ergebnissen. Diese Relationen ermöglichen eine Dechiffrierung von unterschiedlichen Strukturen, welche jedoch von den Akteuren im System nicht als diese verstanden und kommuniziert werden. Diese Connections bilden eine wichtige Ressource, um die Steuerung individueller Verhalten, jedoch auch die Steuerung des Gesamtsystems, darstellt. Mittels derartigen Analysen lassen sich Verhaltensänderungen und Anomalien identifizieren, was in der Verbrechensbekämpfung Anwendung findet. Bereits 1997
hat Gene Rochlin in seiner Formel „Gefangen im Netz“ – „trapped in the net“ die Gefahren der modernen Datenerhebung im Netz beschrieben. Auch hier kommt die formale Netzwerk-Analyse zum Einsatz, welche jedoch mit einem noch moderneren Netzwerk, welches Data-Mining genannt wird, verbunden sein kann (vgl. Weyer, 2011, S.4f.). Übersicht über die verschiedenen Netzwerke
Komponenten
Interorganisations-
Beziehungs-
Daten-
Netzwerke
Netzwerke
Netzwerke
korporative Akteure
Individuen
Daten, Datenspuren
Anzahl Realität/
geringe Zahl
große Zahl
große Zahl
Real
teils real,
virtuelles Konstrukt
Virtualität Status
teils virtuell nicht anonym
teils anonym
vermeintlich anonym
Mechanismus der Vernetzung
strategische Interaktion
Interaktion
Formale NetzwerkAnalyse
Abbildung 1: Dimensionen der Netzwerkgesellschaft (Weyer, 2011, S.5)
Diese tabellarische Aufstellung der drei unterschiedlichen Sichtweisen der NetzwerkGesellschaft ist einer der ersten Versuche diese Drei miteinander zu vergleichen. Mittels jener Darstellung wird deutlich, dass diese drei Netzwerke nicht auf einer analytischen Ebene liegen und sich deshalb nicht innerhalb des theoretischkonzeptionellen Ansatzes vergleichen lassen. Somit lässt es sich auch erklären, warum sich die sozialwissenschaftliche Netzwerkforschung schwer tut, diese empirische Netzwerkvielfalt kategorisch zu erfassen und festzuhalten. Mittels dem Buch von Weyer wird jedoch klar, dass auch neuartige Phänomene und methodisches Repertoire der Soziologie bearbeitet werden um der Gesellschaft eine grundlegende Einsicht der Strukturen zu geben. All jene beschriebenen Facetten dienen der Bewältigung von Unsicherheit, zur Koordination der Handlungen, zur Sozialintegration in schwierigen Zeiten in denen es einen Umbruch von Alt auf Neu gibt (vgl. Weyer, 2011, S.5ff.).
All jene Netzwerkgedanken die in dem Buch von Weyer niedergeschrieben sind, sind Selbstbeschreibungen von Netzwerken, die seit dem Jahr 2000 gesammelt wurden. Hier kann ganz klar festgestellt werden, dass sich die Wahrnehmung und Bedeutung von Netzwerken stark gewandelt hat (vgl. Weyer, 2011, S.5ff.).
Die Macht der Daten-Netze Hören Menschen den Begriff Netzwerk, so wird dieses gleich mit dem Netz der Netze, dem Internet assoziiert. Man denkt unwillkürlich an Facebook und andere Internetplattformen, welche einen Großteil unserer täglichen sozialen Kommunikation mittels Freudschafts-Netzwerken beispielsweise, ersetzen. Hier ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass Facebook sehrwohl mehr ist als ein Poesiealbum, in welches Freunde aus alten Schul- und Studienzeiten schreiben. Die Kombination der Daten, die die Nutzer der sozialen Netzwerke produzieren geht weit
über
dem
hinaus
was
man
bislang
mit
dem
Aspekt
„sozialen
Netzwerk“ verbunden hat. Das Internet hat sich jedoch in den letzen Jahrzehnten merklich gewandelt. Das heißt die einfache Plattform, die Usern das Wissen der Welt zur Verfügung stellt, wie es in den 1990er Jahren definiert wurde, ist zu einem mächtigen Tool geworden, welches Firmen wie Google und Facebook eine Unmenge von Daten zur Verfügung stellt, welche ihnen zudem eine immense Machtposition einräumt, die weit über das hinausgeht, was Georg Orwell in seine Buch „1984“ zusammengefasst hat (vgl. Weyer, 2011, S.6ff., zitiert nach Negroponte, 1997; Evans/Wurster, 2000).
Kurz und bündig kann folgendes über Google und auf was die Macht basiert gesagt werden:
o Zunächst muss die immense technische Infrastruktur des Internets betrachtet werden. (gigantische Serverfarmen, die Google in den letzten Jahren enorm ausgebaut hat) o Die soziale Interaktion, die wir als „Googler“ nutzen, wenn wir den GoogleService als Suchmaschine oder das E-Mail Programm nutzen.
o Die zahlreichen ausgeklügelten methodischen Verfahren der Netzwerk-Analyse die in Google stecken und seit der Entwicklung stetig perfektioniert und ausgedehnt werden. (vgl. Weyer, 2011, S.6, zitiert nach, Surowiecki, 2005, S6f.)
Mobiles Internet Das World Wide Web hat sich in den letzten Jahren so radikal verändert, die Daten im
Internet
sind
mobil
geworden.
Es
ist
zu
einem
drahtlosen
Mobilkommunikationssystem geworden, das es uns ermöglicht, Informationen per Smart Phone an jedem nur erdenklichen Ort abzurufen. In vielen Museen kann man beispielsweise Zusatzinformationen zu einem Künstler, dessen Kunstwerk man gerade betrachtet, per Handy und Internet empfangen. Verfügt ein in Betracht gezogenes Bild der Ausstellung auch noch über einen Barcode, so kann dieser schnell und einfach mit dem Handy eingescannt werden und man erspart sich sogar das lästige Eintippen. Vor allem Allergiker schätzen diese Innovation, wenn sie vor dem Supermarktregal stehen und den Barcode eines beliebigen Produkts scannen und sofort die darin enthaltenen Inhaltsstoffe auf Allergene prüfen. Mittels smarter Objekte kann diese Option noch ausgeklügelter eingesetzt werden, denn beim „electronic ticketing“ fällt das lästige Lösen von Fahrkarten am Fahrkartenautomat weg, sofern das Lesegerät in Bus oder Bahn den elektronischen Fahrschein erkennt. Dieser kann sowohl am Handy abgespeichert als auch in Hardcopy gedruckt sein. Die Bezahlung kann mittels Nahfeld-Kommunikation kontaktlos und bargeldlos über die Bühne gebracht werden (vgl. Weyer, 2011, S.7, zitiert nach, Kurz/Rieger, 2009, S.31). Der neuste Schrei ist, dass jene Technologie es teilweise sogar schon erlauben, das Portemonnaie mit der Chip-Karte beziehungsweise das Smartphone in der Tasche zu lassen (vgl. Weyer, 2011, S.7).
Die Risiken jener Verfahren liegen in der großen Intransparenz der Prozesse, da diese für den Nutzer nur äußerst schwer nachvollziehbar sind. Sowohl Problemen des Datenschutzes als auch Datenspuren die derartige Transaktionen hinterlassen. Mittels Satellitenortung via GPS sind sämtliche Informationen in Echtzeit verfügbar, wodurch man sich beispielsweise lange Reiseplanungen sparen kann. Man steht beispielsweise am Brandenburger Tor, schießt ein Foto und schickt dies per Handy
an Google. Binnen Sekunden erhält man essentielle Information, wodurch der Faktor Zeit keine Rolle mehr spielt (vlg. Weyer, 2011, S.7).
Datenpreisgeben im Internet Werden Informationen im World Wide Web abgerufen gibt jedes Individuum während des Abrufens persönliche Daten von sich preis. Nicht nur über Interessen und Absichten sondern auch über den Standort und die Verbindungsdaten der Personen mit denen per Telefon oder SMS kommuniziert werden (vgl. Weyer, 2011, S.8, zitiert nach, Bredow et al., 2010). In der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland werden die Daten für sechs Monate gespeichert. Bei Festnetzanschlüssen sind die Standorte der Geräte ohnedies bekannt, bei mobilen Geräten erfolgt die Lokalisierung mittels Funkzellen, welche wie ein Raster über die Landkarte gelegt sind (vgl. Weyer, 2011, S.8).
Steuerung und Manipulation von Individuen Durch das Wissen über Verhaltensmuster von Individuen und die Position in Netzwerken können jener Person zielgerichtet Interventionen zugesendet werden. Dies reicht von der passenden Werbung bis hin zu präventiven Eingriffen, wie beispielsweise die Vermeidung von Straftaten. Denn mittels der genauen Kenntnisse der Verhaltensweisen eine Person lassen sich sogenannte Persönlichkeitsprofile erstellen, die es möglich machen über personalisierte und individuelle Daten zu verfügen. Hiermit geht der Traum jeder Werbebranche, zielgerichtet Werbung betreiben zu können, in Erfüllung und man entfernt sich vom blinden Marketing. Wer also gerne Pizza isst, wird auf sein Smartphone Werbung einer Pizzeria bekommen und dazu einen Stadtplan auf welchem diese eingezeichnet ist (vgl. Weyer, 2011, S.12). Das mobile Internet besitzt demnach ein großes Potential zur Steuerung und Manipulation von Einzelpersonen (vgl. Weyer, 2011, S.12, zitiert nach Maurer et al. 2007, S.162). Aufgrund des technischen Fortschritts wird unser Wissen immer mehr von Informationen geprägt, die wir von dem Großen Medium, World Wide Web bekommen.
Die
Gesellschaft
überlässt
diesem
oft,
naiver Weise,
private
Informationen, mittels welchen die großen Unternehmen ihre Macht zeigen und das Individuum manipuliert wird (vlg. Weyer, 2011, S13).
Trendprognosen Was an dieser Stelle noch erwähnt werden muss sind Zukunfts- beziehungsweise Trendprognosen, die über bestimmte Gesellschaften oder Regionen getroffen werden können. Google Trends ist beispielsweise ein solches Tool, mittels welchem dies gemacht werden kann. So hat man beispielsweise im Jahr 2008 in der Region Mid-Atlantic einen Grippetrend, welcher aufgrund des deutlichen Anstiegs der Suchanfragen zu dieser Thematik, feststellen können. Hiermit werden Verläufe von Grippeepidemien relativ zuverlässig vorausprognostiziert. Während Google Trends im Jahr 2008 bereits eine Epidemie vorhersagte, konnte das Center for Disease Control and Prevention (CDC) noch keine Angaben zu dieser Problematik machen. Sie erreichte erst Wochen später diese Nachricht, wodurch Google Trends eine präzise Trendprognose nachgewiesen werden konnte. Die Leistungsfähigkeit dieses Instruments übertrifft somit traditionelle Verfahren der staatlichen Gesundheitsbehörde. Dies liegt daran, das jene Behörden nicht mit Echtzeit-Daten hantieren, sondern ihre Informationen aus der Vergangenheit beziehen (vgl. Weyer, 2011, S15).
Wohin geht der Trend? Das 1950/1960er Jahr war die Zeit der Großrechner, in welcher der Computer ein Instrument der zentralen Planung und hierarchischen Steuerung war. Erst in den 1970/80er Jahre gab es die „Personal Computer“ die zur elektronischen Befreiung des Rechenzentrums zählten. Mittels vernetzter Rechner war es möglich Prozesse zu kontrollieren und koordinieren. Starre mechanische Organisationen waren somit ein stückweit abgeschaffen (vgl. Weyer, 2011, S. 22ff.).
„Die Transformation von Unternehmen und Industrie, die der Computer ausgelöst hat, hat dem Anschein nach den Trend Richtung Dezentralisierung sowie einer Reduzierung sichtbarer Hierarchien und formaler Strukturen autoritärer Kontrolle fortgesetzt, obwohl sie ihn effektiv und strukturell umgekehrt hat.“ (ebd.) (Weyer, 2011, S.23)
Die Verletzlichkeit der Echtzeit-Gesellschaft - Transformation der Gesellschaft Nachdem sich innovative, leistungsfähige Technologien, welche elektronische Netzwerke genannt wurden, in den letzen Jahrzehnten entwickelt hatten, unterzog sich sowohl die Arbeitswelt als auch die private Lebenswelt der Individuen einer fundamentalen Transformation. Der Traum der Wissensgesellschaften, mittels Mausklick sämtliche Informationen abrufen zu können, hat sich somit bewahrheitet (vgl. Weyer, 2011, S29). Heutzutage gibt es fast keinen gesellschaftlichen Bereich mehr, in dem es keine elektronischen Netzwerke gibt. Denken wir nur einmal an die Ticketbuchung elektronischer
via
Smartphone,
Abwicklung,
die
die
geschäftlichen
vernetzte
Transaktionen
Kriegsführung
und
die
mittels kreative
Kommunikation und Kooperation von diversen Communities (vgl. Weyer, 2011, S29, zitiert nach Kaufmann 2006; Traubert, 2008). Ein Ausfall jenes Instruments würde zu einer Katastrophe sowohl im Zugverkehr als auch in der Exportwirtschaft führen (vgl. Weyer, 2011, zitiert nach Kurz, 2010).
Aus der oben geschilderte Situation macht bereits deutlich in welch einer großen Abhängigkeit wir uns begeben. Von dieser Abhängigkeit zum IT-System und der damit geschaffenen Verletzlichkeit der Gesellschaft hat Gene Rochlin bereits 1997 plakativ mittels seiner Formal „trapped in the net“ aufmerksam berichtet. Aus der anfänglichen Euphorie resultieren schön langsam auch die Risiken und Gefahren die dieses Medium in sich trägt. Das Ausmaß und die Tragweiter dieser negativen Aspekte sind jedoch noch nicht bekannt beziehungsweise werden sie von der Gesellschaft bis dato unterschätzt (vgl. Weyer, 2011, S 30, zitiert nach Neogroponte 1997, Carr 2009). Wichtig ist hier noch zu erwähnen, dass sich die Verletzlichkeit sowohl auf der individuellen als auch auf die System Ebenen manifestiert (vgl. Weyer, 2011, S30).
Wie der Computer uns verändert (hat) Klar
ist,
dass
der
Computer,
beziehungsweise
das
Internet
unsere
Kommunikationspraktiken und den Umgang mit Wissen nachhaltig verändert hat. Das Leben und Arbeiten im World Wide Web ist für die meisten Menschen mittlerweile etwas völlig normales, das tägliche Brot beziehungsweise schlichtweg selbstverständlich. E-Mails, Bilder, Fotos, Freunde, Einkäufe, Musik, Filme, Nachrichten uvm. alle diese Dinge findet man im Netz. Ein kurzfristiger Ausfall bedeutet bei der Mehrheit der Menschen eine Katastrophe, weil wichtige Daten verloren gegangen sein können oder weil man schlicht und einfach nicht erreichbar ist. Stellt man sich vor, dass sich Intelligenz zunehmend ins Netz verlagert, kann man sich nur die Frage stellen, wie es mit den menschlichen Fähigkeiten in Zukunft aussehen wird und wie beispielsweise Probleme gelöst werden? Anfänglich sah man das Netz noch als Kompetenzerweiterung, doch nach und nach scheint es, dass menschliche Fähigkeiten verkümmern, weil die Netze bei jedem Klick intelligenter werden (vlg. Weyer, 2011, S31).
Einer Studie nach zu Folge sind sich Hirnforscher und Psychologen einig, dass jede praktische und kognitive Tätigkeit die Strukturen in unserem Gehirn verändert, da sich neuartige Verknüpfungen der Synapsen bilden (vgl. Weyer, 2011, S31, zitiert nach Korte 2010). Manfred Spitzer (2010) verweist darauf, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen der Medien-Nutzung (TV, PC) und der Schulbildung gibt. Laut einer Studie haben Schüler die einen Computer in ihrem Zimmer haben nachweislich schlechter Noten, als jene Kids die über diesen „Luxus“ nicht verfügen.
Folgende
Faktoren
werden
diesbezüglich
angeführt
beziehungsweise
dafür
verantwortlich gemacht:
o Reizüberflutung o Internet als Kollektivgedächtnis (Auslagerung von Wissen in ein „externes Gehirn“) o Such-Strategie (Kids verlieren die Fähigkeit systematisch nach Dingen zu recherchieren) o Kollektive Intelligenz (Verlagerung der Urteilsbildung)
o Zeitersparnis vs. Zeitvergeudung o Individuelle Allzust채ndigkeit (in vielen Bereichen brauchte es fr체her noch Experten, wie beispielsweise Fotostudios, was mittlerweile selbst gemacht wird) (vgl. Weyer, 2011, S31f.)
Literaturverzeichnis: Weyer,
J.
(2011).
Soziale
sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsverlag GmbH
Netzwerke.
Konzepte
Netzwerkforschung.
und
M체nchen:
Methoden
der
Oldenbourg
Theorie und Definition sozialer Netzwerke (Wegscheider Michaela)
Netzwerke „Als
Netzwerke
bezeichnet,
deren
werden
Systeme
zugrunde
liegende
Struktur sich mathematisch als Graph modellieren
lässt
Mechanismen
zu
und
die
ihrer
über
Organisation
verfügen. Der Graph besteht aus einer Menge
von
mittels
Elementen
(Knoten),
Verbindungen
miteinander geschlossener
(Kanten)
verbunden Zug
aus
die
sind.
Ein
Kanten
und
Knoten heißt Masche. Dass der Großteil der Knoten zu einer oder mehreren Maschen
gehört,
ist
das
eigentliche
Kennzeichen eines Netzwerks gegenüber anderen Typen von Strukturen.“ 2
Abb. 1: Netzwerksysteme1
Anderes beschrieben, besteht ein Netzwerk aus einer Vielzahl von Kontaktsysteme, die durch die Verknüpfung von sozialen Systemen stabilisierte, produzierte Kontakte hervorrufen. Ein vollständiger Überblick der beteiligten Systeme kann jedoch niemals gewährleistet werden. 2 Holzer sieht ein Netzwerk als Systeme- in- einer-Umwelt: „Das Netzwerk ist dann eine auf das jeweilige System bezogene Repräsentation und Reduktion dieser überschaubaren Komplexität der sozialen Umwelt: Unter den besonderen Gesichtspunkt des Netzwerks wird diese Umwelt beobachtet als Systeme-in-einer-Umwelt.“ 2
1 2
Netzwerksystem (2011, [online]) Holzer (2000, S. 157)
Soziale Netzwerke Kähler (1975) definiert „Der Begriff des sozialen Netzwerks bezieht sich auf das Geflecht der – in der Regel: sozialen – Beziehungen, die zwischen einer definierten Menge von einzelnen Einheiten – in der Regel: Individuen – beobachtet werden können“. In der Regel weist darauf hin, dass in der Netzwerkforschung nicht nur soziale Beziehungen von Einzelpersonen, sondern auch von sozialen Einheiten analysiert
werden.
Die
Netzwerkanalyse
repräsentiert
das
Kernstück
des
3
Netzwerkansatzes. Mit dem Thema Soziale Netzwerke beschäftigen sich die Anthropologie
und
Ethnologie,
die
Soziologie,
die
Ökonomie,
die
Politikwissenschaften, die Psychologie, die Kommunikationswissenschaften, aber auch die Geschichtswissensschaft oder sogar die Medizin. Die Besonderheit in der Netzwerkforschung ist in den Blick auf die Gesamtheit der sozialen Beziehungen und in der Kontextgebundenheit zu finden. Zusätzlich zu den einzelnen Beziehungen analysiert die Netzwerkforschung die Relationen zwischen den verschiedenen Beziehungen in einem Netzwerk und
die Bedeutung der Strukturmerkmale des
Netzwerks und der sozialen Beziehungen für die soziale Integration. Beispielsweise zeichnen sich dichte Netzwerke, in denen viele Personen in Kontakt zu einander stehen, durch schnellen Informationsfluss und effektive Normdurchsetzung aus, im Gegensatz dazu bieten weniger dichte soziale Netzwerke einen höheren sozialen Rückhalt und gleichzeitig jedoch größere soziale Kontrolle. 4
Netzwerkforschung Mit dem Thema Soziale Netzwerke beschäftigen sich die Anthropologie und Ethnologie, die Soziologie, die Ökonomie, die Politikwissenschaften, die Psychologie, die Kommunikationswissenschaften, aber auch die Geschichtswissensschaft oder sogar die Medizin. Die Besonderheit in der Netzwerkforschung ist in den Blick auf die Gesamtheit der sozialen Beziehungen und in der Kontextgebundenheit zu finden. Zusätzlich zu den einzelnen Beziehungen analysiert die Netzwerkforschung die Relationen zwischen den verschiedenen Beziehungen in einem Netzwerk und die Bedeutung der Strukturmerkmale des Netzwerks und der sozialen Beziehungen für die soziale Integration. Beispielsweise zeichnen sich dichte Netzwerke, in denen 3 4
Laireiter (2009, S. 76) Hollstein (2000, S. 91)
viele Personen in Kontakt zu einander stehen, durch schnellen Informationsfluss und effektive Normdurchsetzung aus, im Gegensatz dazu bieten weniger dichte soziale Netzwerke einen höheren sozialen Rückhalt und gleichzeitig jedoch größere soziale Kontrolle. 5
Soziogramm Für die Darstellung von Beziehungen in einer Gruppe wurde die Methode des Soziogramm von Jacob Levy Moreno entwickelt. Auf der Grundlage von Daten, die in einer
soziometrischen
Erhebung
erfasst
wurden,
werden die Beziehungen Beispielsweise mit Pfeilen dargestellt (siehe Abb. 2). Häufig wird eine Analyse der Beziehungen Individuen
zwischen
Abteilungen
und
deren
in Form eines Soziogrammes dargestellt,
um Arbeitsabläufe zu optimieren. 6 Abb. 2: Soziogramm Kleingruppe 6
Im folgenden Abschnitt wird detailiert auf die personale Netzwerke, die interorganisationale Netzwerke und die Policy-Netzwerke eingegangen.
Personale Netzwerke Zusätzlich zur Erfassung der relevanten Netzwerkmitglieder einer Person ist es für die Netzwerkanalysen wichtig Netzwerke hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer Zusammensetzung zu betrachten. Generell werden personale Netzwerke auf vier Ebenen analysiert, nämlich der strukturellen, interaktionalen, funktionalen und evaluativen. 7 In der Abbildung 3 sind die wichtigsten strukturellen Parameter dargestellt werden in Größen-, Vernetzungs- und Strukturparameter unterteilt.
5
Hollstein (2000, S. 91)
6
Soziogramm (2011, [online])
7
Laireiter (2009, S. 83)
und
Strukturparameter Größenparameter: Größe/Range Vernetzungsparameter: Konnektivität/ Verbundenheit Dichte/Kohäsion
Relationale Struktur: Cliquen Cluster Sektoren/Segmente
Beschreibung
Anzahl der im Netzwerk enthalten Akteure/Alteri Anzahl der Verbindungen/Beziehungen im Netzwerk Ausmaß der relativen Verbundenheit des Gesamtnetzwerkes
Regionen/Gruppen höchster Verbundenheit (jedes Mitglied ist mit jedem verbunden; Dichte = 1.0) Regionen/Gruppen dichterer Verbindungen zwischen den Akteuren, jedoch geringer als in Cliquen Gruppen identischer Rollen im Netzwerk (Arbeitsbereich, Nachbarschaft, Verwandtschaft, Familie, Freundeskreis etc.)
Abb. 3: Strukturelle Parameter egozentrierter Netzwerbeschreibung 8 Bei dem interaktionalen Parameter in Abbildung 4 werden die Richtung der Beziehungen, die Symmetrie, die Beziehungsintensität und
die Merkmale der
Frequenz, die Dauer und die Entfernung der Bezugspersonen berücksichtigt. Daraus werden wiederum Merkmale der Beziehung sowie des Netzwerkes analysiert. Interaktionale Parameter
Beschreibung
Richtung der Beziehung, des Austausches, der Direktionalität/Richtung Interaktion etc. Reziprozität
8
Symmetrie im Austausch, der Beziehung etc.
Beziehungsrolle
Soziale/ interpersonale Rolle der Beziehung (Freund, Nachbar etc.)
Uni- vs. Multiplexität
Ausmaß des Inhalts des Austauschs/ der Arten von Beziehungen etc.
Intensität
Ausmaß des Austauschs/ der Nähe/Bindung/Interaktion etc. ( z.B. emotionale Intensität, quantitative Intensität des Austauschs)
Frequenz
Häufigkeit des Austauschs, des Kontakts, von
Eigene Darstellung in Anlehnung an Laireiter (2009, S. 83)
Transaktion etc. „strong tie“ vs. „weak tie“
Intensive/ hochfrequente vs. wenig intensive/niedrig frequente Beziehung
Homogenität vs. Heterogenität
Psychologische/ soziale Ähnlichkeit von Netzwerkmitgliedern
Dauer/ Stabilität
Länge des Bestehens eines Kontaktes/ einer Beziehung
Entfernung
Regionale Distanz zwischen den Akteuren Geographische Verteilung des Netzwerkes
Verteilung/Distribution Erreichbarkeit
Akteure geringer geographischer Entfernung/ leichte Erreichbarkeit
Abb. 4: Interaktionale Parameter egozentrierter Netzwerbeschreibung 9 In der Abbildung 5 werden bei den Inhaltlich-funktionale Parametern neben der sozialen Unterstützung auch weitere Inhalte und Funktionen von Beziehungen betrachtet, beispielsweise die Vermittlung von Werten und Normalen, die Kontrolle und Regulation von Verhalten sowie negative/belastende Aspekte. Bei den evaluativen Parametern werden als häufige Variablen die Zufriedenheit und die Angemessenheit der Beziehung, des Kontaktes oder der Unterstützung analysiert. Inhaltlich-funktionale Parameter Kommunikation/Kontakte/ Interaktion Geselligkeit Austausch Information Geld Arbeit und Leistungen Güter Immaterielles (Liebe, Anerkennung, Zuwendung, Status, etc.) Emotionaler Rückhalt Sichtweisen und Einschätzung Normen/ Werte Kontrolle/ Regulation Macht Belastung 9
Eigene Darstellung in Anlehnung an Laireiter (2009, S. 83)
Konflikte Abwertung Ausgrenzung Kränkungen Subjektiven-evaluative Parameter Wichtigkeit Zufriedenheit Angemessenheit Abb. 5: Inhaltliche-funktionale und subjektive-evaluative Parameter egozentrische Netzwerkbeschreibung 10
Interorganisationale Netzwerke Im Zentrum des interorganisationalen Netzwerks steht das einzelne Unternehmen, welches das Netzwerk zur Erreichung seines strategischen Ziel nutzt. Das soziale Kapital des einzelnen Unternehmens ergibt sich hauptsächlich aus dem kollektiven Kapital
des
Netzwerks.
Aus
diesem
Grund
werden
zwei
Analyseebenen
unterschieden: Das einzelne Unternehmen als einzelner Akteur mit einer konkreten Position im Netzwerk kann die Strukturen beeinflussen. Und das Netzwerk als Kollektiv aus den verschiedenen untereinander verbunden Unternehmen. Das Ziel eines interorganisationalen Netzwerkes liegt in der Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten und der Maximierung des Kapitals.
Während bei den einzelnen
Unternehmen der Erwerb von physischen Kapital vom finanziellen Gewinn im Zentrum steht, geht es im Kollektiv gesehen um die Realisierung des Sozialen Kapitals, das sich aber wiederum im zusätzlichen Gewinn für die Netzwerkakteure niederschlägt.11 Eine Organisation kann aus institutionalen, instrumentalen und funktionalen Sichtweise hinsichtlich der diversen organisatorischen Zusammenhänge analysiert werden. Die institutionale Sicht versteht die Organisation als menschliches Kontrakt zur Sinngebung, die instrumentale Sicht fokussiert sich auf die zweckgerichteten Organisationstrukturen und die funktionale Sicht fasst die Organisation als Tätigkeit zur Komplexitätsreduktion zusammen .12 Die Betrachtung des Netzwerkes der Organisation aus der instrumentalen Sicht durch die Sozialen Netzwerkanalyse setzt sich daher mit den Strukturen aus 10
Eigene Darstellung in Anlehnung an Laireiter (2009, S. 84) Kröll (2003, S. 129) 12 Kröll (2003, S. 131) 11
einander und geht davon aus, dass die Organisationsstrukturen zielführend und zweckmäßig gestaltet werden können. Die Netzwerkstrukturen bilden das Mittel zum Zweck.13 Ausgehend von der institutionalen Sicht stehen die Eigenschaften der Organisation als zielgerichtetes soziales System im Vordergrund. Im Kontext mit dem Begriff Soziales Kapital wird haben Begriffe wie Macht, Vertrauen oder Kultur eine zentrale Stellung bei der institutionalen Sichtweise. 13 In Rahmen der funktionalen Sichtweise geht es um die Gestaltbarkeit von Netzwerken hinsichtlich des Sozialen Kapitals und der strategischen Nutzung von Netzwerken, dabei soll der einzelne Akteur im Netzwerk als Einflussfaktor angesehen werden. 14 Die Abbildung 6 zeigt die drei aus der Organisationstheorie stammenden Sichtweisen auf Netzwerke, sowie die kritischen Themen, Konzepte und Fragen, die im Zusammenhang mit der Sozialen Netzwerkanalyse auftauchen: Definition
Kritische Themen
Netzwerk
Fragen
Konzepte Institutional e Sicht
Das Netzwerk ist eine Organisatio n
Funktionale Sicht
= zielorientiertes soziales System mit einer formalen Struktur
Zielsetzung (Macht)
Structual Hole
Kultur (Stabilität, Vertrauen)
Zentralität
Grenzen der NetzWerkorganisati onen
= Strukturierung (Organisation)
Clique Strukturell e Äquivalen z
Management Strukturelle Trägheit
Strong/Wea k Ties Zentralität
Das Netzwerk wird organisiert Instrumenta 13
14
PfadAnhängigkeit
= System
Kröll (2003, S. 132) Kröll (2003, S. 133)
Formale
Was fördert den Zusammenhalt des Netzwerks?
Grenzen
Inwiefern handelt es beim interorganisation alen Netzwerk um eine abgrenzbare Einheit? Inwiefern kann das fokale Unternehmen die Struktur seines egozentrischen Netzwerks beeinflussen und gestalten? Welche
le Sicht
formalisierter Regeln
Das Netzwerk hat eine Organisatio n
Struktur
Ausdehnun g Zentralisati on
- relationale Struktur
(Mittel/Werkze ug um ein bestimmtes Ziel zu erreichen
Netzwerkstruktur en fördern/unterstüt zen ein strategisches Ziel (z.B. Markteintritt)
Dichte
- distributionale Struktur
KernPeripherie Abb. 6: Drei Sichtweisen auf das interorganisationale Netzwerk als Organisation15
Policy-Netzwerke Policy-Netzwerke werden seit einigen Jahren in den Politikwissenschaften immer populärer. Die Begründung des Anstiegs von Policy-Netzwerken ist in der Notwendigkeit für das staatliche Handelns zu suchen. Die Tradition der staatlichen Autonomie in Außenbeziehungen und die staatliche Machtmonopolstellung in den Binnenbeziehungen können daher nicht mehr aufrecht erhalten werden. Durch die Teilnahme am Netzwerksystem kommt es
zu einer funktionalen Differenzierung,
einer steigende Organisierung und einer Komplexität moderner Gesellschaften, das führt zu einem Verlust der Inneren Souveränität des Staates.16 „Staatliche ‚souveräne‘
Steuerung
kann
unter
Entscheidungen
solchen
und
Befehle
Bedingungen
nicht
erfolgen;
sie
mehr muss
über sich
‚weicherer‘ Techniken bedienen: verhandeln, positive Anreize bieten, anregen, moderieren und koordinieren.“ 17 Zusätzlich
kommt
es
auf
Grund
der
transnationalen
Verflechtungen
und
Interdependenzen zu einem Verlust der Souveränität des Nationalstaats nach außen. Die Verteilung der staatlichen Kompetenzen und Ressourcen erfolgen über mehrere Handlungsebenen, die sich oberhalb und unterhalb des Nationalstaates befinden. Hier ist auch der Grund zu finden, warum sich die Politikwissenschaft vermehrt mit der Policy-Netzwerkanalyse auseinandersetzt. Die traditionelle, klare Trennung von Staat
und
Gesellschaft
sowie
der
Staat
als
höchstes
Kontrollzentrum können nicht mehr aufrecht erhalten werden. 18
15
Eigene Darstellung in Anlehnung an Kröll (2003, S. 133) Knill (2000, S. 111) 17 Grande (1993, zitiert nach Knill, 2000, S. 111) 16
gesellschaftliches
„Policy-Netzwerke werden danach als in einzelnen Politiksektoren bestehende Verhandlungssysteme zwischen staatlichen und privaten Akteure verstanden, welche durch Institutionen sowie eingeschliffene Verhaltensmuster und Tauschprozesse zwischen den Akteuren einen gewissen Grad an interaktiver und struktureller Stabilität erlangen.“18 Die beteiligten Akteure in einen Netzwerk können Institutionen, Organisationen, Gruppen und Individuen, als Mitglieder von Organisationen sein, die in Relationen auf Grund eines gemeinsamen Interesses an einem bestimmten Politikinhalt zu einander treten. Policy-Netzwerke werden entweder nach dem Beziehungsmuster zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Erscheinungsform politischer Steuerung.
Akteuren betrachtet oder als
19
Die Klassifizierung von Policy-Netzwerken wird nach Jordan und Schubert (1992) in Form Beziehungsmustern zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren durch konkrete Merkmale und minimal über abstrakte Begriffe begutachtet. Bei dieser Typologie stehen drei Dimensionen in Vordergrund: • der Grad der Institutionalisierung (stabil oder instabil) • der Reichweite (sektoral oder sektorübergreifend) • die Anzahl der involvierten Akteure (begrenzt oder offen).20 Werden Policy-Netzwerke als Erscheinungsform moderner Steuerung angesehen, ergibt sich daraus eine spezifische Interaktionsform, nämlich die nicht-hierarchische Selbstkoordination. Bei dieser Koordinationsform werden staatliche und private Akteure bei der Gestaltung und Umsetzung der Politik auf gleiche Weise mit eingezogen. Daraus folgt eine Veränderung des Beziehungsgeflechts zwischen Staat und Gesellschaft.21 „An die Stelle hierarchischer Intervention des Staates in die Gesellschaft treten Tauschprozesse, in denen staatliche und private Akteure als gleichrangige Akteure kooperieren und verhandeln.“22 Die Entwicklung von Policy-Netzwerken wird von gesellschaftlichen Akteuren initiiert, um am politischen Prozess beteiligen zu können und vom Staat auf die Expertise und die Ressourcen privater Akteure bei der Lösung von politischen Problemen 18
Knill (2000, S. 111) Knill (2000, S. 114f.) 20 Knill (2000, S. 116) 21 Knill (2000, S. 117) 22 Knill (2000, S. 117) 19
zurückgreifen
zu
Entscheidungen
können. durch
Zusätzlich die
wird
die
Akzeptanz
von
Netzwerkgestaltung
politischen erhöht.22
Literaturverzeichnis Hollstein, B. (2008). Strukturen, Akteure, Wechselwirkungen. Georg Simmels Beiträge zur Netzwerkforschung. In C. Stegbauer, Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften (S. 91 - 104). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Holzer, B. (2008). Netzwerk und Systeme. Zum Verhältnis von Vernetzung und Differnzierung. In C. Stegbauer, Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften (S. 155 - 164). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Jansen, D. (2006). Einführung in die Netzwerkanalyse. Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele (3., überarbeitete Ausg.). Wiesbaden: Verlag der Sozialwissenschaften. Knill, C. (2000). Policy-Netzwerke. Analytisches Konzept und Erscheinungsform moderner Politiksteuerung. In Soziale Netzwerke. Konzepte und Methoden der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung (S. 111 - 134). München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag. Kröll, A. (2003). Interorganisationale Netzwerke. Nutzung Sozialen Kapitals für Markteintrittstragien. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag. Laireiter, A. (2009). Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung. In K. Lenz, & F. Nestmann, Handbuch Persönliche Beziehungen (S. 75 - 100). Weinheim: Juventa. o. A. (2011). Netzwerksysteme. Abgerufen am 14. 12 2011 von http://www.zoonpoliticon.ch/blog/10399/10399/ o. A. (2011). Netzwerk. Abgerufen am 14. 12 2011 von http://de.wikipedia.org/ wiki/Netzwerk o. A. (2011). Soziogramm. Abgerufen am 15. 12 2011 von http://de.wikipedia.org/ wiki/Soziogramm
Soziale und familiäre Netzwerke, soziale Unterstützung (Irnberger Bernadette, BA) Menschen werden von Geburt an durch persönliche Beziehungen innerhalb der eigenen Familie und Verwandten aber auch durch jene zu FreundInnen, KollegInnen und NachbarInnen geprägt (vgl. Kim 2001, 15). Gesamt gesehen bezeichnen diese sozialen Beziehungen das soziale Netzwerk einer Person (vgl. Weyers 2007, 32). Unterstützungsleistungen sowohl praktischer als auch emotionaler Art bauen wesentlich auf solchen Beziehungsnetzwerken auf (vgl. Suter et al. 1997, 204). Die Netzwerkforschung hat ihren Ursprung in den 1940er Jahren. Seit den 1970er Jahren legen die Sozialwissenschaften ihren Fokus auf dieses Forschungsgebiet, welche in engem Zusammenhang mit der sich verändernden Gesellschaft steht. Sich verändernde Familienstrukturen, Lebensgestaltungsspielräume sowie zunehmende Mobilität spielen dabei eine wesentliche Rolle. Im Laufe der letzten 40 Jahre unterlagen soziale Netzwerke großer Veränderungen und weisen nunmehr weniger Homogenität und Konstanz auf. Traditionelle Bindungen werden ergänzt durch vielfältige soziale Beziehungen (vgl. Bunzendahl et al. 2004, 82).
Soziale Beziehungen Weber (1980) versteht die soziale Beziehung als „ein seinem Sinngehalt nach aufeinander und gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichtverhalten mehrerer“ (zit. n. Baas 2008, 149). Tatsächliches, beobachtbares Sozialverhalten steht im Vordergrund (vgl. Baas 2008, 149). Zu den Merkmalen sozialer Beziehungen sind ein Mindestmaß an Dauerhaftigkeit, Interaktion sowie gegenseitige Erwartungen und Gefühle zu zählen und finden einerseits auf einer objektiven und andererseits auf einer subjektiven Ebene statt. Unabhängig von ihrer Wirksamkeit bezeichnen soziale Interaktionen zwischen zwei oder mehreren Personen, die sich in ihrem Handeln aufeinander beziehen, die objektive Ebene sozialer Beziehungen. Wiederkehrende
verbale
oder
nonverbale
Interaktionen
beschreiben
Interaktionsepisoden die ein Interaktionsmuster darstellen. Die subjektive Ebene beschreibt wiederum die individuelle Vorstellung einer Person über die Beziehung zu einer anderen Person. Dabei müssen sich die jeweiligen Vorstellungen weder zwangsläufig decken noch denselben Zufriedenheitsgrad bewirken. Zwischen den beiden Ebenen besteht ein zweifacher Zusammenhang. Das wiederholte kognitive Erlebe von Interaktionsketten prägt die Beteiligten dahingehend als dass sie anhand
der Erfahrungen hinsichtlich der Verläufe und Ergebnisse das Verhalten des Anderen erklärbar und vorhersagbar machen und somit Einfluss auf das eigene Verhalten in Interaktionen, wie es beispielsweise der Streit zwischen Geschwistern darstellt, haben. In der Ausgestaltung von Beziehungen sind drei Aspekte wesentlich: • Ziele der AkteurInnen Welche Ziele verfolgt eine Person? Welche Bedürfnisse stehen im Hintergrund? • Persönlichkeiten der AkteurInnen Wesentlich dabei ist der individuelle Entwicklungsstand der unterschiedliche Variationen bedingen kann. • Soziale Rollen der AkteurInnen Beziehungen unterliegen den wechselseitigen Rollenerwartungen (Eltern, Kinder, Geschwister) (vgl. Hofer et al. 2002, 7ff.).
Formale Beziehungen versus informale Beziehungen Als
formal
werden
jene
Beziehungen
bezeichnet,
die
beruhend
auf
Zweckverbindungen oder rational motivierten Werten zwischen Parteien in einem institutionellen Umfeld stattfinden (z.B. Arbeitsumfeld). Eine Teilnahme an solchen Netzwerken
erfordert
lediglich
Kenntniss
über
die
Rollenverhältnisse
der
Organisation, die Interaktionspartner sind prinzipiell austauschbar. Im Gegensatz dazu
beschreiben
einzigartigen
informale,
Individuen
persönliche die
Beziehungen
durch
ein
Netzwerke
subjektiv
zwischen
empfundenes
Zusammengehörigkeitsgefühl der Beteiligten geprägt sind. Geprägt von einer starken gegenseitigen Abhängigkeit variieren die Wechselbeziehungen in ihrer Stärke, Häufigkeit und Unterschiedlichkeit und bestehen über einen längeren Zeitraum. Beginnen die Interakteure auf individuelle Eigenheiten und Bedürfnisse des Gegenübers
einzugehen
so
verlieren
diese
Individuen
das
Prädikat
der
Austauschbarkeit. Eine klare Abgrenzung zwischen den idealtypisch dargestellten Beziehungsformen ist
in
der
Realität
jedoch
nicht
möglich.
Persönliche
wie
dauerhafte,
institutionalisierte Beziehungen unterliegen Normen und Vorschriften. Verbleiben Personen über einen längeren Zeitraum in derselben Institution so werden diese ihre individuellen Präferenzen und Verhaltensweisen ebenso einbringen. Der Sinngehalt
von sozialen Beziehungen kann sich somit im Zeitverlauf verändern (vgl. Weyers 2007, 32f.).
Funktionen sozialer Beziehungen Erst die Funktionen sozialer Beziehungen lassen diese für die Beteiligten bedeutsam werden (vgl. Hofer 2002, 10). Als Funktionen bzw. Inhalte sozialer Unterstützung gelten dabei im Wesentlichen: • Konkrete Unterstützungsleistungen (z.B. materielle Leistungen) • emotionaler Beistand (z.B. Vermittlung von Geborgenheit) und die • kognitive Unterstützung (z.B. Vermittlung des Gefühls der Zugehörigkeit zu einem
sozialen
Netzwerk
und
die
grundsätzliche
Bereitschaft
zur
Unterstützung) (vgl. Baas 2008, 149f.). Kontinuität und Wandel, beide Faktoren zeichnen soziale Beziehungen aus. Interaktionsmuster
(humorvoll,
widersprüchlich,
neckisch,
lästern,...)
erhalten
einerseits die Kontinuität von Beziehungen und stellen andererseits Quellen für Erneuerung und Veränderung dar. Jedes Ereignis erfordert eine individuelle Interpretation, ein gemeinschaftlicher Konsens unterstützt folglich fortlaufende Veränderung (vgl. Hofer 2002, 12). Gegensätze und Spannungen innerhalb sozialer Strukturen wie auch hinsichtlich von Emotionen und Motivation begründen Ambivalenzen. Vor allem intergenerationale Beziehungen befinden sich laufend auf einem Kontinuum zwischen Kontinuität und Wandel, Selbständigkeit und Dependenz, Normen und Opportunitäten, Pflichten und persönlichen Interessen wodurch egozentrierte,
persönliche
und
externe
Spannungen
Herausforderungen
zwischenmenschlicher Beziehungen sind (vgl. Brandt 2009, 19). Altersunabhängig sind nahe soziale Beziehungen, wie jene unter Familienmitgliedern, jedoch Grundlage für die unmittelbare Lebensbewältigung. Soziale Kompetenz und Persönlichkeit wird durch den Interaktionismus innerhalb von sozialen Netzwerken entwickelt und Beziehungen bestätigt (vgl. Hofer 2002, 12).
Beschreibung sozialer Beziehungen Zur Beschreibung sozialer Beziehungen können drei Dimensionen herangezogen werden: • Reziprozität/Komplementarität
Gleichartige
Verhaltensmuster
Meinungsaustausch
bezeichnen
wie
gegenseitiges
Reziprozität,
Helfen
während
oder
der
unterschiedliche
jedoch aufeinander bezogene Aktivitäten wie beispielsweise RatsuchenRatgeben auf die Komplementarität einer Beziehung hinweisen. • Kohäsion Sie zielt auf das Ausmaß der emotionalen Bindung zwischen Menschen ab. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang auch Familien die enge Beziehungen aufweisen und Familien die gekennzeichnet sind durch schwache Verbindungen, einen hohen Grad an gegenseitiger Unabhängigkeit und somit durch interne Distanz und Offenheit gegenüber externen Netzwerken. • Adaptabilität In wie fern können soziale Netzwerke auf situative und sich verändernde Gegebenheiten
reagieren?
Ist
es
ihnen
möglich
Machtstrukturen,
Rollenverständnisse und Regeln anzupassen? Die Dimensionen „Kohäsion“ und „Adaptabilität“ sind dabei als unabhängige Bewertungsmaßstäbe zu sehen (vgl. Hofer et al. 2002, 9f.). Beziehungen zwischen Großeltern, Eltern, Kindern und Enkelkindern können bezüglich
familial-verwandtschaftlicher
und
historisch-gesellschaftlicher
Generationen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden: negative oder positive Interdependenz und Independenz/Unabhängigkeit. Dabei gilt zu klären, in welcher Form Jung und Alt verbunden sind und wie sich diese Beziehungen darstellen – solidarisch, konfliktbehaftet oder nahe der Auflösung. Konflikt und Harmonie stellen dabei Dimensionen dar, die durchaus parallel bestehen können. Man stelle sich die Situation des in der Studienzeit unterstützten Kindes vor, das dadurch elterlicherseits einen Leistungsdruck erfährt. Dieser Druck kann sich in Konflikten mit den Eltern wiederspiegeln und somit die Eltern-Kind-Beziehung negativ beeinflussen. Beziehungsnetzwerke die auf Solidarität beruhen sind nicht zwangsläufig harmonisch. Mit steigenden Erwartungen an enge Bezugspersonen erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Spannungen und Konfliktsituationen. Solidarität als „Prinzip gegenseitiger sozialer Hilfe und wechselseitigen sozialen
Austauschs“ (Szydlik 2000 zit n. Brandt 2009, 20) beinhaltet somit zwei Dimensionen: Harmonie und Konflikt. Betrachtet man das Netzwerk Familie aus der Solidaritätsperspektive so zeigt sich ein mehrdimensionales, latentes Konstrukt. Schlüsselaspekt familialer bzw. intergenerationaler Solidarität ist der Austausch von Zeit, wobei Hilfe in diesem Modell ein Oberbegriff für alltägliche, haushälterische Unterstützungsleistungen und in Abgrenzung zu Pflegeleistungen zu sehen (vgl. Brandt 2009, 19f.). Abbildung 4: Formen intergenerationaler Solidarität Solidarität
affektiv
funktional
assoziativ
(Zusammengehörigkeitsgefühl)
(geben und nehmen von ...)
(gemeinsame Aktivitäten)
Geld
Zeit
Raum
Hilfe
Pflege
Quelle: modifizierte Darstellung nach Brandt 2009, 20. „Je sicherer und besser die Bindung, desto eher wird ein Kind im Erwachsenenalter die Betreuung der bedürftigen Eltern übernehmen. Zuneigung und emotionale Motive sind
demnach
wichtige
Faktoren,
die
intergenerationale
Unterstützung
mitbestimmen“ (Brandt 2009, 21). Im Gegensatz zu Freundschafts-, Bekanntschafts-, KollegInnen-
oder
Nachbarschaftsbeziehungen
sind
familiale
Beziehungen
vorwiegend langfristig und verlässlich. Die Ausgeglichenheit der gegenseitig erbrachten Hilfsleistungen steht dabei wesentlich weniger im Zentrum des Interesses (vgl. Brandt 2009, 23).
Starke und schwache Beziehungen Der zeitliche Aufwand, die emotionale Intensität und das wechselseitiges Vertrauen sowie Hilfe stellen jene Komponenten dar anhand derer die Stärke einer Beziehung bemessen werden kann. Sind diese Komponenten vorhanden so wird von einer starken Beziehung gesprochen. Beziehungen die diese nicht aufweisen werden als
schwach bezeichnet. Akteure die durch starke Beziehungen verbunden sind, auch Clique genannt, sind zwar intern sehr verwachsen, grenzen sich nach außen jedoch ab und sind folglich schlecht in das Gesamtnetz eingebunden. Verbindungen zwischen Teilnetzwerken im Gesamtnetz werden von da her über schwache Beziehungen hergestellt. Schwache Beziehungen weisen wiederum einen höheren Grad an Heterogenität auf. Im Vergleich zu Cliquen kommt es zwischen AkteurInnen mit schwachen Beziehungen zu einer geringeren Interaktionshäufigkeit. Auch die soziale Ähnlichkeit ist in dieser Gruppe weniger gegeben. Sogenannte Brückenbeziehungen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen den Aufbau von Verknüpfungen zwischen einer Person und anderen Netzwerken. Schwache Beziehungen schließen diese Brückenbeziehungen mit ein. Sie vermögen die Verknüpfung zwischen der Sozialstruktur und eröffnen Individuen den Zugang zu entfernten Informations- und Hilfsquellen
anderer
Sozialsysteme
und
stellen
somit
Brücken
für
die
sozialstrukturelle Integration dar. Vor allem im Bezug auf die Jobsuche wurden dahingehend diverse Studien (Granovetter 1973, Lin et al. 1981, Preisendörfer et al. 1988, Bian 1997) durchgeführt die zu unterschiedlichen Ergebnissen führten. Kim (2001) kommt in der Folge zu dem Schluss, dass die Beziehungsformen immer im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Hintergründen betrachtet werden müssen und aufgrund dessen große Unterschiede aufweisen können. Sie ist der Überzeugung dass unter bestimmten Umständen auch starke Beziehungen diese Brückenfunktion erfüllen können (vgl. ebd. 49f.).
System Familie Familie kann als ein offenes, dynamisches System bezeichnet werden. Unter innerfamilialen Beziehungen kann eine Einheit verstanden werden die aus dyadischen, triadischen, usw. Subsystemen besteht. Das fortlaufende Streben nach Gleichgewicht zur Systemerhaltung dient der Sicherung der Stabilität in den Beziehungen. Neben dem Merkmal der Kontinuität ist auch die Dynamik als ein wichtiger Faktor anzusehen (vgl. Hofer 2002, 12). Lebenslange Solidarität ist ein Merkmal das Familien in besonderem Maße auszeichnet (vgl. Rosenbraum 2008, 87). Beispielsweise durch die Geburt eines Kindes kommt es unweigerlich zu einer Transformation der innerfamilialen Strukturen. Auch einzelne Familienmitglieder unterliegen vielfältiger Einflüsse (Freunde, Arbeit, ...) und sind in ständiger Entwicklung begriffen. Es entsteht somit ein Prozess gegenseitiger Einflussnahme
(vgl. Hofer et al. 2002, 13). Als außerordentlich kritische wirkt sich die Trennung von einem/einer PartnerIn auf Personen aus. Dazu ist auch der Tod des/der PartnerIn zu sehen. PartnerInnen und Kinder stellen die wichtigsten Ressourcen für Menschen dar. Insofern hat das Ausscheiden oder auch die Absenz eines/einer PartnerIn große Auswirkungen auf die Netzwerkzusammensetzung (vgl. Baas 2008, 151). Eingeordnet in über- und nebengeordnete Systeme grenzt sich die Familie zeitgleich von anderen ab. Abbildung 5: Ökopsychologisches Strukturmodell der Familienmitglieder
Quelle: Hofer et al. 2002, 14
Das Mikrosystem einer Person bezeichnet jene Umwelt mit der sie in engem und fortlaufendem
Kontakt
steht.
Mesosysteme
bezeichnen
wiederum
Wechselbeziehungen zwischen zwei Mikrosystemen (z.B. Familie und Beruf). Systeme mit denen die Personen nicht direkt interagieren, von denen sie jedoch beeinflusst werden stellen sogenannte Exosysteme dar (z.B. Freunde der Kinder) und Makrosysteme subsummieren geographische, politische, wirtschaftliche, soziale sowie kulturelle Gegebenheiten. Zwar können aus diesem Denkansatz keine konkreten Aussagen gemacht werden, dennoch stellt die systemische Betrachtung einen wichtigen Anhaltspunkt für die Netzwerkforschung dar (vgl. Hofer et al. 2002, 13f.).
Struktur von Netzwerken „Ein Netzwerk ist ein personenbezogenes Beziehungsgeflecht, welches auf einem gemeinsamen Basisinteresse beruht und durch aktuelle Anlässe aktiviert und sichtbar wird“ (Boos et al. 1992, 5). Netzwerke von Familien sind weitgehend intergenerational. Beziehungen zu Verwandten wie Geschwister oder SchwägerInnen weisen eine geringere Relevanz auf. Beziehungsnetzwerke konzentrieren sich stärker auf Familienangehörige und finden in Freundschaften ihre Erweiterung. Verwandtschaftsbeziehungen werden allerdings vermehrt von Verwitwen Personen als Ressource genutzt, wenn sie selbst über keine Familie mehr verfügen (vgl. Rosenbraum et al. 2008, 86f.). Auf der Datengrundlage aus dem Familiensurvey Deutschland welches in drei Wellen (1988, 1994 und 2000) durchgeführt wurde, setzte sich Baas (2008) mit dieser Thematik auseinander. Er kam zu dem Ergebnis, dass Netzwerke von Singles zeitverlaufsunabhängig im Vergleich zu jenen von Personen die eine Partnerschaft führten, unabhängig ob diese in einem gemeinsamen Haushalt leben oder verheiratet
sind,
wesentlich
kleiner
sind.
Unterscheidet
sich
die
Gesamtnetzwerkgröße bei partnerschaftlichen Lebensformen kaum, so existieren bei Single-Netzwerken teils beträchtliche Unterschiede. Genauer betrachtet zeigt sich, dass sich Netzwerke von Singles ohne partnerschaftliche Erfahrung sowie jene von Singles die sich von einem nichtehelichen Partner getrennt haben im Zeitverlauf etwas verkleinern. Dem entgegen vergrößern sich Netzwerke von Personen nach der
Trennung des/der EhepartnerIn. Zeitlich nahezu unbeeinflusst bleiben Netzwerke vor allem in ehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften (vgl. ebd. 160). Familienzyklisch kommt es fortlaufend zu Veränderungen, beispielsweise durch den Auszug von Kindern oder den Tod der Eltern und Schwiegereltern. Diese Veränderungen werden jedoch kompensiert z.B. durch den Zuwachs der Kinder (und Schwiegerkindern) die folglich außerhalb des eigenen Haushaltes leben, und durch Angehörige
der
jüngeren
Generation
(z.B.
Enkelkinder).
Die
Netzwerkvergrößerungen bei geschiedenen Singles ist auf die zunehmende Bedeutung von Freunden, zurückzuführen (vgl. Baas 2008, 166f.). Auf Basis der Daten aus dem Microscensus Sonderprogramm der Statistik Austria (2001) analysierten Pflegerl et al. (2007) „Familienbeziehungen und Soziale Sicherheit in Österreich“. Demnach verfügen ÖsterreicherInnen durchschnittlich über ein familiales Netzwerk von durchschnittlich sieben Personen (Frauen: 7,2; Männer: 6,8), wobei Menschen in ländlichen Gegenden über ein beträchtlich größeres Netz verfügen. Ein Extremvergleich zwischen sehr ländlichen Gegenden und der Hauptstadt Wien zeigt große Diskrepanzen. Tabelle 1:
Vergleich der familialen Netzgrößen - Wien und ländliche Gegend in Österreich Netzgröße
Netzgröße
Frauen
Männer
Wien
5,8
5,7
5,75
ländliche Gegend
8,1
7,4
7,75
Durchschnitt
Quelle: vgl. Pflegerl et al. (2007), 85; eigene Darstellung. Nur 4% der ÖsterreicherInnen haben auf keine lebenden Verwandten ersten oder zweiten Grades mehr. Auch hier zeigen sich starke Unterschiede bezüglich der Wohnumgebung - in städtischen Bereichen verfügen Personen über ein wesentlich kleineres Netz als in bäuerlich dominierten. Kinder im Alter zwischen null und vier Jahren (42%) wie sehr alte Menschen über 85 Jahren (39%) leben häufig in Haushalten mit vier oder mehr Generationen zusammen. 92% der Kinder und Jugendlichen bis zu einem Alter von 15 Haren leben zumindest mit einem ihrer Elternteile im gemeinsamen Haushalt. Ziehen Kinder von Zuhause aus zeigt sich eine Zunahme der geographischen Distanz. Eine von 10 Personen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren lebt in einer mehr als sechsstündigen
Fahrdistanz zur/zum Mutter bzw. Vater.
63% dieser Personengruppe leben
gemeinsam oder in naher Umgebung zu den Eltern (bis zu einer Fahrzeit von ½ Std.). Nur 19% leben in einer geographischen Distanz von mehr als einer Stunde Entfernung. Die Analyse zeigte, dass sich diese Verhältnisse mit zunehmendem Alter nur kaum verändern. Allerdings kann auch hier ein großer Unterschied zwischen ländlicher und städtischer Wohnumgebung festgestellt werden. 14% der in Wien ansässigen Personen leben in sechsstündiger Entfernung zu ihren Eltern, jedoch nur 1% derer die in sehr ländlichen Gegenden wohnhaft sind. Mit einem Anteil von 15% leben weitaus weniger WienerInnen im nahen räumlichen Umfeld zu ihren Großeltern denn dies Personen in ländlichen Gegenden tun (45%) (vgl. Pflegerl et al. 2007, 85ff.).
Wichtige und funktionslose Netzwerkpersonen Wichtige Netzwerkpersonen können wie folgt kategorisiert werden: • Kernfamilie: der Partner und eigene Kinder bzw. Kinder des Partners im eigenen Haushalt • Eltern außerhalb des eigenen Haushaltes • Eltern im eigenen Haushalt • Kinder: eigene Kinder, Schwiegersöhne oder -töchter, Pflegekinder oder • Kinder des Partners außerhalb des eigenen Haushaltes • Eigene Generation - hauptsächlich eigene Geschwister • Jüngere Generation - zumeist eigene Enkel bzw. von dem/der PartnerIn • Freunde • Sonstige Personen wie ArbeitskollegInnen, Bekannte aus Vereinen und NachbarInnen. Während die Kernfamilie und Kinder die wichtigsten Ressourcen darstellen, nehmen sämtliche andere eine untergeordnete Rollenfunktion ein. Zusammen mit den Eltern außerhalb des eigenen Haushaltes stellt die Kernfamilie mit 70% den überwiegenden Teil
des
Netzwerks
Verheirateter
dar.
Ein
Vergleich
zu
Personen
in
Lebensgemeinschaften zeigt, dass in deren Netzwerken Freunde eine ähnlich wichtige Rolle einnehmen wie die der Kernfamilie. Als funktionslose Netzwerkpersonen sind haushaltsferne Eltern wie Kinder sowie Angehörige der eigenen Generation zu zählen. Mit starken Schwankungen zwischen
den Lebensformen nimmt jener Netzwerkteil in konkreten Situationen Ressourcen aus anderen Personenkreisen in Anspruch (vgl. Baas 2008, 162f.).
Familiale Unterstützung Die Möglichkeit in Bedarfssituationen, unabhängig des Ausmaßes, auf ein soziales Netzwerk zurückgreifen zu können ist für jeden Menschen von großer Bedeutung. Unterstützungsleistungen können vielschichtige Natur aufweisen: • Emotionale Unterstützung, Beratung • Unterstützung bei Erziehung bzw. Pflege und Haushalt • Finanzielle Unterstützung Der weitaus größte Teil der Unterstützungsleistungen wird von Frauen erbracht. Im Zentrum steht die Mutter, die das System am Laufen hält und selbst ihren Anverwandten tatkräftig zur Seite steht. Vor allem in emotionalen Belangen oder bei Pflegebedarf stellen weibliche Bezugspersonen die Hauptansprechpartner dar. Intergenerationale Unterstützungsleistungen werden zumeist nach dem sogenannten „top-down-System“, also von der Ursprungsfamilie an deren Nachkommen erbracht. Dies betrifft vorwiegend finanzielle, aber auch die Unterstützung bei der Kindererziehung (z.B. Babysitten) oder im Haushalt sowie in geringerem Ausmaß die emotionale oder beratende Unterstützung wo Freunde oder Verwandte der gleichen Generation (z.B. Schwester) eine wichtigere Rolle einnehmen. Es ist die elterliche Generation die den Hauptteil an Unterstützung leistet (vgl. Pflegerl 2007, 92ff.). Differenziert nach Unterstützungsleistungen kann aber festgestellt werden, dass bezugnehmend auf finanzielle Leistungen diese eher von der älteren an die jüngere Generation geleistet werden. Umgekehrt verhält es sich bei den Hilfeleistungen die demnach häufiger von Kindern und Enkelkindern erbracht werden. Die räumliche Nähe ist dabei einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Häufigkeit der intergenerationalen Unterstützung. Umso näher Eltern bei ihren Kindern wohnen desto häufiger kommt es zu Hilfsleistungen. Zudem, betrachtet man den Bereich der extramuralen Pflege, so muss festgestellt werden, dass ältere Menschen mit 80% zum größten Teil von ihren Angehörigen (davon 80% Frauen) gepflegt welche emotionale und haushälterische Unterstützung inkludiert. Die enge Mutter-Tochter-Beziehung ist dabei grundlegend. Nichts desto trotz darf nicht außer Acht gelassen werden, dass wiederum 80% der pflegenden
Frauen durch ihre Partner finanzielle Unterstützung erfahren da sie selbst zumeist keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen (vgl. Rosenbaum et al. 2008, 89f.).
Fazit Die Familie als wichtigste Ressource in allen Lebenslagen ist unverzichtbar. Aber auch die Pflege von Freundschaften ist grundlegend für das emotionale Gleichgewicht. Die Gegenseitigkeit der Unterstützung und nicht unbedingt die Ausgewogenheit dieser ist dabei ausschlaggebend.
Literatur Baas, Stephan (2008): Soziale Netzwerke verschiedener Lebensformen im Längsschnitt – Kontinuität oder Wandel? In: Bien, Walter / Marbach, Jan H. (Hrsg.): Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke. Ergebnisse der drei Wellen des Familiensurvey. VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden. S 120-147. Boos, Frank / Exner, Alexander / Heitger, Barbara (1992): Soziale Netzwerke sind anders. Organisationsentwicklung 11(1):54 - 61. Brandt, Martina (2009): Hilfe zwischen Generationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden. Bunzendahl, Iris / Hagen, Björn Peter (2004): Soziale Netzwerke in der ambulanten Versorgung älterer Menschen. In: Bunzendahl, Iris / Hagen, Björn Peter (Hrsg.): Soziale Netzwerke für die ambulante Pflege. Grundlagen, Praxisbeispiele und Arbeitshilfen. Juventa Verlag: Weinheim und München. S 82-122. Hofer, Manfred (2002): Familienbeziehungen in der Entwicklung. In: Hofer, Manfred / Wild, Elke / Noack, Peter: Lehrbuch Familienbeziehungen. Eltern und Kinder in der Entwicklung. Hofgrebe: Göttingen, Bern, Toronto, Seattle. Kim, Anna (2001): Familie und soziale Netzwerke. Eine komparative Analyse persönlicher Beziehungen in Deutschland und Südkorea. Leske + Budrich: Obladen. Pflegerl, Johannes / Geserick, Christine (2007): Kinship and Social Security in Austria. A social history for the 20th century. Studien Verlag: Innsbruck. Rosenbaum, Heidi / Timm, Elisabeth (2008): Private Netzwerke im Wohlfahrststaat. Falilie, Verwandtschaft und soziale Sicherheit im Deutschland des 20. Jahrhunderts. UVK Verlag: Konstanz. Suter, Christian / Meyer, Peter C. (1997): Soziale Unterstützung, soziale Belastungen und Gesundheit bei leicht hilfebedürftigen Betagten. In: Soz.-Präventivmedizin 42:204-215. Weyers, Simone (2007): Soziale Ungleichheit, soziale Beziehungen und Gesundheitsverhalten. Ergebnisse einer medizinsoziologischen Studie im Ruhrgebiet. LIT-Verlag: Berlin.
Weiterführende Literatur Bian, Y. (1997): Bringing Strong Ties Back. In: Indirect Ties, Network Bridges, and Job Searchers in China. American Sociological Review 62: 366-385. Granovetter, M.S. (1973): The Streng hof Weak Ties. American Journal of Sociology 78:1360-1380. Preisendörfer, P. / Voss, T. (1988): Arbeitsmarkt und soziale Netzwerke: Die Bedeutung sozialer Kontakte beim Zugang zu Arbeitsplätzen. Soziale Welt 39: 104119. Statistik Austria / BMASK (Hrsg.) (2001): Familienstrukturen und Familienbildung. Ergeb
Soziale und familiäre Netzwerke, soziale Unterstützung (Dr. Kaufmann Eva) Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm findet sich unter dem Begriff „Netz“ lediglich „[…] ein aus weiten Maschen bestehendes Gestrick“ (Grimm, 1854, Band 13, S. 635)- eine weitaus abstraktere Definition zeigt sich in der soziologischen Netzwerktheorie: „A social network consists of a finite set or sets of actors and the relation or relations defined on them.“ (Wasserman und Faust 1994, S. 20) Die Netzwerkanalyse
entstand
in
den
Vierziger-
und
Fünfzigerjahren
in
der
Sozialanthropologie, der Soziologe Barry Wellman übertrug das Konzept 1978/79 in die Gemeindesoziologie. Die Einheit der Netzwerkanalyse ist nicht das Verhalten von sondern vielmehr die soziale Beziehung zwischen Menschen. (Schenk, 1995, S. 3f) Lt. Boos, Exner und Heitger(1992) haben Netzwerke Gemeinsamkeiten, die sie charakterisieren: die gemeinsame Intention, Freiwilligkeit, Tauschmöglichkeit, Personenorientierung sowie Unmöglichkeit der Delegation an andere. (keine Rollenorientierung) Damit widersprechen Sie in einigen Punkten Kardoff et al., Pellert, Portes und Burmeister auch dahingehend, dass soziale Netzwerke im Gegensatz zu sozialen Systemen keine klaren Grenzen aufweisen. Im Weiteren wird jedoch auf die bei Deindl (2005) erörterte Definition , die sehr wohl Grenzen und Ausgrenzung zulässt, Bezug genommen. Neben der Netzwerkdefinition muss daher natürlich auch das Soziale System begrifflich abgegrenzt werden:“Ein soziales System kommt zustande, wenn immer ein autopoietischer Kommunikationszusammenhang entsteht und sich durch Einschränkung der geeigneten Kommunikation gegen eine Umwelt abgrenzt. Soziale Systeme bestehen demnach nicht aus Menschen, auch nicht aus Handlungen, sondern aus Kommunikationen“ ( Luhmann, 1986 , 269.) Wie in der unten angeführten Tabelle dargestellt, ist der Begriff „Netzwerk“ und damit auch das soziale Netzwerk der späten Informationsgesellschaft zuordenbar. Auf die beliebten „social networks“ des WWW, wie z.B. facebook©, wird im vorliegenden Artikel aufgrund fehlender Charakteristika für „echte“ soziale Netzwerke nicht eingegangen, der Begriff „social media“ scheint den Begriff aus meiner Sicht genauer zu definieren.
In sozialen Netzwerken können sich unterschiedliche Strukturen bilden, davon sind nur einige herausgegriffen:
Starke und schwache Beziehungen: „The strength of a tie is a (probably linear) combination of the amount of time, the emotional intensity, the intimacy (mutual confiding), and the reciprocal services which characterize the tie“ (Granovetter 1973, AJS, Vol. 78, No. 6, S. 1361) Menschen versprechen sich – bewusst oder unbewusst einen Nutzen durch das Errichten und Aufrechterhalten sozialer Netze. Dabei sind jedoch nicht nur die starken, sondern auch die schwachen Beziehungen- durch ihre Brückenfunktion- von grösster Wichtigkeit. Brücken können
Informationen aus anderen Netzwerkbereichen zur
Verfügung stellen , starke Beziehungen sind eher auf das nähere Umfeld gerichtet. (vgl. Soziale Beziehungen & Gesellschaft-Proseminar Sommersemester 2005 – Schenk // Soziale Netzwerke)
In diesem Rahmen lässt sich zusätzlich eine Unterscheidung in Bezug auf das Geschlecht darstellen (vgl. Analyse von Netzwerken im Gesundheitswesen; Modul 11 –Netzwerksysteme; Dr. Wolfgang Moch; Vorlesung FH Kärnten)
Eine Unterscheidung von Netzwerken ist möglich auf den Ebenen: 1. Netzwerktypen • Gesamtnetzwerk (whole network): alle Beziehungen zwischen einem abgegrenzten Satz von Akteuren • Ego-zentriertes Netzwerk: alle Beziehungen aus der Perspektive
des
Einzelnen
Beziehungen untereinanderNetzwerk 2. Ordnung Bezugspersonen von „Ego“Netzwerk 1. Ordnung
Abbildung
6:
http://magazin.unternehmerweb.at/index.php/2011/04/28/von-der-
netzwerktheorie-zum-networking/ 2. Sozialstruktur • Mikroebene: Familie-Individuum.»But direct observation does reveal to us that these human beings are connected by a complex network of social relations. I use the term ‚social structure‘ to denote this network of actually existingrelations.« (Radcliffe-Brown 1959, S. 190) • Makroebene: Gesellschaft, Gliederung in Klassen und Schichten, Verteilung von Ressourcen(z.B. Bildung, Prestige, Einkommen,Sozialkapital) eines Akteurs
3. Primäre, sekundäre und tertiäre Netzwerke: a. Primäres
Netzwerk:
informelle
private
Beziehungen:
Familie,
Verwandtschaft, Nachbarschaft und Freunde b. Sekundäres Netzwerk:
global-gesellschaftliche Netzwerke, wie z.B.
Arbeitsplatz, marktwirtschaftlich und öffentlich institutionelle Netzwerke( Bullinger; Nowak 1998: 83) c. Tertiäres
(intermediäres)Netzwerk:
zwischen
den
primären
und
sekundären Netzwerken angesiedelt Verbindung zwischen Informellen und
formellen Netzwerken, z.b. Selbsthilfegruppen (Gehrmann, Müller, & Säuberlich, 2008),
Funktionen und Charakteristika von sozialen Netzwerken: Funktionen, die Soziale Netzwerke erfüllen sind Information, Tausch und Transfer von Ressourcen, sowie soziale Unterstützung (materiell, kognitiv, emotional). Charakteristika
sind
Grösse
(N
=
Zahl
der
Akteure),Dichte(realisierte
Relationen ),Zentralisation: z.B. Degree, Relationsverdichtungen (Cliquen)sowie Stabilität der Relationen bzw. in Bezug auf die Akteure in Netzwerken Zentralität (z.B. Degree, Betweenness)
(Michael Nollert, Vorlesung, Universitäten Freiburg i. Ue.
und Zürich) Die „strongest ties“ einer Person sind im Normalfall das Netzwerk Familie bzw. das der Partnerschaft. Das Entscheidende Kriterium des zweitgenannten ist das Zusammenwohnen-
damit
ist
ein
Zurückgreifen
zu
jedem
Zeitpunkt
möglich.(emotionale Nähe). Kinder stellen ebenfalls eine starke Beziehung dar, sie sind Mitglieder der Kernfamilie. Gegenseitiges Helfen je nach Lebensabschnitt ist aufgrund der Nähe möglich, entscheidend ist die Anzahl der eigenen Kinder .Die Verwandtschaft ist v.a. dann ein wichtiges Netzwerk, wenn die Verbindung stark istein Indikator ist die Häufigkeit der Treffen. Nach der Familie( in manchen Fällen vielleicht vor dieser)stehen die Freunde, von diesen erhält man soziale Anerkennung außerhalb der Familie. – operationalisierbar durch die Anzahl der engen Freunde. Emotional weiter entfernt sind Nachbarn, trotzdem ist die Nachbarschaft täglich in der Umgebung und ist somit schnell mobilisierbar( Operationalisierbar durch Häufigkeit der informellen Kontakte); Arbeitskollegen stellen das nächste Netzwerk dar, nicht zuletzt weil durch die Zeit, die am Arbeitsplatz verbracht wird, Kontakte entstehen. Nicht in Zusammenhang mit den genannten Netzwerken steht z.B. die Arbeit in einem Verein („ehrenamtlich“), wo es um eigene Interessen geht. (Deindl, 2005) Auch wenn der Begriff „Netzwerk“ zur damaligen Zeit noch nicht geprägt war zeigte Mary Richmond (What is social case work? , New York: Russell Sage Foundation, 1925) schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ressourcenstärke des sozialen Netzwerkes auf- und auch, dass dieses deutlich über die Verwandtschaft hinausreicht.(S.Abb.2)
Ressourcen von Sozialamt KH… R. von Kirchengemeinde, Selbsthilfegruppen…
Ressourcen von Lehrern, Polizei, Parks… Ressourcen von Nachbarn, Vermietern, Ärzten…
Ressourcen von Verwandten/Freunden
· Stärken jedes Mitgliedes der Familie
Abbildung
7:
aus
:
Mary
Richmond;
Social
Diagnosis,
1917(aus:Budde&Früchtel 2005)
Lt .Robert D. Putnam, der v.a. die Makroebene in den Vordergrund stellt, ist neben Bildung, Disziplin und Ehrgeiz das soziale Kapital ein wichtiger Erfolgsfaktor. Feedback und Beziehungen sind notwendig, um schwierige Situationen zu bewältigen.
Hat
man
selbst
hohes
soziales
Kapital,
versteht
man
die
Wechselwirkungen zwischen eigenem und dem Wohlergehen anderer besser. Auch kollektive Probleme können so gelöst werden, dies ist nur über ein Netzwerk zu erreichen, das soziale Normen einhält. Lt. Putnam ist soziales Kapital messbar- lt. seinen Studien (durchgeführt in den USA) sind in Staaten mit hohem sozialen Kapital bei
Kindern
sowohl
die
Lebensbedingungen
als
auch
die
Gesundheit
,
Ausbildungsqualität, Wirtschaftswachstum, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit höher,
auch
die
niedrigere
Sterblichkeit
seigt
eine
Korrelation
mit
dem
Sozialkapitalindex. (Budde & Früchtel, 2005) Durch die soziale Unterstützung entwickelt sich soziales Kapital welches als wichtige Handlungsressource von (Diewald, Lüdicke, & Lang, 2006, S. 1)Individuen gilt. Soziales Kapital verbindet Netzwerk- und Kapitaltheorie, ist nicht veräußerlich und wird durch Normen- oder Gruppenmitgliederverlust vermindert, wobei das Ego das Sozialkapital durch „Beziehungsarbeit“ innerhalb einer Gruppe erhöhen kann. (Bourdieu 1983 in (Deindl, 2005)).
Nach Nan Lin kann man aus sozialen Beziehungen vier Arten von Gewinn erzielensei es auf der Macro- wie auch auf der Microebene: 1. Informationsfluss – schneller
und effektiver Austausch von Informationen
in
Netzwerken; Informationen sind nur für Mitglieder des Netzwerkes verfügbar. 2. Einfluss – Verbesserung der Erfolgschancen , z. B. im Beruf durch „Einlegen eines guten Wortes“(„Putting in a word“) durch ein Netzwerkmitglied- v.a. durch eine „weak-tie“, - die , lt. Granovetter für diese Art der Hilfestellung am wichtigsten ist. 3. Soziales Zeugnis.: Das „ego“ kann auf die Anzahl der „Alteri“ zurückgreifen, zeigt damit seine soziale Kompetenz 4. Die Verstärkung von „identity and recognition“ (Deindl, 2005)
Neben positiven Auswirkungen des sozialen Kapitals wie Hilfestellungen im Beruf oder im privaten Bereich kann soziales Kapital auch negative Eigenschaften haben. Ein Beispiel dafür sind kriminelle Gruppierungen, die durch strenge Normen ihr Sozialkapital
erhöhen.(positives
Gruppenkapital,
negatives
Gesellschaftliches
Kapital) Doch nicht nur diese Extremform von sozialem Kapital ist negativ- auch durch
den
Ausschluss
von
Menschen
aus
Netzwerken
bzw.
starkem
Konformitätsdruck und Zugangsbeschränkungen kommt es zu negativen Anteilen, wobei die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen erhalten bleiben. (Portes 1998 in Deindl, 2005)
Praktische Anwendbarkeit: Die Netzwerkanalyse wird z.B. in der sozialraumorientierten sozialen Arbeit angewendet und unterstützt Klienten bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen. dabei muss die Lösung an die Kompetenzen der Menschen selbst oder an deren Netzwerkressourcen angeknüpft werden .Dabei sind anlassspezifische oder - unspezifische Ecomaps bzw.Genogramme zielführende Methoden. 1. Ecomaps: zuerst „Erinnern“ an Personen, die dem formellen und informellen Netzwerk zugehörig sind- mögliche Fragen: • Wer sind Deine Freunde in der Schule oder in der Nachbarschaft? • Wen informieren Sie bei wichtigen Ereignissen wie Schwangerschaft oder Heirat? • Wen fragen Sie wenn Sie Rat brauchen?
• Wenn es Ihnen gut / schlecht geht, was tun Sie, zu wem gehen Sie dann? • Zu wem haben Sie zwar keinen Kontakt mehr, würden aber gerne wieder welchen haben? u.s.w. (aus: (Budde & Früchtel, 2005, S. 10) Dann wird jede gefundene Person mittels Ressourcenfindern betrachtet- diese helfen
die
Potenziale
der
einzelnen
Bezugspersonen
hinsichtlich
Unterstützung aufzuzeigen.(Wohnort, Beruf, Krisen, Erfolge…), wodurch neue Lösungen klar gemacht werden. 2. Genogramme als Ressourcenfinder: Dabei wird systematisch den Verwandtschaftslinien nachgegangen, um das familiäre Netzwerk zu durchleuchten – dabei können neue Quellen der Unterstützung gefunden werden. (Budde & Früchtel, 2005, S. 11f)
Lt. Nestmann (1989) sind die Ansatzpunkte Netzwerkorientierter Intervention 1. Verbesserung der Unterstützung und Versorgung in den existierenden alltäglichen sozialen Netzwerken 2. Entwicklung und Förderung von Unterstützungsbezügen: Neuschaffung künstlicher Netzwerke(„Selbsthilfegruppen“). 3. Ausweitung größerer sozialer Beziehungssysteme über die Verbreitung von netzwerkförderlichen Einstellungen, Klimata und Voraussetzungen 4. Anknüpfungspunkt im Rahmen von Erziehung, Bildung und Beratung von Kindern,
Jugendlichen,
Erwachsenen
und
alten
Menschen:
besseres
Erkennen vorhandener Ressourcen sozialer Unterstützungen , Schaffen derselben und Unterstützen anderer 5. Stärkung der Netzwerkorientierung professioneller Versorgungssysteme in der Gemeinde 6. "linkage" :Verknüpfung professioneller und nicht-professioneller Netzwerke und Unterstützungsressourcen, 7. Sozialökologische Fundierung und Sicherung von sozialen Netzwerken und sozialen Unterstützungen 8. Stützung der UnterstützerInnen (vgl. G. Gerhardter 2001 )
„Ein Netzwerk ist ein personenbezogenes Beziehungsgeflecht, welches auf einem gemeinsamen Basisinteresse beruht und durch aktuelle Anlässe aktiviert und sichtbar wird.“ (Boos, Exner, & Heitger, 1992)
Literaturverzeichnis Boos, F., Exner, A., & Heitger, B. (11 1992). Soziale Netzwerke sind anders. Organisationsentwicklung , S. 54-61. Budde, W., & Früchtel, F. (Juni 2005). Fall und Feld. Oder was in der sozialraumorientierten Fallarbeit mit Netzwerken zu machen ist. Sozialmagazin , S. 14-23. Deindl,
C. (2005). Soziale
Netzwerke
und
soziales
Kapital- Einfluss auf
Lebenszufriedenheit und Vertrauen;Diskussionspapier. Zürich: Forschungsgruppe Arbeit, Generation, Sozialstruktur(AGES) der Universität Zürich. Diewald, m., Lüdicke, J., & Lang, F. R. (2006). Familie und soziale Netzwerke. Ein revidiertes Erhebungskonzept für das sozioökonomische Panel 2006. Berlin: DIW. Gehrmann, G., Müller, K. D., & Säuberlich, U. (2008). Familie im StadtteilMethodenhandbuch. Regensburg: Walhalla Fachverlag. Gerhardter, G.: Netzwerkorientierung in der Sozialarbeit .Eine überblicksartige Zusammenstellung Nestmann,
F.
pädagogischer Sozialpädagogik
zu"Soziale
(1989):
Netzwerke"
Förderung
sozialer
Handlungskompetenz?, und
in:
und
"Organisationsnetzwerke"(aus:
Netzwerke Neue
-
eine
Praxis,
Sozialpolitik
Perspektive
Zeitschrift
für unter
www.pantucek.com/diagnose/netzwerkkarte/gerhardter_netzwerk.pdf Grimm, J. u. (1854, Band 13). Deutsches Wörterbuch. Leipzig. Luhmann, Ökologische Kommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1. Auflage 1986.
HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3531117750"
ISBN 3-531-11775-0 , 1986, S. 269. Schenk, M. (1995). Soziale Netzwerke und Massenmedien- Untersuchungen zum Einfluss der persönlichen Kommunikation. Tübingen: J.C.B.Mohr.
Wasserman } ,S., Faust,K.; Social network analysis: methods and applications; Cambridge University Press, 1994
Soziale und familiäre Netzwerke, soziale Unterstützung(Nedved Daniel, BSc)
Einleitung Das Individuum ist in seinem Dasein einer ständigen Umgebung von Netzwerken unterstellt. In der heutigen Zeit assoziiert man diesen Ausdruck natürlich mit sozialen Netzwerken aus der virtuellen Welt. Man nennt sie „Social Network“. Jedoch gibt es auch in der „normalen“ Welt gut bzw. weniger gut funktionierende Netzwerke, welche im Gegensatz zu dem vorher erwähnten auch existieren bzw. funktionieren können, wenn die Internetverbindung aussetzt und welche man verbal „Liken“ kann oder nicht. Familien, Verwandtschaften, Freundschaften usw. sind die Netzwerke der realen Welt. Es sind Netzwerke, auf welche das Individuum seit Beginn an angewiesen ist, und es sind dies Netzwerke, welchen das Kind von Anfang an ausgesetzt ist. Sie sind ubiquitär und es gibt tatsächlich keinen Bereich in der Gesellschaft, in denen sie keine Rolle spielen. Neben den vorher erwähnten Netzwerken, kann man den Begriff
noch
ausweiten.
Man
Wirtschaftförderungsnetzwerke, Frauennetzwerke, geltende
kann
in
Wissenschafts-
Antidiskriminierungsnetzwerke,
Netzwerke,
wie
Schleuser-
und
diesem oder sowie
kriminelle
Kontext
noch
Gesundheitsnetzwerke, auch
problematisch
Beschaffungsnetzwerke
betrachten. Es gibt aber auch Netzwerke, deren Aufbau nicht sozial geschieht, sondern wiederkehrend zum Zweck erklärt werden. Das sind solche, die positiv konnotiert sind und politisch, ökonomisch, rechtlich aber auch wissenschaftlich als förderungswürdig gelten. (Tacke, 2006) Bevor es hier zu einer komplexen Betrachtungsweise kommen soll und unzählige Begriffe bearbeitet sowie verschachtelte Strukturen analysiert werden, möchte ich mich auf die sozialen Netzwerke, bzw. die soziale Unterstützung der Familie, Freundschaft/ Bekanntschaft sowie Verwandtschaft fokussieren.
Familie- Definition des Begriffs Beginnend mit der Familie soll vorab der Begriff erklärt werden. Der Brock Haus (Der Brock Haus, 2009) erklärt diesen nämlich als: „die, 1) i. d. R. das Elternpaar mit den unselbststän1digen Kindern als Einheit des Haushaltes. Rechtlich gibt es keinen feststehenden Begriff der F., meist versteht man darunter die Ehegatten mit ihren Kindern. Verfassungsrechtlich ist sie durch Art. 6 GG geschützt. – 2) Gruppe, umfasst nah verwandte Gattungen.“ Vielleicht scheint die Definition aus Anthony Giddens´ Buch „ Soziologie“ konkreter. Hier wird die Familie nämlich als eine Gruppe durch verwandtschaftliche Beziehungen direkt miteinander verbundener Personen, wobei die erwachsenen Mitglieder die Sorge für die Kinder übernehmen, verstanden. (Giddens, 1999) Jedoch sind in der Soziologie vor allem zwei Aspekte von Familie bedeutsam. Diese korrespondieren nämlich mit der Mikro- sowie der Makroebene der Gesellschaft. Wenn jede einzelne Familie eine besondere Form einer sozialen Gruppe darstellt, spricht man von der Mikroebene. Betrachtet man dies aus der Makroperspektive, so ist die Familie als eine Institution der Gesellschaft charakterisierbar. Durch die Familiensoziologin Rosemarie Nave- Herz sind Familien folgend gekennzeichnet (Johanna Huinik, 2007): 1. Durch ihre „biologisch- soziale Doppelnatur“. Darunter versteht man zum einen die Übernahme der Reproduktions- und Sozialisationsfunktion und zum anderen die kulturell variablen gesellschaftlichen Funktionen. 2. Die Generationendifferenzierung, sprich Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, Kinder, 3. ..sowie ein spezifisches Kooperations- und Solidaritätsverhältnis, welches ihren Mitgliedern die einzelnen spezifischen Rollen zuweist. (Johanna Huinik, 2007)
Die Geschichte der Familie Verschanzen wir uns doch ein Stück tiefer in diese Materie und versuchen die Betrachtungsweise der Familie durch einen Blick in die Vergangenheit, auszuweiten. Die Familie bildete seit der Antike als kleinste soziale Einheit den Ausgangspunkt zahlreicher Staats- und Gesellschaftstheorien, und war zudem der unmittelbare Bezugspunkt der individuellen Lebenswelten. So war die Familie der zentrale Anker, um dem Einzelnen seine Position in der Gesellschaft zu vermitteln. Das Individuum erfuhr hier eine entsprechende Sozialisation sowie die Einübung grundlegender Werte, Normen und Handlungsdispositionen. In der ständischen Gesellschaft wurde diese Funktion grundsätzlich in allen Schichten erfüllt. Eine besonders wichtige Rolle spielte hingegen im Adel die Aufrechterhaltung und die Symbolisierung seiner Familientradition.
Hier
konnte
sich
die
„Familie“
als
emotionalisierte
Lebensgemeinschaft der Ehepartner und der Kinder analytisch vom gesamten „Adelshaus“, unterscheiden. (Kreutzmann, 2008). Die Kernfamilie war für lange Zeit der wichtigste Typus. In der prämodernen Zeit überstieg die Haushaltsgröße jene, die wir heute beobachten können, jedoch war der Unterschied nicht allzu deutlich ausgeprägt. So betrug in England die durchschnittliche Haushaltsgröße im 17., 18. Und 19. Jahrhundert, 4,75 Personen. Im Vergleich dazu beträgt diese heute 3,04 Personen. Kinder beteiligten sich ab einem Lebensalter von sieben oder acht Jahren bei der elterlichen Land- bzw. Handarbeit. War dies nicht der Fall oder fehlten die nötigen Ressourcen, zogen sie schon sehr früh von dannen, um in fremden Haushalten zu arbeiten oder eine Lehre zu absolvieren. Die Eltern wurden danach meist nur selten oder gar nicht mehr gesehen. (Giddens, 1999)
Die Familie als Basis gesellschaftlicher Systeme Heute erscheint die Familie in gesellschaftstheoretischer Perspektive zwar als Funktionssystem, jedoch sei zu berücksichtigen, dass es anders als die anderen ist. Besonders scheint in diesem Kontext, dass ihr makrosystematischer Charakter nicht durch
Organisationsstrukturen
vermittelt
ist,
dieser
jedoch
gesellschaftsweit
institutionalisierte Sinndeutungen unmittelbar mit der interaktiven Ebene von Kleingruppen und sozialen Netzwerken verknüpft. Die Familie ist schließlich der institutionelle Ort von Privatheit, während sich die übrigen gesellschaftlichen
Teilsysteme im öffentlichen Raum konstituieren. Als exklusive Leistung sei der Familie die Verknüpfung von Fortpflanzung und Primärsozialisation an zu erkennen. Interessant sei jedoch, dass sich erst im 20. Jahrhundert der eigenständige Normkomplex, verantwortete Elternschaft mit hoher Verbindlichkeit ausdifferenziert hat.
Wie
wichtig
die
Familie
auch
für
andere
soziale
Netzwerke
bzw.
gesellschaftlicher Systeme ist, zeigt die Tatsache, dass gerade diese den Auftrag hat, den personellen Nachwuchs für diese Systeme zu sichern und deren personelle Umwelt zu reproduzieren. Als Basis gilt schließlich die Qualität dieses Nachwuchses, welche letztendlich für die Leistungsfähigkeit aller gesellschaftlichen Teilsysteme, verantwortlich ist. Die Qualität hängt im Gegensatz zur Quantität nicht ausschließlich von familialen Leistungen ab, nein vielmehr sind es Funktionssysteme wie Familie, Bildung, Massenkommunikation usw. Primärbeziehungen, welche sich einer teilsystematischen Determination entziehen, jedoch deren Sinngehalte in selektiver Weise in der Regel mittransportieren, sind eine zentrale Einflussgröße. Die theoretische Verknüpfung individueller und die kollektiver Wohlfahrt sind folgen des zentralen Sachverhaltes der Qualität und Quantität des personellen Nachwuchses. In diesem Kontext wird von einem kollektivem Sachverhalt, der jedes gesellschaftliche Teilsystem betrifft und es gleichzeitig übergreift, ausgegangen. Traditionelle Bindungen wie z. B beruflicher oder weltanschaulicher Art verlieren heute vermehrt an Bedeutung, was als Folge einer Gesellschaft, in welcher kein Teilsystem seinen Nachwuchs mehr für sich monopolisieren kann. So sind alle in dieser Gesellschaft sich
existierende
Einrichtungen,
wohl
oder
übel
auf
die
in
der
Familie
nachwachsenden Generationen, sowie dessen Größe und Qualität, angewiesen. (Kaufmann, 2005)
Ein Netzwerk im Wandel der Zeit Im Kontext der Fragestellung nach dem sozialen Netzwerken einer Person und derer Konstellation konnte die These der „isolierten Kernfamilie“ (Parsons) widerlegt werden.
Man
geht
in
der
heutigen
Zeit
eher
von
der
„multilokalen
Mehrgenerationenfamilie“ aus, was im wesentlichen die Tatsache näher bringt, dass es zwischen den Generationen umfangreiche, aber vor allem über den Haushalt hinaus gehende Beziehungen gibt. Es kristallisiert sich jedoch ein Trend zur „nichtkonventionellen Lebensformen“, was zu bedeuten hat, dass es eine Präferenz
von
nichtverheirateten
Paaren,
nicht
zusammenlebenden
Paaren,
gleichgeschlechtlichen Paaren oder Personen ohne Partnerschaft, gibt. Im Bezug auf die Größe und Zusammensetzung bzw. die Veränderung der Netzwerke im Zeitverlauf, wird das Spektrum vor allem auf die gerontologische Forschung gerichtet. Vor allem bildet die Frage der Unterstützung im höheren Erwachsenenalter einen zentralen Aspekt. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Modell der hierarchischen Kompensation bekannt geworden, in dem davon ausgegangen wird, dass die Kompensation fehlender sozialer Unterstützung einer gewissen Art von Hierarchie von Präferenzen für bestimmte Unterstützungspersonen folgt.
Im
mittleren oder jüngeren Erwachsenenalter wird auf die Stabilität oder Dynamik von Netzwerken jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. (Baas, 2008) Die finale Betrachtung lässt jedoch die Tatsache nicht aus den Augen, dass Familienhaushalte und deren Vernetzungen ein zentraler Ort der wechselseitigen Hilfe und sozialen Anerkennung sowie der Regeneration von Humanvermögen sind. (Kaufmann, 2005)
Verwandtschaft- Definition des Begriffs Die Verwandtschaft unterscheidet sich nicht sehr von der Familie selbst. Giddens (Giddens, 1999) deklariert diesen Begriff wie folgt: „Unter Verwandtschaft versteht man Verbindungen zwischen Einzelpersonen, die entweder auf Heirat oder im Falle der Blutsverwandtschaft auf gemeinsamer Abstammung beruhen (Mutter, Vater, Nachkommen, Großeltern etc.)“ Ebenso wird die Verwandtschaft als besonders dauerhafte Beziehung, welche sich deshalb als Grundlage multipler Netzwerkbeziehungen, vor allem dann wenn andere Beziehungen zeitlich beschränkt bzw. versetzt gepflegt werden, definiert. (Pfister, 2008)
Verwandtschaft als Normensystem Der Begriff „ Verwandschaft“ wird als sozialwissenschaftliches System verstanden, welches auf Strukturen sozialer Normen basiert. Diese sind letztendlich diejenigen, welche die soziale Institution schließlich ausmacht. Dabei sei jedoch zu beachten, dass die jeweilige Ausformung der sozialen Normen, von der Verwandtschaft abhängig ist, und dass sich diese von Familie zur Familie bzw. von Verwandtschaft zu Verwandtschaft stark unterscheiden. Was jedoch jedem verwandtschaftlichem Zyklus zugrunde liegt, ist die Erfahrung von Geburt, Schwangerschaft und Tod. Dies sind die Faktoren, welche als Voraussetzung für das System sozialer Normen (in diesem Fall für das verwandtschaftliche System) angesehen werden. So definiert die Geburt eines Kindes den Beginn eines Lebens sowie den Beginn der Zugehörigkeit zu einer Verwandtschaft. Es gibt aber generell zwei Kanäle, über welche man sich zu einer Verwandtschaft zugehörig fühlen kann. Zum einen über die gerade angesprochene Geburt zum anderen über die Ehe bzw. Verpartnerung im allgemeinem Sinne, was schon Giddens zu verstehen gab. Jedoch soll dies nun näher betrachtet werden. Vor allem kann man die Verwandtschaft aufgrund von Geburt noch in die Bereiche Deszendenz oder Filiation selektieren. Bei der zweiten Art der Verwandtschaft, derjenigen der Eheschließung bzw. Verpartnerung spricht man ebenso entweder von Allianz oder Affinalverwandtschaft. Um den im verwandtschaftlichen System verknüpften Individuen die Identität beizumessen, muss man grundsätzlich den jeweiligen Verwandtschaftsnormen Folge leisten. Die verwandtschaftlichen Normen sorgen in der Regel für eine Unterscheidung zwischen dem „uns“ und „ihnen“. Somit markieren diese die Grenze zwischen Menschen und definieren
zudem,
was
das
Spezifische
Verwandtschaft ist. (Kirchmeier, 2010)
an
den
jeweiligen
Normen
der
Verwandtschaft gestern Nach wie vor gibt es in der Verwandtschaft noch die Rolle der/ des Patin/ Paten. Diese bürgen nämlich für den Täufling vor Gott u. der Gemeinde. Diese rituelle Stellung wurde in der alten Kirche als Verwandtschaftsverhältnis, aus dem seinerseits Erwartungen und Ansprüche folgten, begründet. Im Jahr 1563 reduzierte das Tridentium die Patenzahl auf 2, was je einen pro Geschlecht aufgeteilt wurde. Vor allem in der vormodernen Gesellschaft galt Patenschaft als Klientelverhältnis zwischen dem Paten (bzw. Mann der Patin) und dem Kind bzw. seinem Elternteil. Es wurden Zugänge zu Bildungsmöglichkeiten geschafft und es wurde in der Not geholfen.
Im
Gegenzug
erwartete
man
sich
politische
und
anderweitige
Unterstützung. Vor allem galt die Regel, dass die Patin/ der Pate der Oberschicht angehörten. Wenn jemand häufig als Patin/ Pate war Teil des Sozialprestiges. (Pfister, 2008) Claude Lévi Strauss verwendet in den elementaren Formen der Gesellschaft Begriffe wie Inzestverbot (verbotene Grade). Dieser beinhaltet den Ausschluss von Willkür, worunter die individuellen Belieben hinsichtlich Sexualkontakte verstanden werden. Unter Endogamie wird die Heirat zwischen der Verwandtschaft gesprochen. So können Endogamiegebote die Heirat in bestimmten (Verwandtschafts-) Kreisen vorschreiben bzw. diese für sozial erwünscht deklarieren. Subsumiert man diesen Begriff schließlich noch in parilineare Endogmie, versteht man darunter die Geschwister-, Parallelcousinenheirat. Vor allem diente dies als Besitzwahrung, demnach dieser im Besitz einer bestimmten Gruppe/ eines bestimmten Systems verblieb. (Pfister, 2008)
Definition des Freundschaftsbegriffs Die Definition dieses Begriffs lässt sich nur schwer spezifizieren. Abhängig von der jeweiligen
Fachrichtung
Sozialpsychologie,
oder
(z.
B
Soziologie),
Persönlichkeitspsychologie, werden
unterschiedliche
Ethnologie, Aspekte
von
Freundschaften unter die Lupe genommen. Sowohl in der wissenschaftlichen Literatur,
als
auch
in
der
Alltagssprache
bezeichnet
dieser
Begriff
sehr
unterschiedliche zwischenmenschliche Beziehungen. Angefangen von emotional engen, bis hin zu losen, meist aktivitätsbezogenen Beziehungen, findet hier vieles
seinen Platz. In einem Zitat von Donelson und Gullahorn findet die Schwierigkeit dieser Definition ihren Ausdruck (Kolip, 1993):
„ Mit Freundschaften ist es wie mit dem Jazz, wenn du sie erst definieren musst, wirst du sie nie verstehen“23
Freundschaft als soziale Unterstützung In der entwicklungspsychologischen Literatur wird der Aufbau von Freundschaften zu Gleichaltrigen als eine wichtige Entwicklungsaufgabe erfasst. Freundschaften, bzw. die Gruppe der Gleichaltrigen sog. peer- groups gewinnt bei Jugendlichen zunehmend an Bedeutung. Neben der Schule und Ausbildungsplatz, sowie dem Netzwerk der Familie, wird dieser Gruppe eine wichtige Sozialfunkton zugesprochen. Vor allem für die Bewältigung entwicklungsspezifischer Aufgaben, wird dieser eine zentrale Bedeutung zugesprochen. Vor allem in der Entwicklung von Identität dienen Freundschaften zu Gleichaltrigen als Mittel zum Zweck. Nach Erik Erikson sieht die menschliche Entwicklung notwendigerweise als eine Summe von inneren und äußeren
Konflikten.
Persönlichkeitsentwicklung
Er in
teilt
sein
acht
Stadien
epigenetisches auf,
wobei
das
Modell 5.
der
Stadium
„Adoleszenz“ vor allem aufgrund der starken körperlichen Veränderung und der Überflutung mit
neuen
Impulsen
durch ein
Gefühl des Identitätsverlustes
gekennzeichnet ist. Vor allem in dieser Phase helfen sich nach Erikson die Jugendlichen gegenseitig durch Cliquenbildung. Diese deklariert er jedoch lediglich als externen Pol einer an sich normalen Entwicklung, die eine Identitätsfindung zum Ziel hat. Vor allem aber auch im Prozess der wachsenden Ablösung vom Elternhaus, sind es die Gleichaltrigen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese bilden zum einen das Feld, in dem neue Verhaltensweisen erprobt werden und Wertvorstellungen vermittelt werden, und zum anderen bieten sie Schutz und emotionale Unterstützung und leisten somit ihren Beitrag zur Problembewältigung. Auch der Zusammenhang zwischen dem psychosozialem Wohlbefinden und Freundschaften, wurde für das Jugendalter ebenfalls gut bestätigt. Interessant scheint hier vor allem die Tatsache, dass das Vorhandensein eines besten Freundes/ 23
„It may be true of friendship as it is of jazz. If you need a definition for it, you`ll never understand ist.“ (Donelson & Gullahorn 1977, zitiert nach Dickens & Perlman 1981, S. 91)
einer besten Freundin wichtiger ist, als die Popularität in der Gleichaltrigengruppe. Nach Beendigung der Schulzeit gewinnt diese neben den Bereichen Freundschaft, Sexualität, Kultur, Mode und Politik, auch bei der Lösung neuer Probleme an Wichtigkeit. (Kolip, 1993) Soziale Unterstützung ist ein Bereich, welcher von Freunden geleistet werden muss. Freundinnen und Freunde sind in der Tat eine wichtige Quelle für soziale Unterstützung. Studien belegen, dass sozial isolierte Personen häufiger unter gesundheitlichen Störungen leiden, als diejenigen die eine Freundschaft pflegen. Vor allem, um jetzt wieder das Spektrum auf die Jugendlichen zu richten, treten bei 14bis 16 jährigen Schüler/innen/n, erhöhte psychosomatische Symptome auf, wenn sie keine Freunde oder Freundinnen haben. (Kolip, 1993) Bei erwachsenen Freundes- und Geschwisterpaaren untersuchte Auhagen das individuelle Verhalten. So wurden von 18 gleichgeschlechtliche Freundinnen/ Freundespaare sowie von 9 Brüder und Schwesternpaaren die persönlichen, schriftlichen, telefonischen und gedanklichen Kontakte protokolliert. Hier kam man vor allem der Frage nach, wie sich das Geben und das Nehmen von instrumenteller und psychologischer Unterstützung verteilt. Es zeigte sich schließlich ein deutlicher Unterschied zwischen Freundes- und Geschwisterpaaren. Freundinnen- und Freundespaare
geben
Unterstützung,
während
und
erhalten
Geschwister
häufiger
psychologische
vergleichsweise
häufiger
(emotionale) instrumentelle
Unterstützung austauschten. Wobei auch hier ein Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennbar war: Die Frauenpaare tauschten dabei deutlich mehr emotionale Unterstützung als Männerpaare. (Kolip, 1993)
Resümierend kann festgehalten werden, dass es vor allem im Jugendalter eine wichtige Aufgabe ist, Freundschaftsbeziehungen aufzubauen. Neben der Aufgabe, emotionale Unterstützung zu leisten, ergibt sich vor allem die Möglichkeit des Ausprobierens und Erwerbes erwachsenen Rollenverhaltens. Es lassen sich sowohl alters-, als auch geschlechtsspezifische Muster identifizieren. Am Anfang kommt es zu gleichgeschlechtlichen Gruppen, die miteinander in Kontakt treten und sich anschließend vermischen. Jedoch lösen sich diese im Erwachsenenalter in gemischtgeschlechtliche Gruppen zugunsten von Paarbeziehungen auf. Mädchen besprechen im Gegensatz zu den Jungen häufiger ihre Probleme mit Mitgliedern aus
dem Freundeskreis, was vor allem ein entscheidender Faktor sein kann, der die Problembewältigung der Mädchen im Jugendalter erleichtert. (Kolip, 1993)
Ein Netzwerk bringt einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit -
Frauen während der Schwangerschaft, sind in dieser Zeit einer hohen Anzahl von Stressoren ausgesetzt
durch eine soziale Unterstützung kommt es
seltener zur Komplikationen -
Ebenfalls ist das psychische Wohlbefinden junger Mütter nach der Schwangerschaft besser, wenn sie auf ein Netzwerk zurück greifen können.
-
Witwen, welche in der Phase der intensiven Trauerarbeit ein dichtes, homogenes Netzwerk aufweisen können, bewältigen den Verlust ihres Partners leichter.
-
Nach einem Herzinfarkt haben Sozialbeziehungen einen positiven Einfluss auf die Genesung.
-
Die Mortalitätsrate in Personengruppen ohne sozialer Unterstützung sind höher, als bei anderen.
-
Psychische Erkrankungen, deren Auftreten und deren Verlauf wird wesentlich von sozialen Netzwerken beeinflusst.
-
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und gesundheitlicher Beeinträchtigung.
Literaturverzeichnis Baas, S. (2008). Soziale Netzwerke verschiedener Lebensformen im LängschnittKontinuität oder Wandel? In J. H. Walter Bein, Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzweke. Ergebnisse der drei Wellen des Familiensurverys (S. 148149). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH. Der Brock Haus. (2009). Mannheim: F. A. Brockhaus, Leipzig- Mannheim. (1999). In A. Giddens, Soziologie (S. 152). Graz- Wien: Nausner & Nausner. Johanna Huinik, D. K. (2007). Definitionen: Familie und Verwandtschaft. In D. K. Johanna Huinik, Familiensoziologie. Eine Einführung (S. 25). Frankfurt/ New York: Campus Verlag. Kaufmann, F. X. (2005). Sozialpolitik unbd Sozialstaat: Soziologische Analysen. In F. X. Kaufmann, Sozialpolitik unbd Sozialstaat: Soziologische Analysen (S. 234-235). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH. Kirchmeier, B. (2010). Verwandtschaftsnormen. In B. Kirchmeier, Familie und Verwandtschaft- Ein sozielwissenschaftliches Modell und seine Bedeutung für die Theologier (S. 2-3). Norderstedt: Books on Demand GmbH. Kolip, P. (1993). Soziale Netzwerke, soziale Unterstützung und Freundschaften. In P. Kolip, Freundschaften im Jugendalter: Der Beitrag sozialer Netzwerke zur Problembewältigung (S. 57-73). Weinheim; München: Juventa- Verlag. (2008). Familie, Erziehung und Bildung; Heiratskreise und familiäre Netzwerke. In M. Kreutzmann, Zwischen ständischer und bürgerlicher Lebenswelt (S. 69). KölnWeimar- Wien: Böhlau Verlag GmbH& Cie. Pfister, U. (19. Mai 2008). Uni Münster. Abgerufen am 12. Dezember 2011 von http://www.wiwi.unimuenster.de/wisoge/md/personen/pfister/Vorlesungsdateien/Familie_in_der_Fruehen _Neuzeit/S06-Verwandtschaft.pdf Tacke, M. B. (2006). Das Allgemeine und das Besondere des Netzwerkes. In F. S. (Hrsg.), Qualitative Netzwerkanalyse; Konzepte, Methoden, Anwendungen (S. 38). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH.
Formal and Informal Network (Stefania Santangelo, Federico Veltri)
Introduction The man is a social animal. (Aristotle) The socialization is important because without it there is not life. Personal identity, role of family, friendship and professional, do not exist for the man if not in a social context. Living needs belong to a group, to a community, to a population. If we try to make a scheme of our life (family, workplace, school, relatives, friends, hospital, ect..) we can have a lot of ties connected by a net.
An organization is a complex structure where the success depends on the ability to gain competitive advantage and moreover on the information flows inside the organization. Inside the organization the work process and the activities are managed trough the informal and formal relationship. The informal roles are important in the decision-making process and they have an impact on performance in the individual level and in the organizational network level (Stefani et al., 2011). The term Social Network is used to describe a social structure determined by such interactions. A Social Network can be used to study relationship between individuals, groups, and organizations. The sociologist Ziegler defines the Social Network as “is therefore a system of exchange transactions (...), resources, transmission of information, support, building coalitions, coordinating activities, construction of trust donated by the feeling of community.�
Social Network Emile Durkjeim and Ferdinand Tรถnnies developed the theory of social network at the end of XIX century. In 1930s Jacob Moreno analysing the interaction in social group like class and working group. A Social Network is hold together by a set of social actors and relationship definedby these set of actors. These actors are associated by interest, and by the willingness to cooperate and share the idea and information. The Network is a relationship framework between actors that are an important social form. This relationship framework can explain the behaviours from the people who composed it. The Social Network is composed by the subjects (units), the ties. The ties can be individuals, groups, places, and institutions. This relationship can be represented graphically. If we analyze the contents of the relationship, we can identify some networks that can be support networks, informal network, formal network,family network, network with interpersonal relationship.There are to main ways to represent a Social Network: with a binary matrix or a graph. The study method of social network, the social network analysis was used as theoretical and methodological instruments for studying a lot of process.
Social Network Analysis Social Network Analysis is a theoretical and methodological perspective that focus on analysing social network. It has two main features: the idea of a society considered as a plot of all human relationship (this plot is the focal topic of the analysis) and is a perspective with a methodological and technical structure. This analysis was developed by two groups of researchers. The first one is represented by the anthropological school of Manchester in the early ‘40s. This group focus on the process “in situation”. The second group of researchers was in Harvard during the ‘70s and they focused on the networks’ shape and not on the networks’ contents. In their opinion the social relationship shape entails the contents.
Formal and informal Network An informal network arises naturally: in fact this kind of network refers to friends, family, relatives, ect.. Nevertheless, formal networksare related to work or planned events,such as a workshop or a meeting. Usually, the formal networks are imposed by the top, for example in a company there are formal networks when there are hierarchy or bureaucracy. Most organization starts with using informal network. They can continue using it or they can turn to a formal network. Anyway a little level of formalization is needed especially in the business organization (Korschin P et al.). Informal network can cut formal process in order to overcome an obstacle, but informal networks can stop communication and damage the a company plan. Krackhardt compare the formal network to a skeleton and the informal network to a nervous system. A formal network can be used to anticipate “normal� problems, but when there is an unexpected problem an informal organization is more efficient (Krackhardt et al., 1993). In fact a skeleton is strong but rigid, a nervous system is fragile yet flexible. Moreover the nervous system is only felt and without subdivisions in contrast to a skeleton (Han 1983). In general we can affirm that the formal network is normative and informal network has a descriptive property (Jensen 1995). Formal and informal social networks have also different roles and meanings in different societies. A study have analyze the informal and formal networks in former socialist countries. In these countries formal networks are less popular. Moreover, the country with economic instability, corruption, have an high developed level of informal network.In fact in the Soviet period people used connections in order to reach resources in conditions of poverty.
Formal Network Formalization is defined by Robbins as “the establishment of rules and procedures for the operation of the organization�. All groups have a social structure that organizes the relationship between the members. In fact the formalization helps to create regularity and permanency in the organization. Usually formalization have: basic rules, person who have the authority in order to make decisions for all the organization, criteria for membership, meetings and other ways to communicate. There are some reason to choose the formalization:in fact is impossible to insure a thing in the long run. For that reason formalizing a network makes it more real and create a sense of belonging among the members. Moreover, a formal network used in a business context allowto achieve the aims more than an informal network (Korschin P et al.).
Disadvantage of formalizing Formalizing an organization entails some problems. The rules can be adverse for potential participant. To keep a formal organization efficient occur time, money and resource. For that reason the small business managers do not like formalization; for them it results useless.
Create a formal network A formal network requires measurement, process where every member of the organization is involved. A network’s structure needs the stability between efficiency and effectiveness. If there is a increasing of the members, the volume of organization and administrative work will increase too. In this phase is important to have a good coordination who assign responsibilities. In this role is important to have an expert hired for that purpose (Nelson 2004).
Roles of formal network To works correctly networks need to have dedicates roles. The most important are network owners and network facilitator. Network owners facilitate interaction between members, stimulate the creation of news idea, help members to accomplish the goals of the organization. A network owner is more a natural leader than a boss. He has not coordinate all process but just provides some input. The network owner is responsible for organize the infrastructure, build program and make members professional. Moreover, the network owner is chosen by the top if the organization, anyway he has to be respected inside the organization. Network facilitator is required by a formal network to organize meeting, calls, manage best practices and connects members to each others. The network facilitator could be elected by the members of network.
Challenges A successful formal networks have to take a chance. Three possible challenges are: rigidity, elitisms and demands on time. The first challenge come out when network are overly focused on a set topic and this cause to overlook emerging opportunities. The elitism happen when the network is overcome by a group of expert and a new members cannot join the network. In the demand sometimes, the members are involved into many interactions or events.
Informal Network In 1949 Mayo affirms: “In every department that continues to operate, the workers have – whether aware of it or not – formed themselves into a group with appropriate customs, duties, routines, even rituals; and management succeeds (or fails) in proportion as it is accepted without reservation by the group as authority and leader”. An informal network has four main contents: • Affect • Political • Production • Cultural Affect means friendship, trust and intimate relations. Political refers to influence, power and authority. Whereas production is related to the exchange of technical and instrumental knowledge.Cultural means communication and flow of information. Identify and defining the informal networks is a hard task. The informal network existfor different reasons. Individuals are human being in a formal workplace too. This means that people wants relations. Baker (1981) and Han (1983) have found some of the functions of those informal organization related to the psyche: • Affiliation needs: a person want to join in a network of friendship and support, after this the person lose a part of him individuality. • Identify and self-esteem: if a person belong to a group,he develops an individual sense of identity. • Social reality: informal network offers the opportunity to express and share feelings and emotions, reducing stress. • Defence mechanism: belonging to a group enhance a defence mechanism to reduce the uncertainty perceived by the members. • Risk reduction: a group of individuals feel less risk than an individual. Moreover, there are reason related to the practice: Need to know: the informal network exist for the exchange of information. Greasing the rusty wheels: individuals help each other in order to have favours in the future. Political manoeuvring: Gain advantage using information as instruments of influence.
An informal social network can also increase the engagement and influence performance. A smart company must not ignore the existence of informal network and use only the formal way. When a company redesigned the organization have to pay attention to use at best the informal network: Identify existing informal networks: first is to know if the network already exist. In fact networks have different form. The top management can use the network analysis to identify the networks. Provide them with just enough structure: an informal network needs to have a clear accountability and management oversight. Encourage new networks: if there are modifications, maybe, network not exist anymore, so the top management has to encourage collaboration and interaction between people.
Roles of individual in the network The Players of a informal network are nodes who keep network alive by their links with nodes. From pass literature we have five player roles in the informal network (Davenport 1998).This five roles are central connectors, boundary-spanners, gatekeepers, bridges and experts. Central connectors are people who have frequently contacts with others in a local setting. This persons have superior local knowledge and identification capabilities. They can identify what knowledge seekers are looking for. When they have identify it they connect knowledge seekers to people who can give them what they want. Boundary-spanners connect a local network to other networks outside. They constantly looking for new knowledge and they have a wide know-how, not restricted on a local environment. Their knowledge allow them to communicate with the others networks; usually they can speak more than a language and it is important to communicate with the international people. Gatekeepers control knowledge that enters into or lives a network.For example a gatekeeper controls the flow of information. They protect local networks from the problems that can come from the outside, they are responsible for update knowledge by examination and screenings. Like central connectors they work well within local areas in a setting with homogeneous knowledge.
Bridges connect people who do not share common background, skills of all experiences. They speak a lot of languages and they can understand know-how in different context, they also connect people who have opposite opinions. The bridges serve also like mediator in the conflicts. A bridge has to have great communication skills. Experts have a deep knowledge of types of products, subject of process and a lot of experiences. Usually they stay in the organization for a long time. They learn from the experiences and they identifying and extracting knowledge in this manner.
Informal Network in formal organization Is important to understand that both formal and informal can exist together, in the literature there are some evidences that they can coexist (Monge, Eisenberg 1987 and Groat 1997). There are disagreement about what happen when they interact. At the first is important to not simplify between formal is good and informal is bad. In fact some authors have argued that the interaction cannot be distinguished only formal and informal, because the situation is too complex (Ibarra 1992).Other authors, instead, have overstating the importance of the informal network.Reif has shown that informal network does not have a great influence as often suggested. Is important to say that informal and formal network are not mutually exclusive.
Positive and Negative implications of informal networks for managers Is important to know that the managers are involved themselves in the informal networks. It creates different problems but also advantages. The informal network develop a natural hierarchy this might be a test for a future manager. Usually the person on the top is the person in the centre of the interactions. A problems that can be happen, is the false rumours. Often a false rumour can damages the credibility of the communication within the organization. With the informal network the managers can gather information and identify unexpected problems. Other two problems are the conflictsrelated to the loyalties and group-thinking: a group of individuals can develop their or norms that could be generate differences with the other groups. Moreover, an informal network can create a resistance to management.
Six myths about informal networks
Myths about informal networks
How to overcome them
(1): to build better networks, we
To build better networks, focus
have to communicate more;
on who knows what
(2): everyone should be connected
People should be connected when
to everyone else
a strategic payoff is likely
(3): we can’t do much to aid informal network
Informal networks can be changed by changing the organizational context
(4): how people fit into networks is
How people fit into networks is a
a matter of personality
matter of intentional behaviour Central people who have become
(5): central people who have
bottlenecks should shift burdens
become bottlenecks should make
for providing information and
themselves more accessible
making decisions to others in the network Those who are most adamant in
(6): I already know what is going on
asserting that they know their
in my network
network are usually the farthest off bas
Informal network and management of tacit knowledge.Nakamori Lab
An example: The informal network in job search activity Another possible use of informal network is in the job search activity (Pistaferri 1999). The literature regarding the relationship between the informal job search methods and the labour market outcomes suggest us that the informal network bridge the gap between entrepreneurs willing to hire new personnel and workers willing to supply labour services. In the economic science informal practice means a market inefficiency. A similar argument can be applied to the labour market as well. In fact a perfect market would employs the workers with a “matching� criteria. For that reason
the informal network have to be used only to correct possible labour market imperfection. Nevertheless, as show by a EUROSTAT report (EUROSTAT 2011) the 68% find a job using informal networks. Germany is the country that use less informal network, 40,2%, Greece use more, 92,2%. Another study (Semple et al. 2002) demonstrate as the informal support network has a great impact on the career. This study distinguished the impact of informal network of career support on young people in three ways: interventions, implicit assumptions and unplanned influences. The intervention is an help that come from the parents that wants a career development . The parents can use encouragement, raising aspirations, practical assistance and contacts and involvement in the careers guidance process. Implicit assumptions come usually from the family. This type of influence happen in a particular context of values and expectations. An example can be the acceptability of particular routes like training or university. Another way used is to share the work’s values. The last way is the unplanned influence. In this case the young people receive influence from television, media, stimulated ideas about jobs, (for example medic, lawyer etc..).The study demonstrate also that where the informal network is weak there is a negative consequence on the career. Table 1: Characteristics of Informal and Formal Structures
Informal structures
Formal organizations
Grassroots orientation
Top-down orientation
Spontaneously created
Deliberately created
Constantly evolving
Enduring (unless deliberately altered)
Dynamic and responsive
Static and prescriptive
Fairly flat and fluid structure – flexible and Hierarchical structure – based on
loose
People as individuals
division of labour and specialization
People as bearers of roles and responsibilities
Relationships may be undefined
Relationship structures well-defined
Bound by trust and reciprocity
Bound by rules, process and order
Complex and hard to define
Simple and easy to explain
Useful for rapidly changing circumstances Useful for constant and well-known that are not well understood – adaptability
situations – consistency
The characteristics in Table 1 are based on informal organizations composed of a social structure that determines how people work together in practice. That structure encompasses the norms, behaviours and personal and professional connections and interactions shared by individuals within an organization or cluster of organizations. It comprises social networks and personal relationships that are dynamic in nature and evolve with the changing dynamics between and within a variety of organizations. As a result, informal organizations are more responsive than the structure formal organizations allow, and have the capacity to foster innovation, bring people together to collaboratively solve problems and create opportunities for change within formal structures.
Informal Network as a conflict preventive mechanism
One of the main reason why informal network are useful to prevent conflict is for the presents of norm system. Without it an informal network cannot exist. If in a network the members have the same shared values they have also the same conception of legitimacy and power. Consequence of understanding legitimacy and power is to understand the social moral and cultural aspects of the conflict. Is essential to
prevent and manage the conflict. The conflict is also dependent by the parties, how they construct their interest and attitudes. The shared values entail the same vision of the problem and with the common perception, the conflict will be facilitated. In an informal network that share the same members it will be easy to understand a conflict, the causes and how it works. In order to strengthen the capabilities of potential conflicting parties to resolve the disputes peacefully before they escalate, it is essential to know how legitimacy and power is created and how it changes. This is important since if the preventive measures, direct or structural, are not considered legitimate by all parties, or if they are not powerful enough, they will not be effective. Increased understanding of how underlying norm systems are created and changes is in itself a structural mean to prevent potential disputes from escalating. If the actors share the same norm systems, or at least have an understanding of the others' norm system, the escalation of the conflict will have to be the result of an active decision rather than a misunderstanding. Shared norm systems will also help to regressively reduce the underlying tensions that cause these issues and disputes. In short, informal networks help making conflict prevention a possible policy choice, as well as they hinder
misunderstandings
to
cause
an
escalation
of
the
conflict
(Weissmann2005).
Benefits of formal and informal Networks
Networks and liaison with organisations is usually carried out on two main levels: • formal (official) level • informallevel The first is the , which usually involves letters, orders, enquiries, tenders, etc and each organisation has formal policies and procedures that specify the process.The second usually runs as general conversation (phone or face-face) or a light hearted email. Care needs to be taken with emails so as to avoid unintended offense or misinterpretation.
The informal method should be utilised on a regular basis, as this breaks down barriers and creates rapport. In the future handling of emergency situations this rapport can open avenues and formal networking may follow. Also, use of the formal processes will occur as contacts within organisations recognise each other. People must be aware of which is the appropriate level of communication required in a given situation.
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Organizations Manage What They Know, Harvard Business School Press, Boston, MA.
Formelle und informelle Netzwerke (Mandl Angelika, BA) Netzwerk als Begriff ist in den letzten Jahren inflationär angestiegen. Menschen finden sich zu einem Netzwerk zusammen. Dies passiert häufig bei Meetings, Konferenzen und Online-Plattformen. Online-Plattformen wie Facebook oder Xing haben eine Transparenz in Bezug auf Plattformen. Es gibt zwei Gesellschaften. Als erstes die Netzwerkgesellschaft und als zweites die Wissensgesellschaft. Der Trend tendiert eher zur Netzwerkgesellschaft (vgl. Pircher 2010, 211). In einer Organisation wird als erstes ein Kollege im Unternehmen bei einer Frage kontaktiert und so wird der Wissensstand zwischen den Menschen in einer Organisation ausgetauscht. Es entstehen neben den formalen Hierarchien so genannte informelle Netzwerke. Diese Netzwerke spiegeln die Funktion, die Struktur, wie Menschen in einer Organisation miteinander kommunizieren und auch miteinander arbeiten wieder. Gleichzeitig wird auch transparent, wie sich das Wissen in einem Unternehmen verteilt (vgl. Pircher 2010, 212).
Unterscheidung formelle und informelle Netzwerke Formelle Organisationen sind Organisationen, die das Ergebnis aus einem bewussten Handeln erzielen. Dabei wird die Struktur mit ihren Substellen zusammengefasst. Diese Stellen funktionieren durch eine Ablauforganisation. Dabei ist geregelt, wer welche Arbeitsabläufe durchführt. Im Gegensatz dazu läuft bei der Informellen Organisation, neben der offiziellen Struktur zusätzlich noch eine zweite Struktur. Dabei spielt das menschliche Verhalten eine wesentliche Rolle. Entscheidungen werden stark von dieser Struktur beeinflusst. Der Grund dieser informellen Struktur sind Bedürfnisse und Vorstellungen des Mitarbeiters. Beispiele für diese informellen Netzwerke sind: informelle Gruppen, informelle Kommunikation, informelle Normen, informelle Führer. Bei den informellen Gruppen sind aufgrund der gemeinsamen sozialen Faktoren, wie Alter, Herkunft und gemeinsame Interessen Grund für Tischgruppen, Plaudergruppen, die Zusammenkunft in den Raucherecken und Anhänger einer Fußballmannschaft (vgl. http://www.ibim.de/pl+orga/2-5.htm, [02.01.2012). Bei den informellen Kommunikationen handelt es sich um die Gespräche, welche die persönlichen Informationen treffen und Gespräche, welche zwar das Unternehmen betreffen, aber auch außerhalb bei den vorgegebenen Kommunikationswegen weiter
besprochen werden. Bei den informellen Normen spielen die Verhaltensrollen der Mitglieder eine Rolle. Dabei wird das Verhalten sowohl in der formellen als auch in der informellen Struktur geregelt. Beispiele dafür sind die Regelung der Arbeit, wer was in der Organisation und informell macht z.B. ein anderer verrichtet diese Arbeit, da er sie auch früher schon gemacht hat. In Bezug auf die Informellen Führer werden die Mitarbeiter herangezogen, die eine hohe fachliche Kompetenz aufweisen und langjährige Erfahrung haben. Diese Mitarbeiter haben eine besondere Autorität im Unternehmen. Diese Personen können eine integrierende und stabilisierende Autorität einnehmen. Dabei kommt es auch
in
manchen
Fällen
zu
Konflikten
mit
dem
formellen
Führer
(vgl.
http://www.ibim.de/pl+orga/2-5.htm, [02.01.2012). Deshalb ist die Kommunikation im Unternehmen von großer Bedeutung. Aber dabei stellt sich folgende Frage:
Was bedeutet Kommunikation? Von
Paul
Watzlawick
stammt
folgendes
Zitat:
„Man
kann
nicht
nicht
kommunizieren“ http://www.enjoyliving.at/geistseele-magazin/soziale_kompetenz/wirverstehen-uns-.html, (01.12.2011]). Dabei setzt Watzlawick die Kommunikation mit dem Verhalten auf eine Ebene und meint, dass es immer eine Kommunikation gibt, auch wenn nichts gesprochen wird. Das passiert durch das Verhalten. Jedes Verhalten hat seine eigene Bedeutung und auch einen kommunikativen Charakter. Es wird etwas mitgeteilt und gibt dem Empfänger eine Botschaft entweder durch Handeln,
Nichthandeln,
Sprechen
oder
Schweigen
(vgl.
http://www.enjoyliving.at/geistseele-magazin/soziale_kompetenz/wir-verstehen-uns.html, (01.12.2011]).
Wie sieht die Kommunikation überhaupt aus? Es gibt mindestens zwei Akteure. Diese tauschen sich über ein Thema in einer für beide bestimmten Umgangsform aus. Dieser Austausch erfolgt über Schrift, gesagte Wörter, Mimik, Gestik oder Bilder. Die Form des Austausches kann entweder direkt über Präsenz oder indirekt über die Möglichkeit der Medien erfolgen. Beide Akteure interpretieren die Sprache, die Schrift, den Ausdruck und das Erscheinungsbild. Während des Kommunikationsaustausches versuchen beide Partner die Botschaft zu verstehen. Vorgeschichten, Raum, Zeit, Interesse, Machtanlagen, sowie den Anlass
selbst spielen eine erhebliche Rolle, wie der Kommunikationsprozess abläuft. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Kompetenzen, welche im Rahmen der dynamischen Organisation vorhanden sein müssen. Der Einsatz der Medien darf in diesem Zusammenhang keine behindernde Rolle spielen, aber auch der ständige Wechsel beim Umgang mit den verschiedenen Prozessen darf keine erschwerende Rolle spielen. Dies zeigt von Fach- und Methodenkompetenz und zeigt auch die Selbstkompetenz und die Sozialkompetenz (vgl. http://www.enjoyliving.at/geistseelemagazin/soziale_kompetenz/wir-verstehen-uns-.html, (01.12.2011]).
Kommunikation in einem dynamischen Unternehmen Ein Erfolg eines Unternehmens hängt stark von der Kommunikation ab. Deshalb ist die Kommunikation zwischen den Beteiligten, sowohl intern als auch extern von großer Bedeutung. Die modernen Kommunikations- und Informationstechnologien sollen den Mitarbeitern helfen, die Kommunikation bzw. auch das alltägliche Tun zu erleichtern. Dazu benötigt man aber auch die Kompetenz mit Medien umzugehen. Welche Neuheiten bzw. Besonderheiten gibt es überhaupt bei den Netzwerken (vgl. Internet). Der Trend geht dahin, dass Netzwerke dynamisch und flexibel sein müssen. Netzwerke werden häufig mit Projekten verbunden und dadurch ändern sich auch die Zusammenarbeit und die Kommunikation (vgl. Ackermann 2007). Weitere Trendentwicklungen sind Fusionierungen von Betrieben, sowie temporäre Teamarbeit, Reorganisierungen von Betrieben und Prozessoptimierungen. Eine Organisation galt als stabil, hierarchisch strukturiert und als geschlossen. Heutzutage werden Organisationen in verschiedene Gruppen, wie Profit und Nonprofit – Organisationen unterteilt, sowie in modulare, virtuelle Organisationen und auch Kooperationsgeflechte
gelten
als
Organisation.
Bei
diesen
verschiedenen
Organisationsformen ist die Kommunikation zwischen den einzelnen Organisationen von Wichtigkeit, da die Qualität der Beziehungen durch die Kommunikation gesteigert werden kann. Wichtig dabei sind die Informations- und Kommunikationstechnologien. Sie erleichtern die Kommunikation zwischen den einzelnen Unternehmen. Diese Verbindungen zwischen den Unternehmern sind häufig zeitlich begrenzt. (vgl. http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-indynamischen-organisationen-und-netzwerken/ S 2, [22.12.11]).
Kommunikation und Beziehungen
Kommunikation funktioniert besser, wenn man sich gegenseitig kennt und auch die Vorlieben, Eigenheiten und Werte des anderen kennt und schätzt. Es entsteht eine Vertrauensbasis, welche das Zusammenarbeiten deutlich erleichtert und die bei Fehlern bzw. auch bei Konflikten hilfreich sein kann, damit eine Lösung gefunden bzw. ein Konflikt beseitigt werden kann. Bei dem längeren Zusammenarbeiten werden bestimmte Handlungsabläufe zur Routine und das so genannte Hand in Hand arbeiten funktioniert einwandfrei. Gemeinsame Erfahrungen können für das Lernen in der Organisation beitragen und fördern sowohl bei formellen als auch bei informellen Situationen das Wachstum sowie die Individualität und die Kollegialität. Dies fördert nicht nur das Wissen im Prozess, sondern auch die Interaktion und somit auch die Innovation (vgl. http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/gestaltungvon-kommunikation-in-dynamischen-organisationen-und-netzwerken/ [22.12.2011]). Faktoren, die Mitarbeiter haben müssen, um eine Idealsituation in der Berufswelt in Bezug auf die Kommunikation herzustellen sind Zusammenarbeit, Vertrauen, Umgangsformen und sowohl persönliche, als auch soziale Kompetenz (vgl. Pardon 2006, 105 ff). Die Frage, die sich weiters stellt ist, was brauchen die Mitarbeiter als Akteure in einer dynamischen Organisation? Strategische und situative Professionalität: Diese gibt Klarheit über die Position und die Rolle in der Organisation selbst. Somit ist das Handlungsfeld klar und die Beziehungen können ausgebaut und Projekte geplant und durchgeführt werden (vgl. http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-indynamischen-organisationen-und-netzwerken/ [22.12.11]). Einstellung: Die Einstellung der Mitarbeiter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Das Selbst-Bewusstsein eines jeden wird in der Haltung, in der Einstellung, bei seinen Werten und bei der Motivation sichtbar. Dabei kommt es darauf an, wie die grundsätzliche Einstellung zu Beziehungen bzw. zum Zusammenarbeiten jenes einzelnen ist und so kann auch die Zusammenarbeit bzw. die Umsetzung in der Organisation gefördert oder gehemmt werden (vgl. http://www.community-ofknowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-in-dynamischenorganisationen-und-netzwerken/ [22.12.11]).
Interpretatives Lernen: Durch den dynamischen Prozess im Unternehmen wird das interpretative Lernen gefördert und die Arbeitsweise in den Gruppen wird durch Reflexion, Feedback und erneutem Bearbeiten ständig weiterentwickelt. Die Veränderungen zur starren Organisation liegt darin, dass das Verstehen des Vorhabens von Bedeutung ist. Natürlich fördert dies auch die Beziehung zu den Geschäftspartnern und die Zusammenarbeit. Verständigungssicherung. In einer dynamischen Organisation können diese nur dann eingesetzt werden, wenn persönliche Präsenz, fehlende Routine, Konzentration auf elektronischen bzw. schriftlichen Austausch vorhanden sind oder eine face-toface Kommunikation bietet reichhaltigen Kontakt (vgl. http://www.community-ofknowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-in-dynamischenorganisationen-und-netzwerken/ [22.12.11]).
Kommunikationswege in Netzwerken Es gibt drei Wege der Kommunikation, die Abwärts-, die Aufwärts- und die Horizontalkommunikation. Die Abwärtskommunikation, auch Top-down-Kommunikation genannt wird in einem Unternehmen am häufigsten verwendet. Diese Kommunikation erfolgt so, dass die Mitarbeiter einer Organisation Anweisungen, Instruktionen von einer höheren Position erhalten. Des weiteren wird den Mitarbeitern das Vorhaben des Unternehmens erklärt, sowie Pläne und die Entwicklung präsentiert. Durch Aus- und Weiterbildung werden Mitarbeiter dazu angeleitet bestimmte Kompetenzen zu erwerben und diese danach auch in dem Unternehmen einzusetzen. Das Management entscheidet und begründet die Entscheidung (vgl. Oberhofer 2008, 47 ff.). Medien, welche in diesem Zusammenhang verwendet werden sind: Rundschreiben, Jahresberichte, Newsletter, Filme und Präsentationen. Feedback wird in dieser Form der Kommunikation nicht gelebt. Probleme die bei dieser Art der Kommunikation auftauchen sind: das so genannte Herrschaftswissen: das heißt, dass Informationen zurückgehalten werden. Die Verzerrung der Information durch Missverständnisse oder durch persönliche Motive. Vorteile die diese Methode mit sich bringt sind, wenn Mitarbeiter direkt einen Brief bzw. eine Information vom Management bekommen, so ist diese Botschaft klar und es entstehen dabei keine Missverständnisse (vgl. Oberhofer 2008, 47 ff.).
Bei der Aufwärtskommunikation oder auch noch Bottum-up-Kommunikaion genannt, ist die Form der Kommunikation, die von unten nach oben funktioniert. Der Vorteil dieser Art der Kommunikation ist es, die Wünsche, Erwartungen, Informationen von Mitarbeitern werden so zur Geschäftsleitung, sowie zum Vorgesetzten transportiert. Ziel dieser Kommunikationsform ist es auch, dass Probleme direkt zum Vorgesetzten gelangen und bei Entscheidungsfragen dort gelöst werden können. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass Vorschläge und Innovationen direkt zum Management gebracht werden können. Lösungsvorschläge und Erfahrungen der Mitarbeiter können effizient genützt werden. Aber auch Meinung, Einstellungen und Gefühle spielen bei der neuen Zielsetzung, sowie bei der Unternehmensstrategie eine wichtige Rolle und können dabei einfließen. Instrumente, die bei dieser Form der Kommunikation eingesetzt werden sind: Mitarbeiterbefragung,
Vorgesetztenbeurteilung,
Beschwerdemanagement
und
betriebliches Vorschlagswesen (vgl. Oberhofer 2008, 47 ff.). Von den Medien wird hier häufig, Briefe, Mitarbeitergespräche, Telefon, Workshops, Seminare für Kommunikation eingesetzt, aber auch das Intranet und der EMailverkehr haben hier ihre Berechtigung. Ob diese Kommunikationsform gut funktioniert hängt von der Beziehung zwischen den Mitarbeitern und dem Vorgesetzten ab. Ob eine so genannte Open-door-Politik in dem Unternehmen herrscht, hängt vom Vertrauen in der Beziehung zwischen den beiden ab. In Bezug auf die Horizontalkommunikation, auch noch In-between-Kommunikation meint man jene Kommunikationsebene, die sich weder noch in die Aufwärts- noch in die Abwärtskommunikation einordnen lässt. Dabei ist die Kommunikation in den Berufsgruppen, in derselben Hierarchie gemeint. Diese Form der Kommunikation spielt bei der Entscheidungsfindung, sowie bei der Koordination, Abstimmung, Problemlösung und in der sozio-emotionalen Unterstützung eines Kollegen eine wichtige Rolle. Instrumente, welche bei dieser Form der Kommunikation eingesetzt werden sind: Intranet, Meeting, E-Mail, abteilungsübergreifende Meetings und Besprechungen, sowie informelle Gespräche (vgl. Oberhofer 2008, 47 ff.).
Strukturen der Netzwerke Es gibt unterschiedliche Formen, welche die Struktur eines Netzwerkes auflisten kann. Dazu gehören: Sternstruktur, Kettenstruktur, Y-Struktur, die Kreis-Struktur und die Vollstruktur. Folgende Strukturen kommunizieren auf unterschiedliche Art und
Weise. Bei der Sternstruktur kommunizieren die Mitarbeiter der Organisation nur mit der zentralen Position. Die Mitarbeiter selbst haben keine Option sich direkt untereinander auszutauschen. Diese Art der Strukturform wird auch noch als Vorgesetztenstruktur bezeichnet. Diese Form eignet sich gut für Übermittlung von Entscheidungs-, Durchführungs- und Kontrollinformationen, da dabei nur ein Weg möglich ist (vgl.Byers 1997, S 46 in Mast 2006, 226). Ein Beispiel dafür ist der Kontakt aus der Sicht des Vorgesetzten zu einem Kunden, auf der anderen Seite zum Lieferanten und auf einer anderen Seite zur Außenstelle A, B und C.
Abb. 1.: Modifiziert nach Byers 1997 in Mast 2006, 226
Bei der Kettenstruktur handelt es sich um eine lineare Form. Dabei sind die Mitglieder des Unternehmens linear angeordnet. Die Kommunikation läuft von A zu B und von B zu C, usw.. Bei dieser Struktur gibt es keinen Kontakt untereinander. Langfristig besteht die Gefahr, dass Informationen verloren gehen und auch verzerrt werden. Diese Form der Kommunikation ist eine typische vom Vorgesetzten zu seinen Mitarbeitern über alle Führungsebenen (vgl. Byers 1997 42 ff. in Mast 2006, S 227). Abb. 2.: Modifiziert nach Byers 1997 in Mast 2006, 226 Die Y-Struktur teilt die Kommunikationswege nach dem Aufbrechen in zwei Teile. Diese teilt sich auf und kann in zwei unterschiedliche Beziehungen aufbrechen. Ein Beispiel davon ist, wenn in einem Unternehmen die fachliche und funktionale Führung getrennt gehalten werden. Dabei spielen bewusst zwei unterschiedliche Kommunikationsnetzwerke eine wichtige Rolle (vgl. Byers 1997, S. 42 ff in Mast 2006, 227).
Abb. 3.: Modifiziert nach Byers 1997 in Mast 2006, 226
Anhand
der
Kreisstruktur
ist
erkennbar,
dass
direkt
mit
den
Kommunikationsnachbarn eine Verbindung herrscht. Der Informationsaustausch funktioniert nur mit den Nachbarn, aber ansonsten mit keinem des Kreises. Beispiele dafür sind Vertreter, welche von jemanden anderen hören, wer die Botschaft weitervermittelt hat (vgl. Byers 1997, S 42 ff. in Mast 2006, 227).
Abb. 4 Modifiziert nach Byers 1997 in Mast 2006, S 228 Eine weitere Struktur ist die so genannte Vollstruktur. Diese wird auch noch als Form der offenen Kommunikation gesehen. Dabei kann jedes Mitglied des Unternehmens mit jedem anderen kommunizieren. In diesem System gibt es zahlreiche Kommunikationspartner und auch soziale, sowie persönliche Kontakte, die nach Belieben
intensiviert
werden
können.
Der
Nachteil
dieses
Kommunikationsnetzwerkes ist die Zeitintensität, welche benötigt werden kann, um an die richtigen Informationen zu kommen. Die Anwendung dieses Systems findet man bei Problemlösungen oder Brainstormings (vgl. Byers 1997, 46 ff. in Mast 2006, 228). Natürlich gehen die Kommunikationswege in beide Richtungen.
Abb. 5.: Vgl. Byers 1997 S 46 ff. in Mast 2006, S 228
Netzwerke in einem Unternehmen können unterschiedlicher Natur sein, wichtig bei allen Netzwerken ist die Kommunikation. Jedes Netzwerk zeigt Vorteile und Nachteile. Wichtig dabei ist, die Kommunikation zwischen den einzelnen Netzwerken. Ob dies eine Aufwärts-, Abwärts- oder Horizontalkommunikation ist, ist nicht von Bedeutung.
Die
Qualität
der
Kommunikation
wird
von
der
Art
der
Kommunikationsform zwar beeinflusst, aber jeder Mitarbeiter kann trotzdem die Qualität der Kommunikation in einem Unternehmen steigern.
Literaturverzeichnis Ackermann Rolf (2007): Megatrend Arbeitswelt: Bund und flexibel, Wirtschaftswoche 7/2007. Mast Claudia (2006): Unternehmenskommunikation. 2. Auflage. Lucius & Lucius: Stuttgard. Pardon
Bettina
(2006):
online
unter:
http://www.community-of-
knowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-in-dynamischenorganisationen-und-netzwerken/ [22.12.2011] Pircher
Richard
(Hrsg.)
(2010).
Wissensmanagement
Wissenstransfer
Wissensnetzwerke - Konzepte Methoden Erfahrung. Publics: Germany Oberhofer I. (2008): Interne Kommunikation. Grundlagen, Begriffe, Medien & Kommunikationswege. Mit Praxisbeispiel. Verlag Dr. Müller: Deutschland http://nti.btk.pte.hu/main/ictsources/D/infojeld.html, [02.12.2011] http://www.enjoyliving.at/geistseele-magazin/soziale_kompetenz/wir-verstehenuns-.html, [01.12.2011] http://www.ibim.de/pl+orga/2-5.htm, [02.01.2012] http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/gestaltung-von-kommunikation-indynamischen-organisationen-und-netzwerken/ S 2, [22.12.11]
Formelle und informelle Netzwerke (Santer Sarah, BA) „Beziehungen sind alles. Alles im Universum existiert nur, weil es in Beziehung zu allem anderen steht. Nichts existiert isoliert. Wir müssen aufhören so zu tun, als wären wir Individuen, die es allein schaffen.“ (Margaret J. Wheatley)
Netzwerke sind ein Geflecht aus sozialen Beziehungen. Sie sind gekennzeichnet von strukturierten Prozessen des Informationsaustausches, können als Hilfeleistung angesehen werden die auf Gegenseitigkeit beruhen und als Ressourcen die für die Mobilisierung von Bedeutsamkeit sind (vgl. Feltz und Koppke, 2004, S. 138). Durch die Verbreitung von interaktiven neuen Medien die die breite Masse ansprechen, dringen diese Netzwerke immer häufiger in den heterogenen Kontext hinein und finden dort Anwendung (vgl. Feltz und Koppke, 2004, S. 138).
Die Bedeutung von beruflichen und sozialen Netzwerken im Zusammenhang
mit
der
Arbeitswelt
nimmt
stetig
zu.
Möglicherweise liegt eine der Ursachen in der aktuell sehr schnelllebigen, dynamischen und unsicheren Zeit in der sich die Gesellschaft gerade befindet. Alles ist von enormer Schnelligkeit geprägt, die Technik schreitet immens voran und der Mensch muss sich an die gegebenen Veränderungen anpassen so gut wie es ihm nur möglich ist – und sehr häufig ist dies ein schwieriger Weg – weshalb man sich beispielsweise in der Arbeitswelt wieder verstärkt unterschiedliche Beziehungen knüpft, um sich dadurch eventuell gegenseitig zu stützen (vgl. Schmich, 2011, S. 44). Auch der Faktor der eigenen Arbeitsplatzsicherheit spielt mit eine Rolle sich wieder verstärkt mit Netzwerken zu beschäftigen. Denn in der heutigen Zeit ist die Sicherheit eines Arbeitsplatzes nirgendwo mehr vollkommen gegeben; viel zu schnell besteht die Möglichkeit eines raschen Austrittes aus der Arbeitswelt (vgl. Schmich, 2011, S. 44). Wenn man heute von Netzwerken redet, möchte man damit sehr häufig unterschiedliche Kontaktaufnahmen und –geschichten beschreiben. Es geht beispielsweise um die Chancen von Netzwerken sowohl auf formeller als auch informeller Basis (vgl. Holzer, 2006, S. 8 f).
In den folgenden Ausführungen spielen vor allem die im Zusammenhang mit der Arbeitswelt existierenden formellen und informellen Netzwerke eine Rolle. Im beruflichen Alltag gibt es ein klares Erscheinungsbild über das Vorhandensein von formellen und informellen Netzwerken, die sich durch bestimmte Merkmale wesentlich voneinander unterscheiden und doch beide auf wesentliche Art essenziell wichtig sind.
Formelle Beziehungen Formelle Beziehungen weisen das Charakteristikum auf, dass hierbei meistens mehrere Unternehmungen mit eine Rolle spielen, im Gegensatz zu informellen Netzwerken.
Das
bedeutet
das
bei
den
formellen
Netzwerken
für
den
Unternehmensinhaber bzw. die Führungsebene sowohl persönliche Motive von Bedeutung sind, jedoch aber auch wirtschaftliche Aspekte, wie etwa Kennzahlen aus der
Einnahmen-
und
Ausgabenpolitik.
Demzufolge
sind
es
die
formellen
Beziehungen, die darauf angewiesen sind, dass eine hohe Beteiligungsanzahl vorhanden ist, um eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmungen überhaupt erst möglich machen zu können (vgl. Grimm, 2004, S. 189). Bei der Formung von formellen Beziehungen zu anderen Unternehmen ist es ein wichtiges Ziel seine eigenen Vorstellungen zu kennen und nach diesen zu agieren. Somit spielt es auch eine entscheidende Rolle sich schlussendlich Partner zu suchen, die zu den eigenen Netzwerkzielen passen. Als Partner gilt hierbei sowohl ein Stakeholder als auch ein Zielkunde der eigenen Unternehmung. Ein Augenmerk hierbei sollte auch auf die einzunehmende Rolle der Partner gelegt werden, sprich ob die Partner eine aktive Rolle für das eigene Unternehmen einnehmen, oder eher als ein passiver Zuhörer agieren (vgl. Grimm, 2004, S. 189). Entscheidet man sich an einem formellen Netzwerk teilzunehmen, muss man darauf achten ob mit diesem Eintritt auch Gebühren in Verbindung stehen, wie etwa Eintrittsgebühren, um sich als reales Mitglied outen zu dürfen. In wie weit hier Kosten- und Nutzen-Verhältnis zum Tragen kommen, muss jede Unternehmung für sich selbst entscheiden (vgl. Grimm, 2004, S. 189). Formelle
Beziehungen
gliedern
sich
in
die
organisationale
Struktur
einer
Unternehmung ein und charakterisieren vor allem das Verhältnis zwischen Kollegen und Kolleginnen, die gemeinsames Arbeiten verbindet, die Beziehung zwischen
Mitarbeitern
und
Vorgesetzen,
sowie
auch
das
Verhältnis
zwischen
den
verschiedenen Organisationen und den Angehörigen der Kunden (vgl. Brink, ErnstAuch & Faber, 2011, S. 311).
Formelle Beziehungen zählen zu den offensichtlichen Netzwerken, das heißt man kann sich leicht Informationen über sie einholen, wie beispielsweise durch die nähere Betrachtung der Internetseite einer Unternehmung oder durch das Lesen diverser Broschüren und Folder die von dem Unternehmen herausgegeben werden. Vorrangiger Zweck von formellen Netzwerken ist das Vorhandensein von gemeinsamen Zielen, gemeinsam an Prozessen und Aufgabengebieten zu arbeiten, diese zu optimieren und zu gestalten. Unternehmungen von heute leben vor, dass jedoch nicht nur die formellen Beziehungen in einem Unternehmen von Bedeutung sind, sondern auch zunehmend die informellen Netzwerke an Gewicht gewinnen. Demzufolge bedienen sich bereits einige Unternehmungen informeller Netzwerke, um diese innerhalb des Betriebes sinnvoll zu nutzen und einzusetzen (vgl. Brink, Ernst-Auch & Faber, 2011, S. 311).
Informelle Beziehungen Die informellen Beziehungen sind grundsätzlich nach außen hin nicht erkennbar. Sie ergeben sich unabhängig vom Unternehmenskontext, das heißt außerhalb von organisationalen
Strukturen.
Informelle,
soziale
Beziehungen
gehören
zum
Grundkonzept eines jeden Netzwerkes und weisen eine breit gefächerte Definition auf, da sie sehr vielfältig zu interpretieren sind. Man versteht darunter beispielsweise gesellige Beziehungen unter Bekannten bzw. Freunden, es gehören jedoch auch eMail Kontakte bzw. Briefbekanntschaften, die eventuell noch nie einer persönlichen Begegnung entsprachen, dazu, wie ebenfalls die Beziehung unter Arbeitskollegen (vgl. Holzer, 2006, S. 9). Diese Beziehungen verbindet mehr, als rein der Arbeitskontext und Kommunikation findet hierbei auch außerhalb der Unternehmung statt. Das bedeutet das Mitarbeiter die eine gewisse Sympathie zueinander aufweisen, gut miteinander auskommen und sich verstehen, die eventuell auch Gemeinsamkeiten verbindet, sich häufig zu einer produktiven und harmonischen Gruppe zusammenschließen und gemeinsam erfolgreich an einem Ziel arbeiten (vgl. Brink, Ernst-Auch & Faber, 2011, S. 311).
Ob dieser Kontakt, den die Mitarbeiter untereinander führen jedoch von Dauer ist oder eher mehr auf Zeit angelegt, dass entscheiden die jeweiligen Individuen ganz speziell für sich. Im Allgemeinen kommt es jedoch zum Aufbau von persönlichen als auch unpersönlichen Beziehungen, die entweder von einer wiederholten oder jedoch von einer eher sporadischen Kontaktaufnahme geprägt sind (vgl. Holzer, 2006, S. 9). Für Unternehmungen ist vor allem der Kontext von häufiger existierenden Kontakten von Interesse. Das heißt nicht, dass es nicht wertvoll erscheint sich auch mit gelegentlichen Beziehungen zu beschäftigen, ein Netzwerk beginnt jedoch vor allem erst dann zu entstehen, wenn sich dabei „ein mehr oder weniger stabiles und vor allem erwartbares Beziehungsmuster herauskristallisiert.“ (Holzer, 2006, S. 9).
Für
jedes
Unternehmen
ist
es
essentiell
wichtig
die
informellen
Kommunikationsstrukturen zu (er)kennen, um diese schlussendlich effizient und äußerst nutzenstiftend einzusetzen. Dahingehend wird ein Unternehmen, das ein gutes Arbeitsklima und motivierte, engagierte Mitarbeiter in deren Betrieb haben möchte, sich verstärkt mit der Thematik der formellen und im Speziellen den informellen Netzwerken in deren Unternehmensbereich beschäftigen. Es ist für ein Unternehmen wichtig zu wissen, welche Personen gut miteinander arbeiten können, denn somit wird gewährleistet, dass die Ziele die zu verfolgen sind, auch adäquat und erfolgswirksam erfüllt werden (vgl. Brink, Ernst-Auch & Faber, 2011, S. 311).
Netzwerke Netzwerke sind grundsätzlich überall in unserer Gesellschaft zu finden. Vor allem seit der Vielzahl an technischen Möglichkeiten globaler Vernetzung ist es uns auf unterschiedlichsten Wegen möglich mit Menschen in Kontakt zu treten und mit ihnen zu kommunizieren. Dadurch hat sich das Bild der Arbeitswelt um einiges gedreht und erlangte einen völlig neuen Stellenwert. Heutzutage ist es möglich mit Personen aus aller Welt in Verbindung zu treten und mit ihnen zu arbeiten. Somit etablierte sich unsere Gesellschaft zu einer „Netzwerkgesellschaft“, der eine breite Fläche an Möglichkeiten der Kommunikation zur Verfügung steht.
Die Wissenschaft fordert eine verstärke Vernetzung zwischen einzelnen Strukturen und die Verwendung von Netzwerksystemen. Das Vorhandensein und der Gebrauch von diversen Netzwerkaktivitäten wird von potenziellen Mitarbeitern die sich in ein Unternehmen
integrieren
möchten
beinahe
schon
wie
selbstverständlich
vorausgesetzt (vgl. Holzer, 2006, S. 5).
Gemeinschaftsportale Gemeinschaftsportale, Online-Kontaktnetzwerke bzw. Online Community sind Ausprägungen von informellen und formellen Beziehungen die in den letzten Jahren enorm an Ansehen und Bedeutung gewonnen haben. Eine Online Community ist „eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Affinität teilen, dessen Aufrechterhaltung jedoch nicht abhängig von physischer Interaktion oder einem gemeinsamen Standort ist.“ (Barnatt, 1998; zitiert nach Messerschmidt, Berger und Skiera, 2010, S. 97) Diese
Netzwerkgemeinschaften
Beziehungen.
Durch
gewisse
charakterisieren
die
Vorstufe
Netzwerkverbindungen
von
entstehen
sozialen solche
Gemeinschaftsprotale die ein bestimmtes Thema verfolgen, in denen man sich austauscht, miteinander diskutiert und in Kontakt treten kann. Immer mehr Unternehmungen setzen auf Online Communities und gebrauchen diese als ein Marketinginstrument (vgl. Jooss, Egger, Hinterholzer, und Bretbacher, 2011, S. 297). Wenn sich ein Unternehmen dazu entschließt eine Online Community zu errichten, dann muss es sich darüber im Klaren sein sich ständig mit dieser Plattform beschäftigen zu müssen. Denn Online-Plattformen leben davon, dass tagtäglich neue Themen gepostet und der Öffentlichkeit als Diskussionsmöglichkeit angeboten werden. Via Chats, Foren und/oder dem Instant-Messenger ist es den Menschen die dieser Community beitreten möglich, sich gegenseitig auszutauschen und deren Wissen Preis zu geben bzw. deren Meinung Kund zu tun (vgl. Dittler, Kindt, und Schwarz, 2007, S. 8). Somit stellen Online-Communities eine Erneuerung sozialer Systeme dar, die es bisher in dem Vorhandensein von Netzwerken noch nicht gegeben hat (vgl. Dittler, Kindt, und Schwarz, 2007, S. 8).
Jedes Individuum kann frei entscheiden ob es einer Online-Community beitreten möchte oder nicht. Sollte es sich dafür entscheiden, kann es seine eigene persönliche Profilseite erstellen und Angaben anführen, die es der Öffentlichkeit gerne Preis geben möchte. Es ist dem User möglich durch das Erstellen einer Profilseite auch Profilseiten anderer Community-User einzusehen und somit Informationen über sie zu bekommen. Wenn man gerne mit jemanden näher in Kontakt treten möchte, so kann man dies ohne weiteres per Mausklick tun – und somit entstehen soziale webbasierte Netzwerke. (vgl. Messerschmidt et al., 2010, S. 97) Zu
Beginn
der
Entstehung
von
Online-Communities
waren
es
vorrangig
Unternehmen die eine dieser Plattformen eröffneten, um somit auf sich aufmerksam zu machen bzw. bestimmte Themenbereiche zu posten. Das heißt es waren vorwiegend nur Konsumenten oder Interessenten die sich solch
einer
Community
anschlossen.
Myspace
beispielsweise wurde gegründet weil es den Schwerpunkt bei Musikern hatte und StudiVZ und Facebook stellten grundsätzlich Plattformen für Studenten dar. Als sich jedoch auch andere, nicht studierende Personen anmeldeten, einfach weil sie Bekannte in ihren Freundeskreis hatten die Studenten sind, wurde diese Community weiter eröffnet und somit für jedermann zugänglich. Sehr viele weitere Plattformen, auch ohne definierte Zielgruppe, kamen auf den Markt, wie zum Beispiel Wer-kennt-wen und fanden in der Gesellschaft Anklang. Sie profitierten von der Neugier und dem Bedürfnis der Kunden sich in soziale webbasierte Netzwerke zu integrieren, um einen Austausch mit anderen Personen über das Internet zu wagen (vgl. Messerschmidt et al., 2010, S. 97)
Heutzutage könnte man sich ein Leben ohne soziale Netzwerke nicht mehr vorstellen. Eine Vielzahl der Erdbewohner ist Mitglied in nicht nur einer Online-Community und tauscht sich tagtäglich mit Menschen auf der ganzen Welt aus. Dahingehend hat auch der Schutz der Privatsphäre an Bedeutung gewonnen. Somit ist es jedem User selbst überlassen welche Informationen er über sich selbst gerne angeben
und
der
Öffentlichkeit
zeigen
möchte.
Hierzu
gibt
es
diverse
Einstellungsoptionen, die ein User individuell gebrauchen kann. Außerdem ist es dem Benutzer möglich Einschränkungen zu treffen, beispielsweise wer welche
Informationen sehen darf und für wen sie „unsichtbar“ bleiben sollen. Der Konsument kann „Gruppen“ bilden, Freundeslisten und Fotoalben erstellen (vgl. Messerschmidt et al., 2010, S. 100).
Folgende Grafik erläutert die unterschiedlichen Funktionen von Online-Communities genauer und unterteilt sie in sechs Gruppen. Die Reihenfolge zeigt einen typischen Verlauf auf, der jedoch nicht unbedingt eingehalten werden muss.
Abbildung 8: Funktionalitätsgruppen in Online-Communities (Messerschmidt et al., 2010, S. 101)
Betrachtet man sich beispielsweise facebook, als einen Gebrauch von den unterschiedlichsten Online-Communities, näher so zeigt sich folgendes Bild: Facebook existiert seit ungefähr fünf Jahren und nimmt heute bereits einen festen Bestandteil im Leben bzw. Alltag von Millionen von Personen ein. 2011 verzeichnete die Internetplattform über 500 Millionen aktive User, wovon die Hälfte tagtäglich eingeloggt
ist
(vgl.
http://derstandard.at/1293370568242/Grafik-Der-Facebook-
Wahnsinn-in-Zahlen, Zugriff am 28.12.2011). Beleuchtet man wie Millionen von Nutzern mit facebook umgehen, so erhält man erstaunliche Daten. Die höchste Benutzerzahl scheint in den USA auf, wo bereits rund 70 % dieser Online-Community beigetreten sind. Laut statistischen Angaben sind mehr als 30 % der User über 35 Jahre alt und 28 % der Facebook-Nutzer gehen via Smartphone oder Notebook online bevor sie morgens aufstehen. Gleich nach dem Aufwachen gehen rund 48 % der zwischen 18 und 34-jährigen in facebook online. (vgl. http://derstandard.at/1293370568242/Grafik-Der-Facebook-Wahnsinn-inZahlen, Zugriff am 28.12.2011).
Im Jahr 2010 war das Schlagwort facebook mit 2,11 % der am häufigsten gesuchte Begriff im World Wide Web. Aus der Untersuchung geht weiteres hervor, dass bereits mehr Menschen via facebook miteinander „sprechen“, als sie es im realen alltäglichen
Leben
tun
(vgl.
http://derstandard.at/1293370568242/Grafik-Der-
Facebook-Wahnsinn-in-Zahlen, Zugriff am 28.12.2011).
Wenn man sich genauer betrachtet was alles auf facebook passiert, erläutert die Studie hierzu folgende Zahlen: Alle 20 Minuten werden um die eine Million Links geteilt, ungefähr 1,6 Millionen Mal auf die Pinnwand von Freunden eine Nachricht hinterlassen, 1,8 Millionen Updates des eigenen Status gemacht, circa 2 Millionen Freundschaftsanfragen ausgesendet, ungefähr 1,5 Millionen Einladungen zu diversen Events an Freunde und Co verschickt, 1,3 Millionen User auf Fotos markiert und
10
Millionen
Kommentare
verfasst
(vgl.
http://derstandard.at/1293370568242/Grafik-Der-Facebook-Wahnsinn-in-Zahlen, Zugriff am 28.12.2011).
Betrachtet man sich das Bild von facebook in Deutschland genauer, so hängt facebook alle anderen Social Netzwork-Konkurrenten deutlich ab. 47 % der deutschen
Internetnutzer
sind
facebook-User
(vgl.
http://www.media-
spectrum.de/Nachrichten/100/3182/Facebook-haengt-Social-Network-Konkurrenzab.html, Zugriff am 28.12.2011).
Folgende Grafik erläutert die Top-10 der Online-Communities in Deutschland genauer:
Abbildung 9: Die Top 10 der Online-Communities
Facebook, Twitter und Co. nehmen somit schon sehr häufig einen bedeutenden Stellenwert im Leben von Community-Usern ein. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn diese neuen Medien sind zwar praktisch in der Anwendung und stehen meist relativ rasch zur Verfügung, haben jedoch auch ihre Schattenseiten (vgl. http://www.ak-tirol.com/online/facebook-twitter-co55601.html?mode=711&STARTJAHR=2008, Zugriff am 29.12.2011).
Gemeinschaftsportale bieten zwar eine optimale Möglichkeit für Unternehmungen bestimmte
Produkte
oder
Marken
in
den
Köpfen
von
unterschiedlichen
Personengruppen zu verankern und dadurch auf sich aufmerksam zu machen, sie stellen jedoch auch eine Gefahr für die im Unternehmen beschäftigten Personen dar, wenn sich beispielsweise das Unternehmen Informationen via Online Plattformen über deren Mitarbeiter einholt oder sich dieser Communities bedient, um sich vorab ein Bild über potenzielle Bewerber zu verschaffen. Daher sollte unbedingt darauf Wert gelegt werden, sich genau zu überlegen, welche Meldungen, Fotos, etc. man der
Öffentlichkeit
Preis
gibt
(vgl.
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/399116_FacebookTwitter-und-Co-am-Arbeitsplatz.html, Zugriff am 29.12.2011).
Sehr viele Unternehmungen haben diese Gemeinschaftsportale noch nicht gebloggt oder machen es mit Absicht nicht, um zu analysieren wie häufig Mitarbeiter Facebook, Twitter und Co. nicht wiederstehen können und sich während der Arbeitszeit einloggen.
Gemeinschaftsportale stellen ein rasches Medium dar, in dem man schnell und einfach Informationen in das World Wide Web stellen kann, so wie beispielsweise Statusmeldungen posten die den aktuellen Job, Arbeitskollegen, den Vorgesetzten, etc. betreffen – wobei sehr behutsam vorgegangen werden muss – denn wenn man zu unüberlegt und zu unvorsichtig diverse Meldungen hineinstellt, könnte dies unangenehme Folgen mit sich bringen (vgl. http://www.ak-tirol.com/online/facebooktwitter-co-55601.html?mode=711&STARTJAHR=2008, Zugriff am 29.12.2011). Häufig vergessen Mitarbeiter zum Beispiel dass die jeweilige Unternehmung bei der sie beschäftigt sind ebenfalls ein Mitglied dieser Community sein könnte und begehen einen großen Fauxpas wenn sie gegebenenfalls Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse öffentlich posten, oder über das Image der Firma sprechen (vgl. http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/399116_FacebookTwitter-und-Co-am-Arbeitsplatz.html,
Zugriff
am
29.12.2011).
Literaturverzeichnis Brink, A., Ernst-Auch, U. & Faber, M. (2011). MLP Berufs- und Karriere-Planer Wirtschaft 2011/2012: Für Studenten und Hochschulabsolventen. 14. Auflage. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH: Gabler Verlag.
Dittler, U., Kindt, M. & Schwarz, Ch. (2007). Online-Cummunities als soziale Systeme. Wikis, Weblogs und Social Software im E-Learning. Münster: Waxmann Verlag GmbH
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Grimm, S. (2004). Marketing für High-Tech-Unternehmen. Wie Sie Markt- und Technologiezyklen
strategisch
nutzen
und
beeinflussen.
Wiesbaden:
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/GWV Fachverlage GmbH.
Holzer, B. (2006). Netzwerke. Sichten. Soziologische Themen. Bielefeld: transcript Verlag.
Jooss, M., Egger, R., Hinterholzer, T. & Bretbacher, M. (2011). Handbuch neuer Medien im Tourismus. Wien: LIT Verlag GmbH & Co. KG.
Messerschmidt, C.M., Berger, S.C. & Skiera, B. (2010). Web 2.0 im Retail Banking. Einsatzmöglichkeiten, Praxisbeispiele und empirische Nutzeranalyse. Wiesbaden: Gabler Verlag.
Schmich, D.L. (2011). Erfolgreicher Karrierestart. Die besten Initiativstrategien für Hochschulabsolventen im verdeckten Stellenmarkt. Wiesbaden: Gabler Verlag, Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
Internetlinks: http://www.media-spectrum.de/Nachrichten/100/3182/Facebook-haengt-SocialNetwork-Konkurrenz-ab.html, Zugriff am 28.12.2011
http://derstandard.at/1293370568242/Grafik-Der-Facebook-Wahnsinn-in-Zahlen, Zugriff am 28.12.2011
http://www.ak-tirol.com/online/facebook-twitter-co55601.html?mode=711&STARTJAHR=2008, Zugriff am 29.12.2011
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/399116_FacebookTwitter-und-Co-am-Arbeitsplatz.html, Zugriff am 29.12.2011
Laiensysteme (Slapnik Bettina, MA) Einleitung Das Laiensystem wird dargestellt als persönliches, nichtmedizinisches Beratungs- u. Behandlungssystem,
für
gesundheitliche
Ratschläge.
Dazu
zählen
z.B.
krankheitserfahrene Freunde, Verwandte, Familienmitglieder, aber auch andere Netzwerke wie Drogerien, Fitness-Center, Saunen, Bücher zur Gesundheitspflege, zu
„alternativen“
Heilmethoden
u. a.
(vgl.
http://www.imedo.de/medizinlexikon/laiensystem, 27.11.2011).
Die traditionelle Patientenrolle „Die älteste Beziehungsdefinition zwischen Patienten und Professionellen im Gesundheitswesen, und hier vor allem zwischen Arzt und Patient, ist im „benevolenten Paternalismus“ zu sehen, in dem der Arzt durch sein Wissensmonopol die ausschließliche Entscheidungsmacht über Indikation und Intervention erhält, während sich der Patient diesen Entscheidungen als erduldender, unmündiger und passiv leidender Kranker zu fügen hat“(Dierks & Schwartz 2003, 317).
Der Patient als Koproduzent von Gesundheit „Der Patient übernimmt in diesem Rollenmodell als „beteiligter Experte“ durch seine Mitwirkung am Prozeß der medizinischen Dienstleistung selbst aktiv Leistungen, und trägt durch seine Mitarbeit wesentlich zur Prozeß- und Ergebnisqualität des Leistungsgeschehens bei“ (Dierks & Schwartz 2003, 317).
Das Potential der Laien bzw. der Patienten stellt eine große soziale, politische und auch ökonomische Ressource für das Gesundheitssystem dar. Denn, „ein modernes Gesundheitssystem kommt ohne eine aktive Mitwirkung der Leistungsadressaten, also der Laien bzw. Patienten, nicht aus“ (Trojan 2003, 321). Nachfolgend einige Hintergründe:
• Die Zunahme chronischer und psychischer Erkrankungen welche ein „Leben mit der Krankheit“ erfordern, • Unzufriedenheit mit dem bestehenden Strukturen des Gesundheitssystems, • die finanzielle Situation der Bürger bzw. der Patienten, • und die veränderten Wünsche, Einstellungen und Erwartungen der jeweiligen Patienten. Das sogenannte Laiensystem für die Medizin hat seinen Ursprung in der medizinsoziologischen Literatur im Bewältigungsverhalten (Coping) des einzelnen Patienten sowie seiner sozialen Unterstützung. In diesem Fall wird der Laie als sogenannter Akteur erkannt, während er im Vorfeld nur als passiv Leidender dargestellt wurde. Ende der 70iger Jahre entstand durch Badura das System der dualen Gesundheitssicherung. Dual deshalb, da durch dieses System neben den schon bestehenden Makrostrukturen der öffentlichen Gesundheitsversorgung auch ein zweites System auf der Mikroebene entstand. Nämlich das der gegenseitigen und ehrenamtlichen Hilfe. Demzufolge werden im sogenannten Laiensystem Gesundheitsleistungen ohne die Beteiligung des Staates erbracht.
Formeller und Informeller Bereich Im informellen Bereich sind Selbsthilfegruppen sowie der Haushalt und deren primäre Netzwerke der Unterstützung und Hilfe angesiedelt. Im zweiten Bereich dem sogenannten Non- Profit Bereich befinden sich staatliche oder kommunale Versorgungseinheiten. Und im dritten Bereich befindet sich neben dem Haushalt mit all
seinen
Netzwerken
auch
der
Markt-
Sektor.
Die
Bedarfsdeckung
an
gesundheitlichen Leistungen kann nun in jedem dieser drei eben genannten Bereiche erfolgen, wobei jeder seine eigenen Vorteile mit sich bringt. Die staatliche Versorgung ist beispielsweise sicher und auch flächendeckend, wobei der informelle Bereich in Form von sozialer Unterstützung die größere emotionale Nähe und Geborgenheit mit sich bringt.
Neben psychosozialen Aspekten bspw. in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient spielt auch die Patientenautonomie eine immer größer werdende Rolle. Dabei wünschen sich Patienten vor allem:
• eine eher partnerschaftliche Beziehung zum Arzt, • sie wollen als Mensch behandelt werden, • sie wollen als Experten für ihren eigenen Körper angesehen werden • und sie wollen ernst genommen werden. Somit zeigt sich also seitens der Patienten ein starker Wunsch nach mehr Autonomie und Mitsprache. Die individuelle Vorsorge zeigt sich vor allem in den nachfolgenden Bereichen sehr stark: • Entspannung • Fitness • Alkohol und Nikotinverzicht • Größere Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen wie bspw. Massagen oder ganze Kuraufenthalte • Disziplin im Alltag
Abb. 1: Das Laiensystem als Teil des sog. Dritten Sektors: Trojan 2003, 323.
Um dieses schier unendliche Potenzial der Laien zu fördern bedarf es gezielter Maßnahmen im Bereich der Selbsthilfe und Netzwerkförderung. D.h. es erscheint als sehr sinnvoll den Bereich der Selbsthilfebereitschaft zu unterstützen und weiter zu entwickeln. Vor allem im Bereich der Pflege durch die Angehörigen (vgl. Trojan 2003).
Die wachsende Bedeutung des Laiensystem In der heutigen Zeit kommt die Gesundheitsversorgung gar nicht mehr ohne die Eigenverantwortung der Patienten bzw. Laien aus. D.h. der Einfluss von Selbsthilfe und Eigenverantwortung und das professionelle Gesundheitssystem ergänzen einander positiv. Denn ein überaus großer Anteil von Krankheiten wird im Laiensystem, also durch Selbsthilfe behandelt und auch bewältigt. Aber auch die psychosoziale Versorgung stößt sehr schnell an ihre Grenzen wenn sie den Laien, also den Patienten und seine Umgebung nicht mit ein bezieht (vgl. Borgetto & Trojan 2007). Darüber hinaus steigt der Bedarf an Versorgungsleistung aufgrund von chronischen Erkrankungen und oder Behinderungen immer weiter an. Auch die demografische Altersentwicklung unserer Gesellschaft sowie die sinkende Leistungsfähigkeit sozialer Netzwerke in der Familie, Nachbarschaft oder im Freundeskreis tragen nicht unwesentlich dazu bei (vgl. Borgetto et al. 2011).
Gesundheit und Laiensystem Durch die ständige Wissensanreicherung im Bereich von Wissenschaft und Forschung bildeten sich in unserer Gesellschaft auch zwei voneinander getrennte Vorstellungen bzw. Erfahrungswelten im Hinblick auf Gesundheit und Krankheit. Zum einen gibt es die Laienwelt, welche in meist überlieferten Kategorien denkt und zum anderen gibt es die professionelle Welt der Medizin. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien belegt jedoch, dass der größte Teil der Erkrankungen im Laiensystem, also unter Ausschluss von Experten bewältigt wird. Das Laiensystem fungiert also als eine Art Filtersystem zu professioneller medizinscher Unterstützung und Hilfe (vgl. Hörmann 2006).
Gründe für die Neubewertung und Wiederentdeckung der Selbsthilfe: • Leistungsmängel im Bereich des Systems der Gesundheitsversorgung, • die Finanzierungsprobleme des Gesundheitssystems, • sinkende Akzeptanz der professionellen Dienstleistungsgewährung • und Probleme im Bereich der Steuerung der Gesundheitspolitik.
Aus diesen Schwachpunkten heraus kam es zu Trends wie Ökonomisierung, Verrechtlichung, Bürokratisierung sowie zur Überprofessionalisierung des gesamten Gesundheitssystems. In Anbetracht dessen, wird bspw. in Deutschland immer wieder versucht anhand von sogenannten Public Health Projekten eine „Beteiligung von Patienten an der Versorgungsgestaltung“ herbei zu führen. Vordergründig geht es dabei um die Beziehung zwischen Laien und Experten im Bereich der Gesundheitsversorgung und darum gegebenenfalls Handlungs- und Gestaltungsspielräume zu entwickeln. Weiters natürlich auch hierbei wieder um die „Chancen der Selbsthilfe in den verschiedenen Kontexten der Versorgung“ besser zu nutzen. Damit stellen Selbsthilfe sowie Netzwerkförderung Kernelemente der Strategie der Gesundheitsförderung und Prävention dar. Zudem zeigten epidemiologische Studien, dass unter Einbindung der Mitglieder verschiedener Netzwerke mit einer geringeren Krankheitshäufigkeit sowie einer höheren Lebenserwartung zu rechnen ist. Heut zu Tage wird genau aus diesem Grund auch von „sozialem Kapital“ gesprochen. Beispielsweise aufgrund dessen, dass in sozialen Netzwerken Vertrauen und Normen sowie die gegenseitige Hilfe eine überaus große Rolle spielen. Die Beteiligung der Bürger als sogenannte Laien in der Gesundheitsversorgung wächst somit stetig.
Am wichtigsten hierbei ist jedoch, dass durch gesundheitliches Vorsorgeverhalten Krankheiten vermieden werden können und durch verbesserte Kommunikation wird der informierte Patient so zu sagen zum Partner in der weiteren Behandlung oder Therapie.
Denn aufgrund seines eigenen „Mittuns“ gestalten sich Therapie sowie Rehabilitation meist
erfolgreicher.
Darüber
hinaus
entlasten
pflegende
Angehörige
oder
ehrenamtliche Helfer in Form von Selbsthilfegruppen den Staat in nicht unerheblicher Weise. Vor allem Selbsthilfegruppen, denn sie aktivieren Bereiche der gegenseitigen Hilfe. Somit kann unter diesen Aspekten von einer starken Patienten- und Bürgerbeteiligung am gesamten Gesundheitswesen gesprochen werden (vgl. Trojan 2011).
Das medizinsoziologische Modell der Patientenkarriere stellt fest: „ehe ein Patient zum Arzt kommt, hat er seine Selbstdiagnose gestellt, ob eine bestimmte Empfindung oder ein Ereignis als Symptom aufzufassen ist. Er hat einige Entscheidungen im Rahmen des Laiensystems getroffen, und erst am Ende einer Vielzahl verschiedener Schritte steht der Gang zum Arzt“ (Troschke 1998, 552). Dies bestätigt wiederum, dass nicht alle Beschwerden sofort in Zusammenhang mit einer Konsultation des Arztes einhergehen, sie werden vielmehr vorab im System oder Netzwerk der Laien behandelt. Sei es durch Hausmittel oder frei zugängliche Arzneimittel aus der Apotheke. Angaben zu Folge erscheint diese Methode der Selbstbehandlung in über 90% der Fälle erfolgversprechend zu sein (vgl. Troschke 1998).
Laienkonzepte von Gesundheit Hinter diesem Begriff, versteckt sich die persönliche Auffassung sowie die jeweilige Definition von Gesundheit und persönliche Sichtweisen in Bezug auf die Ursachen und Bedingungen im Kontext zu Gesundheit. Diese werden auch als „subjektive Theorien“ der Gesundheit bezeichnet. Die Wichtigkeit solcher Konzepte wird in nachfolgenden Gründen dargestellt: • Sie befassen sich mit globalen Vorstellungen wie Gesundheit entsteht, bzw. aufrechterhalten bleibt. Besonders im Hinblick auf die Eigenverantwortung. • Die Vorstellungen des Laien in Bezug auf seine eigene Möglichkeiten und Erfolgsaussichten hinsichtlich Prävention, entscheiden auch maßgeblich ob bestimmte Präventionsmaßnahmen von Experten auch Anklang finden.
Informelle Gesundheitssysteme Bei primären sowie sekundären Gesundheitssystemen handelt es sich somit um sogenannte informelle bzw. Laiensysteme oder Netzwerke, während tertiäre Netzwerke eher formellen Charakter haben. Primäre Netzwerke bestehen aus Familie, Verwandtschaft, Freunden, Bekannten, Nachbarschaft, Schule oder Arbeitsstätte sowie auch aus informellen Kleingruppen wie bspw. Selbsthilfegruppen oder Freizeitgruppen.
Sekundäre Netzwerke wiederrum bestehen aus frei zugänglichen Einrichtungen oder Initiativen wie Vereinen und Organisationen mit sozialpädagogischen Hintergrund, Gewerkschaften oder Umweltschutzverbänden. Somit
gehören
zu
primären
Gesundheitsselbsthilfegruppen,
Netzwerken
welche
wie
vorrangig
eben
durch
erwähnt
folgende
auch
Merkmale
charakterisiert werden können: • Es gibt Betroffenheit unter den Beteiligten aufgrund eines gemeinsamen Problems, • eher geringe bzw. keine Mitwirkung professioneller Helfer, • sie sind nicht auf Gewinn ausgerichtet, • sie verfolgen ein gemeinsames Ziel, nämlich das der Selbst- oder Fremdveränderung • und in Bezug auf ihre Arbeitsweise, arbeiten Selbsthilfegruppen mit Augenmerk auf Gleichberechtigung und gegenseitiger Hilfe.
Ihr Arbeitsspektrum gliedert sich in nachfolgende Punkte: • krankheitsbezogenen Selbsthilfegruppen, hierbei geht es vordergründig um die
gemeinsame
Bewältigung
bspw.
chronischer
Krankheiten
oder
Behinderungen, • lebensphasenorientierten Zusammenschlüssen bei denen es vorwiegend um die Bewältigung psychischer und sozialer Probleme geht, • präventive Zusammenschlüsse zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens, • und Zusammenschlüsse um Umweltschutz zu fördern, bspw. gegen Mülldeponien oder Kernkraftwerke. Eine Untersuchung des Robert Koch Instituts kam zu dem Ergebnis, dass es allein in Deutschland ca. 70.000- 100.000 Selbsthilfegruppen mit insgesamt ca. 3 Millionen Mitwirkenden gibt. Dies wiederrum ist zurück zu führen auf Faktoren wie den Anstieg von chronischen und psychischen Erkrankungen oder die strukturelle Veränderung in familiären Beziehungen (vgl. Wallner 2006).
Fazit „Die Rollen von Nutzern im Gesundheitswesen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Paternalismus und Autonomie, zwischen Sozialstaat und freiem Markt, zwischen Ausschluß und Partizipation, zwischen Passivität und Engagement, zwischen Nicht- Wissen und Expertenschaft, zwischen Verschleierung und Transparenz und nicht zuletzt zwischen Ignoranz und Unterstützung“ (Dierks & Schwartz 2003, 320).
Literaturverzeichnis: • Borgetto, B/ Kern, A/ Nübling, M (2011): Psychosoziale und medizinische Wirkungen von Rheuma- Funktionstraining und Gesprächskreisen der Rheuma- Liga Baden- Württemberg. In: Borgetto, B/ Stößl, U (Hrsg.): Gemeinschaftliche Selbsthilfe und medizinische Versorgung rheumakranker Menschen. LIT Verlag: Berlin. S- 18- 106. •
Borgetto, B/ Trojan, A (2007): Versorgungsforschung und Laiensystem. In: Janßen,
C/
Borgetto,
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Heller,
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(Hrsg.):
Medizinsoziologische
Versorgungsforschung. Theoretische Ansätze, Methoden, Instrumente und empirische Befunde. Juventa: Weinheim, München. S- 25- 49. •
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• Hörmann, G (2006): Beratung und Gesundheit. In: Steinebach, C (Hrsg.): Handbuch psychologische Beratung. Klett- Cotta: Stuttgart. S- 57- 70. •
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• Wallner, H (2006): Gesundheitswissenschaft. Eine Einführung in Grundlagen und Praxis. 4. Auflage. Kohlhammer: Stuttgart.
Internet: • http://www.imedo.de/medizinlexikon/laiensystem, [27.11.2011]
Rechtsgrundlagen – Reformpool (Martinz Hannes, BA) Einleitung Österreich
weist
mit
einer
Gesundheitsausgabenquote
von
10,3%
des
Bruttoinlandsprodukts die fünfthöchste Quote unter den OECD- Ländern auf (2007). Vor allem die Spitalslastigkeit des Gesundheitswesens stellt hier ein Hindernis zur Erreichung der Ausgewogenheit zwischen Mitteleinsatz und gesundheitsbezogenen Leistungsergebnissen dar: die Pro- Kopf-Ausgaben der stationären Versorgung lagen um mehr als 35% und die Bettendichte um rund 50% über dem EU-15 Durchschnitt (Habl & Bachner, 2010). Auch der Bettenumschlag (Stationäre Patienten je Bett) ist in Österreich vergleichsweise hoch (47 Patienten pro Akutbett im Jahr 2005, der EU-Schnitt liegt bei 40), woraus eine niedrige Verweildauer resultiert. Als Hintergrund der kurzen Verweildauer wird das System der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) diskutiert, welches den Anreiz gibt, Patienten nicht länger als medizinisch notwendig im Krankenhaus zu belassen. An sich wäre dies nach Ansicht von Czypionka, Kraus und Röhrling (2008a) produktivitätssteigernd, allerdings liegt Österreich mit seiner Bettendichte von 778 Betten pro 100.000 Einwohner im europäischen Spitzenfeld, d.h. unsere im EU- Vergleich überdurchschnittlich zahlreichen Spitalsbetten sind auch noch gut ausgelastet: „Die Kombination von überdurchschnittlicher Bettenausstattung und überdurchschnittlicher
Umschlagsrate
resultiert
in
einer
enorm
hohen
Spitalsnutzung“ (Czypionka et al., 2008a, S. 3). So schrieb der Rechnungshof in seinem Tätigkeitsbericht 2001: „Mit einer Angleichung der Bettendichte in Österreich an den europäischen Durchschnitt könnten 16 900 Akutbetten eingespart und 2,9 Mrd EUR aus dem stationären in den ambulanten und niedergelassenen Bereich umgeschichtet werden. Allerdings wären hiezu die strukturellen Voraussetzungen in anderen Sektoren des Gesundheitswesens zu schaffen“ (Rechnungshof, 2002, S. 20). Das bedeutet mit anderen Worten, dass Mittel, welche im Spitalsbereich gebunden sind, nicht einfach umgeschichtet werden können, ohne dass eine dementsprechende Strukturanpassung erfolgt. Dabei muss hier auf den extramuralen Bereich verwiesen werden, welcher nicht nur für sich selbst Einsparungspotentiale besitzt,
sondern
auch
insgesamt
–
nach
entsprechendem
Umbau
des
Gesundheitswesens – den Schlüssel für Einsparungen im Gesundheitswesen
darstellen soll. Die Effizienz einzelner Sektoren zu erhöhen – und zwar bei gleichbleibender Qualität – stellt dabei eine wichtige Maßnahme dar, um mit den zur Verfügung stehenden Steuermitteln und Beiträgen sparsam umzugehen. Die Kombination der Nutzung von betriebswirtschaftlichen Einsparungspotentialen in Krankenhäusern und eine Verschiebung von Leistungen in den ambulanten Bereich, kann nach Czypionka, Kraus, Riedel, Röhrling und Schnabl (2007) im primären Versorgungssektor dazu beitragen, dass teure Krankenhausleistungen erst gar nicht in Anspruch genommen werden. Nach Ansicht der Autoren kommt der Integration der Versorgung eine zentrale Bedeutung zu, zumal sie maximale allokative Effizienz ermöglicht.
Dazu
sind
Investitionen
in
indikationsspezifische
sowie
indikationsunspezifische Formen einer integrierten Versorgung vonnöten, welche in Österreich bereits z.B. im Rahmen von Reformpoolprojekten entwickelt wurden. Dieser Reformpool, welcher auf die Gesundheitsreform 2005 zurückgeht, soll im vorliegenden Artikel beschrieben werden.
Gesundheitsreform 2005 Ausgangspunkt des Reformpools ist die Gesundheitsreform 2005: Zur Sicherstellung der
Finanzierbarkeit
des
Österreichischen
Gesundheitswesens
sollte
die
Gesundheitsversorgung besser abgestimmt und sektorenübergreifend geplant, finanziert und gesteuert werden (Benesch, 2008). Um die Steigerung der Ausgaben zu
dämpfen,
musste
Gesundheitswesens
zwei
wesentlichen
gegengesteuert
Schwächen
werden:
zum
des
einen
österreichischen der
fehlenden,
ganzheitlichen sektoren- und regionenübergreifenden Planung, zum Anderen dem dualen Finanzierungssystem ohne Möglichkeit des Ausgleichs. „Das österreichische Gesundheitswesen ist seit Jahrzehnten durch eine strikte Trennung der beiden Sektoren (intramuraler und extramuraler Bereich) gekennzeichnet. Dieser Dualismus hat dazu geführt, dass es nicht nur keine Abstimmung zwischen diesen beiden Bereichen gibt, sondern dass sie zueinander in einem Konkurrenzverhältnis stehen“ (Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend [BMGFJ], kein Datum, S. 1). Im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen kam es 2005 zu einer Einigung zwischen Bund und Ländern und wurde als Vereinbarung gemäß 15a B-VG (Bundesverfassungsgesetz)
über
die
Organisation
und
Finanzierung
des
Gesundheitswesens (im Folgenden 15a- Vereinbarung) fixiert. Angestrebt wurde
damit eine engere Zusammenarbeit zwischen Sozialversicherung und Länder sowie die stärkere Einbindung weiterer Akteure des Gesundheitswesens wie beispielsweise KA- Träger, Ärztekammer, Patientenvertretung etc. (BMGFJ, kein Datum). Die Vereinbarung hatte eine Laufzeit von 2005 bis 2008 und wurde in der Folge von 2008 bis 2013 im Nationalrat weiter verlängert. Im Wesentlichen waren mit der Reform folgende Zielsetzungen verbunden (Bundesministerium für Gesundheit [BMG], kein Datum): • Überwindung
der
strikten
Trennung
der
einzelnen
Sektoren
des
Gesundheitswesens und Erreichung einer besseren Abstimmung in der Planung, Steuerung und Finanzierung des gesamten Gesundheitswesens • Längerfristige
Sicherstellung
Gesundheitswesens
durch
der
Finanzierbarkeit
Maßnahmen
zur
des
österreichischen
Kostendämpfung
und
Effizienzsteigerung bzw. Steuerung im Gesundheitswesen • Unterstützung von Vorsorgemaßnahmen und flächendeckende Sicherung und Verbesserung der Qualität im österreichischen Gesundheitswesen Die 15a- Vereinbarung ist Grundlage für die Verankerung von Ansätzen, welche die Koordination und Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheitswesen verbessern soll
(BMG,
2010).
Mit
dem
Ziel,
eine
Gesamtverantwortung
der
Gebietskörperschaften und der Sozialversicherungen für die Finanzierung der Gesundheitsversorgung wahrzunehmen, wurden Landesgesundheitsfonds mit Gesundheitsplattformen auf Länderebene und eine Bundesgesundheitsagentur mit der Bundesgesundheitskommission zur Planung und Steuerung des gesamten Gesundheitswesens (intra- und extramural) eingerichtet (BMG, kein Datum). Dabei sind in der Bundesgesundheitskommission der Bund, die Bundesländer, die Sozialversicherung, konfessionellen
Interessensvertreter
Krankenanstalten,
der
der
Städte
und
Gemeinden,
Patientenvertretungen
und
der der
Österreichischen Ärztekammer sowie einigen weiteren Institutionen vertreten. Geführt
werden
die
Geschäfte
der
Bundesgesundheitsagentur
vom
Bundesministerium für Gesundheit. Als Ziel der Koordinierungsaktivitäten zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen wird dabei die Sicherstellung eines hohen Leistungsniveaus verbunden mit einem bestmöglichen Mitteleinsatz angeführt (BMG, 2010). Auf Länderebene haben die Landesgesundheitsfonds etwaige Vorgaben und Grundsätze der Bundesgesundheitsagentur näher zu spezifizieren. Sie finanzieren
den laufenden Betrieb von Krankenhäusern mit Öffentlichkeitsrecht nach dem System der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF). Sie werden dabei aus Mitteln des Bundes, des Landes und der Gemeinden, sowie aus Beiträgen der Sozialversicherung gespeist (BMGFJ, 2008; Kärntner Gesundheitsfonds [KGF], 2008). Die Sozialversicherungen führen dabei einen, an die Beitragsentwicklung angepassten, Pauschalbetrag an die Landesgesundheitsfonds ab. Dadurch sind alle Spitalsleistungen für krankenversicherte Personen abgegolten. Allerdings führt diese Konstruktion auch dazu, dass den Sozialversicherungen die Mitsprache in Spitalsangelegenheiten weitgehend entzogen ist (Czypionka et al., 2008a). Neben den Mitteln der Sozialversicherung fließen auch private Mittel in die Finanzierung ein, wie etwa aus Kostenbeiträgen oder privaten Krankenversicherungen. Allerdings ist die leistungsorientierte Abrechnung über das LKF- System nicht kostendeckend ausgestaltet und daher ist es den Fonds- Spitälern meist nicht möglich, positiv zu bilanzieren (Czypionka, Kraus, & Röhrling, 2008b). „Die dadurch entstehende Finanzierungslücke der Spitäler oder auch ‚Betriebsabgang‘ genannt, muss i.d.R. vom Spitalseigentümer (z.B. Land, Gemeinde, Ordensgemeinschaft) gedeckt werden“ (ebd., S. 2). Investitions- und Erhaltungskosten sind in der Regel von den jeweiligen Krankenanstaltenträgern selbst zu tragen (Potocnik, 2006), auf Ansuchen der Spitäler und nach Beschluss der in der Gesundheitsplattform gewährt der Landesgesundheitsfonds jedoch Investitionszuschüsse (Czypionka et al., 2008b). In den Landesgesundheitsplattformen sind Vertreter des jeweiligen Landes, die Träger der Sozialversicherungen (ohne Stimmrecht), der Ärztekammer, der Interessensvertretungen der Städte und Gemeinden und der Krankenanstaltenträger repräsentiert (ebd.). Die Aufgaben der Landesgesundheitsplattformen bestehen aus drei Kernbereichen (BMG, kein Datum): 1. Der Kernbereich intramural setzt sich aus den Aufgaben der bestehenden Landesfonds
und
jener
neuen
Aufgaben
zusammen,
die
in
den
ausschließlichen Krankenanstaltenbereich fallen. 2. Der Kernbereich extramural setzt sich aus den Aufgaben zusammen, die ausschließlich den niedergelassenen Bereich betreffen. 3. Der Kooperationsbereich umfasst die zwischen dem extramuralen und dem intramuralen Bereich abzustimmenden Aufgaben. Dabei muss zwischen Land und den jeweiligen Sozialversicherungsträgern Einvernehmen hergestellt werden.
Ein zentrales Planungsinstrument für die österreichweite Leistungsangebotsplanung sind der Österreichische Strukturplan Gesundheit (ÖSG) und die Regionalen Strukturpläne der Länder, welche sich der sektorübergreifenden Ressourcenplanung widmen. Als weitere Planungsinstrumente werden die zwischen den Ärztekammern und den jeweiligen Sozialversicherungsträgern abgeschlossenen Stellenpläne für Vertragsärzte genannt (BMG, 2010).
Der Reformpool Im Zuge der angesprochenen Gesundheitsreform 2005 kam es zur Definition des Kooperationsbereichs
innerhalb
der
Landesgesundheitsfonds,
der
diejenigen
Aufgaben umfasst, welche zwischen dem intra- und extramuralen Bereich abzustimmen
sind.
Der
Begriff
„Reformpool“
ist
die
Bezeichnung
des
Finanzierungstopfs für eben diesen Überschneidungsbereich (Czypionka & Röhrling, 2009). Während der ursprünglichen Laufzeit der Vereinbarung war geregelt, dass Mittel für den Kooperationsbereich (=Reformpool) für Leistungsverschiebungen intraund extramuralen Bereich in den Landesgesundheitsfonds vorzusehen sind. Das Hauptaugenmerk des Reformpools lag in der Förderung von gemeinsamen Strukturveränderungen und Projekten – den so genannten „Reformpoolprojekten“ – von Sozialversicherungsträgern und Ländern. Profitieren sollten dadurch beide. Im Fall von Leistungsverschiebungen hatten dafür zusätzlich Mittel zur Verfügung zu stehen – damit sollte es gelingen, die ambulante Versorgung auszubauen, aber auch die
tagesklinische
bzw.
ambulante
Versorgung
im
stationären
Bereich
weiterzuentwickeln. Auch sollten nach ursprünglichen Vereinbarung in den Landesgesundheitsfonds für die Jahre 2005 und 2006 jährlich 1% der Mittel für den intra- und extramuralen Bereich für den Kooperationsbereich vorgehalten werden, für die Jahre 2007 und 2008 waren 2% vorgesehen. Im Unterschied zu 2005 wurde in der aktuellen Vereinbarung das klar festgelegte Mittelausmaß gestrichen. Geregelt ist dies in Art 1 Abs 1 Z 2 der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens24. Ebenso wurden im Zuge der aktuellen Vereinbarung eine Weiterentwicklung sowie der Ausbau des Kooperationsbereichs beschlossen (Czypionka & Röhrling, 2009): waren 24
zuvor,
wie
idF BGBl. I Nr. 105/2008
oben
erwähnt,
primär
Projekte
zu
fördern,
welche
Leistungsverschiebungen zwischen intra- und extramuralem Bereich zu Folge hatten, so können nun nach der aktuellen Vereinbarung auch Projekte der integrierten Versorgung
bzw.
Pilotprojekte
zur
sektorübergreifenden
Finanzierung
des
ambulanten Bereichs durchgeführt werden. Projekte, die bereits während der Laufzeit der ursprünglichen Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG (BGBl. I Nr. 73/2005) beschlossen wurden, werden ebenso weiter gefördert. Geregelt wird dies in den
„Leitlinien
für
den
Kooperationsbereich
(Reformpool)“
der
Bundesgesundheitsagentur, welche erstmals Mitte 2005 publiziert und 2008 aktualisiert wurden (Czypionka & Röhrling, 2009). In ihnen finden sich die Aufgaben und Ziele des Kooperationsbereichs, Typen und Eignung von Projekten als Reformpoolprojekt,
Bestimmungen
Evaluierungskonzepts Informationsaustausches
sowie
zur
zu
Dokumentation
Institutionalisierung
(Bundesgesundheitsagentur,
und
Erstellung
eines 2008).
eines
regelmäßigen Aufgabe
des
Kooperationsbereichs ist demnach die Förderung der oben angeführten Projekte. Als Ziele werden in den Leitlinien sowohl die Erhöhung der Effektivität des Gesundheitswesens (Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung, Erhöhung der Patientenorientierung, Qualitätsverbesserung, Verminderung von Zugangsbarrieren) als auch eine Erhöhung der Effizienz des Gesundheitswesens bezeichnet. Die Erreichung eines gesamtwirtschaftlichen Nutzens sowohl für Land als auch für Sozialversicherung wird explizit als Ziel genannt. Dabei sollen Reformpoolprojekte nachhaltig und auf andere vergleichbare Regionen übertragbar sein sowie und, wenn sie allfällige Leistungsverschiebungen zur Folge haben, diese nach dem Prinzip „Geld folgt Leistung“ ermöglichen. Die Eignung eines Projekts als Reformpoolprojekt wird dabei anhand der folgenden Kriterien festgelegt (Bundesgesundheitsagentur, 2008): • Eine Einigung auf diese Vorhaben durch das jeweilige Land und die Sozialversicherung erfolgt im Voraus. • Es ergeben sich Vorteile für das Land und die Sozialversicherung durch diese Vorhaben (Effizienzkriterium). • Sollten mit dem Projekt keine Mehrkosten verbunden sein, ist ein Nutzens bzw. keine Verschlechterung in der Versorgung für die Patientinnen und Patienten (Versorgungskriterium, Qualitätskriterium) sicherzustellen. • Die Mengen- und kostenmäßige Bewertbarkeit des Status-Quo und des Status-Post (Evaluierbarkeit) ist gegeben.
• Ebenso sind Menge und Kosten an voraussichtlich verschiebbarem Potenzial zu behandeln. Dazu ist die Möglichkeit eines kalkulatorischen Nachweises vom bisherigen und neuen Leistungserbringer (Mess- und Bewertbarkeit) erforderlich. • Die
Gesamthöhe
der
notwendigen
Finanzmittel
für
die
Vorhaben
(einschließlich der Projektabwicklung) ist anzugeben. • Die Möglichkeit der Nachnutzung oder Reduktion der Ressourcen beim abgebenden Leistungserbringer wird behandelt ebenso • die Fristigkeit des Vorhabens, d.h. Beginn und Abschluss bzw. Dauer des Vorhabens. • Die weitere Vorgangsweise nach Beendigung des Vorhabens (Nachhaltigkeit) wird dargestellt. • Die projektbegleitenden Qualitätssicherungsmaßnahmen sind zu beschreiben. • Das Projekt enthält eine Darstellung der gemeinsamen Vorgangsweise für den finanziellen Ausgleich der allfälligen Leistungsverschiebungen zwischen Land und Sozialversicherungen (Prinzip „Geld folgt Leistung“) sowie der Aufteilung des durch die Leistungsverschiebung erzielten finanziellen Gesamtnutzens (Prinzip „Teilung des Gewinns/Verlustes“). Für alle Vorhaben, die Leistungsverschiebungen zur Folge haben, sind in den Landesgesundheitsplattformen
im
Vorhinein
Dokumentationsgrundlagen
zu
vereinbaren und auch die Methode für die kalkulatorische und qualitative Bewertung abgestimmt werden. Dabei soll nach Möglichkeit auch eine überregionale Vergleichbarkeit
berücksichtigt
werden.
Ebenso
ist
für
jedes
Projekt
ein
Evaluierungskonzept zu erstellen. Dieses hat folgende Punkte zu enthalten (Bundesgesundheitsagentur, 2008, S. 5): • Datenquellen und Definitionen für die Evaluierung • Methodik der Evaluierung • Definition von Qualitätsindikatoren • Bewertung der Zielerreichung und der wesentlichen Einflussfaktoren • Abschätzung der langfristigen Effekte und Darstellung einer allfälligen Übergangsfinanzierung • Bekanntgabe der Evaluierungsintervalle
Für die Evaluierung kann auch auf eine unabhängige externe Begleitung zurückgegriffen
werden.
Nach
Abschluss
jedes
Vorhabens
ist
ein
Evaluierungsbericht zu erstellen. Nach Art 31 Abs 5 der Vereinbarung gemäß 15a B-VG
haben
die
Landesgesundheitsfonds
regelmäßig
der
Bundesgesundheitsagentur über vereinbarte und durchgeführte Projekte des Kooperationsbereichs sowie über den Erfolg dieser Maßnahmen zu berichten. Dazu werden
von
dieser
durch
die
Arbeitsgruppe
für
Strukturveränderungen
Mindeststandards für die Dokumentation und eine einheitliche Berichtstruktur für die laufende Berichtserstattung erarbeitet sowie die zentrale Dokumentation aller Projekte und der Erfahrungsaustausch über Projekte und deren Evaluierung durchgeführt (Bundesgesundheitsagentur, 2008). Außer den Leitlinien der Bundesgesundheitsagentur existieren in fünf Bundesländern (Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Wien) noch zusätzliche Richtlinien für den Reformpool, welche von den Landesgesundheitsfonds erlassen wurden. Darin werden landesspezifische Sonderregelungen für die Einreichung von Projekten bzw. den Projektablauf definiert (Czypionka & Röhrling, 2009).
Stand der Reformpoolprojekte Die ersten Beschlussfassungen für Projekte des Reformpools erfolgten in den jeweiligen Gesundheitsplattformen im Jahr 2006 in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Im Jahr 2007 wurden in vier weiteren Bundesländern Projekte beschlossen, ehe auch Vorarlberg, als letztes Bundesland im Oktober 2007, den Beschluss zu zwei Projekten fasste. Im Jahr 2009 gab es insgesamt 43 beschlossene Projekte. Die Mehrheit dieser Projekte beschäftigt sich mit integrierter Versorgung: „Dabei handelt es sich vor allem um DiseaseManagement-Programme (DMP) für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (alle Bundesländer), Projekte zur Versorgung von Schlaganfallpatienten (Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Wien), von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (Niederösterreich, Steiermark) oder nephrologischen Erkrankungen (Steiermark)“ (Czypionka & Röhrling, 2009, S. 5). Ebenso gibt es Projekte, welche sich mit Entlassungs-/ Nahtstellen-/ Case- und Caremanagement beschäftigen. Ein einziges Pilotprojekt setzt sich mit der sektorenübergreifenden Finanzierung des ambulanten Bereichs auseinander
(Steiermark
–
MR
Institut
Stolzalpe).
Nach
anfänglichen
Startschwierigkeiten (2005 startete nur ein einziges Projekt, 2006 waren es 13),
wurde 2007 das aktivste Jahr mit 26 Beschlüssen erreicht (ebd.). 2008 wurden nur mehr neun Projekte beschlossen. Derzeit sind insgesamt 41 Projekte am Laufen. Von diesen liegt für fünf ein Konzept vor, von 29 ist die Durchführung bereits genehmigt und bei sieben Projekten wird der Abschluss- und Evaluierungsbericht erstellt. Bis dato wurden 17 Projekte abgeschlossen, wovon sieben in die Regelfinanzierung übernommen wurden, vier Projekte wurden bisher eingestellt (Bundesministerium für Gesundheit, 2011).
Fazit Insgesamt betrachtet scheint nach Ansicht von Czypionka und Röhrling offenbar das Effizienzkriterium eine untergeordnete Rolle zu spielen, wodurch „auf Kostenseite nur wenig Bewegung zu erwarten sein wird“ (S. 16). Dadurch wird, nach Ansicht der Autoren, das zentrale Ziel, nämlich die Erhöhung der allokativen Effizienz, durch die derzeitige Ausgestaltung des Reformpools nicht erreicht. So stehen bei einigen Projekten nicht eine mögliche Kostenersparnis im Mittelpunkt, sondern primär eine Qualitäts- und Versorgungsverbesserung. „Grundsätzlich ist der Versuch, bei Unterversorgung Verbesserungen zu schaffen, durchaus sinnvoll. Allerdings besteht die Gefahr, dass anders als konzipiert Reformpool-Mittel nicht zur Steigerung der allokativen Effizienz eingesetzt werden, weil für Projekte, in denen Einsparungen nicht angedacht sind, die Beteiligten leichter zu gewinnen sind“ (S. 9). Auf der anderen Seite kann es aber auch dazu kommen, dass insgesamt nur recht wenige Reformpool-Projekte durchgeführt oder dafür Mittel zu Verfügung gestellt werden, wenn für die Zahler keine monetären Vorteile erkennbar sind. Ein hauptsächliches Problem des Reformpools wird grundsätzlich in seiner Anreizstruktur gesehen, zumal für die Kostenträger die Projekte Zusatzbelastungen zum laufenden Budget darstellen, was zu einer niedrigeren Dotierung führt. Daneben haben teilweise Land und Sozialversicherung gegenläufige Interessen, was die Gefahr des Scheiterns von insgesamt sinnvollen Projekten nach sich ziehen kann. Dennoch, so das Fazit der Autoren, scheinen einige sehr interessante Projekte im Rahmen des Reformpools entstanden zu sein.
Literaturverzeichnis Benesch, B. (10. 11 2008). Reformpool. Politik der kleinen Schritte. Österreichische Ärztezeitung . Bundesgesundheitsagentur. (05 2008). Leitlinien für den Kooperationsbereich (Reformpool). Abgerufen am 11. 12 2011 von http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/9/3/9/CH1072/CMS1218715626902/ref ormpool-leitlinien_(mai_2008)_endg_.pdf Bundesministerium für Gesundheit [BMG]. (2010). Das Österreichische Gesundheitssystem. Zahlen - Daten - Fakten. . Wien: Bundesministerium für Gesundheit. Bundesministerium für Gesundheit [BMG]. (kein Datum). Gesundheitsreform 2005. Abgerufen am 9. 12 2011 von inhaltliche/ rechtliche Grundlagen: http://www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Gesundheitssystem_Qualitaetssicherung/I nhaltliche_rechtliche_Grundlagen/Die_Gesundheitsreform_2005 Bundesministerium für Gesundheit. (2011). Übersicht über Reformpoolprojekte/Stand 21.11.2011. Wien: Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend [BMGFJ]. (2008). Krankenanstalten in Österreich. Wien: BMGFJ. Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend [BMGFJ]. (kein Datum). Reformen aufgrund der Vereinbarung gemäß Art. 15 a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens 2008–2013. Abgerufen am 11. 12 2011 von Bundesministerium für Gesundheit: http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/2/7/1/CH1069/CMS1211801668459/arti kel__reform_des_oesterreichischen_gesundheitswesens_08_geaendert20080620.pd f Czypionka, T., & Röhrling, G. (2009). Analyse der Reformpool- Aktivitäten in Österreich: Wie viel Reform ist im Reformpool? Health System Watch (2), S. 1-16. Czypionka, T., Kraus, M., & Röhrling, G. (2008a). Effizienz im Spitalswesen: Es bleibt noch viel zu tun... Health System Watch (3), S. 1-16. Czypionka, T., Kraus, M., & Röhrling, G. (2008b). Messung von Effizienz und Qualität im Spitalswesen. Internationale Aspekte. Wien: Institut für Höhere Studien (IHS). Czypionka, T., Kraus, M., Riedel, M., Röhrling, G., & Schnabl, A. (2007). Effizienz im Gesundheitswesen: Alles ganz einfach? Health System Watch (1), S. 1-16.
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Reformpool- Brücke zwischen intra- und extramuralen Bereich oder neue Kostenstelle im Gesundheitswesen? (Hinteregger Stefan, BA)
Einleitung Die Zunahme der Standardisierung von Patientenbehandlungen, die Steigerung der Qualität und Effizienz im Gesundheitssystem und die umfassenden strukturellen Gesetzesänderungen der letzten Jahre führten zum Trend kooperativer Netzwerke. In der Vergangenheit konnte aufgrund der sektoralen Isolierung ambulanter, stationärer, rehabilitativer und pflegerischer Versorgung Behandlungsdiskontinuitäten beobachtet werden, was vielfach eine Über-, Unter- und Fehlversorgungen zur Folge hatte (Georg, 2007; Sydow, 2006). Auch in Österreich wurde dieser Trend erkannt. In der letzten Gesundheitsstrukturreform 2005 wurde folglich beschlossen, dass in der Zukunft Kooperationsarbeiten der intra- und extramuralen Bereiche forciert werden sollten. Um eine gute Zusammenarbeit der Sektoren des Gesundheitsbereiches zu ermöglichen, wurde der Reformpool ins Leben gerufen. Projektpartner eines Reformpools kommen daher aus verschiedenen Zuständigkeitsbereichen eines Gesundheitssystems, welche ihre eigenen Welten mit individuellen Normen, Werten, Zielen, Strategien und Spielregeln darstellen. Während eines Projektes stoßen diese zwei Welten immer wieder aufeinander (Wesenauer, 2007). Folglich prallen mannigfaltige Interessen aufeinander und die Umsetzung von Projektzielen gestaltet sich oft schwierig. Ziele von ReformpoolProjekten müssen die Erhöhung der Effektivität und der Effizienz des
Gesundheitswesens und die Erreichung eines gesamtwirtschaftlichen Nutzens sowohl für Land als auch für die Sozialversicherung sein (Granig et al. 2011). Dieser Teil der Zusammenführung von Netzwerksystemen beschäftigt sich intensiv mit dem österreichischen Reformpool. Um aber auch die Schwierigkeiten einer gemeinesamen Profession im Gesundheitswesen zu verstehen, wird am Anfang die Konstellationen im österreichischen Gesundheitssystem - speziell des intra- und extramuralen Bereiches - beleuchtet.
Das österreichische Gesundheitssystem Im österreichischen Gesundheitswesen herrscht seit Jahrzehnten eine strikte Trennung des intramuralen und extramuralen Bereiches. Dieser Dualismus führt nicht nur dazu, dass es kaum Abstimmungen zwischen den beiden Sektoren gibt, sondern er führt auch dazu, dass die beiden Bereiche sogar zueinander in einem Konkurrenzverhältnis stehen. Durch die divergenten Interessen, hat sich auch die Angebotsdichte auseinanderentwickelt und führte laut Bundesministerium für Gesundheit (2005) zu folgenden Schwachpunkten: • • •
Doppelgleisigkeiten in der Versorgung Hohe Dichte an Großgeräten und Krankenanstaltenbetten Anreize, medizinische Leistungen aus Finanzierungs-
•
Kostenüberlegungen von einem Bereich in den anderen zu verschieben Gesamtwirtschaftlich ineffizientes Verhalten
und
Die Finanzierung der beiden Sektoren erfolgt anhand eines dualen Finanzierungsystems. Somit besteht eine getrennte Kostenträgerschaft zwischen intra- und extramuralen Bereich. Im intramuralen Sektor sind die SV-Beiträge fixiert und unabhängig von einer Leistungsausweitung. Resultierende Abgänge sind durch Landes- bzw. Gemeindemittel zu tragen. Der extramurale Bereich wird dagegen ausschließlich durch SV-Mittel finanziert (Granig et al. 2011). An diesen Systemgrenzen entstehen konkrete Problemlagen, welche vielfach negative Konsequenzen auf Leistungen, Qualität und auf die Effizienz bei der Leistungserbringung mit sich bringen (Wesenauer, 2007). Folglich kommt es häufig zu einer Schnittstellenproblematik zwischen diesen beiden Sektoren. Es herrschen strukturelle Differenzen, womit eine ganzheitliche Sektoren und Regionen übergreifende Planung und Steuerung erschwert wird (Granig et al. 2011). Grundsätzlich entstehen Probleme dort, wo Systemgrenzen zu überwinden sind. Im Gesundheitswesen betrifft das vorrangig Grenzen zwischen intra- und extramuralen
Bereich
(Wesenauer,
2007).
Aus
Sicht
der
Systemtheorie
ist
dieses
„Phänomen“ durchaus erklärbar. Ein System bezeichnet „einen ganzheitlichen Zusammenhang von Teilen, deren Beziehungen untereinander quantitativ intensiver und qualitativ produktiver sind als ihre Beziehungen zu anderen Elementen. Diese Unterschiedlichkeit der Beziehung konstituiert eine Systemgrenze, die System und Umwelt des Systems trennt“ (Willke, 1993. S. 282). Um diese Risiken zu entschärfen, wurde im Zuge der Gesundheitsreform 2005 zwischen Bund und Ländern eine Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG abgeschlossen, welche eine engere Zusammenarbeit von Sozialversicherung und Ländern fördert und weitere Akteure im Gesundheitswesen, stärker als in der Vergangenheit, in die gesundheitspolitischen Entscheidungsprozesse mit einbezieht (Bundesministerium für Gesundheit, 2005). Zusätzlich
kam es zur Definition des Kooperationsbereichs
innerhalb der
Landesgesundheitsfonds, welcher jene Aufgaben umfasst, die zwischen dem intraund extramuralen Bereich abzustimmen sind – der Finanzierungstopf für diesen Überschneidungsbereich wird als „Reformpool“ bezeichnet (Czypionka, 2009).
Reformpool
Um Projekte und Ideen im Gesundheitswesen finanziell und Strukturell zu unterstützen, wurde im Jahr 2005 im Zuge Gesundheitsstrukturreform
der der
Reformpool beschlossen (Granig et al. 2011). Kernaufgabe des Reformpools ist die Förderung von gemeinsam durch Sozialversicherungsträger und Ländern vereinbarten Strukturveränderungen und Projekten, den sogenannten ReformpoolProjekten (Czypionka, 2009).
Bei Reformpool-Projekte ist das intramurale Subsystem aufgefordert, gemeinsam mit dem extramuralen Subsystem, Leistungsverschiebungen zwischen den angesprochenen Sektoren umzusetzen und eine Win-Win-Situation zu schaffen. Zu Beginn verfolgte der Reformpool das Ziel, durch eine „integrierte Versorgung“ die Effektivität und Effizienz des Gesamtsystems „Gesundheitswesen“ zu erhöhen (Wesenauer, 2007; Czypionka, 2009). Heute liegen die allgemeine Ziele von Reformpoolprojekten in der Steigerung der Effektivität des Gesundheitswesens (Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung, Erhöhung der Patientenorientierung, Qualitätsverbesserung, Verminderung von Zugangsbarrieren), die Effizienz des Gesundheitswesens zu intensivieren und die Erreichung eines gesamtwirtschaftlichen Nutzens für das Land und die Sozialversicherung (Budesgesundheitsagentur, 2008). Reformpoolprojekte sollen aber nicht nur das Ziel der Leistungsverschiebungen zwischen dem intramuralen und extramuralen Bereich zur Folge haben, sondern auch Pilotprojekte zur sektorenübergreifenden Finanzierung des ambulanten Bereichs ermöglichen. Des Weiteren sollen Projekte der integrierten Versorgung (Disease-Management-Projekte) über die Reformpools initiiert und gefördert werden, wobei die Versorgung von Diabetes- und Schlaganfallpatienten, koronare Herzkrankheiten und nephrologischen Erkrankungen im Vordergrund stehen. (Bundesministerium für Gesundheit, 2005). Darüber hinaus sollen auch Projekte, die sich mit Entlassungs-/Nahtstellen-/Case- und Caremanagement auseinander setzten, forciert werden. (Czypionka, 2009). Reformpool-Projekte sollen nachhaltig und auf andere vergleichbare Regionen transferierbar sein. Wenn sie allfällige Leistungsverschiebungen zur Folge haben, sollen diese nach dem Prinzip „Geld folgt Leistung“ ermöglich werden (Budesgesundheitsagentur, 2008). Projekte des Reformpools entsprechen in der Regel jener einer Projektorganisation. Dabei werden Parallelorganisationen im Rahmen von Projekten eingerichtet, die zur Erarbeitung neuer Vorgehensweisen dienen, bis das neue System in eine Regelorganisation übergehen kann. Was Reformpool-Projekte von anderen Projekten unterscheidet, ist dass die Projektpartner aus zwei gleichrangig nebeneinander stehenden Systemen kommen. Keiner der Projektpartner ist berechtigt, über Weisung den jeweils anderen Projektpartner zu „überstimmen“.
Entscheidungen
müssen
daher
kooperativ
Anforderungen an die Projektkultur, Projektsteuerung stellt (Wesenauer, 2007).
getroffen
werden,
Projektkommunikation
was
gewisse
und
an
die
Vertrauen ist daher eine wesentliche Grundlage jeder kooperativen Vorgehensweise. Verträge können dabei nur einen Rahmen bilden. Detailvereinbarungen vorab sind in den meisten Fällen nicht möglich. Dies bedeutet aber auch, dass in Kooperationsprojekten die eigene Macht ein Stück weit aufgegeben werden muss und die Zusammenarbeit und die gemeinsame Verantwortung dagegen in den Vordergrund gerückt werden müssen. Ziele sollen dabei als Orientierungsrichtlinie für alle Aktivitäten im Reformpool-Projekt dienen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist es wesentlich, dass beide Projektpartner die Projektziele mittragen. Die ersten gemeinsamen Schritte in Reformpool-Projekten sollten daher die gemeinsame Formulierung von Vision und Zielen bilden (Wesenauer, 2007). In den Anfangsjahren 2005 und 2006 des Reformpools wurden Geldmittel in der Höhe von mindestens einem Prozent des Gesamtbedarfs für den intra- und extramuralen Bereich bereitgehalten, in den darauffolgenden Jahren wurde der Anteil auf mindestens zwei Prozent der Gesamtmittel erhöht. Bei geplanten Projekten ist natürlich zu hinterfragen, ob diese die Anforderungen eines reformpoolfinanzierten Projekts erfüllen. In Hinblick auf allokative Effizienz würde es genügen, wenn der Saldo im extra- und intramuralen Bereich eine Einsparung ergibt, auch wenn in dem einen oder anderen Bereich zusätzliche Kosten anfallen (Czypionka, 2009). Laut den Leitlinien für den Kooperationsbereich (Reformpool) der Budesgesundheitsagentur (2008) haben Reformpool-Projekte in ihrer Definition folgende Punkte zu behandeln und zu begründen: •
Einigung im Voraus durch das jeweilige Land und SV
• •
Vorteile für das Land und SV (Effizienzkriterium) Sicherstellung eines Nutzens bzw. keine Verschlechterung in der Versorgung
• •
für die Patienten (Versorgungskriterium, Qualitätskriterium) Mengen- und kostenmäßige Bewertbarkeit des Status-Quo und des StatusPost (Evaluierbarkeit) Menge und Kosten an voraussichtlich verschiebbarem Potenzial sowie Möglichkeit des kalkulatorischen Nachweises vom bisherigen und neuen
• •
Leistungserbringer (Mess- und Bewertbarkeit) Gesamthöhe der notwendigen Finanzmittel Möglichkeit der Nachnutzung oder Reduktion
•
abgebenden Leistungserbringer Fristigkeit des Vorhabens
der Ressourcen
beim
•
Darstellung der weiteren Vorgangsweise nach Beendigung (Nachhaltigkeit)
• •
Beschreibung der projektbegleitenden Qualitätssicherungsmaßnahmen Darstellung der gemeinsamen Vorgangsweise für den finanziellen Ausgleich der allfälligen Leistungsverschiebungen zwischen Land und SV (Geld folgt Leistung) sowie der Aufteilung des durch die Leistungsverschiebung erzielten finanziellen Gesamtnutzens (Teilung des Gewinns/Verlustes)
Reformpool-Projekte sollen aber von Anfang an alle möglichen Einflussfaktoren bewerten und nicht nur jene der unmittelbaren Financiers von Gesundheitsdienstleistungen. Folglich müssen auch jene Einflussfaktoren, die die Patienten und die Gesellschaft im Allgemeinen betreffen können, beachtet werden. Dabei ist es unumgängliche, eine Gewichtung der Einflussfaktoren vorzunehmen, weil diese auch aus gesellschafts- und verteilungspolitischer Sicht wesentlich sind (Granig et al. 2011).
Bereitschaft für Reformpool-Projekte Seit
der
Einführung
des
Reformpools
im
Jahre
2005
erfolgt
auf
den
unterschiedlichsten Ebenen und Bereichen des österreichischen Gesundheitssystems eine mehr oder weniger lebhafte Diskussion über die Sinnhaftigkeit und den angestrebten Nutzen dieses Instruments. Derzeit zeigen Untersuchungen (Czypionka, 2009) ein sehr differenziertes Bild des Reformpools. Nach zögerlichem Beginn in den Anfangsjahren 2005 (ein Projekt) und 2006 (13 Projekte), konnte 2007 mit 26 Projektbeschlüssen ein Aufschwung erkannt werden, der aber wieder abflaute. Im Jahr 2008 wurden lediglich neun Projekte in Österreich beschlossen. Eine Gegenüberstellung der ursprünglich maximal zur Verfügung stehenden finanziellen Reformpool-Mittel pro Jahr (ein Prozent der intraund extramuralen Ausgaben) zeigen, dass österreichweit lediglich rund 16 Prozent der möglichen Gelder ausgeschöpft wurden. Zusammen mit der wirtschaftlichen Entwicklung ist anzunehmen, dass die Reformpool-Aktivität in den nächsten Jahren eher stagniert. Dies ist umso bedauerlicher, da Ansätze dringend benötigt werden, um Effizienzreserven im Gesundheitswesen zu heben. In den letzten Jahren befanden sich einige „interessante Projekte“ in Abwicklung oder wurden bereits abgeschlossen. Erfreulich ist auch, dass Projekte entstanden
sind, welche vielfach die verlangte Transparenz in der Verwendung öffentlicher Mittel von den Landesgesundheitsfonds aufzeigten (Czypionka, 2009). Insgesamt spielt aber das Effizienzkriterium eine untergeordnete Rolle, sodass auf Kostenseite nur wenig Bewegung besteht. Das zentrale Ziel, die allokative Effizienz zu erhöhen, wurde durch den Reformpool in seiner derzeitigen Ausgestaltung bisher nicht erreicht. Zu wenige Überlegungen finden auch in Hinblick auf die Übernahme in die Regelfinanzierung statt. Der Evaluierung und dem Projektcontrolling wird zusätzlich zu wenig Augenmerk geschenkt (Czypionka, 2009). Die größten Probleme des Reformpools werden in der Anreizstruktur für die Teilnehmer erkannt: Für Kostenträger stellen die Projekte Zusatzbelastungen zum laufenden Budget dar. Hinzu kommt, dass Land und Sozialversicherung teilweise gegenläufige Interessen haben, sodass sinnvolle Projekte am mangelnden Interesse der einen oder anderen Seite scheitern können. Für die Leistungsanbieter wiederum besteht eher ein Interesse an Projekten, die in Richtung höheren Ressourcenverbrauchs gehen (Czypionka, 2009). Das deutsche System der Anschubfinanzierung zur integrierten Versorgung mit dedizierten Mitteln könnte in diesem Bereich als Vorbild für eine sinnvolle „Reform des Reformpools“ dienen.
Vergleich mit Deutschland 1989/90 gab es in Deutschland einen ersten Anlauf zur sektorenübergreifenden Versorgung, der allerdings an unüberbrückbaren Differenzen der Stakeholder, insbesondere der Ärzte und der Deutschen Krankenhausgesellschaft, scheiterte. 1993 wurden zunächst „nur“ Teilbereiche wie die vor- und nachstationäre Behandlung sowie ambulantes Operieren im Krankenhaus klarer geregelt. Im Jahr 1995 forderte der damalige Sachverständigenrat umfassendere Maßnahmen zur Verbesserung der Koordination und Integration der Versorgung. Im Rahmen der Gesundheitsreform 2000 wurde daher versucht, dieser Forderung nachzukommen, indem die Gesetzgebung zur integrierten Versorgung beschlossen wurde. Mit der Gesundheitsreform 2004 wurde die Einbeziehung der Kassenärztlichen Vereinigungen aufgehoben und das System der Anschubfinanzierung geschaffen. Jede Krankenkasse konnte zur Förderung der integrierten Versorgung jeweils Finanzmittel in Höhe von einem Prozent der
Gesamtvergütung ambulanter und stationärer Leistungen pro Jahr einbehalten und über integrierte Versorgungsverträge ausschütten. Seit die gesetzlich verankerte Anschubfinanzierung zur Verfügung stand, stieg auch das Interesse der Akteure im Gesundheitswesen, Projekte umsetzen stark an (Czypionka, 2009). Die Dotierungsvorgabe des Reformpools ähnelt dem deutschen System der Anschubfinanzierung. Allerdings sind die Anreize in Deutschland unterschiedlich. Zum Einen liegen die Mittel sowohl für den extra- als auch den intramuralen Bereich bei den Kassen, es gibt also nicht zwei getrennte Finanziers, die von Projekten in unterschiedlichem Maße betroffen sein können und daher unterschiedliche Interessen verfolgen. Zweitens haben die Kassen das Recht, diese Mittel aus den herkömmlichen Verträgen zu kürzen. Niedergelassene Ärzte als auch Spitäler waren also durch die deutsche Anschubfinanzierung dazu angehalten, das „verlorene“ Geld durch Ausarbeitung und Teilnahme an integrierten Versorgungsverträgen wieder „hereinzuholen“, ein Mechanismus, der in Österreich nicht greifen kann (Czypionka, 2009).
Resümee Zusammenfassend ist der Reformpool ein effektives und innovatives Instrument zur Netzwerkbildung im Gesundheitswesen. Zusätzlich werden die Kooperationsarbeiten zwischen den intraund extramuralen Subsystemen gefördert. Es sei hier aber angebracht zu erwähnen, dass in der Zukunft Bereiche des Reformpools noch verbessert werden müssen, um den Anreiz für alle Interessensgruppen für Reformpool-Projekte zu erhöhen. Wesenauer (2007) beschreibt ein Reformpool-Projekt als eine Brücke zwischen zwei Welten mit dem Ziel, diese Welten an einem konkreten Punkt dauerhaft so zu verbinden, dass dies Vorteile für Patienten und Projektpartner bringt. Um auch in der Zukunft viele Brücken im Gesundheitswesen bauen zu können, bedarf es qualitativer Projekte, auf gutem Fundament. Reformpool-Projekte sichern alleine nicht das österreichische Gesundheitssystem, können aber ein nachhaltiges „Puzzle“ für ein effizientes Gesundheitssystem sein.
Literaturverzeichnis Budesgesundheitsagentur. (2008). Leitlinien für den Kooperationsbereich (Reformpool). Wien: Budesministerium für Gesund, Familie und Jugend. Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend. (2005). Reformen aufgrund der Vereinbarung gemäß Art. 15 a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens 2008–2013. Wien. Czypionka, T. R. (2009). Wie viel Reform ist im Reformpool? Wien. Beilage zur Fachzeitschrift Soziale Sicherheit. Hrsg. Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger; Download unter: http://www.ihs.ac.at/departments/fin/HealthEcon/watch/hsw09_2d.pdf (letzter Zugriff: 8.12.2011). Georg, A. (2007). Kooperationsnetz in der Gesundheitswirtschaft. In: Becker, T.; Dammer, I.; Howaldt, J.; Killich, S. & Loose, A. (2007). Netzwerkmanagement. Berlin: Springer. Granig, P. & Nefiodow, L. (2011). Gesundheitswirtschaft-Wachstumssmotor im 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Gabler Verlag. Sydow, J. (2006). Netzwerkberatung – Aufgaben, Ansätze, Instrumente. In: Sydow,J. & Manning, S. (2006). Netzwerke beraten. Wiesbaden: Gabler Verlag. Wesenauer, A. (2007). Steuerung von Reformpool-Projekten - Systemgrenzen erfolgreich überwinden. Soziale Sicherheit, 10. Willke, H. (1993). Systhemtheorie. (4. Auflage). Stuttgart: G. Fischer.
Vernetzung verschiedener Versorgungsformen (Lichtenberger Doris, BSc) „Allen freiwilligen Kooperationen geht die Einsicht voraus, dass die gemeinsame Leistungsfähigkeit größer ist als die Summe der Einzelleistungen (Synergie) und damit geeignet, eine bessere Wettbewerbsposition zu erreichen.“ (Arno Georg, 2005)
In Anbetracht des obigen Zitats lässt sich wohl das zusammenfassen, was auch in der
recherchierten
Literatur
immer
wieder
offenkundig
geworden
ist:
Für
Unternehmen in denen das Bewusstsein vorherrscht, dass die Zusammenarbeit mit anderen Firmen auch dem eigenen Erfolg dient, wird es sich in der heutigen Zeit, welche sich durch raschen Wandel und ständige Veränderung auszeichnet, als weitaus einfacher erweisen die eigene Markt- und Wettbewerbsposition zu sichern. Wie darauf geschlossen werden kann, wirdnun im folgenden Beitrag aufgezeigt. Anhand aussagekräftiger Beispiele aus dem Gesundheitsbereich wird dargelegt wie bestimmte Vernetzungen dazu beitragen könn(t)en sich positiv für einzelne AkteurInnen
(Krankenhäuser,
niedergelassene
Arztpraxen,
PatientInnen)
auszuwirken. Es gibt bereits eine beträchtliche Anzahl an Möglichkeiten und praktischen Beispielen das Gesundheitssystem allein durch spezielle Vernetzungen der unterschiedlichen Versorgungsformen sowohl effizienter als auch effektiver zu gestalten. Zukunftsmusik? Von wegen ...
Hintergrund zur Thematik Um einen ganzheitlichen Bezug zur Thematik zu ermöglichen, ist es wichtig in einem ersten Schritt den Rahmen in welchem diese Vernetzungen eingebettet sein können, festzulegen. Als Grundgerüst des Aufbaues dieser Arbeit und der möglichen Vernetzungen dient die so genannte Versorgungsforschung. Diese lässt sich folgendermaßen definieren: „Die Versorgungsforschung ist ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet, das mit wissenschaftlichen Methoden die Versorgung der Bevölkerung mit Maßnahmen, die auf den Erhalt und die Förderung der Gesundheit und die
Vermeidung und Bekämpfung von Krankheit und Behinderung gerichtet sind, evaluiert und neue Versorgungskonzepte entwickelt und implementiert.“25
Im Sinne der Versorgungsforschung, jene wissenschaftliche Disziplin welche als ein Teilsystem der Gesundheitssystemforschung gesehen wird, lässt sich eine Unterscheidung des Gesundheitssystems in Mikro-, Meso- und Makroebene vornehmen. Diese Einteilung wird nicht von allen sich mit diesem Themengebiet beschäftigenden AutorInnen einheitlich vorgenommen, stimmt aber größtenteils mit der herrschenden Definition der Versorgungsforschung überein. Jene Aufgaben denen sich diese Disziplin widmet sind: die vorherrschende Versorgungssituation zu analysieren
und
zu
beschreiben,
darauf
aufbauend
die
Versorgungskonzeptentwicklung zu forcieren, neue Versorgungskonzepte bezüglich ihrer Implementierung und Wissenschaftlichkeit zu begleiten und die Evaluierung unterschiedlicher Versorgungskonzepte (alte sowie neue), welche im medizinischen Alltag zur Anwendung kommen.
26
Anhand der folgenden Grafiken sollen die
unterschiedlichen Ebenen der Gesundheitssystemforschung dargestellt werden:
Neue Versorgungsformen Handlungen & Interaktionen (von PatientInnen, ÄrztInnen, DGKS/P, ...)
Gesellschaft Niedergelassene Praxen
Mikroebene Interventionen, Maßnahmen, Gesundheitstechnologien
Mesoebene Krankenhäuser
Krankenkassen
Bundespolitik
Makroebene
Sozialversicherung
Gesundheitssystem
Quelle: Unterschiedliche Ebenen des Gesundheitssystems, eigene Darstellung in Anlehnung an Borgetto 2011, S. 293;
25
Borgetto, 2011, S. 293. Borgetto, 2011, S. 293f.
26
Warum Vernetzungen sinnvoll sind ... Netzwerke, Verbindungen zwischen Unternehmen bzw. zwischen Unternehmen und deren
Umwelt,
werden
zunehmend
als
Quelle
(Erhalt
und
Ausbau)
der
Wettbewerbsfähigkeit verstanden. Demnach ist es heutzutage nicht mehr möglich sich diesem Trend zu entziehen, wenn die Ziele eines Unternehmens Kostensenkung, Erhöhung strategischer Flexibilität, gesteigerte Qualität und das Nützen von Zeitvorteilen sind. Aber auch Kooperationen im Bereich Forschung und Entwicklung scheinen vor dem Hintergrund der Erhöhung der eigenen Innovationsfähigkeit sinnvoll zu sein. 27 Dabei ist stets zu beachten, dass ein so genanntes „gutes Netzwerken“,welches sich dadurch auszeichnetgut auf Gespräche mit möglichen Netzwerkpartnern vorbereitet zu sein sowie ein klares Ziel vor Augen zu haben, ein Antriebsfaktor für die NetzwerkpartnerInnen oder Netzwerkparteien darstellen kann. „Schlechtes
Netzwerken“
hingegen
kann
sich
allerdings
als
frustrierend
erweisen.28Die Basis für gutes Netzwerken entsteht indem jeder der am Netzwerk beteiligten Parteien die Kooperation mit den anderen NetzwerkpartnerInnen auch ein eigenes Anliegen, im Sinne eines internen Unternehmensziels, ist.
Weitet man die ebenbeschriebene betriebswirtschaftliche Betrachtung auf das Gesundheitswesen aus, so zeigt sich, dass auch hier der Bedarf nach Vernetzung unterschiedlicher Versorgungsformen besteht.Wie Georg, 2005, betont, werden durch die gegenwärtig herrschende sektorale Abschottung der ambulanten, stationären, rehabilitativen und pflegerischen Versorgungsformen bedeutende Effektivitäts- und Effizienzpotenziale außer Acht gelassen. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass es sich als schwierig gestaltet das oftmalige Ziel dieser Institutionen, nämlich die Steigerung der Lebensqualität (im Sinne von körperlichem, geistigen und sozialen Wohlbefinden29) der PatientInnen, zu erreichen.
Vernetzung verschiedener Versorgungsformen Im Gesundheitsbereich lassen sich drei unterschiedliche Arten von Netzwerken unterscheiden: Horizontale, vertikale und diagonale Kooperationen. So zeichnen sich beispielsweise horizontale Kooperationen dadurch aus, dass sie sich auf derselben Versorgungs- bzw. Marktstufe befinden. Eine Vernetzung zwischen zwei Arztpraxen 27
Zobolski, 2009, S. 261f. Navarro, 2011, S. 59f. 29 Gabler Wirtschaftslexikon, o.J., o.S. 28
könnte somit als horizontale Kooperation gelten. Dies bringt beispielsweise einen speziellen
Nutzen
hinsichtlichder
Verwendungmedizinischer
Geräte.
gemeinsamenAnschaffung
Vertikale
Kooperationen
und
verknüpfen
unterschiedliche Versorgungsstufen miteinander. Dies bedeutet, dass diese Art von Vernetzung etwa zwischen niedergelassenen ÄrztInnen und dem Krankenhaus bestehen kann. Der Vorteil einer solchen Vernetzung besteht darin, dass beispielsweise Versorgungsprozesse optimiert werden können und darüber hinaus integrierte Versorgungsleistungen angeboten werden können. Die diagonalen Kooperationen, werden aus Gründen der branchenübergreifenden Zusammenarbeit als solche bezeichnet. Diese Art von Vernetzung zeichnet sich dadurch aus, dass etwa das Wissen verschiedener Branchen dazu genutzt wird neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Ein Beispiel im Hinblick auf den Gesundheitsbereich wäre
die
interdisziplinäre
Zusammenarbeit,
zBzwischen
ÄrztInnen
und
MedizintechnikerInnen.30
Auf Basis dieser Unterscheidung soll im Folgenden auf die in der Literatur immer wieder aufgegriffenen neuen Versorgungsformen eingegangen werden. Speziell im Hinblick
auf
die
Thematik
der
„Vernetzung
verschiedener
Versorgungsformen“ geraten diese in den Blickpunkt des Interesses. Zunächst soll näher auf die Idee der „Integrierten Versorgung“ eingegangen werden, um daraus dann speziellere Programme wie etwa „Praxisnetz - Organisationen“, das „Hausarztmodell“sowie
auch
das
derzeit
aufstrebende
„Case
Management“abzuleiten.
Integrierte Versorgung Die Integrierte Versorgung verfolgt das Ziel den PatientInnen eine koordinierte und abgestimmte Behandlung bzw. Versorgung anzubieten. Sie stellt somit ein allumfassendes, ganzheitliches Disease-Management-Programm dar, welches alle am Prozess beteiligten Sektoren miteinbezieht.31Damit soll ermöglicht werden, dass sich
PatientInnennicht
länger
mit
einer
aufwendigen
Recherche
bezüglich
derAuswahl und Koordination ihrer Therapien auseinandersetzen müssen. Ein reibungsloses Ineinandergreifen zwischen stationärer Versorgung, ambulanter 30
Georg, 2005, S. 181f. Klinghuber&Kümmerle, 2008, S. 84;Skudlik et al., 2009, S. 722.
31
Behandlung oder beim
Übergang in Rehabilitationsmaßnahmen
soll damit
gewährleistet werden. Dies setzt voraus, dass Haus- und FachärztInnen, aber auch ärztliche und nichtärztliche LeistungserbringerInnen sowie der ambulante und stationäre
Bereich
und
eventuell
auch
Apotheken
möglichst
koordiniert
zusammenarbeiten. Vorteile einer solchen Vernetzung schlagen sich darin nieder, dass eine schnellere und aufeinander abgestimmte medizinische Leistung erbracht werden kann. Lange Krankheitszeiten können dadurch gesenkt bzw. kurze Liegezeiten forciert werden. Eine Verringerung des Medikamentenverbrauchs und die Vermeidung von Doppeluntersuchungen sowie eine allgemeine Senkung der Behandlungskosten
sind
weitere
Vorteile
die
sich
hinsichtlich
dieser
32
Versorgungsform ergeben.
Eine Ausprägung der integrierten Versorgung lässt sich beispielsweise in so genannten Praxisnetz – Organisationen erkennen. Diese sind sehr vielfältig in ihren Strukturen und eine einheitliche Definition hinsichtlich eines Praxisnetzes ist kaum zu formulieren. Aspekte die diese Art der Organisation allerdings gut beschreiben sind, dass es sich um eine bedeutende Kooperations- und Netzwerkform handelt die zur Unterstützung der integrierten Versorgung dient und, dass sie ein weites Spektrum an Kooperationsgemeinschaft abdecken können. So kann eine Praxisnetz – Organisation
vom
losen
Zusammentreffen
einzelner ÄrztInnen
bis hin
zu
professionell durchorganisierten Unternehmen reichen. Eine spezielle Eigenschaft dieser Organisationsform ist also, dass es sich dabei um eine sich ständig neu zu erfindende handelt. Ihnen gemein ist allerdings der Zweck miteinander in einer verbindlichen und strukturierten Zusammenarbeit die PatientInnenversorgung einer Region zu verbessern. Dies wird durch eine enge Kooperation und Kommunikation intensiviert. Solch eine Vernetzung traditioneller Einzelpraxen gewinnt deshalb immer mehr an Bedeutung, weil sie den Anforderungen der heutigen Zeit umso mehr gewachsen zu sein scheint. Im gemeinsamen ÄrztInnenteam wird versucht den alltäglichen
Versorgungsherausforderungen
zu
strotzen.
Effektivitäts-
und
Effizienzsteigerungen stehen dabei hoch im Kurs und stellen nicht zu verachtende Komponenten in der „Gesundheitsversorgung von Heute“ dar. Nicht zu vergessen ist auch der Aspekt der eigenen Existenzsicherung welcher mithilfe dieser Praxisnetze
32
Klinghuber&Kümmerle, 2008, S. 84.
berücksichtigt werden kann. 33 Weitere Ziele dieser Organisationsform stellen sich, folgendermaßen (graphisch dargestellt) dar: Quelle: Vernetzung von Einzelpraxen, eigene Darstellung in Anlehnung an Schicker, 2008.
Praxisnetz – Organisationen: vom losen Zusammentreffen einzelner ÄrztInnen bis zu professionell organisierten Organisationen Ziele: • • • • • • • •
Individualziele der Einzelpraxen als Basis des Netzwerkziels Steigerung der Lebensqualität der beteiligten ÄrztInnen durch zB Arbeitsteilung, ... Finanzielle Vorteile zB gemeinsame Investitionen, Geräteanschaffung Existenzsicherung Steigerung der Effektivität und der Effizienz Steigerung der Qualität der medizinischen Versorgung Steigerung des PatientInnennutzens Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Einzelpraxen
Einzelpr axis
Einzelpr axis Einzelpr axis
Ein weiteres Modell, das im Sinne neuer Versorgungsformen vermehrt in den Blickpunkt des Interesses gerät, stellt das so genannte „Hausarztmodell“ dar. Ein zentraler Aspekt dabei ist, dass in diesem denHausärztInnen vermehrt die Rolle der „Lotsen“ zukommt. Das bedeutet, dass ihre Aufgabe vor allem darin bestehtdie PatientInnen durch das komplexe Gesundheitssystem zu leiten. 34 Er/Sie agiert als eine Art Gatekeeper bzw. steht exakt an der Schnittstelle zwischen PatientIn und Netzwerk.
Ihm/Ihr
PatientInnenkarriere
kommt und
somit
die
nachgelagerter
Rolle
des
Steuerers
Leistungserbringung
hinsichtlich zu.
Diese
ArtHausärztIn versteht sich folglich als „KoordinationsärztIn“ der/die genau weiß, dass es ihm/ihr obliegt, die PatientInnen selbst zu behandeln bzw. an andere qualifizierte ÄrztInnen weiter zu verweisen. Dies alles soll natürlich auf einer ganzheitlichen, für PatientInnen optimalen und qualitativ hochwertigenmedizinischen Leistungserbringung basieren.Dieses Modell zielt allgemein vor allem darauf ab, die 33
Schicker, 2008, S. 22ff. Gaß, 2003, S. 129.
34
im Gesundheitsbereich vorhandenen sektoralen Grenzen aufzuweichen und einen adäquaten Informationsfluss zwischen den beteiligten PatientInnen sowie den LeistungserbringerInnen
sicher
zu
stellen.
Eine
der
Hauptaufgaben
der
HausärztInnen wird folglich die Sammlung, Bündelung und Verknüpfung der erhaltenen Informationen sein, um daraufhin einen auf diesen Informationen aufbauenden, darauf abgestimmten Behandlungsplan ab- und einzuleiten.35
Anhand der folgenden Grafik soll vereinfacht dargestellt werden, wie dieses Modell in etwa aufgebaut ist und wie es funktioniert:
Leistungserstellung
Rückmeldung Facharzt A Überweisung
Erstkontakt Patient
Facharzt B
Hausarzt
Krankenhaus Leistungserstellung
Rückmeldung
Quelle: Hausarztmodell, eigene Darstellung in Anlehnung an Schicker, 2008, S. 31. Das Prinzip des so genannte „Case Managements“ist zumindest hinsichtlich der Koordination einzelner AkteurInnen im Gesundheitswesen den beiden zuvor beschriebenen Modellen gar nicht so unähnlich. Anders als die „Praxisnetz – Organisationen“ und das „Hausarztmodell“ stellt „Case Management“ jenes sektorenverknüpfendes Glied dar, welches seinen Ausgangspunkt im Bereich der Pflege bzw. derSozialen Dienstefindet.Zunächst ist an dieser Stelle allerdings anzumerken, dass es sich bei dem Begriff „Case Management“ keinesfalls um ein völlig neues Konzept bzw. Modell handelt, denn in den USA existiert es bereits seit den 1970er Jahren. Gut 20 Jahre später drang dieses Konzept dann auch nach Deutschland und Österreich durch. 36 Was dieser Begriff „Case Management“ nun 35
Schicker, 2008, S. 30f. Klie, 2011, S. 499f.
36
genau beinhaltet hält Klie, 2011,folgendermaßenfest: „Case Management“ beinhaltet an sich keine eigenen Betreuungs- und Therapieangebote,sondern kann als eine Art Vernetzungs- und Kooperationsmaßnahme beschrieben werden.
„Seine Kunst liegt vielmehr darin, die Prozesse und Angebote zu organisieren, mit denen der Klient oder sein Umfeld später auch eigenständig umgehen kann. Damit obliegt es dem Case Management, die
Rahmenbedingungen
für
die
richtige
Auswahl,
die
zeitliche
Organisation und die notwendige Verknüpfungen der bestimmten Maßnahmen in Kooperation mit allen Beteiligten herzustellen, diese zu kommunizieren und ihre Umsetzung zu überwachen.“37
In diesem Zitat werden die Kernelemente des „Case Managements“ deutlich. Vor allem die Organisation der im Krankheitsfall notwendigen Prozesse und Angebote zwischen den beteiligten AkteurInnenist ein bedeutendes Merkmal. Hinzu kommt laut Klie, 2011, der Aspekt die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der/die PatientIn in der Lage ist diesen organisierten Prozessen später selber nachzugehen. Der/Die Case ManagerIn hat folglich also auch die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen kommuniziert und überwacht werden. Die Ziele die dabei in den Vordergrund treten sind stabile wie auch vernetzte Versorgungsstrukturen für die einzelnenPatientInnen zu schaffen bzw. zu entwickeln oder aber auch zu optimieren. Der/die Case ManagerIn verfügt folglich über verschiedene Rollen die er/sie im Sinne einer adäquaten PatientInnenbetreuung vereinen muss. Ein Beispiel dafür ist etwa die Rolle des/der BrokerIn. Dabei geht es vor allem darum als neutraler Vermittler zwischen Ressourcensystem und den KlientInnen aufzutreten. Es wird darauf abgezielt
ein
für
die
Bedürfnisse
der
KundInnenmöglichst
passendes
Versorgungspaketanbieten zu können. Eine umfassende Kenntnis über vorhandene Angebote ist dafür selbstverständlich Voraussetzung. Eine weitere wichtige Rolle die der/die Case ManagerIn bekleidet ist die des/der „GatekeeperIn“. Damit ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass er bzw. sie die richtigen, notwendigen und vorhandenen Ressourcen möglichst gerecht zuteilt. Damit aber noch nicht genug, denn eine weitere bedeutende Funktion des/der Case ManagerIn umfasst den Bereich des „Social Supports“. Dies heißt konkret, dass der/die Case ManagerIn die 37
Klie, 2011, S. 500.
KlientInnen in Situationen plötzlich auftretender Krisen, beispielsweise durch die Organisation notwendiger Erstmaßnahmen,besonders unterstützt.38
Die folgende Grafik soll das Prinzip des Case Managements noch einmal zusammenfassend veranschaulichen.
2 1
PatientIn
Case ManagerIn
3
Aufgabengebiet eines/er Case ManagerIn: 1) GatekeeperIn, Kommunikation und Überwachung der organisierten Prozesse, BrokerIn, Social Support; 2) Organisation und zeitliche Abstimmung notwendiger Prozesse, Verknüpfung notwendiger Maßnahmen,vernetzte Versorgungsstrukturen schaffen; 3) Rahmenbedingungen so gestalten, dass es den PatientInnen möglich ist sich selbständig im Umfeld zurecht zu finden;
Quelle: Aufgaben im Case Management, eigene Darstellung in Anlehnung an Klie, 2011. Weiters festzuhalten ist, dass das Case Management im eigentlichen Sinne auf einzelne Individualfälle angewendet wird. Im Sinne des so genannten „Care Managements“
können
jedochaus
diesen
Einzelfällen,
optimale
Versorgungsstrukturen für eine Vielzahl von PatientInnen abgeleitet, bzw. entwickelt werden.39
38
Klie, 2011, S. 500f. Klie, 2011, S. 500.
39
Zusammenfassung Auf Basis der erlangten Informationen sowie der drei konkreten Ausprägungen der häufig in der Literatur aufgegriffenen „Integrierten Versorgung“,scheint es durchaus sinnvoll zu sein, neue Formen der Gesundheitsversorgung zu fördern und zu nutzen. Es
zeigt
sich,
dass
diese
Vernetzung
zwischen
den
verschiedenen
Versorgungsformen nicht nur Vorteile für die einzelnen PatientInnenbringt, sondern auch die anderen an der Versorgung beteiligten AkteurInnen wie etwa ÄrztInnen sowie auch Krankenhäuser dadurch Effektivitäts- und Effizienzpotenziale eröffnen können. Mit dem Fokus auf eine ganzheitlichen PatientInnenbetreuung bei gleichzeitiger Kostendämpfung können sich solche Modelle und Konzepte bereits jetzt und in näherer Zukunft als äußerst hilfreich gestalten.
Zu berücksichtigen gibt es allerdings den Aspekt, dass die integrierte Versorgung teilweise für sich in Anspruch nimmt eine Art von gesteuerter Gesundheitsversorgung zu forcieren.In den USA beispielsweise existieren bereits seit ca 40 Jahren so genannte „Managed Care“ Programme. Diese geben den PatientInnen genaue Vorgaben
hinsichtlich
Versorgungsweg
und
Leistungsinanspruchnahme.
Die
Umsetzung dieser Programme übernehmen in den USA die so genannten HMOs (HealthMaintainanceOrganizations), welche auch auf Gewinn ausgerichtet sein können dürfen.
und 40
sich
allgemeiner
Methoden
der
Managementlehre
bedienen
Unschwer zu erkennen ist also jener Aspekt, dass solch eine
PatientInnensteuerung auch Teil einer Unternehmensstrategie werden kann und daher immer wieder, beispielsweise im Hinblick auf die ethische Korrektheit,kritisch hinterfragt werden muss.Sofern diese Modelle aber keine versteckte Rationierung von
Versorgungsleistungen
zum
Ziel
haben
und
hohe
medizinische
Versorgungsqualität anstreben,kann ihnen angesichts der zahlreichen bereits aufgezeigten Vorteile für die am Gesundheitswesen beteiligten AkteurInnen, wenig entgegengesetzt werden.
40
Amelung, Mühlbacher &Krauth, 2011, o. S.
Literaturverzeichnis Borgetto, B. (2011). Soziologische Grundlagen der Versorgungsforschung. In T. Schott & C. Hornberg (Hrsg.), Die Gesellschaft und ihre Gesundheit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Gabler Verlag (o.J).Gabler Wirtschaftslexikon. Stichwort: gesundheitsbezogene Lebensqualität. Verfügbarunter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/18103/gesundheitsbezogenelebensqualitaet-v9.html} {30.12.2011} Gaß, G. (2003). Gesundheitsreform 2003 - Vorfahrt für neue Versorgungsformen. MedR, 3, 129-133. Georg, A. (2005). Kooperationsnetze in der Gesundheitswirtschaft. In T. Becker, I. Dammer, J. Howaldt, S. Killich, & A. Loose (Hrsg.), Netzwerkmanagement. Berlin Heidelberg: Springer Medizin Verlag. Klie, T. (2011). Case Management und Soziale Dienste. In A. Evers, R. G. Heinze, & T. Olk (Hrsg.), Handbuch Soziale Dienste (S. 499-512). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Klinghuber, A., &Kümmerle, M. (2008). Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliche Gesundheitspflege. In K.-P. Schaps, O. Kessler, & U. Fetzner (Hrsg.), Querschnittsbereiche. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. Navarro, A. (2011). Goodnetworking/badnetworking. Physicianexecutive,37(1), 5860. Schicker, G. (2008). Praxisnetz-Organisationen. In G. Schicker (Hrsg.), Koordination und Controlling in Praxisnetzen mithilfe einer prozessbasierten E-ServiceLogistik (S. 22-49). Gabler Verlag. Skudlik, C., Jünger, M., Palsherm, K., Breuer, K., Brandenburg, S., & John, S. M. (2009). Cooperationamongclinicsandpractices. Integrated medicalcare in occupationaldermatology. Der Hautarzt; Zeitschrift für Dermatologie, Venerologie, und verwandte Gebiete, 60(9), 722-6. Zobolski, A. (2009). Interorganisationale Beziehungen und der Innovationsprozess. In A. Zobolski (Hrsg.), Kooperationskompetenz im dynamischen Wettbewerb (S. 261-311). Gabler Verlag.
Vernetzung innerhalb von Versorgungsstrukturen (Pichler Christina, BA)
Einleitung Krankenhäuser
sehen
sich
heutzutage
zunehmend
mit
vielfältigen
Herausforderungen konfrontiert. Sie sind mit einem steigenden Kostendruck und wachsenden Wettbewerb aufgrund gesundheitspolitischer Vorgaben konfrontiert. Krankenhäuser
müssen
sich
daher
in
einem
Spannungsfeld
zwischen
Wirtschaftlichkeit und bedarfsgerechter Gesundheitsversorgung oft neu orientieren. Die sich verändernden Rahmenbedingungen erfordern eine zeitnahe Reaktion der Kliniken. Die Voraussetzung für die Bewältigung der immer komplexer werdenden Anforderungen
an
Krankenhäuser
bildet
eine
prozessorientierte
Leistungserstellung, die eine stärkere Vernetzung der einzelnen Subsysteme des Krankenhauses erfordert (Greiling& Quint, 2010, S. 752 f.). Die Entwicklung und Implementierung von klinischen Pfaden kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten (Roeder, 2003, S. 599 f.).
Ziel und Aufbau der Arbeit Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, intraorganisationale Vernetzung am Beispiel von klinischen Pfaden im Krankenhaus aufzuzeigen. Dabei
wird
zunächst
kurz
auf
das
Konzept
und
die
Voraussetzungen
intraorganisationaler Vernetzung eingegangen. Anschließend wird das Instrument der
klinischen
Pfade
als
Form
einer
intraorganisationaler
Vernetzung
im
Krankenhaus genauer betrachtet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Analyse des Nutzens, den eine solche Vernetzung für das Krankenhaus als Organisation und für die Patienten hat. Dazu wird die derzeitige empirische Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit von klinischen Pfaden aufgezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt darauf, Erfolgskriterien und Barrieren bei der Entwicklung und Einführung von klinischen Pfaden zu identifizieren.
Intraorganisationale Vernetzung Die heutige Wettbewerbslandschaft stellt Unternehmen hinsichtlich ihrer Lern- und Erneuerungsfähigkeit vor neue Herausforderungen. Die Weiterentwicklung von
Strukturen, Prozessen und Unternehmenskultur gewinnt in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung (Rüegg-Stürm & Young, 2000, S 187). Die Steuerung eines solchen Wandlungsprozesses ist vor dem Hintergrund der hohen Komplexität von Organisationen jedoch nicht einfach zu bewerkstelligen. Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Steuerung von organisationalem Wandel bildet eine stärkere Vernetzung innerhalb des Unternehmens. Diese zielt darauf ab, zunächst bestehende Prozesse und Strukturen zu identifizieren und analysieren um sie in weiterer Folge verändern bzw. optimieren zu können. Intraorganisationale Vernetzung nimmt also eine bedeutende Rolle im Rahmen der Steuerung von komplexen Systemen, wie sie Unternehmen darstellen, ein (Rüegg-Stürm & Young, 2000, S. 188 f.) Das Konzept der Vernetzung beruht auf system- und evolutionstheoretischen Grundlagen, wobei v.a. komplexitätstheoretische Denkfiguren auf Organisations- und Managementtheorien
übertragen
werden
(Kappelhoff,
2000,
S.
347
ff.).
Voraussetzung aller Formen der Steuerung durch intraorganisationale Vernetzung ist eine gute Qualität der organisationalen Kommunikation, denn was nicht Inhalt der organisationalen Kommunikation ist, existiert für ein Unternehmen schlichtweg nicht. Eine qualitativ hochwertige Kommunikation ist jedoch nicht nur Voraussetzung, sondern kann gleichzeitig auch eine positive Folge intraorganisationaler Vernetzung sein, da sie durch gesteigerte Interaktionspotenziale auf Organisationsebene dazu beiträgt, dass Stimuli von außen in die betriebliche Kommunikation integriert werden (Rüegg-Stürm & Young, 2000, S. 191 f.). Eine
weitere
Voraussetzung
für
intraorganisationale
Vernetzung
stellten
partnerschaftliche Formen der Zusammenarbeit und Führung dar. Dadurch können Wissen, Kompetenz und Motivation der einzelnen Subsysteme und Personen optimal zum Tragen kommen und damit einen Nutzen für das Unternehmen stiften. Außerdem
ist
es
notwendig,
die
betreffenden
Personen
als
„prinzipiell
gleichberechtigte Akteure“ (Hilse et al., 1990, zitiert nach Rüegg-Stürm & Young, 2000, S. 192) zu behandeln und mit Entscheidungskompetenzen auszustatten. Das bedeutet, dass Verantwortlichkeiten nicht mehr rein zentralistisch ausgerichtet werden sollen (Rüegg-Stürm &Young, 2000, S. 192 ff.). Teamorientierte Arbeitsformen unter Einbeziehung aller am (z.B. Leistungs-)Prozess beteiligten Entitäten, Dezentralisierung von Entscheidungskompetenzen und ein
Fokus
auf
Kommunikationsprozesse
bilden
also
die
Kernelemente
intraorganisationaler Vernetzung. Im Folgenden soll anhand des Instruments der klinischen Pfade näher auf diese Art der Vernetzung eingegangen werden.
Klinische Pfade als Form der intraorganisationalen Vernetzung Systematischem
Prozessmanagement
und
Prozessoptimierung
kommt
in
Krankenhäusern eine immer größere Bedeutung zu. Voraussetzung dafür ist eine Vernetzung der unterschiedlichen Subsysteme eines Krankenhauses und einer übersichtlichen Erfassung und Skizzierung von Prozessabläufen. Das Instrument der klinischen Behandlungspfade kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten (Romeyke& Stummer, 2010, S. 3 f.). In der Fachliteratur existiert eine umfangreiche Terminologie im Zusammenhang mit dem Konzept der klinischen Pfade. Für die vorliegende Arbeit soll eine Definition verwendet werden, die im Rahmen einer umfassenden Literaturanalyse mit 263 inkludierten
Fachaufsätzen
entwickelt
wurde:
„A
clinicalpathwayis
a
methodforthepatient-caremanagementof a well-definedgroupofpatientsduring a welldefinedperiodof time. A clinical pathway explicitly states the goal and key elements of care based on EBM guidelines, best practice and patient expectations by facilitating the communication, coordinating roles and sequencing the activities of the multidisciplinary care team, patients and their relatives, by documenting, monitoring and evaluating variances, and by providing the necessary resources and outcomes. The aim of a clinical pathway is to improve the quality of care, reduce risks, increase patient satisfaction and increase the efficiency in the use of resources” (De Bleser et al., 2006, S. 562). Anhand dieser Definition werden die Kernelemente von klinischen Pfaden ersichtlich: Es gibt einen Bezug zu einer bestimmten Patientengruppe sowie zu einem spezifischen
Diagnose-
und
Therapierahmen.
Außerdem
stehen
die
Interprofessionalität und die Multidisziplinaritätim Vordergrund, d.h. eine Vernetzung von allen am Diagnose- bzw. Behandlungsprozess beteiligten Professionen sowie einer Einbindung von Angehörigen des Patienten. Klinische Pfade stellen daher nicht nur eine Form intraorganisationaler Vernetzung dar, sondern müssen auch Elemente einer Vernetzung nach außen beinhalten. Hervorzuheben ist außerdem, dass eine solche Vernetzung immer den Patienten mit seinen individuellen Bedürfnissen in den Mittelpunkt rücken muss.
An dieser Stelle soll noch eine Studie von Vanhaechtet al. (2006) angeführt werden, die darüber Aufschluss gibt, was Personen, die in Pfadentwicklung und implementierung involviert sind, als Hauptcharakteristika von klinischen Pfaden ansehen. Die Studie wurde im Auftrag der European PathwayAssociation durchgeführt. Dafür wurden Personen aus 23 Ländern befragt (Vanhaecht et al., 2006, S. 28 ff.). Die Top-5-Charakteristika sind in Abbildung 1010 Top-5-Charakteristika von klinischen Pfaden
1. Verbesserung der Behandlungsqualität 2.Verbesserung von evidenzbasierter Behandlung Top 5 Charakterisierung von Klinischen Pfaden
Text
3. Multidisziplinäre Verwendung
4. Steigerung der Effizienz der Behandlung 5. Kommunikationstool für Health Professionals
Quelle: Eigene Darstellung nach Vanhaecht et al., 2006, S. 30 f. Der
Charakter
der
Vernetzung
ist
hierbei
v.a.
am
Charakteristikum
der
multidisziplinären Verwendung sowie am Charakteristikum als Kommunikationstool für Health Professionals erkennbar.
Der Nutzen von klinischen Pfaden Mit
der
Einführung
Qualitätssicherung,
klinischer
kontinuierliche
Pfade
werden
folgende
Qualitätsverbesserung
der
Ziele
verfolgt:
medizinischen
Versorgung, Risikoreduktion, Erhöhung der Patientenzufriedenheit und Erhöhung der Effektivität (De Bleser et al., 2006, S. 562). Da mit einer intraorganisationalen Vernetzung v.a. in Krankenhäusern mit ihrer doch sehr starken intrasektoralen Trennung zumindest zu Beginn auch höhere Kosten einhergehen (Evans-Lacko, Jarrett, McCrone&Thornicroft, 2010, S. 2), muss in der
jeweiligen Organisation eine Kosten-Nutzen-Abwägung getroffen werden. Vor allem aber muss der Nutzen empirisch überprüft sein. An dieser Stelle soll daher die Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit bzw. des Nutzens klinischer Pfade aufgezeigt werden. Um diese Frage zu beantworten, werden an dieser Stelle ein systematisches Literature-Review
des
Ludwig
Boltzmann
Institutes
für
Health
Technology
Assessment (2006) sowie ein Cochrane-Review von Rotter et al. (2010) herangezogen. Das Review des Ludwig Boltzmann Institutes evaluierte klinische Pfade anhand dreier Parameter (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment 2006, S. 15): • Verbesserung der Versorgungsqualität • Optimierung der Sicherheit • Sicherstellung eines effizienten Ressourceneinsatzes Die Ergebnisse der Analyse werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt. Verbesserung der Versorgungsqualität: Im überwiegenden Teil der Studien (75 Prozent), die Versorgungsqualität als Outcomeparameter verwendeten, war diese bei der Anwendung von klinischen Pfaden besser, bei 19 Prozent der Studien konnte kein Unterschied festgestellt werden und lediglich bei 4 Prozent der Studien wurden durch den Einsatz von klinischen Pfaden schlechtere Ergebnisse erzielt (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment 2006, S. 25 f.). Optimierung der Sicherheit: In Bezug auf die Sicherheit erschienen in 33 Prozent der Studien klinische Pfade sicherer als Kontrollen, bei 65 Prozent der Studien konnte hingegen kein Unterschied bzgl. der Sicherheit festgestellt werden. Nur zwei Studien wiesen schlechtere Sicherheitsdaten auf (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment 2006, S. 26). Sicherstellung eines effizienten Ressourceneinsatzes: Die eindeutigsten Effekte erzielen klinische Pfade nach dem vorliegenden Review in Bezug auf den Ressourceneinsatz. So führte der Einsatz von klinischen Pfaden in 81 Prozent der Studien zu einem geringeren Ressourceneinsatz. 14 Prozent der Studien wiesen keinen diesbezüglichen Unterschied auf, bei 3 Prozent führten klinische Pfade zu
einem höheren Ressourcenverbrauch und bei 2 Prozent war das Ergebnis unklar (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment 2006, S. 26). Anhand der Ergebnisse des Reviews lässt sich also durchaus ein positiver Effekt von klinischen Pfaden auf die definierten Zielgrößen ableiten. Zusätzlich zur Evaluierung der Wirksamkeit geben die Autoren des Reviews Empfehlungen zur zukünftigen Ausrichtung und Anwendung von klinischen Pfaden. So wird darauf hingewiesen, dass klinische Pfade zunehmend im Sinne der integrierten Versorgung auch sektorenübergreifend eingesetzt werden sollen (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, 2006, S. 38). Klinische Pfade können daher auch zur interorganisationalen Vernetzung im Gesundheitswesen eingesetzt werden. Darauf soll jedoch in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden.
Die Studie von Rotter et al. (2010) stellt eine Meta-Analyse dar und wurde von der CochraneCollaboration publiziert.Vorrangiges Ziel der Studie war die Messung der Wirksamkeit von klinischen Pfaden hinsichtlich der gesundheitsberuflichen Arbeit, patientenorientierten
Ergebnissen,
durchschnittlicher
Aufenthaltsdauer
sowie
Krankenhauskosten (Rotter et al., 2010, S. 3). Die in den Studien am häufigsten gemessene Outcomevariabel stellt die Aufenthaltsdauer dar. In 11 von 20 relevanten Studien konnte eine statistisch signifikante Reduktion der Aufenthaltsdauer festgestellt werden. Für die MetaAnalyse konnte aufgrund der Inkonsistenz der Daten jedoch keine definitive allgemeine Aussage bezüglich einer Verringerung der Aufenthaltsdauer durch klinische Pfade getroffen werden, obwohl ein solcher Effekt nach Ansicht der Autoren sehr wahrscheinlich ist (Rotter et al., 2010, S. 41). Eine definitive Aussage kann jedoch hinsichtlich der Komplikationsrate getroffen werden. So weisen Patienten, bei denen klinische Pfade angewendet wurden, deutlich geringere Komplikationsraten als Patienten mit üblichem Behandlungsablauf auf (Rotter et al., 2010, S. 43). In Bezug auf die medizinische Dokumentation konnten ebenfalls positive Effekte von klinischen Pfaden nachgewiesen werden. So führen klinische Pfade statistisch signifikant zu einer verbesserten Dokumentation im Krankenhaus (Rotter et al., 2010, S. 44).
Die Analyse der Effekte von klinischen Pfaden auf die Krankenhauskosten stellte sich aufgrund statistischer und methodologischer Inkonsistenzen sehr schwierig heraus. Dennoch konnten die Autoren den Schluss ziehen, dass durch den Einsatz von klinischen Pfaden erhebliche Kostenvorteile für das Krankenhaus generiert werden können (Rotter et al., 2010, S. 44). Durch die Meta-Analyse konnte gezeigt werden, dass die Anwendung von klinischen Pfaden mit niedrigeren Komplikationsraten sowie einer verbesserten medizinischen Dokumentation einhergehen. Darüber hinaus wurden Anzeichen für eine Reduktion der Aufenthaltsdauer sowie eine Kostenreduktion festgestellt. Klinische Pfade stellen demnach ein wertvolles Instrument im Rahmen eines ergebnisorientierten Prozessmanagements dar (Rotter u.a. 2010, S. 48 f.).
Entwicklung und Implementierung von klinischen Pfaden – Erfolgskriterien, Barrieren und Mängel Die Entwicklung von klinischen Pfaden sollte als schrittweiser Prozess erfolgen, der am PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act-Zyklus) ausgerichtet ist. Die Planungsphase ist dabei die wichtigste und zeitintensivste Phase (Spath, 1997, S. 37). Im Folgenden soll aufgezeigt werden, was bei der Entwicklung und Umsetzung klinischer Pfade beachtet werden sollte, welche Erfolgskriterien also bei dieser Form der intraorganisationalen Vernetzung im Krankenhaus ausschlaggebend sind. Bei der Entwicklung ist v.a. darauf zu achten, dass die Vertreter aller verantwortlichen Berufsgruppen und Disziplinen mit einbezogen werden. Dabei soll sowohl auf deren Erfahrung und bisherigen Einsatzbereiche, als auch auf deren Teamfähigkeit Rücksicht genommen werden. Außerdem ist eine Barrieanalyse schon in der Planungsphase wichtig, um förderliche und hinderliche Faktoren der Einführung zu identifizieren. Vor der Implementierung des Pfades sollte ein Konsens aller mit einbezogenen Personengruppen erreicht werden. Erst dann ist eine Einführung des klinischen Pfades auch erfolgsversprechend. Außerdem sollte in den Planungsprozess die Sichtweise des Patienten integriert werden (Dick, Sitter, Lind, Wege-Heuser & Kopp, 2006, S. 12 ff.). Ein weiteres Erfolgskriterium ist die Bewusstseinsschaffung für die konsequente Dokumentation des klinischen Pfades, um Abweichungen zu identifizieren und diese im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses mit einzubeziehen (Hunter &Segrott, 2008, S. 615).
Alle Mitarbeiter müssen hinsichtlich des Umgangs mit dem Pfad geschult werden und die notwendigen Informationen, Checklisten und Formulare müssen für jeden Involvierten zu jeder Zeit (bspw. über das Intranet) zugänglich sein (Dick et al., 2006, S. 16). Bei der Implementierung eines klinischen Pfades müssen also vorher auch die Kommunikationswege im Krankenhaus analysiert und gegebenenfalls angepasst bzw. optimiert werden. Es muss über die Kommunikationswege im Krankenhaus außerdem möglich sein, regelmäßig neue Erkenntnisse weiterzugeben und diese in den Pfad zu integrieren (Hellmann, 2002, S. 45). Zusammenfassend lassen sich also Interdisziplinarität, transparente Kommunikation, Patientenorientierung und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess als Kriterien einer erfolgreichen Pfadeinführung nennen.
Im Entwicklungs- und Umsetzungsprozess von klinischen Pfaden können jedoch auch zahlreiche Barrieren auftreten, welche die Einführung erschweren oder sogar verhindern können. Folgende Problembereiche konnten anhand der Literatur identifiziert werden (Kirschner, Witzleb, Eberlein-Gonska, Krummauer& Günther, 2007, S. 518 ff.; Uzark, 2003, S. 138; Lanska, 1998, S. 155 f.; Evans-Lacko et al., 2010, S. 2 ff.): • Hoher Schulungsaufwand der Mitarbeiter • Mangelnde kollaborative und multidisziplinäre Herangehensweise • Fehlende Unterstützung durch das Management • Fehlende
bzw.
mangelhafte
Formulierung
von
Zielen
bezüglich
der
Versorgungsqualität und der Kosten • Unzureichende Personalressourcen • Unrealistischer Zeitrahmen in Bezug auf die Einführung • Fehlende Überzeugung von Seiten der Ärzteschaft • Negative
Einstellung
des
klinischen
Personals
gegenüber
der
Standardisierung von Leistungen • Gefühl der Auferlegung von außen und der Gefährdung der medizinischen Autonomie Uzark (2003, S. 138) nennt außerdem das Fehlen eines so genannten „Pathwaycoordinator“ als ein potenzielles Hindernis. Dies macht deutlich, wie wichtig
das Management bzw. die Führung von intraorganisationalen Vernetzungsprozessen ist. In der bereits erwähnten internationalen Studie von Vanhaecht et al. (2006) wurde außerdem die Frage nach Ansätzen der Entwicklung und Implementierung von klinischen Pfaden gestellt. Daraus werden ebenfalls Problembereiche und Mängel bei der Einführung von klinischen Pfaden ersichtlich. Beispielsweise wurde der Entwicklung der Pfade durch ein multidisziplinäres Team zwar eine hohe Bedeutung zugesprochen, dies wurde jedoch in vielen Fällen nicht oder nur teilweise umgesetzt. So wurden das Pflegepersonal und die ärztliche Belegschaft sehr häufig bei der Entwicklung von klinischen Pfaden beteiligt, allerdings wurden in den meisten Fällen nicht
alle
relevanten
Health
Professionals
mit
einbezogen.
Das
Krankenhausmanagement war gar nur bei 48 Prozent der entwickelten Pfade beteiligt. Auch die mangelnde Patientenorientierung wird an dieser Stelle sichtbar: In nur 26 Prozent aller Fälle wurden Patienten in die Entwicklung von klinischen Pfaden mit einbezogen (Vanhaechtet al., 2006, S. 32). Insgesamt kann also festgestellt werden, dass Vernetzung durch klinische Pfade zwar stattfindet, dass aber eine verbesserte Einbindung aller am Leistungsprozess beteiligten Personengruppen erfolgen muss.
Zusammenfassung Sich
ständig
verändernde
Rahmenbedingungen
führen
dazu,
dass
sich
Unternehmen einem kontinuierlichen Wandlungsprozess unterwerfen müssen. Dabei gewinnt intraorganisationale Vernetzung zunehmend an Bedeutung, da durch die gesteigerte
organisationale Interaktion
Reize
der Umwelt
schneller in die
betriebsinternen Kommunikationsabläufe aufgenommen werden. Ein Schlüsselelement der intraorganisationalen Vernetzung ist die Ausrichtung auf Prozesse, die zunächst identifiziert und analysiert werden müssen, um sie anschließend optimieren zu können. Am Beispiel von klinischen Pfaden wurde in der Arbeit eine Form der intraorganisationalen Vernetzung betrachtet. Dabei zeigte sich, dass diese für das Unternehmen Krankenhaus einen hohen Nutzen durch eine Verbesserung der Qualität der Versorgung, eine Erhöhung der Patientensicherheit sowie einen verbesserten Ressourceneinsatz stiften können. Allerdings konnten auch Mängel im derzeitigen Einsatz von klinischen Pfaden aufgezeigt werden. Vielfach werden relevante Personengruppen nicht in die Entwicklung und Implementierung von Pfaden mit einbezogen, v.a. eine mangelnde Integration des Managements konnte festgestellt werden. Zusammenfassend
kann
jedoch
gesagt
werden,
dass
intraorganisationale
Vernetzung einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg von Organisationen leisten kann. Dazu braucht es jedoch in Zukunft eine verstärkte Einbeziehung wirklich aller relevanten Entitäten.
Literatur: DeBleser, L., Depreiter, R., Waele, K. de, Vanhaecht, K., Vlayen, J. &Sermeus, W. (2006). Definingpathways. Journal of Nursing Management, 14 (7), 554-563. Dick, B., Sitter, H., Lind, N., Wege-Heuser, E. & Kopp, I. (2006). Behandlungspfade in Psychiatrie und Psychotherapie. Der Nervenarzt, 77 (1), 12-22. Evans-Lacko, S., Jarrett, M., McCrone, P. &Thornicroft, G. (2010).Facilitators and barriers to implementing clinical care pathways.BMC Health Services Research (10), 1-6. Greiling, M. & Quint, U. (2010). Klinische Behandlungspfade aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Der Orthopäde, 39 (8), 752-757. Hunter, B. &Segrott, J. (2008). Re-mapping client journeys and professional identities: A review of the literature on clinical pathways. International Journal of Nursing Studies, 45 (4), 608-625. Kappelhoff, P. (2000). Komplexitätstheorie und Steuerung von Netzwerken. In J. Sydow & A. Windeler (Hrsg.), Steuerung von Netzwerken. Konzepte und Praktiken (S. 347–389). Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. Kirschner, S., Witzleb, W.-C., Eberlein-Gonska M., Krummauer, F. & Günther, K.-P. (2007). Klinische Pfade - Sinnvolles Steuerungsinstrument oder Beschränkung ärztlicher Handlungsfreiheit? Der Orthopäde, 36 (6), 516-522. Lanska, D. J. (1998).The role of clinical pathways in reducing the economic burden of stroke.Pharmacoeconomics, 14 (2), 151-158. Ludwig Boltzmann Institutfür Health Technology Assessment.(2008). Klinische Pfade: Systematisches Review zur Ergebnismessung der Wirksamkeit, Wien. Verfügbar unter http://eprints.hta.lbg.ac.at/801/1/HTA-Projektbericht_016.pdf. Roeder, N. (2003). Klinische Behandlungspfade: Erfolgreich durch Standardisierung. Der Urologe, 42 (4), 599-608. Romeyke, T. & Stummer, H. (2010). Kosteneffizienz und Qualitätssicherung durch „Klinische Behandlungspfade"? Heilberufe Science, 1 (1), 2-7. Rotter, T., Kinsman, L., James, E. L., Machotta, A., Gothe, H., Willis, J. et al. (2010). Clinical pathways: effects on professional practice, patient outcomes, length of stay and hospital costs. Cochrane Database of Systematic Reviews (3). Rüegg-Stürm, J. & Young, M. (2000).Die Bedeutung neuer netzwerkartiger Führungs- und Organisationsformen für die Dynamisierung von Unternehmen. In C. Belz & T. Bieger (Hrsg.), Dienstleistungskompetenz und innovative Geschäftsmodelle (S. 88–123). St. Gallen: VerlagThexis. Spath, P. (1997). Beyond clinical paths: Advanced tools for outcomes management. Chicago: American Hospital Publications. Uzark, K. (2003). Clinical pathways for monitoring and advancing congenital heart disease care. Progress in PediatricCardiology, 18, 131-139. Vanhaecht, K., Bollman, M., Bower, K., Gallagher, C., Gardini, A., Guezo, J. et al. (2006). Prevalence and use of clinical pathways in 23 countries: an international
survey by the European Pathway Association. Journal of Integrated Care Pathways, 10 (1), 28-34.
Vernetzung innerhalb von Versorgungssektoren in Österreich (Raditschnig Sigrid, BA) Einleitung Das österreichische Gesundheitssystem sieht sich – wie die meisten westlichen Gesundheitssysteme – mit immer komplexeren Aufgaben konfrontiert. Bedingt durch die demographischen Veränderungen die westliche Zivilisationsgesellschaften betreffen, steigt die Anzahl der älteren Einwohner unseres Landes an. Damit einhergehen werden voraussichtlich die Faktoren Verlust sozialer Netzwerke und Multimorbidität. So werden für das Jahr 2020, bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 8.75 Mio, ca. 65% allein stehende Frauen über 75 Jahren prognostiziert, in Summe ca. 496.000 Personen, wovon ca. 37% in Single-Haushalten leben werden. (vgl. Statistik Austria, 2007). Bei den über 85jährigen Personen verfügen ca. 22% über keine verwandtschaftlichen Netzwerke mehr, wobei zumindest ca. 40% der über 70jährigen Personen zumindest 1x wöchentlich Kontakt zu ihren Nachbarn halten. Dadurch, dass weiterhin viele ältere Personen den Verbleib in gewohnter Umgebung – die oft nicht altersgerecht ausgerichtet ist – dem Umzug in stationäre Einrichtungen vorziehen, ist auch nicht mit Abnahme der Sturzhäufigkeit und den damit verbundenen Folgen für Behandlung und Betreuung der Verletzten zu rechnen. Ein weiteres Charakteristikum der gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist das Auftreten von erhöhter Multimorbidität mit fortschreitendem Alter, was wiederum eine größere Herausforderung an ein funktionierendes Gesundheitssystem stellt. So weisen 30% der über 80jährigen Personen sieben oder mehr diagnostizierbare körperliche Beeinträchtigungen auf (vgl. BMASK, 2009), die je nach Art und Schweregrad unterschiedliche Versorgungsformen und daher die Betreuung durch Angehörige der verschiedensten Berufsgruppen benötigen.
In Ergänzung dazu hat sich der Personalstand allein in den österreichischen Krankenanstalten seit 1980 mehr als verdoppelt und die Gesundheitsausgaben gesamt sind von 8,3% im Jahr 1990 auf 11% des BIP im Jahr 2009 gestiegen. (vgl. Statistik Austria, 2011). 2010 wurden ca. 200.000 Personen im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt (vgl. BMG, 2010). und im Jahr 2008 arbeiteten zusätzlich ca. 228.000 Personen als Freiwillige Helfer in Österreich (vgl. Statistik Austria 2008). Schon
im
Jahr
2002
erbrachten
mehr
als
425.000
Personen
Pflegeleistungen an Nachbarn oder Angehörigen. (vgl. BMASK, 2009).
informelle
Als weiterer zu beachtender Punkt gilt der Umstand, dass PatientInnen immer öfter vorab Informationen über Krankheitsbilder und mögliche Therapien entweder selbst rechercherieren oder von den behandelnden Personen einfordern. Aber auch seitens der Leistungserbringer wird im Zuge der Spezialisierung und Technisierung der Medizin und Pflege immer mehr an Informationen zu verarbeiten sein.
All diese Entwicklungen bedingen, dass sich das österreichische Gesundheitssystem auf neue Kooperations- und Vernetzungsstrategien für eine effiziente und effektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen einstellen muss. Integrierter Versorgung Als mögliche Antwort auf
die
oben
gestellten
Herausforderungen
sehen
Gesundheitsexperten die integrierte Versorgung, die je nach Autor unterschiedlich definiert werden kann. So sehen Gröne und Garcia-Barbero die Aufgaben von integrierter Versorgung im Zusammenführen und Optimieren aller relevanten Einflussfaktoren wie Leistungserbringung und Koordination der Lesitungserbringer, Management
der
beteiligten
Organisationen,
Qualität
der
Leistungen
und
Patientenzufriedenheit (vgl. Gröne et al. 2001), andere Autoren fokussieren eher den Aspekt der Optimierung von Effizienz und Effektivität (vgl. Brown et al. 2001) und die WHO stellt den holistischen Ansatz und die Stärkung der persönlichen Kompetenz in den Vordergrund (vgl. WHO, 2002). Herausforderungen an die Gesundheitssysteme Zusätzlich zu den unterschiedlichen Definitionen von integrierter Versorgung gelten für die einzelnen Gesundheitssysteme unterschiedliche Rahmenbedingungen für die Umsetzung von integrierter Versorgung. Steuerfinanzierte Gesundheitssystemen wie etwa der NHS in Großbritannien erleichtern durch die Finanzierung aus einem Topf und
die
vorgegebene
Versorgungskette
durch
das
Gatekeeper
System
Kooperationen zwischen den beteiligten Berufsgruppen und Organisationen, da die Kompetenzen klarer abgegrenzt sind und der Effekt von Angebotsinduzierter Nachfrage geringer ist. In den nach Bismarck organisierten Gesundheitssystemen, wie etwa Deutschland und Österreich ist gerade diese Koordination zwischen den beteiligten Berufsgruppen und Kammern eine Barriere die durch gesetzliche Vorgaben geregelt werden muss. Deutschland begann im Jahr 2000 erste gesetzliche Vorgaben im SGB V zu verankern, seit 2007 ist auch die Pflegevorsorge in die gesetzlichen Vorgaben mit einbezogen (vgl. Bohle, 2008). In Österreich wurde
2005 bundesweit für die einzelnen Bundesländer im Zuge der 15a Vereinbarung eine integrierte Gesundheitsstrukturplanung unter anderen mit Nahtstellenmanagement und Aufbau einer Gesundheitstelematik sowie sektorübergreifender Abstimmung zur Qualitätssteigerung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung genehmigt und vereinbart.
Unter Artikel 5, Nahtstellenmanagement wurde die Bundesgesundheitsagentur mit der
Errichtung
von
Rahmenbedingungen
zur
Gewährleistung
eines
patientInnenorientierten, effizienten und effektiven Betreuungsverlaufes beauftragt. (vgl. RIS, 2005). Das heißt Integrierte Versorgung kann sich nur als Prozess auch zwischen den Strukturen der Makro- (Gesetzgebung) und der Mikro- (leistungserbringende Einzelpersonen) Ebene verstehen. So sieht der Österreichische Strukturplan Gesundheit (ÖSG) 2010 auch vor, die Betrachtungsweise der Versorgungspfade weg von der isolierten Sichtweise der Krankenanstalten hin zu einer komplexen Betrachtung des gesamten in einer Region vorhandenen Versorgungsstrukturen zu ändern. In Zuge dessen wird hier auf die Bedeutung von Komplementär-Einrichtungen im teilstationären und ambulanten sowie Einrichtungen des Sozialbereiches hingewiesen. (vgl. ÖSG 2010).
Ziele einer integrierten Versorgung Wie schon weiter oben beschrieben sind die individuellen Lebenswelten der Patienten
stark
unterschiedlich
und
daher
spezifisch
in
den
Entscheidungsfindungsprozess mit einzubeziehen, um die Partizipation der Patienten im
Sinne
der
Salutogenese
zu
stärken.
Das
bedingt,
dass
alle
am
Behandlungsprozess beteiligten Professionen am Entwicklungsprozess teilnehmen. Dies kann nur durch Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft, sowie klare Kompetenzverteilung gelingen. Zur Stärkung der Kommunikation bedarf es im optimalen Falle einer allen Beteiligten zugänglichen digitalen Kommunikation mit vorgegebenen Prozessen zur Weitergabe der Dokumente. Die gemeinsam beschlossenen Dienstleistungen müssen innerhalb der betroffenen Sektoren, also stationärer und niedergelassener Bereich – vernetzt und koordiniert werden. Was wiederum klare gesetzliche Vorgaben über den Abrechnungsmodus, aber
auch
gegenseitiges
Vertrauen
und
Respekt
der
Leistungserbringer
untereinander bedingt. Integrierte Versorgung muss sich als kontinuierlichen Prozess mit Bereitschaft zur Weiterentwicklung sehen. Und abschließend: alle beschlossen Entscheidungen orientieren sich vordergründig am Wohl des Patienten (vgl. Bühler, 2006).
Grad der Umsetzung der integrierten Versorgung in Österreich 2008 vereinbarten die neun österreichischen Bundesländer im Zuge der 2005 beschlossenen Umsetzung einer integrierten Versorgung eine Intensivierung der erforderlichen strukturverändernden Maßnahmen sowie eine Erweiterung des Kooperationsbereiches mit verbindlicher Berichterstattung zur Überprüfung des Grades der Umsetzung (vgl. RIS, 2008). Dieser ist im Versorgungsplan des ÖSG 2010 wie folgt erfasst.
Abbildung 11: BMG, 2010: ÖSG 2010, S.2
Die schon 2005 im Bundesgesetzblatt zur Integrierten Versorgung vorgesehene elektronische Patientenakte ELGA konnte bis 2012 nicht umgesetzt werden, laut Medienberichten scheitert dies vor allem an den Einwänden der Ärztekammer, die
befürchtet, dass PatientInnen Informationen von dafür nicht qualifizierten Personen eingesehen werden könnten. (vgl. Initiative ELGA, 2012). Wobei dieser Punkt nur einen Teilbereich der Problematik der nicht lückenlosen Kommunikation abbildet. Für das Gesundheitssystem fallen durch Doppelbefundungen oder Übermedikation zusätzliche Kosten an, für die PatientInnen oft zeitliche und auch körperliche Belastungen.
Die Grad der Umsetzung des 2005 beschlossenen Nahtstellenmanagements stellt sich im Jahr 2008 in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich dar. In einigen Landeskrankenhäusern wurden vereinzelt Pilotprojekte mit definierten Ansprechpartnern durchgeführt. Allerdings scheint es so, dass selbst innerhalb dieser Krankenanstalten
die Kompetenzen
nicht
klar getrennt
waren
und
PatientInnen von unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Informationen bekamen. Hier könnten einheitliche Standards in Form von Checklisten und Qualitätskriterien im Sinne der PatientInnenorientierung Abhilfe schaffen (vgl. Ninaus-Meznik, 2008). Über Projekte, die eine weiterführende, durchgängige Behandlung dokumentieren konnte keine Literatur rechercheriert werden. Schlussfolgerung Der Gesetzgeber in Österreich scheint sich der Notwendigkeit einer integrierten Versorgung bewusst zu sein, und setzte daher die ersten Schritte zur Bildung von den dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Doch durch die 15a Vereinbarungen
mit
den
einzelnen
Bundesländern,
die
Finanzierung
und
Durchführungskompetenzen regeln, kommt es zu keiner österreichweiten Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen. Unterschiedliche Finanzierungsarten und starke Kammern scheinen diese zu verlangsamen. Daher kann nicht von einer wie anfangs definierten integrierten Versorgung in Österreich ausgegangen werden.
Literaturverzeichnis Bohle, T, 2008; Integrierte Versorgung, Rechtsfragen, Checklisten, Vertragsmuster, Economica, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg, München, Landsberg, Berlin
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Bundesministerium für Gesundheit (BMG), 2010, Österreichische Strukturplan Gesundheit 2010, download am 09.01. 2012 unter http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/0/1/CH1071/CMS1136983382893/oe sg_2010_-_text_ohne_matrizen,_stand_26.11.2010.pdf
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Gröne O, Garcia-Barbero M., 2001, Integrated care: a position paper of the WHO European Office for Integrated Health Care Services. International Journal of Integrated Care 2001 Jun 1; 1. download am 09.01. 2012 : URL:http://www.ijic.org/.
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Organisations- und Netzwerkanalyse (Hocke Victoria, BSc)
Definition: Netzwerk Zu nächst ist einmal festzuhalten, dass es keine einheitliche und von der Wissenschaft
akzeptierte
Definition
gibt.
Da
heutzutage
die
kleinsten
kommunikativen Phänomene bereits als Netzwerk betrachtet werden (können) (Vgl. Lembke/ Vyborny, 2006). Der Begriff soziales Netzwerk bezeichnet ein Beziehungsgeflecht, das in der kleinsten betrachtbaren Einheit Menschen mit anderen Menschen verbindet (Familie, Verwandtschaft, Kollegen etc.). Aber auch Menschen und Organisationen, sowie Organisationen untereinander weißen soziale Netzwerke auf (vgl. Uni Hamburg). Für soziale Netzwerke gelten folgende Unterscheidungen (vgl. Uni Hamburg): •
primäre oder persönliche Netzwerke. Hiermit sind Netzwerke in der Familie und Verwandtschaft, nachbarschaftliche Netzwerke und freundschaftliche, das heißt selbst gewählte Netzwerke gemeint. Aber auch altersspezifische, frauenspezifische oder arbeitsplatzspezifische Netzwerke fallen darunter;
•
sekundäre oder gesellschaftliche Netzwerke. Hierzu gehören institutionelle Netzwerke wie zum Beispiel Handwerksbetriebe, Versicherungsunternehmen, Kaufhäuser, Industriebetriebe und öffentliche Einrichtungen der Infrastruktur wie zum Beispiel Kindergarten, Schule, Hochschule, Soziale Dienste, Verkehrssysteme;
•
tertiäre Netzwerke. Sie sind zwischen den primären und sekundären Netzwerken angesiedelt und haben eine vermittelnde Funktion. Es handelt sich
hierbei
professionelle
um
Gruppen
der
Selbsthilfe,
Dienstleistungen
wie
Bürgerinitiativen
und
um
Krankenpflegedienste,
Gesundheitsberatung oder Einrichtungen der Sozialen Arbeit. Soziale Netzwerke bieten praktische, emotionale und kognitive Unterstützung in Belastungs- und Krise}nsituationen.
Netzwerkanalyse Bedeutung Netzwerke bestehen schon seit langer Zeit, in der immer schnelllebigeren und komplexeren Welt wird die Unterstützung durch andere jedoch immer wichtiger und der Aufbau von Netzwerken bestimmt nicht nur mehr unser privates Umfeld. Auch in der Arbeitswelt ist es sinnvoll sich auf Netzwerke verlassen zu können. In fast allen sozialen und didaktischen Arbeitsbereichen werden Kooperation und Vernetzung hohe Bedeutung für Lösungen und Strukturprobleme beigemessen. Der Sinn von Netzwerken leitet sich dabei von den verschiedenen Einsatzgebieten ab, weißt aber bei näherer Betrachtung in jedem Bereich ähnliche Ziele auf (vgl. Jütte, 2002). Vernetzung … • … bildet eine organisatorische Antwort auf die Komplexität des Lebens- und Bedarfslagen bestimmter Zielgruppen. • … erhöht Effizienz und Effektivität, durch die Zusammenarbeit und das aufeinander abgestimmte Vorgehen. • … dient der Sicherstellung von Qualität. • … zielt auf Synergien und die damit verbundenen Synergieeffekte. • … zielt auf eine verbesserte Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren ab und führt zu einem gemeinsamen Planungsprozess zur Sicherstellung und Abstimmung der Arbeitsaufgaben. (vgl. Jütte, 2002) In den letzten Jahren wurde die Anwendung von Netzwerken immer bedeutender, die Frage nach dem Nutzenpotenzial dieser Netze wird auch von Organisation immer häufiger gestellt. So hat sich in der empirischen Sozialforschung ein eigenes Feld auf getan, das sich zur Aufgabe gemacht hat Netze und damit soziale Beziehungen und ihre Folgen zu analysieren und zu bewerten – die soziale Netzwerkanalyse (vgl. Jütte, 2002). Dabei sind die untersuchten Felder recht unterschiedlich, so untersucht die psychologische
Netzwerkforschung
Netzwerke
hinsichtlich
ihrer
Unterstützungsfunktion bei der Krisenbewältigung. Die politikfeldwissenschaftliche Netzwerkforschung analysiert Prozesse in der Politik. Die betriebswirtschaftliche Netzwerkanalyse beschäftigt sich mit der Analyse von Unternehmensnetzwerken und den Netzwerken innerhalb der Organisation und soll hier näher dargestellt werden (vgl. Jütte, 2002).
Für Organisationen bildet die Netzwerkanalyse ein wichtiges Instrument zur Verbesserung von Strukturen und somit für die Optimierung von Arbeitsprozessen. Zusehens
zeigt
sich,
dass
Netzwerke
im
Vergleich
zu
standardisierten
Arbeitsprozessen an Bedeutung gewinnen. Neben den offiziellen und formalen Prozessen, die transparent im Unternehmen verankert sind, sind die tatsächlichen Abläufe meist ungewiss. Wer arbeitet mit wem zusammen und holt Hilfe und Rat ein? Wer kann mit wem am besten arbeiten und erzielt so größere Erfolge? (vgl. Zenk, 2009) Die Antworten auf diese Frage können helfen unsichtbare Strukturen im Arbeitsprozess sichtbar zu machen und diese dann zur Effizienzsteigerung zu nutzen. Besonders bei Outsourcing-Prozessen und Fusionen großer Unternehmen können versteckte Netzwerke schnell zu einem Problem werden. Setzt man hier richtig an und nutzt das Wissen um Netzwerke, können Unternehmensstrategien erfolgreicher umgesetzt und die Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen verstärkt genutzt werden (vgl. Zenk, 2009). „Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine entsprechende interne Vernetzung nachhaltigen Einfluss auf die Produktivität, das Lernen und die Innovationsfähigkeit einer Organisation hat, ebenso wie „ausgewogene” externe Unternehmensnetzwerke (Behrend 2005).“ (vgl. Zenk, 2009) Ein
Weg
die
unsichtbaren
organisationsbezogene
Netzwerke
Netzwerkanalyse
sichtbar (ONA).
zu Im
machen
bildet
Gegensatz
zu
die dem
Organigramm eines Unternehmens bilden die sozialen Beziehungen, gelebte Arbeitskultur und Wissensressourcen der ArbeitnehmerInnen ein definierteres Konstrukt (vgl. Zenk, 2009).
Netzwerkanalyse in der Anwendung Ein einzelnes Netzwerk alleine erlaubt noch keine generelle Aussage über bestimmte Mitarbeiter oder Gruppierungen. Deswegen ist bei einer Netzwerkanalyse als erster Schritt die Frage der konkreten Aufgabenstellung, die Auswahl der Gruppe der zu analysierenden Akteure sowie die Art der Beziehungen zu klären. Je genauer die Problemstellung und die damit verknüpfte Strategie erfasst werden, desto effektiver können die Analysen für die Optimierung abgeleitet werden. Bei der Analyse sind sieben Schritte von großer Bedeutung (siehe hierzu Zink (2009)): 1. Zielsetzung 2. Festlegung der Zielgruppen 3. Auswahl der Methoden 4. Visualisierung der Netzwerke 5. Berechnung der Kerngrößen 6. Feedback 7. Umsetzung der Maßnahmen Diese sollen im Folgenden kurz erläutert werden.
1. Zielsetzung
Die erste Phase beginnt mit einer zusammen erarbeiteten Zielsetzung. Welche Situationen und Fragen sollen beleuchtet werden? Wo können Analysen helfen Verbesserungen erkenntlich zu machen. „Dabei werden besonders Strukturen und Prozesse betrachtet, die funktionale, geographische, hierarchische oder auch organisatorische Grenzen überschreiten, da gerade an diesen Übergängen sozio-kulturelle Netzwerke oftmals fragmentiert sind.“(vgl. Zink, 2009)
Sinnvoll ist es bereits in der ersten Phase eine genaue Vorgehensweise mit der Organisation abzusprechen und diese im Hinblick auf rechtliche Vorschriften absegnen zu lassen.
2. Festlegung der Zielgruppen Als nächstes werden die Zielgruppen identifiziert und die Entscheidung darüber getroffen welche Akteure betrachtet werden sollen (z.B. eine Abteilung, die gesamte Organisation oder nur bestimmte Typen wie Manager oder neue Mitarbeiter). Dabei werden auch die speziellen Funktionen und die dazugehörigen Kompetenzen erfasst, die die zu untersuchenden Akteure innehaben
3. Auswahl der Methoden „Im Anschluss erfolgen die Auswahl geeigneter Analysemethoden und -tools sowie die Erstellung einer spezifischen Ablaufplanung. Die Tatsache, dass die Erhebung der Daten nicht anonym erfolgen kann, stellt entsprechend hohe Anforderungen an die Vorbereitung und Durchführung einer Netzwerkanalyse. So müssen im Vorfeld mit allen Beteiligten klare Regelungen, […] getroffen werden.“ (Zink, 2009) Die Methoden die bei der Analyse häufig verwendet werden sind Fragebögen, die in kurzer Zeit ausgefüllt werden können, selektive Interviews aber auch Textanalysen von Dokumenten die im Arbeitsprozess im Umlauf sind. Die Auswahl der Methoden muss dabei wie in allen Forschungsbereichen zur Beantwortung der Frage sinnvoll sein (vgl. Zink 2009).
4. Visualisierung der Netzwerke In Phase vier werden dann alle gesammelten Daten mit Hilfe von spezieller Software in Netzwerkdiagrammen visualisiert. Die Darstellung hilft konkrete Beziehungen sichtbar zu machen und kritisch zu hinterfragen. Zu dem kann man den Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand abgleiche und dadurch Ungleichgewichte aufdecken (vgl. Zink, 2009). Bei unterschiedlichen Fragestellungen können die Visualisierungen dann auch miteinander
verglichen
werden
und
können
so
helfen
ein
tatsächliches
Gesamtnetzwerk darzustellen. Zudem könnte man auch die Veränderungen der Netzwerke ablichten, indem man die Analyse zu unterschiedlichen Zeitpunkten
wiederholt und kann so Einblicke sichtbar machen die sich hinter einem Organigramm versteckt bleiben (vgl. Zink 2009).
5. Berechnung der Kerngrößen „Um die erhobenen Netzwerke noch genauer zu messen, werden speziell entwickelte Kenngrößen berechnet. Die zusätzliche Berechnung aussagekräftiger Indikatoren gibt den Verantwortlichen die Möglichkeit, standardisierte Netzwerkmaße objektiver bewerten zu können. Die Ergebnisse werden im Anschluss sowohl mit dem Auftraggeber als auch mit Arbeitnehmervertretern bzgl. Detaillierungsgrad und Umfang der Ergebnisdokumentation und -kommunikation abgestimmt. Vor allem bei größeren Netzwerken oder beim Vergleich von Netzwerken ist es hilfreich, neben Visualisierungen standardisierte Kenngrößen für ein besseres Controlling zu ermitteln. So wird beispielsweise untersucht, welche Akteure eher Informationen einholen (z.B. neue Mitarbeiter) und welche Akteure eher Informationen zu Verfügung stellen (z.B. Experten).“ (Zink 2009)
6. Feedback In der vorletzten Phase werden Teilergebnisse mit den Verantwortlichen besprochen, dabei sollen „wesentliche Aspekte hervorgehoben und erläutert werden um den Betroffenen eine bestmögliche Orientierung zu bieten“(Zink, 2009). Zudem kann das Analyse-Team um Feedback bitten um Prozesse weiter zu optimieren und Risiken aufzudecken (z.B. Warum nahmen wenige der Angestellten an den Fragen teil etc.) Aber auch die MitarbeiterInnen können mit den Ergebnissen arbeiten und Vorschläge zur optimalen Nutzung machen, was „Aspekte wie Teamentwicklung, kollektives Lernen und innovatives Problemlösen nachhaltig fördert“ kann (Zink, 2009). Die Ergebnisse und darauf basierende Maßnahmenvorschläge werden dann gesammelt und der Organisation vorgelegt.
7. Umsetzung der Maßnahmen In der letzten Phase werden, wenn gewünscht, die Maßnahmen in Begleitung des Netzwerkanalyse-Teams
umgesetzt.
Dafür
empfiehlt
es
sich
ein
„Veränderungsmanagement“ zu positionieren, vielleicht in Zusammenarbeit mit dem
Qualitäts-/ Risikomanagement. Die erreichten Zielen sollten dann nach gewisser Zeit überprüft werden und sicherzustellen das Maßnahmen umgesetzt und sinnvoll sind.
Praxisbeispiele Praxisbeispiel 1 Frage: Wie tauschen Studenten innerhalb einer Lehrveranstaltung Wissen aus und wie arbeiten sie zusammen? In einem Workshop bearbeiten und besprechen Studenten Fallstudien gemeinsam. Am Ende des Seminars beantworten die Studenten einen Fragebogen zum Seminar und bewerten darin die einzelnen Teilnehmer und deren Seminarbeiträge. Dieser Fragebogen wird anschließend mit Hilfe der sozialen Netzwerkanalyse ausgewertet. Beispielhaft soll auf zwei Fragen dieses Fragebogens eingegangen werden, die erstens die fachliche und zweitens die persönliche Dimension des Workshops im Fokus des Interesses hatten: 1. Folgende Teilnehmer haben die besten Inputs gegeben. Ich nominiere: … 2. Mit folgenden Personen würde ich in einem nächsten Workshop besonders gerne zusammenarbeiten. Ich nominiere: … Insgesamt nehmen 19 Studenten an der Befragung teil. 13 von ihnen haben den Fragebogen beantwortet (68,4%). Durch die Visualisierung der Antworten kann gezeigt werden, wessen Input am meisten geschätzt wurde bzw. mit wem jemand einen weiteren Workshop besuchen möchte. Konkret helfen Visualisierungen in diesem Beispiel, fachliche und soziale Dimensionen abzubilden. Mittels Farben, Formen und Größenunterschieden können weitere Informationen zu einzelnen Akteuren, wie Geschlecht oder Anzahl der Nominierung gegeben werden. Mit Hilfe der Netzwerkanalyse können Organisationen demnach besonders einflussreiche Mitarbeiter gezielt identifizieren.
Quelle: Lembke, Gerald / Vyborny, Michael (2006): Soziale Netzwerkanalyse. Aus Wissensmanagement – Das Magazin
Praxisbeispiel 2 In Abbildung 1 wird beispielhaft ein Vergleich zwischen der hierarchischen Ordnung (links) und dem informellen Informationsfluss (rechts) in einem verteilten Produktentwicklungsteam gezeigt. Jedes Teammitglied wurde gefragt: “An wen wenden Sie sich, um Informationen zu erhalten, die für ihre Arbeit wichtig sind?“ Durch die Visualisierung werden auf einen Blick die tatsächlichen Informationsflüsse erfassbar. Die einzelnen Teammitglieder werden durch Quadrate repräsentiert, die Pfeile zeigen die Richtung der Kommunikation an. Die unterschiedlichen Farben der Quadrate verdeutlichen die Zugehörigkeit der Personen zu den Organisationsbereichen Produktion, Marketing und Forschung & Entwicklung (F&E).
Abbildung 1: Gegenüberstellung Organigramm und tatsächlicher Informationsfluss (Quelle: Zenk (2009))
Anhand der Visualisierungen können Organisationen das Informationsnetzwerk überprüfen und Verbesserungen angehen. Vielleicht besetzen sie ineffiziente Stellen neu oder beschäftigen in neuen Projekten andere MitarbeiterInnen. Welche Lehren aus der Analyse gezogen werden, bleibt dann dem Unternehmen überlassen.
Quelle: Zenk, Lukas (2009): Soziale Netzwerkanalyse in Organisationen/ Versteckte Risiken und Potentiale erkennen.
Fazit Netzwerkanalysen bieten in der heutigen Zeit ein einfaches Instrument um unsichtbare Abläufe in Unternehmen sichtbar zu machen. Mit Hilfe der Analyse können Prozesse verbessert und optimiert werden, wenn die Ergebnisse richtig gedeutet werden und Maßnahmen ordentlich geplant und umgesetzt werden. Dabei sollte aber darauf geachtet werden sich nicht „zu Tode“ zu analysieren, sondern sich auf bestimmte Prozesse einzuschränken und seine Fragen an/ über das System spezifisch zu stellen. Die Netzwerkanalyse ist zwar ein Instrument das vielfältig eingesetzt werden kann (Untersuchung von großen bis sehr kleinen Gruppen/ soziale, politische, organisationelle Abläufe etc.) sollte aber nicht überstrapaziert werden. Mit der richtigen Planung bildet es ein einfaches Instrument um Netzwerke zu analysieren und zu visualisieren.
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Lembke, Gerald / Vyborny, Michael (2006): Soziale Netzwerkanalyse. Aus Wissensmanagement – Das Maganzin. Unter: http://gerald-lembke.de/media/pdf/Soziale%20Netzwerk%20Analyse%20und% 20Buchbesprechung%20Wissensnetzwerke.pdf [25.01.2012]
Uni-Hamburg: Soziales Netzwerk. Unter: http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzepte/l53/l53 85.htm [25.01.2012]
Zenk, Lukas (2009): Soziale Netzwerkanalyse in Organisationen/ Versteckte Risiken und Potentiale erkennen. Unter: http://www.inso.tuwien.ac.at/uploads/media/Zenk_Behrend_2010preprint_Soz iale_Netzwerkanalyse_in_Organisationen.pdf [25.01.2012]