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Die Synthese von diesen dreigliedrigen Ringen (Cyclopropane) ist häufig mit dem Einsatz von gefährlichen oder teuren Reagenzien verknüpft.

Helfer bei Synthesen neuer Verbindungen

Wenn lange Verkanntes nützlich wird

Der Nachweis der nicht-klassischen Carbokationen beendete einen jahrzehntelangen Streit in der Chemie über die Existenz dieser ungewöhnlichen chemischen Verbindungen. Durch ihre Kurzlebigkeit war die Erforschung dieser aussergewöhnlichen Moleküle lange Zeit eingeschränkt. Forschende stellten nun einen neuen Syntheseweg vor, wie über die Synthese nichtklassischer Carbokationen dreigliedrige Kohlenstoffringe gewonnen werden können.

Die Faszination für geometrische Formen und Muster stellt ein Bindeglied zwischen den Naturwissenschaften und den bildenden Künsten dar. Schon den aperiodischen Parkettierungen, welche bereits spätmittelalterliche persische Schreine prägten und 500 Jahre später unabhängig von Penrose mathematisch beschrieben wurden, fehlten die konventionellen Eigenschaften. Diese aperiodischen Muster wurden aber auch in Kristallen – daraufhin als «Quasi-Kristalle» bezeichnet – beobachtet, deren Existenz jedoch lange vehement angezweifelt wurde und deren Entdeckung erst 2011 mit dem Nobelpreis für Chemie gewürdigt wurde.

Kurzlebig und reaktiv

Den Entdeckern der «nicht-klassischen Carbokationen» erging es nicht besser: Die Mitte des 20. Jahrhunderts in der organischen Chemie beobachteten Reaktionen liessen sich nicht mit klassischen Strukturformeln vereinbaren. Notgedrungen schlugen die Studienautoren symmetrische Strukturen vor, die mit den klassischen Gesetzen der organischen Chemie unvereinbar sind. Es folgte Spott und Hohn von kritischen Kollegen, doch 60 Jahre später gelang der Nachweis der nicht-klassischen Carbokationen mit der Isolierung des Intermediates (Zwischenproduktes) endgültig. «Diese aussergewöhnlichen Strukturen sind leider auch sehr kurzlebig und reaktiv», sagt Nuno Maulide vom Institut für Organische Chemie. Daher habe die Beweisfindung so lange gedauert. «Diese Eigenschaften machen Reaktionen, in denen nicht-klassische Kationen vorkommen, zudem auch schwer kontrollierbar.» Nicht-klassische Carbokationen als Zwischenprodukte von mehrstufigen Reaktionen waren bisher kaum brauchbar: «In den meisten Studien, in denen diese unkonventionellen Intermediate beobachtet worden sind, zerfielen die nicht-klassische Strukturen zu einer Vielzahl untrennbarer Produkte – ein Alptraum in der Synthesechemie», so Maulide, Österreichs Wissenschafter des Jahres 2018.

Zwischenprodukt erleichtert Synthese

In der aktuellen Studie wurde von den Forschern Bedingungen gefunden, in denen simple chemische Startmaterialien über ein nicht-klassisches Carbokation selektiv (das heisst: als einziger Reaktionsweg) zu dreigliedrigen Ringen umgewandelt werden können.

Eine Gruppe um Nuno Maulide vom Institut für organische Chemie der Universität Wien stellt einen Weg vor, wie über die Synthese nicht-klassischer Carbokationen dreigliedrige Kohlenstoffringe gewonnen werden können.

«Wir hatten anfangs nur eine vage Vermutung, dass sich nicht-klassische Carbokationen bilden könnten», sagt Erstautor Adriano Bauer: «Als wir dann die dreigliedrigen Ringe isolierten, deuteten die experimentellen Beobachtungen, insbesondere die Isotopenmarkierungen, klar auf ein nicht-klassisches Carbokation als Zwischenprodukt hin.» Über diesen speziellen Syntheseweg können nun Produkte zu Stoffgruppen modifiziert werden, die zuvor nur schwer oder über Umwege zugänglich waren. «An das Kation kann eine Vielzahl verschiedenster Anhängsel, also Substituenten, angebracht werden», sagt Koautor und Doktorand Giovanni Di Mauro. Die Synthese von diesen dreigliedringen Ringen (Cyclopropane) ist häufig mit dem Einsatz von gefährlichen oder teuren Reagenzien verknüpft. In dieser Studie ersetzen ungiftige und günstige Iod-Oxidantien toxische und umweltschädliche Schwermetalle wie Blei, Silber oder Thallium. «Eine der wichtigsten Bestrebungen der modernen organischen Chemie ist es, ihre Nachhaltigkeit zu verbessern», sagt Gruppenleiter Nuno Maulide.

Originalpublikation Adriano Bauer, Giovanni Di Mauro, Jing Li und Nuno Maulide, «An α−cyclopropanation of carbonyl derivatives by oxidative Umpolung», Angewandte Chemie (2020); DOI: 10.1002/anie.202007439R1

Kontakt Univ.-Prof. Dr. Nuno Maulide Institut für Organische Chemie Universität Wien Währinger Strasse 38 A-1090 Wien +43 1 4277 521 55 nuno.maulide@univie.ac.at www.univie.ac.at

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Laser-Absorptionsspektrometer

Bald ein Analysegerät im Miniformat

Die Absorptionsspektroskopie ist schon seit Jahrzehnten ein gängiges Verfahren, wenn es um Analysen beispielsweise im Medizinbereich, in der Umwelttechnik oder in der Lebensmittelanalyse geht. Je nach Anwendung sind die gängigen VIS/NIR-Spektrometer jedoch grosse Laborgeräte. Für die Untersuchungen müssen die Proben erst ins Labor gebracht werden. Für Untersuchungen vor Ort gibt es bereits tragbare Geräte, die jedoch nur für spezielle Untersuchungen und eingeschränkte Anwendungen einsetzbar sind.

An der Hochschule Karlsruhe wurde nun ein On-Chip-Spektrometer entwickelt, das mit organischen Lasern arbeitet. Die Forscher Prof. Dr. Christian Karnutsch und Dr. Jörg Knyrim entwickelten ein optofluidisches On-Chip-Absorptionsspektrometer, das die spezifischen Eigenschaften von organischen DFB-Lasern nutzt. Dadurch konnte der Aufbau erheblich vereinfacht werden, so dass nun keine kosten- oder raumintensive Bauteile wie Strahlteiler, Lichtleiter oder optische Filterelemente mehr notwendig sind. Der Aufbau wird dadurch nicht nur einfacher, sondern auch erheblich kleiner.

Neue Chancen für die Medizin

Durch den veränderten Aufbau werden zudem vielfältige Anwendungsmöglichkeiten denkbar. Da ein Analysegerät mit einem solchen Aufbau sehr klein sein könnte, bieten solche Systeme vor allem in der Medizin ideale Voraussetzungen für die Point-of-Care-Diagnostik, wie beispielsweise die Blutanalyse direkt im Krankenwagen. Da unterschiedlichste Parameter gemessen werden können, ist das Anwendungsspektrum sehr breit: Neben Analysen in der Medizintechnik sind auch die Bereiche Umweltanalytik, Produktüberwachung oder Lebensmittelanalytik (Food und Beverage) als Einsatzmöglichkeiten denkbar.

Robuster und günstiger

Bei der Verwendung von Spektrometern ist es für die exakte Bestimmung des absorbierten Lichtes essenziell, die Lichtintensität vor und hinter der zu untersuchenden Substanz zu kennen. Dafür werden

Laboraufbau mit einem optofluidischen Chip.

Erste Messungen mit einem roten Lebensmittelfarbstoff (Konzentrationen 10–50 ppm).

üblicherweise Strahlteiler eingesetzt, die einen Teil des Lichtstrahles für eine Referenzmessung abzweigen. Prof. Karnutsch und sein Team entwickelten eine ganz neue Möglichkeit, indem sie ein Spektrometer mit organischen Lasern in Verbindung mit mikrofluidischen Kanälen direkt On-Chip herstellen, das ohne Strahlteiler und Strahlführung auskommt. Durch die damit erreichte Reduzierung der verwendeten Bauteile wird das Spektrometer nicht nur viel kleiner, sondern auch unempfindlicher gegen Störungen. Zudem werden die Herstellungskosten so gering sein, dass auch eine Einmal-Nutzung als «Disposable Product» denkbar sein könnte. Das optofluidische Analysesystem besteht aus den organischen DFB-Lasern, die jeweils in einem spezifischen Wellenlängenbereich Licht emittieren. Eine Flüssigkeit,

Schematische Darstellung eines optofluidischen Analysesystems.

die durch die darunter liegenden Mikrokanäle fliesst, kann dementsprechend auf ihr Absorptionsverhalten bezüglich jeder der verwendeten Wellenlängen hin untersucht werden. Als Referenzsignal dient die zweite Abstrahlrichtung der Laser. Das Analysesystem kann günstig für jede beliebige Wellenlänge des sichtbaren Lichts sowie im nahen

Infrarot (NIR) realisiert werden. Die Materialien, aus denen die organischen DFB-Laser und sonstige Strukturen bestehen, sind zudem ungiftig und können daher ohne Beschränkungen entsorgt werden. Der nächste Schritt wird nun die konkrete Umsetzung eines Prototyps sein. Die Forscher Prof. Dr. Christian Karnutsch und Dr. Jörg Knyrim werden damit untersuchen, welche konkreten Wellenlängen gebraucht werden und welche Stoffe wie gemessen werden können. Die TLB GmbH unterstützt die Forscher bei der Suche nach einem Kooperations- oder Projektpartner. Ideal wäre ein Projektpartner mit einem konkreten Entwicklungsziel. Die Erfindung wurde zum Patent angemeldet. Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH unterstützt die Hochschule Karlsruhe bei der Patentierung und Vermarktung der Innovation. TLB ist mit der wirtschaftlichen Umsetzung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt und bietet Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Lizenzierung der Schutzrechte.

Medienmitteilung Technologie-LizenzBüro (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH www.tlb.de

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