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ERNÄHRUNG

Paradox: Zuchtfisch kurbelt Überfischung an

Wenn Aquakultur zu Überfischung führt

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Jeder sechste Wildfisch endet als Futtermittel in der Aquakultur. Zu diesem Schluss kommt die niederländische Organisation Changing Markets Foundation in einem umfassenden Bericht. Im Rahmen eines europaweiten Projekts wurden auch die Schweizer Detailhändler Migros, Coop, Denner, Aldi, Volg, Lidl und Spar untersucht. Gemäss dem Bericht fehlt es bei allen Händlern an Transparenz und am Willen, Wildfisch als Futter für Zuchtfisch auszuschliessen.

Fisch ist beliebt, gerade auch in der Schweiz. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. Was viele nicht wissen: Fisch und Meerestiere aus Zuchten werden oft mit Fischmehl oder Fischöl aus Wildfang gefüttert. Jeder sechste gefangene Wildfisch endet heute als Futter in der Aquakultur. Anstatt die Meere zu entlasten, kurbeln Aquakulturen die weltweite Überfischung weiter an. Dies zeigt der Bericht «Überfischung2» der niederländischen Organisation Changing Markets Foundation.

Schlechte Noten für Schweizer Detailhändler

Der Kauf von Zuchtfisch ist auch bei Schweizer Grossverteilern und Detailhändlern Migros, Coop, Denner, Aldi, Volg, Lidl und Spar kein Garant für Nachhaltigkeit. Konsumentinnen und Konsumenten wis- Bild: Envato sen heute nicht, ob sie mit ihrem Kauf die Beinahe 20 Prozent der weltweit gefangenen Fische werden zu Fischmehl oder -öl verarbeiMeere entlasten oder sogar zu deren tet. Davon landen paradoxerweise 80 Prozent in Futtermitteln für Zuchtfische. Überfischung beitragen. Die Changing Markets Foundation erteilt den Schweizer Detailhändlern schlechte Noten, weil sie trotz Nachhaltigkeitsversprechen Zuchtfisch verkaufen, die mit Wildfisch gefüttert

Hintergrund wurden. Coop schliesst gemäss dem Be-

Der Bericht der Changing Markets Foun- richt von Changing Markets Foundation mit dation enthält eine Rangliste, die zeigt, 35 von total 100 Punkten am besten ab, wie transparent und nachhaltig die sollte sich aber ein klares Ziel für den

Händler in Bezug auf ihre Aquakultur- schrittweisen Ausstieg von der Verwen-

Produkte sind. Dabei stützte man sich auf Informationen aus drei Datenquellen: eine Unternehmensbefragung, eigene Recherchearbeiten und Marktbedung von Wildfang als Futtermittel setzen. Das Schlusslicht ist Spar mit nur sechs Punkten. Bild: Shutterstock suche. Untersucht wurden die Bereiche Ein Drittel der Fischbestände Coop schliesst zwar mit 35 von total 100

Unternehmenspolitik, Transparenz der gilt als überfischt Punkten am besten ab, sollte sich aber ein

Lieferketten und Produkte-Vermarktung. Weltweit werden jährlich rund 20 Millioklares Ziel für den schrittweisen Ausstieg von der Verwendung von Wildfang als Futtermitnen Tonnen Wildfisch zu Fischmehl und tel setzen.

Die Changing Markets Foundation erteilt den Schweizer Detailhändlern schlechte Noten: Zuchtfische werden noch zu oft mit Wildfisch verfüttert. Maximal konnten 100 Punkte erreicht werden.

-öl verarbeitet. Das sind fast 20 Prozent des Gesamtfangs. Davon landen 80 Prozent in Futtermitteln für Zuchtfische. Im Jahr 2018 galt bereits ein Drittel der weltweiten Fischbestände als überfischt. Und die Nachfrage nach Fisch steigt weiter. Gesunde Fischbestände sind jedoch für drei Milliarden Menschen die wichtigste Proteinquelle. Intakte Bestände tragen auch zum Klimaschutz bei. Denn nur gesunde Meere können weiterhin CO2 speichern und dadurch die Folgen des Klimawandels abmildern. Der Import von Fisch und Meeresfrüchten hat in den letzten 30 Jahren auch hierzulande laufend zugenommen. Jede Schweizerin und Schweizer konsumiert durchschnittlich neun Kilogramm pro Jahr. Einheimische Fische machen nur gerade sechs Prozent aus, der Rest wird importiert. Die beliebtesten Fische sind Lachs und Pangasius, die vorwiegend in Aquakulturen gezüchtet werden. Wie die Changing Markets Foundation sieht auch Kerstin Glaus, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Non-Profit-Organisation OceanCare, die Verantwortung bei den Detailhändlern. «Viele Aquakulturen sind mit Mastbetrieben zu vergleichen. Es geht allein darum, möglichst viele Fische in möglichst kurzer Zeit zu züchten – für die Fische ein immenser Stress. Sie werden krank, weil sich Parasiten aufgrund der engen Platzverhältnisse sehr schnell vermehren und übertragen. Fischzuchten mit hohen Sterblichkeitsraten sollten darum von Schweizer Detailhändlern ausgeschlossen werden. Dies zu überprüfen, liegt aus unserer Sicht klar in der Verantwortung der Abnehmer», so Glaus. «Die Detailhändler haben durch die Wahl ihres Angebots grossen Einfluss auf das Kauf- und Konsumverhalten. Sie stehen damit aber auch in der Verantwortung und sollten dafür sorgen, dass sie ihre Nachhaltigkeitsversprechen auch halten. Dies bedingt eine sorgfältige Auswahl der Lieferanten und vollständige Transparenz bezüglich Herkunft, Haltung und Futter der Fische. Nur dann haben die Konsumenten eine echte Wahl», sagt Glaus abschliessend.

Medienmitteilung OceanCare www.oceancare.org

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Fettproduktion verdoppelt

Der zugesetzte Zucker ist das Problem

Zucker wird zahlreichen Lebensmitteln zugesetzt. Mehr als 100 Gramm davon konsumieren Schweizerinnen und Schweizer täglich. Vor allem der hohe Kaloriengehalt von Zucker fördert Übergewicht und Adipositas – und entsprechende Folgekrankheiten. Hat zu viel Zucker noch andere schädliche Wirkungen, wenn er regelmässig zugeführt wird? Und wenn ja, welcher Zucker?

Diesen Fragen sind Forschende der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich nachgegangen. Im Vergleich zu bisherigen Studien, die vor allem den Konsum sehr hoher Zuckermengen untersuchten, zeigen ihre Ergebnisse, dass bereits moderate Mengen zu einem eigentlichen «Switch» im Stoffwechsel der Versuchsteilnehmer führen. «80 Gramm Zucker täglich, was rund 8 Deziliter eines handelsüblichen Softdrinks entspricht, kurbeln die Fettproduktion in der Leber an. Und die Überaktivität hält längere Zeit an, selbst wenn kein Zucker mehr zugeführt wird», sagt Studienleiter Philipp Gerber von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung.

Nur gesunde Männer untersucht

An der Studie beteiligten sich 94 junge gesunde Männer. Sie nahmen sieben Wochen lang täglich ein mit unterschiedlichen Zuckerarten gesüsstes Getränk zu sich, während die Kontrollgruppe darauf verzichtete. Das Süssgetränk enthielt entweder Fruchtzucker (Fruktose), Traubenzucker (Glukose) oder Haushaltszucker (Saccharose), der aus Frucht- und Traubenzucker besteht. Mithilfe sogenannter «Tracer» – markierte Substanzen, deren Weg im Körper nachverfolgt werden kann – analysierten die Forschenden den Effekt der Süssgetränke auf den Fettstoffwechsel.

Die Sünder: Frucht- und Haushaltszucker

Insgesamt nahmen die Probanden nicht mehr Kalorien zu sich als vor der Studie. Aufgrund einer gewissen Sättigung durch das Süssgetränk haben sie ihre sonstige

Süssgetränke mit viel Zucker kurbeln die Fettproduktion in der Leber an – nicht nur kurz-, sondern längerfristig.

Kalorienzufuhr reduziert. Trotzdem beobachteten die Forschenden, dass sich Fruchtzucker negativ auswirkt: «Die körpereigene Fettproduktion in der Leber war in der ‹Fruchtzucker-Gruppe› doppelt so hoch wie in der ‹Traubenzucker-Gruppe› oder der Kontrollgruppe – und dies mehr als zwölf Stunden nach der letzten Mahlzeit bzw. dem letzten Zuckerkonsum», sagt Gerber. Überraschend war insbesondere, dass der am häufigsten konsumierte Haushaltszucker die Fettsynthese sogar noch etwas höher ankurbelte als dieselbe Menge Fruchtzucker. Denn bisher stand vor allem Fruchtzucker im Verdacht, solche Veränderungen hervorzurufen.

Fettleber oder Diabetes sind die Folge

Die erhöhte Fettproduktion in der Leber ist ein massgeblicher erster Schritt in der Entstehung von weit verbreiteten Erkrankungen wie Fettleber oder Typ-2-Diabetes. Aus gesundheitlicher Sicht empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, den täglichen Zuckerkonsum auf rund 50 Gramm oder noch besser auf 25 Gramm zu beschränken. «Doch davon sind wir in der Schweiz noch weit entfernt», betont Philipp Gerber. «Unsere Resultate sind ein entscheidender Schritt in der Erforschung der schädlichen Wirkungen von zugesetztem Zucker und werden für zukünftige Ernährungsempfehlungen sehr bedeutend sein.»

Originalpublikation Bettina Geidl-Flueck, Michel Hochuli, Ágota Németh, Anita Eberl, Nina Derron, Harald C. Köfeler, Luc Tappy, Kaspar Berneis, Giatgen A. Spinas, Philipp A. Gerber, «Fructose- and sucrose- but not glucose-sweetened beverages promote hepatic de novo lipogenesis: A randomized controlled trial», Journal of Hepatology (2021); DOI: 10.1016/j.jhep.2021.02.027

Medienmitteilung Universität Zürich www.uzh.ch

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