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Über skate-aid
from skate-aid Mag No. 11
by skate-aid
Heute möchte ich meine Erfahrungen beim Bau eines Skull Bowls in Uganda mit euch teilen, der sich in eine Swimmingpool-Party verwandelte! Ja, ihr lest richtig, SWIMMINGPOOLPARTY für die Kids in den Slums!
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Eine kurze Einführung: Das vom skate-aid International Team durchgeführte Skull Bowl Projekt wurde von BETONLANDSCHAFTEN aus Köln entworfen: Arne, Kiki und meine Wenigkeit in Zusammenarbeit mit Einheimischen und unter Anleitung von Jack, dem Präsidenten der Uganda Skateboarding Union (USU) und Direktor von skate-aid Uganda. Mehr als 50 Leute aus der Gemeinde waren an dem Projekt beteiligt. Ohne sie und ohne die Hilfe aller Spender wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.
Ursprünglich war geplant, das Projekt Anfang 2020 fertig zu stellen. Das dachten wir, bevor diese ganze COVID-Situation, die niemand vorhersehen konnte, die ganze Welt traf.
FOTO JÖRG BAUMGARTEN / KUCKUCK ARTWORKS
Wir haben also monatelang versucht, die Gelegenheit zu bekommen, nach Uganda zu reisen, aber das einzige Ergebnis dieser tragischen Situation waren Flugstreichungen, Reiseverbote, Ausgangssperren, Lockdowns usw. Im Grunde ein Albtraum! Glücklicherweise war uns das Jahr 2021 freundliche gestimmt, die Reiseverbote wurden aufgehoben und so beschlossen wir, es zu versuchen.
Da saß ich nun, im März 2021, in einem Flugzeug direkt nach Kampala, mit einem Haufen Pandemieängsten in meinem Gepäck. Ein Gefühl der Aufregung durchlief meinen ganzen Körper, während ich in einem fast leeren, riesigen Flugzeug saß. Ich konnte sogar bequem auf einer gesamten Sitzreihe schlafen, dank der Leute, die aus Angst nicht reisen wollten! Endlich auf dem Weg! Ich konnte es nicht fassen, nachdem ich die Reise in den letzten Monaten so oft verschieben musste. Das Flugzeug landete in Kampala/Uganda und innerhalb von 5 Minuten nach Verlassen des Flugzeugs war ich völlig verschwitzt! Das Wetter war schön, warm und mit hoher Luftfeuchtigkeit. Es war wirklich schön, dieses Gefühl zu haben, besonders nachdem ich aus dem kalten nordeuropäischen Winter kam!
Jack, Peter, Payes und ein Taxifahrer holten mich mit einem breiten Lächeln vom Flughafen ab. Der Taxifahrer fuhr einmal quer durch Kampala bis zum Kitintale Slum, wo das Projekt verwirklicht werden sollte. Auf dem Weg dorthin sahen wir niemanden auf der Straße, außer der Armee und der Polizei, weil Ausgangssperre herrschte. Einmal hielten sie uns an, weil wir um diese Uhrzeit eigentlich nicht auf der Straße sein durften. Wir erklärten ihnen, dass wir gerade vom Flughafen kamen und dass ich gerade gelandet war. Die Polizisten diskutierten mit dem Taxifahrer in der Landessprache und irgendwann sah ich, wie der Taxifahrer im Handschuhfach nach Zigaretten und ein wenig Geld griff. Es folgte Gelächter. Plötzlich durften wir weiterfahren! Willkommen in Uganda!!!
FOTO MAIK GIERSCH Am nächsten Tag begannen wir mit dem Bauprojekt. Wir waren auf der Suche nach Bau-Materialien und versuchten, nicht abgezockt zu werden. Wie ihr vielleicht wisst oder auch nicht, gilt man in Ostafrika, wenn man weiß ist (ein "Muzungu" in der lokalen Sprache) und vor allem, wenn man ein Tourist ist, als ein Fass ohne Boden, in dem entsprechend viel Geld steckt. Zu unseren Aktivitäten des Tages gehörte auch die Suche nach interessierten Gemeindemitgliedern, die sich an dem Projekt beteiligen wollten und der Beginn der Vorbereitungsphase des Projekts.
In dieser Phase stellten wir fest, dass der Wasserstand höher war als erwartet. Wir mussten den Entwurf überarbeiten und den Bowl höher bauen, um das Wasser abzuhalten. Außerdem mussten wir das gesamte Material mit einem 4-TonnenLKW durch die engen Straßen transportieren! Dieser LKW musste insgesamt mehr als 200 Fahrten machen, um alles, was für den Bau benötigt wurde, zur Baustelle zu bringen. Erschwerend kam hinzu, dass die Materialien 50 Meter von der Baustelle entfernt angeliefert wurden. Jeder einzelne Stein- und Sandhaufen, Zementsäcke, Ziegelsteine, Stahlstangen und alle Materialien, die auf der Baustelle verwendet wurden, wurden also von Hand, mit dem Fahrrad oder der Schubkarre bewegt! Kein Bagger oder schweres Gerät war im Spiel, nur Schweiß, Blut und Muskeln! Ich habe nicht mehr gezählt, wie oft wir Material in die Schubkarre geschaufelt, zur Baustelle gerollt, ausgekippt und den Prozess von vorne begonnen haben. Es waren mit Sicherheit mehr als 10.000 Mal!!
Nach ein paar Tagen kam Kiki aus Kanada an. Auch Arne, ein alter Freund aus Deutschland, stieß zum Team. Arne hat mehr als 100 Skatepark-Bauprojekte auf dem Buckel. Die beiden erwiesen sich als eine sehr gute Ergänzung.
Tag für Tag haben wir zusammen mit den Einheimischen hart gearbeitet. Ich glaube, das ist der beste Weg, um verschiedene Realitäten aus unterschiedlichen Perspektiven/Welten miteinander zu verbinden und zu teilen, während wir alle die gleiche Arbeit machten und uns alle auf der gleichen Ebene unterhielten.
Die Routine war "Rolex" am Morgen (ein lokaler gerollter, gebratener Crêpe mit Gemüse) und lokaler schwarzer, übermäßig süßer Tee. Wir arbeiteten bis zum Mittagessen, bei dem wir einen großzügigen Teller mit Ugali (einheimisches Porridge), Reis, Gemüse und Bohnen verputzten. Wir aßen alle zusammen und arbeiteten bis zum späten Nachmittag, je nach Wetterlage, schliefen und wiederholten die Routine! Es mag hart erscheinen, aber ich habe jeden Schritt dieses Prozesses sehr genossen. Das Lachen während der Arbeit, die Lieder, die während der Arbeit gesungen wurden und die Kinder, die in einem nahe gelegenen Park spielten. Das Gefühl lässt sich nur schwer in Worte fassen. Ich wollte so viele Einheimische wie möglich in den Bau des Projekts einbeziehen, indem ich ihnen eine gewisse Entschädigung und eine tägliche kostenlose Mahlzeit anbot. Alle Beteiligten waren froh, Teil des Projekts zu sein und durch die Arbeit daran entwickelte sich definitiv ein Gefühl der Eigenverantwortung in der gesamten Gemeinde. Jeden Tag versammelten sich mehr Leute, die neugierig waren, was da passiert und was da gebaut wurde. Am Anfang verstand niemand, was wir taten, nicht einmal die am Projekt beteiligten Locals, aber als die endgültige Form eines Bowls Gestalt annahm, konnte man die Begeisterung in ihren Augen sehen!
Zweieinhalb Monate später hatten wir den Bowl fertiggestellt! Es war eine Menge harter Arbeit, viel Schaufelei, Unmengen an Schubkarren und einige Tage mit extremen Wetterbedingungen, aber wir haben es tatsächlich kurz vor meinem Geburtstag geschafft.
Maik at work supported by NIKON Zu meinem Geburtstag wollte ich etwas Besonderes machen, das mir und den Kindern für immer in Erinnerung bleiben sollte. Wir nutzten die Regenzeit, verstopften das Abflusssystem des Bowls und ließen ihn über einige Tage hinweg volllaufen, bis der Wasserstand mindestens 1 m hoch war.
Der Tag kam und der Bowl war halb leer oder halb voll mit Wasser, je nachdem, wie man es sehen will. Jack holte eine Leiter, die wir in den Bowl stellten und ich sprang vor ein paar eher schüchternen Kids ins Wasser. Ich begann herumzutollen und das Wasser rumzuspritzen, während die Kinder Jack fragend ansahen, was sie tun sollten. Dann nickte Jack mit dem Kopf, um seine Erlaubnis zu signalisieren und die Kinder gesellten sich zu mir in den Skull Bowl Pool. Ein Kind erzählte es seinen Freunden und die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer! Nach ein paar Minuten waren es mehr als 100 Kinder, die schrien, sprangen und planschten. Das laute Lachen der Kids, die zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Pool schwammen, werde ich nie vergessen - ein unbezahlbares Gefühl, das ich in meinem Erinnerungsschatz aufbewahren werde!
Und dann war es endlich so weit: der Tag der feierlichen Eröffnung war da! Die Kids konnten es gar nicht abwarten den Bowl endlich zu skaten. Auch die skate-aid Delegation, bestehend aus Titus, Maik und Ralf (von Betonlandschaften) war voll freudiger Erregung. Vielen Dank an alle Beteiligten, die dieses großartige Projekt möglich gemacht haben, besonders an Gabu, Ralf und Jörg Baumgarten. GO SKATE!